Heilige Erentrudis - Salzburger Volkskultur

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Heilige Erentrudis - Salzburger Volkskultur
Heilige Erentrudis,
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Ein.blicke
die „Landesmutter“ Salzburgs
TEXT: Franz Paul Enzinger
FOTOS: Franz Paul Enzinger
Vor 1300 Jahren wurde sie Gründungs­
äbtissin vom Nonnberg.
Schon seit der Antike werden Heilige, die
bei Gott für den jeweiligen Herrscher und
dessen Herrschaftsgebiet eintreten sollen,
als Patrone bezeichnet. Das entspricht dem
menschlichen Bedürfnis nach Verehrung,
nach Schutz und Segen.
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< In der stimmungsvollen Krypta der
Marienkirche auf dem Nonnberg mit ihren
18 Säulen befindet sich das ursprüngliche
Felsengrab der hl. Erentrudis.
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Ein Patrozinium bedeutete bereits im vierten Jahrhundert das Schutzverhältnis eines Heiligen,
der einer Region, den Menschen in einer Stadt oder einer Ortschaft beisteht, und zwar vom
Jenseits aus. Einige Heilige wurden sogar zu nationalen Identifikationsfiguren: Wenzel von
Böhmen und Stefan von Ungarn zum Beispiel.
Die
Allerdings wurde Erentrudis erst 1986 von Erzbischof
gesamten Herzogtums. Vor 1300 Jahren wurde das
Tod ihres Mannes war Regintrudis dem jungen Stift
Karl Berg zur Diözesanpatronin erhoben, als Landes­
Frauenkloster Nonnberg gegründet und von Herzog
Nonnberg sehr verbunden, sie war eine besondere
Landespatrone, deren­Tradition bis in die Zeit
mutter war sie erstmals 1624 von Erzbischof Paris
Theodo aus dem Geschlecht der Agilolfinger und
Wohltäterin des Klosters und trat 717 sogar selbst in
der Christianisierung in Europa zurück reicht, wurden
Lodron bezeichnet worden. Während Rupert und
seiner Gemahlin Regintrudis reich mit Besitz aus­
das Kloster Nonnberg ein. Regintrudis wird in der
offiziell erst 1771 von Papst Clemens XIV.­ eingeführt.
Virgil ihren gemeinsamen Festtag am 24. Septem­
gestattet, unter anderem mit Salzpfannen in Rei­
Klostertradition als zweite Gründerin verehrt. Bischof
Aber schon lange vorher wurden die Schutzheiligen
ber haben, wird der Gedenktag der heiligen Eren­
chenhall. Die materielle Grundlage erhielt das neue
Rupert weihte das Kloster der Gottesmutter Maria.
von den Herrscherdynastien verehrt und gefeiert. Vo­
trudis am 30. Juni begangen. Als Diözesanpatronin
Kloster also nicht aus Kirchenbesitz, sondern aus
Als erste Äbtissin wurde Erentrudis eingesetzt, die
raussetzungen für den Rang als Patron waren die brei­
steht Erentrudis in einer Reihe mit Afra (Bistum
Herzogsgut. Als Familienstiftung der Agilolfinger
Nichte des Bischofs, die Rupert aus seiner Heimat
te Verehrung in der Bevölkerung und ein deutlicher
Augsburg),­Elisabeth von Thüringen (Bistümer Erfurt
diente das neue Kloster vor allem der Versorgung von
geholt hatte. Sie kam nicht schon in Begleitung
Regionalbezug. Die heutigen Landespatrozinien in
und Fulda),­ Hedwig (Bistum Görlitz), Kunigunde
Mitgliedern des Herzogshauses. Das Stift war ein Teil
Ruperts im Jahr 696, sondern erst rund 17 Jahre
(Bistum Bamberg), Walburga (Bistum Eichstätt) und
der herzoglichen Burg, auf der Theodebert, der Sohn
später nach Salzburg, und sie kam nicht allein,
Verena (Bistum Basel).
des Herzogs, residierte und die der neuen Kloster­
sondern sie brachte zwölf Nonnen aus Worms mit.
anlage Schutz bot. Die Wehranlagen der Burg auf
Im Rheinland hatte Erentrudis schon ein klösterliches
Wer war Erentrudis? Erentrudis stammte
dem Festungsberg bezogen das etwas tiefer gelegene
Leben geführt und Erfahrungen in der Leitung einer
aus einem hochadeligen Geschlecht und wuchs am
Stift auf dem südöstlichen Ausläufer des Stadtberges
Frauengemeinschaft gesammelt. Sie sollte sich nun
fränkischen Mittelrhein in der Gegend von Worms
mit seiner Terrasse in die Ummauerung ein. Damit
vor allem der Erziehung der weiblichen Jugend aus
auf. Das genaue Datum ihrer Geburt ist nicht
nahm das Frauenkloster einen besonders geschützten
vornehmen bajuwarischen Familien annehmen.
ermittel­bar, es wird mit dem Jahr 663 angenommen,
Platz über den Dächern der Stadt Salzburg in dem
denn bei ihrem Tod im Jahr 718 soll sie 55 Jahre­
teilweise erhaltenen römischen „Castrum superius“
ERENTRUDIS STARB AM 30. JUNI 718 in
alt gewesen sein. Sie folgte ihrem Onkel Rupert,
ein. Die Anlage bezeichnete man längere Zeit als
Salzburg, tief betrauert von vielen Menschen, und
Österreich gehen größtenteils auf das habsburgi­
der schon 696 von Worms über Regensburg nach
„Erentrudiskastell“. Bei der Gründung des Klosters
sie wurde bald als Heilige verehrt. Die Legende
sche Staatskirchentum zurück. In Salzburg verlief
Salzburg gekommen war und hier als erster Bischof
Nonnberg, die eng mit der Christianisierung von
erzählt, dass ihr eines Nachts ihr Onkel, der Gründer­
die Entwicklung anders, denn hier war es nahe­
gewirkt und das Kloster St. Peter gegründet hatte.
Stadt und Land Salzburg zusammenhängt, wurde
bischof Rupertus, im Traum erschienen sei und sie
liegend, den heiligen Gründerbischof Rupertus, der
Was Rupertus hier vorfand und von Theodo II.,
also Bischof Rupert von den regierenden Agilolfinger-
eingeladen habe, ihm auch in die ewige Heimat nach­
schon als Diözesanpatron Verehrung erfuhr, zum
dem Herzog von Bayern, geschenkt bekam, war die
Herzögen massiv unterstützt, und es war zu einem
zufolgen. Die Äbtissin habe ihren Untergebenen müt­
Schutzheiligen des Bundeslandes zu küren. Als Landes-
durch die Völkerwanderung weithin zerstörte, aber
engen Zusammenwirken zwischen den kirchlichen
terliche Lehren und Ermahnungen erteilt und sich
patron ist der heilige Rupert nach wie vor allein,
keineswegs menschenleere Römerstadt Iuvavum. Die
und den weltlichen Führungspersönlichkeiten Rupert
in einer herzlichen Weise von ihnen verabschiedet.
Diözesanpatrone gibt es aber gleich drei: neben
Residenz des Herzogs befand sich in Regensburg,
und Erentrudis einerseits, Theodo, Regintrudis und
Schon 788 galt ihre Begräbnisstätte im Kloster
Rupertus den heiligen Virgil und die heilige Erentrudis.
und hier bekam Rupert den Auftrag zur Mission des
Theodebert andererseits gekommen. Auch nach dem
Nonnberg als Wallfahrtsziel, das gern von Pilgern in
Gedenktag der
heiligen Erentrudis
am 30. Juni
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< Die Doppelplastik St. Rupert und St. Erentrud
in der Stadtpfarrkirche Salzburg-Herrnau schuf 1967 Prof. Bernhard Prähauser, ein Meister
<
Im Portalgewände der Abteikirche
Nonnberg stehen vier Statuetten, darunter
St. Rupertus und St. Erentrudis.
der Schnitzkunst.
verschiedenen Lebensnöten aufgesucht wurde. Daher
Aufzählung von Wundern verfasste. Diese Lebens­
eine Lebensweise, die sich im Wesentlichen an der
Genesung zu erlangen. Tatsächlich waren Heinrich
wurde auf dem Nonnberg auch eine Pilgerherberge
beschreibung beruht auf älteren, nicht mehr vorhan­
damals schon bekannten Regel des heiligen Benedikt
und seine Gattin Kunigunde 1009 in Salzburg, wo sie
eingerichtet. Die Bauern wandten sich an Erentrudis,
denen Quellen.
von Nursia (480–547) orientierte; die Benediktus­
an der feierlichen Einweihung der Abteikirche teil­
regel war aber nicht ihre einzige Grundlage für das
nahmen. Der Bau dieser ersten großen Kirche auf
wenn eine Viehseuche grassierte und die Existenz der
Bevölkerung bedrohte. Aber auch jene Menschen,
UND PATER FRANZ ESTERL, Gymnasial­
klösterliche Zusammenleben. Die Nonnen mussten
dem Nonnberg war von Kaiser Heinrich maßgeblich
die von Kopfschmerzen geplagt waren, richteten ihre
präfekt zu St. Peter, schrieb 1840 über die erste Nonn­
nämlich nicht völlig auf ihre adelige Lebensform
gefördert worden. Die romanische „Heinrichsbasilika“­
Bitten um Fürsprache bei Gott an die Heilige vom
berger Äbtissin: „Sie leitete ihre Untergebenen mit mütterli-
verzichten, sie waren nicht an eine strenge Klausur
wurde wieder der heiligen Maria geweiht, das Pa­
Nonnberg.
cher Liebe und Klugheit, als eine wahre Meisterin des geistlichen
gebunden und durften sogar auf ihr Privateigen­
trozinium Mariae Himmelfahrt wird seit jeher am
Lebens, war im Gebete und Lesen heiliger Schriften unermüdet,
tum zurückgreifen. Aber die Eckpfeiler der bene­
15. August gefeiert. Die heutige Abteikirche zur hei­
und besonders liebevoll gegen Arme und Kranke.“
diktinischen Ordnung, Gottesdienst und Chorgebet,
ligen Maria ist eine dreischiffige, spätgotische Basilika
DIE MUTTER ÄBTISSIN ERENTRUDIS
und ihre Mitschwestern besaßen ein hohes Bildungs­
Gehor­sam und Silentium, wurden schon erfüllt. Der
mit einer ebenfalls spätgotischen Krypta und ei­
niveau, das sie befähigte, den Lebensstandard der
AM 4. SEPTEMBER 1624 wurden ihre Gebeine
Salzburger Erzbischof Konrad I. von Abensberg
nem romanischen Turm im Westen. Sie wurde von
Bevölkerung zu erhöhen und den christlichen Glau­
aus der früheren Grabstätte in die Abteikirche über­
(1106–1147) forderte die genaue Beachtung der Be­
Wolfgang Wiesinger ab 1463 erbaut, vollendet
ben zu verbreiten. Erentrudis unterrichtete Kinder
tragen. Der 4. September ist daher noch heute für
nediktinerregel, und die Frauen am Nonnberg ent­
wurde­ sie im Jahr 1507. Das Mittelschiff mit dem
und Erwachsene, betreute die Armen und pflegte die
die Abtei Nonnberg ein wichtiger Tag, der früher
schlossen sich, die bisherige Mischregel aufzugeben,
Sternrippengewölbe, dem spätgotischen Flügelaltar,
Kranken. Unermüdlich wirkte sie auch als Predige­
mit Prozession und Festpredigt groß gefeiert wurde.
ganz konsequent die Regula Benedicti einzuhalten
dem Nonnenchor, den romanischen Wandmalereien
rin. Sie war Wegbereiterin und Vorbild des christli­
Bis 1451 war die Abtei Nonnberg nur Adeligen vor­
und aus ihr die Quellen des klösterlichen Lebens zu
und dem berühmten Klaner-Fenster beeindrucken
chen Glaubens. Zu ihren Tugenden gehörte aber
behalten, erst dann konnten mit dem Ende des feu­
schöpfen.
die Menschen, die dieses ehrwürdige Gotteshaus
nicht nur Glaubenseifer, sondern auch Frohsinn.
dalen Mittelalters auch bürgerliche Frauen in den
Sie war blond und „von sehr kleiner und zierlicher, fast
Orden eintreten, bis 1848 allerdings nur als dienen­
KÖNIG HEINRICH II. (973–1024), der dem
gänge in eine mystisch wirkende Unterkirche, die
mädchenhafter Gestalt“ (Franz Martin). Obwohl sie nur
de Schwestern. Das Stift Nonnberg war immer ein
Geschlecht der Ottonen entstammte und später vom
sich unter dem erhöhten Chor befindet: „Diese Krypta
rund fünf Jahre auf dem Nonnberg wirkte, war sie
bischöfliches Eigenkloster und ist weltweit das älteste
Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
birgt die ursprüngliche Grabstätte der Hl. Erentrudis, der Nichte
eine Lichtgestalt Salzburgs. „Glühend war die Macht
christliche Frauenkloster mit ununterbrochener Tra­
Deutscher Nation gekrönt wurde, legte während ei­
des Hl. Rupertus und 1. Äbtissin dieses Klosters. Für immer
ihrer Rede, den Hartnäckigen die harten Herzen zu erwei-
dition, eine Abtei, die nie aufgehoben worden ist und
ner schweren Erkrankung ein Gelübde zur heiligen
steht ihr Angedenken fest, ihr Name lebt durch kommende Ge-
chen und mit dem Salz der Weisheit und dem Honig der Liebe
die bis heute im Geist des heiligen Benedikt das „Ora
Erentrudis ab und erbat sich eine Reliquie, die er in
schlechter; ihr Lob verkündet die Gemeinde. Sir. 44, 13-15.“
zu würzen.“ So charakterisierte sie Caesarius, der in
et labora“ pflegt.
einem goldenen Ring mit sich trug. Nachdem er diesen
der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Kaplan am
betreten. Von den Seitenschiffen führen zwei Ab­
verloren hatte, stellte sich das Leiden erneut ein, und
IN DER KRYPTA, die ein Netzrippengewölbe,
Nonnberg, Dichter und Schreiber war und eine
ERENTRUDIS UND IHRE ADELIGEN
der Kaiser reiste nach Salzburg, um am Grab der
18 frei stehende Säulen und drei Apsiden aufweist,
Biographie der Heiligen mit Legenden und einer
SCHWESTERN bevorzugten auf dem Nonnberg
heiligen Erentrudis seine Andacht zu verrichten und
ist das Erentrudisgrab zu sehen, in den Felsen einge­
Die Beschützerin
der leidenden
Menschen ...
... und
der kranken
Haustiere
ST.
für die Gottesdienste ausgewählt sind. Das in der
Schließlich hat sich sogar eine Apotheke den Na­
Heiligen sind in einem kostbaren Reliquiar und in
ERENTRAUD IN KELLEN­RIED BEI WEIN­
Bayerischen Staatsbibliothek verwahrte Werk, das
men „St.-Erentrudis-Apotheke” gegeben, die Gnigler
einem silbernen Schrein aufbewahrt. Das Büsten­
GARTEN, eine Tochter des Klosters Nonnberg, wur­
um 1150 im Kloster St. Peter in Salzburg geschaffen
Apotheke in der Linzer Bundesstraße.
reliquiar, aus Silber getrieben und teilweise vergol­
de 1924 gegründet und nach der ersten Salzburger
und mit vergoldeten Bildern überreich geschmückt
det, birgt die Schädeldecke der Äbtissin und wurde
Äbtissin benannt. Kellenried liegt im Südosten Ba­
worden war, kam während der Napoleonischen
1318 angefertigt, der kleine Schrein mit den anderen
den-Württembergs in der Nähe der alten Reichsstadt
Kriege in französische Hände und landete schließ­
findet man nicht nur in der Abteikirche Nonnberg
Gebeinen stammt aus dem Jahr 1674.
Ravensburg.
lich 1815 mit anderen wertvollen Handschriften in
und in der Stadtpfarrkirche Herrnau, sondern auch
München.
in allen vier großen Kirchen in der Salzburger Alt­
tieft. Es ist heute leer; die sterblichen Überreste der
DIE
BENEDIKTINERINNENABTEI
DARSTELLUNGEN der heiligen Erentrudis­
stadt: In der Anna-Selbdritt-Kapelle des Salzburger
Erentrudis – Patronin und Namensgeberin.
RELIQUIEN DER HEILIGEN ERENTRUDIS
1961 wurde in der Stadt Salzburg, in der Erentrudis­
finden sich seltsamerweise auch im Benediktine­
Was erinnert in Salzburg noch an die
Doms ist Erentrudis eine der heiligen Frauen auf
straße, die moderne Stadtpfarrkirche Herrnau erbaut.
rinnenkloster St. Johann in Müstair im Schweizer
heilige Erentrud? Im Stadtteil Herrnau die
dem Altarblatt von Joachim Sandrart (1657), in der
Sie ist geprägt durch die einzigartige Glasmalerei
Kanton Graubünden.
Erentrudis­straße, und in der Morzger Straße der
Stiftskirche der Erzabtei St. Peter ist sie als Altar­
Erentrudishof, der landwirtschaftliche Betrieb der
skulptur am Benediktusaltar von Johann Nepomuk
von Margret Bilger und die auffallende Architek­
tur Robert Kramreiters. Die Doppelplastik „Rupert
IN WIEN-LIESING steht die architektonisch
Abtei Nonnberg mit einem Bio-Hofladen. Auch das
Högler (1776) gestaltet, in der Franziskanerkirche
und Erentrudis“ schuf 1967 der Halleiner Künstler
interessante Pfarrkirche „Maria, Mutter der göttli­-
Familien-, Freizeit und Bildungszentrum der Katho­
in einem Marmorrelief am Auferstehungsaltar von
Bernhard Prähauser.
ch­en Gnade“, ein 1955 geweihter Rundbau, der
lischen Jungschar Salzburg, die Erentrudisalm, die
Hans Asslinger (1561), und in der Kollegienkirche
wie die Salzburger Kirche Herrnau von Robert
auf 1000 Metern Seehöhe im Gemeindegebiet von
am Universitätsplatz grüßt Erentrudis als ausdrucks­-
IM BENEDIKTINERSTIFT GÖTTWEIG in
Kramreiter geplant wurde. Jedes der 32 Fenster in
Elsbethen liegt und auch ein beliebtes Ausflugsgast­-
starke Skulptur vom mächtigen Benediktusaltar
der Wachau wurde die erste Kirche auf dem Berg
leuchtenden Farben ist einem oder einer Heiligen
haus ist, gehört zum Stift Nonnberg und ist nach der
von Josef Anton Pfaffinger (1727). In der großen
1072 der heiligen Erentrudis geweiht. Von dieser
aus Österreich gewidmet. Das Fenster der heiligen
ersten Äbtissin benannt. Die Kapelle der Erentrudis­-
Uni­versitätsaula, der Aula academica, befindet sich
Kirche ist heute noch der Altarraum als freistehende
Erentrudis schuf Franz Deed.
alm ist ebenfalls der heiligen Erentrudis geweiht. Der
Erentrudis in guter Gesellschaft: Das große ehemalige
Erentrudiskapelle innerhalb der großen Klosteran­
Altar dieser Haus­kapelle (um 1600) trägt ein Bild der
Altarbild von Adrian Bloemart (1637), das nun leider
DEN NAMEN der großen Salzburger Heili­
hl. Erentrudis­mit dem Pastorale und einer Salzburg-
einen unattraktiven Platz an der Rückwand einnimmt,
gen trägt auch ein Hauptwerk der Buchmalerei des
Ansicht. Im Bildungszentrum St. Virgil in Salzburg-
zeigt „Christus als Weltenrichter“ und acht Heilige,
IN FREIBURG IM BREISGAU, wo es auch
12. Jahrhunderts: die überreich illustrierte Pracht­
Aigen trägt ein wichtiger Konferenzraum die Bezeich­
die fürbittende Gottesmutter Maria, die Ordens­
eine St.-Erentrudis-Straße und einen St.-Erentrudis-
handschrift „Perikopenbuch von St. Erentrud“ aus
nung Erentrudissaal. Und die Salzburger Heilige­
gründer Benedikt von Nursia und Franziskus von
Kindergarten gibt, steht auf dem Tuniberg im Stadt­
dem Besitz des Klosters Nonnberg.­ Perikopen sind
ist auch Namensgeberin für eine Studentinnen­-
Assisi, die beiden Universitätspatrone Thomas von
teil Munzigen, weithin sichtbar, die Erentrudiskapel­
jene Abschnitte der Heiligen Schrift, die in einer
ver­bindung in Salzburg, die katholische Hoch- und
Aquin und Karl Borromäus sowie die Salzburger
le. Sie ist Wahrzeichen und beliebter Aussichtspunkt.
engen Beziehung zum Kirchenjahr als Lesetexte
Mittel­schul-Mädchenverbindung KSMMV Erentrudis.
Heiligen Rupertus, Vitalis und Erentrudis.
lage erhalten.
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Im Altarraum der Pfarrkirche
Elixhausen überrascht die gotisch
wirkende Erentrudis-Statuette.
IN DER PFARRKIRCHE ELIXHAUSEN
der Umgebung, die „Kreuztrachten“, Jahr für Jahr zum
durch die Altstadt in den Dom, in die Stiftskirche
im Flachgau zeigt das Auszugsbild des linken Seiten­
Grab der heiligen Erentrudis auf den Nonnberg. Lange
St. Peter und dann hinauf zum Kloster der heiligen
altars die heilige Erentrudis, auf Wolken über dem
Zeit führte auch in der Stadt Salzburg der Bittgang
Erentrudis. Manchmal wird auch jetzt noch ein
Stift Nonnberg, gemalt vom Salzburger Nazarener­
am Dienstag vor Christi Himmel­fahrt vom Dom zur
Lamm mitgeführt, das dann der Mutter Äbtissin
künstler Josef Rattensperger (1851). In dieser Kirche
Stiftskirche auf den Nonnberg. So kündigte der „Hoch­
übergeben wird. Außerdem hat es sich eingebürgert,
gibt es auch noch eine zweite Erentrudis-Darstellung
fürstlich-salzburgische Hof­kalender“ im Jahr 1780 an:
dass die Schwestern von den Lieferinger Wallfahrern
in Form einer gotisierenden Wandstatuette im Presby­
„Dienstag den 2 May gehet um halber 9 Uhr die Prozeßion
ein Kaffee­geschenk bekommen.
terium. Der Ortsname Elixhausen leitet sich übrigens
auf den soge­nannten Nonnenberg in die unser lieben Frauen-
vom Begriff „Ebidehsunhusa” (Haus der Äbtissin) ab,
und Erentrudis­kirche“. Im selben Kalender wird darauf
SEIT LANGER ZEIT GIBT ES den Eren­
wie die Ansiedlung am Ende des zehnten Jahrhunderts
hingewiesen, dass am 30. Juni „bey den wohlehrwürdigen
trudis­segen, der jeweils am 30. Juni beim Hochamt
urkundlich genannt ist. Das weist darauf hin, dass sich
Klosterfrauen des adeligen Stifts Nonnenberg des Ordens des heil.
und bei der Vesper am Vorabend gespendet wird.
dieses Dorf im Besitz des Klosters Nonnberg befand.
Benedicts das Verableibungsfest der heil. Erentraud“ gefeiert wird.
Den Gläubigen wird dabei mit einem kurzen Gebet
der kost­bare Reliquienschrein auf den Kopf gesetzt.
IN DEN GEBIRGSGAUEN gibt es zwei Bei­
AUCH IN DER GEGENWART ist die Abtei­
spiele für eine sichtbare Verehrung der heiligen Eren­
kirche Nonnberg das Ziel von organisierten Bitt­
SEHR BEGEHRT WAR auch das Erentrudis­
trudis: In der kleinen Wallfahrtskirche Maria Hollen­
prozessionen: Am Montag in der Bittwoche kommt
wasser, das durch Eintauchen einer Reliquie der hei­
stein, Pfarre Ramingstein im Lungau, sieht man im
die Pfarre Bergheim bei Salzburg. Treffpunkt ist
ligen Äb­tissin geweiht worden war. Kranken Rindern
Auszug des Altars die Salzburger Landes­mutter, und in
die Stiftskirche St. Peter, wo mit einer Andacht am
wurde es zum Trinken gegeben in der Hoffnung, sie
der Stadtpfarrkirche Saalfelden zeigt der Volksaltar die
(leeren) Grab des heiligen Rupertus um 8.30 Uhr
damit von Viehseuchen heilen zu können.
heilige Erentrudis in einer modernen Reliefschnitzerei
der Bittgang beginnt. Am Dienstag ist die Stadt­
des Meisters Jakob Adlhart (1974).
pfarre Salzburg-St. Paul an der Reihe, und am
IN DER ERENTRUDIS-LITANEI, 1843 in
Mittwoch kommt die benachbarte Stadtpfarre Sankt
Salzburg gedruckt, wird die heilige Äbtissin vom
Zeugnisse der Volksfrömmigkeit. Indivi­
Erhard, Salzburg-Nonntal, zur Klosterkirche herauf.
Nonnberg unter anderem als
duelle Wallfahrten zum Grab der heiligen Erentrudis
Ein origineller Pilgergang ist die traditionelle „Lampl­
• eine Braut des höchsten Königs,
werden nach wie vor abgehalten, bevorzugt am
wallfahrt”, die jeweils am 1. Mai von der Stadtpfarre
• ein Spiegel des heiligen Gehorsams,
30. Juni, dem Todestag der ersten Äbtissin, und am
Salzburg-Liefering veranstaltet wird. Dieser Lieferin­
• ein Spiegel der Vollkommenheit,
4. September, dem Tag der Reliquienübertragung.
ger Bittgang nach Nonnberg blickt auf eine fast 700
• ein Muster der Demut,
<
Während der drei Bitttage zogen seit dem Mittel­
Jahre­ alte Geschichte zurück. Der Abmarsch erfolgt
• ein Vorbild der Ordensschwestern,
alter die Gläubigen aus mindestens vierzig Pfarren
um sieben Uhr früh vom Müllner Hügel und führt
• eine Zierde des Benediktinerordens
Die Stiftskirche St. Peter besitzt eine schöne
Erentrudis-Statue auf dem Benediktusaltar von
Johann Nepomuk Högler (1776).
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<
Erentrudisalm bei Elsbethen:
Der Altar der Hauskapelle (um 1600)
trägt ein Bild der hl. Erentrudis mit dem
Pastorale und einer Salzburg-Ansicht.
angerufen. Im Volksglauben ist die heilige Erentrudis
die Beschützerin der leidenden Menschen und der
kranken Haustiere. Sie wird aber auch als weise
Erzieherin der Jugend um Fürbitte angefleht, zum
Beispiel in der „Litanei von den Heiligen Öster­
reichs“, die 1987 von der Bischofskonferenz appro­
biert worden ist.
DAS FOLGENDE GEBET im Gästebuch der
Erentrudisalm stammt von der Lehrerin Annelies
Anreiter aus Schwanenstadt (1936):
Hab' Dank, St. Erentrudis,
QUELLEN:
Beinert, Wolfgang (Hrsg.): Die Heiligen heute ehren. Eine theologisch pastorale Handreichung. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1983.
Dopsch, Heinz / Spatzenegger, Hans (Hrsg.): Geschichte Salzburgs. Stadt
und Land. Band I Vorgeschichte - Altertum - Mittelalter.
Verlag Anton Pustet, Salzburg 1983.
Esterl, P. Franz: Chronik des adeligen Benediktiner-Frauen-Stiftes Nonnberg
in Salzburg. Vom Entstehen desselben bis zum Jahre 1840 aus den
Quellen bearbeitet. Franz Xaver Duyle, Salzburg 1841.
Euler, Bernd / Gobiet, Ronald / Huber, Horst R. / Juffinger, Roswitha: DehioHandbuch - Die Kunstdenkmäler Österreichs: Salzburg Stadt und Land.
Verlag Anton Schroll & Co., Wien 1986.
Hasdenteufel, Maria: Das Salzburger Erentrudis-Kloster und die Agilolfinger.
In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung.
Band 43. Böhlau Verlag, Graz 1985.
Holböck, Ferdinand: Die Heiligen Salzburgs.
Verlag Anton Pustet, Salzburg 1996.
für Deinen Sternensegen!
Koller, Heinrich: Rupert von Salzburg - Leben und Werk.
Erzbischöfliches Seelsorgeamt, Salzburg 1995.
Wir nehmen ihn mit uns,
Lechner, Odilo / Schütz, Ulrich: Mit den Heiligen durch das Jahr.
Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 1987.
wir wollen treu ihn hüten
für den harten Alltag,
wir brauchen sein Licht für uns und andere!
LITURGIE, CHRISTLICHE KUNST UND
BRAUCHTUMSFORMEN erinnern den Menschen
auch in der heutigen Zeit an das Wirken Gottes
durch seine Heiligen und an deren Fürsprache bei
Gott. Es entspricht einer altchristlichen Praxis, dass
es gut und nützlich sei, die Heiligen anzurufen, um
von Gott Wohltaten zu erlangen. Der heiligen Eren­trudis, dieser wichtigen Persönlichkeit der Landes- und
Kirchengeschichte Salzburgs und „Landesmutter“,
gebühren Dankbarkeit, Respekt und Verehrung.
Martin, Franz: Neues von der heiligen Erentrudis. In: Mitteilungen der
Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Band 66, Salzburg 1926.
Mehofer, Franz: Hochfürstlich-salzburgischer Hof-Kalender oder
Schematismus. Franz Prodinger, Landschaft- und Stadt-Buchdrucker,
Salzburg 1780.
Neuhardt, Johannes: Benediktinenstift Nonnberg. In: Salzburg. Von Johannes
Neuhardt und Wolfgang Straub. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2013.
Neuhardt, Johannes: Wallfahrten im Erzbistum Salzburg.
Verlag Schnell & Steiner, München 1982.
Ortner, Franz: Das Erzbistum Salzburg in seiner Geschichte.
Band 1 – Frühe Zeit – Severin, Rupert und Virgil.
Editions du Signe, Strasbourg 1994.
Ortner, Franz: Das Erzbistum Salzburg in seiner Geschichte.
Band 5 – Die Heiligen und Seligen der Kirche von Salzburg.
Editions du Signe, Strasbourg 1998.
Pippal, Martina: Das Perikopenbuch von St. Erentrud: Theologie
und Tagespolitik. Holzhausen Verlag, Wien 1997.
Stähli-Lüthi, Verena: Abteikirche Nonnberg, Salzburg. Kirchenführer,
Kunstverlag Hofstetter, Ried im Innkreis 1995.
Wolfram, Herwig: Die Zeit der Agilolfinger – Rupert und Virgil. In: Geschichte
Salzburgs. Stadt und Land. Band I. Herausgegeben von Heinz Dopsch.
Verlag Anton Pustet, Salzburg 1983.