Repertorium der biblisch- hebräischen Grammatik
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Repertorium der biblisch- hebräischen Grammatik
Repertorium der biblischhebräischen Grammatik von Achim Müller WORMS 2013 I. VORWORT I. Vorwort Diese Lernzusammenfassung wesentlicher Grundinhalte der Hebräischen Grammatik geht auf Kurse zurück, die ich in der Magnusgemeinde, Worms gehalten habe. Sie führen Menschen, die am Hebräischen interessiert sind an diese faszinierende biblische Sprache heran und sollen zur Lektüre biblisch hebräischer Texte befähigen. Der Stoffumfang entspricht etwa dem normalen Hebraicum. Die Stoffverteilung und Aufgaben werden dabei weitgehend dem Lehrgang von Cook und Holmstedt entnommen (dort bis Lektion 25). Als Basislektüre dient die hervorragende „Kurze Grammatik“ von Alexander B. Ernst; auf sie wird regelmäßig verwiesen. Parallel zum Lehrgang von Cook und Holmstedt wird hier das grammatische Material zusammengestellt, dabei verdankt sich die Darstellung vielfach der „Kurzen Grammatik“ von Ernst. Als knappe Übersicht werden in der vorliegenden Darstellung nicht alle Details, die von Cook/Holmstedt oder gar Ernst geboten werden, wiederholt, sondern sie beschränkt sich auf zentrale Inhalte, die zu memorieren sind, und einzelne schwierige Punkte (etwa in der Schriftlehre die Aussprache von Schwa und Qamets), die auch für fortgeschrittene Anfänger oft noch eine Quelle der Unsicherheit sind. Die Tabellen zu den schwachen Verben ordnet Ernst nach den Stammesmodifikationen an; wer zusammenfassende Tabellen zu den einzelnen Verbklassen sucht, wird im Anhang von Cook/Holmstedt oder im Arbeitsbuch Hebräisch von Heinz-Dieter Neef fündig. Im Abschluss an den Grundkurs, in den grundlegende Erscheinungen der Syntax nur knapp eingearbeitet sind, ist eine Vertiefung in Vorbereitung, welche die syntaktischen Erscheinungen vertieft behandeln soll; das entspricht im Grundsatz dem Verfahren bei Cook/Holmstedt. Im Bereich der Syntax werden in der vorliegenden Zusammenstellung insgesamt eigene Akzente gesetzt: Die Beschreibung des Tempussystems nimmt Überlegungen von Jan Joosten auf, die er jetzt zusammenfassend veröffentlicht hat, führt sie allerdings eigenständig weiter. Die Nominalsatzsyntax wird im Anschluss an das grundlegende Werk von Diethelm Michel dargeboten. Diese kurze Übersicht versucht, den aktuellen Stand der hebraistischen Forschung widerzuspiegeln; darum werden zu verschiednen Paragraphen neuere Spezialuntersuchungen genannt. Zum aktuellen Stand gehört auch, dass Konzepte und Begriffe aus der neueren Sprachwissenschaft aufgenommen werden. Sie können, soweit sie hier verwendet werden, im Glossar nachgeschlagen werden. Gleichzeitig sei aber auf das einführende Buch Syntax. Grundlagen und Theorien von Christa Dürscheid und das Lexikon der Sprachwissenschaft von Hadumod Bußmann verwiesen (genaue Angaben im Literaturverzeichnis). -2- I. VORWORT Der Kurs ist auf vier Halbjahre im 14-tägigen Rhythmus angelegt, die jeweils en bloc zusammengefasst sind: 1. Halbjahr capp. III.-### 2. Halbjahr capp. ###-VIII 3. Halbjahr capp. VIII-XIII 4. Halbjahr capp. XIV-XXV Lektüre capp.XXVI-XXXI Die syntaktische Vertiefung erfolgt im Zuge einer Lektüreübung. -3- II. INHALTSVERZEICHNIS II. Inhaltsverzeichnis I. Vorwort 2 II. Inhaltsverzeichnis 4 III. Verzeichnis der Abkürzungen und Siglen 8 A. Grundkurs (v.a. Morphologie) 10 I. Schriftlehre 10 1. Alphabet 2. Vokale 3. Silbenbildung und Aussprache II. Das Nomen 10 12 13 14 1. Singular und Plural, Status 2. Constructus-Verbindung 3. Artikel 4. Determination 5. Heh-lokale 14 15 15 15 16 III. Die Pronomen 16 1. Personalpronomen 16 a. Enklitisches Pronomen b. Selbständiges Pronomen c. Syntaktische Verwendung 2. Demonstrativpronomen (Deixis „Zeigewort“) 3. Fragewörter IV. Proklitika 17 17 17 18 18 19 1. Die Konjunktion waw „und“ 2. Fragepartikel 3. Präpositionen 19 20 20 a. Einkonsonantige Präpositionen 20 b. Präposition min 21 c. Einkonsonantige Präpositionen mit enklitischem Personalpronomen 22 V. Das Adjektiv 22 1. Syntaktische Verwendung 22 -4- II. INHALTSVERZEICHNIS 2. Komparation 23 VI. Nominalsätze 23 1. Nominalsätze mit einem determinierten Glied (NS-1) 2. Nominalsätze mit zwei determinierten Gliedern (NS-2) 24 25 VII. Das Verb 26 VIII. Das Verb im Qal 27 1. Die beiden Haupttempora 2. Die beiden Nebentempora 3. Stative und fientische Verben 27 28 28 IX. Bedeutung der Tempora 29 a. Afformativkonjugation b. Präformativkonjugation 29 30 X. Das Partizip 30 1. Partizip Qal, aktiv 2. Partizip !Qal passiv 3. Stative Verben 4. Verwendung 30 31 31 31 XI. Infinitive 31 1. Formen im Qal 2. Verwendung 32 32 a. Infinitivus constructus b. Infinitivus absolutus 32 33 XII. Satzteilfolge im Verbalsatz 33 1. Grundstellung 2. Adverbiale Bestimmungen 33 34 a. Adverbieller Akkusativ b. Position im Satz 34 34 XIII. Volitive Verbformen 35 1. Imperative 2. Jussiv 3. Kohortativ 4. Verneinung 35 35 35 36 XIV. Stammesmodifikationen des Verbs 1. Pi‘el und Hifil 36 37 a. Bedeutung des Pi‘el: Faktitiv-Resultativ b. Bedeutung des Hif‘il: Kausativ -5- 37 38 II. INHALTSVERZEICHNIS 2. Formen von Pi‘el und Hif‘il 38 a. Afformativkonjugation b. Präformativkonjugation c. Imperativ d. Infinitiv e. Partizip 39 39 40 40 40 3. Medial-passive Stammesmodifikationen a. Nif‘al b. Pu‘al c. Hitpa‘el d. Hof‘al 41 41 42 43 43 XV. Das Verb mit enklitischem Personalpronomen 44 XVI. Verba Laryngalia 45 XVII. Die Verba I/III-Alef 46 1. Primae Alef 2. Tertiae Alef 46 46 XVIII. Die I-Nun-Verben 47 1. Die eigentlichen I-Nun-Verben 2. Geben und Nehmen, נתןund לקח XIX. Die Verba I-Yod (Waw) 47 48 48 1. Ursprüngliche I-Yod 2. Sekundäre I-Yod, ursprüngliche I-Waw 48 49 XX. Die III-infirmae-Verben 50 XXI. Hohle Wurzeln 51 1. Qal 2. Nifal 3. Hifil und Hofal 4. Polel, Polal und Hitpolel 5. Zusammenfassung 52 52 52 53 53 XXII. Verba mediae geminatae 54 XXIII. Doppelt schwache Verben 55 1. I-Nun + III-Infirmae 2. I-Nun + III-Alef 3. I-Waw + III-Infirmae 4. I-Waw + III-Alef 5. I-Alef + III-Infirmae 6. II-Waw (Hohle Wurzel) + III-Infirmae -6- 56 56 57 57 58 58 II. INHALTSVERZEICHNIS 7. Einzelne Verben 58 XXIV. Glossar 60 XXV. Literaturverzeichnis 62 -7- III. VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND SIGLEN III. Verzeichnis der Abkürzungen und Siglen * /a/ Ø Wortform so nicht belegt, aber korrekt, bzw. als sprachgeschichtliche Vorstufe erschlossen Lautwert des Buchstabens Nullmorphem, Form ohne grammatisches Bildeelement A Adverbiale A.benefic ... des Beneficienten (Begünstigten: ְ„ לfür ...“) A.loc ... des Ortes A.mod ... der Art und Weise A.temp ... der Zeit Adh Adhortativ Adj Adjektiv Adv Adverb AK Afformativkonjugation („Perfekt“) AT Altes Testament BH Biblisches Hebräisch, bh „biblisch hebräisch“ c communis (gemeinsame Form beider Genera) Ch Chabar CsV Constructus-Verbindung d dual .d determiniert det determiniert dp Dependenz (Komplement einer Präposition) f feminin Hi Hif‘il Hitp Hitpa‘el Ho Hof‘al Koh Kohortativ .i indeterminiert idet indeterminiert Imp Imperativ Inf Infinitiv Inf.abs Infinitivus absolutus Inf.cs Infinitivus constructus lit. wörtlich M Mubtada m maskulin Ni Nif‘al -8- III. VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND SIGLEN NP NS NS-1 NS-2 NS-0 O p pcs Pi PK PP Präp Ptz Pu Q S s STF Subst svw. V Vb VP wawPK weAK Nominalphrase Nominalsatz NS mit einer determinierten Konstituente (und einer indeterminierten) NS mit zwei determinierten Konstituenten NS mit zwei indeterminierten Konstituenten Objekt Plural Postconstructus (nomen rectum) Pi‘el Präformativkonjugation („Imperfekt“) Präpositionalphrase Präposition Partizip Pu‘al Qal Subjekt Singular Satzteilfolge Substantiv „soviel wie“ zwischen wörtlicher und sinngemäßer Übersetzung Verb als Prädikat im Satz Verb als Wortart Verbalphrase „Imperfectum consecutivum“ „Perfectum consecutivum“ -9- I. SCHRIFTLEHRE A. GRUNDKURS (V.A. MORPHOLOGIE) I. Schriftlehre 1. Alphabet Cf. Ernst § 1 Das hebräische Alphabet besteht aus 22 Zeichen und bezeichnet nur die Konsonanten. Es wird von rechts nach links geschrieben. Für fünf Buchstaben gibt es eine Variante, die immer am Wortende verwendet wird, sog. Finalbuchstaben. Final Name Aussprache Umschrift א Alef Kehlkopfknacklaut am Silbenanfang ʾ ʔˀᵓꝪꜢƷɜ ב Bet b/v b ḇv b b g g g g d d d d בּ ג Gimel גּ ד Dalet דּ ה He h h ו Waw w w ז Zayin s (stimmhaft) z ח Chet ch (kehlig) ḥ ט Tet t ṭ - 10 - ḡɣ ḏÞð x I. SCHRIFTLEHRE י Yod j y j כ Kaf ch (weich) k ḵ k k Lamed l l כּ ל מ ם Mem m m נ ן Nun n n ס Samech s (stimmlos) s ע Ayin harter Kehlkopfknacklaut ʿ ʕˁᶜƸɛ Pe f p p̄ f p p Tsade ts ṣ ק Qof k q ר Resch r r שׁ Schin sch š שׂ Sin s (stimmlos) ś ת Taw t t t t פ ף פּ צ תּ ץ ṯθ Begadkefat: Für die Buchstaben Bet, Gimel, Kaf, Pe und Taw gibt es eine weiche und eine harte Aussprache. Die harte Aussprache wird durch einen Punkt im Buchstaben (sog. Dagesch) angezeigt und wird am Wortanfang sowie nach Konsonanten verwendet. Die weiche Aussprache gilt nach Vokalen, der Buchstabe wird dann ohne Punkt geschrieben. In den heutigen Aussprachegewohnheiten wird die weiche Aussprache jedoch nur noch bei Bet (als stimmhaftes /v/), bei Kaf (als weiches /ch/) und bei Pe (als /f/) praktiziert. Dagesch: geschrieben als Punkt im Buchstaben zeigt es bei allen Buchstaben die Verdopplung an; bei den Begadkefat kann es darüber hinaus auch die harte Aussprache anzeigen. (Auch im Falle einer Verdopplung werden Begadkefat hart ausgesprochen). Umschrift: Die erste Spalte mit Umschrift gibt die gebräuchlichste Umschrift an; in der Spalte ganz rechts werden seltenere Varianten für die einzelnen Laute angegeben. - 11 - I. SCHRIFTLEHRE 2. Vokale Cf. Ernst § 3 Die Vokale werden als ergänzende Punkte unter und über den Konsonanten geschrieben, nach dem sie erklingen. Bei der Umschrift sind wieder gebräuchliche und teilweise weniger gebräuchliche Alternativen angezeigt. Für die Umschrift der Vokale gibt es kein völlig eindeutiges und befriedigendes System, zumal auch bisweilen mit Einschränkungen aufgrund des verwendeten Computerzeichensatzes zu rechnen ist. m. lect. lang kurz Altern. Majuskel Qamets ָאâ ā -- ɔ  Qamets chatuf ָא-- -- o å O, Å Patach ַא-- -- a Segol lang nur in offener Silbe ֶאæ̂ ê ǣē æe Zere ֵאê ē -- Ê Chireq kurz nur in unbetont geschlossener Silbe ִאî ī i Î, I Cholem א ֹ -- ō -- Ô Cholem magnum וֹ -- -- Qibbuz kurz nur in unbetont geschlossener Silbe ֻא-- ū u Schureq וּû -- -- Schewa (mobile) ְמ-- -- ᵉ ĕ ǝ Ǝ ,ᴱ Chatef patach ֲא-- -- ᵃ ă ᴬ Chatef segol ֱא-- -- ᵆ ˘æ, ĕ ᴭ Chatef Qamets ֳא-- -- ᵒ ŏ ᴼ ô A ä, ę, ɛ Æ U, Û Plene-Schreibung: Besonders zur Bezeichnung langer Vokalqualitäten verwendet das Hebräische Lesehilfen, matres lectionis genannt: ו י א ה ou ieæ alle! aeæo - 12 - I. SCHRIFTLEHRE Die Matres lectionis sind dann Vokalbuchstaben, wenn ein Vokal vorausgeht, für den sie stehen können und wenn unter ihnen kein Vokalzeichen geschrieben ist. 3. Silbenbildung und Aussprache Cf. Ernst § 4 Eine gewisse Schwierigkeit stellen die genauen Ausspracheregeln für das biblische Hebräisch dar, weil hier die Gesetze der Silbenbildung eine Rolle spielen. Silbenbildung: Silben die mit Vokal enden nennt man offen; Silben mit Konsonant geschlossen. • Jede Silbe beginnt mit einem Konsonanten • Zwischen zwei Vokalen steht immer ein Konsonant • Offene Silben haben immer einen langen Vokal • Unbetonte geschlossene Silben haben immer einen kurzen Vokal Schwa mobile und quieszens: Ein Schwa wird gesprochen (mobile), wenn eine der folgenden vier Bedingungen erfüllt ist: • es steht am Anfang des Wortes • es ist das zweite in Folge • es steht unter einem Konsonanten mit Dagesch • es steht nach langem Vokal Dagesch: Das Dagesch bei den Begadkefat ist ja doppeldeutig. Nach Vokalen (auch Schwa mobile, nicht aber Schwa quieszenz!) ist es immer ein verdoppelndes Schwa, das man als forte oder ḥāzāq (lat./hebr. „stark“) bezeichnet; steht kein Vokal davor (Wortanfang und vorausgehender Konsonant) markiert es die harte Aussprache und heißt lene oder qal (lat „weich“, bzw. hebr. „leicht“). Qamets und Qamets chatuf: von den Vokalzeichen ist das Qamets doppeldeutig. In unbetonten geschlossenen Silben bezeichnet es eine kurzes /o/, in offenen und betonten geschlossenen Silben ein langes /a/. - 13 - II. DAS NOMEN II. Das Nomen Das hebräische Nomen kennt zwei Genera, die man maskulin und feminin nennt. Es gibt drei Numeri Singular, Plural und Dual; der Dual bezeichnet die Mehrzahl für genau zwei und wird nur von einigen bestimmten Nomen verwendet. Kasusendungen gibt es nicht. 1. Singular und Plural, Status Cf. Ernst § 12; 21; 24 Maskulinum St.abs. Singular Plural Femininum St.cs. St.suff. St.abs. St.cs. St.suff. ָדּ ָבר ְדּ ַבר ִדּ ְב ֵרי ְדּ ָב ִרים ְדּ ָברוֹ ְדּ ָב ָריו נַ ֲﬠ ָרה *נַ ֲﬠ ַרת *נַ ֲﬠ ַרתוֹ נַ ֲﬠרֹתוֹ נַ ֲﬠרוֹת Constructus: Anstelle eines Genitivs wird im BH die Constructus-Verbindung (CsV) benutzt (s.u. 2.); das erste Wort verliert seine Betonung, das führt zu kleineren Vokalveränderungen, die je nach Wortform unterschiedlich ausfallen; im Einzelnen Ernst § 20. Segolata (Ernst § 21): Während im Constructus der meisten Substantive nur relativ geringe Veränderungen auftreten, weisen die Segolata größere Änderungen im Vokalismus auf. Bei ihnen handelt es sich um ursprünglich einsilbige Nomen mit einer Doppelkonsonanz am Wortende, die durch einen zusätzlichen Vokal, Segol, aufgesprengt wird; daher der Name! Es gibt drei Arten, je nachdem, welcher Vokal ursprünglich ist: sg.st.abs./cs. sg. mit ePP pl.st.abs. pl.st.cs. qatl *dark qitl *sipr qutl *buqr ֶדּ ֶר ֵס ֶפר בּ ֶֹקר ַדּ ְר ִכּי ִס ְפרוֹ ָבּ ְקרוֹ ְדּ ָר ִכים ְס ָפ ִרים ְבּ ָק ִרים ַדּ ְר ֵכּי ִס ְפ ֵרי ָבּ ְק ֵרי Häufige Nomina besonderer Bildung s. Ernst § 24. Dual: Von einzelnen Wörtern wird im biblisch Hebräischen auch ein Dual gebildet; bei diesen Wörtern handelt es sich um Körperteile oder Gegenstände die - 14 - II. DAS NOMEN paarweise vorkommen, z.B.: יַ דHand, ֶרגֶ לFuß, מֹאזְ נַ יִ םWaage (weil sie aus zwei Waagschalen besteht). 2. Constructus-Verbindung Anstelle einer Genitiv-Verbindung wird die Constructus Verbindung (CsV) verwendet, die eine Betonungseinheit darstellt: ֶ ְדּ ַבר ֶמלein Wort eines Königs ֶ ְדּ ַבר ַה ֶמּלdas Wort des Königs Das erste Wort heißt Nomen regens, das zweite Nomen rectum (manchmal auch Postconstructus). Das regens steht im st. cs., das rectum im st.abs. 3. Artikel Cf. Ernst § 13 Der Artikel lautet – ַהmit Verdopplung des folgenden Konsonanten, außer bei folgenden Konsonanten im Anlaut, die nicht verdoppelt werden können: Anlaut Artikel ר א –ָה immer –ָה immer ע –ָה in der Regel –ֶה bei unbetontem Qamez –ַה in der Regel –ָה bei betontem Qamez –ֶה bei unbetontem Qamez –ַה in der Regel –ֶה bei Qamez oder Chatef qamez –ַה bei Qamez chatuf ה ח Beachte auch das ähnlich aussehende Frageproklitikon (s.p.20). 4. Determination Ein Nomen ist determiniert, wenn es • ein Eigenname ist • einen Artikel trägt • ein enklitisches Personalpronomen angehängt ist - 15 - III. DIE PRONOMEN • das erste Wort einer CsV ist, deren rectum determiniert ist. Außerdem sind Pronomina determiniert. 5. Heh-lokale Ernst § 12r Das Nomen kann um die Endung -â (geschrieben )הerweitert werden. Es ähnelt der Feminin-Endung, trägt aber, anders als diese, nie den Ton. Beim Femininum wird das Heh-lokale an die Endung -t angehängt, die auch im Constructus erscheint. Das Heh-lokale bezeichnet eine Richtung: ַא ְר ָצהerdwärts/ zum Boden hinunter ִמ ְצ ַריְ ָמהnach Ägypten ָה ִע ָירהin die Stadt Auch übertragen auf zeitliche Relationen: ימה ָ ִמיָּ ִמם יָ ִמvon Tagen zu Tagen svw. „von Jahr zu Jahr“. Oder ganz metaphorisch: ֶﬠזְ ָר ָתהzu Hilfe! III. Die Pronomen 1. Personalpronomen Cf. Ernst § 19 a.b Im Hebräischen gibt es zwei unterschiedliche Pronomina, eines steht selbständig und eines lehnt sich enklitisch an sein Bezugswort an: selbständiges Personalpronomen (sPP) und enklitisches Personalpronomen (ePP). Oft wird das letztere als Suffixpronomen bezeichnet, doch sprachwissenschaftlich ist ein Suffix ein morphologisches Bildeelement, kein eigenständiges Wort, während es sich beim ePP um ein solches handelt. Selbständiges Pers.Pron. 1.sc ich 2.sm du 2.sf du 3.sm er 3.sf sie 1.pc wir Enklitisches Personalpronomen ◦◦◦נִ י ◌ַ◌י ◌ִ◌י ◦◦◦ ָאנ ִֹכי/ֲאנִ י ַא ָתּה ַא ְתּ הוּא ◦◦◦ ◦◦◦הוּ ◦◦◦וֹ ִהיא נַ ְחנוּ/ֲאנַ ְחנוּ ◦◦◦ָהּ ◦◦◦ ָה ◦◦◦נוּ - 16 - III. DIE PRONOMEN 2.pm ihr 2.pm ihr 3.pm sie 3pf sie ַא ֶתּם ַא ֵתּנָ ה/ַא ֶתּן ֵה ָמּה/ֵהם ֵהנָּ ה ◦◦◦ ֶכם ◦◦◦ ֶכן ◦◦◦ ֶהם ◦◦◦ ֶהן a) Enklitisches Pronomen Das enklitische Personalpronomen steht nach Substantiven, Verben und proklitischen Präpositionen. Nach Substantiven ist es besitzanzeigend (possessiv), nach Verben gibt es das direkte Objekt an, auch als Dependenz an der nota accusativi. Bei Verbalnomen (Infinitiv) und Verbaladjektiven (Partizipien) kann das enklitische Personalpronomen das Subjekt oder das Objekt anzeigen; für das Objekt steht in der ersten sg.c. נִ י-, für das Subjekt ַי/ִי. Bei den anderen Personen wird nicht unterschieden. An Präpositionen drückt es die Dependenz aus b) Selbständiges Pronomen Die selbständigen Pronomen unterscheiden zwischen denen der ersten und zweiten Person auf der einen Seite und der dritten Person auf der anderen. Erste und zweite Person können nur im Blick auf die Sprechsituation verwendet werden; beide bezeichnen immer Personen, die reden und angeredet sind. Das Pronomen der dritten Person bezieht sich auf Personen, die nicht in der Sprechsituation präsent sind. Im Textzusammenhang hat das Pronomen der dritten Person anaphorische Funktion, d.h. es verweist auf Textelemente, die vorher schon verbalisiert worden sind. Dies im Gegensatz zum Demonstrativpronomen (Deixis), das auf Größen weist, die im Zeigefeld der Redenden anwesend sind, bzw. in der Vorstellungswelt der Textadressaten. c) Syntaktische Verwendung Das sPP kann als Konstituente im Nominalsatz verwendet werden und als Dependenz an einer Präposition. Die anaphorische 3. Person kann adjektivisch als Attribut stehen (dann in Kongruenz mit seinem Bezugswort, gelegentlich also mit Artikel). Im Verbalsatz kann das sPP das Subjekt bezeichnen, steht aber nur sehr selten, da meist die finite Verbform allein verwendet wird; wenn das sPP als Subjekt erscheint ist es meist vorangestellt und hat besondere syntaktische Funktionen (s.u., p.#) NS Attribut נַ ַﬠר ָאנ ִֹכיIch bin ein Knabe (Jer 1,7) ַבּיּוֹם ַההוּאan diesem Tag (Gn 15,18) - 17 - III. DIE PRONOMEN וּזֲ ַהב ָה ָא ֶרץ ַה ִהואdas Gold jenes Landes (Gn 2,12) ַבּיָּ ִמים ָה ֵהםin diesen Tagen/Zeit (Gn 6,4) ֵמ ֵהנָּ הvon ihnen weg (Jer 5,6) PP 2. Demonstrativpronomen (Deixis „Zeigewort“) Cf. Ernst § 18 Singular זֶ ה זוֹת mask. fem. Plural ֵאלֶּ ה dieser diese diese Syntaktisch wird das Zeigewort ähnlich dem Pronomen verwendet: es kann als Konstituente im Nominalsatz stehen, es kann adjektivisch als Attribut stehen (dann in Kongruenz mit seinem Bezugswort, gelegentlich also mit Artikel) und als Dependenz an einer Präposition oder am Fragewort (s.u.). Im Unterschied zum sPP kann es auch als Komplement im VS verwendet werden; ebenfalls die hin und wieder vorkommende Verwendung als Postconstructus unterscheidet die Deixis vom sPP: זֶ ה ַה ְבּכֹר זֶ ה יְ נַ ֲח ֵמנוּ ִמי ָﬠ ָשׂה זֹאת ְבּ ֶﬠ ֶצם ַהיּוֹם ַהזֶּ ה NS VS als S VS als O Attribut Postconstructus Dependenz Dies ist der Erstgeborene (Gn 48,18) Dieser wird uns Trost bringen (Gn 5,29) Wer hat das getan (Ri 15,6) An ebendiesem Tag ... (Gn 17,26) ְמ ִחיר זֶ הder Preis von diesem (1 K 21,2) נָ ְסעוּ ִמזֶּ הSie sind von hier weitergezogen (Gn 37,17) 3. Fragewörter Cf. Ernst § 16 Bei den Fragewörtern unterscheidet man Pronomina von Adverbien; Pronomina fragen nach Komplementen, Adverbien nach Adverbialen. Bei den Fragepronomina wird nur zwischen dem Pronomen für Personen und dem für Sachen unterschieden: ִמי ָמה Personen: Wer? Sachen: Was? ִמי ַא ָתּה ְבּנִ יWer bist du, mein Sohn? (Gen 27,18) ית לִּ י ָ ַמה־זֹּאת ָﬠ ִשׂWas hast du mir getan? (Gen 29,25) - 18 - IV. PROKLITIKA Gelegentlich wird das Fragepronomen, wie im zweiten Beispiel durch das Demonstrativpronomen verstärkt. Wird nach dem direkten Objekt gefragt, kann das Fragepronomen mit ֶאתmarkiert sein: ת־מי ֶא ְשׁלַ ח ִ ֶאWen kann ich senden? (Jes 6,8) Bei der Frage nach Adverbialen gibt es neben den eigentlichen Frageadverbien auch zusammengesetzte Fragewörter aus Präpositionalphrasen deren Dependenz ein Fragepronomen ist: לָ ָמּה Warum? (Wozu?) aus ָמה+ ְ לalso PP דּוּﬠ ַ ַמ Warum? ַאיִ ן Wo? kann auch mit ePP verwendet werden ַאיֵּ ה Wo? ֵאי Wo? Auch die Adverbien können zu zusammengesetzten Fragewörtern gefügt werden: „ ֵמ ַאיִ ןvon wo?“/„woher?“. IV. Proklitika Eine Eigenart des Hebräischen sind proklitische Funktionswörter. Proklitisch bedeutet, dass diese einsilbigen Lexeme sich ohne Wortzwischenraum an das folgende Bezugswort anlehnen und dabei ihren Ton verlieren. Dabei sind kleine Veränderungen in der Vokalisierung zu beachten. 1. Die Konjunktion waw „und“ Cf. Ernst § 15 Die sehr häufige Konjunktion – ְ„ וund“ (oft waw-copulativum, „verbindendes waw“ genannt) wird i.d.R. mit Schwa vokalisiert; wenn sie jedoch wor ein Wort tritt, das seinerseits mit Schwa anlautet, wird das w zum û: –וּ. Dieser Wechsel tritt auch vor den Konsonanten ב, מ, פein (Merkwort: Bumaf). Anmerkung: Immer wieder finden sich alle möglichen Unterarten des waw aufgezählt (conversivum, apodoseos, cf. JM § 176, u.a.); doch ist die Grundbedeutung die eines reihenden bzw. anfügenden „und“ (cf. R.C. Steiner, «Does the Biblical Hebrew Conjunction - וHave Many Meanings, One Meaning, or No Meaning at All?», JBL 119, 2000, 249-267). - 19 - IV. PROKLITIKA 2. Fragepartikel Cf. Ernst § 16 Entscheidungsfragen werden im Hebräischen durch die proklitische Fragepartikel hᵃ- gekennzeichnet, die je nach folgendem Vokal etwas anders vokalisiert wird: ◌ֲה vor allen Vokalen, bzw. Konsonanten außer: ( ּ ) ַה ◌ַה ◌ֶה vor Schwa mobile (mit Verdopplung des Konsonanten wo möglich) vor Laryngal vor Laryngal mit Segol 3. Präpositionen Cf. Ernst § 14 a) Einkonsonantige Präpositionen i) Proklisis Die drei einkonsonantigen Präpositionen ב, כ, לstehen proklitisch, d.h. sie lehnen sich an ihr Bezugswort (Nomen) an: ְבּ ִעירin einer Stadt In der Regel werden sie mit Schwa vokalisiert, vor Laryngalen ist der Vokal aber Patach, Segol oder Qamez chatuf: לַ ֲאנָ ִשׁיםzu Männern Beginnt das Nomen mit Artikel, so wird das הausgestoßen (die Verdopplung des ersten Radikals bleibt erhalten), dafür übernimmt die Präposition das Patach: ַכּ ָדּ ָברentsprechend dem Wort ii) Bedeutung Cf. Jenni, Präpositionen Im folgenden können nicht alle Verwendungen detailliert verzeichnet werden, nur eine erste Übersicht kann hier gegeben werden: בbezeichnet die vollständige Entsprechung zweier Größen: 1. räumlich ortsgleich: in, ְבּ ַביִ ת ֶא ָחדIn ein und demselben Haus (soll es gegessen werden) (Ex 12,46). 2. zeitgleich: als o.ä. ָבּ ֵﬠת ַה ִהיאzu besagter Zeit (z.B. Gen 21,22), - 20 - IV. PROKLITIKA 3. funktionsgleich קוּמה ְבּ ֶﬠזְ ָר ִתי ָ ְ וerhebe dich als meine Hilfe (Ps 35,2), Merkmal ist, dass die beiden durch בverbundenen Ausdrücke sich auf die gleiche Größe beziehen 4. handlungsgleich als Urheber, oder Wirkursache ל־הטּוֹב ַ וְ ָשׂ ַמ ְח ָתּ ְב ָכund du sollst dich freuen aufgrund all des Guten (Ex 26,11), im Unterschied zu (4) verbindet ב hier zwei Ausdrücke, die sich auf verschiedene Größen beziehen, 5. zur Angabe einer Art und Weise (Modalisation) ְבּ ָשׁלוֹםin Frieden (Gn 15,15) mit einem Abstaktum. כbezeichnet die ungefähre bzw. teilweise Entsprechung zweier Größen: 1. Vergleichbarkeit ָשׁ ַכב ַכּ ֲא ִריes liegt da wie ein Löwe (Num 24,9), 2. Entsprechung ִאישׁ ִכּלְ ָבבוֹein Mann nach seinem Herzen (d.h. wie er es will, 1 Sam 13,14). לbezieht Größen aufeinander, deren Verschiedenheit bestehen bleibt: 1. Geber und Empfänger („Dativ“/indirektes Objekt) וְ יַ ֲﬠקֹב נָ ַתן לְ ֵﬠ ָשׂו לֶ ֶחםda gab 2. 3. 4. 5. 6. Jakob dem Esau Brot (Gen 25,34), Handelnder und Betroffener ֹאמר לוֹ ֶ וַ יּund er sprach zu ihm (Gen 3,9), Besitz und Besitzer ֶﬠ ֶבד עוֹלָ ם ְ וְ ָהיָ ה לund er gehört dir als Sklave für immer (Dtn 15,17), Veränderung von Zustand A zu Zustand B („werden zu“, „machen zu“) וַ יְ ִהי־לָ הּ לְ ֵבןer wurde zu einem Sohn von ihr (Ex 2,10), Zweck: le+inf.cs. (s.u, p. #), Orientierung in Raum und Zeit וְ ַא ְב ָר ָהם ָשׁב לִ ְמקֹמוֹwährend Abraham zu seinem Ort zurückkehrte (Gen 18,33). b) Präposition min Cf. Ernst §§ 7 c-e; 14 h.r Die Präposition ִמןkann unabhängig stehen, wird aber auch oft mit ihrem Bezugswort verbunden. Dabei wird das nun assimiliert: • vor Laryngalen und רfindet eine Ersatzdehnung statt (◌ ) ֵמoder eine virtuelle Verdopplung (◌ ִמohne Verdopplung des folgenden Konsonanten). • mit jod zusammen wird kontrahiert (◌) ִמי. • vor allen anderen Konsonanten Assimilation mit Verdopplung („ ִמיָּ םvom Meer her/im Westen“) Bedeutung: „von“, „von her“; gibt die Quelle von etwas bzw. den Punkt an, von dem etwas ausgeht (cf. Ernst § 14h). Es gibt auch die Vergleichsgröße beim Komparativ an, s.u., p.23. - 21 - V. DAS ADJEKTIV c) Einkonsonantige Präpositionen mit enklitischem Personalpronomen Cf. Ernst § 19 o Hier beachte die Nota accusativi: Die Nota accusativi ֶאתist eigentlich keine Präposition aber mit der Präposition ֶאת kann sie verwechselt werden. Mit enklitischem Pers.Pron. werden beide jedoch unterschiedlich vokalisiert: • nota accusativi !/ō/ א ִֹתי • Präposition mit /i/ ִא ִתּי und mit Dagesch! V. Das Adjektiv Die Veränderungen, die an der Form des Adjektivs vorgenommen werden (seine „Deklination“), entspricht denen der Substantive, einziger Unterschied: der Dual fehlt. Deswegen behandelt Ernst sie zusammen mit den Substantiven unter der Bezeichnung Nomina (§§ 12a und 20c.g.i.w zu den Bildeweisen der Adjektive). 1. Syntaktische Verwendung Adjektive nehmen die gleichen syntaktischen Rollen wie Substantive ein: a) Apposition (sog. attributive Adjektive). Hier richtet sich das Adjektiv in Genus und Determination nach seinem Bezugswort: ִאישׁ ַצ ִדּיק ִעיר ְגּדֹלָ ה ָה ִעיר ַהגּדֹלָ ה ְשׁמֹו ַהגָּ דֹל ל־מ ֲﬠ ֵשׂה יְ הוָ ה ַהגָּ דֹל ַ ָכּ ֲאנָ ִשׁים ְר ָשׁ ִעים ein gerechter Mann (Gn 6,9) eine große Stadt (Jos 10,2) die große Stadt (Gn 10,12) sein großer Name (1 S 12,22) jede große Tat Gottes (Dtn 11,7) frevlerische Männer (2 S 4,11) Weil der Dual fehlt, werden Wörter im Dual mit einem Adjektiv im Plural verbunden. b) im Nominalsatz (sog. prädikatives Adjektiv): dazu s.u. p.24. c) als Subjekt (oder Objekt) im Verbalsatz, hier spricht man von substantivierten Adjektiven: ַה ַצּ ִדּיק ָא ָבדDer Gerechte kommt um (Jes 57,1). - 22 - VI. NOMINALSÄTZE 2. Komparation Cf. Ernst § 61 Im Unterschied zu Substantiven können Adjektive gesteigert werden. Eigene Formen für Komparativ und Superlativ gibt es nicht; für beide wird deine determi- nierte Nominalphrase verwendet (a; b; e); auch durch das Adverb ְמאֹדkann gesteigert werden (c). Soll eine Komparation ausdrücklich vergleichen, so gibt die Präposition ִמןder Vergleichspunkt an (d; g; h). Der Superlativ kann auch durch eine Constructus Verbindung gemeint sein, die das verwendete Substantiv wiederholt (i; j). (a) !(b) (c) (d) ָא ִחיו ַה ָקּטֹן ְקטֹן ָבּ ָ ֽניו אד ֹ ֽ ֹובה ָה ָא ֶרץ ְמאֹד ְמ ָ ט ֹובה ִמ ֶמּנָּ ה ָ ֲהלֹא ֲאח ָֹתהּ ַה ְקּ ַטנָּ ה ט ִב ִתּי ַה ְגּדֹולָ ה ד־ק ַט ָ ֽנּם ְ ִמ ְגּדֹולָ ם וְ ַﬠ (e) (f) (g) (h) ָח ָכם ַא ָתּה ִמ ָדּנִ ֵאל ֵ ֽמ ַחיִּ יםִכּי־טֹוב ַח ְס ְדּ ק ֶֹדשׁ ָק ָֽד ִשׁים ִשׁיר ַה ִשּׁ ִירים (i) (j) sein jüngster Bruder (Gn 48,19) der jüngste seiner Söhne (2 C 21,17) das Land ist sehr,sehr gut (Nm 21,17) Ist nicht die jüngere Schwester besser als sie? (Ri 15,2) meine älteste Tochter (1 S 18,17) von ihrem größten bis zu ihrem kleinsten (Jon 3,5) Du bist weiser als Daniel. (Ez 28,3) Denn deine Solidarität ist besser als Leben. (Ps 63,4) das Allerheiligste (Ex 29,27) das allerschönste Lied (Hld 1,1) VI. Nominalsätze Cf. Diethelm Michel, Grundlegung Teil 2 Der Nominalsatz; R.G. Lehmann, Kivik Lecture, (im Erscheinen) Nominalsätze sind Sätze ohne finites Verb; es werden zwei Größen zueinander in Beziehung gesetzt, die durch Nomina repräsentiert sind. Nominalsätze stellen Zustände dar. Formal kann man drei Gruppen unterscheiden: • NS-1 Nominalsätze mit einem determinierten und einem indeterminierten Glied, bei Michel „Nominale Mitteilung“; bei Lehmann „determinationsungleiche Nominalsätze“ - 23 - VI. NOMINALSÄTZE • NS-2 Nominalsätze mit zwei determinierten Gliedern, bei Michel „Nominale Behauptungen, bei Lehman „determinationsgleiche Nominalsätze“ Nominalsätze ohne determiniertes Glied, Michel „Nominale Einleitungen; determinationslose bzw. determinationsfreie Nominalsätze. • NS-Ø 1. Nominalsätze mit einem determinierten Glied (NS-1) Bei den Nominalsätzen mit einem determinierten Glied, kann man die Struktur eines Nominalsatzes am besten erkennen: er macht eine Aussage über eine aus dem Kontext bekannte Größe; diese wird durch das determinierte Glied repräsentiert. Die Aussage, die über diese Größe gemacht wird, die neue Information ist im indeterminierte Glied repräsentiert; man nennt die Ins-Bild-Setzung mit einem Begriff der arabischen Grammatik Mubtada (das, womit man anfängt/das Bekannte), die neue Information heißt Chabar (das Neue): Chabar indeterminiert (das Neue) Mubtada determiniert (das Bekannte, die Ins-Bild-Setzung) (a) טֹוב ַה ָדּ ָֽברDas Wort (d.i. der Vorschlag) ist gut ( 1 K 18,24). Transkription: tôb had-dābār Wortart: Adj.i Subst.d Funktion: Chabar Mubtada Glosse: gut das Wort Man kürzt Mubtada mit M ab, Chabar mit Ch. Determinierte Konstituenten werden mit „.d“ markiert, indeterminierte mit „.i!“. Die Größe, über die die Aussage gemacht wird ist üblicherweise durch ein determiniertes Substantiv repräsentiert (a; c; d),1 es kann aber auch ein sPP stehen (b). Die typischen Informationen, die ein NS-1 gibt, richten sich nach den Wortarten oder Phrasen, die als Chabar verwendet werden; der vom Mubtada bezeichnete Größe schreibt zu: • Adjektiv • Substantiv • Präpositionalphrase • Partizip • Zahlwort 1 Eigenschaft (Qualifikation: a) Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (Klassifikation: b) hier gibt es unterschiedliche Bedeutungen, je nach Präposition: be, min, etc. Ort, Art und Weise, Zugehörigkeit, oft auch adverbialer NS genannt (c) eine Handlung (s.u., p.30) Angabe der Anzahl (d) Gelegentlich auch Inf., das ja ein Verbalnomen und somit Subst. ist, oder substantivierte Adj., bzw. Partizipien. - 24 - VI. NOMINALSÄTZE (b) (c) (d) נַ ַﬠר ָאנ ִֹכיIch bin ein Knabe (Jer 1,7). ל־מקֹום ֵﬠינֵ י יְ הוָ ה ָ ְֽבּ ָכAn jedem Ort sind die Augen Jhwhs (Prv 15,3). ְשׁנֵ ים ָﬠ ָשׂר ֲﬠ ָב ֶדיDeine Diener sind ihrer zwölf (Gn 42,13) Die NS-1 lassen auch erkennen, dass es feste Regeln für die Satzteilfolge in Nominalsätzen gibt: Chabar - Mubtada a) unabhängige Nominale Mitteilungen (selbständige Sätze) b) nach: ’ אםim, ’ אוליûlay, ’ אזāz, כיkî Mubtada - Chabar a) hypotaktische Nominale Mitteilungen (abhängige Sätze, Nebensätze) b) in den hypotaktischen Sätzen stehen oft Partizipien, für die die umgekehrte Satzteilfolge fast nicht belegt ist. c) wenn bekannte Tatsachen in Erinnerung gerufen werden d) nach ’ אשרᵃšer, הנהhinnê, ‛ עודôd Nebensätze geben in der Regel begleitende Umstände zu einer Haupthandlung an, oft sind es NS mit Partizip: ח־הא ֶֹהל ָ ( וְ הוּא י ֵֹשׁב ֶ ֽפּ ַתDa erschien dem Abraham Jhwh ...) während er im Eingang seines Zeltes saß. 2. Nominalsätze mit zwei determinierten Gliedern (NS-2) Hier sind Mubtada und Chabar formal nicht unterschieden, es gelten aber im Prinzip die gleichen Regeln wie bei der NS-1. (e) ַﬠ ִמּי ַﬠ ֵמּDein Volk ist mein Volk (Rut 1,16). ʿamm-ēk Subst-ePP.d Chabar Dein Volk ʿamm-î Subst-ePP.d Mubtada mein Volk Nach dem Vorbild von Sätzen wie (e) hat sich seit F.I. Andersen (1970) eingebürgert, diese NS-2 Identifizierende NS zu nennen. Nach Michel sind hingegen auch andere Sätze mit zwei determinierten Konstituenten NS-2, also alle Sätze die etwa aus zwei Pronomen bestehen oder eine determinierte PP aufweisen. Dabei ist deutlich, dass die gleichen Regeln für die Satzteilfolge, die bei den NS-1 gefunden wurden, ebenfalls gelten. Daher empfiehlt sich der Begriff Identifikation nicht für NS-2 insgesamt sondern nur für Sätze des oben zitierten Typs mit zwei determinier- 25 - VII. DAS VERB ten Substantiven, bzw. mit sPP und subst/sPP. Häufig sind bei den NS-2 auch die Ortsangaben (Lokalisationen) mit Subst.d und PP.d: (f) ֵמ ָח ָרן ֲאנָ ְחנוּ Wir sind aus Haran. (Gen 29,4) VII. Das Verb Hebräische Verben bestehen in der Regel aus drei Konsonanten, den Wurzelkonsonanten oder Radikalen (lat. radix „Wurzel“). Das ist der Verbstamm. Die einzelnen Verbformen werden gebildet indem man an den Wortanfang oder das Wortende Bildelemente hängt und Vokale ein das so entstandene Konsonantengerüst einfügt, was sich vereinfacht so darstellen lässt: Wurzel + Präformativ oder Afformativ + Vokale bzw. C–C–C X–C–C–C C–C–C–Y X-v-C-v-C-v-C(-v) C-v-C-v-C-v-Y(-v) (C = Konsonant) (X = Präformativ) (Y = Afformativ) (v = Vokal) Da die beiden Hauptkonjugationsweisen des Hebräischen entweder vorzugsweise vorne oder hinten die Bildeelemente anfügen, unterscheidet man eine Präformativkonjugation (PK) von einer Afformativkonjugation (AK, manchmal auf Suffixkonjugation). Diese beiden Konjugationen werden oft „Tempora“ genannt; sie dienen aber nicht primär zur Verortung einer Verbalhandlung in der Zeit. Daher ist man zur Bezeichnung Konjugation übergegangen. Was die Konjugationen ausdrücken, s.u. p.29. Eine Besonderheit des Hebräischen (wie der übrigen semitischen Sprachen) ist, dass in den dritten und zweiten Personen zwischen männlichen und weiblichen Formen unterschieden wird, nur AK 3.pl. sind beide Genera gleich (communis, lat. „gemeinsam(e)“ Form). Die Bildeelemente für AK und PK (wo die Formen nicht auf der letzten sondern der vorletzten Silbe betont werden ist dies durch Akzent vermerkt): - 26 - VIII. DAS VERB IM QAL Afformativkonjugation Präformativkonjugation 3sm –––Ø yi – – – 3sf –––â ti – – – 2sm – – ´– tā ti – – – 2sf –––t ti – – – î 1sc – – ´– tî ʾæ – – – 3pc/m –––û yi – – – û 3pf communis ti – – ´–nâ 2pm – – – tæm ti – – – û 2pf – – – tæn ti – – ´–nâ 1pc – – ´– nû ni – – – Die 3sm AK des Qal ist die !Zitierform der Verben; mit dieser Form sind sie im Lexikon verzeichnet. VIII. Das Verb im Qal Cf. Ernst §§ 28s 1. Die beiden Haupttempora 3sm 3sf 2sm 2sf 1sc 3pc/m Afformativkonjugation Präformativkonjugation ָכּ ַתב ָכּ ְת ָבה ָכּ ַת ְב ָתּ ָכּ ַת ְב ְתּ ָכּ ַת ְב ִתּי ָכּ ְתבוּ יִ ְכתֹּב ִתּ ְכתֹּב ִתּ ְכתֹּב ִתּ ְכ ְתּ ִבי ֶא ְכתֹּב יִ ְכ ְתּבוּ ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה ִתּ ְכ ְתּבוּ ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה נִ ְכתֹּב 3pf communis! 2pm ְכּ ַת ְב ֶתּם ְכּ ַת ְב ֶתּן ָכּ ַת ְבנוּ 2pf 1pc - 27 - VIII. DAS VERB IM QAL 2. Die beiden Nebentempora 3sm 3sf 2sm 2sf 1sc 3pm/c 3pf 2pm 2pf 1pc wawPK weAK וַ יִּ ְכתֹב וַ ִתּ ְכתֹּב וַ ִתּ ְכתֹּב וַ ִתּ ְכ ְתּ ִבי וָ ֶא ְכתֹּב וַ יִּ ְכ ְתּבוּ וַ ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה וַ ִתּ ְכ ְתּבוּ וַ ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה נּכתֹּב ְ ַו וְ ָכ ַתב וְ ָכ ְת ָבה בתּ ָ וְ ָכ ַת וְ ָכ ַת ְבתּ בתּי ִ וְ ָכ ַת וְ ָכ ְתבוּ communis! וְ ָכ ַת ְב ֶתּם וְ ָכ ַת ְב ֶתּן וְ ָכ ַת ְבנוּ Das wawPK wird mit der Kurzform der PK gebildet, wie sie auch im Jussiv verwendet wird. Charakteristisch ist die Betonung auf der vorletzten Silbe. Da das Aleph der 1sc nicht verdoppelt werden kann, ist das Patach zum Qamez gedehnt. Das weAK entspricht dem AK; lediglich in der 1. und 2. Person sg. wird in der Regel auf der letzten Silbe betont (anders als bei der AK). 3. Stative und fientische Verben Cf. Ernst § 28/29 jeweils b Bei den Konjugationen unterscheiden sich im Hebräischen fientische und stative Verben. Fientische Verben drücken eine Handlung aus; stative Verben einen !Zustand. Diese Unterscheidung deckt sich nicht mit der transitiv/intransitiv Unterscheidung, die in unserer Grammatik eine Rolle spielt: Handlungsverben können, müssen aber nicht mit einem Akkusativ-Objekt konstruiert werden, umgekehrt gibt es auch stative Verben mit Objekt. Die beiden Verbklassen unterscheiden sich im sogenannten Thema-Vokal, dem Vokal zwischen dem zweiten und dritten Stammradikal. PK Fientische Verben haben den Themavokal /o/ (wie im Paradigma oben) Stative Verben haben den Themavokal /a/ selten ist der Themavokal /e/ Beisp.: „ יִ ְכ ַבּדer wird schwer sein“; „ יֵ ֵשׁבer wird sitzen“ AK Fientische Verben haben den Themavokal /a/ (wie im Paradigma oben) Stative Verben haben den Themavokal /e/ selten ist der Themavokal /o/ Beisp.: „ ָכּ ֵבדer ist schwer“; „ ָקטֹנְ ָתּdu bist klein“. - 28 - IX. BEDEUTUNG DER TEMPORA IX. Bedeutung der Tempora Cf. Jan Joosten, Verbal System, Jerusalem 2012; John Cook, Time and the Biblical Hebrew Verb, LSAWS 7, Winona Lake/IN 2012 Die Verwendung der hebräischen Tempora ist ein schwieriges Thema, das in der Forschung sehr umstritten ist. Für die erste Orientierung sollte man sich grob klarmachen, dass die hebräischen Tempora erst einmal keine Information über die Zeitstufe bieten (Verg./Ggw./Zuk.), zu der eine Handlung stattfindet. Die Grundunterscheidung die die Tempora treffen ist anderer Art: die AK stellt Tatsachen fest, während die PK modale Nuancen der unterschiedlichsten Art ausdrückt. a) Afformativkonjugation Die AK drückt Tatsachen aus, sei es in der Vergangenheit in der Gegenwart oder in der Zukunft; es hebt dabei die Tatsächlichkeit der Ereignisse hervor. In welcher Zeitstufe eine Handlung anzusiedeln ist, das hängt von mehreren Faktoren ab: 1. Bei fientischen Verben bezeichnet die AK Handlungen, die zum Referenzzeitpunkt abgeschlossen sind. Ist der Referenzpunkt der Sprechzeitpunkt, wie in der direkten Rede (Redezitat), ist es eine einfache Vergangenheit, oft als Resultativ wie englisches Present Perfect. Ist der Referenzpunkt in der Vergangenheit, wie bei Erzählungen, so sind es in der Regel hypotaktische Sätze wie Umstandssätze oder durch Konjunktionen eingeleitete Nebensätze, die eine Vorzeitigkeit aussagen. Bei stativen Verben ist der bezeichnete Zustand meist gleichzeitig zum Referenzzeitpunkt. In direkten Reden, bei denen der Sprechzeitpunkt auch der Referenzzeitpunkt ist, ist daher meist mit Präsens zu übersetzen; in narrativen Texten liegt der Referenzpunkt in der Vergangenheit des Sprechzeitpunktes, daher sind die stativen AK-Formen gleichzeitig zu diesem Referenzpunkt und damit in der Vergangenheit angesiedelt. 2. Weitere Kontextmerkmale, wie die Verwendung von Zeitangaben, können eine Handlung in der Zeit festlegen. AK in der Zukunft sind relativ selten, sie sind eher vom Kontext her bestimmt; am häufigsten noch in prophetischen Sprüchen. 3. Nebentempus zur AK ist das wawPK. Es setzt die Ereignisse der AK in der Zeitstufe fort, die von ihr gesetzt ist. Daneben kann das wawPK aus NS und andere Sätze weiterführen. Es bildet eine Handlungsfolge. In der hebräischen Erzählung ist dieses Tempus das häufigste. - 29 - X. DAS PARTIZIP b) Präformativkonjugation Die PK ist modal gefärbt, wobei der Begriff ‚modal‘ sehr weit zu fassen ist (was aber in der Sprachwissenschaft so üblich ist).2 1. Die Form drückt ein Können, Sollen, Müssen oder Dürfen aus. 2. Auch wiederholte Handlungen, auch solche, die gewohnheitsmäßig ausgeführt werden, werden von der Sprachwissenschaft unter die ‚modalen‘ Verwendungen eingereiht. Dabei können diese in Gegenwart oder in der Vergangenheit situiert sein. 3. Aussagen über die Zukunft. Im Unterschied zur AK die eine gewisse Zukunft ausdrückt, ist steht die PK modal für eine mögliche Zukunft. Diese sehr feine Unterscheidung kann im Deutschen nur eingeschränkt nachgeahmt werden, indem die AK mit dem deutschen Adverb „bestimmt/gewiss“ ergänzt wird. 4. Nebentempus zur PK ist das weAK; es setzt dieses in ähnlicher Weise fort, wie das wawPK die AK. 5. Zusammen mit den Verbformen für Aufforderungen (volitive Verbformen, s.u.) bilden PK und weAK das Rückrat der direkten Rede, wenn sie keine Erzählung enthält. X. Das Partizip Cf. Ernst § 32 1. Partizip Qal, aktiv sg. pl. mask. כּ ֵֹתב כּ ְֹת ִבים fem. כּ ֶֹת ֶבת,כּ ְֹת ָבה כּ ְֹתבוֹת Wie ein Verb kann es mit einem Akk.Obj. verbunden werden, auch als enklitisches Personalpronomen. 2 Cf. F.R. Palmer, Mood and Modality, Cambridge 2. Aufl. 2001. - 30 - XI. INFINITIVE 2. Partizip ֗Qal passiv sg. pl. mask. ָכּתוּב תוּבים ִ ְכּ fem. תוּבה ָ ְכּ ְכּתוּבוֹת 3. Stative Verben Bei den stativen Verben ist das aktive Partizip mit dem Adjektiv identisch, Beisp. ָכּ ֵבד. Ein passives Partizip kann bei stativen Verben nicht gebildet werden. 4. Verwendung Das Partizip eine adjektivische Verbalform. Sie kann wie ein Adjektiv als Attribut zu einem Substantiv verwendet werden (a), es kann substantiviert werden und ist dann Subjekt (b) oder Objekt (c) im Verbalsatz. Als Chabar im Nominalsatz gibt es eine andauernde Handlung wieder, die zum Referenzzeitpunkt stattfindet: in der direkten Rede, wie z.B. auch in Psalmen ist es Präsenz (d), in Erzählungen in der Regel gleichzeitig zur erzählten Zeit (e). (a) ַהלְ וִ יִּ ם ָהע ְֹמ ִדים ָשׁם לִ ְפנֵ י יְ הוָ הdie Leviten, die dort vor dem HERRN stehen. (b) (c) וְ ָד ְרשׁוּ ַהשּׁ ְֹפ ִטיםDie Richter sollen nachforschen (Dtn 19,18) ֹאמר מ ֶֹשׁה ֶאל־שׁ ְֹפ ֵטי יִ ְשׂ ָר ֵאל ֶ וַ יּUnd Mose sprach zu den Richtern Israels (d) (e) (Nm 25,5) א ֵֹהב יְ הוָ ה ַשׁ ֲﬠ ֵרי ִציּוֹןder HERR liebt die Tore Zions (Ps 87,2) יכל יְ הוָ ה ַ מוּאל שׁ ֵֹכב ְבּ ֵה ֵ וּשׁ ְ ... und Samuel im Tempel des HERRN schlief (1 S 3,3) (Dtn 18,7) XI. Infinitive Cf. Ernst §§ 30s Das biblische Hebräisch kennt zwei Infinitive: einer, der unveränderlich ist, man nennt ihn Infinitivus absolutus; und einen, der mit Artikel, Präpositionen und ePP verbunden werden kann, man nennt ihn Infinitivus constructus. - 31 - XI. INFINITIVE 1. Formen im Qal constructus absolutus fientisches Verb statives Verb ְכּתֹב ָכּתוֹב,ָכּתֹב ְכּבֹד ָכּבוֹד 2. Verwendung a) Infinitivus constructus Der Infinitivus constructus nominalisiert Verbalhandlungen, wenn der Infinitiv weitere Ergänzungen trägt, vertritt er einen Satz. So kann er mit ePP verbunden werden, das dann Subjekt oder Objekt bezeichnet. ָא ְמ ֵרךdein Sagen (Jer 2,35), d.h. du sprichst. ָשׁ ְמ ָרהּsein Bewahren (Gn 2,15), d.h. ihn bewahren Beim ePP der ersten Person unterscheidet sich das ePP für das Subjekt (-î) von dem für das Objekt (-nî). Die syntaktische Verwendung des inf.cs. entspricht der eines Nomens: • Als Konstituente (in der Regel M) in einem Nominalsatz: ִהנֵּ ה ְשׁמ ַֹﬠ ִמזֶּ ַבח טוֹבSieh, Gehorchen (lit. Hören) ist besser als Schlachtopfer (1 S 15,22); • Als Objekt eines anderen Verbs: ִהנֵּ ה לֹא־יָ ַד ְע ִתּי ַדּ ֵבּרSiehe, ich verstehe nicht zu reden. (Jer 1,6) • Als rectum (Postconstructus) in einer CsV: ִמ ֶמּנּוּ ְ ְבּיוֹם ֲא ָכלam Tag des Essens davon (an dem Tag, wenn du von ihm isst) ... (Gen 2,17) • In Verbindung mit ePP als Genitiv und proklit. Präposition. Häufig vertritt der Inf.cs. in Verbindung mit einer Präposition einen Nebensatz (sog. satzwertiger Infinitiv): • mit לzur Angabe eines Zwecks/Absicht: לִ ְשׁ ָמ ְרum dich zu behüten (Ps 91,11). Gelegentlich auch zur Angabe eines Begleitumstandes, ähnlich dem englischen Gerundium bzw. lateinischen Participium conjunctum: ָשׁמוֹר ֶאת־יוֹם ַה ַשׁ ָבּת לְ ַק ְדּשׁוֹKeep the sabbath day by sanctifying it/Bewahre den Sabbattag, indem Du ihn heiligst. (Dtn 5,12) ָ ַﬠwegen deines Sagens: „...“ • mit ַﬠלzur Bezeichnung eines Grundes: ל־א ְמ ֵרך (weil du sagst ..., Jer 2,35). • mit ְבּzur Angabe einer Gleichzeitigkeit: ִמ ְפּנֵ י ֵﬠ ָשׂו ָא ִחי ְבּ ָב ְר ֲחals du vor deinem Bruder Esau flohst (Gn 35,1). Das letzte Beispiel zeigt, wie der Infinitiv mit den gleichen Ergänzungen versehen werden kann wie das finite Verb. - 32 - XII. SATZTEILFOLGE IM VERBALSATZ b) Infinitivus absolutus Cf. Scott N. Callaham, Modality and the Biblical Hebrew Infinitive Absolute, Wiesbaden 2010 Der Infinitivus absolutus steht manchmal als Vertretung einer anderen Verbalform („Joker“), meist für Imperative. Ergänzt er eine finite Verbform von der gleichen Wurzel („figura etymologica“) dann unterstreicht er den Modus des Verbs, bei PK die modale Bedeutung, bei AK die faktische Bedeutung. Ist der inf.abs. von der gleichen Wurzel wie das Hauptverb (sog. figura etymologica) wird das Hauptverb durch den inf.abs. modal verändert; dabei bezieht er sich auf epistemische Modalität (Zweifel, Notwendigkeit, Möglichkeit): יכם ֶ ת־מ ְצוֹת יְ הוָ ה ֱאלֹ ֵה ִ ָשׁמוֹר ִתּ ְשׁ ְמרוּן ֶא Ihr sollt ganz gewissenhaft die Gebote Jhwhs, eures Gottes, bewahren! (Dtn 6,17) Die Form שׁ ְמרוּן ְ ִתּist Pi PK 2pm, erweitert durch ein nun-paragogicum, cf. Ernst § 26 o. ָﬠלֵ ינוֹּ ִתּ ְמלֲֹה ָמל Willst du wirklich König über uns werden? Beide Beispiele machen deutlich, dass die Art der Modifikation des Verbs von anderer Art ist, als die modalen Nuancen, die mit der PK verbunden sind ; die PK drückt deontische Modalität aus (sollen/dürfen/müssen, etc.). Der inf.abs. kann auch jede andere Verbform vertreten, meist ist es jedoch ein Imperativ, noch einmal das Beispiel von oben: ָשׁמוֹר ֶאת־יוֹם ַה ַשׁ ָבּת לְ ַק ְדּשׁוֹ Bewahre den Sabbattag, indem Du ihn heiligst. (Dtn 5,12) XII. Satzteilfolge im Verbalsatz Cf. Ernst § 53 a-d 1. Grundstellung Das finite Verb ist im Hebräischen ein vollständiger Satz, es kann ohne eine weitere Ergänzung stehen; das Subjekt ist durch das Prä- oder Afformativ ausgedrückt. Die reguläre Satzteilfolge ist: - 33 - XII. SATZTEILFOLGE IM VERBALSATZ Verb - Subjekt - Objekt -Präpositionale Wendung/Adverbiale ל־סיחֹן ִ וַ יִּ ְשׁלַ ח יִ ְשׂ ָר ֵאל ַמלְ ָא ִכים ֶא Und Israel sandte Boten an Sichon (Num 21,21) Ein pronominal realisiertes Komplement steht meist zwischen Verb und Subjekt: ֹאמר לָ ֶהם יַ ֲﬠקֹב ֶ וַ יּJakob sagte zu ihnen (Gen 29,4). Besonders lange Satzglieder tendieren zum Satzende: וּג ַמלִּ ים וַ ֲחמ ִֹרים ְ וּשׁ ָפחֹת ְ וּב ָקר וְ ֶכ ֶסף וְ זָ ָהב וַ ֲﬠ ָב ִדם ָ וַ יִּ ֶתּן־לוֹ צֹאן Er gab ihm Schafe und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel (Gn 24,35). Daneben gibt es eine Reihe von besonders betonten Wortstellungen und solchen mit bestimmter Funktion; die werden in der syntaktischen Vertiefung behandelt (s.u. p.#). 2. Adverbiale Bestimmungen Adverbiale „charakterisieren einen Vorgang oder Sachverhalt hinsichtlich Zeit, Ort, Art und Weise u.a.“ (H. Bußmann). Diese syntaktische Funktion kann von verschiedenen Wortklassen wahrgenommen werden. Neben eigentlichen Adverbien, die im Hebräischen selten sind, stehen Präpositionalphrasen und der adverbielle Akkusativ. a) Adverbieller Akkusativ Adverbieller „Akkusativ“ auch freier Akkusativ gennant: Adverbiale Bestimmungen des Ortes und der Zeit können durch einfache, nicht besonders gekennzeichnete Substantive angegeben werden; man erkennt sie daran, dass sie in keiner Valenzbeziehung zum Verb stehen und semantisch einen Ort bzw. eine Zeit, aber auch eine Art und Weise bezeichnen. Ort: ח־הא ֶֹהל ָ וְ הוּא י ֵֹשׁב ֶפּ ַתwährend er am Eingang des Zelts saß (Gn 18,1) Zeit: ֹאכל ָכּל־יְ ֵמי ַחיֶּ י ַ וְ ָﬠ ָפר תּund Staub wirst du fressen dein Leben lang (Gn 3,14) Art und Weise: וָ ֶאזְ ַﬠק קוֹל־גָּ דוֹלund ich schrie mit lauter Stimme (Ez 11,13) Auch in Nominalsätzen können Adverbielle Akkusative vorkommen; so im NS mit Ptz: בּוֹכים קוֹל גָּ דוֹל ִ ל־ה ָא ֶרץ ָ וְ ָכUnd das ganze Land weinte laut (2 S 15,23) b) Position im Satz ֻ ְוַ יִּ ְכרֹת י Adverbiale Bestimmungen stehen meist am Satzende: הוֹשׁ ַﬠ ְבּ ִרית לָ ָﬠם ַבּיּוֹם ַההוּאUnd Josua schloss einen Bund mit dem Volk an diesem Tag (Jos 24,24). - 34 - XIII. VOLITIVE VERBFORMEN Aber auch oft vor dem Verb: ת־א ְב ָרם ְבּ ִרית ַ ַבּיּוֹם ַההוּא ָכּ ַרת יְ הוָ ה ֶאAn jenem Tag schloss der HERR mit Abram einen Bund (Gn 15,8), sogar vor wawPK oder weAK: Ex 12,3 mit adverbialer PP ֶבּ ָﬠשֹׂר לַ ח ֶֹדשׁ ַהזֶּ ה וְ יִ ְקחוּ לָ ֶהם ִאישׁ ֶשׂהAm Zehnten dieses Monats soll jeder ein Tier … nehmen. . XIII. Volitive Verbformen Volitive Verbformen sind solche, die ein Begehren ausdrücken. !Zu ihnen gehören außer den Imperativen (Befehlsformen) der Jussiv (Befehlsform für die dritte Person) und der Kohortativ (Selbstaufforderung), sowie die beiden negativen Volitive, der Prohibitiv und der Vetitiv. 1. Imperative Cf. Ernst § 28 n o-Imperfekt a-Imperfekt Sg. 2m ְכּתֹב ְכּ ַבד 2f ִכּ ְת ִבי ִכּ ְב ִדי Pl. 2m ִכּ ְתבוּ ִכּ ְבדוּ ְכּתֹבנָ ה ְכּ ַבדנָ ה 2f 2. Jussiv Cf. Ernst § 26 j Beim Jussiv handelt es sich um die Kurzform der PK. Diese ist nur noch im Hif‘il, sowie in einzelnen „unregelmäßigen“ Verben an ihrer Form erkennbar. Bei allen anderen Verben sind Kurzform und Langform formal nicht zu unterscheiden. 3. Kohortativ Cf. Ernst §§ 26 l, 28 h Der Kohortativ ist eine Selbstaufforderung. Seine Form ist die durch ein langes -â erweitere 1.sc PK: ֶא ְכ ְתּ ָבהich will schreiben - 35 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS נִ ְכ ְתּ ָבהlasst uns schreiben 4. Verneinung Der Imperativ kann im Hebräischen nicht verneint werden stattdessen gibt es: • Vetitiv ַאל+Jussiv (der Jussiv steht nur mit dieser Verneinung; negierte Aufforderung) • Prohibitiv לֹא+PK (apodiktisches Verbot) XIV. Stammesmodifikationen des Verbs Cf. E. Jenni, Aktionsarten; Waltke/O‘Connor, Introduction, pp.343452 Das hebräische Verbalsystem weist über die „Tempora“ hinaus noch eine weitere Flexionen auf, die sogenannten Stammesmodifikationen. Sie verändern die Grundbedeutung. Sie decken die aus dem Deutschen vertraute Unterscheidung von aktiv/ passiv (sog. Diathese) ab. Dazu kommen aber noch weitere Bedeutungsveränderungen, ähnlich dem Deutschen fallen/fällen und brauchen/verbrauchen. Dabei ergibt sich folgendes Schema als ein erster Überblick: Typ der Stammesmodifikation Diathese Einfach Faktitiv oder resultativ Kausativ Qal (G-Stamm) Pi‘el !(D-Stamm) Hif‘il !(H-Stamm) Medium Nif‘al (N-Stamm) Hitpa‘el (Dt-Stamm) fehlt Passiv Pu‘al (D-Stamm, passiv) Hof‘al (H-Stamm, passiv) Aktiv Tabelle nach: Bill T. Arnold & John H. Choi, A Guide to Biblical Hebrew Syntax, Cambridge 2003, p.193. Neben den klassischen Bezeichnungen Qal etc. hat sich in der semitischen Sprachwissenschaft auch die Vewendung der in Klammern angeführten Begriffe eingebürgert, die die morphologische Form beschreibt: - 36 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS Stamm G N D Dt H Grundstamm Stamm mit N-Präfix Doppelungsstamm Doppelungsstamm mit T-Infix Stamm mit H-Präfix (Kausativstamm) 1. Pi‘el und Hifil a) Bedeutung des Pi‘el: Faktitiv-Resultativ Ich bewirke das Zimmer ist warm Subjekt 1 (S1)= Prädikat 1 (p1)= Subjekt 2 (S2)= Prädikat 2 (p2)= Obersubjekt Oberprädikat Untersubjekt Unterprädikat Unterprädikat ist ein Eigenschaftsverb bzw. ein Adjektiv bei Faktitiv; ein fientisches Verb beim Resultativ. QAL qal Ptz. Pass PI‘EL bzw. Adjektiv Umschreibung שׁבר zerbrechen gebrochen, zerbrochen zerbrochen machen כבד schwer sein schwer schwer machen faktitiv Bedeutung resultativ „zerschmettern“ ehren Der Unterschied zwischen Resultativ und Faktitiv besteht darin, dass beim Resultativ das Verb einen Vorgang beschreibt, der einen ihm innewohnenden Endzustand herbeiführt, während ein Faktitiv einen adjektivisch zu bezeichnenden Zustand herbeiführt. So beschreibt das Verb „zerbrechen“ einen Vorgang, der das „zerbrochen sein“ als innewohnenden Endzustand herbeiführt, während „schwer machen“ („ehren“) den Zustand „schwer sein“ herbeiführt. Diese Bedeutungsnuance wird im Deutschen (oder auch im Englischen nicht ausgedrückt), daher ist der semantische Unterschied etwa von שׁברim Qal und im Pi‘el auch in der Übersetzung nicht ohne künstlich wirkende Umschreibung wiederzugeben. Doch die übliche Übersetzung „zerschmettern“ für den Pi‘el von שׁברspiegelt eine ältere Theorie über diese Stammesmodifikation wieder, die in ihr eine Intensivierung der Verbalhandlung sah. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass etwas anderes durch das Pi‘el ausgedrückt wird: das Pi‘el drückt das Ergebnis einer Handlung aus, ohne den Hergang zu beschreiben. Oder mit einer Formulierung von Ernst Jenni: das Pi‘el „verbirgt die Aktivität und komprimiert die Handlung in das Ergebnis.“ (II,91) Da nur das herbeigeführte Ergebnis bezeichnet ist, kann man die Funktion des Pi‘el als resultativ bzw. faktitiv beschreiben. „Da die Art der Hinführung offen bleibt, kann der Zu- 37 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS satnd als real (faktitiv) oder nur in der Vorstellung (ästimativ) oder in Worten (deklarativ) ... erreicht ausgesagt werden, was die verschiedenen ... Spielarten der Pi!‘el-Bedeutung ergibt“. (II,88). b) Bedeutung des Hif‘il: Kausativ Die Kausativierung ist nur bei fientischen Verben möglich, da die Modifikation die durch den Hif‘il vorgenommen wird ein „Veranlassen“ ist, und veranlassen kann man nur eine Aktivität oder Handlung. Ich veranlasse der Baum fällt Subjekt 1 (S1)= Prädikat 1 (p1)= Subjekt 2 (S2)= Prädikat 2 (p2)= Obersubjekt Oberprädikat Untersubjekt Unterprädikat Unterprädikat ist ein fientisches Verb. QAL דרךtreten Hif‘il betreten lassen, betreten זכרgedenken, sich erinnern jd.n an etw. erinnern, mahnen, nennen קרבnahe sein etwas sich nähern lassen, herbeibringen שׁמעhören hören lassen, verkünden שׁבתaufhören, ruhen ein Ende machen 2. Formen von Pi‘el und Hif‘il Cf. Ernst §§ 35, 38 Das Pi‘el hat als Kennzeichen die Verdopplung des mittleren Radikals. Im PK Pi‘el ist die Präformativsilbe offen, ihr Vokal ist ein Schwa. Das Hif‘il hat als Merkmal im AK die Vorsilbe /hi-/; im PK ist die Präformativsilbe geschlossen, der Präformativvokal ist /a/. - 38 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS a) Afformativkonjugation Pi‘el Hif‘il 3sm ִכּ ֵתּב ִה ְכ ִתּיב 2sf ִכּ ְתּ ָבה יבה ָ ִה ְכ ִתּ 2sm ִכּ ַתּ ְב ַתּ ִה ְכ ַתּ ְב ָתּ 2sf ִכּ ַתּ ְבתּ ִה ְכ ַתּ ְב ְתּ 1sc ִכּ ַתּ ְב ִתּי ִה ְכ ַתּ ְב ִתּי 3pc ִכּ ְתּבוּ ִה ְכ ִתּיבוּ 2pm ִכּ ַתּ ְב ֶתּם ִה ְכ ַתּ ְב ֶתּם 2pf ִכּ ַתּ ְב ֶתּן ִה ְכ ַתּ ְב ֶתּן 1pc ִכּ ַתּ ְבנוּ ִה ְכ ַתּ ְבנוּ b) Präformativkonjugation Pi‘el Hif‘il 3sm יְ ַכ ֵתּב יַ ְכ ִתּיב 2sf ְתּ ַכ ֵתּב ַתּ ְכ ִתּיב 2sm ְתּ ַכ ֵתּב ַתּ ְכ ִתּיב 2sf ְתּ ַכ ְתּ ִבי יבי ִ ַתּ ְכ ִתּ 1sc ֲא ַכ ֵתּב ַא ְכ ִתּיב 3pm יְ ַכ ְתּבוּ יַ ְכ ִתּבוּ 3pf ְתּ ַכ ֵתּ ְבנָ ה ַתּ ְכ ֵתּ ְבנָ ה 2pm ְתּ ַכ ְתּבוּ ַתּ ְכ ִתּיבוּ 2pf ְתּ ַכ ֵתּ ְבנָ ה ַתּ ְכ ֵתּ ְבנָ ה 1pc נְ ַכ ֵתּב נַ ְכ ִתּיב Wie die Tabelle zeigt, ist das Dagesch im mittleren Radikal bei den Begadkefat (s.o., p.10) kein sicheres Kennzeichen für den Pi‘el, da auch die harte Aussprache des mittleren Radikals nach der geschlossenen Präformativsilbe im Hif‘il durch diesen Punkt angezeigt ist. Zur Unterscheidung zwischen Pi‘el und Hif‘il ist daher immer auf die Präformativsilbe zu achten: ist die geschlossen (Hif‘il) oder offen (Pi‘el)? - 39 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS (Die Formen, die besondere Aufmerksamkeit verlangen, sind in der Tabelle rot markiert). Im Hif‘il gibt es erkennbare Unterschiede zwischen der Langform („normale“ Fom der PK) und der Kurzform, die als Jussiv und in der wawPK Verwendung findet: Langform Kurzform wawPK יַ ְכ ִתּיב יַ ְכ ֵתּב וַ יַּ ְכ ֵתּב Analog in den weiteren Personen! Auch hier ist auf die erste, geschlossene Silbe zu achten, da das Sere sonst mit dem Pi‘el יְ ַכ ֵתּבverwechselt werden kann! c) Imperativ Der Imperativ entspricht der PK ohne Präformativkonsonant; im Hif‘il hat der Imperativ ein Heh vor dem Verbalstamm als Bildeelement, das mit einem Patach (/a/) vokalisiert ist. Pi‘el Hif‘il 2sm ַכּ ֵתּב ַה ְכ ֵתּב 2sf ַכּ ְתּ ִבי יבי ִ ַה ְכ ִתּ 2pm ַכּ ְתּבוּ ַה ְכ ִתּיבוּ 2pf ַכּ ֵתּ ְבנָ ה ַה ְכ ֵתּ ְבנָ ה d) Infinitiv Auch der inf. des Hif‘il weist das typische Bildeelement Heh auf. Pi‘el Hif‘il constr. ַכּ ֵתּב ַה ְכ ִתּיב abs. ַכּ ֵתּב ַה ְכ ֵתּב Inf. e) Partizip Kennzeichen des Partizip im Pi‘el und im Hif‘il ist das Mem, im Pi‘el in offener Silbe mit Schwa, im Hif‘il in geschlossener Silbe mit /a/ (Patach) – analog zur PK - 40 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS Ptz. Pi‘el Hif‘il ְמ ַכ ֵתּב ַמ ְכ ִתּיב Auch hier ist wieder auf den Unterschied in der Silbenbildung zu achten: Pi‘el offen, Hif‘il geschlossen! 3. Medial-passive Stammesmodifikationen Cf. Ernst Jenni, Nif‘al und Hitpa‘el Zu den bisher gelernten aktiven Stammesmodifikationen gibt es auch medial-passive Varianten. Oft werden in den Grammatiken (so auch Ernst) die medialen Formen als reflexiv bezeichnet, doch nach der üblichen sprachwissenschaftlichen Terminologie müssen diese Formen als medial gelten, da sie die Identität von Subjekt und Objekt (bzw. von Obersubjekt und Untersubjekt) nicht durch Pronomina anzeigen, sondern in der Verbkonjugation selbst verankern. Bei Nif‘al und Hitpa‘el als medialen Formen sind nun Obersubjekt und Untersubjekt im Unterschied zu Pi‘el und Hif‘il identisch. Beim Nif‘al ist die Handlungsmodifikation der Basishandlung auf Ebene II ein Geschehenlassen, z.B. Jes 5,16: וְ ָה ֵאל ַה ָקּדוֹשׁ נִ ְק ָדּשׁ ִבּ ְצ ָד ָקה und der heilige Gott erwies sich als heilig (Nif‘al) durch Gerechtigkeit. I. „Und der heilige Gott (Obersubjekt) liess geschehen, dass II.“; II. „er (Untersubjekt=Obersubjekt) ist /zeigt sich als heilig ...“. Beim Hitpa‘el ist die Modifikation ein Bewirken, z.B. Neh 12,30: וַ יִּ ַטּ ֲהרוּ ַהכּ ֲֹהנִ ים וְ ַהלְ וִ יִּ ם Und die Priester und Leviten reinigten sich (Hitpa‘el). Umgeformt lautet der Satz: I. „Und die Priester und Leviten (Obersubjekt) bewirkten, dass II.“; II. „sie (Untersubjekt=Obersubjekt) sind rein“ . Der zweite Unterschied, neben der unterschiedlichen Modifikation, liegt auch in der Basishandlung. Im Nif‘al ist die Basishandlung ein Verbalsatz, im Hitpa‘el ein Nominalsatz. a) Nif‘al Cf. Ernst § 34 - 41 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS Kennzeichen des Nif‘al ist das Nun vor dem ersten Radikal; es erscheint in der AK, in der PK schließt es die erste Silbe und wird dem ersten Radikal assimiliert, der dadurch verdoppelt wird. Typisch ist das lange /a/ unter dem ersten Radikal (Qamez). 3sm 3sf 2sm 2sf 1sc 3pc/m Afformativkonjugation Präformativkonjugation נִ ְכ ַתּב נִ ְכ ְתּ ָבה נִ ְכ ַתּ ְב ָתּ נִ ְכ ַתּ ְב ְתּ נִ ְכ ַתּ ְב ִתי נִ ְכ ְתּבוּ יִ ָכּ ֵתב ִתּ ָכּ ֵתב ִתּ ָכּ ֵתב ִתּ ָכּ ְת ִבי ֶא ָכּ ֵתב יִ ָכּ ְתבוּ ִתּ ָכּ ַת ְבנָ ה ִתּ ָכּ ְתבוּ ִתּ ָכּ ַת ְבנָ ה נִ ָכּ ֵתב 3pf communis! 2pm נִ ְכ ַתּ ְב ֶתּם נִ ְכ ַתּ ְב ֶתּן נִ ְכ ַתּ ְבנוּ 2pf 1pc b) Pu‘al Cf. Ernst § 36 Der Pu‘al als Passiv zum Pi‘el hat als Merkmal die Verdopplung des mittleren Radikals; vokalisiert wird mit /u/ und /a/, die in AK und PK auftreten; an diesen beiden Vokalen ist das Pu‘al untrüglich zu erkennen. 3sm 3sf 2sm 2sf 1sc 3pc/m Afformativkonjugation Präformativkonjugation ֻכּ ַתּב ֻכּ ְתּ ָבה ֻכּ ַתּ ְב ָתּ ֻכּ ַתּ ְב ְתּ ֻכּ ַתּ ְב ִתּי ֻכּ ְתּבוּ יְ ֻכ ַתּב ְתּ ֻכ ַתּב ְתּ ֻכ ַתּב ְתּ ֻכ ְתּ ִבי ֲא ֻכ ַתּב יְ ֻכ ְתּבוּ ְתּ ֻכ ַתּ ְבנָ ה ְתּ ֻכ ְתּבוּ ְתּ ֻכ ַתּ ְבנָ ה נְ ֻכ ַתּב 3pf communis! 2pm ֻכּ ַתּ ְב ֶתּם ֻכּ ַתּ ְב ֶתּן ֻכּ ַתּ ְבנוּ 2pf 1pc - 42 - XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS c) Hitpa‘el Cf. Ernst § 37 Das Hitpa‘el ist an seiner Vorsilbe hit- in der AK bzw. jit- !(etc.) in der PK gut zu erkennen. Dazu kommt die Verdopplung des mittleren Radikals, da es sich um das Medium zum Pi‘el handelt. In einigen Fällen gibt es jedoch Probleme: • bei Verben, die mit Zischlauten beginnen, tauschen das /t/ und der Zischlaut die Plätze: שׁמרwird zu „ ִה ְשׁ ַתּ ֵמּרsich hüten“ • vor Zadeh wird da Taw zum Tet: צדקwird mit Metathese !(da Zadeh ein Zischlaut ist) zu „ ִה ְצ ַט ַדּקsich rechtfertigen“. • vor Tet, Dalet und Nun wird das Taw assimiliert: טהרwird zu „ ִה ַטּ ַהרsich reinigen“ (das Patach unter dem zweiten Radikal resultiert daraus, dass es sich um einen Guttural handelt, der A-Laute bevorzugt; auch kann der Guttural nicht verdoppelt werden); דברwird zu „ ִמ ַדּ ֵבּרsich unterreden“); נשׂאwird zu „ יִ נַּ ֵשּׂאsich erheben“. Afformativkonjugation Präformativkonjugation 3pc/m ִה ְת ַכּ ֵתּב ִה ְת ַכּ ְתּ ָבה ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ָתּ ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ְתּ ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ִתּי ִה ְת ַכּ ַתּ ְבנוּ 3pf communis! 2pm ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ֶתּם ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ֶתּן ִה ְת ַכּ ַתּ ְבנוּ יִ ְת ַכּ ֵתּב ִתּ ְת ַכּ ֵתּב ִתּ ְת ַכּ ֵתּב ִתּ ְת ַכּ ְתּ ִבי ֶא ְת ַכּ ֵתּב יִ ְת ַכּ ְתּבוּ ִתּ ְת ַכּ ֵתּ ְבנָ ה ִתּ ְת ַכּ ְתּבוּ ִתּ ְת ַכּ ֵתּ ְבנָ ה נִ ְת ַכּ ֵתּב 3sm 3sf 2sm 2sf 1sc 2pf 1pc d) Hof‘al Cf. Ernst § 38 Das Hof‘al ist das Passiv zum Hif‘il und hat mit ihm das Heh vor dem ersten Radikal gemeinsam, der in der PK nach dem Präformativkonsonant ausfällt. An seiner typische Vokalisierung mit /o/ und /a/ ist das Hof‘al leicht zu erkennen; man muss sich nur immer klar machen, dass das kurze /o/ als Qamez chatuf geschrieben wird! da die erste Silbe kurz ist. - 43 - XV. DAS VERB MIT ENKLITISCHEM PERSONALPRONOMEN 3sm 3sf 2sm 2sf 1sc 3pc/m Afformativkonjugation Präformativkonjugation ָה ְכ ַתּב ָה ְכ ְתּ ָבה ָה ְכ ַתּ ְב ָתּ ָה ְכ ַתּ ְב ְתּ ָה ְכ ַתּ ְב ִתּי ָה ְכ ַתּ ְבנוּ יָ ְכ ַתּב ָתּ ְכ ַתּב ָתּ ְכ ַתּב ָתּ ְכ ְתּ ִבי ָא ְכ ַתּב יָ ְכ ְתּבוּ ָתּ ְכ ַתּ ְבנָ ה ָתּ ְכ ְתּבוּ ָתּ ְכ ַתּ ְבנָ ה נָ ְכ ַתּב 3pf communis! 2pm ָה ְכ ַתּ ְב ֶתּם ָה ְכ ַתּ ְב ֶתּן ָה ְכ ַתּ ְבנוּ 2pf 1pc XV. Das Verb mit enklitischem Personalpronomen Cf. Ernst § 51 Das enklitische Personalpronomen (ePP, oft auch Suffixpronomen genannt, s.o. p.16) kann außer an Nomen und Präpositionen auch an Verbformen gehängt werden. • bei finiten Verben bezeichnet es das dir.Obj. • bei infiniten Formen (Ptz/Inf.cs.) kann es das dir.Obj bezeichnen, aber auch das Subjekt (je nach Zusammenhang) Da man diese Formen nicht selbständig bilden muss (im heutigen Hebräisch/Ivrith sind sie ungebräuchlich), kommt es darauf an sie zu erkennen. Daher muss man die wesentlichen Veränderungen kennen: • an vokalische Auslaute wird das ePP einfach angehängt (die 1. sg. fügt immer ein נein) • bei konsonantischen Auslauten wird ein Bindevokal eingeschoben, in der AK meist /a/ in PK meist /e/ • bei der AK haben sich im fem. alte Formen gehalten: 3sf -at und 2sf -ti, letztere ist von der 1.sc nicht zu unterscheiden, so dass doppeldeutige Formen entstehen: ְכּ ַת ְב ִתּיהוּist Q AK 2sf+ePP 3sm oder 1sc+ePP 3sm, ְכּ ַת ְב ִתּיםist Q AK 2sf+ePP 3pm oder 1sc+ePP 3pm. • bei den ePP -ni, -ka, -hû und -ha steht an endungslosen Formen der PK oft zum Bindevokal noch das nun-energicum -en-/-enn-, das keine besondere Bedeutung hat. - 44 - XVI. VERBA LARYNGALIA • da mit dem ePP das Wort am Ende verlängert wird, wird vorne oft ein Vokal enttont, sodaß es zu Vokalveränderungen kommt. XVI. Verba Laryngalia Cf. Ernst § 10 (zu den Lautgesetzen) und § 41 (zu den Formen) Zu den Laryngalen (Kehllauten) zählen ע,ח,ה, אeinzelne Gemeinsamkeiten gibt es auch mit dem ר. Dabei weisen die Verben mit אam Wortanfang oder Wortende so viele Eigentümlichkeiten auf, dass sie als eigene Klasse geführt werden (I/III-Alef, s.u. p.46). Verben mit einem הam Wortende sind meist keine Laryngalverben, sondern sogenannte Tertiae-Infirmae, bei denen das הeinen langen vokalischen Auslaut anzeigt (s.u., p.50); ist das הkonsonantisch wird es mit Mappiq geschrieben: הּ, z.G. „ גבהּhoch sein“. Die Verba Laryngalia weisen folgende Besonderheiten auf: • Vorliebe der Laryngale für A-Laute (/a/, /æ/): PK Qal יִ כתֹּבwird ,יַ ְחמֹד יִ ְב ַחרoder ;יִ ְשׁ ַמעAK Ni נִ ְכ ַתּבwird ;נֶ ְח ַמדwo A-Laute nicht in der Nähe des Laryngals stehen, wenigstens ein Patach furtivum: Ptz akt. Qal כּ ֵֹתבwird שֹׁלֵ ַח. • in der Präformativsilbe im Qal vor Laryngal ein Patach – wodurch das Qal nur durch den Themavokal vom Hif‘il unterschieden werden kann (Qal /o/, Hi. /i/) • schließt der Laryngal eine Silbe entsteht meist eine Silbenaufsprengung: PK Qal יִ ְכתֹּבwird יַ ֲﬠבֹדoder auch יֶ ֱחזַ ק. • Laryngale tragen kein Dagesch-forte (werden nicht verdoppelt), stattdessen Ersatzdehnung (immer vor ר, meist vor אund )עbzw. virtuelle Verdopplung, d.h. Vokalisierung bleibt erhalten und es wird kein Dagesch geschrieben (immer vor הund )ח. ◦ Ersatzdehnung ◦ /i/ zu /ē/ also PK Ni ( יֵ ָﬠבֹדerste Silbe gedehnt) ◦ /a/ zu /ā/ also PK Pi ( יְ ָב ֵרzweite Silbe gedehnt) ◦ /u/ zu /ō/ also Ptz Pu ( ְמב ָֹרzweite Silbe gedehnt) • statt einfachem Schwa ein Chatef-Laut: AK Pi ִכּ ְתּבוּwird zu ִמ ֲהרוּ - 45 - XVII. DIE VERBA I/III-ALEF XVII. Die Verba I/III-Alef 1. Primae Alef Cf. Ernst § 42 Mit schwachem Alef beginnen lediglich fünf Verben: „ אמרsagen“ (5311mal), אכל „essen“ (816mal), „ אבדzugrunde gehen“ (184mal), „ אבהwollen (54mal) und אפה „backen“ (25mal); die beiden letzten Verben sind überdies noch verba tertiae infirmae und damit doppelt schwach. Bei diesen Verben gibt es lediglich im PK Qal einige Besonderheiten: 1. Das Aleph quiesziert, d.h. es verbindet sich mit dem Vokal der Präformativsilbe. Dabei entfällt das Dagesch lene, wenn der mittlere Radikal ein Begadkefat ist, da das quieszierende Aleph kein Konsonant mehr ist, und daher die erste Silbe nicht schließt. 2. Der Präformativvokal verändert sich zu /ō/ 3. Der Themavokal dissimiliert, d.h. er bleibt nicht länger /o/, sondern wird /a/ oder in Pausa oft /ē/ 4. In der 1.sc verbindet sich der Präformativkonsonant mit dem ersten Radikal, da beide ja Aleph lauten: א ַֹמר, als wawPK וָ א ַֹמרmit ersatzgedehntem wā-. 5. Im wawPK geht die Betonung auf die vorletzte Silbe zurück. Außer den fünf schwachen Verben mit Alef als erstem Radikal gibt es noch weitere Verben, die aber als primae laryngalis konjugiert werden, die häufigsten sind „ אהבlieben“ und „ אחזgreifen“, „ergreifen“. 2. Tertiae Alef Cf. Ernst § 47 Die Verben mit Alef als drittem Radikal sind relativ häufig; die wichtigsten sind: „ בראerschaffen“ (nur von Gott), „ קראrufen“, „ מצאfinden“, קנאPi „eifersüchtig sein“, „eifern“, „ חטאverfehlen“, פלאNi „wunderbar sein“, dazu kommen die stativen Verben: „ מלאvoll sein“, „ טמאunrein sein“, „ שׂנאhassen“. Bei diesen Verben, sind folgende Besonderheiten zu beachten, die nicht nur die PK Qal betreffen: 1. Vor konsonantischen Affixen quiesziert das Aleph, es schließt nicht die Silbe; das führt zu einer Ersatzdehnung - 46 - XVIII. DIE I-NUN-VERBEN 2. Vor vokalischen Affixen bleibt sein konsonantischer Charakter erhalten, es schließt weiterhin die Silbe. 3. In der PK Qal wird der Themavokal der Verba laryngalia verwendet, also /a/ statt /o/, vor dem Endung -nâ (2./3. pl.fem.) steht /æ/ als Bindevokal. 4. Im Ni., Pi. und AK Hi. wird ein Sere /e/ als Themenvokal verwendet, statt des üblichen /a/; Ho. hat /u/ statt Qamez chatuf /o/. XVIII. Die I-Nun-Verben Cf. Ernst § 43 Bei den verba primae nun (I-Nun; )פ״נkommt das Lautgesetz zum Tragen, das besagt, dass ein silbenschließendes Nun dem folgenden Konsonanten assimiliert wird. 1. Die eigentlichen I-Nun-Verben Bei den Formen, bei denen der erste Radikal silbenschließend ist, wird das Nun an den zweiten Radikal assimiliert. Das betrifft die PK Qal yiktob, das Nifal niktab sowie Hifil und Hofal hiktîb: PK Qal yiktob *yinpol > yippol יִ פּ!ֹל AK Ni niktab *ninpal > nippal נִ ַפּל AK Hi hiktîb *hinpîl > hippîl ִה ִפּיל Das Dagesch, das die Verdopplung anzeigt, fällt bei Konsonaten mit einem Schwa oft aus (cf. Ernst § 4i): יִ ָשּׂאer wird tragen > שׂאוּ ְ ִ יsie werden tragen. Bei I-nun-Verben mit dem Themavokal /a/ im PK-Qal fällt das Nun im Imp und im Inf.cs. oft aus: Imp. Qal > נְ פֹל גַּ שׁ Inf.cs.Qal > נְ פֹל גֶּ ֶשׁת Im Inf.cs. wird die Form mit der Fem.-Endung verlängert. Die übrigen Formen werden stark gebildet: AK Qal נָ ַפל Ptz Qal.akt נ ֵֹפל PK Ni יִ נָּ ֵפּל Ebenso alle Formen des Piel, Pual und Hitpael. Bei den II-Laryngalis kann das Nun nicht assimiliert werden und bleibt fast immer erhalten: יִ נְ ַאףer wird ehebrechen. - 47 - XIX. DIE VERBA I-YOD (WAW) 2. Geben und Nehmen, נתןund לקח Das häufigste Wort bei den I-Nun ist n-t-n „geben“ (2015mal); es hat einige Besonderheiten: 1. Themavokal im PK Qal ist /e/: יִ ֵתּן 2. Das zweite Nun (der dritte Radikal) assimiliert sich an einige Afformative: נָ ַת ִתּי,נָ ַת ָתּ Das semantisch korrespondierende Verb l-q-ḥ „nehmen“ (965mal) wird trotz des Lamed als erstem Radikal wie ein I-Nun Verb konjugiert, das heißt das Lamed wird wie ein Nun assimiliert und elidiert: PK Qal יִ ַקּח, Imp Qal ַקח. Im Nifal assimiliert das Lamed hingegen nicht: נִ לְ ַקח. Da auch der inf.cs. elidiert ( ) ַק ַחתergeben sich mit der Präposition לFormen die nicht elidiert aussehen: לָ ַק ַחתinf.cs. Qal + ל. (Das Qamez unter der Lamed ist ein Vortonqamez, da ַק ַחתauf der ersten Silbe betont wird, cf. Ernst § 9h). XIX. Die Verba I-Yod (Waw) Die verba primae waw (I-Waw; )פ״וVerben ähneln den verba primae yod (I-Yod; )פ״י in vielen Fällen, da das Waw im Anlaut zu Yod geworden ist. Da sie jedoch das Waw dort behalten, wo es nicht im Anlaut steht, kann man zwei Klassen von I-Yod Verben unterscheiden, die ursprünglichen (I-Yod) und die sekundären (I-Waw). Im wesentlichen haben die beiden Unterklassen zwei gemeinsame Veränderungen, die daraus resultieren, dass die Laute Waw und Yod im Lautwert zwischen Vokalen und Konsonanten angesiedelt sind (sog. Halbvokale): 1. Das Waw oder Yod als erster Radikal kontrahiert mit mit dem vorausgehenden Vokal, wenn der erste Radikal silbenschließend ist. 2. Im Imp. und Inf.cs. Qal wird bei den meisten Verben das Waw oder Yod elidiert. 1. Ursprüngliche I-Yod Cf. Ernst § 44 Zu dieser Gruppe gehören sieben Verben, die alle die stativen Themavokale /i/ und /a/ im PK Qal haben: יָ ֵבשׁQ trocken sein (61mal; auch Piel und Hifil) יָ ַטבQ gut sein (114 mal; auch Hifil) יללHi heulen (27mal) יָ ַשׁרQ aufrecht sein (25mal; auch Piel) ימןHi den rechten Arm benutzen (5mal) - 48 - XIX. DIE VERBA I-YOD (WAW) יָ נַ קQ * יָ ַקץQ saugen (31mal; auch Hifil) erwachen (11 mal; auch Hifil) a) Kontraktion: Im PK Qal kontrahiert die Präformativsilbe ji- mit dem anlautenden j-- zu langem jî-: *jijtab > jîtab יטב ַ ִתּ,יטב ַ ִי Im Hifil kontrahiert der Vokal unter der Präformativ-Silbe zu ē: יטיב ִ ֵ י,יטיב ִ ֵה. b) Starke Formen: im AK Qal werden starke Formen gebildet, das Yod ist der erste, anlautende Konsonant: ;יָ ַטבebenso im Inf. und Imp. Qal: Inf.cs. יְ טֹב Inf.abs יָ טֹב Imp. יְ ַטבetc. Sowie in den Pielformen. 2. Sekundäre I-Yod, ursprüngliche I-Waw Cf. Ernst § 45 Nach den bh Lautgesetzen wird das wortanlautende Waw durch ein Yod ersetzt. In AK Qal und Piel, sowie im Pual ist der erste Radikal anlautend, hier ist also das ursprüngliche Waw durch Yod ersetzt: *wšb > jšb a) Yod statt Waw: Überall, wo die Form oder Silbe (so im Pie‘el) mit dem ersten Radikal beginnt, steht also j--, d.h. im AK Qal: יָ ַשׁבer sitzt/hat gesessen; AK Pi יִ ֵסּרer züchtigt/hat gezüchtigt; PK Piel יְ יַ ֵסּרer wird/kann/darf/muss züchtigen. b) Waw verdoppelt: Das ursprüngliche Waw ist dort erhalten, wo es im Nifal nicht anlautend steht, sondern als erster Radikal verdoppelt ist, so im PK, Inf und Imp: PK Ni. ( יִ וָּ ֵשׁבentsprechend jikkatēb) etc. c) Kontraktion: Dort, wo der erste Radikal silbenschließend ist, kontrahiert der Präformativvokal mit dem Waw zu langem /o/. Das ist in der AK und dem Ptz des Nifal, sowie im ganzen Hifil und Hofal der Fall: AK Ni. נוֹשׁב ַ < *na-wšab AK Hi. הוֹשֹיִ ב < *ha-wšîb AK Ho. הוּשׁב ַ < *hu-wšab d) Wie I-Yod: Einige I-Waw werden im Qal wie I-Yod gebildet, so v.a. die Verben, die in der PK den Themavokal /a/ haben: AK יָ ֵרא er fürchtet sich PK ( יִ ָיראKontraktion der Präformativsilbe mit dem anlautenden Yod) auch im Imp uns Inf.abs. - 49 - XX. DIE III-INFIRMAE-VERBEN e) Ausfall des ersten Radikals: Bei fünf I-Waw-Verben mit Themavokal ē im PK Qal, fällt der erste Radikal Waw aus: ֵתּ ֵשׁב, יֵ ֵשׁבer wird sitzen, sie wird sitzen יֵ לֵ דer wird zeugen יֵ ֵרדer wird hinabgehen יֵ ַדעer wird wissen יֵ ֵצאer wird hinausgehen Auch im Inf. fällt der anlautende Radikal W/Y aus; die Form wird analog zu den III-Heh als Segolatum gebildet: ֶשׁ ֶבת, mit einer femininen Endung -t. Diesem Bildeschema folgt auch das I-Heh-Verb h-l-k „gehen“: ֵיֵ ל f) Übersicht: Q AK PK Themavokal Ni AK PK Kontraktion Verdopplung Pi/Pu Hitp Hi Ho /a/: /e/: I-Yod I-Yod Ausfall des ersten Radikals aw > ô ebenso Ptz, Inf w bleibt erhalten, ebenso Imp I-Yod I-Yod/w Kontraktion Kontraktion aw > ô ow > û XX. Die III-infirmae-Verben Cf. Ernst § 46 Bei den Verben vom Muster „ גלהaufdecken“ ist das הam Wortende kein Radikal, sondern Mater lectionis für einen langen vokalischen Auslaut. Ursprünglich haben die Verben dieser Klasse einen Auslaut auf yod oder waw. Dieser ist jedoch entfallen und darum heißen sie tertiae infirmae („hinten schwach“; )ל״ה. Achtung: Verben mit heh als als letztem Radikal gehören zu den Verba tertiae laryngalis, sie sind am Mappiq (Punkt im heh: )הּzu erkennen. Für die Bildung der Formen gilt: 1. Endungslose Formen 2. Vokalische Endungen 3. Konsonantische Endungen 4. Infinitiv langer Auslaut (Mater lectionis )ה direkt am zweiten Radikal Bindevokal Fem. Endung וֹת- - 50 - XXI. HOHLE WURZELN 5. Kurzformen 6. AK 3.fem.sg. 7. Kohortativ im Jussiv und Impf. cons. entfällt in den endungslosen Formen der auslautende Vokal (apokopierte Formen) "doppelte" Fem.-Endung ָתהwird nicht gebildet, die "normale" PK-Form in der 1. sg. vertritt! Achtung: • Die Stammesmodifikationen kann man bei den III-inf. nur vorne unterscheiden! • Die PK-LF und die PK-KF (Jussiv) sind bei den III-inf. nicht nur im Hi unterschieden! XXI. Hohle Wurzeln Cf. Ernst § 48 Die Hohlen Wurzeln werden auch als verba mediae u/o/i (II-û/ô/î) bezeichnet,3 da sie in einigen Formen mit Waw oder Yod als mittlerem Radikal geschrieben werden. Da in der üblichen Zitierform der AK der mittlere Konsonant nicht geschrieben wird, stehen im Wörterbuch die Formen des Inf.cs, die den Konsonanten schreiben. Ursprünglich waren diese Verben wohl zweiradikalig mit einem langen Vokal in der Mitte; die Dreiradikalität ist erst sekundär und wird in den meisten Formen auch nicht erreicht, zumal der mittlere Radikal nur sehr selten einmal verdoppelt wird; statt eines Piel finden sich faktitive Stammesmodifikationen mit Reduplikation des zweiten/letzten Radikals (Polel, Polal, Hitpolel). Nicht zu den hohlen Wurzeln gehören Verben mit einem Waw oder Yod als mittlerem Radikal (II-Waw/II-Yod; )ע״י\וz.B.: „ גועhinscheiden“, „ היהsein“. Man unterscheidet drei Gruppen von Hohlen Wurzeln; die ersten beiden sind II-Waw, die letzte ist II-Yod: 1. Verben mit /û/ als Stammvokal: „ קוםaufstehen“ 2. Verben mit /ô/ als Stammvokal: „ בושׁsich schämen“ 3. Verben mit /î/ als Stammvokal: „ שׂיםsetzen, stellen, legen“ Die unterschiedlichen Stammvokale spielen nur im PK Qal eine Rolle. 3 Gelegentlich auch als II-Waw/Yod, jedoch sollte diese Bezeichnung für die Verben vorbehalten bleiben, bei denen das Graphem einen konsonantischen und keinen vokalischen Wert hat, cf. Jenni, Lehrbuch. - 51 - XXI. HOHLE WURZELN 1. Qal In der AK ist der Stammvokal bei den II-û und II-î /a/, lediglich m-w-t „tot sein“ hat /e/: 1. „ קוםaufstehen“ > ָקם „ מותtot sein“ > ֵמת 3. „ שׂיםsetzen, stellen, legen“ > ָשׂם Bei den II-ô ist der Stammvokal /o/ außer bei „ בואkommen“, dort lautet er /a/: 2. „ בושׁsich schämen“ > בּוֹשׁ „ בואkommen“ > ָבּא Vokalische Affixe werden unbetont angehängt; konsonantische in der AK ohne Bildevokal. Ist in der PK der Vokal der Präformativsilbe unmittelbar vor dem Ton, dann wird er gedehnt (Vortonqamez), ist das nicht der Fall wird er enttont (Schwa). Vokalische Affixe werden unbetont angehängt, konsonantische erhalten /e/ (Segol) als Bindevokal: 1. „ קוםaufstehen“ > קוּמינָ ה ֶ ְתּ,קוּמי ִ ָתּ,יָ קוּם 2. „ בושׁsich schämen“ > יֵ בוֹשׁוּ,יֵ בוֹשׁ 3. „ שׂיםsetzen, stellen, legen“ > יָ ִשׂימוּ,יָ ִשׂים, Ausnahme ohne Bindevokal: ָתּ ֵשׂמנָ ה Im Jussiv wird der Stammvokal verkürzt (PK-KF); aus ū>o und aus ī>e: יָ קֹם > יָ קוּםund das wawPK übernimmt die KF: וַ יָּ ָקםmit Betonung auf der vorletzten Silbe. יָ ֵשׂם > יָ ִשׂיםund wawPK וַ יָּ ֶשׂם 2. Nifal Der Präformativvokal in der AK ist zu ā geworden, der Stammvokal ist meist ô, so bei k-w-n ‚stehen‘: נָ כוֹן. In der PK ist der Präformativvokal i mit Verdopplung des ersten Konsonanten (ganz regulär); Stammvokal ist wieder ô: יִ כּוֹן. Bindevokale stehen zwischen Stamm und konsonantisch beginnender Endung: in der AK ô, in der PK ê (Sere): ִתּכּוֹנֶ ינָ ה,כוּנוֹת ְנ. ָ 3. Hifil und Hofal Im Hifil ist der Themavokal ī; die AK hat die Präformativsilbe ē, in der PK lautet sie ā: AK ֵה ִקיםund PK יָ ִקי!ם, Kurzform: ( יָ ֵקםJuss) und ( וַ יָּ ֶקםwawPK). Der Bindevokal für die konsonantischen Endungen ist in der AK /o/, in der PK /e/ (Segol): ימוֹתי ִ ֲה ִקdie erste Silbe ist enttont, statt des Schwa steht wegen des Laryngals Chatep Qamets; in der PK steht dann Schwa: ימינָ ה ֶ ְתּ ִק. - 52 - XXI. HOHLE WURZELN Formal lassen sich bei den II-î-Verben daher die PK im Qal und im Hi nicht unterscheiden. Allerdings haben die meisten II-î kein Hifil, lediglich „ ביןwahrnehmen“, „verstehen“ hat Qal und Hifil: יָ ִבין, was sich jedoch in der Beudeutung zwischen beiden Stammesmodifikationen nicht wesentlich unterscheidet. Kennzeichen des Hofal ist wie bei den I-Waw ein plene geschriebenes û: יוּקם ַ ,הוּקם ַ . 4. Polel, Polal und Hitpolel Der Doppelungsstamm wird bei den Mediae Infirmae in der Regel mit reduplizierter Mittelsilbe gebildet: Polel - Polal - Hitpolel lauten die entsprechenden Bildemuster, wobei das L den zweiten und letzten Radikal der Wurzel anzeigt. Der aktive Doppelungsstamm ist der Polel: יְ כוֹנֵ ן,כּוֹנֵ ן. Der passive lautet Polal: יְ כוֹנֵ ן,כּוֹנַ ן. der reflexive wird nach dem Muster Hitpolel gebildet: יִ ְתכּוֹנֵ ן, ִה ְתכּוֹנֵ ן. 5. Zusammenfassung Als wichtige Merkposten stellen sich nach dem ausführlichen Durchgang vier Punkte dar: 1. Die unterschiedlichen Stammvokale in den einzelnen Konjugationen und Stammesmodifikationen. 2. Die Stammesmodifikationen Qal, Nifal und Hifil können nur vorne unterschieden werden; aber: zwischen PK Qal und Hifil ist eine formale Unterscheidung nicht möglich! 3. Im AK Ni und Hi steht bei konsonantischen Affixen der Bindevokal -ō-, im PK in allen Stammesmodifikationen der Bindevokal -ǣ-. 4. Statt des Piel etc. werden reduplizierende Formen gebildet: Polel, Polal und Hitpolel. Eine tabellarische Übersicht gibt abschließend noch einmal die Einzelheiten: - 53 - XXII. VERBA MEDIAE GEMINATAE Qal II-û AK Präformativvokal Stammvokal PK II-ô ā (a) ō (o) -/- Präformativvokal ā ū ō Bindevokal Juss Abk.: Stammvokal +CC () Hifil II-û/ô/î II-û/ô/î ā (ǝ) ē ō ī -/- Bindevokal Stammvokal II-î Nifal ī ō ī/ē/ǣ i +CC ā ō ī ǣ o o æ ē Verdopplung des ersten Radikals enttonte Variante Statt des Piel etc. werden reduplizierende Formen gebildet: Polel, Polal und Hitpolel. Das Hofal wird wie bei den I-Waw mir plene geschriebenem -û- gebildet: hû-, jû-. XXII. Verba mediae geminatae Cf. Ernst § 49 Auch die verba mediae geminatae (Verben mit verdoppeltem mittleren Radikal; II=III; )ע״עsind ursprünglich zweiradikalig mit kurzem Stammvokal und gelängtem (verdoppeltem) Auslautkonsonanten. Im Wörterbuch werden sie mit redupliziertem Auslautkonsonanten zitiert. Der unterschied zu den Hohlen Wurzeln besteht darin, dass die Hohlen Wurzeln einen langen Stammkonsonanten haben, die Media Geminatae einen kurzen. Daran kann man die Formen unterscheiden, die sich in der Bildeweise sonst sehr ähneln. Am deutlichsten ist die Unterscheidung da, wo der Auslautkonsonant verdoppelt oder redupliziert ist. Diese Verdopplung erscheint überall da, wo ein vokalischer Auslaut folgt; endet die Form mit dem Stammkonsonanten, wird nicht verdoppelt. Bei einzelnen Formen wird der Auslautkonsonant redupliziert und so eine Dreisilbigkeit hergestellt. - 54 - XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN Qal /o/ AK Präformativvokal -/- ā ē Stammvokal a a ē(e)/ī(i) ô Präformativvokal ā ē i+CC ā Stammvokal o a a ē Bindevokal Juss Hifil /a/ Bindevokal PK Nifal Stammvokal wawPK Stammvokal ǣ o a a e o (Qamez Chatuf) æ a æ Abk.: +CC Verdopplung des ersten Radikals () enttonte Variante Die Doppelungsstämme lauten wie bei den Hohlen Wurzeln: Polel, Polal, Hitpolel. Das Hofal wird wie bei den I-Waw mir plene geschriebenem -û- gebildet: hû-, jû-. XXIII. Doppelt schwache Verben Cf. Ernst § 50; Neef, Arbeitsbuch Hebräisch, pp.300-302.344 In den Abschnitten XVI bis XXII haben wir Besonderheiten der der Formenbildung kennengelernt, die zum einen auf den bh Lautgesetzen beruhen, zum anderen Abweichungen vom regulären dreiradikaligen Grundschema darstellen. Eine gewisse Anzahl von Verben weist nicht nur eines der vorstehend besprochenen Merkmale auf, sondern zwei; diese Verben nennt man darum „doppelt schwach“. Diese Verben stellen beim Lernen eine besondere Herausforderung dar, da manchmal nur noch der mittlere Radikal erhalten ist. Daher muss man sich die geläufigsten Verben mit ihren Besonderheiten klar machen. In den Tabellen sind nur die Formen verzeichnet, die stark abweichen und daher nicht auf Anhieb erkennbar sind; manche Formen sind auch nicht belegt und fehlen deshalb in der Übersicht. - 55 - XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN 1. I-Nun + III-Infirmae Das nun assimiliert bei den Formen, bei denen der erste Radikal silbenschließend ist. Das heh am Wortende zeigt den langen Auslaut an, der bei vokalischen Endungen entfällt, so dass diese direkt am zweiten Radikal hängt. Auch in den Kurzformen im Jussiv und wawPK entfällt in den endungslosen Formen der auslautende Vokal (apokopierte Formen). Dies führt dazu, dass bei diesen Formen nur noch ein Radikal zu erhalten ist. Diese Formen sind besonders schwer zu erkennen. נכה Hi schlagen AK PK wawPK Imp Inf.cs Ptz ִה ָכּה ִה ְכּ ָתה ית ָ ִה ִכּ יַ ֶכּה ַתּ ֶכּה ַוַ יּ ַה ַה ִכּי ַהכּוֹת ַמ ֶכּה … ִהכּוּ etc. etc. … etc. ַתּ ִכּי … ַתּ ֶכּינָ ה etc. נטה נקה Ho geschlagen werden ֻה ָכּה ֻי ֶכּה ֻמ ֶכּה Qal sich neigen normal III-heh יִ ֶטּה וַ יֵּ ט Hi ausstrecken ִה ָטּה יַ ֵטּה וַ יַּ ט Ni unschuldig sein נִ ָקּה יִ נָּ ֶקה Pi für unschuldig erklären נִ ָקּה יְ נַ ֶקּה normal normal normal III-heh III-heh III-heh ַהט/!ַהטּוֹת ַה ֶטּה ַמ ֶטּה Anmerkungen: Bei נקהlauten die Formen in der AK Ni und Pi gleich: beim Ni wird der erste Radikal an den mittleren assimiliert, im Pi wird der mittlere aufgrund der Form (Dopplungsstamm!) verdoppelt. 2. I-Nun + III-Alef Hier sind v.a. die zwei Verben נשׂאtragen, heben (659 Vorkommen) und נבאprophezeien (115 Vorkommen) zu nennen. Das Nun wird in den entsprechenden Formen assimiliert; da das gelegentlich quieszierende Alef immer geschrieben wird, lassen sich diese Formen in der Regel sehr gut erkennen: - 56 - XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN נשׂא Qal tragen AK PK wawPK Imp Inf.cs normal יִ ָשּׂא יּשּׂא ָ ַו ָשׂא /ְשׂ ֵא normal ֵשׂאת … וַ יִ ְּשׂאוּ Ni getragen werden נִ ָשּׂא יִ נָ ֵשׂא Ptz נִ ָשּׂא Anmerkung: Da das Dagesch in einem Konsonaten mit Schwa nicht geschrieben werden muss, ist in manchen Formen das verdoppelte Nun nicht zu erkennen. 3. I-Waw + III-Infirmae Von den häufigsten Verben dieser Klasse ידהHi preisen (110 Vorkommen) und ירה Hi unterweisen (45 Vorkommen) sind nicht alle Formen belegt, bei ירהin der AK sogar nur fast Formen mit Suffixen. Entsprechend den Regeln für I-Waw erscheint das ursprüngliche Waw im Hi wieder. Das Heh, das den langen Auslaut anzeigt, fällt bei vokalischer oder konsonantischer Endung mit Bindevokal weg: ידה Hi preisen ירה Hi unterweisen AK PK הוֹדינוּ ִ הוֹדוּ הוֹרהוּ ָ הוֹר ָת ֵ יתי ֵ ִ הוֹר יוֹדה ֶ wawPK Imp Inf.cs הוֹדוּ Ptz מוֹדה ֶ יוּרה ֶ תּוֹר ְ מוֹרה ֶ 4. I-Waw + III-Alef Die beiden häufigsten Wörter sind יצאherausgehen und יראsich fürchten mit 1067 bzw. 378 Vorkommen. Im Qal sind alle Radikale erhalten, das Alef quiesziert, wird aber immer geschrieben, sodass sich die Formen problemlos bestimmen lassen; im Nif‘al und im Hif‘il ist zu beachten, dass der erste Radikal, das Jod mit dem Präformativvokal zu /ô/ kontrahiert: AK יצא Hi herausgehen הוֹציא ִ ירא Ni sich fürchten נוֹרא ָ PK wawPK Imp Inf.cs Ptz \וַ יּ ֵֹצא יּוֹצא ֵ ַו ִתּוָּ ֵרא - 57 - נוֹרא ָ XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN Zu den Unterschieden zwischen יראund ראהcf. Neef, Arbeitsbuch, pp.263s. 5. I-Alef + III-Infirmae Das Verb אבהwollen, das 54 mal im Qal belegt ist, weist die Merkmale von I-Alef und III-Infirmae-Verben auf. !Nur wenige Formen sind überhaupt belegt. אבה Q wollen AK PK ָא ָבה יתי ִ ָא ִב ֹאבה ֶ י wawPK Imp Inf.cs Ptz א ִֹבים Anmerkung: Die Form יתי ִ ָא ִבdarf nicht mit einem Hi verwechselt werden. 6. II-Waw (Hohle Wurzel) + III-Infirmae Das Verb בואkommen ist mit 2565 Vorkommen eines der häufigsten im AT; bei ihm kommen die Regeln für Hohle Wurzeln und III-Alef zum tragen. Das Alef quiesziert regelmäßig. Die Formen haben zwar lautliche Besonderheiten, diese betreffen aber nur die Vokalisation; an der Kombination Beth-Alef ist das Verb immer sicher zu erkennen: בוא AK PK wawPK Imp Inf.cs Ptz Q kommen ָבּא יָ בֹא וַ יָּ בֹא בּוֹא בּוֹא ָבּא Hi bringen ֵה ִביא יָ ִביא וַ יָ ֵבא ָה ֵבא ָה ִביא ֵמ ִביא 7. Einzelne Verben Das Verb היהist mit 3540 Belegen im AT das zweithäufigste Verb. Es weist zwei Unregelmäßigkeiten auf: 1. Der Präformativvokal ist trotz des Laryngals als erstem Radikal kein /a/ (Patach), sondern ein /i/ (Chireq). 2. Die Kurzform der PK hat ein auslautendes /î/ (Chireq magnum). - 58 - XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN היה Q sein AK PK wawPK Imp Inf.cs ָהיָ ה ָהיְ ָתה ית ָ ִָהי ָהיִ ית יתי ִ ִָהי ָהיִ ינוּ יתם ֶ ִָהי יִ ְהיֶ ה ִתּ ְהיֶ ה ֱא ְהיֶ ה וַ יְ ִהי ֱהיֵ ה ֶהיוֹת Ptz … n.b. ָהיוּ Anmerkungen: n.b. „nicht belegt“. Das Zeichen „…“ bedeutet, dass weitere Formen den genannten Mustern entsprechen. Das Partizip ist nur einmal belegt. Im wawPK bewirkt das Schwa unter dem Jod, dass das Dagesch nicht geschrieben wird (s.o. p.##). Die Formen von חיהentsprechen denen von היה, nur die Vokalisation des Imp unterscheidet sich: חיה Q leben AK PK wawPK Imp Inf.cs ָחי/ָחיָ ה יִ ְחיֶ ה וַ יְ ִחי וֶ ְהיֶ ה ֲחיִ י וִ ְהיוּ לִ ְחיוֹת יוֹתם ָ ֲה Ptz Das Verb ḤWH sich verneigen (170 Vorkommen) kommt nur in der sonst nicht gebräuchlichen Stammesmodifikation des Hištaf‘el vor. Es handelt sich beim Hištaf‘el um eine Variante des Kausativstammes, die nicht wie der bh Hif‘il mit H gebildet wird, sondern mit Š. Die Vorsilbe hit- (mit Metathese der Sibilanten, wie bein Hitpael, s.o. p.##), markiert den reflexiv/medialen Sinn.4 Nur wenige verschiedene Formen sind belegt: AK יתי ִ ֵ ִה ְשׁ ַתּ ֲחו, PK יִ ְשׁ ַתּחוּ, Imp ִה ְשׁ ַתּ ֲחוִ י, Inf ִה ְשׁ ַתּ ֲחוֹת 4 Anders CDCH, s.v. שׁחהhitpalpel. - 59 - XXIV. GLOSSAR XXIV. Glossar Cf. H. Bussmann, Lexikon der Sprachwissenschaft Argument Ausdruck auf den eine Funktion angewendet wird, das x im Ausdruck f (x) Assimilation Verschmelzung zweier unterschiedlicher konsonantischer Laute zu einem konsonantischen Laut Deixis Zeigewort (s.o., p.18) deontische Modalität von griech deomai ‚müssen‘, Ausdruck für eine grammatische Form, die ein Müssen, Sollen, Dürfen etc. enthält; im Gegensatz zur > epistemischen Modalität Dependenz Phrase, die von einer Präposition abhängt elidieren s.u. Elison Elision auch Apheresis: Entfall eines konsonantischen Lautes epistemische Modalität epistamai griech. ‚verstehen‘; die epistemische Modalität gibt an, welchen Wahrheitsgehalt der Sprecher einer Äußerung zumißt: sicher, wahrscheinlich, möglich Evidenz dieser Ausdruck bezeichnet die sprachlichen Funktion, anzugeben, aufgrund welcher Indizien eine aussage gemacht wird, in den europäischen und semitschen Sprachen spielt das keine große Rolle !(cf. Palmer, Mood and Modality) Komplement durch Valenz von einem Verb geforderte Ergänzung: Subjekt und Objekte Kontraktion Verschmelzung von zwei unterschiedlichen vokalischen Lauten zu einem vokalischen Laut Kopf eine Phrase hat einen Kopf, der ihr einen Namen gibt (Nomen, Verb, Präposition, Adjektiv, Adverb), und der durch die übrigen Elemente der Phrase modifiziert wird Lexem das Wort als lexikalische Einheit, im Unterschied zum konkreten Wort, das in einem Text gebraucht wird und das in verschiedenen Formen auftritt, ist das Lexem die Abstraktion aus allen diesen Gestalten. - 60 - XXV. LITERATURVERZEICHNIS Nomen Wortart, Oberbegriff für Substantive, Adjektive und nominale Verbformen, Verbaladjektiv=Partizip und Verbalnomen=Infinitiv. Phrase Als Baustein eines Satzes bestehen Phrasen aus > Kopf und modifizierenden Elementen, die syntaktisch unterschiedlich fungieren, je nach Wortart des Kopfes der Phrase. Quieszieren Ein Buchstabe der geschrieben, aber nicht gesprochen wird; im BH ist das silbenschließende Alef davon betroffen (s.o. III-Alef-Verben). Radikal s.u. Wurzel Reduplikation Verdopplung eines (Wurzel-)konsonanten Valenz jedem Verb kommen typische Ergänzungen zu, die von seinem Sinn gefordert sind; semantisch können verschiedenen Kasus- oder Theta-Rollen unterschieden werden (Agens, Patiens, Beneficient etc.), die syntaktisch als Subjekt und versch. Objekte realisiert werden. Wurzel Hebräische Lexeme gehen auf eine sog. Wurzel zurück, die den semantischen Gehalt festlegt; sie besteht aus drei Konsonanten, den sog. Radikalen (von lat. radix „Wurzel“). die Wurzel wird durch Bildeelemente: Vokale, Präfixe und Affixe erweitert. XXV. Literaturverzeichnis 1. Zur Grammatik Francis I. Andersen, The Hebrew Verbless Clause in the Pentateuch, JBL Monograph Series 14, Nashville & New York 1970 --, The Sentence in Biblical Hebrew, The Hague & Paris 1974 Bill T. Arnold & John H. 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