Zusammenfassung - Gymnase Auguste Piccard

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Zusammenfassung - Gymnase Auguste Piccard
Zusammenfassung
In meiner Abiturarbeit „Die Widerspiegelung der Identität in der DDR
Literatur“ beschäftige ich mich mit dem Einfluss der DDR auf die Identitäten
von Schriftstellern, die in dieser Gesellschaft gelebt haben. Meine Arbeit stützt
sich auf diese vier DDR-Literatur Bücher: Meine Deutsche Freie Jugend von
Claudia Rusch, Der Mauerspringer von Peter Schneider, Die Sonnenallee von
Thomas Brussig und In Berlin von Irina Liebmann. Die Analyse von diesen
Büchern habe ich mit einer Hypothese eingeleitet: In der Literatur der DDR
widerspiegelt sich die Identität der Schriftsteller. Diese Behauptung habe ich mit
Beispielen aus den Büchern, die sich auf drei typische Themen von der DDR
Gesellschaft beziehen, überprüft. Diese Themen sind die Staatssicherheit, die
Nahrungsmittel und das Ausland. Ich habe die Identität am Anfang der Analyse
definiert. Sie ist aus zwei Facetten gegliedert: die persönliche und die soziale
Identität. Unter persönlicher Identität versteht man das Selbstbewusstsein und
die Selbstvorstellung. Unter sozialer Identität versteht man alles, was das
Subjekt von außen definieren kann, zum Beispiel das soziale Umfeld (der Beruf,
die Bildung) und auch das Alter und das Geschlecht. Diese zwei Facetten sind
sehr eng aneinander gebunden, und darum ist es schwer sie zu unterscheiden.
Meine Arbeit besteht auch aus einem Historischen Teil, der die wichtigsten
Ereignisse dieser Zeit schildert (das Ende des zweiten Weltkrieges, die Gründung
der DDR, der Mauerbau, der Mauerfall, und die Widervereinigung
Deutschlands), sowie aus einem Teil über die Bücher (Überblicke der Geschichte
und knappe Biografien der Autoren). Am Ende steht mein Schlussgedanke, wo
ich einen Einblick auf heute vorschlage. Ich habe in meiner Arbeit belegt, dass
es in der DDR Literatur, eine DDR Identität der Schriftsteller gab. Man wird
sehen, dass die Ostdeutschen sich noch heute mit dieser Zeit und mit dieser
Gesellschaft identifizieren. Ost- und Westdeutsche sind heute noch verschieden,
zum Beispiel in ihrer Mentalität. Konnte man durch die aktuelle Ostliteratur
eine Ostidentität finden?
1 ABITURARBEIT Oktober 2010 Madeleine Lipp, 3MS3 Gymnasium Auguste Piccard Unter der Leitung von Frau Laure Luscher-Abplanalp
2 Struktur
1.
Einleitung (Thema, Methode, Reiz)
2.
Historischer Teil
3.
Die Bücher
3.1 Biografien der Schriftstellern
3.2 Zusammenfassungen
4.
Analyse
4.1 Hypothese
4.2 Definition
4.3 Ansage der drei Themen
4.4 Überprüfung der drei Themen
4.5 Schluss
5.
Schlussgedanke
6.
Bibliografie
3 1. Erster Teil: Einleitung
Thema :
In meiner Abiturarbeit werde ich mich mit dem Einfluss der DDR auf die
Identitäten von Schriftstellern, die in dieser Gesellschaft gelebt haben,
beschäftigen. Meine Arbeit stützt sich auf diese vier DDR-Literatur Bücher:
Meine Deutsche Freie Jugend von Claudia Rusch, Der Mauerspringer von Peter
Schneider, Die Sonnenallee von Thomas Brussig und In Berlin von Irina
Liebmann. Ich habe die Analyse von diesen Büchern mit einer Hypothese
eingeleitet. Diese Behauptung werde ich mit Beispielen aus den Büchern, die
sich auf drei typische Themen von der DDR Gesellschaft beziehen darlegen. Die
Analyse ist der wichtigste Teil meiner Arbeit. Um diesen Teil besser einzuleiten
habe ich einen historischen Teil, der die Lage Deutschlands schildert, und einen
Teil über die Bücher mit Überblicken und kurzen Biografien der Schriftsteller
geschrieben. Mein Schlussgedanke lässt an Parallelen zur heutigen Zeit ziehen.
Methode:
Erst habe ich die drei Bücher, die mir vorgestellt waren, gelesen. Meine Deutsche
Freie Jugend von Claudia Rusch hat mir sogleich gefallen. Der Mauerspringer
von Peter Schneider war am Anfang schwer, aufgrund des Deutsch, aber später
habe ich es sehr interessant gefunden. In Berlin von Irina Liebmann hat mich an
Anfang nicht total überzeugt. Darum habe ich ein viertes Buch gesucht, Die
Sonnenallee von Thomas Brussig mit dem ich meine Analyse ergänzt habe. Dann
wollte ich mir Informationsmaterial über die Geschichte der DDR und der ihrer
Literatur beschaffen, und habe dafür mehrere historische Bücher gelesen. Da
habe ich mich für die Themen, die mehrmals in diesen Büchern erschienen,
interessiert : die Mauer, Berlin, die Identität, die Grenzgänger, die Musik, die
4 Schriftsteller, die Kultur, das System, die Staatssicherheit, die Witze, die
Geschmäcke und die Getränke, die Gebäude... Daraus habe ich drei Themen
gewählt, die mich besonders interessierten und die ich entwickeln wollte: die
Stasi, die Nahrungsmittel, das Ausland. Ich habe Informationen darüber
zusammengetragen. Gleichzeitig als ich in den Mauerspringer vertieft war, habe
ich angefangen, mir Fragen über die Identität der Deutschen zu stellen. Ich bin
zu der Annahme gekommen: “In der Literatur der DDR widerspiegelt sich die
Identität der Schriftsteller. „Darauf habe ich meine Analyse der vier Büchern
begründet. Meine Analyse besteht aus Beispielen und Anekdoten aus diesen vier
Werken. Für meinen Schlussgedanke wollte ich eine Eröffnung auf die aktuelle
Lage der Ostdeutschen machen, weil sie heute noch viel von der DDR sprechen
und sich mit dieser Periode identifizieren. Ich habe auch aktuelle Artikel über
mein Thema gelesen und habe einen Aufenthalt in Deutschland gemacht, um mit
Deutschen über die DDR und die Widervereinigung Deutschlands zu sprechen.
Reiz :
Ich habe dieses Thema zuallererst gewählt, weil ich die Deutsche Sprache mag.
Ich lese gern Bücher in einer fremden Sprache und besonders auf Deutsch. Das
Thema “DDR„ zog mich an, denn ich wusste von diesem Land fast nichts. Ich
habe mich in diese Arbeit gestürzt, um eine Gesellschaft zu entdecken und um
mich einer fremden Sprache zu nähern.
5 2. Zweiter Teil: Historischer Teil
In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945,
als die Deutschen Truppen von den
anderen Ländern besiegt und viele Städte zerstört waren, als die Bevölkerung
niedergedrückt
war,
unterzeichnete
Deutschland
eine
bedingungslose
Kapitulation. Deutschland wurde von den vier Siegermächten (UdSSR, England,
Amerika und Frankreich) regiert. Das Ziel war zu dieser Zeit nicht Deutschland
zu teilen, sondern zu verhindern, dass Deutschland die Gelegenheit hatte, seine
Nachbarn wieder zu überfallen. Die Stadt Berlin war von den vier Siegermächten
besetzt.
Aber im östlichen Teil Deutschlands der von Russland regiert wurde, verstärkte
sich graduell die Dominanz der Sowjetunion. Dies führte zur Gründung der DDR
(Deutsche Demokratische Republik) am 7. Oktober 1949 und Berlin wurde die
Hauptstadt der DDR. Der Wiederaufbau verlief sehr verschieden zwischen Ost
und West. Unter der sowjetischen Besetzung veränderten sich grundlegend die
sozialen Strukturen, die Rechtsordnung, die Bildung, die Kultur, usw. Dies
macht das Leben in Ostdeutschland immer schwerer, und deshalb versuchen
viele Leute nach Westen zu flüchten. Infolgedessen wurde im Jahr 1952 die
innerdeutsche Grenze verstärkt. Seitdem ist die Anzahl der Fluchtversuche über
Berlin noch höher als über die innerdeutsche Grenze.
Im Jahr 1961 werden die Ostdeutschen, die schon seit 12 Jahren unter dem
sowjetischen Kommunismus leben, von dem letzten Zugang nach Westen
abgegrenzt. Tatsächlich wird in Berlin im August 1961 die Mauer gebaut.
6 Der Mauerbau
Innerhalb einer einzigen Nacht - vom 12. zum 13. August 1961 - wurde die
Mauer aufgebaut. Als erste Etappe wurde ein Zaun aus Stacheldraht um
Westberlin eingerichtet, und dann wurde sie betoniert. Der Bau dieser 167 km
langen Mauer war das Ergebnis eines Prozesses, der nach langer Überlegung
ausgeführt wurde. Tatsächlich behaupteten die DDR-Behörden, dass die Mauer
nur eine zusätzliche Kontrollmassnahme sei, um die Grenze zu verstärken.
Eigentlich war es während der Errichtung der Mauer für die Behörden keine
einfache Sache, die DDR Bürger einzusperren. Die Topographie von Berlin war
einer der Gründe. Ein anderer Grund war die panische Angst des Regimes vor
möglichen technischen Schwachstellen (z.B. Durchgänge, Bäume usw), und auch
vor
möglichen
Verrätern
innerhalb
der
Baumänner.
Aufgrund
dessen
vervielfältigte man die Behörden, die Verwaltungen, die in den Bau der Mauer
eingebunden waren.
Der Kommentar eines Ostberliners, über diesen Bau war: „Es ist nur eine
weitere schlechte Nachricht“.
Nach dem Mauerbau wurde im Osten ein strenges Beobachtungsprogramm der
Bevölkerung eingerichtet. Es wurden fünf Institutionen geschaffen, die auf
diesem Gebiet zusammen gearbeitet hatten: die Staatssicherheit (Stasi), die
National Volksarmee (NVA), die Volkspolizei (VoPos), die Grenzpolizei sowie die
Arbeitsmiliz. Die bekannteste war sicher die Staatsicherheit, die allgegenwärtig
in der DDR war, mit ihren zehn tausenden von Beamten und ihren
hunderttausenden von mehr oder weniger freiwilligen Mitarbeitern, die die
Überwachung der politischen Aktionen und den sogenannten Schutz der anderen
Bürger sicherstellten.
7 Das Ausland
Bis 1961 haben die DDR Bürger von dem Auslandstatus von Berlin profitiert, um
in den Westen zu flüchten. Nach dem Mauerbau war dies nicht mehr möglich.
Aufseiten der Westberliner sah die Lage anders aus: die Grenze war nicht so
streng und sie konnten weiterhin hin und zurück reisen, auch wenn es wenige
Zugänge gab.
Nach und nach werden die Ostdeutschen von der westlichen Welt getrennt. Es
ist immer schwerer, eine Erlaubnis, in den Westen zu gehen zu erhalten. Die
Ostdeutschen werden auch immer weniger Nachrichten vom Westen haben. Der
Staat
wird
seinen
Bürgern
den
Zugang
zu
allen
Westinformationen
(Westzeitungen, -literatur, -musik, -programm, -sender) verhindern. Dies wird
ein Grund für die Ostdeutschen, vom Ausland zu träumen.
Die Nahrung
Von der Gründung der DDR an werden sich der Westen und der Osten
allmählich ändern. Der Westen wird eine industrialisierte Gesellschaft und
entwickelt sich mit hohem Tempo. Der Osten ist von der sowjetischen Union
beeinflusst. Bezüglich des Nahrungsmittelangebotes gibt es im Osten fast keine
frische Gemüse und Früchte; Süßigkeiten und die Backwaren werden zu
Luxuswaren. Darum werden Nahrungsmittel illegal über die Grenze gebracht.
Die Läden in der DDR sind zwar nicht lehr, im Gegensatz zu anderen Ländern
des sowjetischen Blockes, es gibt keine Hungersnot; das Nahrungsmittelangebot
ist aber sehr begrenzt und es gibt chronische Knappheit an Bedarfsgüter und
Warteschlangen vor den Läden sind Gewohnheit.
Der Mauerfall
Im Frühling 1989 öffnet Ungarn seine Grenze mit Osterreich, und mehrere
zehntausende Ostdeutsche gingen über Ungarn in die westliche Welt. Die
8 Flüchtlingsanzahl und die friedlichen Demonstrationen in Berlin und Dresden
brachten die Regierung in Bedrängnis. Am 9. November 1989 meldete ein
Presseverantwortlicher, dass die Mauer an diesen Tag geöffnet werde, worauf
tausende von Berlinern im Eiltempo an die Grenzübergänge gingen. In dieser
Nacht von 9. auf 10. November 1989 fiel die Mauer.
Staatssicherheit und Aufarbeitung der Vergangenheit
Nach dem Mauerfall werden sich Historiker mit der Arbeit der Stasi
beschäftigen, um mehr über ihre Arbeitsmethoden zu erfahren. In dem Archiv
werden 74 Kilometer von Akten aufbewacht.. Diese Unterlagen (aber nur soweit
sie nicht die Privatsphäre von Unschuldigen verletzten) können frei eingesehen
werden. Immer wieder ist man schockiert über die ungeheuren Ausmaße der
Stasiaktivitäten: die Stasi kontrollierte wirklich alle Lebensbereiche der Bürger,
was man sich nicht vorstellen konnte. Die Stasi hatte sich im Lauf der Zeit
immer mehr verbessert und sie schaffte es, dass ihre Mitarbeiter ihr Verhalten
nicht mehr hinterfragten. Sie registrierte auch, dass sie von einigen kritischen
Bürgern durchschaut wurde und versuchte sich deswegen besser zu verstecken:
beispielsweise fingen die Beamten ihre früher leicht erkennbaren Dienstwägen
bewusst persönlich zu gestalten. Es wurde selbstverständlich Menschenrechte zu
ignorieren. Nach 1989 wollten viele Bürger wissen, bei wem es sich um einen IM
(inoffiziellen Mitarbeiter)handelte. Dadurch wurde der Spitzelapparat offenbar.
Viele IM wehrten sich dagegen, ihre Arbeit für die Stasi öffentlich zu gestehen.
Plötzlich distanzierte man sich komplett von über 40 Jahren DDR. Die
Öffentlichkeit war schockiert darüber, dass die Stasi bis kurz vor der Wende über
zirka 91000 Hauptamtliche verfügte. Die heimlichen Vermutungen der
Bevölkerung
bekamen ein konkretes Gesicht. Die Leute kannten die Stasi
Mitarbeiter als Männer, die andere belauschen. Dies wird besonders deutlich in
dem deutschen
2006 erschienenen Film „das Leben der anderen“ gezeigt; er
füllte die Kinos und wurde ein großer Erfolg und gab den Westdeutschen ein
bisschen eine Vorstellung des Lebens in der DDR.
9 Es wurde auch bekannt, dass es ab 1975 mindestens 180 000 aktive IM gab. 13
000 Menschen waren zusätzlich im Dienst der Staatssicherheit im Ausland
eingesetzt. Die Spezialisten der Archive halten es für möglich, dass es zirka
30 000 Spitzel im Westen gab.
1989 gab es keine Proteste als man begann die Akten sowie die geheimen
Stasigebäude zu untersuchen. Erstaunlicherweise haben die Personen, die bei
der Stasi waren, nicht versucht, es zu verheimlichen.
10 3. Dritter Teil : Die Bücher
Meine Deutsche Freie Jugend Überblick
Claudia Rusch erzählt mehrere Lebensabschnitte aus ihrer Jugend in der DDR.
Zum Beispiel haben mir zwei Geschichten besonders gefallen. Eine die sich mit
dem beschränkten Nahrungsmittelangebot beschäftigt; ihre Mutter hat einen
Hummer aus dem Westen bekommen und war sehr aufgeregt ihn zu essen, aber
man wusste im Osten nicht wie man so was zubereitet und leider wurde er
ungenießbar. In der anderen Geschichte handelt es sich um die Staatssicherheit.
In ihrer Familie wurde das Wort Kakerlaken als Spitzname für die Stasi Männer
benutzt. Als sie einmal, als fünfjähriges Mädchen bei Freunden zu Besuch war,
und sich dieser über viele Kakerlaken unter der Küchenspüle beschwerte,
glaubte sie, dass es sich um echte Spitzel handelte. Mit Humor erzählte sie diese
Erlebnisse, auch wenn man sich der ernsten Lage bewusst wird.
Mauerspringer Überblick
Anfang der 80er-Jahren verbringt ein Westberliner-Schriftsteller seine Zeit auf
beiden Seiten der Mauer. Er erzählt Geschichten von Unbekannten, wie dem
Arbeitslosen, der 15 Mal über die Mauer springt um in den Osten zu gehen, oder
wie die Schülern, die in den Westen gehen, um dort im Kino Western zu sehen.
Das Porträt der Stadt, die lebenden Schilderungen verraten nicht immer alles,
denn die Mauer, wie eine Zensur, ist in allen Köpfen. « Einer der bedeutendsten
Werke über das Phänomen der deutschen Teilung. „
11 Sonnenallee Überblick
Das Buch zeigt uns das Leben verschiedener Personen in den 70er-Jahren, die in
der Sonnenalle, gerade neben dem Grenzgebiet leben. Der Held, Michael (Micha)
ist ein Jugendlicher, der unbedingt das Herz seiner Nachbarin Miriam erobern
will.
Er lebt in einer bunt zusammengewürfelten Welt, zwischen seiner Mutter, die
von der Idee besessen ist, in den Westen zu gehen, seinem Vater, der das
ostdeutsche Regime unentwegt kritisiert, seinem Onkel, der aus dem Westen
kommt, seiner Schwester, die jede Woche einen anderen Verlobten hat, seinem
Nachbarn der bei der Stasi ist und seinen Freunden, die sich vor allem für
Mädchen und Rock’n’roll interessieren.
In Berlin Überblick
Das Buch „In Berlin“ von Irina Liebmann ist ein langer Monolog. Am Anfang des
Buches zieht sie nach Ost-Berlin um. Typische Atmosphäre von Ost-Berlin und
besonders von Kneippen werden beschrieben. Es geschieht nicht viel. Die
Erzählerin macht viele Beschreibungen der Stimmung dieser halben Stadt, in
sehr langen Sätzen. Sie berichtet auch über Beziehungen zwischen ihren
Künstler-Freunden, die sich in Kneippen versammeln. Sie deutet eine
Liebesgeschichte mit einem Mann an. Sie will aus der DDR raus.
Biographie der Schriftsteller
Claudia Rusch, 1971 in Stalsund geboren, wuchs auf der Insel Rügen auf, in der
Mark Brandenburg und zog später nach Berlin. Ihre Mutter gehörte zum
12 Freundeskreis des Dissidenten Robert Havemann. Nach ihrem Abitur 1990
studierte sie Germanistik und Romanistik in Berlin, Bologna und Paris. Dann
arbeitete sie sechs Jahre als Fernseh-Redakteurin. Seit 2001 lebt Claudia Rusch
als freie Autorin in Berlin.
Peter Schneider, geboren am 21. April 1940, ist der Sohn eines Dirigenten und
Komponisten. Er verbrachte seine frühe Kindheit in Königsberg und in Sachsen;
von 1945 bis 1950 lebte er in Granau bei Garmisch-Partenkirchen und ab 1950 in
Freiburg im Breisgau. Nach seinem Abitur im Jahre 1959 studierte er
Germanistik, Geschichte und Philosophie zuletzt an der Freie Universität Berlin,
und war einer der Wortführer.
Thomas Brussig ist ein deutscher Schriftsteller, der im Jahre 1964 in Berlin
geboren ist. Vor 1990 hat er mehrere kleine Jobs gemacht: er hat als
Museumswächter, Putzhilfe und Gepäckträger in einem Hotel gearbeitet. Dann
hat er 1990 ein Soziologie-Studium in Berlin angefangen, aber nicht
abgeschlossen. Seit 1995 lebt er als freiberuftlicher Schriftsteller. 1999 hat er
den Drehbuchpreis der Bundesregierung für « Sonnenallee » erhalten.
Irina Liebmann, 1943 in Moskau geboren, ist eine deutsche Schriftstellerin. 1945
zog sie mit ihrer Familie nach Ost-Berlin um. Sie hat in Leipzig Sinologie
studiert, Studium dass sie 1966 abgeschlossen hat. Danach hat sie als
Redakteurin gearbeitet, hat aber auch Hörspiele und Prosa geschrieben.
13 4. Vierter Teil : Analyse
4.1
Hypothese
In der Literatur der DDR widerspiegelt sich die Identität der Schriftsteller.
4.2
Definition
Erstens sollen wir den Begriff Identität in diesem Kontext genau erklären.
Unter Identität bezeichnet man alle Merkmale, die ein Individuum ausmachen
und unterscheiden, darunter die persönliche Identität (einzigartige Merkmale)
und die soziale-Identität (mit einer Gruppe, der Wir-Gruppe, geteilte Merkmale).
Unter persönlicher Identität versteht man das Selbstbewusstsein und die
Selbstvorstellung. Unter sozialer Identität versteht man alles, was das Subjekt
von außen definieren kann, zum Beispiel das soziale Umfeld (der Beruf, die
Bildung) und auch das Alter und das Geschlecht.
Ich werde mich mit dem Zusammenhang zwischen diesen zwei Aspekten der
Identität beschäftigen. Diese Identität gilt für alle Personen in irgendeinem
System, irgendeinem Land. Aber durch die Literatur der DDR sehen wir, dass
der Kontext, dass heisst die Mauer und die DDR, besonders ist. Die
Besonderheiten sind hier zum Bespiel, dass die Leute nicht herausgehen dürfen,
dass viel verboten ist, dass sie ausspioniert werden. Also die Fragen, die wir uns
stellen können sind:
- Welche Rolle spielt die Gesellschaft für die Identität eines Individuums?
- Welche Aspekte dieser Gesellschaft beeinflussen die Individuen, hier die
Schriftsteller?
14 4.3
Ansage der drei Themen
Um diese Fragen zu beantworten habe ich drei Themen in Zusammenhang mit
der DDR und den Büchern gewählt. Der Kontext der Mauer steht in Verbindung
mit den Themen, die ich ausgewählt habe.
a)Die Staatssicherheit und die DDR-Propaganda
b) Die Nahrungsmittel und die Gerüche
c) Das Ausland
Tatsächlich ist die Staatssicherheit (Stasi) einer der bekanntesten Merkmale der
DDR. Dieses alltägliche Überwachen und das Spionagesystem prägten das Leben
ihrer Bürger. Diese totale Kontrolle jedes Individuums hindert jeden Menschen,
ein normales Leben zu führen.
Der Nahrungsmittelmangel und die Gerüche erscheinen ebenfalls in den
Büchern und sind typische Teilaspekte dieser Gesellschaft. Man kann es
erkennen z.B. in dem Film “Good bye Lenin”: Die Mutter liegt im Koma während
die Mauer fällt. Bei ihrem Aufwachen probieren die Kinder den Fall der Mauer
zu
verheimlichen.
Eine
der
Schwierigkeiten
besteht
darin,
dieselben
Nahrungsmittel wie vorher zu finden.
Das Ausland ist die dritte Facette dieser Identität. Es sprechen nämlich mehrere
Wendeliteraturschriftsteller vom Ausland. Sie träumen davon, aber sind in dem
Land aufgrund der Mauer und der strengen Kontrolle wie eingesperrt.
4.4
Überprüfung der drei Themen
In diesem Teil werde ich die drei Themen durch ausgewählte Sätze, und Stellen
aus den Büchern analysieren. Jedes Thema wird durch Zitate aus drei
verschiedenen Büchern illustriert.
15 a) Die Staatssicherheit und die DDR-Propaganda
Die Staatsicherheit
Im Buch Meine Deutsche Freie Jugend haben wir einen kindlichen Blick auf die
Stasi. Claudia Rusch ist in der DDR geboren und aufgewachsen. Sie bemerkt die
Polizei und beschreibt sie auf ihre Art, wie in dem folgenden Beispiel: „Die Stasi
... Sie saßen in Ladas vor dem Haus, beobachteten uns, folgten uns, durften aber
nicht mit uns reden. Manchmal versteckten sie sich wie Hasen hinter Bäumen. ...
Aber ich gewöhnte mich schnell daran. Ich weiß noch dass ich die Präsenz der
Stasi damals nicht bedrohlich fand. Für mich waren die ewig wartenden Männer
beruhigend.” (S. 16) Als Kind hätte sie sich an dieser Polizeipräsenz gewöhnen
können und sie akzeptieren, weil sie kein anderes System gekannt hat. Sie ist
darunter
geboren und aufgewachsen. Die Rolle ihrer Mutter war, ihr diese
ernste Lage bewusst zu machen. Es war aber keine einfache Aufgabe, wie man es
hier sehen kann: „Meine Mutter erklärte mir immer mit freundlicher Stimme
und diesem leichten 70er-Jahre-Friedensbewegungs-Näseln, dass Soldaten im
normalen Leben zwar Bäcker oder Lehrer sind, in Uniform aber Mörder seien.“
(S. 23) Der Standpunkt eines Erwachsenes ist verschieden. Tatsäschlich hat der
Erwachsene mehr Kenntnisse von dem System und ist misstrauischer als das
Kind. Dank den Warnungen und dem Verhalten ihrer Mutter kann das Kind
fühlen, dass die Lage ernst ist, und es wird sich dieser Lage bewusst.
Das Kind erscheint manchmal naïv und unbekümmert, wie in dem folgenden
Satz: „Aber als ich sieben Jahre alt war unterschied ich Feind und Freund am
realistischsten beim Mensch-ärgere-dich-nicht.” (S. 27)
Vielleicht ist diese
Naivität ein Mittel, eine normale Kindheit zu führen.
In erster Lesung könnte man glauben, dass sie während ihrer Kindheit die
alltägliche Präsenz der Stasi akzeptiert hat, und dass diese Präsenz sie nicht
belastet. Es ist schwer zu sagen, inwiefern sie sich der Lage bewusst ist. Ich
16 glaube, dass Kinder fast alles bemerken, auch wenn die Erwachsenen es nicht
wahrnehmen. Die Naivität war nur ein Mittel sich damals zu schützen und die
Realität besser zu leben.
Ein deutscher Historiker mit Schwerpunkt DDR-Forschung, Stefan Wolle,
spricht von spektakulären Fällen, in denen sich sogar Geschwister, Ehepartner
sowie Lehrer und Schüler gegenseitig bespitzelten. In der Novelle Der Verdacht
von Claudia Rusch lesen wir, dass ihre Familie vermutete, dass die Großmutter
bei der Stasi war. Die folgenden Fragen, die sie sich gestellt hat, zeigen dieses
mit Verdacht gefüllte Klima: „Aber nicht meine Oma. Sie hätte uns niemals
verraten. Wir waren ihre Familie. (...) Oder doch? Hatte sie erst ihren Mann
bespitzelt und dann ihre Tochter (...)? Wie sehr kann man sich in einem
Menschen täuschen? Wie weit kann ein emotionaler Betrug gehen? Was kann
man noch glauben, wenn das stimmte?” (S. 113)
Das Spionagesystem hatte dazu geführt, dass sich sogar nahestehende Personen
nicht mehr vertrauen konnten: „Denn das war die eigentliche Stärke der
Staatssicherheit: zu schaffen, dass Millionen Menschen sich ängstlich und
misstrauisch verhielten. Sie sorgte dafür, dass man beim Erzählen eines
politischen Witzes automatisch die Stimme senkte. Der vorauseilende Gehorsam
schüchterte ein ganzes Volk ein.“ ( S. 113)
Im Buch Die Sonnenallee habe ich eine Stelle gewählt, die zeigt, inwiefern sich
die Leute
aufgrund
der alltäglichen Präsenz der Stasi und ihrer
hundertausenden inoffiziellen Mitarbeiter (IM) in der Öffentlichkeit anpassten.
„Frau Kuppisch kam dahinter, dass in allen Zeitungen im Grunde dasselbe
stand wie einen Tag früher im ND (Neues Deutschland, die offizielle anerkannte
Zeitung Im Osten). Sie wollte ihren Mann überreden, zum ND zu wechseln. Aber
Herr Kuppisch wollte nicht: “Ich will doch diesen Mist nicht lesen!”
“Aber unser Nachbar liest auch das ND!”, meinte Frau Kuppisch. “Da kann es
doch nicht so schlimm sein.”
17 “Der ist doch auch bei der Stasi!” meinte Herr Kuppisch.
“Woher willst du das wissen?”
“Weil er das ND liest!” Herr Kuppisch fand dauernd Beweise, dass sein Nachbar
bei der Stasi ist. Frau Kuppisch war sich nicht so sicher. Und so gab es endlose
Diskussionen.
Er: “Außerdem haben sie Telefon.”
Sie: “ Aber beweist doch gar nichts!”
Er : “Ach nein? Sind wir etwa bei der Stasi?
Sie : “Natürlich nicht.”
Er : “Und haben wir Telefon? Na?”
“Nein, aber...”
„…“ (S.33)
(...)
“Wenn die Stasi zu unseren Nachbarn kommt und die nach uns ausfragt, dann
sagen wir, dass bei uns das ND gelesen wird. Dann ist alles in Ordnung. Micha
kann aufs Rote Kloster und dann in Moskau studieren.”
“ “Die Stasi kommt nicht zu unseren Nachbarn, weil unsere Nachbarn die Stasi
sind!” erklärte Herr Kuppisch. „ (S. 38)
Bei den Kuppisch wird also das ND nur für ihren Ruf abonniert: Sie holen es ab,
bringen es nach Hause aber lesen es nicht. Das Bild, das sie in der Öffentlichkeit
abgeben, ist sehr wichtig, zum Beispiel für die Zukunft ihres Sohnes: “(…) dann
sagen wir, dass bei uns das ND gelesen wird. Dann ist alles in Ordnung. Micha
kann aus rote Kloster und dann in Moskau studieren.„ „
Herr und Frau Kuppisch sind aber verschiedener Meinung. Die Frage ist,
inwiefern sie sich an die Situation anpassen sollen. Frau Kuppisch möchte das
ND lesen, weil die anderen es lesen. Sie stellt sich keine Frage über den Inhalt,
sondern will es lesen, um es wie die anderen zu machen. Für Herrn Kuppisch ist
es klar, dass er das ND nicht lesen wird. Es ist seine Art von Widerstand. Er
18 kauft diese Zeitung nur für das Bild, das von ihm und seiner Familie ausgegeben
wird.
In der Mauerspringer wird die Geschichte von Walter Bolle erzählt. Diese
Geschichte ist interessant, denn das Thema der Stasi wird aus einem anderen
Blickwinkel bearbeitet.
Dieser Mann fühlt sich weder im Westen noch im Osten wohl. Er verbringt seine
Zeit über die Grenze zu springen. Er arbeitet für beide Staaten und weiss nicht
genau zu welchen er gehört. „Von Anfang an sei es sein Ziel gewesen, den
Staatssicherheitsdienst zu unterwandern und alle Mitarbeiter, die ihm bekannt
waren, an die Amerikaner zu verraten. „ (S. 77) Aber dann wollte er wirklich für
die Stasi arbeiten, und musste dem Staat versprechen ihm treu zu bleiben. “ Von
diesem Punkt der Geschichte an lässt sich nicht mehr unterscheiden, in wessen
Auftrag Bolle eigentlich handelte: im westlichen, östlichen, eigenen oder
gesamtdeutschen Auftrag. Am wahrscheinlichsten ist, dass Bolle selbst diese
Frage nicht mehr beantworten konnte.“ (S 79)
Die Zugehörigkeit an die Stasi ist für ihn ein solcher Druck, dass er sich kaum
mehr bewusst ist, wer er ist. Dies verhindert ihm, seine Identität zu behalten. Er
misstraut nicht nur den anderen, sondern auch sich selbst.
Tatsächlich
ist
dieses
verräterische
System
eine
Ursache
für
den
Identitätsverlust: „Walter Bolle war in eine Lage geraten, in der er sich selbst am
treuesten blieb, wenn er im Dienst beider deutscher Staaten beide aneinander
verriet.“ (S. 80)
Schluss
Die Präsenz der Stasi in „Meine Freie Deutsche Jugend“ entspricht der, die wir
auch im Buch die Sonnenallee finden: auch wenn Claudia Rusch und Micha noch
Kinder sind, werden sie von der Stasi ausspioniert. Das kleine Mädchen wird von
19 einem Stasiauto verfolgt, als sie ihre Oma holen geht; Mario und seine Freunde
werden von dem ABV kontrolliert und dürfen sich nicht irgendeine Musik
anhören.
Aber in der Sonnenallee hat man einen zusätzlichen Aspekt der Stasi, wenn Frau
Kuppisch zu ihrem Mann sagt “(…) dann sagen wir, dass bei uns das ND gelesen
wird. Dann ist alles in Ordnung. Micha kann aufs rote Kloster und dann in
Moskau studieren.“ (S. 38) Es ist es bekannt, dass die Stasi auf die Erpressung
zurückgriff damit Ordnung herrschte. Diesen Aspekt können wir auch in dem
Film «das Leben der anderen» sehen: zwei Stasi Männer verlegen Mikros in einer
Wohnung, und die Nachbarin erwischt sie. Da droht der Stasi Mann «Ein Wort,
und ihre Tochter kann nicht studieren.»
Die Stasi in der Mauerspringer betrifft nicht direkt den Erzähler, weil er kein
DDR Bürger ist. Dieses Thema erscheint nur in den Geschichten von
Mauerspringern. Darum sind die Beziehungen zur Stasi in diesem Buch weniger
persönlich.
Im Buch der Mauersrpinger ist der Erzähler nicht Opfer der Überwachung, weil
er kein DDR Bürger ist. Diese Sicht erscheint in den Geschichten von
Mauerspringern. Die Beziehung, die Walter Bolle zur Staatssicherheit hat, ist
komplex. Niemand weiß, ob er bei der Stasi ist oder nicht.
b) Die Nahrungsmittel und die Gerüche
Zum Thema Nahrung und Gerüche ist der Standpunkt eines Westberliners
interessant, weil dies uns erlaubt, Ost und West zu vergleichen. Wir werden
nämlich bemerken, dass sich Ost- und Westberlin auch im Angebot
Lebensmittel sowie der
der
Gerüche unterschieden. Darin widerspiegeln sich
nämlich die jeweiligen Systeme. Als es die Mauer noch gab, wurde man in Berlin
folglich mit zwei komplett unterschiedlichen Kulturen konfrontiert.
20 In dem Mauerspringer wendet der Erzähler diese Elemente an, um einem
Ausländer, der kein Deutsch spricht, zu erklären, wo er herkommt: „das
Westberlin ! Berlin: Kapitalist, Marlboro, Coca-Cola, Mercedes, verstehen?” (S.
11) Dank dieser Schlüsselwörter versteht der Ausländer, dass der Erzähler aus
dem Westen kommt. Am Ende des Buches zählt der Erzähler alles auf, was
verschieden gewesen wäre, wenn er im Osten gelebt hätte. Er erwähnt, dass er
statt amerikanischer Zigaretten russische Wodka aus den Lastwagen der
Besatzer geklaut hätte. (S. 115) Dieses Beispiel erwähnt eine soziale Identität.
Es handelt sich um Konsummittel die einer sozialen Gruppe zur Verfügung
stehen. Hier sehen wir, dass die Sowjetunion die
Produktpalette Ostberlins
beeinflusst hat, sowie Amerika das Nahrungsmittelangebot in West bestimmt
hat. Nach dem Mauerfall wird
der Osten industrialisiert, und
sehr schnell
verschwanden die für die DDR typischen Waren. Die Ossis bekamen statt dessen
dieselben Nahrungsmittel wie die Wessis, denn der Westen war wirtschaftlich
gesehen stärker. Folglich so mussten sie sich die Ostdeutschen an andere
Produkte gewöhnen. Heute sind die alten DDR- Produkte Synonym für
“die
schöne alte Zeit“.
Peter Schneider beschreibt einen Geruch, den er während seines ersten Besuchs
in Ostberlin gerochen hat: „von diesen ersten Besuchen ist mir kaum mehr als
ein Geruch im Gedächtnis, den ich später, wenn ich bei Ostwind auf einem
Westberliner
Balkon
stand,
sofort
wiedererkannte:
diesen
Geruch
aus
Benzingemisch, Desinfektionsmitteln, heißen Eisenbahnschienen, Mischgemüse
und Bahnhofshalle.” (S. 13) Bei diesem typischen Geruch von Ostberlin handelt
es sich um keinen guten Geruch. Dies wird deutlich an mehreren Aussagen von
Besuchern Ostberlins, die auf diesen typischen Geruch anspielen, zum Beispiel
in dem historischen Buch Le Mur de Berlin, Petites et grandes histoires von
Bernard Brigouleix: “ j’étais en outre frappé par la laideur des vêtements
féminins, tout juste bons à tenir chaud l’hiver, à la mode soviétique, et encore:
pas si chaud que cela ; aux odeurs, aussi, qui étaient incontestablement celles de
la pauvreté-et pourtant je ne sortais pas d’une vie de luxe !” (p.98) Die
Aussage eines Deutschen «Ein sehr schlechter Geruch aus Heizung und Benzin»
21 verdeutlicht dies auch. Typisch für den Osten war darüber hinaus die Tatsache,
dass die Leute nie gut rochen, weil ihre Seife im Gegensatz zum Westen
geruchlos war.
Im Buch Meine Freie Deutsche Jugend erzählt Claudia Rusch von dem ersten
Mal, als sie eine Kiwi aß. „Meine Erste Kiwi ass ich 1981 … Ja, Kiwi schmeckte
wie grüne Gurke mit Stachelbeer aroma. Im Osten gab es keine exotischen
Früchte-abgesehen von seltenen Bananen und den Apfelsinnen um die
Weihnachtszeit. Es gab auch vieles andere nicht. Keine Oliven, keinen Lachs,
keinen richtigen Käse. Keine Körner im Joghurt und keine Erdbeeren im Januar.
Aber vor allem gab es keinen Hummer. „ (S. 64)
Wir merken nämlich in dieser Passage, dass es für den Westen gewöhnliche
Nahrungsmittel im Osten nicht gab. Nahrungsmittel die im Westen alltäglich
waren, gab es im Osten nicht. Dies kann hier auch positiv erscheinen, als die
Erzählerin in Entzückung über Kiwis geraten war.
In der Novelle Ein Zimmer voller Raider habe ich einige Stellen ausgewählt, um
den Nahrungsmittelaspekt der DDR zu illustrieren. Am Anfang der Novelle
erwähnt
Claudia Rusch ein Süßigkeitengeschäft, das aber
für das arme
Ostmädchen ohne Westgeld leider ein Kindheitstraum bleiben musste: „Der
Intershop war das Mekka meiner Kindheit. Das gelobte Land der Süßigkeiten.
Der Garten Eden des Überflusses. Fernab jeder Realität. Wir hatten leider keine
Verwandten oder sonst jemanden, der uns Westgeld schicken konnte. So blieb
der Interschop immer unerreichbar(…)Zweimal im Jahr schaffte meine Mutter
irgendwie, eine D-Mark oder einen Forumscheck zu organisieren und für mich im
Intershop ein Raider zu kaufen. Raider. Ich liebte nichts so sehr wie diese
Keksriegel mit Karamelle. Es zog und zerrte, klebte zwischen den Zähnen und
bröckelte auf die Erde. Einfach unwiderstehlich. Vor Gier stopfte ich immer beide
Riegel sofort hintereinander in den Mund. Mein Herz schlug ganz schnell. Als
würde sie mir jemand wieder entreißen, wenn ich nicht alles auf der Stelle
22 verschlang. Die Enttäuschung war jedes Mal die gleiche: Es gab nie einen
zweiten.“ (S. 86)
Intershops waren Laden in der DDR, deren ungewöhnlichen Waren nur mit
konvertierbaren Währungen, jedoch nicht mit Mark der DDR bezahlt werden
konnten. Dieses Beispiel zeigt die Begrenzung des Handlungsspielraumes der
Ostbevölkerung durch die Mauer. Westgeld war so selten, dass DDR Bürger
diese Waren kaum kaufen konnten. Vielleicht machten diese Intershops den
DDR Bürgern den Mund wässrig, was nicht unbedingt eine gute Sache war. Es
führt sie dazu, Geld auszugeben und steigerte noch ihre Lust nach Westen zu
fliehen.
Dann macht sie einen relevanten Kommentar: sie verbindet die Raider mit dem
Westen: „Ich hätte so gerne mehr davon gegessen. Wenigstens einmal.
Wochenlang hob ich das goldene Papier auf. Ich presste es zwischen Buchseiten
und nahm es ab und zu in die Hand. Es knisterte verheißungsvoll und roch
genauso, wie es schmeckte. Nach Westen.“ (S. 87) Als sie das Raider ass, träumte
sie vom Westen. Dass kann eine gute Sache sein, solang der Traum ein Traum
bleibt, und es nicht zum Neid des Westdeutschen kommt.
In dieser Novelle erfahren wir noch, dass einige Nahrungsmittel, die denen im
Westen ähnlich waren, nicht denselben Namen hatten:
„Bounty hieß Bon,
Snickers Joker und Milky Way war Fetzer.“ (S. 88)
Aus dem Buch die Sonnenallee von Thomas Brussig, habe ich drei Stellen
ausgewählt,
bei
denen
es
sich
um
Anekdoten
über
typische
DDR-
Nahrungsmittel handelt. Zuallererst eine Szene, die die Tragik, beziehungsweise
Komik,
der Nahrungsmittelversorgung der DDR-Bürger zeigt: Mischa, die
Hauptperson, ein Jugendlicher aus der Sonnenallee befindet sich hier mit einem
Freund auf der Straße und sie täuschen großen Hunger vor, als ein Touristenbus
vorbeifährt:
23 „Aber diese Diskussionen fanden meist ein Ende, wenn ein Touristenbus über die
Grenze in den Osten gerollt kam. Dann rannten Mario und Micha auf den Bus
zu, streckten die Hände bettelnd vor, rissen die Augen auf und riefen: „Hunger!
Hunger!“
Die Touristen waren schockiert über die Zustände, die hinter
dem Eisernen
Vorhang herrschten, und schossen Fotos, und wenn der Bus verschwunden war,
lachten sich Mario und Micha halbtot und stellten sich vor, wie in Pittsburgh,
Osaka oder Barcelona ihre Bilder rumgezeigt werden. Die anderen vom Platz
hatten keine Lust, mitzumachen. Mario und Micha hingegen wurden in ihren
Darstellungen immer übertriebener und theatralischer – sie krümmten sich,
wühlten verzweifelt in den Papierkörben, imitierten Zusammenbrüche oder
balgten sich um ein Salatblatt, das vor dem Gemüseladen lag. Natürlich hofften
sie bei ihrer Hunger! Hunger! –Show von Miriam gesehen zu werden und sie zum
Lachen zu bringen oder sogar etwas Bewunderung in ihr wachzurufen, aber
Miriam war nie in der Nähe, wenn ein Touristenbus über die Grenze gerollt kam.
„ (S. 42)
Diese Szene erscheint lustig, denn es macht den Jugendlichen Spaß Theater zu
spielen, um die anderen zu beeindrucken. Aber man kann als Leser, der über
Hintergrundwissen
verfügt,
auch
gleichzeitig
die
sehr
begrenzten
Auswahlmöglichkeiten erkennen: die DDR- Bürger mussten zum Beispiel
größtenteils auf frische Waren verzichten und sich meist von Konservenkost
ernähren. Die Jugendlichen übertreiben die Lage ihrer Gesellschaft, sie
karikieren es. Wenig Auswahl haben heisst ja nicht nichts zu essen zu haben.
Diese Art von Karikatur wird den Krieg zwischen Kommunismus und
Kapitalismus verschärfen.
Auf dieser Stelle finde ich, dass die persönliche Identität von Micha gezeigt wird.
Die Touristen glauben, dass diese DDR Jungen hungrig sind. Aus diesem
Blickwinkel wäre es ein Beispiel von sozialer Identität. Es ist aber nur ein Spiel
24 für Micha und seinen Freund, um die Mädchen zu beeindrucken. Darum kann
man von persönlicher Identität sprechen.
Aufgrund der zahlreichen verbotenen Sachen in der DDR gab es strenge
Kontrollen an der Grenze, um den Schleichhandel zu verhindern. Tatsächlich
waren Grenzkontrollen manchmal extrem, denn alles wurde streng überprüft:
die Literatur der Durchreisenden, die Musik, die Nahrungsmittel. Darüber zeigt
der folgende Abschnitt die große Angst des West-Onkels gegen die Vorschriften
zu verstoßen:
„Micha hatte keine Westplatten – trotz Westonkel. Platten ließen sich nicht in
der Unterhose schmuggeln, und für solche Abenteuer wie doppelter Boden war
Onkel Heinz nicht der Typ.“ (S.45) (...) „Es genügte, dass der Grenzer mal etwas
gründlicher im Pass blätterte – und schon bereute Heinz, dass für seine armen
Verwandten immer wieder dieses verflucht hohe Risiko, erwischt zu werden, auf
sich nahm.“
Hier handelt es sich nicht direkt um Nahrungsmitteln, sondern um Platten. Man
kann aber von kultureller Nahrung sprechen: in der DDR waren nicht nur
Nahrungsmittel verboten, sondern auch Musik, Bücher usw. Die Besucher der
DDR werden an der Grenze streng kontrolliert, weil man den Übergang von
verbotenen Waren verhindern will.
Die Ängstlichkeit von Onkel Heinz wird noch einmal in dieser Stelle deutlich.
Er befindet sich in einem Dilemma, denn die Grenze zwischen verbotenen und
erlaubten Waren aus dem Westen ist unklar. Aber sein Großneffe macht sich
wenig Gedanken darüber und erklärt ihm freundlich, dass solche Geschenke wie
Gummibärchen legal sind:
„Onkel Heinz war der Bruder von Frau Kuppisch und wohnte auch in der
Sonnenallee-allerdings am langen Ende. Er wusste, was er als Westonkel seinen
Verwandten schuldig ist. „Guckt mal, was ich wieder geschmuggelt habe“, sagte
25 er immer zur Begrüßung mit gesenkter Stimme und Verschwörermiene. Was
Heinz mitbrachte, war grundsätzlich geschmuggelt. Er steckte sich Schokoriegel
in die Socken oder stopfte eine Tüte Gummibärchen in die Unterhose. Erwischt
wurde er nie. Aber an der Grenze bekam er jedesmal Schweißausbrüche. „Heinz,
das ist alles legal!“ hatte ihm Micha schon hundertmal erklärt. „Gummibärchen
darfst du!“ “(S 37)
Man weiß nicht genau, wo die Grenze steht. Einerseits haben wir den
unbekümmerten Ostjugendliche, andererseits haben wir den misstrauischen
West-Onkel. Die häufig willkürliche Anwendung des Gesetzes und das schwer
durchschaubare System sorgt für allgemeine Verunsicherung.
Schluss
Die Ernährungslage, die durch die Bücher Meine Freie Deutsche Jugend und
Sonnenallee geschildert wird, ist sehr ähnlich: kein Elend, keine Not im Osten
sondern ein begrenztes Angebot. Zwar ist das Angebot viel kleiner als im Westen
aber
die
Ernährungslage
ist
erträglich
und
besser
als
in
anderen
kommunistischen Ländern wie Rumänien oder Polen.
In diesen zwei Büchern bemerkt man zwei Aspekte der DDR: in Meine Freie
Deutsche Jugend entdeckt man die typischen DDR Nahrungsmittel, und in der
Sonnenallee schildert man einen Onkel aus dem Westen, der vermisste
Nahrungsmittel über die Grenze mitbringt.
In dem Mauerspringer ist die Situation verschieden, denn der Erzähler wohnt im
Westen. Das Angebot im Osten und Westen wird gelegentlich verglichen und
man sieht, dass es verschiedene Nahrungsmitteln gibt, aber es wird nicht gesagt
welches System das bessere Angebot hat.
Bezüglich der Gerüche ist der Mauerspringer relevanter als die zwei anderen.
Dies kann man erklären: der typische Geruch von der DDR prägt vor allem den
26 Besucher. Übrigens bemerken viele DDR Besucher diesen schlechten Geruch,
und keiner von den zwei DDR Erzähler beschwerten sich darüber. Die DDR
Bürger leben in diesem Duft und kennen nichts anderes.
c) das Ausland
Für das Thema Ausland habe ich einige Stellen aus dem Buch Irina Liebmann in
Berlin ausgewählt, wo sie den Wunsch äußert die DDR zu verlassen. Je mehr
man in dem Buch vorankommt, desto mehr ist ihr Wille wegzugehen. Erst will
sie nur ein wenig frische Luft schnappen aber in Berlin bleiben: „Hat sie schon
mal in einer Wohnung so wohl gefühlt wie in dieser hier, nein, hat sie nicht, nur
hier ist es schön, hier will sie bleiben, also doch sterben, wenn sterben nicht das
von vorhin ist, dass die Seele den Körper verlässt, irgendwie bin ich
durcheinander, denkt die Liebmann, ich koch mir noch einen Kaffee, und dann
geh ich raus an die Luft.“ (S. 13)
Dann will sie wirklich ihr Land verlassen: „Zombie, oh Zombie, sagt die
Liebmann in ihrer Küche laut, ein Gespenst geht um in Europa, und denkt,
Georg wäre durchaus zu vernachlässigen, wenn man wüsste, wie die Sache
weitergeht.
Jetzt, wo sie raus will, seit zwei Tagen. Raus hier.
Raus hier, denkt die Liebmann, wenn du rauswillst, mach dir einen Plan, wenn
du wegwillst, sind die Wege bekannt, und steht wieder vor diesem Regal voller
Zettel und dem Haufen Papier unterm Tisch.“(S 23) (…) „Raus hier, denkt sie
beim Pflastertreten, beim Treppensteigen, beim Kartoffelschälen, was machen
wir bloß, was machen wir bloß (…) (S 24)
Später im Buch stößt man wieder auf diese Besessenheit rauszugehen: „Die
Liebmann denkt nicht mehr: raus hier. Sie denkt, irgendwie muss man Pläne
machen, nachdenken, kaufen, verkaufen, Geld verdienen und irgendwie
weggehen.“ (S36)
„Ich will weg von hier.“ (S62)
27 Diese Wiederholung der Wörter „weg“ und „raus“ ergibt ein Unwohlsein. Hier ist
es nicht nur ein Wunsch zu reisen, sondern ein Drang die DDR zu verlassen. Sie
wird nie erwähnen, wohin sie gehen will.
Die DDR-Bürger empfinden oft den Drang ins Ausland zu gehen. Seit 1961, also
dem Mauerbau, ist es aber für sie gefährlich und fast unmöglich. Die Tatsache,
dass sie in diesem kommunistischen Land bleiben müssen, ist sicher der Grund
vom Ausland zu träumen. Die folgenden Zahlen der Flüchtlinge aus der DDR
zeigen die Unzufriedenheit der DDR-Bürger mit dem kommunistischen System:
Jahr
Über
Innerdeutsche
West-
und Ausland
Grenze Insgesamt:
Berlin
1949
1950
129 245
193 227
299 454
1951
197 788
165 648
1952
118 300
64 093
182 393
1953
305 737
25 653
331 390
1954
104 399
79 799
184 198
1955
153 693
99 177
252 870
1956
156 377
122 812
279 189
1957
129 579
132 043
261 622
1958
119 552
84 540
204 092
1959
90 862
53 055
143 917
1960
152 291
46 897
199 188
bis 13.08.1961
125 053
30 349
155 402
Gesamt
1 649 070 1 037 872
2 686 942
28 Die Mauer verhindert den Bevölkerungsschwund, aber erregt den Wunsch sie zu
überspringen.
Dies kann man auch im Buch Meine Freie Deutsche Jugend sehen, zum Beispiel
in der Novelle Prager Frühling. Da berichtet die Erzählerin von ihrer Reise nach
Prag, wo sie Freunde von ihren Eltern besuchte. Diese Reise hat sie sich zur
Jugendweihe gewünscht, denn ihre Eltern haben sie gefragt, ob sie „eine Feier
oder etwas anderes wollte“. Sie wollte lieber mit ihnen nach Prag fahren, als
irgendetwas anderes: keine Feier, keine Geschenke sondern eine Reise. „Ich
freute mich auf die Reise. Mit einem dicken Buch wartete ich die Zeit bis Prag
ab.“ (S55) Schon als kleines Mädchen zieht sie eine Reise einem anderen
Geschenk vor, wogegen viele andere Kinder ein Geschenk gewählt hätten. Die
Eltern haben Angst gehabt, nach Prag zu fahren. „Der Grenzübergang war fast
leer. Nur ein paar LKWs parkten am Rand. Meine Mutter kramte unsere
Personalausweise raus, und mein Vater drosselte das Tempo. Sie warfen sich
besorgte Blicke zu. Die Grenzer beugten sich und schauten ins Auto. Und dann
geschah etwas wirklich sehr Merkwürdiges: Sie winkten uns durch. Wir waren
alle drei fassungslos. “ (S55).
Der folgende Abschnitt im Text erklärt die
Verblüffung dieser drei DDR-Bürger: „Man muss das verstehen, im geeinten
Europa oder unter Nato-Nachbarn macht man so was aber in der DDR wurde
man an keiner Grenze durchgewunken. Auch nicht an dieser. Durchwinken gab
es einfach nicht in einem Land, wo seine Bürger hinter Stacheldraht gefangen
hielt.“ (S55) Am Ende dieses Erlebnisses sehen wir wie entlastet sie sich danach
fühlten: „Als wir außer Sichtweite waren, fuhr mein Vater sofort rechts ran. Wir
stiegen aus und meine Eltern atmeten tief durch. Erleichtert.“ (S56). Die Familie
hatte viel Glück, dass sie
die Grenze problemlos überqueren konnte, denn
obwohl die ČSSR das einzige Land war, in dem visafreier Reiseverkehr möglich
war, kannten sie DDR Bürger, die ohne Begründung zurückgewiesen worden
waren. Man muss sich vorstellen, dass reisen nur in die Ostländer möglich war.
Aber sogar in diesem Rahmen war der Übergang einer Grenze selten und
beeindruckend.
29 Früher hatte die Mutter ihrer Tochter versprochen, dass sie gemeinsam zu ihrer
Jugendweihe nach Paris fahren werden, weil die Erzählerin „ schon als kleines
Mädchen nur eins wollte: Französin werden.“ (S. 68) Aber dieses Versprechen
nach Frankreich zu gehen war nicht realisierbar: „Sie wusste schon, dass es nicht
stimmte, ich aber hatte keinen Grund, an ihrer Wörter zu zweifeln.“(S 68).
Diesen Traum, nach Frankreich zu fahren, wird sie erst nach dem Mauerfall
verwirklichen können.
Im Buch der Mauerspringer wird das Thema „Ausland“ aus einem anderen
Blickwinkel beschrieben, denn der Schriftsteller wohnte in Westberlin und hatte
das Recht in das Ausland zu gehen.
Seit 1949 gehören Westberlin und Ostberlin nicht mehr zu demselben Land,
Deutschland. Vielmehr entwickeln sich aus den beiden Teilen Deutschlands zwei
Gegensysteme: Kapitalismus-Kommunismus, Demokratie-Diktatur. Deswegen
können wir sagen, dass es sich bei Ostberlin für die Westberliner um Ausland
handelt.
In unserem Buch „der Mauerspringer“ wird das Thema Ausland durch die
zahlreichen Besuche des Erzählers in Ostberlin illustriert.
Wir sehen mit Hilfe der folgenden Stellen einige Unterschiede zwischen Westund Ostberlin.
„Der Neigung zum Wiedererkennen widersprach dem Eindruck, zu plötzlich auf
einem anderen Planeten gelandet zu sein. Das Leben dort war nicht nur der
äußeren Organisation nach verschieden; es gehorchte bis in die Reflexe hinein
einem anderen Gesetz, das durch den Hinweis auf den Unterschied der
Gesellschaftssysteme und ihres Entwicklungstempos zu rasch benannt war. In
New York würde ich mich besser zurechtfinden als in der halben Stadt, die fünf
Kilometer Luftlinie von meiner Wohnung entfernt war.“ (S. 14)
30 Der Satz „In New York würde ich mich besser zurechtfinden als in der halben
Stadt, die fünf Kilometer Luftlinie von meiner Wohnung entfernt war“ beweist,
dass die Mauer zwei unterschiedliche Gesellschaften erfolgreich trennte, die nur
noch die deutsche Sprache gemeinsam hatten und das Wort
„deutsche/
Deutschland“ in ihren Bezeichnungen DDR und BRD. Ihre geographische Nähe
spielt überhaupt keine Rolle mehr, denn sogar in New York würde er sich besser
zurechtfinden. Man sieht hier ein Paradox: New York ist weniger fremd als die
halbe Stadt Berlins.
Dieses andere Gesetz im ähnlichen Leben war den Bewohnern der Halbstadt
längst nicht mehr äußerlich. Es blieb auch bei denen in Kraft, denen der „Antrag
auf die Entlassung aus der Staatsbürgerschaft der DDR“ schon vor Jahren
quittiert worden war. Im politischen Meinungsaustausch trat dieses andere nur
oberflächlich zutage. Es sprach sich eher in Halbsätzen aus, in einer Geste, die
etwas ungesagt ließ, in einem Lachen an ungewohnter Stelle, in der Art, aus den
Augen
zu
schauen.
Nicht
nur
Redeweisen,
sondern
auch
bestimmte
Gesichtsfalten ließen sich in Deutschland den Himmelrichtungen zuordnen.“
(S14) Die Berliner Trennung bildet sich allmählich, weil jede Seite sein eigenes
Tempo hat. Je verschiedener sich die zwei Hälften entwickeln, desto mehr
Elemente gibt es, die eine deutliche Identität definieren werden.
Sogar die Sprache hat sich auseinander entwickelt aufgrund der deutschen
Teilung: „Redeweisen (…)ließen sich in Deutschland
den Himmelrichtungen
zuordnen “. (S. 14)
Peter Schneider hätte in der ganzen Welt reisen können, aber anstatt dessen
geht er immer wieder nach Ostberlin. Nach Ostberlin gehen scheint fremdartiger
als nach New York oder London zu gehen. Dies drückt sich im folgenden Beispiel
aus:
31 „Tatsächlich mag ich in Berlin, was diese Stadt von Hamburg, Frankfurt,
München unterscheidet: die Ruinenreste, in denen mannshohe Birken und
Sträucher Wurzeln geschlagen haben; die Einschußlöcher in den sandgrauen,
blassigen Fassaden, die vergilbten Werbegemälde an den Brandmauern, die von
Zigarettenmarken und Schnapssorten sprechen, die es längst nicht mehr gibt.
Manchmal erscheint am Nachmittag im einzigen Fenster einer solchen Mauer
das Gesicht eines Menschen über zwei Ellbogen, die auf ein Kissen gestützt sind,
ein Gesicht im Rahmen von ein paar zehntausend Ziegelsteinen – Berliner
Porträt.“ (S7)
Er mag diese Stadt, er fühlt sich von ihr angezogen: Ihn
fasziniert die
Atmosphäre dort, als wäre die Zeit stillgestanden und als ob man dem
vergangenen Krieg in den Mauerresten begegnet. Für ihn ist ein Besuch in
Ostberlin wie eine Zeitreise in die Vergangenheit: „die Einschußlöcher in den
sandgrauen,
blasigen
Fassaden,
die
vergilbten
Werbegemälde
an
den
Brandmauern, die von Zigarettenmarken und Schnapssorten sprechen.“ (S. 7)
Zusätzlich ist die Reise im Osten wie eine Reise in der Zeit. Die Mauer ist wie
eine Sperre, die die Evolution des Westen festhaltet. Das Tempo im Osten ist
langsamer als im Westen. Auf Grund dessen wird der Osten die Wurzel
Deutschlands besser aufbewahren. Vielleicht geht Peter Schneider in den Osten,
um seine Wurzeln wiederzufinden. An dieser Stelle finden wir ein typisches
Beispiel der Suche nach seiner persönlichen Identität.
Hier habe ich eine Stelle ausgewählt, an der es deutlich wird, dass sich die Westund Ostbürger nicht mehr zu einem Staat angehörig fühlen. Dies wird auch sehr
deutlich, während einer Diskussion zwischen zwei Freunden wo sich die
unterschiedliche Ausprägung der Staatszugehörigkeit wiederspiegelt.
„Die Mauer im Kopf einzureißen wird länger dauern, als irgendein Abriß
unternehmen für die sichtbare Mauer braucht. Pommerer und ich mögen uns
noch so weit in unseren Wünschen von unseren Staaten entfernen: wir können
32 nicht miteinander reden, ohne daß ein Staat aus uns spricht. Wenn ich ebenso
spontan auf Mehrheiten poche, wie Pommerer ihnen misstraut, erweisen wir uns
gleichermaßen als lernwillige Söhne des Systems, das uns erzogen hat. Die
besitzanzeigenden Fürwörter "ihr" und "wir", "bei uns" und "bei euch", die bei
jedem deutsch-deutschen Familientreff unterlaufen, sind nicht bloß die einfachen
Kürzel, die Staatsbezeichnungen ersparen. Sie bezeichnen eine Art der
Zugehörigkeit, die sich jenseits jeder politischen Option durchsetzt. Erst wenn
die beiden Gesprächspartner die Lektion aufgesagt haben, die sich hinter dem
Kürzel versteckt, kann ein Gespräch beginnen über ein Leben, das für jeden noch
hinter der Mauer liegt.“ (S 102)
Hier handelt es sich um die soziale Identität. Sogar während eines Gespräches
zwischen zwei Freunden sieht man den Einfluss der Gesellschaft in die Personen.
Schluss
Der Wunsch aus der DDR wegzugehen ist verschieden in den zwei ersten
Büchern: In Meine Freie Deutsche Jugend träumt die Erzählerin von Paris,
Frankreich, aber in „Irina Liebmann in Berlin“ will die Erzählerin unbedingt die
DDR verlassen. Einerseits haben wir einen Traum in eine Stadt zu fahren,
andererseits haben wir eine Besessenheit, das Land zu verlassen mit dem Wort
« raus », das ständig wiederholt wird.
Was im dritten Buch erstaunlich erscheint, ist, dass der Erzähler immer in die
DDR zurückkehrt, an den Ort, an dem die zwei anderen Erzählerinnen nicht
bleiben wollen. Dies kann man verstehen, denn er war nicht in der DDR
eingesperrt, und hat deswegen nicht unter dem alltäglichen Leben gelitten.
33 Gleichzeitig ist es für Peter Schneider eine exotische Reise und eine Sammlung
seiner historischen Wurzeln.
4.5
Schluss
In der Literatur der DDR widerspiegelt sich die Identität der Schriftsteller. Diese
Hypothese ist durch die Beispiele oben überprüft worden. Die befundenen
Ähnlichkeiten für jedes Thema beweisen, dass sich die allgemeine Gesellschaft
der DDR in der Identität dieser drei Schriftsteller widerspiegelt. Sie haben eine
ähnliche soziale Identität, weil sie von der DDR geprägt worden sind. Für Peter
Schneider ist es anders, da er in der BRD gewohnt hat. Dadurch hat er eine
westliche
soziale
Identität.
Trotz
der
unterschiedlichen
Alter,
und
Beschäftigungen der DDR Autoren haben wir mehrere Gemeinsamkeiten in den
Themen entdeckt, die die soziale Identität bestätigen.
Die Unterschiede, die erwähnt wurden, beweisen, dass jedes Individuum eine
persönliche Identität hat. Die Situation ist dieselbe für jeden, aber sie sind wegen
ihren Persönlichkeiten nicht durch dieselben Elemente geprägt worden.
Tatsächlich haben sie ähnliche Situationen anders erlebt. Dies zeigt, dass trotz
des hohen Zwangs, der vom System durchgesetzt wurde, die Persönlichkeit jedes
Individuums nicht komplett verändert werden kann. Ich denke, dass das
Schreiben den Schriftstellern erlaubt hat, ihre Persönlichkeit zu behalten und zu
entwickeln.
Unsere Identität ist aus diesen zwei Facetten gebildet : die persönliche Identität
und die soziale Identität. Aber die Grenze zwischen beiden Facetten ist schwer
zu definieren, weil sie sehr eng verbunden sind und weil unsere Identität auf
beiden aufgebaut ist. Darüber fragt sich Peter Schneider « Wo hört ein Staat auf
und wo fängt ein Ich an? » (S. 116) Hier entspricht dem « Staat » die soziale
Identität und dem « Ich » die persönliche Identität. Um diese Frage zu
beantworten, muss man sich vorstellen, wie einer wäre, wenn er in einem
34 anderen Land gelebt hätte. Deswegen ist es unmöglich, eine genaue Antwort zu
finden.
Die Gesellschaft hat die Identität der Schriftsteller stark beeinflusst, doch hat
die soziale Identität dieser Schriftsteller die Oberhand über ihre persönliche
Identität nicht gewonnen. Dank der Stärke ihrer personlichen Identität, haben
sie einen kritischen Blick auf die DDR geben können.
Die Anekdoten von den Mauernspringern, die wir im Buch von Peter Schneider
lesen dürfen, zeigen alle dasselbe : diese Mauerspringer fühlen sich weder im
Osten noch im Westen wohl. Zum Beispiel für Bolle ist sein Platz auf der Grenze:
«Misstrauisch geworden gegen die hastig ergriffene Identität, die ihm die beiden
Staaten anbieten, findet er seinen Ort nur noch auf der Grenze.» (S 22)
Ich denke, dass der Erzähler auch ein « Mauerspringer » ist, obwohl er die Mauer
nicht illegal überschritten hat. Diese Geschichten sind ein Mittel, seinem Drang
in den Osten zu gehen, auf eine spektakuläre Art zu beschreiben. In dem
folgenden
Abschnitt
sehen
wir,
dass
Peter
Schneider
sich
in
diesem
Mauerspringer identifiziert: « In dem Gespräch mit Robert ist klarer geworden,
was ich suche : die Geschichte eines Mannes, der sein Ich verliert und anfängt,
niemand zu werden. An seiner Verkettung von Umständen, die mir noch
unbekannt sind, wird er zum Grenzgänger zwischen beiden deutschen Staaten.»
(S22).
Die Identität von Peter Schneider ist keine DDR-Bürger Identität. Tatsächlich
haben die Leute dort eine andere Identität als er, aber er sucht in diesen Leuten
eine Identität, die in ihm die deutsche Einheit des Volkes vor dem Krieg wecken.
Die Kindheit von Claudia Rusch ist von der Stasi geprägt worden. Diese PolizeiPräzens im Leben des kleinen Mädchens, zum Beispiel wenn Claudia Rusch und
ihre Mutter verfolgt werden, zeigt diese übermässige Überwachung der DDR
Bürger. Diese Schattenenseite der DDR Gesellschaft ist, meiner Meinung nach,
35 ein Hindernis für den Aufbau einer Identität, weil die Identität sollte sich durch
eine harmonisches Gefühl ausdrücken. Claudia Rusch indentifiziert sich nicht
mit diesen dunklen Aspekten der DDR.
Man kann aber durch die zwei anderen Aspeckte der DDR, die ich bearbeitet
habe, ihre Identität sehen. Für das Thema Nahrungsmittel und Gerüche kann
man von ihrer sozialen und ihrer persönlichen Identität sprechen, zum Beispiel
bei der Anekdote vom Hummer. Dieses komische Ereignis illustriert gleichzeitig
die Nahrungsmittel, die es im Osten nicht gab, (das würde zur sozialer Identität
gehören), und auch eine gute Erinnerung, die ihr eigen ist (dies zeigt die
personliche Identität).
Hier sehen wir noch, wie verzweigt die beiden
Identitäten sind : die erste Identität würde ohne die andere nicht bestehen.
Die Identität von Claudia Rusch zeigt sich auch im Thema « Ausland ». Die
Tatsache, dass sie die Lust ins Ausland zu fahren verspürt, ist sicher die Folge
der Einsperrung der DDR Bürger im Ostblock. Aber ihre Art davon zu träumen
und die Orte von denen sie träumt, sind ihr persönlich. Die zwei Facetten der
Identität sind hier nochmals kombiniert.
Im Buch « die Sonnenallee » wird die pershönliche Identität von Micha durch
seine Musik ausgedrückt. Er verbringt seine Zeit mit seinen Freunden, sie
streunen
draussen,
hören
Musik
und
baggern
Mädchen
an.
Diese
Beschäftigungen scheinen gewöhnlich für Jugendliche in seinem Alter. Bis hier
handelt es sich nicht um eine spezifische DDR Identität. Aber ich denke, dass sie
nicht so viel Freude gehabt hätten,
verbotene Musik zu hören, wenn sie im
Osten erlaubt gewesen wäre. Sie spielen mit der Grenze die ihnen gegeben ist.
Dieses
Prinzip
ist
selbstverständlich
für
alle
Jugendliche,
aber
die
Einschränkungen und die Lage hier sind typische Aspeckte der DDR. Darum
kann man auch von sozialer Identität sprechen.
36 Im Buch In Berlin von Irina Liebmann sind auch beide Facetten der Identität zu
spüren. Man kann sogar von einer Zweideutigkeit sprechen. Auf der einen Seite
möchte die Autorin, um sich selber zu werden, aus der DDR gehen. Oft kommt
wie ein Refrain, der Ausdruck « raus » oder « raus hier » vor. Auf der anderen
Seite aber ist die Identität von Irina Liebmann stark vom Leben mit Mitbürgern
geprägt, zum Beispiel in den Kneipen. Das Kapitel « Das bunte Café » illustriert
diese Gemütlichkeit. Sie scheint sich mit ihren Freunden wohl zu fühlen, auch
wenn es sich im Gespräch um das Rausgehen handelt. Sie möchte ihre
persönliche Identität besser im Westen verwirklichen, ist aber doch sehr von
ihrem sozialen Netz geprägt.
In jedem Buch habe ich beide Facetten der Identität gezeigt. Darum können wir
von einer Widerspiegelung der Identität der Schriftsteller in der DDR Literatur
sprechen. Es bleibt doch für mich die Frage, ob das totalitäre System unter dem
sie gelebt haben der Grund dafür ist, dass ihre Identität so stark in den Büchern
erscheint? Hätten sie im Westen gelebt, hätten sie vielleicht den Zwang nicht
gehabt, ihre Gesellschaft und sich selbst so stark durch ihre Literatur zu
beschreiben?
37 5. Fünfter Teil : Schlussgedanke
In diesem Teil werde ich mich für die Folgen der DDR auf das alltägliche Leben
in Deutschland interessieren. Dafür habe ich mich drei Wochen in Deutschland
aufgehalten, um mich mit den Leuten zu unterhalten. Von diesem Aufenthalt
habe ich mehrere Erfahrungen von Deutschen gehört und werde damit meine
Schlussgedanken
ergänzen.
Ein
aktueller
Artikel
„Ostdeutsche
in
Westdeutschland“ mit mehreren Aussagen habe ich auch benutzt, um diesen Teil
zu bereichern.
Die Mauer ist vor 20 Jahren gefallen. Nach über 20 Jahren Mauerfall möchte ich
eine Bilanz ziehen. Dazu ein kurzer Rückblick:
9.-10. November 1989 : Die DDR Bürger wurden von den Westberlinern mit
offenen Armen empfangen. Unbekannte fallen sich in die Arme. Das Ereignis
des Mauerfalls wird auf
Journalisten
der ganzen Welt im Fernsehen
übertragen. Die
beschreiben den gewaltlosen Zusammenbruch der DDR als ein
Symbol für den Frieden, für die Rückkehr der Freiheit und der Einheit des
deutschen Volkes.
Aber die Begeisterung vom 9. November ist leider mit der Zeit verblasst.
Vielmehr sprechen heute viele Ossis von „der schönen alten Zeit“ und trauern der
DDR nach: Dort gab es keine Arbeitslosigkeit, Ferien, Gleichheit zwischen
Männern und Frauen, gesicherte Wohnungen. Der Begriff „Ostalgie“ ist zum
Synonym für dieses Phänomen geworden. Die Ostalgie (der Begriff ist
zusammengesetzt aus den Wörtern Ost und Nostalgie) bezeichnet die Verklärung
des täglichen Lebens in der ehemaligen DDR. Die Existenz der „Ostalgie" wurde
festgestellt durch eine
vom Institut Emnid für die Berliner Zeitung
durchgeführte Umfrage unter Ostdeutschen. Die Ostalgie entstand unter
anderem
durch
den
Identitätsverlust
der
DDR-
Bürger
nach
dem
Zusammenbruch der DDR im Jahr 1989. Kann man diese Nostalgie in der
Literatur nach 1989 feststellen?
38 Als die DDR Bürger unter dem Kommunismus lebten war der Westen für sie das
gelobte Land. Der Ausdruck „das Gras auf der anderen Seite ist immer grüner“
beschreibt dieses Gefühl sehr gut. Nach dem Mauerfall sind viele Ostdeutsche in
den Westen umgezogen. Sie hofften, dass das Leben dort besser wäre. Heute,
zwanzig Jahren nach der Wiedervereinigung haben viele ehemalige DDR Bürger
Heimweh und wollen in dem Osten zurückkehren. Dort mangelt es aber an
Arbeitplätze. Die folgenden Zahlen beweisen dieses Phänomen: „ 32 Prozent der
seit 1990 nach Westdeutschland abgewanderten Ostdeutschen sind wieder in
ihre Heimat gezogen. Mehr als die Hälfte derer, die noch im Westen sind, wollen
wieder in die neuen Länder zurück.“ (aus einer Auswertung von Daten des
Sozioökonomischen Panels). Sie hatten die Schattenseiten des Kapitalismus
nicht gesehen. Im Gegensatz dazu sehen mehrere Ostdeutschen heute die
Vorteile des Ostens.
Wenn man die aktuelle Lage Deutschlands nicht aus der Nähe kennt, könnte
man sich nicht vorstellen, dass es so viele Unterschiede zwischen Ost und West
gibt. Diese Zeugen decken die verschiedene Charakteren auf: „Im Westen ist da
immer dieses Konkurrenzdenken, diese Ellbogenmentalität zwischen den
Kollegen.“. Man spricht auch von der individualistischen Mentalität der
Menschen im Westen. Im Gegensatz wird die Mentalität in Ostdeutschland als
offener und ehrlicher beschrieben; der Zusammenhalt sei stärker. Diese
Unterschiede in der Denkweise kommen daraus, dass beide Teile Deutschlands
durch ihren Alltag anders geprägt worden sind. Aber zeigen sich diese
Unterschiede in der Literatur noch heute? Es wäre interessant, dies in der
heutigen Literatur zu erweitern.
„Die
Mauer
im
Kopf
einzureißen
wird
länger
dauern,
als
irgendein
Abrissunternehmen für die sichtbare Mauer braucht“ schrieb prophetisch Peter
Schneider, der Autor des Buches der Mauerspringer vor über einem Jahrzehnt.
Das heißt, dass die Mauer noch in den Köpfen existiert. Tatsächlich kann man
39 noch nicht wirklich von einer gemeinsamen deutschen Identität sprechen. Ich
habe versucht, auf die folgenden Fragen zu antworten, oder vielmehr über diese
nachzudenken. Wie viel Zeit braucht man noch, diese Grenze komplett aus den
Köpfen auszulöschen? Was kann man konkret beitragen, um eine gemeinsame
deutsche Identität zu schaffen?
Meiner Meinung nach bleibt noch viel zu tun. Die Generationen, die in der DDR
gelebt haben, werden die Grenze sicherlich nie völlig vergessen. Nur die
Generationen, die nach der Wende oder kurz davor geboren wurden, werden eine
ähnliche Identität wieder aufbauen können.
Die Schwierigkeit, eine gemeinsame deutsche Identität zu schaffen besteht auch
darin, dass die Wessis den Kommunismus nicht erlebt haben. Sie wissen wenig
über die DDR. Um die Informationsdefizite zu beheben
könnte man
Filmaufführungen einsetzen, wie zum Beispiel “Good bye Lenin„ oder “das Leben
der anderen“. Meiner Meinung nach wäre es auch sehr sinnvoll Bücher zu
fördern, um mehr über die Geschichte der Ossis zu erfahren. Darüber hinaus
könnten auch Zeitzeugenberichte in den Schulen dazu dienen, die Geschichte für
Jugendliche lebendiger zu machen.
Mit den Vorurteilen hat man auch heute noch viel zu kämpfen: Die Ossis finden
die Wessis oft arrogant. Die Wessis verachten ohne guten Grund die Ossis und
wollen deswegen eher nicht im Osten studieren. Tatsächlich ist also der Osten
immer noch weniger angesehen und auch wirtschaftlich weniger entwickelt.
Man braucht sicherlich auch etwas Geduld, denn mit der Zeit werden sich Ostund Westdeutschland ganz von selber aufeinander bewegen und sich angleichen,
denn vor der deutschen Teilung verbindet sie eine langjährige Vergangenheit.
40 6. Bibliografie
-Meine Freie Deutsche Jugend, Claudia Rusch, Fischer Taschenbuch Verlag,
ISBN 978-3-596-15986-4
-Der Mauerspringer, Peter Schneider, Rowohlt,
ISBN-13: 978-3-499-13532-3
-In Berlin, Irina Liebmann, Berliner Taschenbuch Verlag ISBN 33-442-76059-3
-Am kürzeren Ende der Sonnenallee, Thomas Brussig, Easy Readers, ISBN: 97887-23-90391-4
- Grundwissen DDR kompakt. Berlin: DDR Museum Verlag, 2009. ISBN 978-3939801-03-0
- Die heile Welt der Diktatur. Alltag und Herrschaft in der DDR 1971-1989.
Berlin: Ch. Links, 1998. ISBN 3-86153-157-7
-Le Mur de Berlin Petites & Grandes Histoires, Bernard Brigouleix, éditions
Alphée EAN: 978 2 7538 04852
41 - «Wende » und « Einheit » im Spiegel der deutschsprachigen Literatur, von
Frank Thomas
-Grub, Walter de Gruyter, Berlin, 2003
- «Sie machen wieder rüber », Der Bund, Donnerstag, 9. September 2010
- Deutsche Demokratische Republik, Wikipedia,
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Demokratische_Republik
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