Ratgeber Boiler - Energietal Toggenburg

Transcription

Ratgeber Boiler - Energietal Toggenburg
Deutsch » Ratgeber » Boiler
Ratgeber Boiler
Elektroboiler sind, abgesehen von der Elektroheizung, die grössten Stromfresser im Haushalt. In der Schweiz
sind immer noch etwa 1 Million Elektroboiler im Einsatz. Sie verbrauchen 3% des gesamten Schweizer
Stromverbrauchs (2 TWh). Wertvoller Strom wird verschwendet für diese ineffiziente Art der
Warmwasserversorgung. Elektroboiler sollen ersetzt werden und in den meisten Kantonen ist die Neuinstallation
bereits verboten.
Am besten wird Warmwasser mit Sonnenkollektoren erwärmt oder durch die Ankopplung an eine
Heiz-Wärmepumpe.
Kompaktanlagen mit Sonnenkollektoren auf Topten
Heiz-Wärmepumpen auf Topten
Falls dies nicht in Frage kommt, gibt es eine Alternative, welche zwei Drittel des Stromverbrauchs einspart: den
Wärmepumpenboiler. Dieser verheizt den wertvollen Strom nicht einfach eins zu eins wie der Elektroboiler
(Widerstandsheizung), sondern erreicht mit dem Antrieb einer Klein-Wärmepumpe einen rund dreimal höheren
Wärmegewinn. Ein Grossteil der Elektroboiler steht jedoch in Wohnungen und kann nicht durch
Wärmepumpenboiler ersetzt werden (weil die Wärme der Wohnungsluft entzogen würde).
Wärmepumpenboiler kosten mehr als gewöhnliche Elektroboiler, die Mehrkosten zahlen sich aber über die
Lebensdauer durch Stromkosteneinsparungen zurück. Für einen Wärmepumpenboiler benötigen Sie keine 400 V
Elektroinstallation; eine mit 10 A abgesicherte Steckdose genügt.
Rechenbeispiel für einen mittleren Warmwasserverbrauch von 200 Liter pro Tag (Einfamilienhaus):
Elektroboiler 300 l
Wärmepumpenboiler 300 l
Gesamtwirkungsgrad
85%
280%
Stromverbrauch kWh/Tag
12.3
3.7
kWh/15 Jahre
67"246
20"410
Stromkosten 15 Jahre * (Fr.)
8"740
2"650
Kaufpreis (Fr.)
2"000
4"500
Kauf + Strom (Fr.)
10"740
7"150
* Strompreis 13 Rp/kWh (vorwiegend Niedertarif)
Woher kommt die von der Wärmepumpe gewonnene
Zusatzwärme? Sie wird der Luft im Aufstellraum
entnommen, dieser Raum wird also etwas abgekühlt
(Abbildung: FWS). In den meisten Fällen ist genügend
Abwärme von (isolierten!) Heizleitungen oder Geräten
(Tiefkühler) vorhanden oder die Abkühlung kann sogar
erwünscht sein (Weinkeller). Bei kleinen geschlossenen
Räumen oder bei starker Auslastung (Zweifamilienhaus)
sollte eine Fachperson vor dem Kauf beurteilen, ob die
Abkühlung zulässig ist. Manche Geräte können mittels
1/4
Kanalanschluss Luft aus einem anderen Raum ansaugen
und ggf. dorthin zurückblasen.
Checkliste
Ein Wärmepumpenboiler ist für Sie interessant, wenn
ein Elektroboiler für die Warmwasserversorgung im Keller Ihres Ein- oder Zweifamilienhauses steht...
Einzelboiler (in der Wohnung) im Ein- oder Zweifamilienhaus durch eine zentrale Warmwasserversorgung
ersetzt werden sollen...
...und die Ankopplung der Warmwasserversorgung an eine Heiz-Wärmepumpe nicht möglich ist. Falls eine
Sonnenkollektoranlage vorhanden oder geplant ist, lohnt sich die zusätzliche Investition für einen
Wärmepumpenboiler kaum, unabhängig vom Heizsystem.
Typische Beispiele, wo ein Wärmepumpenboiler besonders sinnvoll ist:
Neubau Ein- oder Zweifamilienhaus mit Holzheizung (bei Holz-Zentralheizung evtl. im Winter Wärme vom
Holzkessel über Zusatzwärmetauscher einspeisen).
Bestehendes Ein- oder Zweifamilienhaus mit Wärmepumpenheizung und danebenstehendem älterem
Elektroboiler, dessen Ankopplung an die Wärmepumpe nicht möglich oder zu teuer ist.
Speichergrösse: 300 Liter sind im EFH meistens ausreichend. Wer auch grossen Spitzenbedarf immer gedeckt
haben will, wähle einen 400 Liter Speicher. Dieser benötigt allerdings zur vollständigen Aufheizung 40% länger.
Für zwei Wohnungen sind 400 - 500 Liter notwendig, wobei dann die Zusatzheizung zur Bedarfsdeckung öfter
nötig sein wird (die Wärmepumpe ist dieselbe wie bei den 300 Liter Typen). Bei sehr hohem Bedarf und/oder mit
Holzheizkessel ist ein Typ mit Wärmetauscher zum Anschluss an einen Heizkessel zu empfehlen. Für den
Anschluss von Sonnenkollektoren ist ein spezieller, grossflächiger Wärmetauscher nötig.
Technik-Ratgeber
Der Wirkungsgrad des Wärmepumpenboiler (eigentlich die Arbeitszahl der Klein-Wärmepumpe inkl.
Warmwasserspeicher) ist umso besser, je kleiner die Temperaturdifferenz zwischen Wärmequelle
(Umgebungsluft) und Warmwasser ist. Deshalb den Regulierthermostaten nicht unnötig aufs Maximum einstellen
(allerdings kann unterhalb von etwa 50°C die Vermehrung von Legionellen-Bakterien begünstigt werden). Die
Umgebungstemperatur nicht unnötig absinken lassen: Kellerfenster geschlossen lassen, ev. Fenster und
Aussentüren abdichten, Plexiglas oder Folie als 2. "Glas" auf Einfachverglasungen anbringen. In Altbauten sollte
die Kellerdecke beim Einsatz eines Wärmepumpenboiler wärmegedämmt werden, damit es durch die Abkühlung
nicht vermehrt kalte Füsse im Erdgeschoss gibt. Übrigens hilft der Wärmepumpenboiler, den Keller trocken zu
halten, weil die Luft in der Wärmepumpe entfeuchtet wird (es braucht einen Kondenswasserablauf).
2/4
Mit einer Zeitschaltuhr kann der Niedertarif optimal ausgenützt werden: Freigabe des Wärmepumpenboilers bei
Beginn des Niedertarifs (meist 22h00) bis z.B. am Mittag. Wenn der Wärmepumpenboiler die ganze Zeit
eingeschaltet bzw. freigegeben ist, wird u.U. schon bei halb vollem Speicher nachgeheizt, wobei eine schlechtere
Arbeitszahl resultiert und erst noch teurer Hochtarifstrom genutzt wird. Allerdings muss dann bei Spitzenbedarf
von Hand eingeschaltet werden, damit die Zusatzheizung wirken kann.
Alle Wärmepumpenboiler haben einen Zusatz-Elektroeinsatz eingebaut, um gelegentliche Spitzenbelastungen
abzudecken, bei Bedarf höhere Warmwassertemperaturen zu erreichen und als Reserve bei Lufttemperaturen
unter ca. 8°C (dann schaltet sich die Wärmepumpe aus). Achten Sie darauf, dass dieser nicht unnötig im Betrieb
ist und so die Stromkosten in die Höhe treibt:
Nur bei Bedarf ein- und anschliessend wieder ausschalten. Eine Leuchtanzeige hilft, das Ausschalten
weniger zu vergessen.
Vorteilhaft ist die Steuerung mittels "Einmal"-Knopf: nach der Aufheizung auf meist 65°C (fest eingestellt)
wird der Elektroeinsatz ganz ausgeschaltet bis zum nächsten Knopfdruck.
Meist schaltet sich der Elektroeinsatz bei Lufttemperaturen unter ca. 8°C automatisch ein, weil die
Wärmepumpe ausgeschaltet wird (sie würde – ohne Abtauvorrichtung – vereisen). Falls dies im Winter
regelmässig vorkommt (Leuchtanzeige!), so kühlt sich Ihr Aufstellraum zu stark ab und sollte gegen aussen
abgedichtet und wärmegedämmt werden.
Infoplus
Publikationen
WPZ-Bulletin mit Mitteilungen und Liste von veröffentlichen Prüfresultaten des Wärmepumpen-Testzentrum
Buchs, erscheint ca. 2 mal jährlich.
Ökologie zahlt sich doppelt aus. Beobachter Bauen & Wohnen, 1. April 2010.
Warmwasseranschluss von Geschirrspülern und Waschmaschinen. Ratgeber für Installateure und Elektriker,
wann ein Warmwasseranschluss sinnvoll ist. ewz und AUE 2008.
Schlussbericht 2007: Warmwasseranschluss. Bush Energie und ARENA 2007.
Normen und Labels
EN 16147: 2011. Titel: Wärmepumpen mit elektrisch angetriebenen Verdichtern - Prüfungen und
Anforderungen an die Kennzeichnung von Geräten zum Erwärmen von Brauchwarmwasser.
Eco-design of Water Heaters
Organisationen
WPZ Wärmepumpen-Testzentrum, Buchs
FWS Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz, Bern/Yverdon-les-Bains/Canobbio
CEN Europäisches Komitee für Normung, Brüssel
BFE Bundesamt für Energie, Bern
S.A.F.E. Schweizerische Agentur für Energieeffizienz, Zürich
Links
www.energiefranken.ch: So einfach gelangen Sie zu Förderbeiträgen.
3/4
www.naturemade.org: naturemade ist das Qualitätszeichen für ökologisch produzierte Energie (naturemade
star) und Energie aus erneuerbaren Quellen (naturemade basic).
www.endk.ch: Energie-Kompetenzzentrum der Kantone.
www.infoenergie.ch: die Energieseite der Nordwestschweizer Kantone - Infomaterial, Beratung, Auskünfte
über Förderprogramme.
www.faktor.ch: Magazin zu ausgewählten Themen wie Geräte, Licht, Gebäude, Wohnen, Minergie-P,
Wärmepumpe.
www.topten.info: internationale Online-Suchhilfe für die besten Produkte.
03/2011 Nipkow/Geilinger
4/4