Erfahrungsbericht Entdecke Europa England
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Erfahrungsbericht Entdecke Europa England
Erfahrungsbericht von Theresa Klein, Medizin, Universität Heidelberg „Entdecke Europa“: Cambridge und London (30.03.2008 – 05.04.2008) In England besuchte ich verschiedene Lehrkrankenhäuser, in denen ich ein PJTertial (für alle Nicht-Mediziner unter Euch: Praktisches Jahr) absolvieren könnte. Im beschaulichen Baden-Airpark startete meine „Entdecke-Europa-Tour“. Von dort fliegt Ryanair den Flughafen Stansted an. Mit dem Stansted-Express ging es weiter nach Cambridge (8,50 ₤, 30 min Fahrzeit, Karten in der Ankunftshalle am Schalter oder am Automaten bzw. online unter www.stanstedexpress.com/). Da ich abends ankam stimmte ich mich zunächst im „Eagle“ auf die universitäre Umgebung ein. In diesem Pub verbrachten Watson und Crick unzählige Stunden, in denen sie den Vorlesungen fernblieben und schließlich das „Geheimnis des Lebens“, die DNA-Doppelhelix-Struktur entdeckten. Aufgrund des strahlenden Sonnenscheins entschied ich mich am nächsten Morgen gegen die Fahrt mit dem Bus und lieh mir stattdessen ein Fahrrad aus (Fahrradvermietung: z.B. City Cycle Hire, Newnham Road, 01223 365629 oder am Bahnhof Station Cycles 01223 307125, 13 ₤ für 3 Tage). Die erste Herausforderung des Tages konnte beginnen. Erstaunlicherweise gewöhnte ich mich recht schnell an den Linksverkehr und so fuhr ich drei Meilen gen Süden zum Addenbrooke’s Hospital, dem Uniklinikum von Cambridge (Alternative: Bus 1, 2, 4, 7). Die „clinical school“ befindet sich in einem Gebäude auf dem Klinikumsgelände. Sheela, eine Medizinstudentin im 5. Jahr, die gerade ihr „obs&gynae“-Praktikum durchlaufen hatte, erklärt mir die Abläufe des Studiums. Englische Medizinstudenten sammeln ihre Erfahrungen vor allem in der Praxis. Sie sind verschiedenen „Consultants“ zugeteilt, die sie in den klinischen Alltag miteinbeziehen und auch Seminare halten. Es finden nur wenige Vorlesungen über die wichtigsten Gebiete während des Semesters statt. Zwischendurch gibt es „lecture weeks“, in denen der Stoff theoretisch besprochen wird. Die vier Wochen in der Gynäkologie sind aufgeteilt in jeweils eine Woche Geburtshilfe, Reproduktionsmedizin, Onkologie und gynäkologische Urologie. Im Gespräch mit Mr Perry, den Elective Co-ordinator, sowie einem PJler fand ich heraus, dass es sich in Cambridge empfiehlt nicht vom „final year“ zu reden. Famulaturen (bei Interesse: www-electives.medschl.cam.ac.uk/) sind möglich, aber „German final year students“ können aufgrund der unterschiedlichen Curricula ihr letztes Jahr nicht in Cambridge absolvieren. Johannes, Medizinstudent aus Göttingen, erläuterte mir, dass er aufgrund eines Forschungsjahres, das er vor PJ-Beginn genommen hatte, der Medschool erklären konnte, dass er ja eigentlich noch gar kein „final year“ Student sei. Zudem gebe es die Möglichkeit der direkten Bewerbung beim Krankenhaus. Bei dieser Option erhält man nur einen Klinikums- aber keinen Universitätsstempel, der allerdings von vielen Landesprüfungsämtern für die Anrechnung des PJ-Abschnitts gefordert wird. Cambridge an sich ist eine Studentenstadt wie sie im Buche steht. In 31 verschiedenen Colleges wohnen und lernen die Studenten zusammen. Jeder Student fühlt sich seinem College verpflichtet und ist stolzes Mitglied. Dies äußerst sich nicht nur bei sportlichen Aktivitäten, sondern auch in der Kleidung. Die berühmtesten Colleges lohnt es sich auf jeden Fall zu besichtigen: King’s, mit seiner faszinierenden Kapelle, Trinity, das ganze 31 !!! Nobelpreisträger unter seinen ehemaligen Studenten hat, Peterhouse, das älteste College mit über 800jähriger Tradition oder St John’s, um nur einige zu nennen. Die ältesten und schönsten Colleges liegen alle im Stadtzentrum. Einen herrlichen Blick erhält man, wenn auf den Kirchturm von St Mary hinaufsteigt oder wenn man an ihnen vorbeigleitet – und zwar beim Punting, dem traditionellen „Stocherkahnfahren“ in Cambridge. Entlang der Cam gibt es zahlreiche Orte, an denen Boote stundenweise vermietet werden können (12 – 18 ₤). Mit dem Cavendish Laboratory, in dem Watson und Crick, Rutherford sowie Crockcroft und Walton arbeiteten und das sich bis 1974 ganz in der Nähe des „Eagle“ befand, schloss ich meinen Cambridgebesuch ab. Heute befindet sich das eigentliche Forschungslabor am Stadtrand und die Räumlichkeiten werden von anderen Fakultäten genutzt. Mit dem Zug (50 min, 18 ₤) fuhr ich schließlich nach London. Hier tauschte ich das Fahrrad gegen die U-Bahn als Fortbewegungsmittel aus. Die sogenannte „OysterCard“, ist eine Prepaidkarte, die 3 ₤ kostet und auf die man vor Fahrtbeginn Geld auflädt. Sobald man mehr als dreimal pro Tag mit der U-Bahn fährt, lohnt sie sich, da täglich nur ein Maximalbetrag abgebucht wird. In London gibt es fünf Medschools, die sich z.T. vor einigen Jahren zusammengeschlossen haben: University College of London & Royal Fee Hospital (im Zentrum), Charing Cross and Westminster, St Georg’s (im Süden), St Mary’s (im Nordosten), King’s (im Südosten) und Guy’s & St Thomas’s. Die Adressen habe ich im Anhang beigefügt. Stefan studiert gerade im 4. Jahr in London und empfahl mir das University College. Anne Thurston ist dort Elective Assistant und kümmert sich um die Angelegenheiten ausländischer Bewerber. Informationen hierzu auf (http://www.ucl.ac.uk/medicalschool/prospective-students/electives/index.htm). Sie freute sich über mein Interesse und war sehr hilfsbereit. Zeitweise können einzelne Stationen von englischen Studenten überlaufen sein. In diesem Fall empfiehlt es sich später noch einmal anzufragen. Stefan, der einen Teil seines Studiums auch in Deutschland absolviert hat und somit beide Systeme kennt, beschrieb mir Vor- und Nachteile des englischen Curriculums sowie Unterschiede zum deutschen System. Die Ausbildung an britischen Medical Schools hat nicht hochqualifizierte Ärzte zum Ziel, sondern vermittelt Grundlagen in den Basisfächern. Sie soll einen Einblick in Anamnesetechniken geben und stellt vor allem das sorgfältige Erlernen von Untersuchungsmethoden und das Sammeln von Erfahrung im Umgang mit Patienten in den Mittelpunkt. Das in Deutschland verlangte detaillierte Fachwissen ist hier erst in den MRCP-Prüfungen nachzuweisen, den Facharzt- und Zugangsprüfungen zu den Royal Colleges der jeweiligen Fachrichtung. Studenten können großen Einfluß auf ihren Stundenplan nehmen und dabei bleibt häufig Zeit, sich auch mit Themen zu befassen, die gerade nicht in Prüfungen gefordert werden. All das geschieht in einem sehr offenen System: wer das Gefühl hat, dass die im Stundenplan vorgesehenen lectures, clinics etc. nicht weiterhelfen und deshalb lieber einen Lerntag einschieben, einen Vormittag Patienten Blut abnehmen oder eine Fortbildung in der Stadt besuchen möchte, kann dies nach Absprache jederzeit tun. Nicht vergessen werden sollte allerdings, dass ein englischer Medizinstudent nur ca. fünf Wochen im Jahr Urlaub hat und nicht wie die anderen Studenten von langen Pausen zwischen den terms profitieren kann. London ist voller Verlockungen. Viele Museen sind kostenlos (z.B. die Tate Modern oder das British Museum) und bieten hochkarätige Ausstellungen. Wer gut zu Fuß ist, sollte auf St Paul’s steigen. Nach fast 500 Stufen wird man mit einem traumhaften Ausblick auf die Stadt belohnt. Mit dem Buch (Andrew Duncan: 50 Favourite London Walks) lassen sich die weniger bekannten Ecken Londons erkunden. Viel zu schnell ging diese Woche zu Ende und ich nahm den Standsted Express (45 min, 16 ₤) zum Flughafen und flog mit Germanwings zurück nach Deutschland. Durch diese kurze Reise konnte ich mir ein Bild von den Verhältnissen an englischen Universitäten machen, Möglichkeiten für eine PJ-Stelle auskundschaften und Vorurteile abbauen: bei mir hat es in der ganzen Woche nicht einmal geregnet! Zudem habe ich bemerkt, dass mir durch persönliches Erscheinen mancher Blick hinter die Kulissen ermöglicht wird, der mir über Telefon oder Email versperrt geblieben wäre. Anhang: Adressen der Medschools Imperial College School of Medicine: Tel: 020-7589-5111 Charing Cross Campus The Reynolds Building St Dunstan's Road London W6 8RP St Mary's Campus Norfolk Place Paddington London W2 1PG Hammersmith Campus Commonwealth Building The Hammersmith Hospital Du Cane Road London W12 ONN Guy's, King's & St Thomas' Schools of Medicine, Dentistry and Biomedical Sciences Tel: 020-7836-5454 Guy's Campus London Bridge London SE1 9RT King's Campus Denmark Hill Campus Bessemer Road London SE5 9PJ St Thomas' Campus Lambeth Palace Road London SE1 7EH Royal Free Hospital & University College School of Medicine: Royal Free Rowland Hill Street London NW3 2PF 020-7794-0500 University College Gower Street London WC1E 6BT 020-7679-2000 St Bartholomew's & The Royal London School of Medicine & Dentistry Queen Mary and Westfield College: Tel: 020-7975-5555 West Smithfield London EC1A 7BE Whitechapel London EC1A 7BE Charterhouse Square London EC1M 6BQ St George's Hospital Medical School Tel: 020-8672-9944 Cranmer Terrace Tooting London SW17 ORE Atkinson Morley Hospital 31 Copse Hill London SW20 020-8946-7711 St Mary's Hospital Praed Street London N2 1NY 020-7262-1280 The Maudsley Hospital Denmark Hill London SE5 8AZ 020-7703-6333 Addenbrookes Hospital Hills Road Cambridge CB2 2QQ 01223-245151 Southampton General Hospital Tremona Road Southampton SO9 4XY 01703-777222 John Radcliffe Hospital Headley Way Oxford OX3 9DU 01865-64711 or contact: University of London web site at www.lon.ac.uk/medpol/overseaselective.html