ausgepackt 2004 - Landeskirchliches Archiv Hannover
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ausgepackt 2004 - Landeskirchliches Archiv Hannover
M itteilungen aus dem Landeskirchlichen Archiv H annover A usgabe 3 / Juli 2004 Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, Wer seine Tage und Wochen nicht nur überstehen möchte, sondern sein Leben gestalten will, braucht Visionen. Das ist wohl die Aussage dieser Karikatur. ten „Tag der Archivpflege“ hinweisen zu können. Er findet am 29. Oktober 2004 in Hannover statt. Bitte merken Sie den Termin vor; Sie werden rechtzeitig eine Einladung erhalten. Das vorliegende Heft weist auch auf eine weitere Neuerung hin: Einige Findbücher des Landeskirchlichen Archivs sind im Internet einzusehen. Außerdem können Sie – wie gewohnt – einige Referate vom letzten „Tag der Archivpflege“ nachlesen. Viel Vergnügen bei der Lektüre wünscht Ihr Selbstverständlich gibt es stets mehrere Visionen und abgestufte Ziele – auch in der Arbeitswelt. Eine Vision, die unser Handeln im Landeskirchlichen Archiv antreibt, ist die Vision gut geordneter Kirchenarchive, deren Bestände sicher und klimatisch einwandfrei gelagert werden, zugleich aber den Interessierten zugänglich sind. Der Weg zu diesem Ziel ist noch weit, aber wir hoffen, bald einen großen Schritt vorwärts machen zu können. Der Presseausschnitt auf dem Umschlag hinten (S. 24) zeigt es: Das Landeskirchliche Archiv erhält ein neues Außenmagazin. Es soll Pfarr- und Ephoralarchive aufnehmen, die nicht sachgerecht untergebracht oder heimatlos geworden sind. In Zukunft können wir den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen anbieten, diese Archivbestände als Dauerleihgabe im Landeskirchlichen Archiv zu deponieren. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Thema Stoff für Diskussionen bietet. Deshalb freue ich mich, schon jetzt auf den nächs- INHALT: Aus dem Lk. Archiv Neue Findbücher aus dem Jahre 2003 Literaturhinweise „Online-Archiv“ Pressebericht über den Umbau der ehemaligen Ansgarkirche Seite 2 Seite 3 Seite 3 Seite 24 4. „Tag der Archivpflege“ 2003 Überblick und Resümee Seite 4 Archivalienausstellung Seite 6 Forschungsprojekt „Christen jüdischer Herkunft“ Seite 12 Kunstgegenstände in den Kirchengemeinden Seite 19 Anschriften Archivpflegerinnen und Archivpfleger Seite 21 Aus dem Lk. Archiv Neue Findbücher aus dem Jahre 2003 2003 wurden Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten an den Archiven folgender Kirchengemeinden mit der Vorlage eines Findbuches abgeschlossen: Aerzen: Archiv der Ev.-luth. St.-Marien-Kirchengemeinde mit Archiv der ehemaligen St.Johannes-Kapellengemeinde Reher (Kirchenkreis Hameln-Pyrmont) Brockum: Archiv der Ev.-luth. Kirchengemeinde (Kirchenkreis Grafschaft Diepholz) Gödens: Nachlass Karl Guden (Bestand N 16) D. Karl Guden (1833-1912) war u. a. 18801903 Generalsuperintendent von GöttingenGrubenhagen Nachlass Wilhelm Otto Brüdern (Bestand N 18) Wilhelm Otto Brüdern (1884-1956) war u. a. von 1924-1950 Pastor der Bethlehems-Kirchengemeinde Hannover Nachlass Friedrich Duensing (Bestand N 19) Pastor Friedrich Duensing (1898-1944) war u. a. Gründungsmitglied und von 1933-1939 Geschäftsführer der Bekenntnisgemeinschaft Nachlass Friedrich Ehrenfeuchter (Bestand N 20) D. Friedrich Ehrenfeuchter (1814-1878) war u. a. seit 1845 Theologieprofessor in Göttingen und seit 1856 Abt von Bursfelde Archiv der Ev.-luth. Kirchengemeinde (Kirchenkreis Harlingerland) Nachlass Carl Christian Theobald (Bestand N 21) Göttingen: Carl Christian Theobald (1808-1888) war u. a. von 1850-1885 Pastor in Midlum Archiv der Ev.-luth. St.-Johannis-Kirchengemeinde (Kirchenkreis Göttingen) Hannover: Nachlass Winfried Feldmann (Bestand N 25) Archiv der Ev.luth. Lukas-Kirchengemeinde (im Amtsbereich Hannover-Mitte) Winfried Feldmann (1910-1942) war u. a. von 1937-1939 Pastor coll. in Lautenthal/Harz Hannover: Nachlass Hans Hoyer (Bestand N 82) Archiv der Ev.-luth. Erlöser-Kirchengemeinde (im Amtsbereich Hannover-West) Hans Hoyer (1901-1987) war u. a. von 19491970 Landessuperintendent für Stade Schwarmstedt: Nachlass Johann Gottlieb Cordes und Cord Cordes (Bestand N 85) Archiv der Ev.-luth. St.-Laurentius-Kirchengemeinde (Kirchenkreis Walsrode) Wittmund: Archiv der Ev.-luth. St.-Nicolai-Kirchengemeinde (Kirchenkreis Harlingerland) Im gleichen Zeitraum konnten nachfolgende Bestände im Landeskirchlichen Archiv Hannover abschließend bearbeitet und in einem Findbuch verzeichnet werden: Gerhard-Uhlhorn-Konvikt Göttingen (Bestand E 28) Nachlass Karl Lichtenberg (Bestand N 2) Dr. jur. Karl Lichtenberg (1816-1883) war von 1862-1865 hannoverscher Kultusminister und von 1866 bis zu seinem Tode Präsident des Landeskonsistoriums Dr. phil. J. G. Cordes (1870-1955) und sein Sohn Dr. phil. C. Cordes (1905-1986) waren als Pastoren auch Vorsitzende der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft Nachlass Erich Bock (Bestand N 118) Die Palästina-Reise 1898 mit Teilnahme an der Einweihung der Erlöserkirche Jerusalem prägte das weitere Leben von Pastor Erich Bock (1867-1961) Nachlass Gerhard Kunze (Bestand N 134) Pastor G. Kunze (1892-1954) war u. a. von 1946-1948 Stadtsuperintendent von Hannover Nachlass Wilhelm Schmädecke (Bestand N 135) Wilhelm Schmädecke (1889-1969) war u. a. von 1922-1958 Pastor in Norden , !"#$ % & '() *++ Literaturhinweise -./01 2 sentiert. Dabei kann der Benutzer aus der Auf folgende Titel, die auch beim Landeskirchlichen Archiv erhältlich sind, weisen wir besonders hin: Gerhard Uhlhorn. Nachlass und Bibliographie. Bearbeitet von Hans Otte. Hannover 2002 (= Veröffentlichungen aus dem Landeskirchlichen Archiv Hannover, Bd. 6) Gib Acht. Acht Hinweise zur Pflege Kirche und Kirchengerät, hrsg. vom beitskreis Inventarisierung und Pflege kirchlichen Kunstgutes in der Ev.-luth. che in Bayern, Scheinfeld 2002 von Ardes Kir- Übersicht auf der Startseite einen Bestand auswählen. Ist dieser aufgerufen, wird u. a. auch dessen Gliederung angezeigt, was einen Findbuch-Charakter erzeugt und dem Online-Benutzer das Navigieren durch den Bestand ermöglicht. Die Anwendung der Volltextrecherche vereinfacht das Auffinden von Informationen zusätzlich. Ein angemeldeter Klient kann seine Recherche-Ergebnisse dann in einem „Warenkorb“ sammeln, sie als ausdruckbares PDF-Dokument speichern und per „Online-Archiv“ e-mail für eine eventuelle Einsicht bestel- Jörg Rohde len. Nur ausgewählte Bestände werden im In- Das Landeskirchliche Archiv Hannover ternet gezeigt. Dazu gehören Bestände, zeigt sich seit 1997 mit einer eigenen die häufig benutzt werden oder die von Website unter übergeordnetem Interesse sind, etwa die http://www.evlka.de/archiv zu erreichen- Bestände E 2 „Landesverband für Innere den Seiten finden sich Grundinformationen Mission“, L 3 III „Kanzlei Hanns Lilje (Lan- über das Archiv und seine Bestände. An- desbischof)“ oder N 1 „Nachlass Gerhard fänglich noch recht skeptisch betrachtet, Uhlhorn“. gehört die Website mittlerweile „dazu“, sie Auf Wunsch können aber auch kurzfristig ist selbstverständlich geworden. Bestände „online“ gestellt werden, die nur Es liegt daher nahe, die Internetpräsenz auf ein augenblickliches Einzelinteresse konsequent zu verbessern und zu erwei- stoßen, wie etwa ein bestimmtes Pfarrar- tern. Konkret soll die schon begonnene chiv. Nach Absprache wird ein solcher Be- Neugestaltung der Internetseiten unter stand befristet im Internet zu finden sein. Einbeziehung Online-Bestände- Der Besteller kann ihn dann wie oben be- übersicht dieses Ziel mittelfristig realisie- schrieben nutzen und entscheiden, ob sich ren. Dabei wird der Zugang zu den Be- ein Besuch zur Archivalieneinsicht in der ständen weiterhin im Mittelpunkt stehen. Kirchengemeinde, in der das Pfarrarchiv Aktuell geht es aber einen Schritt weiter: aufbewahrt wird, auch lohnt. Seit Mai 2004 werden im sogenannten Das Landeskirchliche Archiv setzt seit „Online-Archiv“ Bestände des Landes- 1987 EDV-Programme für die Verzeich- kirchlichen Archivs, die mit Hilfe der EDV nung von Archivalien ein. Das in DOS- verzeichnet worden sind, im Internet prä- Zeiten im Internet. einer Auf den benutzte Programm EVA-PC B 3 456789: ; < =5>? @AA C: D: B ? (EDV-unterstützte Verzeichnung von Ak- preis stellt sie dem Landeskirchlichen Ar- tenbeständen mit Personal Computern) chiv inklusive Programmierung, Bereitstel- war von einen Mitarbeiter des Archivs lung und Pflege der erforderlichen Seiten entwickelt worden. Seit 1995 ist dessen die Internet-Datenbank zur Verfügung. TM unter der Oberfläche Microsoft Windows Diese befindet sich auf einem dedizierten laufende für Linux-Server und wird durch eine „lokale“, WINDOWS der Firma Joachim Holtorf auf dem Server installierte „Firewall“ ab- (http://www.holtorf.org) mit Erfolg im Ein- gesichert. satz. Das „Online-Archiv“ kann über den Link Da EVA für WINDOWS keinen direkten „http://www.evlka.de/archiv/bestaende“ auf Zugriff auf eine internetfähige Datenbank der Website des Landeskirchlichen Ar- bietet, wird zur Übertragung von Daten in chivs Hannover aufgerufen werden. Weiterentwicklung EVA das „Online-Archiv“ ein separates Programm eingesetzt, der „EVA Internet Assistent“. Neben der Übertragung („Replikation“) ausgewählter Bestände in die externe Internet-Datenbank können optional über dieses Modul auch weitere Bestandsoder Kontaktinformationen übertragen werden. Dazu werden Profile angelegt, die jeweils mit dem ausgewählten Bestand aus der EVAWin-Datenbank verknüpft sind und in denen die spezifischen Bestands-Einstellungen gespeichert werden. Zudem verhindert der „Internet-Assistent“ 4. „Tag der Archivpflege“ 2003 Dieser fand am 27. November 2003 in Hannover statt. Auch als Einstimmung auf den 5. „Tag der Archivpflege“ – voraussichtlich am 29. Oktober 2004 – wird im Folgenden über die gelungene Veranstaltung berichtet. Neben dem Tagungsüberblick sind das Referat über Archivalienausstellung und Berichte aus zwei Arbeitsgruppen abgedruckt: den direkten Zugriff auf die lokale Daten- Überblick und Resümee bank. Das „Online-Archiv“ wurde mit Produkten aus dem „OpenSource“-Umfeld realisiert, die eine solide und für webbasierte Anwendungen optimierte Plattform bieten: Als Datenbank wird „MySQL“ eingesetzt, die dynamischen HTML-Seiten werden mit der Scriptsprache „PHP“ generiert. Umgesetzt hat das Projekt wiederum die Fa. Holtorf. Sie tritt dabei in zwei Funktionen auf, als Entwickler und als Dienstleister: Für einen monatlichen Fest- Jörg F. Girmann Erneut trafen sich die Kirchlichen Archivpflegerinnen und Archivpfleger zu einem „Tag der Archivpflege“ im Hanns-LiljeHaus in Hannover. Auch die Beauftragten für die Archivpflege in den Werken und Einrichtungen der hannoverschen Landeskirche waren wieder eingeladen worden. Das jährliche Archivpflegetreffen hat T E FGHIJKL M N OGPQ RSS UL VL W Q sich inzwischen fest im Kalender der Inte- ausgewählter Siegelabdrucke seit dem ressierten etabliert und findet unter den Mittelalter bis in die neuere Zeit gezeigt. Archivpflegern und Archivaren landeskir- Besonderer Wert wurde dabei auf eine chenweit regen Zuspruch. Die früher auf vergleichend kritische Betrachtung insbe- Sprengelebene Archiv- sondere der Siegel des 19. und 20. Jahr- pflegertagungen werden kaum mehr ver- hunderts gelegt, in denen zum Teil künst- misst. lerisch und siegeltechnisch sehr gelunge- Der Direktor des Landeskirchlichen Ar- ne Entwürfe, aber auch Siegel auf unters- chivs, Dr. Hans Otte, konnte 43 Teilneh- tem Niveau entstanden. Recht einprägsam mer und Teilnehmerinnen begrüßen. Nach brachte die Folge der gezeigten Siegel der Andacht begann die Tagung mit dem einzelner Kirchengemeinden den Geist der Referat über: „Archivalien ausstellen – Entstehungszeiten Möglichkeiten, Gefahren, Hilfen“. Frau Dr. kennbar wurde aber auch, dass es auf Kerstin Niedersächsischen Grundlage der Siegelordnung der Ev.-luth. Hauptstaatsarchiv Hannover wies auf die Landeskirche Hannovers aus dem Jahre Chancen von Ausstellungen in Kirchen als 1968 gelungen ist, traditionelle Werte für Teil einer Öffentlichkeitsarbeit hin. Aller- das Siegelwesen in der Landeskirche neu dings verschwieg sie nicht die bedeuten- zu beleben und durchzusetzen. Jedoch, den Gefahren für das Archivgut, die mit und das blieb nicht unerwähnt, bedarf jeder öffentlichen Ausstellung verbunden noch manches Siegel einer künstlerischen sind. Nicht nur der Transport bereitet oft Neufassung. Erstmals vorgestellt wurde Schwierigkeiten unsachgemäße bei dieser Gelegenheit auch der Entwurf unqualifizierte des neu gestalteten Siegels des Landes- Rahn durchgeführten vom durch Verpackung oder durch zum Mitarbeiter, sondern auch die hohen An- kirchenamtes Hannover, forderungen an das Klima und die Be- 2004 an benutzt wird. Ausdruck. welches Er- von leuchtung in den Vitrinen sind nur schwer einzuhalten. Leihverträge schreiben die Nach den Referaten verteilten sich die Ta- Mindestanforderungen gungsteilnehmer auf drei Arbeitsgruppen. zwar vertraglich fest, doch ist die Kontrolle der vertragli- Zur Auswahl standen die Themen: chen Bestimmungen „vor Ort“ nur unzurei- 1.) „Übernahme- bzw. Visitationsbogen: chend auszuüben. Was ist zu beachten“, 2.) „Ev. Christen jüdischer Herkunft – Ein Im Anschluss an das Eingangsreferat refe- Forschungsprojekt stellt sich vor“ und rierte Matthias Wojte, Landeskirchliches 3.) „Die Kunstgegenstände in den Kir- Archiv Hannover, über: „Das Siegelwesen chengemeinden“. in unserer Landeskirche in Geschichte und Gegenwart“. Über eine Leinwand- Die erste Arbeitsgruppe wurde durch Mit- Projektion wurden eindrückliche Beispiele arbeiter des Landeskirchlichen Archivs ge- g X YZ[\]^_ ` a bZcd eff h_ i_ j d leitet. Zum wiederholten Male wurden die welcher der drei Arbeitsgruppen sie teil- Probleme, die im Umgang mit den Formu- nehmen wollten. laren auftreten können, erörtert. Auch der 4. „Tag der Archivpflege“ schloss Die zweite Arbeitsgruppe erfuhr zunächst mit einem Rundgespräch. Diejenigen, die von der Mitarbeiterin im Landeskirchlichen sich zu Wort meldeten, waren mit seinem Archiv, Frau Dr. Uta Schäfer-Richter, eine Verlauf sehr zufrieden. Sie wünschten Einführung For- sich, dass eine solche Veranstaltung auch schungsprojekts zum „Leben und Erleben weiterhin jährlich stattfinden solle. Die Ver- von Christen jüdischer Herkunft“, bevor die teilung der neuesten Nummer des Infor- Teilnehmer eigene Erfahrungen zu dem mationsblattes „Ausgepackt“ beschloss die Thema Zum Tagung. Vor der Rückreise besuchte die Schluss ihres Vortrages rief Frau Dr. Mehrzahl der Tagungsteilnehmer noch die Schäfer-Richter die ehrenamtlichen Ar- Ausstellung im Niedersächsischen Haupt- chivpfleger zur Mithilfe am Projekt auf. staatsarchiv Hannover: „Der Ordnung ver- Angesichts der Größe der hannoverschen pflichtet“... Aus Anlass des 100-jährigen Landeskirche kann sie nur exemplarisch Bestehens der Polizeidirektion Hannover arbeiten und ist daher auf Hinweise ange- zeigte die Ausstellung unveröffentlichte wiesen, um noch unbekanntes Quellenma- Dokumente und Bilder zum Handeln der terial über Judentaufen oder Mischehen in hannoverschen Polizei zwischen 1918 und den Pfarrarchiven aufzuspüren. Gern gebe 1955. Den Schwerpunkt bildeten dabei Ar- ich ihre Bitte weiter: Sollten Sie bei Ihrer chivalien zum Fall des berüchtigten Mas- Arbeit auf einschlägiges Quellenmaterial senmörders Fritz Haarmann und Polizei- zu dem Thema stoßen, teilen Sie es uns akten aus der Zeit des Nationalsozialis- mit. Wir geben die Hinweise an Frau Dr. mus. in den austauschen Stand ihres konnten. Schäfer-Richter weiter. Die dritte Arbeitsgruppe wurde von dem Landeskirchlichen Hauptkonservator, Dr. Hasso von Poser, geleitet. Schwerpunkt Archivalien ausstellen – Möglichkeiten, Risiken und Maßnahmen1 Kerstin Rahn seines Beitrags bildete der Stand der Inventarisierung der Kunstgegenstände innerhalb der Landeskirche. Wertvolle Hinweise zur Pflege und Erhaltung der Vasa sacra ergänzten seinen Vortrag. Nach dem gemeinsamen Mittagessen konnten die Teilnehmer wieder wählen, an In den vergangenen Jahren ist ein stetiges Anwachsen der Zahl von Ausstellungen – vor allem von Sonderausstellungen im Museumsbereich – festzustellen. Jedoch 1 Druckversion des am 27. November 2003 im Hanns-Lilje-Haus Hannover gehaltenen Vortrags. z k lmnopqr s t umvw xyy {r |r } w verfügen Museen kaum über eine solche und im Katalog genannt wird. Kommen wir Zahl an „Highlights“, aus denen immer zur Gretchenfrage: Ist es ratsam, Originale neue und öffentlichkeitswirksame Schauen in Ausstellungen zu geben? Im Internet ist zusammengestellt werden können. Sie zur Zeit eine von der Fachhochschule benötigen für ihre Präsentationen also Potsdam angenommene Diplomarbeit ü- vermehrt auch Schriftquellen und Fotoma- ber Ausstellungen in Archiven aus dem terial, das ihnen als Leihgabe zur Verfü- Jahr 2003 einsehbar.1 Der Verfasser hat gung gestellt wird. Wächst, plakativ ge- einen umfangreichen Fragebogen zu die- fragt, in diesem Zusammenhang die Ge- ser Thematik an staatliche, kommunale fahr, dass Archive als „Lieferanten von und kirchliche Archive verschickt und da- Flachware verheizt“ werden? Um so drin- bei auch Antwort auf die Frage erhalten, gender sollten sich Archiveinrichtungen ob Archivare ihre Originale Fremdausstel- folgende Fragen stellen: Welche Möglich- lungen zur Verfügung stellen. Viele Archi- keiten und Risiken können für sie mit der ve haben ihm gegenüber angegeben, aus Ausleihe ihrer Archivalien zu Ausstel- Gründen lungszwecken verbunden sein, welche In- schließlich Faksimiles oder Reproduktio- strumente stehen ihnen zur Verfügung und nen auszugeben, die auf Kosten der Leih- können nutzbar gemacht werden? nehmer hergestellt werden. Museumsleute der Bestandserhaltung aus- und Ausstellungsgestalter hingegen beru1. Vorteile aus der Ausstattung von fen sich bei der Diskussion der Vor- und Fremdausstellungen Nachteile des Ausstellens von Reproduktionen gern auf Walter Benjamin. Benja- Die Ausleihe für Ausstellungszwecke ist min schreibt in seiner Schrift „Das Kunst- ein wenig aufwendiges und sehr effektives werk im Zeitalter seiner technischen Re- Instrument archivischer Öffentlichkeitsar- produzierbarkeit“ von der „Aura des Origi- beit: man kann einer größeren Besucher- nals“, die auf den Betrachter einwirke.2 Mit zahl vor Augen halten, welche Schätze Hilfe von Originalen offeriert man dem Be- sich in den wohlgehüteten Magazinen ver- sucher den Reiz des Authentischen, kann bergen, außerdem werden durch Ausstel- eventuell mit bislang nie veröffentlichten lungskataloge die Stücke einem größeren und daher noch unbekannten Exponaten Adressatenkreis, auch potenziellen Ar- werben und bietet im Reich der Ausstel- chivbenutzern, zugänglich gemacht. Der lungsästhetik dem Besucher ein neues vi- Bekanntheitsgrad des Archivs und seiner suell-sinnliches Erlebnis an. Bestände wächst also, ohne dass, wie im 1 Fall eigener Ausstellungen, viel Energie von ihm investiert werden müsste. Voraussetzung ist allerdings, dass es auf der Beschriftung der Ausstellungsexponate Der Verfasser ist Harald Arends. Internetadresse: http://www.archivpaedagogen.de/allgemei/aren ds.pdf. 2 Walter Benjamin, Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt a.M. 1963. ~ 2. Risiken der Ausleihe und hilfreiche gebenenfalls Maßnahmen werden. Wichtige Kriterien sind in diesem fotografisch dokumentiert Zusammenhang die Dauer der AusstelSoviel zur Sichtweise von Ausstellungs- lung, der fachgerechte und objektscho- machern: Was sollten Archive als Leihge- nende Aufbau, die Intensität der Beleuch- ber von Originalen in diesem Zusammen- tung, die klimatischen Bedingungen in den hang beachten? Welche Risiken bestehen Räumlichkeiten und Vitrinen sowie die und wie können sie vermieden werden? Modalitäten des Transports. Gefahren für das Objekt drohen vor allem Eine Beteiligung an Ausstellungen, die durch schädliche Umwelteinflüsse, bei- länger als drei Monate dauern oder eine spielsweise zu intensive Lichteinwirkung, Vergabe an Wanderausstellungen ist ab- Staub und Schmutzbelastung, Schäden zulehnen. Der Zeitraum der Ausstellung beim Transport und Diebstahl sowie durch sollte grundsätzlich sechs bis maximal eine unzureichende rechtliche und versi- zwölf Wochen nicht überschreiten. Der cherungsrechtliche Absicherung der Aus- Auf- und Abbau der Objekte ist durch leihe. Fachkräfte aus dem Restaurierungs- oder Museumsbereich vorzunehmen, die auch 2.1. Empfehlungen zur Bestandserhal- die Sicherungsmaßnahmen, die klimati- tung schen Verhältnisse, die sachgerechte Behandlung der Exponate sowie die Ver- Da grundsätzlich jede Ausstellung die Ar- wendung von geeigneten Hilfsmitteln wie chivalien für längere Zeit einer regulären Buchstützen und Lichtschutzfolien fachge- Benutzung entzieht und sie zudem akut in recht überwachen. Die Leihgaben sollten ihrem Bestand gefährdet, sollten deshalb mit größter Vorsicht behandelt werden: stets Zweck, Organisationsform und tech- Bücher beispielsweise dürfen nicht in ei- nische Einrichtungen der geplanten Aus- nem Winkel von 180 Grad, sondern sollten stellung sorgfältig geprüft und nur in be- mit Hilfe von Stützen in einem nahezu gründeten Fällen Leihgaben außer Haus rechten Winkel aufgeschlagen werden, um gegeben werden. Außerdem ist zu unter- Schäden an Rücken, Fälzen und Buch- suchen, ob der Erhaltungszustand der block zu vermeiden. Die Beleuchtung in gewünschten Stücke eine Ausleihe er- den Ausstellungsräumen und Vitrinen darf laubt. Schäden an den Objekten müssen in der Regel den Höchstwert von 50 Lux vor der Herausgabe restauriert werden. nicht überschreiten, direktes Tageslicht ist Eine häufige Anforderung des gleichen fernzuhalten.1 In erster Linie soll die Stückes kann eine Ablehnung aus konser- Schriftquelle vor dem Ablauf fotochemi- vatorischen Gründen rechtfertigen. Jede scher Prozesse geschützt werden, rele- Leihgabe sollte vor der Ausleihe aus Si- 1 cherheitsgründen schutzverfilmt und ge- Zum Vergleich: Ein Arbeitsplatz sollte nach entsprechender Norm 1.000 Lux haben. ¡ ¢ £ vant sind in diesem Zusammenhang auch schen Verhältnisse garantieren, ist zum die Belichtungszeit, die spektrale Vertei- Schutz des Archivgutes vor Beschädigung lung des Lichts, die Lampenart und die oder Vernichtung – zu dem das nieder- Lichtempfindlichkeit des einzelnen Ob- sächsische Archivgesetz die Archive ver- jekts. Der Faktor Zeit spielt allerdings auch pflichtet – eine Entleihe abzulehnen.1 Zur eine Rolle: Ein Exponat über einen länge- Präsentation von Originalen sind in jedem ren Zeitraum (z. B. in einer Dauerausstel- Fall Vitrinen zu empfehlen. Sie sollten lung) einer Beleuchtungsstärke von 50 Lux heutigen auszusetzen, kann schon zuviel sein. chen, verschlossen, staubdicht und nach Die klimatischen Verhältnisse in den Aus- Möglichkeit klimaüberwacht sein. Zudem stellungsräumen und in den Vitrinen sind muss geprüft werden, welche Objekte vor Zusage einer Ausleihe zu prüfen, ein gleichzeitig in einer Vitrine ausgestellt stabiles Raumklima ist dort unbedingt er- werden forderlich. Da organische Materialien wie Werkstoffe verschiedene klimatische Be- Papier, Pergament oder Leder Wasser dingungen erfordern und Wechselwirkun- anziehen, reagieren sie auf Temperatur- gen nicht auszuschließen sind. Bevor die und Feuchtigkeitsschwankungen mit Di- Objekte dann außer Haus gegeben wer- mensionsänderungen. Diese können das den können, ist zu klären, ob sie transport- Trägermaterial selbst und auch den Mate- fähig und Schäden an ihnen feststellbar rialverbund zwischen Trägermaterial und sind (z. B. lose Blätter, defekte Einbände). aufgetragenen Schichten destabilisieren. Die geschädigten Objekte sind zu restau- Besonders gefährdet sind Buchmalereien, rieren und alle Exponate mit Besitzver- deren Malschicht unelastischer ist als der merk und Signatur zu kennzeichnen. Be- Malgrund aus Pergament oder Papier. sonders wertvolle Stücke sollten in spe- Dehnt sich der Malgrund aus, kann die ziellen Schutzbehältern transportiert wer- Malschicht der Bewegung nicht folgen, den, auch kann die Begleitung durch einen spannt sich und reißt. Eine zu hohe Luft- Kurier verlangt werden. Die Kosten für temperatur (über 20/21°C) beschleunigt Transport, Verpackung und gegebenen- den Ablauf chemischer Prozesse und för- falls Begleitung der Exponate sind vom dert die Alterung der allmählich brüchig Leihnehmer zu tragen. Nach Rückgabe werdenden Materialien. In Verbindung mit der Leihgaben ist ihr Erhaltungszustand einer hohen Luftfeuchtigkeit begünstigt ei- sorgfältig zu prüfen, um eventuelle Schä- ne Temperatur über 20°C wiederum den den sofort reklamieren zu können. Sicherheitsstandards können, da entspre- unterschiedliche Befall mit Schimmelpilzen und Bakterien. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte konstant um 45 bis 50% liegen und der Wert ständig überwacht werden. Können die Ausstellungsmacher keine geeigneten klimati- 1 Nieders. Archivgesetz vom 25. Mai 1993, § 4 (Nds. GVBl. Nr. 18/ 1993). ³ ¤ ¥¦§¨©ª« ¬ ®¦¯° ±²² ´« µ« ¶· ° 2.2. Empfehlungen zum Abschluss von zu benennenden Objekts sowie für alle Versicherungs- und Leihverträgen Schäden, die in dieser Zeit an den Leihgaben (Versicherung „von Nagel zu Na- Zur Sicherung der Objekte in den Ausstel- gel“) entstehen, auch wenn diese erst lungsräumen müssen sachgerechte Maß- nach Rückgabe bemerkt werden. Der Ver- nahmen gegen Beschädigung, Wasser- sicherungswert ist nach dem zum Zeit- und Feuereinwirkung, Diebstahl und Ein- punkt des Vertragsabschlusses gültigen bruch getroffen werden. Die Objekte dür- Marktwert festzulegen.1 Jede Beschädi- fen grundsätzlich nur unter Verschluss (in gung oder Veränderung am Zustand der gesicherten Vitrinen oder geschlossenen Leihgaben ist dem entleihenden Archiv so- Rahmen) ausgestellt werden. Die Räume fort mitzuteilen. Unter allen Umständen und Zugänge sollten während der Öff- sollte ein schriftlicher Leihvertrag abge- nungszeiten unter ständiger Aufsicht ste- schlossen werden, in dem die Verpflich- hen und durch eine Alarmanlage oder be- tungen des Leihnehmers geregelt sind. Es sondere Schließvorrichtungen gesichert empfiehlt sich, ein Vertragsmuster zu er- sein. Die Leihgaben dürfen nur für den arbeiten, das Titel und Rechtsträger der bewilligten Zweck in Anspruch genommen Ausstellung sowie Angaben zur Dauer der werden, eine Benutzung durch Dritte sollte Entleihung, der genauen Bezeichnung und nicht gestattet werden. Der Entleiher haftet Beschreibung der Leihgaben, dem Versi- in vollem Umfang für alle Schäden an den cherungswert, der Art der Versicherung, Objekten oder für ihren Verlust, auch in den erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen Fällen, die über die Verpflichtung der Ver- und den Transportbedingungen enthält. sicherungsgesellschaft hinausgehen. Da Der „Musterleihvertrag für eine befristete wertvolle Originale nach ihrer Zerstörung Leihe nicht ersetzbar sind, kann der Rechtsan- Deutschland“2, eine Empfehlung der Kul- spruch auf Schadensersatzleistung nur in tusministerkonferenz vom 5. November der Beschaffung von Geldmitteln liegen, 1976, bietet bei Bedarf eine entsprechen- die den Neuerwerb eines entsprechend de Orientierungshilfe. Die dort aufgenom- wertvollen Objektes ermöglichen. Zu be- menen Bestimmungen können gegebe- achten ist, dass eine allgemeine Haft- nenfalls durch Bedingungen aus dem Be- pflichtversicherung nicht die Belange einer reich der Bestandserhaltung3 oder Verein- innerhalb der Bundesrepublik Ausstellung abdeckt. Vor Überlassung einer Leihgabe sollte daher der Entleiher eine auf seine Kosten abgeschlossene Versicherungspolice einer anerkannten Versicherungsgesellschaft gegen alle Risiken vorlegen. Diese haftet damit für den Verlust jedes im Versicherungsvertrag einzeln 1 In Ausnahmefällen kann eine Haftungserklärung eines Bundeslandes, das eine Ausstellung ausrichtet, eine Versicherung ersetzen. 2 Dieser Musterleihvertrag ist auch beim Landeskirchlichen Archiv Hannover erhältlich. 3 Die Raumtemperatur soll 18 bis 20°C betragen, sie darf 15°C nicht unter- und 23°C nicht überschreiten. Die relative Luftfeuchtigkeit darf nicht über 60% liegen, sie muss bei Leihgaben Ç ¸ ¹º»¼½¾¿ À Á ºÃÄ ÅÆÆ È¿ É¿ ÊÊ Ä barungen zu Nutzungs- und Vervielfälti- gestattete diesen Wunsch unter der glei- gungsrechten ergänzt werden. Zu dem chen Bedingung, nämlich der Angabe von letzteren Punkt ist zu bemerken, dass Lagerungsort und Signaturen. Gebühren sämtliche Nutzungs- und Vervielfältigungs- sind bis zu diesem Stadium nicht geltend rechte bei dem Leihgeber verbleiben, es gemacht worden. Im Juni 2003 hatte das sei denn, er erlaubt die Abbildung seiner Institut ein weiteres Anliegen. Es wollte Archivalien im Ausstellungskatalog. Jede nun begleitend zur gezeigten Daueraus- weitere Vervielfältigung bedarf seiner Ge- stellung eine DVD in einer Auflage von nehmigung, wie folgendes Beispiel aus 5.000 Stück erstellen, die auch die entlie- der Archivpraxis zeigt: henen Quellen aus dem Hauptstaatsarchiv Vor Beginn der Wehrmachtausstellung, präsentieren sollte. Die Bilder sollten mit die ab dem 28. November 2001 zunächst einer Auflösung von nur 72 dpi in die An- in Hamburg gezeigt wurde und bald bun- wendung integriert werden, um auf diese desweit für Schlagzeilen sorgte, ist vom Weise einen adäquaten Ausdruck der Bil- Hamburger Institut für Sozialforschung ei- der nicht mehr zu ermöglichen. Das ne Erlaubnis zur Benutzung bestimmter Hauptstaatsarchiv erteilte seine Erlaubnis Fotografien aus den Beständen des Nie- für die Veröffentlichung der gewünschten ders. Hauptstaatsarchivs (u. a. Bilder rus- Fotografien auf der Grundlage der im Au- sischer und gust 2003 erlassenen Entgeltordnung, die Kriegsgefangener) eingeholt worden. Die nach Art und Auflage gestaffelte Entgelte Benutzung sollte im Rahmen der Ausstel- vorsieht1. Kriegsgefangenenlager lung erfolgen und die Abbildungen im erscheinenden Katalog abgedruckt werden. Zusammenfassend sollen noch einmal ei- Das Hauptstaatsarchiv bewilligte im No- nige Aspekte einer Ausleihe von Archiva- vember den Gebrauch unter der Voraus- lien für Fremdausstellungen skizziert wer- setzung, dass Lagerungsort und Signatur den. der Fotos jeweils genannt würden. Im Ja- Nach dem Eintreffen eines schriftlichen nuar 2002 fragte das Institut wiederum Leihgesuches ist zunächst aus konserva- nach einer Genehmigung. Man wollte den torischer Sicht zu prüfen, ob und unter Besuchern zwei Fotografien aus den Be- welchen Bedingungen das Objekt im Ori- ständen des Hauptstaatsarchivs in elekt- ginal ausgegeben werden und ob ein Fak- ronischer Version zur Ansicht am PC, je- simile den Ansprüchen des Leihnehmers doch ohne Möglichkeit des Ausdrucks, zur genügen kann. Einigen sich das Archiv als Verfügung stellen. Das Hauptstaatsarchiv 1 aus Pergament oder Leder mindestens 50%, sonst 40% betragen (aus den Ausleihbedingungen des Nieders. Hauptstaatsarchivs in Hannover). Nds. MBl. Nr. 26/ 2003: In Büchern, Broschüren und Zeitschriften sind pro Abbildung vorgesehen: bis 5.000 Exemplare 40 Exemplare 100 der DVD wurde der gleiche Satz zugrundegelegt. ËÌ ÍÎÏ ÐÑÒÑÑÑ ÓÔ ÕÖ× ØÙÚ ÛÚ×ÜÝÝÚÞßàÙáâãÞä åãÝ õ æ çèéêëìí î ï ðèñò óôô ö÷øùú ûü Leihgeber und der Leihnehmer auf die 1. Was sind Christen jüdischer Herkunft Ausleihe des Originals, sollten vom Archiv eigentlich, und worum geht es in die- vorbereitende restauratorische Maßnah- sem Forschungsprojekt? men getroffen, der Versicherungswert im Haus nach dem derzeit üblichen Marktwert Wer beginnt, sich mit dem Thema „Chris- bestimmt, die eingereichte Versicherungs- ten jüdischer Herkunft“ zu beschäftigen, police auf ihre Bestimmungen hin über- stellt sehr bald fest, dass es die so be- prüft und der Leihvertrag konzipiert und zeichneten Christen als eigene Gruppe vor unterzeichnet werden. Weiterer Klärungs- 1933 gar nicht gab. Diese Personen lebten bedarf besteht bei der Art der Verpackung bis dahin als Christen – Katholiken, Pro- und dem Transport der Exponate durch testanten, Baptisten, Reformierte, Quäker einen Kurier oder eine spezifische, mög- – unauffällig in der deutschen Gesell- lichst auf diesem Gebiet erfahrene Trans- schaft, in der sie vollständig integriert wa- portfirma sowie die angemessene Unter- ren. Dass sie jüdische Vorfahren hatten, bringung der Leihgaben in den Ausstel- die zum Christentum konvertiert waren lungsräumen. Kehrt das Exponat dann oder dass sie selbst diesen Schritt unter- wieder ins Haus zurück, sollte es zunächst nommen hatten, interessierte kaum. Nicht von einer Fachkraft in Augenschein ge- selten hatte der Entschluss zu einer inter- nommen werden, um anschließend im konfessionellen Ehe zur Konversion ge- Magazin über längere Zeit „ruhen“ zu dür- führt. fen. Zu einer eigenen Gruppe wurden diese Vorstellung des Forschungsprojektes „Christen jüdischer Herkunft“ Uta Schäfer-Richter Die folgenden Darlegungen entstanden anlässlich des 4. „Tages der Archivpflege“ im November 2003. Sie sollten einen ersten Einblick in die Arbeit des Projektes „Christen jüdischer Herkunft“ geben, das im September 2003 begonnen hatte. Christen erst im Zuge der antisemitischen Politik des Nationalsozialismus. Wenn man also von Christen jüdischer Herkunft als Gruppe spricht, so ist damit etwas ganz Konkretes gemeint: Es geht um Menschen, Christen eben, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus rassischen Gründen verfolgt wurden. Eine entscheidende Rolle spielten dabei die Nürnberger Gesetze, die – im September 1935 erlassen – genau definierten, wer aus nationalsozialistischer Perspektive als Jude bwz. „nichtarisch“ zu betrachten sei. Dies geschah völlig losgelöst von dem individuellen Selbstverständnis der betroffenen Menschen. Von den als „nichtarisch“ klas- ý þÿ ÿ sifizierten Personen waren fast all diejeni- jüdischer Herkunft in ihrer Not überhaupt gen getauften Christen – also in unserem wahrgenommen? niedersächsischen Raum überwiegend Mitglieder der hannoverschen Landeskir- 2. Wie viele Menschen gab es, die zu che –, die lediglich teilweise jüdischer der Gruppe der Christen jüdischer Her- Herkunft waren, im damaligen nationalso- kunft zu zählen sind und zur hannover- zialistischen Jargon: die Mischlinge ersten schen Landeskirche gehörten? und zweiten Grades. Aber auch unter den als Juden geltenden Menschen gab es ge- Diese Frage ist gar nicht so leicht zu be- taufte Christen. Die Mehrzahl von ihnen antworten, weil es eben Christen jüdischer lebte in einer „Mischehe“, wie es damals Herkunft vor 1933 bzw. 1935 im Grunde hieß. Diese Personen, die sowohl bezo- nicht gab. Fest steht, dass die Kirchen gen auf die so genannten Glaubensjuden, selbst zu Beginn des Nationalsozialismus als auch auf die christliche Mehrheit eine gar keine Vorstellungen über die Zahl ihrer sehr kleine Minderheit darstellten, stehen Mitglieder jüdischer Herkunft hatten. Ein im Mittelpunkt des Forschungsprojektes im Grunde positiver Umstand, da er ja ein „Christen jüdischer Herkunft“. Zeugnis der Integration von Christen jüdischer Herkunft innerhalb der Kirchen dar- Drei thematische Schwerpunkte zeichnen stellt. Und weiterhin ist klar, dass die sich dabei ab: Christen jüdischer Herkunft eine kleine a) Zu klären ist zunächst, wie viele Chris- Minderheit in ihren Kirchen wie in der ten der hannoverschen Landeskirche ü- deutschen Gesellschaft überhaupt bilde- berhaupt zu dieser bedrohten Personen- ten. Dennoch möchte man sich natürlich gruppe gehörten und wer sie waren. in quantitativer Hinsicht ein Bild von der b) Dann gilt es, das Verfolgungsschicksal Gruppe der Christen jüdischer Herkunft dieser Christen zu rekonstruieren. Wie machen. hatten diese Menschen unter der nationalsozialistischen Rassenverfolgung zu Den wohl wichtigsten Anknüpfungspunkt leiden? hierfür bietet eine Volkszählung aus dem c) Und schließlich soll in diesem For- Jahre 1939, die nach den Grundsätzen schungsprojekt auch der Frage nachge- der Nürnberger Gesetze die jüdische und gangen werden, wie sich die Landeskirche teilweise jüdische deutsche Bevölkerung diesen Mitgliedern ihrer Kirche gegenüber aufführt. Allerdings gilt es bei der Interpre- verhalten hat. Und vor allem: Wie haben tation dieser Volkszählungsdaten zu be- sich die Kirchengemeinden vor Ort zu ih- rücksichtigen, dass die Daten nach der nen verhalten? Wie die Pastoren, die Ge- Reichspogromnacht erhoben wurden, also meindemitglieder? Wurden die Christen ein großer Teil der jüdischen Bevölkerung bereits aus Deutschland entflohen war. Mit ! " Sicherheit werden unter diesen Flüchtlin- Die Konzentration auf die Großstadt hat gen auch Christen anzutreffen gewesen verschiedene Gründe, die teilweise in die sein. Zum Beispiel der damals in Göttin- Zeit vor dem Nationalsozialismus zurück- gen und reichen und teilweise bereits eine Folge Schwager Dietrich Bonhoeffers: Gerhard der antisemitischen Hetze ab 1933 waren. Leibholz. Er floh Hals über Kopf mit seiner Zum einen wird das offenere, liberalere Familie Ende 1938 von Göttingen aus in Leben in einer Großstadt allgemein Ehen die Schweiz und schließlich weiter nach über die Grenzen der Konfession hinweg England, nachdem ihm bereits 1935 die begünstigt haben, und zum anderen wer- Lehrerlaubnis an der Göttinger Universität den die wegen ihrer Herkunft ab 1933 ver- wegen seiner jüdischen Herkunft entzogen folgten Menschen unter dem Druck der worden war. antisemitischen Diskriminierungen, sich in Die Mehrzahl der Christen jüdischer Her- der Anonymität der Großstadt bessere Le- kunft jedoch blieb, nicht zuletzt wegen ih- bensmöglichkeiten erhofft haben. rer verwandtschaftlichen Verflechtungen Festzuhalten bleibt aber auch: Trotz dieser mit der christlichen Mehrheitsgesellschaft starken Konzentration auf die Städte, in Deutschland, so dass die Volkszählung wohnten und lebten etliche Christen jüdi- von 1939 gut als Basis für eine quantitati- scher Herkunft ganz verstreut und verein- ve Beschreibung dieser Bevölkerungs- zelt in Kleinstädten, Flecken und Dörfern gruppe dienen kann. Darüber hinaus bietet überall in der Provinz Hannover, überall in die Volkszählung die Möglichkeit, den den Gemeinden der hannoverschen Lan- Personenkreis der Christen jüdischer Her- deskirche. lebende bedeutende Jurist kunft namentlich zu erschließen. Anhand der Namen lässt sich dann das Schicksal 3. Das Verfolgungsschicksal einzelner Einzelner näher erschließen. Christen jüdischer Herkunft Danach lebten im Bereich der hannoverschen Landeskirche 1939 insgesamt 2446 Eine ergiebige Quellengrundlage für die evangelische Christen jüdischer Herkunft, Erschließung einzelner Lebensschicksale die in der Zeit des Nationalsozialismus auf betroffener Christen stellen die in den Grund der Nürnberger Gesetze verfolgt Staatsarchiven aufbewahrten Wiedergut- wurden. Von diesen Menschen galten 301 machungs- als „volljüdisch“; 1161 als „Mischlinge 1. dar. Da glücklicherweise die überwiegen- Grades“ und 984 als „Mischlinge 2. Gra- de Mehrzahl dieser Menschen die Zeit des des“. Die Mehrzahl von ihnen lebte in der Nationalsozialismus überlebte, auch wenn Großstadt Hannover, nämlich 1.431 Per- etliche in das KZ Theresienstadt oder in sonen. Unter ihnen gab es immerhin 234 Zwangsarbeitslager verschleppt wurden, Christen, die als „volljüdisch“ eingestuft haben viele von ihnen nach 1945 Anträge waren. auf Wiedergutmachung gestellt, die zum bzw. Entschädigungsakten 2 # $%&'()* + , - %./ 011 3* 4* 56 / Teil sehr anschaulich Auskunft über das reits geschieden. Die Personen erfuhren erlittene Unrecht geben. Eindrucksvoll be- das gleiche Schicksal wie die jüdische Be- zeugen diese Akten auch die eigentümli- völkerung überhaupt: wenn sie nicht emi- che Bedrängnis dieser Personen im natio- grieren konnten, wurden sie vorwiegend nalsozialistischen Deutschland. Denn ei- zwischen Dezember 1941 und Sommer nerseits blieb dieser Personenkreis dank 1942 in die Konzentrationslager und Ghet- seiner familiären Bindungen Mitglied der tos im Osten deportiert, wo sie zumeist „arischen“ Mehrheitsgesellschaft – wenn den Tod fanden. auch schmerzlich diskriminiert und an den Ein besonders tragisches Beispiel für die- Rand gedrängt. Andererseits nahmen die- sen Personenkreis ist ein Schlachter aus se Christen auf Grund ihrer verwandt- einem kleinen Dorf in der Nähe von Stade. schaftlichen Verflechtung unmittelbar an Er war 1908 in Hamburg zum Christentum den schrecklichen Grausamkeiten teil, de- übergetreten; heiratete 1912 eine Christin nen ihre jüdischen Verwandten – Eltern, und ließ sich in Ahlerstedt bei Stade nie- Tanten oder auch Geschwister – ausge- der. Nach den Nürnberger Gesetzen ver- setzt waren. So resümierte beispielsweise drängte man ihn aus dem dörflichen und anlässlich eines Wiedergutmachungsver- dem wirtschaftlichen Leben. Christliche fahrens eine Frau aus Hameln mit knap- Kunden seiner Wurst- und Fleischhand- pen, ein wenig holprigen, verzweifelt wir- lung blieben aus. In der Pogromnacht kenden Worten die Folgen der nationalso- wurde der Schlachter gemeinsam mit sei- zialistischen Gewaltherrschaft für ihre Fa- nem gerade 18-jährigen Sohn verhaftet; milie: „Ich selbst war nur kurze Frist weg erst Anfang Dezember 1938 entließ man gebracht, da mein Mann gefallen war und ihn, sein Betrieb wurde zwangsarisiert. An- ich zwei kleine Kinder hatte. Was all dies geblich weil er nicht den vorgeschriebenen an Nerven gekostet hat, kann nur der er- jüdischen Vornamen Israel führte, wurde messen, der selbst all den Schmach durch der Mann im März 1942 in Hamburg von machen musste. Die Mutter, die Schwes- der Gestapo verhaftet; auch seine Frau ter, den Bruder, die Schwägerin mit Kin- wurde nach Hamburg zur Gestapo vorge- dern weg geholt und dazu noch der eigene laden, wo man sie bedrängte, sich von ih- Mann gefallen. Und das soll nun alles ver- rem Mann scheiden zu lassen. In ihrer Not gessen sein.“ willigte sie schließlich in die Scheidung ein, nachdem man ihr zynisch vorgespie- Grundsätzlich war das Leben der Christen gelt hatte, ihr Mann würde dann nicht de- volljüdischer Herkunft dann besonders be- portiert werden. Am 8. April 1943 wurde droht, wenn sie allein standen: sei es, das Ehepaar geschieden, knapp einen dass sie noch nicht verheiratet waren – Monat später befand sich der Mann im KZ wie etwa die Diakonisse Hilde Schneider Theresienstadt, im Oktober 1944 wurde er aus Hannover –, verwitwet waren oder be- nach Auschwitz deportiert und dort er- F 7 89:;<=> ? @ A 9BC DEE G> H> IJ C mordet. Das Schicksal dieses Mannes folgung: „Ich war seit April 1924 selbstän- führt drastisch vor Augen, dass Christen diger Handelsvertreter und musste am volljüdischer Herkunft allein durch ihren „a- 1.10.38 durch Naziverfügung meine Tätig- rischen“ Ehepartner geschützt waren – keit einstellen und auf dem Bau als Hilfs- durch sonst nichts. arbeiter unter für mich schwersten Bedingungen arbeiten und dann als Heimarbei- Jenseits dieses grausamen Hintergrundes ter mich betätigen, bis ich in das K.Z. The- war das Leben aller Familien, die auf einer resienstadt überführt wurde. Während die- sogenannten Mischehe gründeten, in der ser Zeit war ich gezwungen, einige Teile Zeit des Nationalsozialismus dadurch cha- meines Hausrats zu veräußern, u. a. 1 rakterisiert, dass ihre wirtschaftliche Basis Klavier (fast neu), 1 Nähmaschine und 1 – besonders ab 1938 – völlig ruiniert wur- Schreibmaschine, um den Lebensunter- de. Dabei waren die Ehen etwas besser halt meiner Familie notdürftig zu bestrei- gestellt, in denen der Mann – oft der allei- ten. Da meine jetzt ebenfalls 73jährige nige Ernährer der Familie – „arisch“ war. Frau, welche seit der Nazizeit unter dem Aber auch in diesen Fällen wurden die s[einer].zeitigen Druck seelisch zermürbt Männer aus dem Staatsdienst gedrängt, wurde, dauernd krank ist, bitte ich auch in ihre Anbetracht dessen, meiner Bitte [um einer wirtschaftlichen Hetzkampagnen Aktivitäten und Drohungen durch be- Entschädigungsrente] nach zu kommen.“ schränkt, sofern sie selbstständig waren. Etliche von ihnen mussten ab 1944 in La- Der größte Teil der Christen jüdischer Her- gern Zwangsarbeit leisten. War der männ- kunft waren jedoch Personen teilweise liche Ehepartner jüdischer Herkunft, waren jüdischer Herkunft, also Kinder aus so ge- die wirtschaftlichen Schwierigkeiten noch nannten Mischehen. Auch wenn das un- größer. Belastend war auch, dass Christen mittelbare Leben dieser Personengruppe jüdischer Herkunft von Krankenversiche- durch die antisemitische Verfolgungspolitik rungen ausgeschlossen wurden. Unter nur sehr selten tödlich bedroht war, waren diesen Bedingungen waren nicht wenige sie aufgrund der vielen Bestimmungen der Familien, wenn sie keine Rücklagen hat- Nürnberger Gesetze zum Außenseitertum ten, auf Wohlfahrtunterstützung angewie- verdammt. Sowohl die höhere Schulbil- sen. dung wie auch die Universität blieben ih- Ein ehemaliger Göttinger Kaufmann, der in nen verschlossen; natürlich waren sie von jungen Synagogen- den Kinder- und Jugendorganisationen der gemeinde ausgetreten war, später zum NSDAP ausgeschlossen; ab 1942 wurden evangelischen Glauben konvertierte, und „halbjüdische“ Männer unehrenhaft aus mit einer „arischen“ Frau verheiratet war, der Wehrmacht entlassen; und vor allem beschrieb Schicksal durften sie keine „arischen“ Partner heira- während der nationalsozialistischen Ver- ten. So mussten Brautpaare, bei denen Jahren aus rückblickend der sein Z K LMNOPQR S T U MVW XYY [R \R ]^ W ein Partner teilweise jüdischer Herkunft auch von diesen gar nicht als dazugehörig war, beim Regierungspräsidenten einen anerkannt.“ Antrag auf Genehmigung dieser Heirat Inwiefern solche Äußerungen, die ja unter stellen. Im Hauptstaatsarchiv Hannover einem enormen Druck entstanden sind, befindet sich ein Aktenbestand, der der- der tatsächlichen inneren Einstellung ent- artige Heiratsanträge enthält. Deutlich tritt sprachen, entzieht sich natürlich dem Ur- aus diesen Verfahren hervor, wie langwie- teil des heutigen Betrachters. Unabhängig rig, kostspielig, demütigend und fast im- davon lassen solche Worte aber die be- mer vergebens diese Prozedur war. Natür- drängte Lage dieser Menschen erahnen, lich sahen sich die betroffenen Brautleute die, um ihr Lebensglück zu verteidigen, ei- dabei oftmals genötigt, ihre jüdische Her- nen Teil ihrer Herkunft, der durch ihre Müt- kunft verbal heftig abzulehnen. ter oder Väter verkörpert war, verleugnen So er- gänzte eine junge Frau aus Northeim ihren mussten. Es half ihnen nichts. Ehegenehmigungsantrag, denn sie 1940 Im Falle dieser jungen Frau aus Northeim stellte, mit folgenden Worten: stellte der zuständige Amtsarzt am Ende „Ich bin von meiner kleinsten Kindheit an einer Untersuchung, die zwingend im rein christlich erzogen worden, und führten Rahmen wir christlichen verfahrens erforderlich war, lakonisch fest: Haushalt. Meine Eltern wollten dann, dass „Wenn auch Frl. B. einen bescheidenen, ich mit 14 Jahren selbst entscheiden soll- zurückhaltenden Eindruck macht u. eigent- te, ob ich getauft werden sollte oder nicht. liche jüdische Merkmale sowohl im Cha- Als ich dann vor die Frage gestellt wurde, rakter als im Aussehen bei der kurzen Un- hatte ich selbstverständlich den Wunsch tersuchung nicht festgestellt werden konn- getauft zu werden, zumal ich mich allein ten, zur christlichen Gemeinde hingezogen genehmigung aus rassepolitischen Grün- fühlte. Ich habe schon von Kindheit an das den nicht erwünscht.“ überhaupt einen rein so eines erscheint Ehegenehmigungs- doch eine Ehe- Judentum als eine mir völlig fremde und unverwandte Rasse betrachtet. So bin ich 4. Die Haltung der hannoverschen Lan- dann mit etwa 14 Jahren getauft und an- deskirche schließend auch hier in Northeim konfir- Schicksal der Christen jüdischer Her- miert worden. Auch mein Vater gehörte bis kunft und ihrer Pastoren zum 1933 mehreren Vereinen an und hatte dort aufgrund seiner diesbezüglichen Fähigkei- Von besonderem Interesse für das For- ten viele Freunde gewonnen, die ihn schungsprojekt „Christen jüdischer Her- schätzen gelernt hatten. Ebenso hatte kunft“ ist die Frage, wie sich die hannover- auch mein Vater sich von seinen Rasse- sche Landeskirche allgemein und wie sich genossen immer ferngehalten, und wurde ihre Pastoren im Einzelnen zu den rassisch verfolgten Mitgliedern ihrer Kirche n _ `abcdef g h i ajk lmm of pf qr k gestellt haben. Nahmen sie deren Not und einen gewissen Schutz zu gewähren? Wie Bedrängnis überhaupt wahr? Fassten sie verhielten sich Pastoren, wenn es darum die Christen jüdischer Herkunft als vollwer- ging, einen Christen jüdischer Herkunft zu tige Gemeindemitglieder auf? Zwar formu- beerdigen, als es untersagt war, diesen lierte beispielsweise 1932 der Göttinger auf den allgemeinen christlichen Friedhö- Superintendent Lueder deutlich und klar: fen zu bestatten? Wie verhielten sich Pas- „Nachdrücklich müssen wir es ablehnen, toren bei der Konfirmation der so genann- dass die Frage der Abstammung in die ten Mischlinge? Kirche hineingezogen wird.“ Der hanno- Anknüpfungspunkte, um das Verhältnis verschen Landeskirche hat es allerdings von Christen jüdischer Herkunft zu ihrer an der geforderten Eindeutigkeit in dieser Kirche zu beleuchten, finden sich zum Teil Frage gefehlt. Sehr wohl wurde im kirchli- in bereits veröffentlichter Literatur. So zum chen Leben jener Jahre der Frage der Ab- Beispiel der Hinweis, dass der Stader Pas- stammung Raum gelassen – zum Beispiel tor Starcke in einem Nachkriegsprozess hinsichtlich der Pastoren jüdischer Her- auftrat und dort von seinen Kontakten zu kunft, deren Leidensweg bereits ausführ- rassisch Verfolgten erzählte; oder dass lich von Gerhard Lindemann erforscht ist. sich um den Pastor Raschke aus Weser- In diesem Projekt wird es nun eine zentra- münde ein Kreis offener, nicht nationalso- le Aufgabe sein, im Hinblick auf die einfa- zialistisch gesinnter Christen geschart hat- chen Gemeindemitglieder genauer das te, zu dem auch der Lüneburger Lehrer Verhalten von Kirche und Pastoren in die- und Schriftsteller Rudolf Brendel zählte, ser Frage zu beschreiben. Da das ge- der in einer interkonfessionellen Ehe lebte. wöhnliche Kirchenmitglied nur wenig Spu- Auch finden sich in Wiedergutmachungs- ren in den kirchlichen Akten hinterlässt, akten einzelner Christen jüdischer Her- wird dies keine leichte Aufgabe werden. kunft vereinzelt Hinweise darauf, dass der Dennoch bieten sich verschiedene Zugän- oder die Betroffene engen Kontakt zu dem ge an, auch diesen Themenkomplex zu örtlichen Pastor gehabt und dort auch Hilfe erhellen. erfahren habe. Dies alles sind einzelne, noch schmale Spuren, die im Rahmen Zunächst kann entlang der üblichen Amts- dieses Forschungsprojektes erweitert wer- handlungen – Taufe, Konfirmation, Heirat, den sollen. Beerdigungen – nach Kontakten und Be- Darüber hinaus bieten einzelne Verlautba- gegnungen rungen zwischen den betroffenen der Landeskirche selbst An- Christen und den Pastoren ihrer Gemein- knüpfungspunkte, an denen entlang nach den gefragt werden. War zum Beispiel ein dem Verhältnis der Amtskirche zu ihren Pastor bereit, den bedrängten jüdischen bedrängten Mitgliedern gefragt werden Partner einer interkonfessionellen Ehe zu kann. Zu nennen wäre hier beispielhaft taufen, um ihm möglicherweise dadurch das Rundschreiben der Deutschen Evan- s tuvwxyz { | } u~ z z gelischen Kirchenkanzlei vom Dezember Insgesamt zielt das Forschungsprojekt 1941, in dem die Landeskirchen aufgefor- „Christen jüdischer Herkunft“ darauf, ent- dert werden, ihre „nichtarischen“ Ge- lang des hier kurz skizzierten Weges, ei- meindemitglieder aus dem Gemeindele- nerseits die Lebenswirklichkeit der bedroh- ben, d. h. vor allem aus dem Gottesdienst, ten Christen in der Zeit des Nationalsozia- auszuschließen. Es wurde im Januar 1942 lismus so genau und differenziert wie von der hannoverschen Landeskirche an möglich nachzuzeichnen und andererseits alle Superintendenten mit der Bitte weiter- die Bedeutung des Handelns – bzw. des geleitet, dieses Rundschreiben zu beach- versäumten Handelns – von Amtskirche ten. Gibt es Hinweise, wie einzelne Super- und Pastorenschaft gegenüber ihren Mit- intendenten hierauf reagiert haben? christen auszuloten. Im Blick auf die Leitung der hannoverschen Landeskirche wäre auch zu fragen, wie sie sich zu den Hilfeleistungen stellte, die das bekannte Büro Grüber in Berlin für die Christen jüdischer Herkunft bot. Die Hilfe diese Büros bestand vor allem darin, die Auswanderung gefährdeter Personen zu unterstützen und zu erleichtern. Im Unterschied zu anderen Landeskirchen hat sich die hannoversche Kirche hier sehr bedeckt gehalten und die Gründung eines Zweigbüros in Hannover abgelehnt. Man begnügte sich, den Beauftragten für Auswanderungsfragen der Inneren Mission damit zu betrauen. Ein Licht auf das Verhältnis der Christen jüdischer Herkunft zu ihren Kirchen kann schließlich auch die Beschäftigung mit dem Paulus-Bund werfen, einer Organisation, in der sich die Christen jüdischer Herkunft zusammengeschlossen hatten, um ihre vereinzelte, isolierte Lage etwas zu überwinden und sich gegenseitig zu stärken. Auch in Hannover beispielsweise fanden Veranstaltungen – informierende und unterhaltende – des Paulus-Bundes statt. Die Kunstgegenstände in den Kirchengemeinden Hasso von Poser Seit 1980 existiert im Landeskirchenamt ein Kunstreferat mit einem Kunsthistoriker. Es war dem damaligen Amt für Bau- und Kunstpflege angegliedert. Seit der 1987 erfolgten Strukturänderung stellt es innerhalb des Landeskirchenamtes eine eigene Institution dar. Zu den Hauptaufgaben des Kunstreferenten zählt – neben der Begleitung von Restaurierungsarbeiten – die Inventarisierung des kirchlichen Kunstgutes, in deren Rahmen praktisch alle Kirchengemeinden im Sinne eines Kurzinventars erfasst werden. Aufgrund der gebotenen Eile konnten in einem Erst- bzw. SchnellDurchgang, der bei der Größe des landeskirchlichen Gebietes immerhin 20 Jahre dauerte, archivalische Recherchen kaum geleistet werden. Das Kunstreferat war somit zumeist auf Chroniken von einzelnen Kirchengemeinden, auf mündliche Aussagen und Fragebögen sowie auf ren Aufsicht für kirchliche Restaurierungs- staatliche Kunstinventare angewiesen. arbeiten geeignet erscheinen. Diese Maßnahmen sind notwendig, da die Bezeich- Neben wissenschaftlichen Überlegungen nungen „Restaurator“ ungeschützt ist. Die stand bei der Inventarisierungstätigkeit Restauratoren sind gehalten, Dokumenta- auch die Absicht im Vordergrund, für den tionen oder zumindest Arbeitsberichte zu Fall eines Diebstahls von Kunstgut Basis- erstellen, die seit geraumer Zeit in mehrfa- wissen zur Verfügung zu stellen. Die Ob- cher Ausfertigung verlangt werden. Auf- jekte werden unter Angabe von Maßen, grund der darin enthaltenen Angaben Materialien und – wenn möglich – mit his- kann bei späteren Restaurierungen oft ei- torisch relevanten Inschriften und Herstel- ne erhebliche Kostenminimierung erreicht ler-Angaben auf DIN A 5-Karteikarten ver- werden. Falls besagte Dokumentationen zeichnet. Die den Karteikarten beigefügten vor Ort nicht auffindbar sein sollten, ste- Fotos sind auf Baryt-Papier hergestellte hen weitere Exemplare in den jeweiligen handabgezogene Schwarzweiß-Abzüge, Ämtern für Bau- und Kunstpflege, dem die eine längere archivalische Haltbarkeit Kunstreferat und vor allem zentral im Nie- garantieren. Die Karteikarten werden zu- dersächsischen Landesamt für Denkmal- meist dreifach erstellt; zwei Exemplare – pflege zur Verfügung. nach Ort bzw. Objekt geordnet – verblei- Oft werden in den Kirchengemeinden An- ben im Kunstreferat, während das dritte leitungen zur Pflege von Kunstobjekten Exemplar den jeweiligen Kirchengemein- erbeten. Allgemein verbindlichen Angaben den zur Verfügung gestellt wird, wo es in stehen zumeist die individuellen Bedin- der Regel unter der Aktenordnungs-Nr. gungen vor Ort entgegen. Um aber zu- 515 zugänglich sein sollte. Vor allem bei mindest eine Grundlage für die Pflege und den sogenannten Niederschriften oder an- Aufbewahrung deren Überprüfungen sollen sie entschei- erstellen, haben die Kollegen und Kolle- dend bei den Objektidentifizierungen hel- ginnen der bayerischen Landeskirche ein fen. Insofern ist es eine große Hilfe, wenn Heft unter dem Titel „Gib acht“ herausge- von Seiten der Archivpfleger die dadurch geben, das eine großartige Anleitung für gegebene genutzt Küster und Küsterinnen darstellt. Sie ist im wird, zumal viele neue Pastoren über eine neuesten Küsterhandbuch daher weitest- solche Möglichkeit nicht genügend infor- gehend übernommen worden. miert sind. Die Inventarisierung kann selbstverständ- Kontrollmöglichkeit von Kunstobjekten zu lich keine in sich abgeschlossene Aktion Dem Kunstreferenten stehen eine große darstellen. Objekte gehen verloren und Zahl von Restauratoren zur Seite, die auf neue werden angeschafft. Eine Nachin- Empfehlung der staatlichen Denkmalpfle- ventarisierung kann nur teilweise geleistet ge bzw. nach einer Arbeitsprobe unter de- werden. Um so dankbarer wird das Kunst- ¨ ¡ ¢ £ ¤¥ ¦§§ referat sein, wenn ihm Angaben zu übersehenen Objekten oder Neuerwerbungen geliefert werden. Diese werden zunächst provisorisch und nach einer gelegentlichen Überprüfung endgültig in die Ortskartei eingefügt. Anschriften Archivpflegerinnen und Archivpfleger (Stand: 15.06.2004) Pastor i. R. Ingvald Jüngling Eimser Weg 86 a 31061 Alfeld Alfeld Hans-Hermann Harms Breslauer Str. 6 29345 Unterlüß Celle (Stadtgemeinden) Bernd Niesel Wittbecker Str. 11 29229 Celle Celle (Landgemeinden) Friedrich Drescher Am Ludwiger Graben 2 38678 Clausthal-Zellerfeld Clausthal-Zellerfeld Pastor i. R. Siegfried Peleikis Hinter der Kirche 57 27476 Cuxhaven Cuxhaven z. Zt. vakant Aurich Klaus Ehlert Birkenweg 12 29451 Dannenberg Dannenberg Pastor i. R. Werner Hartmann Kiefernhöhe 3 21394 Kirchgellersen Bleckede Heinz Ebeling Hannoverscher Weg 1 31171 Nordstemmen Elze-Coppenbrügge Günter W. Brauns Bergstr. 14 31079 Sibbesse Bockenem-Hoheneggelsen Heinz Potthast Tonstr. 30 26725 Emden Emden Günter Bührmann Schwankhausweg 3 49565 Bramsche Bramsche Pastor i. R. Gerhard Dreger Am Kirchblick 1 49809 Lingen Emsland-Bentheim z. Zt. vakant Bremerhaven z. Zt. vakant Georgsmarienhütte Pastor i. R. Wilhelm Maack Iselerberg 21 27432 Bremervörde Bremervörde-Zeven Lothar Klamt Heidgarten 41 38518 Gifhom Gifhom Knud Winter Liebigstr. 6 31303 Burgdorf Burgdorf Karl-Heinz Bielefeld Nikolausberger Weg 120 37075 Göttingen Göttingen Heinz Giebert Weidenstr. 23 30916 Isernhagen Burgwedel-Langenhagen Pastor Johannes Janssen Am Friedhof 11 49457 Drebber Grafschaft Diepholz Pastor Christian Fuhst Hauptstr. 42 21640 Bliedersdorf Buxtehude Pastor i. R. Christoph Dreyer Kendalstr. 35 31737 Rinteln Grafschaft Schaumburg © ª ¥ ¦« » ¬ ®¯°±²³ ´ µ ¶ ®·¸ ¹ºº Klaus Schwäkendiek Linkworth 22 31789 Hameln Hameln-Pyrmont z. Zt. vakant Hannover (Amtsbereich Garbsen/Seelze) Heinz Bartheld Siegelweg 53 30519 Hannover Hannover (Amtsbereich West) Wolfgang Burgfeldt Hanns-Lilje-Platz 2 30159 Hannover Hannover (ehem. KK Hannover-Mitte) z. Zt. vakant Hannover (ehem. KK Hannover-Nord) Dr. Ingeborg Tehnzen-Heinrich Sahlkamp 180 30657 Hannover Hannover (ehem. KK Hannover-Nordost u. Superintendentur Amtsbereich Mitte) Pastor i. R. Bernhard Dammermann Brunirode 10 30880 Laatzen Hannover (ehem. KK Hannover-Ost u. Superintendentur Amtsbereich Ost) z. Zt. vakant Hannover (ehem. KK Hannover-Süd) Christa Herzog Breiter Weg 23 a 26603 Aurich Harlingerland Pastor Christian Langer Barbiser Str. 82 37431 Bad Lauterberg Herzberg Christiane Grenz Lerchenweg 3 31157 Sarstedt Hildesheim-Sarstedt Ursel Busch Im Großen Hof 2 21218 Seevetal Hittfeld Hans-Jürgen Lehr Erwin-Böhme-Str. 17 37603 Holzminden Holzminden-Bodenwerder (ehem. KK Holzminden) Pastor i. R. Achim Seeling Gartenstr. 2 31863 Coppenbrügge Holzminden-Bodenwerder (ehem. KK Bodenwerder) Horst Findeisen Birkenweg 16 30966 Hemmingen Laatzen-Springe Pastor i. R. Hans-Joachim Lübbers Wetternstr. 3 27472 Cuxhaven Land Hadeln Pastor i. R. Adolf Schünemann Moorweg 2 d 26789 Leer Leer Rolf Nowak Mühlenstr. 12 37170 Uslar Leine-Solling z. Zt. vakant Lüchow Pastor i. R. Werner Hartmann Kiefernhöhe 3 21394 Kirchgellersen Lüneburg Pastor i. R. Ekkehard Wittstock Neuer Graben 25 49324 Melle Melle Wilhelm Wellhausen Vogelsang 26 34346 Hann. Münden Münden Helmut Brunner Lange Str. 100 31515 Wunstorf Neustadt-Wunstorf Ehler True Walsroder Str. 2 31627 Rohrsen Nienburg Pastor Manfred Hurtig Nordbuscherweg 34 26553 Nesse Norden ¼³ ½³ ¸ ¹¹ Í ¾ ¿ÀÁÂÃÄÅ Æ Ç È ÀÉÊ ËÌÌ Hermann Steinmetz Holsten-Mündruper-Str. 17 49086 Osnabrück Osnabrück Lothar Rindfleisch Am Wiesengrund 2 29525 Uelzen/OT Westerweyhe Uelzen Gisela Leonhardt Auf dem Kamp 18 A 28865 Lilienthal Osterholz-Scharmbeck Wiard Lüpkes Veern Diek 40 27283 Verden Verden Wilhelm Sonntag c/o Kirchenkreisamt Schloßplatz 3 37520 Osterode/Harz Osterode Günter Birn Eibenweg 1 29664 Walsrode Walsrode Pastor i. R. Alexander Rose Ernst-Reuter-Str. 19 31224 Peine Peine Pastor Martin Sundermann, Potshauser Str. 18 26842 Ostrhauderfehn Rhauderfehn Hans Rottmann Meisenwinkel 24 30459 Hannover Ronnenberg Pastor Lars Rüter An der Kirche 3 27389 Lauenbrück Rotenburg Jürgen-Heinrich Zieseniß c/o Kirchenkreisamt Rühberg 7 29614 Soltau Soltau Karen Jäger Heisterweg 7 21635 Jork Stade Pastor Michael Beubler Kirchstr. 16 31603 Diepenau/OT Lavelsloh Stolzenau-Loccum Heinrich Schlake Lange Str. 118 27305 Bruchhausen-Vilsen Syke-Hoya (ehem. KK Hoya) Pastor Dr. Frank Foerster Ristedter Str. 19 28857 Syke/OT Gessel Syke-Hoya (ehem. KK Syke) ÎÅ ÏÅ Æ Ê Ë Pastor Friedrich H. Hinrichsen-Mohr Bederkesaer Str. 22 27607 Langen Wesermünde-Nord Hans-Jürgen Michaelis Hinter dem Schießstand 3 27628 Hagen Wesermünde-Süd Pastor i. R. Herbert Röhrig Stralsunder Weg 36 21423 Winsen/Luhe Winsen z. Zt. vakant Wittingen Bettina Heine Bölschestr. 5 b 38442 Wolfsburg Wolfsburg ß Ð ÑÒÓÔÕÖ× Ø Ù Ú ÒÛÜ ÝÞÞ à× á× ß Ü Ý Pressebericht über den Umbau der ehemaligen Ansgarkirche Verantwortlich: Redaktion: Herstellung: Bezug: – Mitteilungen aus dem Landeskirchlichen Archiv Hannover Dr. Hans Otte, Telefon: 0511 / 1241- 755 Jörg Rohde, Telefon: 0511 / 1241- 985 Hausdruckerei des Landeskirchenamtes Hannover Landeskirchliches Archiv Goethestraße 27 30169 Hannover Telefon: 0511 / 1241- 983 Fax: 0511 / 1241- 770