Freier Bericht: Arabisch-Studium an der GJU in Amman, Jordanien
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Freier Bericht: Arabisch-Studium an der GJU in Amman, Jordanien
1 Maximilian Ellebrecht Kontakt: [email protected] Studienfach: Sophi – Politikwissenschaft Matrikelnummer: 2655466 Freier Bericht: Arabisch-Studium an der GJU in Amman, Jordanien Im Rahmen des DAAD-Programms "Arabisch in Jordanien" habe ich fünf Monate einen Sprachkurs an der Deutsch-Jordanischen Universität (German Jordanian University, kurz: GJU) in Amman besucht. Der angebotene Kurs richtete sich ausschließlich an Deutsche, wobei die Gruppe sowohl aus DAAD-StipendiatInnen als auch aus Studierenden der Universität Marburg sowie der Universität Bremen bestand. Diese Zusammensetzung war für den Erfolg des Sprachunterrichts leider nicht immer förderlich, weil mitunter sehr unterschiedliche Sprachniveaus sowie unterschiedliche Erwartungen und Wünsche für das Programm bestanden. Zudem hatte die Universität Marburg recht genaue Vorstellungen davon, wie geprüft und benotet werden soll. Dies hat etliche Diskussionen erfordert, um eine Kompromisslösung zu finden, mit der alle Beteiligten zufrieden waren. Die dabei verloren gegangene Zeit ging leider zu häufig auf Kosten des Sprachunterrichts. Wir waren der erste Jahrgang, der dieses Programm absolviert hat. Folglich gab es insgesamt viel Diskussions- und Evaluierungsbedarf. Lehrkräfte und Studierende mussten sich beiderseits aufeinander einstellen. Wir hatten vielfach die Möglichkeit Wünsche zu äußern, welche auch oft berücksichtigt wurden. In jedem Fall ist positiv hervorzuheben, dass sich die Lehrkräfte und Verantwortlichen alle Mühe gegeben haben, das Programm so zu gestalten, dass alle Studierenden maximal von ihrem Studienaufenthalt profitieren. Wir wurden stets dazu ermutigt, unsere Meinung und konstruktive Kritik zu äußern. Unsere Rolle als "VersuchskaninchenJahrgang" war nicht immer einfach, jedoch können wir uns im Großen und Ganzen nicht beschweren: Die aufgetretenen Komplikationen waren völlig natürlich und nur schwierig abzuwenden. Ich bin mir sicher, dass sich die Qualität des Programms in den nächsten Jahren weiter steigern wird. Routine braucht Zeit. Ein bisschen Geduld und Verständnis sollten die StipendiatInnen daher mitbringen. Unser Sprachkurs begann mit einer zweiwöchigen Einführung in den jordanischen Dialekt. Diese Einführung ist leider etwas misslungen, denn sie wirkte unkoordiniert und wenig durchstrukturiert. Leider hatten die zuständigen Lehrkräfte der GJU im Vorhinein die Hilfe des Landesspracheninstituts Bochum (LSI) abgelehnt. Dass diese zweiwöchige Einführung etwas missglückte, war nach der Evaluation eines Feedback-Fragebogens kein Geheimnis mehr. Es wurde umgehend reagiert: Zum einen wurde etwa zwei Monate später an einem Samstag ein zusätzlicher Dialekt-Workshop angeboten. Hierzu wurden extra zwei Lehrkräfte von anderen Sprachinstituten eingeladen, die sich auf "Arabisch / Jordanisch als Fremdsprache" spezialisiert hatten und hervorragende Arbeit leisteten. Der eintägige Kurs war zur Zufriedenheit aller Teilnehmer ein voller Erfolg. Weiterhin wurde uns versichert, dass die zweiwöchige Einführung in den jordanischen Dialekt bei zukünftigen Jahrgängen sicherlich nicht mehr in dieser Form stattfinden wird. Ich empfehle, auch eigenständig damit zu beginnen ein bisschen Dialekt zu lernen. Das "Ahlan Jordan" in Jabal Weibde bietet zum Beispiel sehr kostengünstigen, maßgeschneiderten DialektUnterricht für Kleingruppen à 1-5 Personen. Mir persönlich hat sich der jordanische Dialekt leider recht spät erschlossen, was ein bisschen schade war, da nach einigen Grundlagen (Personalpronomen, Verbdeklination, Lautverschiebungen, Possesivpronomen, Relativsätze, Konditionalsätze, usw.) eigentlich schon das meiste verstanden ist. Es muss sich eben nur jemand finden, der einem diese Dinge einmal systematisch vorführt. Dialekt-Kenntnisse zu haben, kann durchaus Sprechängsten im Alltag entgegenwirken. Ich habe 2 anfänglich meist Hocharabisch gesprochen, bin mir aber irgendwann bewusst geworden wie "gekünstelt" die Gespräche dann meist verlaufen. Meine GesprächspartnerInnen haben eben nicht so mit mir gesprochen wie sie im Alltag kommunizieren. Bessere Dialekt-Kenntnisse haben mir dann widerum mehr Sicherheit beim Sprechen verliehen. Mit steigendem Sprachniveau hat sich auch meine Zahl arabischer Freunde kontinuierlich erhöht. Die wärmsten Kontakte habe ich leider erst in den letzten 1-2 Monaten meines Aufenthaltes geschlossen. Dass der Sprachkurs in einer Deutsch-Jordanischen Universität stattgefunden hat, habe ich manchmal als eher unvorteilhaft empfunden. Einige Lehrkräfte sprachen sehr gut Deutsch und mussten (gerade zu Beginn des Kurses) stets von uns dazu ermahnt werden, bitte Arabisch und nicht Deutsch zu sprechen. Auch außerhalb des Unterrichts wurde Deutsch dann ziemlich schnell zur Standardsprache. Die Sprachkursteilnehmer waren (bis auf einen Studenten aus Bulgarien) allesamt Deutsch-Muttersprachler, sodass sich ziemlich natürlich ergeben hat, dass wir in der Regel miteinander Deutsch und nicht etwa Arabisch (oder zumindest Englisch) gesprochen haben. Die anderen Studierenden an der Universität lernen ausnahmslos Deutsch, je nach Studiengang mehr oder weniger intensiv. Viele Studierende sind daher sehr interessiert an Deutschen, möchten aber eben auch gerne üben, Deutsch zu sprechen. Gerade zu Beginn des Kurses, waren die Deutschkenntnisse unserer Lehrkräfte oder einiger Mitstudierender für mich persönlich durchaus einschüchternd, da mein Arabisch in der Regel alles andere als sicher und flüssig gewesen ist. All das sind im Grunde keine wirklichen Probleme. Die Verantwortung liegt letztlich bei jeder/m einzelnen, tatsächlich Arabisch zu sprechen; sei es untereinander oder mit arabischen Studierenden und Lehrkräften. Doch einen zusätzlichen Ansporn stellte das allgemein sehr deutsche Umfeld an der Universität eben leider nicht dar. Insgesamt neigen viele Jordanier dazu, auf Englisch oder Deutsch zu wechseln, sobald man ins Stocken gerät. Es ist natürlich der leichte Weg da einfach mitzugehen. Meine Empfehlung wäre natürlich trotzdem darauf zu beharren, Arabisch zu sprechen, selbst wenn es zunächst schwer fällt. Ich persönlich habe so ein Verhalten leider etwas zu spät an den Tag gelegt, musste aber auch erst ein gewisses Sprachniveau erreichen, um mich überhaupt vernünftig artikulieren zu können. Selbstverständlich kann ich dazu raten Tandem-PartnerInnen zu suchen. SprachpartnerInnen zu finden ist überhaupt nicht schwierig; sei es ander Uni, über das Goethe-Institut, auf der Straße oder über Couchsurfing. Das wichtige ist, dass die Chemie stimmt und man sich wirklich gut versteht. Dann kommt auch das Sprache lernen wie von selbst. Ich habe gemeinsam mit zwei Deutschen in einer vollmöblierten Wohnung in Jabal Amman, in der Nähe vom 3. Circle gewohnt. Meine Nachbarschaft hat mir gut gefallen, da es zumindest in der nächsten Umgebung keine weiteren "expats" gab. Ich habe mich mit meinen beiden Mitbewohnern sehr gut verstanden, was das Leben in Amman durchaus verschönert hat. Die soziale Integration und die Anwendung der Sprache auch in der Freizeit wurde dadurch zu Beginn natürlich nicht gerade erleichtert. Wir haben zu dritt für die recht geräumige Wohnung 550JOD/Monat gezahlt, was gut 200€ pro Person (plus Strom und Wasser) entspricht. Das ist ein recht fairer Preis. Man kann zwar auch noch wesentlich günstiger wohnen, kann aber auch definitiv mehr zahlen. Insgesamt ist es als Ausländer allerdings relativ schwierig an die richtig guten Angebote heranzukommen. Wir haben eine monatliche Stipendienrate von 800€ bekommen. Das ist im Vergleich zum jordanischen Durchschnittseinkommen eine ziemlich großzügige Summe. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass 800€ in Jordanien und gerade in Amman ziemlich schnell ausgegeben sein können. Ich persönlich bin mit dem Geld ganz gut hingekommen. Ich habe keineswegs im maßlosen Überfluss gelebt, aber auch nicht an jeder Ecke sparen müssen. Ein paar Reisen sind auf jeden Fall drin, jede Menge Hummus und Falafel sowieso und sogar manchmal der ein oder andere Kneipenbesuch (auch wenn der von allem zweifellos am meisten ins Gewicht fällt). 3 Ich habe versucht mir möglichst früh einen Überblick über das (zugegebenermaßen sehr verwirrende) öffentliche Nahverkehrsnetz zu verschaffen. Wer Bus- und Servis-Routen kennt, kann sich einiges an Taxi-Kosten sparen. Taxis sind zwar wesentlich günstiger als in Deutschland, läppern sich allerdings auf Dauer trotzdem sehr. Die Kenntnis der öffentlichen Nahverkehrsrouten hat mir zudem das Gefühl gegeben, mich auszukennen und angekommen zu sein. Ich kann jedem ans Herz legen sich nicht nur auf Sprache und Studium zu beschränken, sondern auch Kultur, Gesellschaft und aktuelle politische Entwicklungen aufmerksam und differenziert zu beobachten. In meine Zeit in Jordanien fielen Ereignisse wie die jordanische Beteiligung an der Militärkoalition gegen den IS, die Anschläge auf das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo, die Verbrennung des jordanischen Piloten Muaz al-Kasasbeh durch den IS und vieles mehr. Diese Ereignisse wurden und werden in der jordanischen Gesellschaft nach wie vor heiß diskutiert. Als Zeitzeuge vor Ort konnte ich nicht nur Nachrichten lesen, sondern auch mit den Menschen sprechen. Es wäre schade, sich so eine Gelegenheit entgehen zu lassen. Ich selbst habe meinen Aufenthalt als Chance genutzt, mich erstmalig journalistisch zu betätigen. Über die gesamte Dauer meiner Zeit in Jordanien habe ich sowohl lokale und internationale Medien aufmerksam verfolgt als auch das Gespräch mit den Menschen gesucht. So gewonnene Erkenntnisse habe ich genutzt, um einen Artikel zum Phänomen der in Jordanien massiv kursierenden Verschwörungstheorien zu verfassen, welcher auf der Online-Plattform des Fachmagazins zenith (www.zenithonline.de) veröffentlicht wurde. Zusammenfassend kann ich das Programm "Arabisch in Jordanien" allen Interessierten nur ans Herz legen. Ich rate davon ab sich im Vorhinein zu viele Sorgen oder Pläne zu machen, das allermeiste wird ohnehin erst vor Ort zu regeln sein. Für mich persönlich war der Aufenthalt in Jordanien in vielerlei Hinsicht sehr bereichernd.