Stammgästegeschichten Kitzbühel
Transcription
Stammgästegeschichten Kitzbühel
ULRICH WOHLFARTH Mitte Februar 1954 – Zeit zum Skifahren – zog der Arlberg wieder mächtig. Sankt Christoph, Kaltenberg-Hütte, Sankt Anton – ich fuhr einfach los. In Sankt Anton wird sich schon eine Liegestatt auftun – so meine Gedanken ich hatte nicht bestellt. Gott sei Dank war ich früh am Tage losgefahren, so dass ich gegen Mittag bereits am Arlberg war. Sankt Anton war voll besetzt! Nun wohin? Auf einmal kam mir Kitzbühel in den Sinn. Ich hatte schon einiges gehört und so entschloss ich mich kurzer Hand mit meinem „VW-Käfer“ weiter nach Kitzbühel zu fahren. Über den Pass Thurn traf ich am Spätnachmittag in Kitzbühel ein. Am Jägerwirt vorbei präsentierte sich das „Hotel Holzner“ (1). Ich trat ein und mir kam ein sehr gepflegter Senior entgegen. Herr Kommerzialrat Holzner musterte mich genau und auf meine Frage, ob ich 14 Tage bleiben könne, sagte er kurzer Hand „Sie können bleiben!“ Als ich mich eingenistet hatte, wurde mir ein Platz am sogenannten Junggesellen-Tisch im Restaurant angeboten. Am Abend traf ich dann den Junggesellen Dr. Frank Schröder aus Hannover. Wir verstanden uns von Anfang an sehr gut, so dass er mir gleich anbot, doch heute Abend mit von der Partie zu sein. Er hätte gestern schon einen sehr sympathischen Herrn kennen gelernt, welcher heute Abend nochmal vorbei schauen wollte. Kurze Zeit später fand sich dann Herr Oberfinanzrat Eckelhart vom Finanzamt Kitzbühel bei uns ein. Wir unterhielten uns, er spielte herrlich Klavier, wir sangen Wiener Lieder und der wunderschöne Abend wollte und sollte kein Ende nehmen. 1 ULRICH WOHLFARTH Später entschloss man sich noch bei Frau Hochfilzer in der „Tenne“ einen kleinen Umtrunk zu sich zu nehmen. Somit begann eine 50-jährige Freundschaft, welche alljährlich in Kitzbühel (2 mal im Jahr) neu bestätigt wurde. An diesem wohlbekannten Treffpunkt hatte man manch wertvolle Begegnung, so auch mit unserem unvergesslichen Toni Sailer (3). Täglich waren wir auf Skiern und ich lernte sehr schnell unter hervorragender Anleitung die herrlichen, vielseitigen Pisten und Schutzhütten von Kitzbühel und Umgebung kennen. Alfons Eckelhart wohnte im Gries bei Paula Savoy. Dadurch wurde man auch sehr schnell mit der Heimatbühne bekannt. Manch einen lustigen Abend verbrachten wir im Kolpinghaus, wo die Heimatbühne zu Hause war. Durch die Beiden – Alfons und Paula – lernte ich natürlich viele Kitzbüheler kennen. Wir genossen im Hause Planer den prima Heringssalat und des Abends in der Goldenen Gams die unvergessliche Bohnensuppe. Ich entschloss mich am Ende meines Urlaubes im Sommer wieder nach Kitz zu kommen, um diese schöne Gegend auch im grünen Sommerkleid kennen zu lernen. Es war noch die Zeit wo man mit dem „Wagerl“ von Vordergrub aufs Horn fuhr. Als wir uns im zweiten und dritten Jahr wieder trafen, logierten wir bei Frau Christel Hämmerle-Klausner im Hotel Klausner (2). Später dann in den folgenden Jahren zogen wir in den Tennerhof, wo wir unser zukünftiges Zuhause fanden. Wir fühlten uns bei Eva und Leo von Pasquali sehr wohl. Sie waren perfekte Gastgeber. Nach 36 Jahren Stammgast darf man mit Recht behaupten, dass es wie eine zweite Heimat war. In diesem Hause wurden wir in den Stammgästeclub aufgenommen und erhielten die Nadel in Bronze, die uns Herr Dr. Ziepl (4) mit viel Charme ansteckte. 2 ULRICH WOHLFARTH Wir nahmen im Hotel gerne die Vorschläge von Veranstaltungen, Wanderungen und Almbesuchen wahr und genossen die vielfältigen Möglichkeiten die Kitz bietet. Der Schwarzsee – im Sommer ein herrlicher Badesee, im Winter dem Eissport ergeben – mit seinem herrlichen Panorama. Ebenfalls optimale Möglichkeiten bieten sich auch im Golfsport, gepflegte Wiesen stehen allen Ansprüchen zur Verfügung. Auch im Wildpark in Aurach ist man mit der Natur in ihrer Vielfältigkeit verbunden. Selbstverständlich denkt man darüber nach, ob man all diese wunderschönen Eindrücke und Erfahrungen nicht weitergeben und vermitteln kann und so kam die Idee, ob wir nicht mit unseren Kunden (selbständige Handwerksmeister mit Gattin) Studienreisen nach Kitzbühel organisieren können. So begannen wir Ende der 70er Jahre unseren Kunden Kitzbühel zu zeigen. Wir buchten zwei Nächte im Hotel Tiefenbrunner. Es war ideal für unsere Kunden, denn das Hotel befindet sich mitten in der Stadt. 1. Tag Anfahrt, Abendessen und feiern im Tiefenbrunner, 2. Tag Ausfahrt nach Lienz zu Liebherr - dem Lieferanten zum Kühlen und Gefrieren, am Spätnachmittag zurück, nach dem Stadtbesuch - wo man auch kleine Einkäufe bei Geschenkstube Christel und Sepp Schroll tätigte - dann die Fahrt nach Reith ins Pfandl, wo wir einen wunderschönen Abend bei Musik und Tanz erleben durften. Die unvergessliche Greti Mitterer mit ihren Sängern, die Weisenbläser und der Ferdl aus dem Brixental und Frau waren für uns da und gestalteten den Abend wunderschön. 3 ULRICH WOHLFARTH Bei dieser Gelegenheit wurden viele Freundschaften geschlossen und die Liebe zu Tirol vertieft. Die Begeisterung war so groß, dass wir das PfandlTeam bei Veranstaltungen und Hausmessen ins Hause BEWO nach Reutlingen-Pfullingen holten. Essen und Trinken und das VogelbeerSchnapserl, natürlich auch die Musik, brachten sie immer mit. Es war jedes Mal ein freudiges Wiedersehen mit der ganzen Tiroler Mannschaft. Unser unvergesslicher Wolfgang Hagleitner fuhr sogar mit derselben Besetzung bis nach Hohenstein-Ernstthal und nach Dresden. Es ging soweit, dass unsere Kunden baten, man sollte doch wieder einmal eine Reise nach dem schönen Kitzbühel in Tirol unternehmen. Und so kam es zu Jubiläumsfahrten mit den einzelnen Häusern. Wir führten die schönen Reisen 14 Mal durch bis alle Betriebe (ca. 700 Pers.) Kitzbühel kannten. Natürlich bemühte man sich auch unser Kitzbühel allgemein bekannt zu machen, und so lud der Tourismusverband mit Herrn Kommerzialrat Langer ins Hotel Interconti (5) nach Stuttgart ein. Als zweite Veranstaltung war die eindrucksvolle Präsentation des Tourismusverbandes in Pforzheim mit Herrn Kommerzialrat Bartenstein und Frau Magister Steiner(6). Durch die Aktivitäten des Stammgästeclubs gewannen wir immer mehr Freunde und Mitglieder. Auch war inzwischen die von Hasi Unterberger gegründete Alpenrallye entstanden. Bei der fuhr ich 9 Mal mit meiner Frau Ursula und meinem BWM 502 V8 mit. Es sind nun viele Jahre vergangen und meine Frau und ich haben uns in Kitzbühel immer mehr wohlgefühlt. Man hatte mittlerweile sehr nette Freunde gewonnen (7). Wir erkennen auf Bild 7 Herrn Hofrat Eckelhart und Maxel Preyer. 4 ULRICH WOHLFARTH Der Stammgästeclub ist auch stattlich gewachsen. Ein Verein der wertvolle Begegnungen ermöglicht hat und über die Grenzen hinweg Freundschaften aufbaut, die besonders erfreulich sind (8). Einen solchen Freundeskreis sieht man auf Bild 8, mit Frau von Pasquali und Herrn Magister Kühr. Gerne nenne ich den Hansi-Hinterseer-Fanclub Elsaß unter der Leitung von Marie Thèrèse Winling – ihr Einsatz ist beispielhaft Die Stadtmusik Kitzbühel mit ihren wunderschönen Melodien, ihre stramme Marschmusik die wir sehr schätzen, dürfen wir nicht vergessen. Aber was würden die Stammgäste tun, wenn sie Nicoletta Plumm nicht hätten. Wir alle sind ihr zu großem Dank verpflichtet und hoffen, dass sie uns als Bindeglied zum Tourismusverband erhalten bleibt. 5 ULRICH WOHLFARTH 2 1 4 3 6 5 8 6 7