Die Typografie was man weiß was man wissen sollte.

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Die Typografie was man weiß was man wissen sollte.
Die Typografie ... was man weiß ... was man wissen sollte.
Schon um ca. 3000 v. Chr. entstanden die ersten ägyptischen Hieroglyphen, also der Beginn der Schrift.
Heute werden in der DIN-Norm 16518 (Klassifikation der Schriften) alle geschichtlich entstandenen
Schriften in Gruppen eingeteilt. Diese Einteilung wird von den meisten Satz- und Softwarefirmen in ihrem
Schriftmusterverzeichnis verwendet.
Gerade bei der Programmierung von Software ist es jedoch wichtig, dass ganz bestimmte Regeln beachtet
werden, um dem Anwender eine benutzerfreundliche Oberfläche zur Verfügung stellen zu können. Dies trifft auch
auf die Internetprogrammierung (Homepage-Gestaltung) zu.
1. Die Schriftarten
International unterscheidet man die Schriftarten in 6 Gruppen:
z.B.: Bauhaus 93
Dekorative Schriften
Monospaced Schriften (feste Laufweite)
z.B.: Courier New
Serifenlose Schriften
z.B.: Arial
Skript Schriften
z.B.: Monotype Corsiva
Serifen Schriften
z.B.: Times New Roman
Symbole
z.B.: Webdings In Deutschland teilt man die Schriften in 11 Gruppen ein:
Gruppe I
Venezianische Renaissance-Antiqua
Gruppe II
Französische Renaissance-Antiqua
Gruppe III
Barock Antiqua
Gruppe IV
Klassizistische Antiqua
Gruppe V
Serifenbetonte Linear-Antiqua
Gruppe VI
Serifenlose Linear-Antiqua
Gruppe VII
Antiqua-Varianten
Gruppe VIII
Schreibschriften
Gruppe IX
Handschriftliche Antiqua
Gruppe X
Gebrochene Schriften
Gruppe XI
Fremde Schriften
2. Der Schriftgrad
Als Schriftgrad bezeichnet man festgelegte und bevorzugte Größen einer Schrift. Er ist ein Nennmaß und
beschreibt die Schriftgröße nach dem gültigen "Typografischen Maßsystem". Der Schriftgrad orientiert sich an der
Kegel- oder Vertikalhöhe der Bleilettern aus den Zeiten des Bleisatzes. Heute wird der Schriftgrad anhand eines
Typometers ermittelt und in Didot- oder Picapunkten angegeben. Er berücksichtigt die Oberlänge, die Höhe des
Kleinbuchstabens, die Unterlänge, sowie den nichtdruckenden Teil unterhalb der Schriftlinie.
Heute sind in der modernen Technik feinste Abstufungen bei der Schriftgröße möglich, so dass nur noch der
Fachmann von Schriftgraden spricht.
Um so wichtiger ist es, sich vor der Gestaltung Gedanken zu machen, welche Schriftgröße eingesetzt werden
soll. Hier muss auch unbedingt die Zielgruppe berücksichtigt werden. Kinder und ältere Menschen haben bei
kleinem Schriftgrad mehr Leseprobleme.
Für die Gestaltung gibt es 3 Kategorien:
Konsultationsgröße:
dies sind Schriften bis 8 Punkt. Sie finden Anwendung bei Marginalien (Randbemerkungen), Fußnoten,
Stadtplänen, Telefonbüchern, Lexika usw.
Lesegrößen:
Schriftgrößen von 8 - 12 Punkt werden hiermit bezeichnet. Ihre Anwendung finden sie bei Büchern, Briefen,
Screenprodukten etc.
Schaugrößen:
das sind Schriftgrade bis zu 48 Punkt. Sie finden Einsatz bei Überschriften, Plakaten, Postern, Titel etc.
3. Der Schriftschnitt
Schriften werden zuerst in Schriftfamilien zusammengefasst. Innerhalb einer Schriftfamilie gibt es
unterschiedliche Schriftstärken, Laufweiten und Strichlagen und werden zusätzlich nach ihrem Schriftschnitt
unterschieden.
Im Deutschen unterscheidet man:
Schriftbreiten:
Extraschmal, Schmal, Normal, Breit und Extrabreit
Schriftstärken:
Ultraleicht, Extraleicht, Leicht, Mager, Buch, Normal, Halbfett, Fett, Extrafett und Ultrafett
Schriftlagen:
Normal und Kursiv
Im Englischen unterscheidet man:
Schriftbreiten:
Extra Consensed, Thin, Consensed, Compressed, Narrow, Normal, Regular, Expanded, Extra Expanded
Schriftstärken:
Ultralight, Extralight, Light, Demi, Roman, Book, Regular, Semibold, Medium, Bold, Heavy, Extrabold, Black
Schriftlagen:
Regular, Italic, Oblique, Slanted
Der Schriftschnitt "Normal" ist am besten lesbar. Die Strichlage ist geradestehend und die Strichstärke bzw.
Breite ist optimal angepasst, so dass eine sehr gute Lesbarkeit entsteht. Alle Abweichungen bringen zwar eine
besondere Auszeichnung, aber keine bessere Lesbarkeit und sollte daher nur für Herausstellungen oder
Hervorhebungen verwendet werden.
Schriftmanipulationen wie verzerren, stauchen, enger stellen, dehnen usw. sollten in Textpassagen vermieden
werden. Bei Überschriften oder Titeln hingegen darf hier gerne experimentiert werden.
4. Die Typologie
Hier geht es um die Unterscheidung einzelner Schriften anhand definierter Kriterien, denn jede Schrift
unterscheidet sich in Details. Letztlich geben jedoch Gefallen und Ästhetik den Ausschlag, welche Schrift
eingesetzt werden soll.
Hier die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale bei Schriften:
1.
2.
3.
4.
5.
Hauptstrich
Haarstrich
Serife
Achsstellung bei Rundungen
Anstrich
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
Endstrich
Scheitel
Bauch
Schlinge
Innenform
Verbindung
Kehlung
Wer mit Schriften umgeht, benötigt "Schriftbewusstsein". Denn die Schrift ist der wichtigste Träger von lesbaren
Informationen. Dies ist eine Herausforderung für alle, die mit Text, also Schriften, umgehen. Man sollte immer
versuchen zum Thema die passende Schrift zu wählen, eventuell mit einer anderen Schrift zu mischen, aber
immer darauf achten, dass Abstände und Proportionen erhalten bleiben. Nur so macht dann die visuelle
Kommunikation Sinn. Dazu gibt es die verschiedenen Stilrichtungen.
5. Die Stilrichtungen
Man unterscheidet folgende Stilrichtungen:
Linien-Typografie
dem Gestalter helfen horizontale und vertikale Linien, um dem Text "Halt" zu geben.
Figürliche Typografie
anhand des vorgegebenen Textes wird dieser so gestaltet, dass der Zeilenfall ein Bild (Figur) ergibt.
Kalligrafische Typografie
durch die Verwendung von sog. Schreibschriften wird ein handschriftlicher Charakter erzeugt, der einen
"persönlichen Eindruck" vermitteln soll.
Dreidimensionale Typografie
diese 3-D-Wirkung findet heute bei Headlines oder Buttons bei Web-Sites ihren Einsatz.
Typografie mit Vorbild-Charakter
hier werden Stilmerkmale aus vergangenen Zeiten (z.B. die 50er oder 60er Jahre) als Gestaltungsmerkmal
genutzt.
Typografie der Semantik
bei bewusster Umgang mit der Deutung der Zeichen zum Verdeutlichen der Aussage der Botschaft.
6. Wichtige Fachausdrücke in der Typografie
Antiquaschriften:
man unterscheidet innerhalb der Schriftklassifikation zwischen Antiqua- und Frakturschriften. Antiquaschriften
werden als runder (weiblicher) empfunden.
Auszeichnungsschriften:
dies ist eine Hervorhebung der Grundschrift durch kursive, halbfette und fette Ergänzungsschnitte für plakative
oder werbewirksame Hervorhebung.
Bastardschriften:
dies sind Schriften mit verschiedenen Elementen und daher nicht einer Stilrichtung einwandfrei zuordenbar.
Blocksatz:
Text, der in gleich langen Zeilen mit variablem Zwischenraum gesetzt wird. Vorsicht: es dürfen aber keine
"Löcher" entstehen, die zu groß sind, denn dies wirkt dann unprofessionell und stört den Leser, der Text wird
unruhig. Hier hilft nur ggf. das "Kerning" zum Ausgleichen der Abstände.
Dickte:
die Dickte gibt die unterschiedliche Breite, d.h. die horizontale Ausdehnung der Buchstaben an.
Didot-Punkte:
der Didot-Punkt ist gleichbedeutend mit dem "typografischen Punkt", der von dem Schriftgießer Fournier
veröffentlicht und von dem Schriftschneider Didot verbessert wurde. 1879 wurde er vom Schriftgießer Berthold
auf das metrische Maß bezogen, d.h. 1 Meter entspricht 2660 Punkten oder anders ausgedrückt, 1 Punkt
entspricht 0,3759 mm. Bei einem Schriftgrad von 12 Didotpunkten spricht man auch von einem Cicero. In den
USA und in England wird ein anderes Maßsystem verwendet, der sog. "Amerikanische Punkt" (Point), der etwas
kleiner ausfällt als der Didotpunkt. 12 Points werden hier zu einem Pica zusammengefasst.
Durchschuss:
dies ist der freie Raum zwischen den Zeilen, auch Zeilenabstand genannt, also der Freiraum zwischen der
Unterlänge des oberen Wortes und der Oberlänge des unteren Wortes. Dieser Abstand ist abhängig von der
Schriftgröße. Die Angabe des Durchschusses erfolgt mit der Bezeichnung z.B.: 10/12, d.h. der Schriftgrad beträgt
10 Punkt bei einem Durchschuss von 2 Punkt (12 Punkt minus 10 Punkt gleich 2 Punkt als Durchschuss. Eine
Faustregel besagt, dass der zu wählende Durchschuss 120 % betragen soll.
Kerning:
dies ist der optische Ausgleich des Zwischenraumes von "kritischen" Buchstabenbegegnungen zum Ausgleich.
Kann auch beim Blocksatz zum Ausgleichen der Wortzwischenräume eingesetzt werden.
Kompresser Satz:
das bedeutet, dass der Durchschuss gleich der Schriftgröße ist, als bei einem Schriftgrad von 12 Punkt ist der
Durchschuss auch 12 Punkt. Dies sollte aber nur in Ausnahmesituationen eingesetzt werden.
Laufweite:
dies ist die relative Buchstabenbreite einer Schrift und daher sehr variabel. Es gibt schmal-, normal- und
breitlaufende Schriften. Für die Programmierung von Software wird aber sehr häufig eine Schrift mit fest
definierter Laufweite benötigt. Die sind die sog. "Monospaced" Schriften. Hier ist die Laufweite unabhängig der
Reihenfolge gleich, wie bei einer Schreibmaschine.
Majuskeln:
Großbuchstaben (Versalien)
Minuskeln:
Kleinbuchstaben (Gemeine)
Negativschriften:
weiße Schriften auf einem dunklen Hintergrund. Aber hier ist Vorsicht geboten. Negativschriften sind wesentlich
schwerer lesbar und sollten daher immer ca. 10 - 20% größer sein wie bei einer Positivschrift.
OCR-Schriften:
dies sind international genormte Schriften für Zeichenleser bei der Datenverarbeitung.
Punze:
ist der Zwischenraum innerhalb einzelner Buchstabenteile, er kann eng oder weit sein und bestimmt daher auch
die Lesbarkeit.
Serifen:
feine Horizontalstriche als Abschlussstriche an Grundstrichen von Antiquabuchstaben. Es gilt: Serifenschriften
sind besser lesbar wie serifenlose Schriften.
Splendider Satz:
das Gegenteil des Kompresser-Satzes. Der Durchschuss ist hier wesentlich größer, z.B. Schriftgrad 12 Punkt,
Durchschuss 16 Punkt.
Wortabstand:
der Wortabstand soll idealer Weise 1/3 der Punktgröße der Schrift betragen, muss aber immer kleiner sein wie
der Zeilenabstand.
Anhang: Deutsche Schriftarten
Die Venezianische Renaissance-Antiqua
1. Die horizontalen Serifen weisen die Kehlungen (Einbuchtungen) auf.
2. Die Kleinbuchstaben (Gemeine) ragen z.T. über die Oberlänge hinaus.
3. Bei den Rundformen ist die Schriftachse schräg.
4. Im Verhältnis zur Versalhöhe ist die Mittellänge relativ groß.
5. Der "Bauch" des "a" hängt recht tief.
6. Bei den Gemeinen ist der Anstrich keilförmig.
7. Bei den Serifen sind die Übergänge weich ausgerundet, aber nicht immer symmetrisch.
8. Der Unterschied zwischen Haar- und Grundstrich ist sehr gering.
9. Der Querstrich des "e" liegt schräg.
Allgemein haben die Renaissance-Schriften ein gleichmäßiges und kräftiges Schriftbild, aber sie
lassen auch den Eindruck einer Unregelmäßigkeit entstehen, da sie noch nicht geometrisch
ausgebildet sind. Sie sind aber durch ihre Prägnanz sehr gut lesbar und unaufdringlich.
Die Französische Renaissance-Antiqua
1. Die horizontalen Serifen haben jetzt nicht mehr unbedingt Kehlungen
2. Im Vergleich zur Venezianischen Renaissance-Antiqua ist jetzt der Unterschied zwischen Haar- und
Grundstrich größer.
3. Der Querstrich des "e" ist jetzt horizontal, selten noch etwas ganz leicht quergestellt.
Alle anderen Merkmale entsprechen der Venezianischen Renaissance-Antiqua.
Die Barock-Antiqua
1. Die horizontalen Serifen sind jetzt absolut symmetrisch und haben keine Kehlungen mehr.
2. Die Anstriche der Gemeinen sind noch etwas keilförmig, werden aber immer horizontaler.
3. Die Schriftachse bei den Rundformen ist jetzt meist vertikal.
4. Die Mittellänge ist jetzt deutlich länger als die Oberlänge.
5. Die Abstriche sind tropfenförmig.
6. Die Übergänge der Serifen an den Grundstrichen sind wenige weich und symmetrisch.
7. Der Unterschied zwischen dem Haar- und Grundstrich ist nun stärker.
Das Schriftbild erscheint dem Leser offener, die Buchstaben wirken konstruiert und ein Schreibfluss ist
jetzt nicht mehr so stark spürbar.
Die Klassizistische Antiqua
1. Die Serifen und Anstriche sind horizontal-rechteckig und ohne jegliche Rundungen an die
Grundestriche angefügt.
2. Die Gemeinen ragen nicht über die Oberlänge hinaus. Sie schließen in gleicher Höhne mit den
Versalien ab.
3. Die Schriftachse bei den Rundungen ist vertikal.
4. Die Abstriche sind tropfenförmig.
5. Der Unterschied zwischen dem Haar- und Grundstrich ist sehr stark ausgeprägt.
Sie hat ein präzises, kontrastreiches Schriftbild und wirkt auch sehr streng. Die Konstruktion der
Buchstaben ist streng geometrisch.
Die Serifenbetonte Linear-Antiqua
Die Schriftenhaben mehr oder weniger gleiche Strichstärken, einschließlich der meist stumpfen
Serifen. Sie entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts als der Bedarf an Werbeschriften, auch für
Geschäfts- und Privatdrucksachen, zunahm.
So entstand die Gruppe der serifenbetonte Linear-Antiqua, auch Egytienne-Schrift genannt. Diesen
Ausdruck verdanken wir dem Ägypten-Feldzug Napoleons, der von dort gedruckte Veröffentlichungen
mitgebracht hat.
Die Serifenlose Linear-Antiqua
Schriften dieser Art werden auch als Grotesk-Schriften bezeichnet. Dies kommt daher, dass die
damaligen Leser diese neue Schrift gegenüber den herkömmlichen Schriften als grotesk (ausgefallen)
bezeichneten.
Die besonderen Merkmale dieser Schriften neben einer mehr oder weniger gleichmäßigen, also
linearen Strichstärke sind auch der komplette Verzicht auf Serifen jeglicher Art, sowie auch keine Anoder Abstriche bei den Gemeinen. Diese Reduzierung auf das Wesentliche bewirkt, dass diese
Schriften einen sehr sachlichen und auch neutralen Eindruck erwecken.
Allerdings hat dies nicht zwangsläufig eine bessere Lesbarkeit zur Folge, denn das Auge des
Betrachters von Text benötigt eine "Führung" zum besseren Lesen, und daher werden bei
Mengentexten, wie z.B. Zeitungen, nach wie vor Serifenschriften eingesetzt. So wird der Blick besser
geführt und das Lesen fällt leichter.
Man unterscheidet bei dieser Schriftgruppe 3 Untergruppen:
1. Grotesk-Schriften
sie sind Schriften, die noch in gewisser Weise der klassischen
Antiqua-Schrift verbunden sind.
Beispiel: Gill Sans
2. Humanistische Sans Serif
diese Schriften haben einen sehr gleichmäßigen und neutralen
Charakter.
Beispiel: Arial
3. Geometric Sans Serif
sie haben eine sehr stark ausgeprägte, geometrische Grundform
und erscheint daher als sehr konstruiert im Erscheinungsbild.
Beispiel: Bauhaus 93
Die Schreibschriften
Schreibschriften sind Schriften, die Handschriften imitieren und die Gemeinen sich berühren.
Sie werden hauptsächlich im privaten Bereich für Brief, Einladungen usw. verwendet und sollen den
persönlichen Stil unterstreichen.
Die Gebrochenen Schriften
Gebrochene Schriften gibt es seit dem 13. Jahrhundert. Sie sind sehr vielfältig in den Brechungen der
Rundungen bei den Gemeinen, während die Versalien oftmals besonders stark ausgeprägte
Rundungen aufweisen und auch relativ breit in ihren Proportionen sind. Die Enden der Grundstriche
besitzen sehr oft die Form von auf der Spitze stehenden Rauten
Die Kanzlei-Schrift
Sie wurde im 16. Jahrhundert aus der Fraktur entwickelt und galt als deutsche Verkehrsschrift, wurde
aber durch die humanistische Kursive beeinflusst.
Anhang: Der Unicode Zeichensatz
Der Unicode-Zeichensatz ist quasi eine Erweiterung des einfachen 7-bit ASCII-Zeichensatzes.
Während der dieser Zeichensatz 128 Zeichen beschreibt, ist es mit dem Unicode-Zeichensatz
möglich, sämtliche Zeichen der heute existierenden Schriftsprachen zu kodieren. Auch alte
Schriftsprachen, mathematische Formelzeichen, typographische Symbole (Dingbats), allgemeine
Symbole, diakritische Zeichen usw. werden heute damit kodiert. Der Unicode-Zeichensatz umfasst
somit bis jetzt 1.114.112 Zeichen.
Der Unicode-Zeichensatz beschreibt allerdings nicht, wie ein Zeichen auszusehen hat, sondern er
definiert Zeichen und ihre Kodierung. Eine Definition lautet beispielsweise LATIN CAPITAL LETTER A
WITH DIAERESIS (lateinischer Großbuchstabe A mit Umlaut) und die entsprechende Kodierung dez
196 bzw. hex 00C4. Wie dieses Zeichen auf dem Bildschirm oder auf Papier dargestellt wird, bleibt der
verwendeten Software und der installierten Schriften überlassen.
Ein großer Teil der Schriftzeichen ist heute Schriftsprachen schon mit zwei Byte kodierbar. Dieser
Kodierungsraum (code space) enthält 65536 Zeichen und wird als Basic Multilingual Plain BMP
bezeichnet. Für die Kodierung weiterer Zeichen sind drei Bytes notwendig, mit dem aktuellen Unicode
Standard wird sogar eine Kodierung mit vier Byte möglich. Dies entspräche einer möglichen
32
Kodierung von 2 = 4.294.967.296 Zeichen.
Der Unicode wird über eine weitere Kodierung, UTF, in eine neue Bytesequenz gebracht, die an die
weiter verarbeitenden Programme weiter geleitet wird. Es existieren mehrere Formate des UTF: UTF5, UTF-7, UTF-8, UTF-16 und UTF-32. Am meisten verbreitet ist das UTF-8 Format, das fast alle
Browser, Textverarbeitungsprogramme usw. umsetzen können. Gleichzeitig dient die Angabe UTF-8
in meta-tags von Webseiten und den Kodierungseinstellungen der Browser der Kenntlichmachung des
verwandten Zeichensatzes.
Nun ist bei weitem nicht jede beliebige Schriftart automatisch in der Lage, den kompletten UnicodeZeichensatz auch darzustellen. Insbesondere Fantasieschriftarten wie z.B. Trendy decken in der
Regel höchstens den Latin-1 Zeichensatz oder die ISO-8859 Gruppe ab.
Fazit:
Wenn mir nun ein Text z.B. in der Arial Unicode vorliegt, aber zusätzlich kyrillische, japanische,
chinesische, arabische Zeichen usw. verwendet wurden, wird dieser Text nicht richtig dargestellt,
wenn der entsprechende Zeichensatz nicht auf dem Rechner vorhanden ist.
Erstelle ich selbst ein Dokument mit diesen fremden Zeichen, so ist es ratsam, bei der Weitergabe
dieses Dokumentes auch den Zeichensatz mitzugeben (sofern dies gestattet ist). Nur dann kann der
Empfänger das Dokument auch richtig lesen.
Weitere ausführliche Informationen über die Typografie gibt es unter:
www.rainers-archiv.de
© Copyright by Rainer Knödel, Stuttgart, April 2003.