Psychologie in physikalischer Sprache

Transcription

Psychologie in physikalischer Sprache
do?)
Psychologie in physikalifcherSprache
Von
RudolfCarnap (Prag)
i. Einleitung. PhyfikalifcheSprache und Protokollfprache.
2. Die
Formen
pfychologifcher
S?tze.
3. S?tze ?ber Fremdpfychifches.
4. Entgegnung
5. Behaviorismus
auf
vier
und
Einw?nde.
typifche
?verftehende"
Pfychologie.
6. Phyfikalifierungin der Graphologie.
7. S?tze ?ber Eigenpfychifches;
8. Zufammenfaffung.
?introfpektive"
Pfychologie.
1. Einleitung.PhyfikalifcheSprache und Protokollfprache.
Es foil im folgendendie Thefe erl?utertund begr?ndetwerden,
da? jeder Satz der Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache formuliert
werden kann; (in inhaltlicher
Redeweife:) da? alle S?tze der Pfycho?
logie von phyftkalifchen
Vorg?ngen fprechen,n?mlich von dem
Verhalten von Menfchen und anderenTieren. Dies ift
phyfifchen
eine Teilthefe der allgemeinenThefe des Phyfikalismus,da? die
ift, d. h. eine Sprache,
phyfikalifche Sprache eine Univerfalfprache
in die jeder Satz ?berfetzt werden kann. Diefe allgemeinere Thefe
an deffen Dar?
ift in einem fr?heren Auffatz1)
er?rtert worden,
legungen wir hier ankn?pfen wollen. Zun?chft feien einige Ergeb
nilfe der fr?heren ?berlegungen
hier kurz wiederholt.
Beim Reden ?ber eine Sprache unterfcheiden wir die ?bliche ?in"
haltliche Redeweife"
(z. B. ?Die S?tze diefer Sprache fprechen von
den und den Gegenft?nden")
und die korrektere ?formale Rede?
weife" (z. B. ?Die S?tze diefer Sprache enthalten die und die W?r?
ter und find fo und fo aufgebaut"). Bei Verwendung
der inhaltlichen
von Verwirrungen
befteht die Gefahr
Redeweife
und Scheinpro?
blemen. Wenn
wir
zuweilen
folgenden
formale Redeweife.
*) Carnap, Die
Erkenntnis
9 Erkenntnis
II,
ihrer leichteren Verft?ndlichkeit
im
fo nur als Umfchreibung
f?r die
phyfikalifcheSprache als Univerfalfprache der Wiffenfchaft.
432?465,
III
lie wegen
verwenden,
1931.
ioS
F?r
Rudolf Carnap
find vor allem wichtig
Er?rterungen
in der die urfpr?nglichen Protokollf?tze
(in
erkenntnistheoretifche
die Protokoll}pr ache,
inhaltlicher Redeweife:
die S?tze
?ber das Gegebene)
des betreffen?
den Subjekts formuliertfind, und die Syftemfprache,in der die
S?tze des SyllemsderWiffenfchaftformuliert
find.Die Nachpr?fung
(Verifikation)von Syftemf?tzendurch ein Subjekt S gefchiehtda?
des S ab?
durch, da? aus diefen S?tzen S?tze der Protokollfprache
S
und
mit
S?tzen
des
Protokolls
des
den
geleitet
verglichen werden.
Die
M?glichkeit
derartiger Ableitungen
eines Satzes
fprache macht den Gehalt
von
S?tzen
der Protokoll?
aus; befteht f?r einen Satz
fo befitzt er keinen Ge?
kein derartiger Ableitungszufammenhang,
aus
ill
ift
S?tzen
dasfelbe
zwei
halt,
finnlos;
ableitbar, fo find fie ge?
haltgleich, befagen dasfelbe, find ineinander ?berfetzbar.
Jeder Satz der Syftemfprache kann umkehrbar ?berfetzt werden
in einen Satz der phyfikalifchen Sprache. F?r die S?tze der Pfycho
logie foil dies im folgenden gezeigt werden. Ferner kann jeder Satz
der Protokollfprache
irgendeines Subjekts umkehrbar ?berfetzt wer?
den in einen Satz der phyfikalifchen Sprache, n?mlich in einen Satz
?ber den K?rperzuftand
des betreffenden Subjekts. Damit werden
die verfchiedenen
Protokollfprachen
zu Teilfprachen
der phyfika?
lifchenSprache.Die phy?kalifcheSprache iftuniverfal und inter
fubjektiv;das iftdie Thefe des Phy?kalismus.
die phyfikalifche Sprache auf Grund
ihres Charakters
als
zur
der
Wiffenfchaft
gemacht, fo
Univerfalfprache
Syftemfprache
Wird
wird alleWiffenfchaftzu Phyfik.Die Metaphyfikwird als finnlos
zu
verfchiedenen Wiffenfchaftsgebiete
werden
ausgefchaltet. Die
es
Teilen der Einheitswiffenfchaft.
(In inhaltlicher Redeweife:)
gibt
nur
von
eine
Art
die
n?mlich
grundf?tzlich
Objekten,
phyfikalifchen
Vorg?nge;
in
ihrem Bereich
m??igkeit.
Der Phyfikalismus
ift nicht
befteht
eine
durchg?ngige
Gefetz?
er der
fo zu verftehen, als wolle
Sachver?
phyfikalifch ausdr?ckbare
vorfchreiben, nur
Pfychologie
halte zu behandeln. Es iftvielmehr gemeint: die Pfychologie mag be?
in
handeln, was fie will, und ihre S?tze formulieren, wie fie will;
jedemFall finddiefe S?tze in die phyfikalifche
Sprache ?berfetzbar.
Wir
fagen von einem Satz P, er fei ?berfetzbar (genauer: umkehr?
in den Satz Q, wenn es allgemeine
bar ?berfetzbar)
(d. h. raum?
zeitlichunabh?ngige)Regeln gibt, nach denen Q aus P und P aus
werden kann; (in inhaltlicher
Redeweife:) P und Q
Q erfchloffen
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache
befagen
denfelben
Sachverhalt;
(erkenntnistheoretifdi
109
gefprochen:)
jeder Protokollfatz, der P, beft?tigt, beft?tigt auch Q,
und
a mit Hilfe
eines Ausdrucks
der Aus?
umgekehrt. Die Definition
..
c.
dr?cke b,
Hellt eine ?berfetzungsregel
dar, mit deren Hilfe
jeder beliebige Satz, in dem a auftritt, umkehrbar ?berfetzt werden
kann in einen Satz, in dem nicht mehr a, iondern b, c .. auftreten.
Die
einer Sprache Lt in eine (ganz oder
teilweife) andere Sprache L2 ift fomit gew?hrleiftet, wenn f?r jeden
Ausdruck von Lt eine Definition
vorliegt, die ihn unmittelbar oder
mittelbar (d. h. mit Hilfe weiterer Definitionen)
auf Ausdr?cke von
Oberfetzbarkeit
aller S?tze
Uniere Thefe befagt alfo, da? f?r jeden pfycholo
L2 zur?ckf?hrt.
werden
gifchenBegriff (d. h. Ausdruck) eineDefinition aufgeftellt
kann, durch die er unmittelbar
oder mittelbar
auf phylikalifdie
Be?
der Pfychologefolle
griffezur?ckgef?hrtift.Es wird nichtgefordert,
S?tze
in
der
feiner
jeden
phyfikalifchen
Terminologie formulieren.
Die
Pfychologie mag wie bisher f?r ihren Zweck eine eigene Ter?
minologie benutzen. Gefordert wird nur die Aufftellung jener Defi?
nitionen,durch die die pfychologifche
Sprache in die phyfikalifche
eingegliedert wird. Behauptet wird, da? diefe Definitionen
dem Verfahren
aufgeftellt werden k?nnen, da fie unausgefprochen
der Pfychologie fchon zugrundeliegen.
Sprache
BeftehtunfereThefe zu Recht, fo find auch die generellenS?tze
der Pfychologie,die pfychologifdien?Gefetze", in die phyfikalifche
Gefetze. Damit ift
Sprache ?berfetzbar.Sie find fomitphyfikalifche
jedoch nichts dar?ber ausgefagt, ob diefe phyfikalifchen Gefetze aus
den im Anorganifchen
ableitbar
geltenden phyfikalifchen Gefetzen
find oder nicht.Die Frage der Ableitbarkeit der Gefetze iftv?llig
unabh?ngig
von der Frage der Ableitbarkeit
der Begriffe; das haben
wir fr?herfchonbei Er?rterungder Biologie ?berlegt (?Phyfikalifche
S. 449 f.). Allerdings wird man, fobald man einfieht, da?
der Pfychologie zur phyfikalifchen Sprache geh?ren, und
nachdem man vor allem auch die gef?hlsm??igen Hemmungen
?ber?
Sprache",
die S?tze
wunden
hat, die fchon diefer nachweisbaren Thefe entgegenftehen,
auch zu der heute noch nicht nachweisbaren Vermutung neigen, da?
die pfychologifdien
Gefetze Spezialf?lle der auch imAnorganifchen
Gefetze find.Mit dieferVermutunghaben
geltendenphyfikalifchen
wir
es hier aber nicht zu tun.
?ber die gef?hlsm??igenWiderft?nde gegen die Thefe des Phyfikalismus fei
eine
9*
kurze
Bemerkung
geftattet,
die
au?erhalb
unferer
fachlichen
Darlegungen
no
Rudolf Carnap
fteht. Derartige
diefe ein Idol
Widerft?nde
entthront
richten fich immer dann
wird,
wenn
uns
zugeben, die mit Gef?hlen der W?rde
wurde
Kopernikus
aus
der Menfch
der
eine Thefe, wenn
eine Vorftellung
gegen
zugemutet
wird,
Erhabenheit
feiner zentralen
durch Marx
wurden
die
geraubt;
zu erkl?ren
kaufal
ift, aus der Sph?re
Faktoren,
durch
ablauf
der
in die des materiellen
Ideen
die
der Gefchichts
fchehensherabgezogen; durchNietzfche wurden die Urfpr?nge der Moral
durch Freud
Regionen
verwiefen.
wurden
die Faktoren,
aus
im
Stellung
des ?bertierifchenSon
derwefens
entkleidet;
auf?
und Erhabenheit verkn?pft ift.Durch
Weltall verfto?en; durchDarwin wurde ihm die W?rde
Nimbus
durch
denen
Ge
ihres
die Vorftellungen
und Handlungen des Menfchen kaufal zu erkl?ren find, in dunkle Tiefen, in
?niedere"
Wie
fehr die
emotionalen
Widerft?nde
die
ruhige,
fachlichePr?fung dieferTheorien geft?rthaben, iftbekannt.Nun foil die Pfycho?
logie, die bisher als Theorie der feelifch-geiftigen
Vorg?nge von einer gewiffen
Erhabenheit umkleidet ift, zu einem Teil der Phyfik herabgew?rdigtwerden.
Gewi? wird mancher folcheThefe als bittere Zumutung empfinden.Vielleicht
d?rfen wir deshalb die Bitte ausfprechen,der Lefer m?ge fich um die bei der
Thefe auch fonftftets erforderlicheSachlichkeit
Pr?fung einer wiffenfchaftlichen
und Unvoreingenommenheit
2. Die
in diefem
Falle
ganz
befonders
bem?hen.
Formen pfychologifcher S?tze.
Auch f?r die Pfychologie ill die Unterfcheidungzwifchenfingu
generellen S?tzen wichtig. Ein fingul?rer pfychologifcher
z.
B. ?Herr A war geftern mittag zornig" (analog dem phyfi?
Satz,
die Lufttemperatur
kalifchen Satz ?Geftern mittag war
in Wien
+28? C"), bezieht fich auf eine beftimmte Perfon zu einer beftimmten
l?ren und
Zeit. Die
generellen pfychologifchen S?tze haben verfchiedene For?
deren
men,
wichtigfte vielleicht die beiden folgenden find. Ein Satz
kann eine beftimmte Befchaffenheit einer beftimmten Art von Vor?
hat ftets (oder:
g?ngen angeben, z. B. ?ein Uberrafdiungserlebnis
ftets bei Herrn
die
A; oder: ftets bei Perfonen der und der Gruppe)
die Struktur". Phyfikalifche Analogie:
Kreide
?Kreide
(oder:
von der und der Art) ill ftets wei?". Die zweite wichtige Form ift
und
die eines allgemeinen Bedingungsfatzes
?ber
die
Form
eines
alfo
g?nge,
Kaufalgefetzes.
einander
folgende Vor?
?Wenn Vor?
Beifpiel:
ftellungen von der und der Art unter den und den Bedingungen auf?
treten, fo tritt bei allen Perfonen
(oder: bei Herrn A; oder: bei
Perfonen der und der Gruppe) ftets (oder: h?ufig; oder: zuweilen)
von der und der Art auf." Phyfikalifche Ana?
eine Gem?tsbewegung
ein
erw?rmt wird, fo tritt meift Ausdehnung
logie: ?Wenn
K?rper
ein."
gene?
Forfchung bem?ht fich vor allem um die Gewinnung
reller S?tze. Diefe aber k?nnen nicht unmittelbar aufgeftellt werden,
Die
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache in
fondern nur auf Grund
fahren der
fingul?rer S?tze durch das Ver?
Induktion, d. h. der Hypothefenbildung.
vorliegender
fogenannten
S?tze ?ber pfy
Die Ph?nomenologie gibt vor, allgemein g?ltige fynthetifche
chifche Qualit?ten
fein folien. Sie
Falles
exemplarifchen
zu
aufftellen
folien
entweder
erkannt
k?nnen,
die
nicht
apriori
fein. Nach
oder
durch
durch
Induktion
gewonnen
eines einzigen
Vermittlung
befteht
eine folche
Auffaffung
unferer
nicht.An diefer Stelle brauchenwir jedoch nicht auf diefe
Erkenntnism?glichkeit
Frage einzugehen,da nach Auffaffungder Ph?nomenologen felbftdiefe S?tze nicht
zum
Bereich der Pfychologie
geh?ren.
es vor, da?
In der Phyfik kommt
fcheinbar auf Grund
eines einzigen
Falles
Z. B. kann
ein Phyfiker
eine beftimmte
ein allgemeines
Gefetz
aufgeftellt wird.
etwa die W?rmeleitf?higkeit
eines beftimmten reinen Metalles,
Materialkonftante,
durch einen einzigen Verfuch
da? nicht nur der
feftftellen; er ift dann ?berzeugt,
zu
K?rper
gepr?fte
anderen
fondern
Zeiten,
jeder
aus
K?rper
beliebige
gleichem
Material zu beliebiger Zeit mit hoherWahrfcheinlidikeit diefelbeMaterialkon?
ftante
befitzt. Aber
auch
hier
ift das
der
Verfahren
Induktion
angewendet.
Auf
Grund vielfacher fr?hererBeobachtungen iftder Phyfikern?mlich im Befitz eines
Satzes
allgemeinen
h?herer
Stufe,
abgek?rztes
und die) Materialkonftanten
K?rper
zu K?rper
nur
zweier
beftimmter
T?ne
der
anzuwenden.
Verfahren
es
ihm erlaubt,
Diefer
Satz
reiner Metalle
in diefem
lautet
variieren
etwa
Fall
?Alle
der
mit
Zeit
ein derart
(oder:
und
die
von
wenig".
Analog verh?lt es fichmit gewiffenErgebniffender Pfychologie.Wenn ein
hat, da? der Zufammenklang
Pfychologe in einem einzigen Verfuch feftgeftellt
von
einer
beftimmten
Verfuchsperfon
A
als
diffonant
empfundenwird, fo fchlie?ter hieraus (unter g?nftigenUmft?nden) auf den all?
gemeinen
nis haben
zu anderen Zeiten
bei A dasfelbe Ergeb?
der gleiche Verfuch
es fogar, mit Recht,
das Ergebnis
auf Zufammen
ja, er wagt
die von dem des erften Verfuches
nicht
gleichem akuftifchen Intervall,
Satz,
da?
wird;
kl?nge von
allzu entfernt
liegen, mit
ein Schlu?
nur
fcheinbar
vor.
In Wirklichkeit
Satz
zu Hilfe
wird
genommen,
auszudehnen.
einiger Wahrfcheinlidikeit
von einem
Satz
auf einen
fingul?ren
hier
ein aus vielen
der
etwa
Auch
hier liegt
Satz
allgemeinen
induktiv gewonnener
Beobachtungen
einer beftimmten Perfon
befagt: die Reaktion
eines Akkordes
Konfonanz
?ndert fich mit der Zeit
in bezug auf Diffonanz
oder
fehr wenig
und auch bei nicht zu gro?en Transpofitionen
verh?ltnism??ig
wenig.
von fingu?
Es bleibt fomit auch hier beftehen, da?
Satz auf Grund
jeder generelle
und zwar von mehreren,
l?ren S?tzen,
induktiv aufgeftellt
ift.
Schlie?lichfind noch S?tze ?ber pfychophyfifche
Zufammenh?nge
zu betrachten, z. B. folche ?ber die Beziehungen
zwifchen phylika
Diefe find ebenfalls durch Induk?
lifchem Reiz und Wahrnehmung.
tion gewonnen, und zwar aus teils phyfikalifchen, teils pfycholo?
gifdien fingul?ren S?tzen. Hierher geh?ren auch die wichtigften S?tze
der Geftaltpfychologie.
Die
bezug
von Hypothefen
in
generellen S?tze haben den Charakter
auf die konkreten S?tze, d. h. die Nachpr?fung
eines gene
Rudolf Carnap
112
der aus ihm ableitbaren
gefchieht durch Nachpr?fung
S?tze. Ein genereller Satz hat Gehalt,
foweit und nur
foweit die ableitbaren konkreten S?tze Gehalt haben. Auf diefe mu?
relien Satzes
konkreten
fichdaher die logifche
Linie richten.
Analyfe in erfter
einen fingul?ren pfychologifchen Satz aus, z. B. ?? war
froh", fo ift die erkenntnistheoretifche Situation,
geftern morgen
wenn A und B verfchiedene Perfonen find, anders als wenn A und B
Spricht A
diefelbe
Perfon
ift.Wir
unterfcheiden
daher
S?tze
?ber
?Fremd
pfychifches" und S?tze ?ber ?Eigenpfychifches". Bei den S?tzen der
f?llt, wie wir fp?ter fehen werden,
interfubjektiven Wiffenfchaft
diefer Unterfchied fort. F?r die erkenntnistheoretifche Unterfuchung
der zun?chftfubjektivenfingul?renS?tze iftdagegen die genannte
Unterfcheidung
unerl??lich.
3. S?tze ?ber Fremdpfychifches.
Der
eines fingul?ren Satzes ?ber
zun?chft deutlich gemacht durch die Analo?
erkenntnistheoretifche Charakter
Fremdpfychifches werde
Eigenfchaft,die definiert
gie zu einemSatz ?ber eine phyfikalifche
unter beftimmten Bedingungen
ein
ift als Dispofition,
(?Reizen")
zu
Ein
beftimmtes Verhalten
K?rper
zeigen. [Beifpiel:
(?Reaktion")
er bei Einwirkung
deformierender Kr?fte
hei?t ?plaftifch", wenn
von beftimmter Art und St?rke dauernde Geftalt?nderung
ohne Zer?
rei?ung erleidet].
zweier Beifpiele
Wir wollen die Analogie durch Gegen?berftellung
durchf?hren. Es kommt uns dabei auf die erkenntnistheoretifche Si?
tuation
in dem pfychologiichen
Beifpiel
an; das hierzu
in Parallele
Eigenfchaft foil nur das Ver
geftellteBeifpiel der phyfikalifchen
ft?ndnis des pfychologifchen Beifpiels erleichtern und nicht etwa f?r
rechts und links der
dienen.
einen Analogieschlu?
(Wo der Text
ift er der K?rze wegen nur einmal gefchrieben).
felbe fein w?rde,
Satz
?ber eine phyfikalifche Ma-
fchen
terialeigenfchaft.
Ich
behaupte den
Beifpiel:
Pti ?Diefe Holzft?tze
eine hohe Fettigkeit."
Satz
hat
Satz
?ber
einen
fremdpfychi
Zuftand.
Beifpiel: Ich behaupte den
Satz
Pt:
?Herr
A
ift jetzt auf
geregt."
Es find zwei verfchiedene Wege
m?glich, auf denen der Satz Pt
und ?intu?
bezeichnen
fie als ?rationales"
wir
gewonnen fein kann;
itives" Verfahren. Das rationale Verfahren befteht darin, da? Pt aus
Sprache 113
Pfychologie in phyfikalifcher
pt (oder aus mehreren
einem Protokollfatz
folchen) erfchlof?en wird,
aus einem Wahrnehmungsfatz
n?mlich
?ber Geftalt und Farbe der
?ber Ausdrucksbewegungendes
oder
z. B. Mienen, Gellen
?ber
oder
phyfikalifche
dergl.,
folcher Bewegun?
Auswirkungen
Holzft?tze.
A,
gen, z. B. ?ber Schriftz?ge.
n?mlichder
F?r diefen Schlu? iftnoch einOberfatz O erforderlich,
generelle Satz, da?,
wenn ich bei einerHolzft?tze
wenn ich bei einerPerfon diefe
oder
wahr
diefe Farbe
und Form wahrneh-
Mienen
weift.
von
regt erweift. (Satz von den mi
bzw.
mifchen
graphologifchen
me, lie fich (meift)als fefter(Satz
den Wahrneh-
mungskennzeichen
der
Feftig-
keit.)Kennzeichen
Da?
der Gehalt
Schriftz?ge
nehme,fie fich (meift)als aufge?
der Aufgeregtheit).
von Pt nicht mit dem von px zufammenf?llt,
ion?
dern ?ber diefen hinausgeht, ift leichtzu erfehen,da ja f?r den
Schlu?
von p? auf Pt noch O
ift. Das
erforderlich
genannte Ver?
h?ltnis zwifchenpt und Pt ergibt liehauch daraus, da? der Schlu?
von p? auf Pt unter Umft?nden
fehlgehen kann. Es kann der Fall
eintreten, da? zwar px in einem Protokoll
vorliegt, ich aber den
des
weiteren
Grund
Protokolls
auf
aufgeftellten Syftemfatz Pt
widerrufen mu?; ich fage dann etwa: ?ich habe mich geirrt; die Nach?
pr?fung hat ergeben,
da? die St?tze nicht feftwar, ob-
wohl fie die und die Form und
Farbe
hatte."
da?
A
wohl
nicht aufgeregt war,
ob?
er die und die Mienen
zeigte."
das theoretifche Kennt
als diefes rationale Verfahren,
H?ufiger
nilfe vorausfetzt und ?berlegungen
erfordert, wird im praktifchen
Leben das intuitive Verfahren angewendet. Hierbei wird der Satz
aus dem gleichlautenden
Protokollfatz
p2 ent?
Pt unmittelbar
nommen:
?Die
Man
St?tze
ift feft."
fpridit daher
?A
in dieiem
nehmung"
der Materialeigenfchaften,
der Fettigkeitder St?tze.
Fall
z. B.
ift aufgeregt."
auch von
?unmittelbarer Wahr?
des Fremdpfychifchen,
Aufgeregtheitdes A.
z. B. der
Rudolf Carnap
114
Auch in diefemFall findProtokollfatz p2 und SyftemfatzPt nicht
gehaltgleich.
Der
wird
Unterfchied
deshalb
gew?hnlich
nicht be?
achtet,weil die beiden S?tze in der ?blichen Formulierunggleich
lauten. Auch
hier k?nnen wir
uns den Unterfchied
am bellen klar?
des Irrtums betrachten. Es kann
machen, wenn wir die M?glichkeit
in
meinem Protokoll
vorkommt,
vorkommen, da?
ich, obwohl p2
auf Grund des weiteren Protokolls
den aufgeftellten Syftemfatz Pt
ich fage dann:
mu?;
hat
gezeigt,
Nachpr?fung
widerrufen
da?
die St?tze nicht feil war,
?ich habe mich
ob-
da?
A
geirrt; die weitere
nicht aufgeregt war,
ob?
Eindruck wohl ichden intuitivenEindruck
wohl ichden intuitiven
hatte,
hatte, er fei aufgeregt."
fie fei feil."
[Der Unterfchiedzwifchenp2 und Pt iftderfelbe,wie der zwifchen
S?tzen p und Pt ?Auf
den gleichlautenden
rote Kugel"
des fr?heren Beifpiels, Bd.II,
diefem Tifch
S.
460.
Die
liegt eine
damalige
?berlegung zeigt,da? bei genauerDurchf?hrungder Schlu? von p2
bedarf und durchaus
auf Pt ebenfalls eines generellen Oberfatzes
nicht einfach ift; in der Praxis wird er aber dadurch bis zur Trivi?
beiden S?tzen
Sprachgebrauch
den gleichen Wortlaut
gibt.]
zweckm??igerweife
Unfer Problem ill jetzt: welchen Sinn hat der Satz PJ Eine folche
Frage kann nur dadurch beantwortet werden, da? ein anderer Satz
alit?t
vereinfacht,
da?
der
?bliche
(bzw. mehrere) angegeben wird, der (bzw. die gemeinfam) gehalt?
gleich ill mit Pt. Die Auffaffung, die hier vertreten werden foil, geht
nun dahin, da? Px gehaltgleich iftmit einem Satz P2, der das Vor?
ift
liegen einer phyfikalifchen Struktur befagt, die gekennzeichnet
Reize in gewiffer
durch die Dispofition, auf gewiffephyfikalifche
Weife
zu reagieren;
in unferem Beifpiel:
P2 befagt das Beftehen der?
Struktur (Mikroftruktur)
jenigenphyfikalifchen
die dadurch geder Holzft?tze,
kennzeichnet ift,da? diefe St?tze
bei
keine
Belaftung
geringer
merkliche Form?nderung erleidet,
des Leibes
fondere
A9 insbe
Zentralnerven
des Herrn
feines
fyllems, die dadurch gekennzeich
von At
net ift, da? Frequenz
und bei h?hererBelaftungfich in mung und Puls erh?htfind und
dem und dem Ma?e
durchbiegt,
aber noch nicht bricht.
auf gewiffe Reize hin noch wei
ter erh?ht werden, da? auf Fra?
gen meift heftige und fachlich
unbefriedigende
Antworten
ge
Pfychologie in phy?kalifcherSprache
115
geben werden, da? auf gewiffe
hin erregte Bewegungen
Reize
eintreten und dergl.
Nach unfererAuffaffungbeftehtauch hier einevollft?ndigeAna?
und dem pfychologiichen
logie zwifchendem phyfikalifchen
Beifpiel.
Befragenwir aber ?ber die beidenBeifpieledie Fachleuteder beiden
Gebiete,
fo erhalten wir
Antworten.
nicht-analoge
durchaus
gegenw?rtig von der Mehrzahl
Die Gehaltgleichheit mit P2 wird n?mlich
f?r den phyfikalifchenSatz P1 f?r den pfychologiichenSatz Pt
von allen Phyfikernf?r felbft von faftallen Pfychologen (mit
Ausnahme
verft?ndlich gehalten.
vioriften)
der
radikalen
Beha
abgelehnt.
Die von den Pfychologenmeiftvertretenegegnerifche
Auffaffung
eines Zu
?Ein Satz von der Form P? befagt das Vorliegen
ftandes, der mit der entfprechenden phyfikalifchen Struktur nicht
meint:
identifchift,fondernvon ihrnur begleitetwird, in ihr?u?erlich in
Erfcheinung
tritt. In unferem Beifpiel:
Pt befagt, da? die St?tze nicht I\ befagt,da? Herr A nichtnur
nur die durch P2 ausgefagte phy?
fikalifche Struktur hat, fondern
da?
au?erdem
in ihr noch
gewiffe Kraft vorhanden
ihre ?Fettigkeit";
eine
ift, eben
einen Leib
fikalifchen
Struktur
nicht
iden?
tifch, aber fie fteht derartig in
zu
einem Parallelit?tsverh?ltnis
ihr,da? lie ftetsdann und nur
dann
vorhanden
ift, wenn
eine
phyfikalifcheStruktur von der
gekennzeichneten
ift.
Art
vorhanden
(zu der be?
ausgefagte phyfikalifche Struktur
hatte, fondern da? er, da er ein
Wefen"
?pfychophyfifches
au?erdem
diefe Fettigkeitiftmit der phy?
hat, der
treffendenZeit) die durch P2
ift,
auch noch ein Bewu?t
fein hat, eine gewiffe Kraft oder
in oder an der fich
Wefenheit,
eben jene Aufgeregtheit befand;
diefe Aufgeregtheit kann daher
mit der genannten phyfikalifchen
Struktur des Leibes nicht iden?
tifchfein,aber fie ftehtderartig
in einem
Parallelit?tsverh?ltnis
(oder auch Wedifelwirkungsver
h?ltnis) zu ihr,da? fieftetsdann
und
nur dann
(oder wenigftens
wenn
h?ufigdann) vorhanden ift,
eine phyfikalifcheStruktur des
Leibes
von der gekennzeichneten
ii6
Rudolf Carnap
Infolge diefer Parallelit?t kann Art vorhanden ift.Infolgediefer
das
befchriebene
halten
Reaktionsver-
der St?tze
be-
gegen?ber
ftimmten Reizen,
das eine phyfikalifche Kaufalwirkung
jener
ift, als ??u?erung"
Fettigkeit aufgefa?t werden.
Struktur
der
Parallelit?t
das
kann
befchrie
bene Reaktionsverhalten
?ber
beftimmten
Reizen
gegen
als
der Aufregung
??u?erung"
werden.
gefa?t
auf?
Diefe Fettigkeit felbftift fomit Diefe Aufregung felbftoder das
eine qualitas
occulta,
eine ver-
Bewu?tfein,
deffen Attribut
oder
borgene Kraft, die hinter der Affektion die Aufregung ift,ift
phyfikalifchen Struktur fleht, in
ihr erfcheinend, felbft unerkenn-
fomit eine qualitas
verborgene Kraft,
occulta, eine
die hinter der
bar." phyfikalifchen
Struktur fleht,in
ihr erfcheinend,
felbft unerkenn?
bar."
Diefe Auffaffung begeht den Fehler einer Hypoftafierung, wodurch
eine merkw?rdige
eintritt: neben oder hinter einem
Verdopplung
Zuftand,deffenVorliegen empirifch
nachpr?fbar ift,wird noch eine
angenommen, deren Vorliegen nicht nachpr?f?
?parallele" Wefenheit
bar ift. (Man beachte, da? wir hier ftets von einem Satz ?ber Fremd?
?
?
fo wird man vielleicht einwenden,
pfychifches fprechen.) Aber,
einer Nachpr?fung,
befteht nicht doch die M?glichkeit
n?mlich durch
p2 ?ber den intuitiven Eindruck von
den Protokollfatz
der Fettigkeitder St?tze?
der Aufregung des A7
Satz, fowird der Einwendende
fagen, liegt doch im Protokoll
noch neben dem Wahrnehmungsfatz
pt vor; kann fich dann nicht
auf ihn auch noch ein Syftemfatz, deffen Gehalt ?ber den von P2
ill folgendes zu erwidern. Ein Satz
hinausgeht, gr?nden? Hierauf
Diefer
ift.Beft?nde nun
befagt nicht mehr als das, was an ihm nachpr?fbar
von Pt in der Ableitung des Protokollfatzes
die Nachpr?fung
p29 fo
w?ren diefe S?tze gehaltgleich; das aber haben wir vorhin fchon
als unm?glich erkannt.
von Pt als in Protokoll
zur Nachpr?fung
Eine andere M?glichkeit
von
von
Art
der
des p2 liegt nicht vor.
f?tzen
der Art des pt oder
fo ift
Soll nun der Gehalt von Pt ?ber den von P2 hinausgehen,
nicht nachpr?fbar, alfo finn?
die dar?ber hinausgehende Komponente
los. Lehnt man f?r den Satz Pt die Deutung durch P2 ab, fowird Px
ein metaphyfifcher
Scheinfatz.
Pfychologie in phy?kalifcherSprache nj
find gegenw?rtig in bezug auf
verfchiedenen Wiffenfdiaften
von metaphyfifchen Beimengungen
in fehr verfchie?
die Reinigung
Die
denen Stadien.Die Phyfik ift,hauptf?chlichdurch die Bem?hungen
von Mach,
Poincar?
und Einftein,
im ganzen
fchon praktiich meta
phyfikfrei;f?r die Pfychologiehaben dagegen die Bem?hungenum
eine metaphyfikfreie Wiffenfchaft
kaum
erft eingefetzt. Der Unter?
fchiedzeigt fichbefondersdeutlich in der Beurteilung,die die vorhin
genannte Auffaffung, die wir als metaphyfifch und finnlos ablehnen,
bei den Fachleuten findenw?rde. JeneAuffaffungin bezug auf das
phyfikalifche
Beifpielw?rde von den meiftenPhyfikernals Anthro
pomorphismus,
Mythologie,
Metaphyfik
abgelehnt
werden.
Darin
zeigt fich die antimetaphyfifche
Einftellungder Phyfiker,die mit
unferer Einftellung
?bereinftimmt. Dagegen
wird
jene Auffaffung
in
dem pfychologifchen
Beifpiel (wenn auch vielleichtnicht in unferer
kraffenFormulierung)den meiftenPfychologenheute als felbftver
ft?ndlich, als auf Grund
der Einf?hlung
evident
erfdieinen. Hierin
zeigt fichdie metaphyfifche
Einftellungder Pfychologen,die unferer
Einftellung
entgegengefetzt
4. Entgegnung
auf vier
typifche Einw?nde.
das Ergebnis der foeben an einem Beifpiel
ein
fo kommen wir zu der Thefe:
?berlegungen,
Verallgemeinern
durchgef?hrten
ift.
wir
fmgul?rerSatz ?ber Fremdpfychifchesi? gehaltgleichmit einem
Satz; (in inhaltlicher
phyfikalifchen
Redeweife:) ein Satz ?ber Fremd?
ein
Art
da?
Vorgang beftimmter
pfychifches
befagt,
phyfikalifcher
am Leib der betreffenden Perfon ftattfindet. Wir
wollen
jetzt einige
gegen diefe Thefe des Phyfikalismus er?rtern.
A. Einwand wegen Unbekanntheit
der Phyfwlogie: ?Uniere gegen?
Einw?nde
w?rtige Kenntnis der Phyfiologie,befonders der Phyfiologie des
ift noch nicht fo weit vorgefchritten, da? wir
Zentralnervenfyftems,
etwa der
wiffen k?nnten, welche Klaffe phyfikalifcher Zuft?nde
?Aufgeregtheit"
entfpricht. Daher k?nnen wir, wenn wir heute den
Satz ?A ift aufgeregt" ausfprechen, damit nicht den entfprechenden
phyfikalifchen Zuftand meinen."
Erwiderung. Der Satz Pt ?A ift aufgeregt" kann allerdings heute
noch nicht ?berietzt werden in einen phyfikaliichen Satz Pz von der
Form ?Am Leib des A findet jetzt der und der chemifch-phyfika
lifcheProze? ftatt" (ausgedr?cktdurch die Verteilung der phyfika?
lifchen Zuftandsgr??en
und durch diemiiche
Formeln). Dazu
reichen
ii8
Rudolf Carnap
unfere
gegenw?rtigen phyfiologifchen Kenntniffe
aber kann auch heute fchon P1 ?berfetzt werden
nicht
aus. Wohl
in einen anderen
Satz ?ber den phyfikalifchen
Zuftand des Leibes des A9 n?mlich in
fr?her genannten Satz P2 von der Form ?Der Leib des A ift
ill dadurch, da? bei der
jetzt in einem Zuftand, der gekennzeichnet
den
Wahrnehmung des Leibes desA beimir die Protokollf?tzept (Wahr?
nehmung von Ausdrucksbewegungen)
druck: von der Aufgeregtheit des A)
tokollf?tze
von der und der Art
und (oder) p2 (intuitiver Ein?
oder andere entfprechende Pro?
auftreten". Ebenfo wie im phyfi?
kalifchenBeifpiel der Satz Px ?Die Holzft?tze iftfeil" fichauf die
StrukturderHolzft?tze bezieht,obwohl der den Satz
phyfikalifche
vielleicht
nicht imftandeift,diefe StrukturdurchAn?
Ausfagende
gabe
der Verteilung
der
phyfikalifchen
Zuftandsgr??enwerte
zu
Satz Pt 99Aift
kennzeichnen,fo beziehtfichauch der pfychologifche
des
des
Leibes
die
Struktur
auf
A9 obwohl
aufgeregt"
phyfikalifche
fondern nur durch
diefe Struktur nicht durch Zuftandsgr??enangaben,
beftimmte
Eindr?cke,
Reaktionsdispofi
m?gliche Wahrnehmungen,
tionen und dergl. gekennzeichnet werden kann. Die phyfiologifche
Unkenntnis
kann
lifchen Zuftandes
des phyfika?
alfo nur die Art der Kennzeichnung
Punkt
den
aber
nicht
beeinfluffen,
prinzipiellen
Zuftand
ber?hren,da? der Satz P? fich auf einen phyfikalifchen
bezieht.
B. Einwand auf Grund des Analogiefchlufjes:?Bei mir felbfter?
auch
ich zornig bin, au?er dem zornigen Verhalten
lebe ich, wenn
ich nun bei einem anderen ein
felbft.Wenn
noch das Zorngef?hl
zorniges Verhalten beobachte, fo kann ich,wenn auch nicht mit Ge?
wi?heit, dochwenigftensmitWahrfcheinlichkeitden Analogiefchlu?
machen,
da?
auch er jetzt au?er
dem zornigen Verhalten
noch ein
Zuftand gemeintill)."
Zorngef?hlhat (womitnichtein phyfikalifcher
Erwiderung. Analogiefchl?ffe find zwar nicht ficher, aber zweifel?
los als Wahrfcheinlichkeitsfchl?ffe
zul?ffig. Betrachten wir ein Bei?
Ich fehe eine Schachtel von
fpiel eines allt?glichen Analogiefchluffes.
beftimmter
Geftalt,Gr??e, Farbe; ichftelle feil, da? fie Stahlfedern
enth?lt.
Ich finde eine andere Schachtel von gleichem Ausfehen;
ich
da? auch fie
ziehe nach Analogie den Wahrfcheinlichkeitsfchlu?,
Stahlfedern
enth?lt. Der
Einwendende
meint,
da?
der von
ihm vor?
die gleiche logifche
genommene
Analogiefchlu? auf Fremdpfychifches
Form habe.W?re das der Fall, fo beft?ndedieferSchlu? gewi? zu
Recht. Aber das iftnichtder Fall; hier iftder Schlu?fatzfinnlos,ein
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache 119
blo?er Scheinfatz.Denn er iftals Satz ?ber Fremdpfychifches,
der
nichtphyfikalifch
werden
nicht
foil,grundf?tzlich
gedeutet
nachpr?f?
war
es wird
das Ergebnis unferer fr?heren ?berlegung;
des Einwandes D noch einmal er?rtert wer?
fp?ter bei Gelegenheit
den. In der Nicht-Nachpr?fbarkeit
des Schlu?fatzes
liegt auch der
bar. Das
zu
Unterfchied
und
Die
dem
foeben
die zweite
genannten Beifpiel. Da?
kann
enth?lt,
grundf?tzlich nachgepr?ft
etwa durch Beobachtungsf?tze
des Protokolls beft?tigt werden.
Schachtel
auch Stahlfedern
beiden analogen
S?tze
?In der erften Schachtel find Stahlfedern"
und ?In der zweiten Schachtelfind Stahlfedern"find logifchund
erkenntnistheoretifch von gleicher Art. Deshalb
befteht hier der Ana?
logiefchlu?zu Recht.Anders flehtesmit den beiden S?tzen ?Ich bin
und
halten den erften f?r
?Der andere ift zornig". Wir
den
zweiten
die
finnvoll,
(wenn
phyfikalifche Deutung ausgefchloffen
der den zweiten Satz auch f?r
wird) f?r finnlos; der Einwendende,
zornig"
finnvoll h?lt, wird der Anficht fein, da? der zweite von dem Be?
in v?llig anderer Weife
ill als der erfte.
hauptenden
nachzupr?fen
So kommen wir zu dem gemeinfamen Ergebnis, da? der zweite Satz
erkenntnistheoretifch von
anderer Art ift als der erfte. Die gleiche
Sprachform ift logifch unrechtm??ig. Sie t?ufcht uns eine Gleichartig?
keit der beiden S?tze und damit eine Berechtigung des Analogie?
fchluffes vor.
Ift der Schlu?fatz als finnlos erkannt, fo bleibt noch die Frage, wie das Ent
ftehen diefes Scheinfatzes zu erkl?ren ift.Die logifcheAnalyfe der ?blichen Be?
griffsbildungenund S?tze in derWiffenfchaftund befonders in der Philofophie
f?hrt uns
fehr h?ufig
auf
Scheinf?tze.
Aber
als
eines Analogiefchluffes
Schlu?fatz
mit finnvollenPr?miffenkommt ein Scheinfatz fonftfehr feitenvor. Das
zu
erkl?ren.
Ein
hat
Analogiefchlu?
(in
einem
einfachen
die
Fall)
ift leicht
folgende
Form. Pr?miffen:
Wenn A die EigenfchaftE hat, fo ftets auch die EigenfchaftF;
A' iftA in vielem ?hnlich; A' hat die EigenfchaftE; wir fchlie?enhieraus mit
Wahrfcheinlichkeit:A' hat auch die EigenfchaftF. Nun lehrtdie Semantik (logifche
der Sprache)
Sind
,A' und ,BC irgendwelche
Syntax
folgendes.
Gegenftandsnamen,
und bedeutet
,?' und ,FC irgendwelche
Eigenfchaftsnamen,
,E(A)\ da? A die Eigen?
fchaftE hat, fo gilt: a) find ,E(A)' und ,?(#/ finnvoll (gleichviel,ob wahr oder
falfch),
irgend
fo geh?ren
zwei Namen
,A( und
yAc und
,BC zu
derfelben
,BK zu derfelben
femantifchen
femantifchen
finnvoll, fo auch ,F(B)(. Nun find in unferemFall ?(A)'
alfo geh?ren
nach
(a)
,AC und
,Aft zu derfelben
Gattung.
b) geh?ren
Gattung;
und ift ,F(A)'
Gattung
und JE(A'f finnvoll;
Nach
der
erften Pr?miffe
ift ,F(A)( finnvoll; alfo iftnach (b) auch der Schlu?fatz 3F(AJ des Analogie?
fchluffes
finnvoll.Da? die Pr?miffen eines Analogiefchluffesfinnvoll find und
trotzdem
der Schlu?fatz
finnlos
ift, kann
daher
nur vorkommen,
wenn
der
fprach
licheAusdruck nicht logifcheinwandfrei ift.Und das iftbei dem Analogiefchlu?,
Rudolf Carnap
I20
den
der obige Einwand
verfucht, der Fall. Die
jjich bin
pr?dikative
Sprachform
nicht ad?quat
Sachverhalt
wieder.
Sie dr?ckt aus, da?
zornig"
gibt den gemeinten
einem gewiffen Gegenftand
eine gewiffe Eigenfchaft
zukomme. Was
ift
vorliegt,
aber nur ein erlebtes Zorngef?hl.
etwa
Diefes
m??te
fo formuliert
fprachlich
werden: ?jetzt Zorn". Bei diefer richtigenFormulierung f?llt jedoch die M?glich?
keit des Analogiefchluffes
weg. Denn dann lauten die Pr?miffen: fobald ich,d. h.
mein
Leib
ift Zorn;
der Leib
des anderen
ift meinem
zorniges Verhalten
zeigt,
in vielem
der Leib des anderen
Der
Verhalten.
?hnlich;
jetzt
zorniges
zeigt
Schlu?fatz
kann nun nicht mehr
da in dem Satz
gebildet werden,
?jetzt
(oder:
Leib
dann)
Wollte
Zorn"
kein
nun
man
?ich" mehr
fteht, das
aber den Schlu?fatz
durch
?der
andere"
indem man
bilden,
erfetzt werden
keine Erfetzung
kann.
vornimmt,
fondern einfach die Form der Pr?miffe beibeh?lt, fo erg?be fich ein zwar finn?
aber
voller,
?blicher
C.
offenbar
Einwand
tragung
falfcher
ausgedr?ckt:
Sprache
Schlu?fatz:
?Ich
bin
?Alfo
jetzt
jetzt Zorn";
dies
bedeutet
ja,
in
zornig".
der Telepathie:
?ber?
auf Grund
?Telepathifche
Bewu?tfeinsinhalten
Ge?
(Vorftellungen, Gef?hlen,
von
ohne (feftftellbare)
danken) gefchieht
phyfikalifche
Vermittlung.Hier
liegt eine Erkenntnis von Fremdpfychifchem ohne Wahrnehmung
des Leibes des andern vor. Beifpiel:
Ich wache
nachts pl?tzlich
auf, fp?re ein deutlichesAngftgef?hl,wei? dabei, da? mein Freund
jetzt die Angft erlebt; fp?terwird beft?tigt,da? mein Freund in
diefem Augenblick
in Lebensgefahr
war. Hier
kann meine
Erkennt?
nis von der Angft des Freundes nicht den phyfikalifchen
Zuftand
feines Leibes
meinen,
denn von diefem wei?
ich nichts; meine
Er?
kenntnisbezieht fichunmittelbarauf das Angftgef?hlfelbft,
das der
Freund
erlebt."
Erwiderung. Die Pfychologen find gegenw?rtig noch nicht einig
dar?ber, in welchem Grad das Vorkommen
telepathifcher Vorg?nge
ift eine empirifche Frage, die wir
als gefiebert zu betrachten ift.Dies
hier nicht zu entfeheiden haben. Wir wollen
dem Einwendenden
und annehmen, das Vorkommen
entgegenkommen
telepathifcher
fei
empirifch beft?tigt. Wir werden zeigen, da? hier
?bertragung
durch an unferen ?berlegungen
nichts ge?ndert wird. Die
Frage
lautet hier: welchen
Sinn hat der Satz 'Pt: ?Mein Freund erlebt jetzt
ich
eine telepathifch gewonnene Erkenntnis aus
Angft",
Wir
fpr?che?
behaupten: der Sinn ift genau der gleiche, wie wenn
ich den Satz Pt auf Grund einer in normaler (fei es rationaler, fei
durch den
es intuitiver) Weife
gewonnenen Erkenntnis ausfprechen w?rde: das
von Pt.
Vorkommen
?ndert nichts an der Deutung
der Telepathie
in bezug auf eine
Betrachten wir eine genau analoge Situation
ich habe pl?tzlich die Vor
phyfikalifche Erkenntnis. Angenommen,
121
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache
ftellung,da? zuhaufe ein Bild von derWand gefalten ift,w?hrend
ich noch ein anderer auf normalem Weg
weder
hiervon
etwas wahr?
nehmenkann; fp?terwird beft?tigt,da? das Bild herabgefallenift.
Ich fpredie jetzt meine durch ?Kellfehen"
gewonnene Erkenntnis in
dem Satz Q aus: ?Jetzt iftdas Bild von der Wand
gefallen"; welchen
Sinn hat dann diefer Satz? Der Sinn von Q
gleiche, wie wenn ich ihn auf Grund
lich durch direkte Wahrnehmung)
ifthier offenbarder
einer in normaler Weife
(n?m?
aus
Erkenntnis
gewonnenen
fprechen w?rde. Denn er befagt in beiden F?llen einen phyfikalifchen
n?mlich
eine beftimmte Bewegung
eines beftimmten
Vorgang,
K?rpers.
Ebenfo
verh?lt
es fich nun bei der telepathifchen Erkenntnis. Wir
haben fr?her fchonden Fall betrachtet,da? ein fremdpfychifcher
einer Wahrnehmung
aber bei Anla?
intuitivem Weg,
auf
des Leibes des andern, gewonnen wird; falls telepathifdie Erkenntnis
eines fremdpfychifchen Zuftandes vorkommt, beruht fie ebenfalls auf
Zuftand
einem
das, was
intuitiven Eindruck, aber ohne gleichzeitige Wahrnehmung;
erkannt wird, ift aber in diefen beiden F?llen das gleiche.
Wir haben fr?her?berlegt,da? Pt nicht gehaltgleichiftmit dem
Protokollfatz
ein
Satz
des
Leibes
lieh nicht auf p2 ft?tzen kann. Uniere ?ber?
gelten genau ebenfo auch f?r den telepathifch-intuitiven
des
legungen
Eindruck.
D.
p2 ?ber den normal-intuitiven Eindruck, und da?
etwas au?er oder hinter dem phyfikalifchen Zuftand
?ber
anderen
Einwand
auf Grund
der Ausfagen
des andern:
?Wir
find zu
n?chfteinig dar?ber, da? A einen phyfikalifchen
Zuftand gewiffer
Art hat, der fich in einem Reaktionsverhalten
und bei mir au?er finnlichen Wahrnehmungen
Eindruck vom Zorn des A hervorruft. Da? A
gewiffer Art ?u?ert
auch den intuitiven
aber au?erdem
auch
wenn ich
wirklich ein Zorngef?hl erlebt,kann ich doch feftftellen,
er es ja felbft bezeugen, da? er ein Zorngef?hl
follte ich feine Ausfage, nachdem ich ihn als
glaubw?rdigen Menfchen und guten Beobachter kenne, nicht f?r wahr
oder wenigftens f?r wahrfcheinlich wahr halten?"
ihn frage. Da wird
gehabt hat. Warum
Bevor ich entfcheiden kann, ob ich die Ausfage des
Erwiderung.
als wahr oder falfch oder wahrfcheinlich wahr annehmen foil, ja
bevor ichmir ?berhaupt diefe Frage vorlegen kann, mu? ich zun?chft
A
einmal die Ausfage verliehen. Sie mu? einen Sinn f?r mich haben.
das hat fie nur, wenn ich fie nachpr?fen kann, wenn alfo aus
Und
722
Rudolf Carnap
ihrS?tze meiner Protokollfpracheableitbar find.Wird die Ausfage
phyfikalifch interpretiert, fo ift fie nachpr?fbar
kollf?tze von der Art pt und p2 und andere,
ftimmte Wahrnehmungen
und
durch meine
alfo S?tze
intuitive Eindr?cke.
Da
Proto
?ber
be?
aber der Ein?
wendende
die phyfikalifche Interpretation der Ausfage
ablehnt, fo
befteht f?r mich grundf?tzlich keine M?glichkeit,
fie nachzupr?fen.
Sie iftdaher f?rmich finnlos;und die Frage, ob ichfie als wahr oder
falfch oder wahrfcheinlich
wahr
annehmen
foil, kann
gar nicht ge
ftellt werden.
am Himmel
Wenn
feltfame leuchtende Gebilde
erfcheinen w?rden,
fom??te dieWiffenfchaftdiefeGebilde, auchwenn fie die Form
von Buchftaben
h?tten, die einen Satz bilden w?rden, zun?chft ein?
als phyfikalifche Fakten auffaffen, befchreiben und erkl?ren
(d. h. unter generelle Bedingungsf?tze
unterordnen). Die Frage, ob
einen finnvollen Satz darfteilt oder nicht,
ein folcher Zeichenkomplex
mal
mu?
entfchieden werden
am Himmel
finnvoller
ohne R?ckficht darauf, ob diefer Komplex
erfcheint oder nicht. Ill der Zeichenkomplex
vorher kein
Satz, fo kann er es durch ein noch fo leuchtendes Auf?
treten am Himmel
nicht werden. Denn vom zuf?lligen Inhalt der
zwar
ab, ob ein beftimmter Satz wahr oder falfch ift,
h?ngt
Empirie
aber nicht, ob ein beftimmterSatz finnvoll ift; das iftdurch die
Syntax der Sprache beftimmt.
Mit den akuftifchen Ph?nomenen,
die aus dem Munde
gewiffer
es
fleht
anders
als mit den Leuchtgebilden
Wirbeltiere
nicht
kommen,
am Himmel. Es find zun?chft einmal Fakten, phyfikalifche Vorg?nge,
n?mlich
Schallwellen
beftimmter Art. Au?erdem
kann
ich fie dann
finnvoll
diefer Zeichenkomplex
fprachlich deuten. Ob
ift oder nicht, kann nicht von diefem Auftreten als akuftifches Ph??
nomen abh?ngen. Wenn
der Satz 99Awar geftern mittag zornig" f?r
als Zeichen
mich keinen Sinn hat, weil er (fofernihm im Sinne des Einwandes
der phyfikalifche Sinn abgefprochen wird) von mir nicht nachgepr?ft
werden kann, fowird er auch nicht dadurch finnvoll, da? ein Klang?
von der Geftalt diefes Satzes aus dem Munde
des A
ph?nomen
kommt.
?
?
brauchen wir nicht die Ausfagen
fo wird man fagen
um die interfubjektive Wiffenfchaft
aufzu?
unferer Mitmenfchen,
w?rden
bauen? Wie
Gefchichte, wenn
d?rftig
Phyfik, Geographie,
Aber
ich mich
auf die von mir
befchr?nken m??te!
Dies
felbft unmittelbar beobachteten Vorg?nge
ill richtig; aber es befteht ein grundf?tz
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache 123
zwifchen einer Ausfage des A ?ber den geogra
Zuftand
Chinas
oder ?ber einen hiftorifchen Vorgang
der
phifchen
einer
A
und
?ber feinen geftrigen Zorn.
Vergangenheit
Ausfage des
Die Ausfagen
erfter Art kann ich grundf?tzlich nachpr?fen durch
lieber Unterfchied
etwa ?ber Wahrnehmungen
meines Protokolls,
Wahrnehmungsf?tze
von China
felbft oder von einer Landkarte
oder von hiftorifchen
die Ausfage ?ber den Zorn aber kann ich grundf?tz?
Dokumenten;
lich nicht nachpr?fen, wenn im Sinne des Einwandes die phyfikalifche
ichmehrfach die Erfahrung ge?
Deutung
ausgefchloffen wird. Wenn
macht habe, da? etwa die geographifchen oder hiftorifchen Berichte
des A von mir beft?tigt worden find, fo ben?tze ich auf Grund eines
induktiven Wahrfcheinlichkeitsfchluffes
feine weiteren Ausfpr?che,
fofern fie f?r mich finnvoll find, zum Ausbau meiner wiffenfehaft
lichen Erkenntnis. Auf diefem Weg
entlieht interfubjektive Wiffen?
fchaft. Aber
ein Satz, der ohne einen Ausfpruch des A nicht nach?
und
daher finnlos ift, kann auch nicht durch einen folchen
pr?fbar
finnvoll
werden. Anders aber, wenn ich die Ausfage des
Ausfpruch
A ?ber
feinen geftrigen Zorn
unferer Auffaffung
gem??
als Ausfage
?ber den geftrigenphyfikalifchen
Zuftand des Leibes des A deute;
dann wird
zum Aufbau
diefe Ausfage
der interfubjektiven
verwertet. Auf Grund diefer Ausfage wird n?mlich,
der bisher gefundenen ?Glaubw?rdigkeit"
des A9 eine
auch
Wiffenfchaft
nach Ma?gabe
entfprechende phyfikalifche Struktur der entfprechenden Raum-Zeit
Stelle unferer phyfikalifchen Welt
zugefchrieben. Und auch die Fol?
gerungen, die wir aus diefer Zufchreibung ziehen, find hier nicht von
anderer Art als bei fonftigen phyfikalifchen Ausfagen: wir ft?tzen
auf fie uniere Erwartungen k?nftiger Wahrnehmungen,
hier in bezug
auf das Verhalten
des A wie fonft in bezug auf das Verhalten
anderer phyfikalifcher Syfteme.
Wir
fehen: das Sprechen unferer Mitmenfchen
tr?gt zur Erwei?
es kann uns
des
unferer
Erkenntnis
viel
bei.
Aber
terung
Umfanges
nichts grundf?tzlich Neues
was
d.
h.
nicht grund?
nichts,
bringen,
f?tzlich auch auf anderem Wege
erfahrbar w?re; denn die Ausfagen
der Mitmenfchen
find grundf?tzlich nicht von anderer Art, als irgend?
welche fonftigen
Vor?
phyfikalifchen
Vorg?nge. Die phyfikalifchen
g?nge unterfcheiden fich zwar dadurch, da? fie in verfchieden hohem
Ma?e
als Anzeichen
f?r weitere phyfikalifche Vorg?nge
ben?tzt
werden k?nnen. F?r diejenigen phyfikalifchen
Vorg?nge, die wir
?Ausfagen
10 Erkenntnis
der Mitmenfchen"
III
nennen,
ift diefes Ma?
befonders hoch.
Rudolf Carnap
I24
Daher
werden
diefe Vorg?nge
von der Wiffenfchaft
mit Recht
als
befonderswichtig behandelt. Aber grundf?tzlichgefehen befteht
zwifchen dem, was die Ausfage eines Mitmenfchen
f?r unfere wiffen
was
fchaftliche Erkenntnis
und
ein Barometer
leiftet,
dem,
leiftet,
h?chftens ein gradueller Unterfchied.
und ?vergehende"
5. Behaviorismus
Pfychologie.
hier vertretene Auffaffung ftimmt mit der Richtung der Pfy?
oder ?Verhaltenspfychologie"
be?
chologie, die als ?Behaviorismus"
zeichnet wird, in den Hauptz?gen
?berein, wenn wir auf die er
kenntnistheoretifche Grundthefe diefer Richtung achten und abfehen
von ihrer fpeziellen Methode
und von ihren empirifchen Ergebniffen.
Wir haben unfere Darlegungen
nicht an die Darftellungen
des Be?
Die
angekn?pft, weil es uns nur um die erkenntnistheore
vor allem
tifchen Grundanfichten
geht, w?hrend der Behaviorismus
haviorismus
an
einer beftimmten Forfchungsmethode
bildungen intereffiert ift.Der in Amerika
hat bisher in Deutfchland
und
beftimmten Begriffs?
entftandene Behaviorismus
nicht die Beachtung gefunden, die ihm vor
allem wegen feines erkenntnistheoretifchen Prinzips zukommt; viel?
leicht wird er jetzt eine ft?rkere Wirkung
aus?ben, nachdem die
des radi
deutfche Uberfetzung
eines zufammenfaffenden Werkes
kalften Vertreters
diefer Richtung erfchienen ift1).
des Behaviorismus
find zu ihrer Auffaffung gef?hrt
Auf diefem
worden durch ihre Befch?ftigung mit Tierpfydiologie.
zu be?
nur
wo
fondern
wortlofes Verhalten
keine Ausfagen,
Gebiet,
obachten ift, kann am leichteften die richtige Grundeinftellung
ge?
aus gelangt man dann
wonnen werden. Von diefer Grundeinftellung
Die
Vertreter
der Verfuchsperfonen,
auch zur richtigen Interpretation der Auslagen
man
als
auffa?t
Akte
des ?verbalen" Ver?
indem
diefe Ausfagen
verfchieden ift.
haltens, das prinzipiell nicht von anderem Verhalten
Dem
radikalen
gegen?ber,
als Objekte
Behaviorismus
die fich zwar
ftehen
in Amerika
auch noch behavioriftifch
der Pfychologie
nur Verhaltungsweifen
Auffaffungen
nennen, weil fie
von Lebewefen
anerkennen,die aber derAnfichtfind,da? es fich in der Pfychologie
um ein Verhalten
beftimmter Art, n?mlich das ?finnvolle Verhalten",
das
durch
handelt,
phyfikalifche Begriffe nicht gekennzeichnet werden
dem
k?nne. Diefe Richtung fteht zwar in ihrer praktifchen Methode
*) John B. W
a t ? o n, Der
Behaviorismus.
Stuttgart
1930.
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache
in ihrer erkenntnistheoretifchen
nahe;
aber iftfie n?her verwandt mit der in Deutfchland weit
Behaviorismus
12$
Grundthefe
verbreiteten
Richtung der fogenannten ?verflehenden" Pfychologie. Diefe Rich?
der Subjekte zwar
tung vertritt die Auffaffung, da? das Verhalten
nicht den eigentlichen Gegenftand der Pfychologie, aber doch einen
wefentlichen
Hier
wird
f?r die pfychologifche Erkenntnis bilde.
Anhaltspunkt
nun ebenfalls betont, da? es fich dabei nicht um das Ver?
in feiner phyfikalifchen Befchaffenheit handle, fondern um
das ?finnvolle Verhalten".
Zur Erfaffung diefes finnvollen Verhal?
halten
tens fei als befondere Methode
das
?Verftehen"
(?Sinn-Verftehen")
Diefe Methode feider Phyfikfremd;mit phyfikalifchen
erforderlich.
Begriffen
k?nne
das
finnvolle Verhalten
im
grundf?tzlich weder
zu
erforfchenden
pfychologifch
ganzen, noch in, feinen einzelnen,
Arten
charakterifiert werden.
In der verftehenden
Pfychologie ill diefeAuffaffunggew?hnlich
verkn?pft mit der Auffaffung,
da?
au?er
dem Verhalten
noch ein
der
vorliege, der den eigentlichen Gegenftand
pfychifcher Vorgang
zu
und
deffen
Erkenntnis
bilde
das
f?hre.
?Verftehen"
Pfychologie
Auf
diefen Gedanken
vorher
ausf?hrlich
wollen
wir
er?rtert worden
hier nicht weiter
ift.
eingehen, da
er
auch wenn man
diefen Gedanken
beifeite l??t, bleibt vom
der
verftehenden
und
ebenfo von dem des
Standpunkt
Pfychologie
w?rden
lieber
(wir
gem??igten
fagen: ?unechten") Behaviorismus
noch folgender Einwand
den
gegen
Phyfikalismus beftehen.
Einwand wegen des ?finnvollen Verhaltens":
?Wenn die Pfycho?
Aber
der Lebewefen betrachtet, (wir laffen jetzt die
logie das Verhalten
zu tun hat), fo
Frage dahingeftellt, ob fie es nur mit dem Verhalten
erfa?t fie es in feinem Charakter
als ?finnvolles Verhalten".
Diefer
Charakter kann aber nicht in phyfikalifche Begriffe gefa?t, fondern
nur durch das intuitive Verfahren des ?Verftehens" erfa?t werden.
Daher k?nnen die pfychologifchen
S?tze nicht in die phyfikalifche
Sprache
?berfetzt werden.
Erwiderung.
Wir
erinnern an ein fr?her (?Phyfikalifche
Sprache"
S. 444 ff.) er?rtertes
Ein?
eines intuitiven
BeifpielderPhyfikalifierung
druckes, d. h. einer qualitativen Beftimmung der Protokollfprache.
Wir haben uns klargemacht, da? es mit Hilfe
einer Durchmufterung
des Syllems der optifchen Zuftandsgr??en
ift, die Gefamt
m?glich
heit derjenigen phyfikalifchen Bedingungen, die der qualitativen Be?
ftimmung ?Gr?n von der und der Art" entfprechen, feftzuftellen und
10*
126
Rudolf Carnap
unter ein Gefetz
von
zu bringen. Genau
fo fteht es hier. Es h?ngt nur
etwa einer
der phyfikalifchen Befchaffenheit einer Handlung,
ab, ob ich fie intuitiv als verftehbar, im befonderen
Armbewegung,
Falle etwa als Herbeiwinken,
auffalle oder nicht. [Als pfychologiichen
iondern ?verftehbar"
Terminus wollen wir lieber nicht ?finnvoll",
nehmen, da wir ?finnvoll" als logi?ch-?emanti?chen Terminus (=?fyn
zu verwenden pflegen.] Daher
ift auch in dieiem Fall
taxgem??")
die Phyfikalifierung
m?glich: die Klaffe derArmbewegungen,denen
die Protokollbeftimmung
?Herbeiwinken"
entipricht, kann
feftge?
ftellt und durch phyfikalifcheBegriffe befchriebenwerden. Aber
vielleichtbeftehenZweifel dar?ber, ob wirklich die Einteilung der
in verftehbare und nicht verftehbare, und ferner
Armbewegungen
und andere, nur von der
die der verftehbaren inWinkbewegungen
phyfikalifchen Befchaffenheit des Armes, des ganzen Leibes und der
Umgebung abh?ngt?Solche Zweifel laffenfich leichtbeheben,wenn
wir
etwa an den Tonfilm
denken. Wir
den ?Sinn" einer
zweifellos w?rde unfer Ver?
verliehen
Und
einer Tonfilm-Perfon.
Handlung
liehen genau das gleiche fein, wenn anftelle des vorgefpielten Ton?
filmes ein anderer, der aber mit dem erften phyfikaliich bis in alle
?bereinftimmt, geipielt w?rde. Daraus
geht hervor, da?
oder Nichtvorliegen
un?er Sinnverftehen, ?owohl ieinem Vorliegen
als auch ieinem einzelnen Ergebnis nach, durch die phyfikaliiche Be
Einzelheiten
fchaffenheit der auf uniere
(und zwar
hier:
optiichen
treffenden phyfikaliichen
Sinnesorgane
funktional voll
und akuftiichen) Reize
ft?ndigbeftimmtift.
in dieiemGebiet, al?o dieKenn?
Die Aufgabe der Phyfikalifierung
und der Teil?
zeichnung der Klaffe des ?verftehbaren" Verhaltens
durch fyftematiich-phyfika
klaffen der einzelnen Verhaltungsweiien
li?cheBegriffe,iftgegenw?rtignoch nicht gel?ft.Aber ichwebtdann
nicht uniere Grundtheie
in der Luft?
Sie lautet: alle p?ychologi?chen
S?tze find in die phyfikaliicheSprache ?berietzbar.Nun wird man
fragen: wie weit ill denn eine ?olche ?berietzung
ichon durchf?hrbar?
Stadium unierer Erkenntnis
im gegenw?rtigen
Auch heute fchon
jeder Satz der Pfychologie ?berfetzt werden in einen Satz, der
vom phyfikaliichen Verhalten von Lebeweien
ipricht. Dabei kommen
zwar in der Kennzeichnung
die?es phyfikaliichen Verhaltens Begriffe
vor, die noch nicht phyfikalifiert, d. h. auf Begriffe des wiffenichaft
kann
lich-phyfikalifchen Syftems zur?ckgef?hrt
find. Aber
auch diefe Be?
wenn auch primitiverStufe; ebenfo
Begriffe,
griffefindphyfikaliiche
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache i2j
die Begriffe ?warm" oder ?gr?n" (auf K?rper bezogen) phyfi?
kalifche Begriffe waren auch in einem Stadium, als man fie noch nicht
durch phyfikalifche Zuftandsgr??en
(Temperatur bzw. elektromagne
tifches Feld) ausdr?cken konnte.
wie
Wir wollen die Sachlagewieder an einemphyfikalifchen
Beifpiel
deutlich machen.
Angenommen, wir haben einen K?rper
gefunden,
der beim Auftreffen mancher Lichtarten feine elektrifche Leitf?hig?
keit merklich erh?ht; wir kennen jedoch den Innenbau des K?rpers
nicht und k?nnen
daher
fein Verhalten
noch nicht erkl?ren. Wir
einen folchen K?rper
einen ?Detektor"
f?r jene Lichtarten
nennen. Angenommen, wir haben bisher noch nicht fyftematifch feft
wollen
geftellt, auf welche Lichtarten der Detektor
reagiert. Aber wir
finden, da? die Lichtarten, auf die er anfpricht, auch noch eine ge?
wiffe andere Eigenfchaft gemein haben, etwa die, eine beftimmte
zu befchleunigen. Kommt
diefe photochemifche Wirkung
der Lichtarten
chemifche Reaktion
es nun vor allem auf
an,
ift aber die Feft
Lichtart fchwierigund
ftellungdieferWirkung f?r eine beftimmte
die Feftftellung der Reaktion
des Detektors
zeitraubend, w?hrend
auf die Lichtart leicht und fchnell gefchieht, fo werden wir den De?
Mit
als Pr?fmittel verwenden.
tektor zweckm??igerweife
feiner
Hilfe
k?nnen wir bei einer vorliegenden
feftftellen, ob wir
erwarten haben oder
Lichtart
die
gew?nfchte photochemifche Wirkung
nicht. Diefe praktifche Verwendung
wird
zu
nicht dadurch
gehindert,
da? wir den phyfikalifchenFeinaufbau des Detektors noch nicht
kennen und feine Reaktion nicht phyfikalifch erkl?ren k?nnen. Zwei?
fellos d?rfen wir trotz diefer Unkenntnis
fagen, da? der Detektor
uns eine gewiffe, phyfikalifch beftimmte Klaffe von Lichtarten aus?
w?hlt. Der Einwand, diefeKlaffe feinicht einephyfikalifche
Klaffe,
da wir fie nicht durch phyfikalifche Beftimmung der optifchen Zu?
ftandsgr??en der Lichtarten gekennzeichnet haben, fondern nur durch
erftens wiffen
das Verhalten des Detektors, w?rde
fehlgehen. Denn
wir
ja,
da?
wir
durch
genaue
empirifche Durchmufterung
des
SyflemsderLichtartendieKlaffe derjenigenbeftimmen
phyfikalifchen
der Detektor
anfpricht. Auf Grund diefer Be?
k?nnten
dann
die
auf
den Detektor bezogene Kenn?
wir
ftimmung
der
Lichtarten
zeichnung
phyfikalifieren, n?mlich erfetzen durch ihre
k?nnten,
auf welche
Kennzeichnungmit Hilfe fyftematifch-phyfikalifcher
Begriffe.Aber
auch die im gegenw?rtigenZeitpunkt phyfikalifchfchonm?gliche
Kennzeichnung
jener Klaffe
von Lichtarten
durch die Detektor-Re
128
Rudolf Carnap
aktion
wenn
ill eine phyfikaliiche Kennzeichnung,
auch eine indirekte.
Sie unter?cheidetfich nur durch gr??ere Umft?ndlichkeitvon der
Es liegt kein prinzipieller, iondern
geiuchten direkten Kennzeichnung.
nur ein gradueller Unteridiied
vor, der freilich gro? genug ift, um
uns zu veranlaffen, mit Hilfe
jener empirifchen Durchmufterung die
direkte phyfikalifche Kennzeichnung
aufzufuchen.
Ob der Detektor
anorganifcher oder organifcher Art i?, ill f?r
die erkenntnistheoretiiche Frage ohne Belang. Die Detektorfunktion
ill grundi?tzlich die gleiche, ob wir es nun mit einem phyfikaliichen
Detektor
f?r beftimmte Lichtarten
oder mit
f?r beftimmte meteorologifche
der Zeitungsnachricht glauben darf) mit
Detektor
einem Laubfrofch
als
(wenn man
einem witternden Hund
als
Zuft?nde
oder
zu tun haben.
des Menfchen
an
Man
hat praktifches Intereffe
der meteorologifchen
Prognofe;
darum mag man, folange es kein Barometer gibt, einen Laubfrofch
benutzen. Wir muffen uns aber klarmachen, da? man bei dieiem
Detektor
f?r beftimmte Krankheiten
Verfahren
nicht den Seelenzuftand
phyfikaliich
des Laubfro?ches,
iondern einen
wenn
man die
beftimmten Wetterzuftand
feftftellt, auch
Beftimmungdiefes Zuftandes nichtmit fyftematifch-phyfikalifchen
hat praktifches Intereffe an der
Begriffen angeben k?nnte. Man
medizinifchen Diagnofe;
darum mag man, wenn die direkt feftftell
baren Symptome nicht ausreichen, den feinen Geruchsfinn des Hundes
benutzen. Dem Arzt ill dabei klar, da? er nicht den Seelenzuftand
des Hundes,
fondern einen phyfikaliich beftimmten Zuftand
des
ill der Arzt bei dem gegen?
Leibes des Patienten feftftellt.Vielleicht
w?rtigen Stand der phyfiologiichen Erkenntnis noch nicht imftande,
in fyfte
die Kennzeichnung
des betreffenden Krankheitszuftandes
zu
er, da?
geben. Trotzdem wei?
Begriffen
mati?ch-phyfikali?chen
durch feine Diagnofe, mag fie fich nun auf direkt beobachtete Symp?
tome
am
des Diagnofehundes
oder auf die Reaktion
Patienten
wird
nichts
anderes
und
ft?tzen,
feftgeftelltwerden kann,
feftgeftellt
als eine Beftimmung ?ber den phyfikalifchen Zuftand des Patienten.
Und dar?ber hinaus erkenntder Phyfiologedie Forderungder Phy?
fikalifierung an. Hier
nenden Beftimmungen
beftehen, die kennzeich?
d. h. die Definition
jenes K?rperzuftandes,
der Hundereaktion
der betreffenden Krankheit, unter Ausichaltung
in rein phyfiologifche Begriffe zu fallen; weiterhin w?ren dann die
w?rde
diefe
darin
phyfiologiichenBegriffeauf chemiicheund diefe auf phyfikalifche
Begriffe
zur?ckzuf?hren.
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache
129
analog verh?lt es fich nun mit dem ?verftehenden" Pfycho
logen. Nur ifthier die Sachlage dadurch f?r die erkenntnistheoretifche
Genau
komplizierter (wenn auch f?r die pfychologifche Praxis ein?
facher), da? der ?verftehende" Pfychologe bei der Unterfuchung
ill
ift.Hier
einer Verfuchsperfon zugleich Beobachter und Detektor
Analyfe
der Arzt
fein eigener Diagnofehund
(wie es ja bei der medizinifchen
Kompo?
Diagnofe auchmeiftder Fall ift,n?mlichbei den intuitiven
nenten des Diagnoftizierens).
Der Pfychologe nennt n?mlich dasjenige
Verhalten der Verfuchsperfon ?verftehbar", oder im befonderen Falle
z. B. ein
bei dem fein Detektor anfpricht: bei
?bejahendes Nicken",
dem n?mlich in feinem Protokoll der Satz ?A nickt bejahend"
auf?
tritt.Die Wiffenfchaft iftnicht ein Syftem von ?Erlebniffen", fondern
von S?tzen; in die Wiffenfchaft geht nicht das ?verftehende Erlebnis"
des Pfychologen ein, fondern fein Protokollfatz. Das Ausiprechen des
des Pfychologen ill eine Reaktion, deren erkenntnis?
Protokollfatzes
theoretifche Funktion
in Analogie
fleht zu dem Klettern
des Laub
frofches, dem Bellen des Diagnofehundes.
Allerdings ?bertrifft der
an
der Reaktions?
diefe
Reaktionstiere
Mannigfaltigkeit
Pfychologe
weife
in hohem Ma?e.
Hierdurch
wird
er f?r den Wiffenfchafts
aber das bildet nur einen graduellen,
betrieb gewi? fehr wertvoll;
keinen prinzipiellen Unterfchied.
zu Hellen.
An den Pfychologen find hiernach zwei Forderungen
Erftens mu? er fich, entfprechend dem Arzt, klar dar?ber werden,
da? er trotz der komplizierten Diagnofereaktion
nichts anderes feft
eines beftimmten phyfikalifchen Zuftandes
ftellt, als das Vorliegen
der Verfuchsperfon, der allerdings zun?chft nur indirekt durch jene
Diagnofereaktion
gekennzeichnet ift. Zweitens mu? er, entfprechend
dem Phyfiologen,
nung als Aufgabe
mu?
die Phyfikalifierung diefer indirekten Kennzeich?
der wiffenfchaftlichen Forfchung anerkennen. Es
einer
feftgeftellt werden, welche phyfikalifchen Bedingungen
feiner
Ift
dies
f?r
intuitiven
Detektorreaktionen
jeden
entfprechen.
von
folche
h.
f?r
Art
des
d.
?Ver
Reaktion,
Ergebniffen
jede
jede
flehens",durchgef?hrt,fo kann die pfychologifche
Begriffsbildung
die indirekten Definitionen
auf Grund
phyfikalifiert werden:
erfetzt durch direkte Definitionen
werden
Detektorreaktionen
der
mit
Hilfe iyftematifch-phyfikalifcher
Begriffe.Auch die Pfychologiemu?
kommen, den Laubfrofch durch das Barometer zu
erfetzen. Aber fie fpricht auch im Laubfrofch-Stadium
fchon phyfi?
kalifche Sprache, nur in primitiver Form.
und wird
dahin
Rudolf Carnap
IJO
6. Phyfikalifierungin der Graphologie.
Die
?berlegungen
iollen nicht zur Begr?ndung
fondern nur zeigen, in welchen
diefes Abfchnittes
der phyfikaliftifchen Thefe
dienen,
Formen fichdie praktifche
Durchf?hrungder Phyfikalifierung
pfy
zu diefem Zweck
ein
chologiicher Begriffe vollzieht. Wir wollen
in
der Pfychologie betrachten,
dem die Aufgabe der Phy?
Teilgebiet
fikalifierung fchon mit gutem Erfolg in Angriff genommen worden
ift.Hierdurch wird vielleicht auch das zuweilen ge?u?erte Bedenken
werden, da? die L?fung dieferAufgabe, fallsfie ?berhaupt
befeitigt
m?glich fei, jedenfalls reizlos und unergiebig fein w?rde. Man k?nne
z. B., fo meint man, die Klaffe derjenigen Armbewegungen,
die
zu
die
den
n?her
die
Kulturkreis,
(unter
pr?zifierenden Umlt?nden,
Situation
der
beteiligten Perfonen und dergleichen betreffen) als
verftanden werden, vielleicht derart feftftellen, da?
Herbeiwinken
lie durch kinematifche (d. h. raum-zeitliche) Begriffe gekennzeichnet
werden
k?nnte. Aber eine derartige Feftftellung, fo glaubt man,
w?rde
keinerlei intereffante Einfichten, vor allem in irgendwelche
Zufammenh?nge
mit anderen Vorg?ngen,
zu Tage
f?rdern.
hat nun die Phyfikalifierung bemerkenswerte
Merkw?rdigerweife
der Pfychologie aufzuweifen, das noch
einem
auf
Teilgebiet
Erfolge
vor verh?ltnism??ig
kurzer Zeit mit
rein intuitiver
(oder h?chftens
und auf Grund
Methode
v?llig unzul?nglicher
pfeudo-rationaler)
noch keinen
daher
damals
wurde
und
betrieben
?berhaupt
Empirie
n?mlich
auf dem
erheben
Wiffenfdiaftlichkeit
auf
konnte,
Anfpruch
von der hier
Die
theoretifche Graphologie,
Gebiet der Graphologie.
Zuiammen
fein foil, unter?ucht die geietzm??igen
h?nge zwiichen Geftalteigenfchaften der Schriftz?ge und denjenigen
man als ?Cha
pfychologifdien Eigenfchaften des Schreibenden, die
zu
bezeichnen
pflegt.
raktereigenfchaften"
allein die Rede
zun?chft erl?utert werden, in welchem Sinn wir in einer
fprechen
phyfikalifchen Pfychologie von ?Charaktereigenfchaften"
Hier
mu?
k?nnen. Jede pfychologifche
Eigenfchaftiftbeftimmtals Dispofition
zu einem Verhalten
beftimmter Art. Unter
einer ?aktuellen Eigen?
an?
Definition
Kennzeichen
fchaft" verftehen wir eine folche, deren
gibt, die unmittelbar beobachtet werden k?nnen; unter einer ?Dis?
eine
verftehen wir
(oder einem ?Dispofitionsbegriff")
eine
die
durch
(Bedingungsverh?ltnis,
Eigenfchaft,
Implikation
bekannter phyfikaliicher Dis
definiert ift. Beifpiele
Wenn-Satz)
pofition"
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache 131
pofitionsbegriffe m?gen
zur Erl?uterung
dienen;
dabei
k?nnen wir
auch zugleichden f?rdie PfychologiewichtigenUnterfchiedzwifchen
und Dauereigenfchaften
erl?utern. Beifpiel einer phyfi?
De?
eine beftimmte Temperatur;
kalifchen Momentan-Eigenfchaft:
T" bedeutet ?Wenn
finition: ?Ein K?rper K hat die Temperatur
in Ber?hrung mit K ge?
eine hinreichend kleine Queckfilbermenge
Momentan-
bracht wird,
fo...".
Bei
diefer Form
der Definition
ill der Tem?
einDispofitionsbegriff.
Nachdem die Phyfik die Mi
peraturbegriff
kroftruktur der Materie
aufgedeckt und die Gefetze der Molekular?
f?r die Tem?
bewegung fellgellellt hat, wird eine andere Definition
ill die mittlere kinetifche Energie
peratur aufgeftellt: die Temperatur
der Molek?le.
nicht mehr ein Dispo?
ill dann die Temperatur
fondern
eine
aktuelle
fitionsbegriff,
Eigenfchaft. Die pfychologifchen
in
find
ihrer
begrifflichen Form analog den
Momentan-Eigenfchaften
Hier
bekannten phyfikalifchen
Dispofitionsbegriffen;fie find ja nach
unferer Auffaffung auch nichts anderes als phyfikalifche Begriffe.
Beifpiel: ?Die Perfon X ill aufgeregt" bedeutet ?Wenn jetzt Reize
von der und der Art ausge?bt werden, fo reagiert X darauf in der
und derWeife"
(wobei fowohlReize als Reaktionen phyfikalifche
hier iftdas Bem?hen der Forfchungdarauf
Auch
Vorg?nge find).
in die phyfikalifche
gerichtet, auf Grund eines genaueren Einblickes
durch eine
Mikroftruktur des Leibes die genannte Definitionsform
andere zu erfetzen, an Stelle des Dispofitionsbegriffes
eine aktuelle
Eigenfchaft zu fetzen. Diefe Bem?hung werden wir nicht f?r utopifch
halten, wenn wir uns klarmachen, da? auch gegenw?rtig fchon eine
Reihe von aktuellen Kennzeichen
der pfychologifchen Momentan
genauerer Kenntnis der phyfiologifchen Makro?
verfchiedener Art:
find (z. B. f?r die Gef?hle
von
Inner?
und
St?rke
Puls
und
Atmung, Dr?fenfekretion,
Frequenz
vation von Eingeweidemuskeln
und dergl.). Bei den nicht emotio?
Zuft?nde
auf Grund
vorg?nge
bekannt
ill diefe Umwandlung
nalen Zuftandsbeftimmungen
der Definition
der Mikro
fchwieriger, da fie eine Kenntnis
allerdings bedeutend
vorg?nge
Kenntnis
im Zentralnervenfyftem vorausfetzt,
fehr erheblich ?berfteigt.
die die gegenw?rtige
Beifpiele f?r phyfikalifcheDauer-Eigenfchaftenfind etwa die
z. B. W?rmeleitf?higkeit,
Materialkonftanten,
Brechungsexponent
de?
und dergl. Auch fie werden urfpr?nglich als Dispofitionsbegriffe
z.
n"
B.
hat
den
bedeutet
?Ein K?rper
finiert,
Brechungsexponenten
Auch hier ill
?Wenn ein Lichtftrahl in den K?rper
eintritt, fo...".
Rudolf Carnap
132
f?r manche
der Definition
Begriffe die Umwandlung
f?r die ?brigen wird
fie erftrebt; an die Stelle
fchon voll?
der Dispo
zogen,
fition tritt eine aktueUe Beftimmung ?ber den Aufbau des betreffen?
aus Protonen
den K?rpers
und Elektronen. Die
pfychologifchen
oder ?Charaktereigenfchaften"
?Cha?
Dauereigenfchaften
(das Wort
rakter" wird
hier
in einem fehr weiten,
nicht nur f?rWillensw?rtig
nur
in Form
neutralen Sinn gebraucht,
und Gefinnungseigenfchaften)
k?nnen gegen?
von Dispolitionsbegriffen
definiert werden.
als Y" bedeutet ?Wird
Beifpiel: ?X hat gr??ere Eindrucksf?higkeit
ein Eindruck erlebt, fo treten unter fonft gleichen Umft?nden bei X
auf als bei Y". Dabei werden gegenw?rtig fowohl
ft?rkere Gef?hle
in der Kennzeichnung
der Reize
(Situation) als der der Reaktionen
noch Namen
f?r folche pfychologifchen Momentanbeftimmungen
noch nicht gel?ft
auftreten,f?r die die Aufgabe der Phyfikalifierung
ift.Die Phyfikalifierung
der Dauerbeftimmungenkann erftnach der
der Momentanbeftimmungen
folange die letztere
vollzogen werden;
noch nicht durchgef?hrt ill, mu? die erftere und damit die gefamte
in einem wiffenfchaftlich unvollkommenen
Stadium
Charakterologie
verharren, fo reich auch die F?lle der intuitiven Ergebniffe fein mag.
Zwilchen
Momentanund Dauerbeftimmungen
befteht keine
icharfe Grenze.
Immerhin ill der graduelle Unterichied
gro? genug,
um die ver?chiedene Benennung und Behandlung
und damit auch
aus der getarnten Piychologie
der Charakterologie
die Heraushebung
Theorie
des
ericheinen zu laffen. Die
(als
zweckm??ig
Verhaltens)
aus den Schriftz?gen An?
Hellt fich nun die Aufgabe,
Graphologie
auch f?r
zeichen f?r Charaktereigenichaften
und in geringem Ma?e
zu
F?r
den
Momentaneigenichaften
gewinnen.
praktifdien Grapho?
logen foil das rationale Verfahren die Intuition nicht erfetzen, ion?
dern nur ft?tzen oder korrigieren. Es hat fich aber gezeigt, da? es
fich auch f?r diefenZweck fchonlohnt,die Aufgabe der Phyfikali?
in der
hat die Graphologie
fierung in Angriff zu nehmen. Hierbei
letzten Zeit fchon bemerkenswerte Ergebniffe gewonnen.
Da die Aufgabe der Graphologie
darin befteht, die Zuordnungen
zwifchen
Schrifteigenfchaften
und
Charaktereigenfchaften
feftzu
ftellen,fo k?nnenwir hier die Aufgabe der Phyfikalifierungin drei
bildet
Teile zerlegen.Die Phyfikalifierung
der Schrifteigenichaften
die er?e Teilaufgabe.
Ich bekomme von einer beftimmten Schrift z.
B. den intuitiven Eindruck des ?vollen, faftigen"; damit ill zun?chft
nicht eine Eigenfchaft des Charakters
des Schreibenden, fondern nur
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache
133
eine Eigenfchaft des Schriftbildes gemeint. Die Aufgabe befteht nun
darin, derartige intuitiv gekennzeichnete Schrifteigenfchaften durch
rein fig?rale zu erfetzen, d. h. durch folche, die mit Hilfe
geome
trifcher
Begriffedefiniertfind.Da? diefeAufgabe l?sbar ift,leuchtet
braucht ja nur das Syftem der m?glichen Formen der Buch
Zeilen
ftaben, W?rter,
fyftematifch zu durchmuftern, um feftzu
ftellen, welche diefer Formen auf uns den betreffenden intuitiven
ein. Man
So finden wir z. B., da? eine Schrift als ?voll"
oder ?fl?chenhaft" (Gegenfatz: ?mager", ?linear") ericheint, wenn die
runden Verbindungen
(?B?gen") gegen?ber den fpitzen (?Winkeln")
zur normalen Schriftform
vorherrfchen, die Schleifen im Verh?ltnis
Eindruck machen.
erweitert, die Striche verbreitert find und dergl. Diefe
Aufgabe
der
der Schrifteigenfchaften
ill von den Graphologen in
Phyfikalifierung
fchon zum guten Teil gel?ft worden1). Gegen
der vom intuitiven Eindruck hergenommenen
vielen F?llen
eine Bei?
Bezeich?
behaltung
nungen (z. B. ?voll", ?mager", ?fchlank", ?wuchtig" und dergl.) ill
nichts einzuwenden; unferer Forderung ill Gen?ge
getan, fobald f?r
eine folche Bezeichnung eine Definition
in rein figuralen Beftimmun
gen aufgeftellt ift. Die Aufgabe
fleht, wie wir fehen, in genauer
zu der fchon mehrmals genannten Aufgabe, die Klaffe der
Analogie
durch quantitative Beftimmungen bezeich?
phyfikalifchen Vorg?nge,
feftzuftellen, die der qualitativen
fprache ?Gr?n von der und der Art"
net,
Beftimmung
der Protokoll?
entfprechen.
Die zweiteTeilaufgabe beftehtin der Phyfikalifierung
der in den
vorkommenden
graphologifchen Ausfagen
Charaktereigenfchaften.
Die traditionellen Begriffe der Charakterologie,
deren Bedeutung meift
nicht durch deutliche Definitionen
fondern fich
angegeben wird,
nur
aus
dem
oder
durch
Ausdeu?
allt?glichen
h?ufig
Sprachgebrauch
tung metaphorifcher Wortverwendung
ergibt, muffen fyftematifiert
er?
werden
und eine phyfikaliftifche (behavioriftifche) Definition
halten. Wir
haben uns fr?her fchon klargemacht, da? eine folche
Definition
fich auf die Dispofition
zu einem beftimmten Reaktions?
verhaltenbezieht; und weiterhin,da? die Aufgabe der Aufftellung
folcher
Definitionen fchwierigill und die Phyfikalifierung
der pfy?
chologifchen Momentaneigenfchaften
Wir
1) Vgl.
vorausfetzt.
fehen,da? es fich bei den beiden erftenAufgaben darum
z. B. L. K1
a g e s, Handfchrift
und Charakter.
Leipzig
1920. Mehrere
unfererBeifpiele find diefemBuch entnommenoder inAnkn?pfung an feineDar?
legungen
aufgeftellt.
Rudolf Carnap
*34
durch fyftematifche zu
primitiv-intuitive Begriffsbildungen
mit
den
Beobachter
Laubfrofch (beide find im Graphologen
erfetzen,
in einer Perfon vereinigt, wie beim intuitiv diagnoftizierenden Arzt)
handelt,
zu erfetzen durch den Beobachter mit Barometer.
Zu diefen Aufgaben
der Pr?zifierung der Begriffe tritt nun die
dritte Teilaufgabe,
die eigentliche empirifche Aufgabe
der Grapho?
zwifchen Schrifteigen
logie. Sie befteht darin, die Zuordnungen
fchaften und Charaktereigenfchaften
aufzufuchen. Auch hier findet
eine Rationalifierung
ftatt, aber in etwas anderer Form. Die Er?
einer beftimmten Schrifteigen
kenntnis der Zufammengeh?rigkeit
fchaft mit
F?llen
wird
in vielen
einer beftimmten Charaktereigenfchaft
z. B. durch Einf?hlung
in die
intuitiv gewonnen,
zuerft
Die
Schreibbewegung.
Aufgabe
der Rationalifierung
befteht dann
hier darin, durchftatiftifchen
Vergleich auf Grund vielf?ltigenem
pirifchen Materials
zu beftimmen.
den Korrelationsgrad
der beiden
Eigenfchaften
geht nun dahin, da? f?r die gefamte Pfycho?
und Pr?zifierung der Begriffe in der
logie die Weiterentwicklung
vorzunehmen
die
wir foeben am Beifpiel der Grapho?
ift,
Richtung
der Richtung der Phyfikalifierung.
alfo
in
logie angedeutet haben,
Unfere
Auffaffung
Aber, wie mehrfach fchon betont, ill die Pfychologie auch vor diefer
ihrer Begriffe fchon eine phyfikalifche Wiffenfchaft;
Pr?zifierung
Verhalten der Lebewefen,
ihreAufgabe ill es, das (phyfikalifche)
der Menfchen,
fyftematifch zu befchreiben und unter
zu bringen. Diefe Gefetze find von fehr verfchiedener Art.
von verchiedenen Gefichtspunkten
Z. B. kann eine Handbewegung
aus gedeutet werden: erftens femafiologifch als ein mehr oder weniger
insbefondere
Gefetze
konventionelles
Zeichen
f?r einen bezeichneten
Sachverhalt;
zweitens
gegenw?rtigen pfychologifchen Zu?
der betreffenden Perfon; drit?
die
ftand,
?Momentaneigenfchaften"
tens phyfiognomifch als Ausdruck f?r die ?Dauereigenfchaften",
den
mimifch
als Ausdruck:
?Charakter"
f?r den
der betreffenden Perfon.
Um
z. B. die Handbewegun?
gen derMenfchen (beftimmter
Gruppen) mimifchund phyfiognomifch
zu unterfuchen, k?nnte man fie etwa kinematographifch
aufnehmen,
zu erhalten,
um daraus kinematifche Diagramme
der Bewegungen
auf
f?r die Bewegung von Mafchinenteilen
wie fie der Techniker
ftellt. Auf diefe Weife
bewegungsm??igen,
Handbewegungen
die gemeinfamen kinematifchen (d. h.
Merkmale
derjenigen
raum-zeitlichen)
m??ten
rein
feftgeftelltwerden,
mit deren Wahrnehmung
eine
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache
13$
intuitive Protokollbeftimmung
aufzutreten pflegt (z. B.
u. dgl.).
lieht eilig aus", ?...
?diefe Handbewegung
gro?z?gig..."
d.
Hier wird verft?ndlich, warum
h. die
die
gerade
Graphologie,
von
einen
durch
ganz fpeziellen,
charakterologifche Unterfuchung
beftimmte
n?mlich von
gekennzeichneten Handbewegungen,
als einzige Unterfuchung diefer Art bisher Er?
Schreibbewegungen,
Der Grund
hat.
aufzuweifen
folge
liegt darin, da? die Schreibbe?
etwas
?hnliches
wie
ein kinematifches Diagramm
fchon
wegungen
beftimmten Zweck
liefern, n?mlich die Schriftz?ge auf dem Papier. Allerdings wird
dabei nur die Bahn der Bewegung
aufgezeichnet; der Zeitverlauf
wird nicht mit verzeichnet, fondern kann nur aus indirekten Kenn?
zeichen vom Graphologen
nachtr?glich wieder, aber nur unvollft?ndig,
erfchloffen werden. Genauere Refultate w?rden fich ergeben, wenn
man
nicht
das vollft?ndige dreidimensionale raumzeitliche Diagramm,
nur feine Projektion auf die Schreibebene zur Verf?gung h?tte. Aber
auch fchon die gegenw?rtig vorliegenden Ergebniffe der Graphologie
in Richtung auf
das Bedenken, da? die Unterfuchungen
widerlegen
der pfychologifchen
Phyfikalifierung
Begriffezur Intereffelofigkeit
verurteilt
k?hn,
da?
fein w?rden.
fich zwifchen
ill die Vermutung
gar nicht zu
den Ergebniffen einer charakterologifchen
Vielleicht
der K?rperteile,
fowohl bei unwillk?r?
und den
als auch bei Zweckhandlungen,
Paral?
der
intereffante
Ergebniffen
Graphologie
Unterfuchung der Bewegung
lichen Ausdrucksbewegungen
fchon vorliegenden
lelen finden laffen w?rden. Wenn
beftimmte Charaktereigenfchaften
der Schriftz?ge, andererfeits in
fich einerfeits in beftimmten Formen
beftimmten Formen
der Bewegung der Arme, der Beine, beftimmter
des Gefichts ausdr?cken, k?nnte es da nicht fein, da? zwifchen
beft?nden? Vielleicht
diefen Formen und jenen Formen ?hnlichkeiten
Punkte
fo die Graphologie,
nachdem fie zun?chft f?r die Unter?
von
anderen Bewegungsvorg?ngen
Fingerzeige
gibt, auch
fuchung
neue Anregungen
auf
wieder
durch R?ckbeziehung
bekommen,
k?nnte
Schrifteigenfchaften hingewiefen werden, die fie bisher nicht beachtet
ob fie zutreffen oder
hat. Dies alles find jedoch blo?e Vermutungen;
aus.
Diefe behauptet die M?g?
nicht, macht f?r uniere Thefe nichts
S?tze in die phyfika?
lichkeitderUberfetzung aller pfychologifchen
lifcheSprache.Diefe Uberfetzbarkeitbeftehtin jedem Fall, ob die
find oder nicht.Die Phyfika?
Begriffeder Pfychologiephyfikalifiert
lifierung bedeutet
nur
eine h?here,
ft?rker
fyftematifierte wiffen
Form der Begriffsbildung;ihreDurchf?hrung ift eine
fchaftliche
Rudolf Carnap
i36
praktifche Aufgabe, die nicht mehr
dern dem Pfychologen zufteht.
dem Erkenntnistheoretiker,
fon?
7. S?tze ?ber Eigenpfychifches;
?introfpektive"Pfychologie.
Die
haben gezeigt, da? ein Satz ?ber
bisherigen ?berlegungen
von
am Leib der be?
Fremdpfychifches
phyfikalifchen Vorg?ngen
Perfon fpricht; will man
ihn anders interpre?
tieren, fo wird er grundf?tzlich nicht nachpr?fbar, alfo finnios. Mit
den S?tzen ?ber Eigenpfychifches verh?lt es fich ebenfo; allerdings
treffenden anderen
find hier die gef?hlsm??igenHemmungen gegen die phyfikalifche
Deutung noch erheblich gr??er. Die Verwandtfchaft mit
?ber Fremdpfychifches ill am leichteften zu fehen, wenn
einem Satz
es fich um
einen Satz ?ber vergangenes Eigenpfychifches handelt, z. B. P?: ?Ich
entweder
geftern aufgeregt". Hier
gefchieht die Nachpr?fung
von der Art pl9 die
durch rationalen Schlu? aus Protokollf?tzen
war
fich auf jetzt wahrgenommene
Schriftz?ge, Photos, Filme oder dergl.
von
die
mir
ge?
beziehen,
geftern flammen; oder die Nachpr?fung
z. B. auf Grund eines Protokollfatzes
fchieht auf intuitivem Weg,
p2 ?Ich erinnere mich, geftern aufgeregt gewefen zu fein." Der Ge?
halt des Satzes Pt geht fowohl ?ber den des einzelnen Protokoll?
fatzes pt wie ?ber den von p2 hinaus, wie fich aus der M?glichkeit
am deutlichften zeigt. P? wird bei
des Irrtums und des Widerrufs
der Arten
der Nachpr?fung
durch eine Reihe von Protokollf?tzen
aber
Protokollf?tze
px und p2 nur immer mehr beft?tigt. Diefelben
find auch Beft?tigungf?r den phyfikalifchenSatz P2 ?Mein Leib
hatte geftern denjenigen phyfikalifchen Zuftand, den man als ,Auf
geregtheit' zu bezeichnen pflegt"; Pt ill daher gehaltgleich mit dem
phyfikalifchen Satz P2.
z. B. Pt
einem Satz ?ber gegenw?rtiges Eigenpfychifches,
bin
mu?
deutlich
zwifchen
werden
unterfchieden
?Ich
jetzt aufgeregt"
dem Syftemfatz Pt und dem Protokollfatz
lauten
der
ebenfalls
p29
Bei
kann ?Ich bin jetzt aufgeregt". Der Unterfchied
liegt darin, da? der
unter
Umft?nden
werden
widerrufen
kann, w?hrend
Pt
Syftemfatz
als Ausgangsfatz
beftehen bleibt. Di? Protoh^lf?tze
die
rational
durch
pl9
Pt
geft?tzt wird, haben hier etwa die Form
zittern",
zittern", ?Ich fehe meine H?nde
?Ich fp?re meine H?nde
?Ich h?re meine Stimme zittern" oder dergl. Auch hier geht wieder
der Gehalt von P? ?ber den von p1 und p2 hinaus, indem er alle
ein Protokollfatz
mit dem phy
m?glichen S?tze dieferArt umfa?t. Pt iftgehaltgleich
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Rudolf Carnap
i38
fikalifchenSatz P2 ?Mein Leib hat jetzt denjenigenphyfikalifchen
Zuftand, der bei der Nachpr?fung fowohl durchmich als durch
andere
die und die Kennzeichen
Kennzeichen
find
der Aufgeregtheit
aufweift";
in meinen
Protokollf?tzen
diefe
die
der
diejenigen,
Arten p? und p2 fowie in den Protokollf?tzen
anderer Subjekte der
Arten
im
wir
fie
fr?her
(wie
entfprechenden
Beifpiel des Fremd
er?rtert
auftreten.
pfychifchen
haben)
Die
nebenflehende
Tabelle
?ber Fremdpfychifches,
zeigt durch den Parallelismus
?ber vergangenes
Eigenpfychifches
der S?tze
und ?ber
mit dem phyfikalifchenSatz ?ber
gegenw?rtigesEigenpfychifches
die Holzft?tze am deutlichften
die Analogie in der Anwendung der
Thefe auf die drei F?lle.
phyfikalifchen
Einwand
der introfpektiven Pfychologie:
?Wenn der Pfychologe
nicht fremde Verfuchsperfonen
unterfucht, fondern Selbftbeobach
treibt, fo erfa?t er damit doch unmittelbar
tung, ?Introfpektion"
das
etwas,
nicht-phyfikalifch ift; und diefes ill der eigentliche Gegen?
ftand der Pfychologie."
Erwiderung. Wir muffen unterfcheiden zwifchen der Frage nach
eines ?blichen praktifchen Forfchungsverfahrens
der Berechtigung
der
und der Frage nach der Berechtigung einer ?blichen Deutung
ift berechtigt;
Ergebniffe des Verfahrens. Jedes Forfchungsverfahren
und Frucht?
ftreiten l??t fich nur ?ber die Frage der Zweckm??igkeit
nicht
ber?hrt.
die unfer Problem
barkeit eines Verfahrens,
jedoch
In der Anwendung
eines Verfahrens find wir frei; nicht aber in der
der gewonnenen S?tze. Der Sinn irgendwelcher wie immer
Deutung
gewonnener S?tze ergibt fich eindeutig aus der logifchen Analyfe des
durch das wir fie gewinnen und nachpr?fen. Es ift nichts
der foge
einzuwenden, da? ein Pfychologe das Verfahren
er
in
da?
fein
d.
Verfuchs
h.,
Introfpektion anwendet,
Verfahrens,
dagegen
nannten
protokoll
S?tze von der Form
aufnimmt:
?Ich habe die und die Be
aus folchem Einzelmaterial
erlebt", und dann
wu?tfeinsvorg?nge
und fchlie?
durch induktive Verallgemeinerung, Hypothefenbildung,
lich durch Vergleich mit Ergebniffen an anderen Perfonen zu gene?
rellen S?tzen der Pfychologie gelangt. Aber die erkenntnistheoretifch
f?hrt uns auch hier wieder zu dem Ergebnis, da?
logifche Analyfe
zu
fowohldie fingul?renals auch die generellenS?tze phyfikaliftifch
deuten
find. Der
Pfychologe
Satz p2: ?(Ich bin)
A
fchreibe etwa
jetzt aufgeregt". Eine
in fein Protokoll
fr?here ?berlegung
den
(Bd. II,
S. 454) hat gezeigt, da? die Auffaffung,die Protokollf?tze feien
Pfychologie in phyfikalifcher
Sprache
139
zu deuten, fondernfpr?chenvonNicht-phyfika
nichtphyfikaliftifch
lifchem
?Bewu?tfeinsdaten"
?Erlebnisinhalten",
(?Pfychifchem",
oder dergl.), zun?chftzu derKonfequenz f?hrt,da? jederProtokoll?
fatz nur f?r das eigene Subjekt finnvoll w?re. Der Protokollfatz
p2
von A k?nnte n?mlich, wenn nicht phyfikaliich gedeutet, von einem
anderen Subjekt B nicht nachgepr?ft werden, w?re alfo f?r B finnlos.
Ferner haben wir damals gezeigt, da? man bei der genannten nicht
in unl?sbare Widerfpr?che
ger?t. Wir haben
phylikalifdien Deutung
fchlie?lidigefunden, da? jeder Protokollfatz gehaltgleich ill mit
einemphyfikalifchen
Satz (S. 457 ff.),und da? diefe phyfikaliftifche
Uberfetzung nicht etwa erft nach genauer Kenntnis der Phyfiologie
ift.
des Zentralnervenfyftems,
fondern fchon gegenw?rtig m?glich
in jedemFall, m?gen wir
Somit finddie S?tze ?ber Eigenpfychifches
hierunter
interfubjektive
oder
Syllemf?tze
fogenannte
introfpektive
Protokollf?tzedes Einzelnen verftehen,in S?tze der phyfikalifchen
Sprache
?berfetzbar.
Vielleichtwird man gegen die dargeftellte
Auffaffungeinwenden,
es fei doch
ein Unterfchied
zwifchen
dem Erleben
fprechen des Erlebten, es muffe doch nicht
zum Ausdruck
kommen. Der
Protokollfatz
und
dem Aus
in einem
jedes Erlebte
hier gemeinte Unter?
fchied befteht tatf?chlich, wenn er auch bei uns anders formuliert
wird. Die S?tze Pt ?A lieht jetzt rot" und P2 ?A fagt jetzt: ,Ich fehe
"
rot* find nicht etwa gehaltgleich. Auch kann aus Pt nicht P2 er
fchloffen werden, fondern nur ein Bedingungsfatz
?Wenn das und
das, fo P2". Pt gibt n?mlich einen phyfikaliichen Zuftand des A an,
der fo befchaffen ift, da? aus ihm unter gewiffen Bedingungen der
durch P2 angegebene Vorgang des Ausfprechens
folgt.
Betrachten wir das Verfahren, nach dem man die Ergebniffe der
einzuordnen pflegt,
fogenannten Introfpektion in die Wiffenfchaft
fo bemerkenwir, da? man diefeErgebniffetatf?chlich
phyfikaliftifch
auswertet;
nur wird
der praktifch ausge?bte Phyfikalismus gew?hn?
zugegeben. Der Pfydiologe A ver?ffentlicht
lich theoretifch nicht
feine Unterfuchungen;
der Leier
B
lieft darin
unter anderem
den
Satz ?A war aufgeregt" (der Deutlichkeit
halber fchreiben wir ?A"
anftatt des Wortes
?ich", das B beim Lefen durch ?A" erfetzen mu?).
F?r B ill dieferSatz ein fremdpfychifcher
Satz; an diefem ill f?r B
nichts anderes nachpr?fbar,
als da?
der Leib
des A damals
den und
Zuftand gehabt hat (wiewir es bei der Analyfe
den phyfikalifchen
des fremdpfychifchen Satzes Pt gefunden haben).
11 Erkenntnis
III
B hat zwar diefen
Rudolf Carnap
140
Zuftand
felbft nicht beobachten
erichlie?en.
Er
k?nnen, kann ihn aber jetzt indirekt
zun?chft den genannten Satz in einem
A als Verfaffer genannt ift.Auf Grund
lieht n?mlich
Buch, auf deffen Titelblatt
eines durch fr?here Induktion
gewonnenen
generellen Satzes
ichlie?t
B hieraus (mitWahrfcheinlichkeit),da? A die in dem Buch abge?
druckten S?tze
eines durch
geichrieben hat; hieraus weiter, ebenfalls auf Grund
fr?here Induktion gefundenen Satzes, der die Glaub?
des A befagt, da?, wenn er den Leib des A zur ange?
w?rdigkeit
gebenen Zeit beobachtet h?tte, er (wahrfcheinlich)
das Vorliegen
jenes
Zuftandesder (phyfikalifchen)
k?nnen.
Aufgeregtheith?tte beft?tigen
Da diefeBeft?tigungnur einenphyfikalifchen
Zuftand am Leibe des
A
betreffen kann,
fo kann
auch hier der gelefene Satz
f?r den Lefer B nur den phyfikalifchen
Sinn haben.
des Buches
gefprochen: die von einem Pfychologen gefprochenen,
die auf fogenannter In
gefchriebenen oder gedruckten Protokollf?tze,
find
f?r
den
und
Leier
damit ?berhaupt
f?r
trofpektion beruhen,
Allgemein
die interfubjektive
Wiffenfchaftzun?chftnicht als Wiffenfchafts
zu nehmen. Die Verworren?
f?tze, fondern als Wiffenfchaftsfakten
heit der erkenntnistheoretifchen Situation, in der die Pfychologie fich
gegenw?rtig befindet, beruht zum gro?en Teil auf diefer Verwechs?
lung von Fakten, die die Form von S?tzen haben, mit diefen S?tzen
als Beftandteilen des Syftems der Wiffenfchaft; man denke wieder
an das Beifpiel von der Himmelsfchrift. Die introfpektiven Ausfagen
eines Pfychologen find prinzipiell nicht anders aufzufallen,
als die
er
nur
die
feiner
?ber
mag
berichtet;
Ausfagen
Verfuchsperfonen,
man
einer befonders glaubw?rdigen
als Ausfagen
annehmen. Und
die Ausfagen
einer
Verfuchsperfon
anders
als
ihre
find
nicht
aufzufaffen,
prinzipiell
Verfuchsperfon
nur
willk?rlichen
oder
unwillk?rlichen
m?gen
Bewegungen;
fonftigen
und
fie g?nftigenfalls
ge?bten
ihre Sprechbewegungen
Bewegungen verwertbar
g?nftigenfalls als befonders auffchlu?reiche
fein. Und die Bewegungen der Sprechorgane
und der fonftigen
K?rperteile einerVerfuchsperfonfind prinzipiell
nicht anders aufzufaffen, als die Bewegungen
eines Tieres;
nur m?gen
die erfteren
g?nftigenfallsin h?heremGrade f?r die Aufftellungall?
eines Tieres
gemeiner S?tze auswertbar fein. Und die Bewegungen
eines
find prinzipiell nicht anders aufzufaffen, als die Bewegungen
in
nur
viel?
k?nnen
die
Voltmeters;
Tierbewegungen
g?nftigenfalls
als die des Voltmeters. Und
ausgewertet werden
f?ltigerer Weife
des Voltmeters find prinzipiell nicht anders aufzu
die Bewegungen
Sprache
Pfychologie in phyfikalifcher
141
nur m?gen
eines Regentropfens;
die
faffen als die Bewegungen
zu Schl?ffen auf andere Vorg?nge
bieten
erlleren mehr Gelegenheit
als die letzteren. In all den genannten F?llen handelt es fich grund
Satz
f?tzlichum das Gleiche: aus einem beftimmten
phyfikalifchen
d. h. mit Hilfe genereller phyfikalifcher
durch Kaufalfchlu?,
andere S?tze erfchloffen.
der
Formeln,
fogenannten Naturgefetze,
Verfchieden
ill in den genannten Beifpielen nur der Grad der Frucht?
werden
barkeit der Pr?miffe:
mehr wiffenfchaftlich
aus Voltmeterablefungen
kann man vielleicht
S?tze
erfchlie?en, als aus der Be?
wichtige
aus Sprechbewegungen
in
eines beftimmten Regentropfens;
gewiffer Hinficht mehr als aus fonftigen Bewegungen eines Menfchen.
wegung
In dem Fall, um den es hier geht, hat nun der Schlu? aus dem An?
zeichen auf den angezeigten Sachverhalt eine befonders merkw?rdige
einer eigenpfychifchen, introfpektiven
Form. Bei der Verwertung
aus:
A
B.
ill aufgeregt") ill diefe, als akuftifcher
?A
Ausfage (z.
fagt
und der angezeigte Sachverhalt
Vorgang genommen, das Anzeichen;
ill hier unter g?nftigen, aber im Wiffenfchaftsbetrieb
h?ufig vor?
er
durch einen Satz zu be?
kommenden Bedingungen
derart, da?
hat
zeichnen ift, der gerade die Form jenes akuftifchen Vorganges
[Die Bedingungen beftehen darin, da? die be?
(?A ill aufgeregt").
treffende Perfon als glaubw?rdig und des pfychologifchen Beriditens
kundig angefehen wird und da? die von ihr gebrauchte Sprache die?
felbe ill wie die, in der das wiffenfchaftliche
Syftemgefchrieben
wird.] Diefe Formgleichheit von akuftifchem Faktum und dem aus
erkl?rt uns die leichte Ent
ihm zu erfchlie?enden Wiffenfchaftsfatz
der Verwechflung. Die durch
ftehung und hartn?ckige Beibehaltung
l?ft fich,
diefe Verwechflung
angeftiftete verh?ngnisvolle Verwirrung
fobald wir uns klarmachen, da? es fich hier, nicht anders wie in den
genannten F?llen, um den Schlu?
angezeigten Sachverhalt handelt.
?brigen
vom Anzeichen
auf den
Die
der foge?
der nidit-phyfikalifchen Deutung
Unzul?ffigkeit
nannten
introfpektiven Ausfagen wird befonders klar, wenn wir
einer fogenannten Intro
Sprechen auf Grund
Ein
m?des
Kind
wird.
fagt: ?Jetzt bin ich froh, da?
fpektion gelernt
ich im Bett bin." Forfchen wir nach, wie das Kind diefes Sprechen
?berlegen,
wie
das
?ber Eigenpfychifchesgelernt hat, fo ftellt fich heraus, da? die
Mutter bei ?hnlicher
Gelegenheitzu demKind gefagthat: ?Jetztbift
du froh,da? du im Bett bift".Wir fehenalfo: A lerntdas Aus
fprechen des Protokollfatzes
11*
p2 durch Z?, der aber mit dem gleichen
Rudolf Carnap
142
Wortlaut
meint. Das
den Syftemfatz Pl9 f?r B einen Satz ?ber Fremdpfychifches,
Sprechenlernen befteht fomit darin, da? B dem A eine
gewiffeGew?hnung beibringt,n?mlichdie Gew?hnung, in beftimm?
ten Situationen
zu ?verbalifieren", wie die Be
havioriften fagen. Und
fo zu
pflegt man diefe Gew?hnung
des Kindes A erzeugte
leiten, da? der durch die Sprechbewegungen
Wortlaut
?bereinftimmt mit dem Satz der interfubjektiven phyfi?
in beftimmter Weife
zwar
kalifchen
aber ?
Sprache, der den betreffenden Zuftand des A ausdr?ckt;
?
den Zuftand des A9
und dies ift der fpringende Punkt
wie B ihnwahrnimmt,alfo den phyfikalifchen
Zuftand des Leibes
des A. Das zeigt das Beifpielmit dem Kind befondersdeutlich.Der
?du bill froh", von der Mutter gefprochen, ill ein fremdpfy
nichts
chifcher Satz, kann alfo nach unferen fr?heren Darlegungen
anderes als einen phyfikalifchen Zuftand bezeichnen. Dem Kind wird
Satz
die Gew?hnung
beigebracht, unter beftimmten Bedingungen
zu
einen Satz
?u?ern, der den von einer anderen Perfon beim Kind
beobachteten (oder aus beobachteten Anzeichen
erfchloffenen) phyfi?
kalifchen Zuftand ausdr?ckt. Bringt nun das Kind
fp?ter die gleichen
alfo
Laute wieder
hervor,
fo kann daraus
nicht mehr
erfchloffen werden,
als das der Leib des Kindes wieder einen phyfikalifchen
Zuftand
jener Art hat.
8. Zufammenfaffung.
Sogenannte
pfychologifche S?tze, m?gen fie nun konkrete S?tze
?ber Fremdpfychifches, ?ber vergangenes Eigenpfychifches oder ?ber
gegenw?rtiges Eigenpfychifches oder generelle S?tze fein, find ftets
zwar bezieht jeder
in die phyfikalifche Sprache ?berfetzbar. Und
Vorg?nge am Leib der
pfychologifcheSatz fich auf phyfikalifche
betreffendenPerfon(en). Daher ill die Pfychologie ein Teilgebiet
der Einheitswiffenfchaft
auf phyfikalifcher Balis. Wir
wollen
unter
Ge
?Phyfik" nicht das Syftemder heute bekanntenphyfikalifchen
Art
durch
die
der
die
fetze verftehen,fonderndie Wiffenfchaft,
gekennzeichnetift:jederBegriffgeht zur?ck auf die
Begriffsbildung
von Zahlen zu Raumzeit?
das find Zuordnungen
?Zuftandsgr??en",
Dann
k?nnen wir untere
beftimmtem
Verfahren.
nach
punkten
Thefe, eineTeilthefe des Phyfikalismus,fo fallen: die Pfychologie
iftein Zweig der Phyfik.

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