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Informationen zur Raumentwicklung Heft 5/6.2010 445 Einzelhandelsimmobilien in den USA Barbara Hahn Ein von Shopping Centern und Real Estate Investment Trusts (REITs) dominierter Markt Der US-amerikanische Markt für Einzelhandelsimmobilien wird von nur wenigen Anbietern dominiert. Rund 18 % der gesamten Mietfläche (GLA = Gross Leasable Area1) ist in der Hand von nur 100 Eigentümern.2 Entscheidend ist, dass sich mehr als die Hälfte der Mietfläche des Landes in Shopping Centern befindet, für die sich schon früh ein Markt entwickelt hat. Die Betreiber von Shopping Centern sind stets bemüht, ihr Portfolio zu optimieren, d. h. umsatzschwache Shopping Center abzustoßen und umsatzstarke zu kaufen. Dies gilt umso mehr, seit es möglich ist, die Immobilien in der Form von Real Estate Investment Trusts (REITs) zu verwalten und zu finanzieren. Im Folgenden wird dargestellt, wie sich der Markt für Einzelhandelsimmobilien in den USA unter besonderer Berücksichtigung von Shopping Centern und REITs entwickelt hat. Darüber hinaus wird die Internationalisierung der großen Anbieter von Shopping Centern dargestellt, die erst vor wenigen Jahren eingesetzt hat. 1 Die US-amerikanische Einzelhandelslandschaft – ein Überblick Der US-amerikanische Einzelhandelsmarkt ist weltweit führend. Viele Angebotsformen wie der Lebensmittelmarkt oder die Power Center (s. u.) sind in den USA erfunden und anschließend in vielen Ländern kopiert worden. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Einzelhandel in den USA in einen Markt gespalten, der sich entweder am hochwertigen Sektor oder am Niedrigpreisbereich orientiert. Kaufhäuser wie Sears, die das mittlere Marktsegment bedient haben, sind daher seit den 1970er Jahren in große Schwierigkeiten geraten, während Discounter und Anbieter von Luxuswaren Anteile gewonnen haben. Seit Ende der 1990er Jahre verzeichnet zudem der Internethandel hohe Wachstumsraten. Die Bedrohung des stationären Handels durch den Internethandel wird inzwischen aber als geringer angesehen als noch vor wenigen Jahren, da festgestellt wurde, dass es große Synergieef- fekte zwischen den beiden Angebotsformen gibt.3 Wegen der stetig wachsenden und konsumfreudigen Bevölkerung galt der USamerikanische Einzelhandel lange als wenig krisenanfällig. Dies hat sich allerdings im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise ab 2007 und der damit verbundenen sinkenden Kaufkraft geändert. In den USA sind die Kaufkraft und die Einzelhandelsumsätze seit 2007 gesunken und die Nachfrage nach Einzelhandelsimmobilien ist eingebrochen. 2008 wurden rund 50 % mehr Geschäfte als in den drei vorausgegangen Jahren geschlossen.4 Eine Reihe auch großer Einzelhandelsketten wurde unter Gläubigerschutz (Chapter 11) gestellt und musste unrentable Ladenlokale schließen. Andere Ketten wie die Heimausstatter Bombay oder Linen’N Things und der Technikermarkt CompUSA mussten ganz aufgegeben und gleichzeitig Hunderte von Läden schließen, die oft gar nicht oder nur zu ungünstigeren Bedingungen wieder vermietet werden konnten. Auch die Fusion von Einzelhandelsketten hat zu einem Überangebot auf dem Markt geführt. Wenn zwei große Anbieter aus dem Heimwerkerbereich fusionieren, die beide am gleichen Standort mit Filialen vertreten sind, empfiehlt sich oft die Schließung einer Filiale. Die Mieten haben sich allerdings regional sehr unterschiedlich entwickelt. Im Frühjahr 2009 waren sie im Vergleich zum Vorjahr um rund 5 % niedriger, in einigen regionalen Teilmärkten sind sie aber um mehr als 20 % eingebrochen. Aus einem Markt, in dem die Vermieter die Preise bestimmt haben, war ein Mietermarkt geworden. Die größten Leerstandsraten verzeichneten Standorte, die sich in den vorausgegangenen Jahren fast explosionsartig entwickelt hatten. Hierzu gehörten Las Vegas, Phoenix und das Central Valley in Kalifornien.5 Dem US-amerikanischen Einzelhandel steht insgesamt eine Mietfläche von 12 700 Mio. sq. ft. (1 181 Mio. m2) zur Verfügung, von denen mit 53,6 % gut die Hälfte in Shopping Centern angeboten wird.6 Die restlichen 46,4 % verteilen sich auf die Prof. Dr. Barbara Hahn Universität Würzburg Institut für Geographie Wirtschaftsgeographie Am Hubland 97074 Würzburg E-Mail: [email protected] 446 Barbara Hahn: Einzelhandelsimmobilien in den USA Geschäfte der Haupteinkaufsstraßen von Großstädten und kleineren Siedlungen, vor allem aber auf freistehende Gebäude an den Ausfallstraßen, die als Commercial Strips bezeichnet werden und sich häufig über viele Kilometer erstrecken. In den USA ist die Mietfläche pro Einwohner von 1972 bis 2008 von 32 sq. ft. (2,9 m2) auf knapp 48 sq. ft. (4,6 m2) oder um 50 % gestiegen7 und liegt damit weit über dem deutschen Angebot, wo pro Kopf der Bevölkerung nur knapp 1,45 m2 Mietfläche zur Verfügung stehen.8 In den USA stehen an den Ausfallstraßen und im suburbanen Raum günstige Grundstücke für den Bau von Ladenlokalen zur Verfügung und die Betriebskosten sind niedrig, da Energie nach wie vor weit preiswerter ist als in Europa. Dennoch wird auch dort zunehmend diskutiert, ob ein Überangebot an Mietfläche besteht – ohne zu einem klaren Ergebnis zu kommen. Einerseits haben seit 2007 aufgrund des Anstiegs der Arbeitslosenzahlen und der sinkenden Konsumausgaben viele Geschäfte geschlossen und ist die Leerstandsrate so hoch wie lange nicht mehr (s. u.), andererseits ist das Pro-Kopf-Einkommen seit Beginn der 1970er Jahre genauso stark angestiegen wie die Mietfläche.9 2 Ein von Shopping Centern getragener Markt Bereits in den 1920er Jahren hat der Unternehmer Jesse Clyde Nichols das weltweit erste Shopping Center am Stadtrand von Kansas City geplant und gebaut. Das als Country Club Plaza bezeichnete Center war gänzlich auf die Bedürfnisse des Automobils zugeschnitten. Erstmals wurden Parkplätze gut sichtbar vor den Ladenlokalen angelegt und schon 1924 boten 37 Einzelhändler ein breites Warenangebot an.10 Obwohl Country Club Plaza ein großer Erfolg war und in den nächsten Jahren mehrfach erweitert wurde, wurde es zunächst nur an wenigen anderen Standorten kopiert. Da der Begriff Shopping Center bis in die 1940er Jahre für jegliche Konzentration des Einzelhandels, d.h. häufig auch für Hauptgeschäftsstraßen genutzt wurde, lässt sich nicht mehr exakt feststellen, wie viele der so bezeichneten Center der heutigen Definition eines Shop- Tabelle 1 Shopping Center-Typen im Überblick Typ Entstehung Typische Standort Führende Einzelhändler/ Charakteristika Convenience Center 1950er Jahre Neighborhood Kleines Lebensmittelgeschäft Neighborhood Center 1950er Jahre Neighborhood Supermarkt Community Center 1950er Jahre Commercial Strips/ Straßenkreuzungen Billigkaufhaus, kleineres Kaufhaus, großer Supermarkt Regional Center 1950er Jahre Suburbaner Raum/Schnellstraßen Ein oder zwei Kaufhäuser Superregional Center 1960er Jahre Suburbaner Raum/Schnellstraßen Drei oder mehr Kaufhäuser Festival Market 1970er Jahre Innenstadt/ Waterfront Erlebnisorientierter EH, Freizeitangebot Factory Outlet Center Ende 1970er Jahre Exurbaner Raum Fabrikverkauf Value Center Mitte 1980er Jahre Peripherie Discounter und Fabrikverkauf Power Center 1986 Suburbaner Raum/Schnellstraßen Großflächiger EH /Discounter Urban Entertainment Center Anfang 1990er Jahre Peripherie Erlebnisorientierter EH, großes Freizeitangebot Lifestyle Center Ende 1990er Jahre Peripherie Hochwertiger EH, Freizeitangebot Hybrid Center Ende 1990er Jahre Peripherie Alle Elemente der anderen Center-Typen werden vereint Town Center, Town Square, Market Place, Urban Village, Retail Resort Ca. 2000 Peripherie, neuerdings auch innerstädtisch Ähnlich Hybid Centern. Teilweise auch Einbezug von Wohnfunktion Quelle: eigene Zusammenstellung Informationen zur Raumentwicklung Heft 5/6.2010 447 Superregional Center Flatiron Crossing in Denver, Colorado ping Centers entsprochen haben. Wahrscheinlich waren es bis Ende der 1940er Jahre weniger als zehn in den gesamten USA, die aber im Vergleich zu den heutigen Shopping Centern klein waren und ein nur geringes Einzugsgebiet hatten.11 Nach Ende des 2. Weltkriegs, besonders aber in den 1950er Jahren wurden in den USA plötzlich sehr viele Shopping Center eröffnet, die zudem auch immer größer wurden. Seit den 1950er Jahren definiert das Urban Land Institute Shopping Center als “a group of commercial establishments planned, developed, owned, and managed as a unit related in location, size, and type of shops to the trade area the unit serves; it provides onsite parking in definite relationships to the types and sizes of stores”12. Die fortschreitende Suburbanisierung, der Anstieg des Lebensstandards und die Hinwendung zum Massenkonsum, die zunehmende Verfügbarkeit des Automobils, die Verabschiedung des Interstate Highway Acts im Jahr 1956 und der folgende Ausbau des Schnellstraßennetzes sowie eine Steuergesetzgebung, die ab 1954 Abschreibungsmöglichkeiten für gewerblich genutzte Gebäude jeder Art enorm verbessert hat, gelten als wichtigste Erklärungsansätze für den vermehrten Bau von Shopping Centern. Wichtig war auch das Engagement der Kaufhäuser, die die von Rassenunruhen und teils hoher Kriminalität gezeichneten Innenstädten verließen und wie ihre Kunden in den suburbanen Raum zogen. Die Eröffnung eines Kaufhauses an einem isolierten Standort erhöhte dessen Attraktivität. Als nachteilig wurde empfunden, dass bei den an Ausfallstraßen gelegenen Standorten nicht kontrolliert werden konnte, wer sich in der Nachbarschaft an- Lifestyle Center Sunset Place in Coral Gables, Florida. Fotos: B. Hahn siedelt. Die Kaufhäuser bevorzugten daher Flächen in Shopping Centern, deren Bau sie teils sogar initiierten. Da die Integration einer oder mehrerer Kaufhäuser die Attraktivität der Shopping Center und somit deren Einzugsbereich vergrößerte, waren diese ohne Kaufhäuser undenkbar. Bald setzte sich die Praxis durch, dass ein Investor zunächst eine oder mehrere Kaufhausketten für die Einrichtung einer Filiale in einem geplanten Shopping Center anwarb. Erst wenn Vorverträge mit Kaufhauskonzernen vorgelegt werden konnten, wurden von den Banken in der Regel Kredite für den Bau neuer Shopping Center genehmigt.13 Bis Ende der 1960er Jahre entstanden in den USA in Abhängigkeit von Mietfläche und Größe der Einzugsgebiete Convenience, Neighborhood, Community, Regional und Superregional Center (Tab. 1). Bald war der Markt in den großen Verdichtungsräumen gesättigt und der Konkurrenzdruck führte dazu, dass seit den 1970er Jahren immer wieder neue Typen von Shopping Centern „erfunden“ wurden. Insbesondere Factory Outlet Center und Power Center konnten sich schnell am Markt durchsetzen. Letztere erzielen heute hohe Marktanteile. In den Factory Outlet Centern bieten Produzenten fehlerhafte Ware oder Überproduktionen an. Die ersten dieser Outlets sind Ende der 1970er Jahren durch eine Standortkonzentration von Fabrikverkäufen in einer aufgegebenen Strickfabrik im US-Bundesstaat Pennsylvania entstanden. Wegen des großen Erfolgs wurden sie zügig an anderen Standorten kopiert.14 Bald konzentrierten sich mehrere Betreiber von Shopping Centern auf den Bau von Factory Outlet Cen- 448 Barbara Hahn: Einzelhandelsimmobilien in den USA tern. 1997 gab es davon in den USA bereits 329 und der Markt galt als weitgehend gesättigt.15 Bis 2009 konnte ihre Zahl nur auf 380 erhöht werden, die eine durchschnittliche Mietfläche von 219 432 sq. ft. (20 407 m2) hatten.16 In Power Centern dominieren großflächige Fachmärkte und Discounter, die als Big Box Retailer oder Category Killer bezeichnet werden. Hierzu gehören z. B. die Heimwerkermärkte Home Depot und Lowes, der Büroartikelhersteller Office Depot oder die Discounter Wal-Mart, Kmart und Target. Obwohl das erste Power Center erst 1986 in Kalifornien eröffnet wurde, gab es 2009 bereits mehr als 2 000 solcher Center mit einer durchschnittlichen Mietfläche von rund 390 000 sq. ft. (36 270 m2). Sie halten somit einen Anteil von 11 % an der Mietfläche aller Shopping Center. Allein von 2000 bis 2009 hat die Zahl der Power Center um 47 % zugenommen.17 2009 gab es in den USA rund 102 000 Shopping Center mit insgesamt 12,6 Mio. Beschäftigten. Somit sind 9,5 % aller USamerikanischen Arbeitsnehmer in diesem Industriezweig beschäftigt. Da der Anteil der vergleichsweise kleinen Convenience und Neighborhood Center bei ca. 45 % liegt, beträgt die durchschnittliche Größe aller Shopping Center nur 68 706 sq. ft. (6 389 m2); die 614 Super Regional Center des Landes haben aber eine Mietfläche von durchschnittlich 1 177 704 sq. ft. (109 626 m2).18 Gerade die größeren Shopping Center waren aber in den vergangenen Jahren mit vielen Problemen konfrontiert, da sich die Kaufhäuser auch in den USA in einer Krise befinden. Für die Betreiber ist es immer schwieriger geworden, attraktive großflächige Anbieter zu finden. Außerdem stehen die Regional und Superregional Shopping Center unter einem enormen Konkurrenzdruck durch die preiswerteren Power Center oder durch neue, attraktivere oder größere Shopping Center in ihrem Einzugsbereich. Auch lehnen immer mehr Kunden die großen Shopping Center ab, da sie sich stets ähneln. In vielen großen USamerikanischen Städten haben zudem die Haupteinkaufstraßen in den vergangenen Jahren sehr an Attraktivität gewonnen und Marktanteile zurückerobert. 3 Investoren von Shopping Centern Die Aussicht auf eine hohe Rendite hat bewirkt, dass sich bereits in den 1950er Jahren die unterschiedlichsten Investoren bei Planung und Bau von Shopping Centern engagiert haben. Private Entwicklungsträger wie J. W. York in Raleigh, NC und Don Nix in Tulsa, OK, Lebensmittelketten wie Food Fair oder Grand Union, Wohlfahrtsstiftungen wie Froedert Enterprises in Milwaukee, WI oder die Noble Foundation in Ardmore, OK, Versicherungsgesellschaften wie The Equitable Life, die in Shopper´s World in Boston investierte, haben sich den Markt mit Gesellschaften geteilt, die eigens für den Bau von Shopping Centern gegründet wurden. Hierzu gehörten z. B. Don M. Casto in Columbus, OH oder Dreyfus Properties in Boston, MA.19 Schon bald entstand in den USA ein Markt für Shopping Center, auf dem fertige, projektierte oder auch noch zu entwickelnde Objekte gehandelt wurden. Insbesondere nach dem Auslaufen der Steuervergünstigungen wurden viele dieser Center verkauft.20 Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Shopping Center immer mehr zu einer handelbaren Kapitalanlage entwickelt. Mit der wachsenden Zahl dieser Center fand eine zunehmende Professionalisierung und Konsolidierung bei den Investoren statt und immer häufiger wurden sie von großen Gesellschaften geplant, gebaut und gemanagt. Bis heute suchen die Betreiber stets nach neuen Standorten und Konzepten, um expandieren und für die Kunden attraktiv bleiben zu können. Die Übernahme anderer Betreiber von Shopping Centern und deren Portfolios bietet dazu eine gute Möglichkeit. Gleichzeitig haben sich einzelne Gesellschaften auf bestimmte Typen von Einzelhandelsimmobilien konzentriert. Während z. B. die Simon Property Group und General Growth Properties bevorzugt in Regionale und Superregionale Shopping Center mit einem sehr großen Einzugsgebiet investieren, hat sich Kimco Realty auf die kleineren Neighborhood und Community Shopping Center konzentriert. Von 2003 bis 2009 konnten die zehn größten Betreiber von Shopping Centern ihre Mietfläche von 723 Mio. sq. ft. (67,2 Mio. m2) auf 1 149 Mio. sq. ft. (107 Mio. m2) oder um knapp 60 % erhöhen. 2009 waren somit 9,1 % der US-amerikanischen Mietfläche in der Hand von nur zehn großen Gesellschaften. Da der Trend zur Kon- Informationen zur Raumentwicklung Heft 5/6.2010 449 Tabelle 2 Die 10 größten Betreibergesellschaften von Shopping Centern in den USA (nach Mietfläche) 2003 Sq. ft. USA (in Mio.) 2009 Sq. ft. USA (in Mio.) Sq. ft. nternational (in Mio.) Simon Property Group 183 Simon Property Group 246 16,5 General Growth Properties 110 General Growth Properties 182 k. A: Kimco Realty Corp. 75 Developers Diversified Realty 156 3,4 Westfield America 64 Kimco Realty Corp. 113 1,4 The Macerich Company 58 Centro Properties Group 103 CBL & Associates Properties 56 CBL & Associates Properties 84 New Plan Excel Realty Trust 52 The Macerich Company 76 The Rouse Co. 45 Inland Real Estate 71 Benderson Development Co. 40 Westfield 63 * Developers Diversified Realty 40 Weingarten Realty 55 * Summe TOP 10 723 Summe TOP 10 1149 *Ursprungsland des Unternehmens ist Australien Quelle: www.traffic.com solidierung anhält, ist davon auszugehen, dass immer weniger Unternehmen einen immer größeren Anteil an der Mietfläche haben werden. Betriebsformen und Standorte des Einzelhandels werden somit von nur einer kleinen Zahl von Unternehmen bestimmt (Tab. 2). Die Simon Property Goup mit Sitz in Indianapolis und General Growth Properties mit Sitz in Chicago haben beide ihre Spitzenplätze in den vergangenen Jahren verteidigen können, während es auf den folgenden Rängen teils bedeutende Verschiebungen gegeben hat. Einen besonders großen Sprung von Rang 10 auf Rang 3 machte Developers Diversified Realty (Sitz: Beachwoo, OH) durch den Anstieg der Mietfläche um 240 % in nur sechs Jahren. 2004 hat Developers Diversified Realty 107 Shopping Center von Benderson Development (Sitz: Buffalo, NY) und 2007 weitere 307 von Inland Real Estate (Sitz: Oak Brook, IL) gekauft. Allein durch diese beiden Übernahmen hat sich die Mietfläche des Unternehmens um 62,2 Mio. sq. ft. (5,8 Mio. m2) erhöht. Hinzu kamen weitere Zukäufe von anderen Betreibern.21 Gleichzeitig verschwanden mehrere Konkurrenten ganz von der Liste der zehn größten US-amerikanischen Shopping Center-Betreiber. Dies gilt z. B. für The Rouse Company (Sitz: Columbia, MD), die 2004 mit General Growth Properties fusioniert hat und unter dem Namen des größeren Konkurrenten weitergeführt. The Rouse Company war bereits 1939 gegründet worden und bekannt für innovative Ideen. Das Unternehmen hat schon früh in den Innenstädten investiert und nicht unwesentlich zu deren Attraktivitätssteigerung beigetragen. Zu seinen bekanntesten Shopping Centern gehörten Watertower Place an der North Michigan Avenue in Chicago, die Fashion Mall am Strip von Las Vegas und Faneuil Market Place am Rande der Innenstadt von Boston. Die Fusion von Rouse und General Growth war der bis dato größte jemals erfolgte Zusammenschluss von zwei Betreibern von Shopping Centern in den USA.22 Der Marktführer Simon Property hatte die Spitzenposition 2004 mit dem Kauf der Chelsea Property Group mit 51 Factory Outlet Centern ausbauen können. 2007 folgte die Übernahme der Mills Corporation mit einer Mietfläche von insgesamt 45 Mio. sq. ft. (4,2 Mio. m2).23 Das erste Mills Center war Mitte der 1980er Jahre im suburbanen Raum von Washington, DC eröffnet worden. Der Gründer Herb Miller, der die Firma allerdings 1995 verließ, hatte das Konzept der Value Center erfunden, die Fabrikverkauf mit regulärem Einzelhandel und später auch mit Freizeiteinrichtungen kombiniert haben. Die meisten der 16 Mills Center, die von Simon Property übernom- 450 Barbara Hahn: Einzelhandelsimmobilien in den USA men wurden, hatten eine Mietfläche von mehr als 1 Mio. sq. ft. (0,093 Mio. m2).24 4 REITs als typische Finanzierungsform US-amerikanischer Shopping Center-Betreiber Wie gezeigt, ist der Markt von Shopping Centern in den USA heiß umkämpft. Hierfür sind nicht nur der Bodenwert und der hohe Wert der Immobilien verantwortlich, sondern auch die Tatsache, dass die großen Betreiber von Shopping Centern heute fast alle in der Form von Real Estate Investment Trusts (REITs) an der Börse notiert sind. Um für die Anleger attraktiv zu bleiben, muss eine hohe Dividende erzielt werden. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn das Portfolio ständig optimiert wird, d. h. umsatzschwache Shopping Center verkauft oder umsatzstarke erworben werden. Die Geschichte der US-amerikanischen REITs geht auf die 1880er Jahre zurück, als erstmals Investoren teilweise von der Steuer befreit wurden, wenn die Gewinne weitergeleitet wurden. Diese Möglichkeit der Steuerbefreiung wurde allerdings in den 1930er Jahren eingestellt. Erst der Immobilienboom nach dem 2. Weltkrieg hat dazu geführt, dass wieder über die staatliche Förderung von Immobiliengesellschaften nachgedacht wurde. 1960 wurde vom USamerikanischen Kongress die Einführung von REITs gesetzlich gebilligt, um auch Kleinanlegern die Möglichkeit zu geben, über den Kauf von Anteilen an den Gewinnen der Immobilienwirtschaft teilzuhaben. In den folgenden Jahren haben Morgage REITs, die mit Hypotheken den Bau oder Unterhalt von Immobilien finanziert haben, den Markt dominiert. Das Interesse an Equity REITs, die heute Eigentümer von Immobilien sind und diese in der Regel auch selbst verwalten, war zunächst gering, da Besitz und Management nicht in einer Gesellschaft vereint sein durften. Dies wurde erst 1986 durch den Tax Reform Act ermöglicht. Fortan war außerdem die Bildung von Hybrid REITs möglich, die nicht nur Immobilien besitzen und verwalten, sondern auch Kredite für den Bau oder Unterhalt von Immobilien zur Verfügung stellen. Seit 1993 dürfen auch Pensionsfonds in REITs investieren. Die REITs müssen nicht an der Börse notiert sein, allerdings ist dies üblich.25 Um als REIT zugelassen zu werden, muss eine Gesellschaft wenigstens 75 % ihres Vermögens in Immobilien angelegt haben und 75 % des Einkommens müssen durch die Vermietung von Immobilien oder den Gewinn aus Hypotheken für den Bau oder Unterhalt von Immobilien erwirtschaftet werden. Die REITs müssen ihre Gewinne nicht versteuern, aber zu mindestens 90 % an die Anleger ausschütten. Da sie den Wert der ausgezahlten Dividenden vom zu versteuernden Einkommen abziehen können, schütten die meisten sogar 100 % ihres Gewinns als Dividende aus und sind so gänzlich von der Steuer befreit. Nach der Gesetzesänderung 1986 stieg das Interesse an den REITs bei Immobiliengesellschaften und Anlegern. In den folgenden Jahren strukturierten sich die großen Betreiber von Shopping Centern so um, dass sie den Voraussetzungen zur Bildung eines REITs entsprachen, die überwiegend in den 1990er Jahre erfolgte. Der REIT Modernization Act 2001 hat zu einer weiteren Verbesserung der steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten geführt und die REITs noch attraktiver gemacht.26 2009 gab es in den USA 135 REITs mit einer Marktkapitalisierung von ca. 130 Mrd. US$27. Damit führen die US-amerikanischen REITs den Weltmarkt mit großem Abstand an, gefolgt von australischen, französischen und britischen. Allerdings lassen sich die REITs nicht ohne weiteres auf internationaler Ebene miteinander vergleichen, da die gesetzlichen Vorgaben von Land zu Land stark variieren. Insgesamt ist die Zahl der USamerikanischen REITs allerdings rückläufig, da es immer wieder zu Fusionen oder Übernahmen von Konkurrenzunternehmen kommt. So gab es 2006 in den USA noch rund 250 REITs.28 REITs investieren in Büro- und Industriegebäude, Shopping Center, Wohn- und Ferienanlagen oder Krankenhäuser. Die meisten von ihnen sind auf einen Immobilientyp spezialisiert, manche aber sehr breit aufgestellt. Knapp 30 REITs investieren ausschließlich oder fast ausschließlich in Einzelhandelsimmobilien. Dem Dachverband NAREIT (National Association of Real Estate Investment Trusts) zufolge sind 19 % des Vermögens aller REITs in Einzelhandelsimmobilien investiert (Stand: 28.2.2009). Die zehn größten Betreiber von Shopping Centern (s. Tab. 2) sind alle als REITs organisiert. Informationen zur Raumentwicklung Heft 5/6.2010 Neun der Gesellschaften sind an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet. Dies gilt auch für das australische Unternehmen Westfield, das rund 120 Regional Shopping Center in Australien, Neuseeland, Großbritannien und den USA besitzt. Demgegenüber ist das australische Unternehmen Centro Properties Group, das in den USA rund 600 Einzelhandelsimmobilien unterschiedlicher Größe besitzt, als REIT an der Australian Security Exchange (ASX) gelistet.29 Die Verbriefung der Immobilienwerte in REITs eröffnet eine neue Form der Internationalisierung, da die Aktien zunehmend global akquiriert werden können. Simon Property, der größten Betreiber von Shopping Centern, hatte 2009 einen Börsenwert von 53 Mrd. US$30. Der Handel mit Aktien von General Growth Properties, dem zweitgrößten Betreiber von Shopping Centern in den USA, ist ausgesetzt, da das Unternehmen im April 2009 unter Gläubigerschutz (Chapter 11) gestellt wurde und derzeit umstrukturiert wird, um wieder konkurrenzfähig zu sein.31 General Growth Properties war 2008 als Folge der US-amerikanischen Immobilienkrise ins Schleudern geraten. Obwohl der zweigrößte Betreiber von Shopping Centern umgehend reagiert und z. B. den Bau eines Lifestyle Centers im suburbanen Raum von Detroit verschoben sowie mehrere umsatzstarke Shopping Center an Konkurrenten verkauft hat, sind die Aktien des Unternehmens binnen eines Jahres um mehr als 90 % eingebrochen und konnte 2008 keine Dividende an die Anleger ausgeschüttet werden.32 Da der US-amerikanische Immobilienmarkt über mehrere Jahrzehnte mit nur leichten kurzfristigen Einbrüchen kontinuierlich gewachsen ist und die REITs fast ihren gesamten Gewinn an die Anteilseigner ausschütten müssen, wurden sie als langfristig rentable und steuerlich günstige Investition gesehen. Positiv zu werten ist auch, dass die REITs wie andere börsennotierte Aktiengesellschaften zur Transparenz verpflichtet sind und regelmäßig Geschäftsberichte vorlegen müssen. Ein großer Teil ihrer Einnahmen kommt aus den Mieten, die die Einzelhändler zahlen. Da die Mietverträge über viele Jahre abgeschlossen werden, sind die Einnahmen langfristig stabil. Angeblich hat der Wert der Dividenden den anderer Anlagen um das Vierfache übertroffen.33 Die Immobilienkrise, die in den USA 2007 ein- 451 setzte, hat jedoch gezeigt, dass auch REITs keine sichere Kapitalanlage darstellen. In US-amerikanischen Shopping Centern zahlen die Mieter eine feste Miete pro sq. ft. und eine Umsatzmiete. Als die Umsätze einbrachen, sanken auch die Einnahmen der Betreiber der Shopping Center umgehend. Viele von ihnen konnten ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen und eine Refinanzierung war schwierig, da die Banken bei der Vergabe neuer Kredite sehr vorsichtig waren.34 Binnen weniger Monate verringerte sich der Börsenwert der REITs so stark wie noch nie. Die Unternehmensberatung Ernest & Young kam zu dem Ergebnis, dass „REITs can no longer be considered a safe counter cyclical investment“.35 5 Internationalisierung des US-amerikanischen Marktes für Einzelhandelsimmobilien Die Internationalisierung der großen USamerikanischen Anbieter von Shopping Centern ist noch nicht sehr weit fortgeschritten, da sich die US-amerikanischen Anbieter von Einzelhandelsimmobilien lange ausschließlich auf den Heimatmarkt konzentriert haben. Vergleichsweise hohe Geburtenraten und eine große Zahl von Einwanderern haben die Bevölkerung des Landes und somit auch die Kaufkraft und die Nachfrage nach Mietfläche kontinuierlich anwachsen lassen. Insbesondere im Westen und Süden des Landes konnte über Jahrzehnte in neue Shopping Center oder freistehende Ladenlokale investiert werden. Von den zehn größten Anbietern von Einzelhandelsimmobilien sind nur sechs auch außerhalb der USA tätig und zudem auf nur wenigen internationalen Märkten vertreten (Abb. 1, Tab. 2). Die Internationalisierung erfolgte überwiegend in der Form von Joint Ventures mit einheimischen Unternehmen, da diese den Markt kennen. Die Simon Property Group besitzt mit 16,5 Mio. sq. ft. (1,5 Mio. m2) die mit Abstand größte Mietfläche im Ausland; sie entspricht aber auch nur einem Anteil von gut 6 % der gesamten Mietfläche des Unternehmens. General Growth Properties gehören Shopping Center in der Türkei und in Brasilien; über die Höhe der Mietfläche liegen aber keine Angaben vor. Developers Diversified hat eine Mietfläche von 3,4 Mio. sq. ft. Barbara Hahn: Einzelhandelsimmobilien in den USA 452 (0,32 Mio. m2) im Ausland und Kimco Realty 1,4 Mio. sq. ft. (0,13 Mio. m2).36 Westfield und Weingarten, ebenfalls führende Betreiber von Shopping Centern in den USA, sind australische Unternehmen, die in die USA expandiert haben. Ende der 1990er Jahre reifte in der Simon Property Group die Erkenntnis, dass ein dauerhaftes Wachstum nur im Rahmen einer Internationalisierung erreicht werden kann. Zur gleichen Zeit dachte auch eine Reihe US-amerikanischer Einzelhändler intensiv über einen Markteintritt in Europa nach. Die Betreiber arbeiten in vielen ihrer Shopping Center mit denselben Einzelhandelsketten zusammen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht haben. Simon Property ging davon aus, dass das eigene Unternehmen sowie die Einzelhandelsketten von einer gemeinsamen Internationalisierung profitieren würden. Da es wegen mangelnder Erfahrungen als zu schwierig galt, in Europa selbst neue Shopping Center zu planen, zu bauen und zu vermieten, wurde die Zusammenarbeit mit heimischen Betreibern bevorzugt. 1998 erwarb Simon Property Anteile an einem französischen Immobilienentwickler, über den auch der Markteinstieg in Italien gelang. In den folgenden Jahren folgte die Expansion nach Polen und in die Türkei. Mit dem Kauf der Chelsea Property Group im Jahr 2004 (s. o.) wurde Simon Property Besitzer von acht Factory Outlet Centern in Japan und je einem in Korea und Mexiko. Die europäischen Shopping Center werden über Simon Global mit Sitz in London verwaltet. Dennoch hat Simon Property bislang noch nicht in Shopping Center in Großbritannien investiert, da der dortige Markt sehr ausgereift und die Konkurrenz groß ist. 2006 ist das Unternehmen gemeinsam mit der amerikanischen Investmentbank Morgan Stanley ein Joint Venture mit einem chinesischen Unternehmen eingegangen. Simon Property beabsichtigt in China mit Wal-Mart, das bereits 1996 dorthin expandiert hatte, Shopping Center als Magnetbetriebe zu bauen. Dahinter stand die Hoffnung, in enger Zusammenarbeit mit dem großen international tätigen Einzelhändler bald auch in China erfolgreich expandieren zu können.37 Im Laufe des Jahres 2009 hat sich Simon Property allerdings wieder vom chinesischen Markt zurückgezogen und die Anteile an vier im Bau befindlichen Shopping Centern Abbildung 1 Internationalisierung von Shopping Center-Betreibern S GB CA S USA FR PL S IT S MX S TR CN S S JP KR Puerto Rico PE BR Mutterland USA CL S Simon Property General Developers Groth Diversified Properties Realty Mutterland Australien Kimco Realty Centro Westfield Properties Group Group AU Informationen zur Raumentwicklung Heft 5/6.2010 für 29 Mio. US$ an die chinesischen Partner verkauft, da die Unternehmensleitung in Indianapolis nicht an den schnellen Aufstieg der chinesischen Mittelklasse glaubt. Im Februar 2010 entschied man sich zudem für einen zumindest teilweisen Rückzug auch aus dem französischen und polnischen Markt in der zweiten Hälfte des Jahres.38 Auch in Europa ist es nicht gelungen, die Internationalisierung wie geplant Hand in Hand mit der Expansion großer US-amerikanischer Einzelhandelsketten voranzutreiben. Viele US-amerikanische Einzelhändler wie Wal-Mart oder The Gap mussten erkennen, dass sich der europäische Markt sehr vom Heimatmarkt unterscheidet.39 So hat sich selbst der weltgrößte Einzelhändler Wal-Mart 2006 nach ungefähr zehn Jahren und gewaltigen Verlusten wieder vom deutschen Markt zurückgezogen. General Growth Properties ist 2004 Joint Ventures mit Unternehmen in Brasilien und Costa Rica eingegangen und hat so Beteiligungen an Shopping Centern in diesen beiden Ländern erworben. Anfang 2010 listete die Homepage des Unternehmens 21 Shopping Center in Brasilien auf. Einen Teil der Center verwaltet es nur, während andere auch in seinem Besitz sind. Unklar ist, was aus den 2004 erworbenen Anteilen an Shopping Centern in Costa Rica geworden ist, denn diese werden nicht mehr aufgeführt. Der Internationalisierungsprozess ist 2006 weiter vorangeschritten, als General Growth mit ECE Turkiye, einer Tochter der deutschen ECE, vereinbart hat, in den Bau von Shopping Centern in der Türkei zu investieren. Ein erstes Regional Shopping Center wurde inzwischen in der türkischen Stadt Eskihir eröffnet. Darüber hinaus verwaltet General Growth fünf weitere Shopping Center in der Türkei.40 2006 hat sich auch Developers Diversified entschieden, in Brasilien zu investieren, und ist eine Partnerschaft mit dem in Portugal beheimateten Unternehmen Sonea Sierra eingegangen. Es konnte ein 50 %-iger Anteil an Sonea Sierra Brazil, einem der größten Betreiber von Shopping Centern in Brasilien, erworben werden. Inzwischen gehören in dem südamerikanischen Land zehn Shopping Center zum Portofolio von Developers Diversified. Erst im April 2009 wurde in Manaus, der größten Stadt des Staates Amazonas, ein Shopping Center mit einer Mietfläche von 500 000 sq. ft. (46 500 m2) 453 eröffnet. 2007 ist Developers Diversified zusätzlich Joint Ventures mit der Rice Commercial Group und Holborn Property Investments, die beide in der kanadischen Provinz Ontario ansässig sind, eingegangen, um gemeinsam in Kanada Shopping Center zu bauen und zu verwalten.41 Aber auch Developers Diversified Realty hat unter der Wirtschaftskrise gelitten. Um die Verschuldung zu reduzieren und die Liquidität zu verbessern, hat das Unternehmen im Februar 2009 30 Mio. neue Stammaktien ausgegeben, die von den Eigentümern des deutschen Otto-Versands erworben wurden, die mit der ECE auch Europas größte Betreiber und Entwickler von Einkaufszentren sind. Bereits zuvor hatte die Familie Otto 10 Mio. Aktien von Developers Diversified gekauft. Außerdem hat sie eine Option auf weitere 10 Mio. Aktien. Wenn die Familie Otto von dieser Option Gebrauch macht, ist sie der größte Einzelaktionär des an der Börse gehandelten REITs. Developers Diversified hofft durch den Verkauf der Aktien die Liquidität zu erhöhen und die Schulden zu verringern. Otto ist es somit gelungen, zu günstigen Konditionen beim drittgrößten US-amerikanischen Betreiber von Shopping Centern in den USA einzusteigen.42 Kimco Realty besitzt oder verwaltet im Ausland mit 1,4 Mio. sq. ft. (1,35 m2) zwar eine vergleichsweise geringe Mietfläche, ist aber in fünf Ländern aktiv. Das in New Hyde Park, NY ansässige Unternehmen hat 2002 ein Joint Venture mit RioCan Real Estate Investment Trust abgeschlossen, dem größten kanadischen REIT. Es folgten Joint Ventures oder der Kauf von Einzelhandelsimmobilien in Chile, Brasilien, Mexiko und Peru. Anders als die bereits genannten Konkurrenten kauft oder beteiligt sich Kimco Realty nicht nur an Shopping Centern, sondern auch an freistehenden Einzelhandelsimmobilien.43 Centro Properties Group und Westfield gehören zu den größten Betreibern von Shopping Centern in den USA, haben aber ihren Ursprung und Unternehmenssitz in Australien. Centro Properties ist seit 2003 auf dem US-amerikanischen Markt tätig, als es 14 Shopping Center in Kalifornien erwarb. Bedeutender waren allerdings die Fusion mit der Prime Retail Group im folgenden Jahr und insbesondere die Übernahme des in Schwierigkeiten geratenen New Yorker Unternehmens New Plan Excel Realty im Jahr 2007. Centro konnte allein durch den 454 Barbara Hahn: Einzelhandelsimmobilien in den USA Erwerb von New Plan Excel Realty das USamerikanische Portfolio auf einen Schlag um mehr als 450 Community und Neighborhood Center in 38 Bundesstaten mit einer Mietfläche von ungefähr 67,6 Mio. sq. ft. (6,3 Mio. m2) erweitern und in die Riege der größten Betreiber von Shopping Center in den USA aufsteigen (Tab. 2). 2009 besaß die australische Centro Properties Group in den USA knapp 700 Einzelhandelsimmobilien, hatte aber auch unter der Wirtschaftskrise zu leiden, da die Leerstände auf 11 % angestiegen und die Mieteinnahmen rückläufig waren. 2008 hat sich das Unternehmen daher bereits wieder von einigen Immobilien in den USA getrennt.44 Westfield eröffnete 1959 in Australien mit Westfield Place in Blacktown das erste Shopping Center des Landes und expandierte auf dem Heimatmarkt besonders in den 1970er Jahren. Bereits in diesem Jahrzehnt dachte das Unternehmen über eine Internationalisierung nach, da der australische Markt angesichts der geringen Bevölkerung des Landes auf Dauer für eine Expansion als zu klein schien. 1977 wagte es mit dem Kauf eines Shopping Centers in Connecticut, das Probleme hatte, den Einstieg in den USamerikanischen Markt. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten hat Westfield in den USA weitere Center und Betreiber übernommen, z. B. 1994 CentreMark mit 19 und 1998 TrizecHahn mit 12 Shopping Centern. Nach eigenen Abgaben war es 2000 Marktführer in den Bundesstaaten Kalifornien, Maryland und Connecticut sowie in Washington, DC. Westfield betriebt außerdem Shopping Center in Neuseeland und Großbritannien.45 Der Anteil internationaler Immobilien am gesamten Portfolio ist bei allen Betreibern noch sehr gering. Für das internationale Engagement wurden sehr unterschiedliche Märkte ausgesucht (Abb. 1). In den Nachbarmärkten Kanada und Mexiko sind nur jeweils zwei US-amerikanische Betreiber aktiv, während in Brasilien vermutlich wegen der guten Expansionsmöglichkeiten angesichts des dortigen Wirtschaftswachstums mit General Growth Properties, Developers Diversified Realty und Kimco Realty drei Unternehmen aus den USA engagiert sind. Die Wirtschaft Brasiliens hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und die Expansionsmöglichkeiten dürften gut sein, da der brasilianische Markt im Bereich Einzelhandelsimmobilien noch unterversorgt ist. Im Wachstumsmarkt China ist bislang nur Simon Property tätig. Die kulturelle Distanz dürfte hier als Problem gesehen werden. In Europa ist das Bild uneinheitlich. Simon Property hat bislang in das eher gut mit Shopping Centern versorgte Frankreich und nach Italien und Polen expandiert, wo die Mietfläche in Shopping Centern noch vergleichsweise gering ist.46 Entscheidend für die Wahl eines internationalen Standorts war nicht selten, ob Möglichkeiten für ein Joint Venture bestanden oder Shopping Center in Probleme geraten waren und preiswert erworben werden konnten. Interessant ist, dass auch zwei australische Unternehmen in die USA expandiert haben, obwohl der amerikanische Markt für Shopping Center als ausgereift und gesättigt gilt, und dass die deutsche ECE in neuester Zeit in den US-amerikanischen Markt eingestiegen ist. 6 Ausblick Die Immobilien- und Bankenkrise in den USA sowie der damit verbundene Rückgang der Kaufkraft haben sich in den vergangenen Jahren negativ auf den Einzelhandel und den Preis für Einzelhandelsimmobilien ausgewirkt. Die Zahl der Einzelhandelsunternehmen, die Konkurs angemeldet haben, hat sich erhöht und Neuvermietungen waren schwierig und, wenn überhaupt, häufig nur zu geringeren Mieten möglich. Die in Shopping Centern übliche Umsatzmiete hat darüber hinaus die Einkünfte der Betreiber reduziert. Selbst die REITs, die lange wegen der langfristig vereinbarten Mieten als vergleichsweise krisensicher galten, haben binnen kürzester Zeit enorm an Wert verloren. Um Verluste zu minimieren oder Schulden abzubauen, versuchen derzeit viele Betreiber Shopping Center zu verkaufen oder ihr Portfolio zu optimieren. Anfang 2010 übertraf das Angebot an Shopping Centern, die zum Verkauf standen, die Nachfrage um das Fünffache. Da aber nur wenige Betreiber derzeit das nötige Kapital für den Kauf neuer Shopping Center besitzen und die Banken nur sehr zögerlich Kredite vergeben, ist die Zahl der erfolgreichen Verkäufe gering. Auch sind US-amerikanischen Experten zufolge die Preise für Shopping Center immer noch zu hoch. Besonders schwierig ist, große überdachte Shopping Center zu verkaufen, da bei diesen die Betriebskos- Informationen zur Raumentwicklung Heft 5/6.2010 455 ten besonders hoch sind. Auch sind viele der zum Kauf angebotenen Regional und Superregional Shopping Center bereits vor mehreren Jahrzehnten gebaut worden und haben einen hohen Renovierungsbedarf. Aus diesen Gründen wechselten 2009 nur drei sehr große Shopping Center in den USA den Besitzer.47 Dennoch ist davon auszugehen, dass die Konsolidierung der großen Betreiber solcher Center weiter anhalten wird. Immer mehr Einzelhandelsimmobilien werden sich in den USA in der Hand von immer weniger Anbietern befinden. Erst im Dezember 2009 hat die Simon Property Group angekündigt, Prime Outlets mit 22 Factory Outlet Centern gekauft zu haben.48 Der ohnedies größte Eigentümer von Einzelhandelsimmobilien konnte so seinen Vorsprung vor seinen Konkurrenten weiter ausbauen. Im Februar 2010 hat das Unternehmen zudem angeboten, seinen größten Konkurrenten General Growth Properties, der immer noch unter Gläubigerschutz steht, für 10 Mrd. US$ zu übernehmen. Dieser hat das Angebot allerdings als zu niedrig abgelehnt. General Growth plant, nur einen Teil des Portfolios für 2,63 Mrd. US$ an die Immobilienfirma Brookfield Asset Management zu verkaufen und den anderen Teil zu behalten. Im März 2010 kündigte Simon Property eine Erhöhung seines Übernahmeangebots an. Sollte die Fusion tatsächlich stattfinden, würde dieses Unternehmen rund 30 % aller US-amerikanischen Shopping Center kontrollieren.49 Unzweifelhaft wird der US-amerikanische Markt für Einzelhandelsimmobilien auch in der Zukunft spannend bleiben. Bislang haben die US-amerikanischen Betreiber von Shopping Centern kaum am Internationalisierungsprozess teilgenommen. Simon Property hat sich sogar kürzlich wieder aus China zurückgezogen und plant das ohnehin nicht sehr große Engagement in Polen und Frankreich zu verringern. Im aktuellen Geschäftsbericht schreibt das Unternehmen hierzu: „We view these dispositions in China and Europe as excellent opportunities to recycle capital and reinvest where we believe opportunities are greater.“50 Diese Aussage bestätigt die Vermutung, dass die Betreibergesellschaften in den USA Shopping Center vor allem als Kapitalanlage und nicht als eine langfristige Investition sehen. Anmerkungen (1) GLA umfasst nicht nur die reine Verkaufsfläche, sondern auch Nebenräume, die sich direkt an diese anschließen. (9) International Council of Shopping Centers – ICSC (Hrsg.): Retail Estate Business Conditions, a.a.O., Ausgabe vom 26.9.2008 (16) International Council of Shopping Centers – ICSC (Hrsg.): Retail Estate Business Conditions, Ausgabe vom 17.4.2009 (2) Pentagon Media Inc.: www.retail.com (10) Worley, W.S.: J. C. Nichols and the Shaping of Kansas City. - Columbia, London 1990; Worley, W.S.: The Plaza. First and Always. - Kansas City 1997 (17) Hahn, B.: Power Centers: A New Retail Format in the United States of America. Journal of Retailing and Consumer Services 7 (2000), S. 223-231; International Council of Shopping Centers – ICSC (Hrsg.): Retail Estate Business Conditions, a.a.O., Ausgabe vom 17.4.2009 (3) Plunkett Research (Hrsg.): Plunkett´s Retail Industry Trends & Statistics 2009. – Houston 2009; CB Richard Ellis (Hrsg.): Understanding Retail Destinations. 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