Festschrift als PDF - Gewerbeverein Bad Soden
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Festschrift als PDF - Gewerbeverein Bad Soden
150 Jahre Gewerbeverein Fest schrift Gewerbe verein Bad Soden am Taunus Inhalt Grußworte Marien-Apotheke 28 Ministerpräsident des Landes Hessen 1 Reinhold Mies & Söhne 29 Landrat des Main-Taunus Kreises 2 Gärtnerei Sinai 30 Bürgermeister der Stadt Bad Soden am Taunus 3 Autohaus Volpert & Bisinger 31 Prof. Dr. Much AG 33 Eden Waren GmbH 35 Rosenthal Glaswerk 37 Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main 4 Vorsitzender des Gewerbevereins Bad Soden am Taunus e.V. 5 Diamant Tanzschuhe 38 Vorwort des Autors 6 Napp OHG vormals Stroka 39 Die Kaiserzeit 1858-1914 7 Uhde 40 Der Erste Weltkrieg 1914-1918 12 Blumenmeyer 41 Die Weimarer Republik 1918-1933 13 Goldschmiede Mielentz 42 M&W Mode GmbH 43 Die Zeit des Dritten Reiches, der Zweite Weltkrieg 1933-1945 16 Optik Knauer 44 Von 1945 bis heute 17 Degen Elektrotechnik 45 Wo Sodens Kurgäste logierten 22 L’Horlogerie Lothar Johnen 46 Firmengeschichten aus Bad Soden 26 Unsere Vorsitzenden 47 27 Impressum und Bildnachweis 48 Blumen Weigand Satz_221008 22.10.2008 11:18 Uhr Seite 1 Grußwort des Hessischen Ministerpräsidenten Ganz herzlich gratuliere ich allen Mitgliedern des Gewerbevereins Bad Soden zum 150-jährigen Bestehen ihrer Organisation. Das Jubiläum sollte angemessen gewürdigt werden, denn auf einen solch besonderen Ehrentag können die Mitglieder mit Recht stolz sein. Die lange Tradition zeigt, dass der Verein über die Jahrzehnte hinweg erfolgreich handeln konnte. Daran erinnert die vorliegende Festschrift. Sie stellt die Vergangenheit dar, auf die Gegenwart und Zukunft aufbauen. Schon zur Gründerzeit war es das Ziel, die Belange der Handwerker und Gewerbetreibenden zu erkennen und gegenüber der Öffentlichkeit zu vertreten. Der Verein ist ein anerkannter und geschätzter Dialogpartner der politischen Gremien und der weiteren Öffentlichkeit. Die Förderung der Zusammengehörigkeit und des Informationsaustausches aller Gewerbetreibenden dienen dem wirtschaftlichen Wohlergehen der Unternehmer wie auch dem der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit ihren Familien. Die mittelständische Wirtschaft steht im Zentrum der Politik der Hessischen Landesregierung, denn sie legt die Basis für den großen Erfolg unseres Landes. Heute zählt Hessen zu den wirtschaftsstärksten Regionen der Europäischen Union. Eine besondere Stellung nehmen dabei die kleinen und mittleren Unternehmen ein, die entscheidend zum Fortkommen unseres Landes beitragen. Es sind nicht allein die großen und weltweit operierenden Konzerne, die den Erfolg unseres Landes tragen, sondern gerade auch die mittelständischen Betriebe. Der Gewerbeverein Bad Soden trägt zu dieser positiven Entwicklung bei. Ich bin zuversichtlich, dass er seine wichtige Arbeit auch in den kommenden Jahrzehnten so effizient und nutzbringend wie in der Vergangenheit leisten wird. Roland Koch Hessischer Ministerpräsident 1 Grußwortdes Landrats des Main-Taunus-Kreises Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder des Gewerbevereins Bad Soden, wenn über den Wirtschaftsstandort MTK gesprochen wird, ist oft von Banken, anderen Großunternehmen und High-Tech die Rede. Dabei wird leicht vergessen, dass im Main-Taunus-Kreis auch viele Mittelständler angesiedelt sind: Handwerker, Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleistungsbetriebe. Die Bedeutung des Mittelstands für unser Land ist kaum zu überschätzen: Hier arbeiten rund 68 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dass dies nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgen Vereine wie der Gewerbeverein Bad Soden. Der Verein tut aber noch viel mehr. Er vertritt die Interessen seiner 150 Mitglieder, organisiert verkaufsoffene Sonntage, sorgt alljährlich für die Weihnachtsbeleuchtung und hat jüngst erst eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die als kostenlose Weiterbildung für Gewerbetreibende gelten kann. Dabei müssen Kommunen und Gewerbevertreter eng zusammenarbeiten. Nur so können sie – zum Wohl der Stadt und der Wirtschaft – erfolgreich sein. 2 Dem Main-Taunus-Kreis ist es ein wichtiges Anliegen, den Mittelstand zu fördern. Ein Beispiel dafür ist das Handwerkerparken: Seit März 2006 dürfen Handwerker ihr Auto auch im Parkverbot abstellen, um einen Auftrag zu erfüllen. Wir achten darauf, unsere Bauaufträge einzeln zu vergeben, damit auch kleinere regionale Betriebe die Chance haben, sich zu beteiligen. Im vorigen Jahr sind für Malerarbeiten und Reparaturen an den Schulen rund 2,4 Millionen Euro an einheimische Betriebe gegangen. Das ist praktizierte Wirtschaftsförderung. Zum 150-jährigen Bestehen wünsche ich dem Gewerbeverein Bad Soden alles Gute. Mit freundlichen Grüßen Berthold R. Gall Landrat des Main-Taunus-Kreises Grußwort des Bürgermeisters von Bad Soden Liebe Mitglieder des Gewerbevereins Bad Soden am Taunus! Zu Ihrem großen Jubiläum, dem 150-jährigen Bestehen des Gewerbevereins Bad Soden am Taunus, möchte ich Ihnen herzlich gratulieren. In einer schnellen und kurzlebigen Zeit ist es sehr beachtlich, wenn ein Verein seit anderthalb Jahrhunderten die Interessen seiner Mitglieder bündelt und vertritt. Im Gewerbeverein Bad Soden am Taunus finden Gastronomie, Handel, Banken, Hotellerie, Handwerker und Dienstleister ein tragfähiges Fundament und wahrnehmbares Sprachrohr. Blickt man auf die Anfänge des Vereins, so ist das auch ein Rückblick auf ein bewegtes Stück Zeitgeschichte. Die Gründung des Handwerker- und Gewerbevereins Bad Soden am Taunus im Jahr 1858 fällt in eine Zeit, in der Soden zum Herzogtum Nassau gehörte. Die Vereinsgründung stand in direktem Zusammenhang mit der Einführung der Gewerbefreiheit 1860, die in der Folgezeit zu einer regen Entwicklung der Sodener Gewerbebetriebe führte. Im Mittelpunkt stand damals vor allem der Kur- und Badebetrieb, 3.000 Badegäste wurden damals jährlich gezählt. Die Kriege Preußens gegen Österreich (1866) und Preußens gegen Frankreich (1870/71) waren mit wirtschaftlichen Ab- und Aufschwüngen verbunden. Zwischen 1880 und dem Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Soden eine Reihe größerer Produktionsbetriebe: unter anderem die Sodener Pastillenfabrik, die Sodener Glas- und Präservenfabrik, eine Kartonagenfabrik und die Zieglersche Backsteinfabrik. Nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg brauchte das Gewerbe der Kurstadt etliche Jahre, um zur Normalität zurück zu finden. Im Jubiläumsjahr zählt der moderne und leistungsfähige Verein rund 150 Mitglieder. Um nur einige seiner Betätigungsfelder zu nennen: Wenn die Weihnachtsbeleuchtung für eine heimelige Atmosphäre in der Stadt sorgt oder die verkaufsoffenen Sonntage tausende Besucher auch aus der näheren und weiteren Umgebung nach Bad Soden am Taunus locken, dann trägt dieses Engagement die Handschrift und Urheberschaft unseres Gewerbevereins. Trotz oder gerade wegen der starken Konkurrenz in unmittelbarer Nähe ist das Bad Sodener Gewerbe den Anforderungen der Gegenwart gut gewachsen. Wenn Innovation, Service und faire Preise weiterhin geschätzt werden, wird der Gewerbeverein Bad Soden am Taunus auch in Zukunft gut aufgestellt sein. Für die Jubiläumsfeiern und den Festkommers wünsche ich Ihnen einen guten Verlauf. Mit herzlichen Grüßen Norbert Altenkamp Bürgermeister 3 Grußwort des Frankfurter IHK-Präsidenten Sehr geehrte Mitglieder des Gewerbevereins Bad Soden am Taunus, sehr geehrte Damen und Herren, mit großem Stolz können Sie heute auf eine 150-jährige Tradition des Gewerbevereins Bad Soden am Taunus e. V. blicken. Damit gehört der Gewerbeverein Bad Soden am Taunus zu den ältesten Zusammenschlüssen seiner Art in unserer Region. Wenn wir uns heute in das Gründungsjahr 1858 zurückversetzen, blicken wir auf eine Zeit, in der die Gewerbefreiheit noch nicht gegeben war. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass sich bereits damals Unternehmer zusammenfanden, um einen Verein zur Interessenvertretung von Handwerkern und anderen Gewerbetreibenden zu gründen. Zumal das heutige Bad Soden in dieser Zeit hauptsächlich als Kur- und Badestadt bekannt war, die eigentliche Entwicklung des Geschäftslebens jedoch erst mit der Einführung der allgemeinen Gewerbefreiheit im Jahr 1860 einsetzte. Der gesellschaftliche Wandel der letzten 150 Jahre mit Kriegen und politischen Umwälzungen brachte wiederholt wirtschaftliche Einbußen, aber immer wieder auch wirtschaftlichen Aufschwung. Als Konstante über die Wandlungen der Zeit hinweg blieb das Ziel des Vereins bestehen, den Mitgliederinteressen Gehör zu verschaffen und gleichzeitig die Stadt Bad Soden wirtschaftlich interessant und attraktiv zu gestalten. Dabei passte der Gewerbeverein wiederholt seine Aktivitäten den Bedürfnissen der jeweiligen Zeit an. So wurden etwa ab dem Jahr 1900 vom Gewerbeverein vielfältige Fortbildungsaktivitäten angeboten, beispielsweise die praktische Lehrausbildungen in Betrieben als Vorläufer der heu- 4 tigen Berufsschulen mit Festlegung von Ausbildungsinhalten. Zudem wurden Vortragsveranstaltungen zu wirtschaftlich und kaufmännisch interessanten Themen organisiert, die zu einer Stärkung des Gewerbebereichs neben dem Kurwesen führten. Nach den Katastrophen der beiden Weltkriege erlebte das Kurbad einen erneuten Aufschwung. Mit der Ansiedlung mittelständisch verarbeitender Industriebetriebe ging aber auch eine nachhaltige Veränderung der Wirtschaftsstruktur der Stadt Bad Soden einher. Der erstarkte Gewerbeverein Bad Soden übernahm dabei in vielen Bereichen eine Vorreiterrolle, etwa durch die Organisation von Gewerbeschauen, von verkaufsoffenen Sonntagen, oder – wie erst jetzt vor einigen Jahren geschehen – mit der Schaffung einer Internetpräsenz. Als Interessenvertretung der Geschäftsleute haben die Mitglieder und der Vorstand des Gewerbevereins Bad Soden aber immer auch das Wohl der Allgemeinheit im Auge. Hierzu wünsche ich Ihnen auch in den kommenden Jahren die notwendigen kreativen Ideen und viel Tatkraft. Im Namen der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main gratuliere ich Ihnen herzlich zum 150-jährigen Bestehen und wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute – zum Wohle der gesamten Wirtschaft in der Stadt Bad Soden am Taunus. Mit herzlichen Grüßen Hans-Joachim Tonnellier Präsident der Industrie- und Handelskammer Frankfurt Grußwort des Vorsitzenden von 2008 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder des Gewerbevereins Bad Soden e.V., bitte stellen Sie sich das einmal vor: 1858 tat sich eine Gruppe von Unternehmern zusammen und gründete einen Gewerbeverein. Die Gründung eines Vereins zur Interessenvertretung der Gewerbetreibenden und Handwerker in einem (noch) absolutistisch regierten Herzogtum Nassau (auch wenn vom Herzog in Wiesbaden gestattet) war sehr mutig und dokumentierte unabhängigen Bürgergeist – ähnlich wie die Grundlage der ersten dauerhaften demokratischen Staatsform der Welt, der USA. Damit zählt der Gewerbeverein Bad Soden zu einem der Ältesten überhaupt. Über die wechselvolle Geschichte des Vereins können Sie sich in dieser Festschrift ein gutes Bild machen. Stellvertretend für den jetzigen Vorstand drücke ich unseren Dank und unsere Hochachtung an all denjenigen aus, die den Verein bis zum heutigen Tage mitgestaltet und geprägt haben. In meinem Amt als Vorsitzender stehe ich am vorläufigen Ende einer langen Reihe von Männern, die trotz der Arbeitsbelastung durch ihr eigenes Geschäft Zeit und Kraft gefunden haben, den Gewerbeverein durch manchmal stürmische Zeiten zu führen. Das Betätigungsfeld des Vereins hat sich vor allem im Laufe der ersten 100 Jahre mehrmals geändert, vor allem deshalb, weil sich in dieser Zeit die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mehrfach drastisch verändert haben. Die Kerngedanken des Gewerbevereins blei- ben aber die gleichen: Ein Zusammenschluss von Gewerbetreibenden (ich bevorzuge die Bezeichnung Unternehmerinnen und Unternehmer) mit dem Ziel, gemeinsam die Stadt Bad Soden als Geschäftsstadt attraktiv für die Bürgerinnen und Bürger sowie wirtschaftlich interessant für ansässige und ansiedlungswillige Unternehmen zu machen. Er bietet ein Forum für unkomplizierten Meinungsaustausch unter „Gleichgesinnten“, kostenlose Informationsgewinnung und pragmatische gegenseitige Hilfe. Der Vorstand wird auch in Zukunft dafür sorgen, diese Kerngedanken fortzuführen und weiterzuentwickeln. Demokratische Strukturen, offener Dialog, sachliche Entscheidungsfindung und kooperatives Handeln sind die selbstverständlichen Grundlagen unserer Arbeit. Allen Bad Sodenern Unternehmerinnen und Unternehmern rufe ich zu: Es ist Ihr Verein ! Gestalten Sie ihn mit und bringen Sie sich ein. Nutzen Sie das persönliche Gespräch oder die modernen Kommunikationsmedien. Ihre Anregungen und Ihre aktive Mitarbeit waren, sind und werden auch in Zukunft ausdrücklich erwünscht sein. Auf die nächsten spannenden 150 Jahre ! Es grüßt Sie herzlich Ihr Frank Pelzer Vorsitzender 5 Vorwort des Autors Unzählige Bücher, Akten, Zeitungen, Fotos und handschriftliche Notizen wurden für diese Festschrift durchgearbeitet. Jubiläen geben immer Anlass zu einer Rückbesinnung auf Höhen und Tiefen, die im Laufe der Zeit durchlebt, nicht selten auch glücklich überlebt worden sind. Ebenso gibt es auch immer glückliche Erinnerungen, die erst recht nicht fehlen dürfen. Bei einem 150-jährigen Jubiläum reicht eine Rückbesinnung weit über den Zeitraum hinaus, den diejenigen, die das Jubiläum feiern, aus eigener Erfahrung kennen können. Ein beachtlicher Teil der Vergangenheit des Jubilars ist Geschichte geworden, Grund genug, sich in einer Festschrift zu diesem Anlass ein wenig damit zu beschäftigen. Die Geschichte dieses Jubilars, des heutigen Gewerbevereins Bad Soden e.V., führt uns – nach aktuellen Maßstäben – durch eine recht turbulente Zeit. Denken wir nur daran, dass bereits in die ersten 50 Jahre zwei regionale Kriege fielen, die schon recht herbe Auswirkungen auf das Geschäftsleben unserer Stadt hatten, und dass in den zweiten 50 Jahren der Geschichte unseres Vereins sogar zwei verheerende Weltkriege über das Land hereinbrachen. Daran gemessen können wir mit Erleichterung feststellen, dass die letzten 50 Jahre die friedlichsten waren, die dieser Verein, damit unsere Stadt und eigentlich wir alle, seit 150 Jahren erlebt haben. Nun soll und kann es nicht Aufgabe einer Festschrift des Gewerbevereins Bad Soden sein, die geschichtlichen Abläufe in allen Einzelheiten nachzuzeichnen. Die Kaiserzeit 1858 - 1914 Dazu gibt es genügend andere, vor allem kundigere Literatur. Wir möchten hier nur ein paar Aspekte würdigen, die für den Jubilar und damit für das Geschäftsleben in unserer Stadt von Bedeutung waren und heute noch sind. Dazu gehören nicht nur eine Darstellung ausgewählter Ereignisse, sondern auch die Geschichten von Geschäften und Betrieben, die in Vergangenheit und Gegenwart am Geschäftsleben in Bad Soden teilhatten und teilhaben. Ein Verein kann bekanntlich nur durch die Beteiligung seiner Mitglieder leben und wirken. Unser besonderer Dank gilt allen, die mit Beiträgen, Dokumenten und Bildern zu dieser Festschrift beigetragen haben. Wir waren überwältigt von der Fülle des Materials, das sich uns bot. All denen, die dennoch finden, es sei noch vieles offengeblieben, sei versichert, dass wir selbst auch an eine Fortsetzung gedacht haben – hoffentlich nicht erst zum nächsten großen Jubiläum. Wir wünschen uns, dass es mit dieser Festschrift gelingt, den Weg unseres Vereins in den vergangenen 150 Jahren ein wenig deutlicher zu machen, und hoffen, dass ihm noch eine lange Zukunft beschieden ist. Albrecht Deutschmann Über das genaue Datum der Gründung des Handwerker- und Gewerbevereins in Bad Soden ist, so mussten wir nach intensiven Nachforschungen an verschiedensten Stellen zur Kenntnis nehmen, wahrscheinlich kein Dokument mehr erhalten. Zum Glück gibt es aber einen recht verlässlichen Nachweis: in einem Brief aus dem Jahre 1908 bittet der damalige Vorsitzende des Vereins „…unterthänigst den Hochverehrten Herrn Vorsitzenden der Handelskammer zu Wiesbaden, uns die Ehre zu geben, zur diesjährigen Feier des 50-jährigen Bestehens des Sodener Handwerks- und Gewerbevereins ein Grusswort an die Mitglieder zu richten…". Damit ist 1858 als das Jahr der Gründung des Vereins wenigstens indirekt dokumentiert. Zur Zeit der Gründung des Handwerker- und Gewerbevereins gehörte Soden seit etwa 50 Jahren zum Herzogtum Nassau. Obwohl sich einige Sodener zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als diese Eingliederung verfügt worden war, noch heftig gegen den Verlust von früheren Privilegien gewehrt hatten, profitierte man alsbald nicht wenig von Förderungsmaßnahmen der nassauischen Herzöge in Wiesbaden. Nicht nur die Tatsache, dass überhaupt ein Gewerbeverein gegründet werden durfte, ist der damals nicht selbstverständlichen Unterstützung der Gründung von bürgerlichen Vereinigungen durch die nassauischen Herzöge zu verdanken, sondern auch die Einführung der allgemeinen Gewerbefreiheit 1860, die in den folgenden Jahren in Soden zu einer regen Entwicklung des Geschäftslebens führte. Im Mittelpunkt stand damals vor allem der Kur- und Badebetrieb, der dem Ort schon seit über hundert Jahren zu überregionaler Bedeutung verholfen hatte. Im Jahr der Gründung des Handwerker- und Gewerbevereins beherbergte Soden nicht weniger als 3.000 Badegäste, während die Einwohnerzahl noch deutlich unter 1.500 lag. Die Zahl der Kur- und Badegäste stieg mit den Jahren weiter an. Der gute Ruf des Kurortes, der weit über die Grenzen des Herzogtums Nassau hinaus reichte, führte auch nicht wenige berühmte Besucher hierher, wie eine sicher nicht vollständige Aufzählung am Ende des Bandes zeigt. Im Gründungsjahr des Handwerker und Gewerbevereins entstand als südliche Begrenzung des Ortes Soden die heutige Alleestraße. Manche der heute noch existierenden Häuser wurden dort als Kurpensionen errichtet. Waren und Dienstleistungen wurden zu dieser Zeit übrigens in Gulden und Kreuzer bezahlt. Nach einer Übereinkunft zwischen den Staaten im Deutschen Zollverein und Österreich, zu dem die Nassauer Herzöge gute Beziehungen unterhielten, wurden aus 500g Silber genau 52 Gulden geprägt. Leider wurde die gute Entwicklung des Gewerbelebens in Soden nach wenigen Jahren durch äußere Einflüsse jäh unterbrochen. Der Krieg zwischen Preußen und Österreich dauerte zwar nur von Mitte Juni bis Anfang August 1866, aber er hatte starke Auswirkungen auf Soden. Als unmittel- Uhrmacher Petri 7 Die Kaiserzeit 1858 - 1914 Restauration Weigand nach 1908 8 bare Auswirkung gingen die Kurgastzahlen drastisch zurück, was für viele Gewerbetreibende, aber auch für die in den Kurhotels und -Pensionen beschäftigten Frauen und Männer, herbe wirtschaftliche Einbußen bedeutete. Hinzu kam eine große politische Umwälzung. Das Herzogtum Nassau hatte in dem Krieg die österreichische Seite unterstützt und stand damit nach dem Sieg der Preußen auf der Verliererseite. In Berlin nahm man das zum Anlass, das Herzogtum Nassau im August 1866 ebenso wie die vormals Freie Reichsstadt Frankfurt und andere Herzogtümer in der Umgebung zu annektieren. 1868 wurde das ehemalige Herzogtum Nassau mit der Stadt Frankfurt und dem Kurfürstentum Hessen zur preußischen Provinz Hessen-Nassau zusammengefasst. Für die Sodener Handwerker und Gewerbetreibenden bedeutete das tiefgreifende Veränderungen unter anderem bei Steuern und Abgaben und nicht zuletzt auch die drohende Einberufung der jungen Männer zum Dienst in der preußischen Armee. Doch die Provinzregierung Nassau in Wiesbaden erkannte recht bald die Bedeutung Sodens als Badeort. So bekam der Alte Sprudel im Kurpark mit Mitteln aus Wiesbaden eine Fassung als Brunnen und wenig später wurde auch das Geld zur Trockenlegung der Weiher nördlich des Kurparks nahe der alten katholischen Kapelle bereitgestellt. Um die gleiche Zeit, nämlich 1867, erhielt Soden als allererste Gemeinde in Nassau eine gasbetriebene Straßenbeleuchtung. So verhalf der Kur- und Badebetrieb in Soden dem Ort bald wieder zu einem bescheidenen Aufschwung, der allerdings wenig später erneut zum Erliegen kam, als 1870 der Krieg zwischen Preußen und Frankreich ausbrach. Die Nassauische Regierung ließ in dieser Zeit zwar das Badehaus errichten, aber wie immer in Kriegszeiten blieben die Kur- und Badegäste einfach aus. Sogar der Betrieb auf der 1847 eröffneten Eisenbahnstrecke von Soden nach Frankfurt-Höchst musste mangels Passagieren für einige Zeit eingestellt werden. Zum Glück hielten sich aber die Auswirkungen des Krieges auf Sodener Bürger in Grenzen: von 29 jungen Leuten, die zum Dienst in die preußische Armee einrücken mussten, ist nur einer seinen Verwundungen erlegen. Bald nach dem Sieg Preußens, der natürlich auch hier in Soden gebührend gefeiert wurde, ging es wirtschaftlich wieder aufwärts. Der Handwerker- und Gewerbeverein richtete Ende Mai 1877 die erste Gewerbeausstellung aus. Obwohl wir nicht wissen, wo sie stattfand, war sie, so ist überliefert, gut gelungen. Die Ausstellung lockte viele Besucher an und war bis einschließlich 10. Juni 1877 geöffnet. Ein weiterer Beleg für die Bedeutung Sodens in dieser Zeit ist eine Genehmigung zur Benutzung der Ortsstraßen für eine Dampfstraßenbahn aus dem Jahre 1890, die die Gemeinde einem Ingenieur aus Frankfurt erteilte. Sie sollte von Höchst über Soden nach Königstein führen. Es ist allerdings nicht überliefert, warum das Projekt doch nicht realisiert wurde. In den Jahren zwischen 1880 und Anfang des 19. Jahrhunderts wurde in der Taunus-Zeitung oft über Besitzerwechsel bei Sodener Hotels, Pensionen und Kurgastvillen berichtet, was auf die Bedeutung dieses Gewerbezweiges für die Sodener Geschäftswelt schließen läßt. Es gab aber auch Fabriken in Bad Soden. Neben einem Gaswerk und einem Elektrizitätswerk sind die bekannte Sodener Pastillenfabrik, die Sodener Glasund Präservenfabrik, die Halbkonserven herstellte, eine Kartonagenfabrik, die 1903 nach Wächtersbach verlegt wurde, wodurch 150 Arbeiter in Soden ihre Stellen verloren, und die Zieglersche Backsteinfabrik am Niederhofheimer Weg zu nennen. In diese Zeit fällt auch die Gründung der Getränkehandlung Reinhold Mies, die noch heute besteht (siehe weiter hinten). Ein anderes Geschäft, das sogar noch früher gegründet worden ist, ist die älteste Apotheke in Bad Soden, die heutige Marien-Apotheke (siehe weiter hinten). In den Jahren 1872 bis zum Ersten Weltkrieg war das Sodener Geschäftsleben durch eine starke Bautätigkeit geprägt. Es entstanden vor allem Hotels, Kurpensionen und Genesungsheime, was auf eine starke Nachfrage von mehr oder weniger betuchten Kur- und Badegästen aus nah und fern schließen lässt. In den Jahren 1872 bis 1875 wurde beispielsweise das Haus Alemannia am Wiesenweg 1 erbaut, das 1891 nochmals erweitert wurde. 1896 weilte dort Clara Viebig für vier Wochen zur Kur. In dem Novellenband „Vor Tag und Tau" hat sie die Hauptperson Susanne in der Erzählung „Wen die Götter lieben…” in Soden Heilung suchen lassen. Allerdings wohnte Susanne im Hotel L'Europe. Das Haus Kronberger Straße 7 wurde im Jahre 1882 errichtet und neun Jahre später von dem Frankfurter Arzt Dr. Rehn zu einem Heim für erholungsbedürftige Kinder ohne Unterschied der Konfession umgebaut. 1906 wurde das Haus vom Frankfurter Verein zur Bekämpfung der Schwindsuchtgefahr übernommen. Im Zweiten Weltkrieg brannte es nach einem Bombenangriff völlig aus. Das 1856 erbaute Haus „Philosophenruh” an der Talstraße wurde 1886 von einer Stiftung Frankfurter Bürger erworben und bis 1906 zur Kuranstalt für arme Israeliten umgebaut. 1896/97 modernisierte Friedrich Christian das alte Hotel Colloseus. Der Bau wurde 1903 mit der Konditorei Hahner in der heutigen Straße Zum Quellenpark verbunden und im Innenhof ein Gartenrestaurant eingerichtet. Auch um den heutigen Alten Kurpark herum entstanden neue Gebäude, wie z.B. die Villa Siesta, (1905) in der der Sodener Maler Richard Schoenfeld mit seiner Frau Mena, einer norwegischen Bildhauerin, lange wohnte. Im gleichen Jahr wurde die benachbarte Villa Valentine die bereits 1900 erbaut worden war, in eine Fremdenpension umgewandelt. 9 Die Kaiserzeit 1858 - 1914 Ebenfalls an der Kronberger Straße wurde um 1910 ein Genesungsheim für erholungsbedürftige Arbeiter der Farbwerke vorm. Meister Lucius und Brüning Hoechst a. M. gebaut. Ursprünglich in der Nähe des Champagnerbrunnens in der heutigen Straße Zum Quellenpark (damals Hauptstraße) geplant, sollte es schon bald als Folge des Ersten Weltkrieges in ein Lazarett umgewandelt werden. 1929 wurde es durch einen Brand völlig zerstört, später aber wieder aufgebaut. Ein interessantes Bauwerk, das ebenfalls heute noch erhalten ist, und – wenn auch anders als ursprünglich vorgesehen – genutzt wird, ist der Wasserturm auf der Wilhelmshöhe an der heutigen Niederhofheimer Straße. Er wurde 1911 erbaut und diente zur Versorgung der Nelken-Spezialkulturen Gärtnerei Arthur Moll (später Sinai). Der Turm ist etwa 20m hoch und birgt zwei Wasserbehälter mit zusammen über 32 Kubikmeter Fassungsvermögen. Die rege Bautätigkeit in den Jahren zwischen 1872 und 1914 bedeutet aber leider nicht, dass es der Sodener Bevölkerung insgesamt materiell gut ging. Die Mehrzahl der Einwohner waren kleine Landwirte, Arbeiter, Nebenerwerbsbauern, Handwerker oder Dienstleute im Kurbereich. Viele Frauen und vor allem ungelernte Mädchen arbeiteten als Wäscherinnen, Büglerinnen oder Näherinnen. In den Berichten über Armenunterstützung und Spenden ist auch immer wieder die Rede von Handwerkern Zeichenvorlagen für den Berufsschulunterricht 10 ohne Arbeit. Es gab also offenbar ein großes Gefälle zwischen Arm und Reich innerhalb der Bevölkerung. Im Jahre 1896 sah sich die Gemeinde sogar veranlasst, Dr. Henry Hughes als Armenarzt zur Betreuung der „Ortsarmen und Waisenkinder” einzustellen und zu bezahlen. Über seine Tätigkeit musste er vierteljährliche Sanitätsberichte und einen Jahresbericht abgeben. Dennoch muss Soden vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen bedeutenden Namen in der näheren und weiteren Umgebung gehabt haben. Dies wird unter anderem daran deutlich, dass man für die Freiballon-Zielfahrten während der Internationalen Luftfahrtausstellung 1909 in Frankfurt Soden als Landeort ausersehen hatte. Ballonfahrer, die während der Dauer der Ausstellung von Mai bis September auf dem Rebstockgelände in Frankfurt gestartet und im Gebiet zwischen dem Sodener Wald und dem Bahnhof nicht weiter als 1,5km vom Sodener Bahnhof entfernt landeten, erhielten ein Preisgeld von der Gemeinde. Auf einer Karte im Stadtarchiv sind alle Landungen sorgfältig verzeichnet. Aus Briefen, deren Durchschriften erhalten sind, geht hervor, dass der Gewerbeverein etwa ab 1900 auch intensive Aktivitäten unter dem Titel „Fortbildung” betrieb. Dabei handelte es sich wohl um einen Vorläufer der heutigen Berufsschule, also Unterricht, der die praktische Lehrausbildung in den Sodener Betrieben begleitete. So bittet der Vorstand in einem Brief vom 20.11.1911 den „Hochwohlgeborenen Landrat Dr. Klausner unterthänigst…” um Angabe der Kosten für die Unterhaltung der gewerblichen Fortbildungsschule im Etatjahr 1910/11. Andere Briefe zeigen, dass der Vorstand des Gewerbevereins die Lehrkräfte auswählte und die zu vermittelnden Inhalte festlegte. Auch bei den Zeugnissen hatte der Vorstand offenbar ein Wörtchen mitzureden, wie ein umfangreicher Einspruch des Vorstandes gegen eine als zu gut empfundene Beurteilung eines Schülers zeigt. Ein lebhafter Schriftverkehr mit der Handwerks- und Handelskammer in Wiesbaden zeigt, dass der Sodener Handwerker- und Gewerbeverein auch in vielen anderen Bereichen recht aktiv gewesen sein muss. So wurden zum Beispiel häufig Vortragsveranstaltungen zu wirtschaftlichen und kaufmännischen Themen organisiert, zu denen auch Referenten aus Frankfurt und Wiesbaden nach Soden kamen. Der Erste Weltkrieg1914 - 1918 Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 traf wie ein Donnerschlag das fröhliche Kurleben in Bad Soden. Es waren mehr Kurgäste gekommen als jemals zuvor, vor allem sehr viele Russen aus dem Zarenreich, dessen Ende, wie wir heute wissen, nahe bevorstand. Doch nun packten alle eilig ein und reisten ab. Die wenigen, die zurückblieben, taten dies meist nicht freiwillig, sie hatten meistens keine Gelegenheit zur schnellen Heimreise mehr gefunden. Viele junge Männer aus Soden zogen mit großer Begeisterung in den Kampf für Ruhm und Ehre Deutschlands. Die anfängliche Siegessicherheit verflog jedoch bald, als die ersten Nachrichten über Verwundete und Tote eintrafen. Schon wenige Wochen nach Beginn des Krieges wurde im Genesungsheim der Farbwerke Höchst an der Kronberger Straße ein Lazarett eingerichtet. Im Jahre 1915 folgten weitere in der Israelitischen Kuranstalt, in der Helvetia und im Sprudelhotel. Der Kurbetrieb, Sodens wichtigster Gewerbezweig, kam völlig zum Erliegen, Hotels und Kurpensionen, die nicht vom Militär beschlagnahmt worden waren, mussten schließen. 12 Bis zum Ende des Krieges am 8. November 1918 hatten zwar 37 Sodener Bürger Tapferkeits-Auszeichnungen erhalten, andererseits waren aber auch 62 Tote und zwei Kriegsgefangene zu beklagen. Neben dem Kurbetrieb, der völlig zusammengebrochen war, hatten auch die anderen Sodener Gewerbebetriebe unter den Kriegsauswirkungen zu leiden. Die Versorgung mit Waren und Lebensmitteln stockte oder unterblieb völlig. Wer Fuhrwerke oder andere Transportmittel hatte, musste diese abgeben. Lediglich Handwagen und Karren durften bleiben. Lebensmittel wie Kartoffeln, Mehl, Butter, Eier und Fleisch waren entweder gar nicht zu bekommen oder so teuer, dass es nur noch wenige gab, die sie sich leisten konnten. Da außerdem praktisch alle Männer, die zwischen 18 und bis über 50 Jahre alt waren, zum Heeresdienst eingezogen waren, führte dieser Krieg auch in Soden zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch, der alles bisherige bei Weitem übertraf. Die Berichte aus Sodener Geschäften, die diese Zeit überlebt haben, zeigen, dass es nur dem Durchhaltewillen und der Fähigkeit zur Improvisation der Daheimgebliebenen und der Frauen in den Familien der Geschäftsleute zu verdanken ist, wenn diese Betriebe überlebt haben. Die Weimarer Republik 1918 - 1933 Nach dem Ende dieses Krieges gab es wie überall in Deutschland auch in Soden nicht wie zuvor wieder eine baldige Aufwärtsentwicklung. Zu schwer waren die wirtschaftlichen Schäden und Belastungen, die dieser Krieg hinterlassen hatte. Nachdem immer wieder deutsche Truppen auf dem Rückzug durch die Stadt gezogen waren, kam im Dezember 1918 die französische Armee als Besatzungsmacht nach Soden und belegte das Kurhaus, sämtliche großen Hotels und einige Pensionen. Im Hotel Colloseus logierten die Offiziere und im Deutschen Hof wurde eine Unteroffiziersküche eingerichtet. Die Einwohner durften tagsüber die Stadt und ab 21 Uhr ihre Häuser nicht verlassen. Ärzte, Hebammen und andere, die unterwegs sein mussten, brauchten einen speziellen Ausweis, eine „Autorisation spéciale de circuler la nuit”, die von den Militärbehörden ausgestellt wurde. Der wenige noch verbliebene Geschäftsverkehr der Sodener Gewerbetreibenden mit Frankfurt und der Kurbetrieb wurden vollends unterbrochen. Die Bestimmungen der Besatzungs- macht verboten auch jegliche öffentliche Betätigung der Parteien und Vereine, was natürlich auch die Aktivitäten des Handwerker- und Gewerbevereins betraf. Weitere Belastungen entstanden durch Schäden, die die französische Besatzung vor allem in den Hotels und Pensionen hinterließ, sowie Requisitionen durch und Abgaben an die Besatzungstruppen. Leider sind aus den ersten Jahren nach dem Ende des Ersten Weltkriegs keine Dokumente über Aktivitäten des Gewerbevereins erhalten. Wir können jedoch davon ausgehen, dass etwa ab Anfang 1919 wie andere Vereine auch der Handwerker- und Gewerbeverein wieder begonnen hat, im Interesse der Gewerbetreibenden tätig zu werden. Natürlich waren alle Aktivitäten der Kontrolle der Besatzungsbehörden unterworfen, alle Versammlungen mussten vorher mit Angabe des Grundes der Versammlung, Die Weimarer Republik 1818 - 1933 der behandelten Themen sowie Anzahl der Teilnehmer und Veranstaltungsort bei der Ortspolizeibehörde angemeldet werden. Aus erhalten gebliebenen Antragsdokumenten ist ersichtlich, dass der Vorsitzende des Gewerbevereins, Adam Zengler, am 12. Juli 1924 eine Mitgliederversammlung zur Besprechung anstehender kommunalpolitischer Probleme einberufen hat. Dies sowie weitere Dokumente aus späteren Jahren lassen den Schluss zu, dass die neue demokratische Rechtsordnung, die nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland erstmals eingeführt worden war, vom Gewerbeverein auch als Grundlage für die Wahrnehmung politischer Aktivitäten verstanden worden ist. Erkennbar ist dies auch im Protokoll einer Mitgliederversammlung am 24. September 1929, übrigens dem ersten, das aus der Zeit nach 1918 überliefert ist. Die Versammlung 14 fand im Sprudelhotel statt. Laut Protokoll waren außer dem dreiköpfigen Vorstand mit Herrn Zengler an der Spitze 10 Mitglieder als Teilnehmer zugegen. Einziger Tagesordnungspunkt: die Gemeinde- und Kreistagswahlen. Als nach dem Ende der Besatzung Deutschlands durch die Alliierten und der Räumung des Rheinlandes durch die Französische Armee 1930 freie Wahlen veranstaltet werden konnten, stellten die Gewerbevereine sogar Wahllisten auf. Die Kandidaten empfahlen sich auf Wahlplakaten und Handzetteln sehr selbstbewusst als Sprecher der Handwerker und Gewerbetreibenden im Kreistag und kündigten an, dort in deren Sinne tätig zu werden. Selbst wenn wir es aus heutiger Sicht ablehnen, den Gewerbeverein fast wie eine Partei als Interessenvertretung auf der politischen Ebene zu sehen, damals in der noch jungen Demokratie erschien dies als völlig legitim, vor allem angesichts der Tatsache, dass viele vor allem kleinere Handwerker und Kaufleute nach wie vor um ihre Existenz kämpfen mussten. Erst die Erfahrungen aus der Zeit nach 1933, in der häufig Vereinsämter und politische Ämter miteinander verknüpft worden waren, hat zu der heute üblichen Sichtweise geführt, dass zwischen der Tätigkeit für den Gewerbeverein und politischen Aktivitäten sorgfältig zu trennen ist. Nach dem Ende der katastrophalen Inflation im Jahre 1925 waren zwar bald die schlimmsten wirtschaftlichen Probleme überwunden, aber die Kaufkraft der Bevölkerung hatte sich längst nicht erholt. Nicht selten wurden Preise um bis zu 25% reduziert, um überhaupt Umsatz zu machen. Der Handwerker- und Gewerbeverein bot den nötigen Rückhalt, aber dennoch gelang es nicht allen, wenigstens das Lebensnotwendigste zu erwirtschaften. So kam es zu Notverkäufen, oft nur, um Steuerrückstände bezahlen zu können. Der Handwerker- und Gewerbeverein bildete zugleich ein Gegengewicht zu den an der Kur beteiligten Vereinen, also Ärzteverein, Kurverein und Verschönerungsverein. Deren Mitglieder waren vor allem Ärzte, Bankvorsteher, Postdirektor, Schulrektor, Bahnhofsvorsteher und Oberpostmeister, aber auch Personen aus dem Gewerbebereich wie Hotelbesitzer und Kaufleute. Lediglich der in der Öffentlichkeit bekannte Schuhmachermeister Krick wurde in Versammlungen dieser Vereine als Vertreter des Handwerkerund Gewerbevereins zugezogen. Das aufgestockte Badehaus und unten rechts der Burgbergturm, beides inzwischen restauriert 16 Die Zeit des Dritten Reiches, der Zweite Weltkrieg 1933 - 1945 Von 1945 bis heute Im Laufe des Jahres 1940 gerieten die Einwohner Sodens dann aber doch in unmittelbare Berührung mit dem Kriegsgeschehen. Es häuften sich die Gefallenen- und Vermisstenmeldungen und die rings um Frankfurt stationierten FlugzeugabwehrKanonenstände (FLAK) richteten zunehmend Schäden auch in Sodener Gemarkungen an. Im Jahre 1941 folgten auch feindliche Bombenabwürfe, durch die in Soden direkt Menschen getötet sowie Häuser und andere Einrichtungen zerstört wurden. Die Hauptarbeitslast in den Sodener Gewerbebetrieben lag wieder, wie schon während des Ersten Weltkriegs, auf den Schultern der Frauen, da alle Männer, die in der Sprache der damaligen Zeit als „wehrfähig” galten, zum Dienst in der Wehrmacht eingezogen waren. Beschlagnahmt wurden auch alle Autos und Lastwagen, was für einige Betriebe eine herbe Zusatzbelastung bedeutete. Bis Kriegsende waren 173 gefallene oder vermisste Soldaten von Sodener Familien zu beklagen. Die Schäden an Gebäuden durch Bomben und Artilleriefeuer hielten sich zum Glück in Grenzen. Nur 0,7% der bebauten Fläche waren betroffen, die gesamte Infrastruktur war zum Glück intakt geblieben. Das lang ersehnte Ende des Krieges erreichte Soden, als am Mittag des 29. März 1945 die ersten amerikanischen Panzer durch die Stadt rollten. Ämter und Behörden sowie Bahn und Post stellten den Betrieb ein, es herrschte das Chaos, aber es war auch endlich wieder Frieden. Obwohl unserer Stadt schwere Zerstörungen und eine Trümmerwüste erspart blieben, sollte sich doch nach dem Zweiten Weltkrieg vieles auch in der Geschäftswelt ändern. Zunächst galt es aber, die Schäden zu beheben und den Wiederaufbau zu meistern. Für Sodens früher stärksten Wirtschaftszweig, die Kurhotels und -pensionen war das sehr schwer. Durch die Einquartierung von Soldaten und Offizieren oder die Nutzung als Militärlazarett sowie durch die schlechte Materialversorgung waren viele der einstmals gepflegten Häuser schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Leider sollte sich daran zunächst auch nicht viel ändern, statt der Soldaten waren es jetzt Flüchtlinge und Heimatvertriebene, die ein Dach über dem Kopf brauchten. Im Jahrbuch der Stadt Bad Soden ist nachzulesen, dass von den rund 6.800 Einwohnern der Stadt im Jahre 1949 über ein Drittel Heimatvertriebene und Flüchtlinge waren, also Menschen, die ohne Hab und Gut in unsere Stadt gekommen waren und nun untergebracht werden mussten. Dennoch gelang es – vor allem, nachdem durch die Gründung der Deutschen Bundesrepublik wieder verlässliche Rahmenbedingungen geschaffen waren – den Kurbetrieb langsam wieder aufzubauen. Allerdings gab es anfangs nur 300 Betten im Kurbereich (gegenüber mehr als 1.000 vor dem Krieg), so dass zu Beginn der Fünfziger Jahre nur etwa halb so viele Kurgäste nach Bad Soden kamen wie 1938, nämlich rund 3.000. Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachte auch einige wichtige politische Veränderungen. Im Juni 1947, also noch vor der Gründung der Bundesrepublik Deutschland, wurden Bad Soden die Stadtrechte verliehen, Bad Soden durfte sich die Am 28. Juni 1933 musste sich auch der Handwerker- und Gewerbeverein Bad Soden der von der NSDAP verordneten Gleichschaltung beugen. Wie im Protokoll der Mitgliederversammlung zu lesen ist, hatte es zuvor offenbar Widerstand gegeben, der aber letztlich nicht zum Erfolg führte. Daraufhin stellten fünf Vorstandsmitglieder ihr Amt zur Verfügung, was eine Neuwahl des Vorstandes erforderlich machte. Weitere Protokolle liegen nicht vor, im Archiv des Gewerbevereins finden sich auch keine weiteren Unterlagen über die Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Deshalb müssen wir uns an dieser Stelle auf einige allgemeine Bemerkungen beschränken. Wirtschaftlich, so geben die geschichtlichen Rückblicke noch heute bestehender Sodener Firmen zu erkennen, waren die Jahre bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges durch einen stetigen Aufschwung gekennzeichnet. Die Förderungsmaßnahmen der damaligen Regierung und die Aufrüstung trugen zum Rückgang der Arbeitslosigkeit und einer Stärkung der Kaufkraft der Bevölkerung bei. Diese Entwicklung wurde in weiten Kreisen als Verdienst der Hitler-Regierung wahrgenommen. Durch die gezielte propagandistische Vorbereitung wurde auch der durch den Angriff auf Polen am 1. September 1939 ausgelöste Zweite Weltkrieg zunächst in weiten Kreisen der Bevölkerung als nicht bedrohlich empfunden. Gemeinde ja schon seit 1924 nennen. Das dazugehörige Stadtwappen erhielt zwar erst sieben Jahre später die Genehmigung des hessischen Ministerpräsidenten August Zinn, aber es verknüpft symbolisch zwei für unsere Stadt bedeutende historische Faktoren: den Reichsapfel, der an die Zeit des Freien Reichsdorfes erinnert und die Farben Blau und Orange, die sich aus dem Herzogtum Nassau herleiten, unter dessen Herrschaft sich Soden zu einem bedeutenden und viel besuchten Kurbad entwickelte. Aber auch die Wirtschaftsstruktur unserer Stadt sollte sich beträchtlich und nachhaltig verändern. War bisher der Kurbetrieb mit allen seinen Facetten der dominierende Wirtschaftsfaktor gewesen, so bahnte sich nun, zu Beginn der Fünfziger Jahre, in der Zeit des legendären Wirtschaftswunders in der Bundesrepublik Deutschland eine Verbreiterung an. Mit viel Mut, Tatkraft und unermüdlicher Arbeit wurden Geschäfte wieder aufgebaut, viele aber auch völlig neu gegründet. Eindrucksvolle Beispiele dafür sind die Unternehmen Reinhold Mies & Söhne sowie Autohaus Volpert & Bisinger, wie die Firmengeschichten hier eindrucksvoll belegen. Bad Soden bot aber auch offensichtlich Anreize für größere Unternehmen, hier Zweigbetriebe zu Die Much AG in Bad Soden ist bekannt durch die Spalt-Tablette. Max Leo Baginski war Firmeninhaber und Stifter der neuen St. Katharinen-Kirche. Von 1945 bis heute Zur Leistungsschau 1976 kamen neben Adolf Volpert und Hans-Georg Mies auch Honoratioren wie Hermann SchmittVockenhausen (SPD), Mitglied des Deutschen Bundestags ab 1953, Friedrich A. W. Mischnick 1968 bis 1991 Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und Heinz Riesenhuber (CDU), 1982 bis 1993 Bundesminister für Forschung und Technologie. 18 errichten, wie etwa die Rosenthal Glashütte, Friedrich Uhde oder auch Neugründungen wie die Much AG oder die Eden Waren GmbH. Es gibt sicher viele Faktoren, die diese Veränderungen auslösten. So mögen die gewachsene Einwohnerzahl, die Nähe zu Frankfurt, das sich durch die Teilung unseres Landes zu einem überaus wichtigen Wirtschaftsund Verkehrsknotenpunkt entwickelte, und die attraktive Wohnlage am Fuße des Taunus viel dazu beigetragen haben. Die Beiträge zur Geschichte von Firmen, die in Bad Soden ansässig waren und vielfach noch sind, geben ein deutliches Bild von der Vielfältigkeit, zu der sich das Wirtschaftsleben in unserer Stadt entwickelt hat. Mit dem Ende des Dritten Reiches verschwanden natürlich auch die von der NSDAP angeordneten Organisationen, so dass sich nach und nach die früheren Vereine wieder zusammenfinden konnten. Der Gewerbeverein ruhte jedoch vorerst. Die Geschäftsleute in Bad Soden konzentrierten sich darauf, ihre Betriebe wieder aufzubauen, dagegen erschien der Nutzen einer Interessenvertretung eher sekundär. Das änderte sich jedoch, als die Stadt Bad Soden im Frühjahr 1954 eine Fremdenverkehrsabgabe einführte, die ab dem 1.4.1955 zu zahlen war. Viele der betroffenen Gewerbetreibenden 1981 gab es neben dem traditionellen Erbseneintopf auch ein Tanzturnier am Samstag Nachmittag. lehnten das ab und beschlossen bei einer Versammlung im Gasthaus Deutscher Hof, den Gewerbeverein wieder ins Leben zu rufen, um dieser Ablehnung Ausdruck geben zu können. Am 13. Januar 1956 trat er zum ersten Male zusammen und ging mit einem Protest gegen die soeben veröffentlichte Satzung zur Fremdenverkehrsabgabe an die Öffentlichkeit – allerdings ohne Erfolg. Die Kur erlebte in den Fünfziger Jahren einen erneuten Aufschwung. Im Jahre 1959 kam der Kurbetrieb sogar erstmals ohne städtischen Zuschuss aus. In diesem Jahr hatten 10.000 Kurgäste Bad Soden besucht. Leider geriet der einstige Hauptwirtschaftsfaktor in Bad Soden jedoch gegen Ende der sechziger Jahre zunehmend in wirtschaftliche Probleme. Die Förderung von Investitionen im mittelständischen Gewerbe und der mittelständischen verarbeitenden Industrie mit ERP-Krediten führte etwa zur gleichen Zeit dazu, dass sich in Bad Soden verschiedene Industriebetriebe niederließen wie z.B. die Rosenthal Glashütte, die Friedrich Uhde GmbH und andere. Als 1975 die Hasselgrundhalle einen geeigneten Rahmen bot, nahm der Gewerbeverein ab 1976 unter dem damaligen Vorsitzenden Adolf Volpert die Gelegenheit wahr, dort Gewerbeschauen auszurichten, um so für die Vielfalt und Leistungsfähigkeit der Betriebe in unserer Stadt zu werben. Wie interessant diese Ausstellungen waren, lässt sich daran ablesen, dass bald über 1.000 Besucher gezählt werden konnten. Nach Gründung der Aktiva e.V. wurden ab 1999 gemeinsame Gewerbeschauen der Gewerbevereine von Bad Soden, Neuenhain, Sulzbach, Schwalbach und Eschborn auf dem Gelände der Eichwaldhallen in Sulzbach durchgeführt. Bis 1988 fand während der Gewerbeschauen auch jeweils ein festlicher Ball statt. Auch hier haben Adolf Volpert und später Michael Napp als Vorsitzende viel dazu beigetragen, dass die Veranstaltungen allen Teilnehmern in glänzender Erinnerung blieben. Später verlegte man die Festbälle in das schönere Ambiente der Trinkhalle (heute Tanz- schule Pelzer). Nach der Feier des 140-jährigen Bestehens am 10. Oktober 1998 trat jedoch eine längere Pause ein. Erst neun Jahre später wurde auf Anregung des seinerzeitigen Vorsitzenden, Hans-Georg Mies, wieder ein Gewerbeball ausgerichtet und damit die alte Tradition wieder aufgenommen. Der Name Adolf Volpert ist auch untrennbar mit einer anderen Tradition verknüpft, die der Gewerbeverein für Bad Soden entwickelt und seit 1974 alljährlich realisiert: die Sodener Weihnachtsbeleuchtung. In der Woche vor dem 1. Advent werden in den Einkaufsstraßen in der Kernstadt Weihnachtssterne aufgehängt, die mit ihrem milden Licht eine anheimelnde Weihnachtsstimmung verbreiten. Nach über 35 „Dienst”-Jahren sind inzwischen die ersten Sterne allerdings etwas altersschwach geworden, so dass über eine Erneuerung nachgedacht wird. Eine andere Idee, die inzwischen auch zahlreiche Nachahmer gefunden hat, ist der verkaufsoffene Sonntag in Bad Soden. Die Idee dazu kam erstmals Ende der 1980er Jahre auf. Obwohl die damalige Fassung des Ladenschlussgesetzes kaum Spielraum für eine erfolgversprechende Umsetzung bot, suchte der Vorsitzende Karl-Heinz Meyer gemeinsam mit der Stadt unermüdlich nach einer Lösung, um an einem Sonntag die Geschäfte zum Verkauf Die blau-weiße Dekoration zum Gewerbeball in der Tanzschule Pelzer 2007, ein Foto des Tanzkreises Bensheim zum Jubiläumsball 2008 im Ramada Hotel, die dazugehörige Einladungskarte und eine Eintrittskarte von 1978 Bis zu 600 Preise konnte man auf den Leistungsschauen gewinnen. 19 Von 1945 bis heute öffnen zu dürfen. Die Früchte seiner Beharrlichkeit konnten aber erst seine Nachfolger im Amt der Vorsitzenden, Andreas Degen und Michael Napp, ernten und im Jahre 2000 den ersten Bad Sodener „Verkaufsoffenen Sonntag” ausrichten. Die Veranstaltungen zogen viele Besucher an. Bald war das Interesse auch der Sodener Geschäftsleute so groß, dass jährlich zwei Verkaufsoffene Sonntage organisiert wurden, einer in der Osterzeit und ein zweiter Anfang Oktober. Inzwischen sind die früheren Einschränkungen durch das Ladenschlussgesetz weitgehend weggefallen, so dass die Idee viele Nachahmer fand. Für den heutigen Vorstand ist das aber nur ein Anlass, in naher Zukunft gemeinsam mit den Mitgliedern neue Ideen zu entwickeln und an ihrer erfolgreichen Umsetzung zu arbeiten. Einen Gesamtüberblick über bisherige Veranstaltungen gibt die nachfolgende Tabelle. Veranstaltungstermine 19. - 21. März 1976 05. März 1977 04. - 06. Nov. 1977 15. April 1978 29. Sep. - 1. Okt. 1978 24. März 1979 02. - 04. Nov. 1979 22. März 1980 27. - 29. März 1981 28. März 1981 23. Oktober 1982 23. April 1983 6.-8. April 1984 9. März 1985 19. April 1986 27. - 29. März 1987 30. Oktober 1988 24. August 1991 10. 08. - 09. 05. - 06. 10. - 11. 03. 01. 28. 09. Oktober Mai Mai Mai März März Oktober Nov. 1998 1999 2001 2003 2007 2008 2008 2008 Leistungsschau Frühlingsball Leistungsschau Frühlingsball Leistungsschau Frühlingsball Leistungsschau Frühlingsball Leistungsschau Bunter Abend Herbstball Frühlingsball Leistungsschau Frühlingsball Frühlingsball Leistungsschau Mode zum Anfassen Blumenwagen zum Festzug 800-Jahrfeier 140 Jahre Ball Verbraucher Messe Aktiva Verbraucher Messe Aktiva Verbraucher Messe Aktiva Gewerbeball Jubiläumsball Oktoberfest Festkommers zum Jubiläum Obwohl der deutsche Mittelstand im Rufe steht, moderner Kommunikationstechnik eher zurückhaltend gegenüberzustehen, war es auch unser Gewerbeverein, der die Erstellung einer Internetpräsenz nicht nur für eigene Belange, sondern vorausschauend auch für die Stadt Bad Soden in die Hand nahm und – zumindest anfangs – auch finanzierte. Im Jahre 1998 wurde unter Vorsitz von Andreas Degen zunächst einmal die Adresse www.bad-soden.de reserviert und eine erste Internetpräsenz geschaffen. Es gelang, die Stadt davon zu überzeugen, sich an dem Projekt zu beteiligen und Inhalte beizusteuern. So entstand eine übersichtliche und informative Webseite für Bad Soden, die sich großer Beliebtheit erfreut, wie die Besucherzahlen und die Beteiligung an dem öffentlichen Diskussionsforum zeigen. Inzwischen sind Verwaltung und Weiterentwicklung der Internetseiten in die Hände der Stadt Bad Soden übergegangen, was angesichts des Umfangs der jeweils angebotenen Seiteninhalte auch naheliegend war. Eine Besonderheit, die auch auf eine Idee des Webseiteninitiators Andreas Degen zurückgeht, ist die Webcam mit dem Blick auf die Königsteiner Straße im Zentrum der Stadt. Sie wurde im April 2003 eingebaut und sendet noch heute. Die Live-Bilder können im Internet auf jedem PC angesehen werden und vermitteln einen aktuellen Eindruck vom Leben in unserer Stadt. An dieser Stelle ist unsere Reise durch die 150-jährige Geschichte des Gewerbevereins in Bad Soden in der Gegenwart angekommen. Sie zeigt, dass eine gemeinschaftlich organisierte Interessenvertretung der Geschäfts- leute immer auch der Allgemeinheit zugute kommt, sei es durch das Schaffen und Sichern von Arbeitsplätzen, durch ein lebendiges Wirtschaftsleben oder auch dadurch, dass unsere Bürger sich hier wohlfühlen, Fremde auf unsere Stadt aufmerksam werden und gerne wiederkommen. So werden auch in Zukunft Ideenreichtum und Tatkraft der Mitglieder wie auch des ehrenamtlich arbeitenden Vorstandes dazu beitragen, dass unsere Stadt ihre Attraktivität für Bewohner und Besucher behalten wird. Der Vorstand von 2008 von links nach rechts: Andreas Degen, Beisitzer zum Bereich AKTIVA; Corinna Arras, Beisitzerin zum Bereich Verkaufsoffene Sonntage; Jochen Lucas, 1. stellvertretender Vorsitzender; Inken Hegner, Schriftführerin; Frank Pelzer, Vorsitzender; Thomas Maurer, Referent Technik; Andrea Peters, 2. stellvertretende Vorsitzende; Thomas Braun, Beisitzer zum Bereich Recht; Frank Ulbricht, Kassenführer 21 Wo Sodens Kurgäste logierten ... Ohne seine Mineralquellen wäre Soden ein kleines Dorf in der Nähe von Frankfurt geblieben. Seine Entwicklung ist eng mit der Nutzung dieser Quellen verbunden. Als die Veröffentlichung des Frankfurter Arztes Johann Bernard Gladbach auf die Heilkräfte der Quellen im Jahr 1701 hinwies, wurde man auf Soden aufmerksam. Die ersten Gäste waren Frankfurter Familien – sie brauchten Unterkunft. Im Auftrag dieser Familien baute der Salinenverwalter J. B. Wartenberg 1722 ein Badehaus. Es dauerte dann aber Jahrzehnte, bis weitere Häuser für die Kurgäste entstanden, mit den in Inseraten angepriesenen hohen, luftigen Zimmern für die vorwiegend brustkranken Kurgäste… Sodens berühmte Gäste – eine Auswahl: Dr. med. Heinrich Hoffmann Johann Isaak Freiherr von Gerning Giacomo Meyerbeer August Heinrich Hoffmann von Fallersleben Ferdinand Freiligrath Felix Mendelssohn Bartholdy Theodor Fontane Otto von Bismarck Iwan Sergejewitsch Turgenjew Leo Tolstoi Richard Wagner Friedrich Stolze Gustav Freitag Peter Illjitsch Tschaikowski Maria Bashkirtseff General Graf Eduard von Todleben Marie Hillebrand 22 Hotel Adler Die Wirtschaft Zum Adler wurde 1828 von Johann Himmelreich erbaut und zunächst als Fuhrmannswirtschaft im Familienbesitz betrieben. 1866, im Jahr des preußisch-österreichischen Krieges, in dessen Folge Soden zu Preußen kam, wurde das Haus durch einen Umbau erheblich vergrößert. Nach dem Tod des Sohnes Wilhelm Himmelreich heiratete dessen Witwe den Uhrmachermeister Georg Fleß, der den Adler zu einem stattlichen Gasthof mit großem Saal und einem Ladenlokal erweiterte. Durch Zukauf eines Nachbarhauses und die Erstellung eines Verbindungsbaus zwischen beiden Häusern, entstand nun das Hotel Adler, wie wir es von Bildern kennen. Krankheit und die wirtschaftliche Not nach dem ersten Weltkrieg zwangen die Familie Himmelreich-Fleß zum Verkauf an den Pferdemetzger Stein aus Heilbronn. Dessen Tochter, die letzte Besitzerin des Hotel Adler, lebt heute im Elisabethenheim. Das Haus wurde im zweiten Weltkrieg durch Bomben beschädigt und 1961 abgerissen. Hotel Colloseus Auf dem Gelände des heutigen Rathauses legten im Jahre 1835 H. Diefenbach, seine Gattin und deren Schwager, Herr Dr. Johann Pfefferkorn, den Grundstein für einen Hotelbau. Nach dreijähriger Bauzeit konnte 1838 die Villa Pfefferkorn mit Badeanstalt eröffnet werden und entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt für Kurgäste aus Frankfurt. Im Jahre 1852 kaufte der Gastwirt Wilhelm Colloseus das Anwesen und gab ihm seinen Namen. Im Laufe der Jahre erweiterte er sein Hotel Colloseus mehrmals mit Nebengebäuden, die durch hölzerne Laubengänge untereinander verbunden waren. So ergab sich eine geschlossene Anlage mit mehreren Speisesälen, einem Café und dem schattigen Garten, in der sich die Gäste sehr wohl fühlten. Nach diversen Besitzerwechseln wurde das Haus in den beiden Weltkriegen schwer beschädigt. Im Februar 1945 wurde auch die Pfefferkornquelle, die sich auf dem Grundstück befand, bei einem Bombenangriff verschüttet. Notdürftig wieder instandgesetzt, führte Frau Stehlin das Haus nach 1945 weiter. Da sie jedoch nicht über die Mittel für die notwendige Sanierung verfügte, verkaufte sie das Haus zunächst an einen Frankfurter Investor, der dort eine Kurpension errichten wollte. Da dieser sein Bauvorhaben aber nicht vollenden konnte, erwarb die Stadt Bad Soden im Juni 1957 das Grundstück mit dem halbfertigen Baukörper, um dort das neue Rathaus zu bauen. Gasthaus Deutscher Hof Das Haus wurde 1831 von Friedrich August Dinges aus dem Holz der stillgelegten Saline als Mühle erbaut. Es wechselte in den folgenden Jahren häufig sowohl den Besitzer, als auch den Namen und wurde diversen Um- und Anbauten unterzogen. Den Namen Deutscher Hof erhielt das Haus 1875 von seinem damaligen Besitzer Postmeister Alexander Himmelreich. Nach einer Zwangsversteigerung erwarb Hermann Momberger das Haus. 1908 gelangte die gesamte Liegenschaft in den Besitz von Louis Behrle, der vorher langjähriger Küchenchef in besseren Häusern gewesen war. Als dieser 1919 starb, führte seine Witwe das Haus zunächst weiter, übergab es aber schließlich an Herrn Max Schulze und dessen Frau Lina. Im Jahre 1969 wurde es abgerissen und an der Stelle das heutige moderne Gebäude des Bad Sodener Postamtes errichtet. 23 Wo Sodens Kurgäste logierten …nicht zu vergessen: Weitere Häuser, die einst Sodener Kurgäste beherbergten: Villa Quisinia, heute „Maximilians”; Villa Stolzenfels, heute Coiffeur Kochanski; Haus Rheinfels, heute Eiscafé Venezia; Villa Sans Souci, heute Blumengeschäft Ars Vivendi; Villa Westphalia, heute „Wellness in der Villa”, Villa Nassovia, heute Restaurant Mendelssohn; Villa Freund, heute „Mies & Söhne”. Hotel Europäischer Hof Es gehört viel Fantasie dazu, sich anstelle des nüchternen Neubaus, der heute in der Königsteiner Straße die Hausnummer 43 trägt, das einstige Grandhotel Europäischer Hof vorzustellen. Die Geschichte des Hauses liegt im Dunkeln. Apotheker Oppermann vermutet in seiner Chronik, der Bau sei für die Herzogin Pauline von Nassau bestimmt gewesen. Mit der Begründung, die Lage an der Hauptverkehrsstraße sei ihr zu laut, habe sie am Ende aber ein anderes Haus vorgezogen. Im Jahre 1854 erwarb Phillip Colosseus aus Mainz das Hotel, unter dessen Leitung es sich als Hotel de l’Europe zu dem prächtigen Grandhotel entwickelte, das wir von alten Bildern kennen. Einige der berühmtesten Gäste, die seinen Komfort zu schätzen wussten, waren wohl Tolstoi und Turgenjew. Letzterer war so begeistert, dass Soden in seiner Novelle „Frühlingswogen“ (1871) Aufnahme fand. Frings Parkhotel 1836 wurde an der Einmündung der heutigen Kronberger Straße zur Königsteiner Straße eine zweigeschossige Pension für Kurgäste erbaut. Dabei blieb es auch fast 80 Jahre, bis 1911 der Hotelier Edmund Frings das Gebäude erwarb und Frings Parkhotel eröffnete. Unter seiner Leitung erlebte das Haus einen beachtlichen Aufschwung. Noch im August 1916 weist die Fremdenliste 100 Gäste aus. Nach dem ersten Weltkrieg wurde es von Besatzungstruppen beschlagnahmt und während des Zweiten Weltkriegs diente es als Offiziersgenesungsheim. In der Nachkriegszeit bot es Unterkunft für Flüchtlinge und Menschen, die durch Bombenangriffe ihre Wohnung verloren hatten. Der Sohn des Gründers, Albert Frings, verkaufte das Haus schließlich an die IG Bergbau Bochum, die das Haus als Wohnheim umbauen ließ. Das einst so hoch angesehene Hotel verfiel zusehends und wurde 1985 abgerissen, um dem Neubau der City Arkaden Platz zu machen. Frings Parkhotel war einst eines der schillernsten Hotels Bad Sodens. Hotel Rheinischer Hof Das 1905 erstmals auf dem Ortsplan verzeichnete Haus wurde 1909 von Heinrich Vogel erworben. Seine günstige Lage direkt am Bahnhof gelegen und das hübsche Terrassenrestaurant haben sicher dazu beigetragen, dass das Haus gut frequentiert war. Vor dem ersten Weltkrieg konnte es bis zu 50, danach ca. 70 Gäste beherbergen. Nach Heinrich Vogels Tod führten seine Witwe und sein Sohn Eduard das Hotel weiter, das sich – wenn auch erheblich erweitert – noch heute im Besitz der Familie befindet. 24 Die anwesenden Kurgäste wurden in einem öffentlichen Verzeichnis abgedruckt. Hotel Russischer Hof 1838 erbaute Johann Wilhelm Milch in der Königsteiner Straße ein zweistöckiges Wohnhaus, das jedoch von Anfang an als Hotel Englischer Hof genutzt wurde. Nach verschiedenen Um- und Ausbauten erwarben im Jahre 1847 Heinrich Franz und seine Gattin das Haus. Die folgenden Jahre brachten einige Besitzerwechsel mit sich, wobei das Haus auch vorübergehend als Mädchenpensionat genutzt wurde. Durch Heinrich Haas erhielt es dann den Namen Russischer Hof. Jedoch erst unter Hermann Düvel entwickelte sich das Haus zu einem Glanzpunkt in Bad Soden: „…vorzügliche Küche und Keller, luftige Zimmer mit guten französischen Betten…”, so hieß es in der zeitgenössischen Werbung. Die gewandelte Einstellung Russland gegenüber ließ es nach dem ersten Weltkrieg geraten erscheinen, den Russischen Hof in Kaiserhof umzubenennen. Im Jahre 1923 wurde das Haus an Franziskanerinnen verkauft, die es als Erholungsheim für Kinder und Erwachsene einrichteten. Die Schwestern des Ordens leiten noch heute das St. Elisabeth als Alten- und Pflegeheim. Hotel Weigand Im Jahre 1834 erwarben Jacob Sachs und seine Frau das Grundstück, auf dem das heutige Hotel Concorde steht und errichteten ein zweigeschossiges Wohnhaus, in dem sie Gäste aus Frankfurt aufnahmen. Nach häufigem Besitzerwechsel kauften im Jahre 1872 Ludwig Adam Weigand und seine Frau Barbara den Besitz. Fünfzehn Jahre später gaben die Eheleute Weigand dem Drängen der Gemeinde Soden nach und verkauften ihr die für die Erweiterung des Bahnhofsvorplatzes dringend benötigten knapp 900qm Land zum symbolischen Wert von 1 Mark. Später ließ Ludwig Adam Weigand das Gasthaus Weigand um einen kleinen Küchenbau erweitern. Neben einem großen Speisesaal und einer offenen Halle blieb unter den Kastanienbäumen im Garten noch genug Platz, um eine einladende Gartenwirtschaft einzurichten. Im angrenzenden Saal hielt der „Boxstall Müller“ Einzug, in dem Berühmtheiten wie Cassius Clay (Mohammed Ali), Karl Mildenberger und Bonavena für ihre Boxkämpfe trainierten. Durch Neubau eines weiteren Hauses direkt am Bahnhofsvorplatz wurde der Gasthof 1908 zum Hotel erweitert. Das Anwesen ist bis heute im Familienbesitz. Alle auf dem Grundstück befindlichen Gebäude wurden nach und nach abgerissen, um dem großzügig konzipierten Hotel Concorde Platz zu machen, das im Jahr 1990 noch eine Erweiterung an der Königsteiner Strasse erfuhr. 25 Firmengeschichten aus Bad Soden Der folgende Abschnitt enthält eine Auswahl von Firmengeschichten von Bad Sodener Unternehmen. Darunter finden sich einige, die schon viele Jahrzehnte in unserer Stadt ansässig sind, wie auch wesentlich jüngere und solche, die ihre hiesigen Betriebsstätten inzwischen wieder aufgegeben haben. 26 Sie vermitteln einen Eindruck über die Vielfältigkeit des Geschäftslebens in Bad Soden, ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Die Texte und Bilder wurden uns freundlicherweise von den jeweiligen Geschäftsinhabern oder deren Beauftragten zur Verfügung gestellt. Die nachfolgenden Beiträge sind nach Gründungsdaten geordnet. Texte und Bilder wurden im Rahmen der gegebenen Möglichkeit aus den freiwilligen Einreichungen der Geschäftsinhaber oder deren Beauftragten übernommen. Blumen WeigandTradition verpflichtet Im Jahre 1836 gründete Adam Weigand in der Hauptstraße 4, heute Zum Quellenpark, eine Landschaftsgärtnerei sowie eine Baum- und Rosenzucht mit einigen kleineren Gewächshäusern auf dem Grundstück. Nach seinem Tod führte seine Frau Anna Katharina Weigand den Betrieb weiter. Sein Sohn Christoph Weigand übernahm etwa 1858 den Betrieb. 1860 erwarb er ein weiteres Grundstück, auf dem sich die heutige Gärtnerei in der Kelkheimer Straße befindet. Auch er züchtete Rosen, für die er viele Auszeichnungen bekam. Einige Exemplare davon stehen heute noch in botanischen Gärten in Deutschland. Zudem belieferte er Frankfurter Blumengeschäfte mit seiner Ware. Im Jahre 1904 ging der Betrieb an seinen Sohn Ludwig Weigand über, der sich bald auf die Zucht von Nelken und Rosenneuheiten spezialisierte. Später eröffnete er das erste Blumengeschäft in der Hauptstraße, etwa dort, wo sich heute die Pizzeria Sole Mio befindet. 1936 konnte er mit Familie, Mitarbeitern und Kunden das 100-jährige Bestehen der Firma feiern. Ludwig Weigand, der erste Gärtnermeister der Familie, übernahm den Betrieb 1942. Er züchtete Rosen, Nelken und Chrysanthemen. 1951 eröffnete er mit dem Blumenpavillon in der Königsteiner Straße ein zweites Geschäft. In der 5. Generation übernahm Otto Weigand gemeinsam mit seiner Frau die Firma. Das Geschäft in der Hauptstraße (Zum Quellenpark) wurde geschlossen und in der Kelkheimer Straße neue, größere Räumlichkeiten direkt an der Gärtnerei eröffnet. Dort befindet sich das Blumengeschäft auch heute noch. Es steht unter der Leitung von Floristmeister Bernd Weigand und seiner Frau Stefanie und umfasst ein Verkaufsgewächshaus und einige normale Gewächshäuser. Nach wie vor werden Pflanzen in den Gewächshäusern kultiviert, vornehmlich Balkonpflanzen für den Verkauf in den beiden Geschäften. Im Freiland werden Sommerschnittblumen angebaut. In den beiden Blumengeschäften steht dem Kunden die komplette Bandbreite der modernen, zeitgemäßen Floristik zur Auswahl. Seit vielen Jahrzehnten ist auch die Dauergrabpflege auf den Friedhöfen in Bad Soden, Neuenhain und Altenhain im Dienstleistungsangebot der Firma. Die 7. Generation, Adrian Weigand, absolviert zur Zeit getreu der Familientradition eine Ausbildung zum Floristen. 27 Marien-Apotheke Die älteste Apotheke in Bad Soden Die Gründung der ersten Apotheke in Soden steht in engem Zusammenhang mit der Regulierung des Gesundheitswesens im Herzogtum Nassau. Durch eine Änderung der Organisation des Medizinalwesens durften ab 1818 nur noch wissenschaftlich gebildete Ärzte und Apotheker in den 28 Bezirken des Landes Nassau tätig werden. Die Verteilung der Ärzteund Apothekerstellen wurde durch Konzessionen der nassauischen Regierung geregelt. Da Soden zum Bezirk Höchst gehörte, wurden die Sodener und ihre Gäste von einer Apotheke in Höchst versorgt. Diese betrieb ab 1837 in den Sommermonaten eine Annahmestelle in Soden, um die höhere Nachfrage durch die Kurgäste zu decken. Aufgrund des Wachstums des Kurbetriebes erteilte Medizinalrat Dr. Otto Thilenius 1857 die Erlaubnis zur Errichtung einer Filial-Apotheke in Bad Soden, die schon ein Jahr später eigenständig wurde. Dafür baute man ein neues Gebäude auf dem Eckgrundstück Wiesenweg/Königsteiner Straße – die Geburtsstunde der heutigen Marien-Apotheke. Bis ins Jahr 1900 gab es jedoch vielfältige Probleme und häufige Besitzerwechsel. Erst dem jungen Apotheker Wilhelm Contzen aus Offenbach, der das Haus mit der Apotheke an der Königsteiner Straße am 1. Juli 1900 kaufte, gelang es, eine fast 100-jährige Familientradition zu begründen. Das Gebäude wurde mehrfach an- und umgebaut. Vor dem Ersten Weltkrieg kamen aus dem Ausland und dem Deutschen Reich viele gut situierte bürgerliche, aber auch adlige Kurgäste nach Soden, die einen gehobenen Bedarf an feinen Seifen, Duftwässern, Badeessenzen, Parfüms und Hautpflegemitteln hatten. Auch Sodener Einwohner waren an einem solchen Angebot interessiert, mussten sie doch nicht extra 28 nach Frankfurt fahren. Dies erkannte Wilhelm Contzen und fügte seiner Apotheke eine Drogerieabteilung an, die damals auch als Drogenhandlung bezeichnet wurde. Im Jahre 1948 übernahm Adalbert Contzen die Apotheke von seinem Vater. Als Apotheker im alten Sinne schuf er hauseigene Produkte, u. a. „FortoPinin”, einen Spezial-Franzbranntwein. Mit seinem Sohn Christfried entwickelte er die „Aco-Asthma Tabletten”, ein Mittel gegen Asthma und die „Bronchial-Gummetten”, bei Heiserkeit und Husten zu verwenden; beides spezifische Heilmittel zur Unterstützung der Sodener Kuranwendungen. Soden, das sich seit 1924 offiziell Bad Soden nennen durfte, war ja durch den Bau des BurgbergInhalatoriums zu einem Asthma-Bad geworden. Nach dem Tod von Adalbert Contzen führte sein Sohn Dr. Christfried Christian Contzen seit 1971 die Marien-Apotheke in der dritten Generation weiter. Im Jahre 1993 wurde sie von Apotheker Bernd Parthun, einem langjährigen Mitarbeiter, übernommen. Der Ursprung des Namens „Marien-Apotheke” ist nicht mit Sicherheit zu klären. In einer Anzeige von 1925 wird noch für die „Apotheke und Drogerie Wilhelm Contzen” geworben. Danach erschien in der „Denkschrift anlässlich der Errichtung des neuen Kurhauses 1927” eine neu gestaltete Anzeige, in der sich die „Marien-Apotheke und Drogenhandlung von Wilhelm Contzen” präsentiert. Eines der drei Kinder im Hause Contzen hieß Maria – sie könnte die Namenspatronin gewesen sein. Das Gebäude der Marien-Apotheke steht seit 1994 als Teil einer Gesamtanlage der Häuser Königsteiner Straße 47 bis 55 unter Ensembleschutz. Reinhold Mies & Söhne Erfolg in der vierten Generation Am 1. Februar 1889 wurde in Bad Soden die Firma Reinhold Mies & Söhne Getränke-Fachgroßhandel gegründet, die heute unter der Markenbezeichnung „Mies & Söhne – Der Getränkespezialist" bekannt ist. Was vor 119 Jahren als Übernahme einer Filiale der damaligen Binding Brauerei begann, hat sich zu einem überregional agierenden und erfolgreichen Getränkefachgroßhandel entwickelt. Vom Gründungsvater Reinhold Mies über dessen Sohn Fritz Mies hin zu Hans-Georg Mies leiten heute die Brüder Rainer und Andreas Mies in der 4. Generation das traditionsreiche Familienunternehmen in Bad Soden am Taunus. Der klassische Familienbetrieb spiegelt in beispielhafter Weise die Geschichte des 20. Jahrhunderts in unserem Lande ebenso wider wie die immensen Veränderungen durch den technischen Fortschritt. Begonnen hat alles seit 1889 mit einer vertraglichen Verpflichtung gegenüber der Binding Brauerei zum jährlichen Verkauf von 2.000 hl Binding Bier. Dieser stolze Anspruch, Massenabfüllung per Hand, war zu dieser Zeit der technische Standard und wurde mit Pferdegespannen umgesetzt. Bereits im Jahre 1903 erweiterte sich das zunächst reine Biergeschäft zu einer Bier- und Weingroßhandlung. Bereits 1908 erfolgte der Übergang in die 2. Generation, Fritz Mies trat in die geschäftliche Leitung des Unternehmens ein. So konnte das 25-jährige Familienjubiläum gefeiert werden. Der Erste Weltkrieg brach kurz nach dem Jubiläum aus und zog auch an der Familie Mies und ihrem Unternehmen nicht spurlos vorbei. Trotz persönlichen Leides und heftigster wirtschaftlicher Schwierigkeiten überstand das Unternehmen den Ersten Weltkrieg als auch die Wirtschaftskrise in den Jahren danach. Schicksalsschläge und Rückschläge spornten aber das Familienunternehmen umso mehr an. Im Jahre 1920 erfolgte eine erneute Erweiterung. Der Vertrieb alkoholfreier Getränke wurde aufgenommen und zusätzlich zu dem bislang reinen Großhandel ein Einzelhandelsgeschäft für Weine und Spirituosen eröffnet. Auch der technologische Fortschritt hielt Einzug in das Familienunternehmen. 1925 wurde der erste Lastkraftwagen, damals noch mit Holzvergaser betrieben, gekauft. Kurz nach dem 50-jährigen Betriebsjubiläum brach der Zweite Weltkrieg aus. Trotz Kriegsgefangenschaft, Tod und Zerstörung konnte die Familie Mies ihr Unternehmen in die Zeit des Neuanfangs und des wirtschaftlichen Aufbruchs retten. Die Gründerund Aufbaujahre, die wirtschaftliche Konjunktur führten zu einer deutlich positiven geschäftlichen Entwicklung in den Folgejahren. Verantwortungsbewusstsein, Risikomanagement und Aufgeschlossenheit gegenüber technischen Entwicklungen und neuen Anforderungen führten zu einer Festigung und zu einem weiteren Ausbau des Familienunternehmens. Die Firma Mies, heute „Mies und Söhne GmbH & Co. KG", versteht sich als die „der Getränkespezialist" für Gastronomie, Hotellerie, Büro- und Heimservice sowie als Betreiber von Getränkefachmärkten für den Endverbraucher. Das Haus an der Königsteiner Straße 49 29 Gärtnerei Sinai Nelken für die Damen… Die Gärtnerei Sinai siedelte in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts von Frankfurt-Eschersheim erst nach Niederhofheim über und übernahm später das Gelände der vormaligen Nelken-Spezialkulturen Gärtnerei Moll auf der Wilhelmshöhe in Soden. Sie war vor allem bekannt für ihre vielen schönen Nelkenarten, es wurden aber auch Rosen, der berühmte Frankfurter Flieder und andere Schnittblumen angebaut. Daran erinnert nur noch der im Jahre 1911 zur Versorgung der Kulturen der Gärtnerei Moll erbaute 20m hohe Wasserturm. Heute befindet sich dort eine Beobachtungsstation des NABU. 30 Im Jahre 1912 erteilte der Landrat eine Bauerlaubnis für ein fünfschiffiges Gewächshaus, das später von Sinai übernommen wurde. Zehn Jahre später kam noch ein Heizraum mit einer Warmwasserheizung für die Gewächshäuser hinzu. Die Gärtnerei Sinai exportierte ihre Blumen in alle Welt, vor allem nach USA. Die Gewächshäuser waren im sog. amerikanischen Stil erbaut, was damals als sehr fortschrittlich galt. Der Sohn des Betriebsgründers, Willi Sinai, heiratete die Tochter eines Offenbacher Lederwarenhauses und zog mit seiner Familie 1980 nach Teneriffa. Autohaus Volpert & Bisinger bringt alles ins Rollen Die Firma Volpert & Bisinger Kraftfahrzeuginstandsetzungswerkstatt wurde 1947 in der unmittelbaren Nachkriegszeit von Albert Bisinger und Adolf Volpert in Bad Soden am Taunus gegründet. In einer Holzbaracke an der unteren Königsteiner Straße in Bad Soden reparierte man anfangs die Kraftfahrzeuge und Motorräder, die es eben gab. Neue Autos waren vor allem vor der Währungsreform 1948 noch eine große Seltenheit, und so manches musste noch improvisiert werden. Doch das sollte sich schon bald ändern. In der Mc Nair Kaserne in Höchst war die Verwaltung für Wirtschaft der Alliierten eingerichtet worden. Dort gab es einen Fuhrpark mit insgesamt 220 sog. CCGWagen. Das waren Käfer, die vom Volkswagenwerk in einheitlich grüner Farbe für die britische Rheinarmee gebaut worden waren. Für die Wartung dieser Fahrzeuge schrieb die Verwaltung für Wirtschaft einen Rahmenvertrag aus, und die Firma Volpert & Bisinger hatte das Glück, den Auftrag zu erhalten. Im Oktober 1948 folgte der Werkstättenvertrag mit dem Volkswagenwerk – noch vor der Gründung der Deutschen Bundesrepublik. Die kleine Holz-Baracke war natürlich bald viel zu klein. Da die Verwaltung für Wirtschaft das ehemalige Wehrmachtsgelände an der Königsteiner Straße 7 nicht mehr benötigte, konnte Volpert & Bisinger das Gelände übernehmen und dorthin umziehen. Nach und nach wurden die einst für Geschütze und Zugmaschinen bestimmten Garagen in Werkstatt- und Büroräume umgebaut. So entstand der Stammsitz des Autohauses Volpert & Bisinger KG, der sich noch heute dort befindet. Zu Beginn der 60er Jahre erfolgte eine Erweiterung durch einen weiteren Werksvertrag mit der AutoUnion in Neckarsulm zunächst nur über den Vertrieb von DKW-Motorrädern. Doch die PKW-Produktion ließ nicht lange auf sich warten. Nach Fertigstellung der neuen Fabrik in Ingolstadt liefen dort 1966 die ersten AUDI-Modelle vom Band. Einen weiteren Markstein in der Entwicklung des Unternehmens bildete die Einweihung eines Zweigbetriebes in der Frankfurter Straße in Kronberg. Inzwischen war Volpert & Bisinger zu beachtlicher Größe herangewachsen. Hatte man 1947 gerade mal mit zwei Mitarbeitern begonnen, so erreichte die Beschäftigtenzahl 1967 Ihren Höchststand mit 108 Mitarbeitern. Dies ergab sich daraus, dass man 1964 die Touristenauslieferung, also die Auslieferung von Autos übernommen hatte, die vor allem von nordamerikanischen Touristen in Deutschland erworben und über den Flughafen Rhein-Main per Luftfracht versandt wurden. Mutiger Anfang nach dem 2. Weltkrieg 1947 31 Prof. Dr. Much AG Bekannt durch die Spalt-Tablette Autohaus Volpert & Bisinger Als die Touristenauslieferung 1992 eingestellt wurde, waren über 38.000 Fahrzeuge übergeben worden. Wieder stand die Firma vor Platzproblemen. Deshalb wurde in der Schubertstraße ein Gelände zunächst gepachtet und später erworben. Hier entstand eine Halle, in der zuerst die Neuwagen- und die Touristenabteilung Platz fanden. Nach der Aufnahme von AUDI (Autohaus Limes) wurde in einem Erweiterungsbau der Halle zunächst die AudiVertragswerkstatt untergebracht und, nach dem Zusammenschluss von VW und AUDI, die Karosseriewerkstatt der Firma Volpert & Bisinger KG. Die Bauarbeiten waren kaum abgeschlossen, als schon wieder neue, größere Räumlichkeiten benötigt wurden. So entschloss man sich im Jahr 1964 Das neue Gebäude auf dem ehemaligen Wehrmachtsgelände 32 den Betrieb teilweise aufzustocken, und einen Ausstellungsraum für den Verkauf von Volkswagen einzurichten. Das Touristengeschäft ließ langsam nach, da der Umrechnungskurs zum Dollar stetig abnahm und so den Preisvorteil für Besucher aus Nordamerika zunichte machte. 1979 wurden auf dem frei gewordenen Gelände in der Schubertstraße eine Tennishalle mit Restaurant und ein AUDI-Ausstellungsraum gebaut, so wie sie heute noch anzutreffen sind. Wo am Anfang eine „Null” stand, kann heute das Autohaus Volpert & Bisinger KG mit Stolz auf über 60 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte zurückblicken. Leider ist Albert Bisinger, der Mitgründer und einstige Teilhaber, viel zu früh verstorben. Auch der andere Senior, Adolf Volpert, hat sich inzwischen aus der aktiven Tätigkeit zurückgezogen und die Leitung des Autohauses mit Hauptsitz in Bad Soden und einem Zweigbetrieb in Kronberg in die Hände seiner beiden Söhne gelegt. 1932, im Todesjahr des Hamburger Arztes, Forschers und Schriftstellers Hans Much, gründete der Berliner Industrielle in der Pharmabranche und spätere Geheimrat Maximilian Baginski (geb. am 7.6.1891, gest. am 19.3.1964, beigesetzt in Bad Soden) in Berlin die „Prof. Dr. Much AG”. Überlieferungen zufolge wünschte er sich eine unverwechselbare Pille und beauftragte seinen Tablettenmeister: „Sagense mal Meester, könn’se en Loch in ne Tablette machen, oder ne Kerbe oder sonst wat, det man im Dunkeln fühlen kann, wat es is”. Eine Kerbe in der Tablette – das war die Idee. Am 21.6.1932 wurde die Spalt-Tablette eingeführt. Max Baginski hatte sich durch Studien in Amerika gut vorbereitet und startete noch im gleichen Jahr eine groß angelegte Werbekampagne: Jede Apotheke erhielt als Erstausstattung kostenlos zehn Zehnerund zehn Zwanziger-Packungen, die schnell vergriffen waren und nachbestellt wurden. Die SpaltTablette entwickelte sich bald neben Aspirin und Togal zu einer der bekanntesten Schmerzmittelmarken in Deutschland. Baginskis Ruf als erfolgreicher Werbepsychologe drang 1933 bis nach Bad Soden. Der Bürgermeister der Gemeinde reiste nach Berlin, um ihn für die nur mäßig erfolgreichen Bad Sodener Quellenprodukte zu begeistern. Baginski ließ sich überzeugen, pachtete die Bad Sodener Brunnenverwaltung und warb nun auch für Bad Sodener Mineral-Pastillen, mit Erfolg, wie sich zeigte, denn die Verkaufszahlen stiegen von nun an Jahr für Jahr. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das in BerlinPankow gelegene Unternehmen enteignet. Baginski musste sich also nach seiner Entlassung aus dem Konzentrationslager Buchenwald, in das er von der sowjetischen Besatzungsmacht verschleppt worden war, nach Bad Soden orientieren. Hier nahm er 1949 zunächst im Gebäude der alten Pastillenfabrik die Herstellung der Spalt-Tabletten wieder auf. Zwei Jahre später, 1951, zog das Werk in neue Gebäude an der Sulzbacher Straße um. In den folgenden Jahren wurden die weißen Tabletten, die in einem Metallröhrchen mit der Aufschrift „nur echt mit diesem Spalt“ verpackt waren, zur meist gebrauchten Schmerztablette Deutschlands. Das rief natürlich auch Nachahmer auf den Plan. Einer der ersten war ein Schwindler aus Gelsenkirchen. Er wollte 1949 an dem Ruhm der Spalt-Tablette teilhaben und stellte ebenfalls „SpaltTabletten“ aus einem wertlosen Gemisch her. Mit einer kleinen Feile ließ er den Spalt in Handarbeit einfeilen. Doch die Polizei legte ihm das Handwerk. Der Gründer, Geheimrat Max Leo Baginski 33 Prof. Dr. Much AG Prof. Dr. med. Hans Much 34 Dank des Erfolgsproduktes Spalt-Tablette entwickelte sich das Unternehmen in Bad Soden und wuchs auf eine Belegschaftsstärke von etwa 600 Mitarbeitern an. In unmittelbarer Nachbarschaft des Firmengeländes an der Sulzbacher Straße wurden, fast nach altem englischem Vorbild, Werkswohnungen für die Mitarbeiter und Reihenhäuser für Führungskräfte gebaut. Nach dem Tode des Firmengründers Max Baginski betrieben seine Erben das Unternehmen zunächst weiter, verkauften es aber 1972 an die American Home Products, die es in die britische Wyeth-AyerstWhitehall-Gruppe eingliederte. Ende der 1980er Jahre wurde ein weiterer Betrieb der Gruppe mit dem Sodener Werk vereinigt, aber alle Hoffnungen erwiesen sich als trügerisch. Im Juni 1991 erfuhren die verbliebenen 300 Mitarbeiter, dass die Produktion in Bad Soden eingestellt und auf andere Betriebe der Wyeth-Ayerst-Whitehall-Gruppe in Europa verteilt werde. Nach einer Abwicklungsphase wurde die traditionsreiche Firma 1993 leider endgültig geschlossen. Max Baginski hat jedoch dafür gesorgt, dass sein Name in Bad Soden einen guten Klang behalten wird: Er hat den Neubau der katholische Kirche und den Kindergarten in der Alleestraße, der seinen Namen trägt, finanziert. Eden-Waren GmbH Ein ganzheitliches Geschäftskonzept Die Firma EDEN blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. Auf Initiative von Bruno Wilhelmi gründeten 18 Vegetarier am 28. Mai 1893 die Obstbausiedlung EDEN bei Oranienburg in der Nähe von Berlin. Der karge, sandige Boden musste durch das Auftragen von vielen hundert Tonnen „Pferdeäppel“ aus Berliner Straßen im wahrsten Sinn des Wortes „aufgepäppelt“ werden. Die Fleißarbeit gelang und die Obstbausiedlung entwickelte sich innerhalb weniger Jahre zur erfolgreichsten Siedlung ihrer Art, eingetragen in das Oranienburger Genossenschaftsregister als „Vegetarische Obstbaukolonie EDEN eGmbH“. Der geistige Boden, auf dem die Siedlungsgemeinschaft EDEN wuchs, waren die Gedanken der Lebensreform, der Bodenreform und der Wirtschaftsreform. Begriffe, die heute in Vergessenheit geraten sind, damals aber viele Menschen bewegten. Ausgangspunkt der Bewegung waren die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Bevölkerung. Die Lebensreform wandte sich gegen eine uneingeschränkte Industrialisierung und ihre negativen Begleiterscheinungen und entwickelte Alternativen für ein gesundes Leben und für eine naturverbundene, ganzheitliche und bewusste Lebensweise. Als Vertreter der Siedlungsidee gingen die Gründer weit über die damals diskutierten Genossenschaftsideen hinaus. Im Mittelpunkt ihres lebensreformerischen Siedlungsgedanken standen: • Gemeineigentum an Grund und Boden • Ländliche Siedlungsstruktur mit kleinen Wohneinheiten und Garten • Kooperation statt Wettbewerb • Genossenschaftliche Verwaltungs- und Versorgungsstruktur • Weitgehende Autonomie durch hohen Selbstversorgungsgrad • Harmonische Verbindung von Landwirtschaft, Industrie und Handwerk Auf dieser Basis wurde gemeinsam aufgebaut, gearbeitet und auch gefeiert. Und das naturnah, d. h. ohne Fleisch, ohne Alkohol und Nikotin, dafür aber umso fröhlicher. Und die Arbeit trug Früchte. Bereits im Frühjahr 1898 stellte das Genossenschaftsmitglied Paul Schirrmeister den Antrag zur Gründung einer Obstverwertungsstelle und legte damit den Grundstein zum EDEN Süßmostbetrieb. Man startete mit einer Dampferzeuger-Anlage, die Gustav Lilienthal, der Bruder des Flugpioniers Otto Lilienthal, entwickelt hatte. Schon bald produzierte man mehr, als für den Eigenbedarf verwendet wurde, denn um 1900 hatte die Siedlung bereits einen Bestand von 15.000 Obstbäumen, 50.000 Beerensträuchern, 3.000 Haselnusssträuchern und 200.000 Erdbeerstauden. Die Siedlungsgemeinschaft wuchs und gedieh, sogar eine eigene Schule wurde gegründet. Das Obst wurde zu Säften, Konfitüren, Dunstobst, Marmeladen und anderen Fruchterzeugnissen verarbeitet. Wobei schon damals größter Wert auf natürlichen Anbau und eine möglichst schonende, naturnahe Verarbeitung und strenge Qualitätssicherung gelegt Luftbildaufnahme des Eden Geländes 35 Das Rosenthal Glaswerk in Bad Soden am Taunus Eden-Waren GmbH wurde. Hilfreich war natürlich auch, dass Johannes Weck, ebenfalls Vegetarier und Lebensreformer, bereits das berühmte Weckglas entwickelt hatte. Nach all den Jahren des Aufbaus und Wachstums kamen herbe Rückschläge. Der 1. Weltkrieg brachte menschliche und wirtschaftliche Not. Die Edener Obstverwertung wurde – wie sämtliche deutsche Obstverwertungsanlagen – der „Kriegsgesellschaft für Obstkonserven und Marmeladen“ unterstellt. Die Zwangsbewirtschaftung wurde erst Jahre nach Kriegsende wieder aufgehoben. Und erneut wurde aufgebaut. In den 1920er Jahren zählte EDEN bereits zu den größten Reformwarenherstellern Deutschlands und beteiligte sich aktiv am ersten Zusammenschluss der Reformhausbesitzer: Sie gründeten eine Einkaufsgenossenschaft. 1931 begann die Produktion von EDEN Sauerkrautsaft. Mit dem vitaminreichen Saft wurde sogar die deutsche Übersee-Schifffahrt versorgt, er erfreute sich aber auch bei „Landratten“ bald größter Beliebtheit. In den Gärten und Obstplantagen Oranienburgs wurde nun auch Honig hergestellt. Um den gesundheitlichen Wert der EDEN Margarine zu erhöhen, setzte man bereits 1920 ungesättigte Fettsäuren bei, und die vegetarische Fleischalternative von EDEN mit dem Namen „Gesunde Kraft“ fand auch außerhalb reformerischer Kreise große Anerkennung. Der 2. Weltkrieg brachte erneut herbe Rückschläge: Unter Bombenangriffen und Geschützfeuer starben viele der inzwischen über 1.000 Bewohner von EDEN, Gebäude und Maschinen wurden schwer beschädigt oder gar zu einem großen Teil völlig zerstört. Nach der Teilung Deutschlands konnte ein großer Teil der Bevölkerung nicht mehr erreicht werden. 36 Deshalb beschloss der Edener Vorstand und Aufsichtsrat in Oranienburg im Jahre 1949 auf Vorschlag von Kurt Großmann, in den Westzonen eine Tochtergesellschaft zu gründen. Am 28. März 1950 nahm die neu geschaffene EDEN-Waren GmbH mit Sitz in Bad Soden am Taunus ihre Tätigkeit als EinMann-Betrieb auf. Anteilseigner waren mit 89% die EDEN-Genossenschaft, mit 10% die Firma Philipp aus Wesselburen, und mit 1% Kurt Großmann, der auch als ihr erster Geschäftsführer agierte. Die folgenden Jahre brachten infolge steigender „Lebensbelastungen“ eine stetig wachsende Nachfrage nach gesunden und naturnahen Lebensmitteln und damit den erhofften wirtschaftlichen Aufschwung. Im Jahr 1962 wurde auf Initiative von Kurt Großmann in Bad Soden am Taunus die EDEN-Stiftung zur Förderung naturnaher Lebenshaltung und Gesundheitspflege als selbstständige und rechtsfähige Stiftung ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren Kurt Großmann, Ernst Philipp, Heinrich Graetz und Bernhard Reinecker. Der in der DDR gelegene Betrieb in EDEN-Oranienburg wurde 1970 zu Volkseigentum erklärt und verstaatlicht. 1973 erfolgte die Übernahme der Obstverwertung durch den Bezirk Potsdam. Am 1. Mai 1991 übernahm die SANDOZ ERNÄHRUNG AG das westdeutsche Unternehmen. EDEN produzierte 1992 mit rund 200 Mitarbeitern in Bad Soden und Hünfeld ein umfangreiches Reform- und Diätwarenprogramm. Wenig später wurde die Betriebsstätte in Bad Soden geschlossen und die gesamte Produktion in Hünfeld zusammengefasst. Lediglich die Eden-Stiftung ist noch in Bad Soden ansässig. Die Idee, zum Porzellan das passende Glas zu schaffen, geht auf Geheimrat Dr. h.c. Philipp Rosenthal zurück. Er war der Ansicht, dass unsere Tischkultur erst dann in Vollendung erfüllt sei, wenn diese beiden Dinge, die im Ursächlichen vieles gemeinsam hätten, zusammenkommen. Deshalb verstand man Glas nicht einfach als eine zweite Warengruppe, vielmehr ging es darum, dem Rosenthal-Porzellan das passende Glas zur Seite zu stellen. So wurde 1950 die Glasabteilung des Unternehmens Rosenthal in Schwäbisch-Gmünd gegründet und schon wenig später, nämlich im Winter 1950/51 nach Bad Soden im Taunus verlegt. Bei der stetig steigenden Nachfrage nach Rosenthal-Glas erwiesen sich auch die hier zur Verfügung stehenden Räume bald als zu klein, so dass 1956 eine große, moderne Raffinerie in Bad Soden in Betrieb genommen wurde. Am 6. Juli 1956 erfolgte der erste Spatenstich für die neue Glashütte der Rosenthal AG in der unteren Königsteiner Straße. Das Werk mit zwei modernen, ölbefeuerten Öfen wurde Ende Juni 1957 in Betrieb genommen. Damit war man am Standort Bad Soden in der Lage, das Glas für den eigenen Bedarf selbst zu erzeugen. Ein Jahr später wurde die Glashütte noch um einen dritten Ofen erweitert und bot damit auf lange Sicht ausreichende Kapazität. Zunächst wurden Kelch-Services aus reinem Bleikristall produziert. 1966 begann die Herstellung von „Kristall-Services” – früher „Böhmisches Kristall” genannt. In Bad Soden hatte man dafür ein Glas von außergewöhnlicher Qualität entwickelt, das vollkommen lichtecht war. In erster Linie wurde es für die Fertigung des Services „2000” verwendet, passend zu dem gleichnamigen Porzellan-Design. Später entstand auf dieser Kristall-Basis ein Service, das von Elsa Fischer-Treyden, einer namhaften DesignKünstlerin aus Berlin, entworfen worden war. Für die Realisierung neuer Design-Trends mussten neue Wege beschritten werden. Rosenthal entwickelte eine neuartige Graviertechnik, mit der es gelang, die auf Rosenthal-Porzellan so bekannt gewordenen Zeichnungen des Franzosen Raymond Peynet in ihrer ganzen verspielten, charmanten Zartheit auf Glas zu übertragen. Leider ging die wirtschaftliche Entwicklung der 1970er Jahre auch nicht spurlos an dem Glaswerk Rosenthal in Bad Soden vorüber. Zunehmender Kostendruck und Rationalisierungsanforderungen ließen es geraten erscheinen, das Glaswerk an den Hauptsitz des Unternehmens nach Selb zu verlegen. 1980 ging deshalb die Geschichte hochwertiger Glasfertigung unter dem Namen Rosenthal in Bad Soden zu Ende. Philipp Rosenthal 37 DiamantMarkenprodukte Tanzschuhe„Made in Germany” Mit der Gründung eines „Geschäftes für die Herstellung von naturgemäßen Schuhen” am 19. Mai 1873 legte der Schuhmachermeister Eberhard Müller in der Ziegelgasse 12 in Frankfurt am Main den Grundstein für das Familienunternehmen. Er fertigte, ebenso wie nach ihm sein Sohn Otto Müller Senior, einen der natürlichen Fußform angepassten Schuh mit dem Namen „angulus“ (lat.: im rechten Winkel). Am 5. September 1938 kaufte Otto Müller Senior die Frankfurter Schuhfabrik Patos und produzierte nun Patos- und Angulus-Schuhe. Vor allem der Angulus-Schuh erlangte bald weite Verbreitung, was ihn über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt machte. Im Mai 1945 trat Otto Müller jun. die Nachfolge an und baute die zerstörte Produktionsstätte in Frankfurt wieder auf. Bald konnte die Produktion der bewährten Angulus-Schuhe nach „neuestem Chic und neuester Facon” wieder aufgenommen werden. Auf der Suche nach einem neuen Firmengelände fand Otto Müller jun. 1957 ein Grundstück am Rande des Taunus und bereits im Sommer 1958 konnte die neue Schuhfabrik in Bad Soden bezogen werden. Die Firma legte den Namen Patos ab und hieß nun Angulus Otto Müller KG. Von nun an wurden hier Braut- und Abendschuhe produziert. 38 Ab 1975 entstand unter dem Namen „Diamant“ eine Tanzschuhkollektion, die von namhaften deutschen Tänzerinnen und Tänzern mitentwickelt wurde. Mit der Spezialisierung auf Tanzschuhe wurde 1982 das Unternehmen in Diamant Schuhfabrik Otto Müller KG umbenannt. Dieser Name steht seitdem für Qualitätsprodukte und findet globale Anerkennung. Im Jahre 1979 übernahm Thomas Müller das Familienunternehmen und führt es nunmehr in der vierten Generation innovativ in die Zukunft. Er ist seit über 40 Jahren in der Schuhherstellung tätig und erlernte sein Handwerk auf dem renommierten italienischen Kolleg ARS Suttoria in Mailand. Jedes Schuhmodell aus dem Hause Diamant trägt seine Handschrift. Durch verbesserte Prozessautomatisierung und dem Einsatz modernster Technik werden heute über 80 Modelle angeboten. Eine Vielfalt von Materialien, Absatzformen und Weiten ermöglichen es, mehr als 1000 Variationen zu kreieren. Trotz High-Tech wird der Diamant Tanzschuh noch heute vorwiegend in Handarbeit gefertigt. Bis heute lieferte Diamant über 2,5 Millionen Tanzschuhe in 37 Länder auf vier Kontinenten. Thomas Müller: „Mir liegt es am Herzen, die Familientradition der Schuhmanufaktur mit der Tanzschuhproduktion weiterzuführen. Die steigende Nachfrage und unser treuer Kundenstamm zeigen mir, dass unsere Qualität und Preiskalkulation stimmen. Ich bin froh, dass diese Tradition auch in der fünften Generation am Standort Bad Soden am Taunus fortgeführt wird.“ Napp OHGService vormals Stroka rund um den Haushalt 1962 gründete Ernst Stroka mit seiner Frau Anneliese das Haushaltswarengeschäft in der ehemaligen Hauptstraße, jetzt Zum Quellenpark. Neun Jahre später, im Jahr 1971 erfolgte der Umzug in das neu erbaute Haus in der Alleestraße. Nach dem Tod Ernst Strokas 1985 wurde das Geschäft zunächst von seiner Frau Anneliese Stroka und Schwiegersohn Michael Napp als Prokuristen weitergeführt. Im Jahr 1990 übernahmen Tochter Marion und ihr Mann Michael Napp das Geschäft. Michael Napp ist gelernter Kaufmann im Einzel- Als Voll-Sortimenter bietet Napp OHG ein komplettes Sortiment an Bedarfs- und Geschenkartikeln, Hausrat, Glas und Porzellan sowie eine Auswahl an Werkzeugen und Eisenwaren an. Besonders stolz ist man darauf, immer noch Schrauben und andere Eisenwaren einzeln verkaufen zu können, was im Zeitalter der Baumärkte eine Seltenheit geworden ist. Auf 200 qm Fläche finden sich rund 8.000 verschiedene Artikel. Fachlich qualifizierte Beratung durch die Inhaber und das Personal sind die Voraussetzung für die Erfüllung auch ausgefallener Kundenwünsche. Das erste Ladengeschäft in der früheren Hauptstraße Mehr Platz für ein reichhaltiges Angebot in der Alleestraße handel Hausrat-Glas-Porzellan und Eisenwaren und verfügt über die Ausbilder-Zulassung. Marion Napp ist gelernte Bankkauffrau. 1993 wurden sowohl die Außenfassade als auch die Geschäftsräume komplett renoviert und stellen heute eine übersichtliche Präsentation des großen Warenangebotes dar. Das umfassende Warenangebot wird durch wertvolle Dienstleistungen wie Verpackung, Bestell- und Reparaturservice, DPD-Shop und die Akzeptanz gängiger Kreditkarten vervollständigt. Ausländische Kunden werden auf Englisch beraten und können auch zollfrei einkaufen. Mit einem umfassenden Warensortiment, kompetenter und freundlicher Beratung sowie einem durchdachten Dienstleistungsprogramm bietet die Firma Napp einen Rundum-Service, den viele Kunden aus Bad Soden und Umgebung zu schätzen wissen. 39 Uhde Von der Druckerschwärze zum High-Tech-Engineering Friedrich Uhde 40 Als Friedrich Uhde das Unternehmen am 6. April 1921 in Bövinghausen, nicht weit vom heutigen Hauptsitz in Dortmund, gründete, gab er dem Beamten für die Eintragung in das Handelsregister zu Protokoll: „Der Betrieb wird zum Zwecke der Herstellung von Farben für das grafische Gewerbe eingerichtet.” Tatsächlich experimentierte der ideenreiche Unternehmer mit der Entwicklung und Produktion von Zeitungsfarben aus Kohleextrakt. Doch in seinem Kopf waren schon ganz andere Pläne und Visionen. Schließlich hatte Friedrich Uhde als junger Ingenieur bereits kurz nach der Jahrhundertwende, im Jahr 1905, die erste Versuchsanlage zur Herstellung von Salpetersäure entworfen und konstruiert. Heute – rund 87 Jahre später – ist Uhde als Unternehmen der ThyssenKrupp Technologies ein HighTech-Anlagenbauer mit ca. 4.800 Mitarbeitern weltweit. Rund 350 Mitarbeiter davon arbeiten am Standort Bad Soden. Diese Niederlassung wurde 1954 im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Hoechst AG in Offenbach/Main gegründet und 1964 nach Bad Soden/Taunus verlegt. 1966 wurden an diesem Standort in einem neu errichteten Bürogebäude die Arbeitsgebiete Organische Chemie, Kunststoffe und Fasern konzentriert. Heute beheimatet es die Unternehmensbereiche Organische Chemie, Polymere und Raffinerietechnik. Mit mehr als 2.000 gebauten Anlagen zählt Uhde zu den weltweit führenden Ingenieurunternehmen in der Planung und Bau von Chemie-, Raffinerie- und anderen Industrieanlagen. Tochter- und Beteiligungsgesellschaften befinden sich auf allen Kontinenten. Gestern wie heute ist es für Uhde selbstverständlich, sich den ständig wachsenden Anforderungen an die Verfahrens- und Anwendungstechnik in den Bereichen Chemie, Energie und Umweltschutz mit spezialisiertem Know-how und umfassenden Leistungen, vorbildlichem Qualitätsniveau und hoher Zuverlässigkeit zu stellen. Und so lautet das Unternehmensmotto ganz im Sinne des Gründers: Blumenmeyer Immer etwas Besonderes Blumenmeyer kam im Jahre 1967 durch Übernahme der Firma Blumen-Contzen nach Bad Soden. Zu dem bestehenden Betrieb in Frankfurt am Main sollte ein weiteres Standbein geschaffen werden. 1974 folgten eine Erweiterung und der Umzug in das Volksbank-Hochhaus in der Königsteiner Straße. Als erster Meisterbetrieb der Branche in Bad Soden sowie als Ausbildungsbetrieb für moderne Floristik, war die Firma Blumenmeyer eine besondere Adresse. Ihr Angebot an exklusiver Floristik für Familienfeiern und andere festliche Anlässe, Dekorationen für Großveranstaltungen, Bühnen und Messen fand breite Anerkennung. Die gute Zusammenarbeit mit der Fleurop GmbH, die mit der Wahl zum Vertrauensmann honoriert wurde, und mit dem Fachverband Floristik waren weitere Grundpfeiler des Erfolges. Viele Preise und Auszeichnungen, unter anderem bei der Bundesgartenschau 1989 in Frankfurt am Main, spornten zu immer besseren Leistungen an. Viele Auszubildende haben hier ihren Berufsweg begonnen und die Gesellenprüfung mit bestem Erfolg abgeschlossen. Dies verdanken wir vor allem dem Einsatz von Ingrid Meyer und zusätzlichen Seminaren in der Ausbildungsstätte Grünberg/ Klarental, die die jungen Leute auf Betreiben des Unternehmens hin besuchten. 1971 wurde der Floristmeister Karl Heinz Meyer in den Vorstand des Gewerbevereins gewählt, dem er 10 Jahre als Vorsitzender angehörte. Dabei war es immer sein Bestreben, mit Ideen und Einsatz gemeinsame Ziele zum Wohle der Kunden und Mitglieder zu realisieren. Leider musste Blumenmeyer den Betrieb im Jahre 1998 nach über 30 Jahren in Bad Soden aus gesundheitlichen Gründen beenden. Diese schwerwiegende Entscheidung fiel nicht leicht, denn die guten, persönlichen Beziehungen zu den vielen Kunden hatten ihnen immer sehr viel Freude bereitet. Uhde Engineering with ideas. 41 GoldschmiedeIhreMielentz Goldschmiede in Bad Soden Am 1. August 1977, also vor über 30 Jahren, eröffnete die Goldschmiedemeisterin Barbara Mielentz unter dem Namen „Ihre Goldschmiede” eine Werkstatt für Schmuckanfertigungen, Umarbeitungen und Serviceleistungen. Auch durch Teilnahme an Gewerbeschauen in der Hasselgrundhalle wurde der Kundenstamm stetig ausgebaut. Sechs Jahre später bot sich die Gelegenheit, die Räume des ehemaligen Schmuck- und Uhrenfachgeschäftes von Reinhard Bockenheimer zu übernehmen. Damit einher ging auch eine Erweiterung des Angebotes um den Fachbereich Uhren. Das Haus Zum Quellenpark 10 vor der Altstadtsanierung 42 Nach einer Unterbrechung durch die Altstadtsanierung und dem Neubau des Hauses Zum Quellenpark 10a wurde Ihre Goldschmiede am Freitag, dem 13. September 1991 in schönen, neu gestalteten Räumen wieder eröffnet. Verschiedene Aktionen zu den verkaufsoffenen Sonntagen wie z.B. Finnland-Schmuck, Alles rund um die Perle, Bernstein – Gold der Ostsee, Smaragde, Geschenke zu Hochzeitstagen sowie eine vierwöchige Sonderausstellung zweier namhafter Emaillekünstlerinnen markieren einige Höhepunkte in den folgenden Jahren. Heute bietet Ihre Goldschmiede viel Interessantes und Wissenswertes über Schmuck, Uhren und Silbergegenstände aus Werkstatt und Verkauf. M&W Mode GmbH Eine gute Adresse Bei Manfred Müssig, dem gelernten Journalisten, der M&W 1979 in Bad Soden gegründet hat, besticht vor allem das Ambiente. Sein „Landhaus” ist von einem belgischen Architekten eingerichtet worden und wirkt wie ein gemütliches Wohnzimmer. „Man fühlt sich wie zu Hause”, meint Verkäuferin Gabi Seegers. Die Ware liegt in Schränken aus kanadischer Zeder, die blauen Markisen sollen mediterranes Flair verbreiten. Das setzt sich im Innenraum fort, wo auf Terrakotta-Fliesen ein grünes Chesterfield-Sofa einlädt. ln einem kleinen Garten vor dem Haus können Kunden auf einer Steinbank relaxen und sich an weißen Rosen erfreuen. „Man soll sich hier einfach wohlfühlen”, lautet Müssigs Maxime. Auch Geschäftspartner bescheinigen ihm, sein Geschäft habe ein unverwechselbares Design. Manfred Müssig hebt sich mit einem qualitativ und modisch hochwertigen Angebot von anderen ab. Er hat sich die Produktionsstätten seiner Lieferanten in Neapel, in Parma und im Piemont alle persönlich angeschaut und meint: „Ich kann jedes einzelne Stück mit Überzeugung verkaufen.” Um diese Philosophie auf eine breitere Basis zu stellen, hat er 25 weitere Geschäfte in seinem Genre angeschrieben. Seine Idee ist, in einer gemeinsamen Anzeige für „Qualität und Kompetenz” zu werben und mittelfristig vielleicht sogar ein Forum der besten Fachgeschäfte ins Leben zu rufen. Im kommendem Jahr 2009 feiert M&W Mode GmbH das 30-jährige Firmenjubiläum. Auf die Frage, wie er das denn feiern werde, hat Manfred Müssig ein verschmitztes Lächeln parat: „Lassen Sie sich überraschen…”. 43 Optik Knauer Alles im Blick Im Februar 1981 eröffnete der Augenoptikermeister Dietmar Knauer in der Alleestraße 24 das Geschäft „Optik im Alleehaus”. Zusammen mit seiner Ehefrau Waltraud Knauer, die für die Bereiche Stilberatung bei neuen Brillenfassungen, kaufmännische Bearbeitung, Organisation und Einkauf zuständig ist, gelang es ihm, das Geschäft zügig zu entwickeln. So konnten nach wenigen Jahren auch zwei Auszubildende beschäftigt und zum erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung geführt werden. Einer der frischgebackenen Augenoptiker-Gesellen wurde in ein festes Anstellungsverhältnis übernommen. Zwölf Jahre später, im Jahre 1993, bot sich dann die Gelegenheit, in ein schönes Altstadthaus an der Clausstraße 25 umzuziehen, wo das Geschäft noch heute seinen Sitz hat. Ende 2002 erfolgten die Umfirmierung in Optik Knauer GmbH und die Eröffnung einer Filiale in Sulzbach unter der Leitung von Dietmar Knauer. Das war möglich, da mit Bernd Flick (Eintritt Oktober 1977) und Thomas Marthaler (Eintritt März 2006) zwei sehr kompetente Augenoptikermeister gewonnen werden konnten, die Waltraud Knauer im Geschäft an der Clausstraße als Fachleute zur Seite stehen. Degen Elektrotechnik Mit neuen Technologien nach vorn Bei Optik Knauer spielen neben der sprichwörtlichen guten Sicht auch andere Aspekte der optischen Wahrnehmung eine große Rolle. So hat Waltraud Knauer es sich nicht nehmen lassen, von Anfang an die Schaufensterdekoration selbst zu gestalten. In diesem Jahr werden in Zusammenarbeit mit der Kunstwerkstatt in den Bad Sodener Geschäftsräumen wechselnde Ausstellungen mit Werken verschiedener ortsansässiger Künstler durchgeführt. Ferner pflegt man im Bereich der Typberatung seit vielen Jahren eine enge Zusammenarbeit mit Frau Schulte-Herr von colori, Kelkheim. Ein besonderes Ereignis, das sich hoffentlich nicht wiederholen wird, war der Starkregen im Juni 2007, in dessen Folge das gesamte Geschäft in der Altstadt von Bad Soden etwa 30cm hoch überflutet wurde. Geschäftseröffnung am 31. Januar 1981, Familie Dr. Illgner und das Ehepaar Knauer 44 Die Firma wurde am 01. Februar 1984 als „EinMann-Betrieb” in Bad Soden gegründet. Die Auftragsentwicklung war so gut, dass schon 1985 ein Umzug in größere Räume auf der Königsteiner Straße 58 notwendig wurde. Der erste Geselle kam „an Bord” und ein VW-Transporter wurde angeschafft, der bis zum heutigen Tage immer noch seinen Dienst versieht. Im Jahre 1987 folgte ein weiterer Umzug in die MaxBaginski-Straße 14 (ehemalige Druckerei Berz), wo die Firma seither beheimatet ist. Mittlerweile werden 10 Angestellte beschäftigt und die Firmenflotte umfasst 8 Fahrzeuge. Vor zwei Jahren wurde ein weiteres Außenlager angemietet, um die gestiegenen Platzbedürfnisse abdecken zu können. Aus dem reinen Elektroinstallationsgeschäft in den Anfangsjahren entwickelte sich im Laufe der Zeit ein breites Angebot verwandter technischer Dienstleistungen. Heute gehören Bereiche wie Satellitentechnik, Telekommunikationsanlagen, Video- und Sprechanlagentechnik, Garagen- und Rolltorsteuerungen sowie Industrie-Automation und Photovoltaik zum umfangreichen Leistungsangebot der Firma. Diese breit angelegte Kompetenz erfordert natürlich eine leistungsstarke Computer-Unterstützung, ohne die heutzutage einige Arbeiten gar nicht mehr möglich wären. Auch der Aufwand an Schulung und Weiterbildung, der erbracht werden muss, um mit der technischen Entwicklung Schritt halten zu können, hat einen beachtlichen Umfang angenommen. Aber der Firmengründer Andreas Degen sieht das entspannt: „Neue Technologien machen die Arbeit interessant und abwechslungsreich,” sagt er, „da wird unser Beruf nie langweilig und wir können unsere Kunden immer kompetent beraten und bedienen”. Die Geschäftsentwicklung zeigt, dass Degen Elektrotechnik sich diesen Herausforderungen mit Erfolg stellt. Deshalb freuen sich Chef und Mitarbeiter darauf, am 01. Februar 2009 das 25-jährige Firmenjubiläum feiern zu können. Ausstellungsstand auf der Gewerbeschau 1986 in der Hasselgrundhalle Die „Mannschaft” mit Chef und dem neuesten Servicefahrzeug (2007) 45 L'Horlogerie LotharZeitlos Johnen modern Die Spezialwerkstatt für feine Uhrmacherkunst, L'Horlogerie, wurde vor fast 25 Jahren von Uhrmachermeister Lothar Johnen eröffnet. Er hat seine Ausbildung in Aachen und Hildesheim absolviert und anschließend bei Uhrenfirmen in Deutschland und Frankreich umfangreiche praktische Erfahrungen gesammelt. Das Angebot seines Geschäftes, dem Lothar Johnen den französischen Namen L'Horlogerie, zu deutsch etwa: „Die Uhrmacherei" gegeben hat, reicht von der Restauration antiker Stand- oder Wanduhren über die Reparatur selbst kompliziertester Kleinuhrwerke bis zur perfekten Aufarbeitung verschlissener Armbanduhrgehäuse und -bänder, einer Spezialität von Lothar Johnen. In seinem Geschäft verzichtet er bewusst auf die Trennung von Schaufenster, Verkaufsraum und Werkstatt. L'Horlogerie ist, frei nach Paul Celan, ein Ort, wo Menschen und Uhren leben. Das spürt der Besucher bereits beim Blick in die Auslagen, wo der Chronoswiss- und Maurice-Lacroix-Konzessionär neben antiken Uhren auch die aktuellen Kollektionen der beiden Marken präsentiert. Und man erlebt es im Laden, wo an den Wänden und in den Vitrinen unzählige Wanduhren, Standuhren, Tischuhren, Reiseuhren, Taschenuhren, Armbanduhren ticken. Wohin der Blick auch fällt: Uhren und nichts als Uhren. Und mittendrin stehen mehrere Werktische, an denen Lothar Johnen und sein Geselle Achim Flettner all diese Uhren zum Laufen bringen, Teile anfertigen oder rekonstruieren. Man kann den beiden bei ihrer Arbeit über die Schulter sehen, wird dabei eine Menge lernen und viel Begeisterung für handwerkliche Perfektion spüren. 46 Lothar Johnen ist inzwischen längst über das RheinMain-Gebiet hinaus bekannt. Sammler aus ganz Deutschland geben ihm ihre alten Schätze zur Restauration. Auch in Versicherungs- und Erbfällen kann Lothar Johnen weiterhelfen. Seit Jahren wird der vereidigte Sachverständige von Notaren und bei Gericht hinzugezogen, wenn der Wert einer antiken Uhr zu ermitteln ist. Offenbar ist es Lothar Johnen auch gelungen, seine Begeisterung weiterzugeben. Sein Sohn Pascal, der zwischen Werktischbeinen, Holundermark und den Gerüchen von Waschbenzin, Spiritus und Äther aufgewachsen ist, wird die Familientradition fortsetzen und den Uhrmacherberuf erlernen. Unsere Vorsitzendenvon 1956 bis 2008 1956 - 1959 Adolf Stark 1996 - 1998 Bauunternehmer 1959 - 1962 Heinz Weyel Elektromeister 1998 - 2000 Elektromeister 1962 Horst v. Nolting, kommissarisch Hermann Maurer 2000 - 2002 Heinz Richter 2002 - 2005 Adolf Volpert 2005 - 2006 Karl-Heinz Meyer Floristmeister Jochen Lucas, kommissarisch Diplom-Betriebswirt 2006 - 2008 Automobilhändler 1988 - 1996 Michael Gräff Kaufmann Fotograf 1973 - 1988 Andreas Degen Vorsitzende des Gewerbevereines Bad Soden e.V. nach der Neugründung laut Satzung vom 13. Januar 1956 Elektromeister Weißbindermeister 1966 - 1973 Michael Napp Kaufmann Steuerberater 1962 - 1966 Andreas Degen Hans-Georg Mies Kaufmann seit 2008 Frank Pelzer Diplom-Betriebswirt 47 Impressum und Bildnachweis Diese Broschüre wurde möglich durch Unterstützung folgender Personen und Firmen: Bildmaterial Friedrich Uhde GmbH Archiv Stadt Bad Soden am Taunus, Blumen Weigand, Marien-Apotheke, Reinhold Mies & Söhne, Gärtnerei Sinai, Autohaus Volpert & Bisinger, Whitehall & Much, Eden-Waren GmbH, Rosenthal Glaswerk, Diamant Schuhe, Napp vorm. Stroka, Friedrich Uhde GmbH, Blumenmeyer, Goldschmiede Mielentz, M&W Mode GmbH, Optik Knauer GmbH, Degen Elektrotechnik, Johnen L'Horlogerie, Herr Lenz, Silke Wolter, Ralf Heynowski, Bad Sodener Zeitung, Foto Richter, Andrea Peters, F. W. Christian, Lothar Schilling, Jochen Lucas, Rudolf Cisara u.a. Albrecht Deutschmann, Degali - Telekommunikation und Netzwerke, Recherche und Text Andreas Degen, Degen Elektrotechnik, Recherche und Organisation FeinDesign Silke Wolter, Beratung und Gestaltung Vorstand Gewerbeverein Bad Soden e.V. Roswitha Mann, Hotel Rohrwiese, Beratung Boris Riege, Buchhandlung Riege, Beratung Vielen Dank! 48