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D 8512
50. Jahrgang
NachrichtEN
olyMpiSchE wiNtErSpiElE
76 Sportsoldaten
Die Hälfte der deutschen Sportler für Sotschi sind Sportsoldaten.
Alle Wettkämpfe und Termine im
Überblick.
Seiten 6/7
Nr. 4
Montag, 3. Februar 2014
Gleichgültigkeit keine Option
Münchener Sicherheitskonferenz 2014 – Internationale Experten beraten zu aktuellen Krisen.
EiNSatz
Krise im Süd-Sudan
Trotz eines Friedensabkommens
gibt es erneut Gefechte. Major
Oliver P. berichtet über seine persönlichen Eindrücke.
Seite 8
Sport
Sportass im Interview
Foto: dpa-pa
Stabsunteroffizier Eric Frenzel
hat die Saison seines Lebens. In
aktuell spricht er über seine Erwartungen vor Sotschi.
Seite 10
VErMiSchtES
10 Jahre Facebook
Weltweit nutzen heute Millionen
Menschen das soziale Netzwerk.
Steht der Absturz des Erfolgsmodells schon bevor?
Seite 11
DiE BuNDESwEhr iM iNtErNEt
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Sicherheitskonferenz in München: Bundespräsident Joachim Gauck hält die Eröffnungsrede.
von Jan Marberg
München. Deutschland will sein
internationales Engagement verstärken. Das kündigte Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen am vergangenen Freitag
auf der Münchner Sicherheitskonferenz an. So sei Deutschland
bereit, bei der Vernichtung von
Resten chemischer Kampfstoffe
aus Syrien zu helfen, den deutschen Beitrag zu den internationalen Anstrengungen in Mali zu
verstärken und die bevorstehende
Mission der Europäischen Union
in der Zentralafrikanischen Republik zu unterstützen – „wenn dies
angezeigt und erforderlich ist“, so
von der Leyen in ihrer Rede im
Bayerischen Hof.
Grundsätzlich habe Deutschland „die Verpflichtung und Verantwortung, einen Beitrag zu einer
schrittweisen Lösung der aktuellen Krisen und Konflikte zu
erbringen“, bekräftigte von der
Leyen. Gleichgültigkeit sei keine
Option für ein Land wie Deutschland. „Als eine bedeutende Volkswirtschaft und als ein Land von
erheblicher Größe haben wir ein
starkes Interesse an internationalem Frieden und Stabilität.“
Langfristige Stabilität werde
man aber nur erreichen, wenn in
den Krisenländern wieder funktionierende staatliche Strukturen
errichtet würden. „Es ist daher
entscheidend, verlässliche Partner
vor Ort – seien dies regionale
Organisationen oder Staaten – in
die Lage zu versetzen, selbst für
ihre eigene Sicherheit zu sorgen“,
sagte von der Leyen.
Zuvor hatte die Verteidigungsministerin für das Rahmennationenkonzept geworben, das ihr
Vorgänger Thomas de Maizière
auf den Weg gebracht hatte.
„Wenn wir Europäer ein ernsthafter sicherheitspolitischer
Akteur bleiben wollen, müssen
wir gemeinsam planen und handeln“, mahnte sie.
Die Initiative sieht vor, dass
sich Gruppen von Staaten freiwillig zusammenschließen, um
gemeinsam Kräftedispositive und
Fähigkeiten zu entwickeln sowie
gemeinsam auszubilden und zu
üben. Deutschland sei bereit, sich
bei einer solchen Initiative als
Rahmennation oder als „beteiligte Nation“ einzubringen, betonte
die Verteidigungsministerin.
Eröffnet hatte die Konferenz
Bundespräsident Joachim Gauck.
In seiner Grundsatzrede unterstrich er ausdrücklich die sich
wandelnde internationale Rolle
Deutschlands. Die Bundesrepublik befinde sich auf dem Weg zu
einer Form von Verantwortung,
die es noch nicht eingeübt habe. Er
rief in Erinnerung, dass Deutsch-
land seit der Wiedervereinigung
Schritt für Schritt zwar von einem
Nutznießer zu einem Garanten
der internationalen Ordnung
und Sicherheit geworden sei. Es
könne 24 Jahre nach dem Fall der
Mauer jedoch mehr für die Sicherung von Menschenrechten und
Rechtsstaatlichkeit tun.
„Auch wer nicht handelt, übernimmt Verantwortung“, sagte
Gauck. Dabei werde Deutschland
nie rein militärisch vorgehen.
Zu Einsätzen der Bundeswehr
dürfe Deutschland weder aus
Prinzip „nein“, noch reflexhaft
„ja“ sagen.
Die rund 400 Teilnehmer der
Konferenz – darunter 20 Staatsund Regierungschefs und mehr
als 50 Außen- und Verteidigungsminister – tauschten sich drei
Tage lang über aktuelle sicherheitspolitische Themen aus. In
diesem Jahr standen besonders
der Bürgerkrieg in Syrien, die
Atomverhandlungen mit dem Iran
und die Cyber-Sicherheit auf dem
Programm. Daneben ging es auch
um den aktuellen Konflikt zwischen Opposition und Regierung
in der Ukraine.
Die Münchner Sicherheitskonferenz findet alljährlich am ersten
Februar-Wochenende im Hotel
Bayerischer Hof in der bayerischen Landeshauptstadt statt. In
diesem Jahr feierte die Veranstaltung, die aus der einstigen Internationalen Wehrkundebegegnung
hervorgegangen ist, ihr 50. Jubiläum.
Vom transatlantischen Familientreffen zur Großveranstaltung
Ende vergangener Woche kamen Politiker, Sicherheitsexperten und Militärs aus vielen Nationen in
der bayrischen Landeshauptstadt zur 50. Münchener Sicherheitskonferenz zusammen. Das beeindruckende Jubiläum geht rein rechnerisch nicht ganz
auf – schließlich fanden in 51 Jahren seit der Gründung im Herbst 1963 „nur“ 49 Treffen statt. Diese
kleine arithmetische Ungenauigkeit ändert indes
nichts am Charakter der Konferenz als weltweit
wichtigste ihrer Art. 1963 hatte sie der ehemalige
Mitkämpfer des Obersten von Stauffenberg, EwaldHeinrich von Kleist, als „Internationale Wehrkundebegegnung“ gegründet. Ursprünglich diente die
Konferenz in weit kleinerem Kreis als heute der
Vertiefung der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Staaten. Mit den Jahren wurde diese „familiäre Runde“ dann sukzes-
sive auf die NATO-Partner ausgeweitet und entwickelte sich zu einer Institution in Sachen weltweiter
Sicherheitspolitik. Heute sitzen selbstverständlich
auch Nationen wie Russland, China oder Indien
mit am Konferenztisch. Seit 2009 steht der Name
„Münchener Sicherheitskonferenz“, ebenso lange
wird sie vom ehemaligen Diplomaten Wolfgang
Ischinger geleitet.
Ihr Gründer von Kleist hatte sich bereits 1997
von der Leitung der Tagung zurückgezogen und
ist vor knapp einem Jahr verstorben.
(mat)
2
aktuell
intern
3.Februar2014
iMPreSSUM
ZitAt
eDitOriAL
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
„Die Roboter möchten sich bedanken.“
Ein neuer Name im Impressum
und ein neues Gesicht im Editorial bedeuten einen neuen Mitarbeiter in der Redaktion aktuell.
Nach dem Wehrdienst habe ich
ein Masterstudium in Militärgeschichte/-soziologi e abgeschlossen. Mitte vergangenen
Jahres fing ich als Reservedienstleistender in der Zentralredaktion der Bundeswehr an.
Zunächst habe ich für unterschiedliche Medien im Ressort
Politik geschrieben. Seit Anfang
dieses Jahres bin ich erneut als
Wehrübender hier. Hauptsächlich betreue ich dieses Mal die
Bereiche Sport und Vermischtes.
In den kom menden zwei
Wochen freue ich mich daher
vor allem auf die Berichterstattung aus Sotschi. Die Bundeswehr
stellt die halbe deutsche Olympiamannschaft und geht mit vielen Medaillenhoffnungen in die
Wettkämpfe. Allen voran Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel,
den aktuell für ein Interview
gewinnen konnte (S. 10). Eine
Übersicht aller Sportsoldaten,
ihrer Disziplinen und den Wettkampfplan haben wir auf den
Seiten 6/7 zusammengestellt.
Allerdings darf die Begeisterung für den Sport und die olympische Idee die Konfliktherde der
Welt nicht aus dem Fokus der
Redaktionsanschrift:
Zentralredaktion der Bundeswehr
Bundeswehr aktuell
Oberspreestraße 61 L, 12439 Berlin
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Leitender Redakteur:
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Redakteur Politik:
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Redakteur Sport/Vermischtes:
N.N. (App: 2040)
Mediendesign:
Eva Pfaender (epf, App: 20 37)
Redaktionelle Mitarbeit:
Obergefreiter Alexander Linden (afl, App: 20 40)
aktuell als E-Paper und im pdf-Format:
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ISSN: 1618-9086
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos
und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen.
Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers
wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung
der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit
Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail
werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das
Recht auf Kürzung vor.
Pharrell Williams bei der Entgegennahme des Grammys für die
Single des Jahres. Die Trophäe erhielt der US-Rapper gemeinsam
mit der französischen Gruppe „Daft Punk“, die sich in der Öffentlichkeit nur im Roboterkostüm bewegen.
KALenDerBLAtt
Vor10Jahren:Am 4. Februar 2004 startet Mark Zuckerberg als
Student an der Harvard University das Unternehmen Facebook als
Plattform für Kontakte der Kommilitonen untereinander (S. 11).
Vor20Jahren: Am 8. Februar 1994 wird Ungarn in das Programm
„Partnerschaft für den Frieden“ der NATO aufgenommen. Mit
diesem Programm reicht das westliche Verteidigungsbündnis den
Ländern Mittel- und Südosteuropas die Hand.
Vor35Jahren: Am 7. Februar 1979 tritt aufgrund seiner exzentrischen Umlaufbahn der Zwergplanet Pluto in eine bis zum 11. Februar 1999 währende Zeitphase ein, in der er der Sonne näher ist als
der Planet Neptun.
Vor95Jahren:Am 5. Februar 1919 starten zum ersten Mal zweimal täglich Flugzeuge in Berlin-Johannisthal, um Postsendungen
zur verfassungsgebenden Nationalversammlung in Weimar zu
transportieren. Damit beginnt die Geschichte der zivilen Luftpost
in Deutschland.
Vor 115 Jahren: Am 4. Februar 1899 wird der Fußballverein
Werder von 1899, heute bekannt als Werder Bremen, von einer
Gruppe von Schülern gegründet.
Vor 210 Jahren: Am 4. Februar 1794 schafft Frankreich im
Zuge der Französischen Revolution in allen seinen Territorien die
Sklaverei ab.
(eb)
Aufmerksamkeit verdrängen.
So stehe n
die politischen Unruhen in der
Ukraine, bei
denen um die
Frage nach der grundsätzlichen
Ausrichtung des Landes gerungen
wird, auch diese Woche wieder
im Blickpunkt. Auch der SüdSudan wird nach wie vor von
blutigen Unruhen erschüttert und
die Vereinten Nationen erwarten
von Deutschland ein stärkeres
Engagement bei der Lösung von
Konflikten weltweit.
Ob und in welchem Umfang
Deutschland und damit auch die
Bundeswehr diesem Ruf nachkommen wird – in welchem
Zusammenhang auch immer
– den Verteidigungsausschuss
befassen. Auf der Seite 4 sind die
Ordentlichen Mitglieder abgebildet.
Diese und weitere Themen
haben auch die Teilnehmer
der 50. Münchner Sicherheitskonferenz beschäftigt. Syrien,
Cybersicherheit und Klima folgen bestimmten die dortige
Tagesordnung.
Alexander Linden
Foto: Kazda/Bundeswehr
BiLDDerWOCHe
„raubtier“imSchnee:einSchützenpanzer„Marder“desPanzergrenadierbataillons413beieinerAngriffsübungimGefechtsübungszentruminLetzlingeninStellung.
3. Februar 2014
ministerium / HinterGrunD
Hochkomplexe Situation
aktuell
3
Minister empfangen
Foto: Kazda/Bundeswehr
Beim Heer: Die ministerin überzeugt sich im Gefechtsübungszentrum von der einsatzvorbereitung.
von Daniel Richter
Letzlingen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
hat am vergangenen Dienstag
das Gefechtsübungszentrum
des Heeres (GÜZ) in Letzlingen
besucht. Vor Ort konnte sich von
der Leyen einen Eindruck davon
verschaffen, wie das Heer seine
Soldaten mit modernsten Mitteln
auf den Einsatz vorbereitet.
Im GÜZ wurde die Ministerin durch den Inspekteur
des Heer es, Generalleutnant
Bruno Kasdorf, den Kommandeur Panzergrenadierbrigade 41
„Vorpommern“, Brigadegeneral
Jürgen-Joachim von Sandrart,
und den Leiter Gefechtsübungszentrum Heer, Oberst Gunter
Schneider, begrüßt. Zum Besuch
der M i n ister i n zeig te d as
Pa nzergrenadierbataillon 413
eine Angriffsübung, die durchaus
Eindruck hinterließ. „Ich erlebe
hier eine hochkomplexe Situation“, sagte von der Leyen. Insbesondere das passgenaue Zusammenspiel der Truppe sowie die
hochspezialisierte Technik im
Gefechtsübungszentrum hob sie
später lobend hervor. „Denn es
ist nicht nur wichtig, die Situation
zu üben, sondern auch, im Nachhinein sorgfältig auswerten zu
können“, so die Ministerin.
Im Auditorium der AltmarkKaserne wurden von der Leyen
Auftrag, Organisation und Ausbildungsmethodik vorgestellt.
Dabei erhielt sie einen Einblick
in die Auswertemethodik und Systemtechnik sowie in die Darstellungsmöglichkeiten und Grenzen
der Systemtechnik. Das Gefechtsübungszentrum des Heeres ist auf
die simulationsgestützte Ausbildung spezialisiert, es fällt kein
scharfer Schuss. Zur Simulation
von Waffenwirkung kommt im
GÜZ modernste Elektronik zum
Einsatz. Dies ist effektiv, realitätsnah und wirtschaftlich.
Auch modernste Zusatztechnik
wie das Ausbildungsgerät Duellsimulator (AGDUS) wurde der
Ministerin vorgeführt. Bei diesem System werden der Soldat,
seine Waffe und das Fahrzeug
mit Sender und Empfänger ausgestattet. Zur Übung wird Manövermunition verwendet. Ein an der
Waffe angebrachtes Sendegerät
überträgt bei Schussabgabe via
codiertem Laserstrahl alle relevanten Daten. So können Treffer
eindeutig identifiziert werden. Einsatzerfahrene Ausbilder, die als
Schiedsrichter tätig sind, haben
somit jederzeit sämtliche Ausfälle
von Soldaten und Gerät im Blick.
„Das Gefechtsübungszentrum
ist das modernste Übungszentrum
für Bodentruppen in Europa. Hier
werden unsere Soldatinnen und
Soldaten hervorragend auf ihre
Einsätze vorbereitet“, sagte von
der Leyen nach der Übung anerkennend. Schwer beeindruckt war
die Ministerin außerdem von der
Leistungsfähigkeit der Angehörigen der Panzergrenadierbrigade 41. Mit einigen Kameraden suchte sie noch vor Ort das
persönliche Gespräch.
Dabei kamen unter anderem
auch Alltagsprobleme wie die
teils schwierige Vereinbarkeit
von Familie und Beruf zur Sprache. In diesem Zusammenhang
unterstrich von der Leyen noch
einmal die Bedeutung flexibler
Arbeitszeiten für die Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr.
Auch für Angehörige der Bundeswehr sei Zeit für die Familie
essentiell. Hinsichtlich der Einsätze „müssen wir dafür sorgen,
dass unsere Soldaten nur mit der
besten Ausrüstung üben und in
den Einsatz gehen“, sagte sie.
„Die Nachricht wartet nicht bis Montag“
Pressesprecher aus allen Bereichen der Bundeswehr tagen – Ministerin skizziert Richtlinien.
Blankenfelde. Neue Verteidigungsministerin – neue Vorgaben in der Kommunikation nach
außen? Eine der zentralen Fragen
der mehr als 150 Pressesprecher
der Bundeswehr, die in der vergangenen Woche zu ihrer turnusmäßigen Tagung zusammengetroffen
waren. Der Stellvertretende Sprecher im Verteidigungsministerium
(BMVg), Kapitän zur See Christian Dienst, nutzte das Forum
zunächst, um die Entwicklungen
im Pressebereich der vergangenen
Jahre zu skizzieren. „Vergessen Sie
jegliche Ego-Mechanismen, richten Sie Ihr Handeln vorrangig an
den Kommunikationszielen des
Konzerns aus“, appellierte Dienst.
Diese orientierten sich vorrangig
an den Einsatzaufgaben und ihrer
transparenten Darstellung, aber
auch an der Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs. Dabei sei
es wichtig, den Dienst in all seinen
Facetten, vor allem aber authentisch und glaubhaft darzustellen.
Foto: Oliver Lang
von Torsten Sandfuchs-Hartwig
in eigener sache: Die Pressesprecher tagen nahe Berlin.
Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ließ es
sich nicht nehmen, mit dem Pressefachpersonal ins Gespräch zu
kommen. Die sich klar abzeichnenden demografischen Entwicklungen seien eine besondere Herausforderung, erklärte sie. Im
Gegensatz zu anderen Bereichen
bräuchten die Streitkräfte vor
allem junge Menschen, die sich
für die Bundeswehr entscheiden.
So gelte es für die Bundeswehr im
Konkurrenzkampf mit den anderen Bewerbern am Arbeitsmarkt
sich mit ihrer ganzen Vielfalt und
Attraktivität klar zu positionieren.
Nur so könne man künftig ausreichenden und vor allem geeigneten
Nachwuchs gewinnen. „Dazu ist
auch vor allem eine enge emotionale Bindung zwischen Truppe
und Bevölkerung wichtig.“
Neben der Positionierung als
Arbeitgeber mit vielen Möglichkeiten käme dem Sprecherkreis
auch eine wesentliche Funktion
in der Kommunikation nach innen
zu. Mit Blick auf die andauernde
Neuausrichtung sei es wichtig, zu
erklären, zu begründen und Fortschritte aufzuzeigen. Dann wachse
auch Motivation und Zuversicht.
„Es muss uns besser als bisher
gelingen, die Soldaten und Mitarbeiter mitzunehmen“, betonte
von der Leyen.
Sie verschwieg dabei auch nicht,
dass man mit negativen Schlagzeilen zurecht kommen müsse. Doch
seien diese auch immer wieder
eine Chance, offen zu berichten
und zu zeigen, wie man mit Problemen umgehe. „Von der Bundeswehr ein ehrliches transparentes
Bild zeichnen“, das sei das Ziel,
denn die Bundeswehr sei keine
„Black Box“. Dazu gehöre insbesondere auch, dass die Einsatzrealität jederzeit offen und zeitnah
dargestellt werde. „Kommunizieren Sie sofort“, ermunterte
die Ministerin das Plenum, denn
„die Nachricht wartet nicht bis
Montag“.
Foto: Grauwinkel/BMVg
Ursula von der Leyen besucht erstmals das Deutsche Heer – Einsatzvorbereitung im GÜZ.
B e r l i n . A m ve rga nge n e n
Donnerstag hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen
den israelischen Verteidigungsminister Moshe Ya`alon mit militärischen Ehren im Bendlerblock
empfangen. Nach einer Kranzniederlegung am Ehrenmal der
Bundeswehr führte von der Leyen
mit ihrem Amtskollegen Gespräche unter anderem zur aktuellen
Lage im Nahen Osten und zur
Vorbereitung auf den deutschisraelischen Regierungsgipfel in
Jerusalem Mitte Februar. Ya`alon
hob besonders die gute Zusammenarbeit der beiden Länder im
Bereich Sicherheit und Verteidigung hervor. Die sicherheitspolitischen Herausforderungen der Zeit
seien nur gemeinsam zu bewältigen.
(syb)
Mandate verlängert
Berlin. Der Deutsche Bundestag hat am vergangenen Mittwoch mit breiter Mehrheit die
Mandate für die Mission „Active
Fence“ sowie die „Operation
Active Endeavour“ (OAE) verlängert. Für die Mission „Active
Fence“ sind „Patriot“-Flugabwehrsysteme sowie Unterstützungskräfte in der Türkei stationiert. Das Mandat gilt nun bis
zum 31. Januar 2015. Die Beteiligung deutscher Streitkräfte an
der Mission OAE kann bis zum
31. Dezember dieses Jahres fortgesetzt werden. Das Mandat für
die Operation wurde auf Antrag
der Bundesregierung der Einsatzrealität angepasst. Der deutsche
Beitrag zur Operation soll sich
künftig auf die Beteiligung an
den ständigen maritimen Verbänden der NATO und an den
NATO-Aufklärungs- und -Frühwarnflugzeugen (AWACS) sowie
auf den Austausch von Lagedaten beschränken.
(flo)
Bericht vorgestellt
Berlin. Der Wehrbeauftragte des
Deutschen Bundestages hat am
vorigen Dienstag seinen Jahresbericht für das Jahr 2013 vorgestellt. Die Feststellungen des
Berichts werden nun im Verteidigungsministerium ausgewertet.
Die Stellungnahme des Ministeriums wird voraussichtlich Mitte
des Jahres übergeben.
(eb)
Mehr zum Jahresbericht auf
www.bmvg.de.
aktuell
politik/Hintergrund
Riskanter Machtkampf
Streit um Raketen
Washington.Die Vereinigten
Staaten prüfen derzeit, ob Russ­
land in den vergangenen Jahren
Mittelstreckenraketen getestet
hat. Dies wäre ein Verstoß gegen
den 1987 von der Sowjetunion
und den USA unterzeichneten
Washingtoner Vertrag über
nukleare Mittelstreckensysteme
(INF­Vertrag). Über diesen
Verdacht hat die US­Regierung
die NATO­Verbündeten Mitte
Januar unterrichtet. Den Anga­
ben zufolge teste Russland seit
20 08 landgestützte Mittel­
streckenraketen eines neuen Typs
namens RS­26. Die Tests seien bei
den russischen Behörden bislang
ergebnislos beanstandet worden.
Fraglich ist gegenwärtig noch,
ob die neuen Flugkörper tatsäch­
lich unter den INF­Vertrag fal­
len oder als Langstreckenwaffen
unter einem anderen Abkommen
zulässig wären.
(eb)
Verfassung in Kraft
tunis.In Tunesien wurde in der
vergangenen Woche eine Über­
gangsregierung vereidigt und vom
Parlament bestätigt. Damit bil­
det das Ursprungsland des „Ara­
bischen Frühlings“ eine bemer­
kenswerte Ausnahme unter den
arabischen Nationen, die seit 2011
ihre langjährigen Machthaber
und Diktatoren vertrieben haben.
Erst am vorigen Montag hatte die
Führung des Landes eine neue
Verfassung unterzeichnet, die
als wegweisend für die arabische
Welt gilt. Sie verzichtet darauf,
den Islam als Quelle der Gesetz­
gebung zu nennen, garantiert die
Glaubens­, Meinungs­ und Ver­
sammlungsfreiheit und schreibt
die Gleichheit der Geschlechter
fest. Nun sollen – voraussicht­
lich im Oktober – Neuwahlen
im Land folgen.
(jpf/mt)
3.Februar2014
In der Ukraine halten die Proteste gegen Präsident Janukowitsch trotz Zugeständnissen an.
kiew. Das Machtfundament
des ukrainischen Präsidenten
Viktor Janukowitsch hat in der
vergangenen Woche sichtbare
Risse bekommen. Unter dem
Eindruck der anhaltenden Mas­
senproteste in Kiew und vielen
anderen Städten der Ukraine
zeigte sich Janukowitsch kom­
promissbereiter als zuvor. Seine
Regierung und Ministerpräsident
Mykola Asaro traten Anfang der
Woche zur ück. Zudem bot
Ja nukowitsch der Opposition
Posten in der Regierung an.
Doch diese Gesten fruchteten
nicht. Die Regierungsgegner for­
derten weiter einen bedingungs­
losen Rücktritt des Präsidenten
sowie vorgezogene Neuwahlen.
Alles andere sei nicht akzeptabel,
so der Tenor der Protestbewe­
gung.
Unter dem Protest der Oppo­
sition beschloss das ukraini­
sche Parlament ein umstritte­
nes Amnestiegesetz. Mit den
Stimmen der Regierungspartei
Janukowitschs wurde der an
Vorbedingungen geknüpfte Text
zur Freilassung von Regierungs­
kritikern am vergangenen Mitt­
woch verabschiedet.
Foto: dpa/pa
4
trainingfürdenBarrikadenkampf:oppositionelleübendieAuseinandersetzungmitderpolizei.
Von 416 anwesenden Abge­
ordneten im Parlament stimmte
nach stundenlanger Debatte eine
Mehrheit von 232 Parlamenta­
riern für das Gesetz, elf votierten
dagegen. Die 173 anwesenden
Abgeordneten der Opposition
boykottierten die Abstimmung
und machten ihrem Ärger über
das Vorgehen der regierenden
Partei der Regionen lautstark
Luft.
Das Gesetz soll erst in Kraft
treten, wenn die Oppositions­
bewegung besetzte Straßen und
Regierungsgebäude räumt. Genau
das lehnen die Protestierenden
ab. Zwischenzeitlich meldete sich
Janukowitsch krank. Ohne seine
Unterschrift kann das Gesetz aber
nicht in Kraft treten. Oppositions­
politiker Vitali Klitschko rief
unterdessen die EU zu Sankti­
onen gegen Janukowitsch auf.
Die Verweigerungshaltung der
Opposition birgt Gefahren. So
wandte sich am Freitag das ukra­
inische Militär mit der Auffor­
derung an den Präsidenten, die
anhaltende Krise zu entschärfen.
So seien etwa „die Erstürmung
öffentlicher Gebäude und die
Versuche, die Regierung an der
Erfüllung ihrer Aufgaben zu hin­
dern“ inakzeptabel.
Als besonders kritisch gilt, dass
die Opposition in der Ukraine
nur in der Forderung nach dem
Rücktritt Janukowitschs einig ist
und keinerlei Pläne für die Zeit
nach einem etwaigen Abgang
des Präsidenten vorzuweisen hat.
Auch eine von allen akzeptierte
Führungspersönlichkeit ist der­
zeit nicht in Sicht.
(jpf/bvs)
Ordentliche Mitglieder des Verteidigungsausschusses des 18. Deutschen Bundestages
Julia Bartz,
CSU
Michael Brand,
CDU
Rheinhard
Brandl, CSU
Ingo Gädechens, Florian Hahn,
CDU
CSU
Jürgen Hardt,
CDU
Jörg Hellmuth,
CDU
Robert
Hochbaum, CDU
Karl A. Lamers,
CDU
Wilfried Lorenz,
CDU
Giesela
Manderla, CDU
Michaela Noll,
CDU
Henning Otte,
CDU
Anita Schäfer,
CDU
Bernd Siebert,
CDU
Karin Strenz,
CDU
Rainer Arnold,
SPD
Hans-P. Bartels, Karl Heinz
Vorsitzender, SPD Brunner, SPD
Fritz Felgentreu,
SPD
Dirk Vöpel,
SPD
Wolfgang
Hellmich, SPD
Heidtrud Henn,
SPD
Thomas
Hitschler, SPD
Lars Klingbeil,
SPD
Gabi Weber,
SPD
Doris Wagner,
B. 90/Grüne
Tobias Lindner,
B. 90/Grüne
Christine Buchholz, Die Linke
Katrin Kunert,
Die Linke
Alexander Neu,
Die Linke
Kritsche Lage
Bangui.Die Sicherheitslage in
Zentralafrika bleibt auch nach
der Vereidigung von Übergangs­
präsidentin Catherine Samba
Panza prekär. Französische Sol­
daten töteten in der Hauptstadt
des Landes etwa zehn Kämpfer
des mehrheitlich muslimischen
Rebellenbündnisses Séléka.
Angaben aus Diplomatenkreisen
zufolge hatten die Aufständischen
am vorigen Dienstag ein franzö­
sisches Militärlager in Bangui
angegriffen. Die Soldaten hätten
daraufhin das Feuer erwidert und
die Angreifer getötet. In Zentral­
afrika gibt es nach Einschät­
zung der Hilfsorganisation Ärzte
ohne Grenzen (MSF) inzwischen
900 000 Vertriebene. Mehr als
ein Fünftel der Bevölkerung
sei wegen der weit verbreiteten
Gewalt auf der Flucht. (ao/ju)
Agnieszka Brugger,
B. 90/Grüne
3. Februar 2014
einsatz
Süd-Sudan in der Krise
aktuell
5
Zwei Kontingente
übergeben
Lage verschlechtert: Major Oliver P. berichtet aus dem südsudan über neue Flüchtlingswellen.
Juba. Vor gut sechs Wochen ist
die Gewalt im jüngsten Staat der
Erde, dem Südsudan, eskaliert.
Die Bundeswehr unterstützte im
Dezember bei der Evakuierung
und brachte rund 100 Personen
nach Uganda und in Sicherheit.
Der vor kurzem geschlossene
Friendesvertrag scheint brüchig.
Neue Scharmützel haben die
Sicherheitslage wieder verschlechtert. Die Bewohner trauen
dem Frieden ohnehin nicht. Doch
welche konkreten Auswirkungen
haben die aktuellen Ereignisse
auf die Arbeit der deutschen
Soldaten bei der Unterstützungsmission in der Republik Südsudan (UNMISS)?
Im Jahr 2008 gab es den Südsudan noch gar nicht. Damals
war Major Oliver P. zum letzten
Mal für die Vereinten Nationen
in der Region tätig. Er war bei
UNMISS im damaligen gesamten Sudan im Einsatz. Hauptaufgabe war es damals, den Konflikt
zwischen dem arabisch geprägten
nördlichen Teil und dem Süden,
der 2011 seine Unabhängigkeit
erlangte, beizulegen. Vor fünf Jahren flog er mit einem guten Gefühl
nach Hause. „Am Ende meines
Einsatzes war bereits ein wichtiger
Teil der Friedensverträge erfüllt,
die nordsudanesischen Truppen
zogen ab“, erinnert er sich. Kriegsmüde Konfliktparteien habe er
zum damaligen Zeitpunkt erlebt.
Aus heutiger Perspektive und mit
Blick auf die aktuellen Ereignisse
erscheint es ihm, als haben die
damalige Auseinandersetzung mit
dem Nordsudan und die Freude
über die erlangte Souveränität die
innerstaatlichen Konflikte im Südsudan lediglich überdeckt.
Die Realität spricht eine deutliche Sprache. Insgesamt sind
mehrere tausend Tote zu beklagen,
rund eine halbe Million Menschen
sind nach UN-Angaben auf der
Flucht. Zehntausende von ihnen
suchten bereits Zuflucht in den
Lagern der UN, ein großer Teil hat
das Land verlassen. Hilfsorganisationen berichten von Kindern,
die hungrig, verängstigt und völlig
auf sich allein gestellt sind. „Praktisch jeder Südsudanese (Anm.
d. Red.: circa 11 Millionen Einwohner) ist direkt oder mittelbar
vom aktuellen Konflikt betroffen.
Sei es, dass Verwandte geflüchtet
sind oder getötet wurden, oder die
Nachbarn oder Kollegen plötzlich
verschwunden sind“, schildert P.,
der als Verbindungsoffizier eingesetzt ist, seine Eindrücke. Wer
noch nicht geflohen sei, denke
zumindest darüber nach, berichtet er aus vielen persönlichen
Gesprächen. Was dies alles für
den Aufbau von staatlichen Strukturen – dem eigentlichen Unterstützungsauftrag von UNMISS –
bedeutet, scheint leicht ausrechenbar. Internationales Hilfspersonal
wurde abgezogen, mühevoll
aufgebaute Strukturen brechen in
sich zusammen. An Aufbauarbeit
ist für die Angehörigen der UNMission und die 16 deutschen
Soldaten bei UNMISS momentan nicht zu denken. War die
Mission bis zum Ausbruch des
Konflikts, im Gegensatz zu vielen anderen UN-Einsätzen, auf
gerade diese Unterstützung ausgerichtet, scheint nun die Vermitt-
Foto: Bundeswehr
lerrolle in den Vordergrund zu
rücken. „Insofern ist unsere Arbeit
durch die aktuelle Lage in vielen Bereichen komplexer geworden. Der Schwerpunkt liegt jetzt
im Schutz der Zivilbevölkerung“,
schildert der Offizier die eingetretenen Veränderungen.
In Juba, der Hauptstadt des
Landes, können sich Menschen
am Tag relativ frei bewegen. Für
die Nächte wurde eine Ausgangssperre verhängt. Die UNMISSKräfte wurden an den Standorten im Land zusammengezogen.
Schichtdienst wurde eingeführt.
Die Lager dürfen nur noch mit
Schutzweste, Helm und Funkgerät verlassen werden. „Denn
auch im direkten Umfeld der
UNMISS-Standorte kam es in
den vergangenen Tagen immer
wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen“, erklärt P. weiter.
Die deutschen UN-Soldaten sind,
je nach Stationierungsort, unterschiedlich betroffen. In den drei
umkämpften Staaten sowie in
der Hauptstadt nehmen sie an
Besprechungen mit den militärischen Führern beider Lager
teil. Dabei geht es vorrangig um
Vermittlung. Die UNO versucht
täglich, Versorgungsflüge per
Hubschrauber in die umkämpften
Regionen durchzuführen.
Die Versorgungslage in Juba ist
gut, insbesondere im Vergleich zu
anderen Landesteilen. Das sehe
für viele der Blauhelme, teils auch
bei einigen deutschen, in anderen
Regionen leider ganz anders aus,
sagt der Major: „Weil wir das wissen, haben wir hier auch ein Auge
drauf und lassen ihnen zusätzliche Versorgungspakete zukommen.“ Stabile Verhältnisse sind
die Voraussetzung für eine Fortsetzung der bislang begonnenen
Aufbauarbeit der Weltgemeinschaft im Südsudan.
(eb)
Kahramanmaras/Dakar. Seit
einem Jahr schützen deutsche
Soldaten mit ihren „Patriot“Systemen die türkische Stadt
Kahramanmaras vor einem
möglichen syrischen Raketenangriff. Jetzt hat das Kontingent einen neuen Kommandeur.
Ende vergangener Woche übergab Brigadegeneral Peter-Georg
Stütz, Chef des Stabes des Einsatzführungskommandos der
Bundeswehr, die Führung des
deutschen Kontingentes Active
Fence Turkey (AF TUR) an
Oberst Stefan Drexler. Er folgt
Oberst Bernd Stöckmann und
ist bereits der dritte Kontingentführer, der in Kahramanmaras
eingesetzt wird. Seit gut einem
Jahr leisten die deutschen Soldaten im Rahmen der Verstärkung
der integrierten NATO-Luftverteidigung auf Bitten der Türkei
gemeinsam mit niederländischen
und US-amerikanischen Kräften
ihren Dienst.
Auch die Führung über das
deutsche Einsatzkontingent
MINUSMA in Dakar (Senegal)
ist übergeben worden. Nachfolger des scheidenden Kontingentführers, Oberstleutnant Odo
Wolbers, wird Oberstleutnant
Thomas Blätte. Derzeit leisten
etwa 70 deutsche Soldaten ihren
Dienst bei MINUSMA.
(eb)
Für den Einsatz...
Foto: Bundeswehr
Foto: Matthies/Bundeswehr
Trotz eines Friedensvertrags spitzt sich der Konflikt wieder zu - Zehntausende sind auf der Flucht.
Der Mann für die wichtigen Dokumente
Beirut. Das brasilianische Schiff
„Liberal“ liegt seit wenigen Tagen
vor Ort und es herrscht reger
Betrieb, als Oberstabsbootsmann
Christoph S. eine schwere und
geheimnisvolle Kiste an Bord
bringt. S. ist Angehöriger des
25. Deutschen Einsatzkontingents
der United Nations Interim Force
(UNIFIL) und hat einen Spezialauftrag an Bord.
Er stellt wichtige Dokumente,
die sogenannte „UN ID Card“
aus. Alle Angehörigen von
U NIFIL benötigen eine solche
Karte um sich damit gegenüber
Kontrollorganen und Sicherheits-
Foto: Bundeswehr
Oberstabsbootsmann S. fertigt internationale Truppenausweise für Soldaten im Einsatz.
international: Oberstabsbootsmann s. fertigt truppenausweise.
kräften auszuweisen. Sie ist das
Gegenstück zum nationalen
Truppenausweis. S. hat zuvor
bereits ID Cards für deutsche
und griechische Marineeinheiten
ausgestellt. Nachdem der Soldat
PC und Drucker aufgebaut hat,
fertigt er die Ausweise für die
komplette Besatzung an. Jeder
Einzelne wurde zuvor auf Listen
erfasst und muss zum Abgleich
der persönlichen Daten – inklusive Fotoshooting – erscheinen.
Dabei darf sich Christoph S.
keine Fehler erlauben. Denn die
offiziellen Dokumente können
unter Umständen sogar lebensrettend sein. So ist unter anderem auch die Blutgruppe auf der
ID Card ausgewiesen.
Die brasilianischen Soldaten
erweisen sich als gastfreundlich und hilfsbereit. Als kleines
Dankeschön erhält S. ein Basecap der Fregatte.
(eb)
• wurden fünf geschützte
Fahrzeuge vom Typ Mowag
„Eagle IV“ in der Version
Spürhundetrupp und Kampfmittelabwehr ausgeliefert.
Mit den neuen, leicht gepanzerten Fahrzeugen kann die
Kampfmittelabwehrtruppe
Spürhundetrupps mit hohem
Schutzniveau in den Einsatz
bringen. Der Rüstsatz der
„Eagle IV“ wurde flexibel ausgeführt, sodass die Transportboxen in der geschützten Zelle
an verschiedene Hundegrößen
angepasst und zusätzlich
belüftet werden können. (af)
OLYMPISCHE WINTERSPIELE 2014
Winterspiele am Schwarzen Meer
Der Deutsche Olympische Sportbund ist mit insgesamt 152 Sportlern vertreten – 76 davon sind Sportsoldaten.
Mehr Sport, mehr Events und mehr Medaillen:
Die XXII. Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi brechen Rekorde. In der Stadt am
Schwarzen Meer werden vom 8. bis 23. Februar
Wintersportler aus 90 Nationen in 15 Sportarten
und insgesamt 98 Wettbewerben um die begehrten
Medaillen kämpfen. In allen Disziplinen sind Athleten der Sportfördergruppen der Bundeswehr verteten (siehe Auflistung). Eröffnet werden die Spiele
am Freitag Nachmittag. ARD und ZDF übertragen
die Wettkämpfe live.
Biathlon
Hauptfeldwebel Andrea Henkel, Hauptfeldwebel
Evi Sachenbacher-Stehle, Oberfeldwebel Franziska
Hildebrand, Hauptfeldwebel Andreas Birnbacher,
Oberfeldwebel Erik Lesser
Eisschnelllauf
Oberfeldwebel Monique Angermüller, Stabsunteroffizier (FA) Stephanie Beckert, Feldwebel Gabriele
Hirschbichler, Stabsunteroffizier (FA) Bente Kraus,
Stabsunteroffizier (FA) Alexej Baumgärtner, Hauptgefreiter Patrick Beckert, Stabsunteroffizier (FA) Moritz
Geisreiter, Hauptfeldwebel Nico Ihle, Oberfeldwebel
Robert Lehmann, Oberfeldwebel Samuel Schwarz
Nordische Kombination
Oberfeldwebel Tino Edelmann, Stabsunteroffizier
(FA) Eric Frenzel, Unteroffizier (FA) Fabian Rießle
Rennrodeln
Hauptfeldwebel Tatjana Hüfner, Hauptfeldwebel Anke
Wischnewski, Oberfeldwebel Tobias Wendl, Stabsunteroffizier (FA) Toni Eggert
Bob
Hauptfeldwebel Sandra Kiriasis, Hauptfeldwebel
Ma rtin Putze, Oberfeldwebel Alexander Rödiger,
Hauptfeldwebel André Florschütz, Stabsunteroffizier
(FA) Kevin Kuske, Hauptgefreiter Christian Poser,
Stabsunteroffizier (FA) Jannis Bäcker, Stabsunteroffizier (FA) Gregor Bermbach
Skeleton
Stabsgefreiter Sophia Griebel, Feldwebel Marion
Thees
Curling
Obergefreiter Christopher Bartsch, Obergefreiter Sven
Goldemann, Obergefreiter Felix Schulze
Ski Freestyle (Skicross)
Hauptgefreiter Anna Wörner, Stabsunteroffizier (FA)
Florian Eigler, Oberfeldwebel Thomas Fischer
Eishockey
Stabsgefreiter Manuela Anwander, Hauptgefreiter
Monika Bittner, Stabsunteroffizier (FA) Franziska
Busch, Oberfeldwebel Bettina Evers, Oberfeldwebel
Susann Götz, Stabsunteroffizier (FA) Viona Harrer,
Stabsunteroffizier (FA) Jennifer Harss, Stabsunteroffizier (FA) Nina Kamenik, Stabsunteroffizier (FA)
Andrea Lanzl, Stabsunteroffizier (FA) Sara Seiler,
Gefreiter Kerstin Spielberger, Gefreiter Julia Zorn
Ski Langlauf
Hauptfeldwebel Stefanie Böhler, Stabsunteroffizier (FA) Denise Herrmann, Hauptfeldwebel
Claudia Nystad, Hauptfeldwebel Tobias Angerer,
Eiskunstlauf
Stabsunteroffizier (FA) Peter Liebers, Stabsunteroffizier (FA) Daniel Wende, Stabsunteroffizier (FA)
Maylin Wende, Schütze Nailya Zhiganshina, Stabsunteroffizier (FA) Alexander Gazsi, Obergefreiter
Tanja Kolbe, Schütze Stefano Caruso
Ski Alpin
Stabsunteroffizier (FA) Christina Geiger, Stabsunteroffizier (FA) Stefan Luitz
Stabsunteroffizier (FA) Sebastian Eisenlauer, Hauptfeldwebel Jens Filbrich, Hauptfeldwebel Axel Teichmann
Skispringen
Hauptgefreiter Richard Freitag, Oberfeldwebel Andreas
Wank
Snowboard
Oberfeldwebel Selina Jörg, Stabsunteroffizier (FA)
Stefan Baumeister, Hauptgefreiter Paul Berg, Oberfeldwebel Alexander Bergmann, Hauptfeldwebel Patrick
Bussler, Hauptgefreiter Johannes Höpfl, Stabsunteroffizier (FA) Konstantin Schad
Short Track
Stabsunteroffizier (FA) Robert Seifert
bundeswehr
Foto: dBundeswehr / Marineschutzkräfte
Scharfschütze werden
eckernförde.Die Scharfschützen der Marine befinden sich auf
dem Truppenübungsplatz. Der
Schnee glitzert in der Sonne, es
ist ganz still. Hoch konzentriert
steht, sitzt oder liegt der Scharfschützenzug der Marineschutzkräfte aus Eckernförde auf der
Schießbahn. Nur ein Soldat ist
an seiner Waffe, die anderen
beobachten das Vorfeld mit dem
Fernglas. Der Spotter nennt dem
Schützen die Windwerte und Einstellungen für das Präzisionsgewehr. Erneute Ruhephase, dann
bricht der Schuss. Diesen Winter
wieder unter verschärften Bedingungen, denn bei Schnee und nur
wenig Sicht stoßen auch diese
Spezialisten an ihre Grenzen.
Doch nicht heute: Der Himmel
ist strahlend blau, die Landschaft
ist wie kristallisiert, der eisige
Wind hat nachgelassen. Perfekte
Bedingungen. Die zwölf Soldaten
der Marineschutzkräfte (MSK)
bilden einen Zug an hochqualifizierten Scharfschützen, die sich
das ganze Jahr, bei allen Bedingungen, fit halten müssen. Denn
es kann jeder Zeit in den Einsatz
gehen. Doch bis der Schütze so
weit ist, muss er durch eine harte
Schule. Zunächst steht die sechsmonatige Ausbildung zum MSKSoldaten auf dem Programm. Ist
in dieser Ausbildung bereits ein
Händchen für die Waffe zu erkennen oder traut er sich diese Aufgabe zu, so kann der Anwärter
in einer Auswahlwoche zeigen,
was er kann.
(eb)
Der Beitrag „Scharfschützen
der Marine“ unter
www.marine.de
Prozesse in der SKB
wetzlar.Vorvergangene Woche
hat Vizeadmiral Manfred Nielson,
Inspekteur der Streitkräftebasis
(SKB), eine Informationsveranstaltung an der Technischen Hochschule Mittelhessen in Wetzlar
geleitet. Sie stand ganz im Zeichen des Prozessmanagements.
In der Streitkräftebasis bedeutet
dies die konsequente Zusammenführung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung. Nielson
hob in seiner Rede den in der SKB
verfolgten ganzheitlichen Ansatz
hervor. Für ihn sei dabei essentiell, „die Menschen mitzunehmen
und in den Mittelpunkt zu stellen”.
Sie seien ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Neuausrichtung. (eb)
3.Februar2014
Kameradschaft ohne Worte
Bei der Winterkampfausbildung lernen sich deutsche und mongolische Soldaten besser kennen.
ulanbator. Mit einer vagen
Idee hat sich ein Heeresbergführerteam der Gebirgs- und
W interkampfschule auf eine
Reise um die halbe Welt gemacht.
Der Auftrag: Expertengespräche mit den Special Forces der
mongolischen Armee.
Nach 20 Flugstunden und einer
holprigen Autofahrt erreichten
Oberstleutnant Reinhold Ramesberger, der Leiter der Schule, und
seine Soldaten das Special Forces
Trainings Center 20 Kilometer
östlich von Ulan Bator auf einer
Höhe von 1900 Metern.
Briefings folgten. Zwei Einweisungen von deutscher wie
von mongolischer Seite brachten die Kernunterschiede der zwei
Natione n schnell zu Tage. So
befremdlich, wie es für das deutsche Verständnis war, dass man
auf Pferden reitend ein Gefechtsschießen durchführen kann, so
gewöhnungsbedürftig war es
für die Mongolen, schwieriges
Gelände für einen taktisch en
Vorteil zu nutzen.
Eine erste Lagebesprechung
brachte Klarheit über die Erwartungshaltung, die an die deutschen Gebirgsjäger gestellt
wurde. Der mongolische Oberst
Batjagal erklärte, dass es seine
Absicht sei, eine Kompanie des
mongolischen Special Forces
Bataillons für den Gebirgskampf zu spezialisieren. Der
Kompaniechef und seine militärischen Führer waren deshalb
ebenfalls zum Special Forces
Training Center kommandiert
b e r l i n . Haupt feldweb el
Sebastian Schmidt ist kürzlich für
seine herausragenden sportlichen
Leistungen mit dem Presidential
Champion Award (PCA) ausgezeichnet worden. Der 36-Jährige
erzielte als erster deutscher Soldat
eine Million Punkte und damit
die Platinum-Stufe der Sportauszeichnung des amerikanischen
Präsidenten. Im Gegensatz zum
deutschen Sportabzeichen erfordert der PCA eine kontinuierliche,
aber individuelle sportliche Leistung, bei der man über einen
längeren Zeitraum Leistungspunkte in 99 Sportarten sammeln kann – darunter auch
Kuriositäten wie Rasenmähen,
Hufeisenwerfen oder ein Workout mit der Nintendo „Wii“.
„Unabhängig von der eigenen Fitness, kann jeder, egal
ob Freizeitsportler, Einsatzversehrter, oder Sportsoldat an dem
Programm teilnehmen und mit
der eigenen Lieblingssportart in
seinem eigenen Tempo Punkte
sammeln. Das ist sehr motivierend.“, erklärt Schmidt die
Foto: Ramesberger/Bundeswehr
aktuell
TraintheTrainer:deutschesoldatentrainierenspecialForcesAusbilderdermongolischenArmee.
worden. Die deutschen Gebirgsjäger sollten mit den Unteroffizieren eine Train the Trainer-Ausbildung in alpinen Techniken und
Gebirgskampf-Themen durchführen.
Mit einem klaren Ziel ging es
an die Erkundung und Lagefeststellung. So musste beispielsweise
geklärt werden, welches Gelände
für die Ausbildung genutzt werden
konnte und welches Material zur
Verfügung stand.
Als erste Ausbildung standen
Seil- und Rettungsverfahren auf
dem Plan. Später folgten kleine
Teamaufgaben, bei denen die
Rettung und der Transport von
Verwundeten in schwierigem
Gelände geübt wurde. Eine kurze
Nachbesprechung schloss den
Ausbildungstag ab.
Bei einer Zuggefechtsübung
übten die Soldaten den Angriff
in schwierigem Gelände. Die
Teilnehmer sollten erleben, wie
schwieriges Gelände durch alpine
Seiltechniken zum taktischen
Vorteil genutzt werden kann.
So wurde beispielsweise bei der
Annäherung an das Angriffsziel
ein Schleusseil eingerichtet, um
ein Geländehindernis schnell und
kraftsparend zu überwinden. Die
anfängliche Skepsis wich schnell
der Herausforderung, so dass dieser Teilabschnitt intensiv geübt
wurde. Die Herausforderung der
kommenden Tage: Klettern und
das frei hängende Abseilen über
40 Meter.
Am Ende der Ausbildungswoche zeigten die Soldaten der
Special Forces eine geschickte
Foto: Bundeswehr
8
Ausgezeichnet: hauptfeldwebel sebastian schmidt (l.) erhält
us-sportabzeicheninPlatin.
Vorteile des PCA. Der Einsatzführungsfeldwebel, dessen Paradedisziplin der Ultra-Marathon
ist, und der regelmäßig Strecken
um die 100 Kilometer bestreitet, plant für 2014 bereits den
nächsten sportlichen Höhenflug.
Dann will er beim Eiger Ultra
Trail 101 Kilometer und 6700
Höhenmeter bezwingen.
Peter Schelzig, stellvertretender
Generalinspekteur und Schirm-
Handhabung von Sicherungs –
und Seiltechniken und waren
stolz auf das Geleistete. Aber
nicht nur für die Mongolen, auch
für das Team aus Mittenwald war
die Ausbildungswoche äußert
intensiv und lehrreich. „Neben
der Kälteerfahrung haben wir
einen Menschenschlag kennengelernt, bei dem Werte wie Anstand,
Geradlinigkeit, Bodenständigkeit
und gegenseitiger Respekt gelebt
werden“, sagt Ramesberger am
Ende der Reise. „Wir haben Menschen gesehen, die den Wert von
Handlungspartnern nicht nach
Powerpoint-Folien bewerten, sondern nach deren Können, Sein und
Handeln.“ Nicht mal ein Wort für
Kameradschaft gibt es, weil sie in
dieser rauen Welt eine Selbstverständlichkeit ist.
(eb)
herr der PCA-Aktion in Deutschland, überreichte Schmidt die
von Präsident Barack Obama
persönlich unterzeichnete Ehrenurkunde und lobte den Luftwaffensoldaten für seine überragende sportliche Leistung.
Schelzig, der selbst passionierter Läufer und Teilnehmer am
PCA-Programms ist, fachsimpelte am Rande der Verleihung
mit Schmidt über den richtigen
Laufschuh und verriet, dass er
derzeit für einen Halbmarathon
trainiere.
Anlässlich der Auszeichnung
von Hauptfeldwebel Schmidt,
erhielt die PCA-Initiative in
Deutschland außerdem den
Bürgerpreis der Dr. Garlichs
Stiftung. Der Preis richtet sich
an Initiativen, die sich in den
Bereichen Bildung, Sport und
Umweltschutz um das Gemeinwohl verdient machen. Die
Erlöse aus den Teilnahmegebühren am PCA kommen der
Initiative „Sorgenkinder in Bundeswehrfamilien“ des Bundeswehrsozialwerks zu Gute. (uje)
3. Februar 2014
Innere Führung / MIlItärgeschIchte
aktuell
9
Lebensader durch die Wildnis
Vor 100 Jahren geht in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika die bis heute genutzte Tanganjikabahn in Betrieb.
Vor 100 Jahren: Arbeiter arbeiten an der trasse für die tanganjikabahn in Deutsch-Ostafrika.
Schienen verlegt worden. Die
„Ostafrikanische Zentralbahn“
– die so genannte Tanganjikabahn – war mit 1260 Kilometern
die längste Strecke in den Gebieten der deutschen Kolonien. Sie
verband die Stadt Daressalam am
Indischen Ozean mit dem Tanganjikasee im Landesinneren.
Planungen zum Bau eines
Schienenstranges in dieser Region
gab es bereits um 1891, doch erst
1904 erhielt die von der Deutschen Bank geführte Ostafrikanische Eisenbahn-Gesellschaft
die Konzession für den Bau der
Zentralbahn. So wurde im Jahr
1905 mit den Arbeiten begonnen. 1912 konnte die Strecke zwi-
schen Daressalam nach Tabora
– einem wichtigen arabischen
Handelsplatz – eingeweiht werden.
Von Tabora zum Tanganjikasee
waren nun noch knapp 400 Kilometer Schienen zu bauen. Da von
diesem Gewässer die gesamten
Verkehrs- und Handelsströme in
der Region kontrolliert werden
konnten, begann ein Wettlauf
mit anderen Kolonialmächten
in Afrika. Allen voran Großbritannien und Belgien, die ebenfalls von Westen her eine Bahnlinie zu dem bedeutenden See
errichteten.
Doch das Gelände auf dem
letzten rund 400 Kilometer langen Teilstück zum Tanganjikasee
Foto: Royal Air Force Museum
geschichte. Bereits im 15. Jahrhundert begannen europäische
Mächte, allen voran Portugal,
die Niederlande sowie Großbritannien, in Übersee Kolonien
zu gewinnen. Deutschland trat
vor der Reichsgründung 1871 als
Kolonialmacht kaum in Erscheinung. Als eigentlicher Beginn
der deutschen Kolonialpolitik
gilt das Jahr 1884. Reichskanzler
Otto von Bismarck stellte nach
englischem Vorbild mehrere
Besitzungen deutscher Kaufleute unter den Schutz des Deutschen Reiches. So wurden kurz
hintereinander Togo, Kamer un
und Deutsch-Südwestafrika
(das heutige Namibia) in Besitz
genommen. Deutsch-Ostafrika
(das Gebiet des heutigen Tansanias) wurde im April 1885 zu
einem „Schutzgebiet“, wie die
Kolonie n damals bezeichnet
wurden. Private Gesellschaften
siedelten dort „unter dem Schutz
des Reiches“ deutsche Kolonisten
an und beuteten die Rohstoffe der
einzelnen Gebiete aus.
Um aber die neu gewonnen
Ressourcen nutzen zu können,
waren die deutschen Kolonisten
vor allem auf gute Transportwege
angewiesen. Da bisher nur Karawanenstraßen existierten, welche
eher Feldwegen und Trampelpfaden gleich kamen, sollten Eisenbahnstrecken die unwegsamen
Teile der einzelnen Besitzungen
miteinander verbinden. So waren
in den „Schutzgebieten“ bis kurz
vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges mehr als 4000 Kilometer
Foto: ullstein bild
von Martin Nagel, Militärhistorisches Museum Dresden
erwies sich für die Deutschen als
äußerst schwierig. Tiefe Flusstäler und ein Höhenunterschied von
mehr als 300 Metern mussten
bewältigt werden. Zudem wurden drei Tunnel und eine Vielzahl von Brücken gebaut.
Während des Baus der Tanganjika-Bahn arbeiteten ungefähr 15 000 Afrikaner unter
zum Teil unwürdigen Bedingungen. Ein weiteres Problem
war die Versorgung der Arbeiter
mit Nahrungsmitteln und Medikamenten. Hinzu kam, dass die
Gegend fast wasserlos und mit
Malaria verseucht war. Trotzdem konnte am 2. Februar 1914
der Endbahnhof in der Siedlung
Kigoma / Udjidji am Tanganjikasee eröffnet werden.
Wenige Monate nach Fertigstellung der längsten Bahnstrecke
des deutschen Kolonialgebietes
brach der Erste Weltkrieg aus. An
der Spitze der „Schutztruppen“ in
Deutsch-Ostafrika stand General
Paul von Lettow-Vorbeck (18701964). Er befehligte zu Kriegsbeginn rund 200 europäische
und 2500 schwarze Soldaten,
die ein heim ischen Aska r iKrieger. Diese waren eine sehr
loyale Truppe, die im Laufe des
Konfliktes Seite an Seite mit
deutschen Soldaten dienten. Um
die kleine deutsche Kolonialtruppe zu besiegen, setzten die
Entente-Mächte schließlich rund
160 000 Mann ein.
Zahlenmäßig unterlegen und
schlecht ausgerüstet, standen die
„Schutztruppen“ nach wenigen
Monaten vor der Niederlage.
Le ttow-Vorbeck verlegte sich
daher erfolgreich auf einen Guerillakrieg. Erst am 25. November 1918, zwei Wochen nach
dem Waffenstillstand in Europa,
kapitulierte er im südlich vom
Tanganjikasee gelegenen Abercorn. Bei seiner Rückkehr nach
Deutschland wurde General
Lettow-Vorbeck als Held gefeiert.
Nach der Kapitulation gliederten die Versailler Verträge
den größten Teil der deutschen Besitzungen an BritischOstafrika an, darunter auch die
Tanganjika-Bahn. Die Eisenbahnlinie wird heute vom Staat
Tansania betrieben und ist noch
immer die einzige Möglichkeit,
von Daressalam aus ins Landesinnere zu gelangen.
Mehr als 70 Jahre auf dem grund des Meeres: ein deutscher
Bomber vom typ „Dornier“ Do 17 ist im sommer vergangenen
Jahres aus dem ärmelkanal geborgen worden und wird derzeit
im royal Air Force Museum im britischen cosford restauriert. In
einer sonderschau können Besucher diesen Prozess mitverfolgen.
Das Flugzeug war während eines deutschen luftangriffs auf
england im August 1940 abgeschossen worden, zwei der vier
Besatzungsmitglieder kamen dabei ums leben. Die Do 17, wegen
ihres schlanken rumpfes auch „Fliegender Bleistift“ genannt,
wurde in mehreren Abwandlungen von 1936-1940 produziert und
war während der „luftschlacht um england“ im sommer 1940
eines der hauptkampfmuster der luftwaffe.
Die Bergung des Veteranen kostete rund 800 000 euro und wurde
überwiegend mit spenden finanziert. Bereits 2008 entdeckte eine
expedition der Port of london Authority (PlA) das Wrack nahe
der Küste der grafschaft Kent. Dabei tasteten die experten das
Flugzeug mit einem hightech-sonar ab. Die „Do“ befand sich in
einem bemerkenswert guten Zustand. experten ordnen diesen
umstand der Bauweise zu. Denn größtenteils besteht das Flugzeug aus Aluminium. Im sommer kommenden Jahres soll die
restaurierung abgeschlossen sein. Bis dahin wird jede schraube
und jedes Wrackteil in einem aufwendigen Verfahren von Algen,
schlamm und schlacke befreit und wieder aufbereitet. Derzeit ist
die Maschine die einzig verbliebene, die die nachwelt künftig im
Museum bestaunen kann. nicht nur für die Briten ein wichtiger teil
der luftfahrtgeschichte, der dokumentiert, wie gnadenlos sich die
westeuropäischen nationen einst bekriegten.
(eb)
aktuell
sport
Silber zum Abschied
Königse e. Die deutschen
Bob-Pilotinnen haben bei den
Heim-Europameisterschaften
am Königssee eine Goldmedaille im Zweier knapp verpasst.
Hauptfeldwebel Sandra Kiriasis (Stuttgart) und Anschieberin
Franziska Fritz (Riesa) mussten
sich mit Silber hinter der neuen
Europameisterin Fabienne Meyer
(Schweiz) begnügen, die auch den
zeitgleich ausgetragenen Weltcup
gewann. „Wir hatten im ersten
Lauf ein bisschen Pech und haben
auf der Geraden im Schnee an
Geschwindigkeit verloren“, sagte
Kiriasis nach dem letzten Weltcup ihrer Karriere. Es war neben
sechs Siegen das zweite EMSilber für die Stuttgarterin. Den
Gesamt-Weltcup gewann Kaillie
Humphries (USA). Beste Deutsche ist hierbei ebenfalls Kiriasis
auf Rang vier.
(kl)
Foto: dpa/pa
Absprung in Fernost
sapporo/Köln.Während die
deutschen Olympia-Fahrer in
der Heimat trainierten, zeigte
der zweite Anzug am vorvergagenen Wochenende in Japan eine
insgesamt gute Leistung. Michael
Neumayer flog auf die Plätze acht
und vier. Dadurch verbuchte der
35-Jährige seine besten Saisonresultate. Der 22 Jahre alte Stabsunteroffizier (FA) Markus Eisenbichler feierte mit zwei achten
Plätzen die mit Abstand besten
Ergebnisse seiner Karriere, zuvor
war ein 30. Rang Ende 2011 in
Oberstdorf seine einzige Platzierung in den Punkten gewesen.
Karl Geiger (Oberstdorf) belegte
die Plätze 13 und 12. Stabsgefreiter Danny Queck (Lauscha; Foto)
schaffte am Sonntag als 15. das
beste Ergebnis seiner Karriere.
Dominiert wurde das Wochenende aber von den Slowenen,
die neben Gastgeber Japan als
einziges Team in Bestbesetzung
vertreten waren. Am Samstag
landeten drei Slowenen unter den
ersten Vier, dann folgte mit
Damjan, Prevc und Skiflug-Weltmeister Robert Kranjec gar ein
Dreifach-Sieg. Allerdings hatten
zahlreiche Springer auf die Reise
nach Fernost verzichtet. Aus
den Top-Ten der Weltrangliste
waren zu dem Wettkampf nur
zwei angetreten. Auch Bundestrainer Werner Schuster blieb in
Deutschland bei seinem SotschiQuintett mit Oberfeldwebel
Andreas Wank, den Hauptgefreiten Richard Freitag und Andreas
Wellinger, sowie Severin Freund
und Marinus Kraus.
(sid/er)
3.Februar2014
Einer kombiniert für alle
Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel entscheidet die Teamstaffel und das Einzel für Deutschland.
Foto: dpa/pa
10
Uneinholbar:FrenzelläuftdiestaffelquasiimAlleingangzumErfolg.
oberstdor f. Sotschi kann
k ommen: Stabsunteroffizier
(FA) Eric Frenzel hat mit einer
weiteren Galavorstellung der
Kombinierer-Konkurrenz auch
bei der Olympia-Generalprobe
in Oberstdorf die Grenzen aufgezeigt und am vorvergangenen Wochenende erneut ein
eindrucksvolles Zeichen seiner
Stärke gesetzt. „Momentan bin
ich in einer Situation mit viel
Sicherheit und Selbstbewusstsein“, sagte Frenzel, nachdem er
sich seinen vierten Weltcup-Sieg
in Serie gesichert hatte.
Und weil Frenzel 24 Stunden
zuvor bereits das deutsche
Team zum Sieg vor Weltmeister
Frankreich geführt hatte, lautet
die Frage knapp zwei Wochen
vor Beginn der Spiele in Sotschi
schlicht: Wer will diesen Kerl
im Kampf um olympisches Gold
überhaupt schlagen?
„Das höre ich ständig“, sagte
Frenzel, der seinen 16. Weltcupsieg feierte: „Aber ich gebe
immer die gleiche Antwort:
Olympia ist Olympia. Da werde
ich mir für irgendwelche Erfolge
im Weltcup nichts mehr kaufen
können. Hinterherwerfen wird
mir da keiner etwas.“
Das muss wohl auch niemand,
denn Frenzel zeigte sich bei der
Generalprobe in Oberstdorf so
stabil, wie er es schon in der
gesamten Saison tat – wenngleich
die Norweger, wohl die stärksten
Widersacher der Deutschen, nur
mit einem B-Team nach Bayern
gereist waren, die Amerikaner
gar komplett fehlten.
Während seine deutschen
Teamkollegen teils mächtige
Probleme mit der Großschanze
am Schattenberg hatten, die der
Anlage in Sotschi sehr ähnelt,
sprang Frenzel sicher. Seine
Kollegen Oberfeldwebel Tino
Edelmann, Stabsunteroffizier
(FA) Fabian Rießle und Johannes
Rydzek präsentierten sich läuferisch zwar schon in bester Olympia-Form und kamen im Team
von Platz drei schnell nach vorne,
jedoch ragte Frenzel auch hier
heraus. Samstag wie Sonntag
attackierte er am letzten Anstieg
und siegte beide Male mühelos.
Im Einzel ließ der 25 Jahre alte
Sachse den Norweger Jan Schmid
auf der Zielgeraden stehen, im
Team seinem Erzrivalen Jason
Lamy Chappuis im Spurt nicht
den Hauch einer Chance. Gegen
den ausgebufften viermaligen
Weltmeister aus Frankreich hatte
Frenzel schon so manchen Spurt
verloren. „Das gibt Auftrieb,
gegen Jason mal den Längeren
gezogen zu haben“, sagte Frenzel,
der die deutsche Mannschaft in
Sotschi zum ersten Team-Gold
seit 1988 führen will: „Das ist
unser erklärtes Ziel.“
Dazu müssen die DSV-Kombinierer mit Ausnahme von Frenzel
allerdings ihre Sprungprobleme
in den Griff bekommen. Sowohl
im Teamwettbewerb wie auch im
Einzel schwächelten Edelmann
und Co. Während Frenzel am
Samstag noch für ein Happy-End
sorgen konnte, landeten Rydzek,
Kircheisen und Edelmann auf
den Plätzen sechs bis acht – das
Optimum angesichts insgesamt
mauer Sprünge.
„Es gibt noch viel zu verbessern“, sagte Bundestrainer
Hermann Weinbuch, der seine
Athleten nach einem Kurzurlaub in Oberstdorf zum intensiven Sprungtraining zusammenziehen wird. Die Probleme auf
dem großen Bakken waren zu
offensichtlich. „Wir hatten im
Training schon Schwierigkeiten,
weil wir die letzten Wochen nur
auf kleinen Schanzen unterwegs
waren“, erklärte Coach Ronny
Ackermann.
Ein Aussetzer wie der von
Rießle, der sich im direkten
Duell 19 Meter vom Österreicher
Denifl abnehmen ließ, könnte in
Sotschi entscheidend sein. Dann
würde wohl auch AusnahmeAthlet Frenzel nichts mehr retten
können.
(cl)
Edelmetall abonniert?
Stabsunteroffizier (FA) Eric Frenzel dominierte beim Weltcup der nordischen Kombinierer die Konkurrenten fast nach Belieben.
Kurz vor Sotschi hatte aktuell Gelegenheit, exklusiv mit ihm über Ambitionen und
Persönliches zu sprechen.
Sie waren in den vergangenen Wochen
super in Form und standen in den letzten
Weltcuprennen immer oben auf dem Treppchen. Wie erklären Sie sich ihre gute Form?
Die gesamte Saison läuft für mich super. Vor
allem springe ich sehr konstant. Auf der Langlaufstrecke zeigt sich, dass das Sommertraining
mit neuen Umfängen super angeschlagen hat.
Warum haben Sie vor Olympia das Programm nicht ein wenig zurückgefahren, um
gut erholt in die Spiele zu starten?
Ich hatte eine längere Weihnachtspause,
weil wir im neuen Jahr den Weltcup in Russland ausgelassen haben. Außerdem haben
wir jetzt nach dem letzten Weltcup zwei
Wochen Pause vor dem ersten Einsatz in
Sotschi. Mehr brauche ich zum Regenerieren nicht.
Wie gestalten Sie jetzt noch Ihr Training so kurz vor den Spielen?
Mein Trainer und ich werden die Intensität
etwas zurückfahren und genügend Regenerationspausen einlegen. Aber natürlich
tra iniere ich weiter.
Mit welchen Gefühlen fahren Sie nach
Sotschi?
Ich freue mich total auf die Wettkämpfe.
Ich finde es schade, dass die politischen
Diskussionen über die Zustände vor Ort
über den Sport ausgetragen werden.
Werden Ihre Freundin und Ihr Sohn
vor Ort sein?
Ja. Die beiden werden in der zweiten
Woche, wo es über die großen Distanzen
geht, im Stadion sein und mich anfeuern.
Sie gelten als Medaillengarant. Wie
gehen Sie mit dem Druck um?
Ich sehe das positiv. Ich habe mir die gute
Form erarbeitet und zeige deshalb die Leistungen. Mein Ziel ist auf jeden Fall eine
Medaille. Natürlich hoffe ich auf Gold. Aber
voraussagen kann man so etwas nicht. Ich
gehe da sehr locker an die Sache ran.
Die Fragen stellte Martin Gärtner.
3. Februar 2014
Vermischtes
So jung und doch so alt
Foto: dpa/Dasilva
von Marie-Christin Buntrock
Wie die spinne im Netz: marc Zuckerberg ist der Gründer und unangefochtene chef von Facebook.
Fans, ebenso einen YouTubeKanal, den 80 000 User abonniert haben. Es gibt auch einen
Twitter-Account, dem derzeit
12 500 Menschen folgen. Allerdings wird Twitter in Deutschland nach wie vor nicht so wahrgenommen, wie in anderen Ländern. Zumindest behauptet dies
der IT-Blogger Michael Kroker
und verleiht Deutschland in dem
Zusammenhang den Status eines
Entwicklungslandes. Saudi-Arabien liege mit großem Abstand
auf dem Spitzenplatz: Ein Drittel der dortigen Internetnutzer
sind laut Kroker bei Twitter aktiv.
Ähnlich verhalten angenommen wird auch Google+, dessen
Profil mittlerweile Voraussetzung
für den Betrieb eines YouTubeAccounts ist. Google selbst veröffentlicht keine Nutzerzahlen für
einzelne Länder, aber es finden
sich allerhand Schätzungen, die
von etwa neun Millionen Usern in
Deutschland ausgehen. Das klingt
zunächst viel, relativiert sich aber,
wenn man bedenkt, dass jeder
Google-Account bereits zum
Google+-Netzwerk zählt, unabhängig von der realen Nutzung.
Thomas Hutter erklärt das Phänomen folgendermaßen: „Google
forciert das Wachstum ganz stark,
allerdings ist das Netzwerk nicht
lebendig. Der Großteil der Bevölkerung ist schon vernetzt, sodass
man sich keine parallele Netzwelt aufbaut.“
Neue Plattformen haben offenbar erkannt, dass Vielfältigkeit
bei gleichzeitig einfachem Handling ein schwieriges Terrain ist.
Sie konzentrieren sich deshalb auf
„Special Interest“. Instagram beispielsweise holt die Bildliebhaber
ab. Dennoch ist die Fotothematik
für Experten eine Art allgemeiner
Trend. Ein Bild sei immer stärker
als Text. Demnach würden Posts,
Tweets oder Newsfeeds immer
bildlastiger. Die Kompatibilität
für mobile Endgeräte ist für den
Fachmann zudem gleichermaßen
Thema wie Trend. Von Messaging über Locationservices „sind
es vor allem die Bedürfnisse der
Jüngeren, die angesprochen und
bedient werden.“
Obwohl sich viel über Trends
und Entwicklungen lesen lässt,
gibt niemand einen wirklichen
Ausblick auf das Fortbestehen
oder Verschwinden bestimmter
sozialer Netzwerke. Die Untergänge von StudiVZ oder myspace
demonstrieren, dass Altersspezifik oder thematische Festlegung
nicht zwingend Erfolgsgaranten
sein müssen. Für Thomas Hutter
ist klar, dass sich die Welt der
sozialen Netzwerke weiterentwickeln wird, rund um die
Universalplattform Facebook.
Grammophone für elektronische Musik
Foto: dpa/Chernin
In den USA wurden die 56. Grammy Awards der Musikbranche in 82 Kategorien verliehen.
Los Angeles. Riesenerfolg
für Daft Punk bei den diesjährigen Grammys: Das französische Elektropop-Duo räumte bei
der Verleihung der begehrten USMusikpreise am vorvergangenen
Sonntag mit seinem Album
„Random Access Memories“ den
Grammy für das beste Album des
Jahres, „Bestes Dance-/Electronica-Album“ und „Beste Abmischung eines Albums“ ab. Für
„Get Lucky“ erhielt Daft Punk
gemeinsam mit dem Hip-HopStar Pharrell Williams den Preis
für die Top-Single und die beste
Popdarbietung einer Gruppe.
Zu den Gewinnern des Abends
gehörte auch die neuseeländische
Newcomerin Lorde, die für ihren
Song „Royals“ den Grammy für
den besten Song des Jahres und
Wieder vereint: Die ex-Beatles Paul und ringo rocken die halle.
die beste Pop-Solodarbietung
erhielt. Lorde hatte es als erste
Neuseeländerin an die Spitze der
US-Charts geschafft.
In der Kategorie des Newcomers des Jahres gewannen
die US-Rapper Macklemore und
Ryan Lewis, die außerdem in
drei Rap-Sparten ausgezeichnet
wurden. Während sie den Song
„Same Love“ spielten, gaben
sich vor der Bühne 33 Paare das
Jawort – darunter eine Reihe von
gleichgeschlechtlichen Partnern.
11
Eine verständnislose
Gesellschaft
Facebook, mit über 500 Millionen Nutzern größtes soziales Netzwerk der Welt, wird zehn Jahre alt.
Mit circa 26 Millionen aktiven
Nutzern ist Facebook nach wie
vor die ungeschlagene Nummer
Eins der sozialen Netzwerke
in Deutschland. Aber Vorsicht,
Geburtstagskind: US-Forscher
der Princeton University behaupten in einer aktuellen Studie, die
Nutzerzahlen würden in den kommenden drei Jahren um 80 Prozent sinken. Dabei ist Facebook
doch gerade mal zehn Jahre alt.
In der Zeitrechnung der digitalen
Welt jedoch wirkt das steinalt.
Eine neue Generation will die
Pole-Position erobern.
„Alles Quatsch“, sagt Thomas
Hutter. Der Social-MediaExperte zweifelt an der USStudie. „Facebook kommuniziert
konstante Zahlen, die sich natürlich vom anfänglichen Hype und
dem damit verbundenen Zulauf
unterscheiden. Eine ganz normale
Sättigung. Jedoch sehe ich im
Moment kein anderes Netzwerk,
das ähnliche Funktionalitäten in
der Vielfalt wie Facebook bietet.“
Deshalb bliebe der Platzhirsch
eben auch Platzhirsch. Doch was
können denn nun die anderen?
Glaubt man der Community, der Netzgemeinde, dann
sind Facebook, Twitter und Co.
längst etabliert. Auch Unternehmen machen sich mittlerweile die
Vorteile sozialer Netzwerke zu
Nutze. Facebook sei gegenwärtig
sogar der „Liebling der modernen
Unternehmenskommunikation“,
schreibt das Social-MediaMagazin. Auch die Bundeswehr
folgt dem Ruf der Netzwelt und
betreibt eine gleichnamige Facebook-Seite mit knapp 250 000
aktuell
Für Gesprächsstoff sorgten
auch die Beatles. Die beiden
noch lebenden Mitglieder, Paul
McCartney und Ringo Starr,
legten einen gemeinsamen Auftritt hin.
US-Rapper Jay-Z war mit neun
Nominierungen als Favorit ins
Rennen gegangen, am Ende holte
er mit Justin Timberlake, der auch
immerhin sieben Mal nominiert
war, nur die Trophäe für das beste
Musikvideo.
Aus Deutschland wurde der
Dirigent Christoph Eschenbach
mit dem NDR-Sinfonieorchester
in der Sparte „Bestes klassisches
Sammelprogramm“ ausgezeichnet. Das Plattenlabel Deutsche
Grammophon gewann einen
Grammy für die beste Opernaufnahme.
(afp/gw)
Buch. Die
Fotokünstlerin
Sabine Würich
und die Politikredakteurin
Ulrike Scheffer
zeigen mit eindrücklichen Schwarz-WeißAufnahmen und persönlichen
Texten von Einsatzheimkehrern
die unterschiedlichen Motivationen, Erfahrungen und das Leid,
das die Einsatzsoldaten nach ihrer
Rückkehr nach Deutschland mitbringen.
In sogenannten Zwischenrufen
kommen Persönlichkeiten aus
Lehre, Forschung, Politik und
Zeitgeschichte zu Wort. Sie versuchen einzuordnen, wie der
Krieg aus der Wahrnehmung der
Gesellschaft verdrängt wurde und
warum diese in der Auseinandersetzung mit der Bundeswehr
oftmals überfordert ist.
So unterschiedlich die 17
betrachteten Einsätze sind, so
unterschiedlich sind auch die
Biographien, Eindrücke und das
Leid der Soldaten. Allen gleich ist
jedoch der Wunsch nach Verständnis, Rückhalt und Anerkennung
für ihren Beruf und die damit verbundenen Aufgaben und Pflichten.
Die Erzählungen aus der IchPerspektive schildern ungeschönt,
wie Krieg Menschen verändert
und Soldaten mit ihrem Auftrag
hadern lässt.
Das Buch regt zum Na chdenken an und fordert zur Auseinandersetzung auf. Weil es
den Leser in die Verantwortung
nimmt und in 74 Portraits zeigt,
dass es reale Menschen sind, die
von der Gesellschaft entsendet
werden, um Krieg zu führen und
von ihr nach ihrer Rückkehr oftmals abgelehnt werden.
D ie Autoren (Inter vie w:
„aktuell“ 3/2014, S. 11) schaffen
es, auf beeindruckende Weise, aus
einer bisher anonym scheinenden
Armee die Persönlichkeiten der
Soldaten herauszuarbeiten und ihre
individuelle Geschichte zu erzählen. Lesenswert für all jene, die
sich für die Menschen hinter den
Einsätzen interessieren.
(uje)
Sabine Würich, Ulrike Scheffer:
„Operation Heimkehr: Bundeswehrsoldaten über ihr Leben
nach dem Auslandseinsatz“;
192 Seiten; Ch. Links Verlag;
Berlin 2014; 24,90 Euro; ISBN:
978-3861537595.
Gewinnauslosung
aktuell 3/2014: Je ein Exemplar des „LTB History“ geht an
Frank Findler und Bernd Kunz.
Herzlichen Glückwunsch.
aktuell
Ausgewählte
Medienbeiträge
03.Februar,21.00Uhr,Br:
Robert war Stabsunteroffizier,
Elitesoldat und Hundeführer.
Als Fallschirmjäger kämpfte er
in Afghanistan. Am 2. März 2002
explodiert zwei Meter neben ihm
eine Rakete. Fünf Soldaten vor
ihm werden getötet. Er selbst
überlebt wie durch ein Wunder.
Die äußeren Wunden verheilen,
aber für ihn ist nichts mehr wie
zuvor. Denn der Krieg geht nach
seiner Rückkehr in seinem Kopf
weiter. Immer deutlicher spürt er
die Folgen einer Krankheit, die er
lange nicht wahrhaben wollte: der
Posttraumatischen Belastungs­
störung (PTBS). Immer mehr
deutsche Soldaten kehren mit
PTBS von Auslandseinsätzen
zurück. Die Sendung „Lebens­
linien: Der Krieg in meinem
Kopf“ zeigt den Kampf zurück ins
Leben und um die Anerkennung
von PTBS als Berufskrankheit.
Youtube-VideoderWoche:
Pioniere der Bundeswehr bilden
malische Soldaten aus. Doch die
Ausbildung in Mali erfodert auch
Kreativität und Improvisations­
vermögen. In einer gemeinsamen
Übung sollen die Teileinheiten
zeigen, was sie können.
(eb)
Der Beitrag „Pionierarbeit in
Mali“ unter www.youtube.com/
bundeswehr.
Vermischtes
3.Februar2014
Tapferkeit bewiesen
Obergefreiter (OA) Steven Müller vom Panzergrenadierbataillon 212 stellte einen Messerstecher.
Düsseldor f. Steven
Müller ist mit seiner Mut­
ter auf der Rheinallee im
Düsseldorfer Stadtteil
Heerdt unterwegs. Plötz­
lich hören sie Hilferufe.
Beide sehen eine Frau,
die sich mit blutver­
schmierten Händen den
Bauch hält. Ein Mann
flüchtet.
„Das war ein Horror­
erlebnis. Ich kam mit
meiner Mutter von einem
Besuch aus der Heerdter
Klinik, als ich die Mes­
serattacke sah. Der Mann
lief mit blutigen Händen
an mir vorbei. Ein Messer
fiel ihm aus der Hand. Mit
weiteren Zeugen bin ich
hinterher. Die Rufe meiner Mutter
habe ich gar nicht mehr gehört“,
erzählt Müller.
Seine Mitverfolger geben
nach wenigen Metern auf. Doch
nicht der Offizieranwärter aus
der Augustdorfer Generalfeld­
marschall­Rommel­Kaserne. Er
folgt dem Mann fast einen Kilo­
meter weit und stellt ihn schließ­
lich an einer Tankstelle.
„Ich dachte an keine Gefahr,
ich bin topfit, wusste genau, was
zu tun ist. An der Tankstelle griff
ich mir den Kerl, hielt ihn fest“,
sagt Steven Müller.
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu
häufig?
„Ja, ne ist klar.“
Welche Eigenschaften schätzen Sie an einem anderen Menschen
am meisten?
Ehrlichkeit.
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Sport.
Was wäre für Sie eine berufliche Alternative?
Polizei.
Was können Sie besonders gut kochen?
Ente à l‘Orange.
Foto: Express/Classen
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Der Mann beteuerte, er habe
nichts gemacht. Müller holte sein
Handy aus der Tasche und rief
die Polizei an. „Der Mann lief
zu einem Wassereimer, wusch
sich das Blut von den Händen.
Dann wollte er abhauen. Ich ver­
stellte ihm den Weg. Dann kam
die Polizei.“
Die niedergestochene Frau
überlebte die Messerattacke
nach einer sofortigen Notopera­
tion. Der Täter – ihr Ehemann –
wurde von der Polizei festgenom­
men. Gegen ihn wurde Haftbefehl
erlassen.
(bsc)
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Ehrgeiz.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Die Kameraden im Einsatz.
Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen?
Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Fliegen.
Was können Sie überhaupt nicht leiden?
Faulheit und Unehrlichkeit.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wenn meiner Familie etwas passiert.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Meinen Großvater.