Testbericht - Fischer Hifi Shop

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Testbericht - Fischer Hifi Shop
KEF XQ10 + KEF XQ60b
Geschrieben von: Marco Breddin
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KEF XQ10 + KEF XQ60b
In Zusammenarbeit mit der BBC erforschte KEF-Begründer Raymond Cooke einst die Grenzen und
Möglichkeiten der Lautsprechertechnologie. Heraus kam ein Studiomonitor, der nach Neutralitätskriterien zur
Legende wurde. Die neuen Winzlinge aus der XQ-Serie zeigen ähnliche Qualitäten und bringen als 2.1-Set sogar
Tiefbassunterstützung mit. Der Autor ging auf Spurensuche.
Cookes KEF-Historie
1961 gründete Raymond Cooke die Firma KEF auf dem Gelände eines Metallverarbeitungsbetriebes mit dem Namen
„Kent Engineering & Foundry“. Sein Ziel war die Verbesserung der zeitgenössischen Lautsprechertechnik durch neue
Materialien und Technologien. Um ungestört experimentieren zu können, bezog der ehemalige Elektroingenieur der BBC
eine kleine Wellblechhütte auf dem Firmengelände. Mit seinem ehemaligen Arbeitgeber kam Cooke bald wieder ins
Geschäft. Die BBC entwickelte zwar die Prototypen ihrer Studiomonitore selbst, konnte diese jedoch nicht in Serie
produzieren. Das war Cookes Chance. Er übernahm die Produktion aller weiteren Monitorlautsprecher. Als Ende der 60er Jahre die BBC neue, mobile Tonstudios ausstatten wollte, bekam KEF einen historischen Auftrag: Gesucht wurde ein
akustisches Äquivalent zu Vollbereichslautsprechern – eine sehr kompakte Box mit einem Frequenzgang von bis zu 100
Kilohertz! Derart leistungsfähige Membranen mussten erst noch erfunden werden. Die folgende Flut von
Entwicklungsmodellen gibt Zeugnis von den eifrigen Bemühungen: LS5/2, LS3/4, LS5/5, LS3/5. 1974 gelang schließlich
die entscheidende Entwicklung – ein kleiner Monitorlautsprecher, der so verfärbungsarm war, dass er zum „BBC
Standard for Loudspeakers“ wurde: die LS3/5A. Das System funktionierte so gut, dass die BBC Lizenzen an die
Lautsprecherhersteller verteilte. Schon mal von einer Rogers LS3/5A gehört? Oder von einer Spendor LS3/5A? Oder von
einer Harbeth LS3/5A? Wie auf der Website von KEF zu lesen ist, betrachten heute viele Audiophile die KEF XQ10 als
legitimen Erben der hochgeschätzten LS3/5A.
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KEF XQ10 + KEF XQ60b
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Kimme und KEF
Umso respektvoller lege ich die kleinen XQ10 auf die mitgelieferte, abgerundete Gummimatte. Mit ihrem bauchigen
Körper gleitet sie perfekt in die rutschfeste Form. Meine noch leeren, 65 Zentimeter hohen Dynaudio-Stands fülle ich mit
fünf Kilogramm Vogelsand. Dessen süßlicher Duft liegt noch in der Luft, als ich die Spikes tief in die Gewinde der Stative
schraube. Dann lege ich die glänzenden Metallteller vorsichtig unter die Spitzen der Spikes, um die Dielen zu schonen.
Es dampft immer noch leicht aus den sandgefüllten Rohren, als ich die XQ10 auf die soliden und schweren Stands
hieve. Schließlich ersetze ich die mitgelieferten versilberten Brücken und stecke das weiße Chord Carnival Silverscreen
in die Anschlussbuchsen auf der Lautsprecherrückseite. Ein leises „Klack“ quittiert den sicheren Sitz der
Bananenstecker. So präpariert blickt die 30 Zentimeter hohe XQ10, aufrecht und doch grazil, von ihrem Ständer auf
meinen Hörplatz: Sie ist bereit – sie will spielen.
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KEF XQ10 + KEF XQ60b
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2.1 KEF-Set
Nun nur noch schnell das drei Meter lange QED-Reference Silver vom Pre-Out des kleinen NAD-Vollverstärkers mit dem
aktiven XQ60b Subwoofer – übrigens eine riesige ovale Tonne mit einer 30 Zentimeter Membran – verbinden, die
Trennfrequenz des Subwoofers bis zum Anschlag (140 Hertz) und seine Lautstärke auf moderaten Pegel einstellen, und
los geht’s mit Marla Glenn’s 95-er Soulrock-Dancefloor Mélange Love & Respect. Mit dessen zentnerschweren und
treibenden Grooves gehe ich auf die Suche nach der richtigen Mischung aus Band und Bassist. Durch sein DownfirePrinzip stellt sich der Subwoofer als aufstellungsunkritischer Spielpartner heraus. Da die richtige Trennfrequenz aber von
der individuellen Raumakustik abhängt, hilft hier nur ausprobieren. Ein langes NF-Kabel hilft natürlich ebenso – um nicht
vorzeitig an die Grenzen der individuellen Aufstellungsfreiheit zu kommen. Nach einigen Versuchen zwischen den beiden
XQ10 integriert sich der XQ60b sogar außerhalb des Stereodreiecks richtig gut. Ja – sogar so gut, dass man ihn kaum
heraushören kann. Wenn es dennoch wummern sollte, hilft die Bedienung des Phasenreglers, um die Membran
entgegengesetzt schwingen zu lassen. So hat man wenigstens eine Chance, der Raumakustik ein Schnippchen zu
schlagen.
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KEF XQ10 + KEF XQ60b
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KEFF, KEFF! Grrrrrrr…….
Die grazile XQ10 zeigt sich schon bald von ihrer härtesten Seite. Wie ein verspielter kleiner Boxer, der partout nicht das
kostspielige neue Halsband anlegen will, zeigt mir der frische Schallwandler seine akustische Bissigkeit. Und das,
obwohl Lautsprecher samt Kabel längst eingespielt sind! Mein Blick fällt auf das neue Crown-Waveguide-Device, das mir
plötzlich wie eine Ansammlung von messerscharfen Zähnen vorkommt. Nein, das kann es nicht sein.
KEFologie
Wer hier eigentlich der Spielverderber ist, stellt sich bald heraus: das Chord Carnival Silverscreen. Mit einem Kimber
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KEF XQ10 + KEF XQ60b
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4PR oder Van Den Hul CS-122 klingt die XQ10 wie ausgewechselt. Aus gepresst wird gelöst, die so wichtigen Mitten
sind befreit und eine weit aufgezogene Klangbühne treibt mir ein Lächeln auf die Ohren. War doch gar nicht so schwer.
Manchmal kann eben schon ein Signalkabel den Spaß am Hörgenuss verderben und die Qualitäten eines guten
Schallwandlers zurückhalten.
Sie glauben, die Rückwand hinter den Boxen sei massiv? Dann schließen sie doch mal die Augen und werfen ein Ohr
auf die XQ10: Eine gute Aufnahme vorausgesetzt, verliert die Wohnwand schnell an Substanz, um kurz darauf völlig zu
verschwinden. Die Abbildung ist natürlich nicht gewaltig groß, dennoch liefern die 13 Zentimeter kleinen Membranen
größere Klangräume, als man vermuten würde. In eine Garage oder Wohnhalle würde ich die Boxenzwerge deshalb
aber nicht hineinstellen – als Spielzimmer eignen sich eher 20 bis 25 Quadratmeter.
Das Uni-Q ist ein KEF-Patent. Die so genannte Punktschallquelle. Bei diesem koaxialen Prinzip gilt: Der Hochtöner sitzt
im akustischen Zentrum des Tieftöners. Noch bis in die frühen 80-er Jahre konnte man eine solche „zeitrichtige“
Punktschallquelle nicht realisieren. Die verfügbaren Hochtöner waren aufgrund der schweren und ineffizienten
Ferromagnete zu groß. Man versuchte, den Hochtöner vor und auch hinter der Basseinheit einzusetzen – doch eine
homogene Schallabstrahlung war so nicht möglich. Raymond Cooke und sein Entwicklerteam konnten sich glücklich
schätzen, denn 1988 warf die Nasa einen Magnetwerkstoff namens Neodym-Eisen-Bor auf den Markt, dessen zehnmal
höhere Magnetstärke schließlich die notwendige Verkleinerung des Hochtöners ermöglichte. Heute baut KEF das Uni-QChassis in nahezu alle Produktlinien ein. Die aktuelle Variante bekam noch ein so genanntes Crown-Waveguide-Device
spendiert: Was wie eine Ansammlung von kleinen metallischen Haifischflossen anmutet, soll helfen, den Schall im Raum
gleichmäßiger zu verteilen. Auch wird so das Eindrücken des Hochtöners erschwert. Mal sehen, was noch so mitgeliefert
wurde: Drei Spikes samt Unterlegscheiben, um etwaige „Rumpelreste“ abzuleiten. Zwei magnetische Gitter, um die
silberne Membran zu verdecken – eigentlich zu schade! Zwei Stopfen fürs Bassreflexrohr, um den grummeligen Tiefton
bei wandnaher Aufstellung zu umgehen. Gegen die elegante, bauchige Form der XQ10 habe ich eigentlich auch nichts –
hilft gegen stehende Wellen im Gehäuse. Und? Und übrigens bekommt man ein sehr schönes Mikrofasertuch in jedem
Drogeriehandel – fürs Entstauben der Hochglanz-Oberfläche.
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KEF XQ10 + KEF XQ60b
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KEF`o Manie!
Die Box verlangt nach kraftvoll klingender Elektronik. Der günstige Tipp: NAD 525Bee Stereokomponenten. Dann lege
ich noch mal auf: „Blue Drag“ – einen Swing der New Orleans Jazz Vipers. Als die Posaune mir ihre knatternden Salven
aus der Tiefe des Raumes lustvoll entgegenschmettert, wird mir klar, wie groß dieses kleine 2.1-Set spielen kann. Die
Abbildung gelingt dabei so gut, dass man sich fast selbst im Aufnahmeraum wähnt, um den Musikern bei ihrem
unbändigen Spiel zuzusehen: eine fast holographische Durchsichtigkeit und Tiefe – sorgfältige Aufstellung der XQ10
vorausgesetzt. Bei weniger Sorgfalt sollte man die Treiber wenigstens im gleichen Abstand zur Wand aufstellen und
etwas über zehn Grad am Ohr vorbeizielen lassen, so dass man vom Hörplatz die Innenwände der Gehäuses sehen
kann.
Ein Blick auf die Rückseite des Subwoofers offenbart noch zusätzliche Anschlüsse für Lautsprecherkabel –
glücklicherweise! Darüber gelingt die Anbindung des KEF-Bassisten an den kleinen NAD-Vollverstärker homogener und
der Bass klingt natürlicher. So erwische ich mich bald auf der Suche nach den treibenden Soulnummern von Tower of
Power. Der knackige Groove des „South of the Boulevard“ schickt mich schnell in eine – sagen wir mal – lustvolle
Konzentrationslosigkeit. Für heute ist Schluss mit der ermüdenden Analyse!
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Eine derart abgeschmeckte NAD-KEF-Kette setzt alle Arten von Rock, Pop und elektronischer Musik ansprechend um.
Und das mit Tiefbass-Garantie. Man kann nebenbei mitwippen oder – je nach Temperament – wild abtanzen. Feinste
Stimmungen kann diese Kette jedoch nicht garantieren. Klassik, Jazz und Fusion-Hörer, die der Musik bewusster
zuhören wollen, sollten deshalb lieber auf hochauflösende und warme Elektronik setzen. Der etwas nüchterne NAD
muss weichen – ein Unison Unico wärmt sich auf. Die italienisch-britische Mischung trieb mir schon oft vor Freude
angenehme Schauer über die Ohren. Kaum 30 Minuten später ist der ewige Klangsucher in mir zufrieden: Mit dem
italienischen Röhrenhybrid gelingen den KEF stimmungsvolle und authentische Klangkörper, die so bisher nicht
erfahrbar waren. Komplexe Musik, wie „Aèr tranquillo“ von der österreichischen Mozartband – eine feingliedrige und
dynamisch-anspruchsvolle Mélange aus Opernklassik und Rock – entschlüsselt die Kette nun mit einnehmender
Musikalität. Musik, die durch die NAD-Elektronik „nur“ wiedergegeben wurde, verwandelt das Unico-KEF-Duo in ein
saftig-aromatisches Erlebnis. Vollenweiders „Long Road to you“ – eine kammermusikalische Klangreise voll sanft
gezupfter Geigen, überlagert von einer schwebenden italienischen Tonflöte – baut in dieser Konfiguration eine so
zwingende Intensität auf, dass Weghören einfach passé ist und mein Kopf sich bald darauf mit einem freundlichen
„arrivederci“ verabschiedet.
STATEMENT
Quod erat demonstrandum: Die XQ10 belohnt jede Verbesserung in der Kette und lädt zum Experimentieren ein. Ein
Lautsprecher, mit dem man sozusagen wachsen kann. Dabei erzeugt das 2.1-Set ein kohärentes Klangbild und ist in
kleineren Räumen eine gelungene Alternative zu Standlautsprechern. Und erinnern Sie sich noch an die LS3/5A? Ein
Monitorlautsprecher kann schließlich auch nur das abbilden, was er geliefert bekommt. Um es mit den Worten Raymond
Cookes zu sagen „...ohne Drama, ohne Übertreibung, ohne Tricks“.
HIFIstatement: empfehlenswert
Preis-Leistung: empfehlenswert
GEHÖRT MIT:
Blu-Ray-Player: Pioneer BDP-51FD
CD-Player: NAD C 525BEE
Vollverstärker: NAD C 525BEE
Vollverstärker: Unison Unico
NF-Kabel: Van Den Hul „The Name“
NF-Kabel Subwoofer: QED Qunex SR-SW Silver Reference
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KEF XQ10 + KEF XQ60b
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Lautsprecherkabel: Kimber 4PR, Van den Hul CS-122
HERSTELLERANGABEN:
Modell: KEF XQ10
Gerätetyp: Kompaktlautsprecher
Design: Zwei-Wege-Bassreflex
Chassis: 130 mm Uni-Q mit 19 mm Aluminium HF
Übergangsfrequenzen: 2,0 kHz
Frequenzbereich: (+/-3dB) 63 Hz - 55 kHz
Max. Schalldruck: 107 dB
Verstärkeranforderungen: 15 - 100 W
Magnetisch abgeschirmt: Ja
Impedanz: 8 Ohm (min 3,2)
Gewicht: 6,4 kg
Abmessungen (H x B x T): 330 x 190 x 247 mm
Oberflächen: Vogelaugenahorn, Khaya Mahogany, Hochglanz Schwarz
Garantie: 5 Jahre
UVP (Paar): 1398 €
Modell: KEF XQ60b
Gerätetyp: aktiver Subwoofer
Übergangsfrequenzen: Variabel 40Hz - 140Hz, 4. Ordnung
Frequenzbereich: (+/-3dB) 26 Hz – 140 Hz
Max. Schalldruck: 111dB SPL
Gewicht: 21,4 kg
Abmessungen (H x B x T): 444 x 587 x 415 mm
Basstreiber: 1 x 300 mm
Verstärker: 200 Watt Class D-Verstärker
Signaleingänge: RCA (Cinch), High-Level
Gehäusetyp: geschlossen
Internes Volumen: 49 Liter
Leistungsanforderungen: 100 - 240V AC ~ 50 / 60 Hz
Leistungsverbrauch: 200 VA
Garantie: 5 Jahre
UVP: 1199 €
HERSTELLER: GP Acoustics (UK) Ltd.
INTERNET: http://www.kef.com/
DEUTSCHER VERTRIEB: GP Acoustics GmbH
TELEFON: Tel: +49 231 9860 320
EMAIL: [email protected]
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