Der sauberste Energieträger, den es je gab
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Der sauberste Energieträger, den es je gab
Der sauberste Energieträger, den es je gab. Hydrogen Solutions von Linde Gas. Kontakt Linde AG Geschäftsbereich Linde Gas, Hydrogen Solutions, Seitnerstraße 70, 82049 Höllriegelskreuth [email protected] Inhalt. Einleitung Statement: Dr. Aldo Belloni Wasserstoff – der Energieträger für das 21. Jahrhundert 4 5 6 Produktion Elektrolyse Dampfreformierung Wasserstoff-Verflüssigung 8 9 10 11 Distribution Pipelines Trailer und Container-Fahrzeuge Alternative Speicher 12 13 14 15 Anwendungen H2-Verbrennungsmotoren H2-Brennstoffzellen Wasserstoff-Infrastrukturen Tankstellen für gasförmigen Wasserstoff Tankstellen für flüssigen Wasserstoff LH2-Tanksysteme Wasserstoff-Fahrzeugdesign 16 18 19 20 21 22 24 25 Ausblick Statement: Dr. Joachim Wolf Partnerschaften und Projekte Entwicklungen und Prognosen 26 27 28 30 cooLH2®, HyFI® und mobiLH2® sind eingetragene Marken der Linde Gruppe. filLH2™ ist eine Marke der Linde Gruppe. 4 Einleitung Dr. Aldo Belloni Wasserstoff + Sauerstoff = Energie + Wasser. Die Energieformel der Zukunft. Die Menschen in den Industrienationen genießen heute so viele Annehmlichkeiten wie nie zuvor. Doch sie verbrauchen auch immer größere Mengen an Energie. Selbst in Entwicklungs- und Schwellenländern nimmt der Energieverbrauch stetig zu. Damit aber steigt die Belastung für unsere Umwelt. In Gesprächen über die Zukunft unserer Energieversorgung – insbesondere im Zusammenhang mit regenerativen Energiequellen – fällt heute meist schon zu Beginn ein bestimmter Begriff: Wasserstoff (H2). Der Grund hierfür ist einfach: Wasserstoff ist als Speichermedium für Energie „polyvalent“, d. h. er erfüllt gleich mehrere Voraussetzungen, die ihn als den umweltfreundlichsten Energieträger ausweisen, den es je gab – denn bei seiner Anwendung entsteht als „Abgas“ nur Wasserdampf. Zudem ist Wasserstoff aufgrund seiner besonderen Eigenschaften das ideale Speichermedium für Strom aus erneuerbaren Energien und somit das wichtigste Bindeglied für eine von Anfang bis Ende völlig emissionsfreie, nachhaltige Energie-Wertschöpfungskette. Denn Wasserstoff ist das in der Natur am häufigsten vorkommende Element – anders als fossile Rohstoffe wie Erdöl oder Erdgas wird er also nicht irgendwann zur Neige gehen. Darüber hinaus kann gespeicherter Wasserstoff sowohl zur Stromerzeugung als auch direkt als Brennstoff genutzt werden, was ihn in besonderem Maße für die mobile Anwendung im Verkehrs- und Transportbereich prädestiniert. Zwar muss Wasserstoff, damit man ihn als Energieträger nutzen kann, erst hergestellt werden. Doch hier sind in den letzten Jahren entscheidende technologische Schritte unternommen worden, um die Produktion von Wasserstoff effizienter und umweltfreundlicher zu machen. Die Vision eines nachhaltigen Wasserstoff-Energiekreislaufs ist in greifbare Nähe gerückt. Es gilt nun, die bereits vorhandenen Wasserstoff-Technologien von der Erprobungsphase hin zur Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit weiterzuentwickeln. Linde, einer der führenden WasserstoffAnlagenbauer der Welt, treibt diese Entwicklung entschieden mit voran. Denn der Aufbau einer weltweiten Wasserstoff-Energieversorgung hat nicht nur wirtschaftlich ein enormes Zukunftspotenzial, es handelt sich dabei auch um ein echtes Generationenprojekt, das letztlich alle Schichten der Gesellschaft betrifft. Mehr noch: Es ist eine Verpflichtung, die in erheblichem Maße über die Zukunft unserer Energieversorgung und damit über die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder entscheiden wird. Linde wird sich dieser Verpflichtung stellen. Mit innovativer Technologie zur Produktion, Speicherung und Distribution von Wasserstoff. Und mit effizienten Lösungen für revolutionäre Wasserstoff-Anwendungen. Dr. Aldo Belloni Linde Gas & Engineering Mitglied des Vorstandes der Linde AG 6 Einleitung Wasserstoff – der Energieträger für das 21. Jahrhundert. Chancen und Herausforderungen. Wasserstoff ist überall: Er ist nicht nur in Wasser enthalten, sondern auch in allen Lebewesen sowie in primären Energiequellen wie Erdgas, Erdöl oder Kohle. Verbindet sich Wasserstoff (H2) mit Sauerstoff (O2), so entsteht als Endprodukt Wasser (H2O). Hierbei wird Energie freigesetzt. Diese lässt sich z. B. zur mobilen Stromerzeugung oder zur Umsetzung in mechanische Energie nutzen. Mit reinem Wasserstoff hätte die Menschheit den perfekten Energieträger zur Verfügung. Anders als etwa bei Benzin entstehen bei seiner Nutzung keine umweltschädlichen Emissionen. Zudem steht Wasserstoff – im Gegensatz zu den irgendwann zur Neige gehenden fossilen Energieträgern – praktisch unbegrenzt zur Verfügung. In der Natur kommt Wasserstoff in einer Vielzahl von Verbindungen vor. Um ihn jedoch in seiner elementaren Form als Energieträger nutzen zu können, ist der Einsatz von Energie nötig. Diese stammt bislang zu einem großen Teil aus fossilen Energiequellen wie Erdgas, Erdöl oder Kohle. Die weltweite Forschungs- und Entwicklungsarbeit wird sich in Zukunft verstärkt darauf konzentrieren, den Anteil der regenerativen Energiequellen zu erhöhen. Seit Jahrzehnten arbeiten daher Wissenschaftler und Ingenieure von Linde an effizienten und umweltfreundlichen Lösungen zur Produktion von Wasserstoff. Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld ist die Entwicklung von tragfähigen Konzepten für seine wirtschaftliche Speicherung und Anwendung. Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft werden wir unser technologisches Know-how dafür einsetzen, diesen unverzichtbaren Energieträger weltweit zu etablieren. Wasserstoff im Fokus von Linde Entdeckt wurde die Existenz von Wasserstoff bereits im frühen 18. Jahrhundert. Um 1766 konnte Henry Cavendish das Element erstmals isolieren. Bei normalem Druck und Umgebungstemperatur ist Wasserstoff gasförmig sowie geruchs- und geschmacksneutral. Außerdem ist das Gas ungiftig und sehr viel leichter als Luft, weshalb es im Freien schnell nach oben steigt. Gemische aus Wasserstoff und Luft sind brennbar – wobei die Wasserstoff-Flamme farblos brennt und als „Abgas“ nur Wasserdampf entsteht. Wasserstoff eignet sich daher sehr gut als Treibstoff. Das Gas hat jedoch unter normalen Bedingungen eine geringe Dichte. In dieser Form ist seine Speicherung unpraktisch – die benötigten Tanks würden einfach zu groß ausfallen. Zur effizienten, Platz sparenden Speicherung muss Wasserstoff daher unter Druck gesetzt oder stark abgekühlt und hierdurch verflüssigt werden. Dem Firmengründer Carl von Linde gelang es 1895 als erstem, Kältemaschinen zu bauen, die auch die Verflüssigung größerer Mengen Wasserstoffgas ermöglichten. Heute ist das Unternehmen einer der führenden Wasserstoff-Anlagenbauer der Welt und betreibt in Ingolstadt die einzige großindustrielle Wasserstoff-Verflüssigungsanlage Deutschlands. Außerdem ist Linde führend bei der Produktion und Distribution von Wasserstoff sowie international einer der Vorreiter bei der Entwicklung innovativer Wasserstofftechnologien. Die letzten 20 Jahre waren – auch und gerade bei Linde – von intensiver Forschung auf dem Gebiet Wasserstoff geprägt. Es hat sich mittlerweile gezeigt, dass Wasserstoff der wohl vielversprechendste Energieträger der Zukunft ist. Zudem ist Wasserstoff auch sicherheitstechnisch seit langem zu beherrschen. Vieles wird also davon abhängen, wie die Chancen, die dieser Energieträger birgt, künftig genutzt werden. Schema der ersten Luftverflüssigungsanlage von 1895. 8 Produktion Produktion 9 Die treibende Kraft. Möglichkeiten der Wasserstoffproduktion. Derzeit wird Wasserstoff fast ausschließlich auf zwei Arten hergestellt: zum einen thermisch, also mittels Wärmezufuhr, aus Kohlenwasserstoffen. Und zum anderen elektrolytisch, also mittels Stromzufuhr, aus Wasser. Derzeit werden aus Kohlenwasserstoffen, vorzugsweise Erdgas, 98 % der Weltproduktion von Wasserstoff (ca. 600 Mrd. m3 jährlich) gewonnen. Der effektivste Weg der Wasserstoffgewinnung aus fossilen Rohstoffen ist die Dampfreformierung, wie sie auch in den industriellen Anlagen von Linde realisiert wird. Gleichzeitig ist die Herstellung umweltfreundlich, da ein großer Teil des erzeugten Wasserstoffs aus Wasserdampf stammt. Wegen der hohen Wirtschaftlichkeit ist die Dampfreformierung derzeit das Standardverfahren zur Erzeugung von Wasserstoff. Elektrolyse: Zerlegung von Wasser in die Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff Die Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse bietet die Möglichkeit eines völlig emissionsfreien Wasserstoff-Energiekreislaufs. Der Strom für die Elektrolyse muss hierbei jedoch aus einer regenerativen Energiequelle wie Sonnen- oder Windenergie, Biomasse oder Wasserkraft stammen. Um aus Wasser (H2O) mittels Elektrolyse Wasserstoffgas (H2) zu erzeugen, genügt schon eine Spannung von 1,5 Volt. Das Wasser wird zuvor mit etwas Säure oder Lauge versetzt, damit es Ionen leitet. An der positiv geladenen Elektrode entsteht Sauerstoff (O2), an der negativ geladenen Elektrode Wasserstoff. Ein so genanntes Diaphragma zwischen der Anode und der Kathode verhindert dabei, dass die beiden Gase miteinander wieder zu Wasser reagieren. Findet dieser Prozess zudem unter Druck statt, so erleichtert dies die nachgelagerte Kompressionsarbeit und verringert Energieaufwand und Raumbedarf für das System. Linde verfügt über langjährige Erfahrung mit Wasserstoff-Elektrolyseuren und über das entsprechende Know-how, um diese in bestehende Wasserstoff-Technologieketten einzubinden. 10 Produktion 100.000 m3 pure Energie. Wasserstoffproduktion durch Dampfreformierung. Linde Gas & Engineering hat bis Ende 2004 weltweit bereits über 200 Anlagen für die Wasserstoffproduktion gebaut. Bei der Herstellung von Wasserstoff durch Dampfreformierung („Steam Reforming“) wird in der Regel ein leichter Kohlenwasserstoff eingesetzt, z.B. Erdgas. Mit 70 – 80 % hat dieses Verfahren einen hohen Wirkungsgrad, d.h. ein gutes Verhältnis von eingesetzter zu gewonnener Energie. Der Einsatzstoff wird in einem ersten Schritt bei einem Druck von typischerweise 2,5 MPa und bei einer Temperatur von ca. 900 °C zusammen mit Wasserdampf in ein wasserstoffreiches Gasgemisch überführt, das auch Kohlenmonoxid (CO) enthält. In einem zweiten Schritt, der „ShiftReaktion“, wird das Kohlenmonoxid (CO) mit Wasser in Kohlendioxid (CO2) umgewandelt. Dabei wird aus dem Wasser des im Prozess mitgeführten Wasserdampfes zusätzlicher Wasserstoff gewonnen. Damit Wasserstoff jedoch – z.B. in Brennstoffzellen – auch eingesetzt werden kann, muss er zuvor noch gereinigt werden. Dies geschieht meist in so genannten PSA-Anlagen (PSA = Pressure Swing Adsorption = DruckwechselAdsorption), in denen pro Stunde bis zu 100.000 m3 Wasserstoff auf Qualitäten bis über 99,999 % gereinigt werden können. Weitere Techniken zur Wasserstoffproduktion Als Variante der Dampfreformierung kann die partielle Oxidation gelten. Sie läuft ähnlich ab, jedoch unter Zufuhr von Luft bzw. Sauerstoff. Mit dieser Technik können auch weniger reine, flüssige oder feste Kohlenwasserstoffe (Kohle, Erdöl, Bitumina etc.) zur Wasserstoffproduktion genutzt werden. Sowohl für das Steam Reforming (SMR) als auch für die partielle Oxidation (POX) verfügt Linde Gas & Engineering über die Kompetenz, komplexe Produktionsprozesse zu steuern. Dampfreformierungsanlagen von Linde – wie dieser „Steam Reformer“ in Brunsbüttel –, die bis zu 100.000 m3 Wasserstoff pro Stunde liefern, werden für verschiedene Kapazitäten erstellt. Linde exportiert die Technologie für Dampfreformierungsanlagen weltweit, u. a. in die USA, den Nahen Osten, nach Russland, Kanada, Indien, Japan, China und in die EU-Länder. Produktion 11 Wasserstoff-Verflüssigung. Um Wasserstoff effizient speichern zu können, muss man seinen „natürlichen Zustand“ ändern. Derzeit gibt es hierzu zwei vorherrschende Methoden: Zum einen kann komprimiertes Wasserstoffgas (CGH2) bei Umgebungstemperatur in Hochdruckbehältern gelagert werden. Die andere Möglichkeit besteht darin, ihn flüssig zu speichern. Dafür sind extrem niedrige Temperaturen (-253 °C) und entsprechend isolierte Behälter nötig. Der Vorteil hierbei: Tiefkalt verflüssigter Wasserstoff (LH2) hat einen wesentlich höheren Energieinhalt pro Volumeneinheit als gasförmig komprimierter und benötigt daher weniger Speicherraum (siehe Grafik). Zur Verflüssigung von Wasserstoff wendet man heute im industriellen Maßstab Verfahren an, bei denen der zu verflüssigende Wasserstoff in Wärmetauschern stufenweise abgekühlt wird. Dabei kommt zunächst flüssiger Stickstoff als Kälteträger zum Einsatz, die weitere Abkühlung erfolgt durch einen geschlossenen Wasserstoff-Kältekreislauf, in dem die Kälteleistung durch Expansionsturbinen zur Verfügung gestellt wird. Die eigentliche Verflüssigung des so vorgekühlten Wasserstoffs findet durch Drosselentspannung in einem Joule-Thomson-Ventil statt, anschließend wird der flüssige Wasserstoff in einen Lagertank zur weiteren Verwendung eingespeist. Linde baut Wasserstoff-Verflüssigungsanlagen in verschiedenen Größen. Im Bild: die Anlage in Ingolstadt mit einer Kapazität von 4,4 Tonnen LH2 pro Tag. 12 Distribution Distribution 13 Mit voller Kraft voraus. Wasserstoff-Distribution via Pipeline. Analog zur Speicherung von Wasserstoff gibt es verschiedene Möglichkeiten, ihn zu transportieren. Zum einen bietet sich die Distribution via Pipeline an. Vor allem bei On-Site-Versorgungslösungen – also wenn gasförmiger Wasserstoff direkt vom Produktions- zum Verbrauchsort gefördert wird – ist diese Methode häufig die beste Lösung. Um Großverbraucher mit den benötigten Gasmengen beliefern zu können, plant, baut und betreut Linde Gas & Engineering schlüsselfertige On-SiteAnlagen, die direkt beim Kunden vor Ort installiert werden. Wasserstoff kann auch über große Entfernungen via Pipeline transportiert werden. Dies ist vor allem bei kontinuierlich hohem Verbrauch sinnvoll und trifft insbesondere für Industriegebiete zu. In Mitteldeutschland (Leuna) betreibt Linde Europas modernste Wasserstoff-Pipeline. Das Rohrleitungsnetz ist insgesamt über 100 km lang und verbindet u. a. die Standorte Zeitz, Böhlen, Leuna, Bitterfeld und Rodleben. Linde Gas & Engineering verfügt zudem über das Know-how, herkömmliche Erdgas- oder Stadtgasleitungen für den Wasserstofftransport nutzbar zu machen. Gerade in der derzeitigen Erprobungsphase stellt dies eine wichtige Voraussetzung für die Realisierung einer flächendeckenden Wasserstoffversorgung sowie für den Aufbau eines zukünftigen H2-Tankstellen-Netzwerks dar. Das Linde Wasserstoff-Rohrleitungsnetz in Mitteldeutschland (Leuna). 14 Distribution Clever gespeichert, schnell versorgt. GH2-Trailer und LH2-Container-Fahrzeuge. Um Wasserstoff über weite Strecken zu transportieren, können entsprechend ausgerüstete Lkws eingesetzt werden. Gasförmiger Wasserstoff (GH2) wird hierbei in speziellen GH2-Trailern unter Hochdruck und bei Umgebungstemperatur von Ort zu Ort gebracht. Den Transport von größeren Mengen Wasserstoff erlaubt jedoch ein LH2Container-Fahrzeug, also ein Lkw, der über einen speziellen Tank für tiefkalt verflüssigten Wasserstoff (LH2) verfügt. Zwar sind hierbei die Kosten für die Verflüssigung zu beachten, für die derzeit noch ca. 30 % der im Wasserstoff gespeicherten Energie benötigt werden. Da die Energiedichte von LH2 jedoch wesentlich höher ist als jene von GH2, relativiert sich dieser Aufwand bei größeren Mengen und zunehmender Entfernung wieder, denn für den Transport der gleichen Energiemenge sind weniger Fahrten nötig. LH2-Container-Fahrzeug für flüssigen Wasserstoff. Distribution 15 Aktuelle Anwendung: Moderne Brennstoffzellen-U-Boote führen Wasserstoff in Metallhydrid-Speichern mit und können um ein Vielfaches länger unter Wasser bleiben als herkömmliche U-Boote mit Diesel-Elektromotoren. Linde stattete die HDW AG für dieses Projekt mit der entsprechenden Wasserstoff-Befüllungstechnologie aus. Jede Menge Energie auf Vorrat. Alternative Speicher. Aktuelle Forschungen haben gezeigt, dass es noch weitere Speicherbzw. Transportmöglichkeiten für Wasserstoff gibt. So kann er z. B. in feinsten, konzentrisch angeordneten Graphitröhren (Kohlenstoff-Nanotubes) oder in hauchdünnen, übereinander gestapelten Graphitebenen (Kohlenstoff-Nanofasern) eingelagert werden. Auch in einer Lösung aus Natriumborhydrid (NaBH4) sowie in Polymeren (Polyanilin, Polypyrrol) lässt sich Wasserstoff speichern. Gleiches gilt für so genannte Microspheres – das sind hochgradig druckfeste, winzige Glaskügelchen (Ø < 100 µm, Wandstärke 1 µm). In diese kann Wasserstoff bei 200 – 400 °C eindringen. Diese Technologien haben teilweise ein hohes Entwicklungspotenzial, befinden sich jedoch aus heutiger Sicht noch im Forschungsstadium. Wasserstoff-Speicherung in Metallhydriden Die einzige Alternative zur gasförmigen oder flüssigen Speicherung, die derzeit tatsächlich angewendet wird, ist die Speicherung in so genannten Metallhydriden: Diese können gasförmigen Wasserstoff nach einem ähnlichen Prinzip speichern und wieder freisetzen wie ein Schwamm, der Wasser aufnimmt und wieder abgibt. Das Verfahren wird bereits bei einigen Prototypen im Bereich portabler Systeme (z. B. Camcorder, Laptops etc.) eingesetzt. Anwendung findet diese Art der Speicherung jedoch auch bei wasserstoffgetriebenen Brennstoffzellen-U-Booten, wie sie bereits heute von der HDW AG gebaut werden. Metallhydrid zur Speicherung von Wasserstoff. 16 Anwendungen Anwendungen 17 Nur wer heute neue Wege geht, kommt morgen besser voran. Wasserstoff eröffnet Spielräume für vielfältige Anwendungen. Vieles, was einst wie eine Utopie erschien, ist heute Realität. So konnte man sich zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts wohl nur mit Mühe vorstellen, dass tatsächlich einmal ein Mensch seinen Fuß auf den Mond setzen würde. Ein jüngeres Beispiel für eine Vision, die viele zunächst für kaum realisierbar hielten, die aber schon wenige Jahre später Wirklichkeit wurde, ist die rasante Entwicklung des Internets. Auch die Anwendung von Wasserstoff als Energieträger galt lange Zeit als unrealisierbar, ja sogar als gefährlich. Doch dem Wissensdrang von Forschern, den Leistungen von Ingenieuren und dem Engagement fortschrittlicher Unternehmen ist es zu verdanken, dass diese Idee dennoch nicht aufgegeben wurde. In den letzten Jahren hat die Erforschung von Wasserstoff als Energieträger enorme Fortschritte gemacht. So gibt es bereits heute eine Vielzahl von Anwendungen für fast alle energierelevanten Bereiche: Mit Wasserstoff lässt sich nicht nur Strom erzeugen und dauerhaft speichern, auch Fahrzeuge erreichen damit inzwischen fast die gleichen Leistungswerte wie konventionelle Autos mit Benzin- oder Dieselmotor. Und dank innovativer Brennstoffzellentechnologie könnten in naher Zukunft nicht nur tragbare Elektrogeräte wie Laptops oder Camcorder mit Wasserstoff betrieben, sondern sogar ganze Häuser mit Strom und Wärme versorgt werden. Kurz gesagt: Die technischen Voraussetzungen für eine funktionierende, flächendeckende und nachhaltige Wasserstoff-Energiewirtschaft sind bereits heute vorhanden. 18 Anwendungen Faszination Wasserstoff. Mobilität ohne Schadstoffe. Die Industrie verwendet Wasserstoff derzeit vor allem zur Herstellung hochwertiger Produkte. So dient Wasserstoff z. B. zur Produktion von Glasfaserkabeln, zum Reinigen von Mikrochips, zum Polieren von optischen Gläsern und zur Metallverarbeitung. Auch zur Produktion von Düngemitteln, zur Härtung von Fetten, zur Trinkwasseraufbereitung sowie zur Herstellung von Treibstoffen mit geringem Schwefelgehalt wird Wasserstoff eingesetzt. In der Raumfahrt dient Wasserstoff schon seit den 60er-Jahren als Treibstoff für Raketentriebwerke sowie zur Stromerzeugung und zur Herstellung von Trink- und Brauchwasser im Weltall. Sowohl die Verbrennung als auch die Verstromung von Wasserstoff werden derzeit in vielen Ländern der Welt auf ihre Alltagstauglichkeit hin erprobt. Im Fokus steht hierbei vor allem der mobile Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff für Fahrzeuge. Auch Linde engagiert sich aus guten Gründen schwerpunktmäßig in diesem Bereich. Denn einerseits birgt die voraussichtliche Größe des Marktes ein enormes Zukunftspotenzial. Und andererseits kommen die positiven Auswirkungen für Mensch und Umwelt hier besonders deutlich zur Geltung. Die Anwendung von Wasserstoff in der Raumfahrt bildet den Hintergrund für die verkehrstechnische Zukunftsvision einer wasserstoffbasierten Luftfahrt. Erste Versuche in diese Richtung wurden bereits in den 80er-Jahren unternommen. Bildquelle: copyright ESA, CNES, ARIANESPACE. Verbrennungsmotoren für Wasserstoff H2-Verbrennungsmotoren sind ähnlich aufgebaut wie Otto-Motoren. Dies erlaubt den Bau von bivalenten Fahrzeugen, also von Automobilen, die wahlweise mit herkömmlichem Treibstoff oder Wasserstoff gefahren werden können. Dabei ist es unerheblich, ob der Wasserstoff zuvor gasförmig oder flüssig gespeichert wird – denn zur Verbrennung wird er dem Motor wieder gasförmig zugeführt. Bereits heute Realität: Kraftfahrzeuge mit H2-Verbrennungsmotoren. Anwendungen 19 Brennstoffzellen-Technologie – vielseitig, umweltschonend und effektiv. H2-Brennstoffzellen benötigen zur Stromerzeugung gasförmigen Wasserstoff. Vom Prinzip her funktionieren sie wie Batterien, in denen eine umgekehrte Elektrolyse stattfindet (vgl. S. 9). Sie können je nach Energiebedarf in Reihe geschaltet werden und bieten daher eine Vielzahl portabler, mobiler und stationärer Anwendungsmöglichkeiten. Für jeden dieser Bereiche gibt es bereits heute Prototypen und Versuchsanlagen. Auch für die Stromversorgung können H2-Brennstoffzellen eingesetzt werden. So erprobt Linde z. B. derzeit zusammen mit einem Projektpartner die H2Notstromversorgung für Mobilfunk-Antennen. Gabelstapler Zusammen mit Projektpartnern hat Linde einen neuen Elektrogabelstapler entwickelt, der mit einem besonders leistungsfähigen H2-Brennstoffzellensystem ausgerüstet ist. Diese innovative Technologie ermöglicht im Vergleich zu herkömmlichen Batterien eine signifikante Verbesserung der Fahr- und Hubeigenschaften des Staplers sowie einen Einsatz ohne Pausen, denn das langwierige Aufladen oder Austauschen der Batterien entfällt: Der Stapler wird einfach betankt, fast wie ein herkömmliches Auto. Einsatz von H2-Brennstoffzellen in Fahrzeugen Anders als H2-Verbrennungsmotoren treiben H2-Brennstoffzellen Elektromotoren an. Die Entwicklung solcher Systeme hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Ihr Einsatz in Kraftfahrzeugen wird derzeit in mehreren Industrienationen der Welt – etwa in den USA, Japan und Deutschland sowie in weiteren EU-Staaten – intensiv getestet. Busse H2-Brennstoffzellen-Busse bieten den gleichen Komfort wie herkömmliche Busse, sind aber erheblich leiser und fahren dabei völlig schadstofffrei. Zudem genügt zu ihrer Betankung eine zentrale Tankstelle, da sie am Ende einer Schicht immer zu ihrem Ausgangspunkt zurückgefahren werden. So können vor allem in Städten und stadtnahen Gebieten lokale Emissionen verringert werden. Am Flughafen München konnte im Rahmen einer bestehenden WasserstoffInfrastruktur die Leistungsfähigkeit des neuen H2-Brennstoffzellensystems für Gabelstapler erprobt werden. Mit einer Tankfüllung Wasserstoff hält das Fahrzeug ca. acht Stunden im Normalbetrieb durch. 20 Anwendungen Wasserstofftankstelle der ARGEMUC am Flughafen München. Wasserstoff-Infrastrukturen in der Testphase. Tankstelle für gasförmigen und flüssigen Wasserstoff am Flughafen München. Unter dem Namen ARGEMUC (Arbeitsgemeinschaft Wasserstoffprojekt Flughafen München) betreibt ein Konsortium namhafter Top-Unternehmen (darunter BMW, BP/Aral, MAN, Linde u.a.) seit 1999 die weltweit erste öffentliche Wasserstofftankstelle für gasförmigen und flüssigen Wasserstoff. Der tiefkalt verflüssigte Wasserstoff wird via LH2-Container-Fahrzeug angeliefert. Den gasförmigen Wasserstoff für die Tankstelle hingegen liefert ein von Linde installiertes On-Site-Versorgungssystem: Seit 2003 sorgt hier eine kleine Steam-Reformer-Anlage dafür, dass GH2 direkt an der Konzept zukünftiger Wasserstoff-Tankstellen für GH2 und LH2 mit unterirdischen Speichertanks. Tankstelle hergestellt, gereinigt, unter Hochdruck gespeichert und gezapft werden kann. An den Zapfsäulen werden mehrere Shuttle-Busse für den Flughafenbetrieb sowie eine Pkw-Testflotte mit Wasserstoff betankt. Die Testfahrzeuge haben bis Ende 2004 bereits über 500.000 Kilometer ohne größere technische Schwierigkeiten zurückgelegt, wobei über 6.000 Betankungsvorgänge durchgeführt wurden. Damit ist die Demonstration einer sicheren und zuverlässigen Wasserstoffversorgung für Kraftfahrzeuge eindrucksvoll geglückt. Ein Wasserstoff-Bus an der GH2-Tankstelle am Flughafen München. Tankstellen für gasförmigen Wasserstoff. Um gasförmigen Wasserstoff tanken zu können, wird dieser bei Umgebungstemperatur und einem Druck von 350 bar gespeichert. Damit die vollständige Befüllung eines Kraftfahrzeugtanks überhaupt möglich ist, muss die Befüllstation jedoch einen höheren Druck als den Speicherdruck aufbauen. Je höher der Druck ist, desto kürzer wird auch die Betankungszeit. Linde hat in den letzten Jahren intensiv an der Entwicklung von Tankstellen für gasförmigen Wasserstoff gearbeitet. Inzwischen ist es gelungen, den Speicherdruck auf 700 bar zu erhöhen. Bei der Verdichtung auf ein derart hohes Druckniveau steigt jedoch die Temperatur des Gases stark an. Das hat zur Folge, dass sich nach dem Betankungsvorgang das Gas wieder abkühlt und damit der Druck im Tank des Fahrzeugs wieder sinkt. Um einen konstanten Druck von 700 bar zu erhalten, muss also nicht nur mit einem Befülldruck von 850 bar getankt, sondern zudem das Gas vor der Zapfsäule auf -15 °C herabgekühlt werden. Linde hat für die erste 700bar-Wasserstofftankstelle die entsprechende Technologie entwickelt. Sie ermöglicht gewohnt schnelle Tankvorgänge von drei bis vier Minuten. Bei integrierten GH2-Tankstellen, die mit einem LH2-Speicher ausgestattet sind, kommt eine spezielle Technologie zum Einsatz: Ein Kryo-Verdichter von Linde komprimiert bereits den flüssigen Wasserstoff, der anschließend gasförmig abgegeben werden soll, auf ca. 400 bar vor und sorgt so für eine hohe Effizienz bei der Umwandlung von LH2 zu CGH2. Falls erwünscht, wird der Druck anschließend durch ein Booster-System auf 700 bar erhöht. Betankung eines Wasserstoffautos an einer 700-bar-Tankstelle für GH2. Anlieferung von flüssigem Wasserstoff für die LH2-Tankstelle. Tankstellen für flüssigen Wasserstoff. Als einer der wichtigsten Impulsgeber des staatlich geförderten Wasserstoff-Projekts am Flughafen München ist Linde u. a. für die Versorgung der Tankstelle mit Wasserstoff zuständig. Der flüssige Wasserstoff wird in Ingolstadt zentral produziert und dann per LH2-Container-Fahrzeug angeliefert. Betankung mit LH2 Noch bis vor einigen Jahren war die Betankung von Fahrzeugen mit LH2 relativ zeitraubend: Der tiefkalte (-253 °C) flüssige Wasserstoff brachte es mit sich, dass Füllschlauch und Kupplung gespült und angewärmt werden mussten, bevor ein neuer Tankvorgang begonnen werden konnte. Die Tankstelle für flüssigen Wasserstoff arbeitet mit einer von Linde entwickelten und patentieren LH2-Pumpe. Dieses innovative Gerät ermöglicht einen besonders schnellen Betankungsvorgang (50 l/min) und sorgt so für eine hohe, vom konventionellen Tanken her bekannte Benutzerfreundlichkeit. Manuelle LH2-Kupplung Diese Probleme sind inzwischen behoben: Linde hat mit der neuen filLH2™ eine manuelle LH2-Kupplung entwickelt und patentiert, mit der sich der Tankvorgang schnell und einfach durchführen lässt: Tankventil und Einfüllstutzen verfügen über Ventile, die sich nur bei Verbindung öffnen. Dabei entsteht eine hermetisch isolierte Röhre. Vom Tankventil aus fährt nun ein so genannter „kalter Finger“ tief in den Einfüllstutzen, über den der flüssige Wasserstoff in den Tank geleitet wird. Hierdurch wird die Vereisung effektiv unterbunden. Noch mehr Komfort bietet die von Linde mitentwickelte, automatisierte LH2-Kupplung, die ebenfalls am Flughafen München erprobt wird: Sie erledigt den gesamten Vorgang automatisch – vom Öffnen des Tankdeckels und Anschließen der LH2Kupplung über die Betankung bis hin zum Abkoppeln. Inzwischen gibt es weltweit zahlreiche H2-Tankstellen-Projekte, sowohl für flüssigen als auch für gasförmigen Wasserstoff, darunter z. B. das Projekt der Clean Energy Partnership (CEP) in Berlin, an der das Unternehmen Linde ebenfalls maßgeblich beteiligt ist. Von der Produktion und Anlieferung über die Speicherung und Kompression bis hin zur Betankung stellt Linde hier sein gesamtes Wasserstoff-Know-how zur Verfügung. Mit diesem Portfolio setzt sich das Unternehmen deutlich gegen Wettbewerber ab, die nur einzelne Teilbereiche dieses Spektrums abdecken können. Anwendungen Im LOPEX-Verfahren von Linde, das bei Standtanks Anwendung findet, wird ein Wärmetauscher zur Rückverflüssigung von gasförmigem Wasserstoff eingesetzt. LOPEX-Verfahren Mit dem von Linde patentierten LOPEX-Verfahren lässt sich ein Manko von in Standtanks langfristig gelagertem, flüssigem Wasserstoff beheben: Denn durch die langsame Erwärmung von LH2 wird ein Teil der Flüssigkeit im Standtank wieder zu Gas. Bei Nichtentnahme kann hierdurch der Druck soweit steigen, dass das Gas über ein Entspannungsventil abgelassen werden muss. Man spricht von Abdampf- bzw. Boil-off-Verlusten. Mit LOPEX lässt sich dieser gasförmige Wasserstoff, der sonst verloren ginge, rückverflüssigen und wieder dem Tank zuführen. Die nötige Energie für diesen Prozess liefert eine Brennstoffzelle, die dafür einen Teil des Boiloff-Gases nutzt. Die neue LH2-Kupplung filLH2™ (Patent: Linde). Die manuelle LH2-Kupplung in Aktion. 23 24 Anwendungen Tief gekühlt ist hoch effizient. LH2-Tanksysteme. Für die dauerhafte Speicherung von tiefkalt verflüssigtem Wasserstoff hat Linde speziell isolierte Kryotanks entwickelt, die bei Wirtschaftlichkeit und Effizienz neue Maßstäbe setzen. Die hervorragenden Eigenschaften der Tanks basieren auf einem doppelwandigen Metallbehälter, dessen innerer Behälter den flüssigen Wasserstoff aufnimmt. Eine Isolierung aus Metallfolien mit Zwischenlagen aus Glasvlies trennt die innere von der äußeren Metallhülle. Zudem ist der Zwischenraum evakuiert und verfügt über thermisch isolierende Fixierungen. Standzeitverlängerung mit dem cooLH2®-Tanksystem Mit einem innovativen Rückkühlsystem besteht die Möglichkeit, auch bei völligem Stillstand von Wasserstoff-Fahrzeugen die maximale Standzeit ohne Abdampfverluste von drei auf bis zu zwölf Tage zu erhöhen. Denn das cooLH2®-System verstärkt die Kühlung des Tanks, indem es die im Wasserstoff steckende Kälte nutzt. Dabei wird Umgebungsluft angesaugt, getrocknet und durch die beim Erwärmen des Wasserstoffs abgegebene Energie verflüssigt. Die so gewonnene, tiefkalt verflüssigte Luft durchströmt einen zusätzlichen Kühlmantel, der den Innentank umgibt. Diese Komponenten sorgen für eine extrem gute Isolationsleistung, wodurch der Wasserstoff auf -253 °C gehalten werden kann. Steht ein Wasserstoff-Fahrzeug jedoch längere Zeit still, so kommt es trotz Isolierung zu einer langsamen Erwärmung des Wasserstoffs. Nach etwa drei Tagen, sobald der maximale Betriebsdruck (ca. 4,5 bar) erreicht ist und kein Verbrauch stattfindet, wird der überschüssige, gasförmige Wasserstoff über ein spezielles Entspannungsventil abgelassen. Schnitt durch ein formoptimiertes LH2-Tanksystem. Anwendungen 25 Wasserstoff-Fahrzeugdesign. Noch vor wenigen Jahren benötigte ein H2-Brennstoffzellen-System derart viel Platz, dass es nur im Laderaum eines Kleintransporters untergebracht werden konnte. Dank der kontinuierlichen Weiterentwicklung von Brennstoffzellensystemen und der Optimierung der Wasserstoffspeicherung ist es den Herstellern gelungen, die Größe des Gesamtsystems erheblich zu verringern. Inzwischen werden die Leistungsfähigkeit und der Stauraum moderner H2-Fahrzeuge kaum mehr durch das Antriebssystem selbst verringert. Die Dynamik und Alltagstauglichkeit dieser Fahrzeuge ist bereits heute mit der konventioneller Kraftfahrzeuge vergleichbar. Zudem eröffnet der immer kleiner werdende Brennstoffzellenantrieb ungeahnte Möglichkeiten für das Fahrzeugdesign. Entwicklung der Systemgrößen bei H2-Brennstoffzellenautos. Hydrogen Fuel Injection (HyFI®) Linde kann zudem Systeme liefern, die die Leistungsfähigkeit von Wasserstoffmotoren verbessern. Eine der jüngsten Entwicklungen auf diesem Gebiet ist die patentierte HyFI®-Verdichtertechnologie für Fahrzeuge mit LH2-Tanks und Wasserstoff-Verbrennungsmotoren. Mithilfe eines nachgeschalteten Wärmetauschers verbessert der von Linde entwickelte Kompressor im Schuhkartonformat die Langzeitspeicherung des tiefkalt verflüssigten Wasserstoffs im Fahrzeug. Mit der gleichen Tankfüllung lassen sich dadurch weit längere Strecken zurücklegen. HyFI® nutzt die Verdampfungsenergie des expandierenden Flüssigwasserstoffs und optimiert so den Motorwirkungsgrad von etwa 30 auf ca. 40 Prozent. 26 Ausblick Dr. Joachim Wolf Think Hydrogen. Chance Wasserstoff – die Zukunft der Energieversorgung hat schon begonnen. Die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger eröffnet eine Fülle faszinierender Möglichkeiten. Sie wirft aber auch viele komplexe Fragen auf – und zwar nicht zuletzt im politischen und gesellschaftlichen Kontext. Denn rein technisch gesehen können viele Probleme rund um die Anwendung von Wasserstoff als Energieträger bereits heute als weitgehend geklärt betrachtet werden. Mit innovativen Lösungen hat Linde maßgeblich dazu beigetragen, Wasserstoffanwendungen noch sicherer, noch effizienter, noch benutzerfreundlicher zu machen. Außerdem verfügt Linde als einer der großen Wasserstoff-Hersteller über eine lückenlose Wasserstoff-Wertschöpfungskette, die sich „from well to tank“, also von der Produktion über die Distribution bis hin zum Verbrauchsort erstreckt. Auf diese Entwicklungen können wir zu Recht stolz sein, haben sie doch einmal mehr gezeigt, wie viel man mit gezielter Forschung, unternehmerischem Engagement und langfristigen Konzepten erreichen kann. Und sie haben gezeigt, dass es nur mit der nötigen Leistungs-, Innovationsund Investitionsbereitschaft gelingen wird, die Herausforderungen, die eine zukünftige Wasserstoff-Energiewirtschaft an uns stellt, zu meistern. In einem nämlich sind sich die meisten Experten einig: Zum Energieträger Wasserstoff gibt es, vor allem langfristig gesehen, keine Alternative. Und obwohl nach wie vor Fragen in Bezug auf Wasserstoff offen sind, kann man schon heute sagen: Das Ende der Lernphase beim Thema Wasserstoff ist erreicht. Nun muss es zügig an die Verwirklichung einer effizienten, flächendeckenden und nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft gehen. Die ersten Schritte dafür sind bereits getan – und Linde wird auch weiterhin mit dafür sorgen, dass der sauberste Energieträger der Welt sein enormes Potenzial für die Zukunft entfalten kann. Dr. Joachim Wolf Linde Gas & Engineering Hydrogen Solutions Executive Director Seit November 2002 als erstes HAT-Referenzprojekt in Betrieb: das Wasserstoff-Motoren- und Antriebsstrang-Testcenter in Garching bei München. Wir machen uns stark für Wasserstoff. Partnerschaften und Projekte. Um die Entwicklung von Wasserstofftechnologien voranzutreiben, kooperiert Linde mit namhaften, weltweit engagierten Partnern aus Industrie und Wirtschaft. Maßgeblich sind hier besonders Unternehmen aus den Bereichen Mineralölindustrie (z. B. BP/Aral), Fahrzeugbau (BMW), Ingenieurwesen (Siemens) und Energieversorgung (BayernGas). Dr. Manfred Stolpe, Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen, und Dr. Rainer Goedl (re.), Mitglied im Bereichsvorstand Linde Gas & Engineering, bei der Eröffnung der Wasserstofftankstelle der CEP in Berlin (Herbst 2004). In Kooperationen wie der Clean Energy Partnership (CEP) oder der Arbeitsgemeinschaft Wasserstoffprojekt Flughafen München (ARGEMUC) entwickelt Linde die nötige Dynamik, um wasserstoffbasierte Projekte effizient und zielgerichtet durchzuführen. Gemeinschaftsprojekte wie diese, die auch von politischer Seite – z. B. von der Deutschen Bundesregierung oder dem Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie – gefördert und mitgetragen werden, erzeugen Synergieeffekte, die es uns ermöglichen, schon heute die technologischen Voraussetzungen für eine leistungsfähige und nachhaltige Wasserstoffwirtschaft zu schaffen. HAT – Testen mit Wasserstoff Um Wasserstoff-Verbrennungsmotoren und H2-Brennstoffzellen-Systeme testen zu können, hat sich Linde mit der TÜV Automotive GmbH und der FEV Motorentechnik GmbH zum HAT-Projekt (Hydrogen Advanced Testing) zusammengeschlossen. Zu den Zielen von HAT gehören die Planung und der Bau von schlüsselfertigen Wasserstoff-Prüfständen und die kompetente Durchführung entsprechender Genehmigungsverfahren. Linde übernimmt im Rahmen dieser Kooperation unter anderem den Bau und die Betreuung entsprechender Gasversorgungsanlagen sowie die Produktion und Lieferung von Wasserstoff. Ausblick Der Opel Fuel Cell Marathon führte kreuz und quer durch Europa, von der nördlichsten Stadt bis zum westlichsten Punkt des Kontinents. 29 Für das Testfahrzeug HydroGen3 lieferte Linde während der gesamten Tour flüssigen Wasserstoff für den Betrieb der Brennstoffzelle. On the road mit Linde. Um die Alltagstauglichkeit von Wasserstoffautos unter Beweis zu stellen, genügt es nicht, lediglich lokal stationierte Fahrzeugflotten zu erproben. Schließlich müssen Wasserstoff-Fahrzeuge in der Lage sein, auch längste Strecken ohne Probleme zu bewältigen. Für einen entsprechenden Langstreckentest fehlt jedoch derzeit noch ein flächendeckendes WasserstoffTankstellennetz. Härtetest für Brennstoffzelle und Tanksystem Um den ultimativen Ausdauertest für ein Wasserstoffauto mit Brennstoffzellenantrieb trotz der fehlenden Infrastruktur durchführen zu können, hat sich Linde gemeinsam mit dem Partner GM/Opel etwas einfallen lassen: Beim so genannten Opel Fuel Cell Marathon im Frühjahr 2004 schickte man die Wasserstoff-Tankstelle ganz einfach mit „on the road“. Im Klartext: Ein Wasserstoffauto auf der Basis eines Opel Zafira wurde auf einer über 10.000 km langen Marathon-Fahrt vom norwegischen Hammerfest bis ins portugiesische Cabo da Roca von einer mobilen LH2Tankstelle begleitet. Für dieses Projekt lieferte Linde nicht nur die gesamte Betankungstechnologie, sondern auch den flüssigen Wasserstoff. Nach der sechswöchigen Reise durch insgesamt 14 Länder stand fest: Alle Systeme hatten den Härtetest erfolgreich bestanden. Dank der patentierten LH2-Kupplung von Linde dauerte das Betanken des Fahrzeugs jeweils nur rund vier Minuten. Und auch das von Linde entwickelte, unter dem Rücksitz des Fahrzeugs verstaute LH2-Tanksystem arbeitete absolut zuverlässig. Somit konnte neben der Zuverlässigkeit des Brennstoffzellenantriebs auch der hohe Entwicklungsstand der LH2-Betankungstechnologie von Linde eindrucksvoll unter Beweis gestellt werden. Von diesen Erfahrungen werden Kunden von Linde auch in Zukunft profitieren: Für Langstreckentests von Wasserstoff-Fahrzeugen bietet das Unternehmen die fahrbare LH2-Tankstelle unter dem Namen mobiLH2® an. Weitere Projekte Linde beteiligt sich derzeit an zwei EU-Projekten, deren Ziel es ist, einer Wasserstoff-Energiewirtschaft den Weg zu ebnen. HyWays ist ein langfristig angelegtes Forschungsprojekt, in dem alle hierfür relevanten Daten analysiert werden. Die Ergebnisse sollen es den Mitgliedsstaaten ermöglichen, die richtigen Entscheidungen für den Wandel zur Wasserstoff-Energiewirtschaft zu treffen. StorHy hingegen ist ein Konsortium von Unternehmen und staatlichen Einrichtungen, die sich speziell mit der Entwicklung von H2-Speichertechnologien für die Automobilbranche beschäftigen. Ziel des Konsortiums ist es, existierende Speichermedien konsequent zu verbessern sowie innovative Speichertechnologien zu erforschen und bis zur Marktreife weiterzuentwickeln. 30 Ausblick Eine Vision nimmt Gestalt an. Die WasserstoffGesellschaft – Entwicklungen und Prognosen. Bereits heute ist die gesamte Hardware für eine funktionierende Wasserstoff-Technologiekette – von der Herstellung bis zur Anwendung – prinzipiell vorhanden und einsatzbereit. Um zu einer emissionsfreien Wasserstoffwirtschaft zu gelangen, müssen eigentlich „nur“ noch die Energiequellen zur Wasserstoffproduktion von „schwarz“ auf „grün“ umgestellt werden, also von nicht-regenerativen, fossilen auf regenerative, umweltfreundliche Energiequellen. Nutzung konventioneller Energiequellen – zumindest mittelfristig – noch deutlich wirtschaftlicher als der Einsatz von regenerativen Energiequellen. Um Wasserstoff als Energieträger flächendeckend zum Durchbruch zu verhelfen, sind also auch wirtschaftliche Faktoren, politische Entscheidungen und gesellschaftliche Entwicklungen zu beachten. Hürden auf dem Weg in die Wasserstoff-Gesellschaft Diesem Entwicklungsschritt stehen bislang vor allem zwei Hindernisse im Weg: Zum einen fehlt es noch an entsprechenden Infrastrukturen (z. B. ein flächendeckendes H2-Tankstellennetz). Zum anderen ist derzeit die Energiequellen Wasserstoff-Technologieketten von Linde1 Ausblick Ausblick Die Aufgaben, die auf dem Weg in eine Wasserstoff-Gesellschaft gemeistert werden müssen, sind vielfältig und anspruchsvoll. Sie werden auch in Zukunft Wissenschaftler, Ingenieure, Unternehmer und Politiker vor große Herausforderungen stellen. Nur durch internationale Netzwerke, gemeinsame Bemühungen in Forschung und Entwicklung sowie intensiven Wissensaustausch wird es möglich sein, die gesetzten Ziele auch zu erreichen – nämlich einen sauberen, praktisch unbegrenzt zur Verfügung stehenden Energieträger flächendeckend und für jedermann erschwinglich bereitzustellen. Als einer der weltweit aktiven Marktführer im Bereich Wasserstoff engagiert sich Linde seit Jahrzehnten in der Erforschung dieses enorm vielseitigen Energieträgers. Mit dem Bau und Export von Produktions- und Ver- 31 flüssigungsanlagen, der Entwicklung innovativer Transport-, Speicherund Betankungstechnologien sowie der Produktion und Distribution von GH2 und LH2 hat Linde zudem die kompletten Technologieketten für Wasserstoff im Portfolio. Durch Eigeninitiative und erfolgreiche Zusammenarbeit mit Partnern und staatlichen Institutionen leistet Linde wichtige Beiträge, um die Voraussetzungen für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft zu schaffen und voranzutreiben. Dass es vermutlich noch Jahre dauern wird, bis diese Technologie in der breiten Öffentlichkeit zur Normalität wird, ist für Linde jedoch kein Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Im Gegenteil: Die Aussicht, eines Tages auf eine vollkommen emissionsfreie Energieversorgung bauen zu können, ist für uns der Ansporn, unser Bestes zu tun, um diese Vision wahr werden zu lassen. Verbrauch Vorsprung durch Innovation. Linde Gas ist mehr. Linde Gas übernimmt mit zukunftsweisenden Produkt- und Gasversorgungskonzepten eine Vorreiterrolle im globalen Markt. Als Technologieführer ist es unsere Aufgabe, immer wieder neue Maßstäbe zu setzen. Angetrieben durch unseren Unternehmergeist arbeiten wir konsequent an neuen hochqualitativen Produkten und innovativen Verfahren. Linde Gas bietet mehr – wir bieten Mehrwert, spürbare Wettbewerbsvorteile und erhöhte Profitabilität. Jedes Konzept wird exakt auf die Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt. Individuell und maßgeschneidert. Das gilt für alle Branchen und für jede Unternehmensgröße. Wer heute mit der Konkurrenz von morgen mithalten will, braucht einen Partner an seiner Seite, für den höchste Qualität, Prozessoptimierungen und Produktivitätssteigerungen tägliche Werkzeuge für optimale Kundenlösungen sind. Partnerschaft bedeutet für uns jedoch nicht nur wir für Sie – sondern vor allem wir mit Ihnen. Denn in der Kooperation liegt die Kraft wirtschaftlichen Erfolgs. 43385987 0205 – 1.3 L&P Linde Gas – ideas become solutions. Vertriebszentrum Berlin Telefon 030.609 08-0 Telefax 030.609 08-199 Hamburg Telefon 040.85 31 21-0 Telefax 040.85 31 21-166 Köln Telefon 022 36.39 08-0 Telefax 022 36.39 08-149 Mainz Telefon 061 34.208-0 Telefax 061 34.208-25 Nürnberg Telefon 09 11.42 38-0 Telefax 09 11.42 38-115 Düsseldorf Telefon 02 11.74 81-0 Telefax 02 11.74 81-403 Hannover Telefon 05 11.279 93-0 Telefax 05 11.279 93-53 Leuna Telefon 034 61.853-0 Telefax 034 61.853-300 München Telefon 089.310 01-0 Telefax 089.310 01-521 Stuttgart Telefon 07 11.80 00 02-0 Telefax 07 11.80 00 02-19 Getränke, Industrie und Handel Telefon 02 31.51 91-33 55 Telefax 02 31.51 91-33 13 Linde AG Geschäftsbereich Linde Gas, Seitnerstraße 70, 82049 Höllriegelskreuth Telefon 089.74 46-0, Telefax 089.74 46-12 16, www.linde-gas.de