EIN ALPTRAUM.
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EIN ALPTRAUM.
EIN ALPTRAUM. „Warum bringen sie uns nicht einfach um?“ -Georg „Unterschätzen sie bitte nicht den Unterhaltungswert.“ -Paul 2 3 4 5 ROTER STICKER; ROTES TUCH – DER SKANDAL Als „Funny Games“ im Mai 1997 in Cannes seine Welturaufführung erlebte, prangte auf den Kinokarten ein roter Sticker, auf dem sinngemäß übersetzt folgender Warnhinweis zu lesen war: „Bitte beachten Sie: Der Film enthält Szenen, die einige Zuschauer als schockierend empfinden könnten.“ Und Regisseur Haneke versicherte im Vorfeld: „Egal, ob die Zuschauer den Kinosaal empört oder begeistert verlassen werden, ich kann Ihnen versprechen, dass sie ihn nicht gleichgültig verlassen werden.“ Ein Versprechen, das der Film einlöste. Zwar ging „Funny Games“ im Wettbewerb um die „Goldene Palme“ leer aus. Dennoch entwickelte er sich zu dem Film, über den auf dem Festival am meisten, am emotionalsten und kontroversesten diskutiert und gestritten wurde. Demonstrativ hatten zahlreiche Kritiker die Pressevorführung des Films vorzeitig verlassen. „Während viele mit den Tabubrüchen seiner Dekonstruktion des Thriller-Genres zu kämpfen hatten und nicht recht wussten, wohin mit der Ahnung, als Voyeur der Gewalt entlarvt worden zu sein, verweigerten sich andere kategorisch der Auseinandersetzung, indem sie auf die schlichte Versuchsanordnung hinwiesen oder sich den moralisch-pädagogischen Impetus grundsätzlich verbaten“, schrieb Josef Lederle im Film-Dienst über die Cannes-Premiere. Ähnlich wie in Cannes polarisierte der Film die Kritiker und Zuschauer auch, als er im September 1997 in Deutschland in die Kinos kam. Eine Publikumsreaktion, auf die es Haneke durchaus angelegt hatte, ging es ihm nach eigenem Bekunden doch vor allem darum, den Kinozuschauer zu verunsichern: „Der Witz beim Thriller ist, dass der Zuschauer bereit ist, sich wirklich alles anzusehen, wenn er nur nachher beruhigt aus dem Kino gehen darf. Im Actionfilm wird das Entsetzen ja durch Ästhetik und Humor immer wieder entschärft. Und das findet halt bei mir nicht statt.“ Die Anleihen an das Horrorgenre rechtfertigte er als „Leim, auf dem der Zuschauer kleben bleibt“, um ihn dann „an einen gedanklichen Ort zu führen, an den er sonst vermutlich nicht gehen würde.“ Hanekes Strategie scheiterte jedoch bereits daran, dass sein Film beim europäischen Feuilleton zwar nicht nur auf harsche Ablehnung stieß, sondern auch viele positive Kritiken erhielt und teilweise als Meisterwerk gefeiert wurde, die Zielgruppe, für die der Film nach Hanekes Aussagen aber eigentlich bestimmt war – nämlich das „englischsprachige Gewaltkonsumentenpublikum“ – als deutschsprachige Produktion gar nicht erreichen konnte. Zehn Jahre nach dem Original hoffte Haneke mit dem englischsprachigen Remake „Funny Games U.S.“ daher, nun endlich dort angekommen zu sein, wo er ursprünglich hin woll6 te: bei den US-Horrorfans, denen sein Film die Augen öffnen sollte. Diesmal aber blieb der kalkulierte Skandal aus. Beispielhaft lässt sich hier nachvollziehen, dass Filme, wie Kunstwerke überhaupt, einen Skandal immer nur als Verstoß gegen soziale oder mediale Konventionen auslösen und wie schnell sich diese kulturellen Schmerzgrenzen verschieben können. Vielleicht war das Kinopublikum in den zehn Jahren nach „Funny Games“ tatsächlich, wie von Haneke befürchtet, noch stärker gegen Gewaltdarstellungen abgestumpft. Möglicherweise aber hatte der Regisseur mit „Funny Games“ selbst zu dieser Entwicklung beigetragen. Nur eine Dekade nach dem Original erwies sich „Funny Games U.S.“ jedenfalls als kaum noch skandalträchtig. Ob diese öffentliche Gelassenheit, wie verschiedentlich zu lesen war, vor allem daher rührte, dass Selbstreflexion in den Medien mittlerweile weit verbreitet war, muss bezweifelt werden. Eher schien das Kino mit seinen Schreckensbildern in den letzten Jahren näher an die Wirklichkeit gerückt. Zynische Gewaltinszenierungen ohne Katharsis waren längst mainstreamtauglich geworden. Hanekes Vision von der Zerstörung der gutbürgerlichen Kernfamilie fiel da nicht mehr aus dem Rahmen. Christian Buß hat Hanekes gescheiterten Versuch, mit der Neuauflage des Filmes „Funny Games“ auch ein Remake seines Skandales zu initiieren für Spiegel Online so zusammengefasst: „Paradoxerweise scheitert ‚Funny Games U.S.’ also ausgerechnet daran, dass die jüngste Generation der Horror-Regisseure offensiv mit jenem Sadismus spielt, den Michael Haneke zu entlarven versucht. Man heuchelt eben kein Mitleid mehr mit den Opfern. So kühl und so trickreich Hanekes perfektionistisch in Szene gesetzte Gewaltstudie auch daherkommt – im Kontext mit dem enthemmten Horrorkino der Gegenwart wirkt ‚Funny Games U.S.’ geradezu nostalgisch.“ Dr. Stefan Volk 7 KEINE MITTÄTERIN WERDEN – LESERBRIEF EINER FSK-VETERANIN „Natürlich ist meine Ausgangsposition hoffnungslos, wenn ich mir die Bewertung eines Films anmaße, den ich selbst nicht gesehen habe, sondern nur durch Aussagen des Regisseurs und Kostproben veröffentlichter Meinung abstützen kann. Wie meist bei auffälligen Filmen sind sich die Kritiker auf interessante Weise uneins. Nach der Süddeutschen Zeitung beispielsweise spielt in ‚Funny Games’ nicht das Mördertrio mit seinen Opfern, sondern der Regisseur mit den Kinobesuchern, während die Frankfurter Allgemeine den ‚Überwältigungscharakter des Mediums’ preist. Streng genommen ist auch nicht der umstrittene Film das ‚Opfer der Begierde’ (zur Kritik!), vielmehr ist es die hohe Bewertung des Films durch mir bekannte und geschätzte Filmberater, die ihm das Prädikat sehenswert verpassten. Trotz meines Respekts werden sie mich nicht zum eigenen Augenschein auf den Marsch ins Kino setzen. Mit der Unterschiebung, ‚die Brisanz der Fragen, die Haneke in diesem grausamen Spiel anschneidet nicht ernsthaft zur Kenntnis zu nehmen’ (film-dienst) werde ich – und hoffentlich auch andere Besuchsverweigerer – leben können. Tröstlich immerhin, nicht durch einen schweren Golfschläger lädiert zu werden, der auf ein Schienbein saust! [...] Zwar scheint mir der Disput über zunehmende Gewaltbereitschaft ohne zusätzlichen Aufklärungsbedarf, denn die Fakten ihrer Realität kommen täglich wie frische Semmeln schon auf den Frühstückstisch und gegen Vertrauensseligkeit an der Haustüre hat uns schon Eduard Zimmermann geimpft. Aber Hanekes Warnung vor dreisten Unholden ist, wenn ich die Interpreten richtig verstehe, nur ein Nebeneffekt seiner Geschichte. In Wirklichkeit will er die verdeckt im Kino sitzenden Komplizen erschrecken, die mit wohlig ausgestreckten Beinen und einer Tüte Popcorn im Schoß das Brutalmonster Film skrupellos genießen, heute wie gestern und morgen. Ihr Genuss ohne Reue am Nimbus der Gewalt, bar jeden Mitgefühls und Gnade für ihre Opfer, stempelt sie zu schuldhaften Mittätern. Weil das Potential mitgelieferter Brutalität den genussvollen Unterhaltungseffekt nicht aufwiegt, greift Haneke zum Mittel inszenierter Quälerei als erzwungener Selbsterfahrung des Zuschauers. Der sanften Tour als Transportmittel von Einsicht und Einkehr misstrauend, will er den Leuten im Kino durch Zufügung schmerzhafter Gefühlsverletzung den Appetit auf Mediengewalt verderben. Dafür nimmt er offensichtlich ein moralisches Recht in Anspruch, Grenzen des Zumutbaren bewusst zu überschreiten. Diese Grenzen sind freilich nirgendwo authentisch definiert und verbindlich festgeschrieben. Aber jede Gesellschaft entwickelt Grenzwerte zum eigenen Schutz und zur Gefahrenabwehr für ihre Bürger. Die Missachtung dieser Grenzlinie etwa durch die These, dass der 8 Zweck die Mittel heiligt, ist erfahrungsgemäß ein moraltheologischer Irrtum mit nachhaltigen Folgen. Auch das homöopathische Rezept, Gleiches mit Gleichem zu heilen, taugt nur für die Medizin. Gibt es überdies Sinn, wenn ein Teil der Zielgruppe vorzeitig das Kino verlässt und statt mit bewegendem Ernst und gewecktem Problembewusstsein mit Unlustgefühlen flüchtet und sei es auch nur aus Ärger über verlorene Zeit und verschwendetes Geld? Vielleicht ist Haneke im Umfeld heutiger Pädagogik nicht ganz zuhause. Sie hat nämlich längst erkannt, dass für Einsicht und Umkehr zum Guten nicht Abscheu vor dem Bösen als Triebfeder taugt oder gar Einsicht und Einkehr bewirkt. Unsere Eigenhaftung am Unrecht lässt sich nur schwer durch Argumente ablösen und durch Angstgefühle vor schädlichen Folgen abbauen. Es gilt vielmehr, alternative ‚Inszenierungen’ von Lust zu entwickeln, wie sie die sogenannte ‚Erlebnispädagogik’ einfallsreich praktiziert, um der Sache mit dem ‚Kick’ auf der Spur zu bleiben, einem Anreiz zum Objektwechsel für Interesse, Spannung und Lust. Ich zweifle am teuer erkauften Sinn von Hanekes säkularisiertem Heilsangebot. In diesen Wochen hat ein Philosophenkongress wieder am giftigen Duft der ‚Blumen des Bösen’ geschlürft, um auf seinen verführerischen Geschmack zu kommen (Baudelaire). Dass er jederzeit abrufbar ist, konnten Psychologie und Pädagogik bisher nicht verhindern. Aber dass auch Gefühle wie Menschenliebe, Gemeinsinn, Mitleid und Vergebung und ein überfließendes Herz ‚duften’ können, überlässt den ‚Blumen des Bösen’ wenigstens nicht alle Chancen. Diesen Duft auch im Kino in die Nase zu bekommen, ist gewiss nicht weniger ‚sehenswert’ als Hanekes ‚Thriller’. Er deckt auch Modergeruch auf, den im eigenen Herzen ganz gewiss. “ Leserbrief von Paula Linhart, langjährige Vertreterin Bayerns in den Ausschüssen der FSK, zur Kritik von „Funny Games“ im Film-Dienst 9 FUNNY GAMES U.S. Bei „Funny Games U.S.“ (2007) handelt es sich um ein „Shot-by-ShotRemake“. Das heißt: der Film folgt Einstellung für Einstellung dem österreichischen Original von 1997. Hintergrund dieser Remakestrategie war, dass Haneke seinen ursprünglichen Film nach eigenen Aussagen nicht etwa verbessern oder variieren, sondern lediglich dem durchschnittlichen US-Publikum zugänglich machen wollte, welches sich untertitelten oder synchronisierten Filmen gewöhnlich verweigert. Der Anspruch von „Funny Games U.S.“ war demnach in erster Linie, das Original in die englische Sprache zu übersetzen. Darüber hinaus verlagerte Haneke den Schauplatz des Filmes von Österreich in die USA und inszenierte das Remake mit einer Starbesetzung: Naomi Watts („21 Grams“, „King Kong“) und Tim Roth („Dark Water“) schlüpften in die Opferrollen; Michael Pitt („Last Days“) und Brady Corbet („24“) gaben die fiesen, unnahbaren Killer. Der Versuch, auf diesem Wege ein möglichst breites Hollywoodpublikum in die Kinos zu locken und dort dann schmerzhaft mit den eigenen Seherwartungen zu konfrontieren, misslang allerdings gleich doppelt: der Film floppte an den Kinokassen, und die erhoffte Aufregung blieb weitgehend aus. Dr. Stefan Volk 10 11 ORIGINAL DEUTSCHES KINOPLAKAT VON 1997 12 ORIGINAL DEUTSCHES KINOPLAKAT VON 2008 13 PRESSESTIMMEN ZUM ORIGINAL PRESSESTIMMEN ZUM REMAKE ,,Brillant, radikal, provozierend - ein Meisterwerk!“ ,,Teuflisch berechnende Boshaftigkeit!“ Time Out Film Guide artechock.de ,,Von Anfang an ist „Funny Games“ von dämonischer Transparenz, als niste das Unheilsgeschehen schon lange im Alltag der Menschen.“ „Ein unmöglicher Film, der jede Regel bricht und jede Erwartung unterläuft, aber dann überraschend und konsequent funktioniert: Michael Hanekes amerikanisches Remake seiner FUNNY GAMES von 1997.“ Die Zeit ,,Haneke pur und zudem ein ansehnliches und für manchen gewöhnungsbedürftiges Horrorerlebnis.“ filmstarts.de ,,Eine schockierende, nur schwer erträgliche Medienreflexion.“ Lexikon des internationalen Films ,,Kontroverses Kino, dem viel Aufmerksamkeit sicher ist.“ kino.de ,,Funny Games ist ein an Intensität und Wucht schwer zu übertreffender Film.“ filmtipps.at 14 filmzentrale.com „Das Remake hält sich stark an das Original, ist in seinen Gewaltmomenten aber noch drastischer.“ moviemaze.de „Funny Games ist ein Experiment, eine Versuchsanordnung. Sein Regisseur Michael Haneke trägt den Laborkittel, wir Zuschauer sind die weißen Mäuse, die sich seinem Versuch aussetzen müssen.“ taz.blogs.de „Perfektionistisch in Szene gesetzte Gewaltstudie.“ spiegel.de 15 ÜBER MICHAEL HANEKE Der Regisseur und Drehbuchautor Michael Haneke ist ganz gewiss nicht das, was man einen bequemen oder quotenorientierten Filmemacher nennen würde. Mainstream-Kino verabscheut er regelrecht und seine vielfach preisgekrönten Filme sind alles andere als leichte Kost. Musik setzt er in seinen Filmen nur spärlich ein, weil es seinem realistischen Konzept vom Filmemachen widerspreche, Musik als Begleitung einzusetzen, wo diese nicht in der Szene selbst – etwa aus Quellen wie Radio oder Fernsehgerät – eine Begründung finde. Hanekes erklärtes Ziel ist es, die Zuschauer durch Irritation zum Nachdenken zu bewegen. Juliette Binoche sagte einmal: „Für mich sind Hanekes Filme notwendige Filme. Von Zeit zu Zeit sollte man sie sich ansehen. Aber sicher nicht immer.“ Michael Haneke wurde am 23. März 1942 in München als Sohn des deutschen Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke und der österreichischen Burgschauspielerin Beatrix Degenschild geboren. Er wuchs bei seiner Tante auf, zum Vater hatte er nur wenig Kontakt. Sein Onkel war der bekannte Motorradfahrer Franz Josef Binder, und mit Schauspielkollege Christoph Waltz verbindet ihn ein besonderes Band aus Kindheitstagen. Hanekes Mutter heiratete den Komponisten Alexander Steinbrecher, der sich wiederum nach deren Tod in Waltz’ Mutter Elisabeth Urbancic verliebte. Somit haben Michael Haneke und Christoph Waltz denselben Stiefvater. Als er siebzehn war, wollte Michael die Schule abbrechen, um Schauspieler zu werden, bestand aber die Aufnahmeprüfung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar nicht. Daraufhin machte er doch seine Matura und begann in Wien ein Studium der Philosophie, Psychologie und Theaterwissenschaften, das er allerdings nicht abschloss. Stattdessen nahm er eine Stelle als Fernsehdramaturg für die Fernsehspielabteilung beim Südwestfunk in Baden-Baden an. Dort lernte er das Handwerk des Filmemachens und schrieb sein erstes Drehbuch „Wochenende“, das aber nie verfilmt wurde. Haneke war von 1967 bis 1971 beim Südwestfunk beschäftigt und arbeitete anschließend als Theaterregisseur in Baden-Baden, Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, München und am Wiener Burgtheater. Bei einigen seiner Theaterinszenierungen wirkte auch sein Vater Fritz Haneke mit. 1974 inszenierte Haneke seinen ersten Fernsehfilm „…und was kommt danach?“ (1974), zu dem er auch das Drehbuch schrieb. Es folgten weitere Fernsehproduktionen wie „Wer war Edgar Allan?“ (1984) mit Rolf Hoppe und Paulus Manker, „Nachruf für einen Mörder“ (1991), „Die Rebellion“ (1992) oder „Das Schloss“ (1997) nach Franz Kafka mit Ulrich Mühe. 16 EIN UNERTRÄGLICHES MEISTERWERK DES FILMS 21 17 Haneke schreibt bei so gut wie jeder seiner Inszenierungen das Drehbuch selbst, da er der Meinung ist, dass nur Autorenfilme wirklich authentisch sein können. Mit „Der siebte Kontinent“ (1989) inszenierte der Deutsch-Österreicher seinen ersten Kinofilm, nachdem das Drehbuch als Fernsehspiel für Radio Bremen abgelehnt wurde. Diesen Film und die beiden folgenden „Benny’s Video“ (1992) und „71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls“ (1994) bezeichnete Haneke als Trilogie über „die Vergletscherung der Gefühle“. Nach „Funny Games“ (1997) und „Code – Unbekannt“ (2000) folgte der preisgekrönte „Die Klavierspielerin“ (2001) mit Isabelle Huppert, eine Adaption von Elfriede Jelineks gleichnamigem Roman. Haneke erhielt dafür 2001 den Großen Preis der Jury in Cannes. Im Endzeitdrama „Wolfzeit“ (2002) besetzte er erneut Isabelle Huppert, und für „Caché“ (2005) erhielt er während der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2005 den FIPRESCI-Preis der internationalen Filmkritik, den Preis der ökumenischen Jury und außerdem eine Auszeichnung als bester Regisseur. „Caché“ wurde zudem beim Europäischen Filmpreis 2005 fünfmal ausgezeichnet, darunter als bester Film und für die beste Regie. 2007 präsentierte Haneke eine international produzierte Neuverfilmung von „Funny Games U.S.“ (2007), ein Shot-ByShot-Remake seines eigenen Originals von 1997, mit Naomi Watts und Tim Roth. 2009 gab es in Cannes erneut einen Preis für Michael Haneke – diesmal die Goldene Palme für sein Drama „Das weiße Band“ (2009) mit Susanne Lothar, Ulrich Tukur und Burghard Klaußner. Außerdem wurde „Das weiße Band“ beim Europäischen Filmpreis in den Kategorien Film, Regie und Drehbuch bedacht, erhielt einen Golden Globe als bester fremdsprachiger Film und wurde beim Deutschen Filmpreis in sage und schreibe zehn Kategorien berücksichtigt. 2013 folgte dann ein weiterer großer Erfolg für den Regisseur und Drehbuchautor. Sein Drama „Liebe“ (2012), das das Thema Altern und Tod behandelt, wurde mit einer Goldenen Palme in Cannes, einem Golden Globe als bester fremdsprachiger Film und fünf OSCAR Nominierungen ausgezeichnet. Tatsächlich erhielt „Liebe“, prominent besetzt mit den beiden französischen Leinwandikonen Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant, den OSCAR als Bester ausländischer Film. Über seine Arbeit sagt Haneke: „Ich weigere mich, das Filmemachen als Industrieprodukt zu sehen. Wenn ich das tue, wenn ich dauernd mit dem Aspekt im Hinterkopf arbeite: ‚Wie viele Zuschauer kann ich erreichen?’, dann werden ich nichts Vernünftiges zusammenbringen, also für die Art von Film, die ich meine.“ 18 2006 stellte Michael Haneke an der Pariser Oper seine erste Operninszenierung, den „Don Giovanni“ von Mozart, vor. Für seinen Einsatz für das unabhängige Kino wurde Haneke, der in der Nähe von Wien lebt und in Österreich und Frankreich dreht, vom französischen Staatspräsidenten Hollande zum Ritter der französischen Ehrenlegion erhoben. Über das Mainstream-Kino sagt Haneke: „Das Mainstream-Kino entrealisiert, überdreht und ironisiert Gewalt. ‚Pulp Fiction’ ist dafür ein Musterbeispiel. Wenn da der Kopf weggeblasen wird, herrscht ein Riesengelächter im Saal. Das ist perfekt gemachter Zynismus im Dienste der Verkaufbarkeit.“ Stefanie Rufle, www.moviesection.de 19 FILMOGRAFIE/AUSZEICHNUNGEN 2013 COSI FAN TUTTE (TV/Oper) 2012 LIEBE Internationale Filmfestspiele von Cannes 2012: Goldene Palme Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián 2012: Grand Prix FIPRESCI Europäischer Filmpreis 2012: Bester Film, Beste Regie, Bester Darsteller (Jean-Louis Trintignant), Beste Darstellerin (Emmanuelle Riva) New York Film Critics Circle Award 2012: Bester ausländischer Film Critics’ Choice Movie Award 2013: Bester fremdsprachiger Film Golden Globes 2013: Bester fremdsprachiger Film Prix Lumière 2013: Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Jean-Louis Trintignant), Beste Hauptdarstellerin (Emmanuelle Riva) BAFTA Award 2013: Bester fremdsprachiger Film, Beste Hauptdarstellerin (Emmanuel le Riva) CÉSAR 2013: Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller (Jean-Louis Trintignant), Beste Hauptdarstellerin (Emmanuelle Riva), Bestes Original-Drehbuch OSCAR 2013: Bester fremdsprachiger Film u.v.m. 2009 DAS WEISSE BAND Internationale Filmfestspiele von Cannes 2009: Goldene Palme, FIPRESCI-Preis, Preis der Ökume nischen Jury, Prix de l’Education Nationale OSCAR 2010 : Nominierung für den besten nicht-englischsprachigen Film und für die beste Kamera Golden Globes2010 : Bester fremdsprachiger Film CÉSAR 2010 : Nominierung für den besten ausländischen Film LOLA 2010 : Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Regie, Bester Schauspieler, Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle, Beste Kamera, Beste künstlerische Leitung, Bestes Kostüm, Bestes Maskenbild, Bester Ton Europäischer Filmpreis 2009 : Bester Film, Beste Regie, Bestes Drehbuch BAFTA Award 2010: Nominierung für den besten fremdsprachigen Film San Sebastian Filmfestival 2009: Grand Prix FIPRESCI Filmfest München 2009: CineMerit Award 2009 für Michael Haneke Hollywood Film Festival 2009: Hollywood World Award New York Film Critics Circle Award 2009: Beste Kamera London Film Critics‘ Circle Awards 2009: Nominierung für den besten Film des Jahres, Bester fremdsprachiger Film, Bester Regisseur des Jahres, Bestes Drehbuch des Jahres Deutscher Filmpreis 2010: Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Kamera, Bester Schauspieler u.v.m. 2006/2007 FUNNY GAMES U.S. 2004 CACHÉ Internationale Filmfestspiele von Cannes 2005: Preis für die beste Regie, FIPRESCI-Preis, Preis der Ökumenischen Jury Europäischer Filmpreis 2005: Bester Film, Beste Regie, Bester Schauspieler Daniel Auteuil, Bester Schnitt, FIPRESCI-Preis Prix Lumière 2006 : Bestes Drehbuch The Times – Top 100 films of the decade 2000’s: Best Film of the 2000’s Festival de Cine, Séville 2005: Prix Eurimages Diagonale Festival des österreichischen Films, Wien 2006: Großer Diagonale Preis für den besten österreichischen Film Los Angeles Film Critics Association Awards 2005: Bester ausländischer Film British independent Film Awards 2006: Bester ausländischer Independent Film u.v.m. 2002 WOLFZEIT Internationale Filmfestspiele von Cannes 2003: Offizieller Wettbewerbsbeitrag Internationales Fantasy Filmfestival von Sitges 2003: Preis für den besten Film, Kritikerpreis 2000 / 2001 DIE KLAVIERSPIELERIN (nach dem Roman von Elfriede Jelinek) Internationale Filmfestspiele von Cannes 2001: Preis der Jury, Preis für die beste Darstellerin Isabelle Huppert, Preis für den besten Darsteller Benoît Magimel 20 CÉSAR 2002: Beste weibliche Nebenrolle, Annie Girardot Deutscher Filmpreis 2002: Bester ausländischer Film ROMY 2002: Bester österreichischer Film Europäischer Filmpreis 2001: Beste Schauspielerin, Isabelle Huppert u.v.m. 1999/00 CODE UNBEKANNT Internationale Filmfestspiele von Cannes 2000: Offizieller Wettbewerbsbeitrag, Preis der Ökumenischen Jury 1997 FUNNY GAMES Internationale Filmfestspiele von Cannes 1997: Offizieller Wettbewerbsbeitrag Chicago Film Festival 1997: Silver Hugo Award Internationales Filmfestival Flandern-Gent 1997: FIPRESCI-Preis Preis der Akademie der Künste, Berlin 1998: Konrad-Wolf-Preis für sein Gesamtwerk 13ème Prix Très Spécial - Communiqué de Presse, Paris 1997 Fantasporto Film Festival 1998: Critics‘ Award, International Fantasy Film Special Jury Award 1996/97 DAS SCHLOSS (TV; nach dem Roman von Franz Kafka) Nationaler Bildungspreis Österreich 1998 Fernsehfilmfestival Baden-Baden 1998: Preis für den besten Fernsehfilm Adolf Grimme Preis 1999: Nominierung im Bereich Fiction/Entertainment 1993/94 71 FRAGMENTE EINER CHRONOLOGIE DES ZUFALLS Internationale Filmfestspiele von Cannes 1994: Quinzaine des réalisateurs Chicago Film Festival 1994: Golden Hugo Award Internationales Fantasy Filmfestival von Sitges 1994: Preis für den besten Film, Preis für das beste Drehbuch, Kritikerpreis 1992 DIE REBELLION (TV; nach dem Roman von Joseph Roth) Nationaler Bildungspreis Österreich 1994: Preis für den besten Fernsehfilm Preis der Akademie der Künste, Berlin 1994: Preis für den besten Fernsehfilm Fernsehfilmfestival Baden-Baden 1994: Preis für den besten Fernsehfilm 1991/92 BENNY‘S VIDEO Internationale Filmfestspiele von Cannes 1992: Quinzaine des réalisateurs Europäischer Filmpreis 1993 : FIPRESCI-Preis Viennale 1992: Wiener Filmpreis für den besten Film u.v.m. 1991 NACHRUF FÜR EINEN MÖRDER (TV) Österreichischer Ehrenpreis für Filmkunst vom Ministerium für Bildung und Kunst 1988 DER SIEBENTE KONTINENT Internationale Filmfestspiele von Cannes 1989: Quinzaine des réalisateurs Internationales Filmfestival Locarno 1989: Bronzener Leopard Internationales Filmfestival Flandern-Gent 1989: Preis für die beste Musik, Preis für den besten Ton Preis für den Verleih von Qualitätsfilmen in Belgien Brüssel 1989 Österreichischer Ehrenpreis für Filmkunst vom Ministerium für Bildung und Kunst 1985 FRÄULEIN (TV; nach einer Idee von Bernd Schroeder) 1984 WER WAR EDGAR ALLAN? (TV; nach einer Idee von Peter Rosei) 1982 VARIATION (TV) 1979 LEMMINGE (TV; 1ère partie / 1. Teil : Arkadien / 2ème partie / 2. Teil : Verletzungen) 1976 DREI WEGE ZUM SEE (TV; nach einer Novelle von Ingeborg Bachmann) 1975 SPERRMÜLL (TV) 1974 AFTER LIVERPOOL (TV; nach einem Radio-Feature von James Saunders) 21 AUSZUG AUS DEM PRESSEHEFT ZU FUNNY GAMES (1997) 22 23 24 25 AUSZUG AUS „MICHAEL HANEKE UND SEINE FILME“ 26 27 28 29 30 31 32 33 Das Begleitheft zu FUNNY GAMES ist eine Publikation der Meteor Film GmbH, Neuenahrer Straße 23, 50968 Köln. Produktmanagement: Meteor Film, Köln www.facebook.com/MeteorFilmGmbH www.meteor-film.com Authoring: ÜBERproductions, Stuttgart www.uberproductions.de Layout: All Work / No Play, Köln www.allworknoplay.de Vertrieb: Illusions UNLTD. films, Herzogsdorf (AUT) www.illusions.at Texte: „Roter Sticker; Rotes Tuch - Der Skandal“, Leserbrief „Keine Mittäterin werden“ und „Funny Games U.S.“ (S. 6-10) von Dr. Stefan Volk. Freier Journalist, Film- und Literaturkritiker sowie Autor. Seine aktuelle Buchpublikation „Skandalfilme - Cineastische Aufreger gestern und heute“ ist im Schüren-Verlag erschienen. www.skandalfilm.net „Über Michael Haneke“ (S. 16-19) von Stefanie Rufle. www.moviesection.de „Das Spiel mit der Wirklichkeit“ (S. 26-34) entnommen aus: Christian Wessely/Franz Grabner/Gerhard Larcher (Hg.) Michael Haneke und seine Filme - Eine Pathologie der Konsumgesellschaft 3. ergänzte Auflage, 416 S., Pb., viele Abb. € 29,90, ISBN 978-3-89472-772-7 Mit freundlicher Unterstützung von: Dr. Annette Schüren, Stefanie Rufle, Michael Haneke, Prof. Dr. Veit Heiduschka und Dr. Stefan Volk In Erinnerung an: Susanne Lothar, Ulrich Mühe und Frank Giering Nachdruck nur nach vorheriger Genehmigung. 34 © 2015 Meteor Film GmbH, Alle Rechte vorbehalten. 35