Die Geschichte des ATV Nürnberg. e.V.
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Die Geschichte des ATV Nürnberg. e.V.
Die Geschichte des ATV Nürnberg. e.V. 1. Ein Startschuss wie eine Explosion! (1887 - 1888) Die Gründung als Männerturnverein Im Frühjahr 1887 hatte sich um den Kaufmann Julius Held eine Gruppe von Turnern und Fechtern versammelt. Diese gründeten am 17. Mai schließlich den Männerturnverein Nürnberg. Die Anfänge waren zunächst bescheiden. Geturnt wurde im Untergeschoss des damaligen Gesellenhospizes (heute Kolpinghaus) an der Frauentormauer und auf einem Freiplatz der königlichen Eisenbahnverwaltung. Das Kolpinghaus, die erste Turnhalle des MTV Doch bereits die Fahnenweihe am 10. Dezember 1887 gab einen Vorgeschmack auf den großen Zuspruch, den der Verein innerhalb kürzester Zeit genoss. Mit viel Aufwand und unter der Beteiligung einer Vielzahl von lokalen Honoratioren wurde die Vereinsfahne in einer zweitägigen Feier offiziell geweiht. Mit Festzügen, Turn-vorführungen und einem großen Fest sorgte der MTV Nürnberg bereits mit seinen Gründungsfeierlichkeiten für großes Aufsehen. 1 Einer der größten Vereine Deutschlands Als hätten die Menschen in Nürnberg den Verein seit langem ersehnt, erfreute sich der MTV eines unerwartet riesigen Zuspruch. Bereits 1888 waren 1750 Voll- mitglieder und 163 „Zöglinge“ gemeldet. Da nun aber der Platz auf dem Bahngelände plötzlich zu klein geworden war, mietete der MTV im Kontumazgarten im Nürnberger Westen eine neue Sportfläche an. Doch auch dort blieben die Sportler nur kurze Zeit, denn der Fabrikbesitzer Karl Bonnermann war ein großer Freund des Männerturnvereins und stellte kostenfrei einen großen Platz in direkter Nähe der Kontumazgärten zur Verfügung. In Eigenleistung bauten die Mitglieder die Anlage zu einem modernen Sportplatz um, planierten die Fläche und bauten verschiedene Turngeräte auf. Der Kontumazgarten im Westen Nürnbergs Innerhalb eines Jahres hatte sich aus der kleinen Gruppe um Julius Held einer der größten Turnvereine im Deutsche Reich entwickelt. Der neue Sportplatz bot im Sommer zwar nun Platz für alle Mitglieder, doch die kleine Halle im Gesellenstift war für deutlich weniger Sportler ausgelegt. 2 Gründungsurkunde des Männerturnvereins Nürnberg vom 17. Mai 1887 3 2. „Eine neue Halle, die sich die ganze Bevölkerung ersehnt“ (1889 -1891) Eine Heimat für die Turner Mit den vielen Mitgliedern boten sich für den Männerturnverein aber plötzlich auch ganz andere finanzielle Möglichkeiten. In den wirtschaftlich blühenden Zeiten des jungen Kaiserreiches gab es zudem in der Industriestadt Nürnberg auch einige finanziell potente Geldgeber, die dem Verein auch größere Vorhaben ermöglichten. Unter diesen hervorragenden Voraussetzungen plante der Vorstand den nächsten großen Entwicklungsschritt und kündigten bereits 1888 im Fränkischen Kurier offiziell die Planungen für einen Turnhallenneubau an. So sollte ein Bau realisiert werden, „mit dem auch endlich für Nürnberg der große Saal entstehen soll, den längst die ganze Bevölkerung ersehnt, eine weitere Halle, geeignet, die Bürger der Stadt bei ernsten und freizeitlichen Veranstaltungen zu versammeln.“ Deshalb waren auch die Einwohner Nürnbergs dazu aufgerufen, den Neubau mit Darlehen zu unterstützen, eine Vorgehensweise, die sich auch 120 Jahre später noch großer Beliebtheit erfreut. Tatsächlich „Baustein“ für den Bau der neuen MTV-Turnhalle in der Landgrabenstraße 140, eine traditionelle Form der konnte der MTV innerhalb Vereinsanleihe“ kürzester Zeit die nötigen Mittel aufbringen, um das Projekt in die Tat umzusetzen. Von der Brauerei Grüner erhielt der Verein ein Grundstück im Nürnberger Süden übereignet und im Frühjahr 1891 konnten die Bauarbeiten beginnen. 4 Grundsteinlegung mit viel Prominenz Mittlerweile hatte Johann Georg Monrill den Posten des 1. Vorstandes von Heinrich Kraubitz übernommen, der wiederum Anfang 1889 auf Gründer Julius Held gefolgt war. Warum der Vorstand so oft wechselte lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen, aber auf die Entwicklung des Vereines hatte es keinen negativen Einfluss. Am 15. März 1891 konnte schließlich zur feierlichen Grundsteinlegung der Halle geladen werden und erneut versammelten sich die Honoratioren der Stadt, um mit dem Männerturnverein zu feiern. Bereits im Oktober des Jahres war das neue Gebäude mit Saal, Vereinsheim und Turnhalle in der Landgrabenstraße 140 (heute Schocken-Parkhaus) fertiggestellt. So konnten die Turner und die Fechter nach nicht einmal einem Jahr Bauzeit in ihre neue Heimat einziehen, die nun endlich die Anforderungen des gewachsenen Vereins erfüllte. Urkunde zur Grundsteinlegung der neuen Turnhalle 5 Das MTV-Varieté Um die finanziellen Voraussetzungen für den Turnhallen-Neubau zu schaffen, sammelten die Mitglieder auf verschiedene Weise Geld. Auf dem Volksfestplatz veranstalteten Sie ein Festspiel unter dem Titel „Die Leibesübungen der Deutschen in alter und neuer Zeit“ und im Saal des Industrie- und Kulturvereins wurde sogar ein eigenes Varieté veranstaltet, zu dem die gesamte lokale Prominenz geladen wurde. Mit artistischen, musikalischen und tänzerischen Vorführungen wurden die Besucher zu freiwilligen Geldspenden animiert. Mit den Veranstaltungen konnte nicht nur das benötigte Geld gesammelt, sondern als angenehmer Nebeneffekt auch noch Werbung für neue Mitglieder gemacht werden. 6 3. Konzentration auf den Sport (1891 – 1914) Den MTV kennt Stadt und Land Nach den turbulenten Gründerjahren hatte der Männerturnverein nun endlich eine neue Heimat gefunden, und konnte sich endlich auf die sportlichen Aspekte konzentrieren. Von Beginn an bestand der MTV aus einer Fecht- und einer Turnabteilung, zu der aber auch Leicht- und Schwerathletik (Gewichtheben) gehörten. 1893 durften schließlich auch erstmals Kinder in einer eigenen Trainingseinheit am Turnbetrieb teilnehmen. Die vereinseigene Turnhalle des Männerturnvereins Nürnberg in der Landgrabenstraße Um die Ergebnisse des harten Trainings vorzuführen, begaben sich die Sportler bereits ab 1888 regelmäßig auf Turnfahrten in das Nürnberger Umland. Durch die große Mitgliederzahl und die hervorragende Infrastruktur brachte der Verein bald hervorragende Turner hervor, die sogar national Aufmerksamkeit erregten. Beim deutschen Turnfest 1894 in Dessau durfte der MTV zwei seiner Turner entsenden. Zwar brachten diese keine Medaille nach Hause, aber die Turnabteilung hatte sich über die Stadtgrenzen hinaus etabliert. Neue Abteilungen und sogar Frauen! Dennoch hatte sich die Mitgliederzahl bis 1894 nahezu halbiert. Der große Schwung der Gründerjahre war vorbei und die Mitglieder hatten sich auf neu gegründete Vereine im Stadtgebiet verteilt. Doch die deutlich geringere Zahl an Turnern und Fechtern ermöglichte es nun anderen Sportarten, sich im Verein zu etablieren. Nachdem sich 1900 bereits der 1. Fußballclub Nürnberg gegründet hatte, wurde 1903 auch beim MTV eine eigene Fußballabteilung gegründet. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte sich daraus eine Spiel- und Sportabteilung entwickelt, zu der auch Schlag- und Faustball gehörten, die sich 7 zudem einen eigenen Platz auf den Außenanlagen geschaffen hatten. Besonders die Faustballe machten bald von sich Reden und konnten 1914 unter der Leitung von Karl Nill als Gaumeister den Aufstieg in die B-Klasse feiern. Außerdem hatte sich die Turnabteilung nun auch der Damenwelt geöffnet, ein überaus moderner Schritt für die damalige Zeit. Aus dem Turnverein war so innerhalb von 25 Jahren ein Breitensportverein geworden. Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, wurde zum 25. Jubiläum 1912 die Turnhalle erstmals grundrenoviert und ein Bühnenbau am Kopfende angebaut. Diesen nutzte die vereinseigenen Theatergruppe, die mit Stücken wie „Eine Bauernhochzeit im Gebirge“ oder „Der Amerikaseppl“ große Besuchererfolge erzielte. Der Männerturnverein hatte sich für die Zukunft gewappnet, bis sich plötzlich alles veränderte. 8 4. Frontdienst statt Turnstunden (1914 – 1918) Der Ausbruch des 1. Weltkrieges veränderte das Vereinsleben quasi über Nacht. Mit der Generalmobilmachung des Deutschen Reiches wurden Millionen junge Männer in die Kasernen gerufen. Zunächst hoffte auch der Männerturnverein auf einen kurzen und glimpflichen Kriegsverlauf, doch mit den Jahren häuften sich auch die Nachrichten über die Gefallenen aus den eigenen Reihen. Als die Oberste Heeresleitung schließlich die Turnhalle beschlagnahmte, kam das Vereinsleben nahezu vollständig zum Erliegen. Für die folgenden Jahre beherbergte das Gebäude ein Lazarett und diente als Materiallager für das Heer. 9 5. Ein Verein von nationaler Bedeutung (1919 -1932) Zurück zur Normalität Als 1918 die Waffen schwiegen, versank Deutschland zunächst im Chaos der Revolution. Erst 1921 konnte sich der Verein unter der Führung von Paul Volkert, Karl Ziegler, Stefan Gundel, Ernst Kram und Karl Nill wieder neu aufstellen und den verbliebenen Mitgliedern eine angenehme Abwechslung zu den unruhigen Zeiten bieten. Die Turnhalle wurde wieder ihrer ursprünglichen Bedeutung zugeführt und nahezu alle Sportabteilungen nahmen wieder ihren Trainingsbetrieb auf. Einzig die Fußballabteilung wurde zunächst nicht wieder aktiviert. Stattdessen gründeten sich eine Feldhandballmannschaft und eine Schwimmabteilung mit Turmspringen, Schwimmen und Wasserball, die im Volksbad trainierte. Trainings- und Wettkampfort der Wassersportarten, das Volksbad Nürnberg Eine große Karriere nimmt ihren Anfang Auch die größte Abteilung, die Turner, machten nun wieder verstärkt von sich reden. Ab 1923 nahmen die Sportler und Sportlerinnen an den jährlich stattfindenden deutschen Turnfesten teil und stellten immer wieder in verschiedenen Disziplinen den Sieger. Besonders die Damenabteilung konnte im Geräteturnen einige Erfolge verbuchen und gab einen ersten Vorgeschmack auf die kommende große Zeit der MTV-Turner. 1928 machte 10 auch Friederike Iby, genannt Friedl, auf sich aufmerksam. Die spätere Weltklasseturnerin belegte bei den deutschen Turnspielen in Köln den ersten Platz und etablierte sich in der nationalen Turnerriege. Etwa in der gleichen Zeit schickten die Schwimmer mit Karl Wüst und Herbert Schmitt zwei Turmspringer zu den deutschen Schwimmmeisterschaften. Der Männersportverein war mittlerweile in ganz Deutschland bekannt geworden und freute sich über stetigen Zulauf. Immer wieder der MTV Als schließlich 1928 noch eine Schneeschuhabteilung hinzukam, verfügte der MTV über eine riesige Turn-, eine Faustball-, eine Handball-, eine Schwimm-, eine Leichtathletik- und eine Wintersportabteilung. Dazu kamen noch kleinere Gruppen, wie die Theatergruppe oder die Wanderer. Erneut stieß der Verein an seine Kapazitätsgrenzen. Daher wurde im selben Jahr ein weiteres Grundstück an der Wallensteinstraße gekauft, um ein neues Vereinsheim zu errichten und einen modernen Sportplatz zu bauen. Die neue Infrastruktur beflügelte nun auch die Mannschaftssportarten, die mit immer neuen Erfolgen von sich Reden machten. 1929 wurden die Faustballherren mittelfränkischer und Nordbayerischer Meister und als sie diese Erfolge im Jahr 1932 wiederholten, zogen die Faustballerinnen nach und gewannen ebenfalls beide Titel. Dazu kam 1931 der mittelfränkische Meistertitel der Handballherren. Der MTV war also in der Sportwelt bestens vertreten und ständig kamen neue Abteilungen hinzu. 1931 gründete sich die Schützenabteilung die ihre Schießstände in der Turnhalle an der Landgrabenstraße einrichtete und bereits ein Jahr später den Gaumeister (heute Bezirksmeister) stellte. 1932 entstand zudem die erste Tischtennisabteilung des MTV, die allerdings auf eine Teilnahme am Ligabetrieb verzichtete. 11 Die Schneeschuhabteilung des MTV Im Laufe seiner langen Geschichte hatte der ATV auch Abteilungen, unter denen man sich zunächst wohl wenig vorstellen kann. Dazu gehören auch die Schneeschuhsportler aus den zwanziger Jahren. Der Sport wurde aus den Vereinigten Staaten übernommen, wo die Indianer bereits seit hunderten von Jahren die Schneeschuhe zur Fortbewegung nutzten. Diese Idee griffen die Männer und Frauen des MTV Nürnberg auf und schnallten sich die Gitterschuhe unter die Füße, um im Winter Schneewanderungen durführen zu können. Unter der Leitung von Georg Hertlein wanderten die kleine Gruppe kreuz und quer durch Franken. Neben den Ausflügen wurde aber auch ernsthaft trainiert, denn die Winterschuhabteilung nahm auch an offiziellen Wettkämpfen teil. Einer der Höhepunkte neben den regelmäßigen Vereinsmeisterschaften war 1931 die Teilnahme am Rennen „Rund um den Ochsekopf“. Bis zum 2. Weltkrieg blieb die Abteilung ein fester Bestandteil des Vereinslebens. Nach 1945 wurde daraus schließlich die Wintersportabteilung. 12 6. Zwischen Selbsttäuschung und Olympia-Gold (1933 – 1937) Geblendet und getäuscht Als 1933 die NSDAP die Macht im Deutschen Reich erlangt hatte, hofften viele Turner, dass ihre Sportart im Zuge der arischen Körperertüchtigung wieder einen höheren Stellenwert in der deutschen Sportwelt erlangen konnte. Doch sie sollten sich schwer getäuscht haben. Zwar hatte Hitler persönlich als erster Reichskanzler überhaupt 1933 das 15. deutsche Turnertreffen in Stuttgart besucht, doch hinter den Kulissen wurde bereits an der Gleichschaltung der Verbände gearbeitet. Aus den einst gemeinsamen Leibesübungen wurden nun staatlich gelenktes Wehrturnen, das ausschließlich arischen Sportlern erlaubt war. Juden und Marxisten wurden fortan ausgeschlossen. Anstatt einer Aufwertung der Deutschen Turnerschaft wurde der Verband aufgelöst und durch den Deutschen Reichsbund für Leibesübungen ersetzt, der fortan die Geschicke der Turner streng nach Parteilinie führte. Zwar wurde der MTV, anders als der DJK Frankonia Das rote Turnerkreuz wurde 1933 nicht verboten, doch von unabhängigen durch das Hakenkreuz der NationalVereinsstrukturen konnte keine Rede mehr sein. Die sozialisten ersetzt Arisierung des Vereins stieß bei den Mitgliedern zwar auf kaum bis gar keine Unterstützung, doch auch sie hatten sich den Anweisungen von Oben zu beugen. So mussten viele Turner schnell erkennen, dass sie sich von schönen Sprüchen hatten blenden lassen. Sie konnten dem vorläufigen Ende der freien Turnerschaft schließlich nur tatenlos zusehen. Die große Friedl Iby Die MTV-Turner nahmen dennoch weiter an Turnveranstaltungen teil, auch wenn diese, wie 1934 in Nürnberg mittlerweile „olympische Kampfspiele“ genannt wurden und so absonderliche Sportarten wie Handgranatenweitwurf in das Programm aufgenommen hatten. Allerdings wurde bald der Fokus wieder auf den eigentlichen Sport gerichtet, denn 1936 fanden in Berlin die richtigen Olympischen Spiele statt. Dort konnte der MTV Nürnberg den größten Erfolg seiner Geschichte feiern. Die junge Friedl Iby hatte sich mittlerweile zu einer Turnerin von Weltformat entwickelt und bereits 1935 bei den deutschen Meisterschaften den ersten Platz belegt. Allerdings verletzte sie sich kurz vor den Spielen in Berlin am Brustmuskel und trat gehandicapt zum Turnier an. Trotz der Verletzung errangen die Turnerinnen olympisches Gold und Friedl Iby wurde zur bekanntesten und erfolgreichsten Sportlerin ihres Vereines. 13 Berlin 1936: Friedl Iby bei ihrer olympischen Turnübung am Stufenbarren 14 Die Faustball-Macht von der Noris Auch die Mannschaftssportarten wurden zunächst nahezu unbeeindruckt von der Gleichschaltung weitergeführt. Besonders auffällig war, dass auch hier die Damen den Männerturnverein dominierten. 1936 gewannen die MTV-Faustballerinnen erstmals die nordbayerische Meisterschaft und blieben bis zum Kriegsausbruch 1939 in Franken das Maß aller Dinge. Sie gewannen dreimal in Folge die fränkische und 1939 erneut die nordbayerische Meisterschaft. 1937 war es schließlich soweit. Der Männerturnverein konnte sein 50jähriges Jubiläum begehen. Aus dem reinen Die Faustball-Seriensiegerinnen des MTV Turnerbund war schnell ein zwischen 1937 und 1939 Breitensportverein mit nationalem Bekanntheitsgrad geworden, den nun sogar eine waschechte olympische Goldmedaillengewinnerin in seinen Reihen hatte. Natürlich gab es auch Schattenseiten im Jubiläumsjahr. Der Oberturnwart des Vereins Bernhard Häussler musste stets die genauen Vorgaben der Nationalsozialisten befolgen und einige langjährige und gute Sportkameraden wurden wegen ihres jüdischen Glauben oder ihrer politischen Gesinnung „auf Anweisung von Oben“ aus dem Verein ausgeschlossen, ohne dass die Kameraden etwas dagegen hätten unternehmen können. Jubiläumsturnen unter dem Hakenkreuz. Der 50. Geburtstag 1937 fiel mitten in die Zeit des Dritten Reiches 15 Turnen ist kein Sport Das Turnen kein Sport ist mag dem Einen oder Anderen vielleicht als abfällige Bemerkung von Vertretern einer Ballsportart schon einmal zu Ohren gekommen sein, dass jedoch Turner selbst solch eine Aussage treffen ist dagegen eher ungewöhnlich. Doch ab 1923 kam es tatsächlich zur Trennung der „modernen“ Sportarten, wie Fußball vom traditionellen Turnen. Bereits seit Jahrzehnten hatte es Reibereien um Kompetenzen innerhalb des nationalen Verbandes gegeben, die allerdings immer wieder abgemildert werden konnten. Am 1. September 1923 kam es schließlich auch offiziell zur Trennung von Sport und Turnen. Wobei die Turner versuchten, eine eigene Fußballabteilung zu etablieren. Das Ergebnis war für den Turnerbund jedoch verheerend, denn durch die Scheidung der Verbände entwickelte sich der Deutsche Fußball Bund letztlich zum größten Nationalverband und verdrängten den deutschen Turnerbund. Die Differenzen spitzten sich 1924 schließlich so weit zu, dass beide Verbände einen eigenen Deutschen Fußballmeister ausspielten. Den offiziellen Titel des DFB gewann der 1.FC Nürnberg. Ironie der Geschichte: Den Titel des Turnverbandes gewann der MTV Fürth. Erst 1930 wurden mit einem gemeinsamen Vertrag zwischen Turnern, Leichtathleten und Fußballern die Streitereien beendet 16 7. Neuer Name und totale Zerstörung (1938-1945) Aus zwei mach eins Das ein oder andere Vereinsmitglied hatte wohl bereits bei der Jubiläumsfeier ein ungutes Gefühl beim Blick auf die Zukunft, doch zunächst gab es erneut Grund zum Feiern. Im Juni 1938 entstand aus dem Männerturnverein Nürnberg und dem TV Leonhard-Sündersbühl der gemeinsame Allgemeine Turnverein Nürnberg e.V.. Wie gut dem Verein die Fusion getan hatte, zeigte sich beim Gauturnfest in Schweinfurt 1939, als der ATV erstmals unter seinem neuen Namen antrat und 25 Siegerinnen und Sieger stellte. Doch einen weiteren Nachweis der sportlichen Leistungsfähigkeit konnten die Mitglieder zunächst nicht mehr bringen, denn am 1. September 1939 überfiel die Wehrmacht Polen und der zweite Weltkrieg nahm seinen verheerenden Verlauf. Einer der ersten gemeinsamen Auftritte der Turnerriege als ATV Nürnberg beim Turnfest in Schweinfurt 1939 17 Und wieder Krieg! Nicht nur, dass der ATV viele Mitglieder an die Front schicken musste, die nie wieder zurückkamen, auch die Sportplätze und die Turnhallen mussten anderen Zwecken zugeführt werden. Noch bis 1943 hatten die Handballer, mit als letzte, den Spielbetrieb aufrechterhalten können, dann war auch für sie Schluss. Oberturnwart Bernhard Häußler versuchte während der gesamten Kriegszeit durch die Herausgabe sogenannter „Kameradschaftsbriefe“ den Kontakt zwischen den Soldaten und der Heimat aufrecht zu erhalten, ein Verdienst, für das ihn bis lange nach dem Krieg viele Frontkämpfer dankbar waren. Als am 5. Mai 1945 die Waffen schwiegen, lag auch der ATV in Trümmern. 156 Vereinsmitglieder hatten ihr Leben verloren, der Sportplatz an der Wallensteinstraße war von einer Flak-Abteilung belegt und verwüstet worden und die Tennisplätze, die der TV Leonhardt-Sündersbühl mit in die Fusion gebracht hatte waren Zwangsbelegt. Zudem war das Prunkstück des Vereins, die große Turnhalle an der Landgrabenstraße durch den großen Bombenangriff am 2. Januar 1945 völlig zerstört worden. Erneut war das große Gebäude als Materiallager und Unterkunft für Arbeiter zweckentfremdet worden und letztlich nur noch eine Trümmerwüste. Die Landgrabenstraße (links im Vordergrund die Christuskirche) war 1945 eine reine Trümmerwüste. Auch die ATV-Turnhalle war vollständig zerstört worden. 18 8. Neuanfang an der Wallensteinstraße (1945 – 1950) Quo vadis ATV? Die Folgen des Krieges hatten dem Verein sowohl menschlich, als auch strukturell schwer zugesetzt. Dennoch wurde bereits 1945 mit dem Wiederaufbau begonnen. Die alte Halle war aber so schwer beschädigt worden, dass an einen Neubau nicht zu denken war. Aber zumindest der Sportplatz an der Wallensteinstraße wurde noch im selben Jahr samt Wirtschaftsgebäuden wieder hergerichtet. Die Wehrmacht hatte auf der ehemaligen Sportanlage nicht nur eine Flak in Stellung gebracht, sondern auch gleichzeitig einen riesigen Löschwasserteich ausgehoben, der nun wieder zugeschüttet werden musste. Doch während der Baumaßnahmen schwebte stets das Damoklesschwert der Beschlagnahmung des Areals über dem Verein. Um dieser zu entgehen wurde das Gelände kurzerhand der US-Army zur Verfügung gestellt, die zudem noch Miete bezahlte. Sport im Zeichen der Nachkriegszeit Nachdem der ATV nun zunächst das eigene Überleben gesichert hatte, konnte das Augenmerk wieder auf den sportlichen Bereich gelegt werden. Nahezu alle Sparten konnten in den Folgejahren wieder den Spielbetrieb aufnehmen. Einzig die Sportschützen wurden aufgrund der strengen Waffenbestimmungen und mangels einer eigenen Halle nicht wieder aktiviert. Dafür nahm sich der Verein nun der Kriegsversehrten an und bot ihnen die Möglichkeit, zumindest wieder ins sportliche Leben zurückzufinden. Ab 1948 nahm der ATV regelmäßig und mit großem Erfolg an Versehrtensportfesten und –meisterschaften teil und eröffnete 1951 sogar eine eigene Versehrtenabteilung. Natürlich machten auch die erfolgreichen Faustballer wieder von sich reden. Die 32er Seniorenmannschaft sorgte mit dem Gewinn der bayerischen Meisterschaft 1948 für den ersten Titel des ATV nach Kriegsende. Die Senioren-Faustballer des ATV feierten mit der bayerischen Meisterschaft 1948 den ersten Titel des Vereins nach Kriegsende 19 Auch beim ATV rollt jetzt das runde Leder Zudem gründete sich 1948 eine Sportabteilung, die im Verein kaum Beachtung gefunden hatte, die Fußballer. Nur ein Jahr später verfolgten bereits drei Voll-, eine Jugend- und die Privatmannschaft „Fortuna“ das runde Leder auf dem Sportplatz an der Wallensteinstraße. Um den vielen Mannschaften einen entsprechenden Sportplatz zur Verfügung stellen zu können, wurde 1950 mithilfe eines Zuschusses des bayerischen Landessportverbandes auch endlich das Hauptfeld wieder in funktionsfähigen Zustand versetzt. Als wollten es die Fußballer dem Verein danken, gewannen sie prompt die Meisterschaft der C-Klasse und holten mehrere Pokalsiege. Die erste Fußballmannschaft des ATV Nürnberg 1948/49 Meister C-Klasse: Hintere Reihe: S. Müller, Hoffle, Tröger, Wenzler, Voit, Rosenkraz Vordere Reihe: Röder, Ritz, Sohr, Schuler, Lahner Auch die Faustballer dankten dem Verein auf ihre Weise und wurden im gleichen Jahr mit beiden Teams Meister, so dass die erste Mannschaft fortan in der Nordbayernliga spielte. Zeitgleich konnte auch die Tennisabteilung wieder auf ihr altes Sportgelände ziehen und der gelben Filzkugeln nachjagen. Nach nur fünf Jahren hatte sich der ATV wieder auf eine solide Basis gestellt und blickte optimistisch der Zukunft entgegen. 20 9. eine neue Heimat (1950– 1960) Neue Sportplätze aber keine Halle Nachdem die härteste Zeit im Nachkriegsdeutschland überstanden war und mit der Gründung der Bundesrepublik auch wieder feste Strukturen entstanden, konnte man sich auch bei ATV wieder neuen Themen widmen. Noch war der Verein im Besitz der zerstörten Halle an der Landgrabenstraße und deren Grundstück. Über Jahre diskutierte der Vereinsvorstand über verschiedene Neubau- und Nutzungsmöglichkeiten des Areals, bis 1955 schließlich feststand, es gibt keine neue Turnhalle. Das Grundstück wurde an die Warenhauskette Merkur-Horten verpachtet, die bereits das gegenüber liegende Schocken-Kaufhaus übernommen hatten und nun ein Parkhaus errichten wollten. Mit den Einnahmen kaufte der Verein nun unweit des bestehenden Sportplatzes, in der Kattowitzer Straße, ein Grundstück mit 2500 m² und pachtete weitere 18.000 m² von den Familien Ziegler und Kleinlein an. Hier sollte die neue Heimat des ATV Nürnberg entstehen. Der versprengte Verein sollte künftig auf einem Areal vereint werden. Zunächst konnten 1955 die neuen Tennisplätze eingeweiht werden, während rings herum weitere Baumaßnahmen liefen. Neue Sportplätze entstanden ein modernes Vereinsheim entstand und 1960 wurde der Kindespielplatz für die Jüngsten fertiggestellt. Das erste Vereinsheim auf dem ATV Gelände aus den 60er Jahren 21 Sportlich wieder eine feste Größe Neben den Umbaumaßnahmen wurde aber endlich wieder der Sport in den Mittelpunkt gerückt. Ab 1951 meldete sich die Turnerschaft wieder eindrucksvoll zurück und vertrat den Verein bei regionalen und nationalen Turnieren gewohnt erfolgreich, obgleich eine zweite Friedl Iby nicht in Sicht war. Dennoch stellte der ATV 1953 beim deutschen Turnfest in Hamburg mehrere deutsche Meister. Auch der Breitensport wurde zunehmend populärer. Aus der Skischuhabteilung hatte sich 1951 die Skiabteilung entwickelt, die fortan vereinsinterne Skirennen abhielt. Auch die Kriegsversehrten waren in der Abteilung aktiv und nahmen 1952 an den deutschen Versehrten Ski-Wettkämpfen in Garmisch-Patenkirchen teil. Die Mannschaftssportarten blieben auch weiterhin ihrer erfolgreichen Linie treu und sorgten regelmäßig für Meister- und Aufstiegsfeiern im neuen Vereinsheim. Besonders die Handballer, die seit 1951 mit zwei Herren- und einer Damenmannschaft, sowie Senioren und Schülern am Ligabetrieb teilnahmen wurden bald zu eine regionalen Institution. 1956 holten sie auf dem Feld und in der Halle die Bezirksmeisterschaft an die Kattowitzer Straße. Da auch die Faustballer gewohnt erfolgreich waren, erhielten beide Abteilungen ab 1959 eigene Spielfelder auf der neuen Sportanlage. Der ATV war wieder wer, hatte eine neue Heimat gefunden und blickte erwartungsvoll dem 75. Vereinsjubiläum entgegen. 22 10. 75. Jahre ATV und der Beginn einer Ära (1961 – 1972) Man trägt Weiß Seit 1956 nahm die Tennisabteilung mit je einer Herrn und einer Damenmannschaft am regelmäßigen rundenbetrieb teil, doch die Hochzeit des weißen Sports sollte erst noch folgen. Pünktlich zur Einweihung des neuen Tennisheims 1961 gelang der Herrenmannschaft der Aufstieg in die 1. Kreisklasse. Die ATVler waren plötzlich gefragte Gegner. 1962 wurden Freundschaftsturniere bei Jahn Forchheim, dem TC Roth und dem 1. FC Nürnberg abgehalten, so dass die Tennisabteilung beim 75. Vereinsjubiläum bereits zu einer der größten Sparten angewachsen war. Tennis war gefragt, links: Eintrag ins Ehrenbuch des ATV, rechts: Das neue Tennisheim 1961 mit 7 Plätzen Umbruch nach dem Jubiläum Bei der Jubiläumsfeierlichkeiten konnte der ATV schließlich auf eine erfolgreiche Vergangenheit und ein vielversprechende Zukunft blicken. Hatte sie bis in die späten 50er Jahre hinein noch große Erfolge verbuchen können, trat sie nun kaum mehr in Erscheinung. Auch andere Abteilungen verschwanden nach und nach aus dem Angebot des ATV. Mit Herren- und Damenturnen, Leichtathletik, Handball, Faustball, Fußball, Tennis und Schwimmen war ein breites Spektrum an Sportarten unter dem Dach des Vereins vertreten. Doch in den folgenden Jahren schrumpften viele Sportbereiche zusammen und verschwanden aus dem Aufgebot des ATV. Allen voran die Turner, die zum Jubiläum gerade noch etwas über hundert Mitglieder zählte und von ihren ruhmreichen Tagen, wie die gesamte deutsche Turnerschaft, weit entfernt war. Sie gingen schließlich in der 23 Gymnastikabteilung auf. Auch die Faust- und Handballer traten bald nicht mehr im Ligabetrieb an. Ein Grund für den deutlichen Rückgang mag das Fehlen der eigenen Turnhalle gewesen sein. Dafür machten sich die Fußballer bald daran, den Erfolgen der Tennisspieler nachzueifern. Zwischen 1967 und 1969 gelang den Kickern der 1. Mannschaft der Durchmarsch von der BKlasse in die Bezirksliga, in der sie sich einige Jahre halten konnten. Im regionalen Fußball hatten sich die ATVler bald einen Namen gemacht. Die Aufstiegsmannschaft zwischen 1967 und 69 Als die 70er Jahre anbrachen war der Vereinsführung um Vorstand Friedrich Stahl klar, dass die Infrastruktur verbessert werden musste. Also musste eine Strategie für die zukünftige Ausrichtung des Vereins entwickelt werden. Zumal der Verlust der eigenen Turnhalle nach dem Krieg noch immer eine schmerzhafte Lücke hinterlassen hatte. 24 11. Endlich wieder eine eigene Halle (1973 – 1977) Wir brauchen Geld Mit dem zunehmenden Erfolg der Tennisabteilung einerseits und dem Rückgang der hallenbezogenen Sportarten wie Turnen oder Handball stellte sich 1971 für die Vereinsführung die Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, dem Verein wieder eine eigene Halle zu bauen. Auf diese Weise könnten nicht nur die eigenen Abteilungen gestützt, sondern auch neue Sportarten angezogen werden. Der Vorschlag fand zwar Zustimmung, doch es fehlte das Geld um ein solches Projekt in die Tat umzusetzen. Also wurde 1974 das Grundstück an der Landgrabenstraße vollständig verkauft um einen entsprechenden finanziellen Grundstock für das eigene Bauprojekt zu generieren. Mit zusätzlichen Krediten und staatlichen Zuschüssen sollte der Neubau schließlich gestemmt werden. Die Bagger rollen! Am 18. März begann schließlich das lang ersehnte Projekt zum Bau einer eigenen Mehrzweckhalle. Mit einem großen Festbankett wurde nur eine Woche später der Grundstein für das neue „Heiligtum“ des ATV gelegt. Die Bagger rollen (oben) und der Grundstein wird gelegt (unten). Die Arbeitsdienstliste (rechts) zeigt, wie die ATVler tatkräftig mitgeholfen haben. 25 Dank kräftiger Unterstützung der Mitglieder waren die Bauarbeiten innerhalb eines halben Jahres beendet. Am 13. November 1976 konnte die Multifunktionshalle mit einem großen Festakt eingeweiht werden. Die 1945 entstandene Lücke der alten Turnhalle konnte nun endlich gefüllt werden. Der moderne Bau beherbergte fortan eine Mehrfachturnhalle für die Tennisspieler, die Turner, die Fußballer und, seit Neuesten, Volleyball. Das Kellergeschoss beinhaltete zudem Trainingsräume, vier Bahnen für die künftige Kegelabteilung und zwei Clubräume. In einem Anbau war das Vereinsheim mit Gaststätte eingerichtet worden. Der Andrang der Lokalprominenz war ähnlich groß, wie bei der ersten Halleneröffnung zur Jahrhundertwende, so dass die 160 Parkplätze gleich ihre erste Bewährungsprobe bestehen mussten. Einer der gesündesten Vereine Nürnbergs Auch die lokale Presse überschlug sich mit Lobeshymnen auf die Vereinsführung, die mit finanziellem Sachverstand das Großprojekt ermöglicht hatte. Vor allem die Tennisabteilung konnte daraufhin ihr Wachstum fortsetzen, denn nun konnte auch im Winter an offiziellen Runden teilgenommen werden. 26 12. Große Erfolge und finanzielle Probleme (1978 – 1982) Der ATV wird erstklassig Die Tennisabteilung des ATV hatte schon seit Jahren hochklassig Tennis gespielt, allen voran die Damenmannschaften. Seit den späten siebziger Jahren kämpften die Frauen um den Aufstieg in die Oberliga, damals die höchste deutsche Spielklasse. 1981 war es schließlich soweit und die junge Mannschaft um die erfahrene Erna Hezel stieg nach einem Sieg über den 1. FC Nürnberg endlich auf. Auch die anderen zwölf (!) Tennismannschaften spielten, von der Jugend bis zu den Senioren, auf hohem Niveau. Zudem wurde, in Erinnerung an den ATV-Tennispionier Willy Hübner ab 1979 ein nach ihm benanntes überregionales Tennisturnier an der Wallensteinstraße ausgetragen. Die Oberliga-Aufsteiger der 1. Damenmannschaft Tennis 1981 Stehend: Claudia Faul, Jutta Zeh, Melanie Kersten, Christa Klein, Monika Jenning, Ute Scherer, Grete Schauer, Inge Schnell; Sitzend: Heike Zeller, Erna Hezel Konkurrenz belebt das Geschäft Diese Erfolge riefen offensichtlich auch andere Sparten auf den Plan, denn plötzlich schickten sich auch andere Sportabteilungen an, den populären Tennis-Crack Konkurrenz zu machen. Die erst mit dem Neubau entstandene Volleyballmannschaft spielte plötzlich in der Bezirksliga, ebenso wie deren C- und D-Jugend. Die zweite Mannschaft hatte sich bereits in 27 die Bezirksklasse hochgespielt. Nur die Zusammenstellung einer Damenmannschaft blieb ein kurzfristiges und erfolgloses Projekt. Da wollte auch die Fußballabteilung nicht nachstehen. Nachdem mit Erich Klement ein ATVler den Sprung ins Profigeschäft schaffte und zur Spielvereinigung Fürth wechselte und 1980 mit dem Umbau des A-Platzes 1980 ein weiteres Schmuckstück die Infrastruktur des Vereines bereicherte, stieg die 1. Mannschaft in die 1981/82 in die A-Klasse auf. Als besonderes Schmankerl traten im Sommer desselben Jahres die Erstligaprofis des 1. FC Nürnbergs zu einem Freundschaftsspiel an der Wallensteinstraße an. Jubiläumsspiel 1982 ATV Nürnberg – 1. FC Nürnberg 0:4 28 Die Lage ist ernst aber nicht bedrohlich Während sportlich alles rund lief und mit den Keglern und der Ju Jutsu-Mannschaft neue Sparten das Vereinsleben bereicherten, zogen finanziell plötzlich dunkle Wolken über dem ATV-Himmel auf. Obwohl sich die Vorstandschaft speziell im Herrentennis nicht auf die finanziellen Spielchen der Konkurrenz einließ und so manchen Hochkaräter ziehen lassen mussten, drückte bereits kurz nach der Halleneinweihung der finanzielle Schuh. Denn der Verkauf des Grundstückes an der Landgrabenstraße hatte sich länger hingezogen, als erwartet. Die hohen Unterhaltskosten, der nötige Umbau des A-Platzes und die Verbindlichkeiten bei den Banken machten dem Verein einige Sorgen. Hinzu kam ein ständiger Wechsel in der Vorstandschaft, was schließlich dazu führte, dass der Verein mitten im Aufstiegsjahr 1981 kurzzeitig ohne Vorstand dastand, nachdem Gottfried Wittmann aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt verkündete und sich zunächst kein Nachfolger fand. Erst als sich im August um Karlheinz Wolf eine neue Mannschaft formiert hatte und endlich das Geld aus dem Grundstücksverkauf zur Verfügung stand, kam der Verein wieder zur Ruhe. Der neue erste Mann des ATV: Karlheinz Wolf Kleine Jungs auf großer Fahrt Mitten in der finanziellen Krise des ATV beschlossen einige Gönner, dem Fußballnachwuchs eine große Überraschung zu bescheren. Zusammen mit ihrem Trainer reiste die D und die C Jugend im September 1982 für neun Tage in den hohen Norden nach Dänemark. Da nicht alle Eltern die benötigten Reisekosten von 250 DM aufbringen konnten, veranstaltete der Jugendleiter Dieter Rotheyer umgehend eine Spendenaktion, damit die gesamte Mannschaft mitfahren konnte. Im dänischen Esbjerg angekommen, wurde neben Ausflügen in verschiedene Museen, Grillpartys und Schwimmbadbesuchen wurde natürlich auch Fußball gespielt. Zwei der drei internationalen Vergleiche konnte der ATV Nachwuchs für sich entscheiden. Mit vielen Impressionen und viel zu berichten kehrten die Jungs wieder nach Nürnberg zurück. Eine bleibende Erinnerung, ermöglicht durch die Spendenbereitschaft der ATV-Mitglieder. 29 13. Seit 100 Jahren Leistungssport (1983 – 1998) Endlich wieder Turnen Nachdem die größten finanziellen Probleme beseitigt worden waren, konnte der ATV sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren, den Sport. Zwar hatten die Unsicherheiten in den letzten Jahren mit dazu beigetragen, dass die Volleyballer den Verein wieder verlassen hatten, doch die anderen Sparten waren fest im Verein verwurzelt. Zudem hatte sich aus der Gymnastikabteilung pünktlich zum Jubiläum endlich wieder eine Turngruppe entwickelt. Tennis und Fußball Mit der Tennis- und der Fußballabteilung hatten sich darüber hinaus seit Jahren zwei Sportarten als die wichtigsten Sparten des Vereins etabliert. Auch wenn die die Tennisabteilung 1983 den Abstieg der Damen aus der höchsten Spielklasse verkraften mussten, waren die Tenniscracks der bekannteste Vertreter des ATVs, die mit bis zu 17 Mannschafen am Spielbetrieb teilnahmen. Vor allem der Nachwuchs war immer wieder erfolgreich. So gewannen die Junioren 1984 die mittelfränkische Mannschaftsmeisterschaft und stellten zwei Spieler für die Mittelfrankenauswahl, die im selben Jahr nordbayerischer Meister wurde. Auch die Fußballabteilung, mittlerweile mit bis zu 13 Mannschaften im Ligabetrieb, machte wieder über die Stadtgrenzen hinaus von sich reden. In der Saison 1982/83 erspielte sich die 1. Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksliga Süd und schaffte damit zum zweiten Mal in der Vereinsgeschichte den direkten Durchmarsch von der B-Klasse in die Bezirksliga. Break ab 1986 - Zum 100. Jubiläum liegen keine Unterlagen vor 1999 Kündigung des Pachtvertrages durch die Besitzer und Verlust des CSportplatzes, sowie des Vereinsparkplatzes 2002 Bau eines neuen Parkplatzes 2004 Fusion des ATV Nürnbergs und des SV Frankonia zum ATV Frankonia Nürnberg e.V. 30