Gedanken über unsere Studenten
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Gedanken über unsere Studenten
Gedanken über unsere Studenten- und Volkslieder Aus einem Vortrag, den EB Bruno Riemann am SA vom 22. März 2015 gehalten hat Dies ist die Fortsetzung des Vortrages vom WS 2011, bei dem im Mittelpunkt die Entstehung und Verbreitung der bekanntesten Lieder stand, wobei die nun folgenden sicherlich ebenso beliebt sind und genauso gerne gesungen werden. Das tiefere Einfühlen in unsere Lieder führt sicherlich zu noch mehr Freude am Singen. Und das sollte mit diesen Ausführungen erreicht werden. Goethe, der mit Schiller berühmteste Dichter der deutschen Klassik, war auch Naturwissenschafter und Staatsmann, lernte während seiner Studienzeit in Leipzig und Straßburg das gesellige und ausschweifende studentische Leben nicht nur kennen, sondern auch schätzen. Er zechte, schwadronierte, hatte Amouren, also eine sehr schöne Zeit! Aber es war auch eine Lebensschule. Nach Möglichkeit wird von jedem Lied die erste Strophe von einer CD abgespielt. Um mitlesen oder gar mitsingen zu können, wird die betreffende Pagina im Kommersbuch angegeben. An sein lockeres Jusstudium erinnerte er sich gerne zurück und so schrieb er 1810 als 61-Jähriger dieses Gedicht. Vertont wurde es ein paar Jahre später von Eberwein, Musikdirektor und Dirigent an der großherzoglichen Oper in Weimar. Bei uns gilt es als klassisches Kommerslied. Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte Dieses Lied ist ausgezeichnet interpretiert vom Wiener Kammerchor und vom Orchester der Wiener Staatsoper unter Anton Paulik. Der Textdichter Ernst Moritz Arndt, geboren auf der Insel Rügen, war vorerst ein deutscher Professor für Theologie und auch ein Verleger, der vor allem wegen seiner antinapoleonischen Flugschrift „Geist der Zeit“ nach Stockholm fliehen musste. Das war aber bei weitem nicht seine einzige Flucht. Auf diese Weise lernte er später sogar Moskau kennen. Dieses mitreißende Gedicht schrieb er 1812. Vertont wurde es von Albert Methfessel. Anlass war die von Napoleon geforderte, teilweise sogar erzwungene Beteiligung deutscher Heere am Russlandfeldzug, und der Text war gegen die Politik der deutschen Fürsten gerichtet, die mit Napoleon kollaboriert haben. In den beginnenden Befreiungskriegen ab 1813 wurde das Lied so richtig populär und wird immer noch als echtes vaterländisches Lied vor allem bei festlichen Anlässen der nationalfreiheitlichen Korporationen gerne gesungen. Übrigens gibt es auch eine recht gute Aufnahme vom Schlagersänger Heino. Die Meinungen dazu waren bzw. sind – wie nicht anders anzunehmen ist – unterschiedlich, aber er hat damit vor allem in der BRD breite Schichten angesprochen. Hier sind wir versammelt zu löblichem Tun, drum, Brüderchen, ergo bibamus! Dieses Lied ist unter dem Titel „Ergo bibamus“ sehr bekannt und wird ebenfalls vom Wiener Kammerchor gesungen. Sind wir vereint zur guten Stunde, wir starker deutscher Männerchor Über die Herkunft der Melodie ist man sich nicht im Klaren. Der Text ist aber unverkennbar ein Ernst Moritz Arndt! Er hatte sich vom Theologen zum Professor für Geschichte in Bonn gewandelt und blieb entschiedener Gegner Frankreichs und des damals vorherrschenden französischen Geistes. So wurde er im Rahmen der Demagogenverfolgungen ein paar Jahre später von seinem Lehramt in einen Verfahren wegen demagogischer Umtriebe suspendiert. Ich erinnere an die Karlsbader Beschlüsse von 1819 und in der Folge an das Verbot der erst vier Jahre davor gegründeten Urburschenschaft. Erst 1840 wurde Arndt rehabilitiert und ein Jahr später sogar Rektor in Bonn. 1848 zog er als Abgeordneter in die Frankfurter Nationalversammlung ein, votierte dort aber gegen Österreich und damit nicht für ein Deutschland, „so weit die deutsche Zunge klingt“, wie er in seinem Lied „Was ist des Deutschen Vaterland?“ postuliert hatte. Seine unermüdliche Tätigkeit endete aber nicht als 85Jähriger mit der Emeritierung. Er erreichte das damals biblische Alter von 91 Jahren. Zahlreiche Schulen, Straßen, Unis, Gesellschaften und das Rügen-Museum sind nach ihm benannt. Die von gewisser Seite betriebenenen Kampagnen zur Umbenennung waren bisher wenig erfolgreich. Stimmt an mit hellem hohen Klang, stimmt an das Lied der Lieder Die Melodie stammt vom bereits erwähnten Albert Methfessel. Das Gedicht wurde, so liest man es fast überall, 1772 vom Wandsbecker Boten, also von Matthias Claudius verfasst. So nannte sich dieser nämlich später nach der von ihm redigierten Literaturzeitung. Der ursprüngliche Text lautete aber anders und begann „Es war erst frühe Dämmerung...“, womit Claudius den Jahrgang 1773 dieser Zeitung eröffnete! Aber der Tondichter Methfessel textete es gehörig um zu einem richtigen Weihelied, wie man es heute kennt. Darin sind mit dem Original bloß die 2. Strophe identisch sowie die 3. und 5. nur wenig abgeändert. Hingegen wurden die 1. und 4. Strophe neu verfasst und 9 weitere gestrichen. Viel ist also vom ursprünglichen Autor nicht übriggeblieben. Aber mit diesen neuen Worten fand das Lied eine große Verbreitung, wie die folgenden Beispiele zeigen: Das Lied war in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der sechsten Klasse vorgeschrieben. Auch findet es sich im Sonntagsschul-Gesangbuch der Reformierten Kirche in den Vereinigten Staaten (1876) – und auch in Liederbüchern von Logenbrüdern. In allen guten Stunden, erhöht von Lieb und Wein, soll dieses Lied verbunden von uns gesungen sein! Dieses Lied wird vom Chor der Grazer Gothen gesungen. Es ist auch als Bundeslied bekannt und wurde ursprünglich für Männerchor mit Bläsern gesetzt. Goethe hatte es 1775 verfasst. Vertont wurde es 1810 von Carl Friedrich Zelter. Das Gedicht drückt in Text und Melodie eine große Feierlichkeit und Erhabenheit aus. Goethe war, als er es schrieb, 26 Jahre alt und noch voll von Sturm und Drang und von Freundschafts- und Verbrüderungserlebnissen erfasst. Ihm war bewusst, dass es sich bei solchen Erlebnissen meist nur um Stunden handelt, von Gott gesegnet, welcher die Runde zusammenhält, auf ewig! Der Text spielt auch in der Freimaurerei eine Rolle. Eine nahezu idente Melodie kennt man auch von der Niederösterreichischen Landeshymne her, bei welcher aber Beethoven als Tonschöpfer genannt wird. Die Hymne wurde im Gedenken an die 1. Landtagssitzung nach dem Zweiten Weltkrieg im Dezember 1965 beschlossen. Der Text, „O Heimat, dich zu lieben getreu in Glück und Not…“ stammt von Franz Karl Ginzkey. Bekränzt mit Laub den lieben vollen Becher Man findet diesen Text in Liederbüchern oft unter „Rheinweinlied“. Matthias Claudius wird auch bei diesem Lied als Verfasser in Frage gestellt, obwohl es ebenso in seiner Zeitung „Der Wandsbecker Bote“ erschienen ist. Solche dem Urheber nach fragwürdigen Lieder, wie es bei Volksliedern sogar üblich ist, sind aber oft die schönsten! Ganz sicher von Claudius ist aber sein vielleicht am meisten verbreitetes Lied „Der Mond ist aufgegangen“. Ferner muss erwähnt werden, dass Franz Schubert sein Gedicht „Der Tod und das Mädchen“ vertont hat. Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd, ins Feld, in die Freiheit gezogen! Die mitreißende Melodie haben wir Christian Jakob Zahn zu verdanken, welchen Schiller um Vertonung seines Reiterliedes aus „Wallensteins Lager“ bat. Das Lied ist schlechthin als „Reiterlied“ bekannt und sicherlich eines der anspruchsvollsten Soldatenlieder. Es wurde beispielsweise 1940 beim Einmarsch der deutschen Truppen in Paris gespielt. Der Text enthält mehrere Aphorismen wie etwa in der letzten Strophe: „Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein.“ Das Lied lehnt sich an das biblische Wort an: „Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren.“ Das Opfer und die Lebensgefahr werden zum eigentlichen Leben. (Red. Anmerkung: So auch Reinhold Messner unlängst im Fernsehen.) Reicht mir das alte Burschenband, reicht mir die alte Klinge Gemäß der Fortsetzung dieses Liedes schwingt sich der Männerchor aus dem Neckartal zum Ritt gen Heidelberg auf. Bei uns wird es gerne als Abschluss einer feierlichen Semesterband-Verleihung gesungen. Ein Lied eines Alten Herren, der von vergangenen Burschentagen nur noch träumt. Dieser noch gar nicht so alte Herr war Friedrich Weber, gebürtiger Heidelberger. Als Mitglied der dortigen Burschenschaft Allemannia schrieb er als 42-Jähriger dieses Gedicht, welches zur 500-Jahrfeier der Universität Heidelberg erschien und noch im selben Jahr von Vincenz Lachner vertont wurde. Dieser war bekannt als Dirigent und Komponist, übrigens sehr geschätzt von Johannes Brahms. Dort Saaleck, hier die Rudelsburg, und unten tief im Tale wird etwas abwertend gerne als „Telefonlied“ bezeichnet. Aber wenn man die Rudelsburg kennt, kommt man tatsächlich ins wahre Schwärmen hinein. Hermann Allmers, der aus der Gegend von Bremen stammte, schuf bei einer geselligen Wanderung im Saaletal dieses Lied. 1848 wurde Der „Kösener Seniorenconvent“ (KSCV) als Dachverband der deutschen Corps (KSCV) gegründet. Seit 1987 ist die Rudelsburg auch der jährli- che Treffpunkt der vor 1990 in der DDR gegründeten Studentenverbindungen, die sich dann im selben Jahr zur Rudelsburger Allianz zusammenschlossen. Bis heute gilt das Lied „Dort Saaleck, hier die Rudelsburg“ den Kösener Corpsstudenten wie auch den Allianzverbindungen als Erkennungslied. Eine Stätte, wo sich`s trinken lässt, ist das Burgrestaurant, welches im Liede wahrscheinlich gemeint ist. Ein würdiger Rahmen im historischen Ambiente, mit Bildern von alter Burschenherrlichkeit, wobei man den Ausblick in das Saaletal genießen kann. Die Burg ist auch recht zentral gelegen. Bad Kösen und Naumburg liegen in unmittelbarer Umgebung, etwas weiter, etwa 20 - 30 km entfernt, Halle, Jena und Weimar. So entstand das im Erstdruck als „Wanderlied“ betitelte Gedicht, in dem der Frühling einen jungen Mann in die weite, weite Welt lockt. Die Sorgen ließ er also wahrlich zu Hause und die Verheißungen der bevorstehenden Reise, nämlich Naturerlebnisse, Wein und Gesang im Gasthof, werden recht nett ausgemalt. Emanuel Geibel ist der nach Heinrich Heine meist vertonte deutsche Dichter des 19. Jahrhunderts. Freiheit, die ich meine, die mein Herz erfüllt In einem kühlen Grunde da geht ein Mühlenrad Dieses Gedicht wurde erstmals im Jahr 1815 veröffentlicht. Es stammt von Max von Schenkendorf. Unter den verschiedenen Vertonungen hat sich die Melodie von August Groos durchgesetzt. Volkslieder haben meistens einen unbekannten Verfasser. Dieses gefühlvolle Lied ist jedoch ein Beispiel dafür, dass ein Gedicht auch von einem aus der deutschen Literatur bestens bekannten Dichter, nämlich Joseph Freiherr von Eichendorff, zu einen Volkslied werden kann. Vertont wurde es mehrmals, wobei es heute nach der Melodie von Friedrich Glück gesungen wird, aber erst durch Friedrich Silchers mehrstimmigen Chorsatz wurde es zu einem echten Volksgut. Beide Tonsetzer stammen aus der Umgebung von Tübingen. Max von Schenkendorf gilt als einer der bedeutendsten Lyriker in der Ära der Napoleonischen Kriege. 1813 war er im preußisch-russischen Generalstab tätig, später nahm er an der allgemeinen Volksbewaffnung in Frankfurt teil. Schließlich bekleidete er das Amt eines preußischen Regierungsrates in Koblenz. Das Gedicht „Freiheit, die ich meine" wurde zuerst im Jahr 1815 veröffentlicht, und zwar in einer bei Cotta verlegten Gedichtsammlung des Autors. In der bekannten, viel zitierten Eingangszeile steht „meinen" für „minnen", also „lieben". In der vierten Zeile wird die Freiheit sogar als „Engelsbild" angeredet. Dieses Lied wurde in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der siebenten bzw. achten Klasse besonders empfohlen und diente der Wehrerziehung im Kaiserreich. Auf dieselbe Melodie wird auch das Pommernlied, die Landeshymne der ehemaligen preußischen Provinz Pommern, gesungen. Dieses Lied beginnt mit: „Wenn in stiller Stunde Träume mich umwehn“ und spielt im Liedgut von Mecklenburg-Vorpommern immer noch eine Rolle. Justus Wilhelm Lyra vertonte das Gedicht eigens für das Liederbuch, welches unter dem Titel „Deutsche Lieder“ 1843 herausgegeben wurde und einer der Vorläufer des „Allgemeinen Deutschen Kommersbuches“ war. In Eichendorffs Erstlingsroman „Ahnung und Gegenwart“, den er übrigens in Wien konzipierte und 1812 vollendete, findet sich „Das zerbrochene Ringlein“. Unter diesem Titel ist das Lied ebenso bekannt. Es ist kein Widerspruch, dass das Gedicht bereits aus 1810 stammt, denn Eichendorff hat in allen seinen Erzählungen, eben auch in Ahnung und Gegenwart, Gedichte eingeflochten, die er unter Umständen schon vorher geschrieben hatte. In seinen Tagebüchern von 1808 fand man eine Notiz über die unerfüllte Liebe zu Käthchen Förster, welche in Rohrbach, einem Vorort von Heidelberg, in einer Mühle wohnte. Dieser Treuebruch inspirierte Eichendorff wahrscheinlich zu dem Gedicht. Ein Gedenkstein am Philosophenweg in Heidelberg erinnert daran. Diese enttäuschte Liebe könnte auch der Grund für seine plötzliche Abreise im April 1808 aus Heidelberg gewesen sein. Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus Es singt der Bariton Kammersänger Erich Kunz, begleitet vom Orchester der Wiener Staatsoper. Dieses derart volkstümliche Frühlings- und Wanderlied haben wir Emanuel Geibel zu verdanken. Es scheint auch mit „Wanderlust“ oder „Burschenlust“ auf und er verfasste es 1841 nach einer eben überstandenen schweren Zeit in der Vorfreude auf eine Wanderung von seinem Geburtsort Lübeck zum hessischen Schloss Escheberg, wo er dann längere Zeit weilte. Eine andere Deutung kennen wir von unserer Schlesien-Eichendorff-Reise 2009. In Bresnitz, in der Nähe von seinem Geburtsort Lubowitz gelegen, gab es eine aus Holz gebaute Wassermühle. Die Müllersfamilie hatte eine sehr schöne Tochter, in die sich der junge Dichter verliebte. Die Eltern des Mädchens jedoch waren gegen die Verbindung. Höchstwahrscheinlich deshalb, weil sie annahmen, dass eine Heirat aus Standesunterschieden sicherlich nicht zustande gekommen wäre. Sie schickten sie, um das Problem zu lösen, nach Österreich zu Verwandten. Als das der junge Dichter bei einem seiner Ausritte erfuhr, wurde er sehr traurig und dichtete aus diesem Anlass das „zerbrochene Ringlein“. Diese Holzmühle wurde 1920 durch eine gemauerte ersetzt und schließlich dem Eichendorff-Verein geschenkt, der die Renovierung 2007 abschloss. Davon konnten wir uns überzeugen und sangen nach der Führung und Vorführung vor der Mühle dieses Lied. Sinne, denn die gab es erst seit 1815. Es waren mehr oder weniger Zweckgemeinschaften von Studierenden aus der gleichen Gegend, allerdings mit ausschweifendem Studentenleben, an welchem der Komponist in Halle seine wahre Freude hatte. In Heidelberg fand es nur eine kurze Fortsetzung, weil das Studium rasch beendet werden musste, da das Geld ausging und Mendelssohn seine schwer in Schulden geratenen Eltern mit Rat und Tat unterstützen musste. Wahre Freundschaft soll nicht wanken, wenn sie gleich entfernet ist O Täler weit, o Höhen, o schöner, grüner Wald, Ein zeitloser Text, eine sehr nette Melodie, die jedem geläufig ist, die jeder Deutsche zumindest von Südtirol bis Schleswig-Holstein kennt. Entstanden oder besser gesagt entwickelt haben sich Text und Volksweise in der Gegend von Rothenburg ob der Tauber, also in Mittelfranken, quasi nahe dem geographischen Mittelpunkt des heutigen Deutschland. Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsre weit und breit Auf Anton Wilhelm Florentin von Zuccalmaglio geht dieses Lied zurück, sowohl vom Text her als auch von der Melodie. Er war ein deutscher Heimatschriftsteller und Volksliedforscher, Dichtermusiker und Komponist. Das Lied wurde 1840 erstmals veröffentlicht. 1884 fand das Lied eine weite Verbreitung durch das Preußische Soldatenliederbuch. Nach Veröffentlichung 1912 im Liederbuch „Unsere Lieder“ des Österreichischen Wandervogels etablierte sich das Lied rasch in der Wandervogelbewegung. Man sang es besonders gern am Lagerfeuer und sorgte so für eine weitere Verbreitung in der Jugend- und Singbewegung. Dieses Lied ist auch eines der bekanntesten Volkslieder – und wahrscheinlich das meist gesungene. Ich verweise auch auf die Volkstanzfeste und Gruppen, bei denen es als häufigstes Schlusslied gemeinsam gesungen wird. Wer hat dich, du schöner Wald, aufgebaut so hoch da droben? Auch betitelt mit „Der Jäger Abschied“. Alle drei nun abschließenden Lieder sind von Eichendorff. Unser Bardenchor setzt den Anfang. Felix Mendelssohn-Bartholdy hat dieses Gedicht vertont. Damit hat er gezeigt, dass er nicht nur Lieder ohne Worte, sondern auch mit Worten meisterlich komponieren kann. Er war im Corps Silesia Halle oder der Landsmannschaft der Schlesier in Halle aktiv. Wo genau dürfte nicht geklärt sein. Beide Bünde waren freilich noch keine Korporationen im heutigen auch verbreitet als „Abschied vom Walde“, wurde ebenso von Mendelssohn-Bartholdy vertont. Auch dieses Gedicht nahm Eichendorff in seinen Roman „Ahnung und Gegenwart“ auf. Entstanden ist es bereits 1810, als er von seinem Heimatort Lubowitz in Oberschlesien nach Wien zog. Es ist weniger zu verstehen als ein Hymnus auf den Wald, vielmehr ist es ein wehmütiger Abschied. Seinem Vater waren die Schulden nunmehr endgültig über den Kopf gewachsen, so dass er das Schloss samt allen sonstigen Besitztümern verkaufen musste. Jetzt muss der junge Poet endgültig hinaus aus diesem Idyll in die geschäftige, fremde Welt. Aus dieser kann er sich nur erheben durch des Ernstes Gewalt, durch die nachhaltig wirkende Macht der Wälder seiner Heimat. Nach Süden nun sich lenken die Vöglein allzumal, viel Wandrer lustig schwenken die Hüt im Morgenstrahl Der Grazer Gothenchor beschließt diesen Vortrag mit einem viel gesungenen schneidigen Studentenlied. Den Text dieses, auch als „Wanderlied der Prager Studenten" bezeichneten Liedes, schrieb Eichendorff vor 1826 und baute ihn in seine Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts" ein. Romantische Prosa wird immer wieder durch Gedichte und Lieder bereichert, so auch hier durch das Lied der Prager Studenten, die dem Taugenichts auf seiner Wanderung begegnen. Das Lied bringt die Sehnsucht Jugendlicher nach Freiheit, Abenteuer und Sonne zum Ausdruck. Jedoch halb ironisch, halb eifersüchtig blicken sie dabei auch auf die Bürger, die bequem zu Hause hinterm Ofen sitzen können, denn das Herumzigeunern kann auch sehr entbehrungsreich sein. Die Melodie stützt sich im ersten Teil auf die Weise eines französischen Jagdliedes aus dem Jahr 1724. Auf Deutsch lautet dieser Text: „Wer jagen will, muss früh aufstehen“. Derselben Weise ist auch das Lied „Wenn alle untreu werden" unterlegt. Der zweite Teil der Melodie findet sich im Deutschen Lieder- und Kommersbuch von Karl Göpel aus dem Jahr 1847.