Laser meets Hydroforming – ein Trend gewinnt Kontur
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Laser meets Hydroforming – ein Trend gewinnt Kontur
Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. 46 Pressentechnik Laser meets Hydroforming – ein Trend gewinnt Kontur ALFONS BÖHM, THOMAS SCHIRMER UND RALF JASTER Für den Automobilbau bedeutet die Forderung nach steigender Sicherheit und mehr Komfort bei sinkendem Kraftstoffverbrauch, Karosserieteile leichter und gleichzeitig fester zu machen. Eine Lösung für diesen scheinbaren Widerspruch ist das Innenhochdruck-Umformen (IHU). Für die Serienfertigung des Stirnwand-Querträgers im neuen 5er-Modell nutzt BMW eine IHU-Fertigungslinie von Schuler, bei deren Konzeption das Know-how des Pressenbauers beim Umformen und in der Lasertechnik gebündelt wurde. Die Flexibilität und Genauigkeit der Laserbearbeitung erwies sich als ideale Ergänzung zur IHU-Technologie. KOMBI-ANLAGE IN PRAXI: 360°-Laserschnitt kosten weltweit in Karosserie- und Fahrwerkstrukturen bewährt haben. Auch BMW hat sich bei der Fertigung des neuen 5er-Modells für diese Technologie entschieden, mit dem Ziel, im vorderen Teil der Karosserie überproportional Gewicht einzusparen. Der Querträger für die Stirnwand wird deshalb im IHU-Verfahren aus Aluminium in Leichtbauweise gefertigt. Ausgangsteil ist ein geschweißtes Aluminiumrohr mit 95 mm Durchmesser, einer Wanddicke von 1,4 mm und einer Länge von rund 1800 mm. Dieses Ausgangsrohr ist bereits beim Transport sehr sorgfältig zu behandeln und nur durch entsprechend gefühlvolles Handling beschädigungsfrei durch die Linie zu schleusen. www.blechinform.com © 2003 Carl Hanser Verlag, München um das Endstück eines fest stehenden IHU-Bauteils B eim Innenhochdruck-Umformen werden hohle Ausgangswerkstücke, zumeist Rohre, in Formwerkzeugen mit hohem Emulsionsdruck (Wasser und Additive) umgeformt, bis der Hohlkörper an seiner Außenwand an den Formwerkzeugen vollständig anliegt. Das Ergebnis sind formgenaue Leichtbauteile, die sich wegen ihres guten Gewichts-/FestigkeitsVerhältnisses sowie der niedrigen Herstell- Steuerung erkennt die Enden des nur 1,4 mm dicken Rohrs Das aus dem Magazin den Biegemaschinen zugeführte Rohr wird zunächst fünffach vorgebogen. Nach dem Auftragen einer Schmierstoffschicht beginnt der zweistufige IHU-Prozess. Dabei laufen beide Prozessschritte parallel in einer Presse ab, in der zwei Werkzeuge eingebaut sind (Bild 1). Im ersten Werkzeug wird das Bauteil mit niedrigem Innendruck zunächst zu rund 70 Prozent der Gesamtumformung des Fertigteils umgeformt. Eine weitere Umformung lässt der Rohrwerkstoff nicht zu. Deswegen ist eine Wärmebehandlung (Glühen) erforderlich, durch die das Teil seinen metallurgischen Ausgangszustand wieder zurück erhält. Erst danach gelangt HERSTELLER Schuler Hydroforming GmbH & Co. KG 57234 Wilnsdorf Tel. 0 27 39/8 08-0 Fax 0 27 39/8 08-1 10 www.schulergroup.com Schuler Held Lasertechnik GmbH & Co. KG 63150 Heusenstamm Tel. 0 61 04/96 33-0 Fax 0 61 04/96 33-46 www.schulergroup.com ANWENDER BMW AG/Werk Dingolfing Dingolfing Tel. 0 87 31/76-0 Fax 0 87 31/76-2 51 86 www.bmw.de Blech InForm 3/2003 47 simultane Laserbearbeitung der beiden Enden eines IHU-gefertigten Trägers BILD 2. SELBSTTÄTIG: BILD 1. KERNSTÜCK: Hydroforming-Presse mit automatischer Teilezuführung das Bauteil nach einem erneuten Schmierstoffauftrag in das zweite Werkzeug der Presse, um seine endgültige Form zu erhalten. Bei Erreichen des Enddrucks von ungefähr 1400 bar wird das Bauteil gleichzeitig an mehreren Positionen gelocht. Als besonders anspruchsvolle Aufgabe erwies sich das Abdichten des sehr knickempfindlichen Rohrs. Hier konnte zum einen © 2003 Carl Hanser Verlag, München www.blechinform.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Pressentechnik Blech InForm 3/2003 ein schnelles Dichten des Rohrs erreicht werden, zum anderen hat die Prozesssteuerung die notwendige ›Feinfühligkeit‹, um die zwei Rohrenden bei dem nur 1,4 mm dicken Aluminiumrohr zu erkennen. Nach der Entnahme des fertig umgeformten Bauteils wird der Querträger der dreidimensionalen Laserbearbeitung zugeführt. Für das Erzeugen der komplexen Endenge- ometrie bei hoher Bauteilgenauigkeit und Reproduzierbarkeit kann der Laser seine Vorzüge als flexibles Werkzeug voll ausspielen. Um den hohen Taktzeitansprüchen zu genügen, müssen die Verfahrwege der Linearachsen, die Arbeitsköpfe mit den Drehund Schwenkachsen, die Laserstrahlquellen, die Spanntechnik und nicht zuletzt die CNC-Programmierung genauestens aufeinander abgestimmt sein. © 2003 Carl Hanser Verlag, München www.blechinform.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. 48 Pressentechnik Die Laserzelle besteht aus zwei auf Präzisionsführungen verfahrbaren Maschinentürmen, die zu den Bauteilenden ausgerichtet sind und je einen höhenverstellbaren Seitenarm tragen (Bild 2). An diesem Seitenarm ist der Arbeitskopf mit einer +/- 250° beweglichen Drehachse sowie einer Schwenkachse mit +/- 110° angebracht. Ein schlanker, flexibler Arbeits- Wichtig ist auch die Auswahl der für den Prozess und den Werkstoff geeigneten Laserstrahlquelle. Weil Aluminiumlegierungen eine sehr hohe Strahlreflexion und Wärmeleitfähigkeit haben, war im Fall des hier vorliegenden Werkstoffes AlMg 3.5 Mn eine Strahlquelle vorzusehen, die eine sehr gute Strahlqualität von K > 0,9 erzeugt. Der Laserstrahl muss sehr konzentriert auf die Werkstückoberfläche einwirken, um eine wird, ist eine komplexe Bauteilendengeometrie mit umgebogenen Laschenkonturen erforderlich. Die Fertigung der Laschen erfolgt in zwei Schritten: Zunächst werden die Laschen vorsichtig umgestellt und anschließend in der Endenbearbeitungsstation nachgeschlagen, das heißt auf die Endposition eingestellt. Hier gilt es nochmals, die Rückfederung des Aluminiumwerkstoffes zu kontrollieren. Strahlqualität von K > 0,9 ist für Aluminium notwendig Die Laschenqualität (Endposition) hängt von der Beschichtung der Biegestempel sowie von dem aufgetragenen Schmierstoff und dem Schmierstoffbild ab. Mit einer in die Werkzeuge integrierten Mikrodosierung kann über die Anlagensteuerung die Schmierstoffaufbringung, also die Menge und die Verteilung, beeinflusst werden. Die Ausgangsgeometrie, besonders sehr kleine Radien des Endkonturbeschnittes der Laserstation, beeinflusst die Laschenendposition maßgeblich. Die sehr gute Schnittqualität des verwendeten Lasersystems ist eine Voraussetzung, um Toleranzvorgaben von +/- 0,5 mm zu erreichen. Zu große Bahnabweichungen oder gar ›Zacken‹ im Schnittverlauf führen zum Reißen der Bauteilenden während der weiteren Endenumformung. In Bild 3 sind noch einmal die einzelnen Schritte zur Herstellung des Bauteils ›Querträger Stirnwand‹ zusammengefasst und schematisch dargestellt. Deutlich wird der räumlich und funktionell enge Kontakt zwischen den üblicherweise unabhängig voneinander realisierten Verfahren IHU und Laserbearbeitung. Bild 4 zeigt die Querträger in Transportgestellen nach dem Glühen, bevor sie in der zweiten Stufe des IHU-Fertigungsprozesses ihre endgültige Form erhalten. BILD 3. IHU PLUS LASER: Fertigungsfolge des Bauteils ›Querträger Stirnwand‹ am neuen BMW 5er kopf ist die Grundvoraussetzung für die Ausführung eines qualitätsgerechten Radiallaserschnitts um ein fest stehendes Bauteilende. Für die parallele Be- und Entladung wurden eigens zwei übereinander liegende Aufnahmeeinrichtungen mit pneumatischer Spann- und Fixiertechnik entwickelt und gefertigt. Während ein Bauteil in der Schneidzelle bearbeitet wird, belädt und entlädt der Industrieroboter die jeweils andere Ebene. hohe Schneidgeschwindigkeit zu erzielen. Zudem erreicht man sehr schmale Schnittfugen mit reduziertem Fugenaustrieb, was sich letztendlich positiv auf die anschließende Reinigung der Bauteilinnenflächen auswirkt. Die abschließende mechanische Endenbearbeitung erwies sich als technologisch äußerst anspruchsvoll. Weil das Bauteil an die benachbarten Baugruppen genietet Um eine hohe Produktionssicherheit zu erreichen, wurde größtes Augenmerk auf Notfallstrategien gelegt, die die Produktion selbst dann sicherstellen, wenn einzelne Anlagenbestandteile ausfallen. Dazu wurden nach Durchführung einer Risikobewertung der Ausfallwahrscheinlichkeit der Einzelkomponenten an wichtigen Punkten Einschleuse- und Ausschleuse-Einheiten installiert, die einen automatischen Weiterbetrieb der Anlage ermöglichen, ausgehend von bereits vorgebogenen Werkstücken. Alternativ können auch Bauteile vor der Fertigstellung ausgeschleust werden. Beim Endenbeschnitt wurden Laserstrahlweichen integriert. So ist beim Ausfall einer Laserstrahlquelle ein Bauteil dennoch vollBlech InForm 3/2003 © 2003 Carl Hanser Verlag, München www.blechinform.com Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern. Pressentechnik BILD 4. BEREIT ZUM 2. IHU: Querträger sten können ihre Kompetenz erweitern und sich als Systempartner auf dem Markt präsentieren, wenn sie ihrem Know-how das der jeweils anderen Technologie hinzufügen. Die von Schuler bei BMW installierte Lösung zeigt deutlich, dass sich die 3D-Laserbearbeitung in der Automobilindustrie nicht auf Applikationen in der Prototypenfertigung abseits von Fertigungslinien beschränkt, sondern durch zugeschnittene Maschinenkonzepte gerade in automatischen Linien ihre Vorzüge unter Beweis stellt. Die Verbindung von Laser und IHU ist nichts weniger als zukunftsweisend für den automobilen Leichtbau. ❙❙ in Transport- gestellen nach dem Glühen ständig bearbeitbar, indem der Laserstrahl der intakten Strahlquelle nach Bearbeitung einer Bauteilseite per Umschaltung zur anderen Maschinenseite geführt wird. Notfallstrategie verhindert Produktionsstopp Die Fertigungslinie lässt sich von einer Vielzahl von Orten aus der Fertigung heraus anhalten und wieder anfahren. Um die Bedienung zu vereinfachen, werden dabei die entsprechenden Einheiten grafisch visualisiert. Ein ›Leerfahren‹ oder gar manuelles ›Ausräumen‹ der Linie zum Wiederanlauf ist nicht erforderlich oder geschieht automatisch. Grundsätzlich können von jedem Terminal die Parameter der Einzelsysteme überwacht und eingesehen werden. Das Steuerungssystem ist modular und übersichtlich aufgebaut, um Wartung und Pflege, aber auch eine Erweiterung zu ermöglichen. Die Dokumentation innerhalb 49 Dr.-Ing. Alfons Böhm ist Technischer Leiter bei Schuler Hydroforming in Wilnsdorf; [email protected] des Systems erfolgt quasi selbsttätig online. Wichtige Fehlermeldungen werden im Dialog abgearbeitet. Eine Anlage wie die beschriebene ist ein typisches Beispiel für den Zukunftstrend Verfahrensintegration. Sowohl Anbieter von IHU-Technik als auch Laserspeziali- Dipl.-Ing. Thomas Schirmer arbeitet als Leiter Produktmanagement Anlagen bei Schuler Hydroforming; [email protected] Dipl.-Ing. Ralf Jaster ist Projektleiter/Vertrieb bei Schuler Held Lasertechnik in Heusenstamm; [email protected]