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Fotopraxis | Produktanwendung SPEcIAL Po rträtfotogr afie Gesichtskontrolle Porträtfotografie (1): Studiolicht & Lichformer Im Studio hat der Fotograf volle Kontrolle über das Licht, wenn er Porträts perfekt gestalten will. Wir haben die dazu passenden Produkt- und Praxistipps. 72 ColorFoto 12/2010 Fotos: Alle Porträt-/Sudioaufnahmen Maximillian Mutzhas www.colorfoto.de Produkte 1 2 Normalerweise sind Fotografen fast vollständig vom vorhandenen Licht abhängig. Reisefotografen können davon ein Lied singen, wenn sie Tage im Hotelzimmer verbringen müssen, weil es wie aus Kübeln schüttet und sich die erhofften Lichtstimmungen nicht einstellen wollen. Anders im Fotostudio: Dort ist der Akteur vor Wetterkapriolen geschützt und hat die volle Kontrolle über das Licht, was einerseits viele Vorteile bietet, andererseits aber eine Herausforderung darstellt. Denn das Angebot an Blitzgeräten, Dauerlichtleuchten, Lichtformern und Studiozubehör ist reichhaltig. Der Umgang damit erfordert ein gewisses Maß an Lernbereitschaft, und Glückstreffer wie bei der Available-Light-Fotografie sind selten. Was an Ausstattung nötig bzw. sinnvoll ist, um beim Porträtieren gute Ergebnisse zu erzielen, erfahren Sie im folgenden Abschnitt. 3 Studiokompaktblitzgeräte Während bei großen Studioblitzgeräten Generator und Blitzkopf (mit Blitzröhre und Einstelllicht) getrennte Einheiten darstellen, kombinieren Studiokompaktblitzgeräte beides in einem Gehäuse. Für kleinere Fotostudios sind sie deshalb das Mittel der Wahl. Neben der Blitzröhre bieten Studiokompaktblitzgeräte ein Einstelllicht, das ■ Produkttipps: •Elinchrome D-Lite It (200/400 Ws), einzeln ab 250 Euro, Set ab 620 Euro •Elinchrome BX RI (250/500 Ws), einzeln ab 480 Euro, Set ab 1350 Euro •Multiblitz Compact Plus (200 Ws), einzeln ab 350 Euro, Set ab 880 Euro •Multiblitz Profilux Plus (200/400/600 Ws), einzeln ab 600 Euro, Set ab 1400 Euro •Helios P-Serie (300/600 Ws), einzeln ab 250 Euro, Set ab 700 Euro •Helios Mini Pro Studioblitz (160 Ws), einzeln ab 100 Euro, Set ab 280 Euro dem Fotografen die Möglichkeit bietet, den Schattenfall bereits vor der Aufnahmen zu beurteilen und die Beleuchtung entsprechend anzupassen. Für Porträts in Halbtotale (Brustbilder) bieten Geräte ab 200 Wattsekunden genügend Leistungsreserven, bei Close-ups kommt man oft auch mit 75 bis 150 Wattsekunden klar. Allerdings können Softboxen und andere Vorsätze einiges an Licht schlucken, so dass es sich empfiehlt, wenigstens ein leistungsstärkeres Gerät ab 400 Wattsekunden im Repertoire zu haben. Zu den Komfortmerkmalen von Kompaktblitzgeräten gehört eine stufenlose oder gestufte Leistungsregelung. Manche Geräte besitzen einen eingebautem Funkempfänger zum drahtlosen Auslösen, z. B. die Elinchrom-Modelle D-Lite It oder BX RI, Profilux Plus von Multiblitz oder die mit dem Namenszusatz „Plus“ versehenen Geräte der Expert-Pro-Reihe von Hensel. Tipp: Durch Kauf eines Zweieroder Dreiersets als Basisausstattung lässt sich beim Einstieg Geld sparen. Übrigens Hinweis: Bei den Preisangaben handelt es sich um Zirka-Preise 4 1. Studiokompaktblitzgeräte verfügen über praktische Merkmale wie Einstelllicht, Leistungsregelung und (wie im Fall des Elinchrom D-Lite it) einen Funkempfänger. 2. Gut für den Einstieg: Auch relativ leistungschwache Geräte wie das Helios 160 Di (160 Ws) sind für Kopf- und Halbporträts oft ausreichend. 3. Gerätesets sind für den Einstieg eine gute Wahl, weil preisgünstiger als der Einzelkauf. Im Bild: Helios P-Set mit Softbox und Blitzschirm. 4. Für größere Vorhaben sollte man nach Möglichkeit ein Blitzgerät mit mindestens 400 Ws im Gerätepark haben, hier das Multiblitz Profilux Plus 400. lassen sich auch Kamera-Systemblitzgeräte, mit Diffusor-Vorsätzen versehen und entfesselt ausgelöst, für Studioporträts einsetzen. Mehr darüber in der nächsten Ausgabe. ColorFoto 12/2010 73 Fotopraxis | Produktanwendung 1 2 3 Studioleuchten Studioleuchten ermöglichen einen vergleichsweise günstigen Einstieg, wenn es um die Beleuchtung von Porträts geht. Außerdem wird kein Blitzkabelanschluss an ■ Produkttipps: •Elinchrom Prolinca Minilite To Go Set (2 Lampenköpfe mit Zubehör, max. 250 W Halogen), ca. 250 Euro •Lastolite Studiobeleuchtung Ray D8 (bis 500 W), ca. 95 Euro •B.I.G. Profi Halogenstudioleuchte (350/650 W), ca. 170 Euro •Helios Biglamp (Leuchtensystem für Halogen- und Tageslicht), einzeln ab 50 Euro, Sets ab 180 Euro) Lichtformer Für Studioblitzgeräte und -leuchten gibt es unterschiedliche Vorsätze zum Formen des Lichts. Die wichtigsten Typen und deren Varianten stellen wir Ihnen im Folgenden vor: Standardreflektoren: Sie bestehen aus Metall und gehören meistens zur Erstausstattung bei Studioblitzgeräten. Je nach Ausführung geben sie dem abgestrahlten Licht einen engeren oder weiteren Austrittswinkel. In der Porträtfotografie wird man sie seltener für das Hauptlicht einsetzen, weil dabei meist ein diffuserer Lichtcharakter erwünscht ist. Ausnahme: Low-Key-Porträts. Für den Hintergrund oder als Haarlicht, häufig in Kombination mit Waben- oder Klappenvorsätzen, werden Standardreflektoren bei Porträts aber häufig verwendet. Beauty-Dish: Unter Beauty-Dish versteht man einen großen, kreisförmigen Metallreflektor, der häufig mit einem sogenannten Deflektor kombiniert wird. Beim Deflektor handelt es sich um eine Scheibe, die mittels Gestänge vor der Blitzröhre angebracht wird, so dass deren Licht nicht direkt nach 74 ColorFoto 12/2010 der Kamera oder eine technische Lösung zum drahtlosen Auslösen von Blitzgeräten benötigt. Man fotografiert mit Dauerlicht wie sonst auch mit vorhandenem Licht, nur muss man den Weißabgleich der Ka mera entsprechend anpassen. Je nach Ausführung der Leuchte und verwendeter Lichtquelle ist die Lichtausbeute mäßig bis hoch; auch auf lichtformende Vorsätze in reicher Auswahl muss man nicht verzichten. Als Lichtquellen werden Halogen- und Kryptonlampen sowie Leuchtstoffröhren mit Tageslichtcharakter in Stab- und Spiralform verwendet. Ein Nachteil bei starken Halogenlampen ist die Hitzeentwicklung: Porträts fotografieren kann zu einer Schweiß treibenden Angelegenheit werden. vorne abgestrahlt, sondern erst auf die Innenseite des Beauty-Dish-Reflektors umgelenkt und von dort reflektiert wird. Der Deflektor kann weiß, silbern oder golden beschichtet sein. Besteht er dagegen aus durchscheinendem Material, wirkt er wie ein Diffusor. Beauty-Dishes gibt es z. B. von Elinchrom mit 44 oder 70 cm Durchmesser. Schirmreflektoren: Sie lassen sich wie ein Schirm aufspannen, sind relativ preisgünstig 1 Fotos: Max Mustermann 4 1. Preisgünstige Leuchte: Die HeliosBiglamp 510 lässt sich mit verschiedenen Leuchtmitteln betreiben, hier mit Mega-Tageslichtröhre (75 W, entspricht 375 W Glühlampe); Diffusor-Vorsätze sind erhältlich. 2. Die mit vier Spiral-Tageslichtlampen ausgestattete Helios Biglamp 540 Wide ist ungewöhnlich hell; die Lichtausbeute entspricht etwa einer Glühlampe mit 600 W. 3. Nicht jeder Lichtformer eignet sich für jede Lampe; der hier gezeigte darf z.B. nur in Verbindung mit Tageslichtlampen verwendet werden, die wenig Hitze erzeugen. 4. Das Elinchrom Prolinca Minilite wird mit zwei Typen von Lampen ausgeliefert: Krypton-Glühlampe (100 W) und Halogen (250 W). und einfach zu transportieren. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Durchlichtschir men, die ähnlich wie eine Softbox wirken, und Reflexschirmen. Letztere haben eine weiß, silbern, gold oder bronze beschichtete Innenseite, die das Blitzlicht indirekt abstrahlt. Weiß beschichtete Schirme lassen das Licht etwas diffuser wirken als silbern beschichtete und sind deshalb bei Porträts häufig die bessere Wahl. 2 www.colorfoto.de Softboxen: Sie bilden die größte und an Varianten reichste Gruppe unter den Lichtformern; es gibt sie mit quadratischer, rechteckiger und oktagonaler (achteckiger) Lichtaustrittsfläche. Größere OktagonSoftboxen haben unter anderem den Vorteil, dass der Fotograf auch direkt vor der Lichtaustrittsfläche agieren kann und immer noch genug Licht beim Model ankommt. Zudem bildet sich die Lichtaus trittsfläche in der Pupille des Models an nähernd kreisförmig ab, was ästhetischer wirkt als ein Quadrat oder Recheck. Mit Softboxen lässt sich ein Motiv optimal ausleuchten, wenn die Größe (Höhe) der Softbox annähernd dem Motiv entspricht. Beispiele: 50 cm (längste Kante) für Kopfporträts, 60 bis 80 cm für Halbkörperpor träts, 120 bis 150 cm für Ganzkörperpor träts. Tipp: Wenn eine Softbox nicht groß genug ist, kann man auch zwei Blitzgeräte mit kleineren Softboxen übereinander anordnen. Striplight: Als Striplight bezeichnet man eine Softbox, bei der die Lichtaustrittsfläche auf einen schmalen Streifen begrenzt ist – beispielsweise 30 cm bei einer Höhe von 90 oder 120 cm. Ein Striplight ermöglicht durch seinen begrenzten Leuchtwinkel eine bessere Trennung zwischen Vordergrund- und Hintergrundlicht. Durch Abhängen, etwa mit schwarzem Samt, lässt sich eine Standard-Softbox in ein Striplight umfunktionieren oder die Licht austrittsfläche eines Striplights noch weiter reduzieren. Waben, Klappen, Tuben: Wabenvorsätze vor einem Metallreflektor oder einer Softbox geben dem Licht eine klarer definierte Richtung, so dass sich Vorder- und Hintergrundlicht besser voneinander trennen lassen. Einen ähnlichen Effekt erreicht man mit verstellbaren Klappen. Ein Lichttubus (mit oder ohne Wabenaufsatz) bündelt das Licht stark, sollte allerdings mit Vorsicht angewandt werden, weil es dabei im ungünstigsten Fall zum Überhitzen des Blitzgeräts kommen kann. Faltreflektoren: Sie dienen zum Aufhellen und können bei geschicktem Einsatz durchaus mal eine Studioleuchte ersetzen. Faltreflektoren werden in verschiedenen Oberflächen (Weiß, Silber, Gold, Silber-Gold) angeboten, zum Teil auch mit Wechseloberfläche. ■ Produkttipps: •Lichtformer im Zubehörprogramm der Systemhersteller (u.a. Elinchrome, Hensel, Multiblitz, Helios) •Faltreflektoren in verschiedenen Größen, Formen und Oberflächen von Helios oder Lastolite; Reflektoren mit Aluminiumrahmen von California Sun bounce, Großreflektoren bis 2 x 2 m von Lastolite (Skylite) 1. Reflektoren sind in unterschiedlichen Größen und Ausführungen er hältlich. Besonders beliebt: Modelle mit Wechselbezügen (z. B. Helios 5in1). 2. Blitzschirme sind entweder für indirekte Abstrahlung konstruiert (wie hier) oder als Durchlichtschirme, einer Softbox vergleichbar. 3. Softboxen gehören zu den wichtigsten lichtformenden Vorsätzen bei der Porträtfotografie. 4. Ein Striplight ist eine Softbox, bei der die Lichtaustrittsfläche auf einen schmalen Streifen begrenzt ist. 5. Eine oktagonale (achteckige) Softbox bietet sich als Alternative zu rechteckigen Standard-Softboxen an. 6. Beim Beauty-Dish trifft das Licht zuerst auf den sog. Deflektor und wird dann vom Reflektor indirekt abgestrahlt. Praxis F ür gute Studioporträts gibt es kein Patent rezept. Ein vielversprechender Weg ist es aber, mit wenigen Geräten anzufangen und sich schrittweise zu komplexeren Beleuch tungstechniken voran zu arbeiten. Speziell beim Porträtieren ist es wichtig, Ihre techni schen Mittel zu beherrschen und zielführend einzusetzen – ansonsten langweilen und verunsichern Sie Ihr Modell. Verändern Sie nicht schon nach wenigen Aufnahmen die Lichtführung, sondern widmen Sie Ihre volle Aufmerksamkeit der Person, die vor Ihnen steht oder sitzt. Kommunikation ist die halbe Miete bei der Porträtfotografie. Und ent spannte Konzentration auf seiten Ihres Mo dels ist der beste Garant für gute Bilder. Tipp: Auch die richtige Hintergrundmusik kann dabei Wunder wirken. Mit einer Leuchte an den Start 3 4 5 6 Für den Einstieg empfiehlt sich die Kom bination aus einer Studioleuchte und ei nem Aufheller. Dabei ist es im Prinzip egal, ob Sie mit Dauerlicht oder Blitz ar beiten – wichtig nur, dass Sie die Möglich ColorFoto 12/2010 75 Fotopraxis | Produktanwendung Hartes und weiches Licht Hartes Licht: Verwendet wurde ein Blitz mit Normalreflektor und Wabenvorsatz. Bilder mit ausgeprägter Licht-Schatten-Wirkung fallen unter die Rubrik „Charakterporträts“. Weiches Licht durch Softbox und Aufheller: Diese Lichtart schafft angenehme Hauttöne und ist bei allen Spielarten der Beauty-Fotografie ein Muss. keit haben, dem Licht mittels Softbox oder Schirm etwas von seiner Härte zu nehmen. Platzieren Sie das Hauptlicht nicht direkt neben der Kamera, sondern rücken Sie es ein Stück von der optischen Achse weg, so dass es z. B. in einem Winkel von 30 oder 45 Grad dazu steht. Dabei werden Sie be obachten, dass die Ausleuchtung durch den Schattenfall im Gesicht plastischer wird. Die Gesichtshälfte, die dem Licht zu gewandt ist, kommt heller, die dem Licht abgewandte dunkler. Variieren Sie die Posi tion des Hauptlichts mehrmals und beob achten Sie die Veränderungen. Aufheller als zweite Lichtquelle Der nächste Schritt ist das Hinzunehmen eines Aufhellers. Dieser wird seitlich zur „Schattenseite“ des Gesichts platziert und zwar so, dass Anteile des Hauptlichts in die gewünschte Richtung reflektiert werden. Als Aufheller eignet sich jede weiße, mög lichst wenig strukturierte Fläche – etwa Kartons oder fein strukturierte Styropor platten, möglichst ohne optische Aufheller (die einen violetten Farbstich erzeugen). Was Styroporplatten anbelangt, werden Sie im Baumarkt fündig; nehmen Sie die Variationen von Dauerlicht Eine Helios Biglamp 501 mit Spiral-Tageslichtröhre wurde mit Diffusor von rechts als Hauptlicht eingesetzt, eine zweite strahlte von rechts hinten als Aufheller, eine dritte beleuchtete den Hintergrund. Das warme Haarlicht erzeugte eine Elinchrome Minilite mit 100-W-Glühlampe von links. Belichtung: ISO 1600, Bl. 5,6, 1/60 s. 76 ColorFoto 12/2010 Eine Elinchrome Minilite mit 100-W-Glühlampe wurde mit Schirm als Hauptlicht von vorne verwendet, eine zweite mit Normalreflektor von links als Haarlicht. Eine Helios Biglamp 501 mit Spiral-Tageslichtröhre beleuchtete den Hintergrund. Durch die unterschiedli chen Farbtemperaturen ergibt sich ein reizvoller Kaltwarm-Kontrast. Belichtung: ISO 1600, Bl. 5,0, 1/60 s. Dauerlicht erfordert ein präzises Anpassen des Weißabgleichs, vor allem wenn wie hier zwei verschiedene Lichtsorten (Krypton-Glühlampe und Tageslichtröhre) eingesetzt wurden. Der Vergleich zeigt das Ergebnis vor und nach der Bearbeitung im RAW-Konverter. www.colorfoto.de Vier Schritte zur Porträtbeleuchtung feinporigen Varianten aus der Abteilung „Bad/Fliesen“. Perfektionisten können Styroporplatten auch mit Folien beschichten, die es von Alkor in allen erdenklichen Farben und Oberflächen gibt. Tipp: weiß-matt. Auch Silber- und Goldfolien eignen sich zum Beschichten von Styroporplatten. Wer sich das Basteln sparen will, greift zu Faltreflek toren. Goldtöne oder gold-silber-gestreifte Varianten geben dem Licht eine angeneh me Wärme, was bei Porträts meistens ein Vorteil ist. Werden Spiegel zum Aufhellen verwendet, kann man sie mit einem Mat tierungsspray (von Dulling, erhältlich im Fotohandel) präparieren. Haar- und Hintergrundlicht Wenn Ihren Porträtaufnahmen jetzt noch das gewisse Etwas fehlt, kann ein Haar licht einen effektvollen Akzent setzen. Da für verwendet man am besten eine Leuch te mit Normalreflektor und Wabenvorsatz, alternativ Klappen. Das Haarlicht wird in Gegenlichtposition, etwa im 45-GradWinkel zur optischen Achse, platziert (natürlich außerhalb des Bildausschnitts). Die Waben oder Klappen vor der Leuchte verhindern dabei, dass Licht direkt in das Aufnahmeobjektiv fällt und so den Kont rast mindert. Um die optimale Position für das Haarlicht zu ermitteln, hilft bei Stu diokompaktblitzgeräten das Einstelllicht; ein Probeschuss schafft endgültig Klarheit. In der Regel ist es sinnvoll, die Leuchte für das Haarlicht erhöht zu platzieren, so dass sein Licht schräg von oben auf den Kopf des Models trifft. Das Gegenteil gilt fürs Hintergrundlicht. Die dafür zuständige Leuchte wird seitlich von unten gegen den hellen Hintergrund gerichtet. Ziel kann es dabei sein, den Hin tergrund völlig weiß zu bekommen, um das Model einfacher freistellen zu können, wenn es Teil einer Montage sein soll. In diesem Fall würde man eine Leuchte mit Weitwinkelreflektor oder eventuell sogar mit Schirm oder Softbox verwenden. Im Normalfall ist es aber spannender, wenn das Hintergrundlicht einen bildwirksamen Helligkeitsverlauf über die Hintergrundflä che erzeugt. Dafür benutzt man wie beim Haarlicht eine Leuchte mit Normalreflek tor und Waben. Wer ein Übriges tun will, steuert den Helligkeitsverlauf von Haupt- Schritt 1: Bereits mit einem Studioblitz und Softbox lassen sich Porträts fotografieren. Allerdings nimmt man dabei in Kauf, dass die eine Gesichtshälfte deutlich heller kommt als die andere. Die Leuchte wurde etwa im 45-Grad-Winkel zur optischen Achse aufgestellt. Schritt 2: Ergänzt man das Hauptlicht mit Softbox durch einen Reflektor auf der gegenüberliegenden Seite des Models, lassen sich Schatten wirksam aufhellen. Das Ergebnis wird insgesamt gefälliger. Hier wurde ein goldbeschichteter Faltreflektor benutzt, der das Licht „anwärmt“. ColorFoto 12/2010 77 Vier Schritte zur Porträtbeleuchtung und Hintergrundlicht gegenläufig, so dass sich ein besonders plastischer Kontrast zwischen Model und Hintergrund ergibt. Lichtart und -qualität Porträtbeleuchtung spielt sich sozusagen zwischen zwei entgegengesetzten Polen ab: hartes (gerichtetes) und weiches (dif fuses) Licht in allen erdenklichen Abstu fungen. Was man wann einsetzt, lässt sich nicht verallgemeinern, tendenziell aber gilt: Je mehr ein Porträt in Richtung „Beau ty“ getrimmt werden soll, desto weicheres Licht wird benötigt. Es sorgt für einen wei chen Licht-Schatten-Verlauf und ermög licht schöne, fließende Hauttöne. Hartes Licht bringt die Eigenheiten eines Gesichts zur Geltung und eignet sich deshalb für „Charakterporträts“ im Allgemeinen und Low-Key-Aufnahmen im Besonderen. Beim genauen Hinsehen stellt man außer dem fest, dass es durchaus einen Unter schied macht, ob man Dauer- oder Blitz licht für Porträts verwendet. Häufig wirken Blitzporträts einen Tick schärfer und plasti scher als Bilder, die mit Dauerlicht entstan den sind. Zudem muss man bei Dauerlicht der Einstellung des Weißabgleichs mehr Aufmerksamkeit schenken. Während man bei Blitzlicht mit einer Voreinstellung auf „Tageslicht“ (um 5500 Kelvin) oder „Blitz licht“ (meist etwas wärmer im Ergebnis) oft gut bedient ist, benötigt Dauerlicht in der Regel eine präzisere Einstellung. Ha logenlampen haben Kunstlicht-Charakter (Einstellung auf „Kunstlicht“, ca. 3200 Kelvin), Tageslicht-Leuchstoffröhren pro duzieren bei Einstellung auf „Tageslicht“ häufig etwas bläuliche oder grünliche Er gebnisse, die man durch manuelle Korrek tur des Weißabgleichs präzise „ausfiltern“ sollte. Im Zweifelsfall: Graukarte mitfoto grafieren und später mit Neutraltonpipette korrigieren. Karl Stechl Schritt 3: Durch Hinzunahme einer zweiten Leuchte lässt sich ein Effektlicht setzen – in diesem Fall das beliebte Haarlicht. Dazu wurde eine Leuchte mit Normalreflektor und Wabenvorsatz (im Foto nicht zu erkennen) von schräg oben auf die Haare der Models gerichtet. 78 ColorFoto 12/2010 Schritt 4: Neben Haupt- und Haarlicht kam hier eine dritte Leuchte für den Hintergrund zum Einsatz. Sie wurde etwa auf Hüfthöhe der Models platziert und strahlt den ursprünglich weißen Hintergrund an; ein Wabenfilter sorgt für einen bildwirksamen Helligkeitsverlauf. In der nächsten Ausgabe geht’s unter anderem um Aufsteckblitzgeräte mit Porträtvorsätzen (Bouncer und Softboxen), um Gestaltungsfragen wie selektive Schärfe und Weichzeichnung, um Hintergrund-Variationen und spezielle Lichteffekte. www.colorfoto.de