Schreibschrift - Hierschreibenwir
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Schreibschrift - Hierschreibenwir
Seite 1 Editorial Es war einmal eine Zeitschrift, die auf HSW in aller Munde war. Das Volk schrie nach mehr, doch es sein Rufen sollte nicht erhört werden. Traurig, aber wahr? Dieses Schmuckstück beweist euch das Gegenteil. Wir haben versprochen wieder zu kommen und hier sind wir, um euch die neuste Ausgabe der Schreibschrift zu präsentieren. Ereignisreiche Monate liegen hinter uns. Nicht zuletzt das große HSW-Treffen in Oberursel im Mai 2015 hat unseren Schreiberlingen die Köpfe rauchen lassen. Alles wollte wohl formuliert und bebildert seinen Weg in die Zeitschrift finden. Um dem Ideenüberschwung der Redaktion gerecht zu werden, den das Treffen auslöste, haben wir uns erlaubt, das Heft zweizuteilen und einen extra Bereich nur für Oberursel und seien illustre Gesellschaft zu reservieren. Wer also nur die reine Schreibschrift genießen möchte, ignoriere den ersten Teil geflissentlich. An dieser Stelle nehme ich mir die Zeit allen zu danken, die sich an der Zeitschrift beteiligt haben und die mitgeholfen haben, all die Artikel zu verfassen. Ein besonderer Dank gilt Liana Caruso, die kurzfristig für Macbeth eingesprungen ist und das Layout übernommen hat! Im Namen aller beteiligten HSW-User wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen der neuen Schreibschrift! Lob ist gern gesehen, Kritik darf wahlweise geäußert oder aufgemampft werden. Eure Lucyyy Seite 2 Inhaltsverzeichnis Das große HSW Treffen 2015 And the Edward goes to …..……………… 4 Die Nominierten …………………………… 8 Die Gewinner ………………………………. 10 Rezension: Der Joker ………………………. 38 1667 Worte ………………………………….. 40 Gemeinsam statt einsam! ………………… 14 Die Boxen ………………………………….. 16 Springer auf H3! …………………………… 17 Lianas Lieblings-Labels …………………… 19 Die Verlage ………………………………… 24 Die Schreibschrift 2016 Zwei-Satzund Zehn-Wort-Wettbewerb …………… 25 Projekt: Fortsetzungsgeschichte ……….. 27 Wie kommentiere ich richtig? ………….. 30 Das große RPG-Quiz ……………………. 32 Die Kriller-Charts ………………………… 36 Seite 3 And the Edward goes to… Von Lucyyy Kaum eine Information sorgt im Vorhinein des großen HSW-Treffens für mehr Diskussion als das Einladungsschreiben zu der Edward-Verleihung. Bietet bei den einen mehr der Name Grund zur Unterhaltung und Diskussionsstoff, ist es bei den anderen eher der kleine Zusatz „Um Abendgarderobe wird gebeten“. Während einige darin ihren Traum verwirklicht sehen („Oh mein Gott - Abendgarderobe!! Wuuuhuuu! Jaa!!“ – Liana Caruso), stellt es für andere eher eine Herausforderung dar („Ihr ruiniert endgültig meine Pläne, mit leichtem Gepäck anzureisen ^^“ – Timothea. Rubin). Doch mit „Ich war noch nie bei einer Edward-Verleihung eingeladen!! Ich bedanke mich herzlichst dafür, dass mein innigster Wunsch in Erfüllung geht!“ bringt liz-lilalaunebär sehr gut auf den Punkt, was wohl die meisten denken: Die Edward-Verleihung ist eine einmalige Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen darf. Seite 4 Topgestylt finden sich alle pünktlich um 18 Uhr im Gemeinschaftsraum ein, gewappnet mit dem Wissen, wer nominiert ist - schließlich hat man im Vorhinein bereits abstimmen dürfen - dass das Literatur-Quiz wohl Teil des Abends sein wird und dass ein besonderes Abendessen gereicht werden soll. Menschen sind Gewohnheitstiere und HSWler bilden dabei keine Ausnahme, daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die üblichen Verdächtigen an den Gruppentischen zusammenfinden. Dessen sind sich auch die Organisatoren bewusst, denn ohne dass wir es merken, losen wir uns selbst unseren neuen Gruppen zu: Unter jedem Stuhl kleben zwei Bonbons, die einem den neuen Tisch zuweisen, auf welchem nämlich eben genau diese zwei Bonbons kleben. So vollkommen neu gemischt, bietet sich eine sehr gute Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen. Mit den neuen Gefährten kann so in das Literatur-Quiz gestartet werden. Parallel zu dem Quiz verläuft das Abendessen - das zusätzliche Geld lohnt sich wirklich. (Das vorherige Essen war auf keine Weise schlecht, aber ein so großartiges Buffet macht wirklich jeden satt und glücklich.) Dank des leckeren Essens fallen auch das Raten und Denken leichter, sodass viele Fragen mühelos gemeistert werden können. Das Quiz ist aufgeteilt in zwei sich abwechselnde Kategorien, einmal alles zum Thema Literatur und einmal alles rund um HSW. Wenn auch einige Antworten für große Diskussionsstoff sorgen (so gibt es einige Unsicherheiten, ob man bei den Private Books die Kategorie „Tagebuch“ wählen kann oder nicht), erfährt man ganz nebenbei auch viele Fakten über HSW, die man noch nicht wusste. Untermalt wird das Quiz außerdem von Screenshots der alten rosafarbenen HSW-Seite, die bei den meisten nostalgische Erinnerungen hervorruft. Nachdem beim Literatur-Quiz ein Gewinnertisch ermittelt wird, dürfen sich alle Personen dieses Tisches in noch einer weiteren Runde messen, in der nur geschätzt wird. So gibt es Fragen dazu, wie viele Bücher pro Jahr in Deutschland erscheinen, oder wie viel Punkte der aktuell Führende in der Buchpunkteliste hat. Aus dieser letzten Runde geht Sternenmalerin als Gesamtsiegerin hervor, die kurz zuvor ihrer Tischgruppe noch anvertraut, dass Schätzen absolut nicht zu ihrem Können zählen würde: „Eigentlich kann ich so etwas wirklich überhaupt nicht, aber das werdet ihr mir wohl nicht glauben. Ich vermute, es war entweder Glück, Zufall oder Schicksal. Oder alles zusammen.“ Seite 5 Im Anschluss gibt es erst einmal eine Pause, bevor der eigentliche Gala-Abend starten kann . Diese nutzen die meisten, um ihre tollen Outfits auf zahlreichen Fotos festzuhalten. * Sobald alle sich wieder auf ihren Plätzen eingefunden haben (diesmal bei freier Sitzwahl), kann die eigentliche Preisverleihung starten. Als Moderatorin führt Pettygree durch den Abend, die ihre Aufgabe sehr überzeugend meistert. Unterstützt wird sie von den Laudatoren, meist bekannte HSWler, wie zum Beispiel diverse Co-Admins und andere aktive User. Als Untermalung dient ein von Liana.Caruso geschnittenes Video, in dem die Nominierten präsentiert werden und das mit Buchblättern ein Übergangsbild während der einzelnen Reden schafft. Nach einigen Diskussionen im Vorfeld ist diese Redezeit aufgestockt worden, so dass nun allen Gewinnern vier Minuten bleiben, die sie mit Dankesworten füllen können. Auch wenn dies in den wenigsten Fällen leicht fällt. Auch die Laudatoren geben sich alle Mühe in ihren Ansprachen alle Nominierte angemessen zu würdigen. Nehmen wir als Beispiel J@nnchen, die uns mit ihrem KommentierSong wohl allen in Erinnerung bleibt. So fordert sie im Time-Warp-Style zu mehr Aktivität in Sachen Kommentieren auf. „Nur eine Anmerkung hier Ein kleiner Vorschlag da-a-a Grammatik und Stil So konstruktiv wunderba-a-ar Es ist die beste Funktio-o-o-on Die es auf HSW gi-i-i-i-ibt Kommentiert die PBs! Kommentiert die PBs!“. Auch wenn es wohl einen Zeitplan gibt, zieht sich der Abend über die vorgegebene Nachtruhenzeit des Hauses hinaus und nach den negativen Erfahrungen mit der Betreuerin einer Kindergruppe am ersten Abend, will nun wirklich niemand eine erneute Ermahnung wegen zu hoher Lautstärke riskieren. So wird pünktlich um zehn aus dem normalen Applaus zu Elwens Seite 6 Glitzerregen das frenetische lautlose Klatschen, dargeboten in verschiedenen Formen, wie zum Beispiel übertriebenem Händelwedeln oder eher im Dumbledore-Style. (Wer sich darunter nichts vorstellen kann, der erinnere sich an den ersten Harry-Potter-Film und Dumbledores enthusiastischen Applaus). So können auch nach 22 Uhr ausgezeichnete Preisträger angemessen gewürdigt werden. Und gewürdigt wird an diesem Abend viel. Neben den im Vorhinein abgestimmten Kategorien (die in der beigefügten Tabelle noch einmal nachgelesen werden können), wird außerdem noch ein Sonderpreis verliehen. So wird Misery Mystery, die es in diesem Jahr bereits auf acht Jahre Mitgliedschaft bringt, die Auszeichnung als „HSW-Urgestein“ verliehen. Aber die verliehenen Preise sollen nicht die einzigen Würdigungen bleiben, denn ohne Organisatoren gibt es auch keine Preise. Ein kleine Gruppe HSWler hat einige Kleinigkeiten für das Orga-Team organisiert, die sie ebenfalls im Rahmen der Gala überreichten. Abgerundet wird die Gala mit dem wohl legendärsten Foto des Treffens. Immer noch schick in Abendgarderobe finden sich viele auf dem zum Hause gehörenden Klettergerüst ein, um dort ein gemeinschaftliches Foto zu machen. Es ist beeindruckend zu sehen, welche Kletterkünste einige trotz der etwas unvorteilhaften Kleidung entwickeln. Seite 7 Mit der Edwards-Verleihung geht ein großartiger Abend zu Ende, an dem alle viel Spaß hatten und der nicht nur die Gewinner um großartige Erinnerungen bereichert. Und nun … Die Nominierten Wer nicht in Frankfurt dabei war, den bitte ich nun, sich von seinem Platz zu erheben, um unseren ehrwürdigen Preisträger auch im Nachhinein noch einen frenetischen lautlosen Applaus zu schenken. Profilbild: Beste Jury: Elwen Ithildin Crushes Swäya Dystopie J@nnchen Schleifchen Vovo Gedichte Yuvi Zauberfunke Quasselstrippe: RPG-Suchti J@nnchen Cupcake Liana Caruso DarkKairi Somoka Tau tattoo Strawberry-Cake Liana Caruso Timothea.Rubin Seite 8 HSW Urgestein: Misery Mystery & Wolf Unersetzliches HSW Mitglied: J@nnchen Tau Hilfreichstes Mitglied: J@nnchen Yuvi Liana Caruso Elwen Ithildin Streitschlichter(in): Rosenstrauch Somoka Elwen Ithildin J@nnchen Yuvi Vovo Swäya Timothea.Rubin Misery Mystery Elwen Ithildin Yuvi Strawberry-Cake Somoka Leserliebling: Mei Moloko ElwenIthildin Schlauchen Liana Caruso Rani Tintenfleck Swäya Tau Beste Kommentare: Somoka Somoka Tau Tintenfleck Yuvi Elwen Ithildin Seite 9 Gewinnerin: Misery Mystery Auf HSW seit: 2007 Gewonnene Kategorie: HSW- Urgestein Misery Mystery ist wohl die einzige aktive Nutzerin mit einer dreistelligen Nummer – das beweist eindeutig, wie lange sie schon dabei ist. Jedem Nutzer dürfte sie ein Begriff sein. Ein echtes Urgestein eben und so viel Hartnäckigkeit und Treue verdient auch einen Preis. Gewinnerin: J@nnchen Auf HSW seit: 2008 Gewonnene Kategorien: Profilbild- Urgestein & Streitschlichterin Wie verlässlich J@nnchen ist, zeigt sich in den Kategorien, in denen sie gewonnen hat. So hat sie zum Beispiel seit Jahren das gleiche Profilbild, sodass sich niemand umstellen muss und man sie gleich erkennt, wenn sie zur Stelle ist. Wo wir direkt bei ihrer zweiten Gewinnerkategorie wären, egal wo und wann heftige Diskussionen oder gar Streit aufkommt: Es dauert nicht lange bis J@nnchen auftaucht und ihn versucht zu schlichten. Seite 10 Gewinnerin: Tau Auf HSW seit: 2011 Gewonnene Kategorie: RPG-Suchti Tau ist eine leidenschaftliche RPGlerin, gründet selbst RPGs und ist bei den meisten RPGs auf HSW aktiv. Durch ihre Erfahrung ist sie zu etwas wie die inoffizielle RPG-Auskunft geworden und kann bei Fragen jeder weiterhelfen, um auch anderen Usern die Welt der RPGs verständlich zu machen. Gewinnerin: Schlauchen Gewonnene Kategorie: Leserliebling Schlauchens Erfolg begann ganz klein auf HSW, wo sie zu den meistgelesenen Usern gehört. Mit „Mondscheinküsse halten länger“ durfte sie bereits bei einem großen Verlag veröffentlichen und auch weitere Projekte stehen in konkreter Planung. Da ist klar, dass niemand daran zweifelt, dass sie einmal richtig groß herauskommen wird. Wenn sie es nicht jetzt schon ist. Seite 11 Gewinnerin: Liana Caruso Auf HSW seit: 2011 Gewonnene Kategorie: Quasselstrippe Wenn Liana Caruso im Kaffeekränzchen auftaucht, dann meistens, um etwas zu erzählen. Egal was, sei es nur ein Erlebnis im McDonalds oder etwas anderes, sie berichtet und informiert uns darüber, wie es sich für eine echte Quasselstrippe auch gehört. Gewinnerin: Elwen Entenmama Ithildin Auf HSW seit: 2010 Gewonnene Kategorie: beste Kommentare Kritisieren muss gelernt sein, denn es ist gar nicht so einfach den perfekten Kommentar zu schreiben. Außer man heißt Elwen und gehört zu den besten Kritikern auf HSW. Kaum einer schafft es, dass kritische Kommentare so sehr motivieren, wie die von Elwen. Seite 12 Gewinnerin: Yuvi Auf HSW seit: 2008 Gewonnene Kategorien: unersetzliches HSW Mitglied, hilfreichstes Mitglied Egal welches Forum, egal welches Diskussionsthema, egal welches Problem – man kann sich sicher sein, dass Yuvi immer zur Stelle ist. Stets bringt sie ihr Wissen und ihre Erfahrung ein, um so eine Diskussion voran zu treiben. Zudem kann sich jeder, der mal Hilfe braucht, darauf verlassen, dass Yuvi zur Stelle eilt. Und als aktivstes Mitglied ist es nicht verwunderlich, dass es die größe Lücke hinterlassen würde, wenn Yuvi HSW den Rücken kehren würde (was hoffentlich nie der Fall sein wird.) Schleifchen-Jury Seit 2011 begeistert der Schleifchen-Wettbewerb die HSW-Gemeinde. Neben den schreibwütigen HSWlern, die sich über bis heute neun Schreibaufgaben freuen konnten, war es vor allem auch die Jury, die viel Lob und Anerkennung erhielt. Unter der Führung von Vovo enstanden eine Vielzahl an kreativen Aufgaben und auch die Auswertung war stets eine faire Angelegenheit. Man spürte richtig, wie intensiv sich mit den einzelnen Texten auseinandergesetzt wurde. Seite 13 Gemeinsam statt alleine! Von Timothea.Rubin Wie vorher bereits angekündigt gab es Samstags und Sonntags diverse Workshops, die sich die Organisatoren überlegt und teils auch selbst durchgeführt haben. Während ein Teil der Gruppen die Zeit überdauerte, fielen manche weg, während andere neu hinzu kamen. So gab es beispielsweise eine Lyrikgruppe, die aber nach dem ersten Vormittag in die ewigen Jagdgründe der Schreibgruppen einging. Gewissermaßen im Selbstzerstörungsmodus von innen, denn nachdem die ersten die Gruppe gewechselt hatten, bröckelte auch der Rest zusammen. Für diejenigen, die sich nicht unbedingt der Lyrik widmen wollten, sondern ihren eigenen Projekten, gab es die Gruppe „Freies Schreiben“. Tische wurden zusammengerückt, Steckdosen geentert und fleißig an der eigenen Geschichte weitergetippt. Auch wenn es vielleicht den Anschein hatte, als würde jeder still vor sich hin arbeiten, so war es doch für viele eine Erleichterung, eine/n Leidensgenoss/ in neben sich sitzen zu haben. Auch dem, der schreiben wollte, aber schlichtweg nicht von der Stelle kam, konnte geholfen werden. Ebenso denjenigen, die sich ab der Mitte ihrer Manuskripte über plötzlich auftauchende Figuren ärgerten oder plötzlich einen Toten zu viel im Keller hatten. Denn Vovo bot eine Schreibgruppe zum Thema Plotten beziehungsweise Schreibblockaden an. Wie sich herausstellte, gab es keine akuten Schreibblockaden, weshalb sich ausgiebig dem Plotten gewidmet werden konnte. Hierbei wurden verschiedenste PlottingMethoden vorgestellt, wie beispielsweise Clustering, die Plotkurve oder die Schneeflocken-Methode. Anschließend sollte eine dieser Techniken auf das eigene Projekt angewendet werden, hierbei entschieden sich die meisten Teilnehmer für die Plotkurve. Zur Erklärung: Hierbei werden einzelne Dinge, die während des Romans passieren sollen, auf die typische Kurve eingetragen, die sich in Einführung, Konflikt oder Problem, Lösungsversuch, überraschende Wendung, Höhepunkt mit Lösung und Ende gliedert. Außerdem gab es noch kreative Aufgaben, wie zum Beispiel den Text einer anderen Person fortzusetzen. Am Samstagnachmittag wurde noch eine weitere Gruppe eingeführt, die sich LiveKommentieren nannte, bei der Texte vorgelesen wurden, die anderen Teilnehmer sich Notizen machten und dann über den Text diskutierten, ohne dass sich der Autor währenddessen rechtfertigen durfte. Die Teilnehmer konnten an dieser Stelle nichts anderes tun, als mitzuerleben, wie das eigene Baby Seite 14 genauestens analysiert und diskutiert wurde, ohne es verteidigen können. Jedes „Ja aber, das …“ wurde resolut unterbrochen. Kritik und Motivation zu erhalten war auch das Ziel der so genannten Lesepatenschaften. Hierbei wurde über die eigenen Projekte gesprochen und jemand gesucht, der einen und das eigene Projekt quasi adoptieren wollte, um sich gegenseitig zu unterstützen. Das hat den Vorteil, dass es immer jemanden gibt, der einigermaßen einen Plan vom Projekt hat und dann in kleinen und großen Notfällen superheldenlike durch die Internetleitung schlittern kann und vielleicht auch etwas besser helfen kann als jemand, der nicht so stark in die einzelnen Handlungen etc involviert ist. Ich finde es gut, dass es so viele verschiedene Möglichkeiten gab, so dass jeder die Schreibgruppe wählen konnte, die die aktuellen Bedürfnisse, was das Schreiben angeht, am besten befriedigt haben. Dadurch konnte jedem individuell geholfen werden, sei es dadurch, dass es einen Anstoß gab, wie es mit dem eigenen Projekt weitergehen könnte, oder auch nur eine Formulierung, die so vielleicht nicht ganz schön war, aber durch eine passende ersetzt werden konnte, weil der Nachbar die Erleuchtung zu einer besseren hatte. Seite 15 Die Boxen Das Orga-Team hat mit den Boxen eine wunderschöne Idee ins Leben gerufen – Jeder hatte seinen eigenen Karton der von anderen Mitgliedern nach Lust und Laune beklebt, bemalt beschriftet und natürlich gefüllt werden durfte. Hier seht ihr ein paar der wirklich sehr schön gewordenen Exemplare. Seite 16 „Springer auf H3“ Von AlocadaWho "Die wichtigste Gabe, die ein großer Schachspieler haben muss, ist meiner Meinung nach eine üppige Phantasie. Er muss in der Lage sein, sich aus der Welt aufdringlicher Realitäten in einen Bereich seltsamer Gestalten und Formen zurückziehen, die er miteinander kombiniert, um neue, nie da gewesene Situationen zu schaffen." Das sagte Reuben Fine, Schachgroßmeister und Psychologe - wir können seiner Einschätzung also getrost Vertrauen schenken. Und so gern unsere literarischen Herzen rufen, dass er mit diesem Zitat auch genauso gut uns als Schriftsteller meinen kann, gibt es doch einen kleinen Einwand: Die Trennung zwischen der "aufdringlichen Realität" und den "seltsamen Gestalten" ist nicht immer eindeutig - wie wäre es sonst dazu gekommen, dass auf unserem diesjährigen inoffiziellen Forentreffen in Oberursel bei Frankfurt Zaubererschach mit zu den liebsten Beschäftigungen gehörte? Wer einmal miterlebt hat, wie die Läufer, Springer und Damen zum Leben erwachen und ihre vielseitigen Meinungen kundtun, muss zwangsläufig den Glauben daran verlieren, dass es sich dabei um ein taktisches und weitestgehend abstraktes Spiel handelt. Nicht in der HSW-Gemeinde! Alles begann mit einer harmlosen Partie auf dem Hof, ganz bodenständig - an der einen Grundlinie Rebekka alias little_butterfly, auf der gegenüberliegenden Seite ich, AlocadaWho. Wir schoben die kniehohen, beschwerten Plastikfiguren hin und her und irgendwie, ja, irgendwie fehlte etwas. Wo war die schriftstellerische Komponente? "Ihr müsst die Figuren durch Menschen ersetzen", sagte man uns im Vorbeigehen, als sei das absolut selbstverständlich, und "Stellt euch selbst aufs Feld - das ist dann wie bei Harry Potter". Und schon war der kleinste gemeinsame Nenner gefunden: Geboren war ein neuer Sport - ein Teamsport sogar, voller Siegeswille, Kampfeslust und Leidenschaft - vor allem innerhalb der Teams. Die Verteilung der Rollen verlief nach dem Prinzip der urdemokratischen Rechtsregel "wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Im Laufe der Tage entstand aber nach und nach ein stabiler Kern, der zumindest, wenn die Oberursel White Queens (Teamleitung AlocadaWho) gegen die Black Pampa Girls (Teamleitung littly_butterfly) aufliefen, anwesend war. Bei allen anderen Partien, die um einiges mehr an den kopflastigen Ursprungsgedanken des Spiels erinnerten, wurde das Spielfeld gern so enthusiastisch gestürmt, dass die grübelnden Parteien augenblicklich den Überblick verlieren mussten. Jeder, der sich mit einer Rolle identifizierte, positionierte sich breitbeinig über jener, stemmte sie sich locker an die Hüfte oder schleppte sie gleich resolut vom Platz. Dies führte zu neuen Ansprüchen an einen Spieler: Nicht nur, dass man den Gesichtern einen Namen, einen Nicknamen und am besten noch ein paar weitere Attribute zuordnen musste, jetzt kam auch die Schachfigur dazu, die jeder der Spieler mit Inbrunst ausfüllte. Jeder wollte eine wichtige Aufgabe haben, jeder wollte sich bewegen am besten noch jemanden schlagen und niemand wollte selbst am Rande des Feldes landen (auch, wenn Reinkarnationen durchaus möglich waren). Es war die Aufgabe des Teamleiters, mit den vielen Anforderungen und Bitten zurecht zu kommen, das Volk oder die Mannschaft zufrieden zu stellen und trotzdem die eigenen Entscheidungen durchzusetzen. Wie im wahren Leben gibt es dafür verschiedene Strategien, die mehr oder Seite 17 minder gut funktionierten - und wie im wahren Leben macht einen guten Heeresführer noch lange keinen Sieger aus. Ich ging zweimal glorreich unter und einigte mich bei der letzten Schlacht im strömenden Regen, die wir Eins-gegen-Eins ausfochten, nach verschenkter Führung auf ein Unentschieden. Das Schöne ist allerdings, dass es darum gar nicht ging. Nicht ums Gewinnen oder Verlieren, nicht um den ultimativen Triumph, den König der Gegner in die Enge getrieben zu haben, nein, vielmehr war es die Gemeinschaftlichkeit, das gemeinsame Tüfteln, das Lernen voneinander und der Spaß, der einen zwangsläufig zusammenschweißte, was die Magie des Zauberschachs ausmachte. Und für alle, die wie ich verzweifelt versucht haben, sich zu erinnern: Ron spielt den Springer, Hermine einen Turm und Harry einen Läufer. Seite 18 Lianas Lieblings-Labels „Also Liana, willst du dich öffnen?“ „Ich? Äh … okay … also … hm. Also, ich heiße Liana …“ „Hallo Liana“, ertönte der sonore Stimmenchor. „Und ich … äh … weiß eigentlich gar nicht warum ich hier bin.“ Der strenge Blick der Gruppenleiterin ließ mich zusammenzucken und ich schluckte. „Na gut, ich bin hier, weil ich angeblich süchtig nach Klamotten bin. Stimmt aber gar nicht“, fügte ich trotzig noch hinzu … So, oder so ähnlich könnte das wohl ablaufen, wenn meine Mutter ihre Drohung, mich in eine Selbsthilfegruppe zu stecken wahr machte. Vollkommen übertrieben natürlich. Aber kurz bevor es nach Frankfurt ging hatte ich so ein ähnliches Gespräch. Mitten in der Nacht, weil ich erst um elf Uhr heim kam, mit einer Freundin, die bei mir übernachtete. Ich hielt den weißen Anzug hoch und sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Den Blauen. „Nein.“ Den Grauen. „Nein.“ Den Schwarzen. „Davon hast du schon zwei eingepackt!“ „Unsinn, der sieht ganz anders aus.“ „Hä? Er ist schwarz!“ „Ja, und der andere hat doppelte Nadelstreifen!“ „Ach, und der Dritte?“ „Der hat nur einfache Nadelstreifen.“ „Und du meinst, du brauchst die alle drei?“ „Ähm … ja? Hallo … vier Tage und so?“ „Ähm hallo, drei Kleider, zwei Blazer, drei Hosen, fünf T-Shirts, vier Tops und zwei Jacken und so? Dein Koffer ist voll!“ „Gar nicht. Da ist noch locker Platz“, erwiderte ich, während ich den Anblick des fast aus den Nähten platzenden Koffers geflissentlich ignorierte. Steffie beugte sich vor und mampfte ihre Chips. „Jetzt mal ehrlich, denkst du nicht, dass du übertreibst? Es reicht doch, wenn du dich … sagen wir zweimal umziehst!“, meinte sie kauend. Bei dem Gedanken schüttelte es mich. Zweimal umziehen? Um Gottes Willen. Ich verstand ja gar nicht, wie andere Menschen tatsächlich den ganzen Tag in den gleichen Kleidern rum laufen konnten! Meh. Seite 19 „Das verstehst du nicht“, konterte ich. „Nein, das versteh ich nicht! Ich mein, guck dich doch mal um! Dein Zimmer besteht aus Klamotten und Büchern! Klamotten und Bücher, überall nur Klamotten und Bücher!“ „Übertreib nicht, da steht auch noch ne Couch.“ „Ja! Und die ist voller Klamotten und Bücher!“ Verdammt. „Jetzt lass mich in Ruhe. Hilf mir lieber und setz dich auf den Koffer.“ „Sag mal, nimmst du nicht noch zwei andere Mädels mit?“ „Ja?“ „Und wie sollen die bitte ihre Koffer da rein bringen? Wenn dein ganzes Auto schon voll ist?“ „Ist doch nur der Koffer!“ „Ehee … Und dein Bademantel und deine Hausschuhe und dein Bettzeug … mal ehrlich, wer nimmt denn schon sein ganzes Bettzeug mit! Bettwäsche war verlangt!“ „Ich brauche mein Bettzeug nunmal!“ „Und wieso?“ Ich brummte nur vor mich hin. Am nächsten Morgen gings los. Mein Koffer, meine Anzüge, meine Schuhe … „Sechs Paar Schuhe? Spinnst du?“ „Die brauche ich!“ „Wozu denn?“ „Du hast doch gesehen, wie viele Outfits ich dabei hab. Outfits bestehen auch aus Schuhen.“ Gegen diese stichhaltige Argumentation konnte sie nichts mehr einwenden. Ha! „Na dann. Viel Spaß“, meinte Steffie nur noch kopfschüttelnd, drückte mich und ging ins Haus. Und los gings. Als ich am Nürnberger Hauptbahnhof meine beiden Mitfahrerinnen abholte, wurde mir ganz bang, als ich sie sah. Ich hatte keine Angst davor, dass ihre Koffer nicht reinpassen würden – die waren schön klein – ich hatte eher Angst dass sie nicht reinpassen würden. Stockmaß 1,80. Boah, da konnte man neidisch werden. Aber okay, mein kleines Auto bewies ein großes Herz, wir pressten uns alle hinein und auf ging es nach Frankfurt. (Und mein Bettzeug erwies sich als äußerst nützlich. Zumindest für Rebekka, die hinten sitzen musste.) Wir waren die ersten, die ankamen, neben den Organisatoren. Rebekka und ich bezogen als die ersten beiden unserer Gruppe das Zimmer und ich lugte heimlich unter dem Vorhang hindurch – den ich vorher sorgsam zugezogen hatte - um den ankommenden Leuten nachzuspionieren und zu spekulieren, welches Gesicht sich hinter welchen Nicknamen verbarg. Solange, bis Rebekka das Bad verließ und ich mich geradezu fluchtartig hineinstürzte um mir endlich die alten Kleider vom Leib zu reißen. Eine Hose aus Leder, die eigentlich gar kein Leder war, sondern Stoff, der nur Seite 20 vorgab Leder zu sein und die Bluse dazu. Ich schlüpfte in meinen schwarzen Anzug – den ohne Nadelstreifen, der von Steffie so banal verkannt wurde – und wartete auf das Abendessen. Nach dem Abendessen kam die Vorstellrunde und ich wurde zunehmend nervöser. Wir machten jede Menge Spiele. Das und meine Aufregung führten innerhalb kürzester Zeit schon dazu, dass ich mich in den Kleidern nicht mehr wohl fühlte, aber auf einmal fielen mir Steffies Worte wieder ein. Ich wollte nicht, dass sie mich für verrückt hielten, also hielt ich tapfer bis zum Ende durch und stellte dann fest, dass ich meinen Schlafanzug vergessen hatte. Na gut, dann mussten halt Leggins und Prada-Shirt herhalten. Zumindest meine schicken HasenPuschen hatte ich eingepackt. Der nächste Tag startete mit einer wundervollen Geburtstagsüberraschung von meinen Eulen, bei der es mit die Sprache glatt verschlug. Danach schlüpfte ich in T-Shirt, Hose und Blazer – knallrot – und lief den anderen hinterher, zum Frühstück. Bis ich bemerkte dass ich meine Hasen noch an den Füßen hatte. Umdrehen. Welche Schuhe? Die schwarzen? Die anderen schwarzen? Die silbernen? Oder die schwarzen? Verdammt, wieso zum Teufel habe ich die roten nicht mitgenommen? Scheiß Steffie. Auf zum Frühstück. Nach dem Frühstück musste ich mich wieder umziehen – obwohl ich mir hoch und heilig geschworen hatte, es mindestens eine Stunde durchzuhalten – weil ich echt zu dumm zum Essen war. Also hüllte ich mich in eine traumhafte Robe aus Seide, zart lavendelfarben von Hallhuber. Es war eh viel zu warm. Als sich die Schreibgruppen zusammen sammelten wurde mir aber irgendwie klar, dass das vielleicht ein bisschen hochgegriffen war. Also lief ich eine viertel Stunde so rum und … zog mich um. Was ganz Einfaches diesmal, ein selbst gemachtes T-Shirt, mit dem ich schon einige böse Blicke eingefangen hatte. Was drauf stand? „NY don´t <3 U“ Warum ich das gemacht hatte? Weil die wenigsten Idioten, die so einen Pullover stolz in der Gegend rumtrugen New York auch nur aus der Entfernung gesehen hatten. Zumindest in der DorfAnsammlung aus der ich her kam. Es war schon ulkig beizeiten, wenn man mich völlig empört anblickte, als wollten sie mir sagen: „Wie kannst du es wagen!? New York soll mich nicht lieben? MICH???“ Seite 21 In den nächsten zehn Stunden hatte ich einige nette Konversationen, einen Grillabend, ein Fußballspiel, ein Zauber-Schachturnier (das meine Idee war und trotzdem wurde ich von meiner Spielerin (ich war ihre Königin) auf gemeinste Art und Weise in der dritten Runde geopfert und aussortiert! Pah!) und eine Lagerfeuer-Nacht. Das Blöde war, dass ich weder mein Fußball-Outfit (schwarz-weiß), noch mein Schach-Outfit (weiß-schwarz) dabei hatte. Wozu genau hatte ich das Zebra-Outfit (Warz-Schweiß) eingepackt? Doch zumindest konnte ich mit einer traumhaften Bluse von Desigual aufwarten. (Dummerweise war sie fast transparent und darum nicht sehr gut geeignet Kälte fernzuhalten, aber sehr leicht entflammbar, weswegen ich mich in der tiefsten kalten Nacht nicht zum Feuer hinsetzen konnte. Also zog ich mich um.) Am Lagerfeuer schaffte ich es, mir eine volle Schubkarre auf meinen Fuß krachen zu lassen und eben diesen Fuß dann bei einer völlig bescheuerten Karate-Kit Aktion zusätzlich zu demolieren. Es wurde trotzdem ein schöner Abend, obwohl irgendwann auf einmal alle anfingen zu singen. Ich sah mich in der Bredouille. Ich hatte weder meine Gesangs-, noch meine Opern-, oder meine Chor-Klamotten dabei, ohne die ich einfach nicht singen konnte. Mal abgesehen davon, dass ich sowieso nicht singen konnte. Mein Gesang brachte Glas zum Platzen und Leute zum Flüchten. Also hielt ich einfach die Klappe. Und während mir dank Dragomirs Stimme bei den „Misty Mountains“ die Gänsehäute rauf und runter liefen, überlegte ich, mit welchem Outfit ich ihn wohl beeindrucken könnte. So ein Mist. Ich hatte mein Beeindruck-Dragomir-Outfit nicht dabei. Was hatte ich denn überhaupt dabei??? Den nächsten Fehler machte ich bei der Nachtwanderung, vor der ich mich aus lauter Frust nicht einmal mehr umzog. Ich machte meine Gedanken kund, dass Dragomir mit seinen Locken, seiner Statur und dem hochgestellten Kragen seines Hoodies im Dunkeln aussah wie Sherlock. Woraufhin sich beinahe sämtliche Köpfe, die auf einem weiblichen Hals saßen wie aufs Stichwort gemeinsam zu ihm umdrehten. Fuck. Hoffentlich lebt der morgen noch. Er lebte noch. Am zweiten Tag gingen die Schreibgruppen wieder an, und ich zog als Erstes einen Jumpsuit mit beigen Oberteil an, der ewig lange Beine zauberte. Aber nicht etwa, weil er ewig lange Beine zauberte – sondern weil er farblich das einzige war, das zu meinen Hasen-Hausschuhen passte. Denn mein Fuß, der mittlerweile auf beinahe doppelte Größe angeschwollen war, passte in nichts anderes mehr rein. Also humpelte ich so stilvoll ich auch nur konnte, in HasenPuschen und Jumpsuit umher, bis sich mein Fuß wieder einigermaßen beruhigt hatte. Doch dann fiel mit ein, dass ich noch ein wunderschönes Seite 22 weißes Kleid dabei hatte, zu welchem die beigen Hasen eventuell auch passen würden … Dann wechselte ich die Farbe, und schlüpfte in einen ganz und gar schwarzen Overall. Und in diesem hielt ich sogar beinahe den restlichen Tag durch – Dragomir und ich arbeiteten an meine „Tulpenträne“ weiter, Monika Feth kam und ging und wir aßen zu Abend … vorher hatten wir eine Stunde Zeit, unsere Abendgarderobe anzulegen. Ich machte Rebekka und Lucy die Frisuren, weswegen ich keine Zeit mehr fand mich umzuziehen. Obwohl ich in dem Jumpsuit genauso auf jede Gala hätte gehen, weil ich es grundsätzlich bevorzugte mich schick anzuziehen, schämte ich mich beinahe zutiefst. Immerhin hatte Alocada mir bereits anvertraut, dass meine Angewohnheit, mich öfters am Tag umzuziehen wohl doch nicht so unauffällig geblieben war, wie ich gehofft hatte, und dass es mittlerweile sogar schon Leute gab, die Wetten auf mein Gala-Outfit abschlossen. Gott sei Dank war nach dem Abendessen noch einmal eine halbe Stunde Zeit und ich konnte in das heiß begehrteste Outfit des ganzen Wochenendes schlüpfen. Wann immer man mich gefragt hatte – und das war über die drei Tage sogar erstaunlich oft gewesen – was ich denn bei den Edwards anziehen würde, antwortete ich „Schwarz und Bodenlang“. Ich hatte ja nie behauptet, dass es ein Kleid war. Die Gala wurde wunderschön, es gab ein Zauberschach-Duell in Abendkleidern, manche rannten in bodenlangen Kleidern einfach mal quer durch die Wiese, wir schossen ein Foto auf dem Klettergerüst … und Jana trug mich dann schließlich wieder hinein, da mein Fuß schon wieder zickte. Ich hatte ihn selbstverständlich doch in die High Heels gezwängt, dafür war ich schlicht weg zu stolz. Vovo rettete mich mit einer Zink-Salbe. Und Gwydion hob die Stimmung mit seiner süßen Idee, alle in sein selbstgebundenes Buch schreiben zu lassen. Wobei sich danach herausstellte, dass ihm jeder die Idee geklaut hatte. Ich nicht. Ich hatte sie mir gekonnt abgeguckt. Das war ein Unterschied. Der letzte Tag endete mit viel Gelächter beim Spiel „Freeze“, wo sich dann alle nach und nach verabschiedeten. Ich lief mit einer Box voller süßer Nachrichten, einem Buch voller schöner Briefe und einem Kopf voller toller Erinnerungen heim. Und dort stellte ich fest dass sich zwei Sätze in wirklich beinahe absolut jeder Nachricht wiederholten: „Ob man dich mag oder nicht. Du bist einzigartig.“ Und einer der mich ganz und gar stolz machte, denn auch wenn meine vielfältige Kleider-Auswahl am Tag wohl einige verwirrte, kamen die Leute um eine Erkenntnis nicht herum: „Du hast echt Stil.“ Seite 23 Einige Verlage haben dem Orga-Team letztes Jahr freundlicherweise Leserexemplare aus ihrem Bücher-Sortiment geschickt. Hiermit bedanken wir und herzlichst für die großartige Unterstützung, die so einigen HSWlern große Freude bereitet hat! Seite 24 2-Satz-Wettbewerb und 10-Wort-Wettbewerb Die Wettbewerbstitel sind im Grunde selbsterklärend. Bei dem einen durfte der Beitrag aus nur zwei Sätzen bestehen, bei dem anderen aus gerade mal zehn Worten. Wie kreativ man trotz so geringer Wortzahl sein kann, zeigen euch die besten Beiträge: Zwei-Satz-Wettbewerb Ein Jahr ist sie nun tot und noch immer hat die Polizei weder Leiche noch Tatverdächtigen vorzubringen. Aus Gewohnheit wähle ich ihre Nummer, um ihre Stimme auf der Mailboxansage zu hören, da klingelt irgendwo im Zugabteil ein Handy. - AlocadaWho Das Glück schießt durch die Spritze in mein Blut, durchflutet meinen Körper, pulsiert in all meinen Adern, übernimmt die Kontrolle, macht mich wahnsinnig, verlässt mich süchtig. Atemnot, Muskelzucken, Blackout, mein Glück ist mein Unglück zugleich. - Lottili Das Leben ist wie Mathematik. Man kann es verstehen, wenn man sich damit auseinandersetzt. - moonwalker Wir sind nicht schizophren. Wir hassen nur die Einsamkeit. - MWV Wir sitzen hier oben auf der Dachterrasse, nur gedämpft dringen die Geräusche des Verkehrs nach oben, die Herbstsonne brennt verblüffend heftig auf uns herab und ich sehe deinen geschickten Fingern zu, wie sie die kleinen Dominosteine auf dem Boden platzieren, in immer gleichem Abstand und mit ruhigen Händen, höchste Konzentration in deinem Blick, und als du alle Steine in einer Reihe aufgestellt hast, hebst du den Kopf, siehst mir in die Augen und grinst. »Werther-Effekt«, sagst du, während du dem ersten Stein einen Schubs gibst und deine DominoKette, ein Glied nach dem anderen, mit einem leisen Klicken in sich zusammenfällt. - Witness Seite 25 10-Wort Wettbewerb "Geld ist Leben. Lasst uns Tiger töten", sagte er lachend. - xJohannax Elfen flogen auf den Mond, plötzlich war ich auch eine. - .Amelie. Limonadenverkauf eines Grundschülers steigert sich explosionsartig. Kokainfund in den Proben. - NelGrimm Wenn das Licht der Sonne am Horizont erlischt. Wie wir. - Vika Zerstückelt von Verzweiflung schreit er sein Herz in die Welt. - Xan Ist euch aufgefallen, dass alte Menschen immer blaue Augen haben? - astronaut "Ach?", fragte sie nur. "Spiel doch auf meinen Rippen Klavier." - Bastet Und sie ließ Bäume wachsen, dort wo einmal Wunden waren. - Lilly-Summer Umzug. Neue Schule, neue Freunde. Neue Adresse: an der Nadel. - Nia November Sind auf einer Wellenlänge, aber schwammen nie im selben Meer. - stigmatisiert Seite 26 Projekt: Fortsetzungsgeschichte Von Lucyyy und Tau Obwohl ihr es uns mit euren tollen Beiträgen nicht gerade leicht gemacht habt, eine Entscheidung zu fällen, haben wir uns letztendlich für einen Text entschieden, der uns besonders mit seinen kreativen Ideen und einem ersten Einblick in die Anstalt überzeugt hat. Besonders die Einbindung der ersten Ansätze wurde gut übernommen. Das rothaarige Mädchen überrascht mit ihrer Reaktion, Edas Gedankengänge regen zum Nachdenken an und lassen sich schnell nachvollziehen, und die eingebauten Charaktere könnten tatsächlich lebende Personen sein. Während der Leser sich langsam an die Welt der Anstalt gewöhnen kann, baut die Autorin auf charmante Weise Informationen zum Aufenthalt der Protagonistin ein und lässt am Ende Raum für den nächsten Teil. Nun wollen wir euch aber nicht weiter auf die Folter spannen, sondern präsentieren euch „Eda“ von Goldschatz. ** „Wenn du nicht lachen kannst, dann versuch Schläfe herunterhängen. „Ach vergiss es.“ Ich es auch gar nicht erst.“ Ich erschrak etwas, als stand auf, nahm meine Tasche und begab sie plötzlich mit mir sprach. „Wenn du nicht mich auf die Suche nach einer kompetenteren lachen kannst, dann versuch es auch gar nicht Person. erst.“ Sie nahm eine von ihren Haarsträhnen Die Flure schienen hier endlos lang zu sein. und begann sie zu flechten, wobei sie den Laut hallten meine Schritte auf dem kühlen imaginären Punkt an der Wand immer weiter PVC wieder und ich stellte fest, dass entgegen anstarrte, als würde demnächst etwas meiner Vermutung alle Pflanzen hier echt Spannendes dort passieren. „Wenn du nicht waren. Zu viele Pflanzen stehlen einem den lachen kannst, dann vers…“ Sauerstoff. Man kann nicht mehr atmen, man „Das hast du schon gesagt“, unterbrach ich bekommt keine Luft. Es ist nicht erlaubt, hier sie. frei zu atmen. Am Ende des Flures musste ich „…uch es auch gar nicht erst“, murmelte sie eine Entscheidung treffen. Gehe ich nach schnell. Ich stöhnte und lehnte meinen Kopf links, oder gehe ich nach rechts? gegen die kühlen Fliesen. Das war schlimmer, „Eda?“, hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich als ich dachte. „Ich bin Eda“, sagte ich drehte mich um. „Bist du Eda Kinsky?“ schließlich, allerdings nur um die Stille nicht länger ertragen zu müssen. Keine Antwort. „Wie heißt du?“ Sie hatte den Zopf fertig geflochten und ließ die Strähne lose an ihrer Eine Frau stand vor mir, vielleicht gerade vierzig geworden, mit blonden Haaren und einem weichen, blauäugigen Blick. Sie lächelte. Seite 27 „Ja“, antwortete ich. Ihr Lächeln wurde breiter. „Wie schön dich kennenzulernen, Eda. Ich bin Doktor AnneSophie Palmov, die leitende Stationsärztin. Warst du schon bei Vivien?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein. Um ehrlich zu sein, sind Sie die erste Person, mit der ich rede...“ Ich zögerte. „...bis auf das rothaarige Mädchen im Eingang.“ Doktor Palmov nickte. „Das ist Josefine. Du Ich drehte mich um. „Verreckt doch alle an eurer eigenen Pisse!“ Ich sah, wie ein Mädchen aus der Tür rannte und direkt auf mich zukam. „Aus dem Weg!“, schrie sie mich an und schlug die Glastür auf, von der ich beinah erschlagen wurde, wäre ich nicht rechtzeitig beiseite gesprungen. Entsetzt starrte ich ihr hinterher. Keine drei Sekunden später kamen zwei Männer um die Ecke. „Bleib stehen Tascha!“, rief der eine von ihnen. Ich sah, wie sie das Mädchen wirst sie da oft sitzen sehen“ verfolgten, ehe sie aus meinem Blickfeld Sie zog einen Pieper aus ihrer Tasche und suchte ich nach meiner Fassung, bis ich sie mit schaute darauf. „Ich hab nicht viel Zeit“, sagte sie, „Komm, ich bringe dich zu Vivien. Sie ist die Leiterin deines Wohntraktes.“ Wir gingen den Flur hinunter. Rechts entlang. „Lass dich von dem ersten Eindruck nicht täuschen. Sie ist viel weniger Drache, als sie zunächst scheint.“ Doktor Palmov hielt vor einer Glastür, die den Weg zu einem weiteren Gang versperrte. „Geh den Flur runter bis zum Zimmer 003. Dort klopfst du und sagst, dass du verschwanden. Für einen kurzen Moment dem Gedanken wiederfand, mich an so etwas in Zukunft wohl gewöhnen zu müssen. Was dieses Mädchen wohl dazu veranlasst hatte, einen derartigen Aufstand zu machen? Mit schnellen Schritten ging ich den Gang runter, bis ich vor Zimmer 003 stand. Ich klopfte an die Tür und wurde kurz darauf mit einem barschen „Herein!“, eingelassen. Eine etwas dickliche, mittelalte Frau begrüßte mich, indem sie mit einem abgekauten Bleistift auf einen Holzstuhl zeigte, der vor ihrem Schreibtisch stand. angekommen bist“ Ihr Pieper ertönte. „Die „Setz dich“, sagte sie, ohne von ihren Mädchen deines Traktes nennen sie ‚Tante Vi‘. Papieren aufzublicken. Ich kam ihrer Aber lass dir das vor ihr nicht anmerken. Sie kann den Namen nicht ausstehen.“ Ein letztes Lächeln, ein warmer Händedruck, dann verließ Doktor Palmov mich. Gedankenverloren schaute ich ihr hinterher, bis sie um die Ecke verschwunden war. Theoretisch könnte ich einfach abhauen. Wie selbstverständlich meine Sachen nehmen und rausspazieren. Ich könnte…, mein Gedankengang wurde von einem lauten Aufforderung nach und ließ mich auf das harte Holz sinken. Für einige Sekunden sagte keiner von uns etwas. Die Frau kreuzte emsig und routiniert Felder auf ihrem Papier ab, stempelte und heftete es anschließend in einen Aktenordner. Dann schaute sie auf und ein Paar warme, dunkelbraune Augen trafen mich. „Eda Kinsky?“, fragte sie und kramte ein Blatt Papier hervor. Ich nickte. Sie fuhr mit dem Husten unterbrochen. „Verdammtes Finger über die Seite, nahm einen Stift und Hurenpack!“, rief jemand hinter der Glastür. schrieb irgendwas drauf. Seite 28 „Ich bin Vivien, die Leiterin des Wohntraktes Genau. Dann sehen wir weiter. 4. Wir sind ein reiner Mädchentrakt.“ Sie reichte mir eine Broschüre. „Das sind unsere Hausregeln. Wenn du sie einhältst, werden wir beide keine großen Schwierigkeiten miteinander haben." Ich nahm das Heftchen entgegen und ließ es auf meinen Schoß sinken, ohne einmal hineinzugucken. „Deine Aufenthaltszeit beträgt sechs Monate, ist das richtig?“ Ich nickte wieder. Eine Bewegung, die ich wohl bis zum Ende meiner Behandlung perfektionieren musste. „Du teilst dir ein Zimmer mit Krisha. Sie ist vor einer Woche hier aufgenommen worden und wird vermutlich genauso lange wie du hier bleiben.“ Sie schaute mich an. „Das hängt natürlich ganz von euren Fortschritten ab.“ Jetzt schluckte ich. Ja, egal wie lange ich hier blieb, man ließ mich erst wieder gehen, wenn man meine Zurechnungsfähigkeit bestätigen konnte. „Ich gebe dir deinen Zimmerschlüssel und einen Zettel für Doktor Palmov, sie …“ Ich unterbrach. „Wird Doktor Palmov mich die nächsten Monate therapieren?“ Die Augenbrauen der Frau zogen sich kaum merklich zusammen. „Nein“, sagte sie langsam. „Dein Therapeut wird vermutlich Doktor Alexander Kulikov sein. Genaueres erfährst du aber morgen. Ich bringe dich erst einmal zu deinem Zimmer. Dann sehen wir weiter.“ Seite 29 Wie kommentiere ich richtig? Eine vollkommen ernst gemeinte und unglaublich hilfreiche Anleitung von Lucyyy und mud.girl Formalia • Halte den Kommentar möglichst kurz, damit der Schreiber mit dem Lesen nicht zu viel seiner eigentlichen Schreibzeit vergeuden muss. Mehr als fünf Zeilen inklusive Begrüßung und Verabschiedung sind oft schon zu viel. • Bei der Aufarbeitung von Massenschulden: Fasse deinen Kommentar möglichst neutral, damit er unter recht viele Texte passt. Das spart Arbeit und somit Lebenszeit. • Denk daran: Satzzeichen sind Rudeltiere. Erst dann verstehen alle, was du meinst!!!! Flammenvergabe • Begründe nicht deine Flammengebung. Diese sollte allein für sich selbst sprechen. • Bei Vergabe von nur einer Flamme denk immer daran: Wenn der Autor nicht schreiben kann, kannst du ihm auch nicht helfen. • Gib nie mehr Flammen, als du selber bekommen hast. Der Autor könnte sonst zu Übermut und übermäßigem Selbstvertrauen neigen. Inhalt des Kommentars • Mach in deinem Kommentar ruhig dieselben Fehler, die du im PB kritisierst. Das zeugt von deiner Verbundenheit mit dem Autor, somit auch von Textverständnis und deiner Fähigkeit, sich dem Niveau anderer anzupassen. • Bei logischem Wirrwarr im Text geh lieber nicht näher darauf ein, Unverständnis ist peinlich und schädigt das Image. Bei einem echten Buch sitzt ja schließlich auch nicht der Autor neben dir und erklärt alles. • Man sollte auch keine Textzitate markieren, damit der Autor nicht direkt merkt, dass das PB wirklich gelesen wurde. Es könnte zu Verwirrungen führen. • Bei Interpretationen ist Kreativität gefragt: Seite 30 Das, was als selbstverständlich erscheint, gehört mit absoluter Sicherheit hinterfragt. Erste Eindrücke und Gedanken sind grundlegend falsch, offensichtliche Informationen führen gern in die Irre. • Bei Gedichten ist es völlig überflüssig, Reimschemata und Versmaß zu bekritteln. Wir sind hier ja nicht im Deutschunterricht, sondern auf einer Hobbyplattform. Tipps von Profis für Profis • Trage Diskussionen zu Bewertungen nicht an Ort und Stelle aus, sondern gehe damit lieber in ein Forum (Wutecke, Kaffeekränzchen). Dort kriegst du hilfreiche Hilfe von Usern, die sich um dich kümmern und Stellung beziehen. Wir sind ja schließlich hier, um uns gegenseitig zu unterstützen. • Zu guter Letzt gib ausführliche Angaben, wo und wie du gerne deinen Revanchekommentar hättest. Du kannst den Anderen ja nicht hilflos vorm Bildschirm hocken lassen. Außerdem wirkt der gesamte Kommentar dadurch gleich viel länger und genauer. (Zusätzlicher Style-Tipp: Links mit Erklärungstext drumherum sehen generell weniger nackt aus.) Seite 31 Welcher RPG-Charakter kennt die anderen RPGs am besten? – Das Quiz von Tau Ein großer Saal, der an Shows wie Wetten, dass..?, Wer wird Millionär? oder Schlag den Raab erinnert. In der Mitte befinden sich vier orange-grüne Sofas, auf denen jeweils zwei Menschen Platz genommen haben. Dann ertönt eine Melodie, die der der Edwards-Verleihung gefährlich ähnlich scheint, und die beiden Moderatoren der Show betreten die Bildfläche. Moderator: Willkommen, meine Damen und Herren! Willkommen zur allerersten Ausgabe von Welcher RPG-Charakter kennt die anderen RPGs am besten? Das Quiz! Moderatorin: Wir freuen uns, Ihnen heute acht Charaktere aus vier wirklich interessanten RPGs präsentieren zu dürfen. Moderator: Aber bevor wir zu diesen kommen, möchten wir Ihnen noch kurz erklären, was RPGs sind, falls es unter Ihnen noch Zuschauer gibt, denen dies nicht bewusst ist. Moderatorin: Nun, RPG steht für Role Play Game. Jeder Mitspieler erstellt sich einen oder mehrere Charaktere, mit denen er in der Ich-Form schreibt. Dies geschieht in einer Art Dialog mit den anderen Spielern, indemAmelie verdreht die Augen: Mal im Ernst, schaut einfach in ein RPG rein, und ihr seht, wie das funktioniert. Habe schon schwerere Spielregeln erlebt. Können wir jetzt bitte anfangen? Moderatorin sichtlich aus dem Konzept gebracht: Nun gut … hiermit stelle ich Ihnen Amelie und Joshua aus dem Hsw-Internat-RPG vor. Dieses handelt von einem Internat an der Küste Deutschlands, in dem junge Autoren leben und zur Schule gehen undJoshua enthusiastisch: Aber das ist nur der uninteressante Teil. Viel spannender sind die Partys, die Affären, die Trinkspiele nachts um drei… Amelie: Also echt, das musstest du jetzt eigentlich nicht sofort erwähnen… wirft ihm einen warnenden Blick zu Und bitte was soll eigentlich der Kimono, den du da trägst? Haben die engen Frauenhosen und das Netzoberteil letzte Woche nicht gereicht? Joshua: Ich denke, wir sind hier, um für unser RPG Werbung zu machen und uns als schlau darzustellen? Ich finde, der Kimono unterstreicht meine Intelligenz und den Charme, den ich versprühe, auch wenn mir ein Peach-Kostüm lieber gewesen wäre. Margo leise murmelnd: Der wäre auch ein Fall fürs Heim… Casey seufzend: Ja, ich bin mir sicher, dem würdest du austreiben, Kimonos zu tragen. Seite 32 Margo zurück giftend: Als ob du in deinen hohen Plateauschuhen und den Hot-Pants mehr Eindruck machen würdest. Und so flach ist deine Mitte nun auch wieder nicht, dass dir bauchfreie Oberteile stehen würden. Das hier ist doch kein Wettbewerb, wer die größte Schlampe ist. Casey schmunzelnd: Du bist ja nur neidisch, weil ich so etwas in meinem Alter tragen kann. Mit Mitte vierzig würde ich mir das auch nochmal überlegen. Die ganzen Falten, die man da sehen könnte… Moderator geht hastig dazwischen, ehe Margos Blicke tatsächlich töten: Moment, vielleicht möchten die anderen erst einmal wissen, wer die Damen sind. Wir haben es hier mit zwei Erzieherinnen aus dem RPG Tikcuf zu tun. Dabei handelt es sich um ein Heim für kriminelle, schwer erziehbare Jugendliche mit teilweise psychischen Problemen. Margo: Die ihnen bei uns auch in jedem Fall ausgetrieben werden. Wer ist eigentlich der schöne Mann mir gegenüber? klimpert demonstrativ mit den Augen Blaic: Blaic Strange aus dem Superhelden-RPG, genau wie meine Freundin Sara hier neben mir. sieht sie verliebt an Wir besuchen die Hero-Academy in Boston, wo wir lernen, unsere Fähigkeiten zu beherrschen. Meine wunderschöne Sitznachbarin ist zum Beispiel in der Lage, sich unsichtbar zu machen. Sara errötet, wobei ihre Konturen vor Nervosität tatsächlich etwas verschwimmen: Hhallo… Margo seufzt: So eine Verschwendung an Schönheit … Casey: Der Junge ist nicht älter als zwanzig, Margo! Reiß dich mal zusammen, wir sind hier in der Öffentlichkeit. Bin ich froh, dass ich schon verheiratet bin. Margo: Und eine Affäre mit einem anderen Erzieher hast? Scarlett: Die erinnern mich ja fast an dich, Rea. Gestatten, mein Name ist Professor Scarlett Banchory aus dem Hogwarts-RPG, Lehrerin für Zaubertränke. Rea: Und ich bin leider ihr Neffe und Schüler im letzten Jahr. Ich nehme an, jeder kennt Hogwarts, wenn nicht … braucht ihr auch nicht hinzukommen. Joshua: Genau, dann kommt lieber zu uns, Schreibwettbewerbe und Geschlechtertauschpartys sind sowieso viel cooler! Scarlett: Und Winterbälle in der Großen Halle sehr viel erwachsener und … nein, das andere Wort hasse ich… Sara: Romantischer? greift nach Blaics Hand Ich würde mit dir gerne auch einmal auf einen Ball gehen… Blaic küsst sie sanft: Wann immer du willst. Seite 33 Amelie hustet laut: Ich weiß zwar nicht, wie man auf sowas wie Romantik stehen kann, aber wollen wir nicht langsam mal zum Quiz kommen? Mir ist langweilig. Joshua: Wäre eins deiner Spiele dann nicht spannender? Das, wo man aus drei Behauptungen die Lüge erkennen musste, fand ich gut. Casey gelangweilt: Was ist daran denn interessant? Joshua grinst breit: Naja, wer verliert, muss Marihuana besorgen. Margo: Ich sag ja, noch ein Fall fürs Heim. Der würde sich sicher gut mit Robin verstehen. Scarlett: Ich dachte, ihr wärt ein Schreibinternat? Wäre ich Lehrerin an eurer Schule… Rea: … lägen überall in deinem Büro Tiereingeweiden und alle hätten Angst vor dir. Scarlett: Sehr richtig. Margo schnaubt: Als hätte hier irgendwer eine Ahnung, was es wirklich heißt, dass die Schüler Angst vor einem haben. Vor mir laufen sie in Scharen weg. Scarlett: Gewiss nur in deinen Träumen. Sara ganz leise zu Blaic: Sag mal, was machen die eigentlich hier? Die vom Hogwarts-RPG, meine ich… ich dachte, das wäre schon lange inaktiv… Margo: Die Kleine hat recht, eigentlich haben du und dein Bengel hier gar nichts verloren, also schert euch zum Teufel! Rea springt auf: So redest du nicht mit meiner Tante! richtet drohend den Zauberstab auf Margo Margo: Was ist das, ein Feenstab? lacht schallend Mit Kinderspielzeug kommst du bei mir nicht weit! Ich kann dich so lange in eine Ausnüchterungszelle stecken, bis du verhungerst, und es würde sicher niemanden intere- ein Versteinerungsfluch trifft sie und sie bleibt reglos stehen Moderator: Stopp! Sofort aufhören! Wir sind hier in einer Quizshow und nicht im Kindergar- Ein weiterer Versteinerungsfluch lässt auch die Moderation verstummen Das Licht geht aus. Anzeige auf dem Fernsehbildschirm: Liebe Zuschauer und Zuschauerinnen, leider musste die Show wegen einiger ungeahnter Meinungsdifferenzen abgebrochen werden. Zur Enttäuschung von Casey geht es Margo mittlerweile wieder gut, und auch der Moderator wird sich wieder erholen. Sara und Blaic flohen unsichtbar aus dem Saal, während Rea und Scarlett zurück nach Hogwarts apparierten. Zurück blieben Joshua und Casey, die heftig miteinander flirteten, und eine genervte Amelie, die niemanden fand, um ein Trinkspiel mit ihr zu beginnen. Seite 34 Die Kriller-Charts – Die Auswertung einer fast vergessenen Funktion Von Lucyyy und Timothea.Rubin Etwas versteckt auf HSW gibt es in der nannten bisher über 200 verschiedene Kategorie „Aktuelles“ auch einen Punkt Buchtitel. Von amerikanischen Urgesteinen über deutsche Bestseller hin zu Thrillern namens Kriller-Charts. In letzter Zeit kaum noch wahrgenommen verstecken sich dahinter doch zahlreiche Listen voller Buchtitel. Kriller ist die Zusammenführung der Worte Krimi und im Mangaformat war auch jede Form eines Krillers dabei. Thriller und darum geht es auch. Jeder auf Besonders Monika Feth gehört mit ihren HSW wurde gebeten, seine persönlichen Psychothrillern zu den beliebtesten Autorinnen auf HSW, da werden einige Lieblingsbücher dieses Genres mit allen zu teilen. Den Startschuss gab am 19. Dezember 2010 AnnikaJolie. Aber auch wenn das schon etwas her ist, bleiben die Charts natürlich weiterhin aktuell. Wer mag, kann auch gerne sich auf dem inoffiziellen Treffen sehr gefreut haben. Neben auffällig häufig genannten Autoren fiel auch immer noch seine persönlichen Charts ergänzen. wieder der Begriff „Arena-Thriller“, wo meist auf eine konkrete Titelangabe Wir, Timothea.Rubin und Lucyyy, haben uns die Mühe gemacht all eure Beiträge verzichtet und stattdessen die ganze Reihe gewürdigt wurde. einmal auszuwerten, um zu schauen, wer denn besonders beliebt ist. Wenn ihr also Wir haben das Ganze in verschiedene auf der Suche nach neuem Lesestoff aus dem Genre der Krimis und Thriller seid, lohnt es sich allemal, die Beiträge zu durchstöbern! Für viele scheinen Krimis und Thriller zum Lieblingslesestoff zu gehören, 63 User Kategorien aufgesplittert. Zum einen in genannte Buchtitel, zum anderen in genannte Autoren, diese Punkte haben wir dann wiederum in Deutsch und international aufgeteilt. Für die Bücher wurde dabei die Häufigkeit des genannten Titels zusammengezählt, bei den Autoren mit wie vielen Werken sie vertreten war Seite 35 Top 5 Buchtitel Deutsch: 1. Der Erdbeerpflücker - Monika Feth 2. Der Scherbensammler - Monika Feth 3. Das Tal - Krystyna Kuhn 4. Erebos – Ursula Potznanski 5. Der Mädchenmaler – Monika Feth Top 5 Buchtitel International 1. Tote Mädchen lügen nicht – Jay Asher 2. Wer ist Jennifer Jones? – Anne Cassidy 3. Der Joker – Markus Zusak 4. Wish u were dead – Morton Rhue 5. Die Blutlinie - Cody McFadyen Top 5 Autoren Deutsch: 1. Monika Feth 2. Isabel Abedi 3. Ursula Poznanski 4. Sebastian Fitzek 5. Krystyna Kuhn Seite 36 Top 5 International: 1. Cody Mcfadyen 2. Simon Beckett 3. Morton Rhue 4. Dan Brown 5. Rachel Ward Zwar nicht in den Charts vertreten, aber dennoch mehr als einmal genannt wurden: ‚Der Märchenerzähler‘ ‚Wer schön sein will, muss sterben‘ ‚Lilienblut‘ ‚Tote Mädchen schreiben keine Briefe‘ ‚Fear Street‘ und ‚Die Wahrheit über Alice‘. Seite 37 Rezension - „Der Joker“ von Markus Zusak Markus Zusak´s „Der Joker“ war mein Geschenk am Samstag, den 23. Mai 2015 - auf dem großen HSW Treffen, beim Vollzug eines wunderschönen Brauchs. Dem Buchwichteln. Ich weiß leider nach wie vor nicht, wer mein Wichtel war, doch ich kann davon ausgehen, dass derjenige das hier liest. Von daher seien drei Worte an dich gerichtet, lieber Wichtel: Hab herzlichen Dank! Ich muss zugeben, gefreut habe ich mich zunächst nicht. Warum? Weil ich den Titel automatisch mit einem Mann im schwarzen Ganzkörperkondom und Helm mit Fledermausohren in Verbindung gebracht habe. Nicht dass ich Männer in solchen Aufzügen nicht mag. Wenn sie sexy sind. Und nicht schwul. Aber naja. Kurzum: Ich dachte, es sei ein Krimi. Und ich mag keine Krimis. Ich lese sie nicht. Aber nun, schlussendlich, da ich die letzte Seite des Wälzers niedergelegt habe, kann ich sagen: Wichtel, du hast ganze Arbeit geleistet. Denn du hast mich dazu gebracht, drei Wörter zu denken, die ich in meinem Leben vielleicht drei Mal gedacht habe. Bei „Avatar“. Bei „Manche mögens heiß“. Und als ich zum ersten Mal um fünf Uhr morgens am Strand saß und der aufgehenden Morgensonne über dem Meer müde zugelächelt habe. Drei Worte. Ich. Bin. Begeistert. Tatsächlich. Ed Kennedy spielt in Zusak´s Joker, die Hauptfigur, aus seiner Sicht ist alles erzählt. Ich-Perspektive. Für mich normalerweise kein Magnet, in diesem Buch jedoch überaus passend gewählt. Der erste Satz: „Der Bankräuber ist ein totaler Versager.“ Grob überrissen geht es um Ed, der einem ziemlich idiotischen Bankräuber das Handwerk legt, woraufhin er am nächsten Tag das Karo-Ass im Briefkasten hat, auf dem drei Adressen stehen. Diese Adressen führen Ed zu Menschen, die Hilfe brauchen und Ed erkennt, dass es seine Aufgabe ist, ihre Leben zu verbessern. Seine Aufgaben sind vielseitig, mit jeder neuen Karte kommen neue Schicksale, die er zum Besseren wenden muss. Und während er seine Aufgaben löst und Menschen hilft, findet er langsam aber sicher auch den Weg zu sich selbst. In gewisser Weise ist dieses Buch ein Krimi. Zumindest am Anfang, wenn man sich fragt, wer diese ominöse Kartenspieler ist, und was es damit auf sich hat. Irgendwann gerät das aber in den Hintergrund und man verfolgt mit Spannung, wie Ed das nächste Geheimnis löst. Er hilft einem Mädchen, über die Ziellinie zu kommen. Er bringt einer alten Dame ihren verstorbenen Ehemann Seite 38 zurück. Er lässt sich verprügeln damit zwei Brüder zueinander finden. Gekrönt ist diese ungewöhnliche Handlung von einem amüsanten, fließenden Schreibstil, den man in einem Ruck durchlesen kann ohne gestört zu werden. Kein Wort zu viel. Und was meiner Meinung nach sogar noch wichtiger ist und mir in letzter Zeit bei einigen Büchern vermisse: Kein Wort zu wenig. Der Autor hat die perfekte Balance gefunden zwischen dem geschriebenen Wort und der Fantasie des Lesers. Kein Wort stört, kein Wort fehlt. Die Charaktere sind glaubwürdig, etwas, was für mich fast zu den wichtigsten Kriterien für die Bewertung einer Geschichte zählt. Ed ist nachdenklich und ringt mit sich selbst, sein bester Kumpel Marv ist ein Angeber und ein stilles Wasser. Ritchie ein mutloser Versager, Audrey eine verletzte Persönlichkeit. Überraschungen, das knallharte Leben und absolut keine Klischees. Jeder entwickelt sich auf seine Weise. Die Umgebung passt. Sie ist mit wenigen Worten beschrieben und du hast sofort ein Bild im Kopf. Wenn ich ein Genre festlegen müsste für diese Geschichte, täte ich mich in der Tat sehr schwer. Aber ich kann sagen, dass es jeder einmal gelesen haben sollte. Es ist ein Buch über den Sinn des Lebens, über die Existenz, die Aufgaben, die wir im Leben haben, die Verantwortung, die uns zufällt. Es ist ein Buch über Glück, über Leid, über die Wahrheit und über die Lügen, die wir uns selbst auftischen. Vor langer Zeit habe ich beschlossen, dass es mein Lebenssinn sein soll, andere Menschen glücklich zu machen. Und genau darum geht es in diesem Buch. Ich kann es nur jedem empfehlen. Viel Spaß und ich hoffe, euch gefällt die Geschichte genauso gut wie mir. Liana Caruso PS: Ach und bitte. Wichtel. Melde dich! Seite 39 1667 Worte oder der Monat der schlaflosen Nächte Von Crazy.Fee und Lucyyy NaNoWriMo, Camp NaNo, PeNoWriMo Lauter mysteriöse Abkürzungen, die mittlerweile zum alltäglichen Sprachgebrauch eines HSW-Users gehören und für Neuankömmling meist einige Fragen aufwerfen. Doch wenn man einmal das System durchschaut hat, findet man sich meistens sehr gut zurecht. Fangen wir mit der Grundlage allem an, dem NaNoWriMo, ausgeschrieben National Novel Writing Month. Jedes Jahr im November stürzen sich wagemutige Schreiber in den Wahnsinn, ein Projekt mit 50 000 Wörtern in einem Monat zu schreiben. 50 000 Wörter gesamt – das sind ungefähr 1667 Wörter an einem Tag. Klingt erst einmal unmöglich, jedenfalls für Langsamschreiber, wie wir es sind. Bei NaNoWriMo geht es aber nicht darum, einen perfekt ausgearbeiteten Roman zu schreiben, sondern darum, den inneren Kritiker abzuschalten, einfach zu schreiben, ohne über seine Worte nachzudenken. Irgendwann hat man dann einen Punkt erreicht, an dem sich die Figuren selbstständig machen, an dem plötzlich Dinge geschehen, die man nicht erwartet hat. So kann es zum Beispiel passieren, dass plötzlich lilafarbene Drachen in einer eigentlich realen Welt auftauchen oder deine Hauptperson sich plötzlich in den gutaussehenden Bösewicht verliebt, obwohl Liebe in einen Actionroman überhaupt nicht reinpasst – oder doch? NaNoWriMo ist ein Wahnsinn, auf den man sich bedingungslos einlassen muss – man gibt sein Sozialleben am 1. November ab und tauscht es gegen verrückte Protagonisten und schlaflose Nächten. Erst wenn Ende November der letzte Satz geschrieben wird, fällt die Anspannung von einem ab. Aber es lohnt sich. Denn das Gefühl, in einem Monat ein ganzes Buch geschrieben zu haben, wofür andere Menschen Jahre brauchen, ist unbezahlbar. Camp NaNo ist im Grunde gleich aufgebaut, auch hier ist es wieder das Ziel, innerhalb eines Monats (diesmal April und Juli) eine bestimmte Wortzahl zu erreichen. Allerdings ist diese im Gegensatz zum normalen NaNo nicht auf 50 000 Wörter festgelegt und kann frei gewählt werden. Für manche können 20 000 schon eine unglaubliche Hürde darstellen, für andere fängt es erst bei 70 000 an, zur Herausforderung zu werden. Um dem Namen Camp auch gerecht zu werden, ist man außerdem Mitglied in einer sogenannten Cabin. Bestehend aus 12 Leuten aus aller Welt, wird man während des Monats nicht alleine gelassen. Im Gegensatz zum normalen NaNo dürfen auch alte Projekte weitergeschrieben oder auch überarbeitet werden. Neben diesen beiden „offiziellen“ Challenges gibt es auf HSW noch den „PeNoWriMo“, kurz für Personal Novel Writing Month. Hier werden auf HSW ganz individuell die Wortzahl und das Projekt festgelegt. Das Ganze findet jeden Monat statt und ist für diejenigen perfekt, die nicht bis November warten wollen oder denen die Monate des Camps zeitlich eher weniger passen. Auch hier geht es natürlich darum, nicht alleine schreiben zu müssen. Gemeinsam lässt es sich viel schneller schreiben und so helfen Schreibzeiten oder gegenseitige Motivation dabei, dass man seine eigenen Ziele sogar noch übertrifft.Alle genannten Möglichkeiten helfen dabei, auch mal mehr zu schreiben, als man glaubt in der Lage zu sein. Einfach mal schreiben, lässt Schreibblockaden verschwinden und die kuriosesten Dinge entstehen. Wer es also noch nicht gewagt hat: Es lohnt sich! Seite 40