Ausschrieb des Interviews mit dem Deutschen Botschafter Dr. Axel

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Ausschrieb des Interviews mit dem Deutschen Botschafter Dr. Axel
Ausschrieb des Interviews mit dem Deutschen Botschafter Dr. Axel Hartmann
beim slowakischen TV-Nachrichtensender TA3 am 23.07.2012
Herr Hartmann, an wen genau richtet sich die Goethe-Hochschule?
Nun, wir sind zunächst einmal der slowakischen Regierung sehr dankbar, dass sie diese
Hochschule eingerichtet hat. Deutsch ist in der Slowakei nach Englisch mit Abstand die am
zweithäufigsten gesprochene Fremdsprache und deswegen war es auch nur folgerichtig, eine
solche Uni zu gründen. Das Angebot der Uni richtet sich natürlich nicht nur an deutsch
sprechende Slowaken sondern auch an die umliegenden Länder, Ungarn, Polen, Tschechien
und natürlich auch an Studenten aus der Schweiz, Deutschland und Österreich.
Wie sieht es denn jetzt mit der Akkreditierung aus?
Also die Akkreditierung ist erfolgt, die Zustimmung hat das Kabinett erteilt und wir beginnen
jetzt mit der Einrichtung des Lehrbetriebs, der noch im Oktober aufgenommen werden soll.
Die Zeit ist sehr knapp, da wir Sommerferien haben und es schwierig ist, die künftigen
Studenten noch zu erreichen. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir im Oktober mit bis zu 100
Studenten den Studienbetrieb aufnehmen können.
Welche Studiengänge wird es geben?
Die Universität beginnt zunächst mit drei Studiengängen: Der Erste ist die internationale
Unternehmensführung - das ist uns ganz besonders wichtig, weil wir in der Slowakei mehr als
400 deutsche Unternehmen haben, die rund 90.000 Slowaken und Slowakinnen beschäftigen.
Hier wird immer akademischer Nachwuchs gesucht und diesen Bedarf wollen wir bedienen.
Zum Zweiten haben wir eine Fakultät für Medien und Kultur und die dritte Fakultät
beschäftigt sich mit Tourismus. Auch hier denken wir, dass wir gute Erfolge erzielen können,
weil der Tourismus in der Slowakei sicherlich noch gefördert werden kann. Die Tourismus
Fakultät wird übrigens in Piestany beheimatet sein, die beiden anderen in Bratislava.
Was können die Studenten von den Lehrkräften erwarten?
Die Studenten können einen internationalen Lehrkörper erwarten: Es werden Professoren
aus Österreich, Deutschland, sogar aus Italien dort lehren. Natürlich wird auch die
Studentenschaft international sein, Studenten aus allen mittel- und osteuropäischen Ländern
können hier auf Deutsch studieren -das ist ja gerade das Besondere an der ganzen Geschichte
Wie wird das Studium organisiert sein?
Wir fangen zunächst mit Bachelor und Master an und werden dann Schritt für Schritt das
Programm auf PhD-Studiengänge und weitere Fächer ausweiten. Aber jeder Anfang ist klein
und jeder Anfang ist auch schwer. In den nächsten Wochen konzentrieren wir uns erstmal
darauf, den ersten Schritt zu tun.
Wie kompliziert wird die Aufnahmeprüfung und wie hoch schätzen Sie die Zahl der
Studenten im ersten Jahr?
Wir rechnen im ersten Studienjahr aufgrund der Kürze der Zeit -wir haben jetzt ja nur zwei
Monate und das ist wenig Zeit - mit ungefähr 100 Studenten, die im Oktober beginnen werden.
Der Anmeldeschluss ist Mitte September und Ende September werden dann die
Aufnahmeprüfungen durchgeführt, wie das in der Slowakei ja üblich ist. Ich denke, dass viele
Studenten sicherlich Interesse daran haben, in deutscher Sprache zu studieren.
Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Wie hoch werden die Studiengebühren sein?
Die Goethe-Hochschule Bratislava orientiert sich an anderen privaten Hochschulen hier in
der Slowakei. die Studiengebühr beträgt 1.100 Euro pro Semester für das Bachelorstudium
und 1.300 Euro für den Master, das sind mit anderen privaten Schulen vergleichbare Beträge.
Dafür bieten wir einen internationalen Lehrkörper und Unterricht in deutscher Sprache.
Slowakische, ungarische, polnische Studenten die dann in deutscher Sprache studieren,
können dann später auch einmal in Deutschland arbeiten und in der deutschen Wirtschaft
eine führende Position einnehmen: Das ist ein wahrhaft europäisches Projekt!
Werden die Vorlesungen auch auf eine andere Weise gehalten werden als in der Slowakei
üblich, das heißt wird es einen anderen, ausländischen Ansatz in der Lehre geben?
Die Wissenschaft ist heute so international und so übergreifend, dass es eigentlich gar keine
nationale Wissenschaft mehr gibt, moderne Wissenschaft ist global. Ich denke, dass die
Professoren in diesem Sinne mit ihrer großen internationalen Erfahrung lehren werden. Für
die Studenten wird das allemal interessant sein und ich hoffe, ihnen dann auch Erfolg bringen.
Das Projekt ist für uns kulturpolitisch ganz wichtig, es ist eine ganz bedeutender Meilenstein
in den deutsch-slowakischen Kulturbeziehungen. Wir sind der Regierung auch sehr dankbar,
das sie dies so frühzeitig erkannt hat
Was sind die Voraussetzungen, auch sprachlicher Art, für ein Studium?
Die Voraussetzungen sind die gleichen wie für alle anderen Hochschulen: Man braucht die
allgemeine Hochschulreife und in unserem Falle natürlich auch die Sprachkenntnisse. Wir
haben allein im vergangenen Schuljahr über 500 Slowakinnen und Slowaken gehabt, die das
sogenannte Deutsche Sprachdiplom gemacht haben. Mit diesem Diplom können sie ohne
weiteres an einer deutschen Universität studieren. Diese Schülerinnen und Schüler sind eine
Zielgruppe, an die wir uns ganz besonders wenden wollen: Sie müssen zum Studium nicht
nach Deutschland gehen, sondern können auch in der Slowakei auf Deutsch studieren, das
Gleiche gilt für die Studierenden mit Deutschem Sprachdiplom in den umliegenden Ländern.
Wird es Deutschkurse geben und gibt es auch Vorlesungen in anderen Sprachen?
Wir bieten zunächst einmal für diejenigen, die es sich noch nicht zutrauen ganz in deutscher
Sprache zu studieren, zusätzliche Sprachkurse an. Das wird dann vom konkreten Bedarf
abhängen. Es ist auch vorstellbar, dass am Anfang auch die ein oder andere Vorlesung auf
Englisch gehalten wird; aber letztlich ist diese Hochschule bewusst als deutsche Hochschule
bzw. als deutschsprachige Hochschule gegründet worden! Deswegen haben wir ja auch die
Zustimmung der Regierung bekommen. Die Universität ist ein kulturpolitisches Projekt von
allerhöchstem Range und wir sind der Regierung wie gesagt sehr dankbar, dass sie dieses
erkannt hat und dann ihre Zustimmung gegeben hat
Wird es an der deutschsprachigen Universität auch ein „deutsches“ akademisches Klima
geben?
Nun, wir haben natürlich ausländische Dozenten und Professoren, die dann in der Slowakei
unterrichten werden, aber ich sehe da eigentlich keinen Unterschied, weil das alles erfahrene
Professoren sind, die wir gewinnen konnten. Es wird auch keine deutsche oder
österreichische Einrichtung sein, was den Lehrbetrieb angeht, sondern alles läuft natürlich
nach slowakischem Hochschulrecht.
Welche konkreten Jobaussichten haben Absolventen der Hochschule?
Sie können einerseits mit einem slowakischen Abschluss natürlich in Deutschland, Österreich
und der Schweiz einen Job finden, oder genauso gut bei den mehr als 400 deutschen Firmen,
die wir in der Slowakei haben. Die deutsche Wirtschaft ist hier außerordentlich breit
gefächert, vom Volkswagenwerk bis zum mittelständischen Unternehmen gibt es hier im
Grunde alles, was die deutsche Wirtschaft zu bieten hat. Ich denke, hier wird Nachwuchs
immer benötigt und Nachwuchs, der auf Deutsch studiert hat, natürlich erst recht. Wir
schließen hier auch eine bestehende Lücke für all diejenigen, die zwar hier in der Slowakei
gut studieren, aber eben nicht in deutscher Sprache. Diese Menschen werden es dann in
Zukunft leichter haben, hier in der Slowakei eine Anstellung bei deutschen Unternehmen zu
finden.