Richard Widmark - meine

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Richard Widmark - meine
Richard Widmark
Richard Widmark (* 26. Dezember 1914 in Sunrise, Minnesota; † 24. März 2008 in Roxbury,
Connecticut) war ein US-amerikanischer Schauspieler. Im Laufe seiner mehrere Jahrzehnte
umfassenden Karriere wirkte er in mindestens 75 Filmen mit.
Richard Widmark wurde am 26. Dezember 1914 als
Sohn des Handelsvertreters Carl Widmark und seiner
Frau Ethel Mae in Sunrise (Minnesota) geboren. Die
Widmarks, die schwedisch-amerikanischer
Abstammung waren, zogen bald nach Sioux Falls
(Süd Dakota) und später in andere Kleinstädte von
Illinois und Missouri. Als junger Mann besuchte Sohn
Richard die High School in Princeton und später das
"Lake Forest College", wo er Dramaturgie und
politische Wissenschaften studierte. Nach dem
Universitätsabschluss und der Promotion wurde
er 1936 – noch nicht dreißig Jahre alt – als Dozent für
Sprachen und Dramaturgie an die Universität berufen,
die er zwei Jahre später als außerordentlicher
Professor verließ. Anschließend ging er 1938
zusammen mit seiner späteren Frau Jean Hazlewood,
die er als Kollegin in Lake Forrest kennen gelernt
hatte und 1942 heiratete, nach New York und begann
dort zunächst eine umfangreiche Radioarbeit; er trat
in verschiedenen Hörspiel-Serien auf so z.B. in "Aunt
Jenny’s Real Life Stories".
Dann zeigte er jedoch Interesse am Theater und
gab 1943 sein Broadwaydebüt mit dem Stück "Kiss
and Tell"; weitere Broadway-Produktionen (unter
anderem bei Elia Kazan), in denen Widmark den
jugendlichen Helden spielte, folgten. Er verkörperte
auf der Bühne überhaupt zumeist den sympathischen
"Jungen von nebenan" und so war seine erste
Filmrolle eine echte Überraschung: 1947 trat er
erstmals in Henry Hathaways Gangsterfilm "Der
Todeskuss" auf der Leinwand auf, als hysterischer,
sadistischer Killer Tommy Udo mit einem schaurig-heiseren Lachen.
Widmark erhielt eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller und wurde in Cannes mit dem
Darstellerpreis ausgezeichnet. Ein Sieben-Jahresvertrag von der "20th Century Fox" war ein weiterer Erfolg
dieser Ehrungen, vorwiegend wurde Widmark jedoch zunächst in Kriminal- und Gangsterfilmen besetzt.
Seine Figuren hatten oftmals einen psychopatischen Einschlag, so auch 1949 die Titelrolle des Killers in
André de Toths "Slattery Hurricane" (Sturmflug) oder 1953 die Rolle des verfolgten Taschendiebes Skip McCoy
in Sam Fullers "Pickup on South Street" (Polizei greift ein). Fast schien es, als sei Widmark schon auf eine
bestimmte Rolle festgelegt. Immer wieder spielte er den irren und skrupellosen Schurken, so auch in Filmen
wie "The Street with No Name" (1948, Straße ohne Namen) oder "Night and the City" (1950, Die Ratte von
Soho). Doch der vielseitige Schauspieler ließ sich nicht in ein Schema pressen und überraschte 1950 als "good
guy" und besonnener, pflichtbewusster Polizeiarzt in Elia Kazans "Panic in the Streets" (Unter Geheimbefehl).
Publikum und Presse zeigten sich angetan und die Hollywood-Bosse zögerten nicht länger, Widmark nun auch
in der Rolle des "Guten" einzusetzen, wie etwa in "Halls of Montezuma" (1951, Okinawa), "The
Frogmen" (1951, Die Froschmänner) und "Red Skies of Montana" (1952, Die Feuerspringer von Montana).
Dass er auch in Melodramen durchaus eine gute Figur machte, bewies er beispielsweise neben Lauren Bacall in
Vincente Minnellis "The Cobweb" (1955, Die Verlorenen) oder mit der abenteuerlichen Romanze "Run for the
Sun" (1956, Der Sonne entgegen), aber auch mit eher seltenen Auftritten in Komödien wie Gene Kellys "The
Tunnel of Love" (1956, Babys auf Bestellung) wusste der vielseitige Schauspieler zu überzeugen.
Der Mann mit den markanten Gesichtszügen agierte in Streifen unterschiedlichsten Genres, faszinierte das
Publikum als Abenteurer ebenso wie als Liebhaber. Als charismatischer, unbeugsamer Held stand er auf beiden
Seiten des Gesetzes, als Polizist, Verbrecher, Privatdetektiv und Gangster. Darüber hinaus begann
Richard Widmark sich 1954 mit Filmen wie "Garden of Evil " (Der Garten des Bösen) oder "Broken Lance" (Die
gebrochene Lanze) auch als Westernheld zu etablieren – ein Rollenfach, das er in den folgenden Jahren in
zahlreichen Pionierstorys perfektionierte: "Backlash" (1956, Das Geheimnis der fünf Gräber), "The Last
Wagon" (1956, Der letzte Wagen), "The Law and Jake Wade" (1956, Der Schatz der Gehenkten) oder "The
Alamo" (1960), "Two Rode Together" (1961, Zwei ritten zusammen), "Cheyenne Autumn" (1963, Cheyenne),
"Alvarez Kelly" (1966) und "The Way West" (1967, Der Weg nach Westen) sind hier unter anderem zu nennen.
1961 gehörte auch Widmark zur Starbesetzung von Stanley Kramers Gerichtsfilm "Judgment at Nuremberg"
(Das Urteil von Nürnberg), 1963 agierte er in dem Abenteuer "The Long Ships" (Raubzug der Wikinger) mit der
für ihn eher untypischen Figur des Wikingers Rolf. 1968 glänzte er in Don Siegels "Madigan" (Nur noch
72 Stunden) als Polizeidetektiv Madigan, der einsam gegen ein Netz aus Korruption und Bestechung im
Polizeiapparat von New York kämpft. Dies war eine seiner stärksten Kino-Figuren und der Erfolg des Film
führte zwangsläufig zur Fernsehserie und Widmark wurde nun auch ein erfolgreicher TV-Star. Seine
Leinwandarbeit beschränkte sich in den 70er Jahren auf einige uninteressante, aber gewinnbringende
Katastrophen- und Abenteuerfilme wie "Rollercoaster" (1977, Achterbahn), "The Swarm" (1978, Der tödliche
Schwarm) oder "Bear Island" (1979, Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis). Nur wenige Male spielte er
prägnante Nebenfiguren wie in Sidney Lumets gelungenen Agatha Christie-Adaption "Murder on the Orient
Express" (1974, Mord im Orient-Expreß) oder Stanley Kramers Thriller "The Domino Principle" (1977, Das
Domino Komplott). Mit Burt Lancaster drehte er unter der Regie von Robert Aldrich "Twilight's Last
Gleaming" (1977, Das Ultimatum) und mimte den General MacKenzie, in dem Actionstreifen "Who Dares
Wins" (1982, Das Kommando) mimte er einen US-Außenminister.
Erst 1987 konnte er unter der Regie von Volker Schlöndorff in dem Fernsehstück "Ein Aufstand alter Männer"
wieder das anspruchsvollere Publikum überzeugen. Dann zog er sich für einige Zeit vom Filmgeschäft zurück,
kehrte 1991 noch einmal in dem Politstreifen "True Colors" (Der Preis der Macht), wo er den Senator Stiles
spielte, auf die Leinwand zurück.
1957 gründete Widmark auch seine eigene Filmproduktion, die "Heath Productions" und gab seinem
Schauspielerkollegen Karl Malden die Chance, den Film "Wenn Männer zerbrechen" (Time Limit) zu
inszenieren.
Widmark war jedoch nie nur Schauspieler und Produzent, er engagierte sich vor allem in den Endsechziger
Jahren politisch. Zwar hatte er immer erklärt, dass für ihn Kunst unpolitisch sei, dass er sich aber als Mensch
und Bürger auch bei seiner Arbeit nicht von seiner Verantwortung frei machen könne. Harte Attacken hatte er
damals gegen die amerikanische Vietnam-Politik geritten. Ihm war noch gut in Erinnerung wie viele Existenzen
in Hollywood durch die Aktivitäten des McCarthy-Systems vernichtet wurden und die Psychose gegen den
Kommunismus, die John Foster Dulles ausgelöst hatte, war ihm noch deutlich im Ohr als er die Stimmen von
Ronald Reagan und John Wayne hörte.
Privat war der Schauspieler Widmark, der zu den letzten der großen Hollywoodhelden zählte, ein Pferdenarr. Er
lebte die letzten Jahre zurückgezogen auf seiner Ranch in Roxbury (Connecticut). Er hasste Interviews und
außer wenigen Auftritten erschien er nur selten in Talk-Shows oder nahm an öffentlichen Veranstaltungen teil.
Seine Frau Jean Hazlewood, mit der er die gemeinsame Tochter Anne hat, verstarb 1997, die beiden waren
seit 1942 über 50 Jahre glücklich verheiratet gewesen. In September 1999 ehelichte der Hollywoodstar die
Schauspielerin Susan Blanchard, die zwischen 1950 und 1956 mit seinem Kollegen Henry Fonda verheiratet
gewesen war.
Am 24. März 2008 starb die Hollywood-Legende Richard Widmark im Alter von 93 Jahren nach langer schwerer
Krankheit auf seinem Landsitz in Roxbury. Mit seinen mehr als 70 Arbeiten für das Kino, die ihn auch
international zu den ganz Großen der Branche werden ließen, schrieb er teilweise Filmgeschichte. Die
Schurkenrollen der frühen Jahre färbten seine späteren Auftritte wie eine Grundierung ein: als ein Stadium der
Unreife, das in der Professionalität überwunden werden soll. (…) Er hat zwar in allen Hollywood-Gattungen
(außer dem Musical) gearbeitet, aber die beste Figur machte er in den physischen Genres, die an rauen,
unwirtlichen Realschauplätzen gedreht wurden. (…) Sein Spiel wies mitunter Schleifspuren der Routine auf,
ohne je seine Integrität zu kompromittieren. Im Paranoia-Kino der Epoche nach Nixons Rücktritt verkörperte
er undurchsichtige Drahtzieher und rücksichtslose Machtmenschen. Auch darin blieb er ein stimmiges Abbild
seines Landes. (Quelle: www.welt.de) Die "Süddeutsche Zeitung" schrieb in einem Nachruf unter anderem "Er
war ein grundsolider Mann, integer und aufrecht, einer, der wusste, was er wollte und was er tun musste, um
das dann durchzusetzen. Einer, auf den man sich verlassen konnte, auch wenn er manchmal eher
zurückhaltend war, manchmal impulsiv und grantig. (…) Das moderne Filmgeschäft verachtete er und den
Fernsehbetrieb, der mit seinen Talkshows die Leute zwang, ihre Privatsphäre zu zerstören."
(Quelle: http://www.steffi-line.de/)
Auszeichnungen
Im Jahr 2005 erhielt er den Los Angeles Film Critics Association Career Achievement Award für sein
Lebenswerk; seine „Adresse“ auf dem Hollywood Walk of Fame ist „6800 Hollywood Blvd.“.
Erwähnenswertes
Obwohl Widmark seine Karriere zum großen Teil gewalttätigen Figuren
verdankt, verabscheute er Waffen und trat gegen das großzügige
Waffenrecht der USA ein.
Im Jahr 1956 zierte Widmark zusammen mit Marilyn Monroe den Titel
der deutschen Erstausgabe der Bravo.
Filme
1947 Der Todeskuß
1948 The Street with No Name, Regie: William Keighley; dt. Straße
ohne Namen, 1950
1948 Road House, Regie: Jean Negulesco; dt. Nachtclub-Lilly, 1950
1948 Herrin der toten Stadt
1949 Down to the Sea in Ships, Regie: Henry Hathaway; dt:
Seemannslos, 1951
1949 Slattery´s Hurricane, Regie: André De Toth; dt. Sturmflug, 1954
1950 Unter Geheimbefehl
1950 Night and the City, Regie: Jules Dassin, dt. Die Ratte von Soho,
1951
1950 No Way Out, Regie: Joseph L. Mankiewicz, dt. Der Haß ist blind,
1952
1950 Halls of Montezuma, Regie: Lewis Milestone; dt. Die Hölle von
Okinawa, 1952
1951 The Frogmen, Regie: Lloyd Bacon; dt. Die Froschmänner, 1953
1952 Red Skies of Montana, Regie: Joseph M. Newman; dt. Die
Feuerspringer von Montana
1952 Don't Bother to Knock, Regie: Roy Ward Baker; dt. Versuchung
auf 809, 1953
1952 O. Henry's Full House - Episode: The Clarion Call, Regie: Henry
Hathaway, dt. Vier Perlen, 1953
1952 My Pal Gus, Regie: Robert Parrish
1952 Destination Gobi, Regie: Robert Wise; dt. Durch die gelbe Hölle,
1953
1953 Take the High Ground!, Regie: Richard Brooks, dt. Sprung auf,
marsch, marsch!, 1956
1953 Polizei greift ein
1954 Hell and High Water, Regie: Samuel Fuller; dt. Inferno
1954 Garden of Evil, Regie: Henry Hathaway; dt. Der Garten des
Bösen,
1955
1954
1954
1955
1956
1956
1956
1957
1957
1957
1958
1959
1959
A Prize of Gold, Regie: Mark Robson; dt. Kennwort: Berlin-Tempelhof, 1955
Broken Lance, Regie: Edward Dmytryk, dt. Die gebrochene Lanze, 1955
Der Garten des Bösen
The Cobweb, Regie: Vincente Minnelli; dt. Die Verlorenen, 1956
Backlash, Regie: John Sturges; dt. Das Geheimnis der fünf Gräber
Run for the Sun, Regie: Roy Boulting, dt. Der Sonne entgegen, 1957
The Last Wagon, Regie: Delmer Daves; dt. Der letzte Wagen
Saint Joan, Regie: Otto Preminger; dt. Die heilige Johanna
Time Limit, Regie: Karl Malden, dt. Wenn Männer zerbrechen, 1958
Der Schatz des Gehenkten
The Tunnel of Love, Regie: Gene Kelly; dt. Babys auf Bestellung, 1959
The Trap, Regie: Norman Panama; dt. Die Falle von Tula
Warlock
1960
1960
1961
1961
1962
1964
1964
1964
1965
1966
1967
1968
1969
1969
1970
1972
1974
1976
1976
1977
1977
1977
1977
1978
1979
1982
1982
1982
1984
1987
1991
Alamo
The Secret Ways, Regie: Phil Karlson; dt. Geheime Wege
Zwei ritten zusammen
Das Urteil von Nürnberg
Das war der Wilde Westen
Raubzug der Wikinger
Flight from Ashiya, Regie: Michael Anderson; dt. Wir warten in Ashiya
Cheyenne
The Bedford Incident, Regie: James B. Harris; dt. Zwischenfall im Atlantik
Alvarez Kelly
Der Weg nach Westen
Madigan; Regie: Don Siegel; dt. Nur noch 72 Stunden
A Talent for Loving, Regie: Richard Quine
Death of a Gunfighter, Regie: Don Siegel u. Robert Totten; dt. Frank Patch - Deine Stunden sind gezählt
The Moonshine War, Regie: Richard Quine ; dt, Whisky Brutal, 1971
When the Legends Die, Regie: Stuart Millar; dt. Wenn die Legenden sterben
Mord im Orient-Expreß
To the Devil a Daughter, Regie: Peter Sykes; dt. Die Braut des Satans
The Sell-Out, Regie: Peter Collinson; dt. Von allen Hunden gehetzt
Das Ultimatum
Das Domino Komplott
Achterbahn
Coma
The Swarm, Regie: Irwin Allen; dt. Der tödliche Schwarm
Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis
National Lampoon Goes to the Movies, Regie: Bob Giraldi u. Henry Jaglom
Hanky Panky, Regie: Sidney Poitier; dt. Der Geisterflieger Hanky Panky
Das Kommando
Gegen jede Chance
Ein Aufstand alter Männer, Regie: Volker Schlöndorff
Der Preis der Macht
Fernsehen
1971 Vanished, Regie: Buzz Kulik
1972/73 Madigan, 6teilige Serie; Regie: Alex March u. Boris Sagal; dt. Sergeant Madigan, 1975
1973 Brock´s Last Case, Regie: David Lowell Rich; dt. Brocks letzter Fall, 1987
1974 Benjamin Franklin, 4-teiliger Fernsehfilm, Regie: Glenn Jordan - Widmark spielt den Rebellen Franklin in
den Wirren der amerikanischen Revolution.
1975 The Last Day, Regie: Vincent McEveety; dt. Der letzte Ritt der Daltons, 1980
1979 Mr. Horn, Regie: Jack Starrett; dt. Scouts, 1989 / Österreich: Mister Horn - Sein Weg zum Galgen, 1992
(nur Video)
1980 All God's Children, Regie: Jerry Thorpe; dt. Wir sind alle Gottes Kinder, 1986
1981 A Whale for the Killing, Regie: Richard T. Heffron; dt. Der Fremde und der Wal, 1983
1985 Blackout, Regie: Douglas Hickox; dt. Blackout - Bestie in schwarz
1988 Once Upon a Texas Train, Regie: Burt Kennedy; dt. Die glorreichen Neun, 1993
1989 Cold Sassy Tree, Regie: Joan Tewkesbury; dt. Skandal in Cold Sassy, 1994
1992 Lincoln, Dokumentarfilm von Peter W. Kunhardt; Widmark spricht die Rolle von Ward Hill Lamon, dem
Freund und Bodyguard von Abraham Lincoln