Er ist Herr über 75 Kilometer Kanal
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Er ist Herr über 75 Kilometer Kanal
Donnerstag, 24. März 2016 / Nr. 70 Zuger Gemeinden Neue Zuger Zeitung 25 Er ist Herr über 75 Kilometer Kanal ABWASSER Was sich die meisten Zuger als ziemlich schmutzig vorstellen, ist in Wahrheit saubere Arbeit. Hansruedi Iten (51) arbeitet als Klärwärter und ist stolz darauf. Drei Wappen VERBAND gub. Auf dem Schutzoverall von Hansruedi Iten prangen drei Kantonswappen. Neben Zug ist der Gewässerschutzverband der Region Zugersee-Küssnachtersee-Ägerisee (GVRZ) auch für Gebiete im Kanton Luzern und Schwyz verantwortlich. Das habe sich hauptsächlich aufgrund der topografischen Lage so ergeben, sagt Iten. An die grosse, zentrale Abwasserreinigungsanlage Schönau (ARA) sind heute Haushalte mit insgesamt 150 000 Personen angeschlossen. Mit dem Klärgas, das bei der Reinigung entsteht, kann sich die ARA zu 90 Prozent selbstständig mit Strom versorgen. Der GVRZ wird von 14 Gemeinden in Zug, Schwyz und Luzern getragen. Der Verband zählt mit seinem überregionalen Einzugsgebiet schweizweit zu einem der zehn grössten seiner Art. FABIAN GUBSER [email protected] Im Pumpwerk Siehbach, neben der Haltestelle Schutzengel mitten in Zug gelegen, riecht es überraschenderweise nicht nach Urin. Das sei der starken Belüftung zu verdanken, erklärt Hansruedi Iten und führt gut gelaunt durch die Anlage. Es modert ein wenig in dem unerwartet sauberen Gebäude. Ein lautes «Schhhh» erklingt aus einer etwa fünf Meter hohen Halle. Hier befördern drei sogenannte Archimedes-Schrauben das Abwasser von der Stadt Zug spiralförmig in die Höhe, damit es danach unterirdisch ins tiefer gelegene Cham rauschen kann. Mit Begeisterung erklärt Iten jedes Detail. Bevor das Wasser in Friesencham die zentrale Kläranlage erreicht, wird aus der Fusslänge-breiten Leitung ein viereckiger Kanal, in dem ein Lastwagen hindurchfahren könnte. Iten ist Herr see umgeleitet. Weil das schädlich für die Umwelt ist, versucht das Team von Iten, dies möglichst zu vermeiden. Pro Jahr ist das dreimal der Fall. Wegen eines Bandscheibenvorfalls musste Iten seinen ursprünglichen Beruf als Maurer aufgeben. Dass der GVRZ Kunde bei ihm war und gerade einen Klärwärter suchte, erwies sich als glücklicher Zufall. Bereits seit elf Jahren ist der stämmige Familienvater für die Kanalisation unterwegs. Kurze Zeit war er im Büro, dort habe es ihm aber nicht gefallen. Schnell konnte er seinen Chef überzeugen, wieder im Aussendienst arbeiten zu dürfen. Die Vielseitigkeit seiner Arbeit mag er sehr. Und: Seinen Tagesablauf kann er sich frei einteilen. Dafür müsse er bei einer Störung abends auch mal länger arbeiten. Am Wochenende zieht es den Vater von einer Tochter und einem Sohn in die Berge. Für eine Skitour in Flims oder eine Wanderung auf seinen Hausberg Rigi ist er immer zu haben. «Man darf nicht heikel sein.» HANSRUEDI ITEN, K LÄ R WÄ RT E R über dieses Transportsystem. Er glaubt nicht, dass die Zuger wissen, wie viel Arbeit mit einem kurzen Gang aufs WC entsteht. «Heutzutage ist alles selbstverständlich», sagt er. Ein Flair für Technik Iten bezeichnet sich gern als «Fahrenden». Früher schuftete der gelernte Maurer in der ganzen Zentralschweiz, heute arbeitet der 51-Jährige hauptsächlich im Kirschenkanton. Jeden Morgen klingelt bei ihm der Wecker um halb sechs. Von Küssnacht am Rigi bis zu seinem Arbeitsplatz in Cham benötigt er mit dem Auto eine Viertelstunde. Dort zeigt ihm sein Computer allfällige Störungen im 75 Kilometer langen Kanalnetz an. In der Kantine gönnt sich Iten einen Espresso, bevor er mit seinem silbernen Skoda dorthin fährt, wo er am dringendsten gebraucht wird. Iten ist Teil des zehnköpfigen Teams, das sich um den Unterhalt der 20 Pumpwerke des GVRZ (siehe Box) kümmert. Diese befördern das Abwasser der einzelnen Gemeinden zur zentralen Kläranlage in Friesencham. Die meiste Zeit ist Iten nicht wie vermutet mit dem Reinigen, sondern mit der Wartung der technischen Geräte beschäftigt. Für die hatte der gebürtige Das Megaprojekt nimmt Gestalt an CHAM red. Ab heute kann man sich ein konkreteres Bild des neuen Stadtteils machen, der auf dem Areal der Papierfabrik entstehen und rund 2000 Menschen beheimaten soll. Bis am 25. April liegt der Bebauungsplan im Gemeindehaus auf. Jener legt Baubereiche und Gebäudemantellinien fest und gibt den Gestaltungsspielraum vor, wie die Gemeinde mitteilt. Nach öffentlichen Mitwirkungsveranstaltungen lag im vergangenen Herbst das Planungsdossier für die bauliche Entwicklung auf dem Papieri-Areal vor. Der Kanton Zug stimmte am 11. Februar mit Vorbehalten dem Bebauungsplan zu. Diese wurden in den Bebauungsplan eingearbeitet. www... Den Bebauungsplan finden Sie unter www. zugerzeitung.ch/bonus Auf dem Kontrollgang im Pumpwerk Siehbach: Hansruedi Iten neben einer sogenannten ArchimedesSchraube. Gelbe Unterhosen Bild Fabian Gubser Schwyzer schon immer ein Flair. In fünf Schulungen hat er sich das nötige Know-how angeeignet. Was gibt es sonst noch für Anforderungen an seinen Job? «Man darf nicht heikel sein», sagt der Quereinsteiger bestimmt. Gleichzeitig sei Sauberkeit essenziell: Wie ein Arzt muss auch Iten nach jedem Einsatz seine Hände desinfizieren. Frauen gibt es im Team der Klärwärter übrigens keine. Spült man in Unterägeri eine Toilette, fliesst das Abwasser innerhalb von zweieinhalb Stunden nach Cham. Auf dem Weg dorthin vermischt es sich mit Regenwasser von Dächern und Strassen. Riesige Mengen In Zukunft will der GVRZ mit einem Trennsystem diese zwei Arten von unterschiedlich stark verschmutztem Abwasser trennen. «So wird auch die Kapazität der Kläranlage in Friesencham erhöht», sagt Iten. 20 Millionen Kubikmeter Abwasser reinigt die Kläranlage des GVRZ jährlich. Das entspricht ungefähr dem Inhalt von 8000 Olympiaschwimmbecken. Bei starken Niederschlägen kann es vorkommen, dass nicht das gesamte Abwasser in der zentralen Kläranlage gesäubert werden kann. Dann wird verdünntes Abwasser beispielsweise in den Zuger- «Ich bin stolz auf meine Arbeit», betont Iten. Auf die Frage, was schwierig an diesem Job sei, überlegt er lange. Er ärgere sich über die Zuger, die das WC als Mülleimer missbrauchen. Auf seinem iPhone zeigt er Fotos von roten Lumpen und gelben Unterhosen, die sich in einem Rohr verfangen haben. Richtig erklären kann er sich diese Unachtsamkeit nicht. Sind es Zugezogene, die es sich in ihrer Heimat anders gewöhnt waren? «Wir sind eine Wegwerfgesellschaft», stellt Iten bei seiner Arbeit immer wieder fest. Es ist eine unangenehme Aufgabe, diese Kleider wieder herauszufischen. Doch davon lässt sich der nette Klärwärter seine gute Laune nicht verderben. Nach dem Büffeln haben sie das Feiern nötig BAAR 23 junge Menschen haben gestern Abend das Diplom der HMZ Academy entgegengenommen. red. Ihr Handelsdiplom erhalten haben: Nadine Andermatt (Cham), Christina Antoniadis (Affoltern a. A.), Elena Bilgerig (Allenwinden), Hans Boog (Rotkreuz), Ahmet Curaci (Cham), Robin Eberle (Cham), Adriana Emini (Steinhausen), Aida Kajdic (Immensee), Sabina Kajdic (Steinhausen), Tamara Lüscher (Hitzkirch), Michael Mumenthaler (Hünenberg), Valmira Musa (Neuheim), Markus Püntener (Cham), Martina Röllin (Menzingen), Schkodran Yves Rothen (Zug), Marina Rüttimann (Jonen), Michael Schuler (Baar), Sandra Söllner (Brunnen), Simon Staub (Ebikon), Nadja Sutter (Bünzen). Beatrice von Wartburg (Rotkreuz), Jaqueline Zander (Brunnen) und Armin Zulic (Goldau). Sie haben das Handelsdiplom der HMZ Academy erhalten. Bild Stefan Kaiser