Review Graupner/SJ Racing Micro Magic Best. Nr.

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Review Graupner/SJ Racing Micro Magic Best. Nr.
Review Graupner/SJ Racing Micro Magic Best. Nr.
Vergleich mit Vorgängerversion, Bauhinweise, Ausblick
Bau und Test durch R. Bohnenberger
2014 Text + Bilder Copyright R. Bohnenberger
Der Bericht über den neuen Micro Magic Bausatz # 2014.V2 Stand Dezember 2014 enthält zunächst eine Untersuchung der Einzelteile und des zusammengebauten Bootes und wo angebracht einen Vergleich mit der Vorgängerversion. Danach folgen einige Besonderheiten der neuen Version, die man beim Zusammenbau beachten sollte. Vor allem
die Verklebung von Rumpf und Deck sollte gut vorbereitet sein. Am Ende stehen eine Zusammenfassung der Beobachtungen, ein Fazit und noch einige Gedanken zur Frage „Quo vadis Micro Magic?“
Ich gebe mir Mühe, den Bericht etwas zu strukturieren. Die einzelnen Bereiche sollten jeweils zuerst mit der Darstellung von Fakten beginnen. Ich versuche, meine persönlichen und subjektiven Kommentare dann jeweils erst am Ende
eines Abschnitts loszuwerden – auch wenn es manchmal schwer fällt.
Rumpf:
Ich hatte zum Vergleich noch einen alten Rumpf hier. Das neue ABS fühlt sich härter an und sieht etwas gelbstichig
aus. Wandstärke am Heck ist mit dem Messschieber gemessen 1,1 mm (alt 1,0),
in der Mitte 0,8 mm (alt 0,7) und
minimal an der Bugkante, wo vorher auch mal Risse entstanden sind jetzt 0,7 mm statt <0,3 mm.
Gewicht neu ist 105,8 Gramm, alt 95,1 g.
Markierungen oder Bohrungen für den Ruderkoker gibt es nicht. Die umlaufende Kante ist sauber abgeschnitten. Sehr
bemerkenswert: Der neue Rumpf ist deutlich länger, als der alte. Ich habe mal versucht, das mit Bildern darzustellen…
Picture #1 außen neu, innen alt
Picture #2
Picture #3
Am Heck sind das ca. + 6mm, am Bug auch nochmal 1 bis 2 mm.
Die Nase oder besser die Bugunterkante auf Höhe der KWL ist beim neuen Rumpf ziemlich dick, ca. 4,5 mm statt
vorher schlanke 2,5 mm.
Picture #4 neu
Picture #5 alt
Dann ist mir aufgefallen, dass der alte Rumpf irgendwie fetter als der neue aussieht. Deshalb ein paar weitere Untersuchungen, die Bilder sprechen für sich:
Picture #6 links alt
Picture #8 18 cm alt
Picture #10 neu
Picture #7 17 cm neu
Picture #9 Rumpfkontour
Picture #11 alt
Picture #12 Differenz ca. 5 mm
Deck:
Das Material ist eher etwas dünner als beim alten Boot, 1,0 mm beim neuen, 1,1 mm beim alten.
Die Abmessungen sind identisch. Es sind einige Verstärkungen bereits eingeklebt. Markierungen oder Bohrungen für
die Achterstagbefestigung und den Ruderkoker gibt es nicht.
Picture #13 Deck achtern
Picture #14 Deck
Kiel/Masttasche
Die Klebeflächen an Vorder- und Hinterkante sind jetzt etwas größer ausgeführt. Das Teil liegt fertig verklebt im Baukasten. Ebenfalls eingeklebt ist die Auflage für das Servobrett - allerdings für kompakte Segelservos vielleicht etwas
hoch und nur mit ein paar Tropfen Sekundenkleber.
Nach einer leichten Kürzung passt die Kiel/Masttasche sauber und ohne Druck auf die als Gegenpart vorgesehene
Ausbuchtung im Deck. Der Mast steht relativ locker in der Masttasche. Der Kiel ist ohne Kraftaufwand sehr leicht
einschiebbar.
Picture # 15 Kiel/Masttasche mit Servobrettauflage
Picture #16 Anpassung
Picture #17 auf Deck gelegt
Picture #18 Ersatz-Servobrett an Kiel/Masttasche
Picture #19 Höhenproblem
Zusammenbau Rumpf, Deck, Kiel/Masttasche
Das habe ich an diese Stelle erst mal nur provisorisch gemacht, um zu sehen, wie die Teile zusammenpassen.
An der Rumpfkante vorne muss nichts mehr nachgearbeitet werden. Der Abstand Masttasche Bugvorderkante passt
auf Anhieb. Am Heck ergibt sich ein großer Überstand und vor allem da, wo die beiden seitlichen Ecken des Decks
auf dem Rumpf liegen, muss angepasst werden.
Das Deck sträubt sich geradezu, auf ganzer Länge auf dem Rumpf aufzuliegen. Da helfen nur viele Streifen Tape in
kurzen Abständen. Der Rumpf liegt nicht von sich aus an der Außenkante des Decks an. Hier muss später beim Verkleben irgendwie nachgeholfen werden.
Picture #20 Bugbereich
Picture #21 Überhang am Heck
Picture # 22 Spalt zwischen Rumpf und Deck
Kommentar zum Komplex Rumpf/Deck
Es ist sehr zu begrüßen, dass die Schwachstelle im vorderen Bereich des Rumpfes jetzt verstärkt wurde. Inzwischen
weiß ich doch von einigen Booten, die an der Stelle gebrochen sind. Auch mein eigenes, Seakrait, ist in Spanien fast
abgesoffen. Dieses Problemchen und seine Behebung habe ich mal fotografiert und reiche es bei Gelegenheit im entsprechenden Thread nach. Im Moment ist das hier wichtiger.
Ob es dafür nötig war, gleich den gesamten Rumpf ein Zehntel dicker zu machen, kann ich nicht beurteilen. Gute 10
Gramm Zusatzgewicht alleine am Rumpf sind aber schon ein Wort. Und später wird noch mehr kommen…
Die zusätzliche Länge ist mir ein großes Rätsel. Ich werde das achtern erst mal nicht wegschneiden und nach dem
Verkleben versuchen, die Gesamtlänge und die Länge KWL exakt nachzumessen. Mal sehen, ob das unbearbeitet
noch klassenkonform ist.
Am Mittelspant des neuen Rumpfes fehlen ca. 5mm Umfang. Das ist ja auch keine Kleinigkeit.
Als Resultat unserer früheren Regeldiskussionen über die eventuelle Zulassung alternativer Rumpfhersteller haben wir
ja inzwischen Rumpfschablonen, z.B. die von Frank Campsen. Wird interessant sein zu sehen, welcher Spalt sich da
bzw. auf der ganzen Länge ergibt. Noch interessanter wird sein, wie sich das auf die Segeleigenschaften auswirkt.
Die am Deck eingeklebten Verstärkungen im Heckbereich machen das Leben vielleicht für einen kurzen Moment einfacher. Die Längsversteifung vom Bug zum Mast ist ein weiterer Punkt, der gegen die Risse vorbeugt. Die Wantenverstärkungen halte ich schlicht für überflüssig, da man mit dem mitgelieferten Mast keine Wanten braucht.
Ob man bei einem Bausatz solche einfachen Zusatzarbeiten mit in die Herstellkosten nehmen muss, auch wenn’s bestimmt nicht viel ist, weiß ich nicht.
Die Verklebung der Kiel-/Masttasche ab Werk verhindert mit Sicherheit das ein oder andere Desaster. Die eingeklebte
Servobrettauflage ist für den Profi eher störend.
Im Zusammenbau machen sich dann die fehlenden Millimeter am Rumpfumfang und die Steifigkeit des neuen Materials bemerkbar. Es wird schwer werden, beides im weiteren Verlauf anständig und ohne Wellen zu verkleben.
Ruder
Im Baukasten liegt ein Racing Ruder mit sehr scharfer Vorderkante. Die Steifigkeit ist ok. Der Ruderschaft hat eine
Abflachung für die Befestigungsschraube.
Picture #23 Ruderprofil
Picture #24 Ruderschaft
Kiel
Ein verschiebbarer Racing Kiel mit ebenfalls sehr scharfer Vorderkante, guter Steifigkeit und sehr scharfer Hinterkante (hier ist das gut) ist im Baukasten. An den Einstellklötzen ist nur wenig Nacharbeit erforderlich.
Picture #25 Racing Kiel
Picture #26 Kiel Vorderkante
Kielblei
Das neue Blei ist ein kleines Pummelchen, 8mm kürzer, als die zusammen mit der Racing ausgelieferten Bomben. Das
Gewicht ist mit 366 Gramm annähernd gleich (einige Gramm Toleranz waren hier bisher durchaus möglich; das alte
Vergleichsblei ist das leichteste, das ich je bekommen habe)
Picture #27 Kielblei im Vergleich
Kommentar zu den Anhängen Ruder, Kiel, Blei
Das ist jetzt schwierig, weil ich einigermaßen sprachlos bin. Auf den Bildern einiger bereits gezeigter RFH-Versionen
waren offensichtlich Ruder und Finne der Classik (MK1) MM dargestellt. Es ist bekannt und wurde auch Graupner
gegenüber mitgeteilt, dass in der Regattaszene überwiegend die MK 1 Anhänge gefahren werden. Ich weiß von
Graupner direkt, dass gerade die Werkzeuge für Ruder und Finne auch zu Verzögerungen im Ablauf geführt haben.
Man könnte nun eine Menge Spekulationen anstellen, angefangen mit „nicht zuhören“ über „besser wissen“ bis hin zu
„Reste entsorgen“, aber das will ich gar nicht machen. Vielleicht liegen in dem Vorserienkit ja einfach nur die falschen bzw. alte Teile. Kein Mensch würde doch in neue Werkzeuge investieren und dann die hinlänglich bekannten
Fehler der alten Version genauso wieder kopieren.
Segel
Die Segel sind aus hübschem weißem Material gemacht, das ähnlich strukturiert aber deutlich dicker und steifer als
Icarex ist. Wie sich das in der Praxis verhält, wird sich zeigen.
Groß
Das Segel ist oben um 1,5 cm gegenüber dem alten Vorliek gekürzt. Das ist der neueste Trend, nimmt etwas Zappeligkeit aus dem Boot.
Unten fehlen am Vorliek 2 cm, da ein schräges Stück ausgespart ist. Damit kann man das Segel etwas tiefer auf den
Baum ziehen, wenn man den Original Baumbeschlag mit Niederdrücker oben fährt.
Bei Verwendung eines eher flachen Radialbeschlages aus dem Zubehör, fehlt an diese Stelle vermutlich etwas Segelfläche.
Das Groß hat keine Vorlieksrundung. Es gibt keine Verstärkungsaufkleber an den Stellen, wo üblicherweise die Löcher für die Mastbefestigung gesetzt werden.
Picture #28 Großsegel alt (orange) vs neu
Picture
#29 Großsegel
Die Verarbeitung/Verklebung des Segels im Vorlieksbereich ist schlecht. Etwas kritischer könnte man auch sagen, das
Segel hätte man besser in die Ausschusskiste sortiert.
Picture #30 Verarbeitung Großsegel
Achtung: Im Vorliek gibt es die Andeutung von Löchern, die aber nicht
ganz durch den Stoff gehen, vermutlich von einer Bau- oder Verklebehilfe. Diese Löcher sollte man nicht aus Versehen als Markierung für die
Mastbefestigung nutzen. Dafür sind sie zu weit von der Vorderkante des
Segels entfernt.
Picture #31 Großsegel angedeutetes Loch im Vorliek
Fock
Die Fock hat ein gerades Vorliek. Die Taschen für’s Vorstag sind sauber und in einheitlicher Größe angebracht. Im
Top ist das Segel um ca. 18 mm kürzer, als die Maximalschablone. Am Segelhals ist eine leichte Abschrägung. Die
Verarbeitung ist gut.
Picture #32 Fock
Picture #33 Fock, Kürzung am Kopf
Picture #34 Fock, Abschrägung am Hals
Mast
Hier kommt noch eine Überraschung. Der Mast besteht aus einem pultrudierten 5/4 mm Kohlerohr in einer Länge von
80,5 cm. Darüber ist zusätzlich ein 6/5 mm Kohlerohr geschoben, das eine Länge von 66 cm hat. Ich dachte erst, die
beiden Rohre wären verklebt. Mit leichtem Verdrehen ließ sich das aber lösen. Die Rohre passen saugend ineinander
und wiegen beide zusammen 20,7 Gramm.
Zum Vergleich: Ein Skyshark II 2P, der häufig auf MMi-Booten gefahren wird, wiegt auf 82,5 cm 9,9 Gramm. Ein
Graupner 6/5 Rohr, das etwas steifer und damit nach meiner Meinung eher für deutsche Boote/schwere Kiele geeignet
ist, wiegt auf einen Meter 15,5 Gramm (80 cm 12,4g).
Picture #35 Mast aus 2 Rohren
Kommentar zu Segel/Mast
Da sind gute Ansätze zur Modernisierung und Verbesserung des Segelschnittes drin. Wenn die Fehler noch korrigiert
werden, könnte man positiv formulieren, dass der Anwendungsbereich für den Hobbysegler etwas nach oben, also für
stärkeren Wind, erweitert wurde. Für diese Formulierung muss man -zumindest zum aktuellen Zeitpunkt- aber schon
die rosa Brille aufsetzen.
Bei den Baukästen aus Deutschland hatte man schon viel Pech, wenn ein Segel mal nicht ganz so gut war. Jetzt bekommen wir offensichtlich die häufig gesehene Fernost Billigware.
Ich hoffe, dass wenigstens die Verarbeitung auf ein akzeptables Niveau gebracht werden kann und das Groß noch eine
Kurve am Vorliek erhalten wird. Ich gehe mal nicht davon aus, dass die wegen des Doppelmastes absichtlich weggelassen wurde.
Die Tuningsegelmacher werden sich freuen. Auch ein ambitionierter Hobbysegler in einem typischen Schwachwindrevier, wird nun eher mal in ein besseres Segel investieren. Ich erlaube mir dieses Urteil jetzt schon mal ohne eine
Testfahrt gemacht zu haben – zumal diese mit dem vorliegenden Großsegel sowieso wenig Sinn machen wird.
Sonstige Teile
Die Kleinteile sind in verschiedenen Plastikbeutelchen verpackt, die jeweils Aufkleber mit den Teilenummern enthalten. Die Teile für den Innenausbau sind aus Holz. Das sah bei den verschiedenen gezeigten RFH Versionen noch ganz
anders aus und wirft eventuell ähnliche Fragen auf, wie weiter oben schon mal.
Die Bäume haben ca. 0,5 mm mehr Wandstärke, als im alten Baukasten, Großbaum jetzt 6/4,5, Fockbaum 4/2,4. Gute
Sache finde ich. Vorher hat man auch mal beim Aufsetzen der Clipse einen Riss in der Kohle verursacht. Der Ruderkoker hat einen Innendurchmesser von 3,2 mm, zumindest auf der sauber abgeschnittenen Seite. Wer Zeit und eine
Bezugsquelle hat, kann schon mal vorab versuchen Messingrohr in 4/3,05 zu kaufen. Gibt’s z.B. bei Graupner. Das
reduziert das Spiel des Ruders deutlich und ist eigentlich auch ein altes Thema.
Zur Anlenkung des Ruders liegen die Teile für die Zugseile bei. Schubstange und Gummibalg der RFH-Version sind
nicht im Kasten. Ich habe auch keine Hinweise auf die außenliegende Großschottrimmung gefunden. Auf den ersten
Blick sieht es sogar so aus, dass der Bauplan und auch die Anleitung noch irgendeinen Stand der deutschen Fertigung
haben. Lediglich Formalien wie Firmierung und Name -V2, wurden angepasst. Der Bauplan zeigt die Seilzugsteuerung, die Anleitung die Stangenlösung… die neuen Segelumrisse, Wandstärken von Bäumen und Mast sind nicht eingearbeitet. Mit der Anwendung des Doppelrohres wird der Erbauer komplett allein gelassen.
Da hat wohl die Zeit nicht ausgereicht und zwei Jahre gehen manchmal vorbei wie im Flug .
Viel Kritik, aber kann uns das bisher gesehene davon abhalten, eine MM zusammenzubauen?
Ich denke nein.
Mit etwas Bauchschmerzen wegen der Form des Rumpfes geht es also demnächst hier weiter.
Nachtrag zur Rumpfgröße usw
Das Boot ist inzwischen fertig und auch schon gesegelt. Weil doch ziemlich viele Fragen und Vermutungen zur Länge
des Rumpfes bei mir ankommen, habe ich das etwas genauer ausgemessen. Hier erst mal nur vorab das Ergebnis und
zwei erklärende Fotos.
Gesamtlänge
KWL
Mitte Steven
Unterhalb Deck
Neu
536 mm
./. 12mm = 524mm
./. 5mm = 531mm
./. 1,5mm = 534,5 mm
Alt
530 mm
./. 10mm = 520 mm
./. 4,5mm = 525,5 mm
./. 2,8mm= 527,2 mm
Der Steven des neuen Bootes ist mit 7° etwas flacher als der alte (4,5°). Deshalb muss man die Gesamtlänge etwas
mehr reduzieren, um zur Länge KWL zu kommen.
Bild 36 Messaufbau Rumpflänge
Bild 37 Messaufbau Rumpflänge am Bug
Das fertige Boot
Ich denke, das fertige Boot und das Segelverhalten interessieren aktuell mehr, als die Details des Zusammenbaues.
Deshalb die weiteren Berichte in dieser Reihenfolge…
Rumpf
Wie schon mehrfach besprochen weicht der Rumpf doch etwas vom alten ab. Wenn man den Hecküberstand nicht
kürzt, ist er mit 536 mm um 6mm länger als der alte. Die KWL ist mit 524mm 4mm länger als beim alten Rumpf.
Wenn man die 5mm Hecküberstand abschneidet ist hier annähernd Gleichstand. Denn Messaufbau habe ich weiter
oben schon gezeigt.
Picture 38 Rumpflänge, Überschuss am
Heck dargestellt
Picture 39 Rumpflänge, Überschuss am
Bug dargestellt
Aber es gibt noch mehr Unterschiede. Die Kielmasttasche beim neuen Boot ist 1,5mm kürzer als vorher und am Mittelspant fehlen 5mm Umfang. Sofern ich die Formel für den Kreisumfang noch recht in Erinnerung habe, passt das gut
zusammen und sieht ja schon fast wie beabsichtigt aus.
Die umlaufende Kante am Rumpf ist aber deutlich schmaler als vorher. Wenn man den Rumpf trotzdem bündig an die
Deckskante klebt, ist er direkt unterhalb des Decks etwa 3,5 mm breiter, als der alte. Das fehlt dann natürlich unten.
Und wenn man dann das Profil der Rumpfunterkante (beim Surfbrett hieß das Rocker) mit dem alten vergleicht, sieht
man, dass das neue etwas flacher verläuft und dadurch auch das Ruder etwas steiler steht. Das Alu-Profil ist übrigens
von Gerard P. aus NL.
Picture 40 Rumpfprofil, Winkel des Ruders
Das Deck wird durch das fehlende Material am Rumpf beim Verkleben deutlich nach unten gebogen. Der Steven ist
beim neuen Boot etwas schräger, als beim alten.
Picture 41 Deckswölbung
Picture 42 Steven Winkel, links neu
Wir haben also mehr Länge im Heckbereich, weniger Volumen aber mehr maximale Breite mittschiffs und einen etwas flacheren Verlauf des Unterwasserschiffs. Eine flacher angewinkelte Bugform mit etwas dickerer Nase und ein
dynamisch gewölbtes Deck.
Kiel
Ich habe das Blei etwas geklopft, vorne rund, hinten spitz. Es ist dadurch nur einen Millimeter länger geworden. Ohne
Zusatzblei ergab sich ein Gesamtgewicht des Kiels incl. der zwei Distanzen für die mittlere Position von 410 Gramm.
Picture 43 Kiel, noch unlackiert
Rigg
Ich habe die Mastrohre nicht verklebt sondern das 6mm Rohr ganz nach unten geschoben und oben noch ein Stück
Skyshark darüber gesetzt, um die richtige Höhe für die Fockaufhängung zu bekommen. Mit der dargestellten Anordnung und dem kleinen Ausschnitt am Vorliek kommt das Groß relativ tief auf’s Deck. Mit einer Drahtbefestigung am
Schothorn, die nicht so hoch aufbaut, wie die Originalklemme, könnte man noch einige Millimeter gewinnen. Die
Befestigung der Schoten weicht vom Original ab, damit auch andere Riggs von mir montierbar sind.
Picture 45 Segel Profile
Picture 44 Boot
Die Segel stehen zunächst mal nicht schlecht. Auch wenn das Groß am Vorliek sehr flach ist. Der Mast hat tatsächlich
fast keine Biegung. Die Perspektive der Nahaufnahme täuscht da etwas. Wegen der fehlenden Rundung im Vorliek
würde mehr Biegung eine hässliche Diagonalfalte im Groß erzeugen.
Gewicht
Das Gesamtgewicht des Bootes wie dargestellt und unlackiert beträgt 855 Gramm.
Die wichtigsten Komponenten im Einzelnen:
Kiel 410 Gramm
Akku 53 Gramm
Segelservo 36,8 Gramm
Ruderservo 10,8 Gramm
Empfänger 13,8 Gramm
Schalter 9,3 Gramm
In den zuletzt ausgelieferten Bausätzen waren Rümpfe, die nochmals 1/10 mehr Wandstärke und damit weitere 10
Gramm Mehrgewicht hatten. Zusammen mit einem 420 Gramm Kiel läge man dann bei 875 Gramm oder eher 880
Gramm, lackiert.
Erste Segeleindrücke
So wie dargestellt aus dem Baukasten, Kiel in der mittleren Position, mit dem Mast nach hinten geneigt aber nicht
gebogen und mit Standard Trim fährt das Boot bei konstantem Wind am Wind ohne Korrektur geradeaus.
Bei stärkerem Wind liegt das Boot im vorderen Bereich tiefer im Wasser als das alte. Man muss also früher anfangen,
Gewicht nach hinten zu trimmen.
Bei böigem Wind ist das Boot sehr zappelig und in stärkeren Böen, die ich mit meinem MMi Boot aber noch aussteuern kann, wird es unfahrbar. Ein leichter 410 Gramm Kiel und die Racing Anhänge erklären dieses Verhalten zumindest zum Teil. Aber auch das dicke Segeltuch auf dem steifen Mast tragen vermutlich ihren Teil dazu bei.
Bei Regen sind die Segel nicht mehr zu gebrauchen, weil sich das Material dehnt. Nachspannen bringt wenig, weil das
Längenwachstum in alle Richtungen stattfindet. Ganz schlimm wäre Nachspannen und nachher so gespannt in die
Ecke legen. Dann sind die Segel schon nach dem ersten Einsatz tot.
Picture 46 Segel im nassen Zustand
Details zum Zusammenbau des Bausatzes
Wie angekündigt folgen ab jetzt noch einige Informationen zum Zusammenbau des Bausatzes. Es ist dabei nicht beabsichtigt, noch eine weitere Schritt für Schritt Anleitung für den Anfänger zu erstellen. Ich zeige nur, was mir besonders aufgefallen ist. Das kann etwas sein, das von den alten Bausätzen abweicht, potentielle Fehlerquellen oder
schwierige Montagesituationen, die man u.U. erst zu spät bemerkt oder einfach etwas, das nicht funktioniert wie beschrieben. Auch hier der Versuch, weniger Text, mehr Bilder.
Die Sperrholzteile sind jetzt etwas dünner als früher, nur noch 1,6 bis 1,7 mm statt 2,0. Das ist ziemlich grenzwertig
und wenn das Segelservo quasi als mittragendes Element nicht helfen würde…
Das Holz in meinem Baukasten sah auf einer Seite außerdem aus, wie schon einmal nass gewesen.
Picture 47
Sperrholzteile
Es gibt kein Servobrettchen ohne Auschnitt mehr (also zum selbst Ausschneiden für ein beliebiges Servo). Man hat
allerdings genügend Holzreste, um sich einen Adapter für kleinere Servos zu basteln. Die Brettverstärkungen für das
Ruderservo fehlen. Dafür sind alle ABS-Verstärkungsteile, die schon ab Werk ins Deck geklebt wurden auch in Holz
nochmal vorhanden und darüber hinaus noch ein paar weitere überflüssige Teile.
Die Verstärkung für die Segelservoauflage links habe ich nachgearbeitet, um dann später festzustellen, dass auch die
Servobrettauflage selbst zu groß ist und abgeschnitten werden muss.
Picture 48
Nachgearbeitete Verstärkung
Picture 49
Servobrettauflage zu groß
Auch die Teile für den Bootsständer sind mit 3,0 mm einen halben Millimeter dünner, als früher. Das merkt man dem
fertigen Ständer aber nicht an. Etwas ärgerlicher ist es, dass keine weiche Kantenauflage mehr mitgeliefert wird. Ich
habe dafür dem Wischmop meiner Frau ein „Haar“ oder vielleicht besser ein „Bein“ geklaut und mit Sekundenkleber
auf die Kanten geklebt.
Die im Bauplan vorgesehene, hintere Decksversteifung am Cockpitrand habe ich eingeklebt. Weil mir die spätere
Deckswölbung noch unklar war, aber zunächst mal nur in der Mitte mit Stabilit fixiert.
Picture 50
Decksversteifung am Cockpitrand
Die vor dem Kabinendeckel vorgesehene Decksversteifung habe ich nicht eingebaut. Wer das machen möchte, muss
erst eine zusätzliche Aussparung anbringen, weil da eine Verstärkung für einen fünften Kabinenhaubenriegel eingeklebt ist (Im Bausatz liegen nur 4 Riegel).
Picture 51
Vordere Decksversteifung
Achtung, anders als bei den alten ABS-Teilen gibt es jetzt jede Menge Punkte, die wie Markierungen aussehen, tatsächlich aber wohl von der Fertigung stammen. Leider sind auch die tatsächlich als Markierung gedachten Punkte so
ungenau, dass man besser dreimal prüft, an welcher Stelle man ein Loch bohrt.
Die Fockbefestigung hatte ich weiter oben im Bericht schon angesprochen.
Die Markierung für die Fockschotdurchführung ist z.B. nicht genau in der Mitte.
Picture 52
Außermittige Markierung für Fockschotdurchführung
Die Markierung für die Großschotdurchführung ist zu hoch angebracht. Dafür ist da, wo vorher ein Loch für den Ruderkoker war, jetzt noch nicht mal mehr eine Markierung gesetzt. Da heißt es gründlich zu arbeiten, um genau in der
Mitte des Rumpfes am besten auch noch im richtigen Winkel ein sauberes 4mm Loch anzubringen. Ich habe das Loch
mit einem Abstand zur Heckkante des Rumpfes von 32 mm gebohrt. Das entspricht der „alten“ Position in Relation
zum Kiel. Das Ruder schließt mit dem Spiegel ab und die 5 mm Rumpfüberstand ragen darüber hinaus. Entsprechend
hat das Loch für den Ruderkoker im Deck einen Abstand von etwa 27mm zum Spiegel. Um den Ruderkoker beim
späteren Verkleben sauber ausrichten zu können ist dieses Loch allerdings deutlich größer als 4 mm und nach einigen
Passversuchen auch nicht mehr ganz rund.
Es sind übrigens nicht alle Beutelchen mit Teilenummern versehen. Ich habe ziemlich lange vergeblich nach den Einschlagmuttern und den Augschrauben mit dem metrischen Gewinde gesucht. Am Ende habe ich dann die Fockaufhängung und die Achterstagbefestigung selbst aus Draht gebogen. Da war allerdings leider schon ein Loch im Spiegel.
Erst viel später ist mir aufgefallen, dass in einem Beutel kleine Augschrauben mit selbstschneidenden Gewinden sind.
Ob die allerdings halten würden, wenn man sie in die relativ dünnen ABS Stücke schraubt?
Wantenspanner und auch U-Scheiben fehlen komplett. Aber damit kann wenigstens niemand auf die Idee kommen,
den Doppelmast auch noch mit Wanten zu versteifen. Selbstklebendes Klettband gibt es auch nicht. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob das vorher im Bausatz war. Sollte man sich frühzeitig besorgen, weil das für die Akkupositionierung ganz hilfreich ist.
Picture 53
Achterstagbesfestigung
Beim Einkleben des Fockhakens und der Achterstagbefestigung habe ich auch der ab Werk verklebten Servobrettauflage noch etwas Stabilit gegönnt. Nur mit 3 Tropfen Sekundenkleber war mir das zu heikel.
Picture 54
Zusätzliche Verklebung Servobrettauflage
Am Rumpf habe ich am Ende doch etwas nachgearbeitet. Am Bug rechts und links etwas von der Kante weggenommen und am Heck etwas auf der Steuerbordseite abgeschliffen, weil der Überstand auf dieser Seite größer war und
auch nicht mit dem Deck zusammengepasst hat. Das kann natürlich bei der nächsten Produktionscharge schon wieder
anders aussehen. Es lohnt sich aber, da genau zu arbeiten, das Verkleben ist auch so schon schwer genug.
Der RC – Einbau war ziemlich einfach. Die noch vorhandenen Servos und der Schalter haben genau in die Ausschnitte der Brettchen gepasst. Für den Empfänger habe ich mir einen Befestigungswinkel aus einem Stück Lexan gebogen.
Damit ist das Antennenkabel direkt unter dem Deck und der Quarz ist ohne größere Probleme herausnehmbar. Auf
den Boden, so wie im Bauplan eingezeichnet, wollte ich den Empfänger nicht packen.
Picture 56
Unterlage für Ruderservobrett
Picture 55
RC Equipment
Beim Brettchen für das Ruderservo war noch etwas Futter erforderlich.
Nicht so gut: Der Hebel zur Anlenkung des Ruderarms hat jetzt plötzlich eine 4mm große Bohrung für die Sicherungsschraube. Die M3 Schraube wackelt darin doch ziemlich hin und her. Ich habe deshalb mit verschiedenen untergelegten U-Scheiben rumgespielt, bis die Schraube mehr oder weniger an beiden Stellen stramm anliegt.
Picture 57
Ruderhebel mit
zu großer Bohrung
Picture 58
„verbesserte“ Ruderanlenkung
Picture 59
Falsche (rote) Markierung für die Kabinenhaubenriegel
Was eher größere Auswirkungen haben kann ist, wenn man die Riegel für die Kabinenhaube da befestigt, wo die Markierungen im Deck angebracht sind. Das ergibt kaum noch Überlappung.
Kleine Fleißarbeit:
Picture 60
Akkuschlitten
Noch so eine Kleinigkeit: Die eigentliche löbliche Abflachung am Ruderschaft ist ziemlich tief angebracht. Man
schafft es vielleicht gerade so, die Schraube aufzudrehen. Besser man schleift oder feilt am Ruderschaft noch ein
Stück nach oben weg. Noch besser wäre natürlich, hier mit einer kleinen Feder zu arbeiten, wie im RFH Kasten. Dann
muss aber noch mehr weg und man braucht eine sehr kurze Feder. Bei Verwendung des Bausatz-Rohres mit Innendurchmesser 3,2 ist es nicht wirklich empfehlenswert, den anderen Weg zu gehen und den Koker zu kürzen. Dann
wackelt das Ganze noch mehr. Die Feder gegen den Cockpitboden zu spannen mit U-Scheibe als Unterlage geht sicher
auch, mag ich aber nicht so. Besser wäre, Rohr 4/3,05 besorgen. Damit ist die Sache praktisch spielfrei, auch mit kürzerem Ruderkoker.
Aber nur nebenbei, das Boot fährt auch, wenn das Ruder etwas wackelt.
Picture 61
Ruderkoker/Ruderschaft
Vor dem Verkleben sieht dann der Rumpf so aus:
Picture 62
Rumpf mit RC-Einbau
Weil die Servobrettauflage mit etwas Neigung nach rechts eingeklebt war, habe ich das Servobrett seitenverkehrt gegenüber dem Plan eingebaut, damit die Großschot etwas tiefer kommt. Den Block für die Fockschot habe ich später
zwei Löcher nach innen gesetzt.
Und das Deck:
Picture 63 Deck vor dem Verkleben
Was etwas später schon nicht mehr ganz richtig war, weil da der Rumpf dann so aussah:
Picture 64 Rumpf vor dem Verkleben
Der Schaumstoff drückt den Rumpf auseinander. Ohne diesen Druck würde sich am Rand des Rumpfes zum Deckel
hin ein unkontrollierter Spalt ergeben. Das liegt einfach daran, dass dem Rumpf wie ganz am Anfang beschrieben,
einige Millimeter fehlen und er sich deswegen nur mit ziemlichem Nachdruck sauber ans Deck kleben lässt.
Das Verkleben habe ich in drei Schritten gemacht. Erstmal das Deck mit Stabilit auf die Kielmasttasche geklebt, in der
richtigen Position fixiert und trocknen lassen.
Picture 65 Verkleben von Deck auf Kielmasttasche
Danach das Deck im vorderen Bereich vorbereitet…
Picture 66 Vorbereitung Bugverklebung
An der Bugverstärkung etwas Stabilit angebracht, danach entlang der Kanten je eine Linie Uhu Plast Special gelegt
und das Tape Stück für Stück mit etwas Gefühl für die Spannung angelegt. Das Deck muss zwar komplett aufliegen
aber das Ganze soll sich nicht durch zu viel Tape-Spannung verformen.
Picture 67
Bugbereich nach dem Verkleben
Das Heck geht im Prinzip genauso, ist nur etwas schwieriger weil da der Kantenverlauf etwas anders und noch dazu
der Ruderkoker zu verkleben und auszurichten ist. Das natürlich nur, wenn man es so macht wie gleich beschrieben.
Man könnte den Ruderkoker auch in einem weiteren Schritt ausrichten und verkleben. Genauso kann man sich auch
bei der Bearbeitung der Teile noch etwas mehr Mühe geben und dann nicht mit spaltfüllendem Stabilit, sondern mit
Uhu Plast Spezial, Aceton oder wenn man Vertrauen hat auch mit Sekundenkleber verkleben.
Picture 68
Heckbereich
zum Verkleben
vorbereitet
Mit etwas Reservetape…..
Picture 69
Und los geht’s
Picture 70 Verkleben des Hecks
mit Stabilit
Genau wie vorne nach dem Stabilit entlang der Kanten Uhu Plast Spezial anbringen und dann Stück für Stück Tape
anziehen und noch etwas von dem Reservetape am Heck anbringen.
Im gleichen Atemzug ein Stückchen Mastrohr, Kielflosse und Ruder einstecken und das Ruder mit Tape mittig ausrichten. Danach kann sich das Schätzchen und man selbst erstmal von dem Stress erholen.
Picture 71
Ausrichtung Ruderkoker beim Verkleben
Picture 72
Boot nach dem Verkleben
Solange der Stabilit noch nicht ganz fest ist, kann man eventuelle Übermengen noch relativ einfach entfernen; irgendwelche Fingerabdrücke auf dem ABS mit einem in Spiritus getränkten Papiertuch sogar ziemlich einfach „abbutze“.
Die Heckverklebung muss ziemlich zügig durchgezogen werden. Bei mir hat der Stabilit schon begonnen anzuziehen,
als ich die letzten Korrekturen an der Ruderausrichtung vorgenommen habe. Weniger Temperatur und etwas weniger
Pulver scheinen die Reaktion wohl zu verlangsamen. Man kann es trotzdem mit dem richtigen Mischungverhältnis
und ohne Kühlschrank schaffen, wenn man alles gut vorbereitet und den Ablauf im Kopf ein paar Mal durchgeht. Allerdings sicher kein Job für die Mittagspause.
Wenn alles gut gelaufen ist, erhält man am Ende einen Rumpf, bei dem kein Spalt zwischen Rumpf und Deck ist und
dessen Deck gerade verläuft und keine Wellen hat. Das Deck hat aus den genannten Gründen eine deutlich größere
Wölbung von einer Seite zur anderen als beim alten Boot. Was man mit dem Hecküberstand macht oder eventuell
machen muss, wird sich irgendwann vielleicht klären. Ohne weitere Veranlassung würde ich da erstmal nichts wegschleifen, bestenfalls einen Millimeter, damit man in der Gesamtlänge nicht über 535mm kommt.
Nach dem Trocknen muss man irgendwie die Schaumstücke wieder aus dem Rumpf herausholen. Man freut sich dann,
wenn vor allem die vorderen Stücke nicht zu groß gewählt wurden. Wenn man keine sehr lange Spitzzange hat kann
man vielleicht auch eine „Bergungsschnur“ durch die vorderen Schaumstücke legen. Das natürlich vor dem Verkleben.
Als nächster Schritt wäre dann eine Dichtheitsprüfung angebracht.
Nach dem Aushärten war dann das Deck beim Anfassen am vorderen Cockpitrand noch ziemlich labil. Mit dem im
Bild dargestellten „Spezialwerkzeug“ zum Auftragen von etwas Stabilit auf jeder Seite der vorher nur mittig verklebten Decksverstärkung ließ sich das aber gut beheben. Durch das relativ dünne Decksmaterial fühlt sich das Deck etwa
in der Mitte des Kabinendeckels immer noch etwas weich an. Damit kann man aber leben.
Picture 73
Verklebung der Ecken der hinteren Decksverstärkung
Wie bereits besprochen haben der Kiel genau wie das Ruder sehr scharfe Vorderkanten, die man beide sorgfältig abrunden sollte. Die Zunge des Kiels hat offensichtlich fertigungsbedingt seitlich diverse zylindrische Ausbuchtungen,
die man besser flach schneidet oder schleift, weil man sonst beim Ein- oder Ausfädeln ständig hängen bleibt. Ungeachtet dessen passt der Kiel sehr einfach in die Kielmasttasche und lässt sich auch weiter einführen, als bei anderen
Booten, die ich habe.
Wenn man nun schon ein anderes Boot und vorhandene Kiele hat, sollte man sich vor dem Verkleben des neuen Kiels
mit dem Blei genau überlegen, wie man die verschiedenen Kiele untereinander austauschbar macht, ohne zu tief oder
zu hoch zu kommen (135 mm). Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf die ich jetzt nicht näher eingehen will.
Hierzu noch ein ergänzender Hinweis, weil erst nachträglich festgestellt: Die als Zubehör nachkaufbare Klassik Finne
#2114.2 setzt quasi nochmal einen oben drauf. Die ist oben fetter geworden und passt wie Faust auf’s Auge in die
neue, große Kieltasche. Sie steht sogar unten etwa 1mm über, wenn sie oben schon ans Deck stößt. Das kann aber
oben weggekürzt werden. Die Austauschbarkeit von Kielen wird dadurch nicht unbedingt einfacher.
Das Baukastenblei habe ich nach dem Klopfen innen geritzt, die Finne ausgeschnitten (26mm Überstand) und schräg
angebohrt. Das erlaubt eine formschlüssige Verbindung und macht imho einen Sicherungsstift (der im Baukasten enthalten ist) verzichtbar. Ohne zusätzlichen Ballast mit Stabilit verklebt liegen am Ende rund 410 Gramm auf der Waage. Das ist etwas wenig. In Deutschland spielt es eigentlich keine Rolle, aber im Rest der Welt, wo nach MMi gesegelt
wird, hätte man schon gerne 420 Gramm. In den Ausschnitt hinter der Finne passen vielleicht zusätzliche 2 oder 3
Gramm Blei. Plastikschalen mit noch mehr Kleber bringen vielleicht noch ein paar Gramm aber leider auch zusätzlichen Auftrieb und sind deshalb keine Lösung für die Regatta. Es wäre also schön, das Blei würde so überarbeitet, dass
es wieder etwas länger und etwas schwerer wird.
Aktuell kann man auch noch versuchen, eine Kielbombe aus dem Zubehörregal zu bekommen. Die sind wahrscheinlich noch vom Lieferanten made in Europe und haben die alte Form und etwa 6 bis 7 Gramm mehr Gewicht, als die
China Kracher. Vielleicht bleibt diese Option ja auch dauerhaft erhalten. Nachträgliche Ergänzung: Die oben
erwähnte Klassik-Finne ist deutlich schwerer als die Racing-Finne und ergibt zusammen mit dem
Bausatzblei in etwa einen 420 Gramm Kiel.
Picture 74
Kielbombe vor dem Verkleben
Picture 75
Kielfinne vor dem Verkleben
Weil der Schaum im Rumpf für eine gute Formgebung bei der Verklebung erforderlich war, musste ich das Servobrett
natürlich herausnehmen. Anschließend stand ich vor der Aufgabe, das etwa einen Meter lange Antennenkabel nicht
nur irgendwie, sondern möglichst nahe unterhalb des Decks und ohne Konfliktpotential mit den Schoten anzubringen.
Ich habe das dann mit einem Kunststoffröhrchen gelöst, das praktisch über die gesamte Rumpflänge geht.
Picture 76
Antennenröhrchen
Zusammenbau des Riggs
Hier muss man meiner Meinung nach unterscheiden zwischen Segeln und Hardware. Es lohnt sich eigentlich nur bedingt, Arbeit in die Segel zu investieren. Das Segeltuch ist dick, hart und vor allem enorm feuchteempfindlich. Schon
bei hoher Luftfeuchtigkeit an einem typischen Herbsttag am Wasser beginnt ein gewisses Größenwachstum. Bei Regen schlabbert alles irgendwann nur noch rum. Man kann dann zwar noch irgendwie segeln, aber nicht mehr mit Spaß
und schon gar nicht auf Augenhöhe im Wettkampf mit anderen.
Neben einigen Verbesserungsansätzen, was den Schnitt angeht, gibt es auch ein paar ziemlich schlechte Details. Die
steifen Patches für die Verstärkungen sind, wie in einer bekannten Vorgabezeichnung als Dreiecke, aber teilweise erheblich zu groß ausgeführt. Das hat, obwohl die Dinger nur einseitig aufgeklebt sind, vor allem an den Unterlieken
erheblichen Einfluss auf den Verlauf des Profils - und das trotz des harten Segeltuches.
Picture 77
Segel Eckenverstärkungen
Das Groß in meinem Baukasten hat kein Profil im Vorliek, ist schlecht verarbeitet (schlimme Falte in der Vorlieksverstärkung und damit große Beule im Segel) und hat auch keine Patches zur Verstärkung an den Anbindungspunkten
zum Mast. Die habe ich aus eigenem Material angefertigt. (In einem späteren Baukasten, waren allerdings Vorliekspatches beigelegt.)
Man kann so eine Falte im Segel aufschneiden und Überkleben. Man kann auch versuchen, mit Lineal und scharfem
Messer eine gewisse Vorliekskurve zu erzeugen (auch wenn man keine Schablone hat). Wie weiter vorne schon gezeigt, sollte man sich danach beim Anbringen der Löcher für die Befestigung des Großsegels am Mast nicht von den
Pseudo-Markierungen in die Irre führen lassen.
Trotz aller Bemühungen hat man am Ende aber nur ein Segel für trockene Verhältnisse und kräftigen Wind.
Es macht deshalb mehr Sinn, sich auf den Aufbau des Riggs zu konzentrieren und bei Regattaambitionen ein Tuningsegel zu kaufen.
Da muss man zunächst mal überlegen, was man mit der seltsamen Mastsituation (ein 6er Rohr über ein längeres 5er
Rohr geschoben) anstellen will. Aus dem Baukasten genommen scheint es erstmal so, als wären die beiden Rohre miteinander verklebt. Ich kann mich nicht mehr genau an die Situation erinnern, aber vermutlich war die Verklebung so,
dass unten die 6mm gerade so durchs Deck gehen und oben dann die Fockbefestigung im passenden Abstand zum Top
auf den 6mm Durchmesser aufgesteckt werden kann.
Wie schon weiter oben geschrieben, war diese Verklebung, wenn überhaupt vorhanden, aber nur von kurzer Dauer.
Man kann versuchen, die Verklebung zu erneuern, erhält dann aber einen Mast, der mit den zwei Rohren viel zu steif
und zu schwer ist.
Leider kann man nicht einfach das 6mm Rohr alleine ganz nach unten schieben und oben ein entsprechend gekürztes
Stück 5mm einkleben. Dafür ist der 6mm Abschnitt zu kurz, die Fockbefestigung käme zu tief -selbst für Tieferfockanschlagsfetischisten. Man muss also entweder unten auch noch mal ein 5mm Stückchen einkleben und das 6mm
Rohr entsprechend höher schieben (wahrscheinlich beste Lösung) oder ein weiteres Stück 6mm-Kohlerohr haben, das
auf einen 5mm Mast passt, um oben den Anschlag etwas höher zu bekommen. Das ist gar nicht so einfach, weil der
Innendurchmesser bei den üblichen 6/5er Rohren kleiner als 5 mm ist.
Beim Testbau habe ich etwas unter Zeitdruck und in dem Bewusstsein, dass das Baukastenrigg genau wie eine Sitzheizung sowieso für den …. ist, einfach beide Maststücke ganz nach unten geschoben, oben ein vorhandenes Stück Skyshark IIP darübergeschoben (das hat innen 5mm) und ohne etwas zu kleben weitermontiert. Wie gesagt, eine
quick&dirty Lösung, nicht zur Nachahmung empfohlen weil viel zu schwer und zu hart.
Was jemand dazu bewegt, sich so eine Doppelmastlösung auszudenken, ist mir ein großes Rätsel. Ein 6mm Rohr bis
zur Fockaufhängung und nur oben ein eingeschobenes und eingeklebtes 5mm Stück würde Material (und Gewicht)
sparen, wäre von der Bearbeitung her genauso einfach oder schwer und würde vor allem einen brauchbaren Mast ergeben.
Fast vergessen: Die Schotschnur in meinem Baukasten lässt sich auch mit allen bekannten Tricks nicht in die Klemmschieber einfädeln. Ich habe andere Schnur genommen. Die Clipse zum Festklemmen von z.B. Schoten auf den Bäumen erfüllen ihren Zweck nicht wirklich, weil sie ganz leicht hin und her rutschen. Wenn man keine anderen z.B. aus
dem Drachenzubehör hat, muss man extra Sicherungen anbringen, Silikonschlauch wäre da eine mögliche Lösung.
Der Rest des Riggs ist dann mehr oder weniger nach Bauplan montiert. Für den Vorlieksspanner des Großsegels habe
ich dann tatsächlich noch die Decksverstärkung auf der Steuerbordseite nutzen können. Normalerweise mache ich das
ganz anders, aber so funktioniert es auch.
Picture 78
Rigg nach nachträglicher Überarbeitung
Mit etwas mehr Zeit habe ich das Rigg nachträglich noch etwas überarbeitet: Das im ersten Rutsch etwas zu lange
Aufsatzstück aus Skyshark gekürzt und die Fockbefestigung unten auch etwas kürzer gemacht. Damit kommt die Fock
tiefer und näher an den Mast, sehr nahe, wie man auf dem Bild sieht. Ich habe deshalb die Draht-Mastringe, die sich
gerne mal in der Dirk verhaken, rausgenommen und stattdessen Ringe aus dünner Nylonschnur hergestellt.
Am Schothorn des Großsegels ist jetzt ein selbst gebogener Drahthaken, der nicht so hoch aufbaut, wie der Klemmschieber aus dem Baukasten. Damit kann auch das Groß nochmal etwas tiefer.
Dem Vorliek des Großsegels habe ich etwa 3,5 mm Rundung verpasst, die großen Ecken an der Fock etwas verkleinert.
Da im Bauplan keine Darstellung des aktuellen Riggs ist, hält man sich bei der Herstellung des Mastes und dem Aufbau des Riggs besser an die im deutschen Diskussionsthread gezeigte Riggzeichnung von Thomas. Die eingetragenen
Maße passen genau zu den vorhanden Teilen.
Auch wenn es auf dem Foto so aussieht, als ob man den Mast noch etwas kürzen könnte… Das Segelmaterial neigt
ganz offensichtlich zum Wachstum und wenn man gleich am Anfang zu nah an die Kante geht, könnte man später das
Problem bekommen, dass man mit Groß oder Baum zu tief ist. Also besser erstmal die paar mm Überlänge lassen.
Am Ende noch ein paar nachträgliche Modifikationen:
Ruderkoker etwas gekürzt, kleine Druckfeder eingeschoben, Klassik-Ruder angehängt.
Neues (leichteres) Segelservo eingebaut (das alte hatte Karies), aus Holzresten Servoarm mit Drahtaugen gebastelt
(die Schot läuft sehr rau durch die Baukastenblöcke), Servo mit Plastidip abgedichtet
Fach für Schwamm unter dem Segelservo eingerichtet
Kleinen 2,4 GHz Empfänger eingebaut, Binding mit meiner „normalen“ Funke
Picture 79
Ruder mit Feder
Picture 80
Geänderter Innenausbau
Weil das doch insgesamt ziemlich viel Text war, nachfolgend eine
Zusammenfassung der Auffälligkeiten im Vergleich mit dem alten Racing-Baukasten:
Verbesserungen:
Wandstärke Rumpf größer, Bruchanfälligkeit am Bug deutlich reduziert
Kiel/Masttasche vorverklebt
Segelschnitt modernisiert, Druckpunkt etwas tiefer
Bäume etwas stabiler
Keine Verbesserung bzw. Mängel:
Sperrholz zu dünn, Teile fehlen, Teile überflüssig
Kantenschutz Bootsständer fehlt
Selbstklebendes Klettband fehlt
Nacharbeiten an Holzteilen und Servobrettauflage erforderlich
Markierungen an ABS teilen falsch oder nicht vorhanden
Rumpfform weicht deutlich vom alten ab, Verklebung sehr schwierig
Plan/Anleitung passen nicht zusammen, einige dargestellte Teile fehlen/wurden durch billigere ersetzt
Schotschnur passt nicht in Klemmschieber
Clipse rutschen auf den Bäumen
Ruderhebel mit falscher Bohrung wackelt
Innendurchmesser Ruderkoker zu groß
Segelmaterial schlecht
Segelverarbeitung schlecht
Doppelmast zu schwer, zu steif
Racing Kiel und Ruder mit scharfen Vorderkanten
Passung Masttasche/Kielzunge problematisch (siehe auch edit in Beitrag # 19)
Kielblei für MMi-Einsatz zu leicht
Fazit
Hurra, es gibt wieder einen MM Bausatz! Leider mit noch ein paar Tücken mehr, als der alte. Deshalb ist es noch
mehr als früher angeraten, sich vor dem Zusammenbau zu informieren, was man verbessern kann oder was man
braucht, um einige eingebaute Klippen zu umschiffen. Sonst hat man fast täglichen Bastelstillstand und Frust. Für den
Regattaeinsatz bei jedem Wetter kommt man um ein zusätzliches Tuningsegel nicht herum. Vor allem der ambitionierte MMi-Segler wird auch über einen Klassik-Kiel mit schwererem Blei und ein Klassik-Ruder nachdenken.
Das aktuelle Preis-/Leistungsverhältnis vergleicht man besser nicht mit anderen Fernost Schnäppchen. Man freut sich
stattdessen lieber über den gratis gelieferten Mehrwert in Form von etablierten Micro Magic Netzwerken, die es in
vielen Ländern gibt. Da erhält man Tipps zu Bau oder Trimm und kann fast jedes Wochenende unter Freunden zum
Segeln gehen. Und wer es genau wissen will, kann seine Ambitionen mit überschaubarem Aufwand bis zu einer EMTeilnahme ausleben.
Davon abgesehen haben sich rund um die Micro Magic Klasse in den letzten zwei Jahren so viele Randbedingungen
verändert, dass sich die Frage aufdrängt:
Quo vadis Micro Magic?
Deshalb für die, die auch darüber nachdenken, ein paar weitergehende Informationen und Gedanken…
Mein erster Eindruck von dem Bausatz -nichts von den an der RFH eingeführten Verbesserungen übernommen, unterschiedliche Farben an ABS-Teilen, vermurkstes Großsegel…- war so schlecht, dass ich Zweifel hatte, ob ich das Boot
überhaupt zusammenbauen soll. Nach einem längeren Telefonat mit Martin, der mir den Bausatz geschickt hatte, habe
ich mich dann aber doch drangesetzt. Immerhin schien sich bei Graupner vieles geändert zu haben - einiges ist besser
geworden. Es ist z.B. fast alles verfügbar, nicht nur MM Teile, auch Akkus, Servos etc… Vor allem natürlich, die
MM ist wieder lieferbar, in verschiedenen Varianten.
Parallel zum Bau startete ich eine Kommunikation mit Graupner/SJ. Die war anfangs so, dass Mängel zur Kenntnis
genommen und Besserung versprochen wurde. Bis ich dann nach der absolut verwunderlichen Information, der Bausatz wäre auf Wunsch der damaligen Experten nicht verändert worden, die Vertrauensfrage gestellt habe.
Kurz danach tauchte im deutschen Forum ein Vergleich des Bootes mit einem AMG Mercedes auf, der ab Werk niemals renntauglich sein könne. Dieser Gedankengang wurde in ähnlicher Form aber sinngemäß gleich vom Graupner
Sachbearbeiter mir gegenüber wiederholt. Außerdem habe ich von ihm erfahren, dass mein Bericht ganz offensichtlich
lächerlich sei, weil es angeblich Rücksprachen mit Seglern gab, „die sich sehr über den Baubericht amüsiert haben“.
Mir wurde ein Übermaß an Kritik vorgeworfen, Regattasegler seien schließlich alle Experten, die das Boot selbst optimieren könnten. Der Gipfel jedoch die Äußerung: „Wenn allerdings kein Produkt mehr gewünscht wird oder zerredet
wird, müssen wir uns natürlich neue Gedanken machen.“
Ich sehe natürlich keinen Sinn darin, auf dieser Ebene mit Graupner/SJ bzw. dem dort für die MM verantwortlichen
Mitarbeiter eine Kommunikation fortzuführen. Einhergehend mit dieser Einstellung des Sachbearbeiters gibt es bei
Graupner noch einige Veränderungen, die eher unerfreulich sind:
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Die Preise, vor allem für einige einfache Teile, sind abenteuerlich hoch. Eine offensichtlich vielstufige Kalkulation durch Konzern und oder Vertriebswege führt dazu, dass man natürlich teurer ist, als kleine, flexible
Wettbewerber, die ihre Produkte ohne große Overheads auf eher direkten Vertriebswegen vermarkten.
•
Über zwei Jahre Lieferausfall und eine komplette Fertigungsumstellung und –verlagerung wurden nicht genutzt, um ein paar bereits vorhandene, bessere Lösungen in den Baukasten zu bringen.
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Stattdessen wurden weitere Fehler eingebaut, die von jeglicher Qualitätssicherung scheinbar unbemerkt, ergänzt
um einige seltsame neue Lösungen in den Handel kommen.
Das erscheint mir nicht zuletzt aufgrund beruflicher Erfahrungen mit ähnlichen Situationen bedenklich, denn:
Als hochpreisiger Marktführer hat man nur einen Ausweg: Den Anderen immer einen Schritt voraus sein und außerdem grundsätzlich zweifelsfreie Qualität abliefern. Dann zahlt der informierte Verbraucher auch gerne mehr Geld. Der
Schnäppchenjäger kauft sowieso das billigste Angebot, nur eben zweimal oder dreimal.
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Bei den direkten, günstigeren Wettbewerbern arbeiten Profis permanent an der Verbesserung der Produkte. Das
würde auch Graupner/SJ helfen. Aber bei der Micro Magic werden nicht nur die Chancen ausgelassen sondern es
wird auch noch schlampig gearbeitet.
Anstatt Kritik anzunehmen, schiebt man die Schuld auf Andere und natürlich auf die Umstände und zuletzt verunglimpft man die Kritiker. Dabei ignoriert man völlig die Tatsache, dass man mit etwas mehr Liebe zum Detail
ohne Mehrkosten ein in Verbindung mit der international etablierten Regattaszene (= Multiplikatoren zuhauf)
konkurrenzloses Produkt haben könnte.
Nun gut - es bleibt mir nur die Feststellung, dass da in vielerlei Hinsicht Verbesserungspotentiale vorhanden sind, auf
deren Hebung wir RC-Segler offensichtlich keinen Einfluss haben.
Wir müssen uns überlegen, ob wir „so ein Boot“ haben wollen.
Das muss natürlich jeder für sich entscheiden:
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Eine größere Gruppe Rentner in Florida wird vielleicht von der MM zum vergleichbaren Boot aus heimischer
Fertigung wechseln, das dort segelfertig für 240 USD angeboten wird und Support, Teile etc. quasi vor Ort hat.
Zumal die MM-Freunde aus USA berichten, dass die aktuelle Graupner/SJ Vertriebsstrategie offenbar kleine,
lokale Händler mit unüberwindbaren Mindestbestellmengen und Wahnsinns Preisen abschreckt.
In Ländern mit größeren MM Netzwerken ist man erst mal froh, dass die MM wieder am Markt ist und so der
letzte Ausweg zur Rettung der Klasse, eine Öffnung der Regeln für alternative Boote mit allen damit verbundenen
Komplikationen, nicht mehr zwingend erforderlich ist. Wobei es sich noch zeigen wird, wie der neue, längere und
anders profilierte Rumpf im Vergleich mit alten Rümpfen performt.
Die unterschwellige Drohung „wenn kein Boot gewünscht wird… Gedanken machen“ von Graupner/SJ ist allerdings ein Schuss in die falsche Richtung und wird die Fraktion der „Klassenwächter“ wieder auf den Plan rufen,
die schon lange mehr Sicherheit in Sachen Verfügbarkeit (= auch andere Hersteller) fordert.
Als RC - Segler denke ich, muss man sich überlegen, welche Alternativen es im Moment gibt, die für ähnliches
Geld so viel kompakten Segelspaß in so gut etablierten Netzwerken bieten. Und dann wird man eher die Preise
schlucken und die Mängel selbst beheben. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Die anderen schlafen ja nicht, im
Gegenteil.
Bleibt am Schluss noch die Überlegung, wenn Micro Magic, dann RFH, Bausatz oder Teilesatz?
Die Erfahrung zeigt, dass viele, die längerfristig MM segeln und an Regatten teilnehmen, mindestens ein zweites Boot
haben, weil man mit der Zeit einfach dazu lernt und andere Vorstellungen zur Bootsausführung entwickelt. Ein Einsteiger sollte das erste Boot also nicht überbewerten.
Die RFH ist ohne Bootsbauerfahrung keine schlechte Lösung. Ich setze dabei mal voraus, dass sie gerade zusammengebaut und dicht ist. Einige sinnvolle Tuningmaßnahmen sind ab Werk umgesetzt und nur das Segeltuch ist minderwertig. Das lässt sich mit überschaubaren Kosten beheben.
Nach den letzten Infos von Martin ist allerdings der Kiel der RFH im Originalzustand nicht klassenkonform, da zu tief
(>135mm) und für MMi zu schwer. Zumindest für den ambitionierten Regattaeinsatz nach MMi-Regeln würde man
aber sowieso in einen Zubehör-Kiel investieren, der dann ohne Plastikhülle um die Bleibombe mit annähernd 420
Gramm und dem Blei in der richtigen Position (25mm) daher kommt. In Deutschland ist es zunächst nur wichtig so
nachzuarbeiten, dass die 135mm eingehalten werden, „zu schwer“ gibt es in den Regeln nicht.
Der Bausatz macht mir eine Empfehlung schwerer, denn er hat den alten Stand in allen Belangen und zusätzlich einige
neue Fallstricke. Einfach Kit und Kleber kaufen geht nicht. Wenn man schon Boote gebaut hat und entsprechende
Werkstattausrüstung vorhanden ist, ist der Zusammenbau aber machbar. Ich hoffe, der Baubericht hilft auch etwas. Man bekommt auch hier ein hartes, feuchteempfindliches Segel und dazu Racing- Anhänge (die fahren natürlich
auch, aber halt anders) und für MMi ein zu leichtes Kielblei. Dafür kauft man keine Standard RC-Teile und hat damit
die Chance, die Steuerung beliebig selbst zusammenzustellen und das Boot vielleicht auch etwas leichter zu bekommen.
Der Teilesatz (Stand Dez. 2014 noch nicht lieferbar) aus Rumpf, Deck, Kielmasttasche und Kabinenhaube ist dann für
den Bastler, der das Boot schon kennt, vielleicht eine RFH zum Nachsehen hat, und weiß, wie er sich die anderen Teile besorgen oder machen kann. Der bezahlt dann auch nichts, was er nicht braucht.
Wie das im Vergleich finanziell aussieht, sollte jeder für sich selbst ausrechnen. Da gibt es viele Variablen.
Das ist natürlich alles nur meine ganz persönliche Meinung, die man teilen kann oder auch nicht.
Wir sehen uns am Wasser mit neu oder alt oder beidem…
Ralf