Forschen im weltweiten Netzwerk
Transcription
Forschen im weltweiten Netzwerk
Themeninfo I/2014 Energieforschung kompakt Forschen im weltweiten Netzwerk Deutschlands Beitrag zur Internationalen Energieagentur Ein Service von FIZ Karlsruhe GmbH 2 BINE-Themeninfo I/2014 „“ Zur Sache Internationale Forschungskooperationen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Deutschland ist in vielfältiger Weise in die internationale Energieforschung einge bunden. Eine wichtige Säule stellt hierbei das Engagement in der Internationalen Energieagentur (IEA) dar. Deutschland ist Gründungsmitglied dieser Organisation. Ein besonders für die Energieforschung relevantes Tätigkeitsfeld der IEA ist das so genannte Technologie-Netzwerk. Dieses bietet Wissenschaftlern und Fachexperten Plattformen, auf denen sie sich im internationalen Rahmen austauschen und Forschungskooperationen gründen oder ausbauen können. Das Themenspektrum ist sehr weit gefasst: Es reicht von Energieeffizienz über erneuerbare Energien und fossilen Brennstoffen bis hin zur Kernfusion. Zu jedem dieser Bereiche gibt es eine „Working Party“ oder ein „Coordinating Commitee“. Diesen sind die jeweils fachlich passenden internationalen Technologieinitiativen, die sogenannten „Implementing Agreements“, zugeordnet. Das vorliegende BINE-Themeninfo stellt einen Auszug der Aktivitäten Deutschlands im Technologie-Netzwerk der IEA dar. Von insgesamt 28 Implementing Agreements, an denen deutsche Institutionen aktuell beteiligt sind, werden in dieser Broschüre zehn Technologieinitiativen ausführlicher vorgestellt. Dabei konzentriert sich diese Darstellung auf Deutschlands Engagement in den Working Parties Energieeffizienz-Technologien und Erneuerbare Energien. Einzige Ausnahme stellt der Kraftwerksbereich dar, der ebenfalls vorgestellt wird und zur Working Party Fossile Brennstoffe gehört. Um einen Überblick über alle Aktivitäten Deutschlands im Rahmen des TechnologieNetzwerks zu bieten, wurden diese in Abbildung 3 auf Seite 5 farbig markiert. Weitere Informationen zu den Working Parties, die wir in dieser Broschüre nicht ausführlich vorstellen können, gibt es auf den Websites der entsprechenden Initiativen. Die Adressen finden Interessenten im Innenteil des BINE-Themeninfos. So wie die Forschung selber ist auch deren Organisation und Struktur im Rahmen der IEA einem ständigen Wandel unterworfen. Diese Publikation bietet folglich einen näheren Blick auf den Status quo in ausgewählten Themenfeldern. Ihre BINE-Redaktion [email protected] Impressum ISSN 1610 - 8302 Herausgeber FIZ Karlsruhe · Leibniz-Institut für Informationsinfrastruktur GmbH Hermann-von-Helmholtz-Platz 1 76344 Eggenstein-Leopoldshafen Autoren und Autorinnen Projektträger Jülich: Dr. Claus Börner, Dr.-Ing. Peter Donat, Mira Heinze, Dr. Hubert Höwener, Dr. Christoph Hünnekes, Christoph Jessen, Franciska Klein, Markus Kratz, Dr. Carsten Magaß, Degenhard Peisker, Dr. Sabine Semke, Dr.-Ing. Hermann Stelzer, Dr. Lothar Wissing, Dr. Hendrik Wust Weitere: Dr.-Ing. Martin Bitter (ForWind), Dr.-Ing. Christian Dötsch (Fraunhofer UMSICHT), Wolfram Heckmann (Fraunhofer IWES), Dr. Heiko Huther (AGFW), Dr. Andrej Jentsch (AGFW), Thomas Stetz (Fraunhofer IWES), Prof. Dr.-Ing. Christoph van Treeck (RWTH Aachen University), Prof. Dr.-Ing. Karsten Voss (Universität Wuppertal) Redaktion Inhalt Birgit Schneider Titelbild FotoIEdhar – Fotolia.com 3 Energieversorgung sichern 4 Energieforschung international organisiert Das Dokument finden Sie unter www.bine.info. 6 Energieeffizienz-Technologien Urheberrecht 13 Im Portrait: Ist internationaler Austausch nicht auch ohne IEA möglich? 14 Erneuerbare Energien 16 En passant: Forschungsförderung auf europäisch 20 Ausblick Version in Englisch Eine Verwendung von Text und Abbildungen aus dieser Publikation ist nur mit Zustimmung der BINE-Redaktion gestattet. Sprechen Sie uns an. Kaiserstraße 185-197, 53113 Bonn Tel. 0228 92379-0 Fax 0228 92379-29 [email protected] www.bine.info BINE-Themeninfo I/2014 3 Abb. 1 Die IEA hat Energieversorgung sichern Ziel der Internationalen Energieagentur ist es, zu einer sicheren, klimaverträglichen und wirtschaftlichen Energieversorgung beizutragen und ihre Mitgliedsländer energiepolitisch zu beraten. In ihrer aktuellen vertieften Länderprüfung evaluierte die Organisation die deutsche Energiepolitik. Deutschland engagiert sich in zahlreichen Kooperationen des Technologie-Netzwerks der IEA. Die Internationale Energieagentur ist eine autonome Organisation innerhalb der OECD (Organisation for Economic Co-operation and Development). Sie wurde 1974 als Reaktion der Industrieländer auf die erste Energie- bzw. Ölkrise gegründet. Ziel war unter anderem, mit Öl-Be vorratung und -Verteilung langfristig die Notfallversorgung beim Ausfall von Erdölimporten zu sichern. Gründungsmitglieder waren 16 Länder, die auch Mitglieder der OECD sind, darunter die Bundesrepublik Deutschland. Heute hat die IEA 29 Mitgliedsländer, nachdem 2014 Estland als jüngstes Mitglied beigetreten ist. Die Europäische Union ist ebenfalls Mitglied. Eine der wesentlichen Aufgaben der Mitgliedsländer ist es, Energie umwelt- und klimafreundlich und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung zu stellen. Die Staaten versuchen, Rahmenbedingungen zu schaffen, durch die der Energiesektor ihrer Volkswirtschaften den größt mög lichen Beitrag zur nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung und zum Schutz der Umwelt leisten kann. Freie und offene Märkte sind hierbei Grundprinzipien der Energiepolitik. Diese sollen die Regierungen unter Berücksichtigung der Versorgungssicherheit und des Umweltschutzes umsetzen. Im Energiebereich herrschen globale Abhängigkeiten und Auswirkungen. Aus diesem Grund sind die Funktionsfähigkeit der internationalen Energiemärkte sowie der Dialog darüber von großer Bedeutung. Länderprüfungen sind ein Instrument, mit dem die IEA gemeinsam mit internationalen Experten im Energiebereich die Energiepolitik der Mitgliedsstaaten bewertet und Empfehlungen ableitet. Alle fünf Jahre finden sogenannte vertiefte Länderprüfungen statt. Die IEA beschei- nigte Deutschland zuletzt eine gute Versorgungsinfrastruktur. Gleichzeitig empfiehlt die IEA, den Aus- und Umbau der Stromnetze rechtzeitig einzuleiten. Um die technologischen Herausforderungen des Energiekonzeptes auch zukünftig meistern zu können, solle Deutschland die Forschungsmittel weiterhin erhöhen. Die Anforderungen im Forschungsbereich müssten fortlaufend geprüft und an die nationalen energiepolitischen Schwerpunktsetzungen angepasst werden. Bei der Ausbildung von Ingenieuren und Wissenschaftlern im Energiebereich solle wie bisher darauf geachtet werden, dass diese auch zukünftigen Anforderungen gerecht wird. Deutschlands Rolle im Netzwerk Im Jahr 1975 wurde das Technologie-Netzwerk gegründet. Hiermit unterstützt die IEA die internationale Zusammenarbeit zur Entwicklung neuer Energietechnologien und eines nachhaltigen globalen Energiesystems. Die Umsetzung erfolgt in internationalen Technologie initiativen, sogenannten Implementing Agreements. Hier werden Arbeitsthemen, Verpflichtungen und Ziele der Zusammenarbeit vertraglich festgelegt. Deutschland ist heute an 28 von insgesamt 40 laufenden Implementing Agreements der IEA aktiv beteiligt (Abb. 3). Das Committee on Energy Research and Technology (CERT) koordiniert alle Aktivitäten im Technologie-Netzwerk zur Energieforschung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vertritt hier die Bundesregierung. 29 Mitgliedsländer (Stand: Mai 2014). Diese sind: Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowenien, Spanien, Südkorea, Tschechien, Türkei, Ungarn, USA. Quelle: pogonici – Fotolia.com 4 BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 2 Energieeffiziente Gebäude sind ein wichtiges Thema im TechnologieNetzwerk der IEA. Quelle: Bayer Material Science Architekten: TR Architekten, Köln Fotografin: Antje Schröder, Stuttgart Energieforschung international organisiert Um sich als energieeffiziente und umweltfreundliche Volkswirtschaft positionieren zu können, ist ein weltweiter Austausch über Inhalte der Energieforschung unerlässlich. Das Technologie-Netzwerk der IEA bietet das hierfür notwendige organisatorische Gerüst. Wichtigstes Entscheidungsgremium ist das Committee on Energy Research and Technology. Der Verwaltungsrat der IEA gründete 1975 das Committee on Energy Research and Development (CRD), das später in Committee on Energy Research and Technology (CERT) umbenannt wurde. Dieses ist für die Entwicklung und Durchführung von Strategien im Bereich der Energietechnologien verantwortlich. Das CERT erreicht seine Ziele durch Förderung und Unterstützung von internationalen Forschungskooperationen sowie die begleitende Analyse von technologischen und politischen Rahmenbedingungen. Damit bildet es innerhalb der IEA das wichtigste Gremium im Bereich Forschung und Entwicklung von Energietechnologien. In regelmäßig stattfindenden Sitzungen erarbeiten Experten förderpolitische Empfehlungen. Zudem findet hier die Steuerung und Kontrolle der gemeinsamen Förderaktivitäten in den Implementing Agreements statt. Experten empfehlen Forschungsthemen Das CERT wird von einer internationalen Expertengruppe (Experts‘ Group on Energy Technology R&D Priority Setting and Evaluation) beraten (Abb. 3). Die Mitglieder diskutieren Möglichkeiten der Zusammenarbeit und erarbeiten spezifische Themen für die Forschung und Entwicklung im Bereich der Energietechnologien. Dazu erstellt das Beratungsteam analytische Ansätze und Roadmaps, entwickelt Strategien für die Implementierung und evaluiert Forschungsprogramme. Die unterschiedlichen energiepolitischen Themenfelder sind in insgesamt vier Arbeitsgruppen (Working Parties) organisiert. Sie begleiten und koordinieren die Aktivitäten der thematisch zugeordneten Implementing Agreements. Darüber hinaus unterstützen die Working Par- ties die Arbeit des CERT mit der Formulierung spezifischer Empfehlungen. Es handelt sich um die Working Party on Energy End Use Technologies, die Working Party on Renewable Energy, das Fusion Power Coordinating Committee und die Working Party on Fossil Fuels. Hier findet die Forschung statt Die Implementing Agreements sind multilaterale Technologieinitiativen und das Hauptinstrument der IEA bei der Umsetzung des Technologieprogramms. Nicht jedes Mitgliedsland erachtet alle Themenschwerpunkte der IEA für sich als energiepolitisch relevant, wesentlicher Vorteil ist daher die optionale Länderbeteiligung an den Technologieinitiativen. Sie bietet den Mitgliedsländern und anderen interessierten Ländern die Möglichkeit, an internationaler Kooperation bei Forschung und technologischer Entwicklung, Demonstration und Verbreitung von innovativen Technologien im Energiesektor teilzunehmen. Die Laufzeit eines Implementing Agreement ist auf fünf Jahre begrenzt, kann aber nach Ablauf immer wieder um weitere fünf Jahre verlängert werden. Wesentliche Voraussetzung für die Einführung eines neuen Implementing Agreement ist eine mindestens bilaterale Initiative sowie die Zustimmung des Verwaltungsrates. Innerhalb der Technologieinitiativen finden die forschungs- und marktrelevanten Aktivitäten in sogenannten Tasks oder Annexes statt. Je nach Interessenslage können die Akteure dabei entscheiden, in welchen Bereichen sie sich aktiv beteiligen. Die Koordination und Leitung eines Tasks übernimmt ein Projektleiter, der als Operating Agent bezeichnet wird. Der jeweilige Projektinhalt wird schriftlich festgehalten. Die wesentlichen Vorteile einer Teilnahme an einem Implementing Agreement sind die Kooperation im F&E-Bereich, der internationale Informationsaustausch sowie die gute Vernetzung auf Expertenebene. Darüber hinaus können die Mitglieder – ihren jeweiligen nationalen Interessen entsprechend – die Arbeitsthemen und Forschungsschwerpunkte aktiv mitgestalten. Zu den Pflichten gehören die Beteiligung am Arbeitsprogramm, die Teilnahme an Sitzungen der entsprechenden Tasks oder Annexes und die Entrichtung eines Beitrags zum Common Fund für zentrale Aufgaben. BINE-Themeninfo I/2014 Governing Board Directorate of Sustainable Energy Policy and Technology C EE R T Experts' Group on R&D Priority setting and Evaluation Working Party on Fossil Fuels Implementing Agreements: • Enhanced Oil Recovery • Fluidized Bed Conversion • Gas and Oil Technologies • Greenhouse Gas R&D Programme • IEA Clean Coal Centre • Multiphase Flow Sciences Working Party on Renewable Energy Working Party on Energy End Use Technologies Implementing Agreements: Implementing Agreements: • Bioenergy • Geothermal • Hydrogen • Hydropower • Ocean Energy Systems • Photovoltaic Power Systems • Renewable Energy Technology Deployment • Solar Heating and Cooling • Solar Paces • Wind Energy Systems • Advanced Fuel Cells • Advanced Motor Fuels • Advanced Materials for Transportation • Demand-Side Management • District Heating and Cooling • Emissions Reduction in Combustion • Energy Efficient Electrical Equipment (4E) • Energy in Buildings and Communities • Energy Storage • Heat Pumping Technologies • High-Temperature Superconductivity • Hybrid and Electric Vehicles • Industrial Energy Related Technologies • International Smart Grid Action Network Fusion Power Coordinating Committee Implementing Agreements: • Cooperation on Tokamak programmes • Environmental, Safety and Economic Aspects of Fusion Power • Fusion Materials • Nuclear Technology of Fusion Reactors • Plasma Wall Interaction in TEXTOR • Reversed Field Pinches • Spherical Tori • Stellarator Heliotron Concept Intersectoral Implementing Agreements: • Climate Technology Initiative (CTI) • Energy Technology Systems Analysis Programme (ETSAP) Öffentlicher Sektor/ Internationale Organisationen/Privatsektor/NRO Abb. 3 Organisation der IEA im Bereich Energietechnologien. Implementing Agreements, in denen Deutschland aktiv ist, sind blau markiert. Im Bereich der IEA-Fusionsforschung (Fusion Power Coordinating Committee) ist Deutschland über die Mitgliedschaft in der EURATOM (Europäische Atomgemeinschaft) involviert. Dieses indirekte Engagement wird nicht zur Anzahl der Implementing Agreements mit deutscher Beteiligung gezählt. Quelle: Projektträger Jülich CERT entscheidet über Fortführung der Projekte Jedes Exekutivkomitee ist verpflichtet, regelmäßig Jahresberichte zum Fortschritt des Programms sowie der einzelnen Tasks/Annexes vorzulegen. Vor Laufzeitende einer Technologieinitiative müssen alle Ergebnisse in Form eines Abschlussberichts dokumentiert und zusammen mit dem Strategieplan für eine mögliche nächste Projektphase der zuständigen Working Party vorgelegt werden. Der Vorsitzende der Technologieinitiative muss den Abschlussbericht und den Strategieplan auf einer Sitzung der zuständigen Working Party präsentieren. Auf Basis der hierbei geführten Diskussionen formuliert das Exekutivkomitee der Arbeitsgruppe im Nachgang die schriftliche Empfehlung für das CERT. Im Rahmen des Verlängerungsverfahrens werden alle vom Implementing Agreement und der Working Party erarbeiteten Dokumente an das CERT weitergeleitet und dienen somit als Grundlage für die finale Entscheidung. Wer mitforschen darf Die Teilnahme am Arbeitsprogramm eines Implementing Agreement setzt den Beitritt der Regierung des Mitgliedslandes voraus. Die Regierung nominiert eine sogenannte Vertragspartei (Contracting Party): Dabei handelt es sich meist um ein Ministerium oder eine Forschungseinrichtung. Jede Contracting Party stellt einen Vertreter für das Exekutivkomitee, das die Koordination des Programms zur Aufgabe hat. Ein Vertreter übernimmt dabei den Vorsitz. Alternativ können Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft als Sponsoren einem Implementing Agreements beitreten. Zusätzlich besteht bei den Technologieinitiativen auch für Nicht-Mitgliedsstaaten der IEA die Möglichkeit, als assoziierte Vertragspartei teilzunehmen. Die Implementing Agreements ermöglichen Forschungseinrichtungen und Unternehmen der gewerb lichen Wirtschaft die Kooperation in allen technologischen Bereichen der nichtnuklearen Energieforschung und der Fusion. Finanzierung Hinsichtlich der Finanzierung der Technologieinitiativen sind mehrere Formen zu unterscheiden. Zum einen gibt es das Cost Sharing, bei dem der finanzielle Beitrag jedes einzelnen Partners durch Beschluss des Exekutivkomitees festgelegt und in den Common Fund eingezahlt wird. Hieraus werden gemeinsame Aktivitäten finanziert. Beim Task Sharing hingegen trägt jeder Partner durch Forschungs- oder Sachbeiträge zum Arbeitsprogramm bei. Für den Unterhalt eines Sekretariats wird auch hier von den Mitgliedern ein vergleichsweise geringer Beitrag in einen Common Fund eingezahlt. Ebenfalls möglich ist eine Mischfinanzierung als Kombination aus Cost und Task Sharing. 5 6 BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 4 Mit neuartigen, leichten und flexiblen Konstruktionen aus Folien oder textilem Gewebe lassen sich Gebäude energetisch optimieren. Hier zu sehen die auffällig elementierte Membranfassade eines Schulungszentrums. Quelle: Jan Cremers, München Energieeffizienz-Technologien Bis zum Jahr 2020 soll der Energieverbrauch in Deutschland bezogen auf 2008 um ein Fünftel sinken, bis 2050 sogar um die Hälfte. Technologien zur Steigerung der Energie effizienz können hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten. In der Working Party Energy End Use Technologies erforschen und diskutieren Wissenschaftler Lösungen für einen möglichst geringen Ressourceneinsatz. Wichtige Themen der Technologieinitiativen sind energie effiziente Gebäude, Smart Grids, Fernwärmenetze, Energiespeicher und Wärmepumpen. Etwa ein Drittel der Primärenergie wird in nicht-industriellen Gebäuden wie Wohnhäusern, Büros und Schulen benötigt. Im Vergleich zu anderen Sektoren lassen sich im Gebäudebereich mit relativ geringem Aufwand Energieverbrauch und CO2-Emissionen reduzieren. Die Entwicklung zur Energieeffizienz im Wohnungsbau ist eine der Voraussetzungen, um den zukünftigen politischen Herausforderungen ohne Komforteinbußen begegnen zu können. Auch aus diesen Gründen ist der Bereich „Energy in Buildings and Communities“ (EBC) das größte Implementing Agreement mit deutscher Beteiligung. Es war eine der ersten Initiativen, die im Rahmen des Technologie-Netzwerks gegründet wurde. Zunächst als „Energy Conservation in Buildings and Communities“ tituliert, erhielt sie 2012 ihren heutigen Namen. Seit der Gründung wurden 65 internationale Projekte angestoßen. Es liegen Berichte zu 53 abgeschlossenen Vorhaben vor. Im Moment arbeiten 25 Länder in dieser Technologie initiative mit. Die Zahl der Mitglieder variierte über die vergangenen 30 Jahre. Derzeit wirken sich die Folgen der Finanzkrise immer noch auf die Möglichkeiten zur Mitarbeit bei einigen Ländern aus. IEA-Publikation „Energy Technology Perspectives 2014“ Was muss passieren, damit der langfristige globale Temperaturanstieg auf 2 °C begrenzt bleibt? Diese und weitere Zukunftsszenarien für die nächsten 40 Jahre beleuchtet die Internationale Energieagentur in einer ihrer wichtigsten Publikationen, den „Energy Technology Perspectives“. Neben dem 2 °C-Szenario werden hier auch mögliche Folgen eines Temperaturanstiegs um 4 °C und 6 °C untersucht. Die Analyse bietet Entscheidungsträgern mittlerweile jährlich einen Blick auf die aktuellen, weltweiten Entwicklungen im Energiesektor. Außerdem zeigt sie Perspektiven auf, wie eine umweltfreundliche, sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung in der Zukunft aussehen könnte. Die „Energy Technology Perspectives 2014“ verdeutlichen, dass Elektrizität für die Weltwirtschaft zunehmend an Bedeutung gewinnt und eine Konkurrenz zum Öl als bisher dominanter Energieträger darstellt. Diesen Übergang erfolgreich zu gestalten, stellt eine der größten Herausforderungen dar. So hat sich der Elektrizitätsbedarf in den letzten vierzig Jahren fast verdoppelt. Nach wie vor wird aber nur ein geringer Teil auf CO2-arme Weise generiert. Global steigt die Kohlenutzung und überschattet den zunehmenden Fortschritt im Bereich der erneuerbaren Energien. BINE-Themeninfo I/2014 Aus der Praxis Den digitalen Austausch von Gebäudedaten vereinfachen Zur Planung, Auslegung und Betriebsoptimierung von Gebäuden werden verschiedene Softwarewerkzeuge eingesetzt. Building Information Modeling (BIM) ist dabei eine Methode, das digitale Abbild eines Gebäudes, d.h. seine Geometrie, die technische Ausrüstung und die Beziehung zwischen einzelnen Elementen, über seinen Lebenszyklus zu beschreiben. Aus Sicht der Praxis ist jedoch der Austausch von Daten zwischen Fachplanern und Softwarewerkzeugen nicht zufriedenstellend, womit die BIM Technologie nicht produktiv eingesetzt werden kann. Abb. 5 Dieses Plusenergie-Gebäude erzeugt mehr Energie als es verbraucht. Quelle: Fraunhofer IBP Volkswirtschaften mit besonderer Relevanz auf dem Energiesektor haben seit einigen Jahren verstärkt Interesse an der Mitarbeit gezeigt. So ist neben den klassischen OECD-Ländern auch China dem Programm bei getreten und leistet aktive Beiträge. Das Executive Committee bemüht sich, weitere relevante Schwellenländer für eine Mitarbeit zu gewinnen. Deren Infrastrukturen und Städte verzeichnen die höchsten Wachstumsraten und sie verfügen über das größte Potenzial zur Steigerung der Energieeffizienz. Null-Energie-Gebäude als Perspektive Das EBC hat einen strategischen Fahrplan für 2014 – 2019 ausgearbeitet. Die Ziele wurden im Executive Committee und in einem Future Building Forum mit internationalen Experten diskutiert. Schwerpunkte der zukünftigen Forschung sollen auf der Weiterentwicklung von Null-Energie-Gebäuden und dezentralen, umweltfreundlichen Energieumwandlungs- und Verteilungssystemen liegen. Die hierzu formulierte Vision geht davon aus, dass diesbezügliche Technologien für Neubauten bis zum Jahr 2030 verfügbar sind und auch zunehmend bei der Modernisierung eingesetzt werden. Der Auftrag des EBC Programms bis 2019 ist es, die Transformation des Gebäudebestandes, der Quartiere und Städte in punkto Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zu beschleunigen. Hierzu sollen die Ergebnisse der in internationaler Zusammenarbeit durchgeführten, technologie-orientierten Forschungs- und Entwicklungsvorhaben der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Die deutschen Beteiligungen an diesem Programm orientieren sich seit den Anfängen an nationalen energiepolitischen Vorgaben. Bei den laufenden 15 Vorhaben engagiert sich Deutschland besonders in den Folgenden: • Integration of Micro-generation and Related Energy Technologies in Buildings (Annex 54) • Reliable Building Energy Performance Characterisation Based on Full Scale Dynamic Measurements (Annex 58) • New Generation Computational Tools for Building & Community Energy Systems (Annex 60) • Business and Technical Concepts for Deep Energy Retrofit of Public Buildings (Annex 61). Im deutschen Forschungsprojekt „EnEff-BIM“ simulieren und modellieren Wissenschaftler unter Projektleitung der RWTH Aachen energieeffiziente Neu- und Bestandsbauten mittels BIM. Hierbei steht der Austauschprozess zwischen BIM und Simulationsmodell im Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung eines neutralen Datenmodells zur Übertragung von Daten zur energetischen Gebäude- und Anlagensimulation. Die Technologie soll insbesondere Fachplanern den Zugang zu digitalen Planungsmethoden erheblich erleichtern. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt ist eingebunden in Annex 60 des Implementing Agreement „Energy in Buildings and Communities“. Hier sind 37 Institutionen aus 16 Ländern beteiligt. Sie erforschen die Entwicklung der „nächsten Generation“ von Methoden zur energetischen Simulation auf Gebäude- und Stadtquartiersebene und demonstrieren deren Einsatz und Anwendung in der Praxis. Dazu gibt es Demoprojekte in den Bereichen Gebäude, Stadtquartier und Gebäudeautomation. Ziele von Annex 60 sind die internationale Zusammenführung von Entwicklungen von Modellbibliotheken zur energetischen Gebäude- und Anlagensimulation in der Simulationssprache Modelica, womit energetische Teilsysteme und Netze (elektrisch, hydraulisch, thermisch) betrachtet werden können. Weiterhin werden Methoden zur Kopplung von verschiedenen (bestehenden) Simulationsansätzen über Co-Simulation weiterentwickelt, um unterschiedliche Skalenbereiche Anlage/Gebäude/ Stadtquartier abbilden zu können. Drittes Ziel ist die Unterstützung digitaler Planungsmethoden mittels Building Information Modeling (BIM), um einen produktneutralen Datenaustausch zu ermöglichen. 3 D Modell · Gebäude und TGA IFC-Modell eeBIM · Datenaustauschmodell Modellica · Simulationsmodell Abb. 6 Übersetzung von 3D-Planungsdaten in ein objektorientiertes Simulationsmodell. Die Gebäudedaten werden über ein neutrales Datenaustauschformat (Industry Foundation Classes IFC) übertragen. Quelle: RWTH Aachen University 7 8 BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 7 Fernwärmeleitung in Berlin. Quelle: TU Berlin Abb. 8 Blockheizkraftwerke sind ein zentraler Baustein der Die Akzeptanz von Smart Grids steigern ffektiver und deren Potenzial umfassender nutzen. e Damit können sie auch zur Vermeidung von Treibhausgasen großer, fossil befeuerter Kraftwerke beitragen. meisten Fernwärmenetze. Quelle: COMUNA-metall GmbH Eines der jüngsten Implementing Agreements, in denen Deutschland sich engagiert, nennt sich International Smart Grid Action Network (ISGAN). Es wurde im Jahr 2010 ins Leben gerufen. Abb. 9 Primärenergie Primary Energy Supply [TWh] bedarf und CO2Emissionen für das gesamte EU27 Energiesystem in 2010 und unter der Annahme, dass der Anteil der Fernwärmeversorgung und KWK (DH) auf 30 % oder 50 % steigt. Quelle: Heat Roadmap Europe 2050 20.000 2010 18.000 4.000 2030 2050 3.600 16.000 3.200 14.000 2.800 12.000 2.400 10.000 2.000 8.000 1.600 6.000 1.200 4.000 800 2.000 400 0 Present 12 % DH IEA Other renewable Oil Coal 30 % DH 50 % DH Heat Roadmap Europe Biomass Natural gas Nuclear CO2 Emissions 0 CO2 Emissions [Mt] Mit der Gründung dieser Technologieinitiative reagierte die IEA auf aktuelle Entwicklungen im Stromsektor. Da zunehmend regenerativ erzeugter Strom eingespeist wird, müssen die Verteilnetze entsprechend angepasst werden. Sie müssen in der Lage sein, elektrische Energie von dezentralen Stromerzeugern wie Photovoltaikanlagen oder Biogasanlagen aufzunehmen. Darüber hinaus müssen sie mit der tageszeitlich und witterungsbedingt stark schwankenden Produktion der regenera tiven Energieanlagen umgehen können. Eine weitere Anforderung stellt für die teilnehmenden Staaten die erhöhte Einbindung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen dar. Diese sind nicht nur Stromabnehmer, sondern können auch als Stromspeicher fungieren. Mit Smart Grids lassen sich darüber hinaus Stromnetze Im Rahmen von ISGAN wird multilateral auf den Gebieten Entwicklung und Verbreitung von Stromnetztech niken, deren Anwendungen und Methoden zusammengearbeitet. Ziel ist, das Verständnis und die Akzeptanz von Smart Grid Technologien zu erhöhen. Dazu gehört der Austausch über nationale Projekte und Programme. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Entwicklung von gemeinsamen Standards und Normen. Eine weitere Aufgabe ist es, den teilnehmenden Staaten die Erarbeitung von Regierungsstrategien in diesem Bereich zu ermöglichen. ISGAN berät Regierungs- und Regulierungsbehörden zum Thema Smart Grids auf Basis des vorhandenen internationalen Expertenwissens. Wichtige Themen sind Regulierungsfragen, Finanz- und Geschäftsmodelle, Technologieentwicklung, erforderliche Fähigkeiten und Kenntnisse von Arbeitskräften sowie die Einbindung und Verpflichtung von Konsumenten und Produzenten. In Kooperation mit der IEA und anderen will ISGAN den regionalen und globalen Nutzen von Smart Grids international auf höchster politischer Ebene deutlich machen. Zur Umsetzung seiner Ziele werden existierende Smart Grid Programme der Mitgliedsstaaten erhoben und katalogisiert sowie Kosten von Technologien, deren Anwendungen und Systeme analysiert. Hierzu entstehen in Mitgliedsstaaten große Testzentren. Diese geben Auskunft über die Möglichkeiten der nationalen Technologien. Stromtransport- und Stromverteilungssysteme werden unter Nutzung von Smart Grid Technologien bewertet, um deren Entwicklung und Anwendung zu beschleunigen. Effizienz-Potenziale der Fernwärme ausschöpfen Nach Analysen in der „Heat Roadmap Europe 2050“ werden aktuell rund 60 Millionen EU-Bürger mit Energie aus Fernwärmesystemen versorgt. Diese Anlagen decken aber nur einen Teil des Wärmebedarfs der Städte, die sie beliefern. Rund 57 % der EU-Bevölkerung lebt in Regionen mit wenigstens einem Fernwärmesystem. Die Aus der Praxis Intelligente Netze weltweit testen SE EE LV LT UK PL NL BE LU DE CZ SK AT FR HU SI PT BG ES EL CY MT 5.000 – 80.000 EU27 80.000 – 500.000 Non EU27 100 90 80 77 70 Brenner 1, 20 RO IT 9 Wissenschaftler, die Smart-Grid-Anwendungen entwickeln und testen, 58 haben sich im Smart Grid International Research Facilities60Network (SIFRN) zusammengeschlossen. Das koordinierte Netzwerk 50 soll dazu beitragen, Ergebnisse aus gemeinsamen Testreihen für ein verbessertes 40 Design und die praktische Anwendung von Smart Grids zu nutzen. Es ist Teil des „International Smart Grid Action Network“ (ISGAN)30 der Internationalen Energie-Agentur. Die beteiligten Forschungsinstitute aus 20 insgesamt zehn Ländern entwickeln gemeinsam Testprozeduren und nutzen dafür ihre Labore mit den entsprechenden Anlagen und Mess10 instrumenten. Neue Testverfahren werden auf ihre internationale An- 4 wendbarkeit hin geprüft. In Deutschland geschieht dies im Testzentrum 0 Mo Di für intelligente Netze und Elektromobilität am Fraunhofer-Institut für 18. bis 24. Okto Windenergie und Energiesystemtechnik in Kassel. FI IE Anzahl Brennerstarts BINE-Themeninfo I/2014 Hier testen die Forscher neue Betriebsmittel und Betriebsverfahren für Brenner 2, 2 intelligente Nieder- und Mittelspannungsnetze. Sie untersuchen die Netzintegration und Netzkopplung von Elektrofahrzeugen und deren Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien. Photovoltaiksysteme, Windenergieanlagen, Speicher- und Hybridsysteme werden ebenfalls getestet und analysiert. Auf dem 80.000 m2 großen Freigelände können entsprechende Anlagen aufgebaut werden. Weiterhin gibt es hier konfigurierbare Verteilnetzabschnitte (Niederspannung und Mittelspannung) sowie eine Fahrtstrecke, die die Möglichkeit bietet, induktive Ladesysteme für Elektrofahrzeuge zu testen. > 500.000 Abb. 10 Fernwärmesysteme in Europa für Städte mit mehr als 5.000 Einwohnern. Quelle: Halmstad University (Sweden): District Heating and Cooling Database 2013 Studie kommt zu dem Schluss, dass die Versorgung mit Fernwärme für Gebäude weiter ausgebaut werden könnte, auf 30 % Marktanteil in 2030 und 50 % in 2050. Dazu müssen unter anderem vorhandene Technologien und Systeme weiter optimiert werden. Das Implementing Agreement District Heating and Cooling (DHC) beschäftigt sich mit Forschung und Entwicklung rund um die Themen Fernwärme, Fernkälte und KraftWärme-Kopplung. Die Grundidee dahinter: Werden mehrere Gebäude über ein Rohrleitungsnetz verbunden, so können umweltfreundliche Wärme- und Kälteerzeuger die Verbraucher durch Bedarfsausgleich effizienter versorgen. Zu den eingesetzten Technologien zählen hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die Nutzung von industrieller Abwärme oder Solarthermie für die Beheizung sowie die Verwendung von Grundwasser oder Kälte aus Wärme für die Gebäudekühlung. Die Kraft-Wärme-Kopplung ist ein zentraler Baustein der meisten Fernwärmenetze. Die Verteilung kann sowohl in großen, ausgedehnten Netzen mit zentralem Erzeuger oder mehreren dezentralen Erzeugern, als auch in kleineren Inselnetzen erfolgen. Laut „Heat Roadmap Europe 2050“ wird ein Ausbau der Fernwärmeversorgung den Primärenergiebedarf aus fossilen Energieträgern senken sowie die CO2-Emissionen reduzieren. Im Annex TS1 „Low Temperature District Heating for Future Energy Systems“ ist Deutschland als Operating Agent aktiv. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, das Potenzial von Niedertemperatur-Fernwärmesystemen zu bewerten. Schwerpunkte liegen vor allem auf der Kosteneffizienz, Im ersten Laborbereich können dezentrale Energieerzeugungseinheiten bis zu einer Anschlussleistung von 6 MVA gemäß aktueller Normen und Richtlinien für den Anschluss an das Mittel- und Niederspannungsnetz geprüft werden. Da die Prüflinge einen großen Leistungsbereich von wenigen kW bis zu mehreren MW haben, verfügt das Fraunhofer IWES über verschiedene Testeinrichtungen. Mit diesen können Netzsituationen wie Netzfehler, Frequenz- und Spannungsschwankungen generiert werden. Für PV-Wechselrichter wird auf der Gleichstrom-Seite eine PVGenerator Nachbildung zur flexiblen und reproduzierbaren Speisung mit einer maximalen Leistung von 3 Megawatt bereitgestellt. Der zweite Laborbereich ist mit Experimentieranlagen zur Netzintegration von Elektrofahrzeugen und Stromspeichern ausgestattet. Abb. 11 Prüflabor für Netzintegration im IWES-SysTec. Quelle: Fraunhofer IWES, Tom Prall Abb. 12 Fraunhofer IWES SysTec: Testgelände mit Prüfhalle, Fahrstrecke und angrenzender kommerzieller PV-Anlage. Quelle: Fraunhofer IWES, Volker Beushausen 10 BINE-Themeninfo I/2014 North America 3 % Europe 7 % 1.200 Eastern Asia 6 %* 875 700 50 54 33 Installed capacity [GW] Storage systems Total generating capacity * Japan, China, Korea, Taiwan Abb. 13 Weltweit installierte Speicherkapazität und installierte Stromerzeugungsleistung. Quelle: Fraunhofer UMSICHT den Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Energien sowie der CO2-Reduktion auf kommunaler Ebene. Dazu sollen Werkzeuge, Leitfäden, Empfehlungen, Best practice-Beispiele und Hintergrundinformationen für Entscheidungsträger im Gebäude-, Energie- und Politikbereich erstellt werden. In halbjährlich stattfindenden Workshops stellen die Beteiligten den aktuellen Stand ihrer nationalen Projekte vor. Der deutsche AGFW-Verband verwaltet Annex X. Dieses Forschungsprogramm läuft von 2011 bis 2014 und befasst sich mit den folgenden Themen: • V erbesserte Instandhaltungsstrategien für Fernwärmeleitungen • W irtschaftliche und technische Optimierung der Integration von erneuerbaren Energien und Abwärmenutzung in Fernwärmesysteme • S chritte zur Fernwärme der vierten Generation: Erfahrungen und Potenziale der Niedertemperatur-Fernwärme • Entwicklung eines universellen Modells und Abb. 14 Mobiler Sorptionsspeicher. Quelle: ZAE Bayern, Andreas Krönauer Berechnungswerkzeugs zur Bestimmung des Primärenergiefaktors und der CO2-Emissionen in Fernwärme- und Fernkältesystemen. Schlüsselkomponente Energiespeicher Ziele des Implementing Agreements Energy Conservation through Energy Storage (ECES) sind die gemeinsame Forschung, Entwicklung, Demonstration und der Transfer von Informationen im Bereich der Energiespeicherung. Die Umwelt- und Energieeffizienzvorteile integrierter Energiespeichersysteme sollen quantifiziert und die Ergebnisse international verbreitet werden. Die Markteinführung und die Verbreitung von Energiespeichertechno logien sollen durch Vernetzung verschiedener Akteure und Interessen beschleunigt werden. Die Stock-Konferenz ist die bedeutendste und größte wiederkehrende Aktivität zur Verbreitung aktueller Forschungsergebnisse und Entwicklungen. Sie findet alle drei Jahre an wechselnden Orten statt. Ein strategisches Ziel von ECES für die nächsten Jahre ist es, den Nutzen von Speichertechnologien für Umwelt und Energieeffizienz weiter zu dokumentieren. Energiespeichertechnologien sind eine strategische und notwendige Komponente für die effiziente Nutzung erneuerbarer Energiequellen und Energieeinsparung. Die thermische Speicherung von Abwärme und Wärme aus erneuerbaren Energien verringert die Energieverluste und trägt zur Reduzierung des Primärenergiebedarfes an fossilen Energieträgern bei. Eine effektive Integration erfolgt durch Kurz- und Langzeit-Energiespeicher. Thermische und elektrische Energiespeichersysteme bieten die Möglichkeit der Kopplung von Angebot und Nach frage und ermöglichen so eine höhere und effizientere Nutzung fluktuierender Energiequellen. Wärmespeicher können auch zur Kühlung und Klimatisierung genutzt werden und reduzieren den Strombedarf zu Spitzenlastzeiten. BINE-Themeninfo I/2014 Aus der Praxis Speicherbedarf besser vorhersagen Im internationalen Vorhaben „Electric Energy Storage – Future Energy Storage Demand“ (Annex 26) von ECES liegt der Fokus auf elektrischen Speichern. Die Teilnehmer analysieren, welche technischen und ökonomischen Randbedingungen für elektrische Speicher weltweit vorliegen. Weiterhin werden Methoden zur Bestimmung des Energieausgleichsbedarfs aufgezeigt. Verschiedene Anwendungen der elektrischen Speicher werden beleuchtet sowie alternative und konkurrierende Technologien aufgezeigt. Außerdem sollen aus dem Projekt Leitlinien entwickelt werden zum Testen von Speichersystemen. Abb. 15 Pumpspeicherkraftwerke gleichen schwankende Stromlasten aus und können Lastspitzen decken. Hier das Werk Wendefurth im Harz. Quelle: Mazbln (Eigenes Werk) via Wikimedia Commons Latentwärmespeicher in Kühlschränken könnten mit dazu beitragen, die Flexibilität des Stromnetzes zu erhöhen. Ist der Strom günstig oder ein Überschuss (Peak) vorhanden, wird zusätzliche Kälte erzeugt und gespeichert. In Zeiten hoher Strompreise oder geringerer Stromproduktion kann der Kühlschrank seine Kälte aus dem Speicher beziehen. Aktuell untersuchen deutsche Wissenschaftler Potenziale und technische Möglichkeiten dieser Idee. Ein internationaler Austausch darüber findet im Rahmen des Annex 28 „Integration of Renewable Energies by Distributed Energy Storage Systems“ des ECES statt. Dabei sollen die Möglichkeiten aller Energiespeichertechnologien in dezentralen Anwendungen quantifiziert und technische sowie ökonomische Hindernisse identifiziert werden. Weitere Beispiele für Forschungsvorhaben, in denen Deutschland sich engagiert, sind: • T hermal Response Test for Underground Thermal Energy Storages (Annex 21) • Surplus Heat Management using Advanced TES for CO2 mitigation (Annex 25) • E lectric Energy Storage: Future Energy Storage Demand (Annex 26) • Material Research and Development for Improved TES Systems (Annex 29). Aus Deutschland nehmen an diesem Forschungsvorhaben Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT teil. Sie haben für 146 Modellregionen in Deutschland die Differenz aus Stromverbrauch und -erzeugung berechnet, den sogenannten Energieausgleichsbedarf. Das Modell zur Bestimmung dieses Bedarfs nennt sich MELENA. In dieses Modell fließen zunächst die Verbrauchslast, die Einspeisung aus erneuerbaren Energien sowie aus KWK-Anlagen ein. In einem zweiten Schritt berechnet MELENA den erforderlichen Einsatz von konventionellen Kraftwerken sowie Pumpspeicherkraftwerken, um den restlichen Strombedarf zu decken. Der verbleibende Energieausgleichsbedarf ist positiv, wenn weiterhin Energiebedarf besteht und negativ, wenn ein Energieüberschuss vorhanden ist. Auf diese Weise ermittelten die Wissenschaftler für jede Region einen jährlichen Verlauf der auszugleichenden Leistung. Basierend auf der Leitstudie 2010 konnten so Szenarien für die Jahre 2020, 2030 und 2050 entworfen werden. Hier ist zu erkennen, in welchen Regionen es langfristig zu Stromüberschüssen oder Strombedarf kommen wird. Diese Erkenntnisse können die Basis bilden für Entscheidungen über den Bau von Energiespeichern, den Ausbau des elektrischen Netzes sowie Formen des Last- und Erzeugungsmanagements. Die Ergebnisse der Analyse werden aktuell in dem Projekt „Akzente – Gesellschaftliche Akzeptanz von Energieausgleichsoptionen und ihre Bedeutung bei der Transformation des Energiesystems“ weiter verwendet. Ziel des Projektes ist es, Technologien zum Energieausgleich hinsichtlich ihrer technischen Potenziale und in Bezug auf ihre gesellschaftliche Akzeptanz zu untersuchen. 1 (neg. EAB) 0.9 0.8 0.0 0.6 0.5 (ausgeglichen) 0.4 Zentrale Informationsstelle zu Wärmepumpen In Europa wurden in den letzten Jahren jährlich etwa 750.000 Wärmepumpen verkauft. Die Bedeutung und Popularität dieser Technologie ist in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich. Sie ist abhängig vom Strompreis und dem Preis anderer Energieträger. Daneben spielen die energetische Infrastruktur des Landes sowie Wohlstand, ökologisches Bewusstsein der Bevölkerung und die klimatischen Bedingungen eine Rolle. International gesehen hat Japan eine Sonderrolle. Hier werden mehr Wärmepumpen verkauft als in ganz Europa. Es handelt sich meistens um reversible Luft/Luft-Wärmepumpen. In Europa wächst der Anteil von Anlagen mit der Wärmequelle Außenluft 0.3 0.2 0.1 0 (pos. EAB) Abb. 16 Anteil des negativen Energieausgleichbedarfs (EAB) in den 146 Modellregionen für das Szenario „2020 mit stromgeführten KWK-Anlagen“. Quelle: Fraunhofer UMSICHT 11 12 BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 17 – 19 Beispiel einer Großwärmepumpe im Einsatz: A2A in Mailand. Quelle: Friotherm AG, Winterthur (Schweiz). Power Tower in Linz: Die Wärmegewinnung erfolgt aus dem Grundwasser. Quelle: Energie AG Oberösterreich, Linz (Österreich) gegenüber denen mit Erdreich. Die kostengünstige Erschließung der Wärmequelle ist dabei entscheidend. Das Implementing Agreement „Heat Pump Programme“ (HPP) befasst sich mit den Technologien Wärmepumpen, Klimatisierung und Kältetechnik. Mitgliedsländer sind: Österreich, Kanada, Dänemark, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Niederlande, Norwegen, Südkorea, Schweden, Schweiz, Großbritannien, USA und Deutschland. Seit seiner Gründung Ende der siebziger Jahre wurden 43 internationale Projekte initiiert. Das kürzlich abgeschlossene Vorhaben „Thermally Driven Heat Pumps for Heating and Cooling (Annex 34)“ fand mit deutscher Beteiligung statt (Abb. 20). Bei den momentan zehn laufenden Vorhaben des HPP ist Deutschland an den folgenden beteiligt oder plant eine Beteiligung: • A pplication of Industrial Heat Pumps (Annex 35) • S olar and Heat Pump Systems (Annex 38) • A Common Method for Testing and Rating of Residential HP and AC Annual/ Seasonal Performance (Annex 39) • Heat Pump Concepts for Nearly Zero – Energy Buildings (Annex 40) • Heat Pumps in Smart Grids (Annex 42) • Fuel Driven Sorption Heat Pumps (Annex 43) HPP mit dem internationalen Informationsdienstleister „Heat Pump Centre“ in Schweden ist ein weltweiter Informationsservice für Expertisen und Informationen be- Abb. 20 Teststand zur Vermessung von Siedekennlinien im Rahmen des Projektes SORCOOL (HPP Annex 34). Quelle: Fraunhofer ISE züglich Energieeffizienz und Umweltfreundlichkeit der Wärmepumpentechnologie. Es richtet sich an nationale und internationale Akteure, die dazu beitragen können, den Einsatz der Wärmepumpen zu unterstützen. Die Zielgruppen sind Entscheidungsträger, Energieagenturen, Hersteller, Forscher, Versorgungsunternehmen, Planer, Endkonsumenten, Installateure und andere Organisationen. Das Zentrum informiert über neue Projekte und liefert die dazugehörigen Kontaktdaten. Außerdem publiziert es einen Jahresbericht zur Forschung und Entwicklung sowie zur Marktentwicklung in den Mitgliedsstaaten. Neben der Verbreitung von Informationen ist die wesentliche Aufgabe des HPP, die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wärmepumpentechnik bezüglich Forschung, Entwicklung und Verbreitung zu stärken und den Fortschritt der Technik in punkto Energieeffizienz, Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit zu beschleunigen. Clean Coal Centre Das Implementing Agreement „Clean Coal Centre“ wurde 1975 gegründet, damals unter dem Namen „IEA Coal Research“. Es gehört zur Working Party on Fossil Fuels (WPFF). Die Technologieinitiative stellt Informationen über die effiziente und umweltfreundliche Kohlenutzung (Förderung, Transport, Nutzung) weltweit zur Verfügung. Dazu zählen Studien, Analysen und allgemeine Informationen, die das „Clean Coal Centre“ regelmäßig veröffentlicht. Ein Team aus Experten sammelt, analysiert und verteilt diese Informationen. Darüber hinaus veröffentlicht das Implementing Agreement technische Berichte und Bewertungen. Weiterhin identifizieren Experten zukünftigen Forschungsbedarf. Das „Clean Coal Centre“ stellt die erforderliche Infrastruktur für einen internationalen Forschungsaustausch zur Verfügung. Teilnehmende Länder können auf entsprechende Netzwerke zurückgreifen. Es werden Workshops und Konferenzen organisiert. Außerdem stellt das Clean Coal Centre seinen Mitgliedsstaaten Beratung durch seine Experten zu verschiedensten Aspekten der Kohlenutzung zur Verfügung. Das „Clean Coal Centre“ ist eine Non-Profit-Organisati- BINE-Themeninfo I/2014 Im Portrait Ist internationaler Austausch nicht auch ohne IEA möglich? Dr. Sabine Semke Leiterin Geschäftsbereich Energietechnologien, Projektträger Jülich, Forschungszentrum Jülich GmbH Abb. 21 Kohlekraftwerk mit Vergasungstechnik in Puertollano in Spanien. Quelle: Siemens-Pressebild on, die sich hauptsächlich aus den Beiträgen ihrer Mitgliedsstaaten sowie aus Sponsorenbeiträgen von Industriepartnern finanziert. An seinem Sitz in London sind rund 20 Mitarbeiter beschäftigt. Dabei handelt es sich um Ingenieure, Wissenschaftler und Informationsspezialisten. Selbstverständlich kann in der Energieforschung auf vielen Wegen international kooperiert werden. Vor allem auf europäischer Ebene ist das Forschungsrahmenprogramm „Horizont 2020“ eine wichtige Plattform hierfür. Für bestimmte Zwecke bietet allerdings das IEA-Programm Vorteile, denn es wirkt weit über europäische Grenzen hinaus. Dies schließt nicht nur IEA-Mitgliedsstaaten wie USA und Japan ein, sondern umfasst zunehmend auch dynamische Wachstumsmärkte wie China und Indien. Ich möchte aber auch auf die bewährte Praxis innerhalb der IEA-Forschungs- und Entwicklungskooperationen, d.h. in den Implementing Agreements selbst hinweisen, in denen die Teilnehmer die fachliche Ausrichtung und die Umsetzung der Arbeiten sehr stark selbst gestalten können. Hinzu kommt die Nutzung von Ergebnissen, sei es aus gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten oder aber aus dem Informationsaustausch. Beides wird nach unseren Erfahrungen von den Projektpartnern als Vorteil angeführt, für den sich der zusätzliche Aufwand, ohne den auch die IEA-Kooperation nicht auskommt, lohnt. Durch meine Mitarbeit in der End-Use Working-Party habe ich letztendlich den Eindruck gewonnen, dass die Beteiligung an ausgewählten IEA-Aktivitäten sowohl für die einzelnen Projektpartner aber auch für die Energieforschung Deutschlands insgesamt eine Bereicherung darstellt. Webadressen aller Implementing Agreements mit deutscher Beteiligung in einzelnen Working Parties Working Party on Energy End-Use Technologies Advanced Fuel Cells: www.ieafuelcell.com Advanced Materials for Transportation: www.iea-ia-amt.org Advanced Motor Fuels: www.iea-amf.org District Heating & Cooling: www.iea-dhc.org Energy in Buildings and Communities: www.iea-ebc.org Emissions Reduction in Combustion: www.ieacombustion.net Energy Conservation Through Energy Storage: www.iea-eces.org Heat Pumping Technologies: www.heatpumpcentre.org High-Temperature Superconductivity: www.superconductivityiea.org Hybrid Electric Vehicles: www.ieahev.org Industrial Energy-Related Technologies and Systems: www.iea-industry.org International Smart Grid Action Network: www.iea-isgan.org Working Party on Fossil Fuels Clean Coal Centre: www.iea-coal.org Greenhouse Gas R&D: www.ieaghg.org Fusion Power Coordinating Committee Fusion Materials: www.iea.org/techinitiatives/fusionpower/ fusionmaterials/ Plasma-Wall Interaction in Textor: www.iea.org/techno/iaresults.asp?id_ia=33 Stellarator-Heliotron Concepts: http://iea-shc.nifs.ac.jp/ Cooperation on Tokamak Programmes: www.iea.org/techno/iaresults.asp?id_ia=28 Dr. Andreas Hauer Bereichsleiter Energiespeicherung, ZAE Bayern Im wissenschaftlichen Bereich ist das durchaus denkbar. Man tauscht sich gerne ja aus. Es findet aber de facto nirgends in einem vergleichbaren Maße statt. Ohne die IEA würden sich kaum Wissenschaftler aus 10 oder mehr Ländern regelmäßig zu einem offenen Austausch treffen und versuchen, zu bestimmten energietechnischen Fragestellungen für alle gleichermaßen gültige Antworten zu formu lieren. Der Rahmen, den uns die IEA hier bietet, ist, neben dem Organisatorischen, vor allem deshalb so attraktiv, weil die Ergebnisse in einer Art Destillationsprozess für die Entscheidungsträger auf bereitet werden und das in einem globalen Maßstab. Ich habe in mehreren Arbeitsgruppen mitgearbeitet und auch in den höheren Ebenen der IEA-Hierarchie miterlebt, wie Aussagen aus Forschung und Entwicklung verschiedener Energietechnologien in globale Szenarien oder Roadmaps einfließen. Eine solche Einflussnahme auf politische Entscheidungsprozesse bietet sich einem Forscher selten. Und – ganz entscheidend an dieser Stelle – das hat nichts mit Geld zu tun. Wenn Sie so wollen: Lobbyarbeit auf inhaltlicher Ebene! Aus meiner IEA-Tätigkeit haben sich übrigens im Laufe der Jahre mehrere konkrete internationale F&E-Projekte entwickelt. Das „Technology Network“ der IEA ist also durchaus tragfähig. 13 14 BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 22 Europas größtes solares Fernwärmesystem in Marstal (Dänemark). Quelle: Marstal Fjernwarme Erneuerbare Energien Mit einem Anteil von rund einem Viertel an der Strom versorgung haben die erneuerbaren Energien den Sprung auf die vorderen Plätze in Deutschlands Stromversorgung geschafft. Sie tragen dazu bei, den Wirtschaftsstandort zu stärken und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Solares Heizen und Kühlen sowie Photovoltaik, Wind energie und Geothermie sind wesentliche Forschungs felder, in denen sich Deutschland in der Working Party on Renewable Energy engagiert. Das Implementing Agreement Solar Heating and Cooling (SHC) wurde 1977 als eines der ersten Programme der IEA aufgelegt. Aktuell nehmen 21 Länder aus allen Kontinenten teil, die Europäische Union, das Zentrum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft mit 15 Ländern sowie das Zentrum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz mit 13 arabischen Ländern. Diese kooperieren mit weiteren Implementing Agreements und Solarindustrieverbänden. Abb. 23 Im Projekt „Towards Net Zero Energy Solar Building“ (SHC Task 40) wurden weltweit rund 300 Null- und Plusenergiegebäude analysiert und bewertet. Die Ergebnisse wurden digital aufbereitet. Quelle: Bergische Universität Wuppertal, Eike Musall Eine Vision von SHC ist, dass bis 2050 entscheidende Einsparungen im Energieverbrauch durch den Einsatz von passiven solaren Komponenten und Tageslichtnutzung umgesetzt sind. Weiterhin soll sich mit installierten solarthermischen Anlagen mit einer Nennleistung von 5 kWth pro Person die Solarthermie als wichtigste Energiequelle (50 %) für Niedertemperaturwärme bis 250 °C und Kälte durchgesetzt haben. Dies entspricht den Zielvorgaben der European Technology Platform on Renewable Heating & Cooling. Schwerpunkte der Solarforschung Solarenergietechnologien und Bauen mit aktiven Komponenten (solarthermisch unterstütztes Heizen und Kühlen, Solarstromerzeugung), mit passiven Komponenten und Tageslichtnutzung sind unabdingbar für eine nachhaltige Energiezukunft. SHC unterstützt die Entwicklung mit Forschungsvorhaben zu präziseren solaren Einstrahlungsdaten, weltweit standardisierten Teststandards und -zertifizierungen. Die regelmäßige Veröffentlichung der Marktanalyse von solarthermisch unterstütztem Heizen und Kühlen soll die Verbreitung dieser Technologie fördern. Die Schwerpunkte der SHC-Forschung sind konkret: kostengünstige Solarsysteme, solares Kühlen und solare Prozesswärme, Bauen in heißem und schwülem Klima, solare Fassaden, solar aktive Häuser, solare Stadtplanung, Smart Grids, Fernwärme, Power to Heat und die akademische Ausbildung in SHC-Themen. Deutschland arbeitet in allen 12 zurzeit laufenden Tasks aktiv mit und ist bei drei Tasks als Operating Agent federführend tätig. Diese lauten: • P olymeric Materials for Solar Thermal Applications (Task 39) • Advanced Lighting Solutions for Retrofitting Buildings (Task 50) • Solar Heat and Energy Economics in Urban Environments (Task 52). Mit der einmal jährlich tagenden „Solar Heating and Cooling Conference for Building and Industry“ unterstützt SHC den Austausch über neue wissenschaftliche Arbeiten, Märkte und politische Rahmenbedingungen. BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 24 Visualisierung: So könnte ein Bürogebäude mit Fassaden Abb. 25 SHC Solar Award 2013 für ein solares Nahwärmesystem der Drake kollektoren von außen aussehen. Quelle: Universität Stuttgart, IBK2 Landing Company in Kanada. Quelle: Minister of Natural Resources Canada Aus der Praxis Methodischer Ausgangspunkt der Betrachtung waren internationale Pilotprojekte, die einen Ausgleich ihres nicht erneuerbaren Energieverbrauchs und damit verbundenen Klimagasemissionen zum Ziel haben. Dies sollte durch Gutschriften aus Energieeinspeisung in Netze erreicht werden. Dabei übernehmen die Netze den Ausgleich zwischen Energieangebot und Nachfrage. Gebäudeintegrierte Speicher können dies im saisonalen Maßstab bisher nicht leisten, insbesondere nicht beim hochexergetischen Anteil. Mit der Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie wurden 2010 die „Nearly Zero Energy Buildings“ als Zielsetzung für den Neubaustandard 2020 festgeschrieben und in der deutschen Fassung mit „Niedrigstenergiegebäude“ beschrieben. Auch hierbei geht es um energieeffiziente Gebäude, bei denen wesentliche Anteile des Bedarfs durch Erneuerbare Energie bilanziell ausgeglichen werden. Mit der Version 2013 wurde das Programm „EnerCalC“ zu einer ganzheitlichen Energie- und Emissionsbilanzierung von Niedrigst-, Nullund Plusenergiegebäuden erweitert. Es steht frei über die EnOBWebseite zur Verfügung (www.enob.info). Zum besseren Verständnis der vielen Demonstrationsprojekte entstanden eine Buchpublikation und eine internationale Gebäudedatenbank. Diese ist an eine Projektweltkarte auf der EnOB-Webseite angebunden (Abb. 23). 250 200 150 100 50 0 0 50 100 150 Primärenergieverbrauch [kWh/m2NGFa] 200 250 EFH Neubau EFH Sanierung MFH Neubau MFH Sanierung Verwaltung Neubau Siedlung Verwaltung Sanierung Bildung Neubau Bildung Sanierung GPWL Neubau Andere Typologie Neubau Andere Typologie Sanierung Abb. 26 Primärenergieverbrauch und -gutschriften für eine Auswahl von internationalen Projekten. Quelle: Univ. Wuppertal, btga 50 40 30 20 10 0 – 10 – 20 – 30 – 40 – 50 Monat: 1 [kWh/m2] Im Kontext des Förderkonzepts „Energieoptimiertes Bauens“ (EnOB) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie ist es wesentliche Aufgabe der wissenschaftlichen Begleitforschung, die Ergebnisse von Demonstrationsgebäuden systematisch zu dokumentieren und Querschnittsanalysen zu erstellen. Eine ganze Reihe von Projekten verfolgten das Ziel einer ausgeglichenen oder positiven Jahresenergiebilanz. Da methodische Fragen der Bilanzierung und Bewertung noch ungeklärt waren, bot sich im Kontext einer international vergleichbaren Ausgangslage die Gründung einer gemeinsamen Forschungsplattform im Rahmen der IEA an. Die Expertengruppe „Towards Net Zero Energy Solar Buildings“ wurde 2008 aufgrund einer Initiative der Universität Wuppertal als gemeinsame Aktivität zwischen dem SHC und dem EBC ins Leben gerufen. Daran waren 18 Länder beteiligt. Ende 2013 wurden die Arbeiten abgeschlos sen. Unter deutscher Leitung stand die Bearbeitung der metho dischen Aspekte. Darüber hinaus wurden Fallbeispiele aus EnOB systematisch im internationalen Kontext analysiert und bewertet. Primärenergiegutschrift [kWh/m2NGFa] Niedrigst-, Null- und Plusenergiegebäude besser verstehen 2 3 4 5 Restbedarf/Überschuss Sonstiger Strombedarf TWW-Erwärmung 6 7 8 Strom aus PV Lüften Kühlen 9 10 11 12 Strom aus KWK Beleuchten Heizen Abb. 27 Darstellung einer monatlichen Gesamtenergiebilanz aus Erzeugung und Bedarf in EnerCalc 2013. Quelle: Markus Lichtmeß 15 16 BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 28 Prüfstand zur Bewertung verschiedener PV-Modul Abb. 29 PV-Anlage zum Antrieb einer Bewässerungsanlage technologien (PVPS Task 13). Quelle: TÜV Rheinland im Jemen (PVPS Task 9). Quelle: Fraunhofer ISE Märkte für Photovoltaik verschieben sich voltaik, netzgekoppelte PV-Systeme oder Inselsysteme. Seit der Gründung im Jahre 1993 sind inzwischen 28 Teilnehmerländer sowie Organisationen aus aller Welt aktiv an der Umsetzung dieser Ziele beteiligt. Eine wichtige Aufgabe ist es, unabhängige und zuverlässige Informationen und Daten von den Teilnehmerländern zu diesem Themenkomplex zu erstellen. Dazu gehören der jährliche Statusbericht des PVPS mit Detailberichten aus den einzelnen Ländern und ein Trendbericht zu aktuellen technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowie politischen Fördermaßnahmen von Photovoltaik- Anwendungen. Darüber hinaus werden Informationsveranstaltungen und Konferenzen durchgeführt. Die Teilnehmer der Arbeitsgruppen bestehen aus den führenden Photovoltaik-Forschungseinrichtungen und -Unternehmen aus den Teilnehmerländern des PVPS. In den folgenden Forschungsvorhaben ist Deutschland aktiv beteiligt: Im Jahr 2011 fanden in Italien und Deutschland die meisten PV-Installationen, bezogen auf den europäischen Markt statt. Auch global gesehen zählen diese beiden Länder zu den wichtigsten Absatzmärkten. Die neu installierte PV-Leistung sank im Jahr 2012 für ganz Europa auf 17 GW, verglichen zum Vorjahr mit 23 GW. Im Gegensatz dazu zeigten außereuropäische Länder wie China, USA, Japan und Australien ein schnelles Wachstum. Asien scheint der neue Dreh- und Angelpunkt für den PV-Markt zu werden. Neben China und Japan spielen Thailand, Korea, Taiwan und Indien eine immer wichtigere Rolle. Das Implementing Agreement „Photovoltaic Power Systems“ (PVPS) hat die gemeinschaftliche Erforschung und Entwicklung von Photovoltaik-Anwendungen zur Umwandlung solarer Energie in elektrische Energie als Zielsetzung. Durch den Übergang der Photovoltaik von einem kleinen Nischenmarkt zu einem für die weltweite Energieversorgung relevanten, schnell wachsenden Wirtschaftszweig ergibt sich ein hoher Bedarf an zuverlässigen Informationen zur Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit von PV-Systemen, technischen Richtlinien, Planungshilfen, Anreiz- und Finanzierungsmodellen. Betrachtet werden dabei insbesondere auch spezifische Fragestellungen wie die gebäudeintegrierte Photo- • Exchange and dissemination of information on photovoltaic power systems (Task 1) • Very large scale photovoltaic power generation systems in remote areas (Task 8) • D eploying PV Services for regional development (Task 9) • Performance and Reliability of Photovoltaic Systems (Task 13) • High Penetration of PV Systems in Electricity Grids (Task 14). En passant Forschungsförderung auf europäisch Das Programm „Horizont 2020“ ist das Hauptinstrument der Europäischen Union zur Förderung von Wissenschaft, technologischer Entwicklung und Innovation. Es richtet sich an Hochschulen, Forschungsinstitute und Unternehmen. Horizont 2020 unterstützt herausragende Nachwuchsforscher und etablierte Wissenschaftler auch in Industrie und Anwendung. Entwicklungen in Industrieund Schlüsseltechnologien, der Zugang zu Risikofinanzierung sowie Innovationen in KMU zählen zum Schwerpunkt „Führende Rolle der Industrie“. Der Klimaschutz oder die Energieversorgung Europas sind weitere Aspekte, die die Ausrichtung des Programms definieren. In der gesellschaftlichen Herausforderung „Sichere, saubere und effiziente Energie“ werden die Fokusbereiche Energie-Effizienz, kohlenstoffarme Energietechnologien sowie Intelligente Städte und Kommunen angesprochen. Für diese stehen im Arbeitsprogramm 2014/2015 rund 1,3 Milliarden Euro an Fördermitteln bereit. Der neue Ansatz von „Horizont 2020“ unterstützt die gesamte Innovationskette bis zur Markteinführung von Produkten und Verfahren. Projektvorschläge, deren Problemlösungsansätze nachhaltige Verbesserung am Markt in Aussicht stellen, finden besondere Beachtung. In allen Phasen der Programmbeteiligung steht potenziellen Antragstellern Unterstützung durch das Netzwerk der Nationalen Kontaktstellen (NKS) zur Verfügung. BINE-Themeninfo I/2014 Aus der Praxis Mit optimierter Wechselrichter-Regelung beim Netzausbau sparen Lokale Spannungsüberhöhungen sind eine der Hauptursachen für den Ausbau der Verteilnetze. Eine lokale Regelung der Blindleistungsbereitstellung und der Wirkleistungseinspeisung von Photovoltaik-Wechselrichtern kann den erforderlichen Aufwand deutlich reduzieren. Um dieses Potenzial auch wirtschaftlich nutzen zu können, muss die technische Leistungsfähigkeit moderner Photovoltaik-Wechselrichter bereits in der Netzplanung berücksichtigt werden. Abb. 30 Installation eines LIDAR Scanners auf der Forschungsplattform FINO1. Quelle: ForWind Bei Windenergie-Systemen liegt Deutschland weit vorn Wie der „IEA Wind 2012 Annual Report“ berichtet, wurden im Jahr 2012 weltweit rund 283 Gigawatt an elektrischer Leistung von Windanlagen zur Verfügung gestellt. Diese verteilen sich auf einhundert Länder und können mehr als 3 % der weltweiten Elektrizitätsnachfrage bedienen. Am Implementing Agreement Wind Energy Systems beteiligen sich 21 Länder, deren Windenergiebereitstellung etwa 85 % der weltweiten Windenergieerzeugung ausmacht. Deutschland steht hinsichtlich der weltweit installierten Windenergieleistung nach China und den USA auf Platz 3 unter den IEA Mitgliedsländern mit 31,3 MW. Von den 21 Ländern sind entweder Regierungsinstitutionen oder Ministerien als Vertragspartner beigetreten. Diese haben ihre Vertretung meist an Forschungsinstitute oder Energieagenturen übergeben. Eine Beteiligung von Seiten der Bundesregierung besteht seit Mai 2005. Darüber hinaus engagieren sich die Europäische Kommission und als Sponsorteilnehmer der europäische und der chinesische Windenergieverband (European Wind Energy Association und Chinese Wind Energy Association) in der Technologieinitiative. Die Bundesregierung begleitet derzeit 12 von insgesamt 13 aktiven Tasks. Drei Forschungsvorhaben werden dabei von deutschen Institutionen geleitet: In den Projekten PV-Integrated und HiPe-PV entwickeln und testen Forscher am Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik IWES erweiterte Regelungsmöglichkeiten für Photovoltaik-Wechselrichter. Diese können die Regelung der elektrischen Spannung in Verteilnetzen unterstützen. Bei den sogenannten autonomen Regelungsmethoden wird keine Kommunikation zwischen den Wechselrichtern und dem Verteilnetzbetreiber benötigt. Diese Methoden wurden in vielen realen Niederspannungsnetzen auf ihre technische Effektivität hin untersucht. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass dadurch die Aufnahmefähigkeit der untersuchten Netze für Photovoltaikleistung gestiegen ist. KostenNutzen-Analysen belegen, dass mit aktiv an der Spannungshaltung beteiligten PV-Wechselrichtern die Netzausbaukosten um bis zu 50 % geringer sind als bei einem konventionellen Netzausbau. Die Wissenschaftler berücksichtigten in der wirtschaftlichen Bewertung neben den Investitionskosten auch Betriebskosten durch zusätzliche Netz- und Einspeiseverluste. Diese ermittelten sie durch zeitlich hochaufgelöste Jahressimulationen. Die in den Projekten PV-Integrated und HiPe-PV erzielten Ergebnisse fließen in den aktuellen IEA Task 14 „High Penetration of PV Systems in Electricity Grids“ mit ein. Das IWES leitet dort den Subtask 2 „High PV Penetration in Local Distribution Grids“. Weitere Forschungsschwerpunkte des Fraunhofer IWES im Zusammenhang mit einer hohen PhotovoltaikDurchdringung in Verteilnetzen sind die Analyse der Wechselwirkungen lokaler Regelungsverfahren untereinander sowie in Kombination mit einer zentral koordinierten Regelung einzelner Anlagen im Verteilnetz. Zudem werden die netzstützenden Eigenschaften von PhotovoltaikSpeichersystemen in Simulation und Labor untersucht und wirtschaftlich bewertet. Die Forscher nutzen ihre gewonnenen Erkenntnisse, um in Zusammenarbeit mit Netzbetreibern die Planungsgrundlagen für elektrische Verteilnetze technisch und wirtschaftlich zu optimieren. • L IDAR: Wind LIDAR systems for wind energy deployment (Task 32) • Reliability Data: Standardizing data collection for wind turbine reliability and O&M analyses (Task 33) • Full-size ground testing for wind turbines and their components (Task 35). Task 11 „Base Technology Information Exchange“ stellt als am längsten laufendes Vorhaben seit 1987 eine Besonderheit dar, da er regelmäßig so genannte „Topical Expert Meetings“ organisiert. Hier informieren sich ausgewählte Experten der Mitgliedsländer über die einzelnen Tasks. Ein solches Treffen fand zuletzt in Deutschland an der Universität Stuttgart zum Thema „Challenges on Wind Energy Deployment in Complex Terrain“ statt. Darüber hinaus erstellt IEA Wind auch „recommended practices“, deren spezifische Inhalte nicht nur in Fachzeit- Abb. 31 Installation eines PV-Wechselrichters. Quelle: SMAipsum Solar dolor Technology AG consectetuer adipiscing. Abb. 1 Lorem sit amet, 17 18 BINE-Themeninfo I/2014 Abb. 32 Gondelprüfstand. Quelle: IDOM, Bilbao (Spanien), Fraunhofer IWES schriften und auf Konferenzen veröffentlicht werden, sondern auch Eingang in nationalen und internationalen Normen finden. Schließlich werden regelmäßig Fortschrittsberichte zu den Tasks, ein jährlicher Gesamtbericht und strategische Dokumente wie „End-of-Term Reports“ und „Strategic Plans“ publiziert. Daten zur Geothermie aufbereiten Das Geothermal Implementing Agreement (GIA) der IEA existiert seit 1997 und bietet einen wichtigen Rahmen für eine weitreichende internationale Zusammenarbeit in der Geothermieforschung und Entwicklung. Die Bemühungen konzentrieren sich auf die weltweite Förderung und die Nutzung der Geothermie, sowohl für die Stromerzeugung als auch für Direktwärmeanwendungen. In zurzeit sechs Forschungsvorhaben werden folgende Themen mit deutscher Beteiligung behandelt: • E nvironmental Impacts of Geothermal Energy Development (Annex 1) • Enhanced Geothermal Systems (Annex 3) • Advanced Geothermal Drilling and Logging Technologies (Annex 7) • Direct Use of Geothermal Energy (Annex 8) Abb. 33 Eine typische 5 Megawatt-Anlage. Quelle: REpower • D ata Collection and Information (Annex 10) • Induced Seismicity (Annex 11) Relativ neu ist der Annex 10 „Data Collection and Information“. Dieser Task wurde 2010 eingerichtet, um standardisierte Datensätze zur Anlagenkapazität sowie Stromund Wärmeerzeugung der Geothermieanlagen der GIAMitgliedsländer erstmals auf jährlicher Basis zu erfassen und zu veröffentlichen. Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik in Hannover (LIAG) fungiert als Operating Agent des Annex 10, stellt die Daten zur Geothermienutzung zur Verfügung und bereitet ergänzende Informationen wie z. B. zur jeweiligen nationalen Energiepolitik dazu auf. Als Grundlage für den Report dienen die National Reports, die entsprechend eines 2011 entwickelten Fragebogens über die einzelnen GIA-Länder erstellt wurden. Dabei konnte Deutschland durch das Geothermische Informationssystem GeotIS einen umfassenden Datensatz für den Report zur Verfügung stellen. Um die Daten der GIA-Länder abschließend auch mit weltweiten Entwicklungen vergleichen zu können, wurden weitere Quellen wie etwa Publikationen des World Geothermal Congress mit in den Trend Report einbezogen. Im Jahr 2012 wurde der erste GIA Trend Report veröffentlicht, der von nun an jährlich erscheint. Die Arbeit des 20 Kilometer Temperaturen 147 °C 140 °C 130 °C 120 °C 110 °C 100 °C 90 °C 80 °C 70 °C 60 °C 50 °C Abb. 34 GeotIS-Darstellung der Horizonttemperatur und Tiefenlage der Basis des Mittleren Buntsandstein in einem Teil Norddeutschlands. Bruchzonen sind als schwarze Linien und Bohrungen in Rot dargestellt. Quelle: LIAG BINE-Themeninfo I/2014 Aus der Praxis Windgeschwindigkeit mit Laser messen Seit einigen Jahren findet die Lidar-Messtechnik vermehrt Anwendung in der Windenergie. Diese optische Fernerkundungsmesstechnik nutzt das Rückstreusignal in der Luft vorhandener Teilchen, die mit einem unsichtbaren Laserstrahl erfasst werden, um daraus lokal eine Windgeschwindigkeit zu bestimmen. Im Rahmen der Task 32 leitet ForWind Oldenburg in Kooperation mit DTU Wind Energy (Dänemark), dem National Renewable Energy Laboratory (NREL, USA) und WindForS (Deutschland) einen Zusammenschluss von 42 Institutionen aus 15 Ländern. So entstehen Synergien aus gemeinsamen Forschungsaktivitäten, die die Windindustrie nutzen kann. Die gemeinsamen Aktivitäten im Rahmen des IEA Annex Task 32 umfassen u. a. die Veranstaltung von Workshops zum Erfahrungsaustausch, die Veröffentlichung von Fachberichten oder das Verfassen von Empfehlungen über die Anwendung der Lidar-Messtechnik für die Windenergie. Im Rahmen vieler, von der Bundesregierung geförderter Projekte wie Lidar complex, Windenergienutzung im Binnenland, Offshore-Messboje oder GW-Wakes beschäftigen sich verschiedene deutsche Forschungseinrichtungen u. a. mit der Anwendung von Lidar im komplexen hügeligen Gelände oder der Installation von Lidar-Messtechnik auf einer Boje zur Windmessung in Offshore-Windparks. Die wertvollen Erkenntnisse dieser nationalen Projekte werden im Task 32 in einem internationalen Verbund verarbeitet. Abb. 35 Tiefbohranlage für Wissenschaft und Industrie in Schwanau. Quelle: Geoforschungszentrum Potsdam Annex 10 wird von der Bundesregierung finanziell unterstützt. Im Jahr 2011 erzeugten neun von vierzehn GIALändern elektrische Energie in geothermischen Anlagen. Die insgesamt installierte Leistung beträgt 7.000 MW in 2011. Mit rund 3.100 MW installierter, elektrischer Leistung liefern die USA den größten Beitrag, gefolgt von Mexiko, Italien, Neuseeland, Island und Japan. Das GIA besteht zurzeit aus 19 Mitgliedern, davon 13 Länder und fünf Sponsoren. Deutschland wird durch den PtJ vertreten. Rund 60 % der geothermischen Energieerzeugung in der Welt erfolgt in GIA Ländern. Abb. 36 Bojen-Lidar entwickelt von Fraunhofer IWES. Quelle: Fraunhofer IWES Webadressen aller Implementing Agreements mit deutscher Beteiligung in einzelnen Working Parties Working Party on Renewable Energy Bioenergy: www.ieabioenergy.com Geothermal: www.iea-gia.org Hydrogen: www.ieahia.org Ocean Energy Systems: www.ocean-energy-systems.org Photovoltaic Power System: www.iea-pvps.org Renewable Energy Technology Deployment: www.iea-retd.org Solar Heating & Cooling: www.iea-shc.org Solar Paces: www.solarpaces.org Wind Energy Systems: www.ieawind.org Intersectoral Implementing Agreements Energy Technology Systems Analysis Programme: www.iea-etsap.org Climate Technology Initiative: www.climatetech.net Abb. 37 Teilnehmer der 3. Vollversammlung im Mai 2012 bei NREL in Boulder, Colorado, USA. Quelle: IEA Wind Task 32 19 BINE-Themeninfo I/2014 Ausblick Die internationale Energiepolitik steht vor enormen ökonomischen und ökologischen Herausforderungen. Die energiebezogenen Treibhausgasemissionen werden ohne entscheidendes Handeln massiv ansteigen und sich bis 2050 verdoppeln. Der Primärenergiebedarf verlagert sich zunehmend in Richtung Entwicklungs- und Schwellenländer, daher bedarf es gerade in den größten Wachstumsmärkten wie China oder Indien eines intensiven und nachhaltigen Einsatzes modernster Energietechnologien. Um dem drohenden Klimawandel entgegenzuwirken, zielt die IEA auf eine beschleunigte Transformation des globalen Energieversorgungssystems ab. Neben weitreichenden Energieeffizienzmaßnahmen spielt hierbei vor allem die Integration der Erneuerbaren Energien eine tragende Rolle. Wie der mögliche Zukunftsverlauf bei unterschiedlichen energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen aussehen kann, wird in den Energieszenarien der IEA Energy Technology Perspectives (ETP) auch unter Berücksichtigung innovativer Technologieansätze analysiert. Das Energietechnologienetzwerk der IEA trägt über die Implementing Agreements und die übergeordneten Gremien maßgeblich zur erforderlichen Intensivierung der länderübergreifenden Kommunikations- und Kooperationsprozesse bei. Die nationalen Forschungsaktivitäten der Mitgliedsländer werden durch die aktive Gremienteilnahme und die konkrete programmatische Mitgestaltung weltweit verbreitet. Dabei haben sich die Implementing Agreements zum Beispiel mithilfe von technologiespezifischen Workshops, der Erstellung von Energiedatenbanken und Fallstudienanalysen, sowie der Entwicklung von Handbüchern und Leitfäden als wirksames Instrument zur Unterstützung spezifischer Energietechnologien behauptet. Weitere wichtige Beiträge liefern diese Kooperationen im Rahmen der Abstimmung zur Vorbereitung internationaler Standards und bei der Bewertung von Life-Cycle-Assessments. Die in den Implementing Agreements laufenden Arbeiten zur Forschung und Entwicklung von Energietechnologien werden in den übergeordneten Gremien fachlich begleitet. Gleichzeitig werden hier aus den erzielten Ergebnissen Handlungsempfehlungen an die Energiepolitik der beteiligten Staaten adressiert. Der aktuelle Strategieplan der IEA untermauert die Mission, durch einen nachhaltigen und intelligenten Ressourceneinsatz Anreize zur Stärkung der Forschungskooperation zwischen ausgewählten Ländern und relevanten Organisationen zu schaffen. Er trägt damit dazu bei, den Weg in eine saubere, zuverlässige und wirtschaftlich zu bewältigende Energiezukunft zu leisten. Projektorganisation Projektträger Jülich Forschungszentrum Jülich GmbH Christoph Jessen 52425 Jülich Anmerkung der IEA Informationen oder Materialien bezüglich des Durchführungsabkommens, einschließlich der in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen oder Materialien bezüglich des Durchführungsabkommens, stellen nicht zwangsläufig die Ansichten oder Grundsätze des IEA-Sekretariats oder der einzelnen IEA-Mitgliedsländer dar. Die IEA macht im Hinblick auf jegliche Informationen bezüglich des Durchführungsabkommens (u. a. in Bezug auf deren Vollständigkeit, Genauigkeit oder Rechtsmängelfreiheit) keine Zusicherungen, übernimmt keine Gewährleistung (weder ausdrücklich noch stillschweigend) und haftet nicht für die Nutzung oder Berufung auf solche Informationen. Kontakt · Info Fragen zu diesem Themeninfo? Wir helfen Ihnen weiter: Mehr vom BINE Informationsdienst >> RAVE – Forschen am Offshore-Testfeld. BINE-Themeninfo I/2012 >> Photovoltaik – Innovationen. BINE-Themeninfo II/2011 >> Neue Kraftwerke mit fossilen Brennstoffen. BINE-Themeninfo II/2010 Forschungsportale der Bundesregierung >> w ww.eneff-industrie.info >> www.eneff-stadt.info >> www.eneff-waerme.info >> www.enob.info >> www.forschung-energiespeicher.info >> www.kraftwerkforschung.info Links und Literatur >> www.energieforschung-iea.de >> www.iea.org >> I nternational Energy Agency (IEA), Paris (France) (Ed.): Energy Technology Perspec tives 2014. Harnessing Electricity’s Potential. doi: 10.1787/energy_tech-2014-en >> International Energy Agency (IEA), Paris (France) (Ed.): World Energy Outlook 2013 0228 92379-44 Weitere Informationen zum Thema sind beim BINE Informationsdienst oder unter www.bine.info abrufbar. Konzept und Gestaltung: iserundschmidt GmbH, Bonn – Berlin · Layout: KERSTIN CONRADI Mediengestaltung, Berlin 20