Christfest, 25.12.08 - 10 Uhr Wannweil Stand 24.12.08 Vorspiel

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Christfest, 25.12.08 - 10 Uhr Wannweil Stand 24.12.08 Vorspiel
Christfest, 25.12.08 - 10 Uhr Wannweil
Stand 24.12.08
Vorspiel
Orgel: Stadtherr
Chor: Herbei o ihr Gläubgen
Votum, Amen. Begrüßung
Hymnus aus dem Johannesevangelium
Chor: Ehre sei Gott
Gebet, Stilles Gebet
Glaubensbekenntnis
Schriftlesung: Lukas 2, 1-14
Gl/Orgel/Gemeinde
763
Stadtherr
Gl/Gemeinde
Matthias Jung
Gemeinde - Lied: Gelobet seist du Jesu Christ
Lesung des Predigttexts:
Predigt Lukas 2,15-20
Lied: Fröhlich soll mein Herze springen
23,1-7
Gl
36,1-4
Überleitung zum Abendmahl
Lied: Nun er liegt in seiner Krippen
36,5-9
Zeit zur Stillen Beichte, Vaterunser, Absolution
Lied als Gebet: Süßes Heil lass dich umfangen
36,10-11
Einsetzungsworte
Hinweise zur Austeilung. Austeilung.
Während der Austeilung:
Brich an du schönes …33, Ich steh an deiner Krippen hier 37
Lied: Wunderbarer Gnadenthron
Chor: Als die Welt verloren
Abkündigungen
Freuet euch ihr Christen alle
Segen
Orgelnachspiel
38,1-3
34,1, KV und Halleluja
Stadtherr
Begrüßung
Gebet (nach Johannes - Hymnus)
Ja dir, der du heute Mensch für uns geboren,
Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm,
dir, Fleisch gewordnes Wort des ewgen Vaters!
Du,
Ursprung und Ziel alles Seins,
kamst in die Welt,
aber die Deinen nahmen dich nicht auf.
Dein Volk hat dich als Ganzes nicht erkannt,
bis heute. Welch ein Rätsel.
Ja, feiern wir seine Geburt, und seine Gnade,
Im Namen des Vaters …
So kamen andere ihm zuvor.
Die ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht,
Gottes Kinder zu werden, die an seinen Namen glauben.
Was für ein Wunder.
Herr, nun dürfen auch wir zu denen gehören,
die dich aufgenommen haben.
Und wo wir dich im Lauf unseres Lebens verloren haben,
oder verloren zu haben glauben,
lässt du dich heute wieder neu finden und aufnehmen.
Komm herein in unser wirkliches Leben.
lass uns noch tiefer und klarer uns zu Gotteskindern wandeln,
zu deinen Brüdern und Schwestern,
zu Geschwistern untereinander zu werden,
weil du unser Vater bist..
Im persönlichen Gebet bringen Gott uns:
Ach zieh mit deiner Gnade ein
dein Freundlichkeit auch uns erschein
Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit
dem Namen dein oh Herr sein ewig Preis und Ehr.
Lesung Lukas 2, 15ff
Ich habe versucht die Weihnachtsgeschichte nochmals einfach mit
solchen staunenden Ohren und Augen zu lesen.
Predigt
Folgendes ist mir aufgefallen:
Soll ich allen Ernstes die Geschichte predigen, die doch bald jedes
Kind zumindest schon mal gehört hat und die meisten Erwachsenen
zumindest anfangsweise auswendig können: Es begab sich aber
zu der Zeit …
Was gibt es denn da noch zu entdecken? Da ist doch jede Wendung
bekannt, jeder Winkel vertraut wie in einem Haus, in dem wir schon
seit Geburt daheim sind.
O, es ist außerordentlich reizvoll, gerade das Bekannteste zu
betrachten, als würde man es zum ersten Mal sehen. Da steht zum
Beispiel im Haus meiner Eltern jener alte Sekretär mit Nussbaum Wurzel - Furnier, der schon in der ersten Wohnstube meines Lebens
seinen Platz hatte. Er reizt mich, ihn nochmals mit den Augen der
Kindheit anzusehen. Die Erinnerungen, die sich daran knüpfen,
hervorzuholen, im Geist die kleinen Schubladen aufzuziehen, in
denen meine Mutter ihre Kostbarkeiten aufbewahrte, die Briefe ihres
Verlobten, alte Schulzeugnisse, Fotos.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser
Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde.
Alle Welt. Das hört sich doch genauso an wie Globalisierung. Weil
es ein Kaiser in Rom so will, muss sich ein junges Paar in der
Provinz, dazu die Frau hochschwanger, auf den mühsamen Weg in
die angestammte Heimat von Josef machen, damit der dort seine
Rechte an Grund und Boden geltend machen kann. Rechte, die ihm
doch wegen der steuerlichen Pflichten nur Nachteile bringen. Das
Gefühl der Machtlosigkeit, der Demütigung, des Ausgeliefertseins an
den Willen und die Willkür der Mächtigen jenseits wird sie genauso
erfüllt haben wie uns, wenn wir eine Steuererhöhung hinnehmen
müssen, oder ein vielseitiges Formular ausfüllen, damit wir eine uns
zustehende Leistung - wenn wir Glück haben - erhalten.
Weihnachten ereignet sich in unserer Welt.
Und als sie dort waren kam die Zeit, dass sie gebären sollte.
Oder ein anderer Vergleich. Da kennen wir einen Menschen seit
langer Zeit. Unseren Vater, unsere Mutter, Bruder oder Schwester,
Ehefrau oder Ehemann. Jedes Wort, jeder Tonfall, jedes
Kleidungsstück, das sie oder er trägt ist uns vertraut. Nichts, was uns
beachtenswert erscheint. Und dann sitzen wir der Person eines
Tages gegenüber, und mit einem Mal macht es „klick“. Wir sehen sie
wie mit ganz neuen Augen. Betrachten das Gesicht, die Adern an
den Händen. Hören den Klang der Stimme, fühlen die warme Nähe.
Wunderbar, wenn sich aus dem Vertrauten, Gewohnten, dadurch
uninteressant Scheinenden plötzlich das gar nicht
Selbstverständliche, Staunenerregende heraushebt. Das kann die
Wiedergeburt einer Beziehung sein. Einer Ehe. Einer Kindschaft.
Einer Geschwisterliebe.
Fragen Sie sich nicht auch manchmal: Warum musste mir das
geschehen? Das Kind ausgerechnet vor dem Urlaub noch krank
werden? Dieser Unfall, jener Verlust? Mir dieser Mensch begegnen?
Bei einem Gespräch anlässlich einer Goldenen Hochzeit erzählte mir
das Paar, dass sie sich schon Jahre zuvor bei einer Wanderung
hätten begegnen können, wenn sie damals eine halbe Stunde eher
auf dem Gipfel gewesen wäre. Aber als sie dort ankam, war er schon
wieder im Abstieg begriffen. So haben sie sich knapp verfehlt. Nicht
schlimm. Sie haben sich ja dann doch noch getroffen. Aber doch
schade, sagten sie. Warum nicht gleich?
1000 Warumfragen. Meist bleiben sie ohne Antwort. Warum muss
Maria ausgerechnet in diesen Tagen in der Fremde ihr Kind
bekommen? Wir wissen es im Nachhinein. Weil der Christus in
Bethlehem zur Welt kommen musste, dort, wo es Gott den
Propheten Micha schon bekannt geben ließ. Vielleicht steigt in uns
eine hoffnungsvolle Ahnung, dass vielleicht auch in unserem Leben
ein Sinn waltet, den wir heute zwar nicht erkennen, aber der uns
vielleicht eines Tages erschlossen wird? Ein Sinn, dem selbst die
großen unpersönlichen Entwicklungen und Zwänge zu dienen
haben. „Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten
dienen“. Welche Hoffnung, dass auch das Sinnlose im Leben noch
einen Sinn bekommen wird.
Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer
Krippe liegen.
Liebe Güte! Was finden sie denn da Besonderes!? Würden sie
dreißig Jahre später kommen, dann könnten sie etwas sehen. Dann
würden sie einen Mann erleben, der beachtenswerte Worte spricht,
und Aufsehen erregende Wunder tut. Aber was soll dieser Blick auf
ein gewöhnliches Baby?
Die Maler dieser Szene haben Jesus deshalb einen Heiligenschein
verliehen. Der Lieddichter daraus einen holden Knaben im lockigen
Haar gemacht, dem die göttliche Lieb aus dem göttlichen Mund
lacht.
Wickelte ihn in Windeln.
Woher die wohl gekommen sind? Vielleicht hatte Maria doch schon
geahnt, dass es auf der Reise passieren könnte und vorgesorgt?
Oder gab es nette Menschen in der Herberge, die nicht nur die
Krippenkuhle räumten, sondern auch ihren Weißzeugschrank für die
junge Mutter geöffnet haben. Vielleicht waren die Menschen gar
nicht so schlecht, wie sie uns in manchen Krippenspielen vorgespielt
wird, dass alle hartherzig waren, sondern gab es welche, die ein
Herz bewiesen und der jungen Mutter beistanden? Es sind nur
Windeln. Aber was brauchte Maria in diesem Moment Dringenderes
als diese? Vielleicht war da auch eine andere Frau, die
Hebammendienste leistete? Ach wie oft bewahrheitet sich das Wort:
Und wenn Du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
So sind es oft die kleinen Gesten, nicht die großen Geschenke, das
eine freundliche Wort, nicht die gelehrten Reden, die uns
entscheidend weiterhelfen. Und zu denen wir eigentlich fast immer
fähig wären, wenn wir nur die Aufmerksamkeit hätten.
Aber die Hirten werden dergleichen nicht gesehen haben. Was sie
so überzeugt hat, dass sie anschließend für alles, was sie gehört
und gesehen hatten Gott priesen und lobten war nicht das
außergewöhnlich erscheinende Kind, sondern das
Zusammenstimmen von Engelsbotschaft und irdischer Erfahrung. So
wie die Engel es ihnen gesagt hatten, genau so fanden sie es vor.
Das hat ihren Glauben stimuliert, dass sie mehr sehen konnten als
sie sahen. Dass dieses Kind noch eine große Zukunft haben würde.
Eine Zukunft, an der sie beteiligt sind, und nicht nur sie, sondern
alles Volk. Auch uns.
Noch aber sahen sie nur den gewöhnlichen, unscheinbaren Anfang.
Aber das war genug. So werden auch Hanna und Simeon im Tempel
in dem Kind mehr erkennen, als sie sahen und Gott darüber loben
und preisen und im Frieden sterben. Weil ihnen vom Heiligen Geist
ein Wort zuteil wurde. Weil sie vom Geist angeregt in den Tempel
kamen.
Ach, dass wir doch wieder so einen Blick für die unscheinbaren
Dinge in unserem Leben und dieser Welt bekämen. Einen Blick für
die Wunder, die wir nicht mehr wahrnehmen, weil wir das dazu
gehörige Wort nicht mehr wissen oder nicht darauf hören.
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Seid dankbar in allen Dingen.
Alle eure Sorgen werft auf ihn er sorgt für euch.
Siehe ich bin bei euch alle Tage.
Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten
Brüdern, das habt ihr mir getan.
Alle enthalten weltliche Erscheinungen.
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Dinge.
Sorgen.
Alltag.
Bedürftige Mitmenschen.
Wenn wir sie unter dem Licht des Gottesworts ansehen, werden sie
eine ganz andere Bedeutung für uns bekommen.
Eine Tiefendimension.
Ein Hoffnungshorizont tut sich auf.
Der graue Alltag würde himmlischen Glanz bekommen,
Die Menschen würden zu Ebenbildern Gottes.
Die Windeln der Gewöhnlichkeit würden dann geheimnisvoll Gott
verhüllen, und der geringe Anfang,
• das schwache Kind in der Schule,
• die langweilige Kollegin am Arbeitsplatz,
• der gefühlsmäßig unterentwickelte Ehepartner
• oder die wenig anziehende landeskirchliche Gemeinde sie alle könnten unter dem Blickwinkel: Bei den Menschen ist’s
unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich, zum Anfang
einer wunderbaren Geschichte werden. Zu einem Kind, „in Windeln
gewickelt und in einer Krippe liegen“.
Nun ist die Weihnachtsgeschichte nicht nur eine Allegorie oder ein
Gleichnis für unser Leben.
Sie ist ein Stück reale Heils - Geschichte, der Anfang der
Endgeschichte Gottes mit der Welt. Aber wenn wir sie lesen wie
heute Morgen wird sie eben diese Gottesgeschichte mit dir und mir
und uns auf ihre Weise fortsetzen.
Oder glauben Sie nicht, dass das Leben der Hirten da draußen vor
Bethlehem durch das, was sie erlebt hatten, auch einen neuen Glanz
erhalten hat, und ihre Gespräche und Begegnungen in ein neues
Licht getaucht hat?
Amen