LEADER-Entwicklungsstrategie (LES) Dübener Heide der

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LEADER-Entwicklungsstrategie (LES) Dübener Heide der
LEADER-Entwicklungsstrategie
(LES) Dübener Heide
der Förderperiode 2014-2020
im Freistaat Sachsen
-Stand 30.07.2014-
Auftraggeber:
Verein Dübener Heide e.V.
Neuhofstraße 3a
04849 Bad Düben
Auftragnehmer:
Institut für angewandte Geoinformatik und Raumanalysen e.V. (AGIRA e.V.)
vertreten durch Prof. Dr.-Ing. Lothar Koppers und Prof. Dr.-Ing. Holger Baumann
Basilikaplatz 3
95652 Waldsassen
Projektleitung:
Prof. Dr.-Ing. Lothar Koppers
Autoren:
Dr.-Ing. Markus Schaffert
Dipl.-Geogr. Volker Höcht
Cand. B. Eng. Nadine Huss
Cand. B. Eng. Christopher Wirth
2
Inhalt
1. Lage und Region ................................................................................................................. 5 2. Regionale Analyse zur Identifikation von Stärken und Schwächen ..................................... 7 2.1 Demographie ............................................................................................................. 7 2.2 Siedlungs- und Infrastruktur ..................................................................................... 11 2.3 Bildung und Soziales ............................................................................................... 14 2.4 Wirtschaft und Arbeitsmarkt ..................................................................................... 19 2.4.1 Wirtschaft .......................................................................................................... 19 2.4.2 Arbeitsmarkt...................................................................................................... 21 2.4.3 Ausbildungsmarkt ............................................................................................. 23 2.5 Wohnen/Immobilien ................................................................................................. 25 2.6 Tourismus ................................................................................................................ 26 2.7 Energie..................................................................................................................... 27 2.8 Naturraum/ Naturschutz ........................................................................................... 28 2.9 Gesundheit und Daseinsvorsorge ............................................................................ 29 2.10 Beteiligung ............................................................................................................... 31 3. Stärken-Schwächen-Analyse: Übersicht ........................................................................... 33 4. Das Zielsystem .................................................................................................................. 36 4.1 Anforderungen des EPLR ........................................................................................ 36 4.2 bisherige Zielsetzungen ........................................................................................... 37 4.3 das neue Zielsystem ................................................................................................ 37 4.3.1
BeschäftigungsReich........................................................................................ 43 4.3.2
NaturReich ....................................................................................................... 46 4.3.3
HeideHeimat..................................................................................................... 47 3
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1, Übersicht LAG-Dübener Heide ............................................................................ 6
Abbildung 2, Bevölkerungsveränderung in den Kommunen seit 2003 ..................................... 9
Abbildung 3, Entwicklung des Durchschnittsalters in der LAG Dübener Heide bis 2025; 2
Varianten der Bevölkerungsvorausberechnung* ...................................................................... 9
Abbildung 4, Saldo der Zu- und Fortzüge über die Gemeindegrenzen der LAG Dübener
Heide 2011 (SN)..................................................................................................................... 10
Abbildung 5, Bevölkerungsfortschreibung LAG Dübener Heide 2005 bis 2025 ..................... 11
Abbildung 6, Verbindungsachsen im LAG-Gebiet .................................................................. 12
Abbildung 7, Breitbandversorgung im LAG-Raum ................................................................. 13
Abbildung 8, Anzahl der Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 27 Jahren im Landkreis
Nordsachsen .......................................................................................................................... 14
Abbildung 9, Sozialräume Eilenburg und Torgau ................................................................... 15
Abbildung 10, Schulen im Landkreis Nordsachsen ................................................................ 17
Abbildung 11, Landwirtschaftliche Betriebe mit genutzter Fläche in ha ................................. 19
Abbildung 12, Ausdehnung Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Eilenburg und Torgau mit
Arbeitslosenquoten im Mai 2014 ............................................................................................ 21
Abbildung 13, Leerstandquoten in den Gemeinden der LAG Dübener Heide ....................... 25
Abbildung 14, aus erneuerbaren Energieträgern erzeugte Energie im Landkreis Nordsachsen
............................................................................................................................................... 28
Abbildung 15, Schutzgebiete in den Gemeinden der LAG Dübener Heide ............................ 29
Abbildung 16, Krankenhäuser in Nordsachsen ...................................................................... 30
Abbildung 17, Hausärztliche Versorgung der Planungsbereiche Eilenburg und Torgau ....... 31
Abbildung 18, Ziele ILEK 2007 mit Gewichtung und Zielerreichung ...................................... 39
4
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1, Bevölkerungsstand .................................................................................................. 7
Tabelle 2, Bevölkerungstand in den drei Städten der Region und ihren Ortsteilen .................. 8
Tabelle 3, Abschlussarten an allgemeinbildenden Schulen im LAG Dübener Heide,
Nordsachsen und Sachsen .................................................................................................... 18
Tabelle 4, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte LAG Dübener Heide ............................ 20
Tabelle 5, Arbeitslosenzahlen im Landkreis Nordsachsen, nach ausgewählten Altersklassen
und Gemeinden der LAG Dübener Heide .............................................................................. 22
Tabelle 6, Gebäudebestandsvergleich 1995 und 2011 .......................................................... 25
Tabelle 7, Schlüsseldaten zum Tourismus für das Jahr 2013 ................................................ 26
Tabelle 8, Touristische Leistungsanbieter im Sektor Übernachtung ...................................... 27
Tabelle 9, Stärken-Schwächen-Analyse BeschäftigungsReich .............................................. 33
Tabelle 10, Stärken-Schwächen-Analyse HeideHeimat ......................................................... 34
Tabelle 11, Stärken-Schwächen-Analyse NaturReich ........................................................... 34
Tabelle 12, Zielsetzungen ILEK 2006/2007 ........................................................................... 37
Tabelle 13, Ziele ILEK 2006/2007 mit Gewichtung und Zielerreichung ................................. 38
Tabelle 14, Nicht erreichte Ziele aus ILEK 2006/2007 ........................................................... 41
Tabelle 15, Neues Zielsystem – ein Vorschlag ...................................................................... 42
5
1.
Lage und Region
Die Dübener Heide ist eine Landschaftseinheit am Südrand des norddeutschen Tieflands.
Sowohl der Freistaat Sachsen als auch das Bundesland Sachsen-Anhalt haben einen
territorialen Anteil an dieser Region. Aufgrund der zusätzlichen Nähe zum Bundesland
Brandenburg lässt sich die Dübener Heide als länderübergreifende Region im Grenzsaum
der genannten drei Bundesländer bezeichnen.
Mit einem Waldanteil von knapp 50 % ist die Dübener Heide das größte geschlossene
Waldgebiet in Mitteldeutschland. Der ökologische und naturräumliche Wert dieser Region
spiegelt sich im hohen Anteil von Landschafts- und Naturschutzgebieten sowie von
Vogelschutz- und FFH-Gebieten1 wider, die drei Viertel der Gesamtfläche der Dübener Heide
ausmachen. Die Dübener Heide ist seit den Jahren 2000 (Teilgebiet Sachsen) und 2003
(Teilgebiet Sachsen-Anhalt) als Naturpark verordnet.
Das ILEK Dübener Heide 2006/20072 macht in seiner Raumbeschreibung explizit auf den
peripheren Charakter dieser Region aufmerksam – ein Landschaftscharakter der erst
westlich der Dübener Heide durch die Siedlungs- und Verkehrsachse Dessau-Leipzig
durchbrochen wird. Östlich setzt sich die Randlage über die Elbe bis in die Annaburger
Heide und den Fläming fort. Die der Dübener Heide am nächsten gelegenen
Entwicklungszentren sind die Oberzentren Leipzig in Sachsen sowie Dessau-Roßlau und
Halle in Sachsen-Anhalt.
Als wesentliche Elemente der Abgrenzung der Dübener Heide zu umliegenden Regionen
sind einerseits die Reliefeinheiten der Flusstäler von Elbe und Mulde im Westen, Norden und
Osten zu nennen. Andererseits bildet – mit Blick auf die Nutzung – das zu überwiegenden
Teilen zusammenhängende Waldgebiet im Umfeld der Schmiedeberger Endmoräne
(einschließlich der Rodungsinseln) ein Element der Abgrenzung. Als ungefähre Südgrenze
der Dübener Heide kann der flache Sattel zwischen Dübener und Dahlener Heide mit der
Rodungsgasse zwischen Böhlitz/ Röcknitz und Torgau gelten.
In wirtschaftlicher Hinsicht blickt die Region auf eine mehrere Jahrhunderte alte gemeinsame
Entwicklung zurück; eine Entwicklung, die erst seit der Bezirksbildung im Jahre 1952 einer
dauerhaften Fragmentierung unterliegt. Wesentliche Segmente der regionalen
Wertschöpfung sind die Land- und Forstwirtschaft, der Handwerks- und
Dienstleistungsbereich (insbesondere durch kleine und mittelständische Unternehmen), das
Gesundheitswesen und, in immer stärkerem Umfang, der Tourismus. Die Gesundheits- und
Tourismusbranche vermarkten sich mit unmittelbarem Bezug auf den Naturraum.
1
2
Fauna-Flora-Habitat
ILEK Dübener Heide 2006/2007
6
Abbildung 1, Übersicht LAG-Dübener Heide
Quelle: eigene Darstellung; Grundkarte: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (VG250)
Die länderübergreifende Region Dübener Heide ist in zwei ILE-/LEADER-Gebiete aufgeteilt:


Das Gebiet der Lokalen Arbeitsgruppe (LAG) Dübener Heide Sachsen-Anhalt mit 46
Ortschaften und Städten in den Landkreisen Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld, die in 6
Städten und einer Einheitsgemeinde zusammengefasst sind.
Das Gebiet der LAG Dübener Heide Sachsen mit 10 Gemeinden3 und Städten im
Landkreis Nordsachsen.
Die Dübener Heide in Sachsen profitiert von etablierten Netzwerken und Strukturen und
nutzt auf diese Weise Synergien durch grenzüberschreitende thematische Kooperation oder
personell-organisatorische Zusammenarbeit. So gibt es, um den länderübergreifenden
Charakter der Region Dübener Heide in Wert zu setzen, eine Reihe von Strukturen in den
beiden LEADER-Gebieten, die grenzüberschreitend diesen Raum umfassen. Zu nennen sind
hier:


der Verein Dübener Heide e.V. (Träger der Naturparks der Dübener Heide)
die zentrale Arbeitsgemeinschaft REK4 Dübener Heide der Landkreise Nordsachsen,
Anhalt-Bitterfeld und Wittenberg (letztere beide in Sachsen-Anhalt).
Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf das sächsische ILE-/LEADER-Gebiet, das
eine Fläche von 568 km² mit insgesamt 45.403 Einwohnern umfasst.5
3
Nach aktueller Gebietsreform zum 01.01.2013
Regionales Entwicklungskonzept (REK)
5
Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Zensus 2011
4
7
2.
Regionale Analyse zur Identifikation von Stärken und Schwächen
Die regionale Analyse zur Erfassung der regionalen Potentiale und lokalen Anforderungen
der LEADER-Region Dübener Heide im Freistaat Sachsen dient dazu, charakteristische
Merkmale der Region analytisch fundiert herauszuarbeiten. Diese werden anschließend
zusammenfassend tabellarisch dargestellt. Aufbauend auf den identifizierten Besonderheiten
der Region wird abschließend der Entwurf für ein neues Zielsystem konstruiert.
2.1
Demographie
Die Entwicklung der Bevölkerungsanzahl im sächsischen LEADER-Gebiet „Dübener Heide“
verläuft seit Beginn der 1990er Jahre negativ. Lebten laut Statistischem Landesamt
Sachsen6 im Jahr 1993 noch 79.301 Personen in den 10 Kommunen7 der Region, so waren
es 2003 noch 74.219 Einwohner. Im Jahr 2013 wurden für die zehn Städte und Gemeinden
nur noch 64.091 Personen von der Landesstatistik geführt, was einem
Bevölkerungsrückgang von zirka 19 % seit Anfang der 1990er Jahre entspricht.
Das LEADER-Gebiet ohne das Stadtgebiet der großen Kreisstadt Torgau, jedoch mit den
Ortsteilen Zinna und Welsau, hatte zum 30. November 2013 eine Bevölkerungsanzahl von
45.403 Einwohnern.
Tabelle 1, Bevölkerungsstand8
Kommune
Bad Düben
Doberschütz
Dommitzsch
Dreiheide
Eilenburg
Elsnig
Laußig
Mockrehna
Torgau9
Trossin
Einwohner außerhalb Stadtgebiet Einwohner Stadtgebiet Gesamt
2.070
4.127
2.564
2.163
1.138
1.464
3.827
5.029
1.431
1.314
25.127
5.916 7.986
0 4.127
0 2.564
0 2.163
14.360 15.498
0 1.464
0 3.827
0 5.029
18.688 20.119
0 1.314
38.964 64.091
ohne Stadtgebiet Torgau 45.403
Quelle: eigene Darstellung und Berechnung auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen
(http://www.statistik.sachsen.de/download/010_GB-Bev/Bev_Z_Gemeinde_akt.pdf, Zugriff 17.Juni 2014)
Der überwiegende Teil der Bewohner des sächsischen LEADER-Gebiets (55 %) lebt
außerhalb der als städtisch klassifizierten Gebiete. Dabei ist zu beachten, dass in den drei
Städten der Region ein Teil der Einwohner jeweils außerhalb des eigentlichen Stadtgebietes
wohnt: Dies sind für Bad Düben immerhin 26 % der Gesamteinwohnerschaft der Kommune.
Eilenburg und Torgau weisen dagegen nur einen 7-prozentigen Anteil von nicht im
6
Genesis-Online-Datenbank, Zugriff Juni 2014
Inklusive des Stadtgebiet Torgau
8
Angaben durch die Kommunen, Datenbasis vom 30.11.2013
9
Im LAG Gebiet der großen Kreisstadt Torgau liegen die Ortschaften Zinna und Welsau, welche zusammen
1.431 Einwohner zählen
7
8
Stadtgebiet wohnenden Personen an der kommunalen Gesamteinwohnerschaft auf (siehe
Tabellen 1 und 2). Das Stadtgebiet Torgau gehört nicht zum LAG-Gebiet.
Tabelle 2, Bevölkerungstand in den drei Städten der Region und ihren Ortsteilen10
Stadt/Ortsteil
Bad Düben, Stadt
Schnaditz
Tiefensee
Wellaune
Brösen
Hammermühle
Alaunwerk
gesamt
Eilenburg, Stadt
Behlitz
Hainichen
Kospa
Pressen
Wedelwitz
Zschettgau
gesamt
Torgau, Stadt11
Zinna
Welsau
gesamt
Einwohner
5.916
338
273
274
9
878
298
7.986
14.360
160
216
230
205
168
159
15.498
18.688
584
847
20.119
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen
(http://www.statistik.sachsen.de/download/010_GB-Bev/Bev_Z_Gemeinde_akt.pdf, Zugriff 17. Juni 2014;
Einwohnermeldeämter der Kommunen, Stand: Mai 2014)
10
11
Angaben durch die Kommunen, Datenbasis vom 30. November 2013
Zum LAG-Gebiet gehören nur die Ortsteile Zinna und Welsau
9
Abbildung 2, Bevölkerungsveränderung in den Kommunen seit 2003
0%
-5%
-10%
-13%
-15%
-16%
-20%
-20%
-16%
-13%
-12%
-12%
-11%
-15%
-19%
-25%
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen
(http://www.statistik.sachsen.de/download/010_GB-Bev/Bev_Z_Gemeinde_akt.pdf, Zugriff 17. Juni 2014,
Landesamt für Statistik Sachsen (Genesis-Online), 2014)
Im untersuchten LEADER-Gebiet ist die Bevölkerungszahl seit 2003 im Schnitt um 15 %
geschrumpft. Am stärksten von dieser Entwicklung betroffen war die Kommune Dommitzsch
mit einem Bevölkerungsrückgang von 20 %, gefolgt von Laußig mit 19 % Rückgang. Den
geringsten Bevölkerungsverlust seit 2003 weisen hingegen Doberschütz (-11 %), Mockrehna
(-12 %) und Bad Düben (-12 %) auf.
Das Durchschnittsalter der Gesamtbevölkerung im Gebiet der LAG Dübener Heide wird –
gemäß den Berechnungen des Statistischen Landesamts Sachsen – von 46,6 Jahre im
Jahre 2012 auf 50, 8 Jahre (V1) bzw. 51,6 Jahre (V2) im Jahre 2025 steigen. Abbildung 3
zeigt die Entwicklung des Durchschnittsalters nach zwei Varianten der Vorausberechnung
des Statistischen Landesamts Sachsen.
Bei der Betrachtung des Wanderungsverhaltens, dargestellt in Abbildung 2, fällt auf, dass im
Alter von 18 bis 25 Jahren deutlich mehr Frauen als Männer das Gebiet verlassen. 2011
verließen insgesamt 1.757 Personen das Gebiet. Etwa 28 % davon waren im Alter von 18
bis 30 Jahren. Dieses Ergebnis lässt auf eine ausgeprägte ausbildungs- bzw.
bildungsmotivierte Wanderung schließen.
Abbildung 3, Entwicklung des Durchschnittsalters in der LAG Dübener Heide bis 2025; 2 Varianten der
Bevölkerungsvorausberechnung*
10
52
Durchschnittsalter
51
50
49
48
47
46
45
44
2012
2015
2020
2025
Jahr
V1
V2
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen
Anm.: *) Berechnungsbasis: Bevölkerungsstand am 30. Nov. 2013
Abbildung 4, Saldo der Zu- und Fortzüge über die Gemeindegrenzen der LAG Dübener Heide 2011 (SN)
♀
-850
alle
Altersklassen
♂
-907
-181
18- bis unter
25-Jährigen
-130
-79
25- bis unter
30-Jährigen
-97
-1000
-800
-600
-400
Anzahl
-200
0
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen (Tab. 12711-541M)
Zusammenfassend lässt sich bilanzieren, dass neben starken Schrumpfungsprozessen
ausgeprägte Überalterungs-/ Unterjüngungs-Tendenzen für die Bevölkerungsentwicklung im
Untersuchungsgebiet charakteristisch sind. Nachfolgende Abbildung 5 zeigt die
prognostizierte Bevölkerungsentwicklung nach 2 Varianten.
11
Abbildung 5, Bevölkerungsfortschreibung LAG Dübener Heide 2005 bis 2025
53 000
51 000
49 000
47 000
45 000
Bevölkerungsfortschreibung1)
Basis 3.10.1990
43 000
Basis Zensus 9.05.2011
41 000
5. Regionalisierte
Bevölkerungsprognose
39 000
Variante 1
Variante 2
37 000
35 000
2005
2007
2009
2011
2013
2015
2017
2019
2021
2023
2025
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Bevölkerungsstand am 30. Nov. 2013
2.2
Siedlungs- und Infrastruktur
Zirka 60 Prozent des Gebiets der sächsischen LAG Dübener Heide wird vom Naturpark
Dübener Heide eingenommen. Unter den zehn Gemeinden, die die LAG bilden, befinden
sich die drei Städte Eilenburg, Bad Düben und Dommitzsch, welche wiederum 60 Prozent
der Bevölkerung ausmachen. Die restliche Bevölkerung lebt in 52 kleineren Orten bzw.
Ortsteilen. Landschaftlich ist das Gebietsbild von Waldflächen geprägt, die ungefähr ein
Drittel der Gesamtfläche bilden. Es überwiegt die landwirtschaftliche Nutzfläche mit ca. 56
Prozent, die besonders im Süden (um Mockrehna) verbreitet ist. Einen Anteil von etwa fünf
Prozent nehmen Siedlungs- und Gewerbe-/Industrieflächen ein.
Verkehrsinfrastrukturell ist das betrachtete Gebiet mit Straßen- und Eisenbahnverbindungen
im Fernverkehr erschlossen, insbesondere zum Oberzentrum Leipzig. Mit der Stadt
Eilenburg befindet sich ein auf den Schienenverkehr fokussiertes Mittelzentrum innerhalb
des Gebiets (ein weiteres, die Stadt Torgau, grenzt im Osten direkt an), während die Städte
Bad Düben und Dommitzsch als Grundzentren fungieren.12 Drei Bundesstraßen führen durch
das Gebiet, welche an die rund 25 Kilometer entfernten Autobahnen A 9 und A 14
angebunden sind. Die Bundesautobahnen A 9 München-Berlin und A 14 Dresden-Hannover
mit dem Autobahnknotenpunkt am „Schkeuditzer Kreuz“ verbinden die Region überregional
mit bundesdeutschen Ballungsräumen. Des Weiteren ist ein gut ausgebautes
Fernstraßennetz mit den Bundesstraßen B 2, B 6, B 87, B 107, B 182, B 183, B 183a, B 184
und B 186 vorhanden. Die Kommunen im Landkreis Nordsachsen sind durch den
Interkontinentalflughafen Leipzig-Halle als europäisches Fracht- und Logistikdrehkreuz an
den internationalen Luftverkehr angeschlossen. Der Zugang zum internationalen
Wasserstraßennetz ist mit dem Elbehafen Torgau zum trimodalen Gütertransport gegeben.
12
PTV Planung Transport Verkehr AG (Mai 2011), Nahverkehrsplan Landkreis Nordsachsen, S. 22
12
Auch der Anschluss an das überregionale Fernzugnetz der Deutschen Bahn ist
gewährleistet.
Abbildung 6, Verbindungsachsen im LAG-Gebiet
Quelle: eigene Darstellung adaptiert von Regionaler Planungsverband Westsachsen (2008), Regionalplan
Westsachsen 2008; Grundkarte: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (VG250)
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird gesetzmäßig vom Landkreis Nordsachsen
geführt. Im LAG-Gebiet stellt der Omnibus den wichtigsten Verkehrsträger dar. Mit diesem
Verkehrsmittel kommt der Landkreis auch seiner gesetzlichen Verpflichtung der Beförderung
von Schülern auf dem Schulwege nach (siehe 2.3, Abs. Schulbeförderung).13 Drei
Verkehrsbetriebe bedienen die Gemeinden innerhalb der LAG: im Osten und Süden die
Omnibus-Verkehrsgesellschaft mbH „Heideland“ (OVH), im Osten und Norden die
Reiseverkehr Schulze OHG und im Westen und Norden die SaxBus Eilenburger Busverkehr
GmbH. Über die LAG-Grenze hinaus ist das Gebiet Teilnehmer im Mitteldeutschen
Verkehrsverbund (MDV), der allerdings nicht die sachsen-anhaltinische LAG-Region zum
Verbundgebiet zählt und eine mangelhafte ÖPNV-Erschließung über die Landesgrenze nach
sich zieht. Besonders günstig ist die Stadt Bad Düben, als Zentrum für touristische
Beherbergungsstätten, via direktem Busverkehr mit Leipzig verbunden, und damit auf
touristische Fahrgäste abgestellt. Insbesondere die bewaldete und somit von geringer
Bevölkerungsdichte geprägte Gegend im Norden der LAG ist nicht vom ÖPNV erschlossen.
Die Dübener Heide ist zudem durch ein umfassendes Rad- und Reitwanderwegenetz
(touristisch) erschlossen. Mit Blick auf die touristischen Angebote in der Region kommen vor
allem der Elbe und dem Elberadweg, dem meistbefahrenen Radweg Deutschlands, eine
besondere Rolle zu. Demgegenüber steht das Radwegenetz für den Alltags- und
13
Landratsamt Nordsachsen (Juli 2012), Kreisentwicklungskonzeption für den Landkreis Nordsachsen, S. 64
13
Schülerverkehr, für den in der Vergangenheit Ausbau-Empfehlungen ausgesprochen
wurden. So müssen Radfahrer aufgrund der lückenhaften und nicht-durchgängigen
Ausführung der straßenbegleitenden Radverkehrsanlagen immer wieder auf Straßen, die
durch ein zu hohes Kfz-Aufkommen gekennzeichnet sind, ausweichen.14
Die technische Infrastruktur ist, wie in vielen ländlichen und strukturschwachen Regionen,
überwiegend mäßig ausgebaut. Als Maßnahme gegen die Unterversorgung im ländlichen
Raum wird der Freistaat Sachsen in den nächsten Jahren weiterhin in den Netzausbau
investieren. Der Bund unterstützt dabei den Netzausbau in dünn besiedelten Gebieten wie
der Dübener Heide.
Abbildung 7, Breitbandversorgung im LAG-Raum
SACHSEN-ANHALT
BRANDENBURG
Dommitzsch
Laußig
Trossin
Elsnig
Bad Düben
Dreiheide
Torgau
Doberschütz
Mockrehna
Eilenburg
Breitbandverfügbarkeit
LAG „Dübener Heide“ (SN)
Versorgung* >= 16 Mbit/s
> 95 - 100
> 75 - 95
> 50 - 75
> 10 - 50
*) in Prozent der Haushalte
0 1,5 3
SACHSEN
6
9
Kilometer
1:200.000
DHDN 3 Degree Gauss Zone 4, Projection: Gauss Kruger
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: www.zukunft-breitband.de, Stand 02. Juni 2014;
Grundkarte: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (VG250)
Landwirtschaft
Den größten Anteil an der Flächennutzung hat die Landwirtschaft mit 31.818 ha (zirka
318 km²), was 56 % der Gesamtfläche entspricht. Die Landwirtschaftsflächen werden von
167 Betrieben verschiedener Größe genutzt (siehe 2.4.1). 49 dieser Landwirtschaftsbetriebe
bewirtschaften eine Größenordnung von 100 ha und mehr. Das Amt für Ländliche
Neuordnung, angesiedelt im Landratsamt Nordsachsen, bearbeitet derzeit ein Drittel der
landwirtschaftlichen Flächen Nordsachsens, ein Großteil dieser Flächen liegt im südlichen
Bereich der LAG Dübener Heide15. Es werden Flurbereinigungsverfahren zur
14
StadtLabor, Tim Tröger und Fritjof Mothes GbR (März 2013), Radverkehrskonzeption Landkreis Nordsachsen,
S. 25
15
Geoportal Landkreis Nordsachsen: http://cardomap.landkreisnordsachsen.de/%28S%280b2vx1qej5vimlptwij22tdy%29%29/LRANOS.aspx, Zugriff 23. Juni 2014
14
zukunftsorientierten Neugestaltung des ländlichen Raums angewendet. Diese dienen unter
anderem dem Erhalt von Naturschutzgebieten, der Bereinigung der eigentlichen
Bewirtschaftungsstruktur oder der Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen. Auch
ländliche Straßen und Wege werden saniert und neu erschlossen. Diese laufenden
Verfahren gehen zum Teil bis auf das Jahr 1997 zurück.
2.3
Bildung und Soziales
Kinder- und Jugendarbeit
Die Zahl der Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 27 Jahren16 im Landkreis
Nordsachsen wird laut der 5. Regionalisierten Bevölkerungsprognose17 in den kommenden
Jahren stetig fallen (siehe Abbildung 8). Aufgrund dessen widmet sich der Landkreis
Nordsachsen dieser Altersgruppe in besonderer Weise. So sollen optimale Bedingungen für
diese Bevölkerungsgruppe geschaffen werden, um den Fortzug zu mindern.18
Abbildung 8, Anzahl der Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 27 Jahren im Landkreis Nordsachsen
Quelle: Landratsamt Nordsachsen (2012), Jugendhilfeplan. Teilplan I: Kinder- und Jugendarbeit
Um eine differenzierte Analyse und Bewertung zu gewährleisten, sind die Planungen im
Kinder- und Jugendbereich sozialraumorientiert. Der Landkreis Nordsachsen gliedert sich in
sechs Sozialräume: Schkeuditz, Delitzsch, Eilenburg, Taucha, Torgau, Oschatz. Das Gebiet
der LAG Dübener Heide fällt mit den 10 betroffenen Kommunen19 in die Sozialräume
Eilenburg und Torgau, wobei die Gemeindegrenzen, die Grenzen des Naturparks und
diejenigen der Sozialräume nicht identisch sind. Nachfolgende Karte illustriert dies.
16
für die Kinder-und Jugendplanung relevante Altersgruppe
Statistisches Landesamt Sachsen (20. Nov. 2010), 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose für den Freistaat
Sachsen bis 2025
18
Landratsamt Nordsachsen (2012), Jugendhilfeplan. Teilplan I: Kinder- und Jugendarbeit, S. 28
19
Große Kreisstadt Torgau mit den Ortsteilen Zinna und Welsau
17
15
Abbildung 9, Sozialräume Eilenburg und Torgau
Quelle: eigene Darstellung auf Informationsbasis: Landratsamt Nordsachsen (2012), Jugendhilfeplan. Teilplan I:
Kinder- und Jugendarbeit; Grundkarte: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (VG250)
Sozialraum Eilenburg
Der Sozialraum Eilenburg ist mit 44.152 Einwohnern auf einer Fläche von 507.77 km² der
zweitgrößte im Landkreis Nordsachsen.20 Laut Bevölkerungsvorausberechnung wird die
Bevölkerungszahl der jungen Menschen in diesem Gebiet bis zum Jahr 2025 um rund ein
Viertel sinken.
In Projekten der Kinder- und Jugendarbeit waren im Jahr 2012 7,5 Fachkraftstellen besetzt.
Es gibt zwei Fachkräfte, die als Streetworker arbeiten und weitere betreute Angebote in
Jugendeinrichtungen wie Jugendclubs. Weiterhin gibt es Jugendfreizeittreffs, den
Jugendmigrationsdienst und selbstverwaltete Jugendklubs, Kultur- und Freizeiteinrichtungen,
eine Vielzahl von Vereinen und Jugendfeuerwehren. Diese Angebote können häufig
wohnortnah genutzt werden. Der Jugendhilfeplan sieht zudem vor, die regionalen
Einrichtungen im Sozialraum Eilenburg zu erhalten.
Sozialraum Torgau
Der Sozialraum Torgau ist mit 43.529 Einwohnern auf einer Fläche von 591,88 km² der
flächenmäßig größte im Landkreis Nordsachsen. Hier wird mit einem Rückgang der Anzahl
der Kinder und Jugendlichen im Alter von 0 bis 27 Jahren um zirka 27 % bis zum Jahr 2025
gerechnet. Sozialpädagogische Fachkräfte sind in den Bereichen Jugendberatung,
Jugendarbeit, Schulsozialarbeit präsent. Es gibt Jugendclubs im Stadtgebiet Torgau und in
ländlichen Gebieten wie Arzberg und Trossin. Vergleichbare Angebote finden sich in
20
Soweit nicht anders gekennzeichnet gilt als Quelle für alle folgenden zahlenmäßigen und inhaltlichen Angaben:
Landratsamt Nordsachsen (2012), Jugendhilfeplan. Teilplan I: Kinder- und Jugendarbeit, S. 91ff.
16
Belgern, Schildau, Dreiheide und Zinna. Kultur und Freizeitangebote sind im gesamten
Sozialraum vorhanden, ebenso Vereine und Jugendfeuerwehren. Der Jugendhilfeplan sieht
vor, die regionalen Einrichtungen im Sozialraum Torgau zu erhalten.
Kindertagesstätten
Im Landkreis Nordsachsen befinden sich 2.446 Kinder im Alter von unter 3 Jahren in
öffentlich
geförderter
Kindertagespflege
und
Kindertageseinrichtungen.21
Die
22
Betreuungsquote in Nordsachsen von 54,7 % liegt deutlich über der Gesamtquote des
Freistaates Sachsen (47,2 %). Die Betreuung von Kindern unter einem Jahr ist mit einer
Quote von 5,4 % die höchste in Sachsen.
Mit einer Quote von 97,7 % werden 4.712 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren im Landkreis
Nordsachsen in öffentlich geförderter Kindertagespflege und Kindertageseinrichtungen
betreut. Für den gesamten Freistaat Sachsen gilt für diese Altersgruppe eine
Betreuungsquote von 95,8 %.
Die Betreuungsquote derjenigen Kinder, die länger als 7 Stunden durchgängig am Tag
betreut werden, liegt mit 73,2 % zwar unter der Quote von Sachsen (78,1 %), jedoch über
der Betreuungsquote von 69,6 % der neuen Länder (mit Berlin).
Schulen
Insgesamt befinden sich 12 Grundschulen, 3 Oberschulen, 3 Förderschulen, 1 Gymnasium
und 1 Berufsschule im Gebiet der LAG Dübener Heide.23 Weitere Gymnasien befinden sich
in Delitzsch, Taucha und Torgau.
Schulbeförderung
Gemäß § 23 Absatz 3 des Sächsischen Schulgesetzes (SchulG) ist die notwendige
Beförderung der Schüler, speziell aus den ländlichen Regionen der Dübener Heide, auf dem
Schulweg bei öffentlichen Schulen sowie bei staatlich genehmigten Ersatzschulen mit dem
Landkreis Nordsachsen als Träger geregelt. Für Schüler, die einen Schulweg länger als 3 km
(für Grundschüler gelten 2 km) haben, gilt ein Anspruch auf Erstattung der notwendigen
Beförderungskosten. Die Beförderung erfolgt hauptsächlich über den regionalen
Linienverkehr. Die grundsätzliche Schülerbeförderung ist damit gegeben; viele Schüler
nutzen zusätzlich das Fahrrad für ihren Schulweg. Die Verkehrssicherheit ist hier nicht
durchgängig gegeben, da das straßenbegleitende Radverkehrsnetz in der Region
unzureichend ausgebaut ist.
21
Stand: 1. März 2013; Statistische Ämter des Bundes und der Länder (Nov. 2013), Kindertagesbetreuung
regional 2013
22
Anteil der Kinder in Kindertagesbetreuung je 100 Kinder in der gleichen Altersgruppe
23
Statistisches Landesamt Sachsen (Juli 2014), Basisdaten der LEADER-Region Dübener Heide, S. 7
17
Abbildung 10, Schulen im Landkreis Nordsachsen
Quelle: eigene Darstellung auf Informationsbasis: Landratsamt Nordsachsen (2013), Schulnetzplan des
24
Landkreises Nordsachsen; Grundkarte: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (VG250)
Schulabschlüsse an allgemeinbildenden Schulen
Mit einem Anteil von 10,64 % verließen im Schuljahr 2012/13 53 Schüler und Schülerinnen
im Gebiet der LAG Dübener Heide die Schule ohne Hauptschulabschluss. Mit der
allgemeinen Hochschulreife schlossen 23,49 % der Absolventen ab; dieser Anteil lag
deutlich unter dem des Freistaates Sachsen mit 28,64 %. Mit einem Hauptschulabschluss
gingen 12,85 % der Schüler und Schülerinnen von der Schule – dieser Anteil lag mit 2,6
Prozentpunkten über dem des Freistaates Sachsen. Der größte Anteil der Absolventen in
Höhe von 53,01 % schloss mit einem Realschulabschluss ab. Dieser Anteil liegt
2,04 Prozentpunkte über dem des Freistaates Sachsen.
24
in Bad Düben befinden sich zwei Grundschulen
18
Tabelle 3, Abschlussarten an allgemeinbildenden Schulen im LAG Dübener Heide, Nordsachsen und
Sachsen
Schuljahr
2012/13
Bad Düben
Doberschütz
Dommitzsch
Dreiheide
Eilenburg
Elsnig
Laußig
Mockrehna
Trossin
LAG
Dübener
Heide
Nordsachse
n ohne LAG
Sachsen
ohne
mit
mit
Insgesa
Hauptschulabschl Hauptschulabschl Realschulabschl
mt
uss
uss
uss
69
4
2
63
181
22
32
64
63
1
12
50
-
mit
Fachhochschulr
eife
-
313
27
46
177
-
995
25.106
116
2.599
106
2.543
538
12.885
-
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen25
Anm.: keine Schulabgänger mit Fachhochschulreife vorhanden
Pflege
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in ambulanter und stationärer Betreuung in der
Dübener Heide ist in den Jahren von 2007 bis 2011 stetig gestiegen und wird aufgrund der
demographischen Entwicklung der Region weiter steigen.26 Im Jahr 2011 wurden in 13
ambulanten Pflegeeinrichtungen 433 Personen und in stationären Einrichtungen 494
Personen versorgt. Dies entspricht einem Anteil je 1000 Einwohner der Region von 9,7
(ambulant) und 10,7 (stationär) betreuten Pflegebedürftigen.
Altersarmut
Ein wachsender Anteil der älteren Bevölkerung (über 65 Jahre) ist auf Sozialleistungen zur
Sicherung des Lebensunterhaltes angewiesen. Im Jahr 2012 kamen auf 1000 Einwohner der
Region 10,8 hilfebedürftige weibliche und 4,7 hilfebedürftige männliche Bezieher von
Sozialleistungen. Die Altersgruppen unter 65 Jahren verzeichnen aufgrund einer sich
verbessernden Arbeits- und Wirtschaftslage in der Region sinkende Zahlen der Empfänger
von Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes.
Migration
Nach Zensusdaten lebten 2011 insgesamt ca. 360 Personen mit Migrationshintergrund im
sächsischen Gebiet der LAG. Das entspricht 0,8 % der Bevölkerung. In den Städten Bad
Düben, Eilenburg und Dommitzsch ist der Anteil mit 1,1 % höher als in den ländlichen
Gebieten mit 0,4 %. Während sich der städtische Anteil etwas über dem Niveau des
Landkreises Nordsachsen ohne LAG-Gebiet (1,36 %) befindet, ist der Anteil auf dem Lande
hingegen geringer (Nordsachsen ohne LAG DH: 0,7 %).
25
http://www.statistik.sachsen.de, Bildungsmonitoring an allgemeinbildenden Schulen, Zugriff 09. Juli 2014
Soweit nicht anders gekennzeichnet, wurde als Quelle für alle folgenden zahlenmäßigen und inhaltlichen
Angaben genutzt: Statistisches Landesamt Sachsen (Juli 2014), Basisdaten der LEADER-Region Dübener Heide,
S. 8ff.
26
19
2.4
Wirtschaft und Arbeitsmarkt
2.4.1 Wirtschaft
Zukunftsbranchen und Leitlinien
Das Gebiet der LAG Dübener Heide ist ein stark ländlich geprägter, dünn besiedelter Raum.
Die Region hat ihre wirtschaftliche Zukunft strategisch in einem BeschäftigungsReich und
einem NaturReich positioniert.27 Der Tourismus und die Gesundheitswirtschaft treten als
wirtschaftlich relevante Branchen der Region hervor.28
Aufgrund der ländlichen Prägung der Region spielt die Land- und Forstwirtschaft ebenfalls
eine bedeutende wirtschaftliche Rolle (siehe Siedlungs- und Infrastruktur). Dem Ausbau der
sogenannten „Massentierhaltung“ stehen die Bewohner der Region Düben mit Vorbehalten
gegenüber;29 vielmehr ist ein Trend zur Umstellung auf den ökologischen Landbau zu
verzeichnen.30 Auf dem Gebiet der LAG Dübener Heide befinden sich 167 landwirtschaftliche
Betriebe, deren Ausmaß an landwirtschaftlich genutzter Fläche variiert, wie in Abbildung 11
dargestellt.
Abbildung 11, Landwirtschaftliche Betriebe mit genutzter Fläche in ha
landwirtschaftlich genutzte
Fläche in ha
100 und mehr6
49
50 bis 1005
22
20 bis 504
35
10 bis 203
27
5 bis 102
18
unter 51
16
0
10
20
30
40
50
60
Zahl der Betriebe
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen (Juli 2014), Basisdaten der
LEADER-Region Dübener Heide
Es fällt auf, dass eine Vielzahl kleinerer Betriebe mit den aus ostdeutschen Strukturen
gewachsenen Großbetrieben konkurriert. Im Jahr 2010 lag die durchschnittliche
Betriebsgröße von Agrarbetrieben im Freistaat Sachsen bei 145 ha und bildete das
Schlusslicht der ostdeutschen Bundesländer. Der Bundesdurchschnitt lag bei 56 ha.31
27
ILEK Dübener Heide-Teil 1 (2007)
Planungsbüro Landmann (2012), Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur Landkreis Nordsachsen
29
Bürgerinitiative Kess, Presse, http://www.bi-kess.de/presse.html
30
Statistisches Landesamt, Bodennutzung: landwirtsch. Betriebe m. ökologischem Landbau, Grad der
Umstellung der landwirtsch. genutzte Fläche (LF), Zugriff 2. Juli 2014
31
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/173089/umfrage/betriebsgroesse-von-agrarbetrieben-2010/, Zugriff
23. Juli 2014
28
20
Die Wirtschaftsakteure der Region arbeiten eng miteinander und verfolgen gemeinsame
Ziele, so werden zum Beispiel Gesundheitsangebote, wie etwa Vorträge und Führungen,
Kurse und Workshops, Naturheilkundetage, Gesundheitsreisen etc., vom Anbieternetzwerk
„Naturgesund“ vermarktet.32 Ebenso arbeiten im Gesundheitsnetzwerk „Von Natur aus
Gesund“ zeitweise 30 Betriebe und mehr an Präventions- und Tourismusangeboten im
Bereich Gesundheit.33 Unter dem Label „Bestes aus der Dübener Heide“ werden regional
erzeugte Produkte und Regionale Angebote aus Landwirtschaft, Naturheilkunde und
Tourismus vermarktet.34 Alle genannten Angebote erscheinen unter einem einheitlichen Logo
des Naturparks Dübener Heide.
Eine wirtschaftlich florierende Nachbarregion der Dübener Heide bildet der Südwesten des
Landkreises Nordsachsen. Diese ist durch Flughafen und Autobahn verkehrstechnisch gut
angebunden und profitiert vom dynamischen Wirtschaftsstandort Leipzig.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte nach Wirtschaftsbereichen
66.833 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte35 wurden im Landkreis Nordsachsen im
Jahr 2012 gemeldet. Mit 11.876 Beschäftigten stammt ein Anteil von 21,61 % aus dem
Gebiet der LAG Dübener Heide. Im Jahr 2008 gab es im Vergleich zu 2012 insgesamt 199
SV-pflichtige Beschäftigte mehr im Gebiet der LAG Dübener Heide.
Tabelle 4, Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte LAG Dübener Heide
Insgesamt
Land- und
Forstwirtschaft,
Fischerei
Produzierendes Gewerbe
Anzahl
%
%
Handel,
Verkehr
und
Gastgewerbe
%
11.876
5,3
38,1
Lkr
Nordsachsen (ohne
LAG DH) *2)
54.957
3,6
Sachsen *2)
1.453.815
1,5
Gebiet
LAG
Dübener
Heide *1)
Unternehmensdienstleister
Öffentliche
und private
Dienstleister
Stand:
2008
%
%
Anzahl
21,2
7,3
28,1
12.075
31,5
28,4
11,3
25,3
51.863
30,0
21,1
18,3
29,2
1.398.763
* 1) ohne Torgau (Stadt) zum Stichtag 30. Juni 2013
* 2) Stichtag 31. Dez. 2013
Quelle: eigene Berechnungen auf Datenbasis: Statistisches Landesamt Sachsen (Juli 2014), Basisdaten
der LEADER-Region Dübener Heide; Statistisches Landesamt Sachsen
Das Gebiet der LAG Dübener Heide weist mit 5,3 % einen hohen Anteil an Beschäftigten im
Wirtschaftsbereich Land- und Forstwirtschaft, Fischerei auf. Der Wirtschaftsbereich
Öffentliche und private Dienstleister, der die Wirtschaftsabschnitte Erziehung und Unterricht,
Gesundheit und Soziales und Kunst, Unterhaltung und Erholung beinhaltet, ist im Gebiet der
LAG Dübener Heide mit einem Anteil von 28,1% gut vertreten. Der größte Anteil mit 38,1%
der Beschäftigten im Gebiet der LAG Dübener Heide ist im Wirtschaftssegment des
32
Naturgesund Dübener Heide, w ww.naturgesund-duebener-heide.de, Zugriff 25.Juni 2014
Netzwerk Ländliche Räume, Projektdatenbank , www.netzwerk-laendlicher-raum.de, Zugriff 26. Juni 2014
34
Einkaufsführer „Bestes aus der Dübener Heide“, www.regionalentwicklung-dh.de, Zugriff 26. Juni 2014
35
Statistisches Landesamt, SV-pfl. Beschäftigte, Zugriff 27. Juli 2014
33
21
Produzierenden Gewerbes, das die Wirtschaftsabschnitte Bergbau und Gewinnung von
Steinen und Erden, Verarbeitendes Gewerbe, Energieversorgung, Wasserversorgung,
Abwasser und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen und das
Baugewerbe zusammenfasst, zu verzeichnen. Beschäftigte in Handel, Verkehr und
Gastgewerbe und in den Unternehmensdienstleistungen sind in selben Maß wie im
gesamten Freistaat Sachsen vertreten.
2.4.2 Arbeitsmarkt
Angelegenheiten des Arbeitsmarktes der 10 Gemeinden36, die im sächsischen Gebiet der
Dübener Heide liegen, werden von den Geschäftsstellen Eilenburg und Torgau der Agentur
für Arbeit Oschatz verwaltet.
Abbildung 12, Ausdehnung Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit Eilenburg und Torgau mit
Arbeitslosenquoten im Mai 2014
Quelle: eigene Darstellung auf Informationsbasis: Agentur für Arbeit Oschatz, Arbeitsmarkt im Monat Mai 2014;
Grundkarte: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (VG250)
Gemäß den aktuellen Zahlen der Geschäftsstellen der Agentur für Arbeit ist die Zahl der
Arbeitslosen in der Gebietsverantwortlichkeit der Geschäftsstellen Eilenburg und Torgau, wie
auch der bundesweite Trend, weiter rückläufig und liegt deutlich unter dem Niveau des
Vorjahres.
So meldet die Agentur für Arbeit Oschatz für die Geschäftsstelle Eilenburg im Mai 2014 mit
2.541 Arbeitslosen eine Arbeitslosenquote von 9,2 %. Im Vergleich zum Vormonat gab es
36
große Kreisstadt Torgau nur mit den Ortsteilen Zinna und Welsau im LAG-Gebiet
22
hier einen Zuwachs von 84 neuen Arbeitsstellen.37
Die Geschäftsstelle Torgau weist mit 2.808 Arbeitslosen eine Arbeitslosenquote von 11,2 % –
und damit die höchste Quote im Agenturbezirk – auf. Im Vergleich zum Vormonat wurde hier
ein Zuwachs von 66 neuen Arbeitsstellen verzeichnet.
Beide Geschäftsstellen, Eilenburg mit 0,6 Prozentpunkten und Torgau mit 1,7
Prozentpunkten, liegen im Monat Mai 2014 mit ihren Arbeitslosenquoten über dem
Durchschnitt von 8,5 % des gesamten Agenturbezirkes Oschatz (zugehörige
Geschäftsstellen: Torgau, Eilenburg, Delitzsch, Wurzen, Oschatz, Grimma, Borna, Geihain).
Der Jahresdurchschnittswert 2013 für den Agenturbezirk Oschatz lag bei einer Quote von
9,5 %.38
Der Agenturbezirk Leipzig, der an die fünf westlich gelegenen Geschäftsstellen des
Agenturbezirks Oschatz grenzt, meldet im Monat Mai 2014 eine Arbeitslosenquote von
7,7 %.
Tabelle 5, Arbeitslosenzahlen im Landkreis Nordsachsen, nach ausgewählten Altersklassen und
Gemeinden der LAG Dübener Heide
insgesamt
dar. 15 bis
unter 20
Jahre
dar. 15 bis
unter 25
Jahre
dar. 50 bis
unter 65
Jahre
dar. 55 bis
unter 65
Jahre
darunter
Ausländer
10.269
95
679
4.424
2.849
365
Bad Düben, Stadt
431
7
34
166
103
14
Doberschütz
133
-
4
77
60
5
Dommitzsch, Stadt
118
-
5
54
33
5
Dreiheide
63
-
3
36
23
-
1.026
14
104
387
236
25
65
166
191
-
8
10
30
92
84
23
64
53
6
1.628
13
103
620
362
108
44
-
-
26
17
3
Kreis Nordsachsen
Gemeinden der LAG
Dübener Heide
Eilenburg, Stadt
Elsnig
Laußig
Mockrehna
Torgau, Stadt
Trossin
Quelle: Arbeitsmarktreport für Kreise und Kreisfreie Städte Nordsachsen Mai 2014,
http://statistik.arbeitsagentur.de, Zugriff 17. Juni 2014
Im Monat Mai 2014 waren im Landkreis Nordsachsen 10.269 Personen ohne Arbeit; die Zahl
ging gegenüber dem Vormonat um 8,6 % zurück. Mit einem Anteil von 37,6 % kamen 3.865
Personen davon aus den Gemeinden der Region Dübener Heide (SN). Insgesamt fallen
37
Quelle der Daten bis Angabe zur neuen Quelle : 2014_Mai_Presseinfo_.pdf, http://statistik.arbeitsagentur.de,
Zugriff 17. Juni 2014
38
http://www.arbeitsagentur.de, Strukturdaten der Agentur für Arbeit Oschatz, Stand 11. Juni 2014
23
70,8 % der Arbeitslosen im Landkreis Nordsachsen auf die Altersgruppe über 50 Jahre.
Die drei regionalen Jobcenter Leipzig (Stadt), das Kommunale Jobcenter Landkreis Leipzig
und das Jobcenter Nordsachsen haben auf diese Situation früh reagiert und im Jahr 2011
das Projekt „Perspektive 50plus - Beschäftigungspakete für Ältere in der Region“ ins Leben
gerufen.39
Der Zugang der gemeldeten Arbeitsstellen entwickelt sich seit Jahresbeginn leicht rückläufig,
im Mai gab es einen Zugang von 380 neuen Stellen, zum selben Zeitpunkt sind 1.037 offene
Arbeitsstellen im Bestand. Zum selben Zeitpunkt waren im Vorjahr lediglich 320 Stellen im
Bestand, dies bedeutet einen Zuwachs von 44,6 %. Zum größten Teil entfielen die
Arbeitsstellen auf die Zeitarbeit, das Gesundheits- und Sozialwesen, das Baugewerbe, das
verarbeitende Gewerbe und den Handel. Besonders stark veränderte sich auch die Anzahl
der gemeldeten Stellen im Bereich Land-, Forst-, Tierwirtschaft und Gartenbau. Hier gab es
einen Zuwachs zum Vormonat von 33,3 % auf 36 offene Stellen. Im Landkreis Nordsachsen
ist die Zahl der Empfänger von Arbeitslosengeld II im Mai 2014 um 156 Personen bzw. 1,0 %
zurückgegangen. Ende des Monats Mai 2014 erhielten insgesamt 15.946 Menschen in
12.143 Bedarfsgemeinschaften die Grundsicherungsleistung. Innerhalb eines Jahres waren
879 Personen bzw. 5,2 % weniger auf Arbeitslosengeld II angewiesen. Weitere 5.183
Personen erhielten im Mai Sozialgeld vom Jobcenter.
2.4.3 Ausbildungsmarkt
Die Bundesagentur für Arbeit meldete für den Landkreis Nordsachsen im Monat Mai 2014
661 Berufsausbildungsstellen für das noch laufende Berichtsjahr 2013/14, dies bedeutet
einen Zuwachs von 0,8 % im Vergleich zum Vorjahr. 421 Berufsausbildungsplätze blieben zu
diesem Zeitpunkt unbesetzt.40 Demgegenüber standen 960 Bewerber von denen 517 zu
diesem Zeitpunkt unversorgt waren. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Zahl der
Bewerber deutlich um 28,9 % an. Die Zahl der unversorgten Bewerber stieg um 17,8 %.
Derzeit stehen 421 unbesetzte Ausbildungsplätze den 517 unversorgten Bewerbern
gegenüber.
Im Jahr 2012/2013 waren die Top 5 der gemeldeten Berufsausbildungsstellen in den
Berufen:





Kaufmann/-frau im Einzelhandel
Fachkraft Lagerlogistik
Elektroniker/in- Energie-/Gebäudetechnik
Mechatroniker/in
Bürokaufmann/-frau.
Die meisten männlichen Bewerber gab es in den Berufen:





39
Kfz-Mechatroniker - PKW-Technik
Fachlagerist/in
Verkäufer/in
Kaufmann/-frau im Einzelhandel
Mechatroniker/in
http://www.landkreis-nordsachsen.de, Mehrwert 50plus, Zugriff 23. Juni 2014
Arbeitsmarktreport für Kreise und Kreisfreie Städte Nordsachsen Mai 2014, http://statistik.arbeitsagentur.de,
Zugriff 17. Juni 2014
40
24
Die meisten weiblichen Bewerberinnen gab es in den Berufen:





Verkäufer/in
Kaufmann/-frau im Einzelhandel
Bürokaufmann/-frau
Medizinische/r Fachangestellte/r
Friseur/in.
Als Branchen mit besonderer wirtschaftlicher und arbeitsmarktpolitischer Bedeutung treten in
der Dübener Heide das Tourismus- und Gesundheitswesen, das Gastgewerbe und die Landund Forstwirtschaft41 hervor. Betrachtet man die Zahlen für den Ausbildungsmarkt aus der
Vorjahresstatistik (Berichtsjahr 2012/2013)42, so besteht Handlungsbedarf für diese
Branchen.
Für die sogenannten ‚Grünen Berufe‘ wurde vom Landkreis Nordsachsen eine
Lehrstellenbörse als ein Projekt des regionalen Übergangsmanagements geschaffen. Der
letzte Zugriff auf die Datenbank43 am 25. Juni 2014 wies 83 Ausbildungsbetriebe im
Landkreis Nordsachsen aus. Trotz dieser Offensive gab es im Berichtsjahr 2012/2013 auf 14
offene Stellen in der Landwirtschaft lediglich 8 Bewerber. In der Tierwirtschaft gab es auf 13
offene Stellen 5 Bewerber. Ebenso gab es für den Beruf Pferdewirtschaft auf 10 offene
Stellen nur 5 Bewerber. Im Bereich Tourismus und Sport waren 5 Bewerber an einer
Ausbildung interessiert, hier wurden weniger als 3 Ausbildungsstellen angeboten. Im Bereich
Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung trafen 76 Bewerber auf 36 offene Stellen – dies
in erster Linie in den Berufsgruppen Arzt- und Praxishilfen und Körperpflege. Als
nachwuchsschwache Berufe in der Branche Handwerk lässt sich die Berufsgruppe
Klempnerei, Sanitär, Heizung, Klimatechnik ausmachen; hier kamen auf 18
Berufsausbildungsstellen weniger als 3 Bewerber. In der Branche Rohstoffgewinnung,
Produktion, Fertigung gab es 42 offene Ausbildungsstellen im Beruf Energietechnik; mit 14
Bewerbern kann dem Nachwuchsbedarf nicht nachgekommen werden. Das regionale
Übergangsmanagement des Landkreises Nordsachsen organisiert für Berufseinsteiger der
Region Dübener Heide „Berufsinformationstage der Region Torgau“, eine Workshopreihe mit
dem Titel „Köpfe für morgen: in der Schule gemacht, für die Wirtschaft gedacht?“ und eine
Veranstaltungsreihe „Unternehmen trifft…“. Die Oberschule in Bad Düben bietet ihren
Schülern der 8. Klasse „Unterricht an außerschulischen Lernorten“, d.h. Unterricht in
Betrieben der Stadt. Die Berufsorientierung wird zudem von einer Jobbörse44 von Seiten der
Schule und einem Ausbildungskatalog45 von Seiten der Stadt gestützt.
Mit dem Projekt „AusBILDUNG wird was - Spätstarter gesucht"46 der Agentur für Arbeit
werden junge Erwachsene ab einem Alter von 25 Jahren ohne oder mit nicht verwertbaren
Berufsabschluss gefördert, um eine reguläre Ausbildung oder eine abschlussorientierte
Qualifizierung zu erreichen.
41
Planungsbüro Landmann (2012), Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur Landkreis Nordsachsen
Ausbildungsmarkt in Zahlen, Bewerber und Berufsausbildungsstellen Kreis Nordsachsen August 2013,
http://statistik.arbeitsagentur.de, Zugriff 23. Juni 2014
43
http://www.landkreis-nordsachsen.de/r-gruene-berufe.html, Zugriff 25. Juni 2014
44
http://www.oberschule-bad-dueben.de/, Zugriff 23. Juli 2014
45
http://www.bad-dueben.de/stadtverwaltung/bild_soz/images/Ausbildungskatalog.pdf, Zugriff 23. Juli 2014
46
http://www.landkreis-nordsachsen.de, Jobcenter, Spätstarter, Zugriff 27. Juni 2014
42
25
2.5
Wohnen/Immobilien
In der Region ist ein hoher Anteil von älteren Gebäuden vorhanden. Wie in Tabelle 6
dargestellt, wurde etwa ein Fünftel des Bestands vor 1918 gebaut. Im Zeitraum von 1995 bis
2011 wurde dieser Bestand bereits um 12,4 % reduziert; jedoch besteht weiterhin ein
vergleichsweise hoher Anteil an älteren Häusern in der Region. So machen laut Zensus
2011 Gebäude, die vor 1948 gebaut wurden, 42,8 % des aktuellen Gebäudebestands aus.
Tabelle 6, Gebäudebestandsvergleich 1995 und 2011
2011
absolut
%
2 480
20,5
2 704
22,3
2 550
21,0
1 536
12,7
862
7,1
1 127
9,3
863
7,1
Baujahr von … bis …
bis 1918
1919 - 1948
1949 - 1978
1979 - 1990
1991 - 1995
1996 - 2000
2001 und später
1995
absolut
%
3 389
32,9
2 734
26,5
2 307
22,4
1 281
12,4
588
5,7
-
2011 gegenüber 1995
absolut
%
-909
-12,4
-30
-4,2
243
-1,4
255
0,2
274
1,4
1 127
x
863
x
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen, Zensus 2011
Abbildung 13, Leerstandquoten in den Gemeinden der LAG Dübener Heide
SACHSEN-ANHALT
BRANDENBURG
Dommitzsch
13,7%
Bad Düben
10,1%
Laußig
9,5%
Trossin
9,3%
Elsnig
7,3%
Dreiheide
4,7%
Doberschütz
5,5%
Mockrehna
6,1%
Torgau
8,1%
Legende
LAG „Dübener Heide“ (SN)
Leerstand (in Prozent)
< 5,1
5,1 - 6,6
6,7 - 8,8
8,9 - 11,5
> 11,5
Eilenburg
13,3%
0 1,5 3
SACHSEN
6
9
Kilometer
1:200.000
DHDN 3 Degree Gauss Zone 4, Projection: Gauss Kruger
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis Zensus 2011 (Zensusdatenbank); Grundkarte: Bundesamt für
Kartographie und Geodäsie (VG250)
In der Region sind Leerstandsquoten von 4,7 % in der Gemeinde Dreiheide bis hin zu 13,7%
in Dommitzsch zu verzeichnen. Abbildung 13 zeigt das räumlich differenzierte Bild der
Leerstandsquoten (Wohnungen) auf Gemeindeebene in der Region. Die Quoten im Bereich
Wohnungen liegen alle z.T. deutlich über der Quote von 2 bis 3%, bei der noch von
26
fluktuationsbedingtem (funktionierender Wohnungsmarkt mit normalem Mieter- und
Eigentümerwechsel) Leerstand gesprochen werden kann. Bei höheren Quoten wird von
strukturellem
bzw.
funktionalem,
also
dauerhaftem
Leerstand
gesprochen.
Zusammengefasst mit der Erkenntnis eines großen älteren Gebäudebestands lässt sich
vermerken, dass im LAG Gebiet Dübener Heide (SN) eine signifikante Zahl marktunfähiger
bzw. sanierungsbedürftiger Immobilien vorhandenen ist. Trotz Rückbau ist noch viel
Altsubstanz vorhanden.
2.6
Tourismus
Der nachhaltige Naturtourismus, der in den letzten Jahren besonders gefördert wurde, stützt
sich insbesondere auf die Themenbereiche Fahrradtourismus sowie Gesundheits- und
Erholungstourismus. Zudem stellt sich die Region auf Wander- und Erlebnistouristen und auf
Tages- und Wochenendreisen ein. Im Jahr 2013 wurde für den Landkreis Nordsachsen,
auch mit Fokus auf das LAG-Gebiet, eine Radverkehrskonzeption vorgestellt.47 Hier wurde
das Potenzial des Fahrradtourismus, gebahnt durch den Elberadweg als regionaler
Wirtschaftsfaktor, erläutert. Zur Großthematik ‚Gesundheitsregion‘ wird zurzeit im Rahmen
einer Konzept- und Machbarkeitsstudie gearbeitet.48 Die Touristiksegmente ‚Wandern‘ und
‚Erlebnis‘ sollen vor allem durch nachfragende Personen aus den umliegenden Großstädten
Halle (Saale) und Leipzig erschlossen werden. Mit dem Bindeglied ‚Naturpädagogik‘ sollen
die Touristen erlebnisreich an den Naturpark gebunden werden. Als traditionelle
Naherholungsregion ist die Dübener Heide in den mitteldeutschen Ballungsräumen bekannt.
Die Kurstadt Bad Düben prägt das touristische Bild in der Region. Außerhalb der Kurorte (zu
denen auch Bad Schmiedeberg in Sachsen-Anhalt gehört) sind Beherbergungsstandorte in
der Dübener Heide nur in geringerem Umfang vorhanden.49 Tabelle 7 zeigt die hohe
Konzentration der Einrichtungen im Tourismussektor auf Bad Düben.
Tabelle 7, Schlüsseldaten zum Tourismus für das Jahr 2013
Beherbergungseinrichtungen
Betten
Ankünfte
Übernachtungen
Durchschnittl. Auslastung
Durchschnittl. Aufenthaltsdauer
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Prozent
Anzahl
Bad Düben Dommitzsch Eilenburg Laußig
8
3
3
4
633
43
36
104
24.423
1.113
2.163 1.271
129.013
1.385
4.472 2.921
56,6
7,8
14,6
7,6
5,3
1,2
2,1
2,3
andere
4
LAG DH
22
816
28.970
137.791
21,7
2,7
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen (Tab. 45412-001M)
47
StadtLabor, Tim Tröger und Fritjof Mothes GbR (März 2013), Radverkehrskonzeption Landkreis Nordsachsen
Mitteldeutsche Zeitung (19. Juni 2014), Zehn Orte der Gesundheit geplant
49
Dlouhy, W. (2014), Tourismusanalyse Dübener Heide 2013. http://www.duebenerheidetourist.de/0-start/033-14tourismusanalyse/2013-tourismusanalyse.html (abgerufen am: 26. Juni 2014)
48
27
Tabelle 8 zeigt die seit 2007 weiter ausgebauten Übernachtungsangebote im sächsischen
LAG-Raum.
Tabelle 8, Touristische Leistungsanbieter im Sektor Übernachtung
Art
Beherbergungsstätten insgesamt
Hotels
Gasthöfe
Pensionen
Campingplätze
Merkmal
Maßeinheit
Betriebe
Veränderung
seit 2007
2007
2013
Anzahl
18
22
+22 %
angebotene Gästebetten
Anzahl
722
892
+24 %
durchschnittliche Auslastung
%
46,3
44
-2,3 %-Pkt.
Betriebe
Anzahl
7
8
+14 %
angebotene Gästebetten
Anzahl
242
377
+56 %
durchschnittliche Auslastung
%
15
31,6
Betriebe
Anzahl
5
6
angebotene Gästebetten
Anzahl
durchschnittliche Auslastung
%
Betriebe
+16,6 %-Pkt.
+20 %
87
120
+38 %
18,3
16,4
-1,9 %-Pkt.
Anzahl
2
3
+50 %
angebotene Gästebetten
Anzahl
-
47
-
durchschnittliche Auslastung
%
-
18,4
-
insgesamt
Anzahl
3
2
-33 %
Stellplätze
Anzahl
118
-
-
Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen (Juli 2014), Basisdaten der LEADER-Region Dübener Heide
Die saisonalen Nachfrageunterschiede in Sommer und Winter fallen in der
Gesamtbetrachtung relativ gleichverteilt aus. So machte das Sommerhalbjahr in den letzten
Jahren einen Anteil von ca. 60 % an allen Übernachtungen aus, das Winterhalbjahr 40 %. In
den Kurstädten sind die Saisons noch ausgeglichener (Sommer: 53 %). Kategorisiert nach
ländlichem Raum erreichte die Sommersaison 2013 hingegen ca. 80 % der
Übernachtungen.50
2.7
Energie
Durch das Landratsamt des Landkreises Nordsachsen wurde das Ziel formuliert, die
energetische Versorgung des Landkreises bis 2030 nur noch aus erneuerbaren
Energieträgern zu gewinnen.51 Dabei wird angestrebt, sowohl nachfrageseitig
energieeffizient zu wirtschaften, als auch (auf der Angebotsseite) die regionalen Potenziale
zu verwerten. Im Jahr 2011 wurde ein Energiekonzept für den Landkreis Nordsachsen und
für die Region Dübener Heide veröffentlicht. Im letztgenannten Gebiet ergeben sich auf
sächsischer Seite angebotsseitig die größten Potenziale für die Träger Biomasse und
Solarenergie; die Windenergie bietet sich aus landschafts-ästhetischen Gründen
flächenmäßig nicht an und Wasserkraft besitzt nur ein geringes Potenzial.52 Zurzeit ist eine
Wasserkraftanlage in Bad Düben an der Mulde in Betrieb, während vier Solaranlagen und
neun Biomasseanlagen realisiert sind.
50
ebenda
Landratsamt Nordsachsen (Juli 2012), Kreisentwicklungskonzeption für den Landkreis Nordsachsen, S. 73
52
ICL Ingenieur Consult Dr.-Ing. A. Kolbmüller GmbH (Juni 2011), Energiekonzept für den Landkreis
Nordsachsen und für die Region Dübener Heide der Landkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld
51
28
Anfang 2014 wurden die im Energiekonzept 2011 aufgeführten Vorschläge für konkrete
Maßnahmen auf vier Handlungsfeldern evaluiert: Maßnahmen bei der Energieerzeugung,
-effizienzsteigerung, -speicherung sowie -verteilung. Im Wesentlichen stellte sich heraus,
dass viele Maßnahmen von einer stärkeren Einbindung des Landkreises bei der
Durchführung profitieren würden. Es wurde zudem festgestellt, dass der Bedarf an
elektrischer Energie bereits heute zu 63 % aus erneuerbaren Energien gedeckt werden
kann.53
Abbildung 14, aus erneuerbaren Energieträgern erzeugte Energie im Landkreis Nordsachsen
2013
2009
Biomasse
Kraft‐Wärme‐
Kopplung
gesamt:
447,2 GWh/a
Solar
gesamt:
693,7 GWh/a
Wasser
Wind
Quelle: WFG-Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Nordsachsen mbH (Februar 2014), 1.
Fortschreibung des Energiekonzeptes des Landkreises Nordsachsen
2.8
Naturraum/ Naturschutz
Die Sensibilität des Naturraums und seine regionale Bedeutsamkeit ist an der Geschichte
des Vereins Dübener Heide e.V. erkennbar. Bereits 1930 gegründet, wurde er nach der
Wiedervereinigung 1990 wiedergegründet, um u.a. den Braunkohlebergbau im Heidegebiet
entgegenzuwirken und sich mit dessen Folgen auseinanderzusetzen. Der Verein verfolgt u.a.
die folgenden Schutzzwecke gemäß der Naturparkverordnung:
1.
2.
die einheitliche Entwicklung und Pflege des Gebietes nach den Grundsätzen und
Zielen der Raumordnung und Landesplanung unter Berücksichtigung der Belange
von Naturschutz und Landschaftspflege sowie der Erholungsvorsorge
die Sicherung und Verbesserung der ökologischen und wirtschaftlichen
Lebensgrundlagen der Bevölkerung unter besonderer Berücksichtigung des
Erhalts und der Förderung der kulturellen Traditionen
Rechtliche Sicherheit erhält das tierartreiche Gebiet durch die Ausweisung von Flächen als
Schutzgebiete (in mehreren Kategorien) nebst dem als Naturpark: Fauna-Flora-Habitat
(FFH), Vogelschutz, Naturschutz sowie Landschaftsschutz. Großer Wert liegt auf der
53
WFG-Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landkreises Nordsachsen mbH (Februar 2014), 1. Fortschreibung
des Energiekonzeptes des Landkreises Nordsachsen
29
Vermittlung von biologischem Wissen und Naturschutz an Engagierte durch Schulungen,
Kurse und multimedialen Informationspunkten. Mittlerweile geht man von der natürlichen
Wiedereinwanderung des Wolfs aus.54 Gestützt durch Erfahrungen aus der Konfliktlösung
zwischen Mensch und Tier durch das Bibermanagement geht man das „Zukunftsprojekt
Wolf“ an.
Abbildung 15, Schutzgebiete in den Gemeinden der LAG Dübener Heide
SACHSEN-ANHALT
BRANDENBURG
Mulde
El
be
Legende
LAG „Dübener Heide“ (SN)
Schutzgebiete
Naturpark
Naturschutz
Landschaftsschutz
Fauna-Flora-Habitat
Vogelschutz
SACHSEN
0 1,5 3
6
9
Kilometer
1:200.000
DHDN 3 Degree Gauss Zone 4, Projection: Gauss Kruger
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie;
Grundkarte: Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (VG250)
2.9
Gesundheit und Daseinsvorsorge
Krankenhäuser
Auf dem Gebiet der LAG Dübener Heide und in direkter Nähe finden sich zwei
Krankenhäuser zur Regelversorgung und ein Fachkrankenhaus, das MediClin
Waldkrankenhaus Bad Düben, mit einer Gesamtkapazität von 125 Betten zur chirurgischen
Versorgung und 247 Betten zur Reha-Versorgung.55 Die Klinik befindet sich in privater
Trägerschaft. Die zwei Kliniken zur Regelversorgung in Eilenburg (mit Zweigniederlassung in
Delitzsch) und Torgau befinden sich in öffentlicher Trägerschaft und haben zusammen eine
Gesamtkapazität von 500 Betten.
54
Leipziger Volkszeitung (20. Juni 2014), Nach Wolfs-Nachweis werden die Kontrollen verschärft
Soweit nicht anders gekennzeichnet gilt als Quelle für alle folgenden zahlenmäßigen und inhaltlichen Angaben:
Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2015/2015, Teil II Einzelangaben
55
30
Abbildung 16, Krankenhäuser in Nordsachsen
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: Krankenhausplan des Freistaates Sachsen,Teil II Einzelangaben
Netzwerke Gesundheit
Das Anbieternetzwerk „Naturgesund Dübener Heide“56 bietet Vorträge, Führungen, Kurse,
Seminare, Behandlungen sowie Gesundheitsreisen zur Gesundheitsprävention für alle
Altersklassen und stärkt damit die Position der Dübener Heide als Gesundheitsregion für
Touristen und Bewohner.
Die Regionale Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung und Prävention (RAG-GF)57 des
Landkreises Nordsachsen, bestehend aus Mitgliedern des Sächsischen Landtages, des
Landratsamtes Nordsachsen, der Krankenkassen AOK und Barmer, der Gemeinde Beilrode
und der Vereine Kreissportbund Nordsachsen und DRK-Torgau, greift aktuelle Probleme und
Entwicklungen zur gesundheitsfördernden Lebensweise und -bedingungen auf und
beschließt über entsprechende Projektanträge.
Hausärzte
Die hausärztliche Versorgung der in Abbildung 17 dargestellten Planungsbereiche Eilenburg
und Torgau ist in unterschiedlichem Umfang gegeben.
38 der bedarfsplanungsrelevanten Ärzte und Psychotherapeuten im Bereich Eilenburg
versorgen 53.142 Einwohner, wohingegen 25,5 Ärzte und Psychotherapeuten für 48.370
Einwohner im Bereich Torgau verantwortlich sind. Während der Bereich Eilenburg eine
56
57
Gesundheitsregion Dübener Heide, www.naturgesund-duebener-heide.de, Zugriff 02. Juli 2014
Mitglieder Regionale Arbeitsgemeinschaft Gesundheitsförderung und Prävention.pdf, Stand 17.März 2013
31
Überversorgung in Höhe von 14,6 % aufweist, beträgt die Unterversorgung des Bereiches
Torgau 14,6 %.58
Abbildung 17, Hausärztliche Versorgung der Planungsbereiche Eilenburg und Torgau
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: 130627-Bedarfsplan_2013_gesamt.pdf, Arztstand 01.04.2013,
Einwohnerstand 30.09.2012
Telemedizin Sachsen
Die Europäische Union und der Freistaat Sachsen fördern in Ostsachsen ein Pilotprogramm
zur ärztlichen Versorgung strukturschwacher Regionen via Telemedizin.59 Perspektivisch
kommt diese Form der Versorgung auch für die ländliche Region der Dübener Heide in
Frage.
2.10
Beteiligung
Bürgerbeteiligung
Der 1990 wiedergegründete Verein Dübener Heide e.V. ist Träger der ILE/LEADER LAG`s
im Bereich Dübener Heide Teil Sachsen und Teil Sachsen-Anhalt. Der überwiegende Teil
der 380 Mitglieder wird durch Bürger der Region repräsentiert. Der Verein Dübener Heide
e.V. ist der einzige Bürgerverein im Osten Deutschlands, der ein Großschutzgebiet
(Naturpark) verwaltet.
Mit Projektlaufzeit vom 01.01.2014 bis zum 31.12.2015 läuft derzeit das „Modellprojekt zur
Entwicklung innovativer Ansätze für die Neuausrichtung ehrenamtlichen und
58
Krankenhausplan des Freistaates Sachsen 2015/2015, Teil II Einzelangaben, S.26 ff.
Silicon Saxony, News: „Telemedizin soll ärztliche Versorgung in Sachsen verbessern“, http://www.siliconsaxony.de, Zugriff 03. Juli 2014
59
32
bürgerschaftlichen Engagements für Naturschutz und Heimatentwicklung im Freistaat
Sachsen am Beispiel des Naturpark Dübener Heide“60, gefördert vom Sächsischen
Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Ziel des Projektes ist die Entwicklung und
Erprobung von innovativen Ansätzen für die Neuausrichtung ehrenamtlichen und
bürgerschaftlichen Engagements für Naturschutz und nachhaltiger Heimatentwicklung im
Freistaat Sachsen.
Im März 2014 erschien der Leitfaden „Bürgerfinanzierungsmodelle für Erneuerbare Energien
und Energieeffizienz“, herausgegeben vom Naturpark- Verein Dübener Heide e.V..61 Die
Erstellung des Leitfadens ist das Ergebnis eines „Transnationalen LEADER-Projektes“. Das
Vorwort beschreibt, wie die Bürgerbeteiligung zwei wichtige Ziele der Energiewirtschaft der
Region verbindet: “Zum einen wird durch eine Bürgerbeteiligung die lokale Wertschöpfung
gesteigert oder im Idealfall eine lokale Wertschöpfungskette aufgebaut bzw. verlängert und
zum anderen auch um Akzeptanz für wichtige Beiträge zur Energiewende oder zum
sinnvollen Umgang mit Energie geworben.“
Der Verein Dübener Heide e.V. ist eine vom Freistaat Sachsen anerkannte Einsatzzentrale
für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ).62 Junge Menschen im Alter von 18 bis 27
Jahren63 mit Interesse an Natur-, Umwelt- und Tourismusthemen haben u.a. die Möglichkeit,
für 12 Monate bei der Planung, Vorbereitung und Durchführung von umweltbezogenen
Bildungs- und Freizeitangeboten, internationalen Bildungsprojekten und bei der Erarbeitung
von Anschauungsmaterial für Kinder und Jugendliche mitzuwirken.
Kooperationen LAG
Der Naturpark Dübener Heide liegt zu beinahe gleichen Teilen in den Bundesländern
Sachsen-Anhalt und Sachsen64. Das Gebiet in Sachsen-Anhalt profitierte von 2007 bis 2013
von seinem Förderstatus als LEADER-Region; das Gebiet in Sachsen erhielt für diesen
Zeitraum Status und Förderung einer ILE-Region. Nach außen erscheint der Naturpark als
eine Einheit, da zwei Lokale Aktionsgruppen länderübergreifend ein gemeinsames Konzept
steuern. Die Lokale Aktionsgruppe ILE Dübener Heide Sachsen, vertreten von Roland Märtz
als LAG-Vorsitzendem besteht aus 10 Vertretern der Kommunen und 12 Wirtschafts- und
Sozialpartnern der Region.65 Die Lokale Aktionsgruppe LEADER Dübener Heide SachsenAnhalt, vertreten von Thomas Klepel als LAG-Vorsitzendem besteht aus 9 Vertretern der
Kommunen66 und 16 Wirtschafts- und Sozialpartnern der Region. Es bestehen gemeinsame
Kooperationen mit Nachbar-LAG’s, länderübergreifend von Sachsen, Sachsen-Anhalt und
Brandenburg. Darüber hinaus bestehen transnationale Kooperationen (siehe Leitfaden
Bürgerfinanzierungsmodelle) mit LAG’s in der Steiermark/Österreich zu den Themen
Gesundheitsprävention und -tourismus in Naturparken und weitere Kooperationen mit
Partnern in Spanien und Italien über das EU-Programm Interreg.
60
Projektbeschreibung_Engagement_2020.pdf, www.naturpark-duebener-heide.com, Zugriff 03. Juli 2014
Broschuere_Buergerbeteiligung_Energie.pdf; www.naturpark-duebener-heide.com, Zugriff 03. Juli 2014
62
2014022_Jungendliche _fuer_FOEJ_gesucht.pdf, www.naturpark-duebener-heide.com, Zugriff 03. Juli 2014
63
http://www.naturparkmagazin.de, Freiwilliges Öko-Jahr in der Dübener Heide; Zugriff 07. Juli 2014
64
Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume , www.netzwerk-laendlicher-raum.de, Zugriff 03. Juli 2014
65
Stand 10.07.2014
66
Unter Kommune wird an dieser Stelle die politische Gemeinde bzw. Gemeindeebene verstanden. Diese stellt
die kleinste administrative Einheit der staatlichen Verwaltung in Deutschland dar und beinhaltet alle Orte (auch
Städte) außer die kreisfreien Städte.
61
33
3.
Stärken-Schwächen-Analyse: Übersicht
Basierend auf der zuvor dargelegten Regionalanalyse werden zentrale Stärken und
Schwächen der Dübener Heide (LAG-Gebiet SN) an dieser Stelle tabellarisch dargestellt.
Frühere Analysen mit vergleichbarer Zielsetzung, insbesondere mit Blick auf das ILEK
2006/200767 dienten als Orientierungsgerüst, wobei dort benannte Stärken und Schwächen
anhand aktueller Daten überprüft wurden.68 Entsprechend diesem Orientierungsgerüst
werden drei zentrale, in früheren Konzepten entwickelte und verwendete
Schwerpunktbereiche als Möglichkeit der thematischen Strukturierung übernommen. Diese
drei Schwerpunktbereiche, die sich aus bestehenden Entwicklungspotenzialen der Dübener
Heide herleiten, sind das a) „Beschäftigungsreich“, b) die „HeideHeimat“ und c) das
“NaturReich“.
Tabelle 9, Stärken-Schwächen-Analyse BeschäftigungsReich
Stärken
Schwächen
Nähe und Anbindung zum strukturstarken
Oberzentrum Leipzig
Schüler und Schülerinnen mit vergleichbar
geringer Qualifizierung
Beschäftigungspakete für Ältere in der
Region
Wunschberufe der Bewerber gehen am
Stellenangebot vorbei
Junge Eltern kehren schnell in den Beruf
zurück
Land- und Forstwirtschaft mit Imageproblem
bei Jugendlichen
Lehrstellenbörse für „Grüne Berufe“
fehlende Ausbildungsplätze im Bereich
Tourismus
Vermarktung der Region (auch das Gebiet in
Sachsen-Anhalt) unter einheitlichem Label
Altersgruppe Ü50 stark von Arbeitslosigkeit
und eventuell folgender Altersarmut betroffen
Behörden bzw. Dienstleister professionell,
agil und freundlich aufgestellt
Trennung des Kultur- und Naturraumes
Dübener Heide in zwei Bundesländer
Die Dübener Heide verfügt über ein hohes
Potential an Anbietern für Gesundheit
(Naturheilverfahren) und mit Bad Düben und
Bad Schmiedeberg über zwei
Gesundheitskompetenzentren
Gästezahlen konzentrieren sich auf das
Mittelzentrum Bad Düben und nicht auf den
ländlichen Bereich
Schlechte Anbindung der Räume Dommitzsch
und Torgau an Fernstraßennetz in
Richtung Leipzig
67
68
ILEK Dübener Heide (2007), S. 25f
Standort-Marketing-Konzept-Dübener Heide (Nov. 2008), S. 116
34
Tabelle 10, Stärken-Schwächen-Analyse HeideHeimat
Stärken
Schwächen
gute Gesundheitsversorgung, bes. im
Gesundheitszentrum Bad Düben
Bevölkerungsrückgang bis 2025 um 15,4%
(gegenüber 2009) und Anstieg des
Durchschnittsalters, rückläufige Zahl junger
Altersgruppen, veränderte Bedarfe:
Infrastruktur, Mobilität,…
Gute Versorgung von Kindern und
Jugendlichen mit Kita, Schulen,
Freizeiteinrichtungen
Hoher Bestand alter Gebäude
(Sanierungsbedarf, Wohnqualität, Image)
Hoher Anteil der Energieversorgung aus
erneuerbaren Energien/ Beratung der
Bürger/innen an der Beteiligung
Hohe Leerstandquoten
Bauernhofbörse
Ländlicher Raum mit BreitbandUnterversorgung
Kurbetriebe und Kliniken mit Sogwirkung
Hausärztemangel im östlichen Teil der
Dübener Heide (Raum Torgau)
Bürgerengagement in Vereinen, Kommunen
und Initiativen stark ausgeprägt
Hohes Energie-Einsparpotential durch
Sanierungsmaßnahmen an altem
Gebäudebestand
Tabelle 11, Stärken-Schwächen-Analyse NaturReich
Stärken
Schwächen
Natur- und Erholungsraum mit zahlreichen
Angeboten: Vielfalt und Artenreichtum,
Wildtierbeobachtung
Potential für die In-Wert-Setzung von
Naturerbe noch nicht ausgeschöpft
Nachhaltiger Naturtourismus etabliert sich;
Naturpark Dübener Heide etablierte Marke
Artenschutz, unter Berücksichtigung der
Wiedereinwanderung des Wolfes; Konflikte
mit Landbesitzern durch Wildtiere
35
Chancen und Risiken, die aus der vorangegangen Analyse hervorgehen, finden sich zum
Teil in den Beschreibungen der Ziele (siehe 4.3.1 bis 4.3.3) wieder, bzw. werden nach finaler
Ausarbeitung an dieser Stelle eingefügt.
36
4.
Das Zielsystem
Auf Grundlage der durchgeführten regionalen Analyse zur Identifikation von Stärken und
Schwächen der Region Dübener Heide (SN) werden nachfolgend strategische Ziele für die
aktuelle Förderperiode als Zielsystem konzeptuell entwickelt und vorgeschlagen.
Neben den endogenen Stärken und Schwächen wurden übergeordnete Planungsvorgaben
dabei ebenso beachtet wie förderprogrammspezifische Anforderungen. Da in diesem
Zusammenhang von unmittelbarer Bedeutung, werden die Hauptanliegen des
Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen (EPLR) 2014 - 2020
nachfolgend explizit benannt.
4.1
Anforderungen des EPLR
Gemäß der Leistungsbeschreibung für eine LEADER-Entwicklungsstrategie (LES) der
Förderperiode 2014-2020 im Freistaat Sachsen (Stand 11. April 2014) müssen die LES zur
Erreichung der Zielstellungen des EPLR 2014 - 2020 beitragen. Sie müssen insbesondere
dem Hauptanliegen 1 des EPLR 2014 - 2020 entsprechen:
,,Unterstützung der Entwicklung des ländlichen Raums unter Beachtung der spezifischen
und lokalen Bedürfnisse insbesondere mit Blick auf die Herausforderungen des
demografischen Wandels durch verstärkte Entscheidungskompetenz und Verantwortung auf
lokaler Ebene".
Darüber hinaus (aber nicht alternativ) können auch die Hauptanliegen 2 und 3 unterstützt
werden.
Hauptanliegen 2: ,,Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft und anderer
Landbewirtschafter im Kontext mit umwelt- und klimafreundlicher sowie naturschutzgerechter
Bewirtschaftung, um so einen Beitrag sowohl zu Umweltzielen als auch zur
Wiederherstellung und Sicherung der Biologischen Vielfalt zu leisten".
Hauptanliegen 3: ,,Unterstützung der Land- und Forstwirtschaft bei der Umstellung zu
energieeffizienten, emissionsarmen Bewirtschaftungsweisen und der Implementierung von
Innovationen, um so die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern".
Die LES werden zudem von den Lokalen Aktionsgruppen (LAG) entsprechend den lokalen
Erfordernissen bestimmt.69
Das vorgeschlagene Zielsystem folgt diesen Anforderungen, indem das Zielsystem
einerseits auf den Erfahrungen aus bestehenden Zielen und Maßnahmen von
vorangegangenen Konzepten (u.a. der Evaluierung der Integrierten Ländlichen Entwicklung
der EU-Förderperiode 2007-2013) aufbaut und andererseits indem solche Ziele, die oben
genannte Hauptanliegen unterstützen, ergänzend formuliert und in den Fokus gestellt
werden.
Für das LES soll ein offenes System mit eindeutig zu messenden Indikatoren erstellt werden.
So kann das System jederzeit mit neuen Zielen ergänzt werden. Die eindeutigen Indikatoren
machen eine Erfolgsmessung jederzeit möglich. Ein Monitoring bzw. Controlling und die
Erfolgsmessung der durchgeführten Maßnahmen kann so erfolgen.
Im Nachfolgenden werden zunächst Leitbilder und Zielsetzungen aus vorangegangenen
Förderperioden und existierenden Gutachten einer Prüfung hinsichtlich des
69
Dies erfolgt gemäß Art. 33 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 1303/2013 (ESIF-VO).
37
Zielerreichungsgrads und der daraus resultierenden Weiterverfolgung unterzogen. Dabei
sollen die Zielsetzungen auch den regionalen Besonderheiten des Gebiets der LAG Dübener
Heide im Freistaat Sachsen Rechnung tragen.
4.2
bisherige Zielsetzungen
Eine wichtige Orientierungsgröße bei der Entwicklung eines konzeptuellen Zielsystems für
die aktuelle LEADER-Entwicklungsstrategie bilden Ziele (und daraus folgende Maßnahmen),
die in vorangegangenen Studien bzw. Konzepten zur Dübener Heide entwickelt wurden.
Um diese inhaltliche Kontinuität zum Ausdruck zu bringen, werden die im ILEK 2006/200770
erarbeiteten
drei
Handlungsfelder
»BeschäftigungsReich«,
»NaturReich«
und
»HeideHeimat« im vorliegenden Konzept aufgegriffen und die dort vorgeschlagene Ziele
unter diese Handlungsfelder subsummiert.
Die nachfolgende Tabelle führt die drei Handlungsfelder des ILEK zusammen mit dort
formulierten, allgemein-strategischen Unterpunkten auf.
Tabelle 12, Zielsetzungen ILEK 2006/2007
BeschäftigungsReich (Ziele 1-16)
Wertschöpfung
Arbeitsplätze
Fachkräftesicherung
Jugend und Wirtschaft
NaturReich (Ziele 19-23)
Naturparkentwicklung
Umweltbildung
Biotoperhalt /-schaffung
Kulturlandschaftspflege
HeideHeimat (Ziele 24-29)
Anpassung an demografischen Wandel
Wettbewerbsfähige Standortentwicklung
Bürgerschaftliches Engagement
Quelle: ILEK Dübener Heide (2007)
In Ergänzung zu Tabelle 12 bieten Tabelle 13 und Abbildung 18 eine Übersicht über die im
ILEK 2006/2007 formulierten Einzelziele und die im Abschlussevaluierungsbericht71
festgehaltene Einstufung der Wichtigkeit und des Zielerreichungsgrads:
70
ILEK Dübener Heide (2007), S. 25f
Abschlussevaluierungsbericht BeschäftigungsReich und NaturReich: Die Naherholungs- und
Gesundheitsregion Dübener Heide (2013), S. 14ff und S. 44ff
71
38
Tabelle 13, Ziele ILEK 2006/2007 mit Gewichtung und Zielerreichung
Nr.
1
Unterziel
Neupositionierung als Gesundheitsregion / Naherholungsregion
Punkte* Zielerreichung
40
erreicht
2
Erhöhung der Attraktivität als (Nah‐)Erholungsregion
51
erreicht
3
Unternehmensnetze: Vermarktung von Produkten und -Linien
37
erreicht
4
Stärkung der Vermarktungsstrukturen im Tourismus/ Bündelung von Ressourcen
45
erreicht
5
Einsparpotenziale im Gebäudemanagement erschließen
21
knapp verfehlt
6
Ausbau Biomasse (energetische und stoffliche Verwertung)
14
erreicht
7
22
knapp verfehlt
8
Sensibilisierung einzelner Bevölkerungsgruppen für neue Technologien
Stärkung landwirtschaftlicher Betriebe / regionale Verarbeitungs‐ und
Vermarktungsstruktur
50
erreicht
9
Landschaftsgestaltung und -pflege
34
erreicht
10
39
erreicht
11
Förderung Imkerei als besondere Landnutzungsform
Sensibilisierung der Verbraucher: regionale Produkte/Dienstleistungen der
Landwirtschaft
52
erreicht
12
Umnutzung leer stehender Gebäude: Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen
48
erreicht
13
Förderung von Existenzgründungen
42
knapp verfehlt
14
Förderung unternehmerisches Denken und Handeln Jugendlicher
36
verfehlt
15
Förderung beruflicher Entwicklungsperspektive
54
knapp verfehlt
16
Förderung bürgerschaftliches Engagement und Mitbestimmung von Jugendlichen
48
knapp verfehlt
17
Förderung Netzwerke zur Fachkräftesicherung
35
verfehlt
18
Neue betriebsnahe Weiterbildungskonzepte in regionalen Schwerpunktbranchen
32
verfehlt
19
integrierte Regionalentwicklung mit Entwicklungskonzept des Naturparks
48
erreicht
20
Erhalt und Entwicklung Landschaftselemente; Pflege besonders sensibler Flächen
26
erreicht
21
nachhaltige Waldbewirtschaftung
40
verfehlt
22
42
erreicht
32
erreicht
24
Etablierung als nationale Modellregion für Erlebnis frei lebender Wildtiere
Sicherung naturschutzfachlich empfindlicher Bereiche; abgestimmte
Besucherlenkung
Regionale Arbeitsteilung zw. Städten bzw. Stadt/Land: soz. und techn.
Infrastruktur
44
knapp verfehlt
25
bürgerschaftliches Engagement und neue private-public-partnership Modelle
41
knapp verfehlt
26
Umsetzung von Finanzierungsmodellen zur Projekt- und Wirtschaftsförderung
51
erreicht
27
gemeinsames Standortmarketing
45
knapp verfehlt
28
Ausbau regionaler Energiekreisläufe: zusätzliche Wertschöpfung
Wettbewerbsfähigkeit durch angepasste technische Infrastruktur und
Flurneuordnung
30
erreicht
24
erreicht
23
29
Quelle: eigene Berechnungen*; ILEK Dübener Heide (2007); Abschlussevaluierungsbericht (2013)
Anm.: *) Gewichtung errechnet aus Punktvergabe: „sehr wichtig“ = 2 Punkte; „wichtig“ = 1 Pkt.; „weniger wichtig“
= -1 Pkt.; „nicht wichtig“ = -2 Pkt.
39
Abbildung 18, Ziele ILEK 2007 mit Gewichtung und Zielerreichung
Punkte*
BeschäftigungsReich
NaturReich
HeideHeimat
Zielnr.
60
15
2
50
40
30
27
13
21
14
18
16
24
25
17
4
11
19
26
12
8
22
1
10
3
9
23
28
29 20
5 7
20
6
10
0
nicht erreicht
knapp verfehlt
erreicht
Quelle: eigene Berechnungen* auf Datenbasis: Abschlussevaluierungsbericht (2013)
Anm.: Größe der Blase gibt Punktgewichtung wieder; *) Gewichtung errechnet aus Punktvergabe: „sehr wichtig“
= 2 Punkte; „wichtig“ = 1 Pkt.; „weniger wichtig“ = -1 Pkt.; „nicht wichtig“ = -2 Pkt.
Weitere im ILEK benannte Leitideen sind:72
 Die zentrale Bedeutung (Vorrang) der interkommunalen Kooperation und der
regionalen Ausstrahlung
 Beschäftigungsförderung hat Vorfahrt – Wertschöpfungspartnerschaften und
Unternehmensnetzte als wichtiges Instrumentarium „Bestes aus der Dübener Heide“
(21 Produzenten, Verarbeitungsbetriebe, Handel) und Heidemagneten (37
touristische Leistungsträger)
 Fortführung des länderübergreifenden Ansatzes mit räumlich benachbarten LAGs
 Wissensmanagement und Qualitätsmanagement
 Bürgerschaftliches Engagement und neue Public-Private-Partnership Modelle:
Engagementförderung als Querschnittsaufgabe
 Gender Mainstreaming; Integration einer geschlechtssensiblen Perspektive:
Junge Frauen im ländlichen Raum
Ziele für die Dübener Heide wurden auch im Standort-Marketing-Konzept aus dem Jahr
200873 formuliert. Das dort benannte Hauptziel ist es, das Steueraufkommen in den
Kommunen zu erhalten. Als Fernziele wurden die Naherholungs- und Gesundheitsregion mit
überregionaler Strahlkraft, eine moderne touristische Infrastruktur, ein starker Klein- und
Mittelstand, der Zuzug von jungen Familien und touristische Ansiedlungen angegeben. Das
Nahziel sollte eine professionell geführte Standortmarketing-Organisation sein.
Um diese Ziele zu erreichen, sollen beispielsweise neue Arbeitsplätze durch die Branchen
»Tourismus«, »regenerative Energien« sowie »Förderung von Kleinstunternehmen« trotz
72
73
ILEK Dübener Heide (2007), S. 25f
Vgl. Standort-Marketing-Konzept-Dübener Heide (Nov. 2008)
40
sinkender Bevölkerungszahlen geschaffen werden – vor allem in den Dörfern. Zudem soll die
Entwicklung einer zukunftsfähigen Infrastruktur in engem Zusammenspiel mit den Städten,
Gemeinden sowie der Bürgergesellschaft in den Vordergrund gerückt werden. Daneben
wurde das Potential des Bibers für das Standortmarketing erkannt und dieser als Leittier
definiert.
In der Region wurden durch dieses Konzept des Weiteren politische Rahmenbedingungen
identifiziert, durch die Unternehmensansiedlungen und Zuzüge erleichtert werden können.
So sollen neue Ansiedlungen Chefsache und die relevanten Behörden bzw. Dienstleister
professionell, agil und freundlich aufgestellt sein. Ein Ausbau der Naturparkregion mit
sanftem Tourismus, Natur und Erholungsräumen zur Erreichung von überregionaler
Strahlkraft wurde als weiteres Ziel benannt; ebenso die Schaffung eines (insbesondere für
junge Familien) attraktiven Wohnungsmarkts mit preisgünstigem Bauland und niedrigen
Mieten.
Die Zusammenarbeit mit Schulen, um junge Menschen für in der Region angebotene
Berufsbilder zu interessieren, soll zudem gefördert werden, um junge Menschen so frühzeitig
an die Region zu binden.
4.3
das neue Zielsystem
Der Entwurf eines Zielsystems für die LEADER-Förderperiode 2014 bis 2020 beruht auf
nachfolgend beschriebenem Vorgehen.
Vorgehen:
1.
Betrachtung der bisherigen Ziele vorangegangener Konzepte
2.
Einbezug der Ergebnisse der regionalen Analyse zur Identifizierung
von Stärken und Schwächen
3.
Beachtung übergeordneter Planungsvorgaben
4.
Vorschlag an die Mitglieder der LAG und Diskussion der Ziele
Bei der Umsetzung wurden diejenigen Ziele, welche gemäß Abschlussevaluierungsbericht74
nach Wichtigkeit und Zielerreichungsgrad eingestuft worden waren, isoliert und mit den
Ergebnissen der Regional- sowie der SWOT-Analyse abgeglichen. Nachfolgende Tabelle
zeigt die nicht erreichten Ziele aus der vorangegangenen Förderperiode, geordnet nach der
Wichtigkeit75. Insgesamt wurden im Oberziel „BeschäftigungsReich“ acht Ziele als nicht
erreicht eingestuft, im „NaturReich“ und in der „HeideHeimat“ waren es vier. Dabei wurden
vier Ziele als verfehlt und acht Ziele als knapp verfehlt klassifiziert.
74
Abschlussevaluierungsbericht BeschäftigungsReich und NaturReich: Die Naherholungs- und
Gesundheitsregion Dübener Heide (2013), S. 14ff und S. 44ff
75
Die Wichtigkeit wurde durch Punktevergabe bestimmt; vgl. Abbildung 25.
41
Tabelle 14, Nicht erreichte Ziele aus ILEK 2006/2007
Nr.
Punkte
Zielerreichung
54
knapp verfehlt
48
knapp verfehlt
gemeinsames Standortmarketing
regionale Arbeitsteilung zwischen Städten bzw. Stadt/Land: soziale
und technische Infrastruktur
45
knapp verfehlt
44
knapp verfehlt
42
knapp verfehlt
25
Förderung von Existenzgründungen
bürgerschaftliches Engagement und neue private-public-partnership
Modelle
41
knapp verfehlt
21
nachhaltige Waldbewirtschaftung
40
verfehlt
14
Förderung unternehmerisches Denken und Handeln Jugendlicher
36
verfehlt
17
35
verfehlt
32
verfehlt
7
Förderung Netzwerke zur Fachkräftesicherung
Neue betriebsnahe Weiterbildungskonzepte in regionalen
Schwerpunktbranchen
Sensibilisierung einzelner Bevölkerungsgruppen für neue
Technologien
22
knapp verfehlt
5
Einsparpotenziale im Gebäudemanagement erschließen
21
knapp verfehlt
15
16
27
24
13
18
Unterziel
Förderung beruflicher Entwicklungsperspektive
Förderung bürgerschaftliches Engagement und Mitbestimmung von
Jugendlichen
Quelle: eigene Darstellung auf Datenbasis: ILEK Dübener Heide (2007); Abschlussevaluierungsbericht (2013)
Im Rahmen eines ersten Workshops mit den LAG-Mitgliedern am 10.07.2014 in Laußig
wurden die Zielsetzungen diskutiert. Ziel des Workshops war die Festlegung der
Schwerpunkte für die neue Förderperiode.
Die LAG-Mitglieder verständigten sich darauf, die im ILEK 2006/2007 formulierten Oberziele
„BeschäftigungsReich“, „NaturReich“ und „HeideHeimat“ beizubehalten. Auch die verfehlten
Ziele sollen weiterhin angegangen werden. Zudem ergab die Stärken-Schwächen-Analyse,
dass Handlungsbedarf in den Bereichen „Immobilien“ und „Demographie“ (Abwanderung
junger Leute, Zunahme älterer Personengruppen) gegeben ist. Auch die Stärken der Region
sollen geschärft und sichtbar gemacht werden. Hier gilt es vor allem, das Gebiet als
Naturraum und als Naherholungs- und Gesundheitsregion weiterzuentwickeln.
Auf genanntem Workshop verständigten sich die Beteiligten auf einen ersten Entwurf des
Zielsystems: 12 nicht erreichte Ziele aus dem ILEK wurden übernommen und zum Teil noch
näher spezifiziert. Darüber hinaus wurde der Stärken-/Schwächen-Analyse Rechnung
getragen. Auch die bereits thematisierten Rahmenvorgaben aus übergeordneten
Planungsgrundlagen wurden dabei beachtet. Auf das neu entwickelte Zielsystem, das zu
diesem Zeitpunkt noch als Vorschlag zu verstehen ist, wird nachfolgend näher eingegangen.
Tabelle 15 stellt die Vorschläge des neuen Zielsystems übersichtlich dar. Diejenigen
Vorschläge, die bereits im ILEK 2006/2007 formuliert worden sind und weiterhin angegangen
werden sollen, sind darin als solche kenntlich gemacht.
Die genannten Zielvorschläge beachten die regionalen Besonderheiten der Dübener Heide
und sind geeignet, diese positiv zu entwickeln. Gleichzeitig erfolgt durch sie ein Beitrag zu
einer ausgewogenen Raum- und Siedlungsstruktur in Sachsen. Das Konzept sieht sich in
diesem Sinne dem Leitbild des Landesentwicklungsplan Sachsens (2013) verbunden, das
regionale Vielfalt und eine ausgewogene Raum- und Siedlungsstruktur als wesentlichen
Standortvorteil und wichtige Grundlage für die Zukunftsfähigkeit Sachsens benennt.
42
Folgende Querschnittsziele sind grundsätzlich bei der Planung und Umsetzung der
vorgeschlagenen Einzelziele zu berücksichtigen:
- Berücksichtigung der Auswirkungen des demografischen Wandels
- Beachtung von finanziellen Herausforderungen der öffentlichen Hand
- Beachtung der Grundsätze der Nachhaltigkeit76
- Fördern von Kooperation und Partizipation77
- Beachtung des Naturparkes als zentrales Regionalentwicklungsinstrument
Tabelle 15 beinhaltet das neue Zielsystem in der Einteilung Oberziel, Kategorie, Einzelziel.
Die Kategorien stellen eine thematische Bündelung der Einzelziele innerhalb der Oberziele
dar. Diese Kategorisierung ist an das ILEK 2006/2007 angelehnt. Eine mit Sternchen
versehene Zielnummer weist die aus dem ILEK 2006/2007 übernommenen Ziele aus.
Tabelle 15, Neues Zielsystem – ein Vorschlag
Nr.
1*
Oberziel
Kategorie
berufliche und
gesellschaftliche
BeschäftigungsReich
Perspektiven in der
Region
3*
4*
5*
6
7
wirtschaftliche
Diversifizierungen
8
10*
11*
12* Naturreich
13
14
76
Förderung beruflicher
Entwicklungsperspektive
Förderung unternehmerisches Denken und
Handeln Jugendlicher
Förderung von Existenzgründungen
2*
9*
Einzelziel
nachhaltige
Entwicklungen
Förderung Netzwerke zur Fachkräftesicherung
neue betriebsnahe Weiterbildungskonzepte in
regionalen Schwerpunktbranchen
Netzwerk Wirtschaft/Schule und Wissenschaft
Imagesteigerung land- und forstwirtschaftliche
Berufe
Ausbau Standortmarketing: Natur, Tourismus,
Gesundheit und Wohnen
Ausbau der touristischen/wirtschaftlichen und
kulturellen Wertschöpfungsketten
Sensibilisierung einzelner
Bevölkerungsgruppen für neue Technologien
Einsparpotenziale im Gebäudemanagement
erschließen/ Anlagen-Contracting
nachhaltige Wald-/Landnachhaltige Wald-/Land- und
und
Gewässerbewirtschaftung
Gewässerbewirtschaftung
Pflege und Erhalt von Naturparkflächen/
Förderung der Naturparkentwicklung
Freiwilligenarbeit
Freiwilligenmanagement
Dies erfolgt entsprechend dem Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung durch das gleichzeitige und
gleichberechtigte Umsetzen von umweltbezogenen, wirtschaftlichen und sozialen Zielen bei Beachtung der
Bedarfe kommender Generationen.
77
Vgl. ILEK Dübener Heide (2007), S. 25f. Hier wurde die Engagementförderung (durch bürgerschaftliches
Engagement und neue Public-Private-Partnership Modelle) bereits als Querschnittsaufgaben benannt.
43
15
Artenschutz
16
Naturtourismus
Infrastruktur des
ländlichen Raumes
17
HeideHeimat
18
19
20
21
22
23*
Finanzierung/Beteiligung
Wildtierkonfliktmanagement/Förderung von
Managementstrukturen an der Schnittstelle
zwischen Artenschutz und Landnutzung
Förderung sanfter Naturtourismus
zukunftsorientierte Strukturierung des
ländlichen Raumes durch Flurneuordnung
bedarfsgerechte Infrastruktur- und
Mobilitätsentwicklung
bürgergetragene Energie-Beteiligungsformen
Unterstützung effizienzoptimierter lokaler
Wärme- und Energiekreisläufe
Sicherung der ländlichen Grundversorgung
(Dorfladen und mobile Versorgung)
Regionale Arbeitsteilung zwischen Städten
bzw. Stadt/Land: soziale und technische
Infrastruktur
bürgerschaftliches Engagement und neue
private-public-partnership Modelle
28
Etablierung neue Wege Finanzierung der
Regionalentwicklung
Wissensnetzwerk „Demografie-gerechter
Dorfumbau“
Demografie-sensitives
Immobilienmanagement
Demografie-sensitive Siedlungsentwicklung
auf Grundlage von Dorfumbauplänen
Bedarfsoffensive für „Junge Frauen“
29
Förderung der Integration von Migranten
24
Dorfumbau/
demografischer Wandel
25
26
27
30
31
32
Gesundheit
33*
Jugend
Förderung Innovativer Seniorenwohnformen
Förderung der Ansiedlung "Junger Menschen
und Familien im ländlichen Raum"
Profilbildung zur Gesundheitsregion
Förderung bürgerschaftliches Engagement
und Mitbestimmung von Jugendlichen
Anm.: *) aus ILEK 2006/2007 übernommen
Nachfolgend werden die Zielvorschläge einzeln aufgegriffen und entsprechend der in der
Tabelle präsentierten Reihenfolge kurz erläutert.
4.3.1 BeschäftigungsReich
In Anlehnung an das ILEK 2006/2007 wurde das Oberthema Beschäftigungsreich in drei neu
definierte Kategorien unterteilt.
4.3.1.1 berufliche und gesellschaftliche Perspektiven in der Region78
Bei der Betrachtung des Wanderungsverhaltens in der Dübener Heide wurde festgestellt,
dass eine stark ausgeprägte ausbildungs- bzw. bildungsmotivierte Wanderung junger
Menschen, insbesondere junger Frauen, stattfindet (siehe 2.1). Ziel ist es, die Jugendlichen
in der Region zu halten und vor Ort zu fördern.
78
Diejenigen Ziele, die bereits in der vorgegangenen Förderperiode entwickelt wurden, sind dem ILEK Dübener
Heide (2007) S.22 ff. entnommen
44
Einzelziele:
•
Förderung beruflicher Entwicklungsperspektive (Ziel Nr. 1):
Da die Abwanderung junger Frauen und Männer aus der Dübener Heide in starkem
Maße Bildungsmotiven unterliegt, sollen berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und
Karriereperspektiven in der Region weiterentwickelt, sichtbar gemacht und konkrete
Handlungsmaßnahmen in diesem Themenfeld unterstützt werden. Solche
Maßnahmen können beispielsweise Betriebspraktika oder berufliche Patenmodelle
darstellen, durch die sich Beziehungen zwischen jungen Menschen aus der Region
und regionalen Betrieben entwickeln können. Durch das Aufzeigen von beruflichen
Perspektiven soll die berufliche Orientierung und die Motivation zur fachlichen
Qualifizierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Region gefördert
werden.
•
Förderung von Existenzgründungen (Ziel Nr. 2):
Durch Neugründungen von Unternehmen können Arbeitsplätze in der Region
geschaffen werden. Deshalb soll die Neugründung von Unternehmen in der Region
durch die Grundberatung, die Vernetzung und Vermittlung zu (bzw. von) Kammern
und Wirtschaftsförderungen weiter vorangetrieben und explizit unterstützt werden.
Die Einbindung in vorhandene regionale Wertschöpfungsketten und Produktlinien
(siehe Ziel Nr. 12) soll dazu gute Startbedingungen schaffen.
•
Förderung unternehmerisches Denken und Handeln Jugendlicher (Ziel
Nr. 3):
Mit Planungsspielen zum Projektmanagement, die gemeinsam mit Unternehmen der
Region umgesetzt werden, sollen Jugendliche in praktischer und spielerischer Form
an das unternehmerische Denken und Handeln herangeführt werden. Auf diese
Weise sollen sich die Unternehmer von Morgen entwickeln und schon frühzeitig den
Unternehmensstandort „Dübener Heide“ kennen und schätzen lernen. Dieses Ziel
ergänzt Ziel Nr. 3: Jugendliche der Region können die Existenzgründer von morgen
sein.
•
Förderung Netzwerke zur Fachkräftesicherung (Ziel Nr. 4):
Durch die Gründung von Arbeitgeberzusammenschlüssen und von neuen
Kooperationsformen zwischen Betrieben und (weiteren) Ausbildungsstätten sollen die
Unternehmen der Region für Fachkräfte attraktiv bleiben oder in ihrem
Attraktionspotential weiterentwickelt werden. Speziell in den ‚nachwuchsarmen‘
Berufen in Handwerk, Landwirtschaft und Energietechnik soll auf diese Weise die
Zahl der Auszubildenden steigen. Besonders im Handwerk besteht Handlungsbedarf,
da die Weiterführung von ausbildenden Handwerksbetrieben wegen fehlender
Nachfolge in einigen Fällen nicht gesichert ist.
•
Neue
betriebsnahe
Weiterbildungskonzepte
Schwerpunktbranchen (Ziel Nr. 5):
in
regionalen
Ein
weiterer
Beitrag
zur
Sicherung
und
Weiterentwicklung
von
Arbeitnehmerpotentialen und Unternehmensstrukturen soll durch neue betriebsnahe
Weiterbildungskonzepte in regionalen Schwerpunktbranchen geleistet werden. Im
Zusammenspiel mit regionalen Unternehmen sollen dazu Qualifizierungsmaßnahmen
45
gefördert werden. Als eine weitere Maßnahme in diesem Kontext ist angedacht, das
Unternehmertum von Schülern in den Bereichen Tourismus, Gesundheit und
Handwerk zu fördern.
•
Netzwerk Wirtschaft/Schule und Wissenschaft (Ziel Nr. 6)
In einem Netzwerk von Wirtschaft/Schule und Wissenschaft sollen Heranwachsenden
wirtschafts- und wissenschaftsnahe Erfahrungen sammeln. Über einen Pool von
Kooperationspartnern erhalten Jugendliche dabei als ergänzendes Angebot zur
Schule Einblicke in Berufe des Handwerkes, der Dienstleistungen und der Kultur.
•
Imagesteigerung land- und forstwirtschaftliche Berufe (Ziel Nr. 7):
Die Berufe Landwirt, Tierwirt, Forstwirt oder Pferdewirt liegen nicht unter den Top 5
der Wunschausbildungen junger Leute (siehe 2.4.3). Trotz Lehrstellenbörse für die
sogenannten ‚Grünen Berufe‘ gibt es weniger Bewerber als Ausbildungsstellen. Die
Land- und Forstwirtschaft stellt jedoch einen wichtigen und soliden Wirtschaftsfaktor
der Region dar. Zur Nachwuchssicherung ist es deshalb wichtig, dass junge Leute
diesen Arbeitsmarkt kennen und schätzen lernen. Dies soll durch Imagesteigerung
der land- und forstwirtschaftlichen Berufe bei der genannten Zielgruppe erreicht
werden.
4.3.1.2 wirtschaftliche Diversifizierungen
Die Dübener Heide möchte sich als Naherholungs- und Gesundheitsregion in wirtschaftlicher
Hinsicht weiterentwickeln (siehe 2.4.1).
Einzelziele:
•
Ausbau Standortmarketing: Natur, Tourismus, Gesundheit und Wohnen
(Ziel Nr. 8):
Das Marketing der Region in den Bereichen Natur, Gesundheit, Tourismus und
Wohnen der Dübener Heide soll künftig länder- und branchenübergreifend in einem
einheitlichen Layout erscheinen. Dieses „Corporate Design“ wird als ein Teilbereich
des regionalen Standortmarketings gesehen, durch den die Außenwahrnehmung der
Dübener Heide weiter verbessert werden soll.
•
Ausbau
der
touristischen/wirtschaftlichen
Wertschöpfungsketten (Ziel Nr. 9):
und
kulturellen
Die Anbieternetzwerke „Naturgesund“, „Bestes aus der Dübener Heide“ und die
Wertschöpfungspartner „Jugend.Abenteuer.Sport“, “Heidemagneten“ und die
„Naturreich-Umweltbildung“ vermarkten regionale Angebote aus Landwirtschaft,
Naturheilkunde und Tourismus unter einheitlichem Logo (siehe 2.4.1). Die
Produktentwicklung befindet sich im Aufbau und bildet ein wichtiges Standbein
kleiner regionaler Unternehmen. Die touristischen, wirtschaftlichen und kulturellen
Wertschöpfungsketten der Region sollen erfolgreich auf- und ausgebaut werden.
4.3.1.3 nachhaltige Entwicklungen
Bad Düben ist eine zertifizierte Energiesparstadt in der Region, die von ihrem vielfältigen
Naturraum geprägt ist. Ein hoher Deckungsgrad des Energiebedarfs mit erneuerbarer
Energie und der aktive Naturschutz stehen für das Bewusstsein an nachhaltiger Entwicklung.
46
Einzelziele:
•
Sensibilisierung einzelner Bevölkerungsgruppen für neue Technologien
(Ziel Nr. 10):
Der gegenwärtige Energiebedarf der Dübener Heide wird zum Großteil in Form von
nachhaltiger Energie gedeckt (siehe 2.7). Der Ausbau erneuerbarer Energieträger in
der Region geht stetig voran. Die Öffentlichkeit soll z.B. über jährlich wiederkehrende
Veranstaltungen zum ‚Tag der erneuerbaren Energien‘ über den aktuellen Stand der
Entwicklung Informationen erhalten. Darüber hinaus soll bei Jugendlichen das
Interesse für Ausbildungsberufe im Bereich erneuerbare Energien geweckt werden.
•
Einsparpotenziale im Gebäudemanagement
Contracting (Ziel Nr. 11):
erschließen/
Anlagen-
Notwendige energetische Sanierungen von städtischen und kommunalen Gebäuden
wie Schulen, Kindergärten, Verwaltungs- und Wohngebäuden sollen unter anderem
auf dem Weg von Anlagen-Contracting in beiderseitigem Nutzen von
Städten/Kommunen und Dienstleistern vorangetrieben werden. Im Vorfeld ist es dazu
notwendig, die Zustände bzw. den Sanierungsstatus der Gebäude zu erfassen, um
Energiesparpotentiale ermitteln zu können.
4.3.2 NaturReich
Die Dübener Heide ist eine Naherholungsregion mit zahlreichen touristischen Angeboten.
Die vorhandene Ausstattung an Gesundheitseinrichtungen in Verbindung mit den
naturverbundenen Naherholungsmöglichkeiten soll in einem einheitlichen Profil nach außen
weiter vermarktet werden.
Einzelziele:
•
nachhaltige Wald-/Land- und Gewässerbewirtschaftung (Ziel Nr. 12) und
•
Pflege
und
Erhalt
von
Naturparkflächen/
Naturparkentwicklung (Ziel Nr. 13):
Förderung
der
Die Dübener Heide ist ein Gebiet mit großen Waldflächen, mit Gewässern 1. und 2.
Ordnung und zudem ein stark landwirtschaftlich geprägter Raum. All dies modelliert
das ländliche Erscheinungsbild der Region, die gerade wegen ihrer natürlichen
Ausstrahlung Touristen anzieht. Ziel ist es, das natürliche Erscheinungsbild der
Region, speziell den Naturpark gemäß seinen Zielen, zu erhalten, zu pflegen und zu
nutzen. Der Naturpark ist zur Verbesserung der wirtschaftlichen und ökologischen
Lebensbedingungen der Bevölkerung zu stärken.
•
Freiwilligenmanagement (Ziel Nr. 14):
Das Freiwilligenmanagement ist allgemein für die Planung, Organisation, Aus- und
Bewertung der Freiwilligenarbeit in einer Organisation zuständig.79 Die Bewältigung
der Aufgaben im Freiwilligenmanagement der Dübener Heide soll gefördert werden.
Vor dem Hintergrund ‚klammer öffentlicher Kassen‘ erscheint die Mithilfe von
ehrenamtlich bzw. freiwillig tätigen Bürgern als Chance und als Notwendigkeit, um
79
Reifenhäuser, Carola / Hoffmann, Sarah G. / Kegel, Thomas (2009): Freiwilligen-Management. Theorie-PolitikPraxis. Augsburg: ZIEL-Verlag, S. 59ff
47
Daseinsgrundfunktionen und Lebensqualitäten der Region mitzusichern und zu
entwickeln. Dies soll durch das Freiwilligenmanagement unterstützt werden.
•
Wildtierkonfliktmanagement und Förderung von Managementstrukturen
an der Schnittstelle zwischen Artenschutz und Landnutzung (Ziel Nr. 15):
Die Wiedereinwanderung des Wolfes in die Dübener Heide wird in den kommenden
Jahren erwartet. Konflikte und Entwicklungspotenziale an der Schnittstelle zwischen
Artenschutz, insbesondere Wildtiere wie z.B. Biber und Wolf, und Landnutzung sollen
weiter behandelt werden (z.B. Artenmanagement, Flurneuordnungsverfahren, etc.).
•
Förderung sanfter Naturtourismus (Ziel Nr. 16):
Die Dübener Heide ist zum großen Teil ein für Landschaft und Tier geschütztes
Gebiet. Dieser Umstand steht nicht im Gegensatz dazu, den Tourismus in der Region
zu fördern. Stattdessen kann die Besonderheit der Landschaft und die intakte Natur
zur Stärkung der regionalen Wirtschaft touristisch noch intensiver vermarktet werden.
Die Entwicklung des sanften Naturtourismus, auch in Kombination mit dem
Gesundheitstourismus der Region, soll durch Förderung intensiviert werden. Die
Teilthemen Bewegung (Wandern - Entwicklung zur ersten ostdeutschen
Qualitätswanderregion- und Radeln), Kräuter und gesunde Ernährung (u.a.
Kräuterangebote, Honig und Bienen, Gesunde Küche etc.), Wasser (u.a.
Gesundheitsinfrastruktur an öffentlichen Orten) und Lebensgleichgewicht (u.a.
Lutherthemen) bieten dazu ein breites und attraktives Spektrum an (Naherholungs-)
Angeboten.
4.3.3 HeideHeimat
Einzelziele:
•
zukunftsorientierte Strukturierung
Flurneuordnung (Ziel Nr. 17):
des
ländlichen
Raumes
durch
Zwar wurde in der vorangegangenen Förderphase das Ziel “Wettbewerbsfähigkeit
durch angepasste technische Infrastruktur und Flurneuordnung“ erreicht, jedoch ist
der Prozess der zukunftsorientierten Strukturierung des ländlichen Raumes noch
nicht abgeschlossen. Insofern soll die zukunftsorientierte Strukturierung des
ländlichen Raumes durch Flurneuordnung auch in der aktuellen Förderperiode
angegangen und durch entsprechende Projekte ausgestaltet werden.
•
bedarfsgerechte Infrastruktur- und Mobilitätsentwicklung (Ziel Nr. 18):
Während die im Ausbau befindliche Breitbandversorgung auf eine flächenmäßige
Erschließung des LAG-Raums abzielt, steht die Verkehrsinfrastruktur und die soziale,
technische und kulturelle Infrastruktur vor demografischen Herausforderungen, denen
mit intelligenten Lösungen zu begegnen ist. Im Verkehrsbereich stellen etwa
Sperrungen von wenig genutzten Straßenstücken zugunsten des Radverkehrs
zielgerichtete Projekte dar, um einerseits letzteren zu stärken und andererseits die
Verkehrswege bedarfsgerecht zu priorisieren.
Angestrebt wird zudem eine Steigerung der Mobilität im ländlichen Raum durch
verbesserte Mobilitäts-Angebote, z.B. durch Rufbus oder Bürgertaxis. Pilotprojekte
48
aus anderen ländlichen Regionen wurden der LAG bereits vorgetragen80 und zielen
bspw. darauf ab, eine optimale Mobilität für Kinder und Senioren zu erhalten sowie
die Auslastung bestehender Kapazitäten und Infrastrukturen durch kombinierte
Verkehrsmittel (KombiBus) zu erhöhen. Darüber hinaus wird eine Abstimmung der
Fahrpläne der durch die Landesgrenze Sachsen/Sachsen-Anhalt abgeschnittenen
Regionen angestrebt. Um den Anschluss als traditionelle Naherholungsregion des
Oberzentrums Leipzig und umgekehrt das Oberzentrum Leipzig als
Freizeiterlebnisquell junger Menschen vom Land aufrecht zu erhalten, ist ebenso eine
Gesamt-Mobilitätsstrategie notwendig. Diese soll auch die anhaltinischen Teile der
Dübener Heide beinhalten.
•
bürgergetragene Energie-Beteiligungsformen (Ziel Nr. 19):
Die erfolgreiche Umsetzung von Beteiligungsmodellen auf kommunaler Ebene setzt
ein transparentes Vorgehen und eine frühzeitige Einbindung der Bürgerinnen und
Bürger in die Entscheidungsprozesse voraus. Der Bürger hat die Möglichkeit, sich
passiv, als Geldgeber oder aktiv, als Unternehmensbeteiligter, an Projekten der
Erneuerbaren Energien zu beteiligen. Parallel gibt es die Möglichkeit der formellen,
planerischen und der informellen, informativen Beteiligung. Über die
Informationsbroschüre „Bürgerfinanzierungsmodelle für Erneuerbare Energien und
Energieeffizienz“ (siehe 2.10), herausgegeben vom Naturpark – Verein Dübener
Heide e.V., hinaus soll die Beteiligung der Bürger in diesem Bereich gestärkt werden.
•
Unterstützung effizienzoptimierter lokaler Wärme- und Energiekreisläufe
(Ziel Nr. 20):
Günstige Energiepreise für Private und für Unternehmen stellen einen nicht
unwesentlichen Standortvorteil dar. Zusätzlich generieren effizienzoptimierte lokale
Wärme- und Energiekreisläufe Potentiale für die regionale Wertschöpfung. Diese gilt
es, verstärkt zu fördern.
•
Sicherung der ländlichen Grundversorgung (Dorfladen und mobile
Versorgung) (Ziel Nr. 21):
Speziell für die alternde, teils immobile Bevölkerung auf dem Land soll die
Grundversorgung mit Lebensmitteln und den ‚Dingen des Alltags‘ über die Förderung
von Dorfläden und mobiler Versorgung sichergestellt werden. Darüber hinaus stellen
der Dorfladen und der mobile Verkaufswagen wichtige soziale Treffpunkte für Jung
und Alt dar. Obwohl die Versorgung in der Region noch hinreichend gegeben ist, soll
zukunftsorientiert eine Standortanalyse für eine optimale Versorgungs-Abdeckung
durchgeführt werden.
•
Regionale Arbeitsteilung zwischen Städten bzw. Stadt/Land: soziale und
technische Infrastruktur (Ziel Nr. 22):
Städtische und ländliche Regionen integrieren sich zusehends physisch und
funktional. Sowohl durch ihre individuell ausgeprägten, als auch durch ihre
ergänzenden Merkmale kann eine verstärkte Verflechtung Mehrwerte generieren.
Beim Verkehr, der Ver- und Entsorgung sowie der Bündelung von öffentlichen
Angeboten wurden im ILEK der vorangegangenen Förderperiode bereits
80
Vorgestellt im Workshop „Mobil im Alter“ am 19.06.2013 in Kossa.
49
Kooperationsmöglichkeiten
festgestellt.
Hinzu
kommen
interkommunale
Kooperationen
im
Tourismusmarketing,
Naturparkentwicklung
und
Strukturentwicklung mit Themen wie Begleitung des demografischen Wandels,
Nahversorgung, Gebäudemanagement, Wohnen, Energie oder Förderung des
bürgerschaftlichen Engagements. Diese Kooperationen gilt es zu stärken und
auszubauen.
•
Bürgerschaftliches Engagement und neue private-public-partnership
Modelle (Ziel Nr. 23):
„Bürgerschaftlich“
heißt
Verantwortung
für
Andere
zu
übernehmen,
Gemeinschaftsfähigkeit zu lernen oder für den Mitbürger aktiv zu werden. Zentrale
Voraussetzungen dafür sind Anerkennungsstrukturen, die Möglichkeit unter
verschiedenen Formen zu wählen und Beteiligungsmöglichkeiten bei öffentlichen wie
privaten Trägern zu erhalten. Auf Ebene der Bürger - aber auch der Führungskräfte in
den verschiedenen Sektoren - ist eine Neubewertung des bürgerschaftlichen
Engagements in weit mehr Feldern als aktuell üblich zu erreichen. Beim Umbau der
dörflichen Infrastruktur bspw. wird es entscheidend sein, inwieweit neue Modelle der
Zusammenarbeit und des Engagements möglich sind. Zum bürgerschaftlichen
Engagement zählt die genossenschaftliche Organisation eines Dorfladens oder
haushaltsnaher Dienstleistungen mit entsprechender Kapitaleinlage genauso wie ein
zeitliches Engagement in gemeinnützigen Organisationen. Die notwendige Fähigkeit
für die Betreuung und Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement soll
innerhalb der Kommunen gestärkt werden.
•
Etablierung neue Wege Finanzierung der Regionalentwicklung (Ziel Nr.
24):
Für Projekte zur Förderung der Regionalentwicklung soll im Rahmen von alternativen
Finanzierungskonzepten aktives Kapital freigesetzt werden. Hierfür kommen
Bürgerbeteiligungsmodelle, wie beispielsweise die Heide-Aktie, und regionale
Finanzierungssysteme, wie beispielsweise Regionalfonds, in Frage. In diesem
Zusammenhang ist auch eine Organisationsstruktur anzustreben, um die RegionalEntwicklungsstrukturen Naturpark + ILE/LEADER auch nach der Förderperiode
weiterbetreiben zu können.
•
Wissensvernetzwerk „Demografie-gerechter Dorfumbau“ (Ziel Nr. 25):
Die Bedeutung der Demografie-sensitiven dörflichen Siedlungsentwicklung besteht
nicht nur in der Dübener Heide, sondern ist für zahlreiche Kommunen im ländlichen
Raum Sachsens maßgeblich. So wurde bspw. auf der Fachtagung »Demografiegerechter Dorfumbau braucht LEADER! Regional denken - lokal handeln« darauf
hingewiesen, dass die Einbettung des demografischen Dorfumbaus in die LEADEREntwicklungsstrategien eine wichtige Chance für die ländliche Entwicklung in
Sachsen bis 2020 darstellt. Die überregionale Bedeutung des Themas und die
bestehende Bewusstseinsbildung (z.B. durch die genannte Fachtagung) bilden einen
nährreichen Boden für überregionale Wissensvernetzungen. Das Etablieren solcher
Vernetzungen und der damit einhergehende themenbezogene Wissenstransfer in die
Dübener Heide, aus der Dübener Heide sowie zwischen den Kommunen der Region
wird deshalb als ein bedeutsames Ziel für die nachhaltige Entwicklung der Region
gesehen. Dabei gilt es, auf etablierte regionale und kommunale Netzwerke in der
50
Dübener Heide aufzubauen und endogene Potentiale beim Aufbau einer ‚Lernenden
Region‘ in Sachen ‚Demografie-gerechter Dorfumbau‘ zu nutzen. Nicht nur durch die
etablierten LAGs Dübener Heide Sachsen und LAG Dübener Heide Sachsen-Anhalt
bieten gute Voraussetzungen hierfür. Die Institutionalisierung im Sinne einer
Lenkungsgruppe „Demografie-gerechter Dorfumbau“ erscheint ratsam.
•
Demografie-sensitives Immobilienmanagement (Ziel Nr. 26):
Die Verminderung der Neuinanspruchnahme von Freiflächen für Siedlungs- und
Verkehrszwecke ist ein zentrales Ziel des Landesentwicklungsplans Sachsen (2013).
Dabei werden explizit die Integration der kommunalen Ebene und die regionale
Ausrichtung entsprechender Handlungsmaßnahmen gefordert: „Zur Umsetzung eines
regionalen kooperativen Flächenmanagements sind zunächst die Erfassung sowohl
von Bauflächen als auch von Flächen im Bestand (Brachflächen, Baulücken,
leerstehende Gebäude mit aufgegebener Nutzung) und Informationen zu den
Auslastungsgraden erforderlich“ (LEP Sachsen 2013: 61). Vor diesem Hintergrund
wird die Etablierung eines Demografie-sensitiven Immobilienmanagement für
kommunale Ortsinnenbereiche in der Dübener Heide vorgeschlagen. Dies ist als ein
Ansatz zu verstehen, der über die zuvor genannte Erfassung hinausgeht.
Auch außerhalb Sachsens finden sich Ansätzen zur Umsetzung des Leitworts
„Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ auf kommunaler Ebene. Dabei sind (neben
der Erfassung von Brachflächen und Gebäudeleerständen) das Gestalten von online
Vermittlungsportalen für Brachen und Leerstände, die Ansprache von Eigentümern
und die Bewusstseinsbildung wichtige Handlungssäulen. Um das Rad nicht neu zu
erfinden, sind Best-Practice-Beispiele zu sammeln, vorhandene Werkzeuge zu
nutzen und Realisierungschancen in der Dübener Heide zu eruieren.
•
Demografie-sensitive Siedlungsentwicklung
Dorfumbauplänen (Ziel Nr. 27):
auf
Grundlage
von
Die Auswirkungen des demographischen Wandels und die vielerorts große Anzahl
von Brachflächen sowie von tatsächlichen bzw. potentiellen Gebäudeleerständen
machen Demografie-sensitive Siedlungsentwicklungen notwendig. Um eine
Demografie-sensitive Siedlungsentwicklung systematisch zu gestalten, wird die
Erstellung von Dorfumbauplänen (DUP) als ein Ziel vorgeschlagen. „Der
Dorfumbauplan (DUP) ist als flexibles Instrument i. R. von LEADER gedacht, um auf
der lokalen Ebene konkrete Probleme abgestimmt mit der kommunalen und
regionalen Entwicklung zu lösen.“81 Der DUP soll die Analyse lokaler Problemfelder
unterstützen, Sensibilität, Motivation und Bürgerengagement fördern und geplante
Maßnahmen mit kommunalen und regionalen Strategien verknüpfen. Insofern ist der
DUP ein rahmensetzendes Instrument, welches dazu geeignet ist, den Weg zu
bereiten für weitere, umsetzungsorientierte Handlungsmaßnahmen im Dorfumbau.
•
Bedarfsoffensive „Junge Frauen“ (Ziel Nr. 28):
Die Abwanderung junger Frauen verschärft Problemlagen in Abwanderungsregionen
in besonderer Weise. So werden in der Folge weniger Kinder in diesen Regionen
geboren – mit Folgen für bestehende Infrastruktureinrichtungen, wie bspw. Schulen.
81
Thieme, M. (2013): Modulares Leistungsbild zur Dorfumbauplanung,
http://www.smul.sachsen.de/laendlicher_raum/download/14_Thieme_Leistungsbild_DUP_Inetbereinigt.pdf
51
In prekärer Weise wirkt sich die Frauenwanderung bspw. auch auf die Pflegesituation
in diesen Regionen aus. So fehlt es Pflegeeinrichtungen an Personal, da
Pflegeberufen traditionell in besonderem Maße von Frauen ausgeübt werden. Nicht
zuletzt leiden auch die jungen Männer, für die es schwieriger wird, eine adäquate
Partnerin zu finden.
Vor diesem Hintergrund gilt es, die Abwanderung junger Frauen aus der Dübener
Heide zu minimieren und zudem Maßnahmen, die dem Zuzug junger Personen
(insbesondere junger Frauen) förderlich sind, zu initiieren. Ein erster Ansatz könnte
die Eruierung der Motive des Weg- und des Zuzugs aus bzw. in die Gemeinden der
Region sein, um daraus zielgerichtete Maßnahmen ableiten zu können.
•
Förderung der Integration von Migranten (Ziel Nr. 29):
Die Dübener Heide bedarf einer grundsätzlichen Strategie, um eine regionale
Willkommenskultur zu entwickeln. Auf dieser Kultur aufbauend sind
zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln. Zielgruppen, die sich durch besagte
Kultur und konfektionierte Angebote willkommen fühlen sollen, sind u.a. junge
Familien und Frauen sowie Best Ager. Insbesondere die Integration internationaler
Migranten gilt es dabei zu unterstützen. Die Förderung von Kulturprojekten, die
partizipatorische Wirkungen haben und sich insbesondere mit der Heimatentwicklung
und Themen aus dem NaturReich auseinandersetzen, kann dazu beitragen, eine
Identifikation mit der Region Dübener Heide aufzubauen.
•
Förderung innovativer Seniorenwohnformen (Ziel Nr. 30):
Die bereits hohe und stetig wachsende Zahl älterer Menschen auf der einen Seite
und denkbare Probleme bei der künftigen Versorgung dieser Personen auf der
anderen Seite machen sowohl den Ausbau von altersgerechten Wohnformen, als
auch das Entwickeln von innovativen Wohnideen für diese Zielgruppe notwendig.
Dabei wird die Selbstbestimmtheit betagter Personen mit möglichst langem Verbleib
in den „eigenen 4-Wänden“ angestrebt. Zu den Wohnformen bzw. -ideen, die zu
fördern sind, zählen etwa das betreute Wohnen zu Hause, Quartierskonzepte (Leben
in
Wohnvierteln),
ambulante
Hausgemeinschaften,
ambulant
betreute
82
Wohngemeinschaften und generationsübergreifende Wohnformen.
•
Minimierung des Wegzugs und Förderung der Ansiedlung junger
Menschen und Familien im ländlichen Raum (Ziel Nr. 31):
Im LAG-Gebiet werden Chancen gesehen, weitere Abwanderung junger Menschen
und Familien zu minimieren und Attraktivitätspotentiale für junge Städter zu
entwickeln. Die Reize der Region bilden eine solide Basis hierfür: Einer Befragung
nach den Gründen für das Wohnen im Dorf zufolge sind die Aspekte
Landschaftsschönheit, Naturnähe und Ruhe entscheidende Zuzugsmotive.83 Dieses
Potential soll für die benannten Zielgruppen sichtbarer werden - wobei die Nähe zum
Oberzentrum Leipzig zu nutzen ist. Weitere Handlungsempfehlungen sind zu
erarbeiten und daraus abgeleitete Maßnahmen zu unterstützen. Modellhafte
82
Bayerisches Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (2012), Alternative
Wohnformen für ältere Menschen - Ausgewählte Beispiele aus der Praxis
83
Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft (2007), Ansiedlung junger Familien in Dörfern, In: Schriftenreihe
der Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft, Heft 32/2007, S. 27
52
Strategien für niedrigschwellige Einstiege wie Wochenendwohnangebote,
Gebäudepatenschaften, Wächterhöfe etc. sollen erprobt werden.
•
Profilbildung zur Gesundheitsregion (Ziel Nr. 32):
Die Neupositionierung der Dübener Heide als Gesundheits- und Naherholungsregion
stellte eines der erreichten Ziele aus der vorangegangenen ILEK-Förderperiode dar
und bildet die Grundlage für die nun zu erfolgende Profilbildung der Dübener Heide
als einer Gesundheitsregion.
•
Förderung bürgerschaftliches Engagement und Mitbestimmung von
Jugendlichen (Ziel Nr. 33):
Eine wesentliche Voraussetzung für das Entwickeln und Etablieren von
Mitbestimmung durch Jugendliche ist die frühe Bindung und Identifikation mit dem
jeweiligen Wohnort und den Einwohnern dieses Ortes, auch außerhalb der Familie.
Deshalb sollen Maßnahmen ergriffen werden, um diese Voraussetzung zu stärken.
Dazu ist es wichtig, geeignete Strukturen für Kulturpflege und Freizeitgestaltung zu
erhalten bzw. zu etablieren, in denen Heranwachsende eingebunden werden und so
im Ort mehr als nur schulische Kontakte (die meist nur unter Gleichaltrigen bestehen)
knüpfen können. Solche Strukturen können durch Jugendklubs, Sportvereine,
Feuerwehren oder Kulturvereine geboten werden, die Angebote für Jugendliche und
Kinder neben und nach dem Schulalltag bereithalten. Förderungsansätze könnten
u.a. darin bestehen, geeignete Räume zu schaffen oder Ausstattungsmaterialien zu
finanzieren.
Alle bisher formulierten Ziele müssen im nachfolgenden Bearbeitungsprozess noch
detaillierter beschrieben werden. Zudem bedarf es einer exakten Operationalisierung. Es gilt
jede Zielsetzung mit eindeutigen Indikatoren zu belegen, um beim Prozess der Umsetzung
von Einzelzielen transparentes Monitoring möglich zu machen und abschließend eine
Erfolgskontrolle durchführen zu können.