Bauherrentipps Ebenheitstoleranzen im Hochbau nach DIN 18202

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Bauherrentipps Ebenheitstoleranzen im Hochbau nach DIN 18202
Bauherrentipps
Ebenheitstoleranzen im Hochbau nach DIN 18202
Um einen Vorteil zu erzielen oder von eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken, wird
in der Baubranche gerne mal die Schuld auf andere geschoben. Besonders an den
Schnittstellen verschiedener Baugewerke kommt es immer wieder zu Diskussionen
hinsichtlich der Qualität des vorhergehenden Gewerkes.
In einzelnen Fällen ist diese Beanstandung vermutlich auch berechtigt. Doch leider
stellen wir allzu oft fest, dass beispielsweise Fliesen-, Parkett- oder
Teppichbodenleger die Ebenheit des verlegten Estrichs offensichtlich nur deshalb
bemängeln, weil sie entweder die Toleranzen und Messmethoden zur Beurteilung
der Ebenheit nicht kennen oder um gegenüber dem Auftraggeber die Berechnung
von Mehrkosten für unvorhersehbare Ausgleichsmaßnahmen zu begründen.
Bei der Ausführung von Bauleistungen sind herstellungsbedingt immer auch
Toleranzen zulässig, die in den einschlägigen DIN-Normen festgelegt sind. Für den
Hochbau und damit auch für die Verlegung von Estrichböden gelten die
Ebenheitstoleranzen nach DIN 18202. Hier werden unter Berücksichtigung der
Messpunkt-Abstände die erlaubten Toleranzen und deren Anwendungsbereiche
geregelt. Sehen Sie hierzu bitte den nachfolgenden Auszug aus der Tabelle 3 der
DIN 18202, die um zusätzlich extrapolierte Messpunkte erweitert wurde.
Messpunktabstände
(in m)
0,1
0,6
1
1,5
5
7
8
9
2
3
4
1
2
3
2
2,5
3
3,5
4
6
8
10
15
9
10
11
12
12
13
14
15
20
5
6
7
8
9
10
11
11
12
15
4
5
6
7
8
9
10
11
12
15
Anw endungsbereich
Nichtflächenfertige Oberseiten
von Decken, Unterbeton und
Unterböden mit erhöhten
Anforderungen, z.B. zur
Aufnahme von schwimmenden
Estrichen, Industrieböden,
Fliesen- und Plattenbelägen,
Verbundestrichen.
Flächenfertige Böden, z.B.
Estriche als Nutzestriche,
Estriche zur Aufnahme von
Bodenbelägen. Bodenbeläge,
Fliesenbeläge, gespachtelte und
geklebte Beläge
Flächenfertige Böden mit
erhöhten Anforderungen, z. B.
selbstverlaufenden
Spachtelmassen.
Neben der Kenntnis der erlaubten Toleranzen ist die fachgerechte Anwendung der
Messmethode eine wichtige Voraussetzung zur objektiven Beurteilung der Ebenheit
von Estrichböden. Auch hinsichtlich der Messmethode trifft die DIN 18201 und 18202
eindeutige Aussagen.
So muss beispielsweise in jeder Lage
der Richtlatte a) sowohl der Abstand zwischen 2
Auflagepunkten (Messpunktabstand) als auch
b) der größte Spalt zwischen
Bauteiloberfläche und Unterkante der
Richtlatte (mit einem Messkeil) ermittelt werden.
Hierbei darf die Richtlatte zur Prüfung nicht lotrecht
oder waagrecht ausgerichtet werden. Außerdem ist
das häufig zu beobachtende Messen unter
auskragenden Enden der Richtlatte
(siehe nachfolgende Grafik) nicht erlaubt,
da dies zwangsläufig zu Fehlinterpretationen
der Ebenheit führt.