50 Jahre Studieren in Meschede

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50 Jahre Studieren in Meschede
1964
–
2014
1964 – 2014
1964 – 2014
50 Jahre Studieren in Meschede
1964 – 2014
Von der Staatlichen Ingenieurschule zur Fachhochschule Südwestfalen
Impressum
Herausgeber
Der Präsident der Fachhochschule Südwestfalen,
Professor Dr. Claus Schuster
Fachhochschule Südwestfalen
Baarstraße 6
58636 Iserlohn
www.fh-swf.de
Redaktion
Dipl.-Kfm. Christian Klett, Annika Pilgrim M.A., Dipl.-Ing. Rüdiger Zimmer
Layout
Presse- und Informationsstelle der
Fachhoch­schule Südwestfalen
Druck
Frick Kreativbüro & Onlinedruckerei e. K.
Brühlstraße 6
86381 Krumbach
Bayern
Mit freundlicher Unterstützung durch den Verein der Freunde und Förderer
der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede e.V.
Meschede 2014
Inhalt
Gruß- und Vorworte....................................................................5 – 14
Die Gründung der Staatlichen Ingenieurschule.........................15 – 32
Chronologie 1959 bis 1968................................................................. 17 – 18
Die Soester Fehde.............................................................................. 19 – 20
Auf die grüne Wiese.......................................................................... 21 – 22
Die ersten Studenten........................................................................ 23 – 24
Die ersten Dozenten......................................................................... 25 – 26
Studentenzeitschrift »ln 66«........................................................... 27 – 29
Studentenseelsorge: Die Wurzeln der
heutigen Hochschulgemeinde......................................................... 30 – 32
Von der Ingenieurschule zur Gesamthochschule.......................33 – 52
Chronologie 1969 bis 1972................................................................. 35
Ingenieur oder Techniker?................................................................ 36 – 38
Die Vision »Neubau der Ingenieurschule am Hainberg«................. 39 – 41
Vom Baurat zum Professor............................................................... 42 – 44
Abschlussarbeiten als Drehbücher
für die Praxis unternehmerischen Handelns................................... 45 – 48
Ideelle und materielle Unterstützung:
Der Verein der Freunde und Förderer.............................................. 49 – 52
(Universität) Gesamthochschule Paderborn.............................53 – 78
Vergabe von Studienplätze durch die Zentrale
Vergabestelle für Studienplätze (ZVS)............................................ 60
Wie der Vater, so die Tochter............................................................ 61 – 63
Die Zeit der Flyer und Plakate –
oder wie man eine Hochschule attraktiver macht.......................... 64 – 66
Aufschwung Ende der 80er............................................................... 67 – 68
Das Verhältnis zu Paderborn: Fast alles – außer Personal.............. 69 – 71
Unterstützung aus der Region........................................................ 72 – 74
Talfahrt der Studierendenzahlen..................................................... 75 – 76
Kooperatives Studium – Unternehmen als Partner........................ 77 – 78
Von der Gesamthochschule zur Flächenhochschule..................79 – 106
Chronologie 2002 bis 2013................................................................ 81 – 82
Die »neue« Hochschule..................................................................... 83 – 84
Die erste Dozentin der Fachhochschule
Südwestfalen in Meschede............................................................... 85 – 87
Hochschulneu- und Erweiterungsbau............................................. 88 –90
Aus dem Sauerland in die Welt......................................................... 91 – 92
Bologna in Meschede........................................................................ 93
Neuland: Duales Studium bei Bildungspartnern............................. 94 – 96
MINT im Fokus................................................................................... 97 – 98
Demografie und Studierendenzahlen »disjunkt«........................... 99 – 100
Chronologie 1973 bis 2001................................................................. 55 – 56
Die Hochschule heute....................................................................... 101 – 102
Wider den Trend der geburtenstarken Jahrgänge........................... 57 – 58
Zu guter Letzt: Warum sich Studierende heute
Intermezzo: Y-Modell....................................................................... 59
für Meschede entscheiden............................................................... 103 – 104
Grußworte
5
»Meschede ist im Bildungsbereich bestens aufgestellt.« Mit
diesem Satz wirbt die Kreisstadt
im Hochsauerlandkreis auf seiner
Internetseite für sich und ihre Bildungseinrichtungen. Ein Grund
dafür: Seit 50 Jahren kann in
Meschede studiert werden. Für
eine Stadt mit rund 30 000 Einwohnern ist das keine Selbstverständlichkeit, deshalb darf man
darauf in Meschede zu Recht
stolz sein. Den Studierenden,
den Lehrenden und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Fachhochschule
Südwestfalen
am Standort Meschede gratuliere ich zu diesem Jubiläum ganz
herzlich.
»50 Jahre Studieren in Meschede« lautet das Motto des
Jubiläums. 50 Jahre, die vom Wandel geprägt sind. Von Anfang an ging es um beste Bildung, diese stand in Meschede aber immer wieder unter einem anderen Namen: Von
der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen, die
im Oktober 1964 mit 35 Ingenieurschülern den Startschuss
für das Studium in Meschede gab, über die Fachhochschule Südost-Westfalen, die Abteilung Meschede der Gesamthochschule und später Universität Paderborn bis zur
heutigen Fachhochschule Südwestfalen seit dem Jahr 2002.
Der Standort Meschede ist über diese lange Zeit mit den
Standorten Hagen, Iserlohn, Soest und Lüdenscheid zusammengewachsen zu einer modernen Fachhochschule mit 52
Studiengängen und rund 12 500 Studierenden. In Meschede
wurden die Herausforderungen des Wandels der vergangenen 50 Jahre stets als Chance begriffen und entsprechend
genutzt.
Den Wandel gestalten – das ist es auch, was sich die
Landesregierung mit der Forschungsstrategie »Fortschritt
NRW« zum Ziel gesetzt hat. Die Welt befindet sich in einem
Wandel, der die Gesellschaft vor große globale Herausforderungen stellt. Klimawandel, Ressourcenverknappung und
demografische Entwicklung sind Beispiele dafür. Um diese
Herausforderungen dauerhaft erfolgreich meistern zu können, müssen wir den jungen Menschen in unserem Land
eine erstklassige Ausbildung ermöglichen. Eine interdisziplinäre und anwendungsorientierte Arbeitsweise – wie sie
in Meschede praktiziert und gelehrt wird – ist eine weitere
wichtige Voraussetzung dafür, den gesellschaftlichen Wandel aktiv gestalten zu können. Denn ein Fachbereich alleine
wird die großen Herausforderungen unserer Zeit nicht bewältigen. Ebenso sind Innovationen nur dann wirklich hilfreich, wenn sie auch den Weg in die Anwendung finden.
Beides wird in Meschede berücksichtigt. Aus dem ersten
Studiengang »Maschinenbau und Konstruktionstechnik«
im Jahr 1964 hat sich ein interdisziplinäres Fächerangebot
entwickelt, das von »Elektrotechnik« über »International
Management« bis hin zu »Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau« reicht. Unsere heimische Wirtschaft braucht
dringend Nachwuchs mit exzellenten Fachkenntnissen in
diesen Bereichen, damit sie im globalen Wettbewerb bestehen kann. Mit den Absolventinnen und Absolventen der
Fachhochschule Südwestfalen am Standort Meschede haben wir diesen Nachwuchs und er ist nicht nur bei den starken Unternehmen im Hochsauerlandkreis begehrt.
In Meschede studieren junge Menschen mit ganz unterschiedlichen Bildungshintergründen, sei es mit Abitur, mit
Fachhochschulreife oder mit einer Berufsausbildung. 1 800
Präsenzstudierende sind es inzwischen. Trotzdem hat man
sich eine familiäre Atmosphäre bewahrt. Der zunehmenden Vielfalt in der Studierendenschaft begegnet die Fachhochschule Südwestfalen zum Beispiel mit individuellem
Studiencoaching oder mit Angeboten zur Verbesserung der
Mathematikkompetenzen. Das ist der richtige Weg. Denn
angesichts der demografischen Entwicklung werden wir in
Zukunft jede einzelne Absolventin und jeden einzelnen Absolventen brauchen. Deshalb müssen wir jedem Talent eine
faire Chance auf ein erfolgreiches Studium geben.
Allen Studierenden, den Lehrenden und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünsche ich weiterhin viel Erfolg beim
»Studieren in Meschede«.
Svenja Schulze
Ministerin für Innovation, Wissenschaft
des Landes Nordrhein-Westfalen
und
Forschung
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Grußworte
7
50 Jahre Hochschularbeit und
Studieren am Standort Meschede – zu diesem Jubiläum übermittle ich der Fachhochschule
Südwestfalen persönlich und im
Namen von Kreistag und Verwaltung des Hochsauerlandkreises
ganz herzliche Glückwünsche.
Für die Kreisstadt und für den
gesamten
Hochsauerlandkreis
ist die Fachhochschule ein unverzichtbarer Bestandteil des
Bildungsangebotes. Sie sorgt für
den Nachwuchs auch bei den
rund 150 Weltmarktführern in
ganz Südwestfalen. Der hervorragende Ruf von Forschung und
Lehre hier in Meschede hat die
Zahl der Studierenden auf über 4 300 ansteigen lassen. In
kleinen Lerngruppen und mit persönlicher Betreuung lässt
es sich schließlich bestens studieren.
Ich beglückwünsche Sie zu dieser Chronik, die viel über
den Werdegang von der Staatlichen Ingenieurschule hin zur
Fachhochschule Südwestfalen erzählt. Damit leisten Sie für
sich und nachfolgende Generationen einen Beitrag, die Geschichte in Wort und Bild festzuhalten.
Mögen auch in den kommenden 50 Jahren viele Studierende die Fachhochschule erfolgreich durchlaufen. So ist sicher
gestellt, dass auch künftig sehr gut ausgebildete Fachkräfte
den Unternehmen in der Region zur Verfügung stehen.
In diesem Sinne wünsche ich der Fachhochschule Südwestfalen an ihrem Standort Meschede weiterhin eine positive Entwicklung. Ich freue mich auch auf die weitere enge
Zusammenarbeit zwischen der Fachhochschule und dem
Hochsauerlandkreis.
Dr. Karl Schneider
Landrat
8
Grußworte
9
50 Jahre Hochschule in Meschede – Grund genug, allen
zu gratulieren, die an dieser Erfolgsgeschichte mitgewirkt haben. Und das tue ich natürlich
als Bürgermeister im Namen
der Kreis- und Hochschulstadt
Meschede, wie auch persönlich,
ganz herzlich.
Die Stadt hat stets die Belange der Fachhochschule unterstützt und es hat sich in den vergangenen Jahren auch eine
intensive Kooperation entwickelt. Nicht ohne Grund und
Stolz trägt Meschede seit August 2012 die offizielle Zusatzbezeichnung »Kreis- und Hochschulstadt«. Wir sind stolz
auf den hervorragenden Ruf der Fachhochschule. Die stete
Weiterentwicklung des Studienangebotes und hoher Leistungsstandard sowie Technologietransfer haben hierzu in
großem Maße beigetragen.
50 Jahre sind auch Grund genug, heute einmal zu fragen: Ist
das noch dieselbe Hochschule
wie zu Anfang?
Unser Regionale-Projekt in dem wir in den letzten Jahren
die Mescheder Innenstadt umgebaut haben, trägt den Namen »[email protected] – Eine Hochschulstadt im Fluss« und verdeutlicht ebenfalls die große
Verbundenheit zwischen Fachhochschule und Stadt.
In den vergangenen 50 Jahren
des Hochschulstandortes Meschede erfolgten einige bauliche
Veränderungen und Erweiterungen. Die Fachhochschule in Meschede, 1964 als »Ingenieurschule« gegründet, später eine Abteilung der Universität Gesamthochschule Paderborn, ist heute seit dem Jahre
2002 neben Iserlohn, Hagen und Soest einer der Standorte
der Fachhochschule Südwestfalen und wurde zu einem der
wichtigsten Bildungsangebote in unserer Region.
Die Fachhochschule Südwestfalen liefert einen wichtigen
Beitrag zur Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen in Südwestfalen. Die Fachhochschule ist durch
kooperative und berufsbegleitende Studienmodelle, Forschungskooperationen, Studienprojekte und Abschlussarbeiten eng mit der regionalen Wirtschaft verbunden. Durch
die Fachhochschule Südwestfalen wird der Produktionsstandort Südwestfalen langfristig gesichert.
Die Hochschuleinrichtung in Meschede ist somit seit 50
Jahren ein wesentlicher Faktor für die gesamte Strukturentwicklung in unserer Stadt, im Hochsauerlandkreis und auch
darüber hinaus.
Ich wünsche der Fachhochschule, dass sie ihrem Erfolgskurs auch weiterhin treu bleiben möge und freue mich auf
eine weiterhin gute Zusammenarbeit.
Uli Hess
Bürgermeister
10
Grußworte
11
Präsident einer Fachhochschule mit fünf Standorten zu sein,
das ist schon etwas Besonderes.
Hagen, Iserlohn, Lüdenscheid,
Meschede und Soest – in diesen fünf Städten in Südwestfalen
bringen wir eine ganze Region unter ein wissenschaftliches
»Dach«. Dieses Dach ist die Fachhochschule Südwestfalen und es
steht heute seit rund zwölf Jahren. 2002 wurde die Fachhochschule Südwestfalen gegründet
und in ihr die Vorgängerinstitutionen an den einzelnen Orten
zusammengeführt.
»50 Jahre Studieren« gilt insofern nur für die Standorte Meschede und Soest, die gemeinsam aus der 1964 gegründeten
Staatlichen Ingenieurschule hervorgegangen sind. Der Rest
der Fachhochschule Südwestfalen stammt aus anderen Altersklassen. Ältester im Bunde ist Hagen, wo man in diesem
Jahr 190 Jahre höhere technisch-wirtschaftliche Ausbildung
feiert. Die Wurzeln des Standortes Iserlohn reichen mit der
Provinzial-Gewerbeschule Iserlohn ins Jahr 1852 zurück.
Und unser »Jüngster« Lüdenscheid gehört erst seit 2012
dazu. Jeder unserer Standorte hat so seine eigene Historie,
seine eigene Entwicklung und gewissermaßen seine eigene
Persönlichkeit.
Im Fall Meschede spreche ich aus eigener Erfahrung: Als
ich 1995 nach Meschede berufen wurde, waren wir noch ein
kleiner, nicht wirklich geliebter Teil der Universität Gesamthochschule Paderborn. Entsprechend marode und schlecht
ausgestattet war unsere Hochschulabteilung. Was mich
trotzdem bewogen hat, für diese Arbeitsbedingungen ein
großes internationales Anlagenbauunternehmen zu verlassen, war der Teamgeist, die Kolleginnen und Kollegen in
Meschede und das Gefühl, hier etwas bewegen zu können.
Mein Eindruck hat mich nicht getäuscht! Ich habe meinen
Entschluss noch keinen Tag bereut – im Gegenteil, wenn
man sieht was in den vergangenen Jahren alles in Meschede
entstanden ist, und wie sich die Hochschule insgesamt entwickelt hat, so bin ich sehr stolz und zufrieden!
Einst kleinster Standort der neu gegründeten Fachhochschule Südwestfalen, haben sich sowohl das Studienangebot wie auch die Studienbedingungen rasant und positiv
entwickelt. Die damit verbundenen Erfolge im Hochschulpakt haben einen weiteren Schub nach vorne bewirkt,
sodass die Ausstattung der Hochschule weiter verbessert
werden konnte. Heute ist es eine reine Freude, in Meschede zu arbeiten, sei es im Hörsaal, im Labor oder im
Strategiegespräch mit dem Fachbereich Ingenieur- und
Wirtschaftswissenschaften. Hierfür nehme ich das Pendeln
vom Dienstsitz des Präsidenten in Iserlohn gerne in Kauf.
Allen Kolleginnen und Kollegen in Meschede wünsche ich,
dass es uns auch weiterhin gelingt, im Team etwas zu bewegen und unseren Studierenden auch künftig beste Studienbedingungen zu bieten.
In diesem Sinne freue ich mich auf die kommenden Jahre
meiner Arbeit im Rektorat der Hochschule und in meiner
Forschung und Lehre in Meschede.
Prof. Dr. Claus Schuster
Präsident der Fachhochschule Südwestfalen
12
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
13
auf den 9. April 1964 datiert der
Erlass des damaligen nordrheinwestfälischen
Kultusministers
zur Errichtung einer Staatlichen
Ingenieurschule für Maschinenwesen in Soest mit einer Außenstelle in Meschede. Bereits
ein knappes halbes Jahr später,
am 1. Oktober 1964, begann in
der Lindenstraße in Meschede
der Unterricht mit dem ersten Semester »Maschinenbau/
Konstruktionstechnik«.
Was damals mit 35 Studierenden anfing, entwickelte sich über
50 Jahre und mehrere Stationen
zum Standort der heutigen Fachhochschule Südwestfalen. In
Meschede sind zum Wintersemester 2013/14 insgesamt 4 387
Studenten eingeschrieben. Sie studieren in einer Hochschule
mit hervorragender Ausstattung sowie modernen und zukunftsweisenden Studien- und Forschungsschwerpunkten.
Wie allein ein Blick auf die Entwicklung der Studierendenzahlen zeigt, ging es in Meschede nicht immer nur bergauf.
Die vergangenen fünf Jahrzehnte waren in diesem Sinne
eine wechselvolle Zeit.
Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, eines ist aber auf
jeden Fall gleich geblieben: Die Studiengruppen sind klein
und die Betreuung persönlich. Der Mensch steht bei uns im
Mittelpunkt. Und das nicht nur im Leitbild.
Ein guter Anlass für uns, zu feiern und auch andere an der
besonderen Atmosphäre in unserer Hochschule teilhaben
zu lassen. Mit dieser Festschrift möchten wir Ihnen deshalb
einen Eindruck vom »Studieren in Meschede« vermitteln, aus
unserer heutigen Sicht, aber vor allem auch aus der Sicht
vieler Zeitzeugen, die miterlebt haben, wie es früher war.
Ich wünsche Ihnen eine interessante und unterhaltsame
Lektüre.
Monika Reimpell
Dekanin des Fachbereichs
Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften
Fachhochschule Südwestfalen, Standort Meschede
Entwicklung der Studierendenzahl in Meschede 1964 bis 2014
5 000
4 500
4 000
14
3 500
3 000
2 500
2 000
1 500
1 000
500
Verbundstudium
Bildungspartner
Präsenz
Die Gründung
der Staatlichen Ingenieurschule
Gebäude der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen, Außenstelle Meschede kurz nach der Gründung im Jahr 1964
Chronologie 1959 bis 1968
1959/1960
Die Städte Arnsberg, Meschede und Neheim-Hüsten bewerben sich 1959/60 um den Standort einer Staatlichen
Ingenieurschule.
9. April 1964
Erlass des Kultusministers zur Errichtung einer Staatlichen
Ingenieurschule für Maschinenwesen in Soest mit einer Außenstelle in Meschede.
Mai 1964
Beginn mit dem Bau von vier Unterrichts-, einem Mensa-, einem Verwaltungsgebäude und einem Haus für den
Hausmeister.
1. Oktober 1964
Unterrichtsbeginn am 1. Oktober 1964 mit dem 1. Semester
Maschinenbau/Konstruktionstechnik (MK 1). In Planung die
Abteilung »Maschinenbau/Fertigungstechnik« und »Allgemeine Elektrotechnik«. Als erster Schulleiter wurde von der
Bezirksregierung Arnsberg Baurat Paul Heymann beauftragt.
1965
Die Abteilungen »Elektrotechnik/Nachrichtentechnik« und
»Maschinenbau/Fertigungstechnik« werden eingeführt. Weitere Pavillonbauten für Lehr- und Laborbetrieb werden von
der Stadt Meschede gebaut. Das Land erwirbt vom Grafen
von Westphalen das Gelände am Hainberg, auf dem ein
Neubau entstehen soll.
1967
Die ersten Studenten legen ihr Ingenieursexamen ab.
1968
Im Haushalt des Landes NRW wird die Außenstelle
Meschede als selbstständige Staatliche Ingenieurschule
ausgewiesen.
18
Die Soester Fehde
19
Das Bild auf der nächsten Seite zeigt die »Soester Fehde«,
wie sie Hermann Faust in der Ausgabe der Westfalenpost
vom 31. Dezember 1963 für die Nachwelt aufzeichnete. In
Anspielung auf die mittelalterliche Schlacht um die Stadt
Soest verdeutlichte der Karikaturist den Streit der Städte
Meschede, Arnsberg/Neheim und Soest um den Standort
einer Ingenieurschule.
Die Bemühungen der Stadt Meschede um die Ingenieurschule gehen bis ins Jahr 1957 zurück. Auch die Industrie- und Handelskammer für das südöstliche Westfalen in
Arnsberg und der Arbeitgeberverband hatten bereits 1960
vom Kultusministerium gefordert, sich für die Errichtung
einer Ingenieurschule im südöstlichen Westfalen einzusetzen. Mit 480 000 Einwohnern bildete dies einen industriell
geprägten Wirtschaftsraum, der über keine ortsansässige
Ingenieurausbildung verfügte. In erster Linie wünschte sich
die Industrie eine Ausbildung in den Fachrichtungen Elektrotechnik und Maschinenbau.
In der Bildmitte wird eine »Denkschrift nach Düsseldorf«
dargestellt. Mit dieser wollte der damalige Stadtdirektor
Liese interessierte Kreise auf die Bedeutung der Errichtung
einer Ingenieurschule im Sauerland hinweisen. In der Denkschrift heißt es weiter: »Als geographischer Mittelpunkt des
oberen Sauerlandes dürfte Meschede wie kaum eine andere
Stadt geeignet sein, Sitz einer neuen technischen Bildungsanstalt zu werden.«
Auf die grüne Wiese
22
Als am 9. April durch den Erlass des Kultusministeriums die
Entscheidung für Meschede gefallen war, ging es schnell.
Innerhalb eines halben Jahres wurde die Ingenieurschule
buchstäblich auf der »grünen Wiese« errichtet. In mehreren
Sitzungen beschloss der Stadtrat kurzfristig über die Verwendung des Grundstücks in der Lindenstraße. Die Errichtung der Gebäude wurde an eine auf Fertigbauweise spezialisierte niederländische Firma vergeben. Am 12. Juli 1964
begann diese mit dem Bau, am 30. September waren vier
Unterrichts-, ein Verwaltungs- und ein Mensagebäude bereits bezugsfertig.
Einst als »Provisorium« konzipiert, fand in diesen Gebäuden über 40
Jahre lang die Ingenieurausbildung statt. Erst später »wuchs« die
Gartenstadt und später weitere Siedlungen um die Ingenieurschule
herum. Auf dem Bild erkennbar: Die »Gartenstadt« wird südlich der
Ingenieurschule errichtet.
Die ersten Studenten
23
Ein einziges Klassenzimmer, 35 junge Studenten und nur
vier Dozenten (damals Bauräte): Das erste Semester an der
damaligen Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen
in Meschede verlief eher improvisiert. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, haben sich die »ersten Mescheder Ingenieure« sehr wohl in Meschede gefühlt. »Ich kann
mich noch genau an meinen ersten Tag erinnern«, erzählt
Gerd Jost. Der 70-jährige Arnsberger war einer der 35 Studenten, die am 1. Oktober 1964 ihre Ausbildung in Meschede
begannen. »Ich wusste am ersten Morgen nicht, wie lange
der Fußmarsch vom Mescheder Bahnhof zum Gebäude der
Hochschule dauert.« Da ihm ein Bekannter erzählte, dass
der Weg sehr weit war, stand Gerd Jost schließlich als Erster
sehr früh vor der Erstsemester-Begrüßung an der Tür. Und
dort lernte er einen seiner zukünftigen Dozenten kennen.
»Der Baurat Ignaz Kleineberg sah damals noch so jung und
schmächtig aus, dass ich ihn direkt kollegial begrüßt habe,
ob er denn heute ebenfalls zu studieren anfängt.«
Auch Hans Molitor begann an diesem Oktobermorgen sein
Studium an der Staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen. Er erinnert sich ganz ähnlich an seinen ersten Tag.
»Alles war noch etwas chaotisch«, so der heute 73-jährige
Neheimer. Nach der offiziellen Begrüßung sind wir noch in
das Lokal »Schwarzer Peter« in Meschede gegangen. Viele
der Bauräte sind mitgekommen, die hatten ebenfalls noch
kein richtiges Zuhause. Die Gaststätte entwickelte sich deshalb schnell zum Stammlokal der jungen Studenten und
Dozenten. »Wir haben dort oft zusammen mit den Bauräten
gesessen und konnten unsere Probleme ansprechen.« Ein
gutes und persönliches Verhältnis zwischen den Dozenten
und Studenten gab
es in Meschede von
Anfang an. Da die
Bauräte der Anfangszeit aus der
Industrie stammten, gab es ab und
zu Differenzen mit
den Lehrmethoden
der Dozenten. »Sie
unterrichteten alle
mehrere
Fächer
pro Semester. Da
kam es vor, dass
sie einfach am Stoff vorbei referierten.« Für diese Probleme
gab es die klärenden Gespräche im »Schwarzen Peter«, erinnern sich Gerd Jost und Hans Molitor. »Aber auch wenn
wir uns abends im Lokal so manches Mal mit den Bauräten
geduzt haben, war das am nächsten Tag immer ganz schnell
vergessen.«
Heutzutage erinnert nicht mehr viel an das Leben der
damaligen Ingenieure. »Wir hatten damals nur einen Unterrichtsraum, in dem wir etwa von 08.00 Uhr morgens
bis 13.00 Uhr mittags Unterricht hatten.« Gerd Jost kann
sich eine Studienzeit ohne Anwesenheitspflicht und mit
frei wählbaren Wahlpflichtfächern schwer vorstellen.
»Es gab für uns alle zusammen einen festen Stundenplan
und ein Klassenbuch. Fehlzeiten wurden nicht geduldet.«
Eine Mensa gab es 1964 noch nicht. »Am Anfang haben
uns die Hausmeister Meiers mittags einen Wäschekorb mit
belegten Brötchen vorbeigebracht, da durfte sich dann jeder zwei Hälften nehmen«, erinnert sich Hans Molitor. Erst
später wurde eine kleine Mensa gebaut, in der dann Essen
angeliefert und an die jungen Männer verteilt wurde. Auf
Grund fehlender Labore im ersten Semester mussten die
praktischen Übungen ab dem zweiten Semester nachgeholt werden, dafür wurde eine Turnhalle zur Maschinenhalle
umgebaut.
Gerne erinnern sich die beiden »ersten Mescheder Ingenieure« an die ein- bis mehrtägigen
Pflicht-Exkursionen,
die jedes Semester stattfanden. Bei diesen Ausflügen war
die Stimmung besonders gut.
»Die Unternehmen, die wir
uns angeschaut haben, waren
immer interessant. Aber viel
wichtiger war natürlich das
gute Essen, das es dort gab.«
Das Studentenleben in Meschede war damals, ebenso
wie in der heutigen Zeit, nicht
sehr abwechslungsreich. Die
Hälfte der damaligen Studienanfänger mietete ein Zimmer,
oft mit Familienanschluss, die
anderen, wie Hans Molitor und
Gerd Jost, pendelten täglich. Für
Zwei der ersten Mescheder
Abwechslung sorgten nicht nur
Studenten: Gerd Jost …
Einladungen von Meschedern,
wie zum Beispiel den Pfarrern.
»Wenn jemand zum Kaffee
geladen hatte, sagte von den
Studenten niemand ab. Und die
Schützenfeste und die Abende
beim »Hühnerwerner« sind uns
auf jeden Fall noch in guter Erinnerung«, erzählt Hans Molitor.
Der »Hühnerwerner« war der
Besitzer eines kleinen Lokals,
nur ein paar Schritte oberhalb
der Fachhochschule gelegen.
Da dort immer viele Hühner herumliefen, hatten die Studenten
schnell einen Namen für ihren
Treffpunkt. »Dort spielte oft eine
Drei-Mann-Kapelle und wir
haben uns dort mit Mädels aus
der Nachbarschaft und unseren
Freundinnen getroffen«, weiß
Gerd Jost.
24
… und Hans Molitor mit ihren
Studienbüchern aus dem Jahr 1964
Auch wenn die Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen in Meschede nicht von Anfang an mit einer guten
Organisation, einer tollen Ausrüstung oder einer großen
Studentenzahl punkten konnte, hatten Hans Molitor und
Gerd Jost nicht das Gefühl, als »Versuchskaninchen« herhalten zu müssen. »Wir kannten es nicht anders und waren
froh, dass uns überhaupt etwas geboten wurde.« Die beiden
fühlten sich daher nicht nur während der Ausflüge oder in
der Freizeit in der Gemeinschaft der Studenten und Dozenten wohl. »Bei uns hat einer auf den anderen aufgepasst.«
Die ersten Dozenten
25
Im Herbst 1967 schlossen die ersten Ingenieure erfolgreich
ihr Studium an der Ingenieurschule Meschede ab – und Prof.
Dr. Hans Klasen trat seine Stelle
als Dozent für Physik in Meschede an. Bis zum Sommersemester 2001, fast 35 Jahre, war
er nicht nur als Lehrender tätig,
sondern auch aktiv am Aufbau
der Hochschule beteiligt. »Wir
waren damals ein sehr junges
und überschaubares Team mit
nur etwa 15 Kollegen«, erinnert
sich der heute 78-jährige. Und
gerade dieses dynamische Team
reizte Hans Klasen, früher noch
als Baurat, seine Stelle in Meschede anzutreten. »Mir gefiel
es sehr, dass die Fachhochschule gerade gegründet war«, erzählt der damalige Hamburger.
»So konnten wir unsere eigenen
Prof. Dr. Hans Klasen
Ideen einbringen und das Miteinander unter den Kollegen war sehr unkompliziert und
angenehm.«
Viel erinnert heute nicht mehr an die junge Ingenieurschule von damals. Die alten Gebäude gibt es nicht mehr,
die Kollegen aus der Anfangszeit sind längst in Pension, viele neue Studiengänge sind hinzugekommen und auch die
Strukturen haben sich verändert. »Es gab damals zwar keine
Anwesenheitspflicht mehr, aber der Oberstudiendirektor
Paul Heymann ging einmal im Semester durch die Klassenräume und schickte den Fehlenden einen netten Brief nach
Hause.« Damals wie heute dauerte das Studium sechs Semester, allerdings gegliedert in
Grund- und Hauptstudium und
im festen Semesterverbund. In
den Anfangsjahren hatte zudem jeder der Dozenten noch
ein Semester, das er intensiver
betreute. Derjenige war dann,
ähnlich wie ein Klassenlehrer,
Ansprechpartner für die Studenten des Semesters. Allerdings wurde mit den Dozenten
nicht nur Fachliches besprochen. »Mindestens zweimal im
Semester, jeweils zu Beginn und
Ende, gab es ein großes Fest in
einer der Mescheder Kneipen.
Dort war es so voll, dass das
Bier von der Theke nach hinten
durchgereicht werden musste, weil es kein Durchkommen
gab.«
Einblick ins Sommersemester
Nicht nur unter den Studenten
war die Atmosphäre gut, auch
1967: Im Fach »Ingenieurmäßiges
Arbeiten« wird ein Drahtziehprüfstand entwickelt und
konstruiert
bei den Bauräten, später Professoren, ging es sehr kollegial zu. »Zu den Pausen, immer um halb zehn, haben wir uns
in unserem »Konferenzbüro« getroffen und dort über alles
Mögliche geredet. Oder wir haben Geburtstage und Jubilare
mit einem schönen Blumenstrauß geehrt.« Auch im Physiklabor war die Stimmung gut. So erinnert sich Hans Klasen
an einige »Zaubereien«, zum Beispiel an eine Weihnachtsfeier mit selbst geräucherten Forellen. Da leider ein passender Anzünder für die Buchenspäne fehlte, behalfen sich die
Hungrigen mit einer Ladung Waschbenzin. »Plötzlich gab es
eine Stichflamme und die Forellen flogen umher«, erzählt
er lachend. Auch die eine oder andere Karnevalsparty mit
13-Mann-Kapelle, wackelndem Fußboden und Hochprozentigem aus Reagenzgläsern ist dem Mescheder gut im Gedächtnis geblieben.
Die heutigen, modernen Gebäude haben laut Hans Klasen nichts mehr mit den damaligen Bungalows, verbunden
durch eine Pergola, gemeinsam. »Gut war nur, dass man
sie schnell anpassen konnte, indem man Wände hinzufügte oder herausnahm.« Eine Sporthalle diente als Maschinenhalle und mechanische Werkstatt. Der hintere Teil des
Gebäudes wurde von der Unterstufe des entstehenden
Mädchengymnasium der Stadt Meschede genutzt. Auch
dort fand der Unterricht in Bungalows statt. »Die Mädchen
hatten nur etwa drei Meter Platz vor den Gebäuden, um in
der Pause zu spielen, das war schon sehr beengend.«
Hans Klasen beobachtet die Entwicklung der Fachhochschule seit vielen Jahren und schätzt sie als sehr positiv ein.
Das Betriebsklima sei schon immer von einem sehr respektvollen Miteinander geprägt gewesen. »Auch das Studienangebot und die Spezialisierungsmöglichkeiten für die
Studenten haben sich äußerst gut entwickelt, während der
persönliche Charakter des Studiums in Meschede erhalten
geblieben ist«, fasst er die Merkmale der Fachhochschule
abschließend zusammen.
26
Die ersten Absolventen des »MK1« im Herbst 1967
Studentenzeitschrift »ln 66«
»Meschede hatte damals nicht nur die Ingenieurschule.
Wir hatten sogar eine Studentenzeitung, für so einen kleinen Standort etwas ganz Besonderes.« Eugen Zymner war
Maschinenbaustudent des zweiten Semesters an der Fachhochschule. Er gründete zusammen mit seinem Freund und
Mitbewohner Volker von Erichsen die »ln 66« – Meschedes
erste und einzige Studentenzeitung. Die Idee zu der Zeitung
entstand, weil Eugen Zymner während seiner Studentenzeit
etwas Abwechslung zum trockenen Maschinenbaustudium vermisste. »Wir wollten keine Fachidioten sein, sondern
allen zeigen, dass wir auch anders können.« Deshalb setzte
er sich mit Volker von Erichsen zusammen und begann mit
der Arbeit an einer Zeitung für seine Studienkollegen, Dozenten und Bekannten. »Wir haben sofort allen erzählt, was
wir vorhaben, obwohl wir noch gar nicht wussten, ob unsere Idee überhaupt funktioniert«, erzählt er schmunzelnd.
Dass dann alle auf eine Zeitschrift gewartet hätten, sei der
beste Ansporn gewesen.
Der Name »ln 66« ist aus den Mathevorlesungen entstanden. »Der Baurat Heymann erwähnte in seinen Vorlesungen
so oft den Logarithmus Naturalis (ln), dass uns der schon
zu den Ohren wieder herauskam. Dazu haben wir die Jahreszahl unserer Erstausgabe gewählt.« Die »ln 66« etablierte
sich schnell und die Auflage wurde auf 1 000 Stück erhöht.
Jedes Semester griffen die Redakteure Themen aus den Bereichen Politik, Sport, Kunst und Kultur sowie Fachberichte
aus der Forschung auf. Aber auch »Bierzeitungsartikel« aus
dem Studentenleben oder auch provozierende und satirische
Parodien auf Dozenten wurden immer gerne gelesen. In
insgesamt 13 Ausgaben vom Wintersemester 1966/67 bis
zum Wintersemester 1972/73 verfolgten die Redakteure der
Zeitung beharrlich ihr Ziel, den Mescheder Studenten Kultur
ein Stückchen näher zu bringen. »Wir haben damals für den
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Druck noch mit Schreibmaschine geschrieben und jeden
einzelnen Buschstaben gezählt. Das war unglaublich mühsam«, so Eugen Zymner. Erst ab der vierten Ausgabe konnten die beiden Gründungs-Redakteure weitere Mitarbeiter
für die Zeitung gewinnen, um deren Fortbestehen über die
nächsten Jahre zu sichern. In den 70er Jahren arbeiteten
teilweise bis zu 26 Mitarbeiter an einer Ausgabe.
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Für Eugen Zymner waren
die Interviews mit Prominenten das Highlight einer jeden
Zeitung. Ob Autoren wie Josef
Reding oder Max von der Grün,
Sportler wie Rennfahrer Jochen
Rindt oder die Kolumnistin und
spätere Terroristin Ulrike Marie Meinhof von der BaaderMeinhof-Gruppe – die beiden
Redakteure hatten keine Scheu,
für ihre Zeitung an bekannte
Persönlichkeiten heranzutreten.
Bewaffnet mit einem riesigen
Tonbandgerät sind sie zu Interviews und Lesungen gefahren, um diese aufzuzeichnen.
»Wir wurden überall erstaunEugen Zymner, Gründer ln 66
lich ernst genommen«, freut
sich der 72-jährige. Vor allem
ein Interview ist ihm gut in Erinnerung geblieben. Gleich
in der ersten Ausgabe schrieb er einen Artikel über den
Schriftsteller Stefan Andres. Als einige Monate später eine
aufgeregte Buchhändlerin in Meschede auf Eugen Zymner
mit den Worten zustürzt: »Meschede ist in der Literatur!«
ist der Student vorerst ratlos. Erst später klärt sich auf, dass
der weltbekannte Autor in seinem neuen Buch Ȁgyptisches
Tagebuch« die Stadt Meschede und die Ingenieurschule
mehrmals erwähnt. »Darauf waren wir noch Wochen später
stolz. Was für ein toller Anfang für unsere Zeitung!«
Auch die Unternehmen in Meschede und sogar deutschlandweit seien in den 60er Jahren der Studentenzeitung
gegenüber sehr aufgeschlossen gewesen. »Von der kleinen
Bäckerei in Meschede bis zum Weltkonzern Rotring hat
uns jeder unterstützt und Werbung bei uns geschaltet.«
Rund 2 000 Mark waren für die Produktion einer Ausgabe
nötig gewesen, die aber auch immer problemlos akquiriert
werden konnten. »Die Unterstützung war enorm, sogar
bei unserer ersten Ausgabe haben wir viel Geld einwerben
können, obwohl wir außer einer fixen Idee Nichts vorweisen
konnten.«
»Es war eine unglaubliche Zeit«, beschreibt Eugen Zymner
sein Studium und seine Arbeit an der »ln 66«. »Volker von
Erichsen und ich haben aneinander geklebt wie Zwillinge
und jede freie Minute in die Zeitung gesteckt. Das Studium
lief da eher so nebenbei.« Gelohnt habe sich
dieses
Engagement
auf jeden Fall. Und das
nicht nur, weil auch die
Dozenten ab und zu ein
Auge zugedrückt hätten. »Ich erinnere mich
sehr gerne an meine Zeit in Meschede«,
meint er rückblickend.
»Das Studium, tolle
Interviews und spannende Erlebnisse haben
mein Leben zu dem
gemacht, was es heute
ist.«
Studentenseelsorge: Die Wurzeln der heutigen Hochschulgemeinde
Einmal für eine Viertelstunde zur Ruhe kommen – dazu
haben die Teilnehmer bei der »Atempause«, einer Veranstaltung der Hochschulgemeinde, die Möglichkeit. An diesem Tag führt Oliver Biermann, der Studentensprecher der
Hochschulgemeinde, den Anwesenden das Vaterunser als
Audiomitschnitt aus einem Konfirmationsgottesdienst vor
und erinnert so an seine eigene religiöse Erziehung. »Wir
möchten in unserer »Atempause« Impulse zum Nachdenken geben«, erklärt Dirk Schmäring, der evangelische Hochschulseelsorger. »Und dabei geht es, wie auch bei unserem
»Klöntisch«, meist eher weltlich als spirituell zu«, ergänzt der
katholische Hochschulseelsorger Pater Guido Hügen OSB
von der Abtei Königsmünster. Dies zeige sich auch bei den
Ausflügen, welche die Hochschulgemeinde jedes Semester
veranstaltet. »Im Sommersemester sind wir viel draußen
unterwegs. Mit dem Fahrrad, dem Kanu oder zu Fuß«, sagt
Dozentensprecher Prof. Dr. Ernst-Günter Schweppe. »Im
Winter wird es gemütlicher, mit Weihnachtsmarkt oder Kaminabenden. Und vor allem für das leibliche Wohl ist jederzeit gut gesorgt.«
Die Hochschulgemeinde war schon immer sehr offen. Bereits 1965 gründete der evangelische Pastor Günter Schröder
die »Pfarrstelle für Studentenseelsorge« als eine gemeinsame Evangelische und Katholische Hochschulgemeinde, nicht
als getrennte Gemeinden, sondern als Begegnungsort zwischen allen Mitgliedern der Hochschule: Studierenden, Dozenten und Mitarbeitern. Als erster Geistlicher der Abtei Königsmünster, vorher waren Vikare der Pfarrgemeinde Mariä
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Hochschulgemeinde beim Wandern
Himmelfahrt für die Hochschule zuständig, übernahm Pater
Johannes Sauerwald OSB das Amt des katholischen Studentenseelsorgers. Von 1993 bis 2008 war er, immer zusammen
mit einem evangelischen Kollegen, verantwortlich für Veranstaltungen, Gottesdienste und Gespräche in der Gemeinde.
Vor allem an die Höhepunkte seiner Zeit an der Hochschule
erinnert er sich gerne. Eine zwölftägige Radwallfahrt an die
spanische Grenze nach Santiago de Compostela mit 19 Teilnehmern und eine Radtour durch die polnischen Masuren
waren weder für ihn, noch für die Studenten alltäglich. Der
legendäre »Enten-Abend«, bei dem sich alljährlich im Winter »Stud-Enten«, »Doz-Enten« und eine »Gast-Ente« trafen,
war und ist immer noch sehr beliebt bei den Mitgliedern der
Hochschulgemeinde. Aber auch ernstere Themenabende,
zum Beispiel zum Problem der Kirchensteuer oder der Lage
der katholischen Kirche in China, fanden unter der Leitung
der Hochschulgemeinde statt.
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»Früher leistete die Hochschulgemeinde den großen Beitrag, dass es den Studenten nicht so langweilig in Meschede
wurde.« Außerdem sei es einfach selbstverständlich gewesen, zusammen mit den Studierenden religiöse Veranstaltungen zu planen. Doch in den 80er Jahren habe das Interesse der Hochschüler an Religion
sehr stark nach gelassen. Durch
die Verschulung des Studiums
sei vor allem Zeitmangel ein
Grund für diese Entwicklung.
Deshalb haben die Verantwortlichen irgendwann begonnen, Gottesdienste nur noch
zu besonderen Gelegenheiten
zu veranstalten und in andere
Anlässe, wie zum Beispiel die
Einweihung des Neubaus oder
die Veranstaltung eines Sponsorenlaufes, einzubetten. Pater Johannes sieht die religiöse
Entwicklung der Jugendlichen
allerdings nicht negativ. Zwar
nehme die kirchliche Bindung
Pater Johannes Sauerwald
immer mehr ab, aber die Religiosität werde heutzutage einfach
individueller gelebt. »Durch den Gemeinschaftscharakter
unserer Gemeinde, unsere Aktionen und Veranstaltungen,
kann sich jeder bei uns wohlfühlen. Und wer mehr möchte,
findet über die Hochschulgemeinde weiter.« Der 69-Jährige
denkt gerne an seine Zeit an der FH Meschede zurück. »Ich
hatte viele gute Begegnungen«, erzählt er. »Erst vor kurzem
habe ich das Kind zweier ehemaliger Studenten getauft.
Und ich habe sogar ein Paar getraut, das sich im AStA kennen gelernt hat.«
Wilfried Oertel war von 1991 bis 1999 als evangelischer Seelsorger in der Hochschulgemeinde tätig. Zu seiner Anfangszeit erinnert er sich noch gut daran, wie es sogar einmal eine
Rüge vom Erzbistum Paderborn gab, weil die Mescheder
Studentengemeinde sich nicht
in eine evangelische und eine
katholische Gemeinde aufteilen
wollte. »Wir haben einfach nicht
reagiert, da war dann irgendwann Ruhe«, erzählt er lachend.
Als Wilfried Oertel in den 90er
Jahren zur Hochschulgemeinde
stieß, gründete er zusammen
mit Pater Johannes den »Klöntisch«. »Wir wollten auf uns
aufmerksam machen und bei
den Studenten präsent sein«, so
Oertel. Dazu habe der Neubau
mit dem großen, modernen Foyer geradezu eingeladen. »Jetzt
treffen wir uns seit vielen Jahren
jeden Dienstag zu einem sehr
Wilfried Oertel
kommunikativen Treffen, dabei
ist diese Institution einfach aus
dem Bauch heraus entstanden.«
An den »Übergang von der Steinzeit in die Moderne«, wie
es Wilfried Oertel nennt, erinnert er sich noch gut. »Wir haben anfangs unsere Programme mit Schere und Klebestift
zusammen gebastelt. Das war ein sehr geselliger Prozess,
aber nicht gerade effektiv.« Deshalb ging die Hochschulgemeinde früh mit der Technik. »Die ersten Versuche mit einer
Webseite und Grafikprogrammen konnte man einfach nur
chaotisch nennen.« Auch für den Mescheder waren die Freizeitangebote für die Studenten die Highlights seiner Zeit bei
der Hochschulgemeinde. Zweimal war er in den Pfingstferien mit einer Gruppe in Holland zum Radfahren. Ein weiteres Projekt, an das er sich gerne erinnert, war ein Film über
das Leben eines Studenten in Meschede, den er im Rahmen
eines seiner allgemeinwissenschaftlichen Seminare drehte.
»Wir wollten die Ernsthaftigkeit des Studierens darstellen
und haben dabei jede Menge Spaß gehabt.« Wilfried Oertel
fände es sehr schade, wenn es die Hochschulgemeinde an
der Fachhochschule nicht mehr geben würde. »Wir können
ja nicht nur die technischen Aspekte einer Ausbildung sehen.
Wir müssen auch die Sozial- und Demokratieverträglichkeit
unseres Handelns im Auge behalten und die Sinnhaftigkeit
unseres Tuns hinterfragen. Dafür waren und sind wir immer
da.«
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Von der Ingenieurschule zur
Gesamthochschule
Chronologie 1969 bis 1972
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2. Juli 1969 Der Landtag beschließt das erste Gesetz über die Errichtung von Fachhochschulen in NRW.
30. Mai 1972
Das Gesamthochschul-Errichtungsgesetz tritt in Kraft.
16. September 1969
Der Verein zur Förderung der Wissenschaft in Forschung,
Lehre und Weiterbildung wird in Meschede gegründet
1. August 1972
Gründung der Gesamthochschule Paderborn mit den Abteilungen Höxter, Meschede, Soest und der Abt. Paderborn
der Pädagogischen Hochschule Westfalen-Lippe. Erster
Rektor wird Prof. Dr. Broder Carstensen.
März 1971 Der Minister für Wissenschaft und Forschung setzt für jede
zukünftige Fachhochschule Planungsausschüsse ein. Vorsitzender des Planungsausschusses der FH Südostwestfalen ist
Dr. Jürgen Draeger aus Meschede.
5. Mai 1971 Der Landtag verabschiedet das Fachhochschulerrichtungsgesetz (FHEG), das ab 1. Juli 1971 die Fachhochschule Südostwestfalen in Paderborn mit den Abteilungen Höxter, Soest
und Meschede vorsieht.
1. Juli 1971 Start der Fachhochschule Südostwestfalen. Rektor der
neuen Hochschule wird am 1. Februar 1972 Dr. Roder aus
Paderborn. Prorektor ist Dr. Jürgen Draeger aus Meschede.
Erster Abteilungsleiter wird Dr. Helmut Moczala.
Ingenieur oder Techniker?
Der Wunsch nach Anerkennung als Ingenieure
Mitte der 1950er-Jahre rückten die Ingenieurschulen immer mehr in das Interesse der Politiker. In NRW wurden
neue Ingenieurschulen gegründet, eine davon 1964 in Soest
mit der Außenstelle in Meschede. Die Ingenieurschulen genossen eine Sonderstellung: Einerseits gehörten sie dem
beruflichen Schulwesen an, andererseits schlossen sie mit
einem Titel, dem Ing. (grad) ab. Die Ingenieurausbildung
dauerte sechs Semester und unterschied sich damit deutlich
von der Technikerausbildung. Im Gegensatz zu Deutschland
erfolgte allerdings in den meisten anderen Staaten der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) die
Ingenieurausbildung ausschließlich auf Hochschulebene. Für
die Absolventen der Ingenieurschulen gab es deshalb Anerkennungsprobleme. Da in Europa also nur die Absolventen
der Hochschulen akzeptiert wurden, wurden die deutschen
Ingenieursschüler europaweit nicht als Ingenieure, sondern
als Techniker eingestuft.
»Mogelpackung« Ingenieurakademien
Im Zuge des europäischen Einigungsprozesses sollten ab
Mitte der 60er Jahre die Ingenieurschulen dem Hochschulbereich angenähert und ihnen zumindest der Status von
Akademien verliehen werden. Deshalb brachte die SPD 1968
einen Gesetzentwurf für eine Akademie in den nordrheinwestfälischen Landtag ein. Die Studierenden sollten in ihren
Akademien ein Mitspracherecht erhalten. Allerdings sahen
die Ingenieurschüler und viele Dozenten darin lediglich eine
Namensänderung der Ingenieurschulen und forderten weiterreichende Reformen.
Diese Diskussion spielte sich nicht nur in der Politik ab.
Deutschlandweit streikten und demonstrierten Studenten
der Ingenieurschulen, um sich gegen den Gesetzentwurf
auszusprechen. Auch in Meschede gingen etwa 360 Studenten auf die Straße und demonstrierten für ihre Rechte
und eine Änderung der Bildungspolitik, indem sie Vorlesungen boykottierten. Baurat (später Professor) Jürgen Draeger
äußerte sich damals in der Studentenzeitung »ln 66« deutlich: »Die Wirkung des zweifellos notwendigen Streiks bestand darin, dass die Öffentlichkeit aufmerksam wurde und
die Politiker reagierten.« Im Sommersemester 1969 kam es
dann erneut zu Protestkundgebungen, Vorlesungsstreiks
und Prüfungsboykott in NRW. Die Mescheder Studenten
stimmten bei einer AStA-Vollversammlung knapp für einen
Semesterabbruch. Doch insbesondere die höheren Semester folgten diesem Beschluss nicht und versuchten sogar die
jüngeren Semester von dieser Entscheidung abzubringen.
Auch die Dozenten stimmten für eine Fortsetzung des Unterrichts. Wichtig war es den Mescheder Ingenieurschülern
außerdem, sich von radikalen Gruppen abzugrenzen. »Wir
lehnen jede Gewaltanwendung ab, wie sie in Berlin und
anderen Städten eingetreten ist«, stellte Rolf Rasch, der
damalige Vorsitzende des AStA, in einem Interview mit der
Westfalenpost fest.
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Trotzdem kam es im April und Mai 1969 zu kriminellen Vorfällen an der Fachhochschule Meschede.
etwas unternehmen würden«. Weiterhin waren genau die
acht Klassenräume mit Buttersäure bespritzt worden, in denen weiterhin Unterricht stattfand. Die Ermittlungen konzentrierten sich daher auf die auswärtige Studentengruppe,
allerdings konnten die Täter nicht ermittelt werden.
Bombenattentat
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In den frühen Morgenstunden des 30. April 1969 brachen
etwa zwölf Unbekannte in die Ingenieurschule ein und zerschlugen Fensterscheiben von acht Hörsälen. Außerdem
legten sie mit Hilfe einer hochexplosiven Flüssigkeit Feuer
in einem Dozentenbüro und verspritzten in Hörsälen übelriechende Buttersäure. Hausmeister Hanisch schreckte
gegen 02.45 Uhr aus dem Schlaf und bemerkte das Klirren
der Scheiben und informierte Baurat (später Professor)
Wolfgang Tillner. Die beiden inspizierten zusammen das Gebäude der Ingenieurschule und entdeckten den Brand. Um
03.00 Uhr wurde die Polizeiwache in Meschede informiert.
Den Polizeibeamten gelang es, den Brand mit Schaumlöschern zu ersticken. Durch den Brand wurden Gegenstände
und Instrumente im Wert von 25 000 DM zerstört. Kriminalbeamte aus Meschede, Arnsberg und Hagen leiteten Ermittlungen ein, da zuvor eine auswärtige Gruppe von 50 bis
60 Studierenden nach Meschede gekommen war, um die
studierwilligen Mescheder zur Solidarisierung aufzufordern.
Am selben Tag erhielt die Mescheder Polizei einen anonymen Anruf, dass »auswärtige Elemente in absehbarer Zeit
In der Nacht zum 9. Mai 1969 explodierte dann eine hinter
der Wandtafel eines Klassenraumes verstreckte Bombe mit
selbstgebasteltem Zeitzünder. Die Wandtafel wurde dabei
zerstört. Nach einer Mitteilung der Polizei handelte es sich
um eine Bombe mit geringer Sprengwirkung. Der Sachschaden wurde mit 2 000 DM beziffert. Die Polizei vermutete
denselben Täterkreis. Auch hier führten die Ermittlungen zu
keinem Ergebnis.
Gründung von Fachhochschulen beschlossene Sache
Dann ging alles ziemlich zügig: Ingenieurschulen und Höhere Fachschulen sollten in den Hochschulbereich überführt
werden. Dazu wurden Fachhochschulen gegründet. 1969
beschloss die Kultusminister-Konferenz eine Rahmenvereinbarung zur Erreichung der »Fachhochschulreife«. Es wurde mit der Einführung der zweijährigen Fachoberschule ein
Zwischenglied zwischen dem Realschulabschluss und der
Fachhochschule geschaffen und das Fachhochschulgesetz
mit dem 1. August 1971 als Starttermin verabschiedet. Für
das WS 1969/1970 wurden aufgrund des Druckes der streikenden Studenten bereits einige Regelungen zur zeitnahen
Reform der Ingenieurschulen übernommen. Allerdings sah
man in NRW die Gründung der Fachhochschulen nicht
als eigenständige Dauerlösung im Hochschulbereich an.
Johannes Rau, der damalige NRW-Minister für Wissenschaft
und Forschung, führte nur ein Jahr später Gesamthochschulen ein, eine universitäre Hochschulform, die Merkmale
von Fachhochschulen und Universitäten verbindet. Deshalb
wurde die erst ein Jahr bestehende »Fachhochschule Südostwestfalen in Paderborn mit den Abteilungen Höxter,
Soest und Meschede« in die »Gesamthochschule Paderborn
mit Abteilungen in Höxter, Soest und Meschede« überführt.
»Die Unruhen in den 60er Jahren hatten ihre Berechtigung.
Man kann erwachsene Menschen nicht wie Schüler behandeln
und sie in Klassen, mit einem Klassenbuch und allem was dazu
gehörte, bevormunden.«
Helmut Moczala, erster Abteilungsleiter der Fachhochschule
Südostwestfalen in Meschede
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Die Vision »Neubau der Ingenieurschule am Hainberg«
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8. Januar 1966:
Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) erwirbt vom Grafen von Westphalen für den Neubau der Ingenieurschule ein
65 000 Quadratmeter großes Grundstück am Hainberg im
Tausch gegen eine Fläche des Mescheder Stadtwaldes im
Arnsberger Wald. In den Jahren 1966/67 entwerfen die Dozenten bereits Pläne für Labore und Vorlesungsräume.
24. September 1969:
Ein Architektenwettbewerb für den Neubau der Staatlichen Ingenieurschule Meschede startet, bei dem etwa 30
Architekten zum Termin im Rathaus erschienen. In der Aufgabenstellung für den Architektenwettbewerb heißt es, dass
der Ingenieurschule für die Stadt Meschede eine große Bedeutung zukommt, zumal von einer Bevölkerungsentwicklung von damals rund 16 000 Menschen auf über 50 000
Einwohner ausgegangen wird. (Anmerkung: Einwohnerzahl
per 1.1.2014: 15 487, mit allen Ortsteilen: 31 993). Das bestehende Laborangebot soll um ein Laboratorium für Kernphysik und ein Labor für Datenverarbeitung mit Rechenzentrum
erweitert werden. Ministerialdirigent Hallauer zum geplanten Neubau: »Die neue Ingenieurschule Meschede wird auf
jeden Fall gebaut, wenn auch gegenwärtig die Umstrukturierung der Ingenieurschulen in Fachhochschulen noch nicht
völlig abgeschlossen ist.«
25. September 1969:
Dozenten und Studenten der Ingenieurschule Meschede
stellen beim Ministerpräsidenten des Landes NRW, Heinz
Kühn, SPD, einen Antrag auf Bildung einer Fachhochschule Hellweg/Sauerland. Abteilungen dieser Schule sollen die
Staatliche Ingenieurschule Meschede, die Staatliche Ingenieurschule für Maschinenwesen in Soest, die Staatliche Ingenieurschule für Landbau in Soest, die Höhere Wirtschaftsfachschule in Arnsberg und eventuell die Landesforstschule
in Arnsberg werden.
23. April 1970:
Der Architektenwettbewerb ist entschieden. Gewinner
sind zwei junge Mescheder Architekten: Dipl.-Ing. Eckhard Gerber und Dipl.-Ing. Manfred Lange. Statt der sonst
an Ingenieurschulen üblichen Semesterklassenräume sind
Hörsäle vorgesehen. Die Mensa ist als Einzelbaukörper vorgesehen, an zwei Seiten des Campus ist eine mögliche Bebauung mit mehrgeschossigen Wohnhäusern für Dozenten
und Studenten angedeutet. Die Bausumme wird auf 25 bis
30 Millionen DM geschätzt, der Baubeginn ist für das Jahr
1972 vorgesehen.
April 1971:
Die Staats-Hochbauabteilung des NRW-Finanzministeriums verhängt einen Planungsstopp über den Ingenieurschulneubau in Meschede. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung sollte genötigt werden, die Hälfte
der mittlerweile auf 37 Millionen DM bezifferten Baukosten
zu übernehmen. Bislang war als Fertigstellungstermin der
1. Oktober 1974 vorgesehen.
Frühjahr 1972:
Die Stadt Meschede und der Kreistag des Landkreises Meschede befürchten die Auflösung der Hochschulabteilung in
Meschede im Zuge der für den 1. August 1972 vorgesehenen
Gründung der Gesamthochschule Paderborn.
9. Mai 1980:
Bundesbildungsminister Schmude besucht Meschede und
bekennt sich zum Hochschulstandort, aber »großartige
Neubauten« seien kein Thema mehr, da aufgrund der gesunkenen Studentenzahlen ausreichend Studienplätze vorhanden seien.
28. April 1987:
Bei der Dezernentenkonferenz der Stadt Meschede teilt der
Erste Beigeordnete Wacker zum Punkt »Hochschulstandort
Meschede« mit, dass »an einen Neubau nicht gedacht sei,
sondern dass die Gesamthochschule sich durch Schülerabbau gesundschrumpfen solle«.
10. August 1989:
NRW-Wissenschaftsministerin Anke Brunn besucht den
Hochschulstandort und kündigt den Beginn des Neubaus
der Hochschule in Form eines Zentralbaus an der Lindenstraße für 1991 an. Sie erklärt die ursprünglichen Pläne für
einen Neubau am Hainberg für hinfällig.
7. Juni 1991:
Erster Spatenstich für die Errichtung des »TechnologieInformationszentrums« an der Lindenstraße.
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April/Mai 1994:
Die Stadt Meschede verkauft ein Teilstück des HainbergGeländes an den »Evangeliumschristen Baptisten e. V.«, der
dort ein Bethaus errichtet.
8. Februar 1995:
Das Land Nordrhein-Westfalen und die Stadt Meschede
schließen gegen eine Ausgleichszahlung einen Tauschvertrag über einen Geländetausch Lindenstraße gegen Hainberg ab.
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Modell der Gewinner des Architektenwettbewerbs für den Neubau der Staatlichen Ingenieurschule in Meschede, 1969
Vom Baurat zum Professor
»Ich denke nicht, dass früher alles besser war. Früher war
einfach vieles anders.« Prof. Dr. Helmut Moczala muss es
wissen. Denn er war 25 Jahre als Dozent an der Fachhochschule in Meschede tätig. Helmut Moczala zog 1968 von
Oldenburg nach Meschede, da er von der Ingenieurschule
angeworben worden war. Weil es ihm im Sauerland so gut
gefiel, blieb er. »Ich hatte damals noch nie vorher von Meschede gehört. Aber meine Frau war hier einmal mit dem
Auto durchgefahren und konnte sich an die schönen Hügel
erinnern«, erzählt er. In Meschede konnten sich die beiden
den Traum verwirklichen, ein Haus mit Aussicht am Berg zu
bauen. »So kam ich nach Meschede«, schmunzelt er.
»Damals, als ich in Meschede anfing, war alles sehr straff
organisiert. Die Studenten saßen in ihren Klassenzimmern
und alle bekamen denselben Stundenplan.« Während in den
sechziger Jahren, zu Zeiten der staatlichen Ingenieursschule
Meschede, das Studium noch sehr schulisch organisiert war,
änderte sich dies am 1. Juli 1971. Mit dem Fachhochschulerrichtungsgesetz wurde die Fachhochschule Südostwestfalen in Paderborn mit der Abteilung Meschede gegründet,
mit Helmut Moczala als erstem Abteilungsleiter.
Nach der Umstellung hätten alle plötzlich viel mehr Freiheiten gehabt. »Wir konnten wählen und eigene Entscheidungen treffen.« Was sich vorerst gut anhörte, sorgte in der
Praxis doch für kleinere Probleme. »Der Schulbetrieb vorher
funktionierte gut und war einfacher. Da kam der Dozent einfach in den Klassenraum, in dem alle Studenten zur gleichen
Zeit waren.« Als dann verpflichtende Grundfächer, Wahlpflichtfächer und Wahlfächer eingeführt wurden, war das
Chaos erst einmal perfekt. »Räume waren doppelt belegt.
Studenten und Dozenten wussten nicht, wann sie wo sein
sollten.« Da es früher noch keine Programme zur Erstellung
von Stundenplänen gab, trugen die Dozenten auf drei Tafeln
getrennt Raumbelegung, Fächerfolgen und Dozenten-Einsatz ein, um Überschneidungen zu vermeiden. Da hätte es
auch einmal ein paar Tage länger gedauert, bis jeder Student
und jeder Dozent wusste, wo er wann sein musste. »Bis die
Pläne fertig waren sind alle ein wenig umhergeirrt.«
Trotz aller Vorteile, welche die Freiheiten der Fachhochschule mit sich brachten, sah Helmut Moczala auch einige
Risiken für die Studenten. »Die Semester waren vor der
Umstellung sehr gut organisiert. Die Schwächeren wurden
von den Stärkeren an die Hand genommen und mit gezogen. So war es einfacher für die Schwächeren, ausreichende
Noten zu erreichen.« Mit der Gründung der FH sei dieser
Zusammenhalt weggefallen und manche Studenten auf der
Strecke geblieben. »Früher gab es immer drei sehr lustige
Feste pro Semester: Eines am Anfang, das Bergfest in der
Mitte und ein großes Fest am Ende«, erinnert sich der heute
86-jährige.
Nach der erneuten Umstellung der Fachhochschule Südostwestfalen zur Gesamthochschule Paderborn, nur ein Jahr
später, kandidierte Helmut Moczala nicht erneut als Abteilungsleiter. Neben den internen Umstellungen in Meschede
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gab es auch für alle Fachhochschuldozenten eine große
Veränderung. Während zu Zeiten der Ingenieurschule alle
Dozenten Bauräte genannt wurden und den Lehrenden an
Universitäten nicht gleich gestellt waren, änderte sich dies
1971 mit dem Fachhochschulerrichtungsgesetz. Die Bauräte
der Fachhochschulen wurden zuerst zu »Fachhochschullehrern mit der Bezeichnung Professor« und später dann zu
Professoren ernannt. »Ich kann mir vorstellen, dass darüber
viele Universitätsprofessoren gar nicht begeistert waren«,
so Helmut Moczala. Denn für diese habe immer die Anzahl
ihrer Veröffentlichungen und Forschungen als Qualifikationsausweis gedient, während Fachhochschulprofessoren
größtenteils aus der Industrie stammten und Forschung
eher nebensächlich war. »Uni und FH, das waren früher zwei
ganz verschiedene Denkmuster.« Doch nach dieser Umstellung sei das Berufungsverfahren für neue Dozenten viel
einfacher geworden. »Als Meschede noch als Abteilung der
Gesamthochschule Paderborn bestand, waren die Verfahren
sehr schwierig und langwierig. Deshalb sind viele Bewerber
abgesprungen«, erinnert er sich.
Auch die Einstellung der Fachhochschulen gegenüber der
Industrie änderte sich im Laufe der Jahre. »Als ich ‘68 anfing, waren Industriekontakte geradezu verpönt«, erzählt
der Mescheder. Er ist froh, dass ein Wandel stattgefunden
hat und heutzutage viel Wert auf Technologietransfer gelegt wird. »Das ist eine sehr vernünftige Entwicklung, durch
die Kontakte von Fachhochschule und Wirtschaft profitieren
beide Seiten.«
Helmut Moczala ist neben seiner Arbeit als Ingenieur schon
immer als Maler tätig gewesen. Er hat insgesamt etwa 1 000
Bilder gemalt. Als Abschlussrede zu seiner Pensionierung
Prof. Dr. Helmut Moczala heute
hielt er deshalb keine Rede über seinen Fachbereich oder
seine Arbeit an der FH, sondern über Aquarellmalerei.
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Lageplan der Fachhochschule Südostwestfalen im Jahr 1971
Abschlussarbeiten als Drehbücher für die Praxis unternehmerischen Handelns
Der Unternehmer Walter Mennekes über seine
Erfahrungen als Student und Arbeitgeber
mit der Hochschule in Meschede
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Walter Mennekes ist Unternehmer, ehemaliger Student
der Fachhochschule in Meschede und Vollblut-Sauerländer.
Nach seiner Ausbildung als Werkzeugmacher holte er sein
Abitur nach, obwohl er laut eigener Aussage alles andere als
ein »Bücherwurm« war. Ende 1970 begann er sein Studium
an der Staatlichen Ingenieurschule in Meschede. Mennekes
studierte vier Jahre den Studiengang »Allgemeine Fertigungstechnik«. Als 1975 sein Vater plötzlich starb, übernahm er
zunächst gemeinsam mit seinem Bruder Dieter die Führung
des Familienbetriebes MENNEKES Elektrotechnik GmbH
& Co. KG. Nach dem Ausscheiden des Bruders setzte Walter
Mennekes verstärkt auf die
Produktion von Industriesteckvorrichtungen und richtete das
Unternehmen in Hinblick auf
Elektromobilität neu aus. Das
Unternehmen entwickelte sich
unter der Führung von Walter Mennekes zu einem global
agierenden
Branchenführer
mit derzeit mehr als 1 000
Mitarbeitern.
Walter Mennekes
Warum haben Sie sich damals für ein Studium in Meschede entschieden?
Walter Mennekes: Einerseits aus ganz praktischen Gründen: Die Ingenieurschule war in der Nähe und so konnte
ich weiter im familieneigenen Unternehmen arbeiten. Nach
meiner technischen Ausbildung hat mein Vater mir nahe
gelegt, über den zweiten Bildungsweg das Abitur nachzuholen und Ingenieur zu werden. Damals wurde noch nicht
groß gefragt, wie die persönlichen Neigungen waren, das
wurde einfach gemacht. Aber da hatte ich Spaß dran, das
war meins: Drehmaschinen, Fräsmaschinen, Schweißen und
Bohren, während ich vorher in der Schule eher faul war. Außerdem hatte die Ingenieurschule einen guten Ruf, ein klares Konzept, viel wissenschaftliches Wissen und die Praxis
immer im Blick.
Wie haben Sie Ihre Studentenzeit erlebt und woran denken Sie besonders gerne zurück?
Walter Mennekes: Es war eine unbeschwerte und intensiv
gelebte Zeit. Das Studium war für mich zunächst die wichtigste Nebensache der Welt und im großen, sympathischen
Dorf Meschede habe ich mich sehr wohl gefühlt. Ich habe
damals in Meschede über der Kneipe »Postkeller« gewohnt
und dort auch gefeiert. In meiner Freizeit war ich zudem im
Motorsport sehr aktiv und habe zum Beispiel die Bergrennen in Nuttlar mit organisiert. Ich kann mich an einen denkwürdigen Morgen auf dem Mescheder Marktplatz erinnern.
Am Abend zuvor kam ich sehr spät von einem Rennen nach
Hause und habe mein Auto in der Dunkelheit einfach mitten
auf dem Marktplatz abgestellt. Als ich am nächsten Morgen
Walter Mennekes (im Bild hinten
Mitte) 1972 als Mitglied im Redak­
tionsteam der Studentenzeitschrift
»ln 66«, vor den Gebäuden der
Gesamthochschule Paderborn,
Abteilung Meschede
gegen 11 Uhr meinen Wagen umparken wollte, war er zugestellt mit Marktständen und umringt von vielen wütenden
Obst- und Gemüsehändlern. Ich musste mir einiges über
das lockere Studentenleben anhören. Da habe ich schon einen roten Kopf bekommen!
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Praxis unternehmerischen Handelns. Lernt Sprachen - wie
wäre es einmal mit Chinesisch? - und entdeckt die Welt. Ich
schaue bei Bewerbungen auch stark auf den Ausbildungsgang. Mir persönlich sind Leute sympathisch, die auf dem
zweiten Bildungsweg ihr Studium absolvieren, da diese
Was haben Sie aus Ihrem Studium in Meschede
mitgenommen?
Walter Mennekes: Ich habe gelernt, logisch und analytisch zu denken und Prozesse voran zu bringen. Während
ich in meiner Ausbildung das Grundrüstzeug gelernt habe,
vertiefte ich mein Wissen in der Fachhochschule. So konnte
ich fachlichen Diskussionen ziemlich gut folgen und hatte
vielleicht auch eher eine Nase für neue Produkte und neue
Verfahren.
Welche Bedeutung hat für Sie als Unternehmer die heutige
Fachhochschule Südwestfalen?
Walter Mennekes: Sie ist unverzichtbar. Theorie ohne Praxis bleibt grau und Praxis ohne Theorie blind. Deshalb: Wissenschaft und Wirtschaft gehören zusammen, sie müssen
noch enger zusammenwachsen und lernen, voneinander
zu profitieren. Die Wirtschaft braucht Bachelor- und Masterarbeiten mit Praxisbezug, sie ist auf den wechselseitigen
Erfahrungs- und Problemaustausch mit der Theorie angewiesen. Und die Wissenschaft braucht die Effizienz- und
Erfolgskontrolle der Theorie durch die Praxis. Keiner kann so
richtig ohne den anderen.
Was möchten Sie Studenten mit auf den Weg geben?
Walter Mennekes: Schließt einen Pakt mit einem PartnerUnternehmen, kniet euch rein in die praktischen Probleme
des Unternehmens! Prüft dabei den Nutzen eures Theoriewissens, schreibt Abschlussarbeiten als Drehbücher für die
Zukunftsmarkt Elektromobilität: Walter Mennekes mit EU-Kommissar
Günther Oettinger, Volker Lazzaro (Geschäftsführer) und
Christopher Mennekes beim »Betanken« eines Tesla (v.l.n.r.)
meist belastbarer sind und sich durchsetzen können. Und
dann ist mir ein Hand- oder Fußballer, also ein Teamsportler, lieber als ein Schachspieler. Wir möchten als mittelständisches Familienunternehmen überschaubar bleiben und
Teamarbeiter haben – bei uns ist die Mannschaft der Star,
nicht der Einzelkämpfer.
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Arbeitsplatz für Mescheder Absolventen - der Mennekes Hauptsitz im sauerländischen Kirchhundem:
Hier arbeiten rund 550 der heute über 1 000 Mitarbeiter des Unternehmens
Ideelle und materielle Unterstützung: Der Verein der Freunde und Förderer
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Seit dem 16. September 1969 unterstützt der »Verein der
Freunde und Förderer der Fachhochschule Südwestfalen in
Meschede e. V.« die Hochschule. Der Förderverein soll nach
besten Kräften Projekte fördern, für die öffentliche Gelder
nicht ausreichen oder gar nicht zur Verfügung stehen. Gegründet wurde der Verein mit dem Ziel, die Fachhochschule
bei der Einrichtung und Vervollkommnung von Werkstätten,
Laboratorien und Arbeitsmitteln und der Stiftung von Materialien, Geräten und Geldmitteln zu unterstützen. Vor allem
hervorragende wissenschaftliche Leistungen und Vorhaben,
die das Ansehen der Hochschule erhöhen, sollten unterstützt
werden - und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Bereits kurz nach der Gründung des Vereins wurden die
Mitglieder des Vereins aktiv: Von den ersten Spenden und
Mitgliedsbeiträgen tätigten sie eine erste große Investition:
Eine dringend benötigte Präsenzbücherei für die Studenten
wurde eingerichtet. Zuvor musste noch jeder Student selbst
die Bücher kaufen, die er für wissenschaftliche Recherchen
benötigte. Auch in der Erwachsenenbildung engagierte sich
der Verein gleich zu Beginn. Für die Erstellung einer Jahresschrift, in der über die Hochschule und Meinungen aus Wirtschaft, Industrie und Hochschulpolitik geschrieben werden
sollte, setzte er sich ebenso ein. Eine lange Tradition haben
auch die Ehrungen besonders guter studentischer Abschlussarbeiten. Bis heute werden bei den alljährlichen Versammlungen die jeweils besten Abschlussarbeiten aus den
Bereichen Wirtschaft, Maschinenbau und Elektrotechnik mit
500 Euro prämiert.
Werner Schmitt war es ein Anliegen, die Hochschule in
Meschede nicht nur finanziell zu unterstützen. Deshalb
setzte er sich zusammen mit ehemaligen Studienkollegen,
wie zum Beispiel Dr. Jörg Schmeck, für ein Umdenken im
bestehenden Förderverein ein. »Wir wollten nicht nur eine
materielle, sondern auch eine ideelle Unterstützung etablieren. Deshalb haben wir 1979 den Förderverein noch einmal
neu aufgestellt«, erzählt er. »Wir wollten den Kontakt zu den
Ehemaligen der Fachhochschule erhalten, um möglichst
vielen den Eintritt in den Verein zu ermöglichen.« Mit einem
Jahresbeitrag zwischen fünf Mark im Jahr für Studenten und
bis zu 300 DM für Unternehmen war die Mitgliedschaft für
viele erschwinglich.
Als im Oktober 1979 die Gründungsversammlung des neu
aufgestellten Fördervereins stattfand, wurde nicht nur die
neue Satzung heiß diskutiert. Ein weiteres Anliegen von
Werner Schmitt war die Werbung für den Förderverein und
die Fachhochschule selbst. »Wir wollten ein Zentrum für
Weiterbildung gründen und etwas für die Außenwirkung
der Hochschule tun.« Da in den 70er Jahren die Studentenzahlen stark zurückgingen, engagierte sich der Förderverein
viel in der Werbung für ein Studium in Meschede. »Wir haben Broschüren gedruckt und den Standort immer wieder
unter Marketingaspekten bei öffentlichen Einrichtungen
bekannt gemacht«, erinnert er sich. Zum ersten Mal in der
Geschichte des Vereins wurden mit Werner Schmitt als Vertreter der Ehemaligen zudem aktiv Mitglieder geworben.
120 Teilnehmer waren bei der Gründungsversammlung des
neuen Vereins dabei, der dann unter dem Namen »Förderverein und Freundeskreis der Universität-Gesamthochschule Paderborn, Abteilung Meschede« bekannt wurde. Die Zahl
der Mitglieder stieg schnell an. Von insgesamt 37 Mitgliedern des Fördervereins bei der Gründung 1969, davon nur 13
Privatpersonen, bis auf mehr als 240 Personen- und über 50
Firmenmitgliedschaften heutzutage. Die schnellen Erfolge
bestätigten Werner Schmitts Überzeugung und so war er
von der Gründung des Vereins 1979 bis 2013 aktiv im Vorstand als Vertreter der Ehemaligen tätig.
Auch an der Fachhochschule sprach sich schnell herum,
dass der Förderverein verschiedene Projekte unterstützt.
»Nachdem bekannt wurde, dass
es bei uns Geld gab, wurden
immer mehr Anträge eingereicht«, sagt Werner Schmitt.
»Gleichzeitig wurden im Laufe
der Jahre immer größere Summen bewilligt.« Die Mittel, die
der Förderverein an Dozenten
und Angehörige der Hochschule weitergibt, stammen
aus den jährlichen Beiträgen
der Mitglieder und Spendengeldern. »Finanziell waren wir
immer sehr gut ausgestattet,
wir hatten teilweise Rücklagen
für größere Anschaffungen bis
zu 50 000 Mark angespart«, so
der inzwischen 71-jährige. An
einige, sehr unterschiedliche
Werner Schmitt, Absolvent der
Staatlichen Ingenieurschule und
Projekte des Fördervereins kann
Gründungsmitglied des 1979 neu
sich Werner Schmitt noch gut
aufgestellten Fördervereins
erinnern: Kurse für arbeitslose Akademiker in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt Meschede, Gemälde für Hörsäle,
eine Ausfallbürgschaft für das 25-jährige Jubiläum der Fachhochschule oder einen 3D-Scanner und Drucker.
Kritik an der Arbeit des Fördervereins habe es nur ganz selten und dann auch eher aus den eigenen Reihen gegeben.
»Ein Anlass zu kleineren Beschwerden hat es zum Beispiel
bei der 1:1 Umstellung der Mitgliedsbeiträge von DM auf
Euro gegeben«, schmunzelt Werner Schmitt. Er denkt gerne an die Arbeit mit dem Förderverein zurück. »Wir hatten
immer eine gute Gesprächsbasis. Sowohl in der Vorstandsals auch in den Mitgliedssitzungen haben wir hervorragend
zusammen gearbeitet.« Deshalb ist er auch nach seiner aktiven Zeit im Vorstand noch gerne bei den alljährlichen Versammlungen dabei. »So bleibe ich auf dem Laufenden über
die Hochschule und Meschede. Es hat sich ja vor allem in
den letzten Jahren so viel verändert.«
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Hintergrund Förderverein:
Die wechselvolle Geschichte der Hochschule ist auch
erkennbar an den häufigen Namensänderungen des
Fördervereins:
1969 bis 1972:
Verein der Freunde und Förderer der staatlichen Ingenieurschule für Maschinenwesen Meschede e.V.
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1973:
Förderverein für die Abteilung Meschede der Fachhochschule Südost-Westfalen e. V.
1974 bis 1979:
Förderverein für die Abteilung Meschede der Gesamthochschule Paderborn e. V.
1980:
Förderverein für die Abteilung Meschede der UniversitätGesamthochschule Paderborn e. V.
1981 bis 2001:
Förderverein und Freundeskreis der Universität-Gesamthochschule-Paderborn Abteilung Meschede e. V.
2002:
Förderverein und Freundeskreis der Hochschule Meschede
e. V.
Seit 2003:
Verein der Freunde und Förderer der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede e. V.
Vorsitzende des Fördervereins:
1969 bis 1976:
Dr.-Ing. Hans-Friedrich Honsel
1977 bis 1981:
Dipl.-Ing. Edward Kersting
1982 bis 1998:
Dipl.-Ing. Peter Busch
1999 bis 2012:
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Hans-Dieter Honsel
2013 bis heute: Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch.-Ing. Wolfgang Krappe
Umzug zum Studienabschluss des »MK 2«
(Universität)
Gesamthochschule Paderborn
Chronologie 1973 bis 2001
55
1973
In Meschede wird das »integrierte Studium« eingeführt.
Bereits nach einem Jahr erfolgt die Rückkehr zum
Fachhochschulstudium.
13. Dezember 1990
Erwerb der Liegenschaft »Noelle« in der Jahnstraße durch
das Land Nordrhein-Westfalen. 1996 wird der zweite Bauabschnitt in der Jahnstraße übergeben.
1977
Zweite Erweiterung der Laborflächen im »Schwarzen
Bruch« durch weitere Anmietungen.
6. Juni 1991 Spatenstich für den Neubau des Technologie-Informations-Zentrums in der Lindenstraße. Die Schlüsselübergabe
erfolgt am 7. Mai 1993.
1980
Die Abteilung Meschede gründet das »Zentrum für Weiterbildung«. Die Gesamthochschule Paderborn wird zur
»Universität-Gesamthochschule Paderborn«.
1983
Aufstellung weiterer Pavillons auf dem Hochschulgelände.
1985
Der Fachbereich 11 »Maschinenbau« bietet den Studienschwerpunkt »Aluminiumtechnologie« an.
1986
Der Fachbereich 15 »Elektrische Nachrichtentechnik« führt
die Studienrichtung »Informationsverarbeitung« ein. Die
Mensa wird durch einen Küchenanbau erweitert.
1. Oktober 1992 Mit dem Wintersemester 1992/1993 wird im Fachbereich
Maschinenbau der Lehrbetrieb im neuen Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen aufgenommen.
1. Oktober 1995 Prof. Dr. Paul Gronau wird Prorektor der Universität-Gesamthochschule Paderborn.
15. Januar 1998 Offizielle Einweihung der Laborgebäude in der Jahnstraße
durch die Wissenschaftsministerin Anke Brunn.
1. Oktober 1997
Im Fachbereich »Maschinenbau-Datentechnik« wird der
Fachhochschul-Studiengang »European Studies in Technologie and Business (ETB)« eingerichtet (Diplom).
1999 Abschluss eines Qualitätspaktes zwischen der Landesregierung und den Universitäten und Fachhochschulen des
Landes.
1. Oktober 1999
Der Fachbereich »Nachrichtentechnik« bietet den Studiengang »Informations- und Kommunikationstechnik« an.
1. April 2000 Ein neues Hochschulgesetz tritt in Kraft.
28. Juni 2000
Ministerin Behler bringt die Anmeldung »Neubau Meschede« zum 30. Rahmenplan in den Landtag ein.
22. September 2000
Das Kabinett der Landesregierung entscheidet über die
Bau- und Planungsliste und genehmigt die Kosten für 2001.
1. Oktober 2001 Bachelorund
eingerichtet.
Masterstudiengang
ETB
werden
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Einblick ins Labor: Turbinen-Prüfstand in den 70ern
Studierendenzahlen in Meschede
5 000
4 500
4 000
57
3 500
3 000
2 500
2 000
1 500
1 000
500
0
Verbundstudium
Bildungspartnermodell
Präsenz
Geburtenrate *1 000
Wider den Trend der geburtenstarken Jahrgänge
Demographie – Teil 1: Geburtsjahrgänge 1953 bis 1961
Aus Daten der Weltbank sowie des Statistischen Bundesamtes lässt sich die Entwicklung der Geburtenrate für die
Jahrgänge 1945 bis 1993 ermitteln. Die Geburtenrate eines Kalenderjahres zeigt, wie viele Kinder durchschnittlich
je gebärfähiger Frau zur Welt kamen und charakterisiert
damit das Geburtenverhalten der Frauen im jeweiligen
Kalenderjahr.
Die Entwicklung der Geburtenrate ist in der dargestellten
Abbildung graphisch der Entwicklung der Studierendenzahl überlagert. Die Kurve wurde dabei um 20 Jahre in die
Vergangenheit verschoben, um ein angenommenes durchschnittliches Studieneintrittsalter von 20 Jahren zu berücksichtigen. Weiterhin wurde sie für die bessere Lesbarkeit
stark überhöht dargestellt, wobei der Faktor 1 000 gewählt
wurde.
Bei Betrachtung der Geburtsjahrgänge 1953 bis 1961 lassen
sich dabei folgende Feststellung treffen:
Die Geburtenrate in Deutschland entwickelte sich in den
Jahren ab 1953 positiv und erreicht 1961 den Wert von 2,45.
20 Jahre später: Die Studierendenzahl in Meschede sank
hingegen von 700 Studierenden im Wintersemester 1973/74
auf ein Allzeittief von 422 Studierenden im Wintersemester
1980/81 ab.
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Intermezzo: Y-Modell
59
Im Jahr 1973 wurde an nordrhein-westfälischen Gesamthochschulen – und damit auch in Meschede als einer Abteilung der Gesamthochschule Paderborn – das integrierte
Studium eingeführt. Dieses Studiengangmodell wurde auch
als Y-Modell bezeichnet. Zuvor führten zwei unterschiedliche Wege zum Diplom. Dabei handelte es sich zum einen
um ein siebensemestriges praxisbezogenes Studium an
einer Fachhochschule und zum anderen um ein neunsemestriges Studium an einer Universität. Diese beiden Wege
sollten im integrierten Studium an einer Gesamthochschule
zusammengefasst werden. Beim Y-Modell absolvierten zunächst alle Studierenden ein gemeinsames viersemestriges
Grundstudium bis zur Diplomvorprüfung. Im Hauptstudium konnten sich die Studierenden dann für das Diplom I
nach dem siebten Semester oder das Diplom II nach dem
neunten Semester entscheiden. Studierende, die sich mit
Fachhochschulreife eingeschrieben hatten, mussten bis zum
Vordiplom sogenannte Brückenkurse in Deutsch, Englisch
und Mathematik absolvieren. Auch einige der Dozenten
aus Meschede mussten im Rahmen dieses Modells immer
wieder zur Gesamthochschule Paderborn fahren, um dort
ihre Lehrgebiete zu unterrichten. »Für die Kollegen war es
eine ziemliche Fahrerei«, erinnert sich Prof. Dr. Klaus-Dieter
Schwarz, ehemaliger Dozent und Abteilungssprecher der
Fachhochschule. Diese Änderungen für Abteilungen an Gesamthochschulen, die ausschließlich Fachhochschulstudiengänge anboten, wurden allerdings bereits nach einem Jahr
NRW-weit wieder zurückgenommen. »Das Y-Modell war
in Meschede einfach nicht der Renner«, so Schwarz. Deshalb wurde 1974 auch in Meschede anstelle des integrierten
Studiums wieder das Fachhochschulstudium weitergeführt.
Die Studierenden, die bereits ein Jahr lang das integrierte
Studium absolviert hatten, stiegen fast ausschließlich auf das
Fachhochschulstudium um und setzten Ihr Studium in Meschede fort. Nur einige wenige wechselten nach Paderborn,
wo das integrierte Studium zunächst weitergeführt wurde.
Abbildung entnommen aus »25 Jahre Ingenieurausbildung in Meschede«
Vergabe von Studienplätze durch die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze (ZVS)
Bis zum Wintersemester 1978/79 führte die ZVS wegen
starker Nachfrage an der Gesamthochschule Paderborn eine
Auswahl in den Studiengängen Elektrotechnik und Maschinenbau durch. Ab dem Wintersemester 1978/79 wurden die
Plätze für die Studiengänge Elektrotechnik und Maschinenbau an der Gesamthochschule Paderborn dann im »Besonderen Verteilungsverfahren« vergeben. Das heißt: Wegen
der ausreichenden Zahl an Studienplätzen in diesen Fächern
insgesamt konnte auf das Auswahlverfahren nach Durchschnittsnote und Wartezeit verzichtet werden, die Studienbewerber wurden lediglich gleichmäßig auf die freien Studienplätze »verteilt«.
Nach dem Wintersemester 1979/80 wurden die Studiengänge Elektrotechnik und Maschinenbau nicht mehr an der
Abteilung Meschede sondern nur noch als »Integrierte Studiengänge« an der Gesamthochschule Paderborn über die
ZVS vergeben. Das Verteilungs-Verfahren über die ZVS wurde zum Wintersemester 1996/97 letztmalig durchgeführt.
Des Weiteren hat die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen zum Wintersemester 2002/03 bis einschließlich
Wintersemester 2004/05 für die FH Südwestfalen Studienplätze im Studiengang Wirtschaft vergeben. Die Auswahl der Studienbewerber erfolgte zu 60 Prozent nach der
Durchschnittsnote und zu 40 Prozent nach der Wartezeit.
Verteilung der Studienplätze über die ZVS an der FH Meschede
(Gesamthochschule Paderborn)
Semester
Studiengang
Wintersemester 1973/74
Elektrotechnik/Nachrichtentechnik 1)
Maschinenbau/Fertigungstechnik 1)
Maschinenbau/Konstruktionstechnik 1)
Elektrotechnik/Nachrichtentechnik 1)
Maschinenbau/Fertigungstechnik 1)
Maschinenbau/Konstruktionstechnik 1)
Wintersemester 1974/75
Elektrotechnik 1) 3)
Maschinenbau 1) 3)
Sommersemester 1975
Kein Angebot (Jahresrhythmus)
Wintersemester 1976/76
Nachrichtentechnik 1)
Fertigungstechnik 1)
Konstruktionstechnik 1)
Sommersemester 1976
Kein Angebot (Jahresrhythmus)
Wintersemester 1976/77
Elektrotechnik 1)
Maschinenbau 1)
Sommersemester 1977
Kein Angebot (Jahresrhythmus)
Wintersemester 1977/78
Elektrotechnik 1)
Maschinenbau 1)
Sommersemester 1978
Kein Angebot (Jahresrhythmus)
Wintersemester 1978/79
Elektrotechnik 2)
Maschinenbau 2)
Sommersemester 1979
Kein Angebot (Jahresrhythmus)
Wintersemester 1979/80
Elektrotechnik 2)
Maschinenbau 2)
1) Wegen starker Nachfrage war eine Auswahl erforderlich
(60 % Durchschnittsnote; 40 % Wartezeit)
2) Wegen nur geringer Nachfrage war eine Auswahl nicht erforderlich
(nur Verteilung auf die Hochschulen)
3) Integrierte Studiengänge
60
Wie der Vater, so die Tochter
Karl Stieren und seine Tochter Lisa Stieren haben beide
in Meschede studiert
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Karl Stieren aus Velmede arbeitet bei der Telekom. Er ist als
Führungskraft für die Prozesssteuerung im Privatkundensegment in Deutschland verantwortlich. Seine Tochter Lisa
arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fachhochschule Südwestfalen. Beide haben etwas gemeinsam:
ein Studium in Meschede. Allerdings in unterschiedlichen
Fächern und zu verschiedenen Zeiten.
Was und wann haben Sie in Meschede studiert?
Lisa Stieren: Ich habe hier 2013 meinen Master of Arts in
Wirtschaft gemacht.
Karl Stieren: Ich habe von 1976 bis 1979 in Meschede Elektrotechnik/Nachrichtentechnik studiert. Damals war hier
noch die Gesamthochschule Paderborn und wir haben als
Ingenieure graduiert. Nachträglich konnte man sich den Abschluss als Diplom-Ingenieur anerkennen lassen.
Hat sich die Hochschule seit Ihrem Studium sehr verändert?
Karl Stieren: Da hat sich doch einiges verändert. Von den
alten Gebäuden ist ja nichts mehr übrig. In Datenverarbeitung haben wir damals mit Lochkarten und großen Trommelspeichern gearbeitet. Das funktioniert heute mit Chips in
Fingernagelgröße. Manches ist aber auch gleich geblieben.
Als ich heute hier ankam, sind mir sehr prägnant die Parabolspiegel auf dem Dach aufgefallen. Die hatten wir früher
auch schon.
Lisa und Karl Stieren
Warum haben Sie sich für ein Studium in Meschede
entschieden?
Lisa Stieren: Nachdem ich meinen Bachelor in Heidelberg
abgeschlossen hatte, stand ich vor der Wahl: Job oder Master? Ich bin noch jung und möchte weiter lernen. Das Wirtschafts-Studium hier wurde mir empfohlen. Für Meschede
habe ich mich dann auch entschieden, weil es nicht weit von
Velmede liegt. Mein Vater hat mir letztlich noch bestätigt,
dass Meschede ein toller Standort ist.
Karl Stieren: Bei mir war es anders. Ich komme aus Büren
und bin über das Studium hier hängen geblieben. Meschede
kannte damals nicht jeder. Aber bei denen, die es kannten,
war es positiv belegt. Wichtig war mir damals der Praxisbezug. Ich dachte, solche Leute können gebraucht werden.
62
Erinnerung an frühere Zeiten: Parabolspiegel auf dem Gelände der Staatlichen Ingenieurschule in Meschede in den 70er-Jahren.
Hat sich das in Ihrer beruflichen Laufbahn bestätigt?
Karl Stieren: Nach meinem Studium habe ich in der technischen Planungsstelle bei der Post in Meschede angefangen.
Damals ging es um den Ausbau des Fernmeldewesens, um
BTX und Übertragungstechniken für Telefon und Daten. Da
hat mein technisches Wissen gut gepasst. Ich konnte dann
allerdings schnell in den organisatorisch-technischen Bereich mit Personalverantwortung wechseln.
Was ich gemerkt habe: Wer im technischen Bereich arbeitet, lernt automatisch und ständig dazu. Alle zwei bis drei
Jahre ändert sich der Stand der Technik. Da ist Flexibilität
gefragt.
Lisa Stieren: Das ist das Schöne an Wirtschaft. Menschen verändern sich auch ständig. Zwar ist auch technisches Wissen wichtig, insbesondere bei der Bedienung von
Computern. Die Herausforderung liegt aber vor allem darin,
mit Menschen flexibel umgehen zu können und sich auf sie
einzustellen.
63
Woran können Sie sich aus ihrem Studium noch besonders
gut erinnern?
Karl Stieren: Den ersten Tag werde ich nie vergessen. Wir
waren damals etwa 150 Studenten und wurden von Herrn
Krause mit den Worten empfangen »Hier sind gut 100 von
Ihnen zu viel, das werden Sie dann schnell selbst merken«.
Woran ich mich auch noch erinnere ist, dass wir nach Vorlesungen in der Aula manchmal noch mit 40 bis 50 Studenten
»Sesamstraße« geguckt haben. Besonders schön war überhaupt das Kollegiale. Wir sind mit zwei, drei Kommilitonen
durchs Studium gezogen und haben viel gemeinsam erlebt.
Und ein enorm großer Vorteil in Meschede: Bei »Hängern«
oder mangelndem Durchblick konnte man immer die Dozenten direkt ansprechen und fragen.
Lisa Stieren: Das ist heute immer noch so.
Worin unterscheidet sich das Studium früher und heute?
Karl Stieren: Heute ist Gruppenarbeit ein Bestandteil im
Studium. Das ist gut für den Beruf. Früher gab es das nicht.
Lisa Stieren: Das ist zwiespältig. Ich hatte in Meschede
Glück und habe eine gute Gruppe gefunden. Eine Gruppe
muss sich immer erst aufeinander einstimmen um miteinander zu arbeiten. Wenn neue Gruppen zusammen kommen, dauert dieser Prozess oft erst seine Zeit und es können
Probleme in der Abstimmung auftauchen, bevor richtig am
Thema gearbeitet werden kann. Außerdem kann es immer
wieder sein, dass es jemand gibt, der sich nur mitziehen lässt.
Karl Stieren: Das ist aber eine schöne Übung. Man arbeitet
heute sehr projektorientiert, oft mit Menschen, die man gar
nicht kennt. Ich finde es genial, dass meine Tochter da durch
muss.
Haben Sie während Ihres Studiums gearbeitet?
Lisa Stieren: Die Stelle als wissenschaftliche Mitarbeiterin
hatte ich schon während meines Masterstudiums. Unser
Studium ist extra berufsverträglich aufgebaut. Die Pflichtfächer fangen erst um 17.30 Uhr an und gehen bis 20.45
Uhr. Danach setzten wir uns oft noch zu Gruppenarbeiten
zusammen.
Karl Stieren: Meine Eltern hatten damals einen landwirtschaftlichen Betrieb. Da habe ich in der Woche geholfen. In
den Semesterferien war ich für die Post mit einem R4 mit
einer Leiter darauf im Sprechstellenbau unterwegs und habe
Telefone installiert. Aber ein berufsbegleitendes Studium gab
es damals so nicht.
Und wie haben Sie das Studentenleben in Meschede
empfunden?
Karl Stieren: Damals war schon nichts los und heute ist
auch nicht viel los.
Lisa Stieren: Stimmt. Das ist schade.
Karl Stieren: Trotzdem habe ich wirklich gerne hier studiert.
Lisa Stieren: Ich auch.
Die Zeit der Flyer und Plakate – oder wie man eine Hochschule attraktiver macht
Prof. Dr. Klaus-Dieter Schwarz war während einer wechselvollen Zeit Dozent der Hochschule in Meschede. Von 1975
bis 2004 war er zudem regelmäßig Abteilungssprecher und
zuständig für das Marketing der Hochschule. Deshalb erlebte er die starken Schwankungen der Studentenzahlen in
Meschede hautnah mit. »Als gegen Ende der 70er Jahre die
Anzahl der Einschreibungen sehr stark zurückging, begann
für die Fachhochschule eine Zeit der Flyer und Plakate«,
so Schwarz. »Wir sind damals zur IHK oder zu Gymnasien
gefahren und haben dort Werbung für ein Studium in Meschede gemacht.« Gründe für den deutlichen Rückgang der
Studierenden deutschlandweit sieht Klaus-Dieter Schwarz
heute in den zahlreichen Hochschulneugründungen in den
70er Jahren. »Es gab immer mehr Hochschulen, aber nicht
mehr Studenten für die Ingenieurfächer.«
Eine weitere Maßnahme zur Bekanntmachung der Hochschule war die Einführung der Hochschultage. 1986 fand
unter der Leitung von Klaus-Dieter Schwarz erstmals eine
Veranstaltungsreihe statt, bei der Dozenten der Fachhochschule Vorträge für Firmen und die Öffentlichkeit hielten.
»Das waren natürlich auch Werbeveranstaltungen für unseren Standort«, erinnert sich der Briloner. »Damals war
die Hochschule sogar bei der ansässigen Bevölkerung fast
unbekannt.« Doch die Hochschultage kamen gut an und
seit der Einführung ist die alljährliche Veranstaltung sehr
gut besucht. Die 80er Jahre waren für den 75-jährigen aber
nicht nur geprägt vom Rückgang der Studentenzahlen und
aktiver Werbung für den Studienort Meschede. Da die Arbeitsmarktsituation für Ingenieure allgemein schlecht war,
bildeten Dozenten in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt
arbeitslose Ingenieure, vor allem Einwanderer aus dem Os-
64
Die Zeit der Flyer und Plakate: Werbung in den 80ern
ten, in Elektrotechnik weiter. »Sie haben an Rechnern gelernt, die für die damalige Zeit hochmodern waren. So etwas
hatten die meisten Ost-Ingenieure bis dahin noch nicht
gesehen«, erzählt er. Die Stimmung bei diesen Kursen sei
immer sehr gut gewesen. »Wir haben oft gegrillt und von
Einigen habe ich hinterher als Dankeschön eine Karte oder
sogar einen Gruß vom neuen Arbeitsplatz bekommen.«
Ab Mitte der 90er Jahre gingen die Studentenzahlen erneut deutlich zurück. »Nachdem die geburtenstarken Jahrgänge 1988 ihr Studium beendet hatten, herrschte plötzlich
ein Überangebot an Absolventen und die Unternehmen
stellten vorerst nur wenige Ingenieure neu ein.« Da die
Berufsaussichten für Hochschulabsolventen bundesweit
sehr schlecht waren, begannen immer weniger Studenten
ein Studium, was im Endeffekt wieder dazu führte, dass es
nach ein paar Jahren zu wenig Nachwuchs für die Wirtschaft gab. »Mit den technischen Studiengängen hat die
Fachhochschule jedes Auf und Ab in der Wirtschaft mit gemacht«, erklärt Schwarz. »Erst als die wirtschaftlichen Studiengänge hinzukamen, blieben die Studentenzahlen konstant und stiegen immer weiter an.«
65
Eine Vorreiterrolle hatte die Fachhochschule in den 90er
Jahren im Bereich des praxis­orientierten Studiums, da sie in
Zusammenarbeit mit Siemens Nixdorf Paderborn Studenten,
die von Industriefirmen selbst ausgewählt worden waren,
zu Ingenieuren ausbildete. »Das
waren sozusagen die Anfänge des Dualen Studiums«, sagt
Klaus-Dieter Schwarz. »Früher
waren die Hochschulen der
Wirtschaft gegenüber sehr zurückhaltend, deshalb war das
jetzt etwas ganz Neues.« Die
Zusammenarbeit entwickelte
sich gut und führte wieder zu
höheren Studentenzahlen. Teilweise lernten zeitgleich bis zu
zwölf Diplomanden bei Siemens
und an der Hochschule. »Mitarbeiter von Siemens haben sich
unsere Lehrpläne angeschaut
und entschieden darauf, ihre
Mitarbeiter zu uns zu schicken.
Mit diesem Modell waren wir
Prof. Dr. Klaus Dieter Schwarz
auf jeden Fall in NRW mit die
heute …
Ersten!« Schwarz ist froh, dass
sich die Einstellung der Hochschulen gegenüber einem praxisorientierten Studium komplett verändert hat. Nach und
nach folgten auch viele andere
Unternehmen dem Beispiel und
schickten selbst ausgewählte
junge Leute zum Studieren an
die Fachhochschule. »In Meschede ist viel Ruhe zum Lernen, hieß es bei den Firmen
immer.«
Klaus-Dieter Schwarz war
allerdings nicht nur als Dozent
und Abteilungssprecher an der
Fachhochschule sehr aktiv.
… und früher in seinem Labor.
Zusammen mit dem Kollegen
Jürgen Draeger rief er zudem
ab 1992 im Rahmen des Erasmusprogramms Austauschprogramme mit geförderten Studienplätzen für Ingenieure ins
Leben. Ab sofort konnten Studenten eine Zeit lang in Frankreich (Le Mans), Irland (Galway), England (Nottingham)
oder Finnland (Kajaani) studieren oder ihre Abschlussarbeit
schreiben. »Zuerst war die Nachfrage nicht sehr hoch«, erinnert sich der heute 75-jährige. »Ich hatte immer das Gefühl,
dass unsere Ingenieure etwas ängstlich waren, was Sprachen angeht.« Doch die Studenten, die den Schritt wagten,
haben laut Klaus-Dieter Schwarz sehr von dieser Möglichkeit profitiert. »Es kamen nach einem halben Jahr im Ausland andere Persönlichkeiten zurück, als die, die hingefahren
waren.« Auch freute er sich immer, wenn er zum Beispiel für
die Bewertung einer Abschlussarbeit eine Reise ins Ausland
unternehmen konnte. Besonders ein Projekt ist ihm dabei im
Gedächtnis geblieben: In Irland hat einer seiner Studenten
eine automatische Anlage für die Lachsfütterung entwickelt.
Mit Ultraschall wurde erfasst, wo genau sich die Zuchtlachse in den großen Buchten befanden. »Schwammen sie
oben, hatten sie Hunger und es gab Futter. Schwammen sie
weiter unten waren sie satt und es gab nichts zu essen,«
erinnert sich Schwarz. »Das war sehr spannend, solche exotischen Möglichkeiten für Abschlussarbeiten haben wir in
Meschede natürlich nicht.« Von 1997 bis 2003 hielt der Briloner in jährlichem Wechsel auch selbst in Galway und in
Kajaani jeweils über 14 Tage einen Intensivkurs »Programmierung von Speicherprogrammierbaren Steuerungen« für
die dortigen Studenten.
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Messestand der Gesamthochschule Universität Paderborn Ende
der 90er
Aufschwung Ende der 80er
Demographie Teil 2: Geburtsjahrgänge 1962 bis 1970
67
In diese Jahre fällt der »Pillenknick«: Die Geburtenrate in
Deutschland sinkt innerhalb von 6 Jahren vom Höchstwert
2,54 im Jahr 1954 auf 2,03 im Jahr 1970 und fällt weiter. 20
Jahre später: Die Zahl der Studierenden in Meschede steigt
dagegen weiter an und erreicht in den Wintersemestern
1990/91 und 1991/92 den damaligen Höchststand von 1 250
eingeschriebenen Studierenden.
Große Studentenzahl, kleine Antriebe: in
der Mitte der 80er Jahre publiziert Prof. Dr.
Draeger über elektrische Kleinantriebe
Studierendenzahlen in Meschede
5 000
4 500
4 000
68
3 500
3 000
2 500
2 000
1 500
1 000
500
0
Verbundstudium
Bildungspartnermodell
Präsenz
Geburtenrate *1 000
Das Verhältnis zu Paderborn: Fast alles – außer Personal
Prof. Dr. Hubert Willi Klein
ist Rheinländer und WahlMescheder. Der aus Asbach
stammende Professor für Technische Mechanik studierte und
promovierte in Aachen als Bauingenieur. »Die Bauingenieure
sind die besseren Mechaniker«,
meint Klein, »sie haben in der
Regel nur einen Versuch, zum
Beispiel beim Bau einer Brücke.
Die muss dann halten.« Was
ihn nicht davon abgehalten
hat, in Meschede 50 Semester
lang Maschinenbau-Ingenieure
auszubilden.
69
Nach praktischer Tätigkeit im
Anlagenbau von Kernkraftwerken und im Chemieanlagenbau
bei der Linde AG in München, entschied sich Professor Klein
für eine Karriere in Forschung und Lehre: »Ich wollte selbständig als Ingenieur forschen und lehren und mein Wissen
weitergeben«. Eine Ausschreibung für Technische Mechanik
führte ihn zum 1.1.1990 nach Meschede an die Universität
Gesamthochschule Paderborn.
Prof. Dr. Hubert Willi Klein
Was er hier vorfand, schildert Klein als »aufregend«. Mit 40
Jahren damals einer der jüngsten Professoren in Meschede,
wurde der enthusiastische Neuling nach einem Jahr zum Dekan des Mescheder Fachbereichs Maschinenbau gewählt. Er
nutzt die Chance, so die Strukturen der Universität wie auch
die damalige Wissenschaftsministerin Anke Brunn kennen
zu lernen. Das Ergebnis ist nicht immer befriedigend. Zwar
gibt es zu dieser Zeit umfassende Geldmittel aus Hochschulprogrammen, allerdings kaum für unbefristete Mitarbeiterstellen. »Man hatte fast alles – außer Personal. Die ersten
zehn Jahre war ich mein eigener Laboringenieur und auch
noch der Systemverwalter der Datenverarbeitung«, erzählt
Klein. Zwar werden der Universität-Gesamthochschule Paderborn unbefristete Mitarbeiterstellen für die Abteilung
Meschede zugeteilt. Ein großer Teil davon verbleibt allerdings in Paderborn.
Auf der anderen Seite brachte das Verhältnis zur Zentrale in Paderborn auch große Gestaltungsfreiheiten mit
sich. So hatte das Kollegium in Meschede viele Freiheiten,
musste sich aber auch um alles kümmern. Sichtbar wurde
dies in der Gebäudesubstanz. Die Gebäude der Staatlichen
Ingenieurschule aus dem Jahr 1964 wiesen mittlerweile
zahlreiche Schäden und Defekte auf. Mit großer Unterstützung der Stadt Meschede, des Hochsauerlandkreises,
des Kreises Soest, der Industrie- und Handelskammer, der
Handwerkskammer und des Unternehmensverbandes wurde das Projekt »Technologie-Informations-Zentrum« in der
Lindenstraße und der Ausbau der Laborgebäude in der Jahnstraße realisiert. »Hinter uns stand praktisch die ganze Region«, erinnert sich Klein. Innerhalb des Kollegiums sind die
Bis heute markantes Wahrzeichen des Hochschulstandortes Meschede: Der Eingang zum Technologie Informations-Zentrum
beispielsweise die Einführung von Wirtschaftsstudiengängen. »Die Wege, die wir bei der Einführung neuer Studiengänge gehen mussten, wurden einfacher«, sagt Klein und
fügt hinzu: »Die Abteilung Meschede wurde so zu einem
von vier gleichberechtigten Hochschulstandorten und agiert
seitdem auf Augenhöhe«.
71
Westfälische Rundschau vom 15. November 1991
wesentlichen Treiber der Entwicklung die Professoren Dr.
Jürgen Draeger und Dr. Wolfgang Tillner. »Sie haben die Entwicklung in den 90er-Jahren maßgeblich geprägt«, so Klein.
Professor Klein erinnert sich aber auch gerne an die Zeit als
Teil der Paderborner Universität. Er pflegte intensiven Kontakt zu und Austausch mit den Kollegen aus Paderborn. Und
ergänzt: »Der Name Universität war für internationale Beziehungen und Forschungsaktivitäten schon sehr hilfreich.«
Besonders gern erinnert sich Klein zudem an die Neujahrsempfänge in Paderborn zurück.
Ende der 90er Jahre erlebt Klein, wie das Land NordrheinWestfalen die Hochschullandschaft neu ordnet und letztlich
die Fachhochschule Südwestfalen ins Leben ruft. Für die
Abteilung Meschede führt er die Verhandlungen mit der
Märkischen Fachhochschule. »Für viele von uns war das
natürlich zunächst eine Umgewöhnung, für den Standort
allerdings ein Segen«, meint der Mescheder Professor heute.
Vieles, was vorher schwerfiel, kann nun realisiert werden,
Vorlesung in Technischer Mechanik im Jahr 1997
Unterstützung aus der Region
In seiner 50-jährigen Geschichte wird der Ingenieurschulbzw. Hochschulstandort in der Lindenstraße in Meschede
von zahlreichen Institutionen und Personen unterstützt.
Eine Aufzählung würde lang, vor dem Hintergrund von
fünf Jahrzehnten wechselvoller Geschichte aber kaum vollständig recherchierbar. Heute wie in früheren Jahren zeigen Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer,
Kreis-und Stadtverwaltung, Sparkassen und Volksbanken
im Hochsauerlandkreis, Unternehmensverband Westfalen
Mitte sowie zahlreiche Unternehmensvertreter und Privatpersonen an der Hochschule Engagement, sei es durch Vorstandstätigkeit oder Mitgliedschaft im Förderverein, finanzielle Förderung oder projektbezogene Kooperation. Ihnen
allen ist die Hochschule zu Dank verpflichtet.
In den 90er Jahren treten einzelne Unternehmen und
Personen in den Vordergrund, die sich über lange Zeit und
stetig für »ihren« Hochschulstandort einsetzen. Die Firmen
»Honsel« und »Veltins« unterstützen den Neubau des
Technologie-Informationszentrums durch Spenden für die
Innenausstattung von Hörsaal und Seminarräumen. Zwei
der Räume werden infolgedessen als »Fritz Honsel-Hörsaal«
und »Carl Veltins-Hörsaal« benannt.
Im Hintergrund wirkt zu dieser Zeit Hans-Dieter Honsel.
Er unterstützt Studierende der Hochschule über die »Dr. Ing.
eh. Fritz Honsel-Stiftung« mit Stipendien, wirkt an zahlreichen Kooperationen der Honsel AG mit. Auch an der Einrichtung des Studienschwerpunktes »Aluminiumtechnologie/
72
Hans-Dieter Honsel (li.), hier bei der Prämierung von zwei Studentinnen durch den Förderverein im Jahr 2009 mit Dekan Prof.
Dr. Jürgen Bechtloff
Leichtmetalltechnik« ist er beteiligt. Von 1999 bis 2012 führt
er als erster Vorsitzender den Verein der Freunde und Förderer. Insgesamt unterstützt er die Hochschule über 30
Jahre. 2006 wird er zum Ehrensenator der Fachhochschule
Südwestfalen ernannt.
Einen anderen Schwerpunkt setzt zu dieser Zeit die Bundestagsabgeordnete Dagmar Schmidt. Mit dem von ihr
73
persönlich gestifteten Förderpreis in Höhe von 2 000 DM
richtet sie sich direkt an Studierende. Mit dem von ihr ins
Leben gerufenem Preis sollen besondere Leistungen auf den
Gebieten Umwelt, Soziales und Völkerverständigung belohnt werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist ihr der Anteil
der Frauen an der Hochschulabteilung im Sauerland. Einer
der vier Preise geht an in der erstmaligen Preisverleihung am
19. Dezember 1996 an die Studentin Petra Rauer. Die Westfälische Rundschau zitiert Dagmar Schmidt in einem Bericht
am nächsten Tag: »Während nur drei Prozent Frauen in Meschede eingeschrieben sind, stellten sie gestern immerhin 25
Prozent der Preisträger«.
Die Westfalenpost am 20. Dezember 1996 zur Vergabe des ersten
Förderpreises durch Dagmar Schmidt
Die Unternehmen Honsel und Veltins unterstützen die Mescheder
Hochschulabteilung: Erinnerungstafel zur Einweihung des Technologie Informations-Zentrums 1993
74
Studierendenzahlen in Meschede
5 000
4 500
4 000
75
3 500
3 000
2 500
2 000
1 500
1 000
500
0
Verbundstudium
Bildungspartnermodell
Präsenz
Geburtenrate *1 000
Talfahrt der Studierendenzahlen
Demographie – Teil 3: Geburtsjahrgänge 1971 bis 1979
Die Geburtenrate in Deutschland sinkt nach dem Pillenknick vom Höchstwert von 2,54 im Jahr 1964 weiter auf den
Wert 1,38 im Jahr 1979 ab. 20 Jahre später: Die Hochschule in
Meschede verliert über die Hälfte der Studierenden. Während im Wintersemester 1991/92 insgesamt 1 250 Studierende eingeschrieben sind, sind es 9 Jahre später noch 541
Studierende.
Kein Arbeitsmarkt für Ingenieure?
»Zwei Entwicklungen in den 90er Jahren weisen eine eigentümliche Korrespondenz auf: Auf der einen Seite erfuhren Ingenieure und Naturwissenschaftler erhebliche
Arbeitsmarktprobleme, die Zahl der Arbeitslosen nahm
unter den Absolventen dieser Fachgebiete deutlich zu. Auf
der anderen Seite sank die Zahl der Studienanfänger in
Studiengängen der Ingenieur- und der Naturwissenschaften stark ab, in Fächern wie Maschinenbau, Elektrotechnik,
Physik oder Chemie zum Teil auf die Hälfte früherer Größenordnungen. Dieser Rückgang der Studienanfänger löste
Debatten um den Nachwuchsmangel in den ingenieur- und
naturwissenschaftlichen Bereichen aus, denn sie gelten als
eine zentrale Größe für die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands im globalen Wettbewerb.«
Zitiert aus Ramm, Michael und Bargel, Tino: Arbeitsmarktaussichten und Reaktionen von Studienanfängern in den
Natur- und Ingenieurwissenschaften, in: Arbeitsmärkte für
Hochqualifizierte, Nürnberg, 2002, S. 151-203
76
Kooperatives Studium - Unternehmen als Partner
77
Bis 1999 bereiteten sinkende Studentenzahlen an der Fachhochschule Meschede den Verantwortlichen einiges Kopfzerbrechen. Nur jeder zweite Studienplatz sei belegt gewesen, hieß es Anfang des Jahres 2000 in einem WDR-Beitrag.
Um das Studium in der Kreisstadt attraktiver zu machen und
neue Studenten anzuwerben, wurde das »Kooperative Studium« als neues Studienmodell entwickelt und umgesetzt.
Prof. Dr. Paul Gronau und Dipl. Ing. Rüdiger Zimmer begannen sogleich in den Anfangsjahren des Studienmodells
damit, Partnerunternehmen einzuwerben, bei denen die
Studierenden der Fachhochschule auch heute noch in ihrer
vorlesungsfreien Zeit arbeiten können.
Berufserfahrung schon im Studium sammeln – das ist der
Grundgedanke des kooperativen Studienmodells. Während
des Semesters sind die Studenten an der Hochschule und
regelmäßig in den Ferien und an freien Tagen arbeiten sie
bei einem Kooperationsunternehmen. Dafür zahlen die Unternehmen ein monatliches Stipendium oder ein regelmäßiges Werkstudentengehalt. So können sich die Studierenden
während der Vorlesungszeit auf das Studium und während
der Semesterferien auf die Arbeit im Unternehmen konzentrieren und müssen nicht noch zusätzlich einen Nebenjob
annehmen. »Das Studienmodell ist eine Win-Win-WinSituation«, erklärt Rüdiger Zimmer, der damals im Rahmen
des Technologietransfers für die Einwerbung der Unternehmenskontakte tätig war. »Alle Teilnehmer profitieren: die
Fachhochschule von steigenden Einschreibezahlen und Kontakten zur Wirtschaft, die Studenten von der Erfahrung und
der finanziellen Sicherheit sowie die Unternehmen durch
motivierte Mitarbeiter, eine langfristige Personalplanung
und den Kontakt zur Hochschule.« Doch der Anfang war
nicht leicht. Während einige Unternehmen sofort von den
Vorteilen für alle Beteiligten überzeugt waren, musste bei
einigen Überzeugungsarbeit geleistet werden. Zimmer und
Gronau legten Wert darauf, dass es keine Übernahme- oder
Rückzahlungspflicht gibt, schließlich habe niemand etwas
davon, jahrelang unmotivierte Mitarbeiter zu beschäftigen.
Um die Unternehmen von der Teilnahme am »Kooperativen Studienmodell« zu überzeugen, argumentierten Zimmer
und Gronau zum Beispiel mit der Verkürzung der Einarbeitungszeit und dem Wegfall einer langwierigen Suche nach
qualifizierten Fachkräften. Auch eine Fehlbesetzung könne
so fast ausgeschlossen werden. »Eine Personalsuche und die
anschließende Einarbeitung sind immer teuer«, so Rüdiger
Zimmer. Ein weiterer, positiver Aspekt für Unternehmen ist
zudem die Möglichkeit, den eigenen, guten Mitarbeitern das
Studium im »Kooperativen Modell« zu ermöglichen, um diese nicht zu verlieren. Um noch weiter auf die Wünsche der
Unternehmen einzugehen, änderte die Fachhochschule in
Meschede sogar die Vorlesungszeiten. »Damals wurden die
Semesterferien verlängert, indem die Zeit für Projektarbeiten aus dem Semester herausgelöst und direkt an den Prüfungszeitraum angehängt wurde. Jetzt konnten die Studenten länger im Unternehmen arbeiten.« Auch das Angebot
verschiedener Wahlpflichtfächer sprachen Rüdiger Zimmer
und Paul Gronau mit den Partnerunternehmen ab, um das
Studienmodell attraktiv für Studenten und Unternehmen zu
gestalten. So konnte die erlernte Theorie gleich in die Praxis
umgesetzt werden.
Um Unternehmen und Studenten möglichst passend und
zielgerichtet zusammen zu bringen, forderten Rüdiger Zimmer und Paul Gronau vor der
Bewerbung eines Studenten
ein Motivationsschreiben und
einen kleinen Karriereplan.
»Die Studenten sollten sich
erst bei uns bewerben und
nicht einfach eine Liste mit
Unternehmenskontakten abholen und einen Serienbrief an
alle verfassen. Außerdem stellt
das Modell auch hohe Ansprüche an die Studierenden:
Sie müssen sehr belastbar sein
und Ferien haben sie auch fast
keine mehr.« Dieses Vorgehen
kam sehr gut an und im Laufe
der Jahre nahmen sowohl die
Anzahl der Partnerunternehmen, als auch die der StudenRüdiger Zimmer
ten kontinuierlich zu. Heute
blickt Rüdiger Zimmer gerne
auf die Zeit zurück, in der er an dem »Kooperativen Studienmodell« mitgearbeitet hat. »Mir hat es persönlich sehr
viel Spaß gemacht, beide Seiten kennen zu lernen und die
Entwicklung der Studenten zu verfolgen. Ich weiß teilweise
heute noch, wer in welchem Unternehmen durch das »Kooperative Modell« seine Karriere starten konnte.«
Warum kooperativ studieren?
»Ich habe 2001 als eine der ersten in Meschede im Kooperativen Studienmodell studiert. Ich hatte zwar deutlich weniger Freizeit als meine Kommilitonen, aber dafür hatte ich
eine monatliche Vergütung zur Verfügung und konnte meine Studieninhalte direkt in der
Praxis anwenden. Außerdem
bin ich während des Studiums in
meine späteren Aufgabenbereiche hineingewachsen und habe
das Unternehmen so sehr gut
kennen gelernt. Die Entscheidung, in Kooperation mit einem
Unternehmen in Meschede zu
studieren, sehe ich rückblickend
äußerst positiv. Ich merke immer öfter, dass sich Unternehmen von Hochschulabsolventen
sowohl einen guten Abschluss
als auch Berufserfahrung wünschen. Deshalb haben Studenten, die nebenbei Praxiserfahrungen und vielleicht auch noch
Erfahrungen im Ausland samDörthe Knefelkamp, Absolventin
meln, deutlich bessere Chancen
im Studiengang
auf dem Arbeitsmarkt.«
Wirtschaftsingenieurwesen
78
Von der Gesamthochschule
zur Flächenhochschule
Chronologie 2002 bis 2013
81
1. Januar 2002
Gründung der neuen Fachhochschule Südwestfalen, bestehend aus den ehemaligen Standorten der Märkischen
Fachhochschule Iserlohn und Hagen sowie den ehemaligen
Hochschulabteilungen der Universität Paderborn in Soest
und Meschede. Verwaltungssitz wird Iserlohn. Gründungsrektor ist Prof. Dr. Michael Teusner, Prorektor für Meschede
Prof. Dr. Claus Schuster. Als Gründungsdekane in Meschede werden Prof. Dr. Jürgen Bechtloff und Prof. Dr. Günter
Schweppe benannt.
23. Juni 2004
Das Ministerium genehmigt die Studiengänge. Die Di­
plom-Studiengänge werden eingestellt.
24. April 2002
Der Studiengang »Wirtschaft« wird per Erlass eingerichtet.
Beginn ist im WS 2002/2003. Der Fachbereich »Maschinenbau-Datentechnik« trägt nun den Namen Fachbereich »Maschinenbau und Wirtschaft«.
26. September 2005
Einweihung und Schlüsselübergabe des Hochschulneubaus in der Lindenstraße.
1. Januar 2004
Der Fachbereich »Maschinenbau und Wirtschaft« sowie
der Fachbereich »Nachrichtentechnik« werden zum Fachbereich »Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften« zusammengelegt. Der Fachbereich stellt einen Antrag an das
Ministerium zur Umstellung des gesamten Lehrangebotes
in Meschede auf das konsekutive Bachelor-Master-System
zum WS 2004/2005 sowie einen Akkreditierungsantrag.
Oktober 2004
Zum Wintersemester 2004/2005 bietet der Bildungspartner Technische Akademie Wuppertal am Standort Hamm
zum ersten Mal den berufsbegleitenden Studiengang Wirtschaft an.
1. November 2006
Start des Franchise-Projektes der Fachhochschule Südwestfalen in Barcelona.
1. Oktober 2007
Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen-Elektrotechnik und Studiengebühren in Höhe von 500 Euro werden
eingeführt.
3. Dezember 2008
Der Hochschulrat wählt Prof. Dr. Claus Schuster vom Hochschulstandort Meschede für sechs Jahre zum Präsidenten.
Juni 2012
Der Masterstudiengang Informations- und Kommunika­
tionssysteme und deren Management wird akkreditiert.
Oktober 2008
Neue Bildungspartner in Arnsberg, Köln, Oelde, Ostfildern
und Bochum nehmen Ihre Arbeit auf.
März 2013
Ein von Prof. Dr. Jürgen Bechtloff und dem Bürgermeister
der Stadt Meschede Uli Hess angestoßenes Projekt wird verwirklicht: Meschede ist jetzt »Kreis- und Hochschulstadt«.
19. Februar 2010
Gründung des Zentrums »Zukunft durch Innovationen« für
die Bildungsregion Hochsauerlandkreis.
8. November 2010
Einweihung des Gießerei-Labors, mit dem der neu eingeführte Studienschwerpunkt Gießereitechnik ergänzt wird.
Wintersemester 2010/11
Neue Bildungspartner in Berlin, Dresden, Düsseldorf und
Nürnberg
19. Oktober 2011
Offizielle Einweihung des Erweiterungs-Neubaus in der
Lindenstraße 53.
Wintersemester 2011/12
Zum Wintersemester werden keine Studiengebühren
mehr erhoben.
Wintersemester 2014/15
Erstmalig wird der Studiengang »International Management« mit den Vertiefungsrichtungen »Entrepreneurship«
und »Tourismus« angeboten.
82
Die »neue« Hochschule
83
Aus dem Jahrbuch 2002 (Bericht der Abteilung Meschede
der Fachhochschule Südwestfalen, S. 5 f.):
auf das Thema Leichtbau und Energie- und Verfahrenstechnik.
»Die Neugründung der Hochschule wurde durch das Gründungsgesetz vom 27. November 2001 vollzogen. Ein Anlass
für die Neugründung war der Expertenratsbericht als weitere Stufe der Hochschulreform im Land Nordrhein-Westfalen.
Die Zielvereinbarung zwischen dem Ministerium und der
Hochschule soll die Maßnahmen und Programme beschreiben, die eine Profilierung innerhalb der Hochschullandschaft
mit dem Ziel, ihre Stärken zu stärken und ihre Schwächen zu
beheben, ermöglicht.
–– Neuordnung der elektrotechnischen Studiengänge an
den Standorten Hagen, Meschede und Soest
(…) Für den Standort Meschede bedeutet dies eine
Schwerpunktbildung im Bereich der mobilen Kommunikation. Auf Grund der langjährig niedrigen Studierendenzahlen des Studiengangs Informations- und Kommunikationstechnik wurden die zwei Studienrichtungen
Informationstechnik und Kommunikationstechnik zu
einer zusammengefasst.
Mit der Neugründung bekommt die Hochschule den Auftrag zur inhaltlichen Neuausrichtung des Studienangebots
und zur Reorganisation der inneren Struktur. Dabei sollen
aus der Bündelung der an vier Hochschulstandorten verfügbaren Ressourcen in einer gemeinsamen Hochschule Synergieeffekte erzielt werden.
–– Schaffung abgestimmter Studienangebote im Bereich
Wirtschaft
(…) Eine der Konsequenzen für Meschede besteht in
der Einstellung des ETB-Diplomstudiengangs und der
Weiterentwicklung der ETB-Studiengänge mit Bachelor
und Masterabschlüssen. Die Angebote der einzelnen
Standorte wurden aufeinander abgestimmt. Der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen in Meschede wird
weiterentwickelt zu dem Studiengang Technologie- und
Innovationsmanagement (TIM).
Konkret ergeben sich für den Standort Meschede die folgenden Vorhaben:
–– Neuordnung der Maschinenbau-Studienangebote an
den Standorten Iserlohn, Meschede und Soest
(…) Hierzu gehören neben einem einheitlichen Grundstudium an allen Standorten eine ressourcenbezogene und
auf die regionale Wirtschaft abgestimmte fachliche Profilierung. Für Meschede bedeutet dies die Konzentration
–– Schaffung von Synergieeffekten durch standortübergreifende Zusammenarbeit
Die Bildung von standortübergreifenden Fachgruppen
wurde bereits mit großem Erfolg durchgeführt. Der Austausch von Lehrleistungen zwischen den Fachbereichen
wird bereits seit dem Sommersemester erfolgreich
praktiziert.
–– Aufbau eines selbsttragenden Qualitätsmanagementsystems (…)
Die Zielvereinbarung wurde anlässlich des Gründungsfestes der neuen Hochschule am 16. Mai 2002 in Iserlohn
vom Rektor der Hochschule und der Ministerin, Frau Behler,
unterzeichnet.
Mit der Neugründung der Fachhochschule Südwestfalen
am 1. Januar 2002 begann für alle Fachbereiche der neuen
Hochschule die Gründungsphase. Mit dem Eintritt in die auf
maximal drei Jahre begrenzte Gründungsphase hat sich für
die Fachbereiche einiges grundlegend geändert. Alle bisherigen Gremien wie der Fachbereichsrat, der Senat etc. sind für
die Dauer der Gründungsphase außer Kraft gesetzt. An ihre
Stelle treten Gründungsbeauftragte, die direkt auf Vorschlag
des Gründungsrektors, Professor Teusner, durch das Ministerium für Schule, Wissenschaft und Forschung in Düsseldorf eingesetzt wurden.«
84
Erstes sichtbares Zeichen der Veränderung: Vor dem Hochschulgebäude wird am 2. Januar 2002 ein Schild mit dem Namen der
Fachhochschule Südwestfalen aufgestellt.
Die erste Dozentin der Fachhochschule Südwestfalen in Meschede*
85
Als Prof. Dr. Beate Burgfeld-Schächer 2002 an der Fachhochschule Südwestfalen ihre Stelle antrat, war sie noch eine
echte Seltenheit: Die Professorin für Betriebswirtschaftslehre ist zu diesem Zeitpunkt in
Meschede die einzige Frau in
der Lehre. Sie beteiligt sich aktiv am Aufbau des Fachbereichs
Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften der Fachhochschule Südwestfalen, nach dem
Übergang aus der Gesamthochschule Paderborn. Beate
Burgfeld-Schächer war zudem
eine der ersten wenigen Dozentinnen an allen Standorten
der Fachhochschule zusammen.
»Ich war in meiner Anfangszeit
sehr viel bei Berufungskommissionen für neue Professoren unterwegs, da immer
mindestens eine Frau Mitglied
Prof. Dr. Beate Burgfeld-Schächer
der Berufungskommission sein
sollte.« Als kurz darauf mit Prof.
Dr. Monika Reimpell und Prof. Dr. Anne Jacobi zwei weitere
Professorinnen in Meschede angestellt wurden, freute sich
Burgfeld-Schächer, diese Aufgabe teilen zu können.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin war sich damals und ist
sich auch im Nachhinein keiner Sonderstellung als alleinige
Professorin in Meschede bewusst. »Weder die Zeitung hat
angerufen, noch haben sich die Kollegen mir gegenüber anders verhalten«, erzählt sie lachend. Ihr selbst – und auch
allen anderen – seien fachliche Leistungen wichtiger als das
Geschlecht gewesen. »Die Fachhochschule war damals sehr
stark ingenieurwissenschaftlich geprägt, deshalb haben sich
einfach nur sehr wenige Frauen beworben.« Erst als das
Angebot um die Studiengänge »Wirtschaftswissenschaften« und »International Management with Engineering«
erweitert wurde, bewarben sich auch immer mehr Frauen
auf die ausgeschriebenen Professuren. »Die Kollegen waren
immer sehr offen und hilfsbereit mir gegenüber und es war
unser gemeinsames Ziel, mehr Dozentinnen für Meschede
zu gewinnen.«
Besonders viel Spaß hat ihr die Aufbauarbeit der Fachhochschule Südwestfalen am Standort Meschede gemacht.
Zusammen mit den damals noch wenigen wirtschafts- und
ingenieurwissenschaftlichen Kollegen galt es, den Fachbereich »fit« für die damaligen und zukünftigen Herausforderungen zu machen. Viele Strukturen und Entscheidungsprozesse hatten sich mit der Abspaltung von der Gesamthochschule Paderborn verändert, eine Umstellung die Beate
Burgfeld-Schächer allerdings nicht schwer fiel. »Ich habe
die alten Gegebenheiten ja nicht mehr kennen gelernt.« Ein
deutliches Beispiel für Veränderungen sei die Bibliothek. Als
Außenstelle der Gesamthochschule Paderborn gab es damals nur einen Bruchteil der heutigen Bücher im Präsenzbestand. »Die Räumlichkeiten, ein alter Klassenraum in einem
der Pavillons, und die Organisation, eine reine Zettelwirtschaft, sind nicht mit der heutigen, modernen Einrichtung
zu vergleichen«, so Burgfeld-Schächer. Die vielen Möglichkeiten und Freiheiten in der Gestaltung der »neuen/alten«
Fachhochschule haben damals allen sehr gut gefallen. »Ich
habe nicht erlebt, dass jemand den alten Strukturen nachgetrauert hätte.« Auch die Gebäude der ehemaligen Ingenieurschule vermisst heute niemand mehr. Die neuen Räume
oder andere Ameisenstraße durch die alten Seminarräume
habe ebenfalls so manche Vorlesung aufgelockert.
* Als erste Professorin in Meschede wird im Jahr 1998 Dr. Sigrid Hafner
in den Fachbereich Nachrichtentechnik berufen. Sie wechselt jedoch in der
Gründungsphase der Fachhochschule
Südwestfalen an den Standort Soest
und forscht und lehrt dort bis heute im
Fachbereich Elektrische Energietechnik.
Die Bibliothek in den Pavillions der ehemaligen Ingenieurschule.
seien, nach einer anstrengenden und beengenden Bauzeit,
eine große Erleichterung für alle gewesen, ein Unterschied
wie Tag und Nacht. »Ich erinnere mich noch gut an eine
Vorlesung in den alten Gebäuden«, erzählt sie. »damals war
es sehr warm. Nach dem Aufstehen waren die Studenten
plötzlich an Rücken und Hinterteil ganz braun – es war so
heiß geworden, dass die Stühle abgefärbt haben.« Die eine
86
Einblick in den modernsten Teil der heutigen Bibliothek: Stillarbeitsplätze und abgeschlossene Gruppenarbeitsräume
Hochschulneu- und Erweiterungsbau
Fast vier Jahrzehnte findet der Unterricht in Meschede in
den Pavillons der Staatlichen Ingenieurschule von 1964 statt.
Mit der Neugründung der Fachhochschule Südwestfalen soll
dieses »Provisorium« ein Ende haben. Rund zehn Jahre nach
der Errichtung des Technologie Informations-Zentrums
nehmen Hochschulleitung und Fachbereich ein umfangreiches Neubauprojekt in Angriff. Als Ziel wird formuliert, unter
Einhaltung des vorgegebenen Flächen und Finanzvolumens
einen gefälligen, transparenten und lichtdurchfluteten Neubau entstehen zu lassen.
88
Die wesentlichen Meilensteine des Projektes »Pavillongebäude zu Massivbauten«:
… und durch Bagger abgerissen.
April 2002
Mit der Lesung »Haushaltsunterlage Bau« wird das Bauvorhaben unter dem Arbeitstitel »Ersatzneubau für die Pavillonbauten der Abteilung Meschede« in den 31. Rahmenplan aufgenommen. Mit der Planung und Ausführung des
Gebäudes wird die Geschäftsstelle Soest des Bau- und Liegenschaftsbetriebes des Landes NRW (BLB) beauftragt.
31. März 2003
Grundsteinlegung für den Hochschulbau in der Lindenstraße. Am 9. Dezember erfolgt das Richtfest.
Die alten Pavillons auf den Gelände der Hochschule werden ausgeräumt, …
26. September 2005
Einweihung und Schlüsselübergabe des Hochschulneubaus.
Bereits wenige Jahre nach Einzug in das neue Gebäude
wird der Hochschulneubau zu klein für die mittlerweile stark
gestiegenen Studierendenzahlen. Im Jahr 2009 beginnt deshalb das Projekt »Hochschulerweiterung«.
November 2009
Baubeginn Hochschulerweiterung. Das Richtfest für das
Erweiterungsgebäude findet am 14. September 2010 statt.
89
Frühjahr 2011
Baubeginn Bibliothekserweiterung: Hier entstehen auf 250
qm hochwertige Lesearbeitsplätze und kleine Gruppenarbeitsräume. Die Einweihung erfolgt im Juni 2012.
Der Rohbau des neuen Hochschulgebäudes »dockt« an das Technologie Informations-Zentrum an.
August 2011
Übergabe des Erweiterungsneubaus vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb an die Fachhochschule. Die offizielle
Einweihung findet am 19. Oktober mit Gästen aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft statt. 34 zusätzliche Büroarbeitsplätze, 3 Seminarräume und eine 900 qm große Veranstaltungsfläche stehen zum Wintersemester 2011/12 zur
Verfügung.
Der Hochschulneubau heute
Aus dem Sauerland in die Welt
91
Julia Wulf leitet in der vierten Generation als Geschäftsführerin mit ihren Brüdern Tobias und Ansgar gemeinsam mit
Vater Günter die Firma KettenWulf in Eslohe-Kückelheim.
1925 von ihrem Urgroßvater
gegründet, produziert das Unternehmen heute mit über 1 200
Mitarbeitern
Förderketten,
Antriebsketten und Kettenräder. KettenWulf vertreibt seine
Produkte an Standorten in Europa, Amerika und Asien und
beschäftigt hierfür Ingenieure
in der Forschung und Entwicklung, der Konstruktion, der Produktionsplanung, im Vertrieb
und auch Wirtschaftsingenieure im Controlling. »Wir haben
eigentlich überall Ingenieure,
außer in der Finanzbuchhaltung
und der Personalabteilung«,
erklärt Julia Wulf. Sie findet es
wichtig, dass die Region über
Julia Wulf
eine eigene Hochschule verfügt,
die Ingenieure ausbildet. Ihrer Ansicht nach tragen sich viele
Auszubildende mit dem Gedanken, zu studieren. In Meschede kann das Unternehmen mit ihnen in Kontakt bleiben.
Entsprechend vergibt KettenWulf Werkstudentenverträge,
Praktika aber auch Abschluss- und Projektarbeiten. »Dadurch haben wir immer aktuellen Bezug zur Wissenschaft,
Kontakt zu Professoren und können zudem Personal rekrutieren«, so Wulf. Sie hofft deshalb, dass es im Mescheder
Studiengang Maschinenbau immer genug Studierende gibt.
Die Fachhochschule Südwestfalen in Meschede kennt
Julia Wulf aus eigener Erfahrung. Nach einem Wirtschaftsstudium in Paderborn hat sie hier bis 2004 zusätzlich den
Studiengang »European Studies in Technology and Business« absolviert. Zu dieser Zeit hat sie bereits im Unternehmen gearbeitet. »Wenn ich morgens in der Hochschule
war, habe ich einfach abends länger gearbeitet«, erklärt die
Unternehmerin. Viele Veranstaltungen liefen damals aber
»berufsverträglich« am Nachmittag oder an Samstagen.
Ein Prinzip, das die Hochschule in den Masterstudiengang
»Wirtschaft« übernommen hat. Auch die Gruppengröße
war überschaubar. »Wir waren damals um die 15 Studenten in den Seminaren«, erinnert sich Wulf. Sie hat vor allem
die Fächer belegt, die sie aus dem Unternehmen heraus
interessierten: »Zum Beispiel Produktionsplanung, das hat
wirklich etwas gebracht«. Sie fand ihre Arbeit in Vorlesungen theoretisch wieder, war erstaunt über die Praxisnähe
des Unterrichts und den guten Kontakt zu den Professoren. Dabei empfand sie den Unterricht auch anspruchsvoll:
»Wir hatten Fächer wie beispielsweise Internationales Controlling, die hatten schon ein hohes Niveau«. Zum Studium
in Meschede riet ihr unter anderem ihr Vater Günter Wulf.
Auch er hat in Meschede studiert, zu seiner Zeit allerdings
noch an der Staatlichen Ingenieurschule.
92
Der Stammsitz der Firma KettenWulf in Eslohe-Kückelheim
Heute besucht Julia Wulf gerne bei Gelegenheit die Hochschule, vor allem begeistern sie die modernen Gebäude. »Die
Architektur ist echt mutig, den Unterricht damals in den
Pavillons der Ingenieurschule kann ich mir fast nicht mehr
vorstellen. Es ist schon toll, was die Fachhochschule für eine
Entwicklung gemacht hat«, meint Wulf. Und was würde Sie
sich von der Fachhochschule heute wünschen? KettenWulf
setzt auf heimische Mitarbeiter, benötigt aber auch kontinuierlich Angestellte, die die Niederlassungen im Ausland
besetzen. Aktuell geht eine junge Wirtschaftsingenieurin
für zwei Jahre in ein Vertriebsbüro in den USA, derzeit sind
zwei Absolventen der Fachhochschule in Meschede in China tätig. Alle kommen aber nach einer gewissen Zeit gerne
zurück. »Insofern wünsche ich mir gut ausgebildete Sauerländer, die auch mal in die Welt wollen«.
Bologna in Meschede
93
In den Jahren 2003 und 2004 bringen die unter dem Namen »Bologna-Prozess« stattfindenden Reformen des europäischen Hochschulwesens zusätzliche Dynamik in die
Entwicklung der jungen Fachhochschule Südwestfalen. Hintergrund ist die zunehmende Internationalisierung von Studiengängen. In Anlehnung an internationale Standards wird
auch in Deutschland ein – im Vergleich zum Diplomstudium – kurzes Bachelor-Erststudium eingeführt. Dieses kann
durch ein anschließendes »konsekutives« Masterstudium
direkt oder auch zu einem späteren Zeitpunkt als berufsbegleitendes Masterstudium fortgeführt werden. Im Jahr
2004 ist Prof. Dr. Jörg Liese Rektor der Fachhochschule Südwestfalen. Als Argumente für das Bachelor-/Master-System
nennt er im Jahrbuch 2004 vor allem mehr Flexibilität in der
Anpassung von Studiengängen an veränderte Marktbedingungen, eine verbesserte Marktfähigkeit deutscher Hochschulabsolventen sowie eine vermehrte Gewinnung ausländischer Studierender für deutsche Hochschulen.
In Meschede erfolgt die Umstellung im Rekordtempo:
1. Oktober 2003 Alle Studiengänge im FB »Maschinenbau und Wirtschaft«
sind modularisiert.
Januar 2004
Antrag an das Ministerium zur Umstellung des gesamten
Lehrangebotes in Meschede auf das konsekutive BachelorMaster-System zum WS 2004/2005:
–– Bachelor-Studiengang Wirtschaft (B.A.)
–– Master-Studiengang Wirtschaft (M.A.)
–– Bachelor-Studiengang European Studies in Technologie
and Business ETB (B.A.)
–– Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen
(B.Eng.)
–– Bachelor-Studiengang Maschinenbau (B.Eng.)
–– Bachelor-Studiengang Informationstechnik- und
Kommunikationstechnik (B.Eng.)
Alle Anträge werden vom Ministerium positiv beschieden.
Der Fachbereich stellt einen Akkreditierungsantrag.
23. Juni 2004 Das Ministerium genehmigt die Studiengänge. Die Diplom-Studiengänge werden eingestellt.
17. September 2004
Die Umstellung endet mit der Akkreditierung der Bachelor- und Masterstudiengänge Wirtschaft.
Innerhalb eines Jahres ist praktisch der gesamte Umstellungsprozess formal abgeschlossen. Hierzu Liese im
Jahrbuch 2004: »Der Standort Meschede nimmt in diesem
Prozess eine Vorreiterstellung ein, weil er als erster Standort
erfolgreich das Akkreditierungsverfahren für die Umwandlung aller Diplomstudiengänge und sogar die Akkreditierung
des neuen eigenständigen Wirtschafts-Masterstudiengangs
geschafft hat.«
Neuland: Duales Studium bei Bildungspartnern
Im Jahr 2003 wurde das nordrhein-westfälische Hochschulrahmengesetz dahingehend geändert, dass die staatlichen Hochschulen nicht mehr darauf beschränkt waren,
ihr Studienangebot in öffentlich-rechtlicher Form und damit
kostenlos anzubieten. Die Hochschulen konnten jetzt ihre
Studiengänge in Zusammenarbeit auch mit externen Bildungseinrichtungen anbieten.
Dies führte zur Gründung der
Wissenschaftlichen Genossenschaft Südwestfalen e. G. Damit betrat die Fachhochschule
Südwestfalen Neuland auf dem
Gebiet der privatwirtschaftlich
organisierten
wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung in
der Zusammenarbeit mit staatlichen Hochschulen.
2007 hat die Fachhochschule Südwestfalen für jedes Pflichtfach Studienbücher eingeführt. Die Studienbücher werden in der Präsenz in
Meschede und bei Bildungspartnern
eingesetzt.
Die Wissenschaftliche Genossenschaft Südwestfalen e. G.
(WGS) ist ein An-Institut der
Fachhochschule
Südwestfalen und verzeichnet zurzeit 40
Mitglieder, zum größten Teil
Professoren der Fachhochschule Südwestfalen. Die Genossenschaft bietet Dienstleistungen
im Bereich der wissenschaftlichen Aus- und Weiterbildung
an. So entstehen in enger Zusammenarbeit mit den Professoren der Fachhochschule Südwestfalen Studienmaterialien
aus den Lehrinhalten der Präsenz-Studiengänge. Diese Studienbücher werden allen Studierenden der Fachhochschule
Südwestfalen zur Verfügung gestellt, also auch denen, die
ein berufs- oder ausbildungsbegleitendes Studium bei Bildungspartnern absolvieren.
Zum Wintersemester 2004/2005 wurde die Hamm Business School GmbH gegründet in Trägerschaft des Bildungspartners Technische Akademie Wuppertal. Am Standort
Hamm wurde zum ersten Mal der berufsbegleitende Studiengang Wirtschaft mit dem Abschluss Bachelor of Arts
angeboten.
Die Wissenschaftliche Genossenschaft Südwestfalen ermöglicht der Fachhochschule Südwestfalen, Studienangebote bereit zu stellen, in denen sie selbst aufgrund fehlender
Ressourcen den Bedarf nicht befriedigen kann. Vorrangige
Zielgruppe für diese Art von Studienangeboten sind berufstätige Studieninteressierte, die am Markt nur ein eingeschränktes und nicht auf ihre besonderen Bedürfnisse
ausgerichtetes Angebot an akademischen Studiengängen
vorfinden.
Die Fachhochschule Südwestfalen sorgt in diesem Modell
für die Einhaltung der akademischen Standards, nimmt die
Prüfungen ab und verleiht Absolventen den entsprechenden akademischen Grad. Die 2004 erstmalig umgesetzte
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Kooperation zwischen der WGS, der Fachhochschule Südwestfalen und Bildungspartnern wurde im Laufe der letzten
zehn Jahre kontinuierlich ausgebaut und weiterentwickelt.
Mit zunehmender Anzahl von Bildungspartnern und Studienorten entstanden immer wieder neue Herausforderungen. Aufgrund dieses stetigen Wachstums entschied das
Präsidium der Fachhochschule Südwestfalen in 2012 die
Verantwortung für die Betreuung der Bildungspartner und
die wissenschaftliche Begleitung der Themen Didaktik, ELearning und Weiterbildung zurück in die Hochschule zu
verlagern. Hierauf wurde das Wissenschaftliche Zentrum
Duales Studium und Weiterbildung als zentrales In-Institut
der Fachhochschule Südwestfalen gegründet.
Zum Wintersemester 2013/2014 gibt es aktuell 13 Bildungspartner, mit denen die
Fachhochschule Südwestfalen
die Studiengänge aus den Bereichen Wirtschaft und Technik
an 30 Standorten in der Bundesrepublik Deutschland und
an einem Standort in Spanien
ausbildungs- bzw. berufsbegleitend anbietet. Im Bildungspartnermodell waren zum Wintersemester 2013/14 über 2 500
Studierende eingeschrieben.
Zum Vorstand der Wissenschaftlichen
Genossenschaft zählen unter anderem
Prof. Dr. Paul Gronau und
Prof. Dr. Jürgen Bechtloff. Im
Prof. Dr. Paul Gronau
Interview erklären sie das Erfolgsmodell »Duales Studium
bei Bildungspartnern«:
Wie sind Sie auf die Idee für eine Partnerschaft zwischen
Hochschule und privaten Bildungsanbietern gekommen?
Bechtloff: Prof. Dr. Michael Teusner, der Gründungsrektor
der Fachhochschule Südwestfalen kam eines Tages von einem Gespäch aus Düsseldorf zurück und berichtete von einem Austausch im Ministerium. Er fragte, ob man nicht das
schon bestehende Verbundstudium auf private Bildungspartner ausweiten könne.
Gronau: Hintergrund war ein Paragraph im Hochschulfreiheitsgesetz, der in einem Halbsatz beschreibt, dass Hochschulen sich Dritter bedienen können, um Studenten auf ihren Abschluss vorzubereiten. Die folgende Ausführungsbestimmung als »Anleitung zum Lesen« war eine Revolution.
Warum?
Gronau: Den Hochschulen wurde zugestanden, mit externen Dritten Geschäftsmodelle zu entwickeln, um daraus für
alle Beteiligten Mehrwert zu generieren. Für Studierende
ist es die günstigste Möglichkeit zu studieren, weil sie zum
einen im Job bleiben können. Zum anderen bekommen sie
ein Angebot, das von staatlicher Seite gemacht ist und nicht
privaten Anbietern überlassen wird. Zumeist werden sie von
ihren Unternehmen unterstützt und sind hochmotiviert. Für
die Bildungspartner ist es gut, weil sie ihr Angebot erweitern.
Und die Hochschule erschließt sich neue Studentengruppen
und schafft zusätzliche Studienplätze.
Bechtloff: Außerdem schaffen wir so Angebote in Kommunen, die keine Hochschule oder duale Studienangebote
vor Ort haben. Hier gilt der Ausspruch »statt in Beton in
Köpfe investieren«. Als Hochschule kann man den eigenen
Bildungsauftrag ganz anders erfüllen, man wird vor allem
unterschiedlichen Bildungsbiographien gerecht. So hat man
zudem ein Rezept für verschiedene Umstände: Demographischer Wandel, Fachkräftemangel, …
Und wieso haben Sie dieses Konzept in Meschede
entwickelt?
Gronau: Es war einfach logisch und ein konsequenter
Schritt, weil wir schon seit 1995 mit Siemens das Kooperative
Modell betrieben haben. Mit dem Verbundstudium haben
wir zudem bei den Lehrmaterialien schon Erfahrungen gesammelt. Die Verbundstudienunterlagen waren einfach ideal geeignet, einen derartigen Studienverlauf zu unterstützen. Passend dazu kam die Technische Akademie Wuppertal
auf uns zu, die einen Hochschulstandort in Hamm errichten
wollte. Die Puzzle-Stücke waren alle schon da, wir haben sie
nur zusammengefügt.
Hatten Sie denn damals nicht genug zu tun?
Bechtloff: Damals hatten wir in Meschede gerade 700 Studenten und waren die kleinste Einheit der Fachhochschule
Südwestfalen. Es war einfach eine besondere Aufbruchsstimmung. 2002 haben wir hier den neuen Studiengang
»Wirtschaft« eingerichtet …
Gronau: … und den Hochschulneubau hochgezogen …
Bechtloff: Das war schon eine intensive Zeit!
Was waren dann die wichtigsten Meilensteine?
Bechtloff: 2007 haben wir unsere eigenen Studienbücher
eingeführt.
Gronau: Damit konnten wir unser didaktisches Modell
weiterentwickeln und uns vom Verbundstudium ablösen.
Bechtloff: 2007 begannen wir
auch mit der Ingenieurausbildung, zunächst bei der Technischen Akademie Esslingen,
später dann auch beim TÜV
Rheinland.
Und wie geht es weiter?
Gronau: Zurzeit krempeln wir
das didaktische Modell noch
einmal um. Themen sind: ELearning, Blended Learning und
Mobile Learning. Nächstes Jahr
wollen wir in die Erprobung
gehen.
Bechtloff: Und über das »Wissenschaftliche Zentrum für
Prof. Dr. Jürgen Bechtloff
Duales Studium und Weiterbildung« soll es ein Roll-out über die ganze Fachhochschule
Südwestfalen geben. Viel Arbeit, aber aus den Synergien
zwischen Präsenz- und Dualem Studium profitieren letztlich wieder alle. Prozesse werden entwickelt, die Qualität
des Studiums gesichert oder verbessert. Wir freuen uns auf
jeden Fall schon darauf und sehen die positiven Ergebnisse.
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MINT im Fokus
97
Trotz oder vielleicht gerade wegen steigender Studierendenzahlen in den Wirtschaftsstudiengängen bleibt die Fachhochschule Südwestfalen ihren technischen Wurzeln in der
Staatlichen Ingenieurschule treu. Im Jahr 2013 übernimmt
die Fachhochschule Südwestfalen die Trägerschaft des zdi
Netzwerks Bildungsregion Hochsauerlandkreis. Von hier koordiniert das Zentrum die kreisweiten MINT-Förderangebote. Ziel der Initiative »Zukunft durch Innovation (ZdI)« ist es,
mehr Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (kurz: »MINT«) zu begeistern.
Bereits zum achten Mal fand im Februar 2014 für Kinder
der vierten bis sechsten Klasse die Kinder-Uni an der Fachhochschule Südwestfalen statt. 2007 riefen Prof. Dr. Stephan Breide und Prof. Dr. Christian Lüders die Veranstaltung
ins Leben. In den Vorlesungen werden technische, naturwissenschaftliche und wirtschaftliche Themen kindgerecht
anhand konkreter Fragestellungen vermittelt. 2014 standen
beispielsweise Reisen in den Urlaub oder zum Mars, Technik,
die unser Leben verändert und zersprungene Gläser auf dem
Programm.
In der Förderung des Ingenieurnachwuchses hat die junge Hochschule zu diesem Zeitpunkt bereits eine langjährige
Tradition.
Im Rahmen der ZdI-Initiative findet jedes Jahr der Roboter-Wettbewerb der weiterführenden Schulen am Standort
Meschede statt. Die Freude am spielerischen Umgang mit
Technik, Spaß an Roboterkursen und das Arbeiten im Team
sind zentrale Botschaften des jährlich ausgetragenen Wettbewerbs, der sich seit 2006 großer Beliebtheit erfreut. Mehr
als zehn Schülerteams mit etwa 100 Teilnehmern nehmen
jedes Jahr an der Veranstaltung in den Räumen der Fachhochschule teil. Dabei gibt es zwei Wettbewerbskategorien,
bei denen selbstgebaute und eigenständig programmierte
Roboter einen festgelegten Parcours absolvieren müssen. 2014 beschäftigten sich die Schüler mit dem Thema
»Nature‘s Fury«.
Spannende Experimente in der Kinder-Uni
Beim alljährlichen Girl‘s Day probieren sich Schülerinnen
der achten und neunten Klasse von Schulen aus Meschede
und Umgebung zum Beispiel an Internet-Blogs, arbeiten mit
Metall oder entwickeln Geschäftsideen. In die Hochschule
treiben sie Neugier, ihre Eltern oder auch ganz praktische
Erwägungen. Hier lernen sie den Umgang mit einem Content-Management-System und außerdem einiges über Datensicherheit im Internet. Auch das Labor in der Jahnstraße
wird am Girl‘s Day von Schülerinnen entdeckt: Hier wurden
schon Solitär-Spiele aus Metall hergestellt.
Im Sommer in die (Hoch-)Schule? – Die Summer School
der Fachhochschule Meschede bietet Wissenschaft zum
Anfassen für Schüler der siebten und achten Klasse. Jedes
Jahr in der letzten Sommerferienwoche steht die Hochschule ganz im Zeichen von spannenden Experimenten. Die
Veranstaltung soll das wissenschaftliche Interesse von Jugendlichen fördern. Die Schüler lernen im Laborumfeld den
Umgang mit elektrischen Messgeräten und Werkzeugen.
Sie arbeiten mit Elektrotechnik-Baukästen, erfahren etwas
über den theoretischen Hintergrund der Elektrotechnik und
bauen Schaltungen selbst auf. Dazu gehört auch der Umgang mit Lötkolben und Lötzinn.
Last but not least: Seit Juni 2014 betreibt das zdi Netzwerk
in Kooperation mit dem Hochsauerlandkreis und der Stadt
Arnsberg die lokale Netzwerkstelle für das »Haus der kleinen
Forscher«. Die Stiftung »Haus der kleinen Forscher« engagiert sich bundesweit für die MINT-Bildung von Kindern im
Alter von 3 bis 10 Jahren. Das Netzwerk bietet in Fortbildungen spannende Forscherideen und pädagogische Hintergrundinformationen, um pädagogische Fach- und Lehrkräfte in der Region und darüber die Kinder für das forschende
Entdecken zu begeistern.
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In der Summerschool Elektrotechnik wird experimentiert und gelötet.
Studierendenzahlen in Meschede
5 000
4 500
4 000
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3 500
3 000
2 500
2 000
1 500
1 000
500
0
Verbundstudium
Bildungspartnermodell
Präsenz
Geburtenrate *1 000
Demografie und Studierendenzahlen »disjunkt«
Geburtsjahrgänge 1980 bis 1993
Die Geburtenrate in Deutschland bleibt auf einem niedrigen Niveau und sinkt nach der deutschen Wiedervereinigung weiter leicht ab auf einen Wert von 1,3. 20 Jahre später:
Die Zahl der Studierenden in Meschede steigt stark an und
erreicht im Präsenzbereich den Wert von rund 1 800 Studierenden im Wintersemester 2013/2014.
Erstsemesterbegrüßung im heute größten Hörsaal: Im unterteilbaren
»Multifunktionsraum 2.1.1 bis 2.1.3« haben heute bis zu 500 Studierende Platz. Vollständig geöffnet ist der Hörsaal allerdings nur zur Erstsemesterbegrüßung und am Schüler-Infotag. Sonst umfasst die größte
Vorlesung maximal 300 Teilnehmer.
Wachstumsmotor: Das Studium bei Bildungspartnern
beginnt im Wintersemester 2006/07 und die Anzahl der in
Meschede eingeschriebenen Studierenden wächst auf weitere beinahe 2 600 Studierende an.
100
Die Hochschule heute
101
»Studieren, wo andere Urlaub machen« – Ein Satz, den
man oft in Meschede hört. Für den Fachhochschulstandort
sprechen nicht nur die schöne Landschaft und die gute Verkehrsanbindung, zum Beispiel an das Ruhrgebiet, sondern
vor allem die moderne Ausstattung: Helle, freundliche Gebäude und moderne Technik ermöglichen nicht nur in den
zahlreichen Laboren ein Studium zum Anfassen. Die Studenten loben die kleinen Lerngruppen, die eine vorbildliche
Betreuung durch die Dozenten ermöglichen. Mit etwa 2 000
Präsenzstudierenden am Standort Meschede im Wintersemester 2014/15 bleibt das Campusleben überschaubar. Das
soll auch so bleiben, denn die Fachhochschule Südwestfalen
ist keine anonyme Massenuni. Familiär ist die Hochschule im wahrsten Sinne des Wortes: Im Juli 2013 erfolgte die
Auditierung zur »familiengerechten Hochschule«. Sichtbare
Neuerungen sind vergünstigte Essen und Kinderstühle in der
Mensa sowie bedarfsorientierte Kinderferienbetreuung.
Studiengang International Management mit den Vertiefungsrichtungen »Entrepreneurship« und »Tourismus«.
Doch alle Standorte der Fachhochschule Südwestfalen
zusammen genommen, profitieren die Studenten von einer
der größeren Fachhochschulen in NRW. Hier werden qualifizierte Fach- und Führungskräfte in den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften, Informationstechnik, Betriebswirtschaft und Agrarwirtschaft ausgebildet.
In Meschede ist heute der Fachbereich Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften angesiedelt. Das Studienangebot
umfasst insgesamt sieben Bachelor- und zwei Masterstudiengänge aus den Bereichen Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaft. Neu im Wintersemester 2014/15: der
Vielleicht das Wichtigste zum Schluss: Ein enges Netzwerk
mit Kooperationspartnern aus Wirtschaft, Verbänden und
Institutionen ermöglicht einen erfolgreichen Start ins Berufsleben. Eine aktuelle Studie des hochschuleigenen Institutes für Qualitätsentwicklung und -management (IQEM)
bestätigt: Absolventen der Fachhochschule Südwestfalen
kommen gut auf dem Arbeitsmarkt an. Sie haben keine
Probleme, einen passenden, gutbezahlten Arbeitsplatz zu
finden. Das ist das Ergebnis einer Befragung von etwa 550
ehemaligen Studierenden aller Standorte der Hochschule
ein Jahr nach ihrem Abschluss. Demnach erzielen mehr als
Die Hochschule ist auf vielen Gebieten Ansprechpartner für
Industrie, Landwirtschaft und Handwerk. In gemeinsamen
Projekten und als Gesprächspartner für Innovations- und
Technologieberatung sind Forschung und Wirtschaft miteinander verknüpft. Forschung, Entwicklung und Studium
werden an der Fachhochschule streng praxisbezogen betrieben. Angeschlossene Forschungs- und Transferinstitute
vernetzen die Hochschule in den Forschungsschwerpunkten
Informatik, Informations- und Kommunikationstechnologien, optische Technologien, Materialwissenschaften und
Produktionstechnik, Umwelt- und Energieforschung, nachhaltige Landwirtschaft sowie Bio- und Nanotechnologie. Internationale Kooperationen ermöglichen Auslandspraktika
sowie den Austausch von Dozenten und Studierenden.
80 Prozent der berufstätigen Befragten ein Monatsbruttoeinkommen über 2 500 Euro, mehr als die Hälfte verdient
zwischen 3 000 und 4 500 Euro im Monat. In der Regel
hatten sie drei Monate nach Studienabschluss bereits einen
Arbeitsvertrag in der Tasche.
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Zu guter Letzt: Warum sich Studierende heute für Meschede entscheiden
103
Daniel Sander, Elektrotechnik
»Vor dem Studium habe ich bereits eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration
gemacht. Dazu passt die Fachrichtung Kommunikationstechnik
hier in Meschede sehr gut. Für den
Standort sprechen auch die gute
Betreuung der Studierenden, der
hohe Praxisbezug des Studiums
und nicht zuletzt die Nähe zu meinem Wohnort.«
Felix Schulte aus Rietberg,
Maschinenbau
»Ich habe Bewertungen
von Hochschulen im Internet
verglichen. Mir war vor allem
der Praxisbezug sehr wichtig.
Und es ist nah an meinem
Heimatort.«
Marie-Theres Heß aus Bad
Berleburg, International Management (with Engineering)
»Die Fachhochschule hier hat
einen guten Ruf und eine überschaubare Größe. Besonders gefällt mir radioFH, der Radiosender
der Hochschule.«
Ricarda Johr aus Olpe
»Ich studiere kooperativ den
Studiengang Wirtschaft mit
dem Unternehmen Kirchhoff
Automotive am Standort
Attendorn.«
Andreas Spiegel, Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik
»Für das Wirtschaftsingenieurwesen entschied ich mich zum einen
aufgrund der guten Berufsaussichten und zum anderen wegen des
wirtschaftlichen Aspekts. Für den
Standort Meschede sprachen die
Nähe zu meinem Wohnort und
Empfehlungen von Bekannten.«
Carina Wehn, Wirtschaftsingenieurwesen Maschinenbau
»Das
Wirtschaftsingenieurwesen stellt für mich eine wichtige
Schnittstelle zwischen den Ingenieurwissenschaften und den
Wirtschaftswissenschaften
dar.
Für Meschede habe ich mich wegen des guten Hochschulrankings
und der vielen Wahlpflichtfächer entschieden. Besonders gut
gefallen mir hier die Betreuung
der Studierenden durch die Professoren sowie die kleinen
Übungsgruppen.«
Dominik Hennecke, Masterstudiengang Informations- und
Kommunikationssysteme
und
deren Management
»Ich habe in Meschede schon
meinen Bachelor in Elektrotechnik
absolviert und war mit der Betreuung sehr zufrieden. Wichtig ist mir
die Möglichkeit, berufsverträglich
zu studieren. Die Veranstaltungen
im Masterstudiengang sind meist
spätnachmittags. So kann ich in
meinem Beruf weiterarbeiten.«
Dennis Kwarteng aus Goslar,
Masterstudiengang Wirtschaft
»Ich wollte keine anonyme Nummer an einer großen Hochschule
sein. Über Freunde habe ich von
der Fachhochschule in Meschede
erfahren. Sie haben erzählt, dass
die Betreuung hier einfach gut ist.
Und da hatten sie recht.«
104
Verzeichnis der Abbildungen/Bildnachweis:
Titelseite
Fotomontage, Fachhochschule Südwestfalen,
Stadtarchiv Meschede
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Innenteil
Archiv Bernd Schulte, Meschede:
Seite 18, 20, 23, 27, 47
Archiv Fachhochschule Südwestfalen,
Fachbereich Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften:
Seite 15, 26, 28, 29, 30, 58, 65, 67, 68, 69, 71, 72 o. l., 74 u. l., 76,
85, 87, 91, 95, 98, 99, 100, 101, 103
Archiv Verein der Freunde und Förderer der
Fachhochschule Südwestfalen in Meschede: Seite 73
Funke Mediengruppe/Westfalenpost
(Redaktion Meschede): Seite 21, 38, 74 o. r., 75
Broschüre »Mescheder Fachhochschule«,
Hrsg. Fachhochschule Südostwestfalen (1971): Seite 45
Broschüre »25 Jahre Ingenieurausbildung in Meschede«:
Seite 60,
Überlassen durch Hochschulgemeinde der Fachhochschule
Südwestfalen, Standort Meschede: Seite 31
Privatbesitz Hubert Lohmann: Seite 57, 63
Privatbesitz KettenWulf GmbH, Eslohe: Seite 93
Privatbesitz Mennekes Elektrotechnik GmbH, Kirchhundem:
Seite 48, 49
Privatbesitz Prof. Dr. Jürgen Bechtloff: Seite 89, 90
Privatbesitz Prof. Dr. Hubert Willi Klein: Seite 72 u. r.,
Privatbesitz Werner Schmitt: Seite 53
Portraitfotos von Einzelpersonen wurden mit deren
Einverständnis durch Mitarbeiter der Fachhochschule
Südwestfalen erstellt oder durch aus dem Privatbesitz der
dargestellten Personen zur Verfügung gestellt.