Repertorium der biblisch- hebräischen Grammatik

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Repertorium der biblisch- hebräischen Grammatik
Repertorium der biblischhebräischen Grammatik
von Achim Müller
WORMS 2013
I. VORWORT
I. Vorwort
Diese Lernzusammenfassung wesentlicher Grundinhalte der Hebräischen Grammatik geht auf Kurse zurück, die ich in der Magnusgemeinde, Worms gehalten habe.
Sie führen Menschen, die am Hebräischen interessiert sind an diese faszinierende
biblische Sprache heran und sollen zur Lektüre biblisch hebräischer Texte befähigen. Der Stoffumfang entspricht etwa dem normalen Hebraicum. Die Stoffverteilung und Aufgaben werden dabei weitgehend dem Lehrgang von Cook und
Holmstedt entnommen (dort bis Lektion 25). Als Basislektüre dient die hervorragende „Kurze Grammatik“ von Alexander B. Ernst; auf sie wird regelmäßig verwiesen.
Parallel zum Lehrgang von Cook und Holmstedt wird hier das grammatische
Material zusammengestellt, dabei verdankt sich die Darstellung vielfach der „Kurzen Grammatik“ von Ernst. Als knappe Übersicht werden in der vorliegenden Darstellung nicht alle Details, die von Cook/Holmstedt oder gar Ernst geboten werden,
wiederholt, sondern sie beschränkt sich auf zentrale Inhalte, die zu memorieren
sind, und einzelne schwierige Punkte (etwa in der Schriftlehre die Aussprache von
Schwa und Qamets), die auch für fortgeschrittene Anfänger oft noch eine Quelle
der Unsicherheit sind. Die Tabellen zu den schwachen Verben ordnet Ernst nach
den Stammesmodifikationen an; wer zusammenfassende Tabellen zu den einzelnen
Verbklassen sucht, wird im Anhang von Cook/Holmstedt oder im Arbeitsbuch Hebräisch von Heinz-Dieter Neef fündig.
Im Abschluss an den Grundkurs, in den grundlegende Erscheinungen der Syntax
nur knapp eingearbeitet sind, ist eine Vertiefung in Vorbereitung, welche die syntaktischen Erscheinungen vertieft behandeln soll; das entspricht im Grundsatz dem
Verfahren bei Cook/Holmstedt. Im Bereich der Syntax werden in der vorliegenden
Zusammenstellung insgesamt eigene Akzente gesetzt: Die Beschreibung des Tempussystems nimmt Überlegungen von Jan Joosten auf, die er jetzt zusammenfassend
veröffentlicht hat, führt sie allerdings eigenständig weiter. Die Nominalsatzsyntax
wird im Anschluss an das grundlegende Werk von Diethelm Michel dargeboten.
Diese kurze Übersicht versucht, den aktuellen Stand der hebraistischen Forschung widerzuspiegeln; darum werden zu verschiednen Paragraphen neuere Spezialuntersuchungen genannt. Zum aktuellen Stand gehört auch, dass Konzepte und
Begriffe aus der neueren Sprachwissenschaft aufgenommen werden. Sie können, soweit sie hier verwendet werden, im Glossar nachgeschlagen werden. Gleichzeitig sei
aber auf das einführende Buch Syntax. Grundlagen und Theorien von Christa Dürscheid und das Lexikon der Sprachwissenschaft von Hadumod Bußmann verwiesen
(genaue Angaben im Literaturverzeichnis).
-2-
I. VORWORT
Der Kurs ist auf vier Halbjahre im 14-tägigen Rhythmus angelegt, die jeweils en
bloc zusammengefasst sind:
1. Halbjahr
capp. III.-###
2. Halbjahr
capp. ###-VIII
3. Halbjahr
capp. VIII-XIII
4. Halbjahr
capp. XIV-XXV
Lektüre
capp.XXVI-XXXI
Die syntaktische Vertiefung erfolgt im Zuge einer Lektüreübung.
-3-
II. INHALTSVERZEICHNIS
II. Inhaltsverzeichnis
I. Vorwort
2
II. Inhaltsverzeichnis
4
III. Verzeichnis der Abkürzungen und Siglen
8
A. Grundkurs (v.a. Morphologie)
10
I. Schriftlehre
10
1. Alphabet
2. Vokale
3. Silbenbildung und Aussprache
II. Das Nomen
10
12
13
14
1. Singular und Plural, Status
2. Constructus-Verbindung
3. Artikel
4. Determination
5. Heh-lokale
14
15
15
15
16
III. Die Pronomen
16
1. Personalpronomen
16
a. Enklitisches Pronomen
b. Selbständiges Pronomen
c. Syntaktische Verwendung
2. Demonstrativpronomen (Deixis „Zeigewort“)
3. Fragewörter
IV. Proklitika
17
17
17
18
18
19
1. Die Konjunktion waw „und“
2. Fragepartikel
3. Präpositionen
19
20
20
a. Einkonsonantige Präpositionen
20
b. Präposition min
21
c. Einkonsonantige Präpositionen mit enklitischem Personalpronomen
22
V. Das Adjektiv
22
1. Syntaktische Verwendung
22
-4-
II. INHALTSVERZEICHNIS
2. Komparation
23
VI. Nominalsätze
23
1. Nominalsätze mit einem determinierten Glied (NS-1)
2. Nominalsätze mit zwei determinierten Gliedern (NS-2)
24
25
VII. Das Verb
26
VIII. Das Verb im Qal
27
1. Die beiden Haupttempora
2. Die beiden Nebentempora
3. Stative und fientische Verben
27
28
28
IX. Bedeutung der Tempora
29
a. Afformativkonjugation
b. Präformativkonjugation
29
30
X. Das Partizip
30
1. Partizip Qal, aktiv
2. Partizip !Qal passiv
3. Stative Verben
4. Verwendung
30
31
31
31
XI. Infinitive
31
1. Formen im Qal
2. Verwendung
32
32
a. Infinitivus constructus
b. Infinitivus absolutus
32
33
XII. Satzteilfolge im Verbalsatz
33
1. Grundstellung
2. Adverbiale Bestimmungen
33
34
a. Adverbieller Akkusativ
b. Position im Satz
34
34
XIII. Volitive Verbformen
35
1. Imperative
2. Jussiv
3. Kohortativ
4. Verneinung
35
35
35
36
XIV. Stammesmodifikationen des Verbs
1. Pi‘el und Hifil
36
37
a. Bedeutung des Pi‘el: Faktitiv-Resultativ
b. Bedeutung des Hif‘il: Kausativ
-5-
37
38
II. INHALTSVERZEICHNIS
2. Formen von Pi‘el und Hif‘il
38
a. Afformativkonjugation
b. Präformativkonjugation
c. Imperativ
d. Infinitiv
e. Partizip
39
39
40
40
40
3. Medial-passive Stammesmodifikationen
a. Nif‘al
b. Pu‘al
c. Hitpa‘el
d. Hof‘al
41
41
42
43
43
XV. Das Verb mit enklitischem Personalpronomen
44
XVI. Verba Laryngalia
45
XVII. Die Verba I/III-Alef
46
1. Primae Alef
2. Tertiae Alef
46
46
XVIII. Die I-Nun-Verben
47
1. Die eigentlichen I-Nun-Verben
2. Geben und Nehmen, ‫ נתן‬und ‫לקח‬
XIX. Die Verba I-Yod (Waw)
47
48
48
1. Ursprüngliche I-Yod
2. Sekundäre I-Yod, ursprüngliche I-Waw
48
49
XX. Die III-infirmae-Verben
50
XXI. Hohle Wurzeln
51
1. Qal
2. Nifal
3. Hifil und Hofal
4. Polel, Polal und Hitpolel
5. Zusammenfassung
52
52
52
53
53
XXII. Verba mediae geminatae
54
XXIII. Doppelt schwache Verben
55
1. I-Nun + III-Infirmae
2. I-Nun + III-Alef
3. I-Waw + III-Infirmae
4. I-Waw + III-Alef
5. I-Alef + III-Infirmae
6. II-Waw (Hohle Wurzel) + III-Infirmae
-6-
56
56
57
57
58
58
II. INHALTSVERZEICHNIS
7. Einzelne Verben
58
XXIV. Glossar
60
XXV. Literaturverzeichnis
62
-7-
III. VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND SIGLEN
III. Verzeichnis der Abkürzungen und Siglen
*
/a/
Ø
Wortform so nicht belegt, aber korrekt, bzw. als sprachgeschichtliche
Vorstufe erschlossen
Lautwert des Buchstabens
Nullmorphem, Form ohne grammatisches Bildeelement
A
Adverbiale
A.benefic ... des Beneficienten (Begünstigten: ְ‫„ ל‬für ...“)
A.loc
... des Ortes
A.mod ... der Art und Weise
A.temp ... der Zeit
Adh
Adhortativ
Adj
Adjektiv
Adv
Adverb
AK
Afformativkonjugation („Perfekt“)
AT
Altes Testament
BH
Biblisches Hebräisch, bh „biblisch hebräisch“
c
communis (gemeinsame Form beider Genera)
Ch
Chabar
CsV
Constructus-Verbindung
d
dual
.d
determiniert
det
determiniert
dp
Dependenz (Komplement einer Präposition)
f
feminin
Hi
Hif‘il
Hitp
Hitpa‘el
Ho
Hof‘al
Koh
Kohortativ
.i
indeterminiert
idet
indeterminiert
Imp
Imperativ
Inf
Infinitiv
Inf.abs Infinitivus absolutus
Inf.cs
Infinitivus constructus
lit.
wörtlich
M
Mubtada
m
maskulin
Ni
Nif‘al
-8-
III. VERZEICHNIS DER ABKÜRZUNGEN UND SIGLEN
NP
NS
NS-1
NS-2
NS-0
O
p
pcs
Pi
PK
PP
Präp
Ptz
Pu
Q
S
s
STF
Subst
svw.
V
Vb
VP
wawPK
weAK
Nominalphrase
Nominalsatz
NS mit einer determinierten Konstituente (und einer indeterminierten)
NS mit zwei determinierten Konstituenten
NS mit zwei indeterminierten Konstituenten
Objekt
Plural
Postconstructus (nomen rectum)
Pi‘el
Präformativkonjugation („Imperfekt“)
Präpositionalphrase
Präposition
Partizip
Pu‘al
Qal
Subjekt
Singular
Satzteilfolge
Substantiv
„soviel wie“ zwischen wörtlicher und sinngemäßer Übersetzung
Verb als Prädikat im Satz
Verb als Wortart
Verbalphrase
„Imperfectum consecutivum“
„Perfectum consecutivum“
-9-
I. SCHRIFTLEHRE
A.
GRUNDKURS (V.A. MORPHOLOGIE)
I. Schriftlehre
1. Alphabet
Cf. Ernst § 1
Das hebräische Alphabet besteht aus 22 Zeichen und bezeichnet nur die Konsonanten. Es wird von rechts nach links geschrieben. Für fünf Buchstaben gibt es eine Variante, die immer am Wortende verwendet wird, sog. Finalbuchstaben.
Final
Name
Aussprache
Umschrift
‫א‬
Alef
Kehlkopfknacklaut
am Silbenanfang
ʾ
ʔˀᵓꝪꜢƷɜ
‫ב‬
Bet
b/v
b
ḇv
b
b
g
g
g
g
d
d
d
d
‫בּ‬
‫ג‬
Gimel
‫גּ‬
‫ד‬
Dalet
‫דּ‬
‫ה‬
He
h
h
‫ו‬
Waw
w
w
‫ז‬
Zayin
s (stimmhaft)
z
‫ח‬
Chet
ch (kehlig)
ḥ
‫ט‬
Tet
t
ṭ
- 10 -
ḡɣ
ḏÞð
x
I. SCHRIFTLEHRE
‫י‬
Yod
j
y
j
‫כ‬
Kaf
ch (weich)
k
ḵ
k
k
Lamed
l
l
‫כּ‬

‫ל‬
‫מ‬
‫ם‬
Mem
m
m
‫נ‬
‫ן‬
Nun
n
n
‫ס‬
Samech
s (stimmlos)
s
‫ע‬
Ayin
harter
Kehlkopfknacklaut
ʿ
ʕˁᶜƸɛ
Pe
f
p
p̄ f
p
p
Tsade
ts
ṣ
‫ק‬
Qof
k
q
‫ר‬
Resch
r
r
‫שׁ‬
Schin
sch
š
‫שׂ‬
Sin
s (stimmlos)
ś
‫ת‬
Taw
t
t
t
t
‫פ‬
‫ף‬
‫פּ‬
‫צ‬
‫תּ‬
‫ץ‬
ṯθ
Begadkefat: Für die Buchstaben Bet, Gimel, Kaf, Pe und Taw gibt es eine weiche
und eine harte Aussprache. Die harte Aussprache wird durch einen Punkt im Buchstaben (sog. Dagesch) angezeigt und wird am Wortanfang sowie nach Konsonanten
verwendet. Die weiche Aussprache gilt nach Vokalen, der Buchstabe wird dann ohne Punkt geschrieben. In den heutigen Aussprachegewohnheiten wird die weiche
Aussprache jedoch nur noch bei Bet (als stimmhaftes /v/), bei Kaf (als weiches /ch/)
und bei Pe (als /f/) praktiziert.
Dagesch: geschrieben als Punkt im Buchstaben zeigt es bei allen Buchstaben die
Verdopplung an; bei den Begadkefat kann es darüber hinaus auch die harte Aussprache anzeigen. (Auch im Falle einer Verdopplung werden Begadkefat hart ausgesprochen).
Umschrift: Die erste Spalte mit Umschrift gibt die gebräuchlichste Umschrift
an; in der Spalte ganz rechts werden seltenere Varianten für die einzelnen Laute
angegeben.
- 11 -
I. SCHRIFTLEHRE
2. Vokale
Cf. Ernst § 3
Die Vokale werden als ergänzende Punkte unter und über den Konsonanten geschrieben, nach dem sie erklingen. Bei der Umschrift sind wieder gebräuchliche und
teilweise weniger gebräuchliche Alternativen angezeigt. Für die Umschrift der Vokale gibt es kein völlig eindeutiges und befriedigendes System, zumal auch bisweilen
mit Einschränkungen aufgrund des verwendeten Computerzeichensatzes zu rechnen ist.
m. lect. lang kurz Altern. Majuskel
Qamets
‫ ָא‬â
ā
--
ɔ
Â
Qamets chatuf
‫ ָא‬--
--
o
å
O, Å
Patach
‫ ַא‬--
--
a
Segol
lang nur in offener Silbe
‫ ֶא‬æ̂ ê
ǣē
æe
Zere
‫ ֵא‬ê
ē
--
Ê
Chireq
kurz nur in unbetont geschlossener Silbe
‫ ִא‬î
ī
i
Î, I
Cholem
‫א‬
ֹ --
ō
--
Ô
Cholem magnum
‫וֹ‬
--
--
Qibbuz
kurz nur in unbetont geschlossener Silbe
‫ ֻא‬--
ū
u
Schureq
‫ וּ‬û
--
--
Schewa (mobile)
‫ ְמ‬--
--
ᵉ
ĕ ǝ
Ǝ ,ᴱ
Chatef patach
‫ ֲא‬--
--
ᵃ
ă
ᴬ
Chatef segol
‫ ֱא‬--
--
ᵆ
˘æ, ĕ
ᴭ
Chatef Qamets
‫ ֳא‬--
--
ᵒ
ŏ
ᴼ
ô
A
ä, ę, ɛ
Æ
U, Û
Plene-Schreibung: Besonders zur Bezeichnung langer Vokalqualitäten verwendet das Hebräische Lesehilfen, matres lectionis genannt:
‫ו‬
‫י‬
‫א‬
‫ה‬
ou
ieæ
alle!
aeæo
- 12 -
I. SCHRIFTLEHRE
Die Matres lectionis sind dann Vokalbuchstaben, wenn ein Vokal vorausgeht,
für den sie stehen können und wenn unter ihnen kein Vokalzeichen geschrieben ist.
3. Silbenbildung und Aussprache
Cf. Ernst § 4
Eine gewisse Schwierigkeit stellen die genauen Ausspracheregeln für das biblische
Hebräisch dar, weil hier die Gesetze der Silbenbildung eine Rolle spielen.
Silbenbildung: Silben die mit Vokal enden nennt man offen; Silben mit Konsonant geschlossen.
• Jede Silbe beginnt mit einem Konsonanten
• Zwischen zwei Vokalen steht immer ein Konsonant
• Offene Silben haben immer einen langen Vokal
• Unbetonte geschlossene Silben haben immer einen kurzen Vokal
Schwa mobile und quieszens: Ein Schwa wird gesprochen (mobile), wenn eine
der folgenden vier Bedingungen erfüllt ist:
• es steht am Anfang des Wortes
• es ist das zweite in Folge
• es steht unter einem Konsonanten mit Dagesch
• es steht nach langem Vokal
Dagesch: Das Dagesch bei den Begadkefat ist ja doppeldeutig. Nach Vokalen
(auch Schwa mobile, nicht aber Schwa quieszenz!) ist es immer ein verdoppelndes
Schwa, das man als forte oder ḥāzāq (lat./hebr. „stark“) bezeichnet; steht kein Vokal
davor (Wortanfang und vorausgehender Konsonant) markiert es die harte Aussprache und heißt lene oder qal (lat „weich“, bzw. hebr. „leicht“).
Qamets und Qamets chatuf: von den Vokalzeichen ist das Qamets doppeldeutig. In unbetonten geschlossenen Silben bezeichnet es eine kurzes /o/, in offenen
und betonten geschlossenen Silben ein langes /a/.
- 13 -
II. DAS NOMEN
II. Das Nomen
Das hebräische Nomen kennt zwei Genera, die man maskulin und feminin nennt.
Es gibt drei Numeri Singular, Plural und Dual; der Dual bezeichnet die Mehrzahl
für genau zwei und wird nur von einigen bestimmten Nomen verwendet. Kasusendungen gibt es nicht.
1. Singular und Plural, Status
Cf. Ernst § 12; 21; 24
Maskulinum
St.abs.
Singular
Plural
Femininum
St.cs.
St.suff.
St.abs.
St.cs.
St.suff.
‫ָדּ ָבר‬
‫ְדּ ַבר‬
‫ִדּ ְב ֵרי ְדּ ָב ִרים‬
‫ְדּ ָברוֹ‬
‫ְדּ ָב ָריו‬
‫נַ ֲﬠ ָרה‬
‫*נַ ֲﬠ ַרת‬
‫*נַ ֲﬠ ַרתוֹ‬
‫נַ ֲﬠרֹתוֹ‬
‫נַ ֲﬠרוֹת‬
Constructus: Anstelle eines Genitivs wird im BH die Constructus-Verbindung
(CsV) benutzt (s.u. 2.); das erste Wort verliert seine Betonung, das führt zu kleineren Vokalveränderungen, die je nach Wortform unterschiedlich ausfallen; im Einzelnen Ernst § 20.
Segolata (Ernst § 21): Während im Constructus der meisten Substantive nur relativ geringe Veränderungen auftreten, weisen die Segolata größere Änderungen im
Vokalismus auf. Bei ihnen handelt es sich um ursprünglich einsilbige Nomen mit
einer Doppelkonsonanz am Wortende, die durch einen zusätzlichen Vokal, Segol,
aufgesprengt wird; daher der Name! Es gibt drei Arten, je nachdem, welcher Vokal
ursprünglich ist:
sg.st.abs./cs.
sg. mit ePP
pl.st.abs.
pl.st.cs.
qatl
*dark
qitl
*sipr
qutl
*buqr
‫ֶדּ ֶר‬
‫ֵס ֶפר‬
‫בּ ֶֹקר‬
‫ַדּ ְר ִכּי‬
‫ִס ְפרוֹ‬
‫ָבּ ְקרוֹ‬
‫ְדּ ָר ִכים‬
‫ְס ָפ ִרים‬
‫ְבּ ָק ִרים‬
‫ַדּ ְר ֵכּי‬
‫ִס ְפ ֵרי‬
‫ָבּ ְק ֵרי‬
Häufige Nomina besonderer Bildung s. Ernst § 24.
Dual: Von einzelnen Wörtern wird im biblisch Hebräischen auch ein Dual gebildet; bei diesen Wörtern handelt es sich um Körperteile oder Gegenstände die
- 14 -
II. DAS NOMEN
paarweise vorkommen, z.B.: ‫ יַ ד‬Hand, ‫ ֶרגֶ ל‬Fuß, ‫ מֹאזְ נַ יִ ם‬Waage (weil sie aus zwei
Waagschalen besteht).
2. Constructus-Verbindung
Anstelle einer Genitiv-Verbindung wird die Constructus Verbindung (CsV) verwendet, die eine Betonungseinheit darstellt:
 ֶ‫ ְדּ ַבר ֶמל‬ein Wort eines Königs
 ֶ‫ ְדּ ַבר ַה ֶמּל‬das Wort des Königs
Das erste Wort heißt Nomen regens, das zweite Nomen rectum (manchmal auch
Postconstructus). Das regens steht im st. cs., das rectum im st.abs.
3. Artikel
Cf. Ernst § 13
Der Artikel lautet –‫ ַה‬mit Verdopplung des folgenden Konsonanten, außer bei folgenden Konsonanten im Anlaut, die nicht verdoppelt werden können:
Anlaut
Artikel
‫ר‬
‫א‬
–‫ָה‬
immer
–‫ָה‬
immer
‫ע‬
–‫ָה‬
in der Regel
–‫ֶה‬
bei unbetontem Qamez
–‫ַה‬
in der Regel
–‫ָה‬
bei betontem Qamez
–‫ֶה‬
bei unbetontem Qamez
–‫ַה‬
in der Regel
–‫ֶה‬
bei Qamez oder Chatef qamez
–‫ַה‬
bei Qamez chatuf
‫ה‬
‫ח‬
Beachte auch das ähnlich aussehende Frageproklitikon (s.p.20).
4. Determination
Ein Nomen ist determiniert, wenn es
• ein Eigenname ist
• einen Artikel trägt
• ein enklitisches Personalpronomen angehängt ist
- 15 -
III. DIE PRONOMEN
• das erste Wort einer CsV ist, deren rectum determiniert ist.
Außerdem sind Pronomina determiniert.
5. Heh-lokale
Ernst § 12r
Das Nomen kann um die Endung -â (geschrieben ‫ )ה‬erweitert werden. Es ähnelt der
Feminin-Endung, trägt aber, anders als diese, nie den Ton. Beim Femininum wird
das Heh-lokale an die Endung -t angehängt, die auch im Constructus erscheint.
Das Heh-lokale bezeichnet eine Richtung:
‫ ַא ְר ָצה‬erdwärts/ zum Boden hinunter
‫ ִמ ְצ ַריְ ָמה‬nach Ägypten
‫ ָה ִע ָירה‬in die Stadt
Auch übertragen auf zeitliche Relationen: ‫ימה‬
ָ ‫ ִמיָּ ִמם יָ ִמ‬von Tagen zu Tagen svw.
„von Jahr zu Jahr“. Oder ganz metaphorisch: ‫ ֶﬠזְ ָר ָתה‬zu Hilfe!
III. Die Pronomen
1. Personalpronomen
Cf. Ernst § 19 a.b
Im Hebräischen gibt es zwei unterschiedliche Pronomina, eines steht selbständig
und eines lehnt sich enklitisch an sein Bezugswort an: selbständiges Personalpronomen (sPP) und enklitisches Personalpronomen (ePP). Oft wird das letztere als Suffixpronomen bezeichnet, doch sprachwissenschaftlich ist ein Suffix ein
morphologisches Bildeelement, kein eigenständiges Wort, während es sich beim
ePP um ein solches handelt.
Selbständiges Pers.Pron.
1.sc
ich
2.sm
du
2.sf
du
3.sm
er
3.sf
sie
1.pc
wir
Enklitisches Personalpronomen
‫◦◦◦נִ י ◌ַ◌י ◌ִ◌י‬
◦◦◦
‫ ָאנ ִֹכי‬/‫ֲאנִ י‬
‫ַא ָתּה‬
‫ַא ְתּ‬
‫הוּא‬
 ◦◦◦
‫◦◦◦הוּ ◦◦◦וֹ‬
‫ִהיא‬
‫נַ ְחנוּ‬/‫ֲאנַ ְחנוּ‬
‫◦◦◦ָהּ ◦◦◦ ָה‬
‫◦◦◦נוּ‬
- 16 -
III. DIE PRONOMEN
2.pm
ihr
2.pm
ihr
3.pm
sie
3pf
sie
‫ַא ֶתּם‬
‫ ַא ֵתּנָ ה‬/‫ַא ֶתּן‬
‫ ֵה ָמּה‬/‫ֵהם‬
‫ֵהנָּ ה‬
‫◦◦◦ ֶכם‬
‫◦◦◦ ֶכן‬
‫◦◦◦ ֶהם‬
‫◦◦◦ ֶהן‬
a) Enklitisches Pronomen
Das enklitische Personalpronomen steht nach Substantiven, Verben und proklitischen Präpositionen. Nach Substantiven ist es besitzanzeigend (possessiv), nach
Verben gibt es das direkte Objekt an, auch als Dependenz an der nota accusativi.
Bei Verbalnomen (Infinitiv) und Verbaladjektiven (Partizipien) kann das enklitische
Personalpronomen das Subjekt oder das Objekt anzeigen; für das Objekt steht in
der ersten sg.c. ‫נִ י‬-, für das Subjekt ‫ַי‬/‫ִי‬. Bei den anderen Personen wird nicht unterschieden. An Präpositionen drückt es die Dependenz aus
b) Selbständiges Pronomen
Die selbständigen Pronomen unterscheiden zwischen denen der ersten und zweiten
Person auf der einen Seite und der dritten Person auf der anderen. Erste und zweite
Person können nur im Blick auf die Sprechsituation verwendet werden; beide bezeichnen immer Personen, die reden und angeredet sind. Das Pronomen der dritten
Person bezieht sich auf Personen, die nicht in der Sprechsituation präsent sind.
Im Textzusammenhang hat das Pronomen der dritten Person anaphorische
Funktion, d.h. es verweist auf Textelemente, die vorher schon verbalisiert worden
sind. Dies im Gegensatz zum Demonstrativpronomen (Deixis), das auf Größen
weist, die im Zeigefeld der Redenden anwesend sind, bzw. in der Vorstellungswelt
der Textadressaten.
c) Syntaktische Verwendung
Das sPP kann als Konstituente im Nominalsatz verwendet werden und als Dependenz an einer Präposition. Die anaphorische 3. Person kann adjektivisch als Attribut
stehen (dann in Kongruenz mit seinem Bezugswort, gelegentlich also mit Artikel).
Im Verbalsatz kann das sPP das Subjekt bezeichnen, steht aber nur sehr selten, da
meist die finite Verbform allein verwendet wird; wenn das sPP als Subjekt erscheint
ist es meist vorangestellt und hat besondere syntaktische Funktionen (s.u., p.#)
NS
Attribut
‫ נַ ַﬠר ָאנ ִֹכי‬Ich bin ein Knabe (Jer 1,7)
‫ ַבּיּוֹם ַההוּא‬an diesem Tag (Gn 15,18)
- 17 -
III. DIE PRONOMEN
‫ וּזֲ ַהב ָה ָא ֶרץ ַה ִהוא‬das Gold jenes Landes (Gn 2,12)
‫ ַבּיָּ ִמים ָה ֵהם‬in diesen Tagen/Zeit (Gn 6,4)
‫ ֵמ ֵהנָּ ה‬von ihnen weg (Jer 5,6)
PP
2. Demonstrativpronomen (Deixis „Zeigewort“)
Cf. Ernst § 18
Singular
‫זֶ ה‬
‫זוֹת‬
mask.
fem.
Plural
‫ֵאלֶּ ה‬
dieser
diese
diese
Syntaktisch wird das Zeigewort ähnlich dem Pronomen verwendet: es kann als Konstituente im Nominalsatz stehen, es kann adjektivisch als Attribut stehen (dann in
Kongruenz mit seinem Bezugswort, gelegentlich also mit Artikel) und als Dependenz an einer Präposition oder am Fragewort (s.u.). Im Unterschied zum sPP kann
es auch als Komplement im VS verwendet werden; ebenfalls die hin und wieder
vorkommende Verwendung als Postconstructus unterscheidet die Deixis vom sPP:
‫זֶ ה ַה ְבּכֹר‬
‫זֶ ה יְ נַ ֲח ֵמנוּ‬
‫ִמי ָﬠ ָשׂה זֹאת‬
‫ְבּ ֶﬠ ֶצם ַהיּוֹם ַהזֶּ ה‬
NS
VS als S
VS als O
Attribut
Postconstructus
Dependenz
Dies ist der Erstgeborene (Gn 48,18)
Dieser wird uns Trost bringen (Gn 5,29)
Wer hat das getan (Ri 15,6)
An ebendiesem Tag ... (Gn 17,26)
‫ ְמ ִחיר זֶ ה‬der Preis von diesem (1 K 21,2)
‫ נָ ְסעוּ ִמזֶּ ה‬Sie sind von hier weitergezogen (Gn 37,17)
3. Fragewörter
Cf. Ernst § 16
Bei den Fragewörtern unterscheidet man Pronomina von Adverbien; Pronomina
fragen nach Komplementen, Adverbien nach Adverbialen.
Bei den Fragepronomina wird nur zwischen dem Pronomen für Personen und
dem für Sachen unterschieden:
‫ִמי‬
‫ָמה‬
Personen: Wer?
Sachen: Was?
‫ ִמי ַא ָתּה ְבּנִ י‬Wer bist du, mein Sohn? (Gen 27,18)
‫ית לִּ י‬
ָ ‫ ַמה־זֹּאת ָﬠ ִשׂ‬Was hast du mir getan? (Gen 29,25)
- 18 -
IV. PROKLITIKA
Gelegentlich wird das Fragepronomen, wie im zweiten Beispiel durch das
Demonstrativpronomen verstärkt. Wird nach dem direkten Objekt gefragt, kann
das Fragepronomen mit ‫ ֶאת‬markiert sein:
‫ת־מי ֶא ְשׁלַ ח‬
ִ ‫ ֶא‬Wen kann ich senden? (Jes 6,8)
Bei der Frage nach Adverbialen gibt es neben den eigentlichen Frageadverbien
auch zusammengesetzte Fragewörter aus Präpositionalphrasen deren Dependenz ein
Fragepronomen ist:
‫לָ ָמּה‬
Warum? (Wozu?)
aus ‫ ָמה‬+ ְ‫ ל‬also PP
‫דּוּﬠ‬
ַ ‫ַמ‬
Warum?
‫ַאיִ ן‬
Wo?
kann auch mit ePP verwendet werden
‫ַאיֵּ ה‬
Wo?
‫ֵאי‬
Wo?
Auch die Adverbien können zu zusammengesetzten Fragewörtern gefügt werden: ‫„ ֵמ ַאיִ ן‬von wo?“/„woher?“.
IV. Proklitika
Eine Eigenart des Hebräischen sind proklitische Funktionswörter. Proklitisch bedeutet, dass diese einsilbigen Lexeme sich ohne Wortzwischenraum an das folgende Bezugswort anlehnen und dabei ihren Ton verlieren. Dabei sind kleine
Veränderungen in der Vokalisierung zu beachten.
1. Die Konjunktion waw „und“
Cf. Ernst § 15
Die sehr häufige Konjunktion – ְ‫„ ו‬und“ (oft waw-copulativum, „verbindendes waw“
genannt) wird i.d.R. mit Schwa vokalisiert; wenn sie jedoch wor ein Wort tritt, das
seinerseits mit Schwa anlautet, wird das w zum û: –‫וּ‬. Dieser Wechsel tritt auch vor
den Konsonanten ‫ ב‬,‫ מ‬,‫ פ‬ein (Merkwort: Bumaf).
Anmerkung: Immer wieder finden sich alle möglichen Unterarten des waw aufgezählt (conversivum, apodoseos, cf. JM § 176, u.a.); doch ist die Grundbedeutung die eines reihenden
bzw. anfügenden „und“ (cf. R.C. Steiner, «Does the Biblical Hebrew Conjunction -‫ ו‬Have
Many Meanings, One Meaning, or No Meaning at All?», JBL 119, 2000, 249-267).
- 19 -
IV. PROKLITIKA
2. Fragepartikel
Cf. Ernst § 16
Entscheidungsfragen werden im Hebräischen durch die proklitische Fragepartikel
hᵃ- gekennzeichnet, die je nach folgendem Vokal etwas anders vokalisiert wird:
◌‫ֲה‬
vor allen Vokalen, bzw. Konsonanten außer:
( ּ ) ‫ַה‬
◌‫ַה‬
◌‫ֶה‬
vor Schwa mobile (mit Verdopplung des Konsonanten wo möglich)
vor Laryngal
vor Laryngal mit Segol
3. Präpositionen
Cf. Ernst § 14
a) Einkonsonantige Präpositionen
i) Proklisis
Die drei einkonsonantigen Präpositionen ‫ב‬, ‫כ‬, ‫ ל‬stehen proklitisch, d.h. sie lehnen
sich an ihr Bezugswort (Nomen) an:
‫ ְבּ ִעיר‬in einer Stadt
In der Regel werden sie mit Schwa vokalisiert, vor Laryngalen ist der Vokal aber Patach, Segol oder Qamez chatuf:
‫ לַ ֲאנָ ִשׁים‬zu Männern
Beginnt das Nomen mit Artikel, so wird das ‫ ה‬ausgestoßen (die Verdopplung des
ersten Radikals bleibt erhalten), dafür übernimmt die Präposition das Patach:
‫ ַכּ ָדּ ָבר‬entsprechend dem Wort
ii) Bedeutung
Cf. Jenni, Präpositionen
Im folgenden können nicht alle Verwendungen detailliert verzeichnet werden, nur
eine erste Übersicht kann hier gegeben werden:
‫ ב‬bezeichnet die vollständige Entsprechung zweier Größen:
1. räumlich ortsgleich: in, ‫ ְבּ ַביִ ת ֶא ָחד‬In ein und demselben Haus (soll es gegessen werden) (Ex 12,46).
2. zeitgleich: als o.ä. ‫ ָבּ ֵﬠת ַה ִהיא‬zu besagter Zeit (z.B. Gen 21,22),
- 20 -
IV. PROKLITIKA
3. funktionsgleich ‫קוּמה ְבּ ֶﬠזְ ָר ִתי‬
ָ ְ‫ ו‬erhebe dich als meine Hilfe (Ps 35,2), Merkmal ist,
dass die beiden durch ‫ ב‬verbundenen Ausdrücke sich auf die gleiche Größe
beziehen
4. handlungsgleich als Urheber, oder Wirkursache ‫ל־הטּוֹב‬
ַ ‫ וְ ָשׂ ַמ ְח ָתּ ְב ָכ‬und du sollst
dich freuen aufgrund all des Guten (Ex 26,11), im Unterschied zu (4) verbindet ‫ב‬
hier zwei Ausdrücke, die sich auf verschiedene Größen beziehen,
5. zur Angabe einer Art und Weise (Modalisation) ‫ ְבּ ָשׁלוֹם‬in Frieden (Gn 15,15)
mit einem Abstaktum.
‫ כ‬bezeichnet die ungefähre bzw. teilweise Entsprechung zweier Größen:
1. Vergleichbarkeit ‫ ָשׁ ַכב ַכּ ֲא ִרי‬es liegt da wie ein Löwe (Num 24,9),
2. Entsprechung ‫ ִאישׁ ִכּלְ ָבבוֹ‬ein Mann nach seinem Herzen (d.h. wie er es will, 1 Sam
13,14).
‫ ל‬bezieht Größen aufeinander, deren Verschiedenheit bestehen bleibt:
1. Geber und Empfänger („Dativ“/indirektes Objekt) ‫ וְ יַ ֲﬠקֹב נָ ַתן לְ ֵﬠ ָשׂו לֶ ֶחם‬da gab
2.
3.
4.
5.
6.
Jakob dem Esau Brot (Gen 25,34),
Handelnder und Betroffener ‫ֹאמר לוֹ‬
ֶ ‫ וַ יּ‬und er sprach zu ihm (Gen 3,9),
Besitz und Besitzer ‫ ֶﬠ ֶבד עוֹלָ ם‬ ְ‫ וְ ָהיָ ה ל‬und er gehört dir als Sklave für immer (Dtn
15,17),
Veränderung von Zustand A zu Zustand B („werden zu“, „machen zu“)
‫ וַ יְ ִהי־לָ הּ לְ ֵבן‬er wurde zu einem Sohn von ihr (Ex 2,10),
Zweck: le+inf.cs. (s.u, p. #),
Orientierung in Raum und Zeit ‫ וְ ַא ְב ָר ָהם ָשׁב לִ ְמקֹמוֹ‬während Abraham zu seinem Ort zurückkehrte (Gen 18,33).
b) Präposition min
Cf. Ernst §§ 7 c-e; 14 h.r
Die Präposition ‫ ִמן‬kann unabhängig stehen, wird aber auch oft mit ihrem Bezugswort verbunden. Dabei wird das nun assimiliert:
• vor Laryngalen und ‫ ר‬findet eine Ersatzdehnung statt (◌‫ ) ֵמ‬oder eine virtuelle
Verdopplung (◌‫ ִמ‬ohne Verdopplung des folgenden Konsonanten).
• mit jod zusammen wird kontrahiert (◌‫) ִמי‬.
• vor allen anderen Konsonanten Assimilation mit Verdopplung (‫„ ִמיָּ ם‬vom
Meer her/im Westen“)
Bedeutung: „von“, „von her“; gibt die Quelle von etwas bzw. den Punkt an, von
dem etwas ausgeht (cf. Ernst § 14h). Es gibt auch die Vergleichsgröße beim Komparativ an, s.u., p.23.
- 21 -
V. DAS ADJEKTIV
c) Einkonsonantige Präpositionen mit enklitischem Personalpronomen
Cf. Ernst § 19 o
Hier beachte die Nota accusativi:
Die Nota accusativi ‫ ֶאת‬ist eigentlich keine Präposition aber mit der Präposition ‫ֶאת‬
kann sie verwechselt werden. Mit enklitischem Pers.Pron. werden beide jedoch unterschiedlich vokalisiert:
• nota accusativi !/ō/
‫א ִֹתי‬
• Präposition mit /i/
‫ִא ִתּי‬
und mit Dagesch!
V. Das Adjektiv
Die Veränderungen, die an der Form des Adjektivs vorgenommen werden (seine
„Deklination“), entspricht denen der Substantive, einziger Unterschied: der Dual
fehlt. Deswegen behandelt Ernst sie zusammen mit den Substantiven unter der Bezeichnung Nomina (§§ 12a und 20c.g.i.w zu den Bildeweisen der Adjektive).
1. Syntaktische Verwendung
Adjektive nehmen die gleichen syntaktischen Rollen wie Substantive ein:
a) Apposition (sog. attributive Adjektive). Hier richtet sich das Adjektiv in Genus
und Determination nach seinem Bezugswort:
‫ִאישׁ ַצ ִדּיק‬
‫ִעיר ְגּדֹלָ ה‬
‫ָה ִעיר ַהגּדֹלָ ה‬
‫ְשׁמֹו ַהגָּ דֹל‬
‫ל־מ ֲﬠ ֵשׂה יְ הוָ ה ַהגָּ דֹל‬
ַ ‫ָכּ‬
‫ֲאנָ ִשׁים ְר ָשׁ ִעים‬
ein gerechter Mann (Gn 6,9)
eine große Stadt (Jos 10,2)
die große Stadt (Gn 10,12)
sein großer Name (1 S 12,22)
jede große Tat Gottes (Dtn 11,7)
frevlerische Männer (2 S 4,11)
Weil der Dual fehlt, werden Wörter im Dual mit einem Adjektiv im Plural verbunden.
b) im Nominalsatz (sog. prädikatives Adjektiv): dazu s.u. p.24.
c) als Subjekt (oder Objekt) im Verbalsatz, hier spricht man von substantivierten
Adjektiven: ‫ ַה ַצּ ִדּיק ָא ָבד‬Der Gerechte kommt um (Jes 57,1).
- 22 -
VI. NOMINALSÄTZE
2. Komparation
Cf. Ernst § 61
Im Unterschied zu Substantiven können Adjektive gesteigert werden. Eigene
Formen für Komparativ und Superlativ gibt es nicht; für beide wird deine determi-
nierte Nominalphrase verwendet (a; b; e); auch durch das Adverb ‫ ְמאֹד‬kann
gesteigert werden (c).
Soll eine Komparation ausdrücklich vergleichen, so gibt die Präposition ‫ ִמן‬der
Vergleichspunkt an (d; g; h). Der Superlativ kann auch durch eine Constructus Verbindung gemeint sein, die das verwendete Substantiv wiederholt (i; j).
(a)
!(b)
(c)
(d)
‫ָא ִחיו ַה ָקּטֹן‬
‫ְקטֹן ָבּ ָ ֽניו‬
‫אד‬
ֹ ֽ ‫ֹובה ָה ָא ֶרץ ְמאֹד ְמ‬
ָ ‫ט‬
‫ֹובה ִמ ֶמּנָּ ה‬
ָ ‫ֲהלֹא ֲאח ָֹתהּ ַה ְקּ ַטנָּ ה ט‬
‫ִב ִתּי ַה ְגּדֹולָ ה‬
‫ד־ק ַט ָ ֽנּם‬
ְ ‫ִמ ְגּדֹולָ ם וְ ַﬠ‬
(e)
(f)
(g)
(h)
‫ָח ָכם ַא ָתּה ִמ ָדּנִ ֵאל‬
‫ ֵ ֽמ ַחיִּ ים‬‫ִכּי־טֹוב ַח ְס ְדּ‬
‫ק ֶֹדשׁ ָק ָֽד ִשׁים‬
‫ִשׁיר ַה ִשּׁ ִירים‬
(i)
(j)
sein jüngster Bruder (Gn 48,19)
der jüngste seiner Söhne (2 C 21,17)
das Land ist sehr,sehr gut (Nm 21,17)
Ist nicht die jüngere Schwester besser als sie? (Ri
15,2)
meine älteste Tochter (1 S 18,17)
von ihrem größten bis zu ihrem kleinsten (Jon
3,5)
Du bist weiser als Daniel. (Ez 28,3)
Denn deine Solidarität ist besser als Leben. (Ps
63,4)
das Allerheiligste (Ex 29,27)
das allerschönste Lied (Hld 1,1)
VI. Nominalsätze
Cf. Diethelm Michel, Grundlegung Teil 2 Der Nominalsatz; R.G. Lehmann, Kivik Lecture,
(im Erscheinen)
Nominalsätze sind Sätze ohne finites Verb; es werden zwei Größen zueinander in
Beziehung gesetzt, die durch Nomina repräsentiert sind. Nominalsätze stellen Zustände dar. Formal kann man drei Gruppen unterscheiden:
• NS-1
Nominalsätze mit einem determinierten und einem
indeterminierten Glied, bei Michel „Nominale Mitteilung“;
bei Lehmann „determinationsungleiche Nominalsätze“
- 23 -
VI. NOMINALSÄTZE
• NS-2
Nominalsätze mit zwei determinierten Gliedern, bei Michel
„Nominale Behauptungen, bei Lehman „determinationsgleiche
Nominalsätze“
Nominalsätze ohne determiniertes Glied, Michel „Nominale
Einleitungen; determinationslose bzw. determinationsfreie
Nominalsätze.
• NS-Ø
1. Nominalsätze mit einem determinierten Glied (NS-1)
Bei den Nominalsätzen mit einem determinierten Glied, kann man die Struktur eines Nominalsatzes am besten erkennen: er macht eine Aussage über eine aus dem
Kontext bekannte Größe; diese wird durch das determinierte Glied repräsentiert.
Die Aussage, die über diese Größe gemacht wird, die neue Information ist im indeterminierte Glied repräsentiert; man nennt die Ins-Bild-Setzung mit einem Begriff
der arabischen Grammatik Mubtada (das, womit man anfängt/das Bekannte), die
neue Information heißt Chabar (das Neue):
Chabar
indeterminiert (das Neue)
Mubtada
determiniert (das Bekannte, die Ins-Bild-Setzung)
(a)
‫ טֹוב ַה ָדּ ָֽבר‬Das Wort (d.i. der Vorschlag) ist gut ( 1 K 18,24).
Transkription: tôb
had-dābār
Wortart:
Adj.i
Subst.d
Funktion:
Chabar
Mubtada
Glosse:
gut
das Wort
Man kürzt Mubtada mit M ab, Chabar mit Ch. Determinierte Konstituenten werden mit „.d“ markiert, indeterminierte mit „.i!“.
Die Größe, über die die Aussage gemacht wird ist üblicherweise durch ein determiniertes Substantiv repräsentiert (a; c; d),1 es kann aber auch ein sPP stehen (b).
Die typischen Informationen, die ein NS-1 gibt, richten sich nach den Wortarten oder Phrasen, die als Chabar verwendet werden; der vom Mubtada bezeichnete Größe schreibt zu:
• Adjektiv
• Substantiv
• Präpositionalphrase
• Partizip
• Zahlwort
1
Eigenschaft (Qualifikation: a)
Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe (Klassifikation: b)
hier gibt es unterschiedliche Bedeutungen, je nach
Präposition: be, min, etc. Ort, Art und Weise, Zugehörigkeit, oft auch adverbialer NS genannt (c)
eine Handlung (s.u., p.30)
Angabe der Anzahl (d)
Gelegentlich auch Inf., das ja ein Verbalnomen und somit Subst. ist, oder
substantivierte Adj., bzw. Partizipien.
- 24 -
VI. NOMINALSÄTZE
(b)
(c)
(d)
‫ נַ ַﬠר ָאנ ִֹכי‬Ich bin ein Knabe (Jer 1,7).
‫ל־מקֹום ֵﬠינֵ י יְ הוָ ה‬
ָ ‫ ְֽבּ ָכ‬An jedem Ort sind die Augen Jhwhs (Prv 15,3).
‫ ְשׁנֵ ים ָﬠ ָשׂר ֲﬠ ָב ֶדי‬Deine Diener sind ihrer zwölf (Gn 42,13)
Die NS-1 lassen auch erkennen, dass es feste Regeln für die Satzteilfolge in Nominalsätzen gibt:
Chabar - Mubtada
a) unabhängige Nominale Mitteilungen (selbständige
Sätze)
b) nach: ‫’ אם‬im, ‫’ אולי‬ûlay, ‫’ אז‬āz, ‫ כי‬kî
Mubtada - Chabar
a) hypotaktische Nominale Mitteilungen (abhängige Sätze, Nebensätze)
b) in den hypotaktischen Sätzen stehen oft Partizipien,
für die die umgekehrte Satzteilfolge fast nicht belegt ist.
c) wenn bekannte Tatsachen in Erinnerung gerufen
werden
d) nach ‫’ אשר‬ᵃšer, ‫ הנה‬hinnê, ‫‛ עוד‬ôd
Nebensätze geben in der Regel begleitende Umstände zu einer Haupthandlung an,
oft sind es NS mit Partizip:
‫ח־הא ֶֹהל‬
ָ ‫( וְ הוּא י ֵֹשׁב ֶ ֽפּ ַת‬Da erschien dem Abraham Jhwh ...) während er im
Eingang seines Zeltes saß.
2. Nominalsätze mit zwei determinierten Gliedern (NS-2)
Hier sind Mubtada und Chabar formal nicht unterschieden, es gelten aber im Prinzip die gleichen Regeln wie bei der NS-1.
(e)
‫ ַﬠ ִמּי‬‫ ַﬠ ֵמּ‬Dein Volk ist mein Volk (Rut 1,16).
ʿamm-ēk
Subst-ePP.d
Chabar
Dein Volk
ʿamm-î
Subst-ePP.d
Mubtada
mein Volk
Nach dem Vorbild von Sätzen wie (e) hat sich seit F.I. Andersen (1970) eingebürgert, diese NS-2 Identifizierende NS zu nennen. Nach Michel sind hingegen
auch andere Sätze mit zwei determinierten Konstituenten NS-2, also alle Sätze die
etwa aus zwei Pronomen bestehen oder eine determinierte PP aufweisen. Dabei ist
deutlich, dass die gleichen Regeln für die Satzteilfolge, die bei den NS-1 gefunden
wurden, ebenfalls gelten. Daher empfiehlt sich der Begriff Identifikation nicht für
NS-2 insgesamt sondern nur für Sätze des oben zitierten Typs mit zwei determinier- 25 -
VII. DAS VERB
ten Substantiven, bzw. mit sPP und subst/sPP. Häufig sind bei den NS-2 auch die
Ortsangaben (Lokalisationen) mit Subst.d und PP.d:
(f) ‫ֵמ ָח ָרן ֲאנָ ְחנוּ‬
Wir sind aus Haran. (Gen 29,4)
VII. Das Verb
Hebräische Verben bestehen in der Regel aus drei Konsonanten, den Wurzelkonsonanten oder Radikalen (lat. radix „Wurzel“). Das ist der Verbstamm. Die einzelnen
Verbformen werden gebildet indem man an den Wortanfang oder das Wortende
Bildelemente hängt und Vokale ein das so entstandene Konsonantengerüst einfügt,
was sich vereinfacht so darstellen lässt:
Wurzel
+ Präformativ
oder Afformativ
+ Vokale
bzw.
C–C–C
X–C–C–C
C–C–C–Y
X-v-C-v-C-v-C(-v)
C-v-C-v-C-v-Y(-v)
(C = Konsonant)
(X = Präformativ)
(Y = Afformativ)
(v = Vokal)
Da die beiden Hauptkonjugationsweisen des Hebräischen entweder vorzugsweise
vorne oder hinten die Bildeelemente anfügen, unterscheidet man eine Präformativkonjugation (PK) von einer Afformativkonjugation (AK, manchmal auf Suffixkonjugation).
Diese beiden Konjugationen werden oft „Tempora“ genannt; sie dienen aber
nicht primär zur Verortung einer Verbalhandlung in der Zeit. Daher ist man zur Bezeichnung Konjugation übergegangen. Was die Konjugationen ausdrücken, s.u.
p.29.
Eine Besonderheit des Hebräischen (wie der übrigen semitischen Sprachen) ist,
dass in den dritten und zweiten Personen zwischen männlichen und weiblichen
Formen unterschieden wird, nur AK 3.pl. sind beide Genera gleich (communis, lat.
„gemeinsam(e)“ Form).
Die Bildeelemente für AK und PK (wo die Formen nicht auf der letzten sondern
der vorletzten Silbe betont werden ist dies durch Akzent vermerkt):
- 26 -
VIII. DAS VERB IM QAL
Afformativkonjugation
Präformativkonjugation
3sm
–––Ø
yi – – –
3sf
–––â
ti – – –
2sm
– – ´– tā
ti – – –
2sf
–––t
ti – – – î
1sc
– – ´– tî
ʾæ – – –
3pc/m
–––û
yi – – – û
3pf
communis
ti – – ´–nâ
2pm
– – – tæm
ti – – – û
2pf
– – – tæn
ti – – ´–nâ
1pc
– – ´– nû
ni – – –
Die 3sm AK des Qal ist die !Zitierform der Verben; mit dieser Form sind sie im Lexikon verzeichnet.
VIII. Das Verb im Qal
Cf. Ernst §§ 28s
1. Die beiden Haupttempora
3sm
3sf
2sm
2sf
1sc
3pc/m
Afformativkonjugation
Präformativkonjugation
‫ָכּ ַתב‬
‫ָכּ ְת ָבה‬
‫ָכּ ַת ְב ָתּ‬
‫ָכּ ַת ְב ְתּ‬
‫ָכּ ַת ְב ִתּי‬
‫ָכּ ְתבוּ‬
‫יִ ְכתֹּב‬
‫ִתּ ְכתֹּב‬
‫ִתּ ְכתֹּב‬
‫ִתּ ְכ ְתּ ִבי‬
‫ֶא ְכתֹּב‬
‫יִ ְכ ְתּבוּ‬
‫ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה‬
‫ִתּ ְכ ְתּבוּ‬
‫ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה‬
‫נִ ְכתֹּב‬
3pf
communis!
2pm
‫ְכּ ַת ְב ֶתּם‬
‫ְכּ ַת ְב ֶתּן‬
‫ָכּ ַת ְבנוּ‬
2pf
1pc
- 27 -
VIII. DAS VERB IM QAL
2. Die beiden Nebentempora
3sm
3sf
2sm
2sf
1sc
3pm/c
3pf
2pm
2pf
1pc
wawPK
weAK
‫וַ יִּ ְכתֹב‬
‫וַ ִתּ ְכתֹּב‬
‫וַ ִתּ ְכתֹּב‬
‫וַ ִתּ ְכ ְתּ ִבי‬
‫וָ ֶא ְכתֹּב‬
‫וַ יִּ ְכ ְתּבוּ‬
‫וַ ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה‬
‫וַ ִתּ ְכ ְתּבוּ‬
‫וַ ִתּ ְכתּ ְֹבנָ ה‬
‫נּכתֹּב‬
ְ ַ‫ו‬
‫וְ ָכ ַתב‬
‫וְ ָכ ְת ָבה‬
‫בתּ‬
ָ ‫וְ ָכ ַת‬
‫וְ ָכ ַת ְבתּ‬
‫בתּי‬
ִ ‫וְ ָכ ַת‬
‫וְ ָכ ְתבוּ‬
communis!
‫וְ ָכ ַת ְב ֶתּם‬
‫וְ ָכ ַת ְב ֶתּן‬
‫וְ ָכ ַת ְבנוּ‬
Das wawPK wird mit der Kurzform der PK gebildet, wie sie auch im Jussiv verwendet wird. Charakteristisch ist die Betonung auf der vorletzten Silbe. Da das
Aleph der 1sc nicht verdoppelt werden kann, ist das Patach zum Qamez gedehnt.
Das weAK entspricht dem AK; lediglich in der 1. und 2. Person sg. wird in der
Regel auf der letzten Silbe betont (anders als bei der AK).
3. Stative und fientische Verben
Cf. Ernst § 28/29 jeweils b
Bei den Konjugationen unterscheiden sich im Hebräischen fientische und stative
Verben. Fientische Verben drücken eine Handlung aus; stative Verben einen !Zustand. Diese Unterscheidung deckt sich nicht mit der transitiv/intransitiv Unterscheidung, die in unserer Grammatik eine Rolle spielt: Handlungsverben können,
müssen aber nicht mit einem Akkusativ-Objekt konstruiert werden, umgekehrt gibt
es auch stative Verben mit Objekt. Die beiden Verbklassen unterscheiden sich im
sogenannten Thema-Vokal, dem Vokal zwischen dem zweiten und dritten Stammradikal.
PK
Fientische Verben haben den Themavokal /o/ (wie im Paradigma oben)
Stative Verben haben den Themavokal /a/ selten ist der Themavokal /e/
Beisp.: ‫„ יִ ְכ ַבּד‬er wird schwer sein“; ‫„ יֵ ֵשׁב‬er wird sitzen“
AK
Fientische Verben haben den Themavokal /a/ (wie im Paradigma oben)
Stative Verben haben den Themavokal /e/ selten ist der Themavokal /o/
Beisp.: ‫„ ָכּ ֵבד‬er ist schwer“; ‫„ ָקטֹנְ ָתּ‬du bist klein“.
- 28 -
IX. BEDEUTUNG DER TEMPORA
IX. Bedeutung der Tempora
Cf. Jan Joosten, Verbal System, Jerusalem 2012; John Cook, Time and the Biblical Hebrew
Verb, LSAWS 7, Winona Lake/IN 2012
Die Verwendung der hebräischen Tempora ist ein schwieriges Thema, das in der
Forschung sehr umstritten ist. Für die erste Orientierung sollte man sich grob klarmachen, dass die hebräischen Tempora erst einmal keine Information über die Zeitstufe bieten (Verg./Ggw./Zuk.), zu der eine Handlung stattfindet. Die
Grundunterscheidung die die Tempora treffen ist anderer Art: die AK stellt Tatsachen fest, während die PK modale Nuancen der unterschiedlichsten Art ausdrückt.
a) Afformativkonjugation
Die AK drückt Tatsachen aus, sei es in der Vergangenheit in der Gegenwart oder in
der Zukunft; es hebt dabei die Tatsächlichkeit der Ereignisse hervor. In welcher
Zeitstufe eine Handlung anzusiedeln ist, das hängt von mehreren Faktoren ab:
1. Bei fientischen Verben bezeichnet die AK Handlungen, die zum Referenzzeitpunkt abgeschlossen sind. Ist der Referenzpunkt der Sprechzeitpunkt, wie in der direkten Rede (Redezitat), ist es eine einfache Vergangenheit, oft als Resultativ wie
englisches Present Perfect. Ist der Referenzpunkt in der Vergangenheit, wie bei Erzählungen, so sind es in der Regel hypotaktische Sätze wie Umstandssätze oder
durch Konjunktionen eingeleitete Nebensätze, die eine Vorzeitigkeit aussagen. Bei
stativen Verben ist der bezeichnete Zustand meist gleichzeitig zum Referenzzeitpunkt. In direkten Reden, bei denen der Sprechzeitpunkt auch der Referenzzeitpunkt ist, ist daher meist mit Präsens zu übersetzen; in narrativen Texten liegt der
Referenzpunkt in der Vergangenheit des Sprechzeitpunktes, daher sind die stativen
AK-Formen gleichzeitig zu diesem Referenzpunkt und damit in der Vergangenheit
angesiedelt.
2. Weitere Kontextmerkmale, wie die Verwendung von Zeitangaben, können eine Handlung in der Zeit festlegen. AK in der Zukunft sind relativ selten, sie sind
eher vom Kontext her bestimmt; am häufigsten noch in prophetischen Sprüchen.
3. Nebentempus zur AK ist das wawPK. Es setzt die Ereignisse der AK in der
Zeitstufe fort, die von ihr gesetzt ist. Daneben kann das wawPK aus NS und andere
Sätze weiterführen. Es bildet eine Handlungsfolge. In der hebräischen Erzählung ist
dieses Tempus das häufigste.
- 29 -
X. DAS PARTIZIP
b) Präformativkonjugation
Die PK ist modal gefärbt, wobei der Begriff ‚modal‘ sehr weit zu fassen ist (was aber
in der Sprachwissenschaft so üblich ist).2
1. Die Form drückt ein Können, Sollen, Müssen oder Dürfen aus.
2. Auch wiederholte Handlungen, auch solche, die gewohnheitsmäßig ausgeführt werden, werden von der Sprachwissenschaft unter die ‚modalen‘ Verwendungen eingereiht. Dabei können diese in Gegenwart oder in der Vergangenheit situiert
sein.
3. Aussagen über die Zukunft. Im Unterschied zur AK die eine gewisse Zukunft
ausdrückt, ist steht die PK modal für eine mögliche Zukunft. Diese sehr feine Unterscheidung kann im Deutschen nur eingeschränkt nachgeahmt werden, indem die
AK mit dem deutschen Adverb „bestimmt/gewiss“ ergänzt wird.
4. Nebentempus zur PK ist das weAK; es setzt dieses in ähnlicher Weise fort,
wie das wawPK die AK.
5. Zusammen mit den Verbformen für Aufforderungen (volitive Verbformen,
s.u.) bilden PK und weAK das Rückrat der direkten Rede, wenn sie keine Erzählung
enthält.
X. Das Partizip
Cf. Ernst § 32
1. Partizip Qal, aktiv
sg.
pl.
mask.
‫כּ ֵֹתב‬
‫כּ ְֹת ִבים‬
fem.
‫ כּ ֶֹת ֶבת‬,‫כּ ְֹת ָבה‬
‫כּ ְֹתבוֹת‬
Wie ein Verb kann es mit einem Akk.Obj. verbunden werden, auch als enklitisches
Personalpronomen.
2
Cf. F.R. Palmer, Mood and Modality, Cambridge 2. Aufl. 2001.
- 30 -
XI. INFINITIVE
2. Partizip ֗Qal passiv
sg.
pl.
mask.
‫ָכּתוּב‬
‫תוּבים‬
ִ ‫ְכּ‬
fem.
‫תוּבה‬
ָ ‫ְכּ‬
‫ְכּתוּבוֹת‬
3. Stative Verben
Bei den stativen Verben ist das aktive Partizip mit dem Adjektiv identisch, Beisp.
‫ ָכּ ֵבד‬. Ein passives Partizip kann bei stativen Verben nicht gebildet werden.
4. Verwendung
Das Partizip eine adjektivische Verbalform. Sie kann wie ein Adjektiv als Attribut zu
einem Substantiv verwendet werden (a), es kann substantiviert werden und ist dann
Subjekt (b) oder Objekt (c) im Verbalsatz. Als Chabar im Nominalsatz gibt es eine
andauernde Handlung wieder, die zum Referenzzeitpunkt stattfindet: in der direkten Rede, wie z.B. auch in Psalmen ist es Präsenz (d), in Erzählungen in der Regel
gleichzeitig zur erzählten Zeit (e).
(a)
‫ ַהלְ וִ יִּ ם ָהע ְֹמ ִדים ָשׁם לִ ְפנֵ י יְ הוָ ה‬die Leviten, die dort vor dem HERRN stehen.
(b)
(c)
‫ וְ ָד ְרשׁוּ ַהשּׁ ְֹפ ִטים‬Die Richter sollen nachforschen (Dtn 19,18)
‫ֹאמר מ ֶֹשׁה ֶאל־שׁ ְֹפ ֵטי יִ ְשׂ ָר ֵאל‬
ֶ ‫ ‏וַ יּ‬Und Mose sprach zu den Richtern Israels
(d)
(e)
(Nm 25,5)
‫ א ֵֹהב יְ הוָ ה ַשׁ ֲﬠ ֵרי ִציּוֹן‬der HERR liebt die Tore Zions (Ps 87,2)
‫יכל יְ הוָ ה‬
ַ ‫מוּאל שׁ ֵֹכב ְבּ ֵה‬
ֵ ‫וּשׁ‬
ְ ... und Samuel im Tempel des HERRN schlief
(1 S 3,3)
(Dtn 18,7)
XI. Infinitive
Cf. Ernst §§ 30s
Das biblische Hebräisch kennt zwei Infinitive: einer, der unveränderlich ist, man
nennt ihn Infinitivus absolutus; und einen, der mit Artikel, Präpositionen und ePP
verbunden werden kann, man nennt ihn Infinitivus constructus.
- 31 -
XI. INFINITIVE
1. Formen im Qal
constructus
absolutus
fientisches Verb
statives Verb
‫ְכּתֹב‬
‫ ָכּתוֹב‬,‫ָכּתֹב‬
‫ְכּבֹד‬
‫ָכּבוֹד‬
2. Verwendung
a) Infinitivus constructus
Der Infinitivus constructus nominalisiert Verbalhandlungen, wenn der Infinitiv weitere Ergänzungen trägt, vertritt er einen Satz. So kann er mit ePP verbunden werden, das dann Subjekt oder Objekt bezeichnet.
‫ ָא ְמ ֵרך‬dein Sagen (Jer 2,35), d.h. du sprichst.
‫ ָשׁ ְמ ָרהּ‬sein Bewahren (Gn 2,15), d.h. ihn bewahren
Beim ePP der ersten Person unterscheidet sich das ePP für das Subjekt (-î) von dem
für das Objekt (-nî).
Die syntaktische Verwendung des inf.cs. entspricht der eines Nomens:
• Als Konstituente (in der Regel M) in einem Nominalsatz: ‫ִהנֵּ ה ְשׁמ ַֹﬠ ִמזֶּ ַבח‬
‫ טוֹב‬Sieh, Gehorchen (lit. Hören) ist besser als Schlachtopfer (1 S 15,22);
• Als Objekt eines anderen Verbs: ‫ ִהנֵּ ה לֹא־יָ ַד ְע ִתּי ַדּ ֵבּר‬Siehe, ich verstehe nicht zu
reden. (Jer 1,6)
• Als rectum (Postconstructus) in einer CsV: ‫ ִמ ֶמּנּוּ‬ ְ‫ ְבּיוֹם ֲא ָכל‬am Tag des Essens
davon (an dem Tag, wenn du von ihm isst) ... (Gen 2,17)
• In Verbindung mit ePP als Genitiv und proklit. Präposition.
Häufig vertritt der Inf.cs. in Verbindung mit einer Präposition einen Nebensatz
(sog. satzwertiger Infinitiv):
• mit ‫ ל‬zur Angabe eines Zwecks/Absicht: ‫לִ ְשׁ ָמ ְר‬um dich zu behüten (Ps 91,11).
Gelegentlich auch zur Angabe eines Begleitumstandes, ähnlich dem englischen Gerundium bzw. lateinischen Participium conjunctum: ‫ָשׁמוֹר ֶאת־יוֹם‬
‫ ַה ַשׁ ָבּת לְ ַק ְדּשׁוֹ‬Keep the sabbath day by sanctifying it/Bewahre den Sabbattag, indem
Du ihn heiligst. (Dtn 5,12)
ָ ‫ ַﬠ‬wegen deines Sagens: „...“
• mit ‫ ַﬠל‬zur Bezeichnung eines Grundes: ‫ל־א ְמ ֵרך‬
(weil du sagst ..., Jer 2,35).
• mit ‫ ְבּ‬zur Angabe einer Gleichzeitigkeit: ‫ ִמ ְפּנֵ י ֵﬠ ָשׂו ָא ִחי‬‫ ְבּ ָב ְר ֲח‬als du vor
deinem Bruder Esau flohst (Gn 35,1).
Das letzte Beispiel zeigt, wie der Infinitiv mit den gleichen Ergänzungen versehen
werden kann wie das finite Verb.
- 32 -
XII. SATZTEILFOLGE IM VERBALSATZ
b) Infinitivus absolutus
Cf. Scott N. Callaham, Modality and the Biblical Hebrew Infinitive Absolute, Wiesbaden
2010
Der Infinitivus absolutus steht manchmal als Vertretung einer anderen Verbalform
(„Joker“), meist für Imperative. Ergänzt er eine finite Verbform von der gleichen
Wurzel („figura etymologica“) dann unterstreicht er den Modus des Verbs, bei PK
die modale Bedeutung, bei AK die faktische Bedeutung.
Ist der inf.abs. von der gleichen Wurzel wie das Hauptverb (sog. figura
etymologica) wird das Hauptverb durch den inf.abs. modal verändert; dabei
bezieht er sich auf epistemische Modalität (Zweifel, Notwendigkeit,
Möglichkeit):
‫יכם‬
ֶ ‫ת־מ ְצוֹת יְ הוָ ה ֱאלֹ ֵה‬
ִ ‫ָשׁמוֹר ִתּ ְשׁ ְמרוּן ֶא‬
Ihr sollt ganz gewissenhaft die Gebote Jhwhs, eures Gottes, bewahren! (Dtn 6,17)
Die Form ‫שׁ ְמרוּן‬
ְ ‫ ִתּ‬ist Pi PK 2pm, erweitert durch ein nun-paragogicum, cf. Ernst § 26 o.
‫ ָﬠלֵ ינוּ‬ֹ‫ ִתּ ְמל‬ֹ‫ֲה ָמל‬
Willst du wirklich König über uns werden?
Beide Beispiele machen deutlich, dass die Art der Modifikation des Verbs von
anderer Art ist, als die modalen Nuancen, die mit der PK verbunden sind ; die
PK drückt deontische Modalität aus (sollen/dürfen/müssen, etc.).
Der inf.abs. kann auch jede andere Verbform vertreten, meist ist es jedoch
ein Imperativ, noch einmal das Beispiel von oben:
‫ָשׁמוֹר ֶאת־יוֹם ַה ַשׁ ָבּת לְ ַק ְדּשׁוֹ‬
Bewahre den Sabbattag, indem Du ihn heiligst. (Dtn 5,12)
XII. Satzteilfolge im Verbalsatz
Cf. Ernst § 53 a-d
1. Grundstellung
Das finite Verb ist im Hebräischen ein vollständiger Satz, es kann ohne eine weitere
Ergänzung stehen; das Subjekt ist durch das Prä- oder Afformativ ausgedrückt.
Die reguläre Satzteilfolge ist:
- 33 -
XII. SATZTEILFOLGE IM VERBALSATZ
Verb - Subjekt - Objekt -Präpositionale Wendung/Adverbiale
‫ל־סיחֹן‬
ִ ‫וַ יִּ ְשׁלַ ח יִ ְשׂ ָר ֵאל ַמלְ ָא ִכים ֶא‬
Und Israel sandte Boten an Sichon (Num 21,21)
Ein pronominal realisiertes Komplement steht meist zwischen Verb und Subjekt:
‫ֹאמר לָ ֶהם יַ ֲﬠקֹב‬
ֶ ‫ וַ יּ‬Jakob sagte zu ihnen (Gen 29,4). Besonders lange Satzglieder tendieren zum Satzende: ‫וּג ַמלִּ ים וַ ֲחמ ִֹרים‬
ְ ‫וּשׁ ָפחֹת‬
ְ ‫וּב ָקר וְ ֶכ ֶסף וְ זָ ָהב וַ ֲﬠ ָב ִדם‬
ָ ‫וַ יִּ ֶתּן־לוֹ צֹאן‬
Er gab ihm Schafe und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel (Gn
24,35).
Daneben gibt es eine Reihe von besonders betonten Wortstellungen und solchen mit bestimmter Funktion; die werden in der syntaktischen Vertiefung behandelt (s.u. p.#).
2. Adverbiale Bestimmungen
Adverbiale „charakterisieren einen Vorgang oder Sachverhalt hinsichtlich Zeit, Ort,
Art und Weise u.a.“ (H. Bußmann). Diese syntaktische Funktion kann von verschiedenen Wortklassen wahrgenommen werden. Neben eigentlichen Adverbien, die im
Hebräischen selten sind, stehen Präpositionalphrasen und der adverbielle Akkusativ.
a) Adverbieller Akkusativ
Adverbieller „Akkusativ“ auch freier Akkusativ gennant: Adverbiale Bestimmungen
des Ortes und der Zeit können durch einfache, nicht besonders gekennzeichnete
Substantive angegeben werden; man erkennt sie daran, dass sie in keiner Valenzbeziehung zum Verb stehen und semantisch einen Ort bzw. eine Zeit, aber auch eine
Art und Weise bezeichnen.
Ort: ‫ח־הא ֶֹהל‬
ָ ‫ ‏ וְ הוּא י ֵֹשׁב ֶפּ ַת‬während er am Eingang des Zelts saß (Gn 18,1)
Zeit: ‫ֹאכל ָכּל־יְ ֵמי ַחיֶּ י‬
ַ ‫ ‏וְ ָﬠ ָפר תּ‬und Staub wirst du fressen dein Leben lang (Gn 3,14)
Art und Weise: ‫ ‏וָ ֶאזְ ַﬠק קוֹל־גָּ דוֹל‬und ich schrie mit lauter Stimme (Ez 11,13)
Auch in Nominalsätzen können Adverbielle Akkusative vorkommen; so im NS
mit Ptz:
‫בּוֹכים קוֹל גָּ דוֹל‬
ִ ‫ל־ה ָא ֶרץ‬
ָ ‫ וְ ָכ‬Und das ganze Land weinte laut (2 S 15,23)
b) Position im Satz
ֻ ְ‫‏וַ יִּ ְכרֹת י‬
Adverbiale Bestimmungen stehen meist am Satzende: ‫הוֹשׁ ַﬠ ְבּ ִרית לָ ָﬠם‬
‫ ַבּיּוֹם ַההוּא‬Und Josua schloss einen Bund mit dem Volk an diesem Tag (Jos 24,24).
- 34 -
XIII. VOLITIVE VERBFORMEN
Aber auch oft vor dem Verb: ‫ת־א ְב ָרם ְבּ ִרית‬
ַ ‫ ַבּיּוֹם ַההוּא ָכּ ַרת יְ הוָ ה ֶא‬An jenem Tag
schloss der HERR mit Abram einen Bund (Gn 15,8), sogar vor wawPK oder weAK: Ex
12,3 mit adverbialer PP ‫ ֶבּ ָﬠשֹׂר לַ ח ֶֹדשׁ ַהזֶּ ה וְ יִ ְקחוּ לָ ֶהם ִאישׁ ֶשׂה‬Am Zehnten dieses
Monats soll jeder ein Tier … nehmen. .
XIII. Volitive Verbformen
Volitive Verbformen sind solche, die ein Begehren ausdrücken. !Zu ihnen gehören
außer den Imperativen (Befehlsformen) der Jussiv (Befehlsform für die dritte Person) und der Kohortativ (Selbstaufforderung), sowie die beiden negativen Volitive,
der Prohibitiv und der Vetitiv.
1. Imperative
Cf. Ernst § 28 n
o-Imperfekt
a-Imperfekt
Sg. 2m
‫ְכּתֹב‬
‫ְכּ ַבד‬
2f
‫ִכּ ְת ִבי‬
‫ִכּ ְב ִדי‬
Pl. 2m
‫ִכּ ְתבוּ‬
‫ִכּ ְבדוּ‬
‫ְכּתֹבנָ ה‬
‫ְכּ ַבדנָ ה‬
2f
2. Jussiv
Cf. Ernst § 26 j
Beim Jussiv handelt es sich um die Kurzform der PK. Diese ist nur noch im Hif‘il,
sowie in einzelnen „unregelmäßigen“ Verben an ihrer Form erkennbar. Bei allen anderen Verben sind Kurzform und Langform formal nicht zu unterscheiden.
3. Kohortativ
Cf. Ernst §§ 26 l, 28 h
Der Kohortativ ist eine Selbstaufforderung. Seine Form ist die durch ein langes -â
erweitere 1.sc PK:
‫ ֶא ְכ ְתּ ָבה‬ich will schreiben
- 35 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
‫ נִ ְכ ְתּ ָבה‬lasst uns schreiben
4. Verneinung
Der Imperativ kann im Hebräischen nicht verneint werden stattdessen gibt es:
• Vetitiv
‫ ַאל‬+Jussiv
(der Jussiv steht nur mit dieser Verneinung;
negierte Aufforderung)
• Prohibitiv
‫לֹא‬+PK
(apodiktisches Verbot)
XIV. Stammesmodifikationen des Verbs
Cf. E. Jenni, Aktionsarten; Waltke/O‘Connor, Introduction, pp.343452
Das hebräische Verbalsystem weist über die „Tempora“ hinaus noch eine weitere
Flexionen auf, die sogenannten Stammesmodifikationen. Sie verändern die Grundbedeutung. Sie decken die aus dem Deutschen vertraute Unterscheidung von aktiv/
passiv (sog. Diathese) ab. Dazu kommen aber noch weitere Bedeutungsveränderungen, ähnlich dem Deutschen fallen/fällen und brauchen/verbrauchen. Dabei ergibt
sich folgendes Schema als ein erster Überblick:
Typ der Stammesmodifikation
Diathese
Einfach
Faktitiv
oder resultativ
Kausativ
Qal
(G-Stamm)
Pi‘el
!(D-Stamm)
Hif‘il
!(H-Stamm)
Medium Nif‘al
(N-Stamm)
Hitpa‘el
(Dt-Stamm)
fehlt
Passiv
Pu‘al
(D-Stamm, passiv)
Hof‘al
(H-Stamm, passiv)
Aktiv
Tabelle nach: Bill T. Arnold & John H. Choi, A Guide to Biblical Hebrew Syntax, Cambridge
2003, p.193.
Neben den klassischen Bezeichnungen Qal etc. hat sich in der semitischen
Sprachwissenschaft auch die Vewendung der in Klammern angeführten Begriffe eingebürgert, die die morphologische Form beschreibt:
- 36 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
Stamm
G
N
D
Dt
H
Grundstamm
Stamm mit N-Präfix
Doppelungsstamm
Doppelungsstamm mit T-Infix
Stamm mit H-Präfix (Kausativstamm)
1. Pi‘el und Hifil
a) Bedeutung des Pi‘el: Faktitiv-Resultativ
Ich
bewirke
das Zimmer
ist warm
Subjekt 1 (S1)= Prädikat 1 (p1)=
Subjekt 2 (S2)= Prädikat 2 (p2)=
Obersubjekt
Oberprädikat
Untersubjekt
Unterprädikat
Unterprädikat ist ein Eigenschaftsverb bzw. ein Adjektiv bei Faktitiv; ein fientisches Verb beim Resultativ.
QAL
qal Ptz. Pass PI‘EL
bzw. Adjektiv Umschreibung
‫שׁבר‬
zerbrechen
gebrochen,
zerbrochen
zerbrochen
machen
‫כבד‬
schwer sein
schwer
schwer machen faktitiv
Bedeutung
resultativ „zerschmettern“
ehren
Der Unterschied zwischen Resultativ und Faktitiv besteht darin, dass beim Resultativ das Verb einen Vorgang beschreibt, der einen ihm innewohnenden Endzustand
herbeiführt, während ein Faktitiv einen adjektivisch zu bezeichnenden Zustand herbeiführt. So beschreibt das Verb „zerbrechen“ einen Vorgang, der das „zerbrochen
sein“ als innewohnenden Endzustand herbeiführt, während „schwer machen“ („ehren“) den Zustand „schwer sein“ herbeiführt. Diese Bedeutungsnuance wird im
Deutschen (oder auch im Englischen nicht ausgedrückt), daher ist der semantische
Unterschied etwa von ‫ שׁבר‬im Qal und im Pi‘el auch in der Übersetzung nicht ohne künstlich wirkende Umschreibung wiederzugeben. Doch die übliche Übersetzung „zerschmettern“ für den Pi‘el von ‫ שׁבר‬spiegelt eine ältere Theorie über diese
Stammesmodifikation wieder, die in ihr eine Intensivierung der Verbalhandlung
sah. Neuere Untersuchungen zeigen aber, dass etwas anderes durch das Pi‘el ausgedrückt wird: das Pi‘el drückt das Ergebnis einer Handlung aus, ohne den Hergang
zu beschreiben. Oder mit einer Formulierung von Ernst Jenni: das Pi‘el „verbirgt
die Aktivität und komprimiert die Handlung in das Ergebnis.“ (II,91) Da nur das
herbeigeführte Ergebnis bezeichnet ist, kann man die Funktion des Pi‘el als resultativ bzw. faktitiv beschreiben. „Da die Art der Hinführung offen bleibt, kann der Zu- 37 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
satnd als real (faktitiv) oder nur in der Vorstellung (ästimativ) oder in Worten
(deklarativ) ... erreicht ausgesagt werden, was die verschiedenen ... Spielarten der
Pi!‘el-Bedeutung ergibt“. (II,88).
b) Bedeutung des Hif‘il: Kausativ
Die Kausativierung ist nur bei fientischen Verben möglich, da die Modifikation die
durch den Hif‘il vorgenommen wird ein „Veranlassen“ ist, und veranlassen kann
man nur eine Aktivität oder Handlung.
Ich
veranlasse
der Baum
fällt
Subjekt 1 (S1)= Prädikat 1 (p1)=
Subjekt 2 (S2)= Prädikat 2 (p2)=
Obersubjekt
Oberprädikat
Untersubjekt
Unterprädikat
Unterprädikat ist ein fientisches Verb.
QAL
‫ דרך‬treten
Hif‘il
betreten lassen, betreten
‫ זכר‬gedenken, sich erinnern jd.n an etw. erinnern, mahnen, nennen
‫ קרב‬nahe sein
etwas sich nähern lassen, herbeibringen
‫ שׁמע‬hören
hören lassen, verkünden
‫ שׁבת‬aufhören, ruhen
ein Ende machen
2. Formen von Pi‘el und Hif‘il
Cf. Ernst §§ 35, 38
Das Pi‘el hat als Kennzeichen die Verdopplung des mittleren Radikals. Im PK Pi‘el
ist die Präformativsilbe offen, ihr Vokal ist ein Schwa.
Das Hif‘il hat als Merkmal im AK die Vorsilbe /hi-/; im PK ist die Präformativsilbe geschlossen, der Präformativvokal ist /a/.
- 38 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
a) Afformativkonjugation
Pi‘el
Hif‘il
3sm
‫ִכּ ֵתּב‬
‫ִה ְכ ִתּיב‬
2sf
‫ִכּ ְתּ ָבה‬
‫יבה‬
ָ ‫ִה ְכ ִתּ‬
2sm
‫ִכּ ַתּ ְב ַתּ‬
‫ִה ְכ ַתּ ְב ָתּ‬
2sf
‫ִכּ ַתּ ְבתּ‬
‫ִה ְכ ַתּ ְב ְתּ‬
1sc
‫ִכּ ַתּ ְב ִתּי‬
‫ִה ְכ ַתּ ְב ִתּי‬
3pc
‫ִכּ ְתּבוּ‬
‫ִה ְכ ִתּיבוּ‬
2pm
‫ִכּ ַתּ ְב ֶתּם‬
‫ִה ְכ ַתּ ְב ֶתּם‬
2pf
‫ִכּ ַתּ ְב ֶתּן‬
‫ִה ְכ ַתּ ְב ֶתּן‬
1pc
‫ִכּ ַתּ ְבנוּ‬
‫ִה ְכ ַתּ ְבנוּ‬
b) Präformativkonjugation
Pi‘el
Hif‘il
3sm
‫יְ ַכ ֵתּב‬
‫יַ ְכ ִתּיב‬
2sf
‫ְתּ ַכ ֵתּב‬
‫ַתּ ְכ ִתּיב‬
2sm
‫ְתּ ַכ ֵתּב‬
‫ַתּ ְכ ִתּיב‬
2sf
‫ְתּ ַכ ְתּ ִבי‬
‫יבי‬
ִ ‫ַתּ ְכ ִתּ‬
1sc
‫ֲא ַכ ֵתּב‬
‫ַא ְכ ִתּיב‬
3pm
‫יְ ַכ ְתּבוּ‬
‫יַ ְכ ִתּבוּ‬
3pf
‫ְתּ ַכ ֵתּ ְבנָ ה‬
‫ַתּ ְכ ֵתּ ְבנָ ה‬
2pm
‫ְתּ ַכ ְתּבוּ‬
‫ַתּ ְכ ִתּיבוּ‬
2pf
‫ְתּ ַכ ֵתּ ְבנָ ה‬
‫ַתּ ְכ ֵתּ ְבנָ ה‬
1pc
‫נְ ַכ ֵתּב‬
‫נַ ְכ ִתּיב‬
Wie die Tabelle zeigt, ist das Dagesch im mittleren Radikal bei den Begadkefat (s.o.,
p.10) kein sicheres Kennzeichen für den Pi‘el, da auch die harte Aussprache des
mittleren Radikals nach der geschlossenen Präformativsilbe im Hif‘il durch diesen
Punkt angezeigt ist. Zur Unterscheidung zwischen Pi‘el und Hif‘il ist daher immer
auf die Präformativsilbe zu achten: ist die geschlossen (Hif‘il) oder offen (Pi‘el)?
- 39 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
(Die Formen, die besondere Aufmerksamkeit verlangen, sind in der Tabelle rot markiert).
Im Hif‘il gibt es erkennbare Unterschiede zwischen der Langform („normale“
Fom der PK) und der Kurzform, die als Jussiv und in der wawPK Verwendung findet:
Langform
Kurzform
wawPK
‫יַ ְכ ִתּיב‬
‫יַ ְכ ֵתּב‬
‫וַ יַּ ְכ ֵתּב‬
Analog in den weiteren Personen! Auch hier ist auf die erste, geschlossene Silbe zu
achten, da das Sere sonst mit dem Pi‘el ‫ יְ ַכ ֵתּב‬verwechselt werden kann!
c) Imperativ
Der Imperativ entspricht der PK ohne Präformativkonsonant; im Hif‘il hat der Imperativ ein Heh vor dem Verbalstamm als Bildeelement, das mit einem Patach (/a/)
vokalisiert ist.
Pi‘el
Hif‘il
2sm
‫ַכּ ֵתּב‬
‫ַה ְכ ֵתּב‬
2sf
‫ַכּ ְתּ ִבי‬
‫יבי‬
ִ ‫ַה ְכ ִתּ‬
2pm
‫ַכּ ְתּבוּ‬
‫ַה ְכ ִתּיבוּ‬
2pf
‫ַכּ ֵתּ ְבנָ ה‬
‫ַה ְכ ֵתּ ְבנָ ה‬
d) Infinitiv
Auch der inf. des Hif‘il weist das typische Bildeelement Heh auf.
Pi‘el
Hif‘il
constr.
‫ַכּ ֵתּב‬
‫ַה ְכ ִתּיב‬
abs.
‫ַכּ ֵתּב‬
‫ַה ְכ ֵתּב‬
Inf.
e) Partizip
Kennzeichen des Partizip im Pi‘el und im Hif‘il ist das Mem, im Pi‘el in offener Silbe mit Schwa, im Hif‘il in geschlossener Silbe mit /a/ (Patach) – analog zur PK
- 40 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
Ptz.
Pi‘el
Hif‘il
‫ְמ ַכ ֵתּב‬
‫ַמ ְכ ִתּיב‬
Auch hier ist wieder auf den Unterschied in der Silbenbildung zu achten: Pi‘el
offen, Hif‘il geschlossen!
3. Medial-passive Stammesmodifikationen
Cf. Ernst Jenni, Nif‘al und Hitpa‘el
Zu den bisher gelernten aktiven Stammesmodifikationen gibt es auch medial-passive Varianten. Oft werden in den Grammatiken (so auch Ernst) die medialen
Formen als reflexiv bezeichnet, doch nach der üblichen sprachwissenschaftlichen
Terminologie müssen diese Formen als medial gelten, da sie die Identität von Subjekt und Objekt (bzw. von Obersubjekt und Untersubjekt) nicht durch Pronomina
anzeigen, sondern in der Verbkonjugation selbst verankern.
Bei Nif‘al und Hitpa‘el als medialen Formen sind nun Obersubjekt und Untersubjekt im Unterschied zu Pi‘el und Hif‘il identisch. Beim Nif‘al ist die Handlungsmodifikation der Basishandlung auf Ebene II ein Geschehenlassen, z.B. Jes 5,16:
‫וְ ָה ֵאל ַה ָקּדוֹשׁ נִ ְק ָדּשׁ ִבּ ְצ ָד ָקה‬
und der heilige Gott erwies sich als heilig (Nif‘al) durch Gerechtigkeit.
I. „Und der heilige Gott (Obersubjekt) liess geschehen, dass II.“;
II. „er (Untersubjekt=Obersubjekt) ist /zeigt sich als heilig ...“.
Beim Hitpa‘el ist die Modifikation ein Bewirken, z.B. Neh 12,30:
‫וַ יִּ ַטּ ֲהרוּ ַהכּ ֲֹהנִ ים וְ ַהלְ וִ יִּ ם‬
Und die Priester und Leviten reinigten sich (Hitpa‘el).
Umgeformt lautet der Satz:
I. „Und die Priester und Leviten (Obersubjekt) bewirkten, dass II.“;
II. „sie (Untersubjekt=Obersubjekt) sind rein“ .
Der zweite Unterschied, neben der unterschiedlichen Modifikation, liegt auch in
der Basishandlung. Im Nif‘al ist die Basishandlung ein Verbalsatz, im Hitpa‘el ein
Nominalsatz.
a) Nif‘al
Cf. Ernst § 34
- 41 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
Kennzeichen des Nif‘al ist das Nun vor dem ersten Radikal; es erscheint in der AK,
in der PK schließt es die erste Silbe und wird dem ersten Radikal assimiliert, der dadurch verdoppelt wird. Typisch ist das lange /a/ unter dem ersten Radikal (Qamez).
3sm
3sf
2sm
2sf
1sc
3pc/m
Afformativkonjugation
Präformativkonjugation
‫נִ ְכ ַתּב‬
‫נִ ְכ ְתּ ָבה‬
‫נִ ְכ ַתּ ְב ָתּ‬
‫נִ ְכ ַתּ ְב ְתּ‬
‫נִ ְכ ַתּ ְב ִתי‬
‫נִ ְכ ְתּבוּ‬
‫יִ ָכּ ֵתב‬
‫ִתּ ָכּ ֵתב‬
‫ִתּ ָכּ ֵתב‬
‫ִתּ ָכּ ְת ִבי‬
‫ֶא ָכּ ֵתב‬
‫יִ ָכּ ְתבוּ‬
‫ִתּ ָכּ ַת ְבנָ ה‬
‫ִתּ ָכּ ְתבוּ‬
‫ִתּ ָכּ ַת ְבנָ ה‬
‫נִ ָכּ ֵתב‬
3pf
communis!
2pm
‫נִ ְכ ַתּ ְב ֶתּם‬
‫נִ ְכ ַתּ ְב ֶתּן‬
‫נִ ְכ ַתּ ְבנוּ‬
2pf
1pc
b) Pu‘al
Cf. Ernst § 36
Der Pu‘al als Passiv zum Pi‘el hat als Merkmal die Verdopplung des mittleren Radikals; vokalisiert wird mit /u/ und /a/, die in AK und PK auftreten; an diesen beiden
Vokalen ist das Pu‘al untrüglich zu erkennen.
3sm
3sf
2sm
2sf
1sc
3pc/m
Afformativkonjugation
Präformativkonjugation
‫ֻכּ ַתּב‬
‫ֻכּ ְתּ ָבה‬
‫ֻכּ ַתּ ְב ָתּ‬
‫ֻכּ ַתּ ְב ְתּ‬
‫ֻכּ ַתּ ְב ִתּי‬
‫ֻכּ ְתּבוּ‬
‫יְ ֻכ ַתּב‬
‫ְתּ ֻכ ַתּב‬
‫ְתּ ֻכ ַתּב‬
‫ְתּ ֻכ ְתּ ִבי‬
‫ֲא ֻכ ַתּב‬
‫יְ ֻכ ְתּבוּ‬
‫ְתּ ֻכ ַתּ ְבנָ ה‬
‫ְתּ ֻכ ְתּבוּ‬
‫ְתּ ֻכ ַתּ ְבנָ ה‬
‫נְ ֻכ ַתּב‬
3pf
communis!
2pm
‫ֻכּ ַתּ ְב ֶתּם‬
‫ֻכּ ַתּ ְב ֶתּן‬
‫ֻכּ ַתּ ְבנוּ‬
2pf
1pc
- 42 -
XIV. STAMMESMODIFIKATIONEN DES VERBS
c) Hitpa‘el
Cf. Ernst § 37
Das Hitpa‘el ist an seiner Vorsilbe hit- in der AK bzw. jit- !(etc.) in der PK gut zu erkennen. Dazu kommt die Verdopplung des mittleren Radikals, da es sich um das
Medium zum Pi‘el handelt. In einigen Fällen gibt es jedoch Probleme:
• bei Verben, die mit Zischlauten beginnen, tauschen das /t/ und der Zischlaut die Plätze: ‫ שׁמר‬wird zu ‫„ ִה ְשׁ ַתּ ֵמּר‬sich hüten“
• vor Zadeh wird da Taw zum Tet: ‫ צדק‬wird mit Metathese !(da Zadeh ein
Zischlaut ist) zu ‫„ ִה ְצ ַט ַדּק‬sich rechtfertigen“.
• vor Tet, Dalet und Nun wird das Taw assimiliert: ‫ טהר‬wird zu ‫„ ִה ַטּ ַהר‬sich
reinigen“ (das Patach unter dem zweiten Radikal resultiert daraus, dass es sich
um einen Guttural handelt, der A-Laute bevorzugt; auch kann der Guttural
nicht verdoppelt werden); ‫ דבר‬wird zu ‫„ ִמ ַדּ ֵבּר‬sich unterreden“); ‫ נשׂא‬wird
zu ‫„ יִ נַּ ֵשּׂא‬sich erheben“.
Afformativkonjugation
Präformativkonjugation
3pc/m
‫ִה ְת ַכּ ֵתּב‬
‫ִה ְת ַכּ ְתּ ָבה‬
‫ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ָתּ‬
‫ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ְתּ‬
‫ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ִתּי‬
‫ִה ְת ַכּ ַתּ ְבנוּ‬
3pf
communis!
2pm
‫ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ֶתּם‬
‫ִה ְת ַכּ ַתּ ְב ֶתּן‬
‫ִה ְת ַכּ ַתּ ְבנוּ‬
‫יִ ְת ַכּ ֵתּב‬
‫ִתּ ְת ַכּ ֵתּב‬
‫ִתּ ְת ַכּ ֵתּב‬
‫ִתּ ְת ַכּ ְתּ ִבי‬
‫ֶא ְת ַכּ ֵתּב‬
‫יִ ְת ַכּ ְתּבוּ‬
‫ִתּ ְת ַכּ ֵתּ ְבנָ ה‬
‫ִתּ ְת ַכּ ְתּבוּ‬
‫ִתּ ְת ַכּ ֵתּ ְבנָ ה‬
‫נִ ְת ַכּ ֵתּב‬
3sm
3sf
2sm
2sf
1sc
2pf
1pc
d) Hof‘al
Cf. Ernst § 38
Das Hof‘al ist das Passiv zum Hif‘il und hat mit ihm das Heh vor dem ersten Radikal gemeinsam, der in der PK nach dem Präformativkonsonant ausfällt. An seiner
typische Vokalisierung mit /o/ und /a/ ist das Hof‘al leicht zu erkennen; man muss
sich nur immer klar machen, dass das kurze /o/ als Qamez chatuf geschrieben wird!
da die erste Silbe kurz ist.
- 43 -
XV. DAS VERB MIT ENKLITISCHEM PERSONALPRONOMEN
3sm
3sf
2sm
2sf
1sc
3pc/m
Afformativkonjugation
Präformativkonjugation
‫ָה ְכ ַתּב‬
‫ָה ְכ ְתּ ָבה‬
‫ָה ְכ ַתּ ְב ָתּ‬
‫ָה ְכ ַתּ ְב ְתּ‬
‫ָה ְכ ַתּ ְב ִתּי‬
‫ָה ְכ ַתּ ְבנוּ‬
‫יָ ְכ ַתּב‬
‫ָתּ ְכ ַתּב‬
‫ָתּ ְכ ַתּב‬
‫ָתּ ְכ ְתּ ִבי‬
‫ָא ְכ ַתּב‬
‫יָ ְכ ְתּבוּ‬
‫ָתּ ְכ ַתּ ְבנָ ה‬
‫ָתּ ְכ ְתּבוּ‬
‫ָתּ ְכ ַתּ ְבנָ ה‬
‫נָ ְכ ַתּב‬
3pf
communis!
2pm
‫ָה ְכ ַתּ ְב ֶתּם‬
‫ָה ְכ ַתּ ְב ֶתּן‬
‫ָה ְכ ַתּ ְבנוּ‬
2pf
1pc
XV. Das Verb mit enklitischem Personalpronomen
Cf. Ernst § 51
Das enklitische Personalpronomen (ePP, oft auch Suffixpronomen genannt, s.o.
p.16) kann außer an Nomen und Präpositionen auch an Verbformen gehängt werden.
• bei finiten Verben bezeichnet es das dir.Obj.
• bei infiniten Formen (Ptz/Inf.cs.) kann es das dir.Obj bezeichnen, aber auch
das Subjekt (je nach Zusammenhang)
Da man diese Formen nicht selbständig bilden muss (im heutigen Hebräisch/Ivrith
sind sie ungebräuchlich), kommt es darauf an sie zu erkennen. Daher muss man die
wesentlichen Veränderungen kennen:
• an vokalische Auslaute wird das ePP einfach angehängt (die 1. sg. fügt immer
ein ‫ נ‬ein)
• bei konsonantischen Auslauten wird ein Bindevokal eingeschoben, in der AK
meist /a/ in PK meist /e/
• bei der AK haben sich im fem. alte Formen gehalten: 3sf -at und 2sf -ti, letztere ist von der 1.sc nicht zu unterscheiden, so dass doppeldeutige Formen entstehen: ‫ ְכּ ַת ְב ִתּיהוּ‬ist Q AK 2sf+ePP 3sm oder 1sc+ePP 3sm, ‫ ְכּ ַת ְב ִתּים‬ist Q
AK 2sf+ePP 3pm oder 1sc+ePP 3pm.
• bei den ePP -ni, -ka, -hû und -ha steht an endungslosen Formen der PK oft
zum Bindevokal noch das nun-energicum -en-/-enn-, das keine besondere Bedeutung hat.
- 44 -
XVI. VERBA LARYNGALIA
• da mit dem ePP das Wort am Ende verlängert wird, wird vorne oft ein Vokal
enttont, sodaß es zu Vokalveränderungen kommt.
XVI. Verba Laryngalia
Cf. Ernst § 10 (zu den Lautgesetzen) und § 41 (zu den Formen)
Zu den Laryngalen (Kehllauten) zählen ‫ע‬,‫ח‬,‫ה‬,‫ א‬einzelne Gemeinsamkeiten gibt es
auch mit dem ‫ר‬. Dabei weisen die Verben mit ‫ א‬am Wortanfang oder Wortende so
viele Eigentümlichkeiten auf, dass sie als eigene Klasse geführt werden (I/III-Alef,
s.u. p.46). Verben mit einem ‫ ה‬am Wortende sind meist keine Laryngalverben, sondern sogenannte Tertiae-Infirmae, bei denen das ‫ ה‬einen langen vokalischen Auslaut anzeigt (s.u., p.50); ist das ‫ ה‬konsonantisch wird es mit Mappiq geschrieben: ‫הּ‬,
z.G. ‫„ גבהּ‬hoch sein“.
Die Verba Laryngalia weisen folgende Besonderheiten auf:
• Vorliebe der Laryngale für A-Laute (/a/, /æ/): PK Qal ‫ יִ כתֹּב‬wird ,‫יַ ְחמֹד‬
‫ יִ ְב ַחר‬oder ‫ ;יִ ְשׁ ַמע‬AK Ni ‫ נִ ְכ ַתּב‬wird ‫ ;נֶ ְח ַמד‬wo A-Laute nicht in der Nähe
des Laryngals stehen, wenigstens ein Patach furtivum: Ptz akt. Qal ‫ כּ ֵֹתב‬wird
‫שֹׁלֵ ַח‬.
• in der Präformativsilbe im Qal vor Laryngal ein Patach – wodurch das Qal
nur durch den Themavokal vom Hif‘il unterschieden werden kann (Qal /o/,
Hi. /i/)
• schließt der Laryngal eine Silbe entsteht meist eine Silbenaufsprengung: PK
Qal ‫ יִ ְכתֹּב‬wird ‫ יַ ֲﬠבֹד‬oder auch ‫יֶ ֱחזַ ק‬.
• Laryngale tragen kein Dagesch-forte (werden nicht verdoppelt), stattdessen
Ersatzdehnung (immer vor ‫ר‬, meist vor ‫ א‬und ‫ )ע‬bzw. virtuelle Verdopplung,
d.h. Vokalisierung bleibt erhalten und es wird kein Dagesch geschrieben (immer vor ‫ ה‬und ‫)ח‬.
◦ Ersatzdehnung
◦ /i/ zu /ē/ also PK Ni ‫( יֵ ָﬠבֹד‬erste Silbe gedehnt)
◦ /a/ zu /ā/ also PK Pi ‫( יְ ָב ֵר‬zweite Silbe gedehnt)
◦ /u/ zu /ō/ also Ptz Pu ‫( ְמב ָֹר‬zweite Silbe gedehnt)
• statt einfachem Schwa ein Chatef-Laut: AK Pi ‫ ִכּ ְתּבוּ‬wird zu ‫ִמ ֲהרוּ‬
- 45 -
XVII. DIE VERBA I/III-ALEF
XVII. Die Verba I/III-Alef
1. Primae Alef
Cf. Ernst § 42
Mit schwachem Alef beginnen lediglich fünf Verben: ‫„ אמר‬sagen“ (5311mal), ‫אכל‬
„essen“ (816mal), ‫„ אבד‬zugrunde gehen“ (184mal), ‫„ אבה‬wollen (54mal) und ‫אפה‬
„backen“ (25mal); die beiden letzten Verben sind überdies noch verba tertiae infirmae
und damit doppelt schwach.
Bei diesen Verben gibt es lediglich im PK Qal einige Besonderheiten:
1. Das Aleph quiesziert, d.h. es verbindet sich mit dem Vokal der Präformativsilbe. Dabei entfällt das Dagesch lene, wenn der mittlere Radikal ein Begadkefat
ist, da das quieszierende Aleph kein Konsonant mehr ist, und daher die erste
Silbe nicht schließt.
2. Der Präformativvokal verändert sich zu /ō/
3. Der Themavokal dissimiliert, d.h. er bleibt nicht länger /o/, sondern wird /a/
oder in Pausa oft /ē/
4. In der 1.sc verbindet sich der Präformativkonsonant mit dem ersten Radikal, da
beide ja Aleph lauten: ‫א ַֹמר‬, als wawPK ‫ וָ א ַֹמר‬mit ersatzgedehntem wā-.
5. Im wawPK geht die Betonung auf die vorletzte Silbe zurück.
Außer den fünf schwachen Verben mit Alef als erstem Radikal gibt es noch weitere
Verben, die aber als primae laryngalis konjugiert werden, die häufigsten sind
‫„ אהב‬lieben“ und ‫„ אחז‬greifen“, „ergreifen“.
2. Tertiae Alef
Cf. Ernst § 47
Die Verben mit Alef als drittem Radikal sind relativ häufig; die wichtigsten sind:
‫„ ברא‬erschaffen“ (nur von Gott), ‫„ קרא‬rufen“, ‫„ מצא‬finden“, ‫ קנא‬Pi „eifersüchtig
sein“, „eifern“, ‫„ חטא‬verfehlen“, ‫ פלא‬Ni „wunderbar sein“, dazu kommen die stativen Verben: ‫„ מלא‬voll sein“, ‫„ טמא‬unrein sein“, ‫„ שׂנא‬hassen“.
Bei diesen Verben, sind folgende Besonderheiten zu beachten, die nicht nur
die PK Qal betreffen:
1. Vor konsonantischen Affixen quiesziert das Aleph, es schließt nicht die Silbe;
das führt zu einer Ersatzdehnung
- 46 -
XVIII. DIE I-NUN-VERBEN
2. Vor vokalischen Affixen bleibt sein konsonantischer Charakter erhalten, es
schließt weiterhin die Silbe.
3. In der PK Qal wird der Themavokal der Verba laryngalia verwendet, also /a/
statt /o/, vor dem Endung -nâ (2./3. pl.fem.) steht /æ/ als Bindevokal.
4. Im Ni., Pi. und AK Hi. wird ein Sere /e/ als Themenvokal verwendet, statt des
üblichen /a/; Ho. hat /u/ statt Qamez chatuf /o/.
XVIII. Die I-Nun-Verben
Cf. Ernst § 43
Bei den verba primae nun (I-Nun; ‫ )פ״נ‬kommt das Lautgesetz zum Tragen, das besagt, dass ein silbenschließendes Nun dem folgenden Konsonanten assimiliert wird.
1. Die eigentlichen I-Nun-Verben
Bei den Formen, bei denen der erste Radikal silbenschließend ist, wird das Nun an
den zweiten Radikal assimiliert. Das betrifft die PK Qal yiktob, das Nifal niktab sowie
Hifil und Hofal hiktîb:
PK Qal
yiktob
*yinpol > yippol ‫יִ פּ!ֹל‬
AK Ni
niktab
*ninpal > nippal ‫נִ ַפּל‬
AK Hi
hiktîb
*hinpîl > hippîl
‫ִה ִפּיל‬
Das Dagesch, das die Verdopplung anzeigt, fällt bei Konsonaten mit einem Schwa
oft aus (cf. Ernst § 4i): ‫ יִ ָשּׂא‬er wird tragen > ‫שׂאוּ‬
ְ ִ‫ י‬sie werden tragen.
Bei I-nun-Verben mit dem Themavokal /a/ im PK-Qal fällt das Nun im Imp und
im Inf.cs. oft aus:
Imp. Qal ‫> נְ פֹל‬
‫גַּ שׁ‬
Inf.cs.Qal ‫> נְ פֹל‬
‫גֶּ ֶשׁת‬
Im Inf.cs. wird die Form mit der Fem.-Endung verlängert.
Die übrigen Formen werden stark gebildet:
AK Qal
‫נָ ַפל‬
Ptz Qal.akt ‫נ ֵֹפל‬
PK Ni
‫יִ נָּ ֵפּל‬
Ebenso alle Formen des Piel, Pual und Hitpael. Bei den II-Laryngalis kann das Nun
nicht assimiliert werden und bleibt fast immer erhalten: ‫ יִ נְ ַאף‬er wird ehebrechen.
- 47 -
XIX. DIE VERBA I-YOD (WAW)
2. Geben und Nehmen, ‫ נתן‬und ‫לקח‬
Das häufigste Wort bei den I-Nun ist n-t-n „geben“ (2015mal); es hat einige Besonderheiten:
1. Themavokal im PK Qal ist /e/: ‫יִ ֵתּן‬
2. Das zweite Nun (der dritte Radikal) assimiliert sich an einige Afformative: ‫ נָ ַת ִתּי‬,‫נָ ַת ָתּ‬
Das semantisch korrespondierende Verb l-q-ḥ „nehmen“ (965mal) wird trotz des Lamed als erstem Radikal wie ein I-Nun Verb konjugiert, das heißt das Lamed wird
wie ein Nun assimiliert und elidiert: PK Qal ‫יִ ַקּח‬, Imp Qal ‫ ַקח‬. Im Nifal assimiliert
das Lamed hingegen nicht: ‫נִ לְ ַקח‬.
Da auch der inf.cs. elidiert (‫ ) ַק ַחת‬ergeben sich mit der Präposition ‫ ל‬Formen
die nicht elidiert aussehen: ‫ לָ ַק ַחת‬inf.cs. Qal + ‫ל‬. (Das Qamez unter der Lamed ist
ein Vortonqamez, da ‫ ַק ַחת‬auf der ersten Silbe betont wird, cf. Ernst § 9h).
XIX. Die Verba I-Yod (Waw)
Die verba primae waw (I-Waw; ‫ )פ״ו‬Verben ähneln den verba primae yod (I-Yod; ‫)פ״י‬
in vielen Fällen, da das Waw im Anlaut zu Yod geworden ist. Da sie jedoch das
Waw dort behalten, wo es nicht im Anlaut steht, kann man zwei Klassen von I-Yod
Verben unterscheiden, die ursprünglichen (I-Yod) und die sekundären (I-Waw).
Im wesentlichen haben die beiden Unterklassen zwei gemeinsame Veränderungen, die daraus resultieren, dass die Laute Waw und Yod im Lautwert zwischen
Vokalen und Konsonanten angesiedelt sind (sog. Halbvokale):
1. Das Waw oder Yod als erster Radikal kontrahiert mit mit dem vorausgehenden
Vokal, wenn der erste Radikal silbenschließend ist.
2. Im Imp. und Inf.cs. Qal wird bei den meisten Verben das Waw oder Yod
elidiert.
1. Ursprüngliche I-Yod
Cf. Ernst § 44
Zu dieser Gruppe gehören sieben Verben, die alle die stativen Themavokale /i/ und
/a/ im PK Qal haben:
‫ יָ ֵבשׁ‬Q trocken sein (61mal; auch Piel und Hifil)
‫ יָ ַטב‬Q gut sein (114 mal; auch Hifil)
‫ ילל‬Hi heulen (27mal)
‫ יָ ַשׁר‬Q aufrecht sein (25mal; auch Piel)
‫ ימן‬Hi den rechten Arm benutzen (5mal)
- 48 -
XIX. DIE VERBA I-YOD (WAW)
‫ יָ נַ ק‬Q
*‫ יָ ַקץ‬Q
saugen (31mal; auch Hifil)
erwachen (11 mal; auch Hifil)
a) Kontraktion: Im PK Qal kontrahiert die Präformativsilbe ji- mit dem anlautenden j-- zu langem jî-:
*jijtab > jîtab ‫יטב‬
ַ ‫ ִתּ‬,‫יטב‬
ַ ִ‫י‬
Im Hifil kontrahiert der Vokal unter der Präformativ-Silbe zu ē: ‫יטיב‬
ִ ֵ‫ י‬,‫יטיב‬
ִ ‫ ֵה‬.
b) Starke Formen: im AK Qal werden starke Formen gebildet, das Yod ist der
erste, anlautende Konsonant: ‫ ;יָ ַטב‬ebenso im Inf. und Imp. Qal:
Inf.cs.
‫יְ טֹב‬
Inf.abs
‫יָ טֹב‬
Imp.
‫ יְ ַטב‬etc.
Sowie in den Pielformen.
2. Sekundäre I-Yod, ursprüngliche I-Waw
Cf. Ernst § 45
Nach den bh Lautgesetzen wird das wortanlautende Waw durch ein Yod ersetzt. In
AK Qal und Piel, sowie im Pual ist der erste Radikal anlautend, hier ist also das
ursprüngliche Waw durch Yod ersetzt:
*wšb > jšb
a) Yod statt Waw: Überall, wo die Form oder Silbe (so im Pie‘el) mit dem ersten Radikal beginnt, steht also j--, d.h. im AK Qal: ‫ יָ ַשׁב‬er sitzt/hat gesessen; AK Pi
‫ יִ ֵסּר‬er züchtigt/hat gezüchtigt; PK Piel ‫ יְ יַ ֵסּר‬er wird/kann/darf/muss züchtigen.
b) Waw verdoppelt: Das ursprüngliche Waw ist dort erhalten, wo es im Nifal
nicht anlautend steht, sondern als erster Radikal verdoppelt ist, so im PK, Inf und
Imp: PK Ni. ‫( יִ וָּ ֵשׁב‬entsprechend jikkatēb) etc.
c) Kontraktion: Dort, wo der erste Radikal silbenschließend ist, kontrahiert
der Präformativvokal mit dem Waw zu langem /o/. Das ist in der AK und dem Ptz
des Nifal, sowie im ganzen Hifil und Hofal der Fall:
AK Ni. ‫נוֹשׁב‬
ַ
< *na-wšab
AK Hi. ‫הוֹשֹיִ ב‬
< *ha-wšîb
AK Ho. ‫הוּשׁב‬
ַ
< *hu-wšab
d) Wie I-Yod: Einige I-Waw werden im Qal wie I-Yod gebildet, so v.a. die
Verben, die in der PK den Themavokal /a/ haben:
AK ‫יָ ֵרא‬
er fürchtet sich
PK ‫( יִ ָירא‬Kontraktion der Präformativsilbe mit dem anlautenden Yod)
auch im Imp uns Inf.abs.
- 49 -
XX. DIE III-INFIRMAE-VERBEN
e) Ausfall des ersten Radikals: Bei fünf I-Waw-Verben mit Themavokal ē im
PK Qal, fällt der erste Radikal Waw aus:
‫ ֵתּ ֵשׁב‬,‫ יֵ ֵשׁב‬er wird sitzen, sie wird sitzen
‫ יֵ לֵ ד‬er wird zeugen
‫ יֵ ֵרד‬er wird hinabgehen
‫ יֵ ַדע‬er wird wissen
‫ יֵ ֵצא‬er wird hinausgehen
Auch im Inf. fällt der anlautende Radikal W/Y aus; die Form wird analog zu den
III-Heh als Segolatum gebildet: ‫ ֶשׁ ֶבת‬, mit einer femininen Endung -t.
Diesem Bildeschema folgt auch das I-Heh-Verb h-l-k „gehen“:  ֵ‫יֵ ל‬
f) Übersicht:
Q
AK
PK Themavokal
Ni
AK
PK
Kontraktion
Verdopplung
Pi/Pu
Hitp
Hi
Ho
/a/:
/e/:
I-Yod
I-Yod
Ausfall des ersten Radikals
aw > ô
ebenso Ptz, Inf
w bleibt erhalten, ebenso Imp
I-Yod
I-Yod/w
Kontraktion
Kontraktion
aw > ô
ow > û
XX. Die III-infirmae-Verben
Cf. Ernst § 46
Bei den Verben vom Muster ‫„ גלה‬aufdecken“ ist das ‫ ה‬am Wortende kein Radikal,
sondern Mater lectionis für einen langen vokalischen Auslaut. Ursprünglich haben
die Verben dieser Klasse einen Auslaut auf yod oder waw. Dieser ist jedoch entfallen
und darum heißen sie tertiae infirmae („hinten schwach“; ‫)ל״ה‬.
Achtung: Verben mit heh als als letztem Radikal gehören zu den Verba tertiae
laryngalis, sie sind am Mappiq (Punkt im heh: ‫ )הּ‬zu erkennen.
Für die Bildung der Formen gilt:
1. Endungslose Formen
2. Vokalische Endungen
3. Konsonantische Endungen
4. Infinitiv
langer Auslaut (Mater lectionis ‫)ה‬
direkt am zweiten Radikal
Bindevokal
Fem. Endung ‫וֹת‬-
- 50 -
XXI. HOHLE WURZELN
5. Kurzformen
6. AK 3.fem.sg.
7. Kohortativ
im Jussiv und Impf. cons. entfällt in den
endungslosen Formen der auslautende
Vokal (apokopierte Formen)
"doppelte" Fem.-Endung ‫ ָתה‬wird nicht gebildet, die "normale" PK-Form
in der 1. sg. vertritt!
Achtung:
• Die Stammesmodifikationen kann man bei den III-inf. nur vorne unterscheiden!
• Die PK-LF und die PK-KF (Jussiv) sind bei den III-inf. nicht nur im Hi unterschieden!
XXI. Hohle Wurzeln
Cf. Ernst § 48
Die Hohlen Wurzeln werden auch als verba mediae u/o/i (II-û/ô/î) bezeichnet,3 da
sie in einigen Formen mit Waw oder Yod als mittlerem Radikal geschrieben werden.
Da in der üblichen Zitierform der AK der mittlere Konsonant nicht geschrieben
wird, stehen im Wörterbuch die Formen des Inf.cs, die den Konsonanten schreiben.
Ursprünglich waren diese Verben wohl zweiradikalig mit einem langen Vokal
in der Mitte; die Dreiradikalität ist erst sekundär und wird in den meisten Formen
auch nicht erreicht, zumal der mittlere Radikal nur sehr selten einmal verdoppelt
wird; statt eines Piel finden sich faktitive Stammesmodifikationen mit Reduplikation des zweiten/letzten Radikals (Polel, Polal, Hitpolel).
Nicht zu den hohlen Wurzeln gehören Verben mit einem Waw oder Yod als
mittlerem Radikal (II-Waw/II-Yod; ‫ )ע״י\ו‬z.B.: ‫„ גוע‬hinscheiden“, ‫„ היה‬sein“.
Man unterscheidet drei Gruppen von Hohlen Wurzeln; die ersten beiden
sind II-Waw, die letzte ist II-Yod:
1. Verben mit /û/ als Stammvokal: ‫„ קום‬aufstehen“
2. Verben mit /ô/ als Stammvokal: ‫„ בושׁ‬sich schämen“
3. Verben mit /î/ als Stammvokal: ‫„ שׂים‬setzen, stellen, legen“
Die unterschiedlichen Stammvokale spielen nur im PK Qal eine Rolle.
3
Gelegentlich auch als II-Waw/Yod, jedoch sollte diese Bezeichnung für die Verben
vorbehalten bleiben, bei denen das Graphem einen konsonantischen und keinen
vokalischen Wert hat, cf. Jenni, Lehrbuch.
- 51 -
XXI. HOHLE WURZELN
1. Qal
In der AK ist der Stammvokal bei den II-û und II-î /a/, lediglich m-w-t „tot sein“ hat
/e/:
1.
‫„ קום‬aufstehen“ > ‫ָקם‬
‫„ מות‬tot sein“ > ‫ֵמת‬
3.
‫„ שׂים‬setzen, stellen, legen“ > ‫ָשׂם‬
Bei den II-ô ist der Stammvokal /o/ außer bei ‫„ בוא‬kommen“, dort lautet er
/a/:
2.
‫„ בושׁ‬sich schämen“
> ‫בּוֹשׁ‬
‫„ בוא‬kommen“
> ‫ָבּא‬
Vokalische Affixe werden unbetont angehängt; konsonantische in der AK ohne Bildevokal.
Ist in der PK der Vokal der Präformativsilbe unmittelbar vor dem Ton, dann wird
er gedehnt (Vortonqamez), ist das nicht der Fall wird er enttont (Schwa). Vokalische
Affixe werden unbetont angehängt, konsonantische erhalten /e/ (Segol) als Bindevokal:
1. ‫„ קום‬aufstehen“
>
‫קוּמינָ ה‬
ֶ ‫ ְתּ‬,‫קוּמי‬
ִ ‫ ָתּ‬,‫יָ קוּם‬
2. ‫„ בושׁ‬sich schämen“
>
‫ יֵ בוֹשׁוּ‬,‫יֵ בוֹשׁ‬
3. ‫„ שׂים‬setzen, stellen, legen“ >
‫ יָ ִשׂימוּ‬,‫יָ ִשׂים‬,
Ausnahme ohne Bindevokal: ‫ָתּ ֵשׂמנָ ה‬
Im Jussiv wird der Stammvokal verkürzt (PK-KF); aus ū>o und aus ī>e:
‫ יָ קֹם > יָ קוּם‬und das wawPK übernimmt die KF: ‫ וַ יָּ ָקם‬mit Betonung auf der
vorletzten Silbe.
‫ יָ ֵשׂם > יָ ִשׂים‬und wawPK ‫וַ יָּ ֶשׂם‬
2. Nifal
Der Präformativvokal in der AK ist zu ā geworden, der Stammvokal ist meist ô, so
bei k-w-n ‚stehen‘: ‫נָ כוֹן‬. In der PK ist der Präformativvokal i mit Verdopplung des
ersten Konsonanten (ganz regulär); Stammvokal ist wieder ô: ‫יִ כּוֹן‬.
Bindevokale stehen zwischen Stamm und konsonantisch beginnender Endung: in der AK ô, in der PK ê (Sere): ‫ ִתּכּוֹנֶ ינָ ה‬,‫כוּנוֹת‬
ְ‫נ‬.
ָ
3. Hifil und Hofal
Im Hifil ist der Themavokal ī; die AK hat die Präformativsilbe ē, in der PK lautet sie
ā: AK ‫ ֵה ִקים‬und PK ‫יָ ִקי!ם‬, Kurzform: ‫( יָ ֵקם‬Juss) und ‫( וַ יָּ ֶקם‬wawPK). Der Bindevokal für die konsonantischen Endungen ist in der AK /o/, in der PK /e/ (Segol):
‫ימוֹתי‬
ִ ‫ ֲה ִק‬die erste Silbe ist enttont, statt des Schwa steht wegen des Laryngals
Chatep Qamets; in der PK steht dann Schwa: ‫ימינָ ה‬
ֶ ‫ ְתּ ִק‬.
- 52 -
XXI. HOHLE WURZELN
Formal lassen sich bei den II-î-Verben daher die PK im Qal und im Hi nicht
unterscheiden. Allerdings haben die meisten II-î kein Hifil, lediglich ‫„ בין‬wahrnehmen“, „verstehen“ hat Qal und Hifil: ‫יָ ִבין‬, was sich jedoch in der Beudeutung zwischen beiden Stammesmodifikationen nicht wesentlich unterscheidet.
Kennzeichen des Hofal ist wie bei den I-Waw ein plene geschriebenes û:
‫יוּקם‬
ַ ,‫הוּקם‬
ַ .
4. Polel, Polal und Hitpolel
Der Doppelungsstamm wird bei den Mediae Infirmae in der Regel mit reduplizierter Mittelsilbe gebildet: Polel - Polal - Hitpolel lauten die entsprechenden Bildemuster, wobei das L den zweiten und letzten Radikal der Wurzel anzeigt.
Der aktive Doppelungsstamm ist der Polel: ‫ יְ כוֹנֵ ן‬,‫כּוֹנֵ ן‬.
Der passive lautet Polal: ‫ יְ כוֹנֵ ן‬,‫כּוֹנַ ן‬.
der reflexive wird nach dem Muster Hitpolel gebildet: ‫ יִ ְתכּוֹנֵ ן‬,‫ ִה ְתכּוֹנֵ ן‬.
5. Zusammenfassung
Als wichtige Merkposten stellen sich nach dem ausführlichen Durchgang vier Punkte dar:
1. Die unterschiedlichen Stammvokale in den einzelnen Konjugationen und
Stammesmodifikationen.
2. Die Stammesmodifikationen Qal, Nifal und Hifil können nur vorne unterschieden werden; aber: zwischen PK Qal und Hifil ist eine formale Unterscheidung
nicht möglich!
3. Im AK Ni und Hi steht bei konsonantischen Affixen der Bindevokal -ō-, im
PK in allen Stammesmodifikationen der Bindevokal -ǣ-.
4. Statt des Piel etc. werden reduplizierende Formen gebildet: Polel, Polal und
Hitpolel.
Eine tabellarische Übersicht gibt abschließend noch einmal die Einzelheiten:
- 53 -
XXII. VERBA MEDIAE GEMINATAE
Qal
II-û
AK
Präformativvokal
Stammvokal
PK
II-ô
ā (a)
ō (o)
-/-
Präformativvokal
ā
ū
ō
Bindevokal
Juss
Abk.:
Stammvokal
+CC
()
Hifil
II-û/ô/î
II-û/ô/î
ā (ǝ)
ē
ō
ī
-/-
Bindevokal
Stammvokal
II-î
Nifal
ī
ō
ī/ē/ǣ
i +CC
ā
ō
ī
ǣ
o
o
æ
ē
Verdopplung des ersten Radikals
enttonte Variante
Statt des Piel etc. werden reduplizierende Formen gebildet: Polel, Polal und Hitpolel. Das Hofal wird wie bei den I-Waw mir plene geschriebenem -û- gebildet: hû-, jû-.
XXII. Verba mediae geminatae
Cf. Ernst § 49
Auch die verba mediae geminatae (Verben mit verdoppeltem mittleren Radikal;
II=III; ‫ )ע״ע‬sind ursprünglich zweiradikalig mit kurzem Stammvokal und gelängtem (verdoppeltem) Auslautkonsonanten. Im Wörterbuch werden sie mit redupliziertem Auslautkonsonanten zitiert. Der unterschied zu den Hohlen Wurzeln
besteht darin, dass die Hohlen Wurzeln einen langen Stammkonsonanten haben,
die Media Geminatae einen kurzen. Daran kann man die Formen unterscheiden,
die sich in der Bildeweise sonst sehr ähneln. Am deutlichsten ist die Unterscheidung da, wo der Auslautkonsonant verdoppelt oder redupliziert ist.
Diese Verdopplung erscheint überall da, wo ein vokalischer Auslaut folgt; endet die Form mit dem Stammkonsonanten, wird nicht verdoppelt. Bei einzelnen
Formen wird der Auslautkonsonant redupliziert und so eine Dreisilbigkeit hergestellt.
- 54 -
XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN
Qal
/o/
AK
Präformativvokal
-/-
ā
ē
Stammvokal
a
a
ē(e)/ī(i)
ô
Präformativvokal
ā
ē
i+CC
ā
Stammvokal
o
a
a
ē
Bindevokal
Juss
Hifil
/a/
Bindevokal
PK
Nifal
Stammvokal
wawPK Stammvokal
ǣ
o
a
a
e
o (Qamez
Chatuf)
æ
a
æ
Abk.:
+CC Verdopplung des ersten Radikals
()
enttonte Variante
Die Doppelungsstämme lauten wie bei den Hohlen Wurzeln: Polel, Polal,
Hitpolel. Das Hofal wird wie bei den I-Waw mir plene geschriebenem -û- gebildet:
hû-, jû-.
XXIII. Doppelt schwache Verben
Cf. Ernst § 50; Neef, Arbeitsbuch Hebräisch, pp.300-302.344
In den Abschnitten XVI bis XXII haben wir Besonderheiten der der Formenbildung
kennengelernt, die zum einen auf den bh Lautgesetzen beruhen, zum anderen Abweichungen vom regulären dreiradikaligen Grundschema darstellen. Eine gewisse
Anzahl von Verben weist nicht nur eines der vorstehend besprochenen Merkmale
auf, sondern zwei; diese Verben nennt man darum „doppelt schwach“. Diese Verben stellen beim Lernen eine besondere Herausforderung dar, da manchmal nur
noch der mittlere Radikal erhalten ist. Daher muss man sich die geläufigsten Verben
mit ihren Besonderheiten klar machen. In den Tabellen sind nur die Formen verzeichnet, die stark abweichen und daher nicht auf Anhieb erkennbar sind; manche
Formen sind auch nicht belegt und fehlen deshalb in der Übersicht.
- 55 -
XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN
1. I-Nun + III-Infirmae
Das nun assimiliert bei den Formen, bei denen der erste Radikal silbenschließend
ist. Das heh am Wortende zeigt den langen Auslaut an, der bei vokalischen Endungen entfällt, so dass diese direkt am zweiten Radikal hängt. Auch in den Kurzformen im Jussiv und wawPK entfällt in den endungslosen Formen der auslautende
Vokal (apokopierte Formen). Dies führt dazu, dass bei diesen Formen nur noch ein
Radikal zu erhalten ist. Diese Formen sind besonders schwer zu erkennen.
‫נכה‬
Hi
schlagen
AK
PK
wawPK
Imp
Inf.cs
Ptz
‫ִה ָכּה‬
‫ִה ְכּ ָתה‬
‫ית‬
ָ ‫ִה ִכּ‬
‫יַ ֶכּה‬
‫ַתּ ֶכּה‬
 ַ‫וַ יּ‬
‫ַה‬
‫ַה ִכּי‬
‫ַהכּוֹת‬
‫ַמ ֶכּה‬
…
‫ִהכּוּ‬
etc.
etc.
…
etc.
‫ַתּ ִכּי‬
…
‫ַתּ ֶכּינָ ה‬
etc.
‫נטה‬
‫נקה‬
Ho
geschlagen werden
‫ֻה ָכּה‬
‫ֻי ֶכּה‬
‫ֻמ ֶכּה‬
Qal
sich neigen
normal
III-heh
‫יִ ֶטּה‬
‫וַ יֵּ ט‬
Hi
ausstrecken
‫ִה ָטּה‬
‫יַ ֵטּה‬
‫וַ יַּ ט‬
Ni
unschuldig sein
‫נִ ָקּה‬
‫יִ נָּ ֶקה‬
Pi
für unschuldig
erklären
‫נִ ָקּה‬
‫יְ נַ ֶקּה‬
normal normal normal
III-heh III-heh III-heh
‫ ַהט‬/!‫ַהטּוֹת ַה ֶטּה‬
‫ַמ ֶטּה‬
Anmerkungen: Bei ‫ נקה‬lauten die Formen in der AK Ni und Pi gleich: beim Ni wird
der erste Radikal an den mittleren assimiliert, im Pi wird der mittlere aufgrund der
Form (Dopplungsstamm!) verdoppelt.
2. I-Nun + III-Alef
Hier sind v.a. die zwei Verben ‫ נשׂא‬tragen, heben (659 Vorkommen) und ‫ נבא‬prophezeien (115 Vorkommen) zu nennen. Das Nun wird in den entsprechenden Formen
assimiliert; da das gelegentlich quieszierende Alef immer geschrieben wird, lassen
sich diese Formen in der Regel sehr gut erkennen:
- 56 -
XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN
‫נשׂא‬
Qal
tragen
AK
PK
wawPK
Imp
Inf.cs
normal
‫יִ ָשּׂא‬
‫יּשּׂא‬
ָ ַ‫ו‬
‫ָשׂא‬
/‫ְשׂ ֵא‬
normal
‫ֵשׂאת‬
…
‫וַ יִ ְּשׂאוּ‬
Ni
getragen werden
‫נִ ָשּׂא‬
‫יִ נָ ֵשׂא‬
Ptz
‫נִ ָשּׂא‬
Anmerkung: Da das Dagesch in einem Konsonaten mit Schwa nicht geschrieben werden muss, ist in manchen Formen das verdoppelte Nun nicht zu erkennen.
3. I-Waw + III-Infirmae
Von den häufigsten Verben dieser Klasse ‫ ידה‬Hi preisen (110 Vorkommen) und ‫ירה‬
Hi unterweisen (45 Vorkommen) sind nicht alle Formen belegt, bei ‫ ירה‬in der AK
sogar nur fast Formen mit Suffixen. Entsprechend den Regeln für I-Waw erscheint
das ursprüngliche Waw im Hi wieder. Das Heh, das den langen Auslaut anzeigt,
fällt bei vokalischer oder konsonantischer Endung mit Bindevokal weg:
‫ידה‬
Hi
preisen
‫ירה‬
Hi
unterweisen
AK
PK
‫הוֹדינוּ‬
ִ
‫הוֹדוּ‬
‫הוֹרהוּ‬
ָ
‫הוֹר ָת‬
ֵ
‫יתי‬
ֵ
ִ ‫הוֹר‬
‫יוֹדה‬
ֶ
wawPK
Imp
Inf.cs
‫הוֹדוּ‬
Ptz
‫מוֹדה‬
ֶ
‫יוּרה‬
ֶ
‫תּוֹר‬
ְ
‫מוֹרה‬
ֶ
4. I-Waw + III-Alef
Die beiden häufigsten Wörter sind ‫ יצא‬herausgehen und ‫ ירא‬sich fürchten mit 1067
bzw. 378 Vorkommen. Im Qal sind alle Radikale erhalten, das Alef quiesziert, wird
aber immer geschrieben, sodass sich die Formen problemlos bestimmen lassen; im
Nif‘al und im Hif‘il ist zu beachten, dass der erste Radikal, das Jod mit dem Präformativvokal zu /ô/ kontrahiert:
AK
‫יצא‬
Hi
herausgehen
‫הוֹציא‬
ִ
‫ירא‬
Ni
sich fürchten
‫נוֹרא‬
ָ
PK
wawPK
Imp
Inf.cs
Ptz
‫\וַ יּ ֵֹצא‬
‫יּוֹצא‬
ֵ ַ‫ו‬
‫ִתּוָּ ֵרא‬
- 57 -
‫נוֹרא‬
ָ
XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN
Zu den Unterschieden zwischen ‫ ירא‬und ‫ ראה‬cf. Neef, Arbeitsbuch, pp.263s.
5. I-Alef + III-Infirmae
Das Verb ‫ אבה‬wollen, das 54 mal im Qal belegt ist, weist die Merkmale von I-Alef
und III-Infirmae-Verben auf. !Nur wenige Formen sind überhaupt belegt.
‫אבה‬
Q
wollen
AK
PK
‫ָא ָבה‬
‫יתי‬
ִ ‫ָא ִב‬
‫ֹאבה‬
ֶ ‫י‬
wawPK
Imp
Inf.cs
Ptz
‫א ִֹבים‬
Anmerkung: Die Form ‫יתי‬
ִ ‫ ָא ִב‬darf nicht mit einem Hi verwechselt werden.
6. II-Waw (Hohle Wurzel) + III-Infirmae
Das Verb ‫ בוא‬kommen ist mit 2565 Vorkommen eines der häufigsten im AT; bei
ihm kommen die Regeln für Hohle Wurzeln und III-Alef zum tragen. Das Alef
quiesziert regelmäßig. Die Formen haben zwar lautliche Besonderheiten, diese betreffen aber nur die Vokalisation; an der Kombination Beth-Alef ist das Verb immer
sicher zu erkennen:
‫בוא‬
AK
PK
wawPK
Imp
Inf.cs
Ptz
Q
kommen
‫ָבּא‬
‫יָ בֹא‬
‫וַ יָּ בֹא‬
‫בּוֹא‬
‫בּוֹא‬
‫ָבּא‬
Hi
bringen
‫ֵה ִביא‬
‫יָ ִביא‬
‫וַ יָ ֵבא‬
‫ָה ֵבא‬
‫ָה ִביא‬
‫ֵמ ִביא‬
7. Einzelne Verben
Das Verb ‫ היה‬ist mit 3540 Belegen im AT das zweithäufigste Verb. Es weist zwei
Unregelmäßigkeiten auf:
1. Der Präformativvokal ist trotz des Laryngals als erstem Radikal kein /a/ (Patach),
sondern ein /i/ (Chireq).
2. Die Kurzform der PK hat ein auslautendes /î/ (Chireq magnum).
- 58 -
XXIII. DOPPELT SCHWACHE VERBEN
‫היה‬
Q
sein
AK
PK
wawPK
Imp
Inf.cs
‫ָהיָ ה‬
‫ָהיְ ָתה‬
‫ית‬
ָ ִ‫ָהי‬
‫ָהיִ ית‬
‫יתי‬
ִ ִ‫ָהי‬
‫ָהיִ ינוּ‬
‫יתם‬
ֶ ִ‫ָהי‬
‫יִ ְהיֶ ה‬
‫ִתּ ְהיֶ ה‬
‫ֱא ְהיֶ ה‬
‫וַ יְ ִהי‬
‫ֱהיֵ ה‬
‫ֶהיוֹת‬
Ptz
…
n.b.
‫ָהיוּ‬
Anmerkungen: n.b. „nicht belegt“. Das Zeichen „…“ bedeutet, dass weitere
Formen den genannten Mustern entsprechen. Das Partizip ist nur einmal belegt. Im
wawPK bewirkt das Schwa unter dem Jod, dass das Dagesch nicht geschrieben wird
(s.o. p.##).
Die Formen von ‫ חיה‬entsprechen denen von ‫היה‬, nur die Vokalisation des Imp
unterscheidet sich:
‫חיה‬
Q
leben
AK
PK
wawPK
Imp
Inf.cs
‫ ָחי‬/‫ָחיָ ה‬
‫יִ ְחיֶ ה‬
‫וַ יְ ִחי‬
‫וֶ ְהיֶ ה‬
‫ֲחיִ י‬
‫וִ ְהיוּ‬
‫לִ ְחיוֹת‬
‫יוֹתם‬
ָ ‫ֲה‬
Ptz
Das Verb ḤWH sich verneigen (170 Vorkommen) kommt nur in der sonst nicht gebräuchlichen Stammesmodifikation des Hištaf‘el vor. Es handelt sich beim Hištaf‘el
um eine Variante des Kausativstammes, die nicht wie der bh Hif‘il mit H gebildet
wird, sondern mit Š. Die Vorsilbe hit- (mit Metathese der Sibilanten, wie bein Hitpael, s.o. p.##), markiert den reflexiv/medialen Sinn.4 Nur wenige verschiedene
Formen sind belegt:
AK ‫יתי‬
ִ ֵ‫ ִה ְשׁ ַתּ ֲחו‬, PK ‫יִ ְשׁ ַתּחוּ‬, Imp ‫ ִה ְשׁ ַתּ ֲחוִ י‬, Inf ‫ִה ְשׁ ַתּ ֲחוֹת‬
4
Anders CDCH, s.v. ‫ שׁחה‬hitpalpel.
- 59 -
XXIV. GLOSSAR
XXIV. Glossar
Cf. H. Bussmann, Lexikon der Sprachwissenschaft
Argument
Ausdruck auf den eine Funktion angewendet wird, das x im
Ausdruck f (x)
Assimilation
Verschmelzung zweier unterschiedlicher konsonantischer Laute zu
einem konsonantischen Laut
Deixis
Zeigewort (s.o., p.18)
deontische Modalität von griech deomai ‚müssen‘, Ausdruck für eine grammatische
Form, die ein Müssen, Sollen, Dürfen etc. enthält; im Gegensatz
zur > epistemischen Modalität
Dependenz
Phrase, die von einer Präposition abhängt
elidieren
s.u. Elison
Elision
auch Apheresis: Entfall eines konsonantischen Lautes
epistemische Modalität epistamai griech. ‚verstehen‘; die epistemische Modalität
gibt an, welchen Wahrheitsgehalt der Sprecher einer Äußerung
zumißt: sicher, wahrscheinlich, möglich
Evidenz
dieser Ausdruck bezeichnet die sprachlichen Funktion, anzugeben,
aufgrund welcher Indizien eine aussage gemacht wird, in den
europäischen und semitschen Sprachen spielt das keine große Rolle
!(cf. Palmer, Mood and Modality)
Komplement durch Valenz von einem Verb geforderte Ergänzung: Subjekt und
Objekte
Kontraktion
Verschmelzung von zwei unterschiedlichen vokalischen Lauten zu
einem vokalischen Laut
Kopf
eine Phrase hat einen Kopf, der ihr einen Namen gibt (Nomen,
Verb, Präposition, Adjektiv, Adverb), und der durch die übrigen
Elemente der Phrase modifiziert wird
Lexem
das Wort als lexikalische Einheit, im Unterschied zum konkreten
Wort, das in einem Text gebraucht wird und das in verschiedenen
Formen auftritt, ist das Lexem die Abstraktion aus allen diesen
Gestalten.
- 60 -
XXV. LITERATURVERZEICHNIS
Nomen
Wortart, Oberbegriff für Substantive, Adjektive und nominale
Verbformen, Verbaladjektiv=Partizip und Verbalnomen=Infinitiv.
Phrase
Als Baustein eines Satzes bestehen Phrasen aus > Kopf und
modifizierenden Elementen, die syntaktisch unterschiedlich
fungieren, je nach Wortart des Kopfes der Phrase.
Quieszieren
Ein Buchstabe der geschrieben, aber nicht gesprochen wird; im BH
ist das silbenschließende Alef davon betroffen (s.o. III-Alef-Verben).
Radikal
s.u. Wurzel
Reduplikation Verdopplung eines (Wurzel-)konsonanten
Valenz
jedem Verb kommen typische Ergänzungen zu, die von seinem
Sinn gefordert sind; semantisch können verschiedenen Kasus- oder
Theta-Rollen unterschieden werden (Agens, Patiens, Beneficient
etc.), die syntaktisch als Subjekt und versch. Objekte realisiert
werden.
Wurzel
Hebräische Lexeme gehen auf eine sog. Wurzel zurück, die den
semantischen Gehalt festlegt; sie besteht aus drei Konsonanten, den
sog. Radikalen (von lat. radix „Wurzel“). die Wurzel wird durch
Bildeelemente: Vokale, Präfixe und Affixe erweitert.
XXV. Literaturverzeichnis
1. Zur Grammatik
Francis I. Andersen, The Hebrew Verbless Clause in the Pentateuch, JBL Monograph Series 14,
Nashville & New York 1970
--, The Sentence in Biblical Hebrew, The Hague & Paris 1974
Bill T. Arnold & John H. Choi, A Guide to Biblical Hebrew Syntax, Cambridge 2003
John C. Beckman, Williams‘ Hebrew Syntax, 3. Aufl. Toronto u.a. 2007
Gotthelf Bergsträsser, Hebräische Grammatik, 2 Tle. Leipzig 1919 & 1929; ND Darmstadt
1985
Joshua Blau, Phonology and Morphology of Biblical Hebrew. An Introduction, LSAWS 2, Winona
Lake /IN 2010
Carl Brockelmann, Hebräische Syntax, Neukirchen 1956; 2. Aufl 2004
Hadumod Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 4. Aufl. Stuttgart 2008
- 61 -
XXV. LITERATURVERZEICHNIS
John A. Cook & Robert D. Holmstedt, Ancient Hebrew. A Student Grammar, revised edition
2009/10 URL <http://individual.utoronto.ca/holmstedt/textbook/BHSG2010.pdf>, 3.
Januar 2013
Christa Dürscheid, Syntax. Grundlagen und Theorien, Göttingen 5. Aufl. 2010
Alexander B. Ernst, Kurze Grammatik des Biblischen Hebräisch, Neukirchen 2008
Ernst Jenni, Aktionsarten und Stammformen im Althebräischen: das Pi‘el in verbesserter
Sicht, in: id., Studien zur Sprachwelt des Alten Testaments II, Stuttgart 2005, pp.77-106
--, Die hebräischen Präpositionen, 3 Bde., Stuttgart 1992-2000
--, Lehrbuch der Hebräischen Sprache des Alten Testaments, Basel & Frankfurt/Main 1981
--, Nif‘al und Hitpa‘el im Biblischen Hebräisch, in: id., Studien zur Sprachwelt des Alten
Testaments III, Stuttgart 2012, pp.131-303
Jan Joosten, The Verbal System of Biblical Hebrew, Jerusalem Biblical Studies 10, Jerusalem
2012
Emil Kautzsch, Wilhelm Gesenius’ Hebräische Grammatik, Leipzig 1909, ND Darmstadt 1985.
(Seit über hundert Jahren das unangefochtene Standardwerk)
Rudolph Meyer, Hebräische Grammatik, (Slg. Göschen, 4 Bd.e 1969-1982), Ausgabe in einem
Bd. Berlin & New York 1992.
Diethelm Michel, Grundlegung einer hebräischen Syntax, Teil 2 Der hebräische Nominalsatz,
Neukirchen 2004
Takamitsu Muraoka, A Grammar of Biblical Hebrew, 2 Bde. Rom 1993
Christo H.J. van der Merwe u.a., A Biblical Hebrew Reference Grammar (Biblical Languages:
Hebrew 3), Sheffield 1999
Heinz-Dieter Neef, Arbeitsbuch Hebräisch, Tübingen 3. Aufl. 2008
Bruce K. Waltke & Michael O‘Connor, An Introduction to Biblical Hebrew Syntax, Winiona
Lake/IND 1990
2. Wörterbücher
Frants Buhl, Wilhelm Gesenius’ Hebräisches und Aramäisches Handwörterbuch über das Alte
Testament, 17. Aufl. Berlin u.a 1909, ND 1962
David J.A. Clines, The Dictionary of Classical Hebrew, 8 Bde, Sheffield 1993-2011
(dokumentiert vollständig den Sprachgebrauch und enthält auch das Vokabular der
althebräischen Inschriften, des hebr. Ben Sira und der Qumrantexte)
--, Concise Dictionary of Classical Hebrew, Sheffield 2009 (enthält auch das Vokabular der
althebräischen Inschriften, des hebr. Ben Sira und der Qumrantexte)
Walter Dietrich u. Samuel Arnet, Konzise und aktualisierte Ausgabe des Hebräischen und
Aramäischen Lexikons zum Alten Testament, Leiden u. Boston 2013 (empfehlenswert zur
Anschaffung)
Wilhelm Gesenius, Rudolf Meyer und Herbert Donner, Hebräisches und Aramäisches
Handwörterbuch über das Alte Testament,18. Auflage, 7 Bde, Berlin u.a 1987-2012; Ausgabe
- 62 -
XXV. LITERATURVERZEICHNIS
in einem Band 2013
Ludwig Köhler, Walter Baumgartner Johann J. Stamm Hebräisches und Aramäisches Lexikon
zum Alten Testament, Leiden 1967-1995; 2. Aufl. 2004 (diskutiert ausführlich die
Wortbedeutungen)
- 63 -

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