Gold der Alpen - The Munich Show

Transcription

Gold der Alpen - The Munich Show
Messe • Themen • Katalog 2008
MINERALIEN
TAGE
Australien
Opale • Gold • Diamanten
Österreich • Italien • Frankreich
Mineralien . Fossilien . Edelsteine . Schmuck
Fachanzeigen . Ausstellerverzeichnis
Th
er
ap
i
Te est
ei
il
ne
II
Gold der Alpen
Australien
Schätze aus Down Under
Wälder und die Ebenen streiften. Einige
dieser Tiere und Pflanzen wurden im Erdreich konserviert. Mit der Zeit bildete sich
Opal über den fossilisierten Muscheln
und Knochenteilen der Frischwasserund Meereslebewesen, die somit zu
eindrucksvollen Zeitzeugen wurden.
1987 wurde das ausgezeichnete opalisierte Skelett des Pliosaurus Umoonasaurus demoscyllus, genannt „Eric“, in
Coober Pedy in South Australia entdeckt.
Um zu verhindern, dass „Eric“ nach Übersee verkauft werden kann, sammelte man
genügend Geld, um dieses einzigartige
Exemplar in Australien zu halten. „Eric“
ist jetzt ein Prunkstück des „Australian
Museum“ und wird in der „National Opal
Oben. Große opalisierte Muschel.
Opalisierte
Fossilien
Während der Kreidezeit, vor rund 135 bis
65 Millionen Jahren, war Ost-Australien
von einem Flachmeer überspült, welches
vor Lebewesen nur so wimmelte, während auf dem Land Dinosaurier durch die
Opalisiertes Holz.
Rechts eine opalisierte Schnecke in
Jaspis von Coober Peedy, unten eine
opalisierte Muschel von Andamooka.
Opalisierte Muschel.
Opalisierter
Saurier-Zahn
Opale, die aus
opalisierten Krebsen
und Muscheln geschliffen wurden.
54
Collection“ in der Pitt Straße in Sydney
ausgestellt.
Hinsichtlich dieses Fundes wird heutzutage viel mehr auf opalisierte Fossilien
geachtet. Weitere opalisierte Fossilien
wurden von Dinosauriern, Fischen,
Schildkröten, zweischalige Muscheln,
Wellhörnern, Kalmar ähnliche Belemniten,
Schnecken, Miesmuscheln sowie Pinienzapfen und -Holz entdeckt.
55
Australien
Schätze aus Down Under
Bilder im Opal ...
faszinierten den Mineraliensammler
Hans Körholz aus dem westfälischen
Lüdinghausen schon immer. Seine digitale Fotoausrüstung - erst vor kurzem
zugelegt - kam ihm dabei gut zu Hilfe.
Kann er doch damit jetzt sogar im
Kleinst-Bereich in die Opale „vordringen“. So gelangen ihm einmalige
Ansichten aus dem Mikrokosmos der
australischen Opale ... die meisten
Bilder sind Ausschnitte von nur
wenigen Quadratmillimetern Größe.
Hans Körholz, Fuchsweg 22, 59348 Lüdinghausen
56
57
Australien
Schätze aus Down Under
Kristallisiertes Goldstück mit einem
Gewicht von rund 96
Uncen (ca. 2,7 Kilo!),
gefunden in Western
Australia. Foto
Global Treasure,
AGE fotostock.
1
2
Penny Williamson
Worlds Best of Australia
Ein Überblick über die bedeutendsten Mineralien
Viele Fundstellen in Australien
haben hervorragende Mineralien und Mineralstufen geliefert; einige davon zählen zu
den weltbesten Exemplaren
ihrer Art. Wir stellen hier eine
Auswahl der interessantesten
Mineralien vor.
58
Krokoit, PbCrO4, ist das Symbol Tasmaniens. Er kommt in der Gegend von
Dundas an der schroffen Westküste vor
und ist hinsichtlich Größe, Qualität und
Quantität unübertroffen. Es ist ein seltenes Mineral, das sich nur unter ganz
besonderen Bedingungen während der
Verwitterung von Serpentinit und Galenit bildet. Eindrucksvolle Mineralstufen
von Krokoit werden schon seit mehr als
hundert Jahren gefunden und immer
noch gibt es neue Funde dieses an sich
sonst weltweit seltenen Minerals. Hervorragende Stücke von Krokoit können
in allen mineralogischen Museen der
Welt bewundert werden (siehe dazu den
Beitrag Seite 82).
1. Saléeit-Kristalle aus der Ranger
Uranium Mine, Jabiru, Northern
Territory. Bildbreite 2,2 cm. Sammlung
Ecole de Mines, Paris, Foto Bode.
2. Ein 5,6 cm langer Chalkosin-Kristall
von der Telfer Gold-Mine. Sammlung
K. Proctor, Foto Scovil.
3. Molybdänit-Kristalle auf Quarz von
der Allies Mine, Deepwater, New Soth
Wales. Die Stufe wurde vor 1944 gefunden. Stufenbreite 24 cm. Sammlung
Australian Museum, Foto Humphreys.
3
59
Australien
Schätze aus Down Under
Gold, Au, wurde in allen Bundesstaaten
Australiens gefunden. Auch heute noch
kommen, hauptsächlich aus West Australia und Victoria, Goldkristalle in bester
Qualität vor.
Das „Latrobe“-Goldnugget von McIvor in
Victoria ist eine der größten und feinsten
Stufen der Welt aus kubischen Goldkristallen. Es wurde 1869 gefunden und
zu Ehren des Gouverneurs von Victoria,
Charles Latrobe, benannt. Das Nugget
wurde vom „British Museum of Natural
History“ angekauft und ist in London
in der Mineralogischen Ausstellung des
Museums zu bewundern.
Das „Welcome Stranger“-Goldnugget von
Moliagul in Victoria ist das größte bekannte Golgnugget der Welt. Der Goldklumpen
wog 2.520 Unzen (bzw. 72 Kilogramm)
und maß 61 cm x 31 cm. Leider wurde
er - wie beinahe alle Goldnuggets des 19.
Jahrhunderts - bald nach seiner Entdeckung im Februar 1869 eingeschmolzen.
Das größte noch existierende Goldnugget von Australien (mit „nur“ 870 Unzen
Unten. Kupfer pseudomorph nach
Cuprit von der Blockade Mine, Mt. Isa,
Queensland. Stufenbreite 5 cm.
Sammlung Heliodor, Foto Scovil.
Gewicht) heißt „Hand of Faith“ und ist im
„Golden Nugget Casino“ in Las Vegas/
USA ausgestellt.
Molybdänit, MoS2, ist ein weiches, biegsames, metallisch glänzendes, hexagonal
kristallisierendes Mineral. Molybdänit
von Deepwater und aus der Nähe von
Kingsgate im Nordosten von New South
Oben. Cuprit-Kristalle aus der
Red Dome-Mine, Chillagoe, Queensland. Höhe 2,7 cm. Sammlung Miners
Lunchbox, Foto Scovil.
Seite 61. Gold aus Australien:
1. Höhe 5,2 cm/Sammlung Bruce.
2. Golden Crown Mine, Yarrambat, Victoria. Höhe 8,6 cm. Sammlung Bruce.
3. Coolgardie Gold Field. Breite 3 cm.
Sammlung Hoppe. Fotos Scovil.
1
2
Wales, tritt häufig in Kristallen von über
7 cm Durchmesser auf. Im Allgemeinen
sind die tafeligen Kristalle im Quarz eingewachsen und ergeben aufgrund des
Kontrasts des trübweißen Quarzes zum
metallisch glänzenden Molybdänit attraktive Schaustufen (Foto Seite 59).
Cuprit, Cu2O, von Red Dome/Queensland, bildet perfekt kristallisierte, durchscheinende kubische Kristalle, häufig in
sehr ästhetischen Gruppen. Die kristallographische Perfektion und die Farbtiefe
dieser Cuprite ist überaus eindrucksvoll.
Chalkosin, CuS, von Telfer in West
Australia, tritt hier in vorzüglichen langen, stahlgrauen metallisch-glänzenden
Prismen und Kristall-Aggregaten auf. Die
größten bekannten Kristalle dieser Fundstelle sind bis zu 8 cm lang und weisen
eine spitz zulaufende pfeilförmige Endung
60
3
61
Australien
Schätze aus Down Under
Blick auf den
Mount Dundas,
der Heimat der
schönsten Krokoite
der Welt.
Krokoit die Krönung
Tasmaniens
KrokoitKristallgruppe aus
der Adelaide-Mine;
Höhe 10,2 cm.
Sammlung Houston
Museum of
Natural Science,
Foto Scovil.
Adam Wright, Penny Williamson
Prachtstücke mit Weltklasseniveau von
Krokoit („Rotbleierz“) sind im Gebiet von
Dundas an der felsigen und unwirtlichen
Westküste von Tasmanien schon seit mehr
als 100 Jahren bekannt. Um die Mitte der
sechziger Jahre des 18. Jahrhunderts wurde der nicht häufig vorkommende Krokoit
erstmals in Russland entdeckt. Aber der
tasmanische Krokoit hat eine weit bessere
Qualität als das an allen übrigen Fundstellen
der Welt gefundene Mineral. Aufgrund seiner Schönheit wurde Krokoit im Jahr 2000 in
das Wappen von Tasmanien aufgenommen.
82
Seite 83.
Nicht berühren!
Blick in das „Premiere-Pocket“ mit
phantastischen
Krokoit-Kristallen.
Adelaide-Mine.
Foto Ed Richard.
83
Australien
Schätze aus Down Under
Penny Williamson
Die westaustralischen Tiger ...
Kunstwerke der Natur
Die einzigartigen Kombinationen
des Tigerauges in den reichhaltigen
Eisenerzvorkommen der Hügelkette
Hamersley Range in der zerklüfteten
Region Pilbara in Westaustralien haben atemberaubend schönes Material
hervor gebracht. Die Chatoyance und
Farben des Marra Mamba-Tigerauge
machen es zu einer erstklassigen Varietät dieses hoch begehrten Schmuckstein.
88
Im Jahre 2005 schürften Glenn Archer,
David Vaughan und Richard Williamson in
der Region Pilbara und brachten dort die
größten und prachtvollsten Beispiele für
Tigerauge ans Licht, die jemals gefunden
wurden. Die Bänderung ist bei diesen
Stücken dicker und komplexer als bei
jedem anderen, jemals zuvor entdeckten
Tigerauge. Die brillante, ungewöhnliche
Farbgebung war schon vor dem Schleifen
deutlich zu erkennen. In einem Gebiet von
Tausenden von Quadratmeilen fanden
sie diese winzige Fundstelle von erstklassigem Tigerauge von zuvor noch nie
entdecktem Ausmaß. Zwei der Blöcke
wogen über fünf Tonnen. Trotz der damit
verbundenen Schwierigkeiten wollten sie
die großen Stücke so intakt wie möglich
belassen. Die Fotografien zeigen den
Abbau der gesamten Lagerstätte und den
Transportaufwand, der erforderlich war,
um diese riesigen Stücke zur Weiterverarbeitung zurück nach Perth zu bringen.
Unter Einsatz der neuesten Techniken hat
David die Platten erstklassig zugeschnitten und poliert, um so ihre Schönheit
noch zu verstärken. Die Verarbeitung
von Tigerauge ist schwierig: Sie erfordert
großes Können und man muss den Verlauf der Krokydolithfasern verstehen, um
die Farben des Steins herauszuarbeiten.
Der Schnitt muss exakt parallel zu den
Fasern erfolgen, um die Farben strahlen
zu lassen, sonst ist der Stein stumpf und
leblos.
David und Glenn offenbarten der Welt
diese prächtigen Exemplare erstmals
im Jahre 2006 auf der Mineralienbörse
in Tucson. Ein Jahr später stellten sie
zwei wunderschön polierte, aufeinander
abgestimmte Platten von je 150 kg in
der Ausstellung in Tucson mit dem Titel
„Australia: Minerals from Down Under”
aus. Eine kleinere Platte wurde bei einer
Auktion in Texas im Juni 2008 für 215.000
US-$ versteigert; ein Zeichen für die
Qualität und den Wert dieses wundervollen Minerals. Da nur eine begrenzte
Menge abgebaut wurde und kein weiteres
Material zur Verfügung steht, werden die
Stücke bei der Ausstellung in München im
Jahre 2008 sehr begehrt sein. Der größte
abgebaute Block mit einem Gewicht von
über acht Tonnen wird bei der Ausstellung
in München in seinem natürlichen Rohzustand ausgestellt.
Tigereisen ist die regionale Bezeichnung
für die gebänderte Eisenformation (banded iron formation - BIF) der Hügelkette
Ord Ranges nahe Port Hedland in der
Region Pilbara. Gebänderte Eisenformationen sind verschiedenartige sedimentäre Einschaltungen aus wechselnden
Lagen von grauem/schwarzem/braunem
Hämatit/Magnetit, rotem Jaspis und
schimmernd-goldenem Tigerauge. Sie
bildeten sich in flachen marinen Mulden
oder Becken vor 2,5 bis 2 Milliarden
Jahren, als die Atmosphäre der Erde
wenig oder keinen freien Sauerstoff
enthielt und Ferroeisen im Flusswasser
gelöst zum Ozean transportiert wurde.
Im Meerwasser befanden sich große
Mengen von Photosynthese betreibenden
Organismen, wie z.B. Cyanobakterien, die
dort Sauerstoff frei setzten, was zu einer
1
2
3
Abbau von Tigereisen-Rohstücke (1),
Tigereisen-Stück bereits für den Abtransport, apart gezeichnete TigereisenStück (3-5). Fotos Archer.
Ausfällung des Minerals und schließlich
zur Bildung der BIF führte.
Die Lagerstätte des Tigerauges umfasst
nur einen kleinen Bereich in einer rauen,
felsigen Kette niedriger Hügel, die, abgesehen vom stacheligen Spinifex-Gras
fast frei von Vegetation sind. Das beste
Material entstand durch tektonische Verformungen, denn als die Erdbewegungen
die ursprünglich horizontalen Schichten
aufwarfen und verfalteten, entstanden so
die erstaunlichen Faltungen, ZickzackStrukturen, Verwerfungen und Verwirbelungen der verschiedenen, dünnen und
kontrastreich gefärbten Bänder.
4
5
89
Australien
Schätze aus Down Under
Michael Gienger
Die „Australischen
Amulettsteine“
Die Kata Tjuta liegen - wie der 30 Kilometer
entfernte Uluru (Ayers Rock) im „UluruKata-Tjuta-Nationalpark“ - hier soll sich
die angebliche Quelle der australischen
Amulettsteine befinden.
Der andauernde Krimi um australische Thundereggs
Ganz plötzlich war er da - und genauso schnell wieder verschwunden:
Der Australische Amulettstein (links). Zum Jahreswechsel 1994/1995
kursierten plötzliche Gerüchte im Mineralienmarkt, die so wundersames
zu berichten hatten, dass mancher die Überzeugung gewann, der Stein der
Weisen sei endlich gefunden. Von einem Stein war die Rede, einem heiligen
Stein der Aborigines, der Ureinwohner Australiens. In mondlosen Nächten
würde der Stein aus dem Ayers Rock geboren, jenem berühmten australischen
Fels, den die Aborigines Uluru nennen. »Children of the Uluru« sei daher auch
der Name jener sagenhaften Steine, die man heute bevorzugt in Feuerstellen
der Ureinwohner Zentral-Australiens finden solle. Denn dort befände sich
eine der ältesten Gesteinsschichten unserer Erde.
100
Für die Aborigines seien die »Kinder des
Uluru« heilig, da jeder von ihnen einen Teil
des Uluru bei sich haben wollte. Daher
glaubten sie angeblich auch daran, dass
jeder Träger eines solchen Amulettsteins
durch den Stein beschützt und alles
Böse von ihm ferngehalten werde. So
sollten die Steine die Verbindung aller
Lebewesen mit der Natur und der Erde
in Harmonie bereiten. Zu diesem Zweck
würden sie bei den Aborigines in der
Familie vererbt und bei Bedarf gestreichelt, und auf diese Weise erhielten sie
über Generationen hinweg ihren Glanz
und ihre auffallenden, magischen Linien
würden freigesetzt. Vor Gefahren würden
sie schützen, die »Australischen Amulettsteine«, und wahre Treue und Zuneigung
in der Liebe schenken.
Solcherlei Geschichten wurden nun
um diesen oftmals recht unscheinbar
wirkenden Stein gesponnen, der ein
profanes, mit Quarzadern durchzogenes
Gestein zu sein schien. Doch es kam
noch mehr: Nach dem Mythos folgten
die Heilwirkungen, und auch hier war
nicht minder wundersames zu hören:
Krebs und AIDS könne mit diesem Stein
geheilt werden, das Blut würde gereinigt,
die Hormonproduktion reguliert, Vitalität
und Widerstandskraft gesteigert. Aber
auch der Schönheit diene das seltene
Stück: Runzeln der Haut und Alterungserscheinungen ließen sich vermeiden
und auch bei allen Hauterkrankungen,
Ausschlägen und Ekzemen solle man ihn
verwenden. Das zentrale und vegetative
Nervensystem würde der »Australische
Amulettstein« beruhigen und wetterbedingte Schmerzen, Magenbeschwerden,
Migräne, Fehlfunktionen des Stoffwechsels und Kreislaufs lindern. Kurz: Der
»Australische Amulettstein« sei für alles
gut, auch für Hunde und Katzen.
Natürlich bleibt dabei auch die Psyche
nicht unberührt: Vor Depressionen, Zorn
und Wutausbrüchen sollen die »Amulettsteine« bewahren und dazu inneres
Gleichgewicht, Freude und Harmonie
schenken. Intensiv inspirierende Heil- und
Therapiesteine seien sie und darüberhinaus sehr persönliche und lebendige
Kraftsteine. Geliebt, gestreichelt und in
warmem Wasser gebadet, würden sie zu
lebenslangen treuen Freunden und für ein
gelegentliches Aufwärmen in der Sonne
wären sie sehr dankbar. Auch drängen sie
besonders tief in unsere Chakren ein. –
Der »Australische Amulettstein«: Offenbar
ein Stein für alle Fälle! Braucht man da
überhaupt noch andere Steine?
Doch zunächst mußte man ihn erst einmal
finden. Bestens »promoted« durch die genannten Geschichten, stieg die Nachfrage
nach diesem Stein 1995 explosionsartig
an. Enorme Preise wurden bezahlt, bis
zu DM 600,- für einen einzelnen Trommelstein! Doch 1996 war der gute Stein
plötzlich verschwunden, die letzten Exemplare ausverkauft, neue Ware nicht in
Sicht. War der Spuk nun vorüber?
Auf der Suche nach dem
»Australischen Amulettstein«
Ich muß ehrlich zugeben, ich hatte den
guten Stein zunächst ignoriert. Die Gerüchte waren mir zu hanebüchen, die Heilversprechen zu unseriös, die Geschichte
seiner Entstehung völlig unglaubhaft und
die Projektionen irgendwelcher naiver Mythen auf die komplexe und hochstehende
Kultur der australischen Aborigines war
schlicht ärgerlich. Einfach peinlich, wenn
wir Weißen fremden Völkern nicht nur das
Land stehlen, sondern nun auch noch ihre
in vielen Bereichen so reichhaltige und
feine geistige Kultur auf solche Weise
verunglimpfen. Nein danke, mit diesem
Stein und dem ganzen Drumherum wollte
ich nichts zu tun haben.
Doch die Geschichten waren nicht totzukriegen. Trotz dem der Stein schon
ein Jahr aus dem Handel verschwunden
war, ließ die Nachfrage nicht nach. Immer
wieder wurde ich um meine Meinung zu
den Wirkungen dieses Steins gefragt,
und immer wieder erfuhr ich, daß viele
Händler ihn dringend suchten. Als dann
im Sommer 1996 sowieso eine Australienreise bevorstand, besorgte ich mir einen
dieser Steine von einem befreundeten
Goldschmied und schickte ihn zunächst
zur mineralogisch-gemmologischen
Untersuchung an Bernhard Bruder vom
Institut für Edelstein Prüfung (EPI) in Ohlsbach (damals noch SPECTRA, Freiburg),
von dem ich kurze Zeit später ein sehr
interessantes Gutachten bekam.
Der untersuchte Stein. Foto Gienger.
Dieser „Australische Amulettstein“ war
ein Rhyolith, ein vulkanisches Gestein mit
Hohlraumfüllungen aus Quarz (siehe auch
die Abbildung des Zertifikats). Dieses
Gestein war mir nicht unbekannt. Seit
langem war ein australischer Rhyolith als
»Augenjaspis« oder »Regenwaldjaspis«
im Handel, lediglich etwas grüner im
Aussehen, da stärker chloritisiert und
ohne die eigentümlichen Linien bzw.
Quarzadern. Doch es war auf jeden
Fall klar, daß Zentral-Australien und der
Ayers Rock als Fundstelle nun definitiv
ausschieden, gab es dort doch niemals
irgendwelche Vulkane. Der Ayers Rock
liegt inmitten endloser Sediment-Gebiete,
wie dem »Großen Artesischen Becken«
östlich und den großen Wüsten westlich.
Diese Gesteine sind Produkte von Ablagerungen aus der Jura- und Kreidezeit
und damit jünger als 200 Millionen Jahre
und keineswegs die ältesten Gesteine
der Erde (die befinden sich übrigens in
Grönland und weisen ein Alter von stolzen
3,5 Milliarden Jahren auf!).
Mein Augenmerk richtete sich daher auf
die Ostküste Australiens, auf Queens101
Australien
Schätze aus Down Under
Mookait-Hornstein,
ein Gemenge aus
Jaspis, Chalcedon
und Opalith.
Fotos Gienger.
Michael Gienger
Reise zur Mookait-Mine
Der „Stein am fließenden Wasser“
»Do you think it’s jasper?« – »Meinst
Du, es ist Jaspis?« Diese Frage hätte mich eigentlich hellhörig machen
müssen, als sie mir bei meiner ersten
Australienreise 1996 gestellt wurde.
Bert Kayes, der inzwischen leider
verstorbene Gründer des Mount Hay
Gemstone Park (www.aradon.com.au)
stellte sie mir, als unser Gespräch über
australische Mineralien beim Mookait
angelangt war. Der Zweifel in seiner
Stimme und der fragende Blick sind mir
bis heute im Sinn, doch irgendwie ging
unser Gespräch ohne eine Antwort
über diese Frage hinweg.
108
Schließlich war der Mookait damals auch
weit, weit weg, irgendwo im Westen und
die Thundereggs unter unseren Füßen
-wir standen auf dem Mt. Hay neben dem
Capricorn Highway nahe Rockhampton,
Queensland - oder der wunderbare Chrysopras aus dem vergleichsweise nahe
liegenden Marlborough waren fesselndere Themen.
Aber sie ging mir nicht aus dem Sinn,
diese kritische Frage, als ich wenige
Monate später wieder über der Arbeit an
meinem »Lexikon der Heilsteine« brütete.
Vielleicht war es diese Frage, die dazu
führte, daß ich dem Mookait besonders
dieser Name, von dem alle nur sagen, es
sei halt der Name des Fundorts?«
Ein kleiner Küstenhüpfer brachte uns von
Perth nach Norden, immer die Westküste
Australiens entlang mit einem Zwischenstop in Geraldton und schließlich nach
Carnarvon. Carnarvon ist ein kleines
Städtchen mit 6800 Einwohnern inmitten
einer blühenden Oase nördlich der Shark
Bay (Haifischbucht) an der Mündung des
Gascoyne River. Der führt immerhin an
rund 120 Tagen im Jahr tatsächlich Wasser und es gibt genügend Grundwasser,
um die Plantagen mit tropischen Früchten
zu bewässern. Immerhin stammen 80%
der Bananen Westaustraliens von hier.
Doch Bananen hatten wir nicht im Sinn,
daher ließen wir die schöne Oase auch
ziemlich schnell hinter uns. Alan Butler,
der Inhaber der »Mooka Mine« hatte uns
schon am Flughafen erwartet und mit
seinem Pickup sowie einem gemieteten
Fourwheeldrive ging es unverzüglich in
die Wüste, immer dem (derzeit ausgetrockneten) Flußbett des Gascoyne River
in Richtung Osten folgend.
Schon nach kurzer Zeit färbte sich das
Land um uns gelb, dann braun, dann rot.
Eine trockene Ebene soweit das Auge
reichte, voller ausgetrockneter Sträucher,
bei deren Anblick sich unwillkürlich die
Frage aufdrängte, wann die wohl jemals
in Saft und Blatt standen? Vor ein paar
Die Mooka Mine liegt etwa 100 km
östlich von Carnarvon.
viel Aufmerksamkeit schenkte. Denn als
sich schließlich eine weitere Frage auftat - Mookait war der einzige Stein, bei
dem es mir nicht gelang, die Bedeutung
des Namens herauszufinden - reifte der
Entschluß, auf meiner zweiten Australienreise die Mookait-Mine zu besuchen.
Und so kam es dann, daß ich am 2. Mai
1998 gemeinsam mit Marco Schreier aus
Ludwigsburg und Barry Kayes von der
Firma Aradon in Malaga, Westaustralien,
auf dem Flughafen in Perth stand, um eine
kurze Reise zur Mookait-Mine anzutreten.
Zwei Fragen hatte ich im Gepäck: »Was
ist Mookait genau?« und »Was bedeutet
Mooka Mine
Jahren? Vor ein paar Jahrzehnten? Vor
Jahrhunderten? Das Land strahlte eine
unerschütterliche Zeitlosigkeit aus, als
würden hier alle Uhren stillstehen und
jede Bewegung wäre nur ein unnützer
Versuch einer unnötigen Veränderung.
Wozu von hier nach da eilen? Wozu
eigentlich mit 100 km/h über eine Schotterpiste brettern? Warum irgendwelche
Ziele anstreben, die irgendwo anders
sind? Das Land um uns schien die Ruhe
selbst, einfach nur sein und bleiben und
sein …
Qerfeldein ...
Ein paar Emus am Straßenrand boten
eine erste Abwechslung und gelegentlich
waren auch umherstreifende Schafe zu
sehen. Wovon lebten die eigentlich? 1,4
Millionen Schafe bevölkerten früher diese
riesigen Schaffarmen, von denen manche
größer sind als das Saarland. Raum gibt
es in Westaustralien ohne Ende, 40% der
Landfläche Gesamtaustraliens macht es
aus (das Siebenfache Deutschlands),
doch darin leben nur 2 Millionen Menschen. Und davon 1,4 Millionen in Perth
und fast der ganze Rest um die SüdwestSpitze des Kontinents. In den restlichen
95% des Landes geht einem kein Nachbar auf die Nerven. Da ist fast jeder froh,
gelegentlich einmal ein anderes Gesicht
zu sehen.
Die Mooka-Farm. Foto Gienger.
Mitten in diese Menschenleere hinein
führte uns unser Weg in Richtung Gascoyne Junction, einem 46-Seelen-Dorf
am Zusammenfluß des Gascoyne River
und Lyons River (im Moment der Begegnung zweier staubtrockener Flußtäler).
Nach einem kurzen Stop an der Mooka
Farm, auf deren Grund sich die Mooka
Mine befindet, bogen wir schließlich noch
vor Gascoyne Junction von der Straße
ab und durchquerten das Flußbett des
Gascoyne River. Nun ging es querfeldein
nach Norden in Richtung der Kennedy
Range, einem Sandstein-Plateau, das
sich von hier rund 200 km in nördliche
Richtung zieht. Das Vorland dieser
prächtigen Sandstein-Klippen, die sich
gut 100 m aus der Ebene erheben, war
früher das Stammesgebiet der Maia,
einem der 700 Völker von Ureinwohnern,
die Australien ursprünglich besiedelten.
Mit europäischen Augen betrachtet kann
man sich ein Leben in dieser trockenen
Einöde kaum vorstellen, die Schönheit
dieser Wüsten- und ausgetrockneten
Buschlandschaft hatte mich jedoch längst
ergriffen. Zäher Eukalyptus, bizarre Gerippe ausgetrockneter Sträucher, der australische Boden in sandigem Gelb oder in
sattem Rot und darüber ein stahlblauer
109
Australien
Schätze aus Down Under
B^X]VZaLVX]iaZg
<daYgVjhX]^cLZhiVjhigVa^Zc
Noch immer zieht es Glücksritter in die wüstenähnlichen Gegenden Westaustraliens, um nach dem
nahe an der Oberfläche liegenden Gold zu suchen.
Sie alle haben Arthur Bayley oder Paddy Hannan
als Vorbilder, die Entdecker der größten
Goldvorkommen der Welt.
116
Foto Wachtler
LZ\Zojb<daY###
Der 17. September 1892 wurde zum
Glückstag für Arthur Bayley und William
Ford. Denn als die beiden mehr als 550 km
östlich der westaustralischen Stadt Perth,
in eine wasserlose Wüste kamen, die die
wenigen Aborigines „Coolgardie“ nannten, so verstanden sie es jedenfalls, fiel
ihnen Gold frei liegend am Boden auf, wie
sie es selbst von den aufgebauschtesten
Erzählungen anderer aus allen Teilen der
Welt nicht kannten. Innerhalb kürzester
Zeit häuften sie mehr als 17 kg Gold auf.
Dann konnte Bayley seine Neugierde nicht mehr
zügeln und eilte zurück,
um das Erlebte dem
weisen Minenaufseher
John Michael Finnerty
zu erzählen, nicht ohne
vorher ein großes Claim
in dieser Gegend für sich
zu beanspruchen. Wenig
später, im Jahr 1896
starb Bayley, einunddreißigjährig. Sein Goldfeld
aber, brachte in siebzig
Jahren 15.500 kg Gold
bis es sich erschöpfte.
Innerhalb kürzester Zeit
wurde Coolgardie zur
drittgrößten Stadt Westaustraliens mit
eigener Eisenbahnlinie, 26 Hotels, drei
Brauereien unzähligen Puffs und viel
Großstadtflair.
Mit diesen Gedanken wandere ich durch
Coolgardie die heutige Geisterstadt, ein
Jahrhundert später. Vieles findet man
noch hier vom einstigen Glanz dieser Zeit.
Aber alles ist nur mehr leere Hülse. An
der breiten Straße reihen sich Geschäft
an Hotel, aber sie stehen leer. Nicht
einmal tausend Einwohner versuchen
die Zeit anzuhalten und die Besucher
mit viel Aufmerksamkeit an jene Tage zu
erinnern, als Coolgardie in aller Munde
war. Ein einsamer Obelisk erinnert an den
Glücksmoment dieser beiden Männer.
Ich bleibe sinnierend davor stehen. Hier
in dieser weltabgeschiedenen Gegend
hunderte Kilometer von der nächsten
Siedlung entfernt musste sich Bayley
so abgerackert und geschunden haben,
dass er sein Glück nur kurz genießen
konnte. Im lokalen Museum finde ich die
Zeugnisse dieser Zeit, die alten Fotos, die
das Leben darzustellen versuchen. Ich
sehe auf den Fotos einige wenige Frauen
mit Kindern, welche in aus dürren Ästen
notdürftig zusammengefügten Hütten
hausen, Goldwäscher, welche den Sand
im Wind waschen, weil es nirgendwo
Wasser gibt, ausgetrocknete Kamele,
Zelte und überall Hacken und Waschschüsseln. Ich lese von den seltsamsten
Goldfunde - Goldfieber ...
Rekorden: Vom afghanischen Kameltreiber Tagh Mahomet, der zum ersten
Mordopfer in den Goldfields wurde, vom
hoffnugnsvollen Neuseeländer John Aspinall, stellvertretend für unzählige andere,
die durch Hunger und Durst umkamen,
von einem jungen Amerikaner namens
Herbert Hoover, der hier das große Glück
erhoffte und dann wieder nach Hause zurückkehrte, um Präsident der Vereinigten
Staaten zu werden. Von dieser Gegend
bracht William Snell mit seinem Fahrrad
nach Melbourne auf, um seine geliebte
Braut zu holen und erster Bürgermeister
der neu gegründeten Stadt Leonora zu
werden.Es muss besonders am Anfang
ein Leben am Abgrund des Todes gewesen sein. Und zu allem Überfluss war der
Glanz schnell vorbei.
Denn am 17. Juni 1893, nicht einmal ein
Jahr nach Bayleys sagenhafter Entdeckung kam der noch größere Glückspilz
an die Reihe. Dies ist die Geschichte des
ehrenwerten Patrick „Paddy“ Hannan, der
85 jährig an damals so genannter Altersschwäche in Melbourne verstarb und am
17. Juni 1893 verdreckt mit zerrissenen
Hosen wieder nach Coolgardie zurückkehrte, das er zehn Tage vorher verlassen
hatte. Er kam mit Taschen voll Nuggets,
und die die ihnen sahen, steigerten
ihre Größe von Augenblick
zu Augenblick. Geradewegs ging er um neun Uhr
abends, einem Samstag,
in das Registrationsbüro,
ein windschiefes Zelt und
meldete dem Beamten ein
Claim nicht einmal vierzig
Kilometer weit entfernt von
hier am Mount Charlotte an.
Schrieb Clara Saunders,
die allererste Frau, welche
hier das Glück ihres Lebens
fand und sich verheiratete
über diesen besonderen
Tag:
„Sharkey, der Glöckner,
stand in der Bayley Street,
läutete die Glocke und schrie aus vollen
Lungen, wo genau sich der Fundort befand. Nicht lange danach ging es an der
Bayley Street wie in einem Bienenstock
zu; Männer rannten in alle Richtungen,
Packpferde wurden mit Vorräten beladen.
Ein Fuhrwerk hielt vor dem Hotel und der
Kutscher rief aus: „Direkt zur neuen Mine
- 3 Pfund pro Person. Manche verließen
die Bayley-Mine und warteten nicht einmal auf ihren Lohn. Nie werde ich diesen
Tag vergessen.“
Das war der Beginn eines der größten
Goldräusche. Innerhalb einer Woche
ließen mehr tausend Goldgräber dort
alles liegen und stehen, warteten zum
Teil gar nicht mehr auf die Auszahlung
ihres Lohnes, um rund um das abgesteckte Claim am Mount Charlotte ihr
Glück zu versuchen. Viele brachen auf,
verirrten sich, starben. Sie zimmerten in
der Gegend die irgendwann Kalgoorlie
117
9^Z6aeZcjcYY^ZHjX]ZcVX]
^]gZb=ZgoVjh<daY
B^X]VZaLVX]iaZg
1
2
128
Können wir heute noch das Wissen um
das Gold der Alpen wesentlich erweitern?
Indem wir Wissen unterschiedlicher Sprachen und Nationen zusammenführen?
Neue Quellen auswerten und verbinden?
Gemeinsam haben wir uns daran gemacht,
Neuland zu suchen. Um dem Geheimnis
des Alpengoldes auf die Spur zu kommen.
9^ZHiZgchijcYZc
Foto Schönegger
Foto Appiani
6aeZc\daY"
1. Zum ersten Mal vereint:
Der schönste Goldfund der Alpen
Diese drei prachtvollen Goldstufen
wurden vom Piemonteser Goldsucher
Franco Chianale ursprünglich als ein
Block herausgearbeitet. Aus Unkenntnis
zerkleinerte er ihn in drei Teile. Es wäre
die wohl schönste Goldstufe der Alpen
gewesen. Heute befinden sich die Stücke
in Franco Chianales Privatsammlung und
im Naturmuseum Turin (linke Stufe).
4
3
2. Der großartigste
Goldfund der Schweiz
Kein Goldfund der Neuzeit hat so die
Massen in den Bann gezogen wie die
1,4 kg Gold, die im Jahr 2000 von René
Reichmuth in der Surselva gefunden
wurden. Die schönste Stufe mit 400 g
Gold befindet sich nun im Bündner
Naturmuseum in Chur.
3. Glückspilz
in den Hohen Tauern
Im Jahr 1986 machte Rainer
Mrazek den wohl größten Goldfund der Neuzeit in den Hohen
Tauern.
4. Das Bölsterli-Nugget
Mit 123 g eines der größten
bekannten Nuggets der Alpen.
Fundort ist Disentis.
129