Veloreise Atlantik - VCS Verkehrs

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Veloreise Atlantik - VCS Verkehrs
REISEN
Frankreich
Text und Bilder: Peter Krebs
VonCahorsandenAtlantik,dannderKüsteentlangbisLaRochelle:
AufeinerintensivenVelo-undBadereiseentdecktmaninFrankreichs
SüdwestenunbekannteSchönheiten.
AusdenHügelnindieDünen
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Frankreich
K
An der französischen Atlantikküste findet man
kilometerlange Sandstrände. Ausserhalb der Saison
sind sie fast leer.
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ennen Sie den Pont Valent­ sance­König Franz I. hat diesen
ré? Ich kannte ihn auch Cru später zum besten der Welt
nicht. Bis ich am Anfang erklärt.
meiner letztjährigen Tour de
Die Stadt ruht in einer perfekt
France, es war im September, mit geformten Schleife des Lot. Er
dem mittelschwer beladenen Tou­ hat seinen gewundenen Lauf in
renvelo über das von gotischen eine Hochebene aus hellem Kalk­
Rundbögen getragene Fahrbahn­ stein gegraben, zu der ich nun
pflaster holperte. Seither weiss mittels der kleinsten Überset­
ich, dass die Brücke aus dem Mit­ zungen hochkletterte. Es wach­
telalter stammt und so sehens­ sen auf ihr viele Eichen. Diese
wert ist wie der Pont d’Avignon, heissen, wie alle wissen, Latei­
den alle kennen. Die Morgenson­ nisch Quercus und haben der al­
ne tanzte auf den weichen Wellen ten Provinz Quercy den Namen
des Flusses Lot. Ich fuhr durch gegeben,
deren
Hauptstadt
die weit offenen Tore der drei Cahors war. Sehr eben ist die
Wehrtürme, die die Brücke bewa­ «Causse» genannte Ebene nicht.
chen. Am andern Ufer warteten Sie ist hügelig und durch Bäche
zwei mit farbigen Rucksäcken gegliedert, die ausnahmslos in
und Teleskopstöcken ausgestatte­ südwestlicher Richtung rinnen,
te Wanderdamen. Sie fragten zu­ um in den Tarne und die Ga­
vorkommend und auf Englisch, ronne zu münden. Das kam mir
wo hier please der Ja­
kobsweg anzutreffen
Cahorshateinenberühmten
sei. Wie viele andere
dunklenRotweinhervorgebracht
Pilgerinnen, denen
ich noch begegnen
sowieeinenwenigerberühmten
sollte, absolvierten
sie die Via Podiensis,
Papst,JohannesXXII.
den Strang, der vom
Zentralmassiv in die
Pyrenäen führt. Wenn sich der entgegen, denn ich strebte auf
Tag so voller höflichen Sonnen­ den Departementstrassen eben­
scheins und hilfesuchender Eng­ falls nach Südwesten dem Atlan­
länderinnen anlässt, wird man tik zu. So ging es flott voran
selber höflich und hilfsbereit. Ich durch Wälder, Haine und Felder,
hatte mir nicht die Via Jacobi auf­ auf denen süsse Trauben und
gebürdet, sondern einen persön­ Melonen reiften. Die Causse ist
lichen Weg auf der Karte einge­ schwach besiedelt. Auf einzelnen
tragen. Nun diente diese doch Höckern thronen unbekannte
dazu, den Jakobsweg zu finden.
Städtlein mit ihren Kirchen, den
Türmchen, mit Arkaden, die
Die Valentrébrücke ist das zentrale Plätze einladend verzie­
Wahrzeichen von Cahors, einer ren. Manchmal hat unter den
südwestfranzösischen Kleinstadt Lauben sogar ein Café oder eine
mit Wurzeln, die bis in die Kel­ Epicerie überlebt, wie in Lauzer­
tenzeit zurückreichen, als sich te und im besonders schmucken
der Stamm der Cadurques in die­ Auvillar. Sein dreieckiger Markt­
ser Gegend von herber Anmut platz ist von Ziegelsteinhäusern
niederliess. Cahors hat vor vielen eingerahmt. In der Mitte steht
hundert Jahren einen berühmten ein rundes Getreidehaus, dessen
dunklen Rotwein hervorgebracht Dach von Säulen getragen wird.
sowie einen weniger berühmten Beim Betrachten dieses Ensemb­
Papst, Johannes XXII, der in Avi­ les erleidet man unweigerlich ei­
gnon residierte. Er liebte den nen Nostalgieschub und möchte
Wein aus seiner Heimat innig auf der Stelle in die Zeit zurück,
und liess am Papstsitz Reben aus die ohne Artdirectors solche
Cahors anpflanzen. Der Renais­ Würfe hervorbrachte.
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Ausblick vom Pont Valentré (oben). Das Zentrum von Auvillar.
Ein typischer Abschnitt des Atlantikradwegs. Er führt inmitten von Seepinien
und Erikastauden über die Dünen.
Auvillar ist über der Garonne
gebaut, die ich hier überquerte.
Weil die Täler nun quer zur
Fahrtrichtung lagen, wurde das
Radfahren zu einem chronischen
Auf und Ab ohne einen einzigen
flachen Meter. Beim Ritt über die
Wellen des Departements du
Gers, in das ich kam, überwindet
man mindestens so viele Höhen­
meter wie in den Alpen, auch
wenn man sich bloss in Lagen
zwischen 100 und 250 m.ü.M.
bewegt. Als die Gehöfte, die Ei­
chen und Verkehrsschilder lange
Schatten warfen, hiess mich Mi­
radoux willkommen, eine Hügel­
stadt von so süssem Anblick wie
der Name verspricht. Gegenüber
der Mairie hat es ein Gästehaus.
Ich war nicht angemeldet und
wurde dennoch freundlich emp­
fangen. Zunächst von Topfblu­
men und einem hinkenden
den das Klappern der Stöcke so
nervte, dass er Jahre lang die
Wanderer beschimpfte und
schliesslich wegzog. Er stelllte
mir die verschiedenen Pilger­
schulen vor, die Komfortwallfah­
rerinnen, die sich das Gepäck
hinterher transportieren lassen,
und die Hardcorepilger, oft
Deutsche, die nach historischem
Vorbild ohne Geld losziehen und
von Almosen leben. Raymond
und Thérèse betrieben ihr Hand­
werk mit tapferer Ernsthaftig­
keit. Es gelinge ihm nicht immer,
einen Bogen um die verlocken­
den Bierangebote am Weg zu
schlagen, gab Raymond zu. Er
fasste seine Schwäche in ein
selbstironisches Wortspiel: Je
marche pour la foi et non pas
pour le foie. Er sei des Glaubens
und nicht der Leber wegen un­
terwegs.
Hund, dann von der Wirtin, die
mir ein Zimmer mit Balkon ge­
genüber der Kirche zuteilte und
schliesslich von Thérèse und
Raymond, den beiden anderen
Gästen im Haus.
Sie sassen am Küchentisch
und hatten Hunger. Raymond
kam aus Paris. Thérèse, seine
Cousine, wie er gleich klar stellte,
aus Genf. Beide waren pensio­
niert und auf der Via Jacobi. Sie
zeigten mir den Pilgerpass, in
den sie an jeder Etappe den offi­
ziellen Jakobs­Stempel eintragen
liessen. Die junge Wirtin servier­
te Salat aus den aromatischsten,
fleischigsten, den tomatigsten
Tomaten, die ich je verspeiste. Sie
brachte auch eine Karaffe mit
Landwein. Raymond kam in
Fahrt und begann Pilgerlatein
aufzutischen. Er erzählte von ei­
nem Anwohner des Jakobswegs,
Ich besass keinen Pilgerpass
mit Stempeln, die den höheren
Sinn des Tuns amtlich bestätig­
ten. Dennoch entwickelt sich
jede längere Velotour zu mehr als
einer Vergnügungsreise. Die
Landschaft prägt sich intensiv
ein, wenn man sie gemächlich
durchstreift, Sonne, Wind und
Wetter ausgesetzt und bewegt
von den eigenen Beinen, die sich
nach Jahren noch an alle Stei­
gungen zu erinnern scheinen.
Am Abend ist man so froh um
ein Bett und ist der Hunger so ge­
waltig, dass sich das einfachste
Gasthaus in einen Palast und das
bescheidenste Hors d’Œuvre in
ein Chef d’Œuvre verwandeln.
Ohne den Ballast, der sonst das
Leben versüsst und beschwert,
wird man auf das Wesentliche
zurückgeworfen. Das ist schön,
hart und tut gut. Es verändert
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Abendliche Idylle am Lac de Léon (oben). Austerndegustation am Cap Ferret.
den Blick auf die Welt. Das Velo
schafft auf wenigen Kilometern
mehr Distanz zum Alltag als ein
Flug um die halbe Welt. Nennt
man diesen Zustand Transzen­
denz? Jedenfalls sammelt man
dabei einen Vorrat an Souvenirs
für den Winter, wenn das Tou­
renrad ohne zu Murren aber
traurig im Keller ruht.
Ich sammelte neue Souvenirs.
Lectoure ist eine etwas grössere
Stadt, dominiert von einer impo­
santen Kathedrale, die im Erbfol­
gekrieg des 15. und in den Religi­
onskriegen des 16. Jahrhunderts
zweimal zerstört und wieder auf­
gebaut wurde. Im 21. Jahrhun­
dert sorgt in ihrem restaurierten
Innern eine CD mit Choralmu­
sik für eine techno­religiöse
Wohlfühlatmosphäre. Lectoure
schaut von einem Berg ins Tal
des Gers, in das ich nun hinun­
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tersegelte, nur um auf der ande­
ren Seite die nächsten Höhen in
Angriff zu nehmen, um weitere
Städtchen hinter mir zu lassen,
andere Gewässer zu überqueren:
la Baïze, l’Auzoue, le Modour. An
einer Landstrasse, ich glaube, es
war in Dému, bestellte ich demü­
tig ein Cola. Ich wunderte mich
über die Rundrennen mit den
schönen Pferden, die das Mit­
tagsfernsehen zeigte. Das Gerät
laufe wegen der Pferdewetten,
für die sich die Gäste interessier­
ten, erklärte der Barmann. In ei­
nem Anfall von zyklotouristi­
scher Transzendenz dachte ich,
es gehe am TV und auch sonst
immer nur ums Geld und nie um
die Schönheit. Bald erreichte ich
den Adour und damit das Ende
des Hügelwesens.
Der Adour hat im Lauf der Zei­
ten eine Schwemmebene geschaf­
fen, die sich nach Westen er­
streckt. Ihr folgen einige der von
den vereinigten Velofahrern aller
Länder geschätzten französischen
Nebenstrassen. Sie trugen mich
über wunderbare Kilometer
durch Auen, an Sonnenblumen,
Birken und Strommasten vorbei
bis zu den grossen Wäldern der
Landes, hinter denen der rau­
schende Atlantik seinen Salzatem
verströmt. Bald begann ich, ihn
zu riechen. Man hatte mir die pis­
te cyclable de
DasVeloschafftaufwenigen
l’Atlantique
empfohlen,
KilometernmehrDistanzzumAlltag
aber es waren
alseinFlugumdiehalbeWelt.
weder Pros­
pekte noch Führer greifbar. So
war ich gespannt, in welchem Zu­
stand ich den Fernradweg antref­
fen würde, als ich nach Messan­
ges in der Gascogne kam.
Ich fand dort eine geteerte, auf
Sand gebaute Piste vor. Sie mach­
te den Ritt nach Norden zum
temporeichen Vergnügen. Im
Étang de Léon nahm ich ein Bad.
Man muss weit ins flache Wasser
hinauswaten, bis es zum Schwim­
men reicht. Dann geht man ins
Hotel du Lac, das am Ufer steht,
und hört noch immer die Was­
servögel kreischen. Der Atlantik­
radweg existiert also. Manchmal
besteht er aus Betonplatten. Sie
reihen sich mal schnurgerade an­
einander, mal umkurven sie die
Dünen. Der Radweg führt nicht
direkt der Küste entlang, er wäre
rasch unter dem Sand begraben.
Er verläuft hinter den ersten Dü­
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Drachenfestival am Strand
von Hourtin (rechts). Der Veloweg
im Médoc (unten links). Die ehemalige
Hafenstadt Brouage (unten rechts).
nenketten inmitten der hohen
rötlichen Stämme der Seepinien,
zwischen denen Erika violette
Tupfer setzen. Die Landes de
Gascogne waren bis im 19. Jahr­
hundert eine sumpfige Heide­
landschaft mit einzelnen Wei­
den, auf denen Schafhirten ihre
Herden auf Stelzen bewachten.
Die Sandberge wälzten sich un­
aufhaltsam voran. Sie konnten
erst aufgehalten werden, als die
Forstleute begannen, Millionen
von Kiefern zu pflanzen. Heute
wächst hier der grösste Wald
Westeuropas.
zum Atlantik vorstossen. Ich er­
blickte ihn zum ersten Mal am
Cap de l’Horny, wo die Hand­
werker Geschäfte und Bars mit
Holzläden vor den Herbststür­
men schützten, und stieg vom
Dünenbalkon zum Küstenstrei­
fen hinunter, auf den sich weit
draussen die Wellen warfen. Der
Brandungsschaum glitt eilig
über den hellen Sandstrand der
Côte d’Argent. Diese dehnt sich
scheinbar endlos gerade nach
Norden und Süden aus. Nur der
Atlantik selber glitzerte noch
heller unter der Sonne und dehn­
te sich noch weiter aus. Er ist
In den Badeorten, in denen auch im Frühherbst warm ge­
im Sommer ein rechter Rummel nug, so dass man einen Badetag
herrschen muss, die nun aber einschalten kann. Gelegenheiten
verlassen wirkten, kann man dazu gibt es genügend. Anders
als am Mittelmeer fin­
NurderAtlantikselber
den sich hier kilome­
terlange unverbaute
glitzertenochheller
Strände.
Ich kam in die ele­
unterderSonneunddehnte
gante Stadt Arcachon.
sichnochweiteraus.
Sie liegt am Südrand
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des gleichnamigen Bassins, ei­
ner grossen flachen Bucht im
Mündungsgebiet des Flusses
l’Eyre. Sie ist ein Refugium für
Wasser­ und Zugvögel sowie für
Touristen. Letztere kommen an
die intensiv genutzten Ufer, um
Wein und Austern, die «Huîtres
Arcachonnaises», zu schlürfen.
Einige steigen auch auf die
«Dune du Pilat», auf die über
100 Meter hohe höchste Wan­
derdüne Europas. Sie gleicht
einem enormen Wal, der am
Ausgang der Bucht gestrandet
ist: gegenüber dem Cap Ferret,
der vorgelagerten schmalen Halb­
insel mit dem berühmten Leucht­
turm, von dem aus die schöns­
ten Sonnenuntergänge der Welt
zu betrachten sind, wie mir eine
Juristin auf der Überfahrt mit
der Fähre sagte. Sie hat sich nach
Cap Ferret abgesetzt, weil ihr
Paris zu hektisch war und gab
mir den Tipp, l’Herbe zu besich­
tigen, wo das alte Cap Ferret
überlebt habe.
Die Juristin hatte Recht. Zwar
gibt es auch in l’Herbe Bunga­
lows, Zweitwohnungen und Dritt­
paläste. Am Strand ducken sich
aber die bunten Holzkaten der
Austernzüchter, deren Schuppen,
Stangen, Kutter und Bassins die
Uferzone beleben. Hier wird noch
gearbeitet, nicht nur der Erholung
gefrönt. Am Rand des Quartiers
befindet sich ein schmuckes Holz­
hotel mit Plastikstühlen. Ich setz­
te mich an einen Tisch, trank ein
Glas Weisswein auf die einfache
Schönheit und fragte mich, wo
Thérèse und Raymond auf ihrer
Wanderung angekommen seien.
Ich selber befand mich westlich
von Bordeaux im Médoc. Der
Kellner behauptete, der Atlantik­
radweg sei die längste zusam­
menhängende zyklierbare Piste
Europas. Das kann schon sein.
Allein im Médoc kann man end­
los durch die nach Harz riechen­
den Kiefernwälder rollen.
Auf einzelnen Abschnitten ba­
lancierte ich mich nun über al­
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Die Schwebebrücke bei Rochefort
(oben). La Rochelle, das Ziel der Tour,
ist eine sehr sehenswerte Atlantikstadt. Zwischen den beiden Türmen
schützte in der Nacht einst eine dicke
Kette die Hafeneinfahrt (rechts).
tersschwache Betonplatten. Die­
se seien im Zweiten Weltkrieg
von den deutschen Besatzungs­
truppen gelegt worden, als Teil
des Atlantikwalls, wusste der
74­jährige französische Touren­
fahrer mit der braunen Leder­
haut, den ich auf diesem Ab­
schnitt traf. Er kehrte nach einer
längeren Reise mit seinem Ein­
radanhänger nach Royan zu sei­
ner Frau zurück. Bald werde er
wieder aufbrechen. Er sei ständig
unterwegs, habe die Vendée, die
Bretagne, die Auvergne und halb
Spanien kennen gelernt. Nächs­
tes Jahr besuche er Korsika. Er
sei velotourensüchtig, aber das
sei ja gesund, meinte er lachend.
Bevor ich mit der Fähre über die
Gironde­Mündung nach Royan
übersetzte, wollte ich in der Fe­
rienstation Soulac­sur­Mer den
Hunger stillen. Der steife Gegen­
wind aus Norden hatte Kalorien
gekostet. Wegen der Aussicht auf
das Wasser und die Wolken
wählte ich eine Essbude am
Strand, deren Namen ich leider
vergass. Eines weiss ich noch:
Der Spaghettiteller mit den
Meerfrüchten war ein Märchen,
der Salat ein Gedicht. Die Bara­
cke ist eine Speise wert.
Nach der Halbinsel des Médoc
kehrt man in Royan auf das Fest­
land zurück und umrundet gleich
eine weitere Halbinsel: die Pres­
qu’île d’Avert. Eine lange Stra­
ssenbrücke überspannt sodann
die Seudre, die zwischen alten Sa­
linen den Weg in den Golf von
Gascogne findet. Den nur spora­
disch ausgeschilderten Veloweg
in diesem topfebenen Schwemm­
land zu finden, ist schwieriger.
Eher per Zufall entdeckte ich
Brouage, ein prächtiges ehema­
liges Hafenstädtchen, dessen be­
rühmtester Sohn, Samuel de
Champlain, 1609 die Stadt Qué­
bec gründete. Seit sich das Meer
zurückzog, steht Brouage hinter
seinen Zitadellenmauern etwas
verloren in der Heide. Dem Ort
wurde buchstäblich das Wasser
unter den Füssen weggezogen.
Den nächsten Fluss, die Charen­
te, überquert man am besten auf
der denkmalgeschützten Schwe­
befähre, dem Pont Transbordeur
von Martrou, einem Ungetüm,
das an Riesenmasten hängt.
Ein paar Stunden später fuhr
ich in La Rochelle ein. Nach ge­
nau 777 Kilometern und einer
Woche war ich am Ziel. La Ro­
chelle ist, nur nebenbei gesagt,
eine der schönsten französischen
Städte. Die Sonne hing tief über
dem Ozean. Sie tünchte die zwei
kräftigen Türme, die einst den
Hafen schützten, in ein feuriges
Rot. Am nächsten Morgen nahm
ich den TGV nach Paris.
Informationen für die Reise
Anreise: Mit dem TGV von zahlreichen Schweizer Städten nach Paris (Gare de
Lyon oder Paris Est). Ab der Gare d’Austerlitz nach Cahors (Intercityzug mit
Destination Toulouse). Veloreservation obligatorisch.
Rückreise: Ab La Rochelle mit dem TGV nach Paris (Gare de Montparnasse).
Mit dem TGV zurück in die Schweiz (s. oben).
Route: Eigene Route von Cahors an den Atlantik, dann dem Atlantikradweg
folgend. Insgesamt rund 780 Kilometer. Eine Woche bis 10 Tage.
Karten: Bewährt haben sich die IGN-Karten im Massstab 1:100 000. Auf ihnen ist auch der Atlantikradweg eingezeichnet (nicht immer auf dem neusten
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Stand). Benötigte Karten: Nr. 161, 160, 159, 152, 145, 138 (neue Nummern,
neue Einteilung). Es handelt sich um die Fortsetzung der Tour von Mâcon nach
Cahors («Das Geheimnis der France profonde», VCS-Magazin 3/2008).
Beste Jahreszeit: Vor- und Nachsaison. Im Juli und August ist es heiss und
schwieriger, eine Unterkunft zu finden. Baden im Atlantik bis Ende September
möglich.
Genaue Route und weitere Infos: Unter www.verkehrsclub.ch/touren und
www.af3v.org
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