März 2011 - Nordfriisk Instituut
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März 2011 - Nordfriisk Instituut
März 2011 � 3 Euro pro und contra Küstenschutzabgabe Jakob Tholund: 100 Jahre Stadt Wyk 70 Jahre Ende der Hooger Allmende Seite x Seite x Seite x Nr. 173 Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut Inhalt Kommentar“ Werner Junge: Sparen um welchen Preis? 2 Nummer 173 Chronik Biike-Empfang 2011 100 Jahre Albert Bantelmann C.-P.-Hansen-Preis 2010 für Ommo Wilts Tönnies-Symposion in Husum: Life Sciences Friesisch an den Hochschulen Üt da friiske feriine Nordfriesland im Winter 3 4 5 6 6 7 8 Aufsätze Juliane Rumpf, Dieter Harrsen: pro und contra Küstenschutzabgabe 10 Jakob Tholund: Ein Geschenk der Natur Überlegungen zum 100-jährigen Wyker Stadtjubiläum 12 Hans Joachim Kühn: Vom Bohls-Interessenten zum Grundeigentümer Vor 70 Jahren endete die Allmendewirtschaft auf Hallig Hooge 21 Ferteel iinjsen! Ellin Nickelsen: Uun a naacht Merten Frank: En Kü fair en Kualev 25 27 Bücher Der Elternlose und der Entehrte Schneetage Kiek mal rin! Jahrbuch 2011 27 29 30 31 Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2010 (Hefte 169–172) Impressum 31 32 Titelbild Backenswarft auf Hallig Hooge (Foto: Thomas Steensen) Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 2. März 2011 von NORDFRIESLAND bringt einen Text von Jakob Tholund über Wyk auf Föhr, eine der wenigen Städte der Region, die – ein Charakteristikum Nordfrieslands – fast alle sehr jung sind. Lediglich Tondern, das politisch seit 1920 nicht mehr zu Nordfriesland gehört, erhielt sein Stadtrecht im Mittelalter (1243). Garding und Tönning wurden 1590 zu Städten erhoben, Husum 1603. 1621 kam Friedrichstadt als planmäßige Gründung hinzu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts folgten Bredstedt (1900), Westerland (1905) und eben Wyk (1910). Die jüngste ist Niebüll (1960). * Während die Städte die größte Besiedlungsdichte aufweisen, haben die Halligen nur wenige Bewohner. Auch die Aufhebung der Allmendewirtschaft auf den meisten von ihnen, von deren Anfängen Dr. Hans Joachim Kühn berichtet, konnte deren Charakter als weltweit einmaligen Lebensraum nicht in Frage stellen. Kommentar Sparen um welchen Preis? Mit dem Hausrat scheint auch das Herz des Nordfriesen Carstensen nach Holstein gezogen zu sein. Auffällig groß ist der „Mut“ der schwarz-gelben Koalition, dem Landesteil Schleswig Sparopfer aufzubürden. Wer die Uni in Flensburg auf den Stand einer Pädagogischen Hochschule zurückfahren will, wer den Fortbestand des Landestheaters in Frage stellt und auch noch überlegt, den Küstenschutz durch Anliegerbeiträge zu finanzieren, gibt ein zentrales Prinzip der Landespolitik auf: das nämlich, vergleichbare Lebensverhältnisse in den Landesteilen anzustreben. Dieses Ziel aufzugeben, weil der Druck der Schulden unerträglich ist, kann gefährlich werden. Schleswig-Holsteins erster gewählter Ministerpräsident legte 1948 die Denkschrift „Not eines Landes“ vor. Herrmann Lüdemann zweifelte darin an, ob das neue Bundesland überlebensfähig sei, weil es zu klein und zu strukturschwach ist. Das Problem besteht bis heute. Nur mit Mut und Phantasie kann es gelöst werden. Vieles ist denkbar. Eines nicht: den Norden Wü haa dach al om ales snaket. nur das Nordfriisk Instituut in seiner Arbeitsfähigkeit gefährdet. Deshalb ist die Sparpolitik von Schwarz-Gelb falsch. Ein Skandal ist der Umgang mit den Minderheiten. Als es darum ging, EU-Mittel für dänisch-deutsche Projekte auch nach Holstein zu leiten, beeilte sich Carstensen, das Grenzland und die Minderheiten zur Chefsache zu erklären. Nun kneift es im Portemonnaie und flugs wird das mühsam erreichte Versprechen gebrochen, die dänischen Schulen als Regelschulen der Minderheit zu behandeln. Gekürzt wird auch bei der deutschen Minderheit in Dänemark und last not least beim Nordfriisk Instituut. Das Land wird damit wortbrüchig, und es verstößt gegen die Landesverfassung. Sie legt im Artikel 5 fest: Minderheiten sind zu schützen und zu fördern. Alle Betroffenen jammern. Das gehört zum Ritual. Zwei Rückfragen der Politik müssen deshalb erlaubt sein. Die erste: Was haben denn die Besparten selber geleistet? Zumindest das Nordfriisk Instituut kann sich diesem Test mit weißer Weste stellen. Das Institut wird von einem Verein getragen, wirtschaftet äußerst sparsam, wirbt mühevoll, aber erfolgreich um Drittmittel sowie Sponsoren und bindet vor allem in großem Maße und mit hoher Qualität das Ehrenamt ein. Dramatisch wird die Lage, weil in Kiel lange keiner mit ja oder nein entscheiden wollte und deshalb alljährlich „überrollt“ wurde. Alle wurden vermeintlich geschont, indem der Ansatz des laufenden Jahres auf das nächste übertragen wurde. In Wahrheit wurden damit alle geschunden. Löhne und Sachkosten stiegen, nur die Zuschüsse blieben gleich. Real sinken sie dadurch seit Jahren, haben auch das Nordfriisk Instituut schon an den Abgrund getrieben. Das war das „falsche“ Sparen. Nun wird also „richtig“ gespart: Den strukturell seit Jahren Unterfinanzierten wird nun extra etwas abgezogen. Damit ist nicht Entscheidend bleibt Frage zwei: Braucht Schleswig-Holstein dieses Institut? Auch dahinter gehört ein Häkchen. Die Bredstedter Einrichtung funktioniert als Institut fächerübergreifender regionaler Forschung, erfüllt den Auftrag der Lehre in großer Breite und bietet bürgernah Service wie wohl kein anderes im Norden. Es wirbt damit für die einmalige Sprache, Kultur und Geschichte Nordfrieslands. In der Sprache der Werber schafft das Institut für das Land damit ein „Alleinstellungsmerkmal“. Das hilft auch wirtschaftlich dem ganzen Land. Wer in Schleswig am falschen Ort spart, der schadet auch Holstein. Werner Junge ist Redakteur und leitet seit April 2005 das NDR-Studio in Flensburg. (Adresse: Friedrich-Ebert-Str. 1, 24913 Flensburg.) Wat heer dit diarme tö dön? Häägar Wü snaki gaar ek muar me arküðer. abzukoppeln. Holstein allein hat keine Zukunft. 2 Nordfriesland 173 –– März 2011 Biike-Empfang 2011 Der Bund hat friesische Projekte inzwischen mit mehr als drei Millionen Euro gefördert. Davon berichtete Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, beim Biike-Empfang des Frasche Rädj (Interfriesischer Rat, Sektion Nord) am 26. Februar im Bredstedter Bürgerhaus. Erk Hassold, Vorsitzender des Friesenrates, begrüßte dazu mehr als 120 Gäste, darunter Besucher aus Westfriesland und aus dem Saterland, und dankte dem Staatsminister insbesondere für den Sonderzuschuss in Höhe von 300 000 Euro, der die Einrichtung der Organisations-Zentrale der friesischen Vereine im Friisk Hüs im Gebäude der ehemaligen Tabakfabrik Preisler in Bredstedt ermöglicht hatte (vgl. NORDFRIESLAND 172, S. 3). Die Politik trägt eine erhebliche Verantwortung für die Erhaltung der kulturellen Vielfalt, das betonte Bernd Neumann. Der Bund habe seine Förderung für die friesische Arbeit auch vor dem Hintergrund der unerlässlichen Sparbemühungen unvermindert beibehalten. Unter dem lebhaften Beifall der Versammlung appellierte der Staatsminister an die Kieler Landesregierung, hier ebenfalls nicht nachzulassen. In einem Kurzreferat stellte sodann Hans Jacob Paulsen, Vorsteher des 2008 im Zuge der Verwaltungsstrukturreform gebildeten Amtes Mittleres Nordfriesland, seinen Amtsbereich vor. 20 500 Menschen leben in 20 Gemeinden des Amtes, bei dem auch die Administration der amtsfreien Gemeinde Reußenköge angesiedelt ist. Zusammen mit dem Amt Südtondern bildet es eine „Aktiv-Region“. Der Ausbau der Breitbandversorgung als Grundlage Nordfriesland 173 – März 2011 Lebensgestaltung für die vitale ältere Generation eine wesentliche Rolle spielen. Mit 70 Prozent Agrarfläche ist Schleswig-Holstein nach wie vor ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Die althergebrachte bäuerliche Landwirtschaft gehört dabei allerdings der Vergangenheit an. Der Bauer der Gegenwart ist ein Unternehmer, und das wird in der weiteren Entwicklung verstärkt zum Tragen kommen. Das waren die zentralen Aussagen von Dr. Ju- Foto: Harry Kunz Chronik für die elektronische Kommunikation stelle dabei ein ebenso wichtiges Vorhaben dar wie die Weiterentwicklung der erneuerbaren Energien, sagte der Amtsvorsteher. Uwe Hems, als Bredstedter Bürgermeister Hausherr im Bürgerhaus, nutzte sein Grußwort, um – unter anhaltendem Applaus – deutlich zu machen, dass die Menschen in Nordfriesland und ihre Repräsentanten in Kommunen und Verbänden sich einig sind in der Ablehnung der Pläne für die Endlagerung von Biike-Empfang 2011 (von links): Erk Hassold, Vorsitzender des Frasche Rädj, Staatsminister Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien, Dr. Juliane Rumpf, Landes-Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Kohlendioxid im Untergrund der Region. Vor allem drückte er aber seine Freude darüber aus, dass der Preislersche Komplex, der zuvor zeitweise das Kreisforstamt beherbergt hatte, mit dem Friisk Hüs nun wieder mit Leben erfüllt werde. Gemeinsam mit dem Nordfriisk Instituut – das hoben mehrere Redner hervor – werde es ein Zentrum für das Friesische bilden. Die Zukunft des Kreises Nordfriesland, so Kreispräsident Albert Pahl in seinem Grußwort, wird nicht zuletzt im Zeichen des demografischen Wandels stehen. Die Älteren werden einen wachsenden Teil der Gesellschaft ausmachen. Gerade die Pflege der regionalen Traditionen könne bei Überlegungen zur sinnvollen liane Rumpf, Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, in ihrem Festvortrag. Politik und Gesellschaft müssen sich darauf einstellen, die Landwirtschaft in ihrer veränderten Rolle wahr- und ernst zu nehmen. Die Bauern leisten dabei auch einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz und zur Erhaltung der Artenvielfalt. Mit plattdeutschen Liedern sorgte die Drelsdorfer Gruppe „Landlicht“ für den musikalischen Rahmen. Abschließend war Gelegenheit, bei einem schmackhaften Buffet die Räume der Friisk Foriining, des Nordfriesischen Vereins und des Friesenrats sowie das Friisk-FunkStudio im Friisk Hüs zu besichtigen. Red. 3 Am 8. Januar 2011 jährte sich der Geburtstag von Dr. Albert Bantelmann zum 100. Male. Gemeinsam mit dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein luden das Nordfriisk Instituut und seine AG Geschichte aus diesem Anlass unter dem Titel „Ein Forscherleben für die Westküste“ zu einem Vortragsnachmittag nach Bredstedt ein. Der Name Albert Bantelmann ist mit der Erforschung Nordfrieslands untrennbar verknüpft. Seine Arbeiten gelten in diesem Kontext als „Meilenstein“ Albert (vgl. NORDFRIESBantelmann LAND 42/44). Es war kein Zufall, dass gerade er gebeten wurde, den vor- und frühgeschichtlichen Part der 1995 erstmals vorgelegten „Geschichte Nordfrieslands“ zu verfassen, der inzwischen als Einzelschrift „Nordfriesland in vorgeschichtlicher Zeit“ in vierter Auflage vorliegt. Mit diesen Worten begrüßte im Nordfriisk Instituut Prof. Dr. Thomas Steensen das äußerst interessierte Publikum, darunter Bantelmann-Tochter Giede Eichner sowie zwei der vier Enkelinnen von Albert Bantelmann, der 1999 starb. „Wir möchten mit dieser Veranstaltung auch die Aufmerksamkeit darauf lenken“, so Steensen weiter, „dass das Wattenmeer als Kulturlandschaft bisher zu wenig in den Blick genommen wurde. Eine systematische archäologische Erforschung des Wattenmeers wäre dringend erwünscht. Bisher sind aber viele Funde nicht einmal katalogmäßig erfasst, geschweige denn wissenschaftlich ausgewertet.“ Am 8. Januar 1911 wurde Albert Bantelmann in Hamburg geboren. Er studierte in Hamburg und Kiel Geografie, Ozeanografie, Geologie sowie Vor- und Frühgeschichte. Danach war er in Westerland, Aventoft, Breklum und Schobüll als Lehrer 4 tätig, das berichtete der Niebüller Geschichtsforscher Albert Panten. Bei Besuchen auf der Hallig Langeneß wurde Bantelmann sodann auf zahlreiche Kulturspuren im Wattenmeer aufmerksam, so etwa auf die Hinterlassenschaften des mittelalterlichen Salztorfabbaus. Im Jahre 1934 wurden die Voraussetzungen für eine systematische Siedlungsfor- Das 1967 erschienene Werk gehört zu den Klassikern der regionalgeschichtlichen Literatur, so Albert Panten abschließend. In einem Bildvortrag arbeitete Dr. Martin Segschneider, Leiter des Dezernats Nord im Archäologischen Landesamt, heraus, dass die Ergebnisse von Albert Bantelmanns prähistorischer Arbeit bis heute aktuell Am 8. Januar 2011 im Nordfriisk Instituut: Dr. Christian M. Sörensen, Vorsitzender der Instituts-AG Geschichte, die Referenten Albert Panten und Dr. Martin Segschneider, Hausherr Prof. Dr. Thomas Steensen schung in Marsch und Wattenmeer geschaffen, und zwar im Rahmen eines seinerzeit aufgelegten ZehnJahresplans zur Landerhaltung und Landgewinnung an der Westküste. Bei den Marschenbauämtern Heide und Husum wurden entsprechende Forschungsstellen eingerichtet. Davon hatte Albert Bantelmann in der Dankrede für den Hans-Momsen-Preis des Kreises Nordfriesland berichtet, den er 1986 als erster erhielt (vgl. NORDFRIESLAND 77/78). Im Zuge dieser Forschungen, für die Bantelmann vom Schuldienst freigestellt wurde, so Albert Panten weiter, promovierte er 1939 zum Thema „Das nordfriesische Wattenmeer, eine Kulturlandschaft der Vergangenheit“. Nach dem Krieg wirkte Bantelmann sodann als Leiter der Abteilung für Marschen- und Wurtenforschung im damaligen Landesamt für Vorund Frühgeschichte in Schleswig. In dem Buch „Die Landschaftsentwicklung an der schleswig-holsteinischen Westküste, dargestellt am Beispiel Nordfriesland“ fasste er zentrale Ergebnisse seiner Arbeit zusammen. Foto: Harry Kunz Foto: Sammlung Nordfriisk Instituut 100 Jahre Albert Bantelmann und grundlegend geblieben sind. Der Name des Prähistorikers ist vor allem verbunden mit den umfassenden Grabungen auf den frühgeschichtlichen Großwarften Tofting (Gemeinde Oldenswort) und Elisenhof (Tönning). Tofting gehört zu den frühesten Siedlungszentren in der Eiderstedter Marsch und war bereits im zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt dicht besiedelt. In der ersten Hälfte des achten Jahrhunderts wurden auf Elisenhof die ersten Häuser gebaut. Das könnte auf einen Zusammenhang mit der Einwanderung der ersten Friesen in dieses Gebiet hindeuten. Die zahlreichen dortigen Funde sind in einer eindrucksvollen Buchreihe dokumentiert. Intensiv hat sich Albert Bantelmann, so Dr. Segschneider, auch mit den Siedlungsspuren und den geografischen Veränderungen im Bereich des Wattenmeeres befasst. Ihm sei es insbesondere gelungen, die Entwicklung der Landschaft anhand dieser Befunde allgemeinverständlich darzustellen. fp Nordfriesland 173 –– März 2011 C.-P.-Hansen-Preis 2010 für Ommo Wilts Nordfriesland 173 – März 2011 seine ganze Kraft der nordfriesischen Spracharbeit gewidmet. Nachdem zunächst das festländische Frasch im Zentrum seiner sprachwissenschaftlichen Arbeit gestanden hatte, brachte Ommo Wilts 1977 zusammen mit Dr. Alastair Walker den Kassettenkurs „Hiir Sölring – Liir Sölring“ heraus. 1978 erschien dann das vorbildliche Wörterbuch „Sölring fuar sölring Skuulen (Söl- Foto: Linda Kupfer, Sylter Rundschau „Wenn ich vielleicht für das Syltringische und den Spracherhalt etwas mehr getan habe, als streng genommen in einem rein sprachwissenschaftlichen Aufgabenbereich lag, dann auch, weil ich damit auch eine Dankesschuld abtragen wollte gegenüber den Syltern, deren Gastlichkeit und Hilfsbereitschaft mir sehr geholfen haben.“ Mit diesen bescheidenen Worten nahm der Frisist Dr. Ommo Wilts am 12. Dezember im Muasem Hüs in Morsum den C.-P.-Hansen-Preis 2010 entgegen. Er bezog sich dabei auf eine schwere Zeit in seinem Leben, als 1976 seine Ehefrau Bärbel geb. Klötzke an Krebs starb und er mit drei kleinen Kindern zurückblieb. Gerade auf Sylt habe Ommo Wilts damals Hilfe und Zuspruch gefunden. Das berichtete Prof. Nils Århammar, C.P.-Hansen-Preis-Träger des Jahres 2001, in seiner Laudatio. Weiter sagte er unter anderem: Geboren wurde Ommo Wilts am 20. Mai 1937 in Oldenburg in Oldenburg. Ist der Vorname Ommo typisch ostfriesisch, so stammt der patronymische Familienname Wilts ursprünglich von der Insel Wangerooge, wo bis ins 20. Jahrhundert ein Rest des altertümlichen Rüstringer Friesisch gesprochen wurde. Ommo Wilts ging an die Universität Marburg, wo er die Fächer Deutsch und Englisch studierte. 1959 wechselte er nach Kiel, wo er den Altgermanisten und Nordisten Prof. Dr. Hans Kuhn kennenlernte, der sein prägender Lehrer wurde. Nach Studien- und Lehraufenthalten auf Island und in den USA sowie einer ersten Tätigkeit an der von Hans Kuhn geleiteten Nordfriesischen Wörterbuchstelle promovierte er 1969 zu einem altgermanistischen Thema. Es folgte ein Referendariat in Brake an der Unterweser und darauf dann 1972 die Abordnung an die Nordfriesische Wörterbuchstelle. Von 1972 bis zu seiner Pensionierung blieb Ommo Wilts dieser Institution erhalten und hat hier 30 Jahre lang auch bedeutendsten nordfriesischen Dichter, am 7. Februar 1985 in Keitum hielt. Viel Zeit investierte er in das Lektorat des von Hans Hoeg zusammengestellten, 1995 erschienenen Buches „Ströntistel en Dünemruusen“, in dem das gesamte lyrische Werk Jens Mungards zugänglich gemacht wird. Es war ein Akt großer symbolischer Kraft, so Nils Århammar abschließend, dass die feierliche Verabschiedung anlässlich der Pensionierung C.-P.-Hansen-Preis 2010 (von links): Kuratoriums-Mitglieder Franz Grobe, Maren Jessen und Arnold Bussius, Preisträger Dr. Ommo Wilts, Laudator Prof. Nils Århammar, Kuratoriums-Vorsitzender Peter Schnittgard ring – Dütsk und Dütsk – Sölring)“. Der Philologe Ommo Wilts arbeitete daran zusammen mit Anna Gantzel (1898–1984), einer Sylter Sprachpflegerin von großer Bedeutung. Das Wörterbuch bildet einen ersten Höhepunkt in Wilts’ didaktisch fundierter Wörter- und Lehrbuchverfasserschaft. Es folgte die Aufbereitung von Anna Gantzels Übersetzung „Wü Jungen fan Bullerbü“ für den Schulunterricht. 1980 erschien auch bereits „Üüs sölring Liirbok. Lehrbuch für den friesischen Anfangsunterricht auf Sylt“. Gewissermaßen als Krönung von Ommo Wilts’ Arbeit für das Sölring erschien im Jahr 1983 das sylterfriesische Sach- und Lesebuch „Üt min Denkelbok“ (Aus meinem Notizbuch) mit 48 Texten von Anna Gantzel. Ommo Wilts lag stets auch die friesische Literatur am Herzen. So bot es sich an, dass er die Grundsatzrede zum 100. Geburtstag von Jens Mungard, dem produktivsten und wohl von Ommo Wilts am 27. September 2002 im Sylter Heimatmuseum in Keitum stattfand. Nach außen hin habe Ommo Wilts all die Jahre als Botschafter für die Sylter Sprache und Kultur gewirkt. Wo soll, so fragte Ommo Wilts in seiner Dankrede, in den Familien, in denen Sölring weitergegeben wird, die künftige Generation der Friesischsprecher noch Wohnraum und Existenzmöglichkeiten finden auf Sylt? Bei den Sorben in der Lausitz hat man in DDR-Zeiten – typisch kommunistisch-primitiv – im Interesse der Braunkohlegewinnung einen Teil des Sprachgebietes einfach weggebaggert. Auf Sylt wird – kapitalistisch subtiler – von Investoren einfach alles weggekauft. C. P. Hansen hat mit seinen Schriften einen Zugang zum Friesischen eröffnet, so Ommo Wilts abschließend. Auch die heutige Sprach- und Kulturgemeinschaft müsse für Nichtfriesen offen stehen. Red. 5 Tönnies-Symposion in Husum: Life Sciences Am 7. und 8. Mai wird in Husum das 7. Internationale Tönnies-Symposion abgehalten. Veranstalter sind die Ferdinand-Tönnies-Gesellschaft, Kiel, das Institut für Technikund Wissenschaftsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt sowie das Nordfriisk Instituut, Bredstedt. Das Thema lautet „Life Sciences. Die Neukonstruktion des Menschen?“ Veranstaltungsort ist das 2010 fertiggestellte NordseeCongressCentrum (NCC) Husum. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft des Husumer Bürgermeisters Rainer Maaß. Im Rahmen des Symposions sollen zwei Themenschwerpunkte bearbeitet werden, nämlich die humanmedizinischen Gen- und Reproduktionstechnologien sowie neuere Forschungen im Bereich der künstlichen Intelligenz. Die Vorträge des Symposions gliedern sich in die folgenden Themenbereiche: „1 Von Husum in die Welt“, „2 Die Welt als Baukasten“, „3 Genesis 2“, „4 Denkt ein Computer wie ein Mann oder wie eine Frau?“, „5 Ersatzteillager Mensch“, „6 Ökonomische und politische Aspekte“ sowie „7 Pädagogik und Religion – ein anderer Zugang: nach wie vor aktuell?“ In Bereich 1 steht nicht zuletzt die Beschäftigung mit dem Wirken des Soziologen Ferdinand Tönnies und des Hirnforschers Oskar Vogt auf dem Programm, die „von Husum in die Welt“ hinein wirkten. Die von Tönnies in Deutschland verankerte Soziologie befasst sich gerade auch mit den Problemen gesellschaftlicher und politischer Teilhabe und Verantwortung unter sich wandelnden Bedingungen. In der von Oskar Vogt wesentlich weiterentwickelten Disziplin geht es auch um die Möglichkeit, Menschen und ihr Bewusstsein technisch-genetisch zu manipulieren. Friesisch an den Hochschulen An den Hochschulen in Schleswig-Holstein werden im Sommersemester 2011 voraussichtlich folgende Lehrveranstaltungen zum Friesischen angeboten: Flensburg: Seminare/Übungen: Einführung in die Frisistik (Steensen) 2std. Grundzüge der friesischen Landeskunde und Geschichte im europäischen Zusammenhang (Steensen) 2std. Zur nordfriesischen Phraseologie – Redewendungen und Sprichwörter im Nordfriesischen (Faltings) 2std. Friesische Literatur im Überblick (Joldrichsen) 2std. Das Lektorieren und Editieren nordfriesischer Texte (Joldrichsen) 2std. Seminare im Zertifizierungsstudiengang: Die friesische Sprache und Landeskunde im Unterricht (Steensen) 2std. Frühe nordfriesische Sprachzeugnisse im Spiegel ihrer sprachlichen Form (Faltings) 2std. Sprachkurse: Mooring I (Jold6 richsen) 2std. Fering I (Jannen) 2std. Friesischer Lektüre- und Konversationskurs/Fering III (Jannen) 2std. Lektüre festlandsnordfriesischer Texte (Steensen) 2std. Kolloquium: Interdisziplinäres Forschungskolloquium „Sprache“ (Jäkel) 1std. Kiel: Proseminare: Einführung in die Frisistik (Hoekstra) 2std. Historische Grammatik des Friesischen (Hoekstra) 2std. Sprachsoziologie: Die friesischen Sprachen im europäischen Vergleich (Walker) Haben wir es mit einer gegenüber dem 19. und 20. Jahrhundert (Stichwort: Moderne) völlig veränderten Situation zu tun (Stichwort: Postmoderne)? Wer übernimmt die Verantwortung dafür, das zu realisieren, was möglich ist? Und wer bestimmt, die Realisierung dessen, was möglich ist, zu unterlassen? Welches Wissen benötigen wir, um an der Zukunft unserer Gesellschaft in kompetenter und demokratischer Weise mitzuwirken? Welche Herausforderungen stellen sich für Schule, Ausbildung und Medien? So lauten einige Leitfragen für das abschließende Podium. Die Symposions-Beiträge wenden sich – das betonen die Veranstalter – nicht nur an das Fachpublikum, sondern vor allem auch an eine breitere interessierte Öffentlichkeit. Nähere Informationen können unter www.messehusum.de abgerufen werden. Red. 2std. Morden im Norden. Regionalkrimis am Beispiel Nordfrieslands (Walker und Schmidt) 2std. Lektüreübung: Jap. P. Hansen: Di Gitshals of di Söl’ring Piðersdai (Walker) 2std. Hauptseminar: Die nordfriesische Theaterliteratur (Hoekstra) 2std. Oberseminar: Forschungskolloquium (Hoekstra) 2std. Sprachkurse: Mooring II (N.N.) 2std. Mooring für Fortgeschrittene (Walker) 2std. Fering II (N.N.) 2std. Fering für Fortgeschrittene (N.N.) 2std. Westfriesisch II (Hoekstra) 2std. Red. Ged för‘t hood Poche Fölen mei hal gratem poche: Ik san en fresken! Faan soken as miast ei föl tu ferhööbin. Jakob Tholund Nordfriesland 173 –– März 2011 E krouf bai e Wiidau In dem Projekt „Der Krug an der Wiedau“, das von den Organisationen aller drei im Grenzland beheimateten Minderheiten (Bund deutscher Nordschleswiger, Friisk Foriining, Sydslesvigsk Forening Niebüll) organisiert wird, geht es darum, eine Comedyserie in Form von kurzen Radiospots zu produzieren, deren Handlung sich um die Geschehnisse an der Westküste Südjütlands / Schleswigs dreht. In dem fiktiven kleinen Krug in einem kleinen Dorf an der schleswigschen Westküste, direkt an der Wiedau und somit an der deutschdänischen Grenze gelegen, werden fünf Sprachen gesprochen: Reichsdänisch, Süderjütisch, Friesisch, Plattdeutsch und Hochdeutsch, und das nicht immer nur von verschiedenen Leuten. Viele Stammgäste kennen alle diese Sprachen, zumindest passiv. So herrscht am Tresen und am Stammtisch von Pørksens Kro / Pörksens Krouf ein sprachliches Gewirr, das den Auswärtigen an babylonische Verhältnisse erinnert. Für die Einheimischen aber stellt es eine über die Jahrhunderte gewachsene Notwendigkeit dar in einer Region, in der Jüten, Friesen und Deutsche sich denselben Dorfkrug teilen. Auch wenn für das Projekt ein fiktiver Handlungsort gewählt wurde, stehen diese Gaststätten immer noch in Dörfern wie Rosenkranz, Rudbøl, Rodenäs oder in der Hoyer Marsch. Innerhalb der gesamten Europäischen Union stellt diese sprachliche Vielfalt auf so engem Raum ein absolutes Unikum dar. Es zeigt die enge historische und kulturelle Verbundenheit des alten Herzogtums Schleswig über die deutsch-dänische Grenze hinweg. Jede Folge ist mehrsprachig, die Charaktere unterhalten sich in sämtlichen angestammten Sprachen der Region. Dabei sollen die Dialoge so aufgebaut werden, dass ein Verständnis der Handlung auch ohne vorherige tiefe Kenntnisse aller gesprochenen Sprachen und Idiome möglich sein soll. Wichtig ist das Aufzeigen von Gemeinsamkeiten in Kultur und Mentalität. Sprache und Kultur soll in unterhaltsamer und lustiger Form für alle Hörer nachvollziehbar vermittelt werden. Die einzelnen Folgen sollen jeweils eine Gesamtdauer von drei bis vier Minuten nicht überschreiten. Das fertige Produkt soll interessierten Einrichtungen wie Offener Kanal Westküste, Radio Magic Music, Radio Moijn kostenlos zur Ausstrahlung überlassen werden. Daneben sollen sämtliche Folgen im Internet als Podcast und über You Tube zum Download zur Verfügung stehen. Manfred Nissen Fresen-DVD Nordfriislon – Det san wi: so heet ‘n Film över de Nordfresen, den de Frasche Rädj (Interfriesischer Rat, Sektion Nord) verleden Johr produzeren laten hett. Dat is ‘n DVD, de knapp över ‘n Stünn duern deit, un wo ok de Beopdraagte vun de Bunnesregerung för Kultur un Medien, BKM, Geld mit togeven hett. Wenn een de Spegelplatt in sien DVD-Speler starten deit, kann ‘n sik de Spraak – Freesch oder Hoochdüütsch – utsöken. Un dat weer goot för mi, denn ik bün jo nich wiet weg vun Bremen an de Weser boren worrn. Un dat Ganze is jo wat VUN Fresen för NICH-Fresen, also, wo Lüüd as ik wat över Nordfreesland un nordfreesche Minschen to weten kriegen schüllt. Un wat dat angeiht, dor kann ik Elin Rosteck, de as Autorin un Regisseurin den Film maakt hett, blots graleren. Denn bi ehr Arbeit is ganz wat besünners rutsuert. Ehr Film hett mi vun de eersten Biller, vun de eerste Musik, vun’t eerst Woort an packt, hett mi as so’n Well mitnahmen. Ik kunn nich anners un möss den Film to Enn kieken. Egentlich wull ik dor an den Avend blots kott mol rinsnuven. Aver ik weer bang, ik kunn welk vun de Lüüd, de se mit vörstellt hett, wat vun jümehr Geschichten oder aver ok wat vun de Historie vun Nordfreesland verpassen. Elin Rosteck vertellt allens in ehrn Film ganz knapp, mit man blots soveel Wöör as jüst nödig sünd. Wat de Minschen ehr vertellt hebbt, is op kotte Dele tosamensneden worrn un de Biller un Kamera-Instellungen ännert sik in een Tour. Dorto kümmt de Musik, de mi jüst so in een Tour jümmers wedder överrascht hett. Mol is dat Musik, de an’n flotten Reisebericht erinnern deit, mol een, wo ik an’n spannend naspeelt Stück Geschichte denken mutt, un wenn Elin Live-Akkordeonmusik hebben will, denn sett se de Spelersch meern op ‘n grote gröne Wisch, wiest uns, wo se dor speelt un nimmt de Musik för’t Ünnermalen vun ganz anner Fernseh-Biller. De Film höllt sien groot Tempo, dat Elin Rosteck vun‘n Anfang bet to’t Enn dör. Un dat is jüst richtig so: Ik kaam bi’t Tokieken nich ut de Puust, nee, ik heff groten Spaass doran, dat Tempo „mittokieken“ un föhl mi an’t Enn vun den Film risch un frisch un frei mi. Un ik krieg Lust, em mi noch mol antokieken. Un dat do ik ok. Glieks vunavend. Hartmut Cyriacks Üt da friiske feriine Nordfriesland 173 – März 2011 7 Nordfriesland im Winter 2. Dezember 2010 – #. März 2011 Mit einer bundesweiten Kampagne sollen die besonderen Werte des Weltnaturerbes Wattenmeer vermittelt und die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus unterstützt werden. Das Thema wurde auf der Jahres-Vollversammlung der 68 deutschen NationalparkWattführerinnen und -führer am 15. Januar in Tönning diskutiert. 2010 begleiteten die Führer trotz einer nur kurzen Schönwetterperiode rund 40 000 Gäste auf 1 600 Wanderungen durchs Watt. Matthias Kundy von der Nationalparkverwaltung berichtete, dass das umfangreiche Fortbildungsangebot für die Wattführer gut genutzt worden sei. „Damit werden die hohe Qualität der Führungen und die Sicherheit der Gäste weiterhin gewährleistet.“ Zehn Jahre Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Nordfriesland feierten rund 200 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik, Tourismus und Kultur am 18. Januar im Nordsee-Congress-Centrum in Husum. Geschäftsführer Dr. Matthias Hüppauff präsentierte die zehn „WFG-Gebote“ und hob besonders das Basisgeschäft Tourismus, von dem etwa 25 000 Arbeitsplätze direkt abhängen, die WindkraftBranche sowie die Bundeswehr hervor, die rund 5 500 militärische und zivile Jobs in Nordfriesland vorhält. Hans-Jörn Arp (MdL), Mittelstandsbeauftragter der CDU, unterstrich, dass Schleswig-Holstein zu 98 Prozent von mittelständischen Betrieben getragen werde. Für Nordfriesland habe die Landesregierung in den letzten zehn Jahren 89 Maßnahmen genehmigt und 23 Millionen Euro an Zuschüssen 8 gezahlt. Landrat Dieter Harrsen lobte „das dynamische Team“ der WFG im Husumer Torhaus. Die Gemeindevertretung von Koldenbüttel wählte am 18. Januar einstimmig Frank Kobrow zum neuen Bürgermeister. Der 45-jährige Diplom-Sozialpädagoge löste damit den stellvertretenden Bürgermeister Jan-Friedrich Clausen ab, der seit dem Tod von Dr. Andreas Bensel die Amtsgeschäfte führte. Kobrow gehört der Vertretung seit 2003 an. Am 3. Februar wählte die Mildstedter Gemeindevertretung Bernd Heiber zum neuen Bürgermeister. Er wurde Nachfolger von Klaus Hinrichs, der aus Altersgründen zurückgetreten war. Der 54-jährige gebürtige Augsburger war Stabsoffizier der Bundeswehr und Jet-Pilot. Er wohnt seit 1984 in Nordfriesland und ist seit über zehn Jahren in der Mildstedter Kommunalpolitik engagiert. In Nordfriesland ist in Kampen auf Sylt (Index: 354,3) das Wohnen am teuersten, in Högel (63,2) östlich von Bredstedt am günstigsten. Dies besagte ein im Januar veröffentlichter Wohnindex des Hamburger Instituts F + B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt. 412 untersuchte Kreise und kreisfreie Städte in Deutschland lieferten den Durchschnittswert 100. Im Vergleich der Kreise liegt Nordfriesland mit einem Index von 108,1 auf Platz 97 in Deutschland. Spitzenreiter ist hier der Kreis München mit dem Wert 216, letzter der Kreis Görlitz in Sachsen (52,8). Untersucht wurde die Preisentwicklung von Eigenheimen kombiniert mit der Wertentwicklung von Mehrfamilienhäusern und den Trends von Neuvertrags- und Bestandsmieten. Mit seinem Bild „Tropfenblumen“ gewann der Husumer Hobbyfotograf Peter Gubatz den zweiten Preis bei Europas größtem Fotowettbewerb. „Blende 2010“ wird jährlich von deutschen Tages- zeitungen in Zusammenarbeit mit der Fotografie-Fördergesellschaft Prophoto ausgeschrieben. Freunde drängten den 66-jährigen früheren Berufssoldaten zur Teilnahme an dem Wettbewerb mit dem Motto „Die Welt der kleinen Dinge“. Gubatz siegte zunächst in der Vorausscheidung des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags und nahm im Februar für seinen zweiten Platz im Hauptfeld ein Preisgeld von 2 500 Euro entgegen. Auf Anfrage der CDU im Kreistag Anfang Februar veranlasste die Verwaltung die Einführung vierstelliger Zahlen im Kfz-Kennzeichen des Kreises Nordfriesland. Dadurch sollen mehr Wunschkombinationen z. B. mit dem Geburtsdatum oder -jahr, mit alten Telefonnummern oder Lieblingszahlen ermöglicht werden. „Wir möchten mit diesem Anstoß dazu beitragen, dass sich viele Nordfriesen, Unternehmen und Einrichtungen auf einfache Art und Weise einen kleinen Wunsch mehr erfüllen können“, erläuterte Fraktions-Chef Tim Hanke. Durch Um- und Neuanmeldungen rechnet der Kreis mit Zusatzeinnahmen. Anfang 2011 waren 139 903 Fahrzeuge, darunter rund 90 800 Pkw, 7 550 Lkw, 21 500 Anhänger und 8 500 Motorräder in Nordfriesland angemeldet. Am 11. Februar wurden die sterblichen Überreste von Rio Reiser von Fresenhagen nach Berlin-Schöneberg umgebettet. Der Sänger der Kult-Rockband „Ton, Steine, Scherben“, dessen bürgerlicher Name Ralph Möbius lautete, hatte 1996 mit einer Ausnahmegenehmigung der damaligen Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein Heide Simonis im Garten eines alten Hofes seine letzte Ruhe gefunden. 1975 erwarb die Band das über 230 Jahre alte Bauernhaus in der Gemeinde Stadum und gründete eine Landkommune. Nach dem frühen Tod des „Königs von Deutschland“ wurde das „Rio Reiser Haus“ zum Nordfriesland 173 –– März 2011 Treffpunkt seiner Anhänger. Mit Konzerten, Lesungen, Wochenendseminaren und Theaterabenden huldigten sie ihrem Idol (vgl. Thomas Steensen: Ton Steine Scherben. Rio Reiser und die Freie Republik Fresenhagen. In: NORDFRIESLAND 170). Nun sahen sich seine Brüder Gert und Peter Möbius aus wirtschaftlichen Gründen genötigt, das Haus zu verkaufen. Die vielleicht erste Stickbilderausstellung in Deutschland wird bis 3. April in der „Kulturstation Zollhäuser Rodenäs“ gezeigt. Ungefähr die Hälfte der 256 Bilder kommt aus Dänemark, erläuterte Elke Nord, eine der beiden Vorsitzenden des Vereins Kulturstation. „Sticken ist keineswegs eine Handarbeit von Gestern“, betonte ihre Kollegin Barbara Schmidt-Tychsen und wies weiter darauf hin, dass Sticken auch nicht nur Frauensache sei. So wuchs z. B. Friseurmeister Emil Botte aus Neukirchen mit acht Geschwistern auf, die angehalten waren, ihre Kleidung selbst in Ordnung zu bringen. Er lernte u. a. das Stopfen, Flicken, Nähen und Stricken. Mit 60 Jahren begann er, Bilder zu sticken. Für eine Arbeit mit etwa 50 000 Kreuzstichen benötigt Botte rund 1 000 Nordfriesland 173 – März 2011 Stunden. Drei große Bilder stellte er für die Ausstellung zur Verfügung. Im Alter von 67 Jahren verstarb am 16. Februar in Niebüll der Verleger und Schriftsteller Hans Joachim Alpers. Vor allem als Autor von Science-Fiction- und FantasyRomanen machte er sich einen Namen. Häufig schrieb er unter Pseudonymen wie Jörn de Vries, Daniel Herbst oder Mischa Morrison. Alpers sorgte u. a. für eine angemessene Übersetzung der Romane von Philip K. Dick, die Filmen wie „Blade Runner“ mit Harrison Ford oder „Total recall – Die totale Erinnerung“ mit Arnold Schwarzenegger zugrunde lagen. Jungen deutschen Talenten stand Alpers als Literaturagent zur Seite. Für sein Wirken im Bereich der Science-Fiction ehrten die deutschen Science-Fiction-Schaffenden den studierten Ingenieur, Politik- und Erziehungswissenschaftler mehrfach mit dem Kurd-Laßwitz-Preis. Der Musiklehrer Jan Hahn von der Theodor-Storm-Schule in Husum wurde zum besten Lehrer Deutschlands gewählt. An der Aktion der Internet-Schülerzeitung spickmich.de beteiligten sich über 210 000 Schülerinnen und Schüler. Bewertet wurden Leistungen im Schulhalbjahr 2010/11 u. a. in den Kategorien „guter Unterricht“, „cool und witzig“, „fachlich kompetent“, „faire Noten“, „faire Prüfungen“, „beliebt“, „motiviert“ und „vorbildliches Auftreten“. Der 32-jährige Husumer Lehrer erhielt die Gesamtnote 1,2. Die Durchschnittsnote aller Lehrer in Deutschland lag bei 2,8. Die Zahl der Privatinsolvenzen hat in Nordfriesland leicht abgenommen. Sie sank 2010 im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 355 neue Anträge. Die Zahlen wurden am 23. Februar von der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel veröffentlicht. Damit verlief die Entwicklung in Nordfriesland gegen den allgemeinen Trend in Norddeutschland. Die Länder Bremen, Niedersachsen und SchleswigHolstein, das eine Steigerung um 2,5 Prozent aufzuweisen hat, liegen an der Spitze des Schuldenatlasses. Ursachen seien unwirtschaftliche Haushaltsführung und wenig Erfahrung im Umgang mit Geld gerade bei jungen Menschen. Alleinerziehende Frauen stellten die größte Risikogruppe, hieß es in der Studie. Harry Kunz 9 Foto: Junge Stimmen des Nordens Bravo-Rufe und stürmischer Applaus waren der Lohn für eine überzeugende Aufführung der Musical-Revue „The Magical World of Mary Poppins“ am 13. Februar im ausverkauften Husumhus. Die Begeisterung galt dem Föhrer Ensemble „Junge Stimmen des Nordens“ unter der Leitung von Studienrätin Doris Rethwisch. Die Truppe setzt sich ausnahmslos aus Schülerinnen und Schülern sowie jungen Erwachsenen zusammen. „Uns gefiel die Akustik im Husumhus, und die Zeit war reif, jetzt auch über die Insel hinaus aktiver zu werden“, erklärte die Leiterin. Besonders überzeugen konnte ihre 18-jährige Tochter Lisa Rethwisch in der Hauptrolle, die mit Stimme und Ausstrahlung das Publikum in ihren Bann zog. Für die aufwendig arrangierten Tanzszenen zeichnete Choreografin Anna Katharina Meier verantwortlich. pro – deerfor In den Küstenniederungen Schleswig-Holsteins wohnen heute fast 345 000 Menschen. Das ist das Ergebnis eines langen Kampfes und technischer Meisterleistungen. Jede Generation hat das Ihrige getan, um das von Überflutung bedrohte Viertel der Landesfläche sicherer zu machen. Über Jahrhunderte wurde der Deichbau in Eigenverantwortung geleistet und finanziert, und daraus erwuchs in den Küstenregionen mit Recht ein Stolz auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung. Doch die Katastrophensturmflut 1962 hat ganz Deutschland vor Augen geführt, dass man die Küstenregionen nicht länger mit der Bedrohung allein lassen darf. Das Land hat 1971 die Verantwortung für die Landesschutzdeiche übernommen, seither wurden für den Küstenschutz etwa 2,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr wenden wir insgesamt rund 60 Millionen Euro auf, davon 18 Millionen Euro für die Unterhaltung der landeseigenen Küstenschutzanlagen und über 41 Millionen Euro für investive Maßnahmen. Bei den Investitionen erhalten wir von EU und Bund Zuschüsse, die Ausdruck einer deutschland- und europaweiten Solidarität mit den Menschen in den Küstenregionen und Niederungsgebieten sind. Hierauf sind wir weiterhin angewiesen. Auch andere Regionen müssen mit ähnlichen oder ungünstigeren Gegebenheiten umgehen. Auch wenn in Deutschland grundsätzlich überall gleiche Lebensbedingungen angestrebt werden, so muss etwa in den hochwassergefährdeten Flussgebieten oder in den Gebirgsregionen von den Betroffenen auch ein gewisser Teil der Vorsorge in Eigenleistung erbracht werden. Ebenso werden Bürger für bestimmte Leistungen zu Beiträgen herangezogen, zum Beispiel beteiligen die Gemeinden ihre Bürger an den Ausbaukosten von Anwohnerstraßen. Die Sicherung der Vorflut im Binnenland wird über Verbandsbeiträge ebenfalls anteilig von den Vorteilhabenden mitfinanziert. Ich halte es deshalb grundsätzlich für vertretbar, die Vorteilhabenden des Küstenschutzes mit etwa zehn Prozent der Gesamtkosten am Bau von Küstenschutzanlagen, Sandvorspülungen oder Instandhaltung von Deichen zu beteiligen. Insbesondere an der Ostküste werden die Anwohner auch heute noch von den örtlichen Wasser- und Bodenverbänden über Verbandsbeiträge an den Kosten für Bau und Instandhaltung der Küsten10 schutzanlagen beteiligt. Bis 1970, als das Land vielerorts an die Stelle der Deichverbände trat, wurde von den Wasser- und Bodenverbänden sogar überall an den Küsten eine Deichumlage erhoben, die zum Beispiel in Dithmarschen 27 D-Mark pro Hektar betrug. Abstriche im Umfang der Aufgabenerledigung sind aus meiner Sicht nicht möglich. Organisatorisch und personell haben wir mit dem Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, in dem sämtliche Aufgaben des Küstenschutzes zusammengefasst sind, die Optimierungspotenziale weitgehend ausgeschöpft. Nach dem Generalplan Küstenschutz sind bis 2025 Investitionen in einem Gesamtvolumen von rund 575 Millionen Euro erforderlich, um auch im Hinblick auf den Klimawandel das erreichte Sicherungsniveau zu halten. Unsere Aufgaben werden in Zukunft eher noch zunehmen. Notwendig sind zum Beispiel die Verstärkung der Landesschutzdeiche (325 Mio. Euro), Vorlandarbeiten, Halligschutz (150 Mio. Euro), Sandaufspülungen (95 Mio. Euro) sowie Investitionen in Regionaldeiche und Verteidigungswege (105 Mio. Euro). Auch künftig werden 90 Prozent der Kosten von der Allgemeinheit getragen. Doch die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen wird durch die unumgängliche Konsolidierung des Landeshaushaltes immer schwieriger. Hier geht es um die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Gelingt es nicht, in den nächsten zehn Jahren jährlich wenigstens 125 Mio. Euro einzusparen, gehen die Gestaltungsspielräume für eine eigenständige Politik im Lande auf Null. Vielen Gruppen im Lande müssen wir daher Kürzungen zumuten und Belastungen auferlegen. Die Herausforderungen der Zukunft werden wir nur dann meistern, wenn alle Beteiligten zusammenstehen und die Lasten gemeinsam tragen. Dr. Juliane Rumpf (CDU) ist studierte Agrarwissenschaftlerin und war seit 1985 im Finanzministerium tätig. Seit 2009 ist sie Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. (Adresse: Mercatorstr. 3, 24106 Kiel) Nordfriesland 173 – März 2011 Küstenschutzabgabe Zu den Vorschlägen der Landesregierung zur Sanierung des Haushalts gehört auch die Erhebung einer speziellen Abgabe von Bürgern, die in besonderem Maße von den Küstenschutzmaßnahmen profitieren. Dagegen erhob sich Widerstand. NORDFRIESLAND bat Dr. Juliane Rumpf, Ministerin für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und als solche zuständig für den Küstenschutz, und Nordfrieslands Landrat Dieter Harrsen, dazu Stellung zu nehmen. contra – deeriinj Wenn das hoch verschuldete Land SchleswigHolstein eine ernsthafte Haushaltskonsolidierung betreibt, ist das erst einmal eine gute Nachricht für seine 2,8 Millionen Einwohner. Doch jede Mehreinnahme muss sachlich gerechtfertigt und verfassungsrechtlich in Ordnung sein. Beides ist bei der geplanten Küstenschutzabgabe nicht der Fall. Zum einen wäre sie inhaltlich ungerecht: Die Landesregierung will die 300 000 Menschen in den potenziellen Überflutungsgebieten zur Kasse bitten, die Einwohner der höher gelegenen Landesteile aber nicht. Sind denn die Küstengebiete eine Last und nicht ein Gewinn für das ganze Land? Stellen sie nicht Arbeitsplätze auch für Menschen bereit, die auf der Geest leben? Dienen sie nicht als Naherholungsgebiete für alle Schleswig-Holsteiner? Trägt die Nähe zu den Küstenorten und -regionen nicht ganz erheblich dazu bei, dass Urlaubsgäste sich im Binnenland einmieten? Allein die Kreise Nordfriesland und Dithmarschen verzeichnen jährlich rund 16 Millionen Tagesausflügler. Und sind denn die 300 000 Küstenbewohner allein für den Anstieg des Meeresspiegels und damit für die Notwendigkeit immer höherer Deiche verantwortlich? Oder müssen nicht schon rechnerisch die 2,5 Millionen anderen Einwohner des Landes mit ihren Pkw-Fahrten, Heizungsanlagen Nordfriesland 173 – März 2011 und Flugreisen einen wesentlich größeren Anteil daran tragen? Dabei ist jedem klar, dass selbst die Bewohner unseres industriearmen Landes nur eine geringe Rolle bei der Umweltverschmutzung spielen: Wer die Ursache für den Klimawandel sucht, muss global denken – und dürfte nicht allein den Küstenbewohnern die Rechnung für einen Schaden präsentieren, den sie nur zu geringsten Teilen selbst verursacht haben. Um auch die verfassungsrechtliche Seite abzuklären, haben die Insel Sylt, die Insel- und Halligkonferenz und der Kreis Nordfriesland Professor Dr. Matthias Dombert um ein Rechtsgutachten gebeten. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Küstenschutzabgabe verfassungswidrig wäre: Die Landesregierung selbst hat eingeräumt, dass sie eigentlich eine Küstenschutzsteuer erheben und somit alle Einwohner gleichmäßig belasten wollte. Diesen Spielraum lässt ihr die Verfassung jedoch nicht. Erst, nachdem sie dies erkannt hatte, schwenkte die Regierung auf eine Abgabe für die Überflutungsgebiete um. „Die Konsequenz aus der fehlenden Steuerkompetenz kann nun aber nicht sein, in diesem Falle dann auf eine Vorteilsabschöpfung Weniger zurückzugreifen“, urteilt Prof. Dombert. Er weist darauf hin, dass der Küstenschutz jahrzehntelang als Ausdruck des Solidarprinzips angesehen und deshalb aus allgemeinen Steuermitteln finanziert wurde. Das Gebot der Systemgerechtigkeit verwehre es dem Gesetzgeber, hiervon zum Nachteil Weniger abzuweichen. Ich bin sicher: Sollte die Regierung die Küstenschutzabgabe trotz aller Gegengründe erheben, werden die ersten zur Zahlung Aufgeforderten den Klageweg beschreiten. Und am Ende wird das Verfassungsgericht die Abgabe für rechtswidrig erklären. Dieter Harrsen ist Diplom-Verwaltungsfachwirt und war von 1991 bis 2007 Leitender Verwaltungsbeamter beim Amt Pellworm. Am 30. September 2007 wurde er direkt zum Landrat des Kreises Nordfriesland gewählt. (Adresse: Kreishaus, Marktstraße, 25813 Hüsem/Husum, NF.) 11 Jakob Tholund: Ein Geschenk der Natur Überlegungen zum 100-jährigen Wyker Stadtjubiläum Im Jahre 2010 feierte Wyk auf Föhr mit zahlreichen Veranstaltungen den 100. Jahrestag der Verleihung des Stadtrechtes. Den Vortrag zur Eröffnung der zentralen Jubiläumswoche am 14. August im Kurgartensaal hielt Jakob Tholund. Der frühere langjährige Vorsitzende des Friesenrats und ehemalige Direktor des Wyker Gymnasiums, der aus Oevenum stammt und seit 1965 in Wyk lebt, betrachtete Stationen der Wyker Geschichte und auch die Spannungen zwischen Wykern und Föhringern. NORDFRIESLAND bringt den für den Druck bearbeiteten Text. Der traditionelle Sprachgebrauch hat sich bis heute erhalten. Man wohnt nicht „in“ Wyk, wi waanen ,,bi de Wyk“. Die Besiedlung Wyks erfolgte größtenteils nicht von den Inseldörfern, die viel älter sind als die Siedlung „an der Bucht“, sondern vor allem von den Halligen und auch vom Festland aus. Anlass für die Einwanderung von den Halligen waren zumal die verheerenden Sturmfluten. Viele Bewohner kamen von Nordstrand, viele auch von Dagebüll, einer ehemaligen Hallig. Diese „Immigranten“ sprachen weiter ihre Sprache, eben nicht Fering, sondern Frasch oder Halligfriesisch. Es gab also auch sprachliche Differenzen zwischen den Wyker Neubürgern und der alteingesessenen Dorfbevölkerung Föhrs. Das Bewusstsein, dass es sich bei den Wykern und den Föhringern in gleicher Weise um Nordfriesen handelte, war wenig ausgeprägt. Gemeinsame Verkehrssprache wurde meist Plattdeutsch, das sich dann zunehmend auf Osterlandföhr ausbreitete und dort in Nieblum eine Hochburg entwickelte. Das Wyker Friesisch ist im 19. Jahrhundert ausgestorben. Der schwedische Friesisch-Professor Nils Århammar leitet den Namen Föhr von dem Verb „fahren“ ab. Gemeint ist damit eine Insel, zu der man „hinfahren“, besser noch: an der man „anlanden“ kann. Und genau an dieser Stelle der Insel, bi de Wik, bei der Bucht, lag die neue Siedlung, richtiger: Gerade deshalb haben sich die Menschen hier angesiedelt. Damit ist die besondere Funktion dieses Ortes für die Insel vorgegeben: Wyk ist ein Geschenk der Natur! Man kann sagen, dass der Wyker Hafen über Jahrhunderte Zentrum der Ortsgeschichte war. 12 Immer wieder haben die Bewohner um ihren Hafen gekämpft, keine Schulden gescheut – übrigens eine der hartnäckigsten Traditionen Wyks –, zum Beispiel auf den Bau einer eigenen Kirche verzichtet und sich lange mit einem hölzernen Glockenturm begnügt, weil sie genau wussten, dass der Hafen Grundlage ihrer Existenz und ihres Wohlstandes ist. Wyks Aufstieg von der spätesten Ansiedlung mit wenigen Häusern zum größten Ort der Insel verlief zwar nicht gerade rasant, aber insgesamt doch relativ stetig. Schon 1706 erhielt Wyk die Fleckensgerechtigkeit. Mit diesem Privileg war die Grundlage für die Entwicklung von Handel und Gewerbe geschaffen. Ergänzt wurde die Entwicklung 1710 durch die Verleihung der Marktgerechtigkeit, sodass Wyk eine zentrale Rolle nicht nur für Föhr, sondern insgesamt für die Utlande spielen konnte. Von Wykern und Föhringern Empfanden die Föhringer insgesamt schon die „Friesen“ in Wyk als „Fremde“, so führte die schnelle Entwicklung des Ortes zu neuen Spannungen. Nach der Erteilung der Fleckensgerechtigkeit versuchten die Wyker Handel und Handwerk auf der Insel zu monopolisieren. Man schickte Eingaben nach Tondern und auch nach Kopenhagen, um Handel und Gewerbe in den Landgemeinden zu unterbinden. Die Bemühungen blieben ohne Erfolg. Um 1800 gab es auf Westerlandföhr 52 und auf Osterlandföhr sogar 101 Handels- und Gewerbetreibende, davon allein 24 Krämer in den Dörfern Osterland-Föhrs. Nordfriesland 173 – März 2011 Abbildung: Museum Kunst der Westküste, Alkersum auf Föhr Föhrer Strandleben am Abend. Gemälde von Otto Heinrich Engel aus dem Jahre 1911. Der Fremdenverkehr, die wichtigste Einnahmequelle, beruht auf der Schönheit der Insel und ist letztlich auch ein Geschenk der Natur. Was die Wyker erreichten, war für keinen ein Vorteil: Das Verhältnis zwischen dem Flecken und den Landgemeinden verschlechterte sich immer mehr. Der Versuch einer „Wiedervereinigung“ des Fleckens mit der Landschaft Osterland-Föhr scheiterte an der hohen Verschuldung Wyks. Fremdenverkehr und Meeresheilkunde Entscheidend für die Entwicklung Wyks in neuerer Zeit war die Gründung des Seebades im Jahre 1819. Es war ein Fremder, der die Initiative zu diesem Projekt ergriff, der Land- und Gerichtsvogt Johann Friedrich von Colditz. Immer wieder können wir feststellen, dass von Fremden neue Impulse ausgingen, die Wyk voranbrachten. Die Einrichtung des Seebades löste allerdings Widerstand aus. Nicht zuletzt in den Landgemeinden sah man die Moral gefährdet. Der damals sehr bekannte Reiseschriftsteller Johann Georg Kohl schrieb um 1850: „Auf Wyk ... sehen die Binnenländer, Bewohner der Dörfer, wenn nicht gerade wie auf Sodom und Gomorrha, doch nicht Nordfriesland 173 – März 2011 ohne etwas Mißtrauen herab, und die Prediger der Dörfer des Innern (Föhrs) ziehen oft gegen Wyk, wo gespielt und getrunken wird, wo Schiffe und fremde Badegäste die Einfachheit der Sitten verderben, wo die jungen Mädchen in Verachtung der alten Sitten sich mehr und mehr deutsch kleiden, zu Felde.“ Auf Amrum ging die Skepsis gegen diese Entwicklung so weit, dass man sich durch die Errichtung des streng christlichen Seehospizes des Pastors Bodelschwingh Rettung des Seelenheils erhoffte. Heute wissen wir, dass die Errichtung der Seebadeanstalt eine Entwicklung einleitete, die über Generationen zur Existenzgrundlage Wyks und schließlich der gesamten Insel Föhr geworden ist. Ohne die „Friesen und Fremden“ aus Wyk wäre das nicht möglich gewesen. Der Aufschwung Wyks bekam nach der Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 frische Dynamik. In der Auseinandersetzung mit Dänemark hatten Wyk und Osterlandföhr schon entschieden auf der schleswig-holsteinischen und deutschen Seite gestanden. Man hat das auf einer 13 Das Wirken von Dr. Karl Gmelin und Dr. Carl Häberlin war für die Entwicklung von Wyk auf Föhr von großer Bedeutung. der Inschriften am Wyker Glockenturm deutlich dokumentiert. Hier wird von der „Befreiung“ von dänischer Herrschaft gesprochen. Ein wahrer Glücksfall für den Ort war es, dass um 1900 zwei überragende Persönlichkeiten aus dem Süden Deutschlands hier zu wirken begannen: die Doktoren Karl Gmelin und Carl Häberlin. Gmelin schuf das Nordseesanatorium am Südstrand – ein Projekt, das man heute gewiss nicht mehr realisieren könnte –, ließ die Gebäude errichten von August Endell, einem der bekanntesten Architekten des Jugendstils, und zwar ohne Rücksicht auf gewachsene Bautraditionen in unserer Landschaft, und versuchte, in einem eigens erbauten „Pädagogium“ die lebensreformerischen Ideen von damals zu verwirklichen. Carl Häberlin erkannte als ein Zugereister die Eigenheiten und den Wert der friesischen Volkskultur besser als alle Einheimischen, gründete das Friesenmuseum, das ein Kleinod auf unserer Insel wurde und dies auch bleiben muss. Daneben hat Prof. Häberlin als Arzt und Wissenschaftler die Grundlagen der Meeresheilkunde als eigene medizinischer Disziplin geschaffen. Die Haltung der Insulaner hat er einmal so gekennzeichnet: Die Menschen auf Föhr seien gut zu Tieren, zu Frauen und zu Alten. – Eben in der Zeit seines ersten Wirkens, 1910, erhielt Wyk die Stadtrechte. Kriegs- und Krisenzeiten Mein Großvater, ein jütischer Einwanderer, der in Toftum lebte und als Tagelöhner sein Brot verdiente, musste im Herbst, so hat er immer erzählt, 50 Mark auf der hohen Kante haben, um seine Familie gut über den Winter bringen zu können. 14 So wertvoll war damals das Geld. Heute kann von 25 Euro ein einzelner Mensch kaum einen einzigen Tag leben! Es war aber nicht nur der Wert des Geldes, der dazu führte, dass man mit 50 Mark eine Familie nahezu ein halbes Jahr versorgen konnte. Es war auch – oder sogar vor allem – die Anspruchslosigkeit der Menschen. Vielleicht ist es erlaubt, uns Wohlstandsbürger im Jahre 2010 einmal darauf hinzuweisen. Diese anspruchslosen Menschen waren Untertanen einer glanzvollen Monarchie. Nur vier Jahre genoss die junge „Stadt“ Wyk den Frieden dieses Kaiserreiches. Dann folgten vier Jahrzehnte mörderischer Katastrophen. Voller Begeisterung marschierten die Soldaten 1914 in den Krieg. Es gab fast keine Zweifel an einem schnellen Sieg, an eine glanzvolle Zukunft für die Weltmacht Deutschland. 1918 musste Deutschland kapitulieren. Und im Friedensvertrag von Versailles wurde den Verlierern eine gnadenlose Rechnung präsentiert. Der deutsche Nationalismus blieb ungebrochen – auch in Wyk auf Föhr. Ein Blick auf eine der Erinnerungstafeln am Wyker Glockenturm reicht aus, um das zu erkennen. Der Friedensvertrag von Versailles sah Volksabstimmungen im deutsch-dänischen Grenzgebiet vor. Auch auf Föhr gab es leidenschaftliche Auseinandersetzungen, die oft Familien auf Lebenszeit entzweiten. Während es im Westen der Insel dänisch-freundliche Stimmungen gab, die weniger nationalistisch als vielmehr traditionell-royalistisch geprägt waren, stimmten die Bürger Wyks und auch Osterlandföhrs mit großer Mehrheit für eine weitere Zugehörigkeit zu Deutschland, getreu dem Motto: „Deutschland, Deutschland über alles, und im Unglück jetzt erst recht.“ So kann man es auf dem Wyker Glockenturm lesen, der wahrscheinlich höchsten Litfaßsäule des deutschen Nationalismus. Damals gab es auf Föhr noch zwei Tageszeitungen: die Föhrer Zeitung und den Föhrer Lokalanzeiger. Die Föhrer Zeitung trommelte lautstark für Deutschland, der Lokalanzeiger bemühte sich um eine gewisse Offenheit – und wurde deshalb als Dänen-freundlich angegriffen. Um den Krieg zu finanzieren, hatten die führenden deutschen Stellen eine inflationäre Geldpolitik betrieben. Im Vertrag von Versailles wurden Deutschland horrende Reparationszahlungen auferlegt, wodurch die Geldentwertung nach dem Krieg an Tempo gewann und 1923 ihren Nordfriesland 173 – März 2011 Foto: Sammlung Heinz Lorenzen (A. Ingwersen) Ein besonderes Ereignis in der Wyker Geschichte war die Landung des zwölfmotorigen Flugbootes Do-X vor dem Sandwall im Jahre 1932. Am Steuer saß der Fliegerheld und gebürtige Wyker Friedrich „Fiete“ Christiansen. Christiansen stellte sich in den Dienst des NS-Regimes und war als General der Flieger Kommandant der deutschen Besatzungstruppen in den Niederlanden. Höhepunkt erreichte. Für die Berechnung der Preise im Badebetrieb wurde ein sogenannter Bädermultiplikator entwickelt, mit dem dann die Friedenspreise multipliziert wurden. Am 25. Oktober 1923 betrug dieser Multiplikator 15 Milliarden. Am 17. September 1923 hielt Dr. Häberlin einen Vortrag über das Thema „Land und Leute in Nordfriesland“. In der Anzeige für diesen Vortrag konnte man folgenden Hinweis lesen: „Eintritt nach Belieben, aber nicht unter 3 Milliarden Mark.“ In den wenigen Jahren der Konsolidierung der Weimarer Republik nach der Inflationszeit entwickelte sich auch in Wyk der freie Lebensstil der Goldenen Zwanziger Jahre: Schönheitskonkurrenzen lockten das Publikum, man ließ sich von besonderen Ereignissen fesseln, etwa von den Unternehmungen des Dauerschwimmers Otto Kemmerich, von Fallschirmspringern, die vom Himmel fielen, und schließlich 1932 von der Wasserung der riesigen Do-X vor dem Wyker Sandwall, einem Großflugzeug der Dornier-Werke, das durch eine Atlantiküberquerung die Weltöffentlichkeit begeistert hatte. Aber ein weiteres Verhängnis ließ nicht lange auf sich warten: 1929 begann mit dem Börsenkrach in New York die Weltwirtschaftskrise, die weltweit zu einer Massenarbeitslosigkeit führte mit verheerenden wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen. Mit der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit begann das Vorspiel zum dunkelsten Kapitel in der deutschen Geschichte. Für die Stadt Nordfriesland 173 – März 2011 Wyk ergaben sich ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten. Der Ausbau der Kleinbahn von Niebüll nach Dagebüll überstieg den Kostenanschlag von 800 000 Mark um 200 %. Als Aktionär musste Wyk einen erheblichen Teil der Kosten tragen. Die Unterhaltung des Schulwesens der Stadt überstieg ihre finanziellen Möglichkeiten. Der Plan zum Ausbau einer zentralen Wasserversorgung, für den man schon große Vorleistungen erbracht hatte, musste aufgegeben werden. Durch die Wirtschaftskrise ging die Zahl der Kurgäste zurück, so dass sich die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben immer weiter öffnete. Um die Not vieler Menschen zu mildern, eröffnete man Suppenküchen. Und das alles geschah in einer Zeit zunehmender Radikalisierung des politischen Lebens in Deutschland. Bei den Wahlen zum Reichstag zeigte sich in Wyk während der Zeit der Weimarer Republik schon früh ein Trend zu den Parteien der Rechten. 1925 bei den Präsidentenwahlen erhielt hier der ehemalige kaiserliche Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg fast dreimal soviele Stimmen wie der Kandidat der linken Mitte Wilhelm Marx. In ganz Deutschland lagen beide Kandidaten etwa gleichauf. Bei den Reichstagswahlen 1928 – also vor der Weltwirtschaftskrise – erhielt die NSDAP in Wyk 15 Stimmen. Zwei Jahre später erfolgte der große Vorstoß der Partei Adolf Hitlers ins bürgerliche Lager der Deutschnationalen und der Deutschen Volkspartei: 1930 entschieden sich 525 Wählerinnen und Wähler Wyks für die NSDAP. Erst 15 „Incertum, quo fata ferunt“ (ungewiss ist, was die Schicksale tun) so steht es im „Sigillum Wieck“ aus dem 18. Jahrhundert. Das im Siegelbild dargestellte Schiff ziert auch das Stadtwappen. danach wurde die Parteiorganisation richtig ausgebaut. Ein Spielmannszug der Braunen zog mit Trommeln, Pfeifen und Fanfaren über die Insel und wurde überall mit Begeisterung begrüßt. Als dann 1932 die Fahnenweihe der Ortsgruppe Wyk mit großem Aufwand und etwa 500 Gästen vom Festland zelebriert wurde, stand die ganze Stadt schon im Zeichen des Hakenkreuzes. Bei den Reichstagswahlen im Juli jenes Jahres erzielte die NSDAP mit 1 482 Stimmen in Wyk sodann einen Anteil von 64 %. Der Aufstieg der NSDAP in Wyk und auf der ganzen Insel wurde vom Föhrer Lokalanzeiger kräftig unterstützt. Die Föhrer Zeitung dagegen verteidigte nachdrücklich einen freiheitlichen und verantwortlichen Journalismus. Zu Leserbriefen führender Nationalsozialisten hieß es: „Wir werden unsere Pflicht, zu sagen, was ist, – nicht mehr und nicht weniger – nach gewissenhafter Prüfung auch in Zukunft erfüllen. Einsendungen obiger Art wird die Föhrer Zeitung verschlossen bleiben, weil sie geeignet sind, das Gemeinwohl zu schädigen.“ Noch nach dem 30. Januar 1933, dem Tag der „Machtergreifung“ durch Hitler, erschien in der Föhrer Zeitung der Nachdruck eines längeren Beitrags aus dem Hamburger Fremdenblatt, einer damals sehr angesehenen überregionalen Zeitung, in dem in einer kritischen Analyse die möglichen 16 Folgen der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten aufgezeigt wurden – vom Ende der demokratischen Freiheiten bis zur Gefahr eines neuen weltweiten Krieges. Bei der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 12. März 1933 wurden die neuen Machtverhältnisse in Wyk deutlich sichtbar: acht Mandate für die NSDAP, zwei für die SPD und lediglich noch ein Sitz für die bürgerliche Liste SchwarzWeiß-Rot. Damit begann auch in der Kommunalpolitik eine neue Zeit. Der parlamentarische Entscheidungsweg wurde liquidiert, galten doch die Parlamente als wirkungslose „Quasselbuden“. Wie in der NSDAP galt auf allen politischen Ebenen das „Führerprinzip“. Diese Entwicklung wurde von den meisten Menschen in Deutschland damals begrüßt: Es wurde nicht mehr endlos diskutiert und gestritten, sondern schnell entschieden und kraftvoll gehandelt. Damals ahnten die Wenigsten, wohin die Formel „Führer befiehl, wir folgen“ unser Volk führen würde. Die Machtübernahme Hitlers und die Entwicklung der folgenden Jahre bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde von vielen als eine Erfolgsgeschichte erlebt, – und von einigen Unverbesserlichen wird diese Zeit wohl auch heute noch so gesehen. In Wyk war das nicht anders. Wichtig war vor allem, dass ein Millionenheer von Arbeitslosen nach und nach von den Straßen verschwand. Die Stadt Wyk, hoch verschuldet wie stets wieder in der Geschichte, erhielt wie viele andere Kommunen finanzielle Zuwendungen, dies wurde wesentlich finanziert durch eine gigantische Verschuldung des Deutschen Reiches. Auch die eigene Wirtschaftskraft der Stadt und ihrer Bürger stieg an, weil sich die Zahl der Kurgäste erhöhte. Eine gewisse Rolle spielte dabei die Aktion „Kraft durch Freude“, mit deren Hilfe staatliche Erholungsprogramme finanziert wurden. Aber der kurze Aufschwung diente letztlich nicht dem Wohlstand, er diente vielmehr der Vorbereitung einer kriegerischen Auseinandersetzung zur Erringung der Vorherrschaft in Europa. Das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte von 1933 bis 1945 war die systematische Entrechtung der Juden bis hin zur „Endlösung der Judenfrage“, das heißt praktisch deren Ausrottung. Auch in unserer Stadtgeschichte war dies traurige Wirklichkeit. Offenen Antisemitismus, gesellschaftlich nicht nur toleriert, sondern politisch Nordfriesland 173 – März 2011 Foto: Sammlung Heinz Lorenzen (H. Schneider) nachdrücklich gefördert, gab es – ich muss sagen: selbstverständlich – auch in Wyk wie auf ganz Föhr. Als ein Debattenredner schon am Beginn der Weimarer Republik auf einer Versammlung einer demokratischen Partei den Einfluss der Juden brandmarkte, bekam er von den meisten Teilnehmern der Veranstaltung stürmischen Beifall. Nach 1933 begannen auch hier die Schikanen: Jüdische Handelsreisende blieben ohne Aufträge, jüdische Kurgäste waren unerwünscht – wie sie schon am Reedereigebäude lesen konnten. Am Sandwall hing in einem Schaukasten die schlimmste antisemitische Hetzschrift Der Stürmer. Zwei jüdische Kinderheime mussten schließen, die Kinder marschierten durch ein Spalier Wyker Schülerinnen und Schüler, die sie – aufgehetzt von Lehrern – schmähten und wohl auch bespuckten; ein beschämendes Kapitel in der Schulgeschichte Föhrs. Wir haben allen Grund, dies alles auch am Tage des Stadtjubiläums nicht zu verschweigen. Ein kleiner Lichtblick ist es immerhin, dass die ortsansässigen Juden in gewisser Weise „geschont“ wurden, wenn man ein solches Wort in diesem Zusammenhang überhaupt gebrauchen kann. Es handelt sich vor allem um die Familie Heymann und um Dr. Margarethe Schulz, die Frau des Wyker Arztes Dr. Friedrich Schulz. Die Heymanns Schild am Wyker Hafen um 1938 Nordfriesland 173 – März 2011 genossen in der Bevölkerung hohes Ansehen. Sie haben alle überlebt, aber die Ängste, die sie über Jahre ausgestanden haben, sind für uns sicher kaum nachvollziehbar. Außerdem haben sie Teile ihres Besitzes eingebüßt, und zwei Mitglieder der Familie wurden kurz vor Kriegsende in ein Arbeitslager deportiert. Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Polen begann, gab es – auch in Wyk – keinen Jubelsturm wie 1914 beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Viele Deutsche schienen zu ahnen, jedenfalls aber zu fürchten, dass mit dem Krieg erneut ein schweres Verhängnis hereinbrechen würde. Es gab auf Föhr vereinzelte Bombenabwürfe, und in den letzten Monaten auch Tieffliegerangriffe auf Dampfer der Reederei mit Toten und Verwundeten. Ansonsten ist die Insel von unmittelbaren Kriegsfolgen nahezu verschont geblieben. Aber an der Fülle der Todesanzeigen in der Tagespresse konnte jeder das Ausmaß der Katastrophe erkennen, die sich immer mehr steigerte. Ein Blick auf die Gedenkstätten auf den Inselfriedhöfen zeigt jedem, wie gerade im letzten Kriegsjahr die Zahl der Opfer anstieg. Zwar haben wohl die meisten auch auf Föhr das Kriegsende nicht als Befreiung empfunden, aber sicher als eine Art Erlösung. Wohl das größte Problem in der unmittelbaren Nachkriegszeit war die Unterbringung der zahlreichen Vertriebenen und Flüchtlinge. Wyk hatte vor dem Zweiten Weltkrieg knapp 3 000 Einwohner, 1945 waren es mehr als 6 000. Die Not der Menschen war genau so groß wie ihre Bereitschaft, alles zu tun, um zu überleben. Der politische Neuanfang setzte auf der untersten Ebene der Gemeinden und Städte an. Das ganze deutsche Volk sollte umerzogen werden zu guten Demokraten. Die parlamentarische Arbeit in der Wyker Stadtvertretung lief nur mühsam an. Die wirtschaftliche Lage der Stadt war schier ausweglos. Am 6. September meldete Wyk einen Vorrat von 1 360 Litern Benzin, drei Tüten Kalk, 19 Rollen Wellpappe und neun Kubikmetern Bauholz. Überall blühte der Schwarzmarkt. Die Föhringer sprechen noch heute von der „Bütjertidj“, der Tauschzeit. Die Situation änderte sich gleichsam über Nacht mit der Währungsreform. Die Zeit des Wirtschaftswunders begann – und die Zigarre des Ministers Ludwig Erhard wurde zum Symbol eines wiedererwachten Optimismus. 17 Sportbad gebaut werden, aber dagegen formierte sich eine vehemente Protestbewegung. Mit dem schlagkräftigen Slogan „Wyker Wellen wirken Wunder“ wurde der ursprüngliche Beschluss der Stadtvertretung gekippt. Wyk erhielt ein damals sehr modernes Wellenbad. Auch gegenwärtig gibt es wieder ausreichend Konfliktstoff. Es geht um den Bau eines Vier-Sterne-Hotels auf dem Gelände des Hauses Schöneberg am Südstrand. Keiner kann behaupten, dass unsere Bürger sich nicht für unsere kleine „res publica“, also für die öffentlichen Angelegenheiten Wyks, interessieren. Besonders lange beschäftigten sich die Wyker mit den Auseinandersetzungen um das Schicksal des Nordseekurhofs. Das Areal und auch die vielen dazugehörigen Bauten und Baracken wurden nach dem Krieg zunächst vorwiegend vom CarlHunnius-Internat und von der gleichnamigen Oberschule genutzt. Ursprünglich in Lettland beheimatet, hatten Deutschbalten auf der Flucht vor den Kommunisten das Internatsgymnasium nach dem Ersten Weltkrieg in Misdroy in Pommern weitergeführt. In einer weiteren Fluchtbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg verschlug es dann einige von ihnen nach Wyk auf Föhr, wo es zur Foto: Thomas Steensen Städtische Debatten Ein gutes Beispiel für die Aufbruchstimmung auch in Wyk war die Diskussion über das Wyker Stadtwappen. Für viele passte das abgetakelte Schiff auf dem Wappen nicht mehr in die neue Zeit. Es wurde leidenschaftlich diskutiert. Man verlangte ein positiveres Symbol. Der Ruf nach einer „friesischen Karibik“ erklang zwar noch nicht, aber „das alte Wrack“, so meinten viele, müsse weg. Da erhob der langjährige Wyker Archivar Hans Hansen seine fachkundige und besonnene Stimme und rettete das ehrwürdige Siegel aus dem Jahre 1708. Das Schiff wurde freilich doch ein wenig aufgefrischt. Lebhafte Diskussionen sind überhaupt ein wichtiger Bestandteil der Stadtgeschichte. Vor allem in den ruhigen Wintermonaten tobten in den Leserbriefspalten des Inselboten häufig die wildesten Fehden. Als überlegt wurde, die Wyker Dampfschiffs-Reederei zu verkaufen, erhob sich ein Entrüstungssturm. Wer sich heute im Hafen umsieht, kann sich von Herzen freuen, dass unsere Reederei weitgehend „unsere“ Reederei geblieben ist. Eine der hitzigsten Stadtfehden entbrannte um den Bau eines Hallenbades. Zunächst sollte ein Im Wyker Stadtgebiet wie hier im Park bei der Mühle gibt es viel Grün. 18 Nordfriesland 173 – März 2011 Foto: Petra Kölschbach / Der Insel-Bote Der Wyker Strand zweiten Neugründung der Schule kam. Dadurch wurde für die Kinder unserer Insel eine gymnasiale Schullaufbahn bis zum Abitur eröffnet – und für Jakob Tholund die Möglichkeit geschaffen, seine berufliche Laufbahn auf der Heimatinsel fortzusetzen und auch zu beenden. Der Sanatoriumsbetrieb am Südstrand wurde nicht weitergeführt, und als dann das Gymnasium als staatliche Einrichtung in das ehemalige Pädagogium einzog und das Internat aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste, verfiel der gesamte Gebäudekomplex. Das Gelände wurde Objekt der Spekulation. Zwischen der Stadt Wyk und dem Geschäftsführer der Kurhof-AG begann ein langjähriger Rechtsstreit, der sich Formen einer kriegerischen Auseinandersetzung annäherte. Ein durch die Kurhof AG abgesperrtes Stück der Strandpromenade ließ der Wyker Bürgermeister gleichsam im Handstreich öffnen. Wertvolle Jugendstilbauten gingen verloren, aber mit der Lösung, die schließlich für das Gelände mit dem Park gefunden wurde, kann man sich durchaus versöhnen. Regelrecht aufgewühlt hat die Bürgerschaft sodann die Frage der Umbenennung der Friedrich-Christiansen-Straße im Wyker Zentrum. Die Diskussion verschaffte Wyk über einen langen Zeitraum eine höchst unerwünschte mediale Aufmerksamkeit. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte die Stadt die „Große Straße“ umbenannt nach einem ihrer Söhne, einem hoch dekorierten Kriegshelden, dem Marineflieger Friedrich Christiansen. Am Ende der Weimarer Republik wuchs sein Ruhm Nordfriesland 173 – März 2011 noch weiter, als er als Käpitän der Do-X, einem zwölfmotorigen Flugboot der Dornier-Werke, durch spektakuläre Fernflüge in der ganzen Welt gefeiert wurde. In New York etwa wurde er mit einer Konfettiparade geehrt. Er wasserte mit der Do-X 1932 auch vor Wyk. Im Dritten Reich beförderte man Christiansen zum General und ernannte ihn zum Führer des Nationalsozialistischen Fliegerkorps. Im Krieg war er Befehlshaber der deutschen Truppen in den Niederlanden. Als Vergeltung für einen Anschlag des niederländischen Widerstandes ordnete er die Deportation der männlichen Bewohner des Dorfes Putten an. Viele der Leute aus Putten kamen in Konzentrationslagern um, über 100 allein im KZ Ladelund. Vorstöße, die Friedrich-Christiansen-Straße wieder in „Große Straße“ umzubenennen, scheiterten mehrfach in der Stadtvertretung. Die Anhänglichkeit an „uns Fiete“, wie Christiansen meist liebevoll genannt wurde, war stärker als ein gerechtes Urteil über seine aktive Mitwirkung am nationalsozialistischen Deutschland und als eine klare Verurteilung für sein Handeln in den Niederlanden. Es fehlte der Respekt vor den Opfern. Quälend lange hat es gedauert, bis – übrigens auf Wunsch der Familie – schließlich die Umbenennung der Straße erfolgte, und noch länger, bis eine Aussöhnung der Stadt Wyk mit den Bewohnern Puttens gelang. Die treibende Kraft in diesem Zusammenhang war der gegenwärtige Bürgermeister Heinz Lorenzen. Er hat sich dadurch auf besondere Weise um Wyk verdient gemacht. 19 20 Foto: Thomas Steensen Den Reichtum bewahren Insgesamt hat die lange Friedenszeit nach 1945 zu einer neuen Blüte Wyks geführt. Immer mehr entwickelte sich der Tourismus zur Existenzgrundlage vieler Bürger, Wohlstand breitete sich aus. Aber das heißt natürlich nicht, dass die Probleme verschwanden. Vielleicht ist es sogar leichter, mit den Problemen der Armut fertig zu werden als mit denen des Wohlstands. Der rasante Wandel unserer Welt überfordert viele Menschen. Das gilt in gleicher Weise für Fragen der Moral wie etwa für solche des Wirtschaftslebens. Wie viele eigenständige kaufmännische Betriebe sind aus dem Straßenbild verschwunden! Fremdes und meist anonymes Kapital dominiert in immer mehr Bereichen. Die Zahl und die Länge der „Ketten“ nimmt laufend zu. Es wird viel Phantasie nötig sein, unser Wyk als eine unverwechselbare Kleinstadt mit einem wirklich ganz eigenen Charme zu erhalten. Verständlich machen wollte ich Wyks Sonderstellung auf unserer Insel, den vielfältig begründeten Gegensatz von Stadt und Land. Die Zukunft Föhrs kann man gewiss am ehesten sichern, wenn man die Stärken beider Lebensformen vereint: Wir sollten den Reichtum unserer gewachsenen Volkskultur bewahren, unsere so wunderbaren Sprachen Friesisch und Plattdeutsch, unsere Baukultur, die den einmaligen Reiz unserer Inseldörfer ausmacht mit der Krönung durch die drei Inselkirchen, den heimeligen Stadtcharakter Wyks mit seinen unverwechselbaren Gassen und mit dem unvergleichlichen Sandwall, der den Blick freigibt auf Meer und Halligen. Es stimmt schon: Wir haben ein Paradies vor der Haustür, es stimmt schon, ganz Föhr mit seiner Hauptstadt Wyk ist ein Geschenk der Natur, so wie es stimmt, dass unsere Insel mitten in der Welt liegt. Wir müssen bewahren und uns gleichzeitig öffnen, denn wir haben immer wieder erfahren dürfen, dass nicht zuletzt Fremde, die hier auf der Insel mit uns lebten, der Entwicklung auf Föhr wichtige Impulse vermittelt haben. Wahrscheinlich müssen wir uns auch immer wieder streiten, aber Friedrich Hölderlin soll recht behalten, der dichtete: „Versöhnung ist mitten im Streit und alles Getrennte findet sich wieder.“ Er hat sicher nicht an Föhr-Land und Wyk gedacht, aber wir sollten es tun. Und vielleicht müssen wir sogar auch weiter Schulden machen, wie es Wyk in seiner langen Geschichte geradezu virtuos immer Die Wyker Große Straße 2010 wieder getan hat. Verwegene Pläne gibt es reichlich. Ich nehme etwa nur die „angedachte“ neue Seebrücke, die übrigens nur einige Hundert Meter lang werden und keineswegs bis Dagebüll reichen soll. – Alle, die in dieser Stadt, alle, die auf dieser Insel leben, tragen Verantwortung: Föhr zusammen mit Wyk ist der Ort, wo uns alles etwas angeht! Wir tragen Verantwortung für das Geschenk der Natur. Wir brauchen ein „aran“, ein Zuhause, wir brauchen Heimat. Literaturhinweise Karin Hansen: Der Flecken Wyk auf der Insel Föhr. Ein Beitrag zur Geschichte der Bebauung des Fleckens und seiner Bewohner von 1700 bis 2000, Husum 2010. Wilhelm Koops: Wyker Gezeiten. 100 Jahre Auf und Ab in Wyk auf Föhr, Husum 2010. Thomas Steensen: Die Insel Föhr in der Abstimmungszeit. In: Nordfriesisches Jahrbuch 20 (1984). Festschrift Dr. F. Paulsen, S. 111–142. Jakob Tholund: Wyk. Die Stadt auf der grünen Insel Föhr, Bad Sankt Peter-Ording 1985. Jakob Tholund: Grüne Insel im Wattenmeer: Föhr. In: Thomas Steensen (Hrsg.): Das große Nordfriesland-Buch, Hamburg 2000, S. 430–439. Wyk auf Föhr. Geschichte und Bild eines Nordseebades. Mit Beiträgen von Jakob Tholund, Ernst-Günter Schultze, Walter Leistner und Aufnahmen von Walter Lüden, Heide 1969. Nordfriesland 173 – März 2011 Hans Joachim Kühn: Vom Bohls-Interessenten zum Grundeigentümer Vor 70 Jahren endete die Allmendewirtschaft auf Hallig Hooge In weiten Teilen Europas bewirtschafteten die Bauern in alter Zeit die Ländereien ihres Dorfes jeweils gemeinsam. In Schleswig-Holstein waren es Reformen des 18. Jahrhunderts, die den Weg zur modernen bäuerlichen Landwirtschaft ebneten. Die Allmende, so eine traditionelle Bezeichnung der gemeinschaftlichen Landnutzung, blieb schließlich nur noch in Randgebieten erhalten. Auf der Hallig Gröde ist sie nach wie vor in Kraft. Auf den nordfriesischen Halligen wurde sie ansonsten abgeschafft, und zwar zuerst auf Hooge im Jahre 1941. Die Hallig Hooge löste sich vor 70 Jahren als erste der nordfriesischen Halligen von der Allmendewirtschaft. Aus Bohls-Interessenten, wie die Berechtigten genannt wurden, die an Fennen (Weideland) und Meedeland (Land zur Heugewinnung) in Fennebriefen und Meedeschifftebüchern niedergeschriebene Anteile hatten, wurden in Eigenverantwortung wirtschaftende Halligbauern. Mit der „Umlegung“ genannten Übertragung von Gemeinschaftsland in Privatbesitz ging ein Bruch mit jahrhundertelang praktizierten Arbeitsabläufen und Bräuchen einher. Fast naturbelassenes Halligland wurde parzelliert und planiert, die Hallig veränderte ihr Gesicht. Mit der Ausführungsanordnung vom 2. April 1941 beendete das Kulturamt in Flensburg als zuständige Behörde das Umlegungsverfahren auf der Hallig Hooge. Als Tag des Eintritts der rechtlichen Wirkung wurde der 20. April 1941 festgesetzt. Damit war, nachdem über einige Beschwerden rechtskräftig entschieden worden war, die Übertragung des bisher gemeinschaftlich genutzten Halliglandes in Privatbesitz abgeschlossen. Die Voraussetzungen dafür waren bereits in den Jahren 1911 bis 1914/15 durch den Bau eines Sommerdeiches, einzelner Steindeichstrecken und von zwei Entwässerungssielen geschaffen worden, wodurch dem fortschreitenden Abbruch des unbefestigten Halligufers Einhalt geboten worden war. Der Regierungspräsident in Schleswig regte daraufhin im Jahre 1921 bei der Landeskulturbehörde die Einleitung eines Teilungsverfahrens mit dem Ziel der Aufhebung des gemeinschaftlichen Eigentums an. Bei einer Befragung der Halligbauern entschieden Nordfriesland 173 – März 2011 sich aber nur zwei Drittel der Beteiligten für eine Aufhebung der Allmendewirtschaft. Die Ursache dafür sah der Vorsteher des Kulturamtes in Heide „in der Eigenart der Halligbewohner, die mit einer dem Fernstehenden fast unbegreiflichen Zähigkeit an ihrer Heimat, den alten Wirtschafts- und Gesellschaftsformen hängen. Dieses Gefühl ist bei ihnen so stark entwickelt, daß sie sich selbst gegen Neuerungen, die ihr praktischer Sinn als richtig erkannt hat, innerlich auflehnen“. Hallig-Sicherung als Grundlage Der tatsächliche Grund für die Ablehnung war allerdings die noch unvollständige Sicherung des südlichen Halligufers. Nachdem die ausstehenden Arbeiten Ende 1931 fertiggestellt waren und die Verhandlungen über die Eigentumsverhältnisse an den Küstenschutzbauwerken und über deren Unterhalt zum Abschluss gekommen waren, meldete der Gemeindevorsteher Nanning Petersen am 19. Juni 1933, dass die Uferschutzarbeiten beendet seien, und gab damit den Weg für das Umlegungsverfahren frei. Durch Erlass des Oberpräsidenten – Landeskulturabteilung – in Kiel wurde schließlich das Kulturamt am 18. März 1935 beauftragt, das Teilungsverfahren einzuleiten. Bei einem Ortstermin auf Hooge am 14. Juni 1935 stimmten alle Beteiligten dem Verfahren zu, das darauf durch Erlass des Oberpräsidenten vom 21. Juni 1935 genehmigt wurde. Zu dem Zeitpunkt lebten auf Hooge 186 Menschen auf neun Warften in 43 Wohnungen, zwei Warften waren unbewohnt. Die vom Umlegungsverfahren betroffene Fläche war 596,17 ha groß. 21 Zu den gemeinschaftlich Bevollmächtigten der Gesamtheit der Umlegungsbeteiligten wurden vom Kulturamt in Flensburg fünf Halligbauern bestellt, es waren neben Peter Diedrichsen, Friedrich Boysen und Waldemar Binge der Bürgermeister Max Kühn als Vorsteher und Nanning Petersen als stellvertretender Vorsteher der Teilnehmergemeinschaft. Diesen Personen war eine schwere Bürde auferlegt, da sie sich weder auf die 1837 formulierte Vereinbarung (Beliebung), die von den „Hooger Eingesessenen“ zur internen Schlichtung von Streitigkeiten verfasst worden war, noch auf die in den Fennebriefen und Meedeschifftebüchern niedergeschriebenen Regeln stützen konnten. Diese waren in Auflösung begriffen, seit durch die Küstenschutzmaßnahmen dem Abbruch von Halligland und somit dem ständigen Verlust von Wirtschaftsfläche Einhalt geboten war. Die Überschwemmungen („Landunter“) waren zudem seltener geworden, dadurch wurde ein Vegetationswechsel ausgelöst, der die Erträge erheblich steigerte. Nachdem es bis dahin üblich war, in bestimmten Abständen durch Kantenabbruch verlorenes Weideland durch die „Absetzung“ genannte Verringerung der Nutzungsansprüche auszugleichen, ließ das Halligland jetzt sogar eine erhebliche Aufstockung der Rinder- und Schafbestände zu. Es wurden aber auch Erscheinungen zur Plage, die bis dahin unbekannt waren. Nach dem Aussetzen der sommerlichen Überflutungen nahmen auf den Fennen Ameisenvölker überhand, deren zum Teil dicht an dicht stehende Bauten die Beweidung behinderten. Auf dem Meedeland breiteten sich Disteln und ein „Klappertopf“ genannter Halbschmarotzer aus. Mit diesen ertragsmindernden Einflüssen ging ein Abbröckeln der Solidarität einher, das sich in der nachlässigen Pflege der jährlich wechselnden Wirtschaftsflächen zeigte. Warum sollte man auch in ein Flurstück Geld und Arbeit investieren, das im nächsten Jahr der Nachbar nutzen würde? So schrumpfte der Viehbestand wieder, der sich nach dem Bau des Sommerdeiches mehr als verdoppelt hatte. Da aber durchaus erkannt worden war, was bei entsprechendem Arbeitseinsatz erwirtschaftet werden könnte, stabilisierte sich der Wunsch, die Nutzungsansprüche an dem Gemeinschaftsland gegen konstanten Grundbesitz zu tauschen. Bedenken gab es wegen nicht einschätzbarer finanzieller 22 Belastungen, denn es mussten zuerst feste Wege gebaut und Grenz- und Entwässerungsgräben in dem bis dahin nur durch natürliche Wasserläufe parzellierten Halligland gezogen werden. Es folgte für die Verantwortlichen ein kompliziertes Verfahren der Landzuweisung. Zuerst mussten die nach Notsgras (= Gräsung für eine Kuh, halligfries. nuat = Rind), Kalbsgras und Lammsgras überlieferten Nutzungsrechte am Weideland in Hektar und Ar umgerechnet werden. Auf Hooge einigte man sich auf folgende Formeln: ein Notgras = 0,8624 ha, ein Kalbsgras = 0,1437 ha und ein Lammsgras = 0,1069 ha. Auch bei der Verteilung des für die Heugewinnung bestimmten Halliglandes hatte man stets an den alten überlieferten Maßen festgehalten. Gemessen wurde mit Hilfe des „Rutenstockes“, der in acht Ellen, 32 Quartiere und 192 Daumen unterteilt war. Nach dem Rutenstock der Ockelützwarft entsprach eine Rute 4,58 m, der Rutenstock der Hanswarft war sechs Millimeter länger. Neuer Landwert und neue Nutzungen Wegen der Qualitätsunterschiede des Halliglandes war es trotz der Einigung auf Anwendung gebräuchlicher Flächen- und Längenmaße nicht ohne Weiteres möglich, den Berechtigten ihre Anteile an den Wirtschaftsflächen zuzuweisen. Erst musste noch die Bonität der einzelnen Parzellen bestimmt werden. Diese Bestimmung wurde im Juni 1935 von unabhängigen Schätzern, dem Bauern Carl Ehlers aus dem Cecilienkoog und dem Bauern und Bürgermeister Hermann Johannsen von der Hallig Langeneß, nach den Schätzeranweisungen des Kulturamtes vorgenommen. Es wurde nach mehreren Qualitätsstufen unterschieden, und so konnte es durchaus geschehen, dass ein Halligbauer je nach der Bonität seines neuen Landeigentums mehr oder auch weniger an Fläche bekam, als es ihm nach den verbrieften Ansprüchen zugestanden hätte. Die Landzuweisung wurde auch noch dadurch verkompliziert, dass jeder Berechtigte eine Fenne beanspruchte, die an die Warft und möglichst auch an sein Warftgrundstück grenzte, damit er sein Vieh bei überraschend einsetzendem Landunter in Sicherheit bringen konnte. Das hatte zur Folge, dass bis zum Meedeland weitere Wege zurückgelegt werden mussten. Nachdem das Land einvernehmlich verteilt worden war, wurden die Arbeiten zur Parzellierung Nordfriesland 173 – März 2011 Abbildung: Sammlung Nordfriisk Instituut Beilage der Arbeit „Zur Rechstgeschichte der Wiesengemeinschaften der Hallig Hooge“ aus dem Jahre 1931: Fennen- und Meede-Einteilung der Hallig Hooge und Entwässerung des Halliglandes in Angriff genommen. Durch die bisher nur durch natürliche Wasserläufe getrennten Flurstücke wurden Grenz- und Entwässerungsgräben gezogen. Mit dem Bodenaushub wurden Senken und kleinere Wasserläufe verfüllt, was zu einer erheblichen Nivellierung der Landoberfläche führte, die damit ihr halligtypisches Relief weitgehend verlor. Weitere Veränderungen des gewohnten Landschaftsbildes wurden durch den Bau von befestigten Wegen, die Abdämmung des großen Prieles bei der Kirchwarft und den Einbau eines Kammersieles ausgelöst. Der Arbeitsaufwand war von den Halligbauern und den Mitarbeitern des Marschenbauamtes allein nicht zu leisten. Das Gros der Erdarbeiten verrichteten seit dem 27. November 1937 etwa 100 Männer des Reichsarbeitsdienstes. Untergebracht waren sie auf der Westerwarft in Baracken, die zum Schutz vor Sturmfluten auf Pfählen errichtet worden waren. Um den Halligbauern für das erfolgreiche privatwirtschaftliche Handeln Richtlinien an die Hand zu geben, wurde ein Musterbetrieb eingerichtet, der in den Jahren 1938 bis 1941 unter Anleitung eines Diplom-Landwirtes bewirtschaftet wurde. Eigentümer war Nanning Petersen von der BaNordfriesland 173 – März 2011 ckenswarft, dem 13,6 ha Weide- und Meedeland zugewiesen worden waren. Diese Fläche reichte für einen Viehbestand von fünf Milchkühen, vier zwei- und vier einjährigen Rindern, vier Kälbern, einem Pferd, 14 Schafen und 20 Lämmern. Es war ein Halligbetrieb mittlerer Größe und sollte ausreichen, um die Existenz einer Familie zu sichern. Nachdem schon von 1933 bis 1935 im Hanswarftkoog und südlich von Ipkenswarft Hafer und Gerste angebaut worden waren, wurden ab Herbst 1937 aus heutiger Sicht mit etwas übertriebenem Optimismus mehrere Versuchsfelder angelegt, auf denen der Anbau von Hafer, Sommergerste, Steck- und Runkelrüben, Kartoffeln, Möhren, Erbsen und Septemberkohl probiert wurde. Trotz einiger guter Erträge erwies es sich auf Dauer als schädlich, den Halligrasen aufzubrechen – zu groß war die Gefahr, dass die Ackerkrume bei den jährlich eintretenden winterlichen Überschwemmungen fortgespült oder die Ernte durch überraschend eintretende Sommerüberflutungen vernichtet wird. So blieb die Viehwirtschaft einzige Einnahmequelle der Halligbauern. Am 9. Mai 1939 wurde schließlich eine vorläufige Übertragung von Wirtschaftsland in Privatbesitz 23 Foto: Sammlung Hans Joachim Kühn Graben- und Straßenbau am östlichen Fuß der Backenswarft, 1938 verfügt, rechtskräftig abgeschlossen wurde das Umlegungsverfahren am 20. April 1941. Das alles gab es natürlich für die Halligbewohner nicht geschenkt. Obwohl die Gemeinde noch mit dem Abtrag der anteiligen Kosten für Deichbau und Uferschutz belastet war, musste sie jetzt auch noch für einen Teil der Umlegungs-Kosten aufkommen und verschuldete sich mit weiteren 50 000 Mark. „Hilligengeld“ als letztes Zeugnis Eine letzte Spur aus der Zeit der Allmendewirtschaft blieb noch bis 1956 erhalten. In dem zwischen Backenswarft und Kirchwarft gelegenen Backenswarftmeedeland befand sich vor der Parzellierung ein „Hilligen“ genanntes Flurstück. Diejenigen Halligbauern, die dieses Flurstück nutzten, mussten jeweils zu Ostern einen bestimmten Betrag an den Pastor der Alten Kirche von Pellworm abführen. Diese „Ostergeld“ oder „Hilligengeld“ genannte Abgabe dürfte bis in die Zeit zurückzuführen sein, als die Landschaft Hooge nach dem Verlust ihrer während der großen „Mandränke“ des Jahres 1362 zerstörten Kirche zur Alten Kirche von Pellworm eingepfarrt war. Auch nachdem auf Hooge seit 1637 wieder in einer eigenen Kirche gepredigt werden konnte, blieb die Abgabe erhalten. 24 Urkundlich lassen sich die Zahlungen bis 1763 zurückverfolgen. Klagen gegen die Abgaben wurden stets abgewiesen, auch nachdem das Wissen um den Zahlungsgrund längst verloren gegangen war. Erst am 15. August 1955 beschloss der Kirchenvorstand der Alten Kirche, die Zahlungsverpflichtung gegen eine einmalige Zahlung des 12,5-fachen Jahresbetrages aufzuheben. Nach Eingang des Ablösungsbetrages erklärte der Kirchenvorstand am 15. August 1956 die Forderungen an die Hooger Grundbesitzer für erloschen. Seither erinnert auf der Hallig nichts mehr an die Zeit, in der das Weideland gemeinschaftlich genutzt und das Land zur Heugewinnung jährlich getauscht wurde, in der wirtschaftliches Handeln nur in engem Kontakt mit den Nachbarn möglich war, in der Streitigkeiten intern geregelt wurden und in der sich niemand der Verantwortung für die Allgemeinheit entziehen konnte. Gerätschaften wie die Rutenstöcke sind nicht bewahrt und mit der Allmende verbundene Begriffe sind aus dem Wortschatz der Halligleute verschwunden. In Privatbesitz geblieben sind nur einige Fennebriefe und Meedeschifftebücher. Wenn auch viele Eintragungen heute nicht mehr verständlich sind, so lassen sie doch erahnen, wie kompliziert die jährliche Neuverteilung des Meedelandes war und der Betrachter des Fennebriefes des Hanswarfter Süderbohls wird sich sicher fragen, wie es der Teilhaber Harro J. Diedrichsen wohl geschafft hat, nach einer im Jahre 1901 vereinbarten Kürzung der verbrieften Ansprüche um 1/16 neben 3 Kühen und 3 Lämmern auch ein 343/512 Lamm auf das gemeinschaftlich genutzte Weideland zu treiben. Dr. Hans Joachim Kühn stammt von der Hallig Hooge. Er ist Archäologe und war bis zu seiner Pensionierung Dezernatsleiter im Archäologischen Landesamt. (Adresse: Holpuster Weg 3, 24850 Lürschau.) Literaturhinweise Hans Joachim Kühn: Feldgemeinschaft und Umlegungsverfahren auf der Hallig Hooge. In: Kieler Blätter zur Volkskunde 8 (1976), S. 63–71. Friedrich Müller: Das Wasserwesen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste. Erster Teil: Die Halligen. Zwei Bände, Berlin 1917. Guntram Riecken: Die Halligen im Wandel, Husum 1982. Karl Weber: Zur Rechtsgeschichte der Wiesengemeinschaften der Hallig Hooge, Leipzig 1931. Nordfriesland 173 – März 2011 Wat kaam ’ar auer jo? Wat kaam a naist stünjen a dör iin? Kaam ’ar bööd faan Boy? An wat wiar do? An wat, wan ei? Ik san fiiw, bal haa ik gebuursdai. Uun April! An do kem ik tu skuul. Ik wal tu skuul! Ik harke efter a winj. Hi as gratem daaling. Hi smat a rin jin a rütjen, hi rödelt bi a busemdör. Ik hual min hegen feest. Man bruler leit uun’t öler baad. Kuul as’t. Of’er noch sleept? Of hiart hi uk sin hart klopin an at blud uun a uaren rüüsin. Ik teenk a hiale tidj am Jonne-smas, de hömerk, wat deeI gungt. Letj Ferteel iinjsen! Uun a naacht „Wat en naacht!“, toocht hat bi ham salew. Hat hed uun hör leewent noch ei fölsis beedigd, man das naacht wiar hat kurt diarföör. Sant trii stünj seed hat nü al alianing bit wöning an luket ütj uun’t jonken. Nian laacht tu sen, oonjonk, bluat a winj hüület trinj am’t taag, faaget at jaat ap an deel, leet de ual peerenbuum föör’t dörnsk wöning bit deel tu a wortler knare an knak. Hi klangd üüs en sial, wat faan a düüwler plaaget wurt. „Wan de ual buum det auerstäänt, auerstun wi det uk“, toocht hat. A jongen slep, det wiar uk gud so. Wat skul hat jo fertel? Wreekend maden uun a naacht? Ütj a baaden töset, kluaser uun an do? Hat wost, wan’t hard üüb hard kaam, skul hat jo wreekne, man noch ei. Hinne an Hanne, Boys aalern, wenet jinauer. Diar wiar’t uk jonk, jüst so jonk üüs uun’t hiale taarep. Struatenlampen? Diar hed’s üüb’t eilun nian meening tu. Of dach: Det ded nemelk „ei nuadig“. Hü hat detdiar wurd grem küd: „Ei nuadig!“ So üüs manig, wat hat faan aran wen wiar, ei nuadig den hed. En hok, wat ei bluat en bualk beeft uun a kuul kübusem wiar, en baaserüm, wat am heitse küd. Naan, det hed hat ales ütj „a freem“ mäbroocht. Boy hee ham diarbi holpen. Diar wiar hat uu so toonkboor för, dan uk sin aalern wiar ualmuudsk iinstääld. En grup tu pasin, en pomp uun moolkrüm tu tauen, det wiar leewen gudenooch weesen – muar „ded ei nuadig“. Man nü, nü wiar a nuad grat – an hat wost ham nian riad. Uun’t jonken sat, ütj wöning luke an teew. Teew üüb wat? Nordfriesland 173 – März 2011 Foto: Harry Kunz Faan Ellin Nickelsen Ellin Nickelsen stammt aus Oldsum auf Föhr, Fering ist ihre Muttersprache. Sie ist eine der erfolgreichsten friesischen Autorinnen und gibt ihre Erfahrungen etwa in Schreibwerkstätten gerne an Interessierte weiter. Beim Schreibwettbewerb „Ferteel iinjsen!“, den die NDR 1 Welle Nord 2010 zum sechsten Mal gemeinsam mit der Nord-Ostsee Sparkasse, der Spar- und Leihkasse zu Bredstedt AG und dem Nordfriisk Instituut ausrichtete — das Thema lautete „Uun a naacht“ —, gewann sie mit ihrer Geschichte über eine Sturmflutnacht auf Föhr den zweiten Preis. (Adresse: Brahmsstr. 3, 27616 Beverstedt.) belken sat uun min uaren an hömre. Wan ik a uugen tacht maage, sä ik bruket laachten. Do trak ik a uugen noch feester tacht an a laachten wurd ruad. A sturem schongt bütjen. Gratmer üüs uun min druumer. Ik schong jin uun: „Winj, winj, kem tu rau, winj winj sliap nü gau, sat di deel uun a peerenbuum, drem en luuwenen somerdruum ...“ Ik liaw, ik hiar a sarkklooken ring. Det as nüürig. Hat as dach nian söndai. „Marrin, Janne, stun’em ap!“ – „Mam?“ – „Jam skel apstun an jam uuntji, sai ik, oober dali!“ Mam stäänt uun a dör, mä en lochter uun a hun. Sin hun redeIt. Mam as was kuul. Man huaram maaget hat nian laacht uun? Janne fu wi tu iarst goor ei uun a gang. Hi brükt loong, bit’er ham bedaarigd hee. Wi tji üs uun an gung hen uun köögem. Klook tau uun a naacht. Wat en üntidj! Wat as mä Mam? An huar as Aatj? Mam hee en kofer üüb boosel. „Wat rede ik üüs iarst wech?“, hat wiar gans uun hup. Det fering, det salwer, dön papiaren, det gud serwiis – hat paaket ales iin uun de ual kofer. Tu swaar moost’r ei wees, hat skul ham jo was alianing slebe. An kluaser, kluaser för a jongen. A kol wiar gewaldig, a winj ging troch ales, diartu a rin, wat sküüns faan a sidj üübsten. Letj Marrin skul hat was feestbinj, diarmä hat ei wechfloog. Janne skul slebin halep. Hat hed a sarkklooken hiard an wost nü beskias: „Marrin, Janne, tji jam jau waremst kluaser uun an paake’m jau best spelkroom tup.“ „Huar as Aatj?“ – „Hi as bütjen! Oober wi skel nü paake.“ – „Huar gung wi hen?“ – „Ei widj wech! Bluat efter boownen!“ – „Oober det weder? Huar skel wi hen uun so’n weder? “ – „Jüst diaram, jüst diaram skel jam nü paake!” Fiiw an njüügen wiar dön tau. Hü küd hat jo rauelk hual, huar hat dach salew rian ütj a tüüt wiar? Wat, wan Boy ei welerkaam? Hü ging ham det diar bütjen wel? Hat harket ütj uun a naacht. A tiaren uun a busem wiar ünrauelk, so üüs wan’s det ünlok aanet. Dön kwiigen brolet, a hings25 26 Foto: Harry Kunz ter skupt jin a boksenwoger. A swin skreid üüs letj jongen. Tjiin minuten tuföören hed a lampen tu flakrin begand, an do ging’s ütj. Man gud, hat hed noch en ual pitrooleum-lamp uun mataalem an en lochter. Nü seed hat mä a jongen uun en kuulen köögem an luuret üüb dön gelüten faan bütjen, hööbet üüb de feest straal faan BOY, wat uun steewel a dör iinkaam. Hat wiar noch ens troch ale rümen gingen, hed ufskias nimen faan dön mööbler, wat’s tu bradlep fing, dön reiluken, wat hat salew seid hed. Uun’t mataalemwöning saat hat det ual pitrooleum-lamp ap. För Boy, det’r tüs foon uun’t jonken. Slaidören klapet – man det wiar bluat a winj. Hi roket imer muar ap, tüüset det raid faan’t taag, maaget at tjüch gans bister. En stak blek hed ham luasrewen an sküüret bütjen jin a müür. Skul hat a ki, a swin, a hingster luasbinj an ütjleet? Ded ’am det uun so’n faal? Mänem küd hat jo jo ei. Mam hee saad, wi skul nü gud harke: Wi skul mä sak an pak efter boownen gung – ap uun’t fooder. Det finj ik gud. Ik wul al imer ens uun’t fooderrüm sliap. Man wi moost det nimer. „Diar fu jam fooderIüs!“, fertääld Ualmam. An nü, üüb’t mool, maden uun a kuul naacht, skel wi ap üüb böön an mut sogoor at speltjüch mänem! Janne hee sin legoo-stian al tup, ik nem min beebi-pöpe mä. An do hen uun a stianem an ap troch at lük! Janne an ik, wi frööge üs. Am klook elwen hed a maaner bööd fingen. At feuerweer-autu saameld jo ap. Kalwen, Madels twäärswai, a kanaal, Oon, Sörens wai – neemen maad wat sai. A winj hüület so gratem, ham skul men, hi hed en aanj stem. Hi orgelt gratmer üüs Hagge PIüsch söndais uun’t hööw. Sim skul at stjüür orntelk feesthual, a winj kaam faan nuurdwaast an am so naier jo a dik kaam, am so ariger fersoocht a sturem, det letj autu faan a struat tu traken. A naacht wiar jonk, oonjonk. Neen muun, nian stäär bi a hemel. Lachterhun, bi Dunsem, küd jo laachten Moderatorin Elin Rosteck und Merten Frank. Der damals siebenjährige Sylter gewann mit der Geschichte En Kü fair en Kualev (s. S. 27) einen Sonderpreis und las sein Werk unter dem Beifall der Finalgäste in Leck am 27. November 2010 vor. faan en öler skööl sä. Det wiar was a dunsembüüren an a halpern ütj a sölertaarpen. Boy toocht am sin wüf – dön tau letj jongen – sin ual aalern. Wost jo, wat tu dun wiar? Hed’r sin wüf fertääld, wat tu dun as, wan at weeder komt? Hat wiar so wen, dat hi ales reegelt. An nü seed hat alian aran mä a jongen an a ualen. A ualen! Bal hed hat jo ferjiden, maad’r ei am teenk, am det dramatisk gesicht an am det „O-hauahaua-ha, wi-aarem-lidj“-gerooft faan Hanne. Nian halep wiar detdiar wüf, wooraftig ei. Uun kuup nimen üüs swiigermam, so üüs hat uun kuup nimen wurden wiar, domools – tjiin juar sant. „Ik san geliks weler diar! Ik gung bluat ens gau auer tu Ualmam an Ualaatj. Jam teew fein heer!“ A winj reew ham a dör bal ütj a hun, mä meut fing hat at weler slööden. Do wiar hat uun a naacht ferswünjen. Dön maaner maad ei föl snaake. Arkeneen wiar ring tu mud. Wat kaam diar üüb jo tu? Maden uun a naacht ap üüb a dik, sunseeker skofle, hööl tacht maage an hööbe. Üüs mä pitsgern sluch a rin jo uun’t gesicht. Knaap küd’s a uugen eebenhual. Man huartu uk, at wiar so jonk, ham küd alikwent ei sä, wat bütj a lampen faan’t autu wiar. Oober hiar küd’s am so beeder: Det weeder beeft a dik. Üüs en skööl arig holin brolet a sia, hüület üüs wilj hünjer an smeed dön maaner saaltig an klewig sküm uunjin. Det weeder, ölers so rauelk, a hualew dai goor ei diar, hed ales auernimen, a sunwaal, at föörlun, a stiandik – sten nü knaap en meeter oner a kruun faan a dik. Hög huuger waagen slaket al ma hongrig tongen auer a dik henwech. Ocke fersoocht, boowen auer tu lukin an wurd miast geliks weler deelweid. „Det schocht ei gud ütj!“, skreid’r jin a winj uun. An do begand jo tu skoflin, skofelt jin a winj, a rin an a tidj, üüs wan det wat halep küd. Efter tjiin minüuten wiar’s altermaal njosktrochwiat an uun iane sweet. Werkin holep jin a angst. „Oober eentelk“, toocht Boy, „eentelk hed’s uk aran bliiw küden an beedige. Jin detdiar weeder komt nian mensk jinuun.“ Do hiard hi at. Wat wiar det? En stem? En letjem schongen? En jongens liidje? Hi racht ham ap an luuret: „Harke’m dach ens!“ An do hiard’s at altermaal. Faan fiarens klangd a sarkklooken. Enkelt gelüten bluat, ütjenöler rewen faan a sturembööien. Man dach, diar ringd klooken. Wat skul det bedüüde? Dön maaner sten tu püstin. Nordfriesland 173 –– März 2011 „Ik liaw“, skreid Henjer, „a winj saket uf. Ik liaw, a springflud as auerstenen.“ „Dom tjüch“, jolet Joope, „bi Ödersem as was a dik breegen, an nü gnaade üs God.“ Jo kreeb, mä lochtern uun a hun, gemiansoom de slobrig dik huug, een hääl de öler feest. Wilj suart weeder saner aanj, saner kiming ging auer uun hemel an rin. Ei ens muar a salring ialtörn skiind. A wäält, so kaam at jo föör, wiar uun’t grat weeder onergingen. „Leet’s tüs“, saad een tu de öler. „Wan a dik heer breecht, kem’f ei muar wech.“ „Ja“, rooftet Boy, „nü kön üs bluat en woner halep. Leet’s a wüfen an a jongen ap tu böön fu an ufteew, wat a maaren brangt.“ Üüs Boy faan bütjtaarep sin jaat huug kaam, wiar sin hüs jonk. Bluat en ual pitrooleum-lamp skiind troch at mataalemwöning an wiset ham a wai. Do siig’r, hü de ual peerenbuum uun guard üüs en skaad uun a winj daanset. „Na, ual sleef, häälst di jo noch gud“, saad’r letjem an maaget a jaadör eeben. „Beest dach en tuchen, ualen düüwel, ei?“ Werden Sie Mitglied! Werben Sie Mitglieder! Unterstützen Sie die wissenschaftliche Arbeit für die nordfriesische Sprache, Geschichte und Kultur! Als Mitglied haben Sie Vorteile: — Sie erhalten die Zeitschrift NORDFRIESLAND und das Nordfriesische Jahrbuch kostenlos. — Weitere Veröffentlichungen des Instituts können Sie zum Vorzugspreis erwerben. — Sie werden zu Veranstaltungen eingeladen, können sich an Arbeitsgruppen beteiligen und die Arbeit des Instituts mitbeeinflussen. — Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar. Nordfriisk Instituut Süderstr. 30; 25821 Bräist/ Bredstedt, NF; Tel.: (04671) 60120; Fax: (04671) 1333 E-Mail: [email protected] www.nordfriiskinstituut.de Nordfriesland 173 – März 2011 En Kü fair en Kualev Faan Merten Frank Hat es Nacht. Di güül Muun skintj hiil leecht. Ön di Guart becht di suurt Graavki sin Graavkistaker, di Rot becht sin junk Hööler en di Ree freet di fiin Knopen fan di Ruusen. Tö liker Tir es di Puk ön di Kööken en et dit aurblewen Iit. Iartapel fent hi sa leker. Fan boowen jert hi bluat dit Snārken fan di Familji. Diar gairt en Kat fol Kneepen iin ön di Knek en fangt en gre Müs. Oo, hur stakels es dit fuar di gre Müs! Man diar fraaget di Müs di Kat: „Weest dü, hur di Puk uunet? Bi di Buurenstair mung di Eekern fair di Kü Elsa en Kualev, man dit stat fast. Di Puk skel waker tö Help kum.“ Di Kat kent di Buurenstair, omdat sin Kusine Lotta diar uunet. Uk di Kü Elsa her hi al sen, üs’er dit leest Mol tö Bisjuk wiar. „Jaa, weet ik, teev, gliks ön diderem Hüs diar fuar“, swaaret di Kat. Da haalet di Kat di Puk en fortelt, wat di gre Müs sair heer. Da kumt di Puk sa waker üt dit Hüs, dat hi aur di Graavki falt. Diar uur di Rot en di Ree niisgirig, en wel weet, wat luas es. Di Puk birochtet om di Kü, wat en Kualev fair en Help brükt en sair: „Waker, kum, wi skel diarhen! “ „Ik bliiv lewer jir“, sair di Graavki, „ik ken dach ek fuul help, sa blinj üs ik sen.“ Da laap di Rot, di Ree en di Puk hen tö di Müs. Diar raaki ja uk di Kat weðer, wat al fuarof löpen wiar. Da nemt di Ree ali trii üp sin Rech en rent hen tö di Buurenstiar. Di Kat lapt lewer bisir fan ön sin ain Tempo. Di Puk sjocht di Kü en hekset di Kualev üðer Wai om me en Heksenspröök „Kuli, fuli, mik, mak, muk. Rocht Wai dit Kualev, da gair dit uk!“ Nü ken di Kualev sener Swiirighairen ütkum. Di Kü Elsa neemt dit Kualev Paul en sair „fuul Toonk“ tö di Puk en di Helper. Ali Dirter sen lekelk en juubiliari. Bücher Der Elternlose und der Entehrte Was wäre die nordfriesische Kulturgeschichte ohne die Dorfschullehrer? Ohne Persönlichkeiten wie Christian P. Hansen (1803–1879), den Chronisten der Insel Sylt, oder die Föhrer Heimatforscher Ocke Nerong (1852–1909) und Hans Philippsen (1866–1926)? Die Liste der Lehrer, die sich als Naturkundler, Historiker und Sprachpfleger um ihre Heimat verdient gemacht, aber auch, wie der Keitumer Komödiendichter Jap Peter Hansen (1767–1855) oder der Maler Oluf Braren (1787–1839) aus Oldsum auf Föhr, auf künstlerischem Gebiet Außerordentliches geleistet haben, ist lang. Jetzt muss ihr ein weiterer Name hinzugefügt werden: Mumme Christian Hansen (1814–1868) aus Poppenbüll in Eiderstedt. Dass selbst Kenner der nordfriesischen Literaturgeschichte von diesem M. C. Hansen noch nie etwas gehört haben, hat einen einfachen Grund: Sein einziger Roman „Der Elternlose und der Entehrte“ ist erst im vergangenen Jahr, rund 170 Jahre nach der Niederschrift, im Druck erschienen: M. C. Hansen: Der Elternlose und der Entehrte. Aus der Handschrift getreu übertragen und herausgegeben von Tim Voß. 118 S. 11,90 Euro. Verlag Reinecke & Voß, Leipzig 2010. Dass es dazu kam, war reiner Zufall. Denn eigentlich hatte der Leipziger Germanist und Verleger Tim Voß, ein gebürtiger Dithmarscher, im Klaus-Groth-Archiv in Heide nach plattdeutscher Literatur gefahndet. In einer abgelegenen Ecke fand er neben den Putzmitteln einen Karton, in dem ein Konvolut lag: Hansens Manuskript. Voß erkannte sofort, dass er auf etwas Besonderes 27 gestoßen war. Da Hansen als Lehrer über eine sehr gut lesbare Handschrift verfügte, machte die Entzifferung wenig Mühe. Voß transkribierte den Text und veröffentlichte ihn in dem kleinen Verlag, den er kurz zuvor mit seinem Kompagnon, dem Mecklenburger Bertram Reinecke, gegründet hatte. M. C. Hansen selbst nennt sein Werk „eine Erzählung“, doch was in dem Buch von nicht einmal 120 Druckseiten erzählt wird, ist eine Romanhandlung par excellence. Irgendwann zu Beginn des 19. Jahrhunderts strandet bei Tönning ein Schiff, dessen Besatzung und Passagiere offenbar umgekommen sind. An Bord wird nur ein Kind gefunden. Der Junge mit dem Namen Ludwig, den wegen seiner vielfältigen Talente jedermann bald „Tausendfach“ nennt, erzählt nun sein Schicksal rückblickend in der Ersten Person. Ludwig wird in eine arme Pflegefamilie gegeben. Dort leidet er nicht nur unter den harten Lebensbedingungen und der Lieblosigkeit der Pflegeeltern, sein Pflegevater zwingt ihn auch zum Diebstahl. Als man ihn beim nächtlichen Schlachten fremder Schafe auf frischer Tat ertappt, wird ihm wegen seiner Jugend eine Strafe erlassen, und man übergibt ihn Pflegeeltern, „deren Rechtschaffenheit keinem Zweifel unterlag“. Nach Schule und Konfirmation will sich der vielseitig begabte Junge als Laufbursche verdingen, aber aufgrund seiner kriminellen Vorgeschichte nimmt niemand ihn in Dienst. So endet der erste Teil. Der zweite Teil der Erzählung beginnt damit, dass ein offenbar sehr reicher Fremder nach Tönning zieht und Ludwig als Diener einstellt. Der geheimnisvolle Unbekannte macht sich als Wohltäter der Armen einen Namen, lebt aber weiterhin zurückgezogen, was allerlei dunklen Gerüchten Nahrung liefert. Diese Gerüchte scheinen sich zu bestätigen, als der Fremde eines Nachts bei einem Raubüberfall am Kopf verletzt wird. Dabei kommt zutage, 28 dass er auf der Stirn als Verbrecher gebrandmarkt ist. Als sich darauf alle von seinem Herrn – der erklärt, unschuldig verurteilt worden zu sein – abwenden, hält Ludwig ihm die Treue. Erst als der Fremde unter Einsatz des eigenen Lebens ein Kind aus einem brennenden Hause rettet, schlägt die allgemeine Stimmung wieder um. Aber bei der Rettung hat er schwere Verbrennungen erlitten. Auf dem Sterbebett kommt endlich heraus, was der Leser schon lange geahnt hat: Der Fremde ist Ludwigs Vater. Die Wiedervereinigungs- ist zugleich eine Abschiedsszene. Immerhin findet der Vater noch die Zeit, das Rätsel der Herkunft unseres Helden aufzulösen. Ludwigs Vater ist ein französischer Graf namens „Ferdinand von S...“, der einem Fürsten einst die schöne Braut weggeschnappt hat: Ludwigs Mutter. Bei Ausbruch der Französischen Revolution schickte er Frau und Kind ins sichere Dänemark, während er selbst sich dem Kampf gegen die französische Republik anschloss. Doch dann nahm das Unheil seinen Lauf. Der ehemalige Nebenbuhler ließ Ferdinand mittels gefälschter Briefe als Verräter ins Gefängnis werfen. Das Schiff, mit dem Frau und Kind nach Kopenhagen gebracht werden sollten, erlitt unterdessen Schiffbruch und strandete an der nordfriesischen Küste. Nach drei Jahren Kerkerhaft begab sich der französische Graf auf die Suche nach ihnen, wobei er ganz nebenbei gewaltige Reichtümer erwarb. Irgendwann gelangte er schließlich nach Tönning. Das Weitere ist bekannt. Der Roman schließt mit einem bittersüßen Happy End: Ludwig trauert um den gefundenen und gleich wieder verlorenen Vater, aber er wird auch als dessen rechtmäßiger Erbe bestätigt und kann die Güter des Grafen, die nach der Restauration der Bourbonenherrschaft in Frankreich zurückerstattet worden waren, in Besitz nehmen. Am Ende erfährt Ludwig auch noch, dass der Bösewicht, der seinen Vater seinerzeit in den Kerker gebracht hatte, inzwischen auf dem Schafott gestorben ist. Schon die Zusammenfassung der Romanhandlung verdeutlicht, dass es sich bei „Der Elternlose und der Entehrte“ nicht wirklich um ein literarisches Meisterwerk handelt. Die Handlung folgt einem konventionellen, tausendfach verwendeten Muster und ist ziemlich vorhersehbar, manche Schilderung, etwa die Sterbeszene gegen Schluss, nicht frei von Sentimentalität. Zudem spart der Ich-Erzähler nicht mit moralischen Belehrungen, gerne auch, indem er seine Leser direkt anspricht. All das wirkt reichlich, nun ja, schulmeisterlich und altbacken, sogar für eine Erzählung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. „Der Elternlose und der Entehrte“ war schon in der Epoche seiner Entstehung ein unzeitgemäßes Werk. Tatsächlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass Hansens Poetologie und Erzählweise sich der Lektüre populärer aufklärerischer Schriften aus dem 18. Jahrhundert verdanken, etwa denjenigen des Moralphilosophen und Dichters Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769). Wir wissen, dass Gellerts Schriften auch im ländlichen Raum verbreitet gewesen sind. Einen Beleg dafür Nordfriesland 173 –– März 2011 liefert ein anderer nordfriesischer Autor, nämlich Jens Jacob Eschels (1757–1842), der in seiner Anfang des 19. Jahrhunderts geschriebenen und 1835 erschienenen „Lebensbeschreibung eines alten Seemannes“ immer wieder und in extenso Passagen aus Gellerts Werken zitiert. Aber solche Überlegungen bleiben spekulativ, solange nicht durch genaue Textvergleiche Hansens literarische und moralphilosophische Vorlagen ermittelt sind. Auch wenn Hansen einem bereits zu seiner Zeit als veraltet geltendes Literaturmodell folgt, muss man ihm doch lassen, dass er sein Handwerk souverän beherrscht. Der Poppenbüller Lehrer schreibt nicht nur ein tadelloses Deutsch, auch sein präziser, detailgenauer Stil ist mustergültig. Die Darstellung der elenden Lebensumstände Ludwigs bei der Pflegefamilie gerät ihm sehr eindrücklich, dramatische Szenen wie die Feuersbrunst wirken sogar mitreißend. Hansen versteht es auch, Spannung zu erzeugen. Obwohl einem der ungefähre Ausgang der Geschichte schon bald klar ist, will man doch immer weiter lesen, um die genaue Auflösung zu erfahren. Ein bisschen schade ist, dass Hansen auf Lokalkolorit weitgehend verzichtet, seine Erzählung könnte beinahe in jeder Hafenstadt spielen. Aber das spricht nicht gegen die literarische Qualität des Romans. Insgesamt wirkt „Der Elternlose und der Entehrte“ keineswegs wie die Arbeit eines Anfängers. Hansen muss viel und gründlich gelesen haben, und offenbar war er im Schreiben geübt. Wer war dieser M. C. Hansen? Über sein Leben ist wenig bekannt. Hansen wurde 1814 als Sohn eines Lehrers in Tating geboren, besuchte das Lehrerseminar in Tondern und wurde nach einer Zwischenstation als Hilfslehrer in Sankt Peter 1838 Lehrer, Organist und Küster in dem kleinen Dorf Poppenbüll. Auffällig ist, dass Hansen erst im Jahre 1849, also mit 35 Jahren, heiratete. Vermutlich lag das an seinen EinkomNordfriesland 173 – März 2011 mensverhältnissen. Wir wissen, dass Hansen zwar schon 1846 Hauptlehrer in Poppenbüll geworden war, sein Gehalt aber mit den Erben seines Vorgängers teilen musste. Erst als der letzte Hinterbliebene des ehemaligen Hauptlehrers gestorben war, bezog Hansen das volle Gehalt und konnte es sich leisten, die Ehe einzugehen. Was ihn dazu bewog, sich zwischen dem Frühjahr 1841 und April 1843 literarisch zu betätigen, ob er an eine Veröffentlichung seiner Erzählung je gedacht hat, werden wir wahrscheinlich nie erfahren. Weil er aber in seinem Manuskript genau vermerkt hat, wann er an seinem Roman gearbeitet hat, wissen wir, dass er hauptsächlich während der Ferienzeiten geschrieben hat. So erklärt sich auch die angesichts der Kürze der Erzählung recht lange Periode der Niederschrift. Vielleicht lässt das Wissen um den Entstehungsprozess des Romans sogar Rückschlüsse auf Hansens Selbstbild als Schriftsteller zu. Wenn Hansen ausschließlich während der Schulferien geschrieben hat, könnte das darauf hindeuten, dass er die Schreiberei eher als Zeitvertreib ansah und eine Veröffentlichung seiner Arbeit gar nicht im Sinn hatte. Dabei war Hansen durchaus willens und in der Lage, Texte von sich drucken zu lassen. Im Jahre seines Todes, 1868, erschien von ihm im Selbstverlag die kleine (nur 27 Seiten umfassende) Schrift „100 Räthsel zur Weckung des Nachdenkens für die reifere Jugend“. Ob Hansen glaubte, ein solches pädagogisches Werk sei eher eine Veröffentlichung wert als sein Roman, oder welche Umstände sonst dafür verantwortlich sind, dass „Der Elternlose und der Entehrte“ damals nicht als Buch erschienen ist – auch das bleiben offene Fragen. Nichts spricht jedoch dafür, dass sich Hansen etwa als verkanntes Genie gefühlt und unter seiner bescheidenen Existenz als Dorfschullehrer besonders gelitten hätte. Wahrscheinlich – seine „Weckung des Nachdenkens für die reifere Jugend“ kann als ein Beleg dafür genommen werden – versah er sein Amt mit Fleiß und Leidenschaft und schrieb nur zu seinem eigenen Vergnügen. Mit einem Wort: Hansen war ein reiner Freizeitschriftsteller. Aber als solcher hat er Beachtliches geleistet. Dass wir heute seinen Roman „Der Elternlose und der Entehrte“ als gedrucktes Buch in Händen halten, hätte er sich wohl nicht träumen lassen. Olaf Schmidt stammt von Föhr, ist promovierter Germanist, arbeitet als Literaturredakteur des Leipziger Stadtmagazins Kreuzer und hat 2006 mit „Friesenblut“ einen erfolgreichen Debütroman vorgelegt. (Adresse: Schnorrstr. 40, 04229 Leipzig.) Schneetage Nordfriesland als literarischer Ort ist kanonisiert (vgl. Nordfriesland, Nr. 172, S. 2). Auch einhergehende Themen wie Naturkatastrophen, Landverlust und Landgewinn, Überlebenskampf der Küstenbewohner sowie nordfriesische Geschichte gelten als literarisch etabliert. Dass Nordfriesland auch heute einen spannenden Erzählraum abgeben kann, beweist Jan Christophersen mit seinem Debütroman: Jan Christophersen: Schneetage. 368 S. 22,00 Euro. Mareverlag, Hamburg 2009. Taschenbuchausgabe: 266 S. 9,95 Euro. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2010. Im Roman erinnert sich der IchErzähler Jannis im Winter 1978/79 in karger, lakonischer Sprache seiner Nachkriegskindheit in einer Pflegefamilie im Grenzkrug von Vidhof, einem fiktiven Ort an der deutschdänischen Grenze. Diese Kindheit wird durch die obsessive Suche des Pflegevaters Paul Tamm nach Fundstücken des sagenumwogenen Ortes Rungholt bestimmt. Während die Schneemassen das gesamte Land zudecken, deckt der Erzähler all die familiären Probleme, Wünsche und Suchbewegungen auf, die letztlich in einem Kollaps des Pflegevaters 29 Paul und in einer Identitätssuche von Jannis münden. Der Handlungsverlauf wechselt immer wieder zwischen Gegenwartsbeschreibungen des Jahreswechsels 1978/79 – sie tragen stets die Kapitelüberschrift „Schnee“ – und Jannis’ Kindheitserinnerungen. Der gesamte Roman bewegt sich zwischen einem sich abwechselnden Zu- und Aufdecken, das der Bewegung von Ebbe und Flut entspricht. Letztlich werden deshalb auch nicht alle Fragen geklärt, sondern auch Aspekte und Erinnerungen wegspült, wodurch der Leser selbst Leerstellen auszufüllen hat. Jan Christophersen, dem stilistisch eine Nähe zu Theodor Storm und Siegfried Lenz nachgesagt wird, schlägt in seinem Debütroman etliche Brücken zu anderen Texten wie etwa der „Deutschstunde“ von Lenz. Insbesondere durch die Kindperspektive, durch den Verweis auf Emil Nolde und durch einen Schulaufsatz von Jannis über die eigene Geschichte wird diese Verbindung sichtbar. Der Beginn der Geschichte erinnert allerdings an einen anderen berühmten Romananfang: an Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“. Genau wie Musils Jahrhundertroman beginnt auch „Schneetage“ mit einer nüchternen Wettervoraussage, die die hereinbrechende Schneekatastrophe ankündigt. Im Laufe des Romans zeigt sich jedoch, dass das Erzählen die diversen menschlichen und naturbedingten Katastrophen besser zu fassen weiß als eben eine nüchterne Prognose. In der literarischen Verarbeitung der sehr unterschiedlichen Themen bei Christophersen gewinnen die Schneekatastrophe und die Geschichte Rungholts eine ganz eigene Dimension. Diese kann für Nordfrieslandkenner zwar manchmal etwas lehrbuchartig wirken, doch wird letztlich auch für Insider ein unterhaltendes Mosaik nordfriesischer Geschichte dargeboten. Der gebürtige Flensburger Christophersen, der am Leipziger Literaturinstitut studiert hat und der mittlerweile mit seiner Familie 30 wieder in Schleswig-Holstein lebt, hat für seinen Debütroman insgesamt sechs Jahre lang recherchiert. Mit einschlägiger Sachkenntnis der Rungholt-Literatur verarbeitet er nordfriesische Kulturgeschichte zu einer eindrucksvollen Familienund Heimatgeschichte. Diese Geschichte ist allerdings vor allem durch Brüche und Risse gekennzeichnet, welche sich durch die Figuren und die Handlungen ziehen. Insbesondere die Heimatverortung verläuft nicht eindeutig. Durch die dargestellten Nachkriegsschicksale wird deutlich, dass eine nordfriesische Identität nicht zwangsläufig durch Geburt oder Sozialisation vor Ort bedingt sein muss, sondern sich für Hinzukommende auch durch selbsttätige Verortung und den Wunsch nach Zugehörigkeit ergeben kann. Christophersen führte dazu im NDR Kulturjournal am 25. Mai 2009 aus: „Ich habe einen Heimatroman geschrieben, weil er sich damit beschäftigt, weil es wirklich Thema ist, was Heimat bedeutet, was Herkunft bedeutet [...]. Ich nehme es nicht zum Anlass, Heimat zu feiern. Es gibt ja durchaus Brüche im Heimatbild.“ Es sind vor allem die Figuren mit ihren Schicksalen und persönlichen Schwächen, die beeindrucken und die dem Leser ein Verstehen von unterschiedlichen Identitäten ermöglichen. Indem durch Erinnerungen, Zeitsprünge und vor allem durch die Kindperspektive des Ich-Erzählers Heimat- und Familienschichtungen langsam abgetragen und verarbeitet werden, erscheint gleichsam ein Bild nordfriesischer Geschichte – von Rungholt bis zu den deutsch-dänischen Auseinandersetzungen in der Nachkriegszeit. Christophersen schreibt sich mit „Schneetage“ in eine bestehende Nordfriesland-Literatur ein, ohne zu kopieren oder gar plump nachzueifern. Dieser Roman lohnt nicht nur für jeden Nordfriesland-Liebhaber und Geschichtsinteressierten, sondern ist all denjenigen zu empfehlen, die ein ruhiges und intensives Erzählen jenseits aller Action schätzen. Ada Bieber Kiek mal rin! Kaum zu glauben, aber wahr. Es gab bislang keine halbwegs benutzbare Gebrauchsgrammatik des Plattdeutschen. Jetzt liegt sie endlich vor und Bauer Brakelmann aus Büttenwarder könnte sagen: „Das kann man gar nicht hoch genug verherrlichen!“ Heinrich Thies: Plattdeutsche Grammatik. Formen und Funktionen. Hrsg. von der Fehrs-Gilde. 367 S. 19,90 Euro. Wachholtz Verlag, Neumünster 2010. Der mühseligen und deshalb so verdienstvollen Arbeit, die heute gültigen Formen und Funktionen des Plattdeutschen zu erfassen, hat sich mit Heinrich Thies aus Glinde nicht ein Sprachwissenschaftler, sondern ein Jurist unterzogen. Thies war zehn Jahre lang Vorsitzender der Fehrs-Gilde und hatte sich mit der kompletten Überarbeitung des Sass’schen Wörterbuchs schon einen guten Ruf erarbeitet. Jetzt aber krönt er seine Arbeit mit einem Buch, das schon bei seinem Erscheinen als Standardwerk gelten muss. Thies’ Anliegen war nicht eine wissenschaftliche Abhandlung. Er wollte ein Handwerkszeug bereitstellen, das Antworten auf häufig auftretende Fragen gibt. Das ist ihm voll und ganz gelungen. Er traut sich auch, mit „unwissenschaftlichen“ Kategorien wie „kennzeichnend niederdeutsch“ die Aufmerksamkeit des Benutzers auf strukturelle Unterschiede zwischen Hoch- und Plattdeutsch hinzuweisen. Thies musste selbstverständlich Leitformen setzen, denn wenn er alle regionalspezifischen Unterschiede des Plattdeutschen gleichrangig hätte dokumentieren wollen, wäre das Ergebnis wohl kaum benutzbar. Er fand dafür in der Regel einen guten Weg. Wenn Abweichungen vom Grundmuster großräumig gelten, etwa für den ganzen Landesteil Schleswig, dann werden sie vermerkt und erläutert. Das macht Thies’ Grammatik auch für Nutzer in Nordfriesland einsetzbar. Peter Nissen Nordfriesland 173 –– März 2011 Neu im Nordfriisk Instituut Jahrbuch 2011 Mit Theodor Storms literarischer Überformung von Elementen der nordfriesischen Landschaft befasst sich der Germanist Prof. Dr. Heinrich Detering in einem Aufsatz in Nordfriesisches Jahrbuch 46 (2011). 160 S. 9,80 Euro. Verlag Nordfriisk Instituut, Bräist/Bredstedt 2010. Der Historiker Dr. Paul-Heinz Pauseback berichtet von der überaus erfolgreichen Integration des gebürtigen Husumers Ludwig Nissen in New York um 1900. Prof. Dr. Jarich Hoekstra, Kiel, publiziert und kommentiert eine Ansprache des aus Fahretoft stammenden Pastors Peter Petersen, die dieser 1819 an der damaligen Husumer Gelehrtenschule auf Friesisch hielt. Wie es zur Zeit der Aufklärung in der führenden Schicht in Koldenbüttel zuging, schildert der frühere dortige Pastor Johann-Albrecht Janzen. Von dem Husumer Juristen Johannes Paul Ipsen, der 1749 in Wobbenbüll starb, berichten die Chronistin Tatjana Hetzel und der Stadtarchivar Holger Borzikowsky. Perspektiven des Friesischen im Schulunterricht und an der Universität Flensburg beleuchten Flensburger Studierende. Der Erlanger Germanist Prof. Dr. Horst Haider Munske schildert die wissenschaftlichen Lebensläufe von Sprachforschern, die sich mit Leidenschaft dem Friesischen zuwandten, ohne selbst Friesen zu sein. Eine Bibliografie zur Geschichte, Sprache und Kultur der Insel Amrum hat Prof. Dr. Martin Rheinheimer, Esbjerg, zusammengestellt. Buchbesprechungen und eine Aufstellung der im Jahre 2009 in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen nordfriesischen Texte runden das Jahrbuch ab. NfI Nordfriesland 173 – März 2011 NORDFRIESLAND Gesamt-Inhaltsverzeichnis 2010 Hefte 169–172 Bahnsen, Bahne: Der „American dream“ des Heintich Lütjens. Von der Hauptstraße in Leck zum Harvard Faculty Club. . . . . . . . . . . 169 Bammé, Arno: Lars Clausen – ein Querdenker und Kämpfer † (Chronik) 171 Botter, Frank: Cassen Eils 1923– 2010 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Bremen, Silke v.: Von der inneren Gefangenschaft eines Freiheitskämpfers. Uwe Jens Lornsens seelische Not. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Frank, Johann: Üüs Sölring Lön? (Reaktionen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Hansen, Jon Hardon: C.-P.-Hansen-Pris 2009 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . 169 Hölscher, Andrea: Biakin uun a jongensguard (Chronik) . . . . . . . . . . . . . 169 Jessen, Rike: Jü tååscheklook (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Junge, Werner: 40 Jahre auf gutem Weg (Kommentar) . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Von der Schlammschlacht zum Weltkulturerbe. 25 Jahre Nationalpark Wattenmeer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Karschin, Sibylle: Ansprache zur Einweihung des Gedenkortes für Mirjam Cohen bei der TSS in Husum am 19. November 2010. . . . . . 172 Kunz, Harry: Nordfriesland im Winter (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Nordfriesland im Frühling (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Nordfriesland im Sommer (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Nordfriesland im Herbst (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – 81 Menschen pro qkm, 463 Höfe von über 100 ha, 10 436 381 Übernachtungen. Zahlen und Daten zu 40 Jahren Kreis Nordfriesland 171 Lohmeier, Dieter: Prof. Dr. Karl Ernst Laage 90 (Chronik). . . . . . . . . . . . 171 Mit Selbstvertrauen in die Zukunft. Antworten von Landrat Dieter Harrsen zum 40-jährigen Bestehen des Kreises Nordfriesland . . 171 Nissen, Peter: Benotet (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Ermutigung (Kommentar) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Ich auch nicht (Bücher). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Gut un hemm (Bücher). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Grothens Stolz (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 Nordfriisk Instituut: Jahrbuch 2010 (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . 169 – Friesisches auf Russisch (Bücher). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Glücklicher Matthias (Neu im Nordfriisk Instituut). . . . . . . . . . . . . . . 170 – Der kleine Prinz auf Friesisch (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . 170 – Nordfriesland und die Friesen (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . 170 – Jarling 2011 (Neu im Nordfriisk Instituut). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Olaf Braren (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Friesische Straßennamen (Neu im Nordfriisk Instituut) . . . . . . . . . . . . 171 Frederik Paulsen: Vier Nordfriesen aus vier Jahrhunderten. Regionalität und Weltbürgertum – Freiheitsdrang und Heimatverbundenheit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Pauseback, Paul-Heinz: Für ein paar Stunden Auswanderer sein. Auswandererhaus in Bremerhaven und BallinStadt in Hamburg . . . . . 169 Pingel, Fiete: Üt da friiske feriine (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Sylt-Büchlein (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Zwischen Landschaft und Sehnsucht (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Hans-Momsen-Preis für Dr. Christian M. Sörensen (Chronik) . . . . . . 172 – Stolpersteine, Schicksal einer Schülerin und ein engagiertes Theaterprojekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – und Thomas Steensen: Nordfriesischer Kanon (Kommentar) . . . . . . . . . 172 Püttger-Conradt, Armin: Das Erbe eines Gutsherrn. Sönke Nissen in Glinde. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 17 5 6 22 32 5 4 28 2 15 29 10 8 8 7 22 5 20 30 2 30 31 30 31 30 32 32 32 31 31 31 9 14 7 30 30 4 27 2 19 31 Redaktion: Biike-Empfang im Andersenhaus (Chronik). . . . . . . . . . . . . . 169 – Bekenbrennen in Drage (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Friesisch an den Hochschulen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . 169 6; 171 – H. P. Rickmers 90 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – 100 Jahre Vogelwarte Helgoland (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Gedenken an Jens Mungard (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Feddersen-Preis 2009 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Friesische Filme (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Üt da friiske feriine (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 9; 171 7; 172 – Musiikweedstrid (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Kulturpreis für Prof. Dr. Dieter Lohmeier (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . 170 – Jungbauern zu Gast (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 – Ferteel iinjsen! „Uun a naacht“ (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Reimer Kay Holander wurde 85 (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Landtagsprospekt auf Friesisch (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Fest der Vielfalt (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Friesische Adjektiva (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 – Friisk Hüs (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – Friisk Funk (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – Momsen-Haus gekauft (Chronik). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – Fest der nordfriesischen Vielfalt (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – 100 Jahre Dr. Hugo Krohn (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – Thema „Uun a naacht“ (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Riecken, Claas: Von Kuhstall bis Reichstag. Friesische Filme für Nordfriesland. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Seidel, Brigitta: Dr.-Ing. Marcus Petersen 100 Jahre (Chronik) . . . . . . . . 170 Steensen, Thomas: Provinz (Kommentar) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Paulsen und das Kaiserreich (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Hirnforscher aus Husum (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Begegnung mit Horst Joachim Frank (Bücher). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Hinweis (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 – Ton Steine Scherben. Rio Reiser und die Freie Republik Fresenhagen . 170 – „Doppelt hält besser!“ Das Nordfriisk Instituut und „seine“ IGB . . . . . 170 – Der Kreis Nordfriesland – ein historisch-kulturelles Porträt. Festvortrag zum 40-jährigen Bestehen des Kreises Nordfriesland am 26. April 2010 im Rittersaal des Schlosses vor Husum . . . . . . . . . . 171 – Ansprache zur Verlegung des „Stolpersteins“ für Andreas Carlsen am 23. November 2010 in Bredstedt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 – und Fiete Pingel: Nordfriesischer Kanon (Kommentar). . . . . . . . . . . . . 172 Tadsen, Antje: Tante Lisbeth ütj Amerikoo (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . 172 Thormählen, Carl-Friedrich: 50. Interfriesisches Bauerntreffen (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Undeutsch, Dieter: Stoff für gute Stunden. Museum der Landschaft Eiderstedt neu gestaltet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169 Üüs Söl’ring Lön? Zur Entwicklung des Friesischen auf Sylt . . . . . . . . . . 170 Vanselow, Wendy: Plattdeutsch für Nordfriesland (Bücher). . . . . . . . . . . . 170 – Die Zaubermühle – A Troolmaln (Bücher) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Vielleicht sollte man einfach hinschauen lernen! Der Kreis Nordfriesland und die Friesen aus studentischer Sicht . . . . . 171 Weinbrandt, Britta: Det ual hüs (Ferteel iinjsen!) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 Wilts, Ommo: Friesische Lyrik als Widerstand. Werk und Schicksal von Jens Mungard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172 Wrege, Dieter: Ein Bretone radelt zu europäischen Minderheiten (Chronik) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171 3 4 4 7 7 8 8 8 6 3 5 6 3 4 4 6 30 3 3 4 5 5 30 10 4 2 29 29 30 30 15 25 10 27 2 30 6 12 20 31 32 27 29 21 6 Herausgegeben vom Nordfriisk Instituut Redaktion: Peter Nissen, Fiete Pingel, Thomas Steensen Schlusskorrektur: Harry Kunz Verlag: Nordfriisk Instituut, Süderstr. 30, D-25821 Bräist/Bredstedt, NF, Tel. 04671/60120, Fax 04671/1333, E-Mail: [email protected] Internet: www.nordfriiskinstituut.de Druck: Husum Druckund Verlagsgesellschaft, D-25813 Hüsem/Husum, NF. Preis je Nummer 3,00 Euro, Jahresabonnement (4 Nummern) 12,00 Euro. Für Mitglieder des Vereins Nordfriesisches Institut e. V. ist der Bezug der Zeitschrift im Jahresbeitrag enthalten. Bankverbindungen: Spar- und Leihkasse zu Bredstedt AG (BLZ 217 512 30) 737, Nord-Ostsee Sparkasse (BLZ 217 500 00) 31 161. NORDFRIESLAND ist ein Forum freier Meinungsäußerung; alle Beiträge geben die persönliche Meinung ihrer Verfasserinnen und Verfasser wieder. Wiedergabe in jeglicher Form nur mit Genehmigung der Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. ISSN 0029-1196