das pdf - Dr. Klaus Dann

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das pdf - Dr. Klaus Dann
SOTSCHI 2014
NEUE OLYMPISCHE SPORTARTEN
SPORT
INHALT
Heft 4
2013
Orthopädie
Traumatologie
Available online at www.sciencedirect.com
Die vorliegende Datei ist ein Auszug aus dem Heft
Sport - Orthopädie Traumatologie
Jg. 29 Heft 04/2013
dem Organ der
Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin
GOTS
und dem Organ der
Verbandsärzte Deutschland e.V.
ScienceDirect
Inhalt
EDITORIAL _____________________________________________________________________________________________________________
267
SCHWERPUNKT: NEUE OLYMPISCHE SPORTARTEN WINTER / NEW OLYMPIC WINTER SPORTS
SCHWERPUNKT/REVIEW
Heinz Kusche, Peter Gutsfeld, Volker Bühren
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille _________________________________________________
270
SCHWERPUNKT/REVIEW
Heinz Kusche, Peter Gutsfeld, Volker Bühren
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf höchstem Niveau ___________________________
276
SCHWERPUNKT/REVIEW
Markus Knöringer
Rückenprotektoren im Wintersport ____________________________________________________________________________
283
SCHWERPUNKT/REVIEW
Josef Kröll, Jörg Spörri, Matthias Gilgien, Julien Chardonnens, Erich Müller
Verletzungsprävention innerhalb eines internationalen Sportverbandes – Eine Prozessbeschreibung am Beispiel des alpinen
Skirennsports ______________________________________________________________________________________________
288
SCHWERPUNKT/REVIEW
Manuel Sabeti
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf__________________________________________________________________
297
SCHWERPUNKT/REVIEW
INTERVIEW
Erich Altenburger
Frauenskisprung− eine neue Olympische Disziplin − Interview mit einem der Urväter dieser Disziplin Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer ____
304
ORIGINALARBEITEN
Corina Nüesch, Thomas Hügle, Hubert Hörtere, Martin Majewski, Victor Valderrabano, Annegret Mündermann
Leg muscle function during recreational alpine skiing in two patients following unilateral total knee arthroplasty __________
306
ORIGINALARBEIT
Marlene Mauch, Hans-Joachim Rist
Biomechanische Eigenschaften bei Achillessehnen- Tendinopathien und deren Korrelation mit der elastosonografisch
bestimmten Sehnenqualität __________________________________________________________________________________
314
JOURNAL CLUB ______________________________________________________________________________________________
321
DANK AN GUTACHTER ___________________________________________________________________________________________________
323
GOTS NEWS ____________________________________________________________________________________________________________
324
FORSCHUNGSFÖRDERUNG ________________________________________________________________________________________________
327
GOTS-PATRONAT für VERANSTALTUNGEN ____________________________________________________________________________________
330
EDITORIAL
Orthop€adie
Traumatologie
Sport Orthop. Traumatol. 29, 267 (2013)
Elsevier – Urban&Fischer
www.elsevier.de/SportOrthoTrauma
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.07.009
Sportorthopädie · Sporttraumatologie
Editorial
Jahrgang 29 · Nr. 4(2013) · S. 267–344
Organ der Gesellschaft für OrthopädischTraumatologische Sportmedizin
Sehr geehrte Mitglieder der GOTS, liebe Freunde der Sportmedizin!
Sports Orthopaedics
and Traumatology
Organ der Verbandsärzte Deutschland e.V.
http://ees.elsevier.com/sportorthotrauma
4
Jahrgang 29 · Heft 4 · 2013
SCHWERPUNKT
NEUE OLYMPISCHE SPORTARTEN
WINTER / NEW OLYMPIC WINTER SPORTS
Im Februar 2014 werden die 22. Olympischen Winterspiele in Sotschi, Russland, ausgetragen. ,,Gateway to the Future‘‘,
Sotschi soll für Russland das Tor zur Zukunft werden. Das Motto der Spiele ist ,,Hot, Cool, Yours‘‘. In sieben verschiedenen
Sportstätten werden 96 Wettbewerbe ausgetragen, so viele wie noch nie bei Olympischen Spielen. Zu den 86 etablierten
Sportarten kommen der Skisprungwettbewerb für Frauen, Ski-Halfpipe-Wettkämpfe für Damen und Herren, eine MixedStaffel im Biathlon sowie Teamwettbewerbe im Rennrodeln und Eiskunstlaufen. Weitere Sportarten wurden im Vorfeld
geprüft, der Mannschaftsbewerb der Alpinen, Slopestyle für Ski und Snowboard, wobei die beiden Slopestylebewerbe und
der Snowboard Spezialparallelslalom für Männer und Frauen in das Programm aufgenommen wurden.
Sotschi bewarb sich schon einmal zur Austragung der Winterspiele und konnte sich diesmal gegen Pyeongchang und
Salzburg durchsetzen. Es sind dies die ersten Olympischen Winterspiele auf russischem Boden, wobei diese Bewerbung
auch stark durch die Politiker des Landes unterstützt wurde. Im Vorfeld gab es mehrere Kritikpunkte; im Speziellen die
hohen Kosten, die durch die Bewerbung einer subtropischen Stadt für Winterspiele erklärbar sind. Keine der
benötigten Sportstätten war vorhanden, sodass zum Beispiel nur für die Anbindung des Skigebietes an die Stadt
Sotschi mit den entsprechenden infrastrukturellen Einrichtungen mehr Geld als für die gesamten Winterspiele in
Vancouver aufgewendet werden musste. Blickpunkt der Kritik war auch der kompromisslose Ausbau der Infrastruktur,
der mit Zwangsenteignungen und Zwangsumsiedlungen der dort lebenden Menschen verbunden war. Eine langfristige
€
Auswirkung auf die Lebensqualität und Okologie
der Stadt wurde auch negativ bewertet. Der große finanzielle
Aufwand von derzeit wahrscheinlich 30 Milliarden Dollar (von der russischen Opposition noch viel höher geschätzt)
steht im krassen Gegensatz zum Lebensstandard der dort lebenden Bevölkerung.
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik
zur olympischen Medaille
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross –
Spannung und Anforderung auf höchstem
Niveau
Rückenprotektoren im Wintersport
Verletzungsprävention innerhalb eines
internationalen Sportverbandes – Eine
Prozessbeschreibung am Beispiel des
alpinen Skirennsports
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen
Skilauf
Frauenskisprung- eine neue Olympische
Disziplin Interview mit einem der Urväter
dieser Disziplin Mag. Anton „Toni“ Innauer
Leg muscle function during recreational
alpine skiing in two patients following
unilateral total knee arthroplasty
Biomechanische Eigenschaften bei
Achillessehnen- Tendinopathien und deren
Korrelation mit der elastosonografisch
bestimmten Sehnenqualität
Insgesamt werden 1300 Gold-, Silber- und Bronzemedaillen für diese Spiele zur Verfügung gestellt. In diesen 98
Bewerben kämpfen Sportler aus aller Welt um die begehrten olympischen Auszeichnungen.
ELSEVIER
JOURNAL CLUB
DANK AN GUTACHTER
GOTS NEWS
FORSCHUNGSFÖRDERUNG
GOTS-PATRONAT FÜR VERANSTALTUNGEN
GOTS-AUFNAHMEANTRAG
VERBANDSÄRTZTE DEUTSCHLANDS E.V.
KONGRESSKALENDER
HINWEISE FÜR AUTOREN
BANDINHALTSVERZEICHNIS
Die neuen Bewerbe zeigen die Veränderung bei den Wintersportarten. Ski- und Snowboard-Halfpipe- und Slopestylebewerbe sowie Mixed-Staffeln in Biathlon und Rennrodeln sind als Sportarten recht jung und erfreuen sich sehr
hoher Beliebtheit. Auch das Damenskispringen und der Mixed-Bewerb wurden erstmals bei der WM in Val di Fiemme
ausgetragen und zählten zu den spannendsten und beliebtesten Wettkämpfen. Vor allem die junge Generation
reflektiert sehr auf die neuen Obstacle-Sportarten, die mehr dem derzeitigen Lifestyle entsprechen.
ISSN 0949-328X
Sport Orthop. Traumatol. · 29(2013)4
S. 267–344
Wir wollen Sie mit der Vorstellung dieser neuen Sportarten über die sportartspezifischen Probleme informieren bzw.
den Hintergrund der verschiedenen Bewerbe beleuchten.
S
Orthopädie
PORT Traumatologie
Sports Orthopaedics
and Traumatology
Wir hoffen und freuen uns auf interessante und sportlich faire
Winterspiele 2014 in Sotschi.
Dr. Erich Altenburger (re.) Dr. Klaus Dann
Ordinationszentrum TOP-MED
Kinderspitalgassse 1/2/4
A-1090 Wien
www.topmed.at
Available online at www.sciencedirect.com
Band 29 · 2013
Editorial
267
Orthop€adie
Traumatologie
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013)
Elsevier – Urban&Fischer
www.elsevier.de/SportOrthoTrauma
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.004
Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013)
Zusammenfassung
REVIEW
Parallelslalom und Parallelriesenslalom
bereichern neben drei weiteren Disziplinen das olympische Snowboardprogramm der Winterspiele in Sotschi
2014. Hierbei handelt es sich um h€ochst
anspruchsvolle und durch den direkten
Vergleich im K.o.-System f€ur den Zuschauer attraktive Disziplinen. Das Verletzungsrisiko ist im Vergleich zu den
weiteren Snowboarddisziplinen und
anderen
Wintersportarten
verh€altnism€aßig niedrig. Es treten vor allem Verletzungen im Bereich der
H€ande, bei extrem schr€ager K€orperlage
und N€ahe zum Boden und, trotz des
festen Schuhwerks, im Sprunggelenkbereich auf. Schwere Verletzungen mit
l€angeren Ausfallzeiten sind nahezu eine
Seltenheit.
Raceboarden – In reinster
Carvingtechnik zur olympischen
Medaille
€rter
€sselwo
Schlu
Parallelslalom – Parallelriesenslalom – Snowboardverletzungen – Rennboard – Olympische
Spiele
H. Kusche et al.
Olympic Medal in
Raceboarding – Carving at its
purest
Summary
Parallel Slalom und Parallel-Giant-Slalom will be beside three more disciplines, part of the Olympic snowboard
program in Sochi 2014. These two disciplines are very challenging and
because of the man to man competition
very exciting for the spectator. The risk
of injury compared to other disciplines
in snowboarding and winter sports in
general is relatively low.
Focus of injuries are the hands, caused
by a very oblique boarding position and
repetitive contact of the joints to the
ground. Despite hard boots also ankle
injuries are common. Severe injuries
with longer periods of not being able
to snowboard are very rare.
Keywords
Parallel slalom – Parallel giant slalom –
Snowboard injuries – Raceboard – Olympic games
270
H. Kusche et al.
die Strecken häufig ausgefahren,
sodass tiefe Wannen um die Tore,
Buckel und eisiger Untergrund
bewältigt werden müssen (Abb. 1
und Abb. 2).
Verwendet werden spezielle Alpinboards. Diese sind je nach Disziplin
bis zu 185 cm lang, verhältnismäßig
schmal und haben eine an die Anforderung der Disziplin angepasste
Taillierung, um ein scharfes Umfahren der Kurvenradien in Carvingtechnik und ein rasantes Umkanten zu
ermöglichen. Als Schuhwerk werden
dem Skischuh ähnliche Stiefel verwendet, die über starre Bindungen
am Board mit schräger Ausrichtung
fixiert sind. Je nach individueller
Veranlagung ist das linke (,,regular’’) oder das rechte Bein (,,goofy’’)
nach vorne hin positioniert. Zur verbesserten Hebelwirkung in den Kurven werden Bindungsplatten zur Erhöhung der Position auf dem Board
montiert. Eine Höhenbegrenzung
wie im Skisport ist derzeit noch nicht
definiert worden. Sicherheitsbindungen werden nicht verwendet
und durch die Industrie nicht serienreif angeboten. Die Erforderlichkeit
steht aufgrund der nicht gegebenen
Verletzungsmuster wie beim Skisport, insbesondere im Kniegelenkbereich, derzeit prinzipiell nicht zur
Diskussion (Abb. 3).
Heinz Kusche1, Peter Gutsfeld1, Volker Bühren1,2
1
Klinikum Garmisch-Partenkirchen, Abteilung für Unfallchirurgie und
Sportorthopädie/BG-Unfallklinik Murnau
2
Ärztlicher Direktor Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
Eingegangen/submitted: 27.06.2013; akzeptiert/accepted: 18.09.2013
Einleitung
B
ei den Spielen 1998 in Nagano hat
der Snowboardsport Einzug in das
olympische Programm gefunden. Zunächst wurden Medaillen in den Disziplinen Parallelriesenslalom und
Halfpipe vergeben. Zu dieser Zeit
hat sich der Snowboardsport bereits
weltweit über die Wintersportgebiete ausgebreitet und eine vom Skisport unabhängige Entwicklung genommen. Als Alternative zum etablierten Skisport zeigten sich
Möglichkeiten, den Wintersport
neu zu erleben, was insbesondere
Jugendliche und junge Erwachsene
inspiriert hat. Vor allem im nordamerikanischen und ostasiatischen
Raum hat das Snowboarden einen
hohen Stellenwert, jedoch auch im
europäischen Bereich ist der Snowboardsport nicht mehr aus den
Wintersportgebieten wegzudenken.
Dieser Entwicklung wurde auch
durch das Internationale Olympische
Komitee (IOC) Respekt gezollt, sodass bei den Olympischen Spielen in
Sotschi 2014 in fünf Disziplinen,
jeweils für Männer und Frauen, um
olympische Medaillen gekämpft
wird. Hierdurch sind im Snowboardsport insgesamt 30 olympische Medaillen zu vergeben. Neben Halfpipe
(HP), Snowboardcross (SBX) und
Slopestyle (SBS) wird als zweite
Race (Alpin)-Disziplin neben dem
Parallelriesenslalom (PGS) nun
auch der Parallelslalom (PSL) ausgefahren. Durch die kürzere Streckenführung können die Rennen zum Teil
im Bereich von Städten auf speziell
aufgebauten Rampen erfolgen, wodurch die Sportart vor einem zum
Teil großen und begeisterten Publikum ausgetragen werden kann. Im
Breitensport spielt das Raceboarden
mittlerweile eine untergeordnete
Rolle, da sich eine Vielzahl der Sportler abseits der Pisten oder in speziellen Anlagen wie Funparks oder
Halfpipes bis hin zu Treppengeländern (,,Rails’’), welche hinuntergerutscht werden, bewegt. Zudem ist
die Sportart auf den breiteren und
kürzeren Freestyle und Allroundboards wesentlich leichter zu
erlernen.
Wettkampfmodus und Technik
Beide Disziplinen werden als Parallel-Wettbewerb im K.o.-System
ausgetragen. Hierzu müssen die
Athleten zunächst zwei Qualifikationsläufe mit Zeitnahme absolvieren. Die schnellsten 16 Sportler erreichen die Finalserie. Hier wird im
direkten Duell der Aufstieg in die
nächste Runde ausgefahren. Im
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille
Abbildung 1
Raceboard (Copyright SG Snowboards)
Gefahren und Verletzungen
Wechsel werden gegeneinander jeweils beide Kurse befahren. Im zweiten Lauf startet der zurückliegende
Fahrer mit dem Zeitrückstand aus
dem ersten Lauf, sodass im direkten
häufig hoch spannenden Duell der
Sieger ermittelt wird. Dieser muss
insgesamt acht Läufe als Zweikampf
absolvieren, was einen hohen Anspruch an die mentale und körperliche Verfassung darstellt. Insbesondere zum Ende des Wettkampfes sind
Durch die Exposition im meist alpinen Gelände in großer Höhe mit
oft wechselnden Wetterbedingungen und sich über den Tag hinziehenden Wettkämpfen sind die Athleten starken körperlichen Belastungen ausgesetzt. So entscheiden
sich Wettkämpfe nicht allein durch
die körperlichen, mentalen und
technischen Voraussetzungen, sondern auch durch die Fähigkeiten,
sich mit den äußeren Bedingungen
zu arrangieren. Bei den zuletzt im
H. Kusche et al.
Januar 2013 im kanadischen Stoneham ausgefahrenen FIS-Weltmeisterschaften waren viele der Teilnehmer
bei Temperaturen zum Teil unter minus 308 Celsius durch Erfrierungen,
insbesondere im Gesicht und im Bereich der Akren belastet und hierdurch in ihrer Leistungsfähigkeit
eingeschränkt. Die Versorgung mit
Flüssigkeit bei gesteigertem Bedarf
durch die geänderten physiologischen Abläufe in der Höhe und eine
ausreichende Energiezufuhr können
die Wettkampffähigkeit, insbesondere zu den entscheidenden Phasen am
Ende des Wettkampftages, in erheblichem Maße beeinflussen.
Verletzungen spielen im Vergleich zu
den weiteren Disziplinen eine eher
untergeordnete Rolle. Das konnte
durch eine systematische Auswertung in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Skiverband (FIS) klar
aufgezeigt werden. So konnte im Bereich des alpinen Snowboardens ein
erheblich geringeres Verletzungsrisiko aufgezeigt werden [1–4]. Durch
die differierende Ausrüstung und
Art der Ausübung der Sportart zeigen
sich entsprechend abweichende Verletzungsmuster im Vergleich zum
Freestyle und Snowboardcross. Eigene Auswertungen, die sich aus der
Betreuung der Deutschen Snowboard-Nationalmannschaft seit dem
Jahre 2000 ergeben, stellen dies
deutlich dar. Die Analyse aus 138
relevanten Verletzungen konnte
Folgendes darstellen: In den Racewettbewerben ist im Gegensatz zu
den Freestyledisziplinen und zumSnowboardcross mit 42% am häufigsten die Hand, einschließlich der
Handgelenkregion betroffen, da diese bei extrem schräger Kurvenlage in
Kontakt mit dem Boden und den Toren kommt. Folge sind Fingerverletzungen durch Einfädeln an den Torstangen, sowie Mittelhand-, distale
Radius -und Unterarmfrakturen durch
Stürze direkt auf die obere Extremität. Interessant ist die Tatsache, dass
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille
271
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013)
Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013)
Abbildung 4
MRT (sagittale Ebene, PD-Wichtung, fettsaturiert), Fraktur des Processus lateralis tali nach
Stauchungstrauma im Hardboot bei 19-j€
ahriger Kaderathletin
Abbildung 2
Zwei Raceboarder im Parallel-Wettbewerb
Sprunggelenkverletzungen mit 28%
trotz des festen und gut führenden
Schuhwerks verhältnismäßig häufig
diagnostiziert werden. Insbesondere
das ,,Snowboarders ankle’’, eine an-
sonsten seltene Fraktur des Processus
lateralis tali, musste auch in unserem
Kader mehrfach versorgt werden.
Kniegelenkverletzungen finden sich
in lediglich 8% der Fälle und
sind zumeist Kontusionen durch
Anpralltraumen. Kreuzbandrupturen, Meniskusverletzungen und komplexe Läsionen wie Tibiakopffrakturen sind im Vergleich zum alpinen
Abbildung 3
Tiefe Kurvenlage mit scharfem Aufkanten des Boardes
272
H. Kusche et al.
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille
Abbildung 5
Intraoperativer Befund mit vielen kleinen Fragmenten im Gelenkspalt
H. Kusche et al.
Skisport wesentlich seltener zu
versorgen. Als Grund hierfür ist die
fixierte Stellung beider Beine auf
dem Board anzunehmen, die eine
Torsion der Kniegelenke erheblich
einschränkt.
Durch die tiefliegende Position mit
abduzierten Armen im Kurvenbereich
und Stürze mit direktem Trauma auf
harte, meist aus Kunstschnee präparierten Pisten ist das Schultergelenk
an vierter Stelle der Verletzungsstatistik zu finden. Hierbei kommt es
meist zu Prellungen, aber auch Luxationen, Schultereckgelenkverletzungen und Klavikulafrakturen werden,
wenn auch in geringeren Zahlen als
die oben aufgeführten Verletzungen,
diagnostiziert. Trotz des verpflichtenden Tragens von Helmen kommt
es bei Stürzen auf eisigem Untergrund immer wieder zu leichteren
Schädelverletzungen mit Prellungen
und erstgradigen Schädel-Hirn-Traumen (Abb. 4 und Abb. 5).
Kollisionsereignisse stellen ein
nicht vollständig auszuschließendes
Gefahrenpotenzial dar. Nach dem
Todesfall eines Schweizer Athleten
im Jahre 2000, in der ehemals zum
FIS Weltcup parallel laufenden Rennserie der ISF (International Snowboard Federation), als dieser mit einem Zielbegrenzungspfosten kollidierte, wurden die Maßnahmen zur
Absicherung der Strecken verbessert. Kollisionen mit dem parallel
fahrenden Athleten oder mit Pistenhelfern, Fotografen und ähnlichem,
sind nicht auszuschließen und treten immer wieder auf (Abb. 6).
Chronische Beeinträchtigungen zeigen sich sehr häufig durch das sehr
eng getragene, harte Schuhwerk. So
müssen viele Athleten aufgrund von
schmerzhaften Reizungen im Bereich
der Schienbeinkanten und an exponierten Bereichen der Füße behandelt werden. Durch exakt angepasste
(geschäumte) Innenschuhe, hohllegen von besonders belasteten Arealen und lokale Behandlungen können
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille
273
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013)
Sport Orthop. Traumatol. 29, 270–275 (2013)
[4] J. Torjussen, R. Bahr, Injuries among
elite snowboarders (FIS Snowboard
World Cup), Br J Sports Med 40 (2006)
230–234.
Adressen und Kontaktstellen
www.fis-ski.com
www.snowboardverband.de
www.fis.smugmug.com
www.deutsche-olympiamannschaft.de
www.sochi2014.com
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Heinz Kusche
Verbandsarzt SVD (Snowboardverband Deutschland)
Abteilung für Unfallchirurgie und
Sportorthopädie
(in Kooperation mit der BG-Unfallklinik
Murnau)
Klinikum Garmisch-Partenkirchen
Auenstraße 6
D-82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: +49 (0)8821-77-1220.
E-Mail: [email protected]
Available online at www.sciencedirect.com
ScienceDirect
Abbildung 6
Kollision zweier Athleten w€ahrend des Parallel-Wettbewerbs
derartige Probleme vermieden und
gemindert, aber nicht immer voll
ausgeschaltet werden.
Durch die schräge Positionierung auf
dem Board ist der Bewegungsapparat, insbesondere der Wirbelsäulenund Beckenbereich, hohen Belastungen ausgesetzt. Entsprechend
häufig treten Überlastungssyndrome
und Reizungen an der Wirbelsäule,
häufig an den Iliosakralgelenken,
auf.
Im Rahmen des erforderlichen, insbesondere in den Sommermonaten,
oft monotonen Ausdauertrainings
stellen sich regelmäßig Athleten
mit typischen Überlastungserscheinungen, wie Sehnenansatzreizungen, meist im Kniegelenkbereich
vor.
Verletzungsprophylaxe
Zur Protektion von Verletzungen
werden regelhaft Helme und Rückenprotektoren getragen. Vollständige
Sicherheit ist hierdurch nicht zu
274
H. Kusche et al.
gewährleisten. Das schützende Potenzial von Helmen, vor allem vor
schwersten Verletzungen durch direkte Krafteinwirkung ist unbestritten, doch können leichtere Verletzungen wie erschütterungsbedingte,
meist erstgradige Schädel-Hirn-Traumen kaum verhindert werden. Die
Wirbelsäule kann vor axial einwirkenden Kräften durch Protektormaterial nur sehr begrenzt geschützt
werden, sodass Kompressionsverletzungen der Wirbel auftreten können.
Von Seiten der Rennorganisatoren
gilt es, die Streckenbereiche ausreichend weit zu gestalten, um das
Risiko für Kollisionsereignisse gering zu halten und die Wahrscheinlichkeit für Sturzereignisse durch
bestmögliche Pistenpräparation zu
minimieren.
Die ausreichende körperliche Fitness
zur Bewältigung der Anstrengungen
im Rahmen der Rennveranstaltung,
einschließlich einer entsprechenden
Vorbereitung auf die Wettkampfsaison ist als Grundvoraussetzung zu
werten.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das alpine Wettkampfsnowboarden eine trotz ihrer Rasanz
ungefährliche Disziplin darstellt und
durch die Aufnahme des Parallelslaloms eine Bereicherung des olympischen Programms gegeben ist.
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
Literatur
[1] T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R.
Bahr, Recording injuries among World
Cup skiers and snowboarders: a methodological study, Scand J Med Sci Sports
21 (2011) 196–205.
[2] T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R.
Bahr, Injuries among World Cup ski and
snowboard athletes, Scand J Med Sci
Sports 22 (2012) 58–66.
[3] J. Torjussen, R. Bahr, Injuries among
competitive snowboarders at the national elite level, Am J Sports Med 33
(2005) 370–377.
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille
H. Kusche et al.
Raceboarden – In reinster Carvingtechnik zur olympischen Medaille
275
Orthop€adie
Traumatologie
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013)
Elsevier – Urban&Fischer
www.elsevier.de/SportOrthoTrauma
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.003
Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013)
Zusammenfassung
REVIEW
Die Disziplinen Halfpipe, Slopestyle und
Boardercross stellen h€ochst attraktive Disziplinen im Kampf um olympische Medaillen dar. Aufgrund ihrer Dynamik und Rasanz, bei zuletzt deutlich gesteigertem
Wettkampfniveau, ist ein gewisses Potenzial f€ur das Auftreten teils nicht unerheblicher Verletzungen gegeben. Durch gesteigerte Anspr€uche in den Wettbewerben
erh€oht sich die Notwendigkeit zur Optimierung der Sicherheitsvorkehrungen und
der individuellen k€orperlichen Voraussetzungen jedes einzelnen Athleten. Es sollten sowohl durch Athleten und Betreuer
als auch durch die Rennorganisatoren alle
M€oglichkeiten zur Protektion von Verletzungen ausgesch€opft werden, um die Aktiven zu sch€utzen und das Dasein der
aufgef€uhrten Disziplinen im Wintersportkalender nicht zu gef€ahrden.
Halfpipe, Slopestyle und
Snowboardcross – Spannung und
€chstem
Anforderung auf ho
Niveau
€rter
€sselwo
Schlu
Halfpipe – Slopestyle – Snowboardcross – Snowboardverletzungen – Olympische Spiele
H. Kusche
Halfpipe, Slopestyle and
Snowboardcross - suspense
and demand of the highest
order
Summary
Halfpipe, Slopestyle and Snowboardcross
are very attractive disciplines fighting for
Olympic medals. There is a potential for
minor and also severe injuries, caused by
the dynamic and the speed of these disciplines, especially in a highly competitive
environment.
It is necessary to upgrade safety rules and
the quality of the protectors as well as the
individual boarding skills to prevent major
injuries because of an increased competitive pressure during the race. Athletes,
doctors, therapists and the race directors
should focus on the improvement of the
prevention of injuries – first of all to protect
the athlete itself, but also to protect these
interesting disciplines as a fixed part in
winter sports.
Keywords
Halfpipe –
Slopestyle –
Snowboardcross –
Snowboard injuries – Olympic games
276
H. Kusche
nahezu exponentiell gestiegen.
Sportler, die im olympischen Finale
bei den Spielen in Vancouver eine
entscheidende Rolle spielen wollten,
kamen an der Präsentation des
,,Double-Corks’’, einem technisch
höchst anspruchsvollen Trick mit
zweifacher Verwindung während
des Sprunges, nicht vorbei. Einer
verhältnismäßig weiche Stiefel
(,,Softboots’’) getragen. Im Wettkampf werden zunächst zwei Qualifikationsläufe ausgetragen, die entweder direkt für den Einzug ins
Finale oder ein zwischengeschaltetes Halbfinale qualifizieren. Über ein
Punktesystem werden von so genannten ,,Judges’’ neben der
Schwierigkeit, dem ,,Style’’, der
Sprunghöhe und die Qualität der
Ausführung der Tricks bewertet.
Wird das Board während des Sprunges nicht mit den Händen gefasst
(,,gegrabbed’’) führt das zu erheblichem Punktabzug. Das technische
Niveau der Disziplin Halfpipe ist in
den letzten Jahren von Jahr zu Jahr
Abbildung 1
Freestyleboard (Copyright SG
Snowboards)
Abbildung 2
Olympische Halfpipe in Vancouver 2010 (CAN)
Heinz Kusche1, Peter Gutsfeld1, Volker Bühren1,2
1
Klinikum Garmisch-Partenkirchen, Abteilung für Unfallchirurgie und
Sportorthopädie/BG-Unfallklinik Murnau
2
Ärztlicher Direktor Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau
Eingegangen/submitted: 27.06.2013; akzeptiert/accepted: 18.09.2013
Einleitung
Nachdem in der Halfpipe (HP) und
beim Parallelriesenslalom (PGS)
schon 1998 in Nagano erstmals
olympische Medaillen im Snowboardsport vergeben wurden, kam
2006 in Turin die spektakuläre Disziplin Snowboardcross (SBX) hinzu.
Bei den anstehenden Winterspielen
2014 in Sotschi wurde nun das olympische Snowboardprogramm mit Parallelslalom (PSL) und Slopestyle
(SBS) um zwei weitere Disziplinen
ergänzt.
Neben Halfpipe, dem Klassiker im
Freestylebereich, bildet der Slopestyle die Entwicklung der Sportart
Snowboard und auch die Ansprüche
vieler jugendlicher Wintersportler in
idealer Weise ab. Beim Befahren eines Parcours mit diversen Elementen
spielt neben den technischen Fähigkeiten die möglichst stylische Ausführung der Tricks eine entscheidende Rolle.
Die Spannung in den Snowboardcross-Wettbewerben lebt durch
den direkten Vergleich der Sportler
auf teils höchst anspruchsvollen
Strecken mit Steilkurven, kurz aufeinander folgenden Bodenwellen
(,,Rollern’’), Sprüngen und plötzlichen Richtungswechseln.
Der Snowboardsport wurde zunächst
als reine Funsportart eingeordnet
und führte lange ein Schattendasein
im Programm der arrivierten Wintersportarten. Um den mittlerweile erheblichen Ansprüchen im Wettkampf
auf höchstem Niveau gerecht werden
zu können, sind eine intensive Vorbereitung und Betreuung, wie beispielsweise im alpinen Skisport,
unerlässlich.
Die neuen Sportarten zeigen gegenüber den Racedisziplinen ein deutlich erhöhtes Verletzungspotenzial
und stellen hohe Ansprüche an die
Sicherheitsvorkehrungen im Streckenbereich sowie an die individuelle Vorbereitung der Athleten.
Wettkampfmodus und Technik
Halfpipe
Die Halfpipe ist eine bis zu 7 Meter
tiefe und ca. 150 bis 170 Meter lange
Halbröhre. Sie wird in maximaler
Größe als Superpipe bezeichnet. Verwendet werden Freestyleboards, die
eine breite Auflagefläche bieten
und eine deutlich höhere Flexibilität
haben als alpine Boards. Es werden
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau
H. Kusche
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau
277
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013)
der wenigen Sportler, die dem Überflieger der Szene, dem US-Amerikaner Shaun White, wenigstens ansatzweise in Konkurrenz treten konnten,
erlitt beim Training hierzu ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Mittlerweile haben die ersten Athleten
mit dem ,,Triple-Cork’’ das Niveau
weiter angehoben (Abb. 1 und
Abb. 2).
Slopestyle
Im gleichen Modus wird der Slopestyle ausgetragen. Durch die Aufnahme in das aktuelle olympische
Programm durch das IOC erfährt die
ursprünglich vom Skateboarden abgeleitete Sportart eine relevante
Aufwertung. Auf einem Parcours
werden trickreich diverse Elemente
(,,Obstacles’’) befahren und bis zu
fünf Meter hohe, direkt aufeinander
folgende Schanzen (,,Kicker’’) mit
Sprungweiten bis zu 20 Metern
Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013)
übersprungen. Hierbei bestehen
wie in der Halfpipe höchste Ansprüche an die Koordinations- und Konzentrationsfähigkeit, um bei hoher
Geschwindigkeit dem Wechsel zwischen den Elementen und einer sicheren und sauberen Ausführung der
höchst anspruchsvollen Tricks gerecht zu werden (Abb. 3 und Abb. 4).
Snowboardcross
Beim Snowboardcross treten die
Athleten im direkten Vergleich auf
einem Hindernisparcours gegeneinander an. Bei Geschwindigkeiten bis
zu 80 km/h muss, neben den Konkurrenten im Lauf, auf eine möglichst rasante Bewältigung der teils
massiven Elemente mit Sprüngen
über 20 bis 30 Meter geachtet werden. Bislang waren jeweils vier
Sportler am Start, neuerdings treten
sechs Sportler im K.o.-System gegeneinander an, von denen sich
drei für die nächste Runde qualifizieren. Nach zunächst zwei Qualifikationsläufen um die schnellste Zeit
werden anschließend bei den Männern vier, bei den Frauen drei K.o.Runden ausgetragen, um den Sieger
zu ermitteln. Dies stellt eine maximale Herausforderung an die mentale und körperliche Belastbarkeit dar
(Abb. 5).
Gefahren und Verletzungen
Die aufgeführten Disziplinen bergen
durch ihre Rasanz und teils erhebliche Sprunghöhen ein verhältnismäßig hohes Verletzungspotenzial.
In einer modernen Halfpipe werden,
ausgehend von einer Pipehöhe von
mittlerweile bis zu sieben Meter und
einer Sprunghöhe von sechs bis
sieben Metern ab der Pipekante
(„Coping’’), Sprunghöhen bis zu 14
Abbildung 4
€ber Kicker bei WM 2013 im Slopestyle
Sprung u
Abbildung 3
Slopestylekurs der FIS-WM 2013 in Stoneham (CAN)
278
H. Kusche
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau
Metern gemessen. Kommt der Athlet
nach dem Absprung von der senkrechten Sprunglinie ab, ist ein Aufschlag auf dem Coping oder im flachen Bereich der Pipemitte (,,Flat’’),
nicht zu vermeiden. Neben dem zuletzt rasant gestiegenen Niveau und
den ebenso erheblich gestiegenen
Dimensionen der Pipes stellen wechselnde Qualitäten bei der Präparation der Pipes einen relevanten Sicherheitsfaktor dar.
Sowohl im Slopestyle als auch im
Snowboardcross müssen zum Teil
Hindernisse mit gewaltigen Dimensionen gemeistert werden. Das erfordert eine optimale Abstimmung der
Anfahrtsgeschwindigkeit, um im
sicheren Bereich zur Landung zu
kommen. Meist muss die Feinabstimmung hierzu in vielen, nicht immer
zur Verfügung stehenden TrainingsH. Kusche
läufen erarbeitet werden. Durch
Temperaturänderungen kann aus einem verhältnismäßig langsamen
Kurs eine hochrasante Strecke mit
extremen Sprungweiten folgen. Die
weltweit nur wenigen, erfahrenen
Kursbauer müssen hierbei nach den
ersten Trainingsruns regelmäßig Änderungen am Kurs vornehmen, um
die Gesundheit der Sportler nicht
zu gefährden. Da im Snowboardsport
als Randsportart wesentlich weniger
finanzielle Mittel für die Rennorganisation und Präparation bereit stehen, sind die Absicherungen der
Rennstrecken durch Fangzäune teils
marginal, obwohl die Rasanz der
Sportart dem Skisport in vielen Bereichen in nichts nachsteht.
Die Tatsache, dass im Snowboardcross sechs Athleten gegeneinander
antreten, ist von einer Vielzahl der
antretenden Sportler gewünscht, um
die Attraktivität der Sportart zu erhöhen. Hierdurch stoßen die Kursbauer bei oft begrenztem Platzangebot an ihre Grenzen, was zu Engpässen auf der Strecke führt. Ein hohes
Gefährdungspotenzial ist durch die
eng aufeinander folgenden Streckenelemente gegeben, wodurch
die Athleten bei kurzen Unkonzentriertheiten oder Irritationen ihre Linie mit teils schmerzhaften Folgen
verlassen müssen. Bei Stürzen in
Rollerfeldern mit hoher Geschwindigkeit kommt es immer wieder
zum unkontrollierten Aufschlagen
der sich teils grotesk überschlagenden Sportler, mit immer wieder erheblichen Verletzungsfolgen.
Die Tatsache, dass beide Geschlechter aus organisatorischen Gründen
Kurse befahren, die meist für Männer
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau
279
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013)
Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013)
Abbildung 6
Femurfraktur eines 21-j€
ahrigen Athleten
bei Snowboardcross-Weltcup. Trauma
€ber
nach einem unkontrollierten Sprung u
55 m mit Landung in den
flachenPistenbereich.
Abbildung 5
6er Heat im Snowboardcross (Bildquelle wwww.fis-smugmug.com)
konzipiert sind, führt nicht selten
dazu, dass die zum Teil jugendlichen
Frauen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen.
Die medizinische Notfallversorgung
vor Ort wird durch die FIS-Regeln
(FIS = F�ed�eration Internationale de
Ski)vorgegeben. Doch zeigen sich
ortsabhängig regelmäßig erhebliche
Unterschiede in der Qualität der
Betreuung, sei es durch das vom
Veranstalter gestellte medizinische
Personal, sei es durch die Organisation der Rettungskette. Bei nie auszuschließender schwerster Traumatisierung kann jedoch eine zeitnahe und unseren Qualitätsansprüchen
entsprechende Versorgung vor Ort
von entscheidender Bedeutung
sein (Abb. 6).
Im Vergleich zu den alpinen Snowboard-Racewettkämpfen zeigen sich
beim Freestyle und Snowboardcross
erheblich abweichende Verletzungs-
280
H. Kusche
muster. Nach eigenen Untersuchungen aus der Betreuung der Deutschen Nationalmannschaft seit dem
Jahr 2000 mit der Erfassung von 138
Verletzungen, die einen Ausfall für
den Trainings- und Wettkampfbetrieb nach sich zogen, fanden sich
unten aufgeführte Verletzungsmuster. Die Ergebnisse aus dem Freestylebereich beziehen sich größtenteils
auf Unfälle in der Halfpipe, da der
Slopestyle erst kurzfristig einen Bestandteil des Wettkampfkalenders
der FIS darstellt. Nach Stürzen bei
hohen und weiten Sprüngen, sowohl
im Freestyle als auch im Snowboardcross, werden häufig Kniegelenke
verletzt. Es zeigt sich hierbei ein
hoher Anteil, ähnlich dem Ski-Leistungssport, von über 30% der beobachteten Verletzungen. Hierbei
werden Kreuzbandrupturen und Meniskusläsion in verhältnismäßig hoher Frequenz festgestellt. Auch das
Schultergelenk ist häufig, im Snowboardcross die am häufigsten betroffene Körperregion, in ca. 35% der
Fälle verletzt. Es wird hierbei ein
hoher Anteil an relevanten Läsionen
wie Schultereckgelenksprengungen,
Klavikulafrakturen und Luxationen
diagnostiziert. Der Anteil an Sprunggelenkverletzungen, insbesondere
durch
Stauchungsmechanismen,
liegt beim Snowboardcross bei
23%, im Freestylebereich bei ca.
10%. Doch auch schwere Thoraxund-Wirbelsäulenverletzungen sowie
Kopfverletzungen mit SchädelHirn-Traumen müssen leider in dieser
Aufzählung mit aufgeführt werden.
Die hier dargestellten Verletzungen
spiegeln sich auch vergleichbar in
der Literatur wider. So zeigen sich
im Snowboard-Leistungssport, insbesondere in den drei hier aufgeführten Disziplinen, signifikant mehr
Kniegelenkverletzungen als im
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau
Breitensport [2–4]. Die dort führende Verletzung, die distale Radius-/
Unterarmfraktur, findet sich im
Snowboard-Leistungssport in deutlich niedrigeren Fallzahlen (Abb. 7).
Florenes et al. [1,3] konnten nach
ersten Analysen im Rahmen des Injury Surveillance Systems der FIS
aufzeigen, dass Verletzungen mit
anschließendem Ausfall im Snowboardsport am häufigsten für sämtliche Wintersportarten im Zuständigkeitsbereich der FIS auftraten.
Es wurde gezeigt, dass 56,3 von
100 Athleten pro Weltcup-Saison
eine Verletzung erleiden, mehr als
in allen anderen Wintersportdisziplinen, schwere Verletzungen mit einem Ausfall über 28 Tage wurden
bei Snowboarden etwa gleich häufig
wie beim alpinen Skisport und SkiFreestyle erfasst.
Torjussen und Bahr [5] stellten dar,
dass im Wettkampf ein fünffach erH. Kusche
Abbildung 7
Verletzungsregionen nach Disziplinen
höhtes Verletzungsrisiko gegenüber
dem Trainingsalltag besteht. Dies ist
durch die erhöhte Risikobereitschaft
im Wettkampf erklärt (Abb. 8).
Abbildung 8
Hoher Sprung beim Halfpipe-Weltcup
(Bildquelle wwww.fis-smugmug.com)
Verletzungsprophylaxe
Ein wesentlicher Faktor zur Erhöhung der Sicherheit ist durch die
Absicherung der Streckenführung
und die Art der Kursbauung gegeben. So stoßen insbesondere im
Snowboardcross die Athleten bei
der Bewältigung der Kurse oft an
ihre Grenzen. Hierbei sollten dicht
aufeinander folgende Hindernisse in
den Kursen nach Möglichkeit vermieden werden, um bei kurzen Störungen der Konzentration, sei es
durch eigene Fehler oder durch
Beeinträchtigungen durch andere
Athleten, die Möglichkeit zur Korrektur zu geben. Zudem sollte die
Breite der Kurse den geänderten
Voraussetzungen mit nun sechs Athleten beim Snowboardcross Rechnung tragen. Durch Alternativen in
der Streckenführung, beispielsweise
durch parallel verlaufende, kleinere
Hindernisse für Damenwettbewerbe,
können überhöhte Anforderungen
umgangen werden. Insbesondere
in den Morgenstunden auftretende
Vereisungen der Pisten können
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau
281
SCHWERPUNKT/REVIEW
gegebenenfalls durch spätere Startzeiten vermieden werden. Allerdings
sind diesem durch vorgegebene TVÜbertragungszeiten und organisatorische Probleme bei sich oft über den
ganzen Tag hinziehenden Wettbewerben Grenzen gesetzt. Eine ausreichende Anzahl an Trainingsläufen
sollte für jeden Wettkampf gewährleistet sein.
Es besteht Helmpflicht, zudem werden Rückenprotektoren und so genannte ,,Crash pants’’ (verstärkte
Hosen mit Schutz für die Oberschenkel, -Hüft -und Steißbeinregion) getragen. Aufgrund der hohen Ansprüche an die Flexibilität beim Ausüben
der Tricks ist das Tragen weiterer,
starrer Protektoren kaum möglich.
Die passiven Schutzmöglichkeiten
durch Protektoren sind hiermit derzeit ausgeschöpft. Spezielle Airbags,
ähnlich den Entwicklungen im Motorradsport, die derzeit im alpinen
Rennsport erprobt werden, haben
noch keine Serienreife erlangt und
sind aus Kostengründen aktuell
nicht realisierbar.
Wettkampforte, die aufgrund der
örtlichen Gegebenheiten keine optimale Versorgung, entsprechend den
,,Medical Rules’’ der FIS, in vollem
Umfang gewährleisten können, sollten kritisch beleuchtet werden.
Durch das Injury Surveillance System, welches die FIS seit einigen
Jahren systematisch zur Erfassung
der Verletzungen im Wettkampfsport
einsetzt, werden wertvolle Daten zur
Analyse der Gefahren und zur Planung präventiver Maßnahmen gewonnen. Hierbei sollten speziell
die Unfallursachen exakt ausgearbeitet und Verbesserungen möglichst
zielführend
umgesetzt
werden.
Optimale physische und mentale
Voraussetzungen können bei derart
anspruchsvollen Disziplinen erwartet werden und sollten nicht zur
Diskussion stehen. Bei internationalen Wettbewerben mit nicht ausreichend qualifizierten Athleten, sollten diese, nicht nur zur eigenen
Sicherheit, konsequent aus dem
Wettbewerb genommen werden.
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
Literatur
[1] T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R.
Bahr, Recording injuries among World
Cup skiers and snowboarders: a metho-
[2]
[3]
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T.W. Florenes, L. Nordsletten, S. Heir, R.
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snowboard athletes, Scand J Med Sci
Sports 22 (2012) 58–66.
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competitive snowboarders at the national elite level, Am J Sports Med 33
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J. Torjussen, R. Bahr, Injuries among
elite snowboarders (FIS Snowboard
World Cup), Br J Sports Med 40 (2006)
230–234.
Adressen und Kontaktstellen
www.fis-ski.com
www.snowboardverband.de
www.fis.smugmug.com
www.deutsche-olympiamannschaft.de
www.sochi2014.com
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Heinz Kusche
Verbandsarzt SVD (Snowboardverband
Deutschland)
Abteilung für Unfallchirurgie und
Sportorthopädie
(in Kooperation mit der BG-Unfallklinik
Murnau)
Klinikum Garmisch-Partenkirchen
Auenstraße 6
D-82467 Garmisch-Partenkirchen
Tel.: +49 (0)8821-77-1220.
E-Mail: [email protected]
Available online at www.sciencedirect.com
ScienceDirect
H. Kusche
Halfpipe, Slopestyle und Snowboardcross – Spannung und Anforderung auf h€ochstem Niveau
Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013)
Elsevier – Urban&Fischer
www.elsevier.de/SportOrthoTrauma
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.001
Zusammenfassung
REVIEW
Das Verletzungsrisiko beim Ski- und
Snowboardfahren sinkt generell in den
letzten Jahren. Allerdings ist jedoch ein
leichter Anstieg von seltenen schweren
Verletzungen wie Sch€adel-Hirn-Traumata, R€uckenmarkverletzungen und Polytraumatisierung zu beobachten. Ursachen sind h€ohere Geschwindigkeit und
extreme und akrobatische Formen der
Sportaus€ubung sowie eine gesteigerte
Risikoakzeptanz. Die Aufkl€arung €uber
das Risiko und die Folgen einer
m€oglichen Wirbels€aulenverletzung sind
entscheidend, denn die auf dem Markt
befindlichen R€uckenprotektoren bieten
nur einen eingeschr€ankten Schutz der
Wirbels€aule in bestimmten Situationen.
€ckenprotektoren im
Ru
Wintersport
€rter
€sselwo
Schlu
R€uckenprotektor – alpiner Wintersport – Wirbels€aulenverletzungen – EN 1621 – Ski – Snowboard
M. Knöringer
Spine protection in
Wintersports
Summary
The general incidence of skiing and
snowboarding injuries is decreasing
in the last years. But there is some
evidence that rare severe injuries like
traumatic brain injury and spinal cord
injury are increasing. Higher speed,
extreme acrobatic forms of sport practice and increased risk taking behavior
are discussed as possible reasons.
Information about the risk and the
sequelae of spine injuries should be
placed in the first place. The spine
protectors available on the market
deliver only protection in specific
situations.
Keywords
Spineprotector – alpine Wintersports – spine injuries – EN1621 – Ski – Snowboard
282
SCHWERPUNKT/REVIEW
Orthop€adie
Traumatologie
Sport Orthop. Traumatol. 29, 276–282 (2013)
Markus Knöringer
Neurochirurgische Praxis für Wirbelsäulen und Schmerztherapie, Sportmedizin,
München- Agatharied, Praxis im Krankenhaus Agatharied, Hausham
Eingegangen am 28. Juni 2013; akzeptiert am 3. September 2013
Erfreulicherweise zeigen die Aus-
wertungen der deutschen Auswertungsstelle für Skiunfälle, dass das
Risiko, sich beim alpinen Wintersport zu verletzen, sich in den letzten 30 Jahren halbiert hat [2]. Der
Trend hält weiter an; von der Saison
2009/2010 auf 2010/2011 haben
sich die Unfälle der deutschen Skifahrer um 15000 auf 45000 reduziert, dies entspricht einer Verringerung um 25%. Das Risiko Ski zu fahren, ist in den letzten Jahren so
niedrig wie nie zuvor. Nur 0,2% der
Unfälle waren so schwer, dass ein
stationärer Aufenthalt erfolgen
musste und dies trotz Zunahme
der Pistenfrequentation. Laut Fachverband der österreichischen Seilbahnen sind allein von 2000 bis
2009 die Anzahl der Skitage um
11,23 Mio gestiegen. Es werden jährlich im Durchschnitt 600 Millionen
Beförderungen gezählt und im Winter 2010/11 51,2 Millionen Skitage.
Als Hauptursache für die höhere Sicherheit werden die Einführung der
Sicherheitsbindung, optimierte Pistenpräparation sowie Aufklärung
über Risiken und Präventivmaßnahmen genannt.
Obwohl die Verletzungsinzidenz insgesamt beim alpinen Wintersport
niedriger wird, kann eine relative
Zunahme des Anteils von Kopfund Rumpfverletzungen an allen
verletzten Organen bei den deutschen Skifahrern beobachtet werden
M. Kn€oringer
(Kopfverletzungen: von 2009/2010
auf 2010/11 für erwachsene Skifahrer um 1% auf 9,7%. Rumpfverletzungen: um 1% auf 10,0%). Auch
internationale Studien deuten an,
dass folgenschwere Schädel-Hirnund Rückenmarkverletzungen und
auch Polytraumata sowohl bei Skifahrern als auch Snowboardfahrern
zunehmen [1].
Zum Studium der Epidemiologie von
Wirbelsäulenverletzungen beim Skiund Snowboardfahren wurden vom
Autor im Dezember 2012 43 Artikel
in den Datenbanken: Pubmed, Medline, Embase, Cinahl und Cochrane
library analysiert. Gesucht wurde
nach den Begriffen: spinal injuries,
winter sports, ski, snowboard und
spine protector.
Die zusammenfassende Auswertung
zeigt, dass die Verletzung der Wirbelsäule ein seltenes Ereignis ist mit
einer durchschnittlichen Inzidenz
von 0,001/1000 Skitagen. Allerdings ziehen die Verletzungen in
über der Hälfte der Fälle (66%)
eine operative Konsequenz mit
sich. In 1/5 der Fälle ist das Rückenmark mitverletzt. Halswirbel-, Brustwirbel- und Lendenwirbelsäule sind
in etwa gleichen Anteilen zu je 1/3
betroffen. Das Risiko einer Rückenmarkverletzung ist bei Trauma der
Halswirbelsäule am höchsten.
Bei den Verletzungsmechanismen
dominierten bei der Halswirbelsäule
die Hyperflexion/Hyperextension
R€uckenprotektoren im Wintersport
283
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013)
sowie der Sturz axial auf den Kopf.
Ursache kann ein Sturz nach vorn
sein, beispielsweise mit Überschlag.
Im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule ist meist die axiale Kompression verantwortlich für eine Verletzung (über 90%). Die axiale Kompression führt meist mittels einer
Hyperflexionskomponente zu einer
Verletzung des lumbothorakalen
Übergangs. Ursache ist eine Landung nach Sprung auf dem Gesäß
oder unterem Rücken. Die Verletzung durch direkte Kontusion ist
selten [1,4–6].
Unterschieden werden müssen Skifahrer und Snowboardfahrer. Während die Hauptursache für die Verletzung der Wirbelsäule beim Skifahrer die überhöhte Geschwindigkeit,
die Kollision und der Vorwärtssturz
darstellen, ist es beim Snowboardfahrer das Springen.
Eine Risikogruppe kristallisiert sich
dabei heraus: Es handelt sich um
sportliche, risikobereite junge Männer. Das Risiko für eine Rückenmarkverletzung ist dagegen beim Skiund Snowboardfahren gleich hoch
[6].
Als Hintergrund für die zunehmende
Inzidenz von Kopf- und Rückenmarkverletzungen werden in erster
Linie zunehmende Geschwindigkeit
der Pistenteilnehmer [8] und eine
gesteigerte Risikoakzeptanz jüngerer männlicher Fahrer in Bezug auf
akrobatische Manöver in Terrainparks (Halfpipe, Funpark) gesehen
[3].
Beobachtet man die aktuellen Entwicklungen in den Wintersportresorts, so zeigt sich der bereits vollzogene und zunehmende Trend zur
Aufrüstung der Gebiete mit so genannten Terrainparks. Diese Areale
mit künstlichen Hindernissen beinhalten z.B. Funpark, Halfpipe oder
Sprunghügel (Kicker).
In den Print- und Videomedien wird
dem Trend der Zeit entsprechend
kaum noch normale Fahraktivität
284
M. Kn€oringer
Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013)
beim Ski- und Snowboardfahren zur
Darstellung gebracht. Gezeigt werden nahezu ausnahmslos extreme
akrobatische Manöver.
Die Verletzung der Wirbelsäule im
alpinen Winterskisport ist also eine
seltene Verletzung, jedoch können
Verletzungen des Rückenmarks fatale Langzeitfolgen bedeuten. Das Risiko steigt bei entsprechend risikobereiter Sportausübung.
Die Wintersportler haben das Bedürfnis sich zu schützen, 29% tragen
Abbildung 1
€ckenprotektoren
Beispiele von Ru
R€uckenprotektoren im Wintersport
regelmäßig einen Rückenprotektor.
Eine Studie aus der Schweiz zeigt
dabei, dass 76% der Wintersportler
davon überzeugt sind, dass der Protektor schützt. [7]
Die Industrie ist längst auf den Zug
aufgesprungen und neben auf
Schutzausrüstung
spezialisierten
Firmen bieten die meisten Ski- und
Skibekleidungsfirmen einen Rückenprotektor unter eigenem Namen an
(Abb. 1). In der Produktwerbung
wird dabei vermittelt, durch
Forschung und Bestehen von Testnormen optimale Sicherheit bieten
zu können. Laut den Berichten von
der aktuellen Winter-ISPO bietet
der Rückenprotektorenbereich noch
enorm viel Marktpotenzial. Für manche Firma ist es bereits das Hauptstandbein geworden.
Man kann die auf dem Markt befindlichen Rückenprotektoren in folgende Gruppen einteilen:
- Aufteilung nach Design des Protektors: Hartschale (Schaumdämpfung/harte schuppenartige Panzer),
Weichschale
(reine
Schaumdämpfung),
- Aufteilung nach Fixation am Körper: Gurt, Träger, Weste, im Rucksack integriert.
Theoretisch lässt sich vermuten,
dass für eine optimale Schutzwirkung folgende Faktoren entscheidend sind: Passform/Schutz vor
dem Verrutschen, Abdeckung der
Wirbelsäule und Schutzwirkung. Die
Schutzwirkung soll Schläge dämpfen
und vor Penetration schützen. Kompromittierende Faktoren beim Design sind: Tragekomfort, Erhalt der
Beweglichkeit des Athleten, Wasserdampf- und Wärmedurchlässigkeit,
Gewicht, Optik sowie die Herstellungskosten.
Der Protektor sollte im Wintersport
vor folgenden potentiellen Gefahrensituationen schützen: Sturz auf
eine plane Fläche (mit dem Rücken
auf die Piste), Sturz auf eine Kante
(Hindernis), Sturz auf einen spitzen
Gegenstand (Fels, Ast, Stange,
Pistenabsperrung).
Eine Schutzwirkung des Rückenprotektors vor einem axialen Kompressionsschaden der Wirbelsäule kann
nicht erwartet werden, ebenso keine
Protektion einer Hyperflexion/Hyperextension oder Hyperrotation.
Es besteht kein Schutz für die Halswirbelsäule. Auch kann bei einem
Sturz auf eine Kante der Schlag
zwar gedämpft werden, die bei einem extremen Sturz auftretende Hypomochlionwirkung der Kante auf
die Wirbelsäule kann jedoch nicht
verhindert werden.
Irrtümlich wird immer wieder von
Sportlern vermutet, der Rückenprotektor stabilisiere die Wirbelsäule in
Flexion und Extension. Die Konstruktion der gängigen Protektoren
bietet diese Möglichkeit nicht.
Es stellt sich nun die Frage, inwieweit ein Rückenprotektor den Wintersportler schützen kann (Abb. 2).
Das Design der Rückenprotektoren
wurde aus dem Straßenmotorradrennsport übernommen. Bei dieser
Sportart wird allerdings auf Rundkursen ohne Hindernisse gefahren.
Ein Sturz geschieht meist auf eine
plane Fläche (Rundkurs) und die
Energie wird durch Abrutschen bis
zum Stillstand absorbiert. Die Umgebung der Rundkurse ist daher nach
Möglichkeit
von
Hindernissen
befreit.
Für den Straßenmotorradrennsport
wurde auch die Prüfnorm EN
Abbildung 2
€bung.
Der Autor bei der Sportausu
M. Kn€oringer
R€uckenprotektoren im Wintersport
285
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013)
1621-2 entwickelt. Die EN 1621-1
betrifft Schützer für die Gelenke.
Der Entwurf der europäischen Norm
(prEN) 1621-2 definiert die Mindestgröße und stellt Anforderungen an
die Fähigkeit des Protektors, auftreffende Schläge zu absorbieren und
den Träger vor Verletzungen zu
schützen. Die Fähigkeit des Protektors, mechanische Energie zu absorbieren, wird über einen Schlagtest
ermittelt. Aus 1 m Höhe wird ein
Stempel mit 5 kg Masse und einer
Aufprallkante, die ungefähr dem Radius einer Bordsteinkante entspricht, auf den Protektor fallen gelassen. Der Protektor liegt auf einem
leicht gewölbten Amboss mit einer
Kraftmesseinrichtung.
Gemessen
wird, wieviel Kraft noch unter dem
Protektor ankommt. Dies wird Restkraft genannt. Bei mehreren Schlägen darf keine Restkraft über 24 kN
und der Mittelwert muss unter 18 kN
liegen. Ohne Protektor würden Spitzenkräfte von 150 bis 180 kN anfallen. Bei einer zweiten höheren Qualitätsstufe müssen die Werte bei
12 kN als Maximalwert und 8 kN als
Mittelwert liegen.
Die Schweizer Arbeitsgruppe um
Schmitt [7] hat 12 gängige Rückenprotektoren für Ski- und Snowboardfahrer auf die Europäische Norm
1621-2 hin getestet. Es kamen sowohl Hard- als auch Softshellprotektoren zum Einsatz. Die Level-2-Restkraftminimierung konnte mit beiden
Designs erreicht werden. Die Softshelldesigns brachten im Durchschnitt eine bessere Energieabsorption. Interessanterweise konnte ein
normaler Rucksack, der mit einem
Pullover gefüllt war, auch den Safety
Level 2 bestehen.
Da die EN 1621-2 keine Aufschlüsse
zulässt, wie sich die Protektoren
gegenüber spitzen Gegenständen
verhalten, hat die Arbeitsgruppe
den Penetrationstest EN 1077 an
den Rückenprotektoren durchgeführt. Dieser Test wurde zur Erpro-
286
M. Kn€oringer
Sport Orthop. Traumatol. 29, 283–287 (2013)
bung von Helmen entwickelt und
wird normalerweise an Rückenprotektoren nicht durchgeführt. Hier
wird eine Masse von 3 kg auf einen
Konus fallen gelassen (40 mm
Höhe, 60-Grad-Exkursion), der auf
der Oberfläche des Protektors platziert ist. Um Klasse-B-Schutzwirkung zu erreichen liegt die Fallhöhe
der Masse bei 37,5 cm, um die Klasse A zu erreichen bei 75 cm, wobei
der Konus nicht durchschlagen darf.
Im Ergebnis hielten dem Penetrationstest nur drei von vier Hardshellprotektoren stand und nur einer
von fünf Softshellprotektoren.
In der Zusammenfassung muss postuliert werden, dass die derzeit eingesetzten Rückenprotektoren die Erwartungen der Wintersportler nicht
erfüllen können.
Die Wintersportler müssen darüber
aufgeklärt werden, was ein Rückenprotektor leisten kann und was
nicht:
- Es besteht kein Schutz für die
Halswirbelsäule.
- Es besteht kein Schutz gegenüber
dem Hauptverletzungsmechanismus, der axialen Kompression,
wie er sich z.B. bei einem Sturz
auf das Gesäß ereignet.
- Die gängigen Rückenprotektoren
bieten keine Stabilisation der Wirbelsäule in Flexion, Extension oder
Rotation.
- Rückenprotektoren können bei direkter Kontusion (z.B. Sturz auf
den Rücken) eine signifikante
Schlagabsorption und damit eine
gute Schutzfunktion bieten.
- Rückenprotektoren werden nach
der Europäischen Norm 1621-2 getestet, dies entspricht einem
leichten Schlag mit einem Gegenstand in Form einer Bordsteinkante; nicht alle Protektoren auf dem
Markt erfüllen diese Norm.
- Es besteht derzeit keine Prüfnorm,
wie sich Rückenprotektoren gegenüber einem Sturz auf einen
R€uckenprotektoren im Wintersport
-
-
-
spitzen Gegenstand verhalten
(Penetrationstest).
Die derzeitige Prüfnorm ist aus
dem Motorradrennsport übernommen, neue Prüfnormen, die den
Ansprüchen des Wintersports und
dem Gelände/Umfeld in dem gefahren wird, gerecht werden, sind
erforderlich und müssen etabliert
werden.
Im Vergleich scheinen Softshellprotektoren gegenüber den Hartschalenprotektoren eine bessere
Restkraftminimierung aber geringeren Widerstand gegenüber penetrierenden Gegenständen zu
bieten.
Die Prophylaxe und Aufklärung
über Risikofaktoren müssen an
Nummer eins stehen.
Das Tragen eines Rückenprotektors
erscheint sinnvoll und ist empfehlenswert bei frequentierten Pisten
und einer Umgebung mit entsprechenden gefährlichen Hindernissen
(Felsen,
künstliche
Hindernisse).
Korrespondenzadresse:
Dr. med. Markus Knöringer
Neurochirurgische Praxis für Wirbelsäulen
und Schmerztherapie, Sportmedizin,
München-Agatharied, Praxis im Krankenhaus
Agatharied
Norbert-Kerkel-Platz
D-83734 Hausham
Tel.: +49 (0)8026 929 1781
Fax: +49 (0)80269291788
www.wirbelsäule-schmerz.de
E-Mail: [email protected]
Available online at www.sciencedirect.com
ScienceDirect
Interessenkonflikt
Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
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M. Kn€oringer
R€uckenprotektoren im Wintersport
287
Orthop€adie
Traumatologie
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
Elsevier – Urban&Fischer
www.elsevier.de/SportOrthoTrauma
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.09.002
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
Zusammenfassung
REVIEW
Seit dem Jahr 2006 wird im Rahmen des
durch den internationalen Skiverband
(FIS) geleiteten Injury Surveillance Systems (ISS) strukturiert an Maßnahmen
zur Verletzungspr€avention im Hochleistungsskirennsport geforscht. Die daraus resultierenden Ergebnisse werden
einerseits FIS-intern zum Setzen von
pr€aventiven Maßnahmen (z. B. im Rahmen des Regelwerks) herangezogen
und andererseits der wissenschaftli€
chen Offentlichkeit
in Form von Publikationen zug€anglich gemacht. Der vorliegende Beitrag beschreibt den bisherigen Forschungsprozess innerhalb des
FIS-ISS-Netzwerkes anhand der bislang
ver€offentlichen Arbeiten und erl€autert
bereits umgesetzte Pr€aventionsmaßnahmen im Bereich Equipment.
Verletzungspr€
avention innerhalb
eines internationalen
Sportverbandes – Eine
Prozessbeschreibung am Beispiel
des alpinen Skirennsports
€rter
€sselwo
Schlu
Verletzungspr€avention – Verletzungsrisiko – Verletzungsmechanismen – Alpiner Skirennlauf
Josef Kröll1, Jörg Spörri1, Matthias Gilgien2, Julien Chardonnens3, Erich Müller1
1
IFFB Sport und Bewegungswissenschaften, Universität Salzburg, Salzburg,
€
Osterreich
2
Norwegian School of Sport Sciences, Department of Physical Performance, Oslo,
Norway
3
Ecole Polytechnique F�ed�erale de Lausanne, Laboratory of Movement Analysis and
Measurement, Lausanne, Switzerland
Eingegangen/submitted: 16.08.2013; akzeptiert/accepted: 17.09.2013
J. Kröll et al.
The process of injury
prevention within an
international sport
federation - Elite Alpine ski
racing as an example
Summary
Since 2006 structured and evidence
based research on injury prevention is
conducted under the guidance and support of the International Ski Federation
(FIS) within the Injury Surveillance System (ISS). The outcome of this work is
used directly by the FIS for the implementation of concrete injury prevention
measures through regimentation modification on the one hand. On the other
hand the outcome of the FIS ISS Network
is a series of journal publications for the
scientific community. The current paper
describes the scientific process within the
FIS ISS Network on the basis of the work
which has already been published and
explains recently implemented prevention measures in the area of equipment.
Keywords
Injury prevention – Injury risk – Injury mechanism – Alpine ski racing
288
J. Kr€oll et al.
Einleitung
I
m alpinen Skisport wird der Verletzungsproblematik aufgrund des
beträchtlichen Verletzungsrisikos
schon seit langer Zeit viel Beachtung
geschenkt. Speziell im Freizeitskilauf wurde bereits seit den frühen
1970er Jahren an Häufigkeit, Schweregrad, Ursachen und Präventionsmaßnahmen geforscht [7] [14].
Im Bereich des Skirennlaufs standen
demgegenüber bis zum Jahre 2006
lediglich wissenschaftliche Arbeiten
von zwei Großveranstaltungen
(Olympische Spiele 1994 & Junioren-WM 1995) zur Verfügung [6]
[8]. Aus diesem Grund führte der
Internationale Skiverband (FIS) das
Injury Surveillance System (ISS) ein.
Das ,,FIS Medical Committee‘‘ beauftragte im Jahre 2006 das Oslo Sports
Trauma Research Center (OSTRC, Leitung Prof. Roald Bahr) mit der Durchführung dieses Projektes. Das zu Beginn als Werkzeug zur Erhebung von
Verletzungshäufigkeiten angesehene
FIS-ISS-Projekt hat sich unter anderem durch Hinzuziehung weiterer
Forschungseinrichtungen zu einem
strukturiertem Netzwerk im Sinne
der Verletzungsprävention im alpinen Skirennsport entwickelt (Universität Salzburg, Prof. Erich Müller /
Norwegian School of Sport Science,
Matthias Gilgien / EPFL Lausanne,
Prof. Kamiar Aminian). Ziel dieses
Netzwerkes ist es unter Koordinierung der FIS möglichst evidenzbasiert Maßnahmen zur Reduzierung
des Verletzungsrisikos im Skirennsport zu etablieren.
Zu diesem Zweck wird als Strategie
die vierstufige Präventionssequenz
von Van Mechelen et al. [21] angewandt (Abb. 1). An erster Stelle
steht die Bestimmung des Ausmaßes des Verletzungsproblems mit
der Häufigkeit und dem Schweregrad der Verletzungen. Basierend
auf dieser epidemiologischen Datenerfassung folgt in der zweiten
Stufe die sportartspezifische Analyse der Verletzungsmechanismen.
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
Darauf aufbauend können Hypothesen für potentielle Präventionsmaßnahmen entwickelt und in Stufe
drei adäquat implementiert werden.
Um die Effektivität des präventiven
Programms zu beurteilen, wird im
vierten Schritt wiederum die Verletzungsrate analysiert.
Im weiteren Verlauf dieses Beitrages werden ausgewählte Arbeiten
und Ergebnisse zu den einzelnen
Schritten des FIS-ISS-Projektes
dargestellt.
Bestimmung des Ausmaßes des
Verletzungsproblems
In einem ersten Schritt mussten die
dafür adäquaten Methoden entwickelt werden, zumal es bis zu diesem
Zeitpunkt keine Langzeitbeobachtungssysteme gab. Florenes et al.
[12] entwickelten drei verschiedene
Messinstrumente und verglichen
diese hinsichtlich ihrer Messgenauigkeit und Anwendbarkeit in
der Saison 2006/07: A) strukturierte
Aufzeichnungen der Verletzungen
durch den technischen Delegierten
der FIS; B) medizinische Reports von
ausgewählten nationalen Teams; C)
retrospektive
Athletenbefragung
am Ende der Saison. Dabei wurde
festgestellt, dass mittels retrospektiver Athletenbefragung mit Abstand die meisten der beobachteten
Verletzungen erfasst werden konnten (94%). Im Vergleich dazu wurden mittels der Technischen Delegierten (36%) und der Teamreports
wesentlich weniger erfasst. Aus diesem Grund verwendete das OSTRC
retrospektive Athletenbefragungen
bis heute standardmäßig.
Die für die Saisons 2006/7 und
2007/8 von Florenes et al. [11] publizierten epidemiologischen Daten
brachten alarmierend hohe Zahlen
für Weltcup-Athleten zu Tage.
Dabei stellte sich heraus, dass jeder
dritte Athlet eine akute Verletzung
während einer fünfmonatigen Wettkampfperiode erleidet (36,7%).
Diese hohe Zahl wurde auch für
die Folgesaisons bis einschließlich
2010/11 bestätigt [10]. Die Häufigkeit (Verletzungen pro 1000 Läufe) war dabei für die Abfahrtsdisziplin am höchsten (17,2), gefolgt von
Super-G (11,0), Riesenslalom (9,2)
und Slalom (4,9). Mehr als 30%
aller Verletzungen wurden als
schwere Verletzungen eingestuft
und führten zu einer Abstinenz
von Training und Wettkampf von
mehr als 28 Tagen. Bei 63% aller
schweren Verletzungen war das
Kniegelenk betroffen. Dabei war
eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes die am häufigsten gestellte
Diagnose.
Determinieren der Ursachen
von Verletzungen
Um effektive Präventionsstrategien
zu entwickeln, ist es notwendig, die
Ursachen möglichst umfassend zu
beschreiben. In der Literatur wird
dabei in der Regel in Risikofaktoren
und Verletzungsmechanismen unterschieden [1] [18].
Externe und interne Risikofaktoren
Die zentrale Studie im Bereich der
Risikofaktoren welche bislang im
Rahmen des FIS ISS Netzwerkes
durchgeführt wurde, stammt von
Spörri et al. [18]. Diese Studie wurde
als qualitative Interviewstudie im
Bereich interner (z. B. physische Fitness, skitechnisches Niveau) sowie
externer Risikofaktoren angelegt
(z. B. Wetter, Kurssetzung, Equipment). Ziel war es, einerseits möglichst umfassend Risikofaktoren zu
benennen und andererseits auch
den subjektiv wahrgenommenen Einfluss der jeweiligen Risikofaktoren auf
die Verletzungsproblematik zu erforschen. Es wurden 61 ca. einstündige
Experteninterviews(Athleten,Trainer,
J. Kr€oll et al.
Equipment-Ausrüster, Organisatoren,
Offizielle und themenspezifische Experten) in einem semistrukturierten
Interviewverfahren durchgeführt. Die
Daten aus dem Hauptteil der Befragung wurden anschließend nach Methoden der qualitativen Forschung
(Paraphrasieren, induktive Kategorienbildung, Inhaltsanalyse) ausgewertet und in einer Datenbank abgespeichert (Risikofaktorenanalyse).
Am Ende jedes Interviews hatten
die Befragten zusätzlich die Aufgabe,
die im Hauptinterview genannten
Faktoren hinsichtlich ihres subjektiv
wahrgenommenen Einflusses auf die
Verletzungsproblematik zu reihen
(Risikofaktorenbewertung).
Insgesamt wurden mit Hilfe der Risikofaktorenanalyse 32 unterschiedliche Risikofaktoren induktiv extrahiert. Zu den einzelnen Risikofaktoren wurden jeweils eine Vielzahl von
qualitativ hochwertigen Expertenaussagen gesammelt, strukturiert
und abgelegt [19]. Diese inhaltliche
Dimension der Analyse wurde bzw.
wird vom FIS-ISS-Netzwerk im Sinne
der Hypothesengenerierung für Präventionsstrategien verwendet und
hat sich dafür bereits als sehr hilfreich erwiesen.
Mit Hilfe der Risikofaktorenbewertung konnten die einzelnen Risikofaktoren einer Reihung hinsichtlich
der Priorität unterzogen werden. Die
Analyse der Experteninterviews ergab dabei folgende „Top 5’’-Reihung
inklusive repräsentativer Expertenaussagen (kursiv):
(1) System
Ski-Bindung-PlatteSchuh: ,,zu aggressive SkiSchneeinteraktion’’.
(2) Wechselnde Schneeverhältnisse:
,,im speziellen innerhalb eines
Laufes’’.
(3) Geschwindigkeits- und Kurssetzungsaspekte:
,,Kombination
aus Geschwindigkeit und kleinem
Kurvenradius führt zu hohen
Kräften’’.
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
289
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
Abbildung 1
Pr€
aventionssequenz nach Van Mechelen et al. [21]
(4) Physische Fitness: ,,einerseits
läuft man Gefahr, die Grenzen
der Trainierbarkeit zu erreichen
und trotzdem den wirkenden
Kräften nicht adäquat entgegen
wirken zu können; andererseits
weisen immer wieder Athleten
ein nicht ausreichendes Fitnesslevel auf (speziell Nachwuchsathleten und Damen)’’.
(5) Geschwindigkeit im Generellen:
,,hohe Geschwindigkeit führt zu
verkürzten Reaktionszeiten bei
schnell auftretenden Situationsänderungen sowie zu hoher kinetischer Energie im System, welche
im Falle eines Sturzes zu schweren Verletzungen führt.’’
Bereits Florenes et al. [11] haben in
ihrer Interpretation der Geschwindigkeit eine zentrale Rolle bezüglich der unterschiedlichen Verletzungsraten in den jeweiligen Disziplinen zugeschrieben. Auch in
der oben beschriebenen Analyse
der Risikofaktoren wurde der Geschwindigkeit eine sehr zentrale
290
J. Kr€oll et al.
Rolle zugesprochen (Punkt 3 & 5).
Andererseits gibt es in der Literatur
bis dato keine validen Angaben wie
sich Geschwindigkeiten bei Weltcup-Rennen darstellen und wie
sich diese in Abhängigkeit der gefahrenen Kurvenradien auswirken.
Um diesen Risikofaktor besser zu
verstehen, wurde 2010 ein Weltcup-Monitoring-Projekt im Rahmen
des FIS-ISS-Netzwerkes initiiert.
Ziel dieses Projektes war es, möglichst exakt den Einfluss von Kurssetzung und Terrain auf mechanische Parameter wie Geschwindigkeit, kinetische Energie und Kräfte
zu ermitteln. Dafür wurden insgesamt sieben Riesentorläufe, vier Super G und fünf Abfahrten in den
Weltcup-Saisons 10/11 und 11/12
herangezogen. Bei den jeweiligen
Rennen wurden Vermessungen der
Geländetopographie und Kurssetzungen mittels differenziellen
Globalen Satellitennavigationssystem (dGPS) vorgenommen. Zudem
wurde jeweils ein Vorläufer mit einem dGPS-System ausgestattet,
wodurch die gefahrene Trajektorie
in hoher zeitlicher Auflösung bestimmt werden konnte. Mit diesen
Daten konnten mechanische Parameter mit den Kurssetzungsdaten in
Verbindung gebracht werden. Alleine im Riesentorlauf ergab dies eine
Datenbank mit ca. 600 Schwüngen,
welche nach verschiedensten Kriterien (z. B. Einfluss von Steilheit,
horizontaler Kurssetzungsversatz)
sortiert und hinsichtlich der mechanischen Parameter beurteilt werden
konnte. Erste Ergebnisse wurden
bereits veröffentlicht bzw. weitere
zur Veröffentlichung eingereicht
[13].
Verletzungsmechanismen
Wie bereits aufgezeigt, nehmen
Knieverletzungen im alpinen Skirennsport eine herausragende Stellung ein [11]. Aus diesem Grund
wurde im Rahmen des FIS-ISS-Projektes von Seiten des OSTRC auch ein
starkes Augenmerk auf die Beschreibung der Verletzungsmechanismen
im Kniegelenk und im Speziellen
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
auf die Ruptur des vorderen Kreuzbandes (VKB) gelegt [3] [4] [5].
Hinsichtlich der Situationen bzw.
Ereignisse, welche zu einer Ruptur
des VKB führen, wurden skitechnische und skitaktische Fehler als
Hauptgrund für das Auftreten von
Verletzungen identifiziert [4]. Mittels einer groben biomechanischen
Beschreibung wurden bei 20 VKBRupturen aus dem Skiweltcup mittels
einer Videoanalyse von Bere et al.
[3] drei unterschiedliche Mechanismen identifiziert. Bei den drei Mechanismen handelt es sich um den
,,landing back weighted’’, ‘‘slipcatch’’ und ‘‘dynamic snowplough’’
Mechanismus. Der ‘‘landing back
weighted’’ Mechanismus tritt bei
Landungen nach Sprüngen auf und
wurde von Bere et al. [3] als ähnlich
zum ,,boot induced anterior drawer
(BIAD)’’ Mechanismus bewertet. Der
BIAD-Mechanismus nimmt vor allem
eine zentrale Rolle im Freizeitskilauf
ein und ist demnach auch in der
Literatur umfassend beschrieben
[9].
Im Gegensatz zu diesem klassischen
,,Schublade-bedingten’’ Mechanismus unterscheiden sich die anderen
beiden relativ deutlich von den im
Freizeitskilauf beschriebenen Mechanismen [3] [17]. Charakteristisch für beide Mechanismen ist,
dass beim Athleten ursächlich ein
Gleichgewichtsverlust nach posterior und/oder kurveneinwärts verbunden mit einem Verlust des
Schneekontaktes am Außenski zu
beobachten ist. Während der Athlet
wieder den Grip am Außenski aufzubauen versucht, kommt es zu einem plötzlichen Kantenfassen mit
direkter Kraftübertragung. Die dabei
wirkenden Kräfte führen zu einer
extremen Valgus-Position, Innenrotation sowie Flexion im Kniegelenk
und damit unweigerlich zu sehr hohen Belastungen des VKB. Im Fall
einer Ruptur des VKB durch diesen
Verletzungsmechanismus kommt es
im Unterschied zum ,,landing back
weighted’’ bzw. BIAD-Mechanismus
häufiger zu schwereren Kniegelenkverletzungen mit Polytraumata anstelle von isolierten VKB-Rupturen.
Die deskriptive biomechanische Beschreibung der rennlaufspezifischen
Verletzungsmuster konnte vertiefend anhand zweier VKB-Fallstudien
mit biomechanischen Daten zur
Kniegelenkkinematik beschrieben
werden [5]. Dabei ist auffallend,
dass vor allem hohe Flexions- und
(mediale) Rotationsgeschwindigkeiten während der Verletzungsmechanismen auftreten.
€hrung von
Einfu
Pr€aventionsmaßnahmen
In diesem Schritt der Präventionssequenz sollten Präventionsmaßnahmen eingeführt werden, welche
mit hoher Wahrscheinlichkeit das
Verletzungsrisiko und/oder den
Schweregrad der Verletzung positiv
beeinflussen [21]. Diese Maßnahmen sollten basierend auf Faktoren
aus Stufe eins (Häufigkeiten, beteiligte Körperregionen) und Stufe zwei
(Risikofaktoren und Mechanismen)
der Präventionssequenz erfolgen
[21]. Im Rahmen des FIS-ISS-Netzwerkes wurde aus diesem Grund primär versucht, den spezifischen Verletzungsmechanismen im Skirennsport [3], welche in kausalem
Zusammenhang mit der hauptsächlich betroffenen Körperregion Kniegelenk stehen [11], entgegenzutreten. An Hand der Priorität der Risikofaktoren [18] sowie anhand deren
potentiellen Möglichkeiten der Beeinflussung seitens der FIS bzw.
durch Athleten und Trainer waren
bislang folgende zwei Risikofaktoren
Gegenstand von Forschungsarbeiten: ,,Geschwindigkeits- und Kurssetzungsaspekte (=Kurssetzung)‘‘ und
,,System
Ski-Bindung-Schuh’’
(Equipment)’’.
J. Kr€oll et al.
Nachdem prinzipiell die Richtung
der Interventionsmaßnahmen sowohl für Kurssetzung wie auch Equipment aus den vorherigen Stufen ableitbar war, musste die sinnvolle Ausprägung der Intervention mit Hilfe
von aufwändigen biomechanischen
Feldstudien untersucht werden.
Kurssetzung
In der ,,Skirennlauf-Community’’ ist
die Temporegulierung und damit die
Beeinflussung der im Falle eines
Sturzes vorhandenen zerstörerischen
Energie mittels Kurssetzung eine
zentrale Maßnahme im Sinne der Verletzungsprävention. Wie sich allerdings eine konkrete Maßnahme
(z. B. Veränderung des seitlichen
Versatzes der Tore) auf verschiedene
präventionsrelevante Faktoren auswirkt war a priori nicht klar.
Aus diesem Grund untersuchten
Spörri et al. [20] den Einfluss verschiedener horizontaler Torabstände
auf mechanische Parameter (Geschwindigkeit, Kurvenradius, Kräfte)
und Parameter, welche im Zusammenhang mit dem Auftreten der
rennlauftypischen Verletzungsmechanismen (Gleichgewichtsverlust
nach posterior und kurveneinwärts)
zu sehen sind. Dabei wurde bei einem Weltklasseathleten mittels aufwändiger 3-D-Photogrammmetrie
ein Ganzkörpersegmentmodell erstellt. Aus diesem Modell konnten
anschließend die relevanten Parameter für einen Schwung berechnet
werden. Bezüglich des Risikofaktors
Geschwindigkeit konnte aufgezeigt
werden, dass sich für den gemessenen Schwung trotz substantiell erhöhten seitlichen Versatzes keine
signifikante Reduzierung ergab. Solange die Intervention nicht radikal
genug war, hatten Athleten aufgrund ihrer taktischen und technischen Fähigkeiten die Möglichkeit
sich anzupassen und ihre Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten. Ob
sich die Erhöhung des seitlichen
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
291
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
Versatzes auf die Geschwindigkeit
über mehrere Schwünge auswirken
würde, bleibt mit dieser Studie
ungeklärt.
Besonders interessant war, dass zwei
Nachteile der untersuchten Kurssetzungsmaßnahme beobachtet werden
konnten: Der vergrößerte seitliche
Torversatz führte dazu, dass sich
die Kräfte über einen längeren Zeitraum auf einem hohen plateauartigen Niveau halten und somit der
Athlet einer erhöhten Ermüdung
ausgesetzt sein könnte. Dieser Punkt
ist nicht unwesentlich, zumal erst
kürzlich gezeigt wurde, dass vermehrt Verletzungen im letzten Viertel eines Rennens auftreten [2]. Ein
zweiter Nachteil ist das erhöhte Risiko eines Gleichgewichtsverlustes
bei Kurssetzungen mit erhöhtem
seitlichem Versatz. Der Athlet wies
mehr Ganzkörperinnenlage sowie einen Trend zu geringerer Vorlage auf,
was dahingehend interpretiert werden kann, dass insgesamt weniger
Kompensationsmöglichkeiten beim
Auftreten von kritischen Situationen
(taktische oder technische Fehler)
vorhanden sind. In solchen Fällen
würden die kritischen Verletzungsmechanismen (,,slip-catch’’ und ‘‘dynamic snowplough’’) [3] leichter zur
Wirkung kommen.
Spörri et al. [20] zogen folglich den
Schluss, dass eine Geschwindigkeitsregulation mit mehr seitlichem
Versatz über mehrere Tore hinweg
aufgrund der auftretenden Nachteile
nicht die beste Wahl sei. Einzelne
lokale Geschwindigkeitsregulierungen mit radikalerer Ausprägung (an
Geländeübergängen oder Schlüsselstellen) sowie die Tempokontrolle
mit horizontalen Abständen könnten bessere Werkzeuge mit weniger
nachteiligen Wirkungen sein.
Equipment
Der Risikofaktor Equipment wurde
wie bereits dargestellt von Experten
292
J. Kr€oll et al.
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
als der mit dem (gefühlt) höchsten
Impact auf die Verletzungsproblematik beurteilt [18]. Aus diesem
Grund wurde in diesem Bereich in
den letzten Jahren von Seiten des
FIS-ISS-Netzwerkes auch ein sehr
zentraler Schwerpunkt gesetzt. Von
Juni 2010 bis August 2011 bildeten
Vertreter der FIS, der Universität
Salzburg und der Skiindustrie (Ski
Racing Suppliers - SRS) ein Projektteam, welches in einem strukturierten Prozess an der Umsetzung und
Erforschung gezielter Skimodifikationen arbeitete. Basierend auf den
Projekterkenntnissen wurden von
der FIS die Regelspezifikationen im
November 2011 neu beschlossen.
Seit der Wintersaison 2012/13 sind
die neuen Spezifikationen in Kraft.
Da die substantiellsten Änderungen
den Riesentorlauf (GS)-Ski betreffen
und hier auch am meisten Forschungsarbeit geleistet wurde, wird
im Folgenden nur auf diesen Prozess
eingegangen (Abb. 2).
Prototypendefinition & Konstruktion
Aufgrund der Informationen aus den
Untersuchungen zu den Risikofaktoren und Verletzungsmechanismen
[3] [18] wurde als Primärziel eine
substanzielle Reduktion der Aggressivität in der Ski-Schnee-Interaktion
vereinbart. Wenn möglich, sollte damit auch eine Reduktion der Belastung im Schwung (Kräfte) sowie der
kinetischen Energie (Geschwindigkeit) einhergehen. Seitens der FIS
und der SRS wurde zudem gefordert,
dass die Attraktivität des Skirennsports für den Zuschauer darunter
nicht leiden sollte und dies bei der
Umsetzung zu berücksichtigen ist.
Unter einer aggressiven Ski-SchneeInteraktion versteht man, wenn das
verwendete Equipment direkte Kraftübertragung aufweist und speziell in
unkontrollierten Situationen sehr
viel Eigendynamik entwickelt. Des
Weiteren ist sie gekennzeichnet
durch eine sehr rigide und nur
schwer lösbare Verbindung zwischen
Ski und Schnee. Diese Skieigenschaften, die hinsichtlich der Performance zweckmäßig sind, haben aber
gerade in unkontrollierten Situationen (,,out of balance’’) oft schwerwiegende Folgen.
Um die Prototypen zu definieren,
stützte sich die Projektgruppe auf
die gesammelten Expertenmeinungen aus der Ski Community [18]
[19]. Dabei konnten einige potentielle technische Möglichkeiten im
Sinne einer reduzierten Aggressivität (weniger aggressive Skischuhe
oder das Vorschreiben einer nicht
homogenen Biegelinie) nicht umgesetzt werden. Konstruktive und kommerzielle Überlegungen seitens der
Industrie und/oder Probleme hinsichtlich adäquater Reglementierung seitens der FIS waren hierfür
ausschlaggebend. Deshalb wurde
entschieden, die Skigeometrie anzupassen und Prototypen nach der Definition aus Tabelle 1 zu konstruieren. In Tabelle 1 ist ersichtlich, dass
alle Prototypen reduzierte Skibreite
sowie erhöhte Skilänge aufweisen.
Als Hauptfaktor wurde der Skiradius
systematisch abgestuft.
Aufgrund einfacher mechanischer
Überlegungen ist gerade der Skiradius in großem Maße für das Eigensteuerverhalten und damit für die
Aggressivität von Rennskiern verantwortlich [16].Die für viele VKBVerletzungen im Skirennlauf verantwortliche internale Rotation der Tibia in unkontrollierten Situationen
wird durch die geometrische Form
am Vorderski essentiell beeinflusst.
Durch Erhöhung der Skiradien sollte
dieser Selbststeuerungseffekt reduziert werden. Zudem ist dieser Parameter relativ einfach zu reglementieren und exekutieren.
Wissenschaftliche Experimente
Die von den beteiligten Firmen
konstruierten Prototypen mit den
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
Abbildung 2
Prozess-Equipment-Projekt. Die jeweiligen Farben entsprechen der Verantwortlichkeit der Projektpartner in den einzelnen Teilphasen.
Spezifikationen aus Tabelle 1 wurden
einem mehrstufigen Testverfahren
unterzogen. Bei den beiden zentralen Experimenten wurde einmal das
Hauptaugenmerk auf komplexe Analysen in einem beschränkten Messvolumen und einmal auf ein messtechnisch weniger aufwändiges Setup mit mehr Messvolumen gelegt.
Insgesamt nahmen 14 Personen
(Weltcup- und Europacupniveau)
an den Experimenten teil. Jedes Experiment beinhaltete mehrere Fahrten unter möglichst weltcupgerechten Bedingungen (Kurs und Schneeverhältnisse) mit jedem der drei
Prototypen (GS1, GS2, GS3) und
dem damals üblichen Originalrennski
(GS0). Während der Messfahrten wurden Daten für biomechanische Analysen erhoben (GPS, 3D Photo-
grammmetrie, Beschleunigungssensoren, Gyroskope, Messsohlen zur
Messung der Bodenreaktionskraft,
Zeit). Des Weiteren wurden mit Methoden qualitativer Forschung Parameter quantifiziert, welche biomechanisch nicht so eindeutig fassbar
sind (z. B. Aggressivität).
Die Beurteilung inwieweit die Prototypen im Sinne der Attraktivität vom
originalen Rennski abweichen, wurde mit Hilfe von Laufzeiten und Videobeurteilungen durch Experten
(Abb. 3) vorgenommen. Dabei ergaben sich für den extremsten Prototypen (GS3 Radius = 40m) eine lediglich durchschnittlich ca. 3% längere Laufzeit gegenüber dem
originalen Rennski. Der Vergleich
der Videos durch Experten (FIS &
SRS), ließ ebenfalls nicht auf eine
J. Kr€oll et al.
dramatische Einschränkung der Attraktivität bei Verwendung des extremsten Prototyps schließen. Den
Experten war es kaum möglich
zu erkennen, welcher Ski welchem
Video zugeordnet war.
Die qualitativen Befragungen sowie
die biomechanischen Analysen ergaben in Summe ein sehr einheitliches
Bild. Der Prototyp, welcher sich
durch seine Länge, Breite und marginal in seinem Radius vom Originalrennski unterschied (GS1), zeigte
keinen substantiellen Effekt auf die
verletzungsrelevanten Parameter.
Andererseits zeigten die Prototypen
mit deutlich höherem Radius (GS2
und GS3) substantielle Verbesserungen (Abb. 4).
Diese Verbesserungen decken sich
nicht nur für die Parameter in
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
293
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
auch einer permanenten Fortsetzung der Präventionsforschung innerhalb des FIS-ISS-Netzwerkes in
allen vier Stufen der Präventionssequenz nach Van Mechelen et al.
[21].
Tabelle 1. Prototypendefinition Riesentorlauf (GS). GS0 repräsentiert den Referenzski aus der Saison 2010/11. GS1, GS2, GS3 repräsentieren
die Ski-Prototypen.
Länge
Skibreite
Radius
GS0
GS1
GS2
GS3
190 cm -193 cm
66 mm-68 mm
28 m-30 m
195cm
65mm
30m
195cm
65mm
35m
195cm
65mm
40m
Interessenkonflikt
Abbildung 4 sondern auch für eine
Reihe anderer Parameter. So verringern sich beispielsweise die Maximalkräfte am schwungäußeren Bein und
speziell am Schwungende substantiell bei Verwendung von GS2 (8%)
und GS3 (10%). Funktional betrachtet kann dies durch das verringerte
Eigensteuerverhalten begründet werden. Aus wissenschaftlicher Sicht
konnte somit klar gezeigt werden,
dass erst mit einer substantiellen
Änderung des Konstruktionsradius
ein relevanter Effekt eintritt, der
zur Verminderung des Verletzungsrisikos beitragen kann [15].
Regelimplementierung
Aus rein wissenschaftlichen Überlegungen hätte der Prototyp mit 40 m
Radius am meisten Potential hinsichtlich Verletzungsprävention gezeigt, wobei auch mit dem 35-m-Ski
substantielle Effekte gegenüber dem
Referenzmodell aufgezeigt wurden.
Im Zuge der Diskussionen über die
Neugestaltung der Spezifikationen
gab es von Seiten der Athleten, einiger nationaler Verbände sowie der
Industrie massive Bedenken hinsichtlich der Fahrbarkeit sowie massive marktpolitische Gegenargumente. Somit wurde von der FIS nach
intensiven Diskussionen schlussendlich der Ski GS2 (35 m Radius,
195 cm Länge, 65 mm Breite)
Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
Literatur
Abbildung 4
€r den Referenzski GS0 und
Beispielhaftes Ergebnis zweier erhobener Parameter (jeweils fu
€r die Zielstellung entscheidende Parameter
die drei Prototypen GS1-3). Oben: der fu
€ber den Gesamtschwung (Parameter fu
€r
Aggressivit€
at. Unten: Mittlere Gesamtkr€
afte u
Belastung).
für den Herren-Weltcup eingeführt.
Damit die ab der Saison 12/13 verwendeten Skier möglichst den ursprünglichen Prototypen entsprechen, wurde auch eine maximale
Breite im Vorderbereich des Skis eingeführt (98 mm). Neben der hier
ausführlich skizzierten Änderung
des Herren-Riesentorlauf-Skis wurde
auch der der Damen adäquat
angepasst.
Beurteilung der Effektivit€at
von Pr€aventionsmaßnahmen
Abbildung 3
Testfahrer in einer Experimentalsituation unter Verwendung der zu testenden Skimodelle (links oben GS0, rechts oben GS1, links unten
GS2, rechts unten GS3)
294
J. Kr€oll et al.
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
Im Auftrag der FIS untersucht das
OSTRC (Leitung Prof. Roald Bahr) weiterhin mit den in Stufe eins vorgestellten Methoden die Häufigkeiten
und Schweregrade von Verletzungen.
Inwieweit sich die verschiedenen
Präventionsmaßnahmen in einer po-
sitiven Veränderung der Verletztenstatistiken niederschlagen, wird sich
über mehrere Saisons hinweg zeigen.
Da die saisonale Varianz der Verletztenzahlen relativ groß ist, können
kurzfristige Betrachtungen sehr irreführend sein. Dementsprechend wird
erst der langfristige Trend wirkliche
Veränderungen zeigen. Sollte ein
positiver Trend beobachtbar sein,
so ist an dieser Stelle auch festzuhalten, dass eine solche Veränderung nie auf eine singuläre Präventionsmaßnahme (z. B. neue Materialspezifikationen) alleine hin
reduziert werden darf. Es ist dann
vielmehr das Gesamtpaket an Maßnahmen (z. B. bessere Protektoren,
noch konstantere Schneebeschaffenheit), welche in diesem Beitrag
nicht vollständig ausgeführt worden sind. Um eine solches positives
Ergebnis zu erzielen, bedarf es aber
J. Kr€oll et al.
[1] R. Bahr, T. Krosshaug, Understanding
injury mechanisms: a key component
of preventing injuries in sport, British
Journal of Sports Medicine 39 (2005)
324–329.
[2] T. Bere, T.W. Florenes, T. Krosshaug, P.
Haugen, I. Svandal, L. Nordsletten, R.
Bahr, A systematic video analysis of 69
injury cases in World Cup alpine skiing,
Scandinavian Journal of Medicine and
Science in Sports (2013), http://dx.
doi.org/10.1111/sms.12038.
[3] T. Bere, T.W. Florenes, T. Krosshaug, H.
Koga, L. Nordsletten, C. Irving, E. Muller, R.C. Reid, V. Senner, R. Bahr, Mechanisms of anterior cruciate ligament
injury in World Cup alpine skiing: a
systematic video analysis of 20 cases,
American Journal of Sports Medicine
39 (2011) 1421–1429.
[4] T. Bere, T.W. Florenes, T. Krosshaug, L.
Nordsletten, R. Bahr, Events leading to
anterior cruciate ligament injury in
World Cup Alpine Skiing: a systematic
video analysis of 20 cases, British
Journal of Sports Medicine 45 (2011)
1294–1302.
[5] T. Bere, K.M. Mok, H. Koga, T. Krosshaug, L. Nordsletten, R. Bahr, Kinematics of Anterior Cruciate Ligament Ruptures in World Cup Alpine Skiing 2 Case
Reports of the Slip-Catch Mechanism,
American Journal of Sports Medicine
41 (2013) 1067–1073.
[6] K.A. Bergstrom, A. Bergstrom, A. Ekeland, Organisation of safety measures
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Korrespondenzadresse:
Ass.-Prof. Dr. Josef Kröll
Department of Sport Science and Kinesiology
University of Salzburg
Schlossallee 49
A-5400 Hallein-Rif, Austria
Tel.: +43 662 8044 4896.
E-Mail: [email protected]
Available online at www.sciencedirect.com
ScienceDirect
REVIEW
Skifahren ist eine traditionsreiche, weltweit beliebte Sportart bei Jung und Alt.
Die technische Entwicklung des Skisportes hat vor allem in den letzten
15 Jahren zu einer drastischen Reduktion der Unf€alle gef€uhrt. Allerdings sind
vor allem schwere Bandverletzungen
um das Kniegelenk in den Vordergrund
ger€uckt. Hier spielt die Ruptur des vorderen Kreuzbandes die dominante Rolle. Die Einf€uhrung der Carving Ski
d€urfte diese Entwicklung relevant beeinflusst haben. Diese Erkenntnis betrifft den Rennsport wie auch den Hobbyskilauf, wobei die Wahrscheinlichkeit
sich bei einem Sturz das vordere Kreuzband zu reißen, bei Frauen signifikant
h€oher ist. Ziel dieses Manuskriptes ist
€
€uber die
es einen aktuellen Uberblick
medizinische Fachliteratur zu geben.
Die vordere Kreuzbandruptur im
alpinen Skilauf
€rter
€sselwo
Schlu
Knie – Schi – Alpinsport – Bandverletzung
M. Sabeti
Anterior cruciate ligament
injuries in alpine skiing
Abstract
Key words
knee – ski – alpine sports – ligament injury
J. Kr€oll et al.
Verletzungspr€avention innerhalb eines internationalen Sportverbandes
Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013)
Elsevier – Urban&Fischer
www.elsevier.de/SportOrthoTrauma
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.10.006
Zusammenfassung
Alpine skiing is a traditional, world
wide performed sports and appreciated
in young and old people. In the last 15
years, technical evolution reduced drastically the number of injuries. How ever,
severe ligament injuries around the
knee play now the major role of which
anterior cruciate ligament ruptures are
dominant. The introduction of carving
skis potentially influenced this trend.
These observations are made in competitive and recreational skiers. The
incidence of anterior cruciate ligament
injuries is significantly higher in women
than in men. The purpose of this manuscript ist o give a overview of recent
medical literature.
296
SCHWERPUNKT/REVIEW
Orthop€adie
Traumatologie
Sport Orthop. Traumatol. 29, 288–296 (2013)
Manuel Sabeti
Medizinische Universität Wien, Abteilung für Orthopädie und Orthopädische
€
Chirurgie, AKH Wien, Osterreich
Eingegangen/submitted: 9.10.2013; akzeptiert/accepted: 21.10.2013
Die Verwendung von zwei Holzlat-
ten an den Füßen ist seit über 4000
Jahren eine bewährte Methode, um
im tieferen Schnee voran zu kommen. Archäologische Funde und
Steinmeißelungen aus dem skandinavischen Raum belegen dies ausreichend. Die damalige Verwendung
der Skier diente aber vor allem der
Fortbewegung im flacheren Terrain.
Eine sportliche oder lustvolle Verwendung ist nicht überliefert. Malereien aus dem Ende des 18. Jahrhunderts zeigen Skifahrer, die mit
einem Stock ausgestattet, einen
Berg hinunterfahren und dies offensichtlich sehr genießen. Mathias
Zdarsky entwickelte 1900 eine eigens für den Ski und einen festen
Lederschuh geeignete Bindung.
1905 wurde in Lilienfeld (Niederösterreich) der erste dokumentierte
Skitorlauf der Welt abgehalten.
Kurz darauf wurde von Hannes
Schneider der berühmte ArlbergSki-Stil beschrieben. Man kann also
behaupten, dass Skifahren seit über
100 Jahren als Wettkampfsport bekannt und beliebt ist. Die Anzahl an
Skifahrern nimmt kontinuierlich zu
(Grafik 1), obwohl Skifahren per se
ein gefährlicher Sport ist (Grafik 2).
Betrachtet man die aktuelle Situation im alpinen Skisport aus der Sicht
der ,,Sportchirurgie‘‘, so hat sich im
Wesentlichen seit Anfang der 1970er
Jahre ein hoch erfreulicher Trend im
Sinne einer Verletzungsabnahme bis
M. Sabeti
heute um mehr als 50% gezeigt. In
den letzten 15 Jahren ist die Anzahl
an Verletzungen nahezu konstant geblieben (Grafik 3). Es haben sich aber
einige bemerkenswerte Änderungen
im Spektrum der Verletzungen ergeben. Dies ist vor allem durch das
inzwischen akzeptierte und zum
Teil verpflichtende Tragen eines Helmes (für Kinder gültig), die Zunahme
an verwendeten Protektoren (Wirbelsäule, Schulter,...) und die an sich
verbesserte Ausrüstung (SkischuhBindungseinheit) begründet. Die Anzahl an Schädelverletzungen hat abgenommen, die Gesichts- und Wirbelfrakturen haben jedoch zugenommen [26]. 1960 war das Verhältnis
zwischen Unterschenkel und Sprunggelenk- zu Knieverletzungen 1:2; so
war es 1990 bereits 1:6 [1]. Ein weiterer relevanter Faktor in der Dynamik der Verletzungen war die Einführung der Carving Ski seit Beginn der
1990er Jahre. Durch die wesentlich
stärkere Taillierung und die gekürzte
Länge kann bei gleicher Geschwindigkeit und gleichem Gewicht ein
engerer Radius mit einem geschnittenen Schwung gefahren werden. Die
Carving Ski wurden fälschlicher Weise
für eine Zunahme der Verletzungen
verantwortlich gemacht (siehe
Grafik 3). Tatsächlich aber sind seit
der Einführung der Carving Ski die
Anzahl an Verletzungen um 9 bis
15% gesunken [11]. Allerdings
scheinen die Carving Ski für eine
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf
297
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013)
Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013)
Grafik 3
Verletzte im alpinen Skisport (Quelle: DSV, Sicherheit im Skisport)
Grafik 1
€
€
Zunahme an Skifahrern in Osterreich
(Quelle: Wirtschaftskammer Osterreich)
zeigt auch eine Statistik aus
€
Osterreich
(Grafik 2).
Diese Arbeit präsentiert eine aktuelle Literaturreche.
Pathomechansimen
Grafik 2
€
€r Verkehrssicherheit, Osterreich)
Anzahl an sportbezogenen Verletzungen 2012 (Quelle: Kuratorium fu
Zunahme der Knie-Läsionen (mehr
als ein Drittel aller Verletzungen)
verantwortlich zu sein. Ganz besonders gilt dies für das vordere Kreuzband (VKB).
Die VKB-Ruptur (VKBR) stellt gegenwärtig mit nahezu einem Drittel bis
298
M. Sabeti
50% aller schwerer Knieverletzungen
die mit Abstand größte Herausforderung in der Vermeidung und Behandlung von Verletzungen im alpinen
Skisport dar. Dies gilt sowohl für
den Hobby- als auch Rennsport, obgleich sich hier spezifische Unter-
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf
schiede finden. Ebenso lassen sich
geschlechtsabhängige Differenzen
erkennen. Eine Metaanalyse zeigte,
dass im Hobbybereich der alpine Skilauf im Vergleich mit Fußball, Basketball und anderen, die höchste
Rate an VKBR aufweist [13]. Dies
Aktuell gehören noch die meisten
alpinen Skier auf den Bergen zur
Familie der Carving Ski. Die Ski der
neuen Generation aus der Rockerfamilie nehmen aber kontinuierlich zu
(verlässliche Daten sind nicht verfügbar). Kaum eine Bedeutung haben
die alten konventionellen, nichttaillierten und langen Skier. Aus diesem
Grunde ist der für die konventionellen Ski typische Verletzungsmechanismus heute nicht mehr von großer Bedeutung. Nichts- destotrotz
soll er hier Erwähnung finden. Der
häufigste Grund für eine VKBR für
diesen Skityp ist folgender: Der/die
Skifahrer/in (im Folgenden der Skifahrer) gerät während der Fahrt in
Rücklage, das Gesäß sinkt nach hinten ab, das Knie wird flektiert bis
das Gesäß fast oder ganz die Oberfläche berührt und das Knie bzw. der
Unterschenkel dreht nach innen
(Flexions-Innenrotationsmechanismus). In sehr vielen Fällen liegt der
Fahrer bereits auf dem Schnee während das VKB lädiert wird. Dieser
Mechanismus ist auch bei Carving
Ski von Bedeutung, findet sich aber
vor allem in der Gruppe der weniger
erfahrenen Skifahrer sowie auch
häufiger bei Frauen [15].
Ein für offensivere Fahrer typischer
Mechanismus ist der Sturz nach vorne
über die Schaufel ,,Slip Catch‘‘ wobei
der Talski während des Schwunges
kurz den Kantenhalt verliert und abrutscht. Da dies sehr rasch passiert,
bleibt der Oberkörper fast in gleicher
Position, das Talbein aber wird gestreckt und der Unterschenkel dreht
nach außen. Die Rutschphase des
Skis wird durch abrupten Kantenhalt
plötzlich beendet und der Ski drückt
nun wieder nach oben. Die Folge ist
eine blitzartige unkontrollierte und
unkontrollierbare Beugung im Knie
(>308 in 60msec) mit Valgus- und
Innenrotation (>98/60msec) des
Schienbeins [2]. Dieser Mechanismus
ist bei Rennläufern in den Disziplinen Slalom und Riesenslalom der
häufigste in der VKBR-Entstehung
[2–4]. Videoanalysen zeigten, dass
M. Sabeti
besonders im Spitzensport zwei weitere Mechanismen von besonderer
Bedeutung sind.
Der ,,dynamische Schneepflug‘‘
funktioniert nach einem anderen
Muster. Der Skifahrer ist in Gleitfahrt
und eine Außenkante fängt sich. Das
betroffene Bein dreht blitzartig nach
außen, während der Körper und das
andere Bein weiter geradeaus in
Gleitfahrt unterwegs sind. Da der
Ski nicht weiterdrehen kann (es erfolgt keine gezielte Belastung des
Skis), dreht er von der Außenkante
blitzartig wieder auf die Innenkante
und steuert zurück. So kommt es zu
einer sinngemäßen Schneepflugstellung des betroffenen Skis. Hier besteht also auch eine FlexionsValgus-Innenrotationsstellung mit
Kompression. Die Auswirkung des
Mechanismus wird durch fast gestreckte oder stark gebeugte Kniegelenke während der Initialphase
begünstigt. Die beiden letztgenannten Typen haben gemeinsam, dass
der Skifahrer zum Zeitpunkt der
Bandruptur immer noch in fast voller
Fahrt ist.
Anders verhält es sich mit dem
,,Phantom-Schuh‘‘-Mechanismus,
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf
299
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013)
der meist bei Speed-Disziplinen gesehen wird. Der Skifahrer kommt
während eines Sprunges oder in
einer Kompression in eine nicht
korrigierbare Rückenlage. Trotz
maximaler Quadricepskontraktion
(Sturzvermeidung, um dem Schwerpunkt wieder unter den Schuh zu
bekommen), wird der Skifahrer
nach hinten gedrückt, dies wird
durch die Landung rasant verstärkt.
Durch den hohen und steifen Skischuh in Kombination mit dem maximal kontrahierenden Quadriceps
und durch den nach vorn schiebenden Ski/ Unterschenkel kommt es
dann zur VKBR. Eine Analyse basierend auf einem Computermodel zeigte eine 2,5-fach höhere Belastung
des VKB bei einer Landung in Rückenlage im Vergleich mit einer korrekt ausgeführten Landung (589N vs
1350N) [7].
Unterschiede zwischen Hobbyund Rennfahrer/ Frau und Mann
Die VKBR stellt die häufigste Verletzungsdiagnose der Renn- und Hobby-Skifahrer dar. Die durchschnittliche Verletzungswahrscheinlichkeit
war für den Hobbybereich mit ca.
7-10/1000 Skitage in den 1980er
Jahren angegeben und ist gegenwärtig auf ca. 2,5/1000 gefallen
[12]. Es wurde auch beobachtet,
dass Anfänger die geringste VKBRRate aufwiesen. Skifahrer mit VKBR
hatten am Tage der Ruptur noch
keinen Sturz gehabt [25]. Im Vergleich mit dem WC-Rennsport wird
die
Wahrscheinlichkeit
einer
schweren
Knieverletzung
mit
85/1000 Skitage/ Jahr [14] angegeben. Im Weltcup entstanden die
meisten Verletzungen während eines
Kurvenmanövers, gefolgt von Landungen nach Sprüngen. In 83% aller
Fälle fuhr der Athlet noch zum Zeitpunkt der Knieverletzung. Knapp die
Hälfte aller Verletzungen waren im
300
M. Sabeti
Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013)
letzten Streckenviertel zu beobachten [4].
Der internationale Skiverband (FIS)
publizierte im Injury Surveillance
System (ISS) eine Analyse und zeigte, dass in der Saison 2006/07 ein
Drittel aller Athleten einen Ausfall
von mehr als vier Wochen aufgrund
irgend einer Verletzung hinnehmen
musste. Im alpinen Skirennsport beobachtete man in den Saisonen 2006
bis 2008 36,7 Verletzungen auf 100
Rennen pro Saison. Mehr als ein Drittel aller Verletzungen (35,6%) betrafen das Knie. Betrachtet man
die Disziplinen im Kontext mit den
Verletzungen, so konnte ein signifikanter (sig.) Zusammenhang mit der
Zunahme der Geschwindigkeit hergestellt werden. Die meisten Verletzungen waren in der Abfahrt, gefolgt
von Super G, Riesenslalom und Slalom zu beobachten. Pujol konnte
dies in seiner Studie nicht beobachten. Aufgrund des Untersuchungszeitraumes von 25 Jahren ist seiner
Arbeit sicherlich mehr Gewicht beizumessen [14].
Im Hobbysport sind Frauen dreibis sechsmal so häufig betroffen
[1,11,13,15]. Einer der dafür relevanten Gründe scheint der weibliche Hormonzyklus zu sein [5,10].
Eine erhöhte ligamentäre mechanische Empfindlichkeit in der präovulatorischen Phase wurde postuliert
aufgrund der 2,4-fach erhöhten
VKBR während dieser Zyklusphase
[5,10]. Kontrazeptiva scheinen dabei keinen protektiven Einfluss zu
haben. Demgegenüber zeigt eine
Analyse bei WC-Läufern keinerlei
sig. Geschlechtsunterschied im
Bezug auf VKBR aber eine sig.
höhere Verletzungswahrscheinlichkeit für Knieverletzungen bei Männern [6]. Zusätzlich fiel auf, dass
Frauen am linken Knie sig. häufiger
(68% vs 48% bei Männern) eine
VKBR erlitten, wobei in 90% aller
Fälle das rechte Bein das dominante war.
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf
Beobachtungen aus dem
Jungendsport
Im Nachwuchsrennsport wurden in
einem Beobachtungszeitraum von
10 Jahren in Summe 15% VKBR registriert, wobei allerdings doppelt
so viele VKBR bei Mädchen im Vergleich mit Buben auffielen [16]. Ein
Grund wurde in der nicht ausreichenden Rumpfstabilität der jungen
Rennfahrerinnen und der im Verhältnis mit den Buben sig. niedrigeren Kraft der Beine gesehen. Westin [27] beobachtete im schwedischen Jugendkikader fast 50% an
verletzten Athleten in einem Zeitraum von fünf Jahren. Dies bedeutet
1,62 Verletzungen auf 1000 Skistunden (nicht Skitage!). Das Knie
war mit 41% am häufigsten verletzt,
wovon 70% Bandläsionen ausmachten. Das linke Bein war sig. häufiger
betroffen.
Bei Kindern und Jugendlichen außerhalb des Rennsports, sind die selben Verletzungstrends mit dem Fokus am Kniegelenk zu beobachten.
Kinder, die mit dem Helikopter wegen Verletzungen vom Berg geholt
werden mussten (Sommer und Winter gemeinsam) hatten in 82% einen
Skiunfall und in 45% Verletzungen
am Knie, 72% der Verletzten waren
Buben [22].
Verletzungsursachen
Sportlerbezogen: Ein sehr relevanter Faktor in der Entstehung schwerer Knieverletzungen ist die Geschwindigkeit, mit der ein Unfall
passiert. Eine Analyse zeigte, dass
die durchschnittliche Geschwindigkeit im Hobbyskilauf ca. 48 km/h
beträgt [17]. Im Durchschnitt unterschätzten die Skifahrer ihre Geschwindigkeit um 8%. Frauen und
Anfänger verschätzten sich sig. häufiger als alle anderen. In bekanntermaßen direktem Zusammenhang mit
Geschwindigkeit ist die Risikobereitschaft zu nennen, wobei Alkohol ein
wichtiger Katalysator sein kann.
Eine Studie [8] erhob 43% Anteil
an stark alkoholisierten Patienten,
die sich im Rahmen eines Skiunfalles
schwer verletzten. 30% alkoholisierte Skifahrer wurden in einer anderen
Studie beobachtet [18], wobei Skitourengeher anteilsmäßig häufiger,
Pistenskifahrer aber stärker alkoholisiert waren. In diesem Zusammenhang sind auch der physische Trainingszustand und die Müdigkeit zu
nennen. Der Carving-Fahrstil ist wesentlich fordernder für den Fahrer als
der konventionelle Rutsch- oder Umsteigschwung. Besonders gilt dies
für kurzschwungorientiertes Fahren
[24]. Kollisionen mit anderen Skifahrern spielen eine bedeutende
Rolle im Hobbyskilauf, da doppelt
so viele Kopfverletzungen beobachtet werden wie bei einem Sturz ohne
Kollision. Die Knieverletzungen sind
im Verhältnis mit 20% geringer als
beim Sturz des Einzelnen [19].
Äußere Einflüsse: Neben oben genannten Einflüssen zeigte sich die
Außentemperatur als weiterer Faktor. Frauen verletzten sich ab einer
Temperatur von unter -11 8C sig.
häufiger als bei höheren Temperaturen. Zusätzlich waren bei schlechter
Sicht durch Schneefall ebenso hoch
sig. mehr Verletzungen bei Frauen zu
beobachten. Bei Männern spielte die
Außentemperatur keine wesentliche
Rolle [20]. Die FIS beschrieb wechselnde Schneeverhältnisse als einen
dominanten Sturzparameter. Besonders gefährlich wurde dabei der
Wechsel auf aggressiven Schnee
(kalt, trocken) angegeben. Im Hobbybereich ist es vor allem die eisige
Piste mit wechselndem weichen und
aufgehäuftem Schnee.
Technische Gründe: Ein weiterer
wesentlicher Faktor ist die Skibindung. Diese, so wie alle mechanischen Geräte unterliegen einem natürlichen Verfall, besonders die
beweglichen und elastischen Teile
(z. B. Federmechanismus). Kälte,
Nässe und Streusalz (Skitransport
mit Dachträger) können zusätzlich
das Material schädigen. Die Bindungseinstellung erfolgt nach einem
multifaktoriellen Standard (Gewicht, Fahrstil, Schuhgröße,...)
und wird über den Z-Wert eingestellt. ,,Meine eigene Bindung (3
Jahre altes Prämiumprodukt) zeigte
bei der elektronischen Auslöseüberprüfung bei eingestelltem Z-Wert
von 8,5 zum Zeitpunkt der Auslösung
vorn einen Z-Wert von 5 am vorderen
und 10 am hinteren Bindungsbacken‘‘. Es ist deshalb unerlässlich,
die Skibindung regelmäßig überprüfen zu lassen. Urabe [25] berichtete,
dass bei Hobbyskifahrern mit VKBR,
bei denen ein Ausrüstungsproblem
die Sturzursache war, ein nicht Aufgehen der Bindung in 96% vorzufinden war. Anfänger waren mit weitem Abstand am wenigsten betroffen. Ruedl [21] beobachtete, das bei
einem Slip-Catch-Mechanismus mit
konsekutiver VKBR in 29% der Fälle
und beim Sturz nach hinten nur in
3,1% die Bindung aufging. Bei
Frauen öffnete die Bindung 2,6mal
seltener (sig.). Der Phantom-SchuhMechanismus in Kombination mit
der maximalen Quadricpeskontraktur ist bis heute durch selbst mordernste Bindungssysteme nicht zu
kontrollieren, da gegenwärtig keine
einzige Bindung auf dem Markt am
vorderen Backen den nach dorsal gedrückten Schuh freigibt und auslöst.
Keine Diskussion besteht über den
Einfluss der Bindungsplatte auf die
Verletzungsentstehung. Die Bindungsplatte erfüllt zwei Aufgaben.
Sie macht den Ski torsions- und biegungssteifer und sie hebt den Schuh
über dem Ski und so auch den
Schwerpunkt an. Damit kann ein
taillierter Ski stärker auf die Kante
gestellt werden und somit ein kürzerer Radius mit höherer Geschwindigkeit gefahren werden. Die FIS
M. Sabeti
identifizierte die Bindungsplatte
als einen der wesentlichsten Parameter in der Entstehung von Knieverletzungen. Im gleichen Atemzug
mit der Bindungsplatte ist auch der
Ski selbst zu nennen. Moderne Rennund Sport-Skis sind schwerer, torsions- und biegungssteifer. Wie zuvor gesagt, werden diese Eigenschaften durch die Bindungsplatte
noch verstärkt. Aufgrund des Carving-Designs (sig. Taillierung unter
der Bindung) und der Camber-Konstruktion (Ski hat Vorspannung unter der Bindung) sind heute fantastische Schräglagen und hohe Kurvengeschwindigkeiten
möglich.
Sowohl die FIS wie auch andere messen der Einführung der Carving Skier
mit der dazugehörenden Fahrtechnik
eine sig. Rolle in der Zunahme der
Inzidenz der VKBR bei.
Pr€avention
Aufgrund der massiven verletzungsbedingten Ausfälle in den Saisonen
2006 bis 2008 begann die FIS das ISS
gemeinsam mit dem Oslo Sports
Trauma Research Center und später
mit der Universität Salzburg zu implementieren. Ziel war es, die Verletzungsursachen zu identifizieren
und präventive Maßnahmen abzuleiten. Wechselnde Schneeverhältnisse
für den Weltcup konnten vor allem in
der Streckenpräparation durch das
Entschärfen
des
aggressiven
Schnees mit Wasserpräparation und
durch eine an die Natur der Strecke
angepasste Kurssetzung sinnvolle
Veränderungen implementierten. Es
konnte aber kein eindeutig positiver
Effekt einer weiteren (im Sinne des
horizontalen Torabstandes) Linienführung erkannt werden. Durch den
weiteren horizontalen Torabstand
war die Fahrgeschwindigkeit nicht
relevant beeinflussbar, dafür waren
die Belastungen des Athleten vor
allem gegen Ende des Schwunges
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf
301
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013)
größer. Es könnte daher, in Kenntnis
der häufigen Stürze am Ende des
Rennens zu einer durch Erschöpfung
bedingten Vermehrung von Stürzen
kommen [23]. Auch hat die FIS
durch Reglementänderungen in Bezug auf die Länge und Taillierung der
Rennskier vor allem im Riesenslalom
reagiert, um den Radius der Skier zu
vergrößern. Zuvor wurden unter laborähnlichen Bedingungen auf der
Piste exakte Messungen bezüglich
biomechanischer Belastungen des
Fahrers aber auch zur Medienwirksamkeit des Rennlaufes an sich überprüft [9].
€mee
Resu
Skifahren ist eine für das Knie gefährliche Sportart. Schwere Bandverletzungen machen den Großteil der
kniebezogenen Läsionen bei Hobbyfahrern und auch Rennläufern aus.
Außer im Weltcup sind Frauen mehr
als doppelt so häufig am vorderen
Kreuzband verletzt. Die Verwendung
der Carving Ski erhöht das Risiko
eine VKBR zu erleiden, signifikant.
Im Hobbyskisport scheinen die wesentlichsten Unfallgründe in mangelnder physischer Vorbereitung,
zu hoher Geschwindigkeit und mangelhafter Bindungseinstellung zu
liegen.
€nliche Meinung
Perso
Die schwere Verletzung des Skirennläufers ist ein bekanntes und akzeptiertes Berufsrisiko, gegen das die
Athleten über ihre Sponsoren und
Verbände gut versichert sind. Die
Aufklärung über das Verletzungsrisiko und in letzter Konsequenz auch
über das konsekutive Arthroserisiko
nach VKBR und eventueller Operation erscheint mehr als mangelhaft.
Insbesondere für die Jugend und
der zum Teil fulminant hohen
Verletzungswahrscheinlichkeit sind
302
M. Sabeti
Sport Orthop. Traumatol. 29, 297–303 (2013)
unbedingt von medizinischer-, Verbands- und Versicherungsseite adäquate Vorkehrungen zu treffen, um
die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen
ausreichend
zu
schützen.
[10]
[11]
Interessenkonflikt
Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt vorliegt.
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Korrespondenzadresse:
Ass.-Prof. PD Dr. Manuel Sabeti,
Medizinische Universität Wien, Abteilung
für Orthopädie und Orthopädische
Chirurgie, AKH Wien,
Währinger Gürtel 18-20,
A-1090 Wien,
€
Osterreich.
Tel.: +0043 1 40400 4060;
Fax: +0043 1 40400 4066.
E-Mail: [email protected]
Available online at www.sciencedirect.com
ScienceDirect
M. Sabeti
Die vordere Kreuzbandruptur im alpinen Skilauf
303
Orthop€adie
Traumatologie
SCHWERPUNKT/REVIEW
SCHWERPUNKT/REVIEW
Sport Orthop. Traumatol. 29, 304–305 (2013)
Elsevier – Urban&Fischer
www.elsevier.de/SportOrthoTrauma
http://dx.doi.org/10.1016/j.orthtr.2013.07.011
Sport Orthop. Traumatol. 29, 304–305 (2013)
SCHWERPUNKT/REVIEW
INTERVIEW
Frauenskisprung– eine neue Olympische Disziplin
Interview mit einem der Urv€
ater dieser Disziplin
Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer
Dr. Erich Altenburger
TOP MED, Wien, Oesterreich
Vorstellung und Lebenslauf
Toni Innauer ist ein österreichischer
Skispringer und Erfolgstrainer, er
startete bereits als 15-Jähriger bei
den Weltmeisterschaften in Falun
und wurde zweimal in Folge Junioren-Europameister. 1976 gewann er
bei den Olympischen Spielen in
Innsbruck Silber, vier Jahre später,
1980 in Lake Placid, Gold auf der
Normalschanze (Abb. 1).
Innauer war der erste Skispringer der
Geschichte, der für einen perfekten
Flug über 176 m beim Skifliegen 1976
in Oberstdorf von den Sprungrichtern
fünfmal die Note 20 erhielt – eine
Bewertung, die nach ihm bisher nur
vier weitere Springer erhalten haben.
Nach einer schweren Knöchelverletzung im Dezember 1980 beendete
Innauer mit 22 Jahren seine
Karriere.
Nach seinem Studium der Philosophie/Psychologie und Sport in Graz
und Innsbruck arbeitete er als Lehrer
am Sportgymnasium Stams, als Cheftrainer der österreichischen Skispringer und als Rennsportdirektor für den
€
Nordischen Skisport im OSV.
Über viele Jahre hinweg war Innauer
in verschiedenen Gremien des Internationalen Skiverbandes (FIS) als
€ tätig und weRepräsentant des OSV
sentlich an entscheidenden Regeländerungen und den Entwicklungen
der telegenen Sportart Skispringen
304
Abbildung 1
beteiligt. Beispiele dafür sind die
Einführung eines Mindestgewichtes,
bezogen auf die Körpergröße, die
sog.,,BMI-Regel‘‘, die Durchsetzung
von Preisgeld für die Athleten, Entwicklung moderner, fernsehtauglicher Wettkampfformate mit Qualifikation und Finaldurchgang.
Am 10. März 2010 gab Innauer
gleichzeitig mit der Präsentation
seines zweiten Buches,,Am Puls des
€
Erfolgs‘‘ seinen Rücktritt von OSV
und FIS bekannt.
Toni Innauer war und ist eine Lichtgestalt des Nordischen Skisports, der
durch seine innovativen Ideen und
seine Liebe zum Sport die Entwicklung in diesen Disziplinen wesentlich mitgetragen hat. Speziell die
Sportart Frauenskisprung lag ihm
sehr am Herzen. Durch seine Beharrlichkeit konnte er diese Sportart international etablieren. Er ist für die
Aufnahme des Frauenskisprungs als
neue Olympiasportart wesentlich
verantwortlich (Abb. 2).
Mag. Anton Innauer
innauerfacts.at
[email protected]
Interview mit Dr. Erich Altenburger
Lieber Toni:
Seit wann gibt es Frauenskisprung?
Erste Berichte gehen zurück bis
1897, als die Norwegerin Ragna Pettersen 12 Meter weit sprang, die
€
Osterreicherin
Paula von Lamberg
wird 1911 als Weltrekordhalterin
mit 22m erwähnt. Mit Anita Wold,
der Norwegischen Ikone aus den
1970er Jahren, bin ich selber noch
in Oslo gesprungen. Ihr Weltrekord
lag bei 97,5 m. Heute wird die
€
Osterreicherin
Iraschko mit 200 m
in Bad Mitterndorf als Rekordhalterin
geführt.
keine Zahlen. Aber nachdem schon
die Zahl der Herrenspringer (z. B. in
€
Osterreich
vermutlich um die 600)
überschaubar ist, werden es zw.
120 u. 150 sein.
Ab welchem Alter können Mädchen springen?
Sie beginnen wie die Buben mit 7-10
Jahren.
Wie viele Nationen nehmen an den
Bewerben teil?
15 Nationen haben 2013 Weltcuppunkte gemacht.
Wo: In Schulen (Stams, Saalfelden, Schladming, NAZ -Nordisches
Ausbildungszentrum Eisenerz)?
Zunächst bei den heimischen Vereinen. Stams etc. übernehmen erst
nach dem Abschluss des Pflichtschulalters mit 14 oder 15 Jahren.
Der Teambewerb feiert bei der WM
in Val di Fiemme 2013 sein Debüt–
ein Erfolg?
Der Mixed-Teambewerb mit zwei Damen und zwei Herren/Nation tut der
Szene gut. Ein spannender frischer
Bewerb hat seine Feuertaufe bei den
Sportlern, beim Publikum und bei
den Medien mit Bravour bestanden.
Er ist eine Bereicherung des Wettbewerbsprogramms und eine tolle
Präsentationsplattform für den
Damensprunglauf.
Mit welchen Schanzen wird
begonnen?
Anfängerschanzen lassen Sprungweiten von 5 bis 15 Meter zu.
Welche Anlauflänge?
Die Anlauflänge wird an Können,
Selbstvertrauen und Lernfortschritte
flexibel angepasst. Gute Anfängerschanzen weisen geringere Anlaufneigungen auf.
Seit wann gibt es Frauenskisprung
bei Wettkämpfen?
Mädchen sprangen schon in den
1980ern mit den Burschen in ,,offenen‘‘ Wettkämpfen mit.
1995 wurde ein sehr schlecht
organisierter Vorführbewerb bei der
Nordischen Ski-WM in Kanada
abgehalten.
Wie hat sich dieser Sport in
€
Osterreich
entwickelt?
€
Der OSV
in Kooperation mit dem
Skigymnasium Stams und der sehr
engagierten Familie Ganster aus
Kitzbühel (Eva Ganster, Weltrekord
1997 mit 167m) waren Motoren der
Entwicklung des Damenspringens.
Die blutjunge Sahra Hendrikson ge€
wann vor Iraschko aus Osterreich.
2012 wurden bereits 15 Bewerbe abgehalten und für 2013/14 sind 21
geplant.
Abbildung 2
Seit wann gibt es den Weltcup? Wo
und wie viele Bewerbe gibt es?
2010/11 gaben die Damen ihr Debüt
im Weltcup, die erste Siegerin kam
aus den USA.
Ski-Ausrüstung wie Junioren?
Prinzipiell ja.
Die spezielle Adaption von Bindung,
Skilänge und ggf. auch -breite liegt
im methodischen Ermessensbereich
der Trainer.
Wie viele Mädchen/Frauen sind
derzeit aktiv?
Beim Skispringen ist die mentale
Einstiegshürde hoch und existiert
nur als Leistungssport. Da hab ich
Liegt dir etwas besonders am Herzen, was noch nicht erwähnt
wurde?
Skispringen wird nicht ausschließlich von der Körperkraft dominiert,
spezielle Beweglichkeit und Koordinationsgefühl sowie relatives Körpergewicht spielen eine wichtige
Rolle. Daher können Frauen dort relativ nahe an die Leistungen von
Männern herankommen.
Danke für das interessante Interview
Dr. Erich Altenburger
www.dr-altenburger.at,
www.top-med.at
[email protected]
Seit wann gibt es internationale
Wettkämpfe?
Der Ladies-Grand-Prix wurde 1999
vom Internationalen Skiverband genehmigt; vorerst für Sommerspringen, dann für den Winter.
2004 wurde die erste Kontinentalcupserie für Damen gestartet
Frauenskisprung– eine neue Olympische Disziplin Interview mit einem der Urv€ater dieser Disziplin Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer
Frauenskisprung– eine neue Olympische Disziplin Interview mit einem der Urv€ater dieser Disziplin Mag. Anton ,,Toni‘‘ Innauer
305
Chef-Herausgeber / Editor-in-Chief
Priv.-Doz. Dr. med. Martin Engelhardt, Klinikum Osnabrück, Ärztlicher Direktor
und Chefarzt Orthopädie,
Unfall- u. Handchirurgie, Am Finkenhügel 1, 49076 Osnabrück,
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Mitherausgeber / Associate Editors
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Chefarzt der Inneren Medizin/ Onkologie, Freihofgasse 14, 88422 Bad Buchau,
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Orthopädisch-chirurg.
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Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Nehrer, Donau-Universitätsklinik,
Department für Gesundheitswissenschaften und Biomedizin, Dekan der
International Advisory Board
Fernando Alvarez, Barcelona, Spain
Mark E. Easley, Durham, NC, USA
Cyril B. Frank, Calgary, Canada
Freddie Fu, Pittsburgh, PA, USA
Walter Herzog, Calgary, Canada
Masahiro Kurosaka, Kobe, Japan
Young Lae Moon, Gwangju, South Corea
Bert R. Mandelbaum, Sata Monica, CA, USA
Tom Minas, Boston, MA, USA
Nicholas G. H. Mohtadi, Calgary, Canada
James A. Nunley, Durham, NC, USA
Per A. F. H. Renström, Stockholm, Sweden
Stephen M. Simons, Mishawaka, IN, USA
Robert Smigielski, Warsaw, Poland
Wissenschaftlicher Beirat
Erich Altenburger, Korneuburg, Austria
Gerhard Bauer, Stuttgart, Germany
Karl-Peter Benedetto, Feldkirch, Germany
Roland M. Biedert, Biel, Switzerland
Michael Bohnsack, Bremen, Germany
Peter Brucker, München, Germany
Matthias Buchner, Karlsruhe, Germany
Carlo Camathias, Binningen, Switzerland
Klaus Dann, Wien, Austria
Hans-Jürgen Eichhorn, Straubing, Germany
Renée Fuhrmann, Bad Neustadt Germany
Andreas Gösele-Koppenburg, Lörrach
Klaus-Peter Günther, Dresden, Germany
Dietolf Hämel, Bernau-Felden, Germany
Fakultät für Gesundheit und Medizin, Leiter des Zentrums für Medizinische
Spezialisierungen, Leiter des Zentrums für Regenerative Medizin und
Orthopädie,
Dr.-Karl-Dorrek-Straße 30, 3500 Krems, Österreich,
E-Mail: [email protected]
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie
Prof. Dr. med. Dr. phil. Victor Valderrabano, Ordinarius für Orthopädie,
Chefarzt, Orthopädische Universitätsklinik, Universitätsspital Basel,
Spitalstrasse 21, 4031 Basel, Schweiz,
E-Mail: [email protected]
Präsident der GOTS
Priv.-Doz. Dr. med. Bernd Wolfarth, Innere Medizin – Sportmedizin,
Fachbereichsleiter Sportmedizin,
Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, Marschnerstr. 29, 04109
Leipzig und Leitender Oberarzt, TU München - Klinikum r.d. Isar,
Abtlg. Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, Connollystr. 32, 80809
München,
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Leitender Arzt der Deutschen Olympiamannschaft
Bernd Wolfarth (München/Leipzig)
Beat Hintermann, Liestal, Switzerland
Frank Hoffmann, Rosenheim, Germany
Hubert Hörterer, Bad Wiessee, Germany
Andreas Imhoff, München, Germany
Thomas Jöllenbeck, Warstein, Germany
Franz Kainberger, Wien, Austria
Wilfried Kindermann, Saarbrücken, Germany
Dieter Kohn, Homburg/Saar, Germany
Karl-Heinz Kristen, Wien, Austria
Andreas Kugler, München, Germany
André Leumann, Basel, Switzerland
Philipp Lobenhoffer, Hannover, Germany
Frank Mayer, Potsdam, Germany
Oliver Miltner, Berlin, Germany
Gerhard Oberthaler, Salzburg, Austria
Dietrich Pape, Luxemburg
Markus Parzeller, Obertshausen, Germany
Hans-Gerd Pieper, Bremen, Germany
Christoph Raschka, Fulda, Germany
Iris Reuter, Gießen, Germany
Manuel Sabeti, Wien, Austria
Rüdiger Schmidt-Wiethoff, Pforzheim, Germany
Holger Schmitt, Heidelberg, Germany
Claudia Schueller-Weidekamm, Wien, Austria
Bernhard Segesser, Muttenz, Switzerland
Romain Seil, Luxemburg
Christian H. Siebert, Hannover, Germany
Klaus Steinbrück, Stuttgart, Germany
Axel Urhausen, Luxemburg
Lukas Weisskopf, Muttenz, Switzerland
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Rudolf Ziegler, Heppenheim, Germany
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zu den Themengebieten Arthroskopie, Biomechanik, internistische Sportmedizin, Bewegungs- und Trainingslehre, Bildgebende Verfahren, Sportpsychologie
und Sportrehabilitation sowie Diskussionen über Risiko bzw. Gesundheitswert verschiedener Sportarten, Kongressberichte, Erkenntnisse aus der Arzneimittelforschung sowie traumatologische Rahmenthemen. Interdisziplinären Themen wird in gebotenem Maße Platz eingeräumt.
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