Unsere Fremden - Bayerischer Rundfunk
Transcription
Unsere Fremden - Bayerischer Rundfunk
Manuskript Der Bayernkommentar Unsere Fremden – Bayern ist ein Zuwanderungsland Von Eva Lell Redaktion Landespolitik Samstag, 18. Juni 2016 11.50 Uhr in der Bayernchronik Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de Als ich ein Kind war, kamen öfter Fremde zu uns. Sie mieteten eines unserer Fremdenzimmer und wir mussten nachmittags, wenn sie Mittagsschlaf hielten, leise sein. Die Fremden kamen immer wieder, über Jahrzehnte, es wurden langsam „unsere Fremden“. Das war in den 1980er Jahren im Bayerischen Wald, die Fremden waren Feriengäste aus Nordrhein-Westfalen. Der Tourismus war und ist wichtig für die Region. Mittlerweile kommen die Fremden aus dem EU-Ausland. Und sie kommen nicht nur zum Urlaub machen, viele ziehen nach Bayern, auch aufs Land, leben und arbeiten hier. Vor allem wegen der Zuzüge aus dem EUAusland wächst der Freistaat auch im ländlichen Raum. Das hat Heimatminister Söder in dieser Woche bekannt gegeben. Eine Trendwende scheint erreicht, in nur wenigen Landkreisen schrumpft die Bevölkerung noch immer. So gesehen retten die Menschen, die zuwandern, unsere ländlichen Gegenden. Vielleicht sollte die Politik diese Realität zur Kenntnis nehmen: wir sind ein Zuwanderungsland. Schon lange arbeiten Polen oder Tschechen bei bayerischen Handwerkern, in den Altenheimen und Krankenhäusern arbeiten viele Ärzte und Pfleger, die nicht hier geboren und ausgebildet wurden. Ohne sie ginge es in vielen Bereichen nicht mehr. Die Zuwanderung ist also wichtig für unsere Wirtschaft. Söders Heimatbericht heißt Heimatbericht 2016. Die Zahlen stammen aber aus dem Jahr 2014. Das heißt die Zuwanderung durch Flüchtlinge ist darin nicht berücksichtigt. Deshalb dürften die nächsten Berichte aus dem Heimatministerium spannend werden. Erst dann wird klar, ob die Flüchtlinge im ländlichen Raum bleiben, ob sie, wie die EU-Ausländer heimisch werden, oder auf dem Land fremd bleiben und lieber in die Städte ziehen. Wenn anerkannte Asylbewerber Arbeit und Anschluss finden im ländlichen Raum, könnte das klappen. Dann werden sie wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft. Wir Bayern sollten uns klar machen, dass weiter Fremde kommen. Aber vielleicht werden die Zuwanderer, egal ob aus Polen oder Afrika, ja auch irgendwann zu „unseren Fremden“. Dieses Manuskript wird ohne Endkorrektur versandt und darf nur zum privaten Gebrauch verwendet werden. Jede andere Verwendung oder Veröffentlichung ist nur in Absprache mit dem Bayerischen Rundfunk möglich! © Bayerischer Rundfunk 2016 Bayern 2-Hörerservice Bayerischer Rundfunk, 80300 München; Service-Nr.: 0800 / 5900 222 Fax: 089/5900-46258 [email protected]; www.bayern2.de