Englisch, Französisch, Geschichte, Anglistik, Romanistik
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Englisch, Französisch, Geschichte, Anglistik, Romanistik
Erfahrungsbericht zum Austauschstudium an der Chuo Daigaku, Tokyo Mai 2011 – März 2012 Inhalt: Seite 1. Reisevorbereitungen 1.1. Visum 1.2. Versicherung und Finanzen 1.3. Flug 1.4. Gepäck 2 2 2 2 3 2. Ankunft in Japan 2.1. Anreise 2.2. Organisatorisches 3 3 3 3. Unterkunft 3.1. Wohnheim ReEnt Tamadaira (Hinoshi) 3.2. Wohnheim Dormy Seisekisakuragaoka (Tamashi) 3.3. Anderes 4 4 5 6 4. Studium 4.1. Sprachkurse 4.2. Kursprogramm 4.3. International Center 4.4. Integration 6 6 6 7 7 5. Gesamteindruck 8 Romina Rösch LA GYM (Englisch, Französisch u. Geschichte) M.A. (Anglistik u. Galloromanische Philologie) 7. Semester 1. Reisevorbereitungen Nachdem ich im vom International Office Würzburg für das Partnerschaftsprogramm an der Chuo Universität in Tokyo ausgewählt worden war, hieß es zunächst abwarten. Als dann jedoch die meisten Formalitäten zwischen den Universitäten erledigt waren, gab es einiges zu tun und ich kann nur empfehlen, möglichst früh mit den Vorbereitungen zu beginnen. 1.1.Visum Zunächst musste ich mich um medizinische Unterlagen und Nachweise bemühen, die wichtig waren, um das Certificate of Eligibility zu erhalten, mit dem man schließlich das Visum beantragt. Diese Dokumente beinhalten u.a. ein Röntgenbild und ich musste zu mehreren Ärzten, um alles zu erhalten. Wer früh Termine macht, ist klar im Vorteil! Das Visum wird vom Japanischen Generalkonsulat München gewährt. Am einfachsten ist es, noch vor der Beantragung anzurufen, sich nach den erforderlichen Unterlagen zu erkundigen und sie anschließend auf dem Postweg zu senden. Zum Erhalt des Visums muss man allerdings persönlich in München erscheinen, was dank Bayernticket zwar nicht teuer ist, aber aufgrund der weiten Entfernung etwa einen Tag in Anspruch nimmt. 1.2.Versicherung und Finanzen Zwar ist es möglich, sich über die Universität Chuo in die japanische gesetzliche Krankenkasse aufnehmen zu lassen, wobei man neben recht geringen Monatsbeiträgen im Krankheitsfall etwa 30% der Kosten selbst übernimmt, doch ich entschied mich für eine Auslandskrankenversicherung bei der DVK. Hier zahlte ich einen monatlichen Beitrag, bekam Arztkosten allerdings komplett erstattet. Das Stipendium von der Chuo Universität holt man sich zu Monatsbeginn in einem Briefumschlag im International Center ab. Auch die Miete wird in bar an einem Schalter im COOP auf dem Campus gezahlt. Im Hinblick auf Banken hat man zwei Möglichkeiten: entweder ein japanisches oder ein deutsches Konto. Nach Informationen der Chuo ist es allerdings nicht möglich, nach einem nur kurzen Aufenthalt im Lande ein japanisches Konto zu eröffnen. (Es stellte sich heraus, dass es doch geht - bei der Eröffnung sollte man aber gute Japanischkenntnisse mitbringen.) Ich hatte schon seit längerer Zeit ein Konto bei der Internet-Bank DKB mit kostenloser Bargeldabhebung weltweit und beschloss, dieses in Japan weiter zu nutzen. Allgemein kann man mit ausländischen Kreditkarten bei ATMs von 7-Eleven und der japanischen Post Geld abheben. Es zeigte sich leider, dass das bei Bankautomaten der Post nicht immer möglich ist – gerade in kleineren Filialen gab es hin und wieder Probleme. 1.3.Flug In der Regel sind Kombinationen aus Hin-und Rückflügen günstiger als Einzelflüge. Da ich zur Zeit der Abreise noch nicht sicher war, wie lange ich bleiben würde, buchte ich einen Hin-und Rückflug mit der Option, gegen einen Aufpreis das Rückreisedatum zu verschieben. Eine gute Möglichkeit sind auch sog. Open Tickets, die viele meiner Freunde gebucht hatten. Der Flughafen, der dem Campus am nächsten ist, ist Haneda. Da dieser momentan noch darum bemüht ist, den internationalen Flugverkehr auszubauen und vor allem nationale bzw. Kurzstreckenflüge bedient, ist die Landung am Flughafen Narita am wahrscheinlichsten. Seite 2 1.4.Gepäck Bei einem Aufenthalt von fast einem Jahr ist meiner Meinung nach ein einziger Koffer nicht ausreichend, erlebt man doch vier verschiedene Jahreszeiten und Regenzeit mit. Deshalb ist es nützlich, sich schon bei der Flugbuchung zu informieren, welche Kosten bei welcher Fluggesellschaft auf einen zukommen würden. (Ich hatte beim Hinflug „Glück“, da Lufthansa durch die besondere Situation nach dem Erdbeben im März 2011 die Kofferbeschränkung kurzzeitig auf zwei erhöhte und konnte beim Heimflug mit British Airways ein zweites Gepäcksstück erwerben.) Für die meisten Westler ist es in Japan schwierig, außerhalb von H&M, GAP und Uniqlo passende Kleidung zu kaufen; und Schuhe sind in normalen Läden generell nur bis Größe LL/25cm (entspricht etwa Größe 39) erhältlich. Es lohnt sich wirklich, ein wenig Krimskrams oder Kosmetika, die auch in Japan erhältlich sind, zu Hause zu lassen und stattdessen praktische, vielseitig tragbare Kleidung und Schuhe einzupacken. 2. Ankunft in Japan Noch vor der Abreise bekam ich eine Mappe vom International Center zugeschickt, die ausführliche Informationen zu Campus, Anreise und Einführungsveranstaltungen enthielt und recht praktisch war. 2.1.Anreise Meine Anreise gestaltete sich etwas anstrengender als erwartet. Ich hatte leider trotz mehrmaliger Nachfrage beim International Center der Chuo keinerlei Informationen bekommen, wo ich wohnen würde – es hieß lediglich, ich würde am Flughafen abgeholt werden und ich war entsprechend aufgeregt. Direkt nach der Ankunft begrüßte mich auch eine sehr nette Flughafenmitarbeiterin und half mir, die Koffer beim Gepäckzustellservice aufzugeben (welcher übrigens von der Universität bezahlt wurde) und ein Ticket für den Limousine Bus nach Shinjuku zu kaufen, wo – so teilte sie mir mit – direkt an der Haltestelle eine Studentin auf mich warten würde. Hier muss es allerdings irgendwo ein Missverständnis gegeben haben, denn noch nach einer Stunde nach Ankunft in Shinjuku sah ich niemanden, und kannte nicht einmal meine eigene Adresse. (Leider passierte dies auch anderen Austauschstudenten – die Abholung durch Studenten ist sicherlich gut gemeint, müsste aber besser organisiert werden.) Nach einer langen Suche nach einer Telefonzelle und einem Anruf fand mich die Studentin doch noch und begleitete mich ins Wohnheim, wo wenig später das Gepäck eintraf. Ich möchte an dieser Stelle jedem Nahe legen, auf die Herausgabe der Adresse zu bestehen, um im Fall der Fälle selbst den Weg nach Hause zu finden. 2.2.Organisatorisches Ein paar Tage nach meiner Ankunft, als schließlich alle neuen Studenten eingetroffen waren, war eine Einführungsveranstaltung an der Universität festgesetzt. Zunächst stellten sich die Mitarbeiter des International Centers vor, dann gab es detaillierte Informationen zum Leben in Japan und dem Alltag an der Chuo Universität, alles schön in einem übersichtlichen Hefter zusammengefasst. Auch der Antrag für ein eigenes Prepaid-Handy von Softbank wurde gemeinsam ausgefüllt. (Das Handy, erhältlich in schwarz und weiß, kostete 6000Yen, inklusive 3000Yen Guthaben und einer E-Mail Flatrate. Jede weitere Aufladung kostete 3000Yen und blieb für 3 Monate erhalten.) Tags darauf gab es Treffen mit Mitarbeitern der Fakultäten, die die neuen Studenten über den Campus führten und Seite 3 über die Regelungen bei der Kurswahl informierten. (Ich selbst war in Bungakubu/ Letters eingeschrieben und habe keine allzu guten Erfahrungen mit dem für die Austauschstudenten verantwortlichen Mitarbeiter machen können. Entgegen den Behauptungen des International Centers war er nicht fähig, Englisch zu sprechen und kam mir wenig entgegen, obwohl ich gerade am Anfang, als intermediate learner, nicht fähig war, seinen Erklärungen zu folgen. Auch bei der Kurswahl gab es Komplikationen, da er mich trotz Absprache mit den zuständigen Dozenten nicht in Kurslisten eintrug etc.) Die Kurswahl erfolgt zu Beginn jedes Semesters handschriftlich auf Listen, die man in der entsprechenden Fakultät einreicht. Für Austauschstudenten reicht es aus, pro Semester 7 SWS zu belegen, was der Stundenanzahl der Grundkurse Japanisch entspricht. In der folgenden Woche ging man dann in kleinen Gruppen, angeführt von einer Mitarbeiterin des International Centers, ins City Office, um die Alien Registration Card (und eventuell die Krankenversicherung) zu beantragen. Diese Karte ist als Ausländer ständig bei sich zu tragen und sollte sorgsam behandelt werden. Für die Abholung der Karte ist man selbst verantwortlich. Dabei sollte man die Abholfrist, die man nach der Beantragung erfährt, möglichst nicht überschreiten, denn zumindest theoretisch gibt es Geldstrafen bei Verspätung. (Praktisch geschah zumindest in meinem Fall glücklicherweise nichts.) 3. Unterkunft Durch das starke Erdbeben im März 2011, das einen Tsunami und dadurch die prekäre Lage im Atomkraftwerk Fukushima nach sich zog, wurde im Mai 2011 ein Großteil der Austauschstudenten auch entgegen der Prioritäten, die zuvor angegeben worden waren, aus Sicherheitsgründen im Wohnheim ReEnt Tamadaira in Hinoshi untergebracht. Nach einem Semester zog ich ins Dormy Seisekisakuragaoka in Tamashi um und blieb dort bis zur Heimreise. 3.1.ReEnt Tamadaira (Hinoshi) Das ReEnt Tamadaira ist Teil eines Projekts für sozialen Wohnungsbau und etwa 5 Minutem vom JR-Bahnhof Toyoda (Chuo-Linie) entfernt gelegen. Es befindet sich in eher kleinstädtischer Umgebung – ein Supermarkt, ein paar Restaurants und Izakayas, eine Karaokebar - in ruhiger Nachbarschaft mit vielen Wohnhäusern. Man fährt mit dem Bus zum Campus, eine Einzelfahrt kostete 230Yen.Es gibt Wascheinheit der Unit auch Monats- und 3-Monatsfahrkarten, der Preis ist jedoch so berechnet, als fahre man jeden Wochentag zur Uni und zurück und kommt daher wohl teurer, als wenn man jede Fahrt einzeln zahlt. (Der Aufwand ist derselbe – die Suica Card kann wird sowohl als Guthabenkarte, als auch als Monatskarte verwendet werden.)Um um 9:20 im Kurs zu sein, ging ich um 8:35 aus dem Haus. Man hat ein kleines, Zimmer mit Bett, Schreibtisch, Kühlschrank und Schrank für sich und teilt sich mit zwei anderen Studenten desselben Geschlechts eine Unit: Toilette, eine praktische Abstellfläche für Koffer o.Ä., einen kleinen Balkon und eine ehemalige Küche, von der die Spüle zum Gesichtswaschen erhalten ist. Internetanschluss ist kostenlos vorhanden. Die Wände sind sehr dünn und es hängt dadurch sehr von den Mitbewohnern ab, ob man sich wohlfühlt oder nicht. Dusche, Waschmaschinen, Trockner und Aufenthaltsraum mit Fernseher und Küche werden von allen Studenten genutzt. Es gibt Regeln (Besucherverbot, Kochverbot und Rauchverbot in den Units, Seite 4 Mülltrennung, zeitnahe Leerung der Waschmaschinen etc.), deren Einhaltung von der Hausverwalterin konsequent eingefordert wurde, und die noch konsequenter von den Bewohnern gebrochen wurden. Leider stellte sich schnell heraus, dass trotz regelmäßig kommender Putzfrauen die Hygienebedingungen gewöhnungsbedürftig waren. (Nach dem Kochen wurde häufig nicht gespült, so gut wie nie aufgeräumt, die Duschen waren völlig verdreckt, die Lautstärke in der Lounge verhinderte jegliche Treffen mit Freunden im Haus, mit privatem Eigentum wurde recht fragwürdig umgegangen usw.) Natürlich ist es ein Vorteil, gemeinsam mit ein paar Japanern und ausländischen Studenten zu wohnen – allein die räumliche Nähe fördert Treffen. Der größte Anteil der Bewohner ist chinesisch oder koreanisch, was dem Wohnheim inzwischen den Spitznamen ‚Chinesenwohnheim‘ unter Japanern eingebracht hat und, obwohl es erst seit 2011 als Wohnheim genutzt wird, zu Recht schon einen gewissen Ruf eingebracht hat. Lounge und Küche Als im Sommer bekannt wurde, dass in Seisekisakuragaoka ein neues Wohnheim in Betrieb genommen wird, war es eine Entscheidung von Sekunden, dass ich und der Rest der Westler, die nach Semesterende noch in Tamadaira waren, umziehen würden. 3.2.Dormy Seisekisakuragaoka (Tamashi) Das Wohnheim liegt in Tamashi, etwa 7 Gehminuten vom Keio-Bahnhof Seisekisakura entfernt, an einer vielbefahrenen Straße. In Bahnhofsnähe gibt es zwei Department Stores, zwei große Supermärkte, eine Obst-und Gemüsehandlung sowie unzählige Restaurants, ein kleiner Tempel ist in der Nähe, gegenüber vom Wohnheim befindet sich ein weiterer Supermarkt und direkt im Erdgeschoss des Wohnheims gibt es ein Udon- und Curry-Lokal. Kurz, es gibt alles, was man brauchen könnte, und mehr. Mit dem Zug (Keio-Linie) gelangt man für 130Yen mit ein Mal umsteigen zur Station Tamadôbutsukôen, von wo aus man in 15-20 Minuten zur Uni laufen kann. Alternativ kann man in die Monorail wechseln. Von Seiseki aus gibt es sehr günstige Monatskarten. Um um 9:20 im Kurs zu sein, brach ich um 8:25 auf. Im Wohnheim hat jeder sein eigenes Apartment, großzügig ausgestattet mit Küchenzeile, Schrank, Bett, Schreibtisch, Badezimmer mit Badewanne, Balkon, Waschmaschine, Regal und kostenlosem Internetanschluss. Desweiteren gibt es einen Aufenthaltsbereich mit Fernseher und einen großen Raum mit Tischen, den man für Feiern reservieren kann. Der Vorteil hier ist, dass man seine Freunde in der Nähe hat und trotzdem noch ausreichend Privatsphäre erhalten bleibt. Blick ins Apartment Auch hier gibt es einen Hausverwalter, der (fast) jederzeit im Eingangsbereich anzutreffen war und einen in Lebenslagen jeder Art beraten und geholfen hat. Ich habe den Aufenthalt hier sehr genossen. Zwar musste ich eigene Küchengeräte besorgen und ohne Trockner auskommen, doch diese minimalen Mehraufwände war die große Wohnung mit Blick auf Fujisan an klaren Tagen und eigenem Badezimmer auf jeden Fall wert. Blick vom Balkon Seite 5 3.3. Anderes Als weitere Möglichkeit gibt es noch Wohnungen in Campusnähe, meist um Horinouchi (Hachiôjishi) gelegen. Von hier aus kann man zu Fuß zur Uni gehen, wohnt allerdings nicht im Wohnheim, sondern in etwas älteren Einzelapartments. Natürlich kommt es vor, dass Mitstudenten nebenan wohnen, das muss aber nicht so sein. Sowohl von hier aus, als auch von den beiden Wohnheimen aus kann man mit dem Fahrrad zur Uni fahren (Fahrräder sind überall recht günstig gebraucht zu erhalten, da der Campus jedoch auf einem Hügel liegt, kann es recht anstrengend sein.) und von überall aus ist man in 30-40 Minuten in Shinjuku. 4. Studium Als nächstes möchte ich einen groben Überblick über das Studium an der Chuo Universität geben. Generell habe ich nie mitbekommen, dass es große Probleme gab bzw. Probleme, die nicht gelöst werden konnten; leider gibt es dennoch viel Verbesserungspotential. 4.1. Sprachkurse Tama Campus Zu Beginn des Semesters gibt es einen Einstufungstest mit anschließendem kurzen Interview, wonach man in insgesamt sechs verschiedene Sprachkurse eingeteilt wird: Japanisch A-B-C-D für Grundkenntnisse (etwa JLPT 5-3) und KO-A und KO-B für fortgeschrittene Lerner (JLPT 2 u. 1). Die Grundkurse sind sieben SWS, was dem Stundensoll für Austauschstudenten entspricht. Eine Wochenstunde dauert allerdings 90 min., aufgeteilt auf vier (A/B) bzw. drei (C/D) Tage in der Woche sollte man das nicht unterschätzen. Die Fortgeschrittenenkurse umfassen vier SWS – man ist verpflichtet, auch andere Kurse zu wählen. Das Lehrpersonal ist sehr freundlich und zuvorkommend, die Lehrmethoden sind allerdings aus europäischer Sicht heraus ziemlich veraltet. Alles in allem war der Unterricht interessant und hat bei mir sehr viel gebracht. 4.2. Kursprogramm Zunächst möchte ich mich auf das japanische Kursangebot der Fakultät Letters beziehen. Es gibt ein großes und vielseitiges Kursangebot, wobei natürlich die meisten Kurse auf Japanisch gehalten wurden. Daneben gibt es Sprachkurse und Kurse zur Kommunikationsförderung in bestimmten Sprachen, die natürlich in der jeweiligen Sprache gehalten werden. Leider sind Austauschstudenten nicht berechtigt, an diesem Kursprogramm teilzunehmen. Nach Absprache mit den Dozenten ist es dennoch möglich, ohne Credits beizusitzen. Dann gibt es das Kursprogramm auf Englisch, welches vor allem für Austauschstudenten gedacht ist, aber auch von Japanern genutzt werden kann. Auch wenn es augenscheinlich ‚spezielle‘ Kurse für alle Fachrichtungen gibt, sind es eher oberflächliche Veranstaltungen, die jeder –unabhängig von Studienfach und Muttersprache - wählen und ohne Probleme bestehen kann. Wer also im Glauben ist, er könne in Japan fürs Studium relevante Credits erhalten, sollte sehr vorsichtig sein. Seite 6 4.3. International Center Das International Center ist mitten auf dem Tama Campus gelegen und bis auf die Mittagspause und sonntags immer geöffnet. Es gibt sehr viele nette Mitarbeiter und die meisten haben Englischkenntnisse, auch wenn Japanisch vorgezogen wird. Man kann sich jederzeit und in jeder Lebenslage an das Center wenden und wird beachtet. (Z.B. Verlor eine Freundin ihren Hausschlüssel nach Mitternacht- sofort war jemand da, um ihr zu helfen.) Solange sich die Anliegen im ‚normalen‘ Bereich bewegen, d.h. es um gängige Situationen geht, bekommt man schnell Informationen oder Hilfestellungen. Geht es jedoch um ‚außergewöhnliche‘ Probleme oder Situationen, mit dem das Center noch keine Erfahrungen gemacht hat, wird es problematisch. Zunächst heißt es, man könne nichts tun oder es sei nicht erlaubt. Es dauert lange, und man muss u.U. mit einigen Mitarbeitern viele Male diskutieren und Ausdauer beweisen, um eine Lösung zu finden. (Eine Ausnahme hierbei ist der Leiter, Steve Hesse, der es wirklich verstand, sich der studentischen Probleme anzunehmen.) Daneben gibt es Mitarbeiter, die nicht ganz so zuverlässig sind und auch falsche Informationen herausgeben, ohne die Konsequenzen zu tragen, (z.B. war ein Freund dadurch an einen 2-jährigen Internetvertrag mit hoher monatlicher Grundgebühr gebunden.) oder Informationen nicht weiterleiten. Die Kommunikation war nicht immer einfach, auf wenn die Belegschaft wirklich überaus freundlich war. Für asiatische Studenten und ausländische Studenten, die regulär immatrikuliert waren, gestaltete sich der Umgang mit dem Center wiederum anders. Nicht nur einmal sind in Gesprächen die Wörter Unfairness und 差別 gefallen. Ich selbst habe das als Europäerin natürlich nicht erfahren, dennoch wäre es schön, wenn das International Center in Zukunft etwas flexibler wäre und gleichermaßen auf die Anliegen aller Studenten einginge – dies würde sich sicherlich positiv auf die allgemeine Atmosphäre auswirken. 4.4. Integration An der Chuo Universität gibt es im Gegensatz zu vielen anderen japanischen Universitäten nicht ganz so viele westliche Studenten, die vergleichsweise schlecht integriert sein sollen. Ich habe keine Vergleichsmöglichkeiten und empfand die Situation als normal. Es ist nicht einfach und dauert eine Weile, echte japanische Freunde zu finden, doch ich sah das eher als ein kulturspezifisches Problem als ein Zeichen fehlender Integration der Chuo Universität. Innenhof des Clubgebäudes Neben dem International Center gibt es ein Zimmer, das von vielen internationalen und japanischen Studenten als Mittagspausen- und Aufenthaltsraum genutzt wird. Vor allem Mitglieder der internationalen Circles SPUTNIK und ESS (English Speaking Society), die beide immer wieder Events für die Ausländer organisierten, waren dort anzufinden und für Gespräche offen. Seite 7 Des Weiteren kann man selbstverständlich auch selbst Mitglied in einem Circle oder Club werden. Diese sind sehr zahlreich – zu fast jedem Thema gibt es einen Studentenkreis. Allerdings sind ausländische Mitglieder gerade in den Clubs, die sich um traditionelle japanische Aktivitäten (Judo, Taiko etc.) drehen, nicht immer willkommen. Ich saß dem TeezeremonieClub bei und wurde neugierig begrüßt und nett aufgenommen, wurde aber kein echtes Clubmitglied. ESS ist dankbar für alle Spielenachmittag mit ESS Austauschstudenten, die den Treffen beiwohnen wollen und dient für viele weniger als Ort zum Englischlernen, als als nette Gelegenheit, um auf Japanisch zu plaudern. 5. Gesamteindruck Ich habe den Aufenthalt von Anfang bis Ende genossen. Es war nicht immer einfach, aber sicherlich gab es auch nicht mehr Probleme als an anderen Standorten. Wer Japan liebt und offen für neue Bekanntschaften ist wird sich problemlos in die Chuo Universität einfinden. Es gibt so viel zu erfahren und zu erleben, dass es keinen Moment langweilig war und ich nicht nur voller neuer Kenntnisse, sonder auch voller neuer Erkenntnisse heimkehren konnte. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung! Seite 8