BC CHILDREN`S HOSPITAL, VANCOUVER – Children`s Heart Centre

ERFAHRUNGSBERICHT – 3. FÄCHERGRUPPE/6. STUDIENJAHR
BC CHILDREN’S HOSPITAL, VANCOUVER – Children’s Heart Centre
1. – 26. Oktober 2012
Bewerbung:
Schon länger hatte ich den Wunsch, eine Fächergruppe des 6. Studienjahres im Ausland zu
verbringen. Mitte des 5. Studienjahres wurden daraus konkretere Überlegungen. Ich wollte
gern in ein englischsprachiges Land und relativ spontan fiel meine Wahl auf Kanada.
Besonders interessierte mich die kanadische Westküste, Vancouver war von Anfang an mein
absolutes Wunschziel. Da ich allerdings aus diversen anderen Erfahrungsberichten wusste,
dass es in Westkanada nahezu unmöglich wäre, einen Platz zu bekommen und auch ein
Blick auf die Website der dortigen University of British Columbia dies bestätigte, verwarf ich
diese Idee vorerst.
Ich bewarb mich also zunächst in St. John’s (Newfoundland & Labrador), die Bewerbung
wurde jedoch nie beantwortet.
Ohne den ernsthaften Glauben an
eine Antwort, schickte ich ein paar
Wochen später außerdem eine recht
formlose e-mail-Bewerbung an den
Abteilungsvorstand
der
Kinderkardiologie des BC Children’s
Hospital, das ein Lehrkrankenhaus
der UBC in Vancouver ist. Nur einen
Tag später erhielt ich völlig
überraschend eine Zusage!
Die nötigen Formalitäten waren
einerseits mit der UBC, andererseits
mit dem College of Physicians and
Surgeons,
das
für
die
Praktikumslizenz zuständig ist, zu klären, wobei mir die Sekretärin des Children’s Heart
Centre stets hilfsbereit zur Seite stand. Als Österreicherin benötigte ich kein Visum für das
Praktikum, allerdings ein Gesundheitszeugnis, das derzeit nur ein Allgemeinmediziner in
Wien ausstellen darf. Die Kosten dafür beliefen sich auf ca. 180 Euro.
Unterkunft:
Ich habe meine Unterkunft über „craigslist“ gefunden – eine Online-Plattform, die in der
Hinsicht sehr hilfreich ist und vermutlich für nahezu jeden etwas Passendes bereithält.
Gewohnt habe ich schließlich in einer netten WG, die mit dem Bus eine gute Viertelstunde
vom Krankenhaus entfernt war, Downtown Vancouver war mit Bus und skytrain etwa 20
Minuten entfernt.
Erfahrungsbericht Vancouver
Marion Zellinger
Elective:
Ich war mit 2 weiteren, kanadischen Studenten hauptsächlich in der Ambulanz des
Children’s Heart Centre eingeteilt. Unsere Aufgabe war es, Patienten zu begutachten,
Anamnese und Status zu erheben, das EKG zu beurteilen und die Kinder anschließend dem
zuständigen Facharzt zu präsentieren. Dann wurden gemeinsam die Echobilder angeschaut
und das weitere Vorgehen besprochen. Anschließend war es unsere Aufgabe, die Arztbriefe
dazu zu verfassen.
Ansonsten gab es immer wieder consults auf unterschiedlichen anderen Stationen zu
erledigen und täglich viele „fremde“ EKGs zu beurteilen. Zusätzlich fanden nahezu jeden Tag
Lehrveranstaltungen für uns Studenten, sowie für die residents und fellows statt, die von
Videokonferenzen über Fallpräsentationen bis zu Echo-teachings reichten.
Dienstbeginn war jeweils um 8 Uhr und je nach Anzahl der Ambulanzpatienten und der
zugehörigen Arztbriefe, endete der Tag meist gegen 17 oder 18 Uhr.
Insgesamt waren es interessante und lehrreiche Wochen, wir Studenten wurden vom ersten
Moment an in den Ambulanzbetrieb eingebunden, selbstständiges Arbeiten wird allgemein
erwartet und vorausgesetzt. Alle sind jedoch ausgesprochen nett und bemühen sich, ihr
Wissen weiterzugeben – alle Fragen werden jederzeit gern und ausführlich beantwortet.
Generell ist es aber sicher von Vorteil, schon ein bisschen Kinderkardiologie-Erfahrung zu
haben, beziehungsweise sich eingelesen zu haben – die Krankheitsbilder sind häufig sehr
speziell und komplex und ohne meine frühere Famulatur am Kinderherzzentrum in Linz,
wären meine Startschwierigkeiten vermutlich größer gewesen.
Vancouver:
Vancouver ist eine traumhaft schöne Stadt zwischen der
Pazifikküste und den Bergen im Hinterland. Die Stadt bietet
unglaublich viele Freizeitmöglichkeiten und bei schönem Wetter
fällt die Entscheidung zwischen den verschiedenen Stränden und
Parks wirklich schwer. Die Kanadier lassen sich aber auch von
typisch regnerischem „Vancouver-weather“ nicht die Laune
verderben und sind stets gut aufgelegt und freundlich.
Auch für Tages- und Wochenendausflüge gibt es natürlich mehr
Ziele, als ich freie Tage hatte.
Ich habe auf der Hinreise zusätzlich ein Wochenende in Toronto
verbracht und vor Beginn des Praktikums Vancouver Island
erkundet, das eindeutig eine Reise wert ist.
Außerdem war ich von Vancouver aus ein Wochenende in
Seattle, USA – mit dem Greyhound-Bus eine Fahrt von ungefähr
4 Stunden, mit dem Zug etwas schneller.
Allgemein sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass Kanada generell und Vancouver im
Speziellen sehr teuer sind. Schon ein einfacher Lebensmitteleinkauf kommt nicht billig, von
auswärts essen zu gehen ganz zu schweigen. Auch Eintritte zu verschiedenen
Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte und sogar die Krankenhauscafeteria sind eher kostspielig.
Erfahrungsbericht Vancouver
Marion Zellinger
Résumé:
Insgesamt war meine Zeit in Kanada
eine wunderschöne Erfahrung! Ich
habe viel gesehen und gelernt, die 4
Wochen im Children’s Heart Centre
waren intensiv, aber ein voller Erfolg
und ich denke sehr gern daran zurück
– unter anderem, wenn ich ein EKG in
der Hand halte und die Stimme
unseres Studentenbetreuers in den
Ohren habe, der uns am ersten Tag
erklärte, er erwartete, dass wir in den
kommenden 4 Wochen mindestens
100 EKGs gelesen und beurteilt hätten. Ich habe nicht mitgezählt, aber es dürfte in die
Richtung gegangen sein!
Bei Fragen könnt ihr mich gerne kontaktieren: [email protected]
Erfahrungsbericht Vancouver
Marion Zellinger