Das Desertifikationsproblem
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Das Desertifikationsproblem
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg Geographisches Institut im Sommersemester 1997 Das Desertifikationsproblem: Definition, Kenngrößen und Desertifikationsgebiete Proseminar Geoökologie - Mensch und Umwelt in den Ökozonen der Erde Dozent: Dr. Horst Eichler M.A. von Sebastian Klüsener Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Einführung in die wissenschaftliche Diskussion 2.1 Definition: Desertifikation 2.2 Der Mythos Desertifikation: Mißbräuche und Irrwege 3 Kenngrößen der Desertifikation 3.1 Physische Kenngrößen 3.1.1 Vegetative Indikatoren 3.1.2 Hydrologische Indikatoren 3.1.3 Morphodynamische Indikatoren 3.1.4 Pedologische Indikatoren 3.2 3.2.1 Anthropogene Kenngrößen Verursachende anthropogene Kenngrößen 3.2.1.1 Überweidung 3.2.1.2 Überkultivierung 3.2.1.3 Falsche Bewässerungsmethoden 3.2.1.4 Abholzung der Wälder 3.2.2 Auswirkungen des Desertifikationsprozesses auf die menschliche Gesellschaft 3.2.2.1 Wirtschaftliche Indikatoren 3.2.2.2 Soziale Indikatoren 3.2.2.3 Politische Indikatoren 3.3 Systematische Darstellung des Desertifikationprozesses 4 Desertifikationsgebiete 4.1 Statistische Daten 4.2 Übersicht über die von Desertifikation betroffenen Gebiete 4.3 Exemplarische Problemeinführungen 4.3.1 „Dust Bowl“ 4.3.2 Die Sahelzone 5 Schlußbemerkung 6 Literaturverzeichnis 1 1 Einleitung „Our land, compared with what it was, is like a skeleton of a body wasted by disease.“ (Plato, 4.Jh. v.Chr.). Das einleitende Zitat macht deutlich, daß es sich bei Desertifikation nicht um ein neues Problem handelt. Nach Spooner (1989) kann man es bis in das Neolithikum zurückverfolgen. Die großen antiken Zivilisationen unseres Kulturkreises hatten mit ihr zu kämpfen, es gibt sogar Theorien, die etwa den Niedergang der sumerischen Zivilisation mit Desertifikation in Verbindung bringen (Jacobsen und Adams, 1958). Der Begriff „Desertifikation“ ist dagegen jung, hat aber seit der Einführung in die wissenschaftliche Diskussion durch Aubreville (1949) eine Vielzahl von Definitionen erhalten, teilweise wurde die Existenz dieses Prozesses sogar bestritten. Diese Arbeit gibt einen Überblick über die Definition des Begriffes, die Kenngrößen, nach denen man den Desertifikationsgrad feststellen kann, und die Gebiete, in denen Desertifikation auftreten kann. 2 Einführung in die wissenschaftliche Diskussion 2.1 Definition: Desertifikation „The word desertification has more than 100 definitions: a testimony to the complexity of the phenomen“ (Mainguet, 1991). Der Kern, über den größtenteils Einigkeit herrscht, liegt im Begriff Desertifikation selber. Er setzt sich aus den lateinischen Wörtern desertus (wüst, öde) und facere (machen) zusammen, bedeutet also: „Zu einer Wüste machen“ (Mensching, 1990). Dieses indiziert, daß Desertifikation durch unangepaßte menschliche Tätigkeiten verursacht wird, natürliche Ereignisse wie Dürren/ Dürrekatastrophen können den Prozeß beschleunigen und Fehlentwicklungen verdeutlichen. Kennzeichnend ist die Degradierung der Böden und der Vegetation, die im Endstadium zu wüstenähnlichen Bedingungen in Räumen führt, in denen aufgrund ihrer zonal-klimatischen Bedingungen keine Wüste sein dürfte. Desertifikation kann ausschließlich in ariden, semiariden und subhumiden Räumen auftreten, da nur dort ein wüstenähnliches Endstadium erreicht werden kann. 2.2. Der Mythos Desertifikation: Mißbräuche und Irrwege Der Begriff Desertifikation ruft intuitiv negative Assoziationen und Aufmerksamkeit hervor, weshalb immer wieder sinnfremde Sachverhalte mit ihm in Zusammenhang gebracht werden. 2 Wenn man etwa von der Desertifikation ganzer Landstriche Irlands liest, nimmt dieses z.B. Bezug auf eine hohe Abwanderungsquote, durch die die Regionen menschenleer/ wüst erscheinen. Ebenso wurde das Waldsterben in Mitteleuropa als Desertifikation bezeichnet, obwohl hier im Endstadium nie Wüsten entstehen können. Diese Mißbräuche verwässern den Begriff und machen ihn unbrauchbar (Mensching, 1990). Daneben werden in der wissenschaftlichen Diskussion Begriffe wie „Desertion“, „Wüstenbildung“, „the spreading desert“, „deserts on the move“ oder „desert encroachment“ mit Desertifikation in Zusammenhang gebracht, die auf eine These von Bovill (1921) zurückgehen. Der spektakulärste Beitrag zu diesem Thema stammt wohl von Lamprey (1975), der die Wachstumsgeschwindigkeit der Sahara im Sudan zwischen 1958 und 1975 auf 5,5 Kilometer im Jahr festlegte (Widerlegung dieser These: siehe u.a. Hellden (1988)). Thesen dieser Art wurden auch über das United Nations Environmental Program (UNEP) weit verbreitet, das 1977 auf der in Nairobi abgehaltenen United Nations Conference on Desertification (UNCOD) zur Koordinierung der Bekämpfung der Desertifikation und anderer Umweltmaßnahmen der United Nations installiert worden war. Die UNO konnte das Szenario einer vorrückenden Wüste gut einsetzen, um auf politischer Ebene Mittel für sein Programm zu bekommen (Thomas und Middleton, 1994). Es gibt zwar Beispiele dafür, daß äolische Prozesse fruchtbare Flächen zerstören. Am spektakulärsten sind hier sicher die Bilder von Wanderdünen, die fruchtbare Oasenkulturen mit Sand bedecken. Diese Bilder lassen sich mit der Vorstellung von der vorrückenden Wüste gut in der pseudo-wissenschaftlichen Diskussion benutzen, um Auflagenzahlen zu steigern oder Aufmerksamkeit zu bekommen. Es wäre aber ein großer Fehler, das Desertifikationsproblem damit gleichzusetzen: „The symbol of the palm tree disappearing under the advancing sand dune is locally warranted, but as a general view of desertification it could lead to mistaken combative strategies“ (Mabbutt, 1985). Die Ausbreitung der Wüste in Dürreperioden oder im Zuge langfristiger klimatischer Veränderungen und die Entstehung von Wanderdünen sollten nur dann in Zusammenhang mit Desertifikation gebracht werden, wenn sie anthropogene Ursachen haben. Desertifikation geht weniger von den menschenarmen Wüstenrändern als von menschlichen Siedlungen aus Überweidung, Überkultivierung, falsche Bewässerungsmaßnahmen und die Abholzung der Wälder durch den Menschen sind ihre Hauptursachen (Grainger, 1990). 3 3 Kenngrößen der Desertifikation „Desertification will remain an ephermal concept to many people until better estimates of its extent and rate of increase can be made on the basis of actual measurements.“ (Grainger, 1990). Obwohl man schon seit den 70er versucht hat, Regionen nach allgemeingültigen Kriterien einen Desertifikationsgrad (leicht, moderat, schwer, sehr schwer) zuzuweisen (siehe (Dregne, 1983)/ (Mabutt, 1984)), mahnen kritische Stimmen, daß das Datenmaterial auch heute noch nicht ausreicht. Oft liegt es im Ermessensspielraum des Beobachters, wie er ein Gebiet einordnet (Thomas und Middleton, 1994). Seit dem Anfang der 90er Jahre ist man verstärkt bemüht, einen Indikatorfächer für den Desertifikationsprozeß aufzustellen, anhand dessen man auf Feldstudien aufbauend den Grad der fortgeschrittenen Desertifikation fundiert feststellen kann. Entscheidend ist hierbei, natürliche Prozesse von anthropogen bedingten Prozessen zu unterscheiden. 3.1 Physische Indikatoren Die physischen Indikatoren zeigen die Degradierung des Ökosystems durch Mechanismen des Desertifikationsprozesses auf. Menschning (1990) unterteilt sie in vegetative Indikatoren (Degradierung der Pflanzendecke), hydrologische Indikatoren (Veränderungen im Wasserhaushalt), morphodynamische Indikatoren (Veränderungen der morphologischen Prozesse) und pedologische Indikatoren (Degradierung der Böden). 3.1.1 Vegetative Indikatoren Die Degradierung bzw. vollständige Zerstörung der Pflanzendecke und deren natürlicher Regenerationskraft tritt schon im Anfangsstadium des Desertifikationsprozesses auf. Bei Überweidung kommt es zu einer Zunahme nicht verzehrbarer Pflanzenanteile. Unter den Gräsern läßt sich ein Rückgang des Anteils der mehrjährigen Arten zugunsten der einjährigen feststellen; dieser Prozeß ist auch auf überkultivierten Flächen festzustellen. Auf falsch bewässerten und dadurch von Versalzung betroffenen Flächen ist eine Zunahme von salzresistenteren Anbauprodukten zu verzeichnen (Grainger, 1990). Zuerst sind anspruchsvollere Arten von der Degradierung betroffen, die trockenresistenteren Arten weichen, welche aus arideren Zonen einwandern. In der Savanne lassen die feuerresistenten Affenbrotbäume, die Rodungsfeuer überstanden haben, auf eine einst vorhandene Waldvegetation schließen (Monnier, 1981). 4 Die Problematik der vegetativen Indikatoren liegt darin, daß viele von Desertifikation betroffenen Gebiete schon seit Jahrtausenden durch den Menschen genutzt und degradiert worden sind. Man kann dadurch oft gar nicht auf die Ursprungsvegetation zurückschließen und vergleichend mit der heutigen Situation einen Desertifikationsgrad festlegen (Grainger, 1990). Besonderen Wert muß der Beobachter darauf legen, Langzeittendenzen von kurzfristigen Änderungen zu unterscheiden. Studien zeigen, daß die Biomasse je nachdem, ob und wie stark Niederschlagsereignisse eintreffen, fluktuiert (Dregne und Tucker, 1988/ Tucker und Choudhury, 1991). Gebiete, die am Ende einer Dürreperiode als praktisch vegetationsfrei angesehen werden, können eine Woche nach dem ersten Regen in saftigem Grün stehen (Tolsma u. a., 1987). Diese Erkenntnis von der dynamischen Vegetation macht deutlich, daß das Konzept von der „encroaching desert“ (Lamprey,1975) den Sachverhalt nicht korrekt wiedergibt (Thomas und Middleton, 1994). 3.1.2 Hydrologische Indikatoren Die Zerstörung der Vegetationsdecke erhöht die Verdunstung und führt zu einer nachhaltigen Austrocknung der Bodendecke, die verminderte Erträge zur Folge hat. Ein weiterer hydrologischer Indikator ist die Absenkung des Grundwasserspiegels durch eine übermäßige Nutzung des Grundwassers, das in ariden Gebieten überwiegend fossilen Ursprungs ist und kaum neu gebildet wird. Andere Kennzeichen sind verminderte Abflußmengen und/ oder verringerte Abflußhäufigkeiten in Trockengebietstälern. Ein weiterer Hinweis auf Desertifikation ist das Ausbleiben von Flutereignissen im Unterlauf/ Mündungsbereich der Täler als Folge einer Degradierung des Fluvialsystems durch Versandung. In bewässerten Gebieten ist die zunehmende Versalzung der Böden ein Indikator der Desertifikation. Ursachen hierfür können ein verringertes Wasserangebot, eine unangepaßte Verteilung des Wassers, vernachlässigte Entwässerungssysteme oder unangepaßte Bewässerungstechniken sein. In Trockengebieten kann demnach sowohl zu wenig, als auch zu viel Wasser an einem Ort Desertifikationprozesse verursachen (Mensching, 1990). 5 3.1.3 Morphodynamische Indikatoren Im fortschreitendem Stadium bewirkt Desertifikation eine Änderung des Gleichgewichts der morphodynamischen Prozesse. Die Zerstörung der Vegetation und die Austrocknung der Böden begünstigt die äolische Deflation. Von dieser Entwicklung sind besonders Anbaugebiete betroffen, in denen der Boden durch das Pflügen zusätzlich aufgelockert wird, wodurch die oberen Bodenschichten leichter erodieren. Besonders anfällig sind Altdünengebiete aus trockeneren Erdzeitaltern, die bevorzugt zum Hirseanbau genutzt werden. Durch die Zerstörung der natürlichen Vegetation entstehen hieraus neue Dünensysteme, die sich kaum als Anbaugebiete eignen (Grainger, 1990). Diese reaktivierten Dünen bewegen sich in vorherrschenden Windrichtung und können in ökologisch relativ intakte Savannen- oder Anbaugebiete eindringen. Dadurch wird wichtiges Kulturland zerstört, geraten Brunnen, Oasen und damit die Trinkwasserversorgung in Gefahr. Veränderungen der äolischen Deflationsprozesse lassen sich auch über den Staubgehalt in der Luft und anhand der Häufigkeit von Staubstürmen erfassen (Mensching, 1990). Eine Zunahme der Intensität und ein periodischeres Auftreten der Abflußereignisse ist ein weiterer Indikator für die Desertifikation. Ursache hierfür ist die Vegetationszerstörung im Einzugsgebiet der Trockentäler, die ebenso eine Erhöhung des Oberflächenabflusses zur Folge hat, wie auch die Aridifizierung der ihrer Vegetationsdecke beraubten Böden (Mensching, 1990). Die oben genannten Einflußgrößen begünstigen in bereits desertifizierten Gebieten, insbesondere Kulturgebieten, die Arroyo- bzw. Gullybildung (= tiefe, große Rinnen, die bis zum anstehenden Gestein erodiert sind (auch Runsen)). Es ist schon die Entstehung von Arroyos von mehreren 100 Metern Länge innerhalb weniger Tage beobachtet worden (Cooke, 1972). Dieses kann im Endstadium zu „Badlands“ führen, die für jedweden Anbau ungeeignet sind. Die Zunahme der Abflußintensität kann auch den Auf- und Abbau ganzer Terrassen während einzelner Flutereignisse zur Folge haben. Wadis können ihr Bett verlegen, Brücken unterspült und Häuser zerstört werden. Im extremsten Fall kann es zu Flächenspülungsprozessen kommen, die eine Erosion der gesamten Geländeoberfläche um mehrere Dezimeter in wenigen Jahren verursachen können. Sichtbar wird dieser Prozeß an der mit freigelegten Wurzeln auf „Sockeln“ stehenden Baumvegetation, die die ursprüngliche Geländehöhe anzeigt (Mensching, 1990). 6 3.1.4 Pedologische Indikatoren Typisch für Böden in ariden Gebieten (Verdunstung > Niederschlag) ist die aszendierende (aufsteigende) Wasserbewegung, die den Aufwärtstransport von Salzen verursacht. Dieser ist abhängig von der Wassernachlieferung und den im Boden vorhandenen Salzmengen. Die Salze werden an der Oberfläche oder unterhalb der „Evapotranspirationsbarriere“ ausgeschieden. Diese Barriere ist eine Zone luftgefüllter Bodenporen mit geringer Wasserleitfähigkeit, die sich durch die starke Austrocknung der Böden in Trockengebieten an der Erdoberfläche bildet und in Sandböden bis über 50 cm tief reichen kann. Sie behindert sowohl den Aufstieg von Kapillarwasser, als auch die Infiltration der Niederschläge (Mensching, 1990). Dadurch findet der Abfluß größtenteils mit starker Erosionswirkung auf der Oberfläche statt. Die Zerstörung der Vegetation und die Aridifizierung der Böden begünstigen diesen Prozeß. Durch die Zerstörung der Vegetationsdecke nimmt auch die Austrocknung zu, steigt der Anteil der luftgefüllten Bodenporen und gewinnt die Evapotranspirationsbarriere an Mächtigkeit. Dieses hat Verhärtungen und Verkrustungen der Bodendecke zur Folge. In Depressionen bilden sich durch fluviale Erosion kolluviale Böden aus, die bis in tiefe Horizonte nährstoffreich sind, während in höhergelegenen Reliefteilen der Oberboden stellenweise total erodiert, die Oberfläche panzerartig fest und unfruchtbar wird (Scheffer und Schachtschabel, 1976). Die Erosion durch Windwirkung hat ihren höchsten Wirkungsgrad in den ebenen vegetationsarmen Flächen der semiariden bis ariden Gebiete. Besonders die feinkörnigen Bodenpartikel sind davon betroffen, da sie leicht in Staubstürmen umgelagert werden können. In erodierten Böden nimmt der Anteil der groben Kornfraktionen zu, im Extremfall bleibt ein mit Steinmaterial bedeckter Boden zurück, der der Vegetation praktisch keinen Wurzelraum mehr läßt. Bei der Erodierung gehen auch die Phosphor- und Stickstoffgehalte zurück, verschlechtert sich die Stabilität des Bodengefüges insgesamt (Mensching, 1990). 3.2 Anthropogene Kenngrößen 3.2.1 Verursachende anthropogene Kenngrößen Die Hauptursachen der Desertifikation lassen sich in die vier Kategorien Überweidung (Overgrazing), Überkultivierung (Overcultivation), falsche Bewässerungstechniken (Mismanagement of irrigation) und Abforstung der Baumbestände (Deforestation) einteilen (Grainger, 1990/ Mainguet, 1991/ Thomas und Middleton, 1994). 7 3.2.1.1 Überweidung Nach Mabutt (1984) sind knapp 90% der von Desertifikation betroffenen Gebiete Weidegebiete. Über Jahrhunderte hinweg wurden im altweltlichen Trockenlandgürtel, der sich von Mauretanien bis in die Mongolei erstreckt, die Weidegebiete zwischen Wüste und Savanne, die nicht tragfähig genug waren, um auf ihnen Lebensmittel anzubauen, von Nomaden zur Tierhaltung genutzt. Die nomadische Tierhaltung, die oft irrtümlich dafür verantwortlich gemacht wird, den Desertifikationprozeß zu begünstigen, hat sich über Jahrhunderte als eine nachhaltige Nutzung dieser Gebiete mit stark variierenden Niederschlägen erwiesen (Grainger, 1990). Die Mobilität versetzt die Nomaden in die Lage, lokalen Dürreperioden auszuweichen. Diversifizierte Herden mit Rindern, Schafen, Ziegen und Kamelen lassen sich den Rahmenbedingungen optimal anpassen. Schafe und Ziegen geben auch während der Dürreperioden weiter Milch, Kamele und Ziegen überstehen Dürren besser als Schafe und Rinder. Während Schafe und Rinder in Gruppen weiden, fressen Kamele und Ziegen auch Dornengewächse (Grainger, 1990) und verteilen sich dabei über größere Flächen. Schwerwiegend ist aber, daß die Größe und die Anzahl der Herden in vielen Regionen in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Im Sudan etwa stieg zwischen 1924 und 1974 die Anzahl der Rinder von 1,5 auf 12,9 Millionen und die Zahl der Schafe von 1,9 auf 3,1 Millionen. Statt 1,8 gab es nun 11,5 Millionen Ziegen, die Anzahl der Kamele hatte sich von 400000 auf 8,8 Millionen verzweiundzwanzigfacht (Khogali, 1983). Verursacht wurde dieses durch eine stark angewachsene Bevölkerung, die ernährt werden muß. Daneben ist die Rolle der Nomaden in der Gesellschaft stark eingeschränkt worden. Lebten sie in der Vergangenheit auch im großen Maße von Fern- und Sklavenhandel, müssen sie heute ihr Einkommen fast gänzlich aus der Viehzucht bestreiten. Auch haben sie die Macht über die seit Jahrhunderten von ihnen beherrschten Gebiete und damit die soziale Kontrolle untereinander, wer welche Gebiete nutzt, verloren (Swift, 1977). Weiterhin führen auch Hilfsmaßnahmen wie die Subventionierung von Fleischankäufen (z.B. 1971 in Botwana durch die EWG) (Cooke, 1983) zu einer Vergrößerung der Herden, wie auch die Verbesserung der tierärztlichen Versorgung und die Bohrung von Tiefbrunnen, die mittelfristig eine regelmäßige Versorgung mit fossilen Grundwasser gewährleisten (Grainger, 1990). Gerade diese Brunnen sind Desertifikationsherde, da sich im Umkreis von einem Tagesmarsch (Piosphäre genannt), der bis zu 50 km betragen kann, die Herden konzentrieren 8 und die Vegetation stark beeinträchtigen (Thomas und Middleton, 1994). Weitere Desertifikationsherde entstehen um Siedlungen, in denen nomadische Viehhalter durch staatliche Maßnahmen seßhaft gemacht werden, um sie besser zu kontrollieren. Diese Erscheinung ist ein negativ zu bewertender Trend, der leider anhält (Grainger, 1990). Während die Herden sich oft explosionsartig vergrößern, geht immer mehr Weideland an die Landwirtschaft verloren. In Rajasthan/ Indien stieg z.B. zwischen 1951 und 1971 der Anteil der regenbewässerten landwirtschaftlichen Nutzfläche an der Gesamtfläche von 30% auf 60%. Dieses birgt auch Konfliktpotential, da die Nomaden in vielen Fällen nicht bereit sind, ihr Weideland abzugeben. Daneben verstärkt diese Entwicklung den Druck auf die verbleibenden Weidegebiete (Grainger, 1990). Auch die durch große Viehranchen genutzten Trockengebiete der USA und Australiens sind von Degradierung betroffen. Studien zeigen, daß die Hälfte aller privat geführten Viehfarmen in den USA weniger als die Hälfte ihres Potentials nutzen können (Kates u.a., 1977), da ihre Ländereien durch Überweidung stark degradiert sind. Auch in der Sahelzone werden zunehmend, meistens durch städtische Eliten, Ranches abgegrenzt und für Nomaden gesperrt (im Niger z.B. 1968: 110.000 ha in der Nähe von Ekrafane). Durch die räumliche Trennung der Besitzer von ihren Herden und die Ausrichtung an kurzfristigen kommerziellen Gesichtspunkten ist bei der Führung dieser Viehfarmen das Interesse an einer nachhaltigen Nutzung gering (Grainger, 1990). 3.2.1.2 Überkultivierung Eine Ursache für Überkultivierung ist der Wandel der traditionellen regenbewässerten Anbaumethoden durch die Einführung von Methoden aus feuchteren Anbaugebieten, die für Trockengebiete ungeeignet sind. Kürzere Brachezeiten mindern die natürliche Regeneration des Nährstoffgehaltes der Böden, sinkende Ernteerträge sind die Folge. Außerdem wird die Wirkung der Erosionsprozesse auf den regelmäßig gepflügten und von Unkraut befreiten Flächen verstärkt (Thomas und Middleton, 1994). Ein weiterer Aspekt ist die Kultivierung von Ackerflächen jenseits der agrarischen Trockengrenzen. Ursachen hierfür können der Druck des Bevölkerungswachstums, aber auch durch den Staat oder von der Weltbank erzwungene Maßnahmen zur Ausweitung der CashCrop-Anbauflächen zur Steigerung des Export sein, die insbesondere die Subsistenzwirtschaft betreibenden Bauern auf marginale Flächen verdrängen (Timberlake, 1985). So werden im Niger Hirsefelder 100 km nördlich der natürlichen Anbaugrenze bestellt (Mabutt, 1989). 9 Diese natürlicherweise dürreanfälligen Gebiete sind besonders von schwankenden Regenereignissen betroffen. Die Ausweitung der Cash-Crop-Anbauflächen ist auch deshalb kritisch zu bewerten, da Cash-Crops (z.B. Erdnüsse) den Böden oft mehr Nährstoffe entziehen, als traditionell angebaute Pflanzen (Angnew und Anderson, 1992). Äcker in marginalen Regionen jenseits der Trockengrenze, die in regenreichen Jahren einen schlechten Ertrag erbringen, müssen in normalen und trockenen Jahren unbestellt bleiben. Diese praktisch vegetationsfreien Flächen sind besonders äolischen und fluvialen Prozessen ausgesetzt. Wo es dagegen möglich ist, kultivieren die Bauern in Dürrezeiten zusätzliche Flächen, um ihre Ernteerträge halten zu können, obwohl sie damit den gerade zu dieser Zeit besonders starken morphodynamischen Prozessen eine größere Angriffsfläche bieten. Dieses wird auch durch die fortschreitende Mechanisierung der Landwirtschaft verstärkt, die es zuläßt, größere Flächen zu bestellen, tiefere Furchen zu ziehen und damit die bestehende Bodenstruktur zu zerstören (Thomas und Middleton, 1994). Zum Beispiel verdreifachte sich im Sudan die Zahl der Traktoren von 1967 bis 1973 (Lee und Brooks, 1977). Studien über den Niger (1961-1976) (Agnew und Anderson, 1992) und das indische Rajasthan (1954-1970) (Grainger, 1990) zeigen aber, daß dort trotz einer Ausweitung der Ackerflächen, die oft auch als Kampf gegen die Desertifikation verstanden wird, die Ernteerträge durch Erosionsverluste und durch die Auslaugung der Böden in Folge übermäßiger Nutzung absolut gesunken sind. 3.2.1.3 Falsche Bewässerungsmethoden Die regelmäßige Bewässerung von Feldern in Trockengebieten mit Wasser aus Stauwerken, Tiefbrunnen, Flüssen, Kanälen oder Kanats (unterirdische Kanäle) macht die Landwirtschaft unabhängig von lokalen und kurzfristigen Niederschlagsschwankungen. Bewässerungslandwirtschaft kann die normalen Ernteerträge von Getreiden versechsfachen, die von Wurzelfrüchten verfünffachen (Grainger, 1990). Der Ausbau der Bewässerungssysteme ist von vielen internationalen, nationalen und nicht staatlichen Organisationen unterstützt worden. Zwischen 1961 und 1978 stieg die bewässerte Fläche auf der Erde um 34% (Heathcote, 1983), 1990 waren etwa 250 Millionen Hektar, 13% der globalen landwirtschaftlichen Nutzfläche, bewässert (Grainger, 1990). Bewässerungssysteme müssen sorgfältig geplant und geleitet werden, da die Böden in Trockengebieten durch falsche Bewässerung schnell versalzt oder alkalisiert werden können. 10 Ein wichtiges Kriterium ist eine gute Drainage, da sonst der Grundwasserspiegel steigt und die Bewässerungsflächen in Sümpfe verwandelt. Dieses erschwert die Kultivierung und erhöht dazu auch die Evaporation des Grundwassers, daß in den Trockenzeiten durch die hohe Sonneneinstrahlung aus bodennahen Tiefen an die Oberfläche „gepumpt“ wird und dort seine festen Bestandteile ablagert. Im Extremfall bildet sich eine weiße Salzkruste auf der Erdoberfläche; werden die Anbauflächen nicht ausgespült, müssen sie aufgegeben werden (Grainger, 1990). In den Trockengebieten sind etwa 40 Millionen Hektar bewässerte Nutzfläche von Versalzung, Alkalisierung und/ oder Versumpfung betroffen. Ca. 500.000 Hektar, etwa ein Achtel der jährlich neu bewässerten Fläche, gehen der Landwirtschaft dadurch jedes Jahr verloren (Grainger, 1990). 3.2.1.4 Abholzung der Wälder Die Abholzung von Wäldern und Bäumen zur Schaffung von Flächen für Ackerbau und Weidewirtschaft ist seit der menschlichen Besiedlung der Trockengebiete praktiziert worden. Moderne Anbaumethoden bzw. -maschinen und der starke Ausbau von Bewässerungsflächen haben diesen Prozeß verstärkt. Der wichtigste Grund für die Abholzung ist jedoch der der Holzgewinnung, um die Haushalte mit Holz/ Holzkohle zum Heizen und zum Kochen zu versorgen (in geringeren Umfang wird Holz auch als Baumaterial verwendet). In vielen Sahelländern decken Holz und Holzkohle über 90% des Energiebedarfes (Eckholm u. a., 1984). Drei Faktoren haben dazu geführt, daß in den letzten Jahren eine Holz- bzw. Energiekrise eingetreten ist. Erstens ist die Bevölkerung und damit der Energiebedarf stark angestiegen, zweitens hat die hohe Land-Stadt-Migrationsrate große Ballungszentren geschaffen, die einen hohen Holzbedarf haben. Ouagadougou (1994: 634.479 Einwohner, FWA, 1996), Hauptstadt von Burkina Faso (1994: 10.046.000 Einwohner, FWA, 1996), benötigt z.B. 95% des gesammelten/ geschlagenen Holzes des Landes (Grainger, 1990). Um Khartum (Sudan) steht in einem Umkreis von 90 km praktisch kein Baum mehr, Holz muß aus weit entfernten Gegenden herantransportiert werden (Grainger, 1982). Steht kein Holz mehr zur Verfügung, verbrennen die Menschen getrockneten Dung. Da dieser andernfalls zur Düngung der Felder benutzt würde, sinkt der Nährstoffgehalt der Böden und damit die Ernteerträge. Drittens hat der Holzmangel dazu geführt, daß nun anstatt traditionell totes Holz zu sammeln, oft Holz von lebenden Bäumen genommen wird. Durch diese Abholzung der 11 nachwachsenden Bäume, die insbesondere in den Sahelländern stattfindet, die aber dort selbst heute nicht einmal die Nachfrage deckt, wird sich das Holzversorgungsproblem in der nahen Zukunft weiter zuspitzen. Litten 1981 schon 100 Millionen Menschen unter akutem Holzmangel, konnten 1,3 Milliarden ihren Holzbedarf nur decken, indem sie die Holzressourcen über Maß nutzten, wurde damals für das Jahr 2000 ein Anstieg auf 150 Millionen bzw. 1,8 Milliarden erwartet (FAO, 1981). 3.2.2 Auswirkungen des Desertifikationsprozesses auf die menschliche Gesellschaft Bei den sozio-ökonomischen Desertifikationsfolgen besteht nach Ibrahim (1992) im Gegensatz zu den physischen Indikatoren noch ein großer Forschungsbedarf. Dieses ist seiner Ansicht nach unter anderem dadurch zu erklären, daß die physischen Indikatoren leichter in ein Ursache-Wirkungverhältnis eingeordnet werden können, als die sozio-ökonomischen Auswirkungen. Ein großes Problem stellt sich auch darin zu unterscheiden, ob diese Prozesse durch Desertifikation hervorgerufen werden, oder ob andere Ursachen eine Rolle spielen. Einige der unten genannten Entwicklungen treten auch in von Desertifikation nicht betroffenen Gebieten auf. Die folgende Aufstellung erhebt keinen Anspruch darauf, die Prozesse allumfassend darzustellen. 3.2.2.1 Wirtschaftliche Indikatoren Ein wirtschaftlicher Indikator für Desertifikationsprozesse ist etwa der Rückgang der Felderträge. Dabei müssen jedoch Niederschlagsvariabilität und Schädlingsplagen als alternative Ursachen berücksichtigt werden. Des weiteren wäre die Verringerung des Viehbestandes und/ oder dessen Zusammensetzung von empfindlicheren Rindern und Schafen zu resistenteren Kamelen und Ziegen zu nennen. Daneben sind die Verknappung der Futter-, Holzkohle-, Brennholz- und Bauholzangebote weitere Indikatoren, die sich über die Preise, Transportkosten, Transportstrecken und den Schwund von einzelnen Pflanzen-/ Holzarten ermitteln lassen. In vielen afrikanischen Ländern ist der Futterverkauf auf Märkten eine ganz neue Erscheinung, da bis dahin keine Nachfrage danach bestand. Der Anteil des Ackerbaus am Einkommen nimmt ab, der der Viehhaltung bleibt konstant, Sammelwirtschaft, Lohnarbeit und Handwerk nehmen zu. Außerdem steigt bei den Ausgaben der Anteil für Nahrung relativ an. Bei reduzierter Produktivität verringert sich der Warenaustausch mit anderen Regionen, Transport und Handel können ganz zum Erliegen kommen (z.B.: Dar Zaghawa in Darfur/ Sudan 1982-1985). 12 In der Sahelzone ist ein weiterer Indikator das Verhältnis von Getreide- zu Viehpreisen. Nomaden und Bauern nutzen Vieh als Rücklage; durch eine Verschlechterung der Bodenqualität gehen die Ernten zurück, müssen sie für die Ernährung ihrer Familien mehr Tiere als unter normalen Bedingungen verkaufen. Das Preisverhältnis verschiebt sich dadurch immer mehr zugunsten der Getreidepreise (Ibrahim, 1992). 3.2.2.2 Soziale Indikatoren In Bezug auf die Wanderungsbewegungen räumliche innerhalb Mobilität des ist eine ländlichen Abnahme Raumes der zwischen traditionellen Regen- und Trockenperioden zu verzeichnen, die Zahl der verlassenen Siedlungen nimmt zu. Durch den Verlust der Viehherden in langanhaltenden Dürreperioden und den Rückgang der Ernteerträge auf degradierten Böden steigt die Landflucht in zentrale Orte mit regelmäßiger Trinkwasserversorgung und Bildungseinrichtungen an. In Abwanderungsgebieten nimmt der Anteil der Männer im Alter zwischen 20 und 30 stark ab, während er in Zielgebieten drastisch zunimmt. Stammeszusammenhalte lösen sich auf, die Heiratshäufigkeit nimmt ab, da immer weniger Menschen die soziale Verantwortung für die Versorgung einer Familie übernehmen wollen. Der Bau von Hütten und Umzäunungen sinkt, weil nur in guten Zeiten Geld und Baumaterial zur Verfügung stehen. Die Grundbedürfnisse reduzieren sich auf das Lebensnotwendigste (Nahrung). Die Menge der aufgenommenen Nahrung verringert sich, mangelhafte Ernährung führt zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes der Bevölkerung (Ibrahim, 1992). 3.2.2.3 Politische Indikatoren Auf staatlicher Ebene nimmt die Disparität zwischen betroffenen Gebieten und wirtschaftlichen Gunstgebieten zu. In Desertifikationsgebieten beschränkt sich die Staatsgewalt immer mehr auf wenige administrative Aufgaben. Die Steuereinnahmen gehen drastisch zurück, politische Unruhen nehmen zu. In peripheren Grenzgebieten steigt durch Entvölkerung die Gefahr von Überfällen aus feindlichen Nachbarländern. Auf regionaler und lokaler Ebene kommt es immer häufiger zur Mißachtung gewohnheitsrechtlicher Vereinbarungen zwischen verschiedenen Gruppen bezüglich der Nutzung von Boden, Weide und Wasser. Nomadische Stämme dringen in die Hoheitsgebiete anderer Stämme und verursachen Konflikte. Die Stellung traditioneller Führer wird insbesondere durch den Fortfall der Steuern geschwächt (Ibrahim, 1992). 13 3.3. Systematische Darstellung Zum Abschluß dieses Kapitels ist ein Desertifikationsschema von Ibrahim (1992) abgebildet, in dem das abgehandelte Wirkungsgefüge in einem systematischen Zusammenhang dargestellt ist. 4 Desertifikationsgebiete 4.1 Statistische Daten Desertifikationsprozesse treten auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis auf. Eine gute Übersicht über den Forschungsstand gibt der „World Atlas of Desertification“ von Middleton und Thomas (1992), der im Auftrag des UNEPs herausgegeben worden ist. Doch stellen die Autoren in der Einleitung fest, daß sie teilweise immer noch mit lückenhaften Material arbeiten müssen. Wenn man bei einer Aufstellung aus dem vorhandenen Material die leicht degradierten Gebiete außen vor läßt, deren biotische Regenerationskraft noch relativ intakt ist, kommt man 14 zu der Schätzung, daß etwa 12% der anfälligen Trockengebiete (unter Ausschluß der hyperariden Gebiete, die auch ohne menschliche Einwirkung Wüsten sind) moderat, schwer oder sehr schwer degradiert sind. Zu 47% sind durch Menschen verursachte fluviale Prozesse vorherrschend, zu 38% äolische Prozesse. Chemische Degradierung (Versalzung, Alkalisierung, Nährstoffverluste) ist in 11% der Fälle prägend, physikalische Prozesse (Verdichtung, Verkrustung) zu 3% (Thomas und Middleton, 1994). Bodendegradierung in anfälligen Trockengebieten nach Prozeß und Kontinent, wobei die Kategorie der leichten Degradierung ausgeschlossen worden ist (in Millionen ha): ___________________________________________________________________________ Afrika Asien Aust. Europa N.Am. S.Am. Total fluvial 90.6 107.9 2.1 41.7 28.1 21.9 292.3 äolisch 81.8 72.7 0.1 37.3 35.2 8.1 235.2 chemisch 16.3 28.0 0.6 2.6 1.9 6.9 66.3 physikal. 12.7 5.2 1.0 4.4 0.8 0,4 23.9 201,4 213.8 3.8 86.0 66.0 37.3 617.7 299.7 732.4 516.0 5169.2 28.6 9.0 7.2 11.9 Total Fläche der anfälligen Trockengebiete 1286.0 1671.8 663.3 %-Anteil der degradierten Gebiete 15.6 12.8 0.6 ___________________________________________________________________________ Thomas und Middleton (1994) Auffällig ist bei dieser Statistik, daß 28,6% der Trockengebiete Europas von Desertifikationsprozessen zumindest moderat betroffen sind, Europa also prozentual deutlich am Stärksten davon gekennzeichnet ist. Dieses mag nicht weiter verwunderlich erscheinen, da Europa schon seit längerer Zeit intensiv durch den Menschen besiedelt ist. Doch zeigt es die Gefahr auf, die anderen Gebieten in naher Zukunft droht, die bis jetzt noch nicht so stark betroffen sind, da sie erst seit kürzerer Zeit einem hohen Bevölkerungsdruck und/ oder einer intensiven Nutzung ausgesetzt sind, in denen aber jetzt schon Desertifikationsmechanismen Millionen von Menschen in Gefahr bringen (siehe auch 4.3.2). 15 4.2 Übersicht über die von Desertifikation betroffenen Gebiete Weltkarte der durch den Menschen verursachten Bodendegradierung in Trockengebieten (Thomas und Middleton, 1994): In Afrika erstreckt sich im Norden ein besonders durch äolische Winderosion degradierter Gürtel zwischen der Mittelmeerküste und dem Nordrand der Sahara, von den westlichen Ausläufern des Atlasgebirge bis zum Nil. Im Süden des Kontinents ist eine weitere von Desertifikationsprozessen beeinträchtigte Zone, die sich von Namibia und dem Westen Südafrikas über Botswana bis Simbabwe erstreckt. In diesen beiden Regionen sind hauptsächlich Überweidung und Überkultivierung die verursachenden Faktoren. Südlich der Sahara liegt die von Mauretanien bis Somalia reichende Sahelzone/ Sudanzone (explizite Darstellung: siehe 4.3.2); daneben sind die Hochländer Äthiopiens und Lesothos durch Abholzung der Baumbestände stark von Wassererosion betroffen. Der asiatische Kontinent ist besonders von Versalzung durch falsche Bewässerung beeinträchtigt. Im Westen Asiens ist das Zweistromland, an dem der Irak, Jordanien, die Türkei und Syrien Anteil haben, seit der Zeit der Sumerer bewässert und durch Versalzung degradiert worden. In Südasien sind die durch den Indus und den Ganges gespeisten Bewässerungsflächen Pakistans und Indiens, in Zentralasien die Bewässerungsflächen der aralkaspischen Depression davon betroffen. Überweidung ist die wichtigste Ursache für Desertifikationsprozesse in den Weidegebieten Arabiens, Chinas, der Mongolei, Kasachstans, des Irans, Afghanistans und des indischen Staats Rajasthan. Weiterhin treten in Nordpakistan, 16 Indien und auf dem Lößplateau Chinas auf regenbewässerten Anbauflächen großflächige fluviale Erosionsprozesse auf. In Nordamerika werden besonders die überkultivierten Weizenanbauflächen der Great Plains (siehe dazu: 4.3.1) und die überweideten Präriegebiete durch Desertifikationsprozesse beeinträchtigt. Der Gürtel erstreckt sich im Westen des Kontinents vom Süden Kanadas aus bis weit in das mexikanische Hochland. Daneben sind die bewässerten Flächen an den Flüssen dieser Region durch schlechte Bewässerung von Versalzung betroffen. In Südamerika hat die Überkultivierung und die Abholzung von Waldbeständen schwere Erosionsschäden in den dichtbesiedelten Anden und dem Nordosten Brasiliens verursacht. Die Weidegebiete Argentiniens (Pampa), der Anden und Brasiliens sind durch Überweidung starker äolischer und fluvialer Erosion ausgesetzt. Ein weiteres degradiertes Gebiet liegt an der Nordküste von Venezuela. Dadurch, daß in Australien erst seit etwa 125 Jahren Weidewirtschaft betrieben wird und durch progressive Verbesserung des Ranchmanagements sind die Weideflächen in den Trockengebieten Australiens nicht ganz so stark durch Überweidung beeinträchtigt, wie auf anderen Kontinenten, trotzdem ist das Ausmaß ernstzunehmend. Daneben sind im Westen und im Süden Australiens regenbewässerte Anbauflächen durch die Abholzung von Waldbeständen auf Wasserscheiden von Versalzung betroffen. Auf den Bewässerungsflächen des Murray River Systems in Victoria und New South Wales sind dagegen schlechte Bewässerungsmaßnahmen für Versumpfung und Versalzung verantwortlich. Die semiariden und subhumiden Mittelmeergebiete Europas sind seit Jahrtausenden kultiviert und dadurch stark von Überweidung, Überkultivierung und der Abholzung von Baumbeständen gekennzeichnet. Ebenfalls ist eine Versalzung von Bewässerungsflächen in Spanien, Griechenland und Portugal zu verzeichnen. Weitere Desertifikationsgebiete sind das pannonische Becken (Ungarn) und die Schwarzmeerküste Bulgariens und Rumäniens (Grainger,1990). 4.3 Exemplarische Problemeinführungen 4.3.1 Nordamerika: „Dust Bowl“ In den 30er Jahren wurden die us-amerikanischen Great Plains von einer Dürreperiode heimgesucht; Sandstürme zogen über die gepflügten Flächen hinweg und trugen fruchtbaren Ackerboden ab. Im Herzen der Dust Bowl waren nach den „Dirty Thirties“ in einer 6,5 Millionen Hektar großen Region 43% der Anbaufläche schwer geschädigt (Thomas und 17 Middleton, 1994). Dieses erste große Desertifikationsereignis des 20. Jahrhunderts, ausgerechnet im Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“, zeigte der fortschrittsvertrauenden westlichen Gesellschaft zum ersten Mal im Ausmaß einer Katastrophe die Grenzen in der Nutzbarmachung auf. Bis zu ihrer erstmaligen Kultivierung durch die Pioniere in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts waren die Great Plains größtenteils von Grasflächen geprägt. Die Siedler trafen in einer Feuchteperiode ein und bestellten große Flächen mit Weizenmonokulturen, die ihnen angesichts hoher Weizenpreise gute Gewinne einbrachten, so daß sie immer weitere Flächen pflügen und kultivieren konnten. Man übernahm die im feuchteren Europa entwickelten Anbautechniken, es wurden praktisch keine Maßnahmen getroffen (z.B. Pflanzung von Hecken), die einer äolischen Abtragung entgegenwirken konnten. Schon damals wurden die Grundsteine für die spätere Dust Bowl-Katastrophe gelegt. Die hohe Niederschlagsvariabilität hatte schon vorher zu Trockenperioden geführt, doch die „Dirty Thirties“ zeigten offensichtlich, daß die Great Plains von ihrer natürlichen Ausstattung nur mit Einschränkung für Weizenkulturen geeignet sind. 650000 Farmer mit 400000 km² Landbesitz gingen in den Ruin (Schmieder, 1963), 3,5 Millionen Ökoflüchtlinge („Okis“ oder „Exodusters“ genannt), denen der Wind ihre Existenzgrundlage buchstäblich fortgeweht hatte, verließen ihre Farmen, zogen in die Städte oder weiter zur Westküste. Diese ökologische Katastrophe, die die USA mitten in der großen Depression traf, hatte einen langanhaltenden Effekt auf westliche Regierungsstellen und Wissenschaftler. Nach Thomas und Middleton (1994) könnte man ohne Übertreibung sagen, daß die Dust Bowl einen ähnlich großen Einfluß auf die Wissenschaft hatte, wie etwa das Ozonloch oder der Treibhauseffekt Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre. Die amerikanische Regierung gründete den Soil Conservation Service, der in der Erforschung der Ursachen und der Kontrolle der Winderosion und in Bodenerhaltungsmaßnahmen Fortschritte erzielen konnte. Im britisch kontrollierten Afrika wurden alle Agrarbeamte angewiesen, Bilder der Dust Bowl mit den dortigen Anbaugebieten zu vergleichen, ob dort die Gefahr einer ähnlichen Katastrophe bestand. Doch trotz wissenschaftlicher Erfolge zeigen die verfügbaren Daten, daß es noch nicht gelungen ist, die die Winderosion verursachenden Faktoren unter Kontrolle zu bringen. Auf dem Texas Panhandle gingen z.B. zwischen 1940 und 1980 die Hirseernteerträge um 67% zurück (Fryrear, 1981). Obwohl neben der Winderosion auch Wassererosion, Insekten und Krankheiten Anteil an den Ernteeinbußen haben, zeigen diese Zahlen, daß es auch in den 18 USA, einem hochtechnisierten Land, noch nicht gelungen ist, die Degradierung der Böden einzudämmen. 4.3.2 Afrika: Die Sahelzone Die große Dürrekatastrophe in der Sahelzone 1969-1973 machte durch die Übertragung von Fernsehbildern mit verhungernden Menschen zum ersten Mal der breiten Weltöffentlichkeit die Problematik des Lebens in Trockenräumen mit hoher Niederschlagsvariabilität bewußt. Angesichts dieser Katastrophe initiierte die UNO das UNEP (United Nations Enviromental Programme), dessen erste Konferenz 1977 UNCOD (United Nations Conference on Desertification) den Anfangspunkt des Umsetzung des UNPACD (United Nations Plan of Action to Combat Desertification) darstellt, durch den die Desertifikation bis ins Jahr 2000 eingedämmt werden sollte. Dürreperioden sind für die Menschen in der Sahelzone nichts neues, doch gab es zwei Gründe, die in die Katastrophe führten. In den 50er Jahre hatte es eine Feuchtperiode mit guten Regenfällen gegeben. Diese erlaubte es, die Anbaugrenze für Trockenfeldbau weit nach Norden zu verschieben, um die stark anwachsende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Diese größtenteils in Subsistenzwirtschaft beackerten Flächen brachten in der Dürreperiode nicht mehr die zum Überleben nötigen Erträge. Doch viel stärker wirkte sich aus, daß die von der Dürre betroffenen Sahelländer mit Ausnahme von Äthiopien seit dem Ende des letzten Jahrhunderts Kolonien von Frankreich oder Großbritannien gewesen waren, erst Ende der 50er/ Anfang der 60er Jahre die Unabhängigkeit erringen konnten. Die traditionelle nomadische Viehbewirtschaftung war von den kolonialen Herren eingeschränkt worden und wurde auch von den neuen Regierungen immer mehr ihrer Mobilität beraubt, da sie dadurch leichter zu kontrollieren waren. Die Nomaden waren dadurch nur bedingt in der Lage, lokalen Dürreperioden auszuweichen. Die Cash Crop-Produktion mit dem Zweck der Devisenbeschaffung war stark ausgeweitet worden und hatte die Nahrungsmittelproduktion auf marginale Ländereien verdrängt. Im Gegensatz dazu brauchte eine stark anwachsende Bevölkerung immer mehr Nahrungsmittel. Dieses waren die Bedingungen, unter denen die Länder die Dürre traf. Etwa 250000 Menschen starben zwischen 1969 und 1973, die Zahl der verendeten Tiere geht in die Millionen, allein 1972 und 1973 starben 3,5 Millionen Rinder (Thomas und Middleton, 1994). Auch nach den Dürrejahren erreichten die Niederschlagsmengen nicht mehr die Werte, die sie vor 1968 hatten, einige Forscher sprechen auch davon, daß die Dürre 19 seither anhält. In der Sahelzone findet man alle obengenannten physischen als auch anthropogenen Indikatoren der Desertifikation. Kapital zur Eindämmung der verursachenden Faktoren steht in den betroffenen Ländern selber kaum zur Verfügung. Selbst wenn in der Vergangenheit Geld für den Kampf gegen die Desertifikation zur Verfügung gestellt wurde, wurde dieser oft als Kampf zur Ausweitung der Produktionsflächen mißverstanden. So floß in vielen Fällen vorhandenes Kapital in Maßnahmen, die die Desertifikation nicht stoppen konnten, in den meisten Fällen ihr sogar Vorschub leisteten (Thomas und Middleton, 1994). 5 Schlußbemerkung War die Desertifikationskonferenz 1977 in Nairobi noch von großem Optimismus geprägt, ist eine Bilanzierung der wissenschaftlichen Fortschritte bis zum heutigen Zeitpunkt eher ernüchternd. Es ist nicht gelungen, auf Feldstudien aufbauend eine globale Bestandsaufnahme durchzuführen, bis heute stützen sich alle Aufstellungen auf Schätzungen. Die Meinungen bezüglich des Desertifikationsprozesses und seiner Einflußgrößen gehen noch weit auseinander, leider finden unfundierte wissenschaftliche Beiträge auch immer wieder eine weite Verbreitung durch die UNO, wenn sie dem politischen Kalkül entsprechen. So ist die Theorie von der „encroaching desert“ zumindest auf politischer Ebene immer noch weit verbreitet. Die Wissenschaft muß hier ihre Aufgabe wahrnehmen, wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten. Ein großes Problem ist, daß bei der Bekämpfung der Desertifikation oft die langfristigen Interessen der Wissenschaftler mit den kurzfristigen ökonomischen und politischen Interessen der Politiker kollidieren. Im Moment wird das Thema Desertifikation nur auf die politische Tagesagenda gesetzt, wenn eine Region von einer Dürre betroffen ist; ganz getreu dem Motto: „Die schreckliche Katastrophe Desertifikation hat den Menschen wieder heimgesucht !“ Dadurch wird Desertifikation fälschlicherweise mit nicht vorhersehbaren Naturkatastrophen wie Vulkanausbrüchen gleichgesetzt, obwohl der Verursacher der Desertifikationsprozesse sehr wohl bekannt ist: Der Mensch. 20 6 Literaturverzeichnis Agnew, C. T. / Anderson, E (1992): Water Resources in the arid Realm. London. Aubreville, A. (1949): Climats, Forêts et Désertification de l’Afrique tropicale. Paris. Bovill, E. W. (1921): The encroachment of the Sahara on the Sudan. In: Journal of the Royal African Society 20, S. 175 - 185, S. 259 - 269. Cooke, R. U. (1972): A Model of Arroyo Development in Historical Times. Paper presented at a Colloquium of the IGU Commission on Arid Lands. Ouarlga. Cooke, H. J. 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