Mein Auslandsjahr in Peru 3. Weltwärtsbericht Heute sitze ich
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Mein Auslandsjahr in Peru 3. Weltwärtsbericht Heute sitze ich
Mein Auslandsjahr in Peru 3. Weltwärtsbericht Heute sitze ich wieder daheim vor meinem Computer und schreibe meinen letzten Bericht. Das Jahr in Peru ist zu Ende gegangen und ich bin wieder gut daheim gelandet. Es wird Zeit die letzten Monate noch einmal Revue passieren zu lassen! Ich kann sagen, dass ich die Zeit gegen Ende meines Jahres am intensivsten nutzen konnte. Mittlerweile gab es keine großen Sprachbarrieren mehr, man kannte die Dorfbewohner und ihre Gepflogenheiten besser und hat die Kultur und das Land in seinen Ansätzen verstanden. Diese Veränderungen drückten sich auch positiv in der Projektarbeit aus. In der Schule war ich weiterhin als „Lehrer“ tätig. Nachdem ich, wie in den vorherigen Berichten erklärt, kein Englisch oder Deutsch mehr unterrichtete, besaß ich mehrere Stunden der Woche zur freien Gestaltung. Diese Zeit nutzte ich mit den Schülern unter anderem für einen kulturellen Austausch. Wir sprachen über Geographie, Bräuche und Geschichte unserer beiden Heimatländer, Peru und Deutschland. Wir bastelten Jonglierbälle, erneuerten Mülleimer und bepflanzten die „Hospedaje“. Das Projekt der „verbesserten Küchen“ nahmen wir neu in die Hand. Anfangs kaufte Ecoselva mehrere Küchen für verschiedene Familien. Die Idee war, dass jede Familie mit einer verbesserten Küche, diese langsam abbezahlt. Von diesem Geld könnten dann neue Küchen für andere Familien gekauft werden. Da aber die monatlichen Raten der Familien mit der Zeit immer weniger wurden und es anscheinend keinen interessierte, wurde schließlich nichts mehr gezahlt und es konnten keine neuen Küchen für andere Familien gekauft werden. Wir versammelten uns mit den Frauen und Elpidio und gründeten einen „Frauenrat“. Dieser sollte sich sowohl um die monatlichen Raten der Küchen kümmern, als auch um die Gemüsegärten des Projektes „Cero Deforestacion“. Da es Gemüse nur selten im Dorf gibt, bekam jede Familie einen eigenen Gemüsegarten. Außerdem unternahm ich eine Wanderung in das dreistündig entfernte Dorf „Pueblos unidos“. Dort legten die Schüler mit unserer Hilfe einen Schulgarten an. Wir hatten viele unterschiedliche Baum– und Gemüsesamen dabei, holten Bretter, mischten nährstoffreiche Erde zusammen, entfernten Unkraut und bauten zum Schutz vor den Tieren einen Gartenzaun. Die Kinder sollten lernen, wie einfach es ist, Gemüse anzubauen. Die Lehrer sagten uns, sie wollten sich gemeinsam mit den Schülern um den Garten kümmern, um ein Umweltbewusstsein in den Köpfen der Kinder zu erreichen. Mit Hilfe einiger Spendengelder von Daniel unterschrieben wir einen Vertrag. Dieser sah den Kauf einer neuen verbesserten Küche für die Schule vor. Da die Mütter immer im Wechsel für die Schüler das Mittagsessen kochen, sollte dies in Zukunft mit Hilfe einer verbesserten Küche geschehen. Die Idee ist, dass die Mütter so die vielen Vorteile der Küche bemerken und zu schätzen lernen. Vielleicht lässt sich so in Zukunft ein ähnlich funktionierendes Verfahren zur Finanzierung weiterer Küchen einrichten (s. Montevideo). Es wurde uns auch versprochen, dass es Kochkurse in naher Zukunft geben werde. In der Vergangenheit waren mehrere Familien im Rahmen eines Austausches in Pozuzo und haben sich dort verschiedene, neue und gesunde Gerichte angeeignet. Als Eigenanteil für die Küche besorgte das Dorf die nötigen, fehlenden Materialien, wie Zement und Backsteine. Außerdem organisierte es den Transport von Tingo Maria nach Pueblos Unidos. So ging es für mich also nach Pozuzo zu Daniel und Saskia. In Pozuzo gibt es mehrere Hersteller für die „verbesserten Küchen“. Nach dem wir Vor- und Nachteile verschiedener Küchen abgewogen hatten, begleitete ich also die neu gekaufte Küche nach Tingo Maria zurück. Nach einigen ruhigen Tagen im kleinen Pozuzo kam ich also samt Küche wieder in Tingo an, wo sie in den Folgetagen auch abgeholt wurde. Ein Highlight meines Jahres in Peru war der Dorfgeburtstag. Am zweiten Wochenende im Juli feiert Montevideo seinen alljährlichen Geburtstag. Dieses Jahr wurde das Dorf 47 Jahre alt. An diesem Wochenende besuchten viele Touristen Montevideo, es wurden Fußballturniere ausgetragen, Essen verkauft, live Musik gespielt, ein Feuerwerk entzündet und bis tief in die Nacht gefeiert. An diesem Wochenende möchte sich das Dorf von seiner besten Seite zeigen. Wir, Sergej und ich, die Dauerbewohner der „Hospedaje“, entschlossen uns, die ausstehenden Arbeiten an der Jugendherberge zu erledigen: Wir reparierten das Bad, erneuerten die Zäune, räumten auf und strichen die Außenwände in den Montevideofarben neu. Grün für die Selva und Weiß für den Käse! In dieser Zeit hatten wir eine tatkräftige Unterstützerin an unserer Seite. Natalie, die erste Freiwillige Montevideos, besuchte das Dorf nach 6 Jahren wieder. Die Dorfbewohner freuten sich über das alt bekannte Gesicht und wir uns über eine neue, nette Bekanntschaft! Gemeinsam mit den Frauen und Elpidio überlegten wir uns etwas ganz besonderes für den Geburtstag. Die Frauen aus Montevideo wollten zur Feier des Geburtstages in ihrer traditionellen Tracht Essen verkaufen. Sie wollten das erlernte Wissen aus Pozuzo vorführen und weitergeben. Es wurden die typischen Gerichte zubereitet, welche sie auf dem Bauernaustausch erlernt hatten. Der Verkauf wurde als Wettbewerb ausgelegt. Als Dank und Auszeichnung für die Frauen haben wir mit Hilfe von Ecoselva einige Prämien für die Frauen erworben. Jede der Frauen erhielt Töpfe, Pfannen und Schürzen. Wenn ich anfange über die Zeit in Peru nachzudenken, wird mir bewusst wie kurz ein Jahr für ein freiwilliges, soziales Jahr ist. Die ersten Monate habe ich mich erst mal an das Leben, die Leute und die Umgebung gewöhnt. Man musste die Sprache erlernen und war mehr als Beobachter tätig. Dann kommen die Neugierde und die natürliche Vorfreude auf das Reisen. Man will etwas von dem Land sehen, in dem man lebt, will das Gefühl des Reisens spüren. In dieser Zeit geht das Leben der Einheimischen aber normal weiter und meines Erachtens wirft das „Wegsein“ einen in seiner Arbeit etwas zurück. Obwohl ich sagen muss, dass man mit neuer Motivation und neuen Ideen zurückkommt, was die Arbeit durchaus positiv beeinflusst. So vergehen Tage und Monate und ehe man sich versieht, tickt die Uhr schon wieder rückwärts und man tritt bald den Rückflug an. Am Ende des Jahres, wenn man die Sprache und die Kultur vor Ort gut versteht, geht es zurück nach Deutschland. Trotzdem weiß ich, dass die Arbeit sinnvoll ist, ob es in der Schule, in der Käserei oder im Baumgarten ist. Auch wenn man oft nur die helfende Hand ist, kann man Ideen mit einbringen, auf die sonst vielleicht keiner kommt oder Projekte realisieren, für die Anderen die Zeit fehlt. Aus meiner Sicht habe ich das Jahr so gut genutzt und eine unvergessliche, wunderbare Zeit erlebt. Ich bin den Dorfbewohnern sehr dankbar, dass sie ein Jahr ihr Leben, ihre Kultur und ihren Tisch mit uns geteilt haben. Das Jahr in Peru, das Dorf Montevideo und die Einheimischen vor Ort werde ich nie vergessen. Außerdem bin ich unserem Mentor Roland sehr dankbar, dass er uns das ganze Jahr so wunderbar unterstützt hat. Und natürlich meiner Entsendeorganisation Ecoselva, die mir dieses Jahr ermöglicht hat und sich sehr gut um uns gekümmert hat.