Innotech 02/2010 - Innovationspark Wuhlheide

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Innotech 02/2010 - Innovationspark Wuhlheide
innotech
02 / 2010
Das Magazin der Technologieregion Berlin Südost
03 Produkte und Innovationen 04 Neu im IPW und TGS
07 Der erste Technologiepark in den neuen Bundes­
ländern 10 Das »Objekt Wuhlheide« 12 Vom TAZ zum
Gewerbezentrum 15 Unternehmer seit 1990 20 Nach­
haltigkeit 22 Erbpacht 25 ­Wirtschaftsförderung 26
Veranstaltungen
Innotech 02/2010
Editorial
Editorial
20 Jahre – 2010 ein Jubiläum nicht nur für die Einheit Deut­
schlands, sondern auch für alle nachhaltigen Initiativen, zu
­denen im Jahr des Umbruchs der Grundstein gelegt wurde. Der
Innovationspark reiht sich hier nicht zufällig als erstes Techno­
logie- und Gründerzentrum (TGZ) in den neuen Bundes­ländern
ein. Als Standort des Ministeriums für Wissenschaft und Tech­
nik und des Forschungsrates der DDR verfügte man hier früh­
zeitig über die erforderlichen Kenntnisse und Potentiale, die
zu einer solchen Initiative erforderlich waren und Impulse für
den Aufbau weiterer Zentren in Ostdeutschland geben konnten.
20 Jahre später gibt es allen Grund zu feiern – das Förderziel,
einen neuen, wissensbasierten und technologieorientierten Mit­
telstand in Ostdeutschland aufzubauen, wurde erreicht. Was
1990 bereits vor dem Einigungsvertrag initiiert und gefördert
von den Wissenschaftsministerien in Ost und West mit dem Auf­
bau von 16 TGZ in Ostdeutschland begann, erwies sich als ein
Erfolg aktiver Wirtschaftsförderung und des Strukturwandels.
Heute sind die Zentren in Deutschland etabliert und nach wie
vor Impulsgeber für notwendige politische und wirtschaftliche
Maßnahmen, um die Entwicklung des innovativen Mittelstandes
voranzutreiben.
Zum Jubiläum »20 Jahre IPW« geben wir diesem Heft viel Raum
für einen Rückblick auf die spannenden Jahre der Wieder­ver­
einigung, Beispiele mutiger Unternehmensgründungen, die kon­
tinuierliche Entwicklung des IPW und seine Initiativen. Heute
ist die Aufbruchstimmung der Wendezeit verflogen, vor dem
Hintergrund der Weltwirtschaftslage und der Lage Europas mag
manches unbedeutend oder zu wenig nutzbringend ­erscheinen.
Dabei ist es wichtiger denn je, Verzagtheit und ­Bürokratie zu
überwinden und Wege zur nachhaltigen Sicherung einer starken
deutschen Wirtschaft zu finden. Der Bundesverband ADT e.V.
hat zum Beitrag der Zentren und der KMU ein Positionspapier
vorgelegt, das wir auszugsweise wiedergeben. Im Rahmen
der Festveranstaltung am 26. Mai wird mit der II. Wuhlheider
­Erklärung wieder vom IPW ein politischer Impuls für die ­Stärkung
des innovativen Mittestandes ausgehen, der hoffentlich auch
dementsprechendes Handeln bewirkt.
2
Dipl-Ing. (FH) Carola Reiblich, MBA, Geschäftsführerin SEK GmbH, Betrei­
ber­gesellschaft des TGS; Klaus-Henry Koch, Geschäftsführer der IMG mbH,
Betreibergesellschaft des IPW
I n h a lt/ I m p r e s s u m
Inhaltsverzeichnis
Produkte und Innovationen 3
Bi-Ber GmbH — Machine - Vision - Lösungen
rap.id GmbH — Fortschritt in der Partikelanlaytik
3
3
Neu im TGS und IPW
4
Age of Wind AG — Windmessgeräte für den Weltmarkt
European Association of Tissue Banks
Aus AGOWA genomics wird LGC Genomics
Reiner Lemoine Institut gGmbH
4
4
5
5
20 jahre Innovationspark Wuhlheide
6
Grußwort, Bezirksbürgermeisterin Gabriele Schöttler 6
Der erste Technologiepark in den neuen Bundesländern7
Das »Objekt Wuhlheide«
10
Vom TAZ zum Gewerbezentrum
12
Nachhaltigkeit
20
Unternehmer seit 1990
15
Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie e.V.
Abfalltrennprozesse Dr. Ingeborg Pagenkopf
HTM Reetz GmbH
BioGenes GmbH
EuroNorm GbmH
15
16
17
18
19
Standort
22
99 Jahre Erbpacht im IPW
22
Wirtschaftsförderung Treptow/Köpenick 24
Veranstaltungen 26
­I mpressum Innotech wird herausgegeben von der Innovations­
park Wuhlheide ­Managementgesellschaft mbH, Köpenicker Straße
325, 12555 ­Berlin ­T ext und Redaktion Reimund ­Lepiorz
­Gestaltung Bildmitte — Büro für Gestaltung, Matthias ­Nichelmann,
www.bildmitte.de Fotografie Projekt­foto Richter und Archiv
IPW, außer Seite 6 links oben: Archiv Bezirk Treptow-­Köpenicke Anschrift der Redaktion ­IMG mbH, ­Köpenicker Straße 325,
12555 Berlin, Tel: 6576 2431, Fax: 65 76 2799, [email protected],
www.ipw-berlin.de Druck Agit Druck GmbH, Mai 2010
Innotech 02/2010
P r o d u k t e u n d i n n ovat i o n e n Die Bildaufnahme wird mittels des Lichtsensors ausge­
löst, der eine vorhandene Flasche in der Prüfposition
meldet. Die Bedienung erfolgt mittels des TouchscreenMonitors. Das System ist für helle oder dunkle Flaschen
mit oder ohne Gewinde geeignet und erkennt Ausbrüche,
Risse und starken Abrieb. Die Auswertezeit für jeden
Prüfvorgang beträgt etwa 60 ms. Die erfassten Daten
werden vom Bildverarbeitungsrechner in einer Textoder Bilddatei protokolliert und an die übergeordnete
Steuerung weitergeleitet, sodass fehlerhafte ­Flaschen
ausgesondert und nach einer letzten ­manuellen Inspek­
tion entsorgt oder wieder verwendet ­werden können.
Das System erreicht eine Höchstleistung von 42.000
Flaschen je Stunde. Das 1997 ­gegründete Berliner
Unternehmen Bi-Ber entwickelt und produziert Bild­
verarbeitungssysteme für die produktionsbegleitende
Qualitätskontrolle. Zum Kundenkreis gehören neben
Unternehmen aus der Süßwarenindustrie auch Anwend
er aus der Medizintechnikbranche sowie der Automo­
bilzuliefer- und Elektronikindustrie.
Bi-Ber GmbH & Co. Engineering KG im TGS
Die Systeme der rap.ID GmbH erkennen Partikel vollautomatisch
Produkte und Innovationen
Flascheninspektion nach Baukastenprinzip
Die Inspektion von Mantelflächen, die in vielen indus­
triellen Anwendungen derzeit aufwändige Bildverar­
beitungslösungen erfordert, lässt sich mit dem vom
Bildbearbeitungsspezialisten Bi-Ber entwickelten PRIS­
MAGIC-System – einer Spiegeloptik mit integrierter
Beleuchtung – einfach lösen. PRISMAGIC-Spiegelköpfe
können mit individuell auslegbaren Hardware- und Soft­
warekomponenten zu einem Komplettsystem zusam­
mengesetzt werden.
Solche Machine Vision-Lösungen bewähren sich bereits
in zahlreichen Anwendungen, so etwa in der Leerfla­
scheninspektion, in der die Gewinde und Mündungen
von Glasflaschen auf Beschädigungen oder Verschmut­
zungen überprüft werden. Für eine süddeutsche Brau­
erei hat Bi-Ber beispielsweise gemeinsam mit einem
Branchenfachmann ein neues Inspektionssystem in
eine existierende Anlage integriert. Hardware- und
Software-Komponenten wurden von der Bi-Ber GmbH
bereitgestellt – zum Lieferumfang gehörten unter an­
derem ein PRISMAGIC-Modul mit Kamera, Objektiv,
LED-Ringleuchte und Spiegelgehäuse, ein externer PC
für die Bildverarbeitung, ein TFT-Touchscreen-Monitor,
ein Lichtsensor sowie die von der Bi-Ber GmbH ent­
wickelte Software BottleInspect. Die eingesetzte Ka­
mera hat eine Auflösung von 1.388 x 1.038 Pixeln und
überträgt Bilddaten per Firewire-Schnittstelle an den
an­geschlossenen Rechner.
Tel.: 030. 5304 1253, www.bilderkennung.de
Fortschritt in der Partikelanlaytik
Die rap.id Particle Systems GmbH erweitert das Spek­
trum der Spurenanalytik. Der neue Single Particle
­Explorer SPE 5 raman.ID + metal.ID erkennt vollautoma­
tisch die chemische Struktur eines nur 15 µm großen
Teilchens und dessen elementare Zusammensetzung.
Auf der Basis eines optischen Mikroskops zählt der
SPE 5 raman.ID + metal.ID die Partikel und leitet dann
aufgrund der erfassten Partikelform oder Partikelgröße
automatisch eine chemische Analyse ein. Dies spart
wertvolle Stunden Analysenzeit und liefert eine hohe
Reproduzierbarkeit des Ergebnisses.
Neben der enormen Zeitersparnis geht auch keine wert­
volle Faserspur mehr bei der Analyse verloren, da die
Umpräparation entfällt, die sonst bei der Verwendung
zweier unterschiedlicher Analysemethoden beim Trans­
fer in ein zweites Messgerät erforderlich ist.
Ermöglicht wird dieser Fortschritt durch die Kombinati­
on zweier komplementärer laserbasierender Verfahren:
der bereits seit zehn Jahren bei rap.ID etablierten Ra­
man Spektroskopie und der Laser Induced Breakdown
Spectroscopy (LIBS). Da LIBS vor allem die Element­
verteilung in einem Partikel erkennt, wurde diese junge
Technik metal.ID getauft.
Die Vorteile zeigen sich vor allem bei der kriminalis­
tischen Spurenzuordnung, aber auch in der so ­genannten
industriellen Schadens- und Kontaminationsanalytik, bei
der Verunreinigungen von nur ein ­hundertstel Millime­
ter Größe möglichst rasch den ­Verursachern zugeordnet
werden müssen.
rap.id Particle Systems GmbH im IPW
Tel.: 030. 6576 3440, www.rap-id.de
3
Innotech 02/2010
N eu I n I PW un d TG S
präzisen Windenergieprognosen in naher Zukunft mög­
lich. Die Age of Wind AG wird Planungsbüros, WindparkProjekt-Entwickler, Windenergieanlagenhersteller und
Windparkbetreiber mit neu entwickelten Messgeräten
beliefern. Die Entwicklung der Messgeräte wurde seit
2008 durch das Programm zur Förderung von For­
schung, Innovationen und Technologien (ProFIT) von
Land Berlin und der EU gefördert. Der Vertrieb erfolgt
europaweit, wobei viele der Kunden schon seit mehre­
ren Jahren mit den beiden Unternehmern zusammen­
arbeiten und nun erstmals mit den neu entwickelten
Geräten beliefert werden.
Age of Wind beschäftigt zehn Mitarbeiter. Anfang des
Jahres suchte man einen Produktionsstandort mit ent­
sprechender Ausstattung und fand ihn im IPW. »Tech­
nische Ausstattung und Räumlichkeiten sind ideal und
genau das, was wir benötigen«, so Michael Kubatzki.
Age of Wind AG, Tel.: 030. 21 28 00 20, www.age-of-wind.de
Eine Messstation der Age of Wind AG; Rechts im Bild: Unternehmensgründer Michael Kubatzki
NEu Im I PW
Windmessgeräte für den Weltmarkt
4
Michael Kubatzki und Christian Melzer arbeiteten seit
den frühen achtziger Jahren in verschiedenen Ingenieur­
büros an der Entwicklung von Windmessgeräten. Nach
gemeinsamer Gründung einer Genossenschaft 1985
gründete Christian Melzer 1889 eine Vertriebsgesell­
schaft für ihre Messgeräte. 2008 beschlossen sie, neu­
artige und verbesserte Windmessgeräte zu entwickeln,
die mit der neuesten Nachrichten- und IuK-Technologie
zu weltweit einsetzbaren Windmessstationen kombi­
niert und mit dem Internet verbunden werden können.
Dazu entstand am 30. September 2008 die Age of Wind
AG, die sich mit der Herstellung und Produktion von
Windmessgeräten beschäftigt und auch die Datenfern­
übertragung und die Auswertung der Daten per Inter­
net anbietet. Es handelt sich also um komplette Mess­
stationen, inklusive Messmasten von bis zu 120 Meter
Höhe, für die ein Full-Service von der Installation der
Messstation über die Betreuung der Messungen bis zur
Auswertung der Daten angeboten wird.
Schon heute werden in Norddeutschland an Spitzen­
tagen gut 50 Prozent der Energie aus Wind gewonnen.
An normalen Tagen sind es rund 20 Prozent. Und im
Bundesgebiet werden derzeit zunehmend alte ­Anlagen
der ersten Stunde durch neue ersetzt, die oft die drei
bis vierfache Kapazität haben. Je mehr Windstrom
­allerdings angeboten wird, desto wichtiger wird es, den
Strom geregelt in das Netz einzuspeisen. Das heißt, die
Betreiber müssen in der Lage sein, an den Strombörsen
zuverlässige Aussagen über ihre Kapazitäten zu machen.
Mit den Messstationen der Age of Wind AG sind solche
EATB eröffnet Büro im Innovationspark
Die »European Association of Tissue Banks« (EATB) wur­
de im Jahre 1991 anlässlich eines Kongresses in ­Berlin
gegründet. Mittlerweile gehören der medizinischen
Fachgesellschaft über 300 Mitglieder auch über Europas
Grenzen hinaus an. Vertreten sind Körperschaften oder
Personen, die in dem Fachgebiet tätig sind, Landes­
vereinigungen wie die British Association of Tissue Banks
und zahlreiche institutionelle Mitglieder, zum Beispiel
Gewebebanken einzelner Kliniken oder Forschungsinsti­
tute – wobei kommerzielle Firmen wegen der strengen
ethischen Richtlinien in diesem Fachbereich von einer
Mitgliedschaft ausgeschlossen sind.
Die EATB ist für ihre Mitglieder Fachforum, Entwicklungs­
plattform und erarbeitet fachliche Standards. Sie sieht
ihre Aufgabe nicht zuletzt darin, die Produktqualität von
Gewebespenden zu verbessern und Gewebespenden
zu befördern. In den vergangenen Jahren hat die EATB
darauf hingewirkt, Standards und Empfehlungen für die
Arbeit der Gewebebanken in Europa zu entwickeln. In
diesem Zusammenhang bietet sie Behörden die Zusam­
menarbeit bei der Ausarbeitung von Gesetzesvorhaben
oder Expertisen an. So waren Experten der EATB zin die
Ausarbeitung der EU-Direktive 23/2004, die 2007 in
nationales Recht (Deutsches Gewebegesetz) überführt
wurde, beratend tätig. 2005 war die EATB am Zustan­
dekommen der World Union of Tissue and Cell Banking
Associations (WUTCBA) beteiligt.
Der Vorstand der EATB wechselt alle zwei Jahre, und um
die administrativen Belange an einem Ort zu bündeln,
fiel nun der Beschluss, ein eigenständiges Büro der
­Organisation in Berlin zu schaffen. In den vergangenen
15 Jahren hatte Hans Joachim Mönig, Geschäftsführer
des Deutschen Instituts für Zell- und Gewebeersatz mit
Sitz im IPW die Funktion des »Administrative Directors«
inne. In dem eigenständigen Büro im Innovationspark
Innotech 02/2010
N e u I n I P W u n d T G S
Prof. Dr. Peter Kayser und Prof. Dr. Joachim Twele leiten gemeinsam das Reiner Lemoine Institut im TGS.
LGC Genomics GmbH, Tel.: 030. 53 04 22 00,
Das Reiner Lemoine Institut
Reiner Lemoine zählt zu den Pionieren im Bereich
der regenerativen Energien. In den 90er Jahren baute
er heute bekannte Firmen wie die Solon AG und die
Q-Cells AG auf. Kurz vor seinem Tod im Jahre 2006
gründete er die nach ihm benannte Stiftung, die For­
schung, Wissenschaft und Entwicklung auf dem Gebiet
der regenerativen Energien betreibt. Am 1. April dieses
Jahres ging aus der Stiftung, die auch hundertprozen­
tiger Gesellschafter ist, das Reiner Lemoine Institut als
gemeinnützige GmbH hervor. Sie betreibt Forschungen
auf dem Gebiet der regenerativen Energien, insbeson­
dere zur Vernetzung regenerativer Energien und der
Kombination der einzelnen Energieformen. Ein zweiter
Punkt ist die Integration der regenerativen Energien in
herkömmliche Systeme und Übergänge in etablierte
Stromnetze. Dabei stellt die Schnittstelle zu alterna­
tiven Mobilitätskonzepten, wie der Elektromobilität,
ein weiteres Themenfeld dar. Das Forschungskonzept,
das in den nächsten Jahren umgesetzt werden soll,
entwickelte Prof. Dr. Joachim Twele im Zuge der Insti­
tutsgründung. Er lehrt an der HTW u.a. »Regenerative
Energiekonzepte« und leitet zusammen mit Prof. Dr.
Peter Kayser, ebenfalls HTW, das Institut. Neben den
beiden Professoren beschäftigt das Reiner Lemoine
Institut in der Startphase vier Mitarbeiter/-innen. »Das
Institut ist gut vernetzt«, so Prof. Dr. Twele. Es bestehen
Kooperationen mit Unternehmen, zu denen natürlich
auch die von Reiner Lemoine gegründeten zählen, zu
Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Mit der
HTW verbindet das Institut ein Kooperationsvertrag.
Das Institut versteht sich als hochschulübergreifender
Netzwerkpartner. Reiner Lemoine Institut gGmbH,
www.lgcgenomics.com
Tel.: 030. 53 04 20 00, www.reiner-lemoine-stiftung.de
sieht er die ideale Lösung, die Qualität der Fachgesell­
schaft weiter zu entwickeln. Der Park selber, so Herr
Mönig, stellt mit der ausgebauten Infrastruktur alle
Bedingungen, die für den Betrieb eines zentralen und
international vernetzten Büros wichtig sind.
European Association of Tissue Banks (EATB)
[email protected], www.eatb.org
T. 6576-3050, www.eatb.org
NEu Im TG S
Aus AGOWA genomics wird LGC Genomics
AGOWA genomics ist seit Ende 2007 Mieter im TGS. Im
Jahre 2005 wurde AGOWA genomics Teil des britischen
LGC-Konzern, eines in Europa führenden Anbieters von
analytischen, forensischen und diagnostischen Dienst­
leistungen sowie Referenzstandards. Seit April 2010
firmiert AGOWA genomics unter dem Namen LGC Ge­
nomics. Die Markteinführung von LGC Genomics als
neuer Geschäftsbereich innerhalb der LGC-Gruppe ist
Teil einer größeren Unternehmensumstrukturierung. Al­
le bestehenden Dienstleistungen und Produkte werden
unter der Marke LGC Genomics weitergeführt.
»Die Entscheidung, den Geschäftsbereich LGC Ge­
nomics zu etablieren, spricht für LGC’s Ambitionen,
das Angebot an Dienstleistungen und Produkten wie
Nukleinsäureextraktion, DNA-Sequenzierung, Next
Generation Sequenzierung und molekularbiologische
Dienstleistungen zukünftig noch zu erweitern und darü­
ber hinaus in Mitarbeiter, Anlagen und Technologien in
Berlin zu investieren,« so Dr. Steffen Krüger, Geschäfts­
führer der LGC Genomics GmbH.
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Innotech 02/2010
G r u SSwo r t
20 Jahre IPW
Wenn es um Erfolgsgeschichten aus dem Bezirk Treptow-Köpe­
nick geht, fällt sicher nicht den meisten dazu gleich der Innova­
tionspark Wuhlheide ein. Dabei gehört der IPW ganz vorne dazu.
Denn mit der Gründung des »Technologie- und Ausstellungs­
zentrums« in der Wuhlheide wurde bereits Anfang 1990 das
erste Zentrum in Ostdeutschland geschaffen, dessen Ziel die
Unterstützung von Gründungen und beim Wachsen junger tech­
nologieorientierter kleiner und mittlerer Unternehmen darstell­
te. Neben sofort verfügbarer Infrastruktur stellten die Ange­
bote für Konferenzen und Ausstellungen einen guten Rahmen
zu dieser Aufgabe her. In dieser Zeit des Aufbruchs und dann
auch in all den Folgejahren gingen immer wieder wesentliche
Impulse für den Strukturwandel in unserem Bezirk und darüber
hinaus vom Innovationspark aus. Dafür zolle ich den mehr als
155 Unter­nehmen des Parks und dem Parkmanagement höch­
sten Respekt. Unser schöner Bezirk hier im Berliner Südosten
vereint in seiner Lage alle Vorzüge eines modernen urbanen
Raumes. Arbeiten, Wohnen, Leben – das bietet er seiner Bürger­
schaft in hoher Qualität. Es stimmt uns alle sehr froh, dass es
in den zurückliegenden 20 Jahren gelungen ist, Wachstum vor
allem durch den Ausbau von Arbeitsplätzen in Forschung und
Entwicklung und die Gründung bzw. Ansiedlung wissensbasier­
ter Unternehmen in Wachstumsbranchen als Schwerpunkt zu
verwirklichen. Das Technologieband im Südosten Berlins, vom
größten deutschen Wissenschaftscampus Adlershof über das
Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie bis hin zum In­
novationspark Wuhlheide, stellt eine einzigartige Kraft in der
Zusammenarbeit von Hochschulen, Universitäten und Einrich­
tungen der Grundlagen- und angewandten Forschung mit einer
hochinnovativen mittelständisch geprägten Wirtschaft dar. Es
lebt vor allem aber auch durch den Mut und die Risikobereit­
schaft vieler junger Menschen, den Schritt in die Selbständig­
keit zu wagen und ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Das
alles gibt uns sehr viel Vertrauen für die Zukunft.
Zwanzig Jahre erfolgreicher Strukturwandel eines Wirtschafts­
standortes wie der in der Wuhlheide, das ist natürlich ein Anlass
zu feiern. Ich gratuliere den Unternehmen und dem Manage­
ment des Parks sehr herzlich zu diesem Jubiläum, verbunden
mit den besten Wünschen für die Fortsetzung dieser Erfolgsge­
schichte. Für uns ist das, was in den zurückliegenden Jahren
nicht zuletzt mit sehr viel investiver Unterstützung durch Bund
und Land geschaffen wurde, Bestätigung dafür, wie sehr es
sich lohnt in Bildung, Kultur und in Infrastruktur zu investieren,
um Raum für schöpferisches Wirken unserer Bürger und Bürge­
rinnen zu schaffen. Und diesen Weg wollen wir auch weiterhin
gemeinsam beschreiten.
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Gabriele Schöttler, Bürgermeisterin des Bezirks Treptow-Köpenick
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e
Innotech 02/2010
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e 1989/1990
Der erste Technologiepark
in den neuen Bundesländern
Raum für Ideen
Der Mauerfall im November 1989 als Signal zurück gewonnener
Freiräume zur Entwicklung neuer Ideen und Perspektiven ei­
ner demokratischen Entwicklung war auch Initialzündung für
einen radikalen Umbau der staatlichen Institutionen in der
DDR. Nun wurde es auch möglich, vorgedachte aber bislang
blockierte Reformvorstellungen in der staatlichen Wirtschafts­
politik umzusetzen. In der Wuhlheide hatte der neue Minister
für Wissenschaft und Technologie, Prof. Dr. Peter-Klaus Budig,
als einen ersten Schritt der Neuorientierung den Aufbau des
TAZ, eines Technologie- und Ausstellungszentrums vorgegeben.
Zwei Mitarbeiter der Maschinen- und Fahrzeugbauabteilung des
MfWT, Dr. Dietrich Reiblich und Dr. Karl Rasch, stellten sich der
­Herausforderung.
Das TAZ trat seit März 1990 als Rechtsträger der volkseige­
nen Immobilie »Köpenicker Straße 325« mit dem Ziel auf, hier
den »Innovationspark Wuhlheide« zu errichten und die ­Funktion
eines Technologie- und Gründerzentrums auszufüllen. Nach
bundesdeutschen und internationalen Vorbildern sollte den
Initiativen zur Gründung junger innovativer Unternehmen in
Ostberlin Raum und Unterstützung gegeben werden.
Mit dem TAZ war die Richtung in der Wuhlheide also früh vorgege­
ben. Die Entwicklung war damit plötzlich auch Teil des allgegen­
wärtigen Strukturwandels in den westlichen Industrie­nationen,
der sich nun auch in Ostdeutschland fortsetzen konnte und in
den das Ministerium für Wissenschaft und ­Technologie (MfWT)
unmittelbar eingebunden war.
Die Geschichte der ­Technologiezentren selber reicht jedoch
um einiges zurück; für die Gründung der Technologiezentren in
Ostdeutschland, den späteren neuen Bundesländern, sind 1990
wesentliche Impulse von der Wuhlheide ausgegangen.
Fehlender Mittelstand
Die ersten Technologiezentren entstanden in den fünfziger
­Jahren in den USA. Seit den achtziger Jahren finden sich auch
in Europa, zunächst in Frankreich und Großbritannien, immer
mehr dieser Einrichtungen. In der Bundesrepublik begann die
»Zentrenstory« 1983 in Berlin und Aachen. Das Berliner Inno­
vations- und Gründerzentrum (BIG) im Wedding war es dann
später, das dem ersten Zentrum in Ostdeutschland im Innova­
tionspark Wuhlheide hilfreich zur Seite stand.
Die Zentren in der Bundesrepublik erwiesen sich bereits in den
ersten Jahren ihres Bestehens als wirkungsvolles Instrument
der Technologie- und Innovationspolitik, die gerade KMU po­
sitiv beeinflussten. Als eine Art »Inkubatoren« trugen Sie dazu
bei, akademische Erkenntnisse junger Unternehmer rasch und
­ohne wesentliche Reibungsverluste in wirtschaftliche Ergeb­
nisse umzusetzen. Mit betriebswirtschaftlicher Flankierung
durch ein Centermanagement hatten Gründer aus dem Techno­
logiebereich besseren Zugang zu Finanzierungen, zum Markt
und bessere Chancen, sich ganz auf ihre Kernkompetenz zu
konzentrieren. Nicht zuletzt waren die Zentren auch in der Lage,
einen Beitrag zur regionalen Wirtschaftsentwicklung zu leisten.
In den neuen Bundesländern kamen zwei der besondere
7
Innotech 02/2010
F­ aktoren hinzu: Partei- und Staatsführung der DDR hatten in
den sechziger Jahren die letzten verbliebenen mittelständischen
Strukturen zerschlagen. Es durften keine privaten Forschungs­
einrichtungen betrieben werden. Die Industrieforschungsein­
richtungen der DDR waren bei der Neustrukturierung der Wirt­
schaft nach 1990 benachteiligt. Die Industriebetriebe fanden
meist nur als Produktionsstätten ihre neuen Eigentümer – an
den Forschungsbereichen bestand wenig Interesse. So sind be­
reits nach kurzer Zeit von ehemals ca. 86.000 Ingenieuren und
Wissenschaftlern nur noch 25.000 in Forschung und Entwick­
lung tätig. Die Förderung von Technologiezentren war damit
zugleich Aspekt der Unterstützung des Aufbaus eines neuen
Mittelstandes mit innovativen technologieorientierten Unter­
nehmen und des Aufbaus privater Forschungseinrichtungen
und hatte somit wesentlichen Einfluss auf den Strukturwandel
in den neuen Bundesländern. Um den Aufbau eines innovativen,
technologieorientierten Mittelstandes zu fördern, initiierte 1990
das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT)
unter damaliger Leitung des heutigen Alterspräsidenten des 17.
Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, unter an­
derem das Projekt »Modellversuch TOU-NBL«: technologieorien­
tierte Unternehmensgründungen in den neuen Bundesländern.
Zentrenaufbau in Verbindung mit dem Modellversuch sollte den
Innovationsfortschritt in Ostdeutschland beschleunigen. Im
Zuge einer tief greifenden Umgestaltung der Forschungs- und
Wissenschaftslandschaft ging es schließlich auch darum, neue
Katalysatoren für Innovation und nicht zuletzt neue Denkweisen
der unternehmerischen Selbstständigkeit zu begünstigen.
Ein grundsätzliches Konzept mußte her
Am 28. Februar 1990 lud Prof. Dr. Budig unter dem Thema »Die
8
Gründung von technologieorientierten Unternehmen« zu einer
programmatischen Konferenz in die Wuhlheide, auf der Wege
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e
zur Förderung der Gründung innovativer Unternehmen disku­
tiert wurden. Prof. Budig war von Oktober 1989 bis März 1990
Minister für Wissenschaft und Technologie der DDR und löste
den scheidenden langjährigen Minister Dr. Herbert Weiz ab,
der das Amt seit 1974 innehatte. Mit dem TAZ in der Wuhlheide
hatte Prof. Budig im Frühjahr 1990 zwar schon »sein« Tech­
nologiezentrum geschaffen, aber ihm war auch klar, dass ein
grundsätzliches Konzept her musste, um die Initiative in ganz
Ostdeutschland zu starten.
Mit dem früheren stellvertretenden Minister für Wissenschaft
und Technik, Dr. Karl Heinz Klinger, von 1974 bis 1979 erster
Wissenschaftsrat der DDR in Bonn und damit exzellenten Ver­
bindungen zu den Bonner Ministerien, hatte er einen profunden
Kenner der Zentrenszene in seinem Stab. Ihm war das Konzept
der Technologie- und Gründerzentren in der BRD bekannt und
so konnte er unmittelbar aktiv werden, um im direkten Kon­
takt mit den zuständigen Mitarbeitern im Bundesministerium
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e für ­Forschung und Technologie (BMFT) – Verantwortlicher auf
­Seiten des Bonner Ministeriums war Dr. Hans Peter Lorenzen
– die notwendige Entscheidungsgrundlagen für eine Zentren­
initiative in Ostdeutschland zu schaffen. Dr. Klinger begleitete
in der Folge mit seinem Unternehmen Technostart GmbH im
Auftrag der Bundesregierung noch eine Vielzahl von Zentren­
planungen und – Zentrengründungen in Osteuropa.
Der Startschuss
Am 21. Mai 1990 kam es in Bonn zu einem Treffen der For­
schungsminister aus Ost und West, das als offizieller Start­
schuss für den Auf- und Ausbau der Technologiecenter in den
neuen Bundesländern nach Vorbild bestehender Zentren gilt.
Kurz darauf, am 18. Juli 1990, erfolgte die Bekanntmachung des
MfWT über die Förderung des Auf- und Ausbaus von Techno­
logiecentern auf dem Gebiet der DDR. Ursprünglich sollte die
finanzielle Förderung schon damals vom BMFT übernommen
werden. Da es aus juristischen Gründen zu diesem Zeitpunkt
nicht möglich war, übernahm das BMFT die weitere Förderung
erst nach der vollzogenen deutschen Einheit. Die Bestimmung
des BMFT zur Förderung des Auf- und Ausbaus von 16 Techno­
logie- und Gründerzentren im Beitrittsgebiet folgte somit am
5. Juni 1991.
Insgesamt kamen in der ersten Runde damit 15 Standorte und
16 Center (in Rostock wurde die Förderung auf zwei Techno­
logiecenter verteilt) in den Genuss der Förderung von gut 2,5
Millionen DM pro Center. Projektträger im Auftrag der Bun­
desregierung wurde nach der Wiedervereinigung das VDI/VDE
Technologiezentrum Informationstechnik GmbH Berlin.
Als sehr hilfreich sollte sich die Entscheidung zeigen, den Zen­
trenaufbau Ost durch Kooperationen mit erfahrenen Partnern
aus Westdeutschland zu unterstützen. So wurde das Technolo­
giecenter in Dresden beispielsweise von Dortmund unterstützt,
Innotech 02/2010
Freiberg von Bremen, Schwerin von Lübeck, Jena von Erlan­
gen und das TAZ in der Wuhlheide durch das BIG im Berliner
­Wedding gecoacht. Man kann hier ohne Übertreibung vom
­ersten groß angelegten Erfahrungstransfer von West nach Ost
sprechen und aus den damaligen Arbeitsbeziehungen haben
sich Freundschaften der Akteure entwickelt.
Die Innovationspark Wuhlheide GmbH
Im TAZ in der Wuhlheide hatte der Zentrenbetrieb schon zu einer
Zeit begonnen, in der an anderen Standorten der ­ehemaligen
DDR noch konzeptionelle und planerische Vorbereitungen
­getroffen wurden. Dennoch war allen Beteiligten in der Wuhl­
heide klar, dass der Anspruch an ein Technologiezentrum einer
entsprechenden Unternehmensstruktur bedarf. Im Juli 1990 lag
das Konzept zum Umbau des TAZ in eine Kapitalgesellschaft,
die Innovationspark Wuhlheide GmbH (IPW), vor, zu dessen Um­
setzung im August durch Ministerverfügung der Weg geebnet
war. Einen Monat später, am 26.09.1990, konnte der Gesell­
schaftsvertrag unterzeichnet werden.
Einziger Gesellschafter war zu diesem Zeitpunkt die Anstalt zur
treuhänderischen Verwaltung des Volkseigentums (Treuhandan­
stalt), die die Privatisierung ehemaliger volkseigener Betriebe
überwachen und steuern sollte. Für die Führung der Gesell­
schaft bestellte sie das bisherige Management des TAZ, Dr.
Reiblich als Geschäftsführer und Dr. Rasch als Leiter des Tech­
nologie- und Gründerzentrums im Innovationspark Wuhlheide.
Das TAZ hatte als bisheriger Rechtsträger die volkseigene
­Immobilie »Köpenicker Straße 325« mit einer Vielzahl leer
­stehender Gebäude in die Gesellschaft eingebracht. Zum
­damaligen ­Gebäudebestand des TAZ zählten die Bauten des
M
­ fWT, ­darunter die Paulick-Hallen. Erst später standen die frei
gewordenen ­Gebäude des Staatssicherheitsdienstes für den
Innovationspark mit zur Verfügung.
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Innotech 02/2010
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e
1968 — 1989 Das »Objekt Wuhlheide«
Vom Bildungszentrum zur Akademie
Ende der sechziger Jahre beschloss die Parteiführung der SED
im Stadtforst Wuhlheide ein Informations- und Bildungszentrum
zu errichten, in dem leitenden Kadern der Wirtschaft moderne
Prinzipien der Wirtschaftsführung näher gebracht werden sollte.
Auf dem Lehrplan standen vor allem dreimonatige Lehrgänge in
Theorie und Praxis der EDV.
Der Beschluss fiel in eine Phase der DDR-Geschichte, in der
unter Führung von Walter Ulbricht mit dem so genannten
­»Neuen ökonomischen System« verstärkt Wissenschaft und
Technik als Produktivkraft für die sozialistische Wirtschaft
nutzbar gemacht werden sollte. Mit deren Hilfe beabsichtigte
man ­aktuelle wirtschaftliche Probleme zu lösen. Ulbricht sah
dabei die wissenschaftliche Leitung von Politik und Wirtschaft
und die Befähigung der Führungskader für diese Aufgabe als
dringend erforderlich.
Der Baubeginn des Großprojektes war Ende November 1968.
Vorgesehen waren neben Ausbildungsstätten ein Kongresszen­
trum mit Hotel, Fitnesszentrum mit Sporteinrichtungen. Richard
Paulick (1903 bis 1997), Bauhausschüler und Assistent von Wal­
ter Gropius, war mit Prestigebauten wie dem Wohnblock C-Nord
an der Karl-Marx-Allee in Berlin oder dem Wiederaufbau der
10
Staatsoper unter den Linden bekannt geworden. In der Wuhl­
heide realisierte er einen von der Fachwelt damals sehr beach­
teten innovativen »Musterbau«, der allerdings schon bei seiner
Fertigstellung einige bautechnische Mankos aufwies und sich
im Laufe der Jahre nicht für alle gedachten und neu definierten
Zwecke als nützlich erwies.
Als das Bildungszentrum nach 238 Tagen Bauzeit anlässlich
des 20. Jahrestages der DDR im Oktober 1969 eröffnet wurde,
standen auf mehr als 15.000 Quadratmetern Grundfläche fünf
Hallen mit vier Atrien und einem Mehrzweckgebäude mit Hör­
saal, Kino und Gaststätte. Seine spätere Bestimmung erhielt
der Komplex offenbar recht spontan. »Was, das soll ein Bil­
dungszentrum sein?«, soll Ulbricht bei der Eröffnung ausgerufen
haben. »Ich sage ihnen: Das ist eine Akademie!«
So wurde aus einem Seminar für Wirtschaftskader die AMLO,
die Akademie der Marxistisch-Leninistischen Organisationswis­
senschaften – ein Zentrum für Wissenschaftsorganisation. Die
eigentliche Aufgabe der AMLO ist bis heute allerdings schwer
zu fassen. Sie war primär ein ideologisches Produkt der Ära Ul­
bricht mit ihrem unrühmlichen Ende. Folglich war der Akademie
der Marxistisch-Leninistischen Organisationswissenschaften
auch kein langes Dasein beschieden.
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e Die Ära Honecker – Das MfWT
Auf dem VIII. Parteitag der SED im Juni 1971 löste Erich ­Honecker
Walter Ulbricht als Ersten Sekretär des ZK ab. Mit dem neuen
Mann an der Spitze wurde die Wirtschaftspolitik umdefiniert
und viele Projekte, die sein Vorgänger anstieß, gerieten nun
in Misskredit. Neue Hauptaufgabe war eine «weitere Erhöhung
des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volkes« und
eine Förderung konsumnaher Wirtschaftsbereiche, nachdem
die Schwerpunkte unter Honeckers Vorgänger wirtschaftlich
nicht die erhofften Erfolge zeigten und eine Wachstumskrise
hervorgerufen hatten.
Die AMLO fiel dem neuen Kurs nach nur knapp zweijährigem
Bestehen zum Opfer. An ihrer Stelle zogen staatliche Instituti­
onen wie das Zentrale Institut für Information und Dokumen­
tation in die Gebäude ein. Gleichzeitig wurden die Hallen als
Ausstellungsfläche und für Konferenzen genutzt, die in erster
Linie offenbar die Leistungsfähigkeit sozialistischer Produktion
und deren technologischer Güter zur Schau stellen sollten. 1973
zählte man in einer der ersten Ausstellungen, »Der Fortschritt
der Wissenschaft und Technik – Hauptfaktor bei der Schaffung
der materiell-technischen Basis des Kommunismus«, zum Bei­
spiel 850.000 Besucher und präsentierte ihnen »synthetische
Diamanten« oder die »Orbitalstation Sojus«.
1978 bezog das Ministerium für Wissenschaft und Technologie
(MfWT) in der Wuhlheide einen vom Stahlleichtbaukombinat
Plauen errichteten Bürokomplex. Das MfWT verlagerte seinen
Standort von der Köpenicker Straße in Berlin Mitte in die Köpe­
nicker Straße in der Wuhlheide und sorgte damit gelegentlich
noch in den späteren Jahren für einige Verwirrung bei Besu­
chern. Neben dem MfWT nahm auch der Forschungsrat der
DDR, 1957 als Pendant zum Wissenschaftsrat der BRD gegrün­
det, hier seinen Sitz. Das höchste beratende Organ in Fragen
von Forschung und Entwicklung in der DDR setzte sich aus
100 führenden Wissenschaftlern des Landes zusammen. Eines
­seiner Gründungsmitglieder war der spätere Namensgeber des
Gewerbezentrums: Manfred von Ardenne. Maßgebliche wissen­
schaftlich- technische Spitzenleistungen in der DDR gehen auf
das erfolgreiche Wirken dieses Gremiums zurück.
Innotech 02/2010
Der Stasi- Nachbar
Die oben genannten Institutionen waren allerdings nicht die
einzigen Nutzer des 32 Hektar großen Geländes in der Wuhl­
heide. Sie belegten sogar die kleinere Fläche – jene entlang der
­Köpenicker Straße. Gut die Hälfte der Fläche unterlag strengster
Geheimhaltung und war durch einen Zaun von den übrigen
­Gebäuden abgetrennt. Am gesicherten Eingang stand ein Schild
mit der Aufschrift »ITU – Institut für technische ­Untersuchung«.
Dahinter verbarg sich der zentrale Dienstsitz der Hauptabtei­
lung III (HA III) des Ministeriums für Staatsicherheit (Stasi) und
seit den 70er Jahren auch deren zentrales Rechenzentrum.
Die HA III befasste sich mit Funkaufklärung und Funkabwehr,
sprich: von dort aus wurden unter anderem Telefongespräche
westlicher Diplomaten und Politiker in Berlin abgehört und
protokolliert. Die HA III beschäftige wohl um die 2.300 Mit­
arbeiter, von denen rund 500 ihre Tätigkeit, unter anderem
die Ent­wicklung und der Bau von Geräten und Ausstattungen
der »Aufklärung«, auf dem Gelände des so genannten »Zentral­
objektes Wuhlheide« aus verrichteten. Die Hinterlassenschaft
dieses »Nachbarn« sollte den späteren Nutzern der Immobilien
noch viel zu schaffen machen.
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Innotech 02/2010
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e
1990 — 2000
Vom TAZ zum
Gewerbezentrum
Die Paulick-Hallen
Die ersten Jahre des Technologiezentrums standen im Zeichen
eines schrittweisen Umbaus, um die infrastrukturellen Voraus­
setzung für einen langfristigen und gesicherten Betrieb der
Immobilie zu schaffen. Schon Ende 1990 waren im Techno­
logie- und Ausstellungszentrum TAZ bereits 34 Unternehmen
­registriert, die sich entweder hier neu gegründet hatten oder
den IPW als Sitz des jungen Unternehmens wählten. Die Infra­
struktur der früheren AMLO-Hallen bot ausgezeichnete Voraus­
setzungen für Treffen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Die Wuhlheide wurde zum gesuchten Tagungs- und Messe­
standort für nahezu alle großen wissenschaftlichen Einrich­
tungen wie Fraunhofer Gesellschaft, Max-Planck-Gesellschaft
und von Wirtschaftsverbänden. Das trug mit dazu bei, wesent­
liche Impulse für die Entwicklung eines neuen Mittelstandes in
12
den neuen Bundesländern auszusenden. Die Facilität bot die
Möglichkeit, Tagungen und Ausstellungen in einem Maße zu
verbinden, wie dies nur an wenigen Orten Berlins möglich war.
Die ersten »Hochschultage« der IBM Deutschland in den neuen
Bundesländern fanden im IPW statt, die erste Jahrestagung den
ADT in den neuen Bundesländern, die erste Gesamtkon­ferenz
aller Standorte der Treuhandgesellschaft, zahlreiche Wirt­
schaftsforen und Fachmessen. Noch kurz vor der Schließung
der Ausstellungshallen 1994 waren es allein 15 Messen und
Ausstellungen.
Der ganze Park
Bis 1992 verwaltet die IPW GmbH circa ein Drittel des 32 Hek­
tar großen Grundstücks, während die übrige Fläche, inklusive
ehemaliges Stasi-Gelände, von der interflug, der Deutschen
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e Post, der Allianz Versicherungs-AG Ost und anderen kleinen
und mittleren Firmen genutzt wurde. Im Jahr 1992 erfolgte dann
die Restitution der Gesamtimmobilie zu Gunsten des Landes
Berlin. Der Park erhielt damit eine öffentliche Trägerschaft. Das
­Management des Treuhandunternehmens IPW GmbH erwarb auf
dem Weg eines MBO die Geschäftsanteile dieser ­Gesellschaft
und betrieb nunmehr im Auftrag des Landes ­Berlin, Bezirk
­Köpenick, den Innovationspark als Ganzes. Gemeinsam mit der
Bezirksverwaltung, unter Leitung des damaligen Bürgermeisters
Dr. Ulbricht, begannen Planungen, den Park zu einem moder­
nen, von innovativen kleinen und mittleren Unter­nehmen (KMU)
geprägten Wirtschaftsstandort auszubauen. ­Dazu suchten
­Betreiber und der Bürgermeister den Erfahrungsaustausch mit
erfolgreichen Zentren in den alten Bundesländern und fanden,
neben der bewährten Zusammenarbeit mit BIG im Wedding,
unter anderem auch Unterstützung in den Technologie- und
Gründerzentren Dortmund und Stuttgart.
Revitalisierung und Provisorien
In Berlin fand das Projekt »Innovationspark« breiten Zuspruch
- aus der Senatsverwaltung unter anderem von Senator El­
mar Pieroth, Staatssekretär Kremendahl mit der Wirtschafts­
verwaltung, von der Berliner Wirtschaftsförderung, der ADT
e.V. mit Heinz Fiedler als deren Geschäftsführer und den
Wirtschaftsverbänden und Projektträgern wie dem VDI/VDE
Technologiezentrum e.V. Deren Vertrauen in des Projekt war
für die erfolgreiche Revitalisierung der gesamten Immobilie mit
entscheidend.
Um den vielen neu- oder ausgegründeten Unternehmen gute
Standortbedingungen zu bieten, wurden, zwar mit geringen
­finanziellen Mittel, aber dafür umso mehr Ideen und unter Einbe­
Innotech 02/2010
zug aller zur Verfügung stehenden »Provisorien«, nach und nach
nahezu alle verfügbaren Flächen des baulichen Bestandes für
neue Nutzungen erschlossen. So kam es beispielsweise, dass
die HTM Reetz GmbH und KBB GmbH ihre Firmengeschichte
in Hallen der ehemals betrieblichen Feuerwehr starteten. Der
Ausbau ermöglichte im Jahr 1994 einen überwiegend techno­
logieorientierten KMU-Bestand von insgesamt 120 Firmen im
Park, davon 54 im TGZ.
Synergieeffekte in Schlüsseltechnologien
Die Ansiedlungspolitik des Park- und Zentrumsmanagements
orientierte sich maßgeblich an den Synergieeffekten aus dem
Mit- und Nebeneinander von Kleine und Mittelständische Unter­
nehmen in Schlüsseltechnologien. So entstand im Park bereits
im Verlauf der ersten Jahre nach Gründung ein Branchenmix
mit besonderem Schwerpunkt auf der Werkstoff- und Prozess­
technik und mit starker innerer Vernetzung einer Vielzahl von
Firmen im Park. Mit einer Expertise im Jahre 1997 bestätigt die
Fraunhofer Managementgesellschaft den Betreibern die Rich­
tigkeit des eingeschlagenen Kurses. Ein wichtiger Bestandteil
der Center-Managementleistung des IPW war von Anfang an der
Ausbau internationaler Beziehungen. Immer wieder war der Park
gesuchter Partner beim Erfahrungsaustausch zu Zielen und We­
gen des Aufbaus von Zentren in Osteuropa und Asien. Mit dem
Kaliningrader Innovations- und Technologiezentrum KITZ ent­
stand ein Kooperationsvertrag zur Unterstützung des dortigen
Zentrenaufbaus, mit dem Technopark Zürich eine informelle
Partnerschaft für Probleme der baulichen Entwicklung und des
Innovationstransfers. Das Institut für gewerbliche Wirtschaft
an der Hochschule Sankt Gallen beriet das Parkmanagement
in Fragen der strategischen Ausrichtung der Parkentwicklung.
13
Innotech 02/2010
Eine verbesserte Infrastruktur
1994 begann die Realisierung der ersten Infrastruktur­projekte.
Das alte Kohlekraftwerk wich einem modernen Blockheizkraft­
werk, welches die Versorgung mit Fernwärme und Elektro­
energie übernahm. Gefördert aus Mitteln der Gemeinschafts­
aufgabe von Bund und Land Berlin zur Verbesserung der
wirtschaftsnahen Infrastruktur wurden Versorgungsnetze und
Verkehrsanlagen im Umfang von ca. 16 Mio Euro neu errich­
tet. In diesem Zuge begann der Abbruch der Paulick-Hallen,
die auf Grund ihres unzureichenden Sicherheitsstandards den
neuen Planungen weichen mussten. Die Planungen, den Park
weiter auszubauen, mündeten 1997 in ein auf breiter Ebene ab­
gestimmtes Konzept, das eine starke ökologische Verankerung
der Parkgestaltung verbunden mit adäquater wirtschaftlicher
Flächennutzung, quasi als ein Alleinstellungsmerkmal, vorsah.
Es schuf die Basis, die Vision eines modernen Technologieparks
- beginnend mit dem Bau des Manfred von Ardenne Gewerbe­
zentrums - Wirklichkeit werden zu lassen.
Dieser Neubau wurde mit ca. 43 Mio Euro ebenfalls durch
Bund und Land Berlin aus Mitteln der GA-Infra zu Verbesserung
der regionalen Wirtschaftsstruktur finanziert. Nach knapp drei­
jähriger Bauzeit konnte das Gewerbezentrum am 24.09.1999
mit den 3. Köpenicker Wirtschaftstagen eröffnet und seinen
Nutzern übergeben werden. Das Manfred von Ardenne Ge­
werbezentrum ist einer der attraktivsten Zentrenneubauten in
Deutschland. Bereits in der Planung wurden die zukünftigen
Nutzer mit ihren spezifischen Anforderungen einbezogen. Ent­
standen ist ein hochflexibler, multifunktionell nutzbarer Bau,
der aus drei Komplexen besteht und Büros, Werkstätten und
Manfred von Ardenne
Mit der Eröffnung des Manfred von Ardenne Gewerbe­zentrums
am 24. September 1999 begann ein neuer Abschnitt in der
Entwicklung des Innovationsparks Der Name sollte auch die
Vision für das Zentrum und den gesamten Park verdeutli­
chen: die unternehmerische ­Anwendung ­wissenschaftlicher
Erkenntnisse in der Entwicklung neuer Produkte und Tech­
nologien. Mit »Manfred von Ardenne« ist dies gelungen. Das
Zentrum wurde noch zu Lebzeiten und mit der ausdrücklichen
Zustimmung des Forschers nach ihm benannt.
Professor Dr. h.c. mult. Manfred von Ardenne (1907 bis
1997) war Physiker und Unternehmer. Er gründete seine
erste Firma bereits mit 21 Jahren, das erste Patent erhielt
14
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e
L­ abore, Produktionshallen, Seminar- und Tagungsräumen
­bietet. Allein die vermietbare Fläche umfasst 13.000 Quadrat­
meter - alles in allem Platz für rund 70 Firmen und etwa 800
Beschäftigte. Bereits kurz nach seiner Fertigstellung zogen die
ersten 45 Mieter ein.
Der Facility Management Preis
1995 führten das ausgeprägte Umweltbewusstsein bei der Park­
entwicklung und dem Parkbetrieb, außerdem eine beachtliche
technologische Breite hier angesiedelter Unternehmen der
»Umweltbranche«, zu der Projektidee »Innovations- und Öko­
park Wuhlheide«. Mit ihr bewarb sich der Park 1996 im Vorfeld
der ­Expo 2000 in Hannover an der Ausschreibung »Dezentrale
Projekte« des Landes Berlin. Ziel war die besondere infrastruk­
turelle Lage des Parks zu nutzen, um mit hier angesiedelten
­Unternehmen neue Umwelttechnologien und Umwelttechnik
quasi im »Feld­versuch« zu vernetzen und zur Anwendung zu
bringen. Es stellte sich heraus, dass die Zeit nicht reif für der­
artige ­Experimente war, das Projekt wurde abgebrochen. Das
Engagement des Parkmanagements für eine umweltgerechte
Betriebsführung und Bauentwicklung setzte sich allerdings fort.
Flankierend dazu baute der Betreiber das ganzheitliche Dienst­
leistungsangebot für Unternehmen im IPW auf, damit sich die
Firmen auf ihr »Kerngeschäft« konzentrieren können. Für die
herausragenden Facility Management­leistungen beim Betrieb
des Innovationspark erhielt der ­Betreiber mit Frau ­Marion
Kohlenbach an der Spitze 1998 als erster in der ­Kategorie
»Gewerbliche Großimmobilie in Deutschland« den »Facility
Management Preis«.
er mit 15 Jahren und schrieb durch Weg weisende Entwick­
lungen im letzten Jahrhundert Wirtschaftsgeschichte. Bereits
im Alter von 19 Jahren war er mit der Idee der MehrsystemElektronenröhre bekannt geworden. Es war Grundlage für
den Rundfunkempfänger. 1928 gründete er in Berlin das VON
ARDENNE-Laboratorium für Elektronenphysik, von 1928 bis
1945 entwickelte er das Rasterelektronenmikroskop. Bahn
brechend waren seine Forschungsleistungen zur Katho­
denstrahlröhre, mit der 1930 die erste vollelektronische
Fernsehübertragung möglich wurde. In der Zeit von 1945
bis 1955 arbeitete von Ardenne mit anderen namhaften
Wissenschaftlern in der Sowjetunion. Nach seiner Rückkehr
gründete er sein privates Forschungsinstitut in Dresden, in
dem die Forschungslinien der frühen Jahre erfolgreich fortge­
setzt ­wurden. Ab den sechziger Jahren arbeitete der Physiker
vor allen Dingen in der medizinischen Forschung. Bekannt
wurde er hier besonders durch die Sauerstoff- MehrschrittTherapie. Manfred von Ardenne gehörte über Jahre dem
Forschungsrat der DDR an, der seinen Sitz neben dem Mini­
sterium für Wissenschaft und Technologie auf dem Gelände
des heutigen Innovationsparks Wuhlheide hatte. Er starb am
26.05.1997 im Alter von 90 Jahren in Dresden.
Unternehmer
Innotech 02/2010
O.U.T. — Optotransmitter-Umweltschutz-Technologie — e.V.
Das Jahr 2009 war tatsächlich das erfolgreichste in der Geschichte
des OUT e.V. Nie zuvor waren mehr Forschungsprojekte in Arbeit.
Die Zahl der Mitarbeiter stieg in den vergangenen Jahren kontinu­
ierlich an und liegt jetzt bei 42. »Mehr als zu Beginn«, resummiert
Dr. Henning Dittmann.
Am 19. Juni 1991 trafen sich eine Handvoll Ingenieure und Wissen­
schaftler aus dem Werk für Fernsehelektronik im »Mittelpunkt der
Erde«, einer Kneipe in Schöneweide. Sieben waren es mindestens,
erinnert er sich, denn soviel sind nötig, um einen Verein zu grün­
den. Es stand von Anfang an fest, dass es sich um einen gemein­
nützigen Verein handeln sollte. Der Plan sah vor, anwendungsnahe
Forschung in Mikro- und Optoelektronik sowie Umweltschutz für
KMU zu betreiben. Die ersten Projekte wurden im Rahmen von ABMMaßnahmen eingeworben. Anzahl der Mitarbeiter: 35. Man konnte
mit hundertprozentiger Förderung rechnen und begann mit einer
technischen Grundausstattung, die überwiegend aus dem Werk
für Fernsehelektronik stammte – ein Teil davon ist heute noch in
Gebrauch – und Räumlichkeiten, die buchstäblich im Schatten des
Fernsehwerkes lagen. Als die Räumlichkeiten 1996 dem TGS in Schö­
neweide ­weichen mussten, begann die Suche nach einem neuen
Standort, einem ­nahe liegenden. Und nichts lag näher als das IPW.
Gleichzeitig stellte sich ein neues Problem: »Mit dem Auslaufen der
hundertprozentigen Förderung von BMWi-Projekten mussten wir uns
fragen, ob wir den nötigen Anteil an Eigenmitteln zur Kofinanzierung
geförderter FuE-Projekte beschaffen können.« Man beschloss die
Flucht nach vorn anzutreten. Aber es war schwierig. Die Mitarbeiter­
zahl sank auf zwölf, die jetzt auch Analysen übernahmen, Gutachten
schrieben, mit Beratungsleistungen und anderen Dienstleistungen
die nötigen Gelder als Eigenmittel beschafften.
Das Profil änderte sich, es bildete sich eine Struktur mit Ge­
schäftsfeldern und Kernkompetenzen heraus. Heute führt der OUT
e.V. FuE-Tätigkeit in den Bereichen »LED-Entwicklung«, »Optische
Messtechnik«, »Dünnschichttechnologie« und »Optoelektronische
Sensorik« auf höchstem Niveau durch und erbringt umfangreiche
Managementleistungen – besonders im Rahmen der vom OUT e.V.
getragenen Netzwerke sowie von FuE-Verbundprojekten – vor allem
für FuE-treibende KMU. Auf Basis erfolgreich durchgeführter FuEProjekte stieg die Anzahl an Forschungsaufträgen. Nach 19 Jahren,
ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Ein kleines Jubiläum ist erreicht. In
diesem Jahr wird das hundertste Forschungsprojekt abgeschlossen.
OUT e.V., Köpenicker Straße 325, Haus 201, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 26 71, www.out-ev.de
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Innotech 02/2010
Unternehmer
Abfalltrennprozesse Dr. Ingeborg Pagenkopf
Über eines war sich Frau Dr. Pagenkopf immer im Klaren: »Unsere
Spezialisierung bringt eine beständige Forschungs- und Entwick­
lungsarbeit mit sich, wenn wir auf dem Markt bestehen wollen«.
Die Recyclingbranche unterlag in den vergangenen Jahren einem
ständigen Auf und Ab. Sie bekam es zu spüren. Heute beschäftigt
Frau Dr. Pagenkopf zwölf Mitarbeiter. Es waren schon 22.
Dr. Ingeborg Pagenkopf arbeitete im Institut für chemische Techno­
logie der Akademie der Wissenschaften. Im Rahmen des ­Instituts
befasste sie sich früh mit der Gründung technologieorientierter
Unternehmen, belegte Lehrgänge und stellte sich irgendwann die
Frage – oder die Aufgabe: »Wie sehen die Chancen aus, das, was
man jahrelang entwickelt hat, nun tatsächlich auch auf dem Markt
umzusetzen?« Das Initial war also eine gehörige Portion Neugierde,
sagt Frau Dr. Pagenkopf
Also gründete sie zunächst mit einem Mitarbeiter im Jahre 1993 ein
beratendes Unternehmen in der Kunststoffrecyclingindustrie und
begann erst 1996 die eigene Produktion. Heute betreibt sie zwei
Recyclinganlagen in der Wolfener Straße in Marzahn, die jährlich
7.500 Tonnen Wertstoffe umsetzen. Den Anfang machte die selek­
tive Trennung von Polystyrol aus Bechern, ab 1998 von Polystyrol aus
16
Kühlgeräten. Bis 2010 produzierte ihr Unternehmen unter anderem
30.000 Tonnen Polystyrol für die Kunststoffverarbeitende Industrie
im Sink-Schwimm- und später im Zentrifugalverfahren. Der Vorgang
basiert auf der von ihr entwickelten Dichtefraktionsanalyse (DFA).
Die mittlerweile weltweit patentierte Analyse war dann auch die
Basis für weitere Anwendungen und Verfahrensentwicklungen, mit
denen Kunststoffe wie Polystyrol, Polyamid oder Blends wie PC/
ABS getrennt werden.
Diese Branche stelle immer wieder neue Herausforderungen: neue
Materialien, instabile Märkte, die Globalisierung. Ihr neues Verfahren
nennt sich TOA – Thermooptische Analyse und dient dazu, schwarz
zu sehen: schwarze Polymermischungen in der Kunststoffart zu
­unterscheiden. Ein bisher ungelöstes Problem der Sortierung.
Es geht also erneut um Grundlagenwissen, um Know-how, das
die neu entstandenen Probleme löst. »Und irgendwie geht es mit
der neuen Fragestellung auch wieder von vorne los«, sagt Frau Dr.
­Pagenkopf.
Abfalltrennprozesse Dr. Ingeborg Pagenkopf, Köpenicker Straße 325, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 26 98, www.abfalltrenn.de
Unternehmer
Innotech 02/2010
HTM Reetz GmbH
Ihr Logo ziert ein kleines Teufelchen, das den Betrachter mit glut­
rotem Blick ansieht. Wenn Dr. Roland Reetz sich prüfend ins Innere
eines mannshohen Ofens beugt, scheint er sich immer auch beiläufig
bei ihm zu erkunden: »Stimmt die Temperatur so?« – »Ja, danke,
angenehm.«
Es ist heute kaum vorstellbar, dass die Brüder Dr. Roland Reetz
(rechts) und Professor Dr. Teja Reetz ihre ersten Hochtemperatur­
geräte 1991 in einer Garage bauten, einer geräumigen Feuerwehr­
garage immerhin. Die allerdings war unkompliziert innerhalb eines
Tages zur Verfügung, während sie an anderen Standorten auf der
Warteliste für einen Raum standen. »Außerdem gab es den unschätz­
baren Vorteil«, erinnert sich Dr. Reetz, »dass wir in der Durstphase
die Möglichkeit hatten, die Miete gestundet zu bekommen.«
Sie starteten mit einer Förderung des BMWi für technologie­
orientierte Unternehmen. Als wichtigstes Kapital sehen sie aber ihr
Know-how – ihre Kenntnis der Materialkunde, der Verknüpfung von
Temperatur, Gasflüssen und Bewegung für die Steuerung komplexer
Anlagen. Mit ihrer Firma knüpften sie quasi an Forschungen an, die
beide Jahre zuvor an der Akademie der Wissenschaften begannen.
16 Mitarbeiter fertigen heute auf einer Produktionsfläche von 580
Quadratmetern Öfen nach spezifischem Bedarf für Kunden auf der
ganzen Welt. Eigentlich sind die Hochtemperaturgeräte mit dem
­Begriff »Ofen« nur sehr unzureichend beschrieben. Geräte bis zu
vier Metern Durchmesser entstanden hier. Wolframöfen, Kammer­
öfen, Thermomigrationsanlagen. In einer Ecke stehen blendend­
weiße ­Yttriumoxid-Rohkörper aus eigener Entwicklung, die den Kör­
per eines Vakuum-Rohrofens bilden werden und bei 45 Millimetern
Rohrdurchmesser einer Temperatur bis 2.200 Grad Celsius standhal­
ten. Es geht aber noch kleiner. Nur zwei Zentimeter Kammerdurch­
messer misst das kleinste Produkt aus den Laboren der HTM Reetz.
Es diente der Züchtung von Kristallen unter Bedingungen der Mikro­
gravitation und erzeugte um die 1.700 Grad Celsius. Und es geht
freilich auch heißer: bis 2.500 Grad Celsius – das Teufelchen lacht.
Werbung haben die Unternehmensgründer nie gemacht. Es sprach
sich in Fachkreisen bald rum, was hier zu bekommen war. »Wer ein
spezielles Gerät sucht, der findet uns außerdem im Internet«, erklärt
Dr. Reetz lakonisch. Fündig wurden bisher: BASF, die Max-Planck-­
Institute, Diamantenproduzent de Beer aus Kapstadt, Siemens,
Fraunhoferinstitute, die BAM, die PTB, Universitäten, Erdölunter­
nehmen aus Baku, Wissenschaftler vom MIT…
HTM Reetz GmbH, Köpenicker Straße 325, Haus 131, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 2254, www.htm-reetz.de
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Innotech 02/2010
Unternehmer
Biogenes Gmbh
Dr. Alexander Knoll (links) und Dr. Sergej Ovodov waren Angestellte
im Institut des Kombinates GERMED. Nach der Wende ging es mit
dem Kombinat stetig bergab. Die beiden Wissenschaftler machten
Verbesserungsvorschläge, um den Prozess aufzuhalten, drangen bei
ihren Vorgesetzten jedoch nicht durch und beschlossen, quasi aus
dieser Notlage heraus, aber mit festem Unternehmensziel vor Augen,
sich 1992 selbständig zu machen.
Fünf Jahre danach war BioGenes in der Lage, für die Entwick­
lung von Antikörpern eine Garantie zu bieten. Das war seinerzeit
für die Biotech-Branche einmalig und brachte dem jungen Unter­
nehmen einiges an Reputation ein. Heute, weitere 13 Jahre später,
zählt Bio­Genes zu den führenden Serviceanbietern bei immunolo­
gischen Dienstleistungen und der Antikörperentwicklung in Europa.
»In Deutschland waren wir so ziemlich die ersten, die Antikörper
­an­boten«, erinnert sich Dr. Knoll.
In den vergangenen Jahren hat BioGenes seine Position allerdings
auch auf dem internationalen Markt stetig ausgebaut. Der Exportan­
teil stieg durch Kooperationen in Kanada, Großbritannien und Asien.
Derzeit beliefert BioGenes Kunden in 26 Ländern, und lässt man die
Referenzliste Revue passieren, dann gibt es schon hierzulande kaum
18
ein größeres Unternehmen der Pharmaindustrie, der Lebensmitteldi­
agnostik oder der Medizin, das nicht zum Kundenkreis von BioGenes
zählt: Aventis, Bayer, Merck, die BASF oder Schering, Boehringer
Ingelheim, Merckle, Novartis, Hoffmann la Roche usw.
Langsam aber stetig wollte man wachsen. Faktisch lag das jährliche
Unternehmenswachstum bei rund fünf bis zehn Prozent, stetig. Die
Zahl der Mitarbeiter ist mit dem Erfolg von anfänglich zwei auf 24
angestiegen.
BioGenes ist allerdings nicht nur eines der ersten Unternehmen im
Innovationspark Wuhlheide. Es ist von Anfang an hier. In einem Ge­
bäude, das zu den älteren Jahrgängen gehört. Aber auch die seien
nicht zu verachten und mittlerweile sind die Räume nach mehreren
Umbauten und Erweiterungen bestens auf die eigenen Verhältnisse
zugeschnitten.
Für Dr. Knoll war ein Fakt besonders wichtig. »Es wird mit den Firmen
gedacht und dabei geht es vollkommen unbürokratisch zu.« Und
auch das von Anfang an.
BioGenes GmbH, Köpenicker Straße 325, 12555 Berlin, Tel.: 030. 65 76 23 96, www.biogenes.de
Unternehmer
Innotech 02/2010
EuroNorm GMBH
Der allererste Mieter: Im Februar 1990 machten sich drei Angestellte
selbständig. Ihr Unternehmen nannten sie Forschungsagentur ­Berlin
GmbH. Claudia Herrmann-Koitz, Bertold Hellriegel (Bild rechts) und
Dr. Bernd Hunger arbeiteten beim Forschungsrat der DDR und
ahnten schon, dass es ihre bisherigen Arbeitsplätze nicht mehr lan­
ge geben würde. Ihre Geschäftsidee lässt sich mit Transparenz und
Technologietransfer überschreiben – ein Nachschlagewerk über For­
schungsstätten und Forschende in Ostdeutschland und eine Analyse
der Forschungspotenziale. Das Kompendium, herausgegeben vom
Hoppenstedt-Verlag in Darmstadt, brachte es zu vier Neuauflagen,
bis sich die Landschaft geordnet hatte und der Titel auslief.
In diese Zeit fiel die erste Projektträgerschaft, ein Auftrag des Bun­
desministeriums für Wirtschaft und Technologie für das IFP – In­
novationsförderungsprogramm. Die Bundesregierung wollte den
Neuaufbau der ostdeutschen Industrieforschung unterstützen und
stellte dafür Fördermittel bereit. Mehrere hundert kleine und mitt­
lere Unternehmen kamen über die Forschungsagentur Berlin GmbH
zu Fördermitteln für ihre Innovationsvorhaben. Auch heute noch ist
Frau Herrmann-Koitz den damaligen Auftraggebern für ihr Vertrauen
dankbar. »Nur wenn man Aufträge bekommt, kann man zeigen, was
man zu leisten vermag«. Derzeit begleitet die EuroNorm GmbH fast
viertausend Unternehmen in sieben Programmen. Das bekannteste
ist vielleicht ZIM Solo – Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand,
Teil Einzelprojekte von kleinen und mittleren Unternehmen.
Bis 1996 blieben sie im IPW, dann zog das Unternehmen in eigene
Büroräume nach Neuenhagen. Gemeinsam mit Dr. Karsten Koitz (Bild
links) wurde 1994 die EuroNorm Gesellschaft für Qualitätssicherung
und Innovationsmanagement mbH gegründet. ­Später fusionierten
dann beide Unternehmen. Im Geschäftsbereich Management­
beratung und –training betreut die EuroNorm GmbH ­heute einen
großen Mandantenstamm bei der Entwicklung und Vervollkomm­
nung ihrer Managementsysteme. Das neueste Produkt ist »KiQu«,
eine Software zu Selbstbewertung der Qualitätslage in Kindertages­
stätten. Die EuroNorm GmbH beschäftigt aktuell 80 ­Mitarbeiter und
die Auftragslage ist gut. »Mit unserer konsequenten Dienstleistungs­
orientierung haben wir alle Antennen auf die Kundenwünsche ausge­
richtet«, erklärt Dr. Koitz die positive Entwicklung des Unternehmens.
Das Leitbild »Mit Qualität und Innovation zum Erfolg« hat sich als
treffend erwiesen.
Euronorm GmbH, Rathausstraße 2a, 15366 Neuenhagen, Tel.: 033 42. 25 47 41, www.euronorm.de
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2000 — 2010
Nachhaltigkeit
Ein neues Profil
In dieser Zeit begann eine neue Etappe in der Parkentwicklung.
Die Leitkonzeption »Arbeitswelt’21« definierte das komplexe
Entwicklungsprojekt IPW. Die Pilotlösung einer lokalen Agenda
21 wurde unter dem Begriff »Köpenicker Modell« deutschland­
weit bekannt. Ihr Ziel lautete »Nachhaltiges Wirtschaften in der
vernetzten Technologieregion Berlin-Südost durch die konse­
quente Einführung von Umweltmanagementsystemen«. Ergänzt
durch die Gestaltungskonzeption 2000 wurden die planerischen
Grundlagen für die weiteren Entwicklungsmaßnahmen, das zu
realisierende Profil und Erscheinungsbild des Parks geschaffen.
Es sieht unter anderem die Bereitstellung von kleingliedrigen
Entwicklungsflächen für Investitionen von KMU in eigene Grund­
stücke und Gebäude mit dem Schwerpunkt der Erbpacht vor.
Als erste Firma nutzte die CrysTec GmbH im Jahr 2000 das
Angebot. Sie war in einem jener provisorischen Objekte des
ehemaligen MfWT gewachsen, die nach und nach verschwan­
den und weiteren bauliche Maßnahmen mit Mitteln der GA zur
Verbesserung der Infrastruktur Platz machten.
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Gefördert aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe von Bund
und Land Berlin zur Verbesserung der wirtschaftsnahen Infra­
struktur wurden innere Erschließungsstraßen errichtet und die
Zufahrt zum IPW erheblich verbessert. 2005 wurde das ehema­
lige Dienstgebäude des MfWT der DDR grundlegend saniert.
Das stellte in Verbindung mit dem Neubau eines Laborgebäu­
des den zweiten Bauabschnitt des Technologie- und Gründer­
zentrums dar. Sanierung und Neubau mit Gesamtkosten in
Höhe von 14,5 Mio Euro sind aus Mitteln der Gemeinschafts­
aufgabe »Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur«
gefördert und durch die EU (Europäischer Fonds für regionale
Entwicklung) kofinanziert. Auf insgesamt 7.000 Quadratmeter
vermietbarer Fläche stehen weitere interessante Angebote an
Labor-, Büro- und Schulungsflächen zur Verfügung. Der Park
gewann mit der einladenden Fassade zugleich ein attraktives
»Gesicht« am Haupteingang. Gemeinsam mit dem Manfred von
Ardenne Gewerbezentrum sind somit 20.000 Quadratmeter ver­
mietbare Fläche vornehmlich für KMU vorhanden.
Bis heute wurden weitere 1,5 Mio Euro in den Abbruch von
Gebäuden, die Herrichtung der Flächen für Unternehmensan­
siedlungen und die verkehrstechnische Verbindung der Zufahrt
des IPW mit den inneren Erschließungsstraßen über vorgenannte
GA-Mittel investiert. Damit wurde 2009 der vorletzte ­Abschnitt
der geplanten Infrastrukturentwicklung abgeschlossen.
Weiterbildung und Netzwerke
Aus- und Weiterbildung hatte von Anfang an einen hohen
Stellen­wert. Das Parkmanagement organisierte über drei Jahre
(2000 – 2002) eine Sommerakademie zur Unternehmerweiter­
bildung und führte sie anschließend in Einzelveranstaltungen
im Jahresverlauf weiter. Der Anteil von Unternehmen der Ausund Weiterbildung im Park stieg auf acht Prozent. Sie bauten
die Arbeitsbeziehungen zu den Fachhochschulen, der HTW in
Berlin-Karlshorst und der TFH in Wildau kontinuierlich aus und
Innotech 02/2010
2 0 Ja h r e I n n ovat i o n s pa r k W u h l h e i d e schufen mit ihnen Projektverbünde in Forschung und Entwick­
lung. Kooperationsentwicklung unter Führung von im Park an­
sässigen Unternehmen wird in diesen Jahren zu einem Schwer­
punktthema. Die Netzwerke fördern den Technologietransfer,
stärken die Partner am Markt und eröffnen neue Möglichkeiten
der Entwicklung von Spitzenprodukten und -technologien. 2002
rief die BioGenes GmbH das Netzwerk SciTrix ins Leben, das
im Verbund mit anderen Firmen unterschiedlicher Kompetenz
Großaufträge einwarb. Herausragendes leistete der Förder­
verein erneuerbare Engergien (FEE) e.V. Das Förderprojekt
NEMO – Netzwerk Management Ost des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Technologie schuf für den Optotransmitter
Umweltschutz-Technologie (OUT) e.V. und für die fm-one Ma­
nagementservices GmbH die Grundlage für erfolgreiches Netz­
werkmanagement der Netzwerke »OptoBioNet – Optoelektronik
in der Biotechnologie« mit zehn Partnern, »tusec – Tunnelsicher­
heit« und »siu-x – Sicherheit in unterirdischen Verkehrsanlagen«
mit jeweils 13 Partnern und »ne-sis – Systeme für integriertes
Sicherheitsmonitoring«, an dem 14 Partner beteiligt waren.
Umweltgerecht zertifiziert nach DIN ISO 14001
Mit der Grundüberzeugung »Nachhaltigkeit und lokales Enga­
gement« brachte sich der Betreiber des IPW in die eingangs
erwähnte »Lokalen Agenda 21« des Bezirks ein und beteiligt
sich am Berliner Projekt »ÖKOPROFIT«. 2002 erhielt er den ­Titel
»Ökoprofit-Betrieb«. Damit wurde zugleich der Grundstein für
die TÜV-Zertifizierung des IPW Umweltmanagementsystems
2005 gelegt. Am 16. März 2005 erhielt das IPW vom TÜV Rhein­
land das grüne Gütesiegel nach DIN ISO 14001 und wies den
Park, der übrigens im Landschaftsschutzgebiet liegt, als ersten
umweltbewusst betriebenen Technologiepark in Deutschland
aus. Die wiederholte Zertifizierung im Jahre 2009 belegt, dass
das Management gesteigerten Wert auf Kriterien wie die Ab­
fall- und Abwasserentsorgung, Umwelt- und Arbeitsschutz legt.
Stabiles Wachstum
Als sich der Bundesverband ADT e.V. 2003 entschied, die Ju­
biläumskonferenz »20 Jahre TGZ in Deutschland« im IPW zu
­begehen, würdigte er damit auch die Rolle und das politische
Engagement dieses Zentrums und des Bezirks Treptow-Köpe­
nick bei der erfolgreichen Entwicklung mittelständischer Struk­
turen. Durch die Nähe des Managements zu den Unternehmen
und deren Entwicklungsproblemen kam ihm in den letzten Jah­
ren allerdings auch die Rolle eines Vermittlers und Fürsprechers
im Prozess politischer Meinungsbildung zu. Das Engagement
mündete in der »Wuhlheider Erklärung« der technologieorien­
tierten Mittelstandsverbände im Jahr 2006 zur Stärkung der
Basis kleiner und mittlerer technologie- und wissensbasierter
Unternehmen für Wachstum und Beschäftigung in Deutschland.
Mit ihr wurden unmittelbar politische Entscheidungsprozesse
zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und gezielter För­
derung des innovativen Mittelstandes beeinflusst. Ein Beispiel
ist das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand – ZIM.
Die allerjüngsten Kennzahlen in der Wuhlheide zeigten eine
auch in der aktuellen Wirtschaftskrise bemerkenswert stabile
Entwicklung. Der Mix an Unternehmen in Hochtechnologieb­
ranchen mit hohem Synergieeffekt hat maßgeblich zu dieser
Stabilität beigetragen – die innere Vernetzung ist vorangeschrit­
ten. 2009 bis einschließlich Januar 2010 haben sich 30 neue
Unternehmen im Park niedergelassen, davon waren fünf Neu­
gründungen. Dagegen standen 18 Auszüge und nur eine Insol­
venz. Derzeit arbeiten 155 Unternehmen mit insgesamt 1.200
Mitarbeitern im IPW. Vier von ihnen haben Erbpachtverträge
mit dem Bezirk Treptow-Köpenick unterzeichnet, oder nehmen,
wie die Firma GESIMAT, neue Produktionsanlagen in Betrieb
und bauen die internationalen Beziehungen aus. Sie erhoffen
sich ein weiteres gutes Vorankommen des Standortes und
Verbesserungen der Rahmenbedingungen für wissensbasierte
Unternehmen - insbesondere bei Forschung und Entwicklung.
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Innotech 02/2010
S e rv i c e
99 Jahre Erbpacht
Im Innovationspark Wuhlheide haben sich mittlerweile vier
Unternehmen entschieden, einen eigenen Firmensitz auf
­Basis der Erbpacht zu errichten.
Am frühen Vormittag des 18. Januar 2007 traf ein Schwerlast­
konvoi auf dem Gelände ein. Die Transporter mit Überbreite
waren seit dem Vortag unterwegs und überführten 465 Qua­
dratmeter Arbeitsfläche: Büro- und Reinraumlabore. Insgesamt
sieben Module, die Ende August bei einem Fürther Spezialisten
für hochgradig ausgerüstete und spezialisierte Fertiggebäude
bestellt und vor Ort in Trockenbausweise hergestellt worden
waren. Sie wurden noch am selben Tag in unmittelbarer Nähe
des Manfred-von-Ardenne Gewerbeparks aufgestellt und in den
nächsten Wochen komplett montiert.
Nur wenige Monate später waren die neuen Räume des DIZG,
des Deutschen Instituts für Zell- und Gewebeersatz bezugsfer­
tig und betriebsbereit. Das DIZG ist seit 2001 Mieter im IPW. Es
beliefert Krankenhäuser und Kliniken mit autologen Zellkulturen,
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die in den eigenen Reinräumen entstehen und mit ­allogenen
­Gewebetransplantaten. Bis zu diesem Zeitpunkt betrieb das
Institut ein weiteres Labor in Leipzig. Mit der Investition in die
neuen Gebäude verlagerte das Institut seinen Standort ganz
nach Berlin und schuf eine langfristige Handlungs­per­spektive.
Flexible und individuelle Lösungen – speziell für KMU
Um die Rahmenbedingungen für ein unternehmerisches En­
gagement attraktiver zu gestalten, bietet das Land Berlin die
­Errichtung eines eigenen Unternehmensstandortes zu gün­
stigen Bedingungen im Erbbaurecht an. Die Verträge werden für
eine Dauer von 66 Jahren mit der Option auf Verlängerung um
bis zu 33 Jahren geschlossen. Die Erbpächter zahlen so ihren
Pachtzins und erhalten Recht und mithin auch die Pflicht, auf
dem Gelände zu bauen. Das Erbbaurecht kann später in Abstim­
mung mit dem Verpächter auch belastet werden. Die Firmen
erwerben damit nicht allein erschlossenes Bauland ­innerhalb
des Campus, um ihre Räumlichkeiten dauerhaft den eigenen
Innotech 02/2010
S e rv i c e Bedürfnisse entsprechend zu entwickeln. Sie erwerben Eigen­
tum an Grund und Boden, ohne ihr Eigenkapital zu belasten,
profitieren von relativ geringem Pachtzins und verschaffen sich
langfristige Planungssicherheit.
Langfristig Sicherheiten schaffen
Erster Erbpächter auf dem Gelände des IPW war im Jahre 2001
die CrysTec GmbH. Sie entwickelt und vertreibt einkristallines
Substratmaterial. Als das Unternehmen Ende der neunziger Jah­
re wuchs, beschloss man in einen Neubau zu investieren. Heute
stehen 800 Quadratmeter auf zwei Etagen zur Verfügung und
das gesamte Gebäude ist auf die besonderen Bedürfnisse der
Kristallproduktion zugeschnitten. »Für uns war die Entscheidung
richtig«, stellt Geschäftsführer Knut Peters fest. Er würde bei
stabiler unternehmersicher Basis und langfristiger Geschäfts­
perspektive auf jeden Fall zu der Investition raten.
In 2009 ging ein langjähriger Mieter im IPW einen Sonderweg:
im Rahmen der Erbpacht wurden drei aufstehende Gebäude
übernommen. Der Umbau der ehemaligen Bürogebäude für die
individuell zugeschnittene Labornutzung stellte sich als große
Herausforderung für die micro resist technoloy GmbH (mrt)
­heraus, die erfolgreich gemeistert wurde. Zu Jahresbeginn ging
das Laborgebäude in Betrieb. Die mrt produziert und vertreibt
anorganisch-organische Hybridpolymere für Anwendungen in
der Mikrooptik und Photonik.
In diesem Jahr folgt eine weitere Firma dem Beispiel der CrysTec
und der DIZG. Die Heinz Jahn Modell- und Formenbau GmbH
wurde vor 16 Jahren in Köpenick gegründet und ist erst seit
­kurzer Zeit Mieter im IPW. »Für uns bedeutet die Errichtung
eines eigenen Unternehmenssitzes ein Mehr an Planungsstabi­
lität«, erklärt Heinz Jahn. Seine neue Produktionsstätte ist nach
nur acht Monaten der Vertragsverhandlungen zur Erbpacht und
der Genehmigung bereits im Bau.
Bilder oben: Das Labor des Deutschen Instituts für Zell- und Gewebeersatz
wird angeliefert (www.dizg.de). Bilder links: Der erste Erbpächter, die ­CrysTec
GmbH (www.crystec.de) und das neue Gebäude der micro resist technology
GmbH ­­(www.microresist.de). Bild links: Spatenstich für die Niederlassung der
Heinz Jahn Modell- und Formenbau GmbH (www.modellbau-jahn.de).
Das Management hilft mit
Bei der Wahl der Fläche und der Suche nach möglichen Finan­
zierungspartnern steht das Campus-Management den Unter­
nehmen zur Seite. Es nimmt als Verbindungsstelle zwischen
Behörden und Investoren Verwaltungsaufwand ab und forciert
Verfahrensabläufe. »Diese Schaltstellte zu den jeweiligen Ämtern
war uns eine große Hilfe bei der unkomplizierten Abwicklung«,
urteilt Hans Joachim Mönig, Geschäftsführer des DIZG. So war
es dem Institut möglich, den modernen und hochkomplexen
Neubau in extrem kurzer Zeit zu realisieren.
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Innotech 02/2010
s e rv i c e
Deutsche Innovationszentren
haben ihre Hauptaufgabe erfolgreich erfüllt
Der Bundesverband Deutscher Innovations-, Technologieund Gründerzentren e.V. (ADT), in dem auch die Zentren der
Technologieregion Berlin Südost organisiert sind, zieht in
seinem jüngsten Positionspapier Bilanz des erfolgreichen
Wirkens der Innovationszentren bei der Entwicklung wissensbasierter Wirtschaftsstrukturen. Hier ein Auszug:
Analysiert man die Arbeit der Zentren in den vergangenen 25
Jahren, so kommt man zu positiven Einschätzungen. In den
deutschen Innovationszentren konnten mehr als 180.000 inno­
vative Arbeitsplätze in insgesamt rund 20.000 neu gegründeten
Unternehmen geschaffen werden. Bei den Gründungen in den
Innovationszentren wird eine Überlebensquote von mehr als
90 Prozent verzeichnet. In den letzten Jahren ist die Anzahl der
Neugründungen von Unternehmen in den Innovationszentren
unabhängig von Krisen bei jährlich circa. 900 auf hohem Niveau
geblieben. Damit entstehen bezogen auf die Gesamtzahl der
in den Zentren angesiedelten Unternehmen jährlich circa. 15
Prozent Neuzugänge. Die Auslastung der deutschen Innovati­
onszentren lag Ende 2008 bei mehr als Dreiviertel der Zentren
über 80 Prozent. Diese Zahlen machen anschaulich deutlich,
dass die Zentren ihre drei Hauptaufgaben, Initiierung von wis­
sensbasierten Gründungen, Unterstützung des Technologie­
Präsident des ADT e.V., Dr. Bertram Dressel
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transfers und ­Realisierung von Wirtschafsförderungsaufgaben,
sehr erfolgreich erfüllt haben. Die Zentren bieten beste Vo­
raussetzungen für erfolgreiche innovationsbasierte Gründungen
und ergebnisorientierten Technologietransfer. Wesentlich für
den Erfolg der Arbeit der Innovationszentren war und ist eine
enge Verzahnung mit wissenschaftlichen Einrichtungen, beste­
henden Wirtschaftsstrukturen sowie mit anderen Akteuren der
Gründer­unterstützung.
Hier wird deutlich, dass regionale Bündnisse sehr erfolgreich
und ergebnisorientiert zusammenwirken. Über diese regionalen
Netzwerke hinaus ist jedoch auch die überregionale Vernetzung
der Innovationszentren wesentliche Erfolgsbasis.
In modernen Wissensgesellschaften ändern sich Wesen und
Bedingungen von Wertschöpfung und Konkurrenz grundlegend.
Wissen wird zur wichtigsten Grundlage für neue Produkt- und
Leistungsangebote. Wer das vernetzt, dezentral und interdis­
ziplinär vorhandenes Wissen effektiv nutzt, hat Wettbewerbs­
vorteile. In dieser Entwicklung erweisen sich Innovationszentren
und -parks in allen Erdteilen zunehmend als Schlüsselinstru­
mente erfolgreichen Technologietransfers. Sie bilden essen­tielle
Standortfaktoren im globalen Wettbewerb. Räumliche Nähe und
fließende Übergänge speisen in diesen Zentren kommunikativen
Austausch und interdisziplinäre Interaktionsprozesse zwischen
Personen aus Forschung und Wirtschaft.
Die Zentren prägen mit ihrer Arbeit wesentlich das Innovations­
klima der jeweiligen Region. Ihre Arbeit ist insofern sehr ­regional
orientiert. Mit ihrer Affinität zur Vernetzung zwischen Wissen­
schaft und Wirtschaft sind sie in der Lage, regionalwirtschaft­
liche Entwicklungen anzuregen und zu moderieren.
Wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit der Zentren ist und bleibt
es, wissensbasierte Gründungen zu generieren und zu unter­
stützen. Diese Kernkompetenz gilt es weiter auszuprägen und
mit steigenden Erfolgen dabei erhebliche regionalwirtschaft­
liche Effekte zu generieren. Schlüssel für den Erfolg wird hier
sein, die Gründerunterstützung als Prozess zu erkennen und
umzusetzen.
Es wird deutlich, dass die deutschen Innovationszentren beste
Voraussetzungen bieten, zukünftig eine wichtigere Rolle im Pro­
zess der Innovation zu spielen. Sie benötigen dafür zugeschnit­
tene Unterstützungsleistungen, die die notwendige Flexibilität
aufweisen, auf sich schnell entwickelnden Gebieten stets die
passenden Angebote aufzubauen.
s e rv i c e Innotech 02/2010
Wirts chaftsförderung Be z ir k
Unternehmer- und Ausbildungstag Süd-Ost 2010
Am 03. September veranstaltet die Wirtschaftsförderung Trep­
tow - Köpenick den Unternehmer- und Ausbildungstag Süd-Ost
2010. Veranstaltungsort ist das Freizeit- und Erholungszentrum
(FEZ) Berlin, Straße zum FEZ 2, 12459 Berlin. Über 80 Unter­
nehmen und Institutionen zeigen Schülerinnen und Schülern,
welche beruflichen Zukunfts­chancen sich regional und über­
regional bieten. Die Messe wird in der Zeit von 10 - 18.00 Uhr
über 90 verschiedene Ausbildungsberufe präsentieren. Die
Veranstaltung wird lebendige Eindrücke von den Inhalten,
­Anforderungen und Entwicklungsperspektiven in vielen attrak­
tiven Ausbildungsberufen und Ausbildungseinrichtungen ver­
mitteln. Unternehmen bietet sich bei der Veranstaltung nicht
nur die Chance, sich zu präsentieren, sondern auch geeigneten
Nachwuchs zu bewerben und zu beraten. Dabei sind vor allem
jene Unternehmen angesprochen, die eine langfristige Ent­
wicklung ihrer Nachwuchsplanung im Blick haben und über die
Messe­präsentation zur Netzwerkbildung und Unternehmens­
bindung beitragen möchten.
Das BOB – Partner der mittelständischen Wirtschaft
Schon seit Längerem wünschen sich Unternehmen auch die
zukünftigen Abiturienten zu erreichen. Die Arbeitswelt verlangt
nach immer besser ausgebildeten Fachkräften. So wird ­erstmalig
die Initiative »BOB – Berufsorientierung und Bewerbung« als inte­
graler Bestandteil der Unternehmer- und Ausbildungsmesse
auftreten. BOB vermittelt verschiedene Aspekte ­betrieblicher
Personalauswahlverfahren. In praktischen Übungen lernen
Schülerinnen und Schüler, sich gezielt um ­einen Ausbildungs-,
Studien-, Praktikums- oder Arbeitsplatz zu bemühen. Auch das
Projekt BOB versteht sich insbesondere als Partner der mittel­
ständischen Wirtschaft.
BBI – Chancen für den Bezirk und die Region
Die Besucher erwartet ein interessantes und zukunftsorien­
tiertes Rahmenprogramm. Ein wesentlicher Punkt auf der
Tages­ordnung ist auch in diesem Jahr wieder ein Wirtschafts­
thema, das ganz besonders die Bedarfe der Unternehmen in der
Region und des Bezirks berücksichtigt. Ein Jahr vor der Eröff­
nung des BBI, des Flughafens Berlin Brandenburg International,
steht das Großprojekt im Mittelpunkt unseres Interesses. Es
werden Chancen für unseren Bezirk und die Region bespro­
chen, die sich im Umfeld des BBI ergeben. Zu diesem Thema
hat die Wirtschaftsförderung kompetente Referenten geladen.
Die endgültige Liste der Referenten entnehmen Sie bitte den
aktuellen Hinweisen im Internet.
Neuer Standort
Die Wirtschaftsförderung Treptow-Köpenick zieht am 20.05.2010
in das Rathaus Köpenick (Räume 301-308), Alt- Köpenick 21,
12555 Berlin. Tel.: 030. 90297 2500, [email protected]; www.wirtschaftsfoerderung-treptow-koepenick.de
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Innotech 02/2010
S e rv i c e
Veranstaltung
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Ein Fest für die Wuhlheide
Der Innovationspark Wuhlheide hat sich in den ver­
gangenen 20 Jahren zu einem der wichtigsten Wirt­
schaftsstandorte im Südosten Berlins entwickelt. Er
ist Beispiel eines erfolgreichen Strukturwandels, der
Revitalisierung und der Förderung mittelständischer
Strukturen in den neuen Bundesländern. Der Campus
begeht sein 20jähriges Jubiläum am 26. Mai 2010 mit
einer Festveranstaltung, zu der hochrangige Gäste ge­
laden sind.
Um 11 Uhr eröffnet der ehemalige Geschäftsführer der
Innovationspark Wuhlheide Managementgesellschaft
mbH, Prof. Dr. Dietrich Reiblich, die Festveranstaltung.
Nach einer Grußansprache von Frau Ingeborg JungeReyer, Bürgermeisterin und Senatorin für Stadtent­
wicklung, wird ein Grußwort des Bundesministers für
Wirtschaft und Technologie, Rainer Brüderle, verlesen.
Weiter Grußworte halten die Bezirksbürgermeisterin von
Treptow-Köpenick, Frau Gabriele Schöttler und der Prä­
sident des ADT-Bundesverbandes, Dr. Bertram Dressel.
Ein Höhepunkt des ersten Veranstaltungsblockes
ist der Beitrag von Prof. Dr. Peter-Klaus Budig, Mini­
ster a.D. und heute Geschäftsführer der EAAT GmbH
Chemnitz. Er spricht über »Wege in die Verantwortung
– ­Erinnerungen eines Ministers«. Prof. Dr. Budig trug
als Minister für Wissenschaft und Technologie der DDR
in der Wendezeit wesentlich zum Aufbau der Techno­
logiezentren in den neuen Bundesländern und beson­
ders dem Innovationspark Wuhlheide bei. Der Vormittag
schließt, nach Beiträgen von Claudia Herrmann-Koitz,
geschäftsführende Gesellschafterin der EuroNorm
GmbH und Klaus-Henry Koch, Geschäftsführer der
Innovationspark Wuhlheide Managementgesellschaft
mbH, mit einer feierlichen Baumpflanzaktion im Beisein
von neun Unternehmern der ersten Stunde.
»Wissensbasierte mittelständische Unternehmen
­sichern die industrielle Zukunft« – so das Motto des
zentralen Festkolloquiums ab 14 Uhr. Dr. Klaus ­Ulbricht,
Bezirksbürgermeister von Treptow-Köpenick a.D., er­
öffnet mit einer Rede zu »Technologieorientierten
Unternehmen des Mittelstandes – Basis einer neuen
Industrialisierung«. Anschließend berichtet Frau Al­
muth Nehring-Venus, Staatssekretärin in der Senats­
verwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen
über die Wirtschaftspolitik des Berliner Senats und die
Stärkung des technologieorientierten Mittelstandes.
Vor der Pause hören die Gäste zwei Erfahrungsberichte
erfolgreicher Unternehmer: Gabi Grützner von der mrt
GmbH, die im IPW ansässig ist, und Dr. Peter Lenk, ehe­
maliger Geschäftsführer der VON ARDENNE ANLAGEN­
TECHNIK Dresden GmbH.
Am Nachmittag kommen drei Referenten wissenschaft­
licher Institute zu Wort. Prof. Oliver Günther, Dekan der
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der HumboldtUniversität und Direktor des Instituts für Wirtschafts­
informatik, spricht zu Verbundprojekten als Instru­
ment zur Förderung des Mittelstandes. Prof. Dr. Klaus
Semlinger, Vizepräsident der HTW Berlin, berichtet
über Potentiale Berlins für »Neue Industrien« im Wett­
bewerb der Regionen und abschließend hält Dr. Kurt
Hornschild vom Deutschen Institut für Wirtschaftsfor­
schung ein Referat über die Rolle der modernen Indus­
trien im Transformationsprozess. Das Festkolloquium
endet mit der Verabschiedung und Unterzeichnung der
»Wuhlheider Erklärung II« durch die Vorsitzenden und
Präsidenten der mittelständischen Innovations- und
Technologieverbände.
Die Wuhlheider Erklärung II
Anfang 2006 haben die Unterzeichner die I. Wuhlheider
Erklärung vorgelegt. Ziel war es, die Aufmerksamkeit
von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft für die beson­
dere Bedeutung innovativer KMU und wissensinten­
siver Dienstleister für wirtschaftliches Wachstum und
Innotech 02/2010
S e rv i c e Beschäftigung in Deutschland zu erhöhen. Gleichzeitig
wurden dringende Maßnahmen zur Stärkung dieser
Wirtschaftsbereiche vorgeschlagen. Die Resonanz auf
diese Erklärung war ein Erfolg. Bund und Länder haben
ihre Unterstützungsmaßnahmen verstetigt und sogar
aufgestockt.
Wirtschafts- und Finanzkrise, engere staatliche Haus­
haltskassen bei Bund und Ländern, Personal- und Aus­
bildungsdefizite, auch die wieder aktuelle Diskussion
über die steuerliche Gestaltung der Förderung von FuE,
Innovation und Technologie bereiten Unternehmen der
unterzeichnenden Verbände Sorge. Sie befürchten,
dass die Rahmenbedingungen so verändert werden,
dass sie nicht mehr den Entwicklungsanforderungen
der Internationalisierung der Wirtschaft entsprechen
und die Wettbewerbsfähigkeit der innovativen KMU
eingeschränkt wird. Die Verbände stellen weiterhin
Rückstände in der Innovationsdynamik Deutschlands
im internationalen Wettbewerb fest, vor allem bei
Spitzentechnologien und wissensintensiven Dienstlei­
stungen. Daher fordern sie Bund und Länder auf, die
Förderung in Qualität und finanziellem Umfang in den
nächsten Jahren unbedingt fortzusetzen. Die Erklärung
enthält zehn Forderung, in denen Problemfelder an­
gesprochen werden. Dazu zählen unter anderem die
Unterstützung der Gründung innovativer Unternehmen
und der ­Bildung innovativer Netzwerke; Sicherung der
Fortsetzung der Projekt- und einzelbetrieblichen Förde­
rung und ­Beschränkung der steuerlichen FuE-Förderung
auf Großunternehmen; Präferierung der FuE-Förder­
maßnahmen in strukturschwachen Regionen, um dort
auch den regionalen Strukturwandel zu beschleunigen.
Die Verbände empfehlen, dass Bundes- und Landes­
regierungen, Wirtschaftsverbände und Wissenschafts­
organisationen gemeinsam ein Konzept für die FuE-,
Innovations- und Technologieförderung mindestens für
einen Zeitraum der nächsten fünf Jahre erarbeiten, und
dass es trotz angespannter Kassenlagen durch Bund
und Ländern umgesetzt wird. Sie erklären sich bereit,
die Ausarbeitung eines solchen Konzeptes zu unterstüt­
zen und an der unmittelbaren Umsetzung mitzuwirken.
Der Abend – Freibier gebraut im IPW
Ab 16 Uhr laden Unternehmen aus dem Manfred von
Ardenne Gewerbezentrum zum Rundgang zu Ausstel­
lungen und Fachvorträgen. Die mrt GmbH gewährt
Einblick in ihr neues Laborgebäude, das in Erbpacht
auf dem Gelände entstand. Um 18 Uhr läutet der stell­
vertretende Bezirksbürgermeister Michael Scheider
die Abendveranstaltung ein. Die Gäste erwartet ­Musik,
­kulinarisches vom Grill und ein speziell zu diesem
­Anlass im IPW gebrautes Festbier.
© Foto: Christian Thiel / OSTKREUZ
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