Il Parnaso confuso

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Il Parnaso confuso
Il Parnaso confuso
Johann Franz Greipel: Bühnenbild mit den vier Prinzessinnen (von links)
als Euterpe, Melpomene, Apollo und Erato in „Il Parnaso confuso“ von Ch.W. Gluck
(Präsidentschaftskanzlei der Hofburg, als Leihgabe des Kunsthistorischen Museums Wien)
Festa teatrale von
Christoph Willibald Gluck
und Pietro Metastasio
Eine Produktion des Mozart-Opern Institutes
der Universität Mozarteum
Samstag, 2. Juli und Montag, 4. Juli 2011, 20.30 Uhr
Schloss Schönbrunn, Zeremoniensaal
Sonntag, 3. Juli 2011, 20.00 Uhr
Schlosshof
Ein Vorläufer von Robert Musils „Parallelaktion“?
Die Tradition der österreichischen Nulllösung - von Reinhold Kubik
Die Festa teatrale „Il Parnaso confuso“ wurde für die Hochzeit von Erzherzog Joseph (1741-1790, dem
nachmaligen Kaiser Joseph II) mit Maria Josepha von Bayern, seiner zweiten Frau, geschrieben. Die Aufführung war
am Abend nach der Trauung, am 24. Jänner 1765, im „Salon des Batailles“ im Schloß Schönbrunn. Am 19. Jänner
fand die Generalprobe in Anwesenheit von Kaiserin Maria Theresia statt, später noch eine
Wiederholungsvorstellung in der Wiener Hofburg am 9. Februar. Die Sängerinnen waren vier Erzherzoginnen, also
Schwestern Josephs: Maria Josepha, geb. 19.3.1751, als Euterpe; Maria Elisabeth Josepha (später Äbtissin in
Innsbruck), geb. 13.8.1743, als Melpomene; Maria Amalie (später Herzogin von Bourbon-Parma), geb. 26.2.1746, als
Apollo; Maria Caroline Louise (später Königin von Neapel-Sizilien), geb. 13.8.1752, als Erato.
Erzherzog Leopold (1747-1792, der spätere Kaiser Leopold II) leitete die Vorstellung als „maestro al cembalo“. Der
Librettist Pietro Metastasio (1698-1782) war der Italienischlehrer der kaiserlichen Kinder, Christoph Willibald Gluck
(1714-87) ihr Musiklehrer. Die Aufführung wurde von Johann Franz Greipel (1720-1798) im Auftrag Maria
Theresias festgehalten. Das Gemälde im Besitz des Kunsthistorischen Museums Wien befindet sich heute im
Arbeitszimmer des österreichischen Bundespräsidenten in der Hofburg. Es zeigt eine konkrete Stelle des Stückes,
die auf der neben Melpomene liegenden Schriftrolle lesbar ist. Das Libretto wurde im Jahr 1765 mehrmals
gedruckt, handschriftliche Partituren befinden sich in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek
zu Wien, in Berlin, Dresden, Paris und Neapel. Im Werkverzeichnis von Wotquenne trägt das Werk die Nummer 33.
Die drei Musen Euterpe (Muse der Liebes- und Heldendichtung, Attribut: Lyra), Erato (Muse der Lyrik, Attribut:
Flöte) und Melpomene (Muse der Tragödie, Attribute: Schriftrolle, Lorbeerkranz) genießen ihren Aufenthalt auf dem
Parnass, dem Gebirge in der Nähe von Delphi, wo Apollo wohnt. (Metastasio hat übrigens Euterpe und Erato
hinsichtlich ihrer Aufgabenbereiche und Attribute gegenüber der antiken Überlieferung vertauscht.) Apollo stört
den beschaulichen Frieden durch die Ankündigung, daß die Musen schon am nächsten Tag das kaiserliche
Hochzeitsfest mit ihren Künsten in besonderer Weise verschönen müßten. Apollo geht danach weg – auch die
anderen Musen müssen aktiviert werden –, kündigt aber für den nächsten Morgen die tägliche Rückkehr mit der
Morgenröte an; dann müsse man sogleich zur Hochzeit eilen. Die Verwirrung („confuso“) ist groß – am Ende der
Nacht haben die Musen zwar ihre Musikinstrumente auf der Suche nach einer zündenden Idee gegenseitig
ausprobiert und verschiedene Themen diskutiert, aber gar nichts zuwege gebracht. Das Thema hat eine
grundsätzliche Verwandtschaft zu Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“, in dem mit Hilfe einer
„Parallelaktion“ der herausragendsten Kräfte des Landes eine einzigartige Idee gesucht wird, um das 70jährige
Thronjubiläum von Kaiser Franz Joseph (das 1918 gewesen wäre) würdig zu begehen – natürlich auch ohne Erfolg.
Das 18. Jahrhundert hat dazu eine etwas an den Haaren herbeigezogene Positivlösung bereit: Das künstlerische
Vermögen der Musen müsse angesichts der Herrlichkeit von Brautpaar und Hochzeit verstummen, und sie könnten
für ihre kümmerlichen Leistungen nur auf die großherzige Nachsicht der kaiserlichen Familie hoffen.
Unsere Präsentation orientiert sich so weit wie möglich an den Gegebenheiten der damaligen Aufführung. Das
beginnt beim Aufführungsort – dem Festsaal in einem Schloß, auf einem Podest anstelle einer veritablen Bühne
(die Theatergeschichte kennt dafür den Begriff des „Pawlatschentheaters“). Der Hintergrundprospekt ist eine Kopie
nach dem Gemälde in der Hofburg. Die Sängerinnen verwenden die in vielen Traktaten überlieferte historische
Schauspielkunst der Barockzeit, wie sie von Margit Legler seit vielen Jahren unterrichtet wird.
Wir danken Frau Christine Jaschinsky, der Leiterin des Potsdamer Ensembles „I Confidenti“, für ihre Beratung in
Sachen Hintergrundprospekt, die zu der Firma „Big Image Systems Deutschland GmbH” geführt hat, die dann den
Prospekt in einem Spezialverfahren herstellte.
Mitwirkende
Apollo
Irina Marinas
Melpomene
Laila Neuman
Euterpe
Julia Meingassner
Erato
Margit Legler
1. Violine
2. Violine
Viola
Violoncello
Kontrabass
1. Oboe
2. Oboe
Fagott
Clemens Flieder
Johanna Zaunschirm
Clara Schwaiger
Beatrice Holzer-Graf
Andreas Müller
Anselm Wohlfarth
Verena Homar
Tanja Weinberger
Cembalo
Reinhold Kubik
Musikalische Leitung
Josef Wallnig
Szenische Leitung
Margit Legler
Technische Leitung
Markus Janka
Nach den Quellen ediert von Reinhold Kubik
Johann Franz Greipel:
Erstaufführung von Glucks „Il Parnaso confuso“ am 24.1.1765 in Schloss Schönbrunn
Auf der Bühne die vier Erzherzoginnen, im Orchester Erzherzog Leopold am Cembalo;
in der ersten Zuschauerreihe die kaiserliche Familie, außerhalb der Sitzreihen in der linken Bildecke sitzend
– im Profil – vermutlich Christoph Willibald Gluck
(Präsidentschaftskanzlei der Hofburg, als Leihgabe des Kunsthistorischen Museums Wien)
Mit freundliche Unterstützung der Oberbank AG
Wir danken
Em.Univ.Prof. Dr. Gerhard Croll und Renate Croll
Landestheater Salzburg