Predigt mit Anspiel zur Konfirmation am 03.05.2009
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Predigt mit Anspiel zur Konfirmation am 03.05.2009
Konfirmations-Predigt 2009 mit Anspiel Kunde W. Knopf: Guten Morgen, Frau Gieb, das ist aber gut, dass heute die Katharinen- Apotheke aufhat. Ps 84, 12f Gieb: Guten Morgen, Herr Knopf! Ja, ich tue heute Notdienst. Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. HERR Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt! Knopf: Ich brauche da ganz dringend etwas für meine ganze Familie. Wir leiden an... ach, ich weiß gar nicht wie das genau heißt. Ich glaube, es war ein Wort mit K. Kolik…? Nein. Zur Konfirmation 2009 mit Predigtanspiel Gieb: Beschreiben Sie doch mal die Symptome! „Sonntagsnotdienst der Katharinenapotheke“, Knopf: Keine Lust auf Kirche, kein Appetit auf Weissbrot, gelegentlicher Brechreitz, wenn irgendwo fromme Sprüche geklopft werden, sonntags morgens komme ich vor 10 Uhr nicht aus dem Bett, und in alten Gebäuden fühle ich mich immer so verloren. Ja und dann leide ich noch an Vergesslichkeit, wenn es um den Kirchenvorstandswahltermin geht, habe PanikAttacken bei Orgelmusik und immer kalte Füße. 1.) Anspiel zur Konfirmationspredigt 2009 Ein Schild mit dem Apotheken-A wird aufgestellt oder von der Kanzel herabgehängt. Frau Gieb (PTA) im Kittel steht am Mikro. Kunde kommt durch das Mittelschiff nach vorne. 1 Sonntagsnotdienst – eine Predigt zur Konfirmation mit Anspiel von Manuela Rimbach-Sator Oppenheim im April 2009 Also das ist ja das Allerschlimmste: Immer kalte Füße, wenn‘s mal zur Sache geht. Gieb: Ja, das klingt nach Kon (Pause lassen!)firmation. Ich vermute, Sie haben Konfirmation. Manche Menschen entdecken da bei sich Spiritualiätsmangelerscheinungen. Knopf: Ja, genau das ist es. Also, ich fürchte, die ganze Verwandtschaft hat sich schon angesteckt. Gieb: Ja, das ist generell ziemlich heftig und jetzt im Frühjahr sowieso. Haben Sie ein Rezept? Knopf: Ich hab hier so was Ähnliches. Aber das ist wie immer bei solchen Sachen: Ich kann „die Schrift“ nicht lesen. (reicht ein Blatt Papier) Gieb: Im Umgang mit der (Heiligen) Schrift braucht es etwas Übung. Lassen Sie mich mal sehen. Aha, das ist ein Taufschein. Ja, das ist im Allgemeinen schon ganz bewährt bei mangelnder Spiritualität, aber das allein reicht nicht zur Heilung. Das ist auf Wasserbasis und unter Umständen flüchtig, vor allem bei seltenem Gebrauch. Knopf: Vielleicht haben Sie ja ein Mittel, was mehr in den Kopf geht. So was wie Klosterfrau Melissengeist oder was zum Lutschen für den Hals. Was mit Hal- leluja? Oder mit Fisch? Gieb: Ja, das alles soll in einzelnen Fällen auch geholfen haben. Aber das wird eher äußerlich angewendet. Nein ich denke, Sie sollten da mehr etwas für die innere Anwendung nehmen. Knopf: Bloß keine Zäpfchen! Gieb: Nein, ich dachte da mehr an Handauflegung, Seelengymnastik und interhumanitäre Wärmepflaster. Das wirkt aber nur bei regelmäßiger Anwendung. Knopf: Wie oft muss ich denn das anwenden? 2 Sonntagsnotdienst – eine Predigt zur Konfirmation mit Anspiel von Manuela Rimbach-Sator Oppenheim im April 2009 Gieb: Wenn es schnell wirken soll, dann mindestens morgens und abends ein paar Tropfen Heiliger Geist. Das ist sehr wohltuend. Brennt allerdings am Anfang etwas. Gieb: Man sagt: Spiritualität macht abhängig. Manche Menschen kommen ein Leben lang nicht davon runter und sollen sogar fromm gestorben sein. Und kann schon mal Ektase auslösen. Also Vorsicht mit der Dosierung. Knopf: Was Sie nicht sagen?! Na, das muss ich mir aber noch mal gut überlegen. Vielleicht sollte ich da doch noch mal einen Fachmann hinzuziehen. Können Sie mir da jemanden empfehlen? Als Langzeitkur empfehle ich regelmäßigen Kirchgang, hin und wieder auch mal einen heißen Aufguss oller Kamellen, drei- bis fünfmal täglich Gebetsübungen und viel frischen Wind. Knopf: Empfehlen Sie mir Kirchenschlaf? Gieb: Nein, das hat man früher so gemacht. Heute ist das nicht mehr üblich. Spirituelle Menschen sind meistens ziemlich ausgeschlafen. Aber, ich sage Ihnen aber gleich, die Sache hat Nebenwirkungen: Knopf: Welche denn? Gieb: Bei uns in Oppenheim gibt es da ein Team von Spezialisten, eine weltweit anerkannte Organisation. In unserer Stadt treffen die sich regelmäßig am Sonntag oben auf dem Berg. Der Treffpunkt heißt genau wie unsere Apotheke: St. Katharinen. Das können Sie gar nicht verfehlen. Knopf: Also, dann will ich mal sehen, ob ich da hingehe. Gibt es da irgendwelche Zulassungsbedingungen? 3 Sonntagsnotdienst – eine Predigt zur Konfirmation mit Anspiel von Manuela Rimbach-Sator Oppenheim im April 2009 Gieb: Also, mit Ihrem Taufschein lassen die Sie rein. Und wenn nicht, berufen Sie sich auf mich. Ich bin im Kirchenvorstand. Ich habe da ganz gute Verbindungen. Knopf: Vielen Dank Sie haben mir sehr geholfen. Nun habe ich wirklich Hoffnung, dass meine Spiritiualitätsmangelerscheinungen sich beheben lassen. Auf Wiedersehen, Frau Gieb!“ Gieb: Noch ein kleiner Tipp: Am 21. Juni ist Kirchenvorstandswahl. Das ist so ne Art Vorsorge. Sollten Sie unbedingt hingehen! Und andere dazu einladen! Knopf: Danke für den Hinweis. Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen! (Gieb und Knopf gehen ab. Predigt geht von der Kanzel aus weiter.) Pfarrerin: Liebe Gemeinde, ich muss Sie gar nicht fragen, ich sehe das von hier aus, und meine Fern-Diagnose lautet: Auch Sie haben: Konfirmation. Eine heftige Sache. Nicht alle empfinden dabei Mangelerscheinungen. Einige Leute freuen sich darüber und kriegen davon gute Laune. Und für die Bazillenträger, die Konfirmandinnen und Konfirmanden, soll sich die Sache in mehrerer Hinsicht lohnen, wie es heißt. Jedenfalls sehen sie alle, wie sie hier vorne sitzen, heute Morgen ganz besonders gesund und schön aus. Die Inkubationsphase hat knapp ein Jahr gedauert. Akut wurde der Verlauf am vergangenen Sonntag, als Steine attestiert wurden. Heute nun ist die Krankheit richtig ausgebrochen. Wie gut, dass Frau Gieb als 4 Sonntagsnotdienst – eine Predigt zur Konfirmation mit Anspiel von Manuela Rimbach-Sator Oppenheim im April 2009 pharmazeutisch technische Assistentin bei der Katharinenapotheke und im Kirchenvorstand arbeitet und Sie da gut beraten kann. Obendrein hat sie selber Konfirmation. Nun, ein Oppenheimer hat das Chinin erfunden. Oppenheimer Krötenbrunnen kennt man auf der ganzen Welt. Lassen Sie mich nur noch ein paar der Nebenwirkungen beschreiben: Warum sollten die Oppenheimer nicht einen Versuch wagen, mit Frömmigkeit zu experimentieren? Spiritualität. Das ist eines von den Fremdworten, unter denen jeder etwas anderes versteht. Früher sagte man dazu „Frömmigkeit“. Aber das Wort kennt heute keiner mehr. Als Versuchslabor haben wir mit der Katharinenkirche und dem Martin-Luther-Haus und neuerdings der Michaelskapelle hervorragend ausgestattete Arbeitsbedingungen. Fromm sein, das klingt nach Langeweile und riecht nach Bohnerwachs. 18 ausgewiesene Expertinnen und Experten stellen sich am 21. Juni zur Kirchenvorstandswahl und wollen daran arbeiten, unsere Gemeinde zu einem Ort der ansteckenden Glaubens- und Gemeindegesundheit werden zu lassen. Der Sound dieses Wortes frommmm - „Ommm“ – das verbinden wir sonst eher mit Fernöstlichem Hokuspokus und gar nicht mit Oppenheimer Spezialitäten aus der einheimischen HexenKüche. Und ich will euch, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden - und mit euch zusammen eure Familien gleich mit dazu- verlocken, euch 5 Sonntagsnotdienst – eine Predigt zur Konfirmation mit Anspiel von Manuela Rimbach-Sator Oppenheim im April 2009 anstecken zu lassen von dem Virus, der „Frömmigkeit“ heißt. Das Wort „fromm“ bedeutet ursprünglich einmal nützlich, tapfer oder Hilfsmittel. Man sagte: „Etwas dient mir zu Nutz und Frommen“ und meinte das, was einem guttat, was zu einem passte und ganz und gar wohltuend war. Deswegen will ich euch einladen, den Glauben als das zu sehen, was er von Haus aus ist: Etwas für Leute, die es sich gut gehen lassen, die nicht nur einen fitten Körper sondern auch eine starke Seele haben und die wissen, was ihnen frommt; die Kontakt haben zu ihren Wurzeln und eine Perspektive für die Zukunft, auf die sie bauen können wie auf die Steine aus dem Vorstellungsgottesdienst. Die mit Gott auf du und du sind, die Jesus begegnen in dem, wie sie ihr Leben gestalten und die sich erfüllen lassen vom Heiligen Geist. Damit die Heilung.. – die Heiligung weiter voranschreitet, habe ich euch hier ein Pillendöschen mitgebracht. Darin sind verschiedene Dinge, die euch guttun sollen: • Auf dem Beipackzettel steht euer Konfirmationsspruch. • Das Kreuz als Symbol kennt ihr ja schon. Das hier ist eines, das bei Wärmeeinwirkung oder Berührung die Farbe verändert. Denn ihr sollt euch ja vom Glauben berühren und erwärmen lassen. • Ein Fisch. Schmeckt allerdings nicht nach Fisch sondern wie ein Gummibärchen. Den kennt ihr schon von eurer Konfirmandenrüstzeit. Da gab‘s die Fische als Belohnung am Spieleabend. Und dass 6 Sonntagsnotdienst – eine Predigt zur Konfirmation mit Anspiel von Manuela Rimbach-Sator Oppenheim im April 2009 Fische ja ein Symbol für den Glauben sind und das erste Glaubensbekenntnis mit dem Zeichen für einen Fisch dargestellt wurde, das wisst ihr schon. • Und dann gibt es eine Eintrittskarte zum Kirchturm. Normalerweise kauft man diese Karte drüben im Lädchen. Ihr bekommt heute eine geschenkt. Darauf ist das Siegel der Gemeinde gestempelt und das bedeutet: Ein Jahr freien Eintritt zum Kirchturm. Diese Karte ist nur für Menschen, die heute konfirmiert werden. Alle anderen müssen eine kaufen. Und diese gesiegelte Karte ist nicht übertragbar. Aber sie kann verlängert werden für Menschen, die sich in der Kirche engagieren. Mit dieser Notration entlassen wir euch heute aus dem Konfirmandenunterricht in ein Leben in selbstverantwortetem Glauben. Der Glaube soll euch begleiten wie ein Schild. Unter den Symbolen, die ihr euch ausgesucht habt, um den Glauben damit darzustellen und in Stein festzuhalten, war eines, das Dominik hergestellt hat: Das Schild. Und Dominik hat dazu eine ganz weise Beobachtung formuliert: Das Schild kann man ja an jeden Ort und zu jeder Zeit mitnehmen. „So wie auch Gott an jedem Ort ist.“ In Psalm 84 heißt es: Gott der HERR ist Sonne und Schild; der HERR gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Also, probiert‘s aus: Traut euch, und seid fromm! Nehmt Gott überall mit hin. Seid fromm. Und seid dabei ansteckend für andere! Amen. EG 625 Wir strecken uns nach dir 7 Sonntagsnotdienst – eine Predigt zur Konfirmation mit Anspiel von Manuela Rimbach-Sator Oppenheim im April 2009