limón dance company, new york, USA limón dance

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LIMON
´
limón dance company, new york, USA
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limón dance company, new york, USA
LIMON
´
limón dance company, new york, USA
limón dance company, new york, USA
limón dance company, new york, USA
limón dance company, new york, USA
The Limón Dance Company
Gründer
JOSÉ LIMÓN UND DORIS HUMPHREY
Künstlerische Leitung
CARLA MAXWELL
Stellvertretende Künstlerische Leitung
IMMANUEL NAYLOR
Stellvertretende Künstlerische Leiterin
& Tänzerin
ROXANE D’ORLÉANS JUSTE
Künstlerische Förderung
DONALD MCKAYLE
Assistentin
NINA WATT
Geschäftsführender Direktor
JUAN JOSÉ ESCALANTE
Tänzer/Tänzerinnen
KATHRYN ALTER, RAPHAËL BOUMAÏLA,
DURELL R. COMEDY, ELISE DREW LEON,
DANIEL FETECUA SOTO, KRISTEN FOOTE,
ROSS KATEN, LOGAN FRANCES KRUGER,
BRENNA MONROE-COOK, DANTE PULEIO,
FRANCISCO RUVALCABA, AARON SELISSEN
www.limon.org
Für die Konzertdirektion Landgraf
Projektleitung SVEN GRAF/NIELS GAMM
Tourneeleitung RALF HAUSER
Beleuchtung BJÖRN ZELLER
Technik ANDREAS TAUBERT
Garderobe IRYNA SUNIAIEVA
Tourneebetreuung FRANZISKA PURAT UND ANNETTE LÖFFLER
EINE EUROPATOURNEE DER
KONZERTDIREKTION LANDGRAF GMBH & CO. KG
Leitung JOACHIM LANDGRAF
Lärchenweg 1, 79822 Titisee-Neustadt, Germany
Tel +49.7651.207-0, Fax +49.7651.207-99,
www.landgraf.de
Grafik Design MICHAEL KAISER-SCHMID
Szenenfotos THE LIMÓN DANCE COMPANY
Redaktion MARCUS BEHRENS
SPIELZEIT 2013/2014
Fotografieren und Aufnahmen jeder Art sind strikt untersagt.
Bitte schalten Sie auch Ihre Mobilfunkgeräte aus.
Die Texte wurden mithilfe folgender Quellen verfasst:
New York Times, Boston Globe, Washington Post, Dance Magazine, www.isadoranduncan.net, www.isadoraduncan.org, www.limon.org,
www.cunningham.org, www.dancespirit.com, www.danceheritage.org, www.dancemagazine.com,
www.alvinailey.org und weiteren einschlägigenPrint- und Netzpublikationen. (-cus. am 19.01.2014)
LIMON
´
limón dance company,
new york, USA
Tanz und
Geschichte.
Das Wichtigste
an einem Tänzer
war für Limón
dessen Musikalität.
Maxwell erinnert sich,
dass Limón
immer sagte,
"Wenn du draußen
in einem Feld stehst –
ohne Bühne,
ohne Dekoration,
ohne Kostüme
– und auch ohne Musik,
dann müssen
die Zuschauer
immer noch verstehen,
was du da tanzt
und die Musik
muss aus
Deinem Körper
kommen."
José
Limón
L
imón ist keine zehn Jahre alt, als seine Familie
nach der mexikanischen
Revolution in die USA auswandert. Sein Vater war Musiker und nach dem Aufstand wurde die Musik-Akademie, an der er arbeitete,
geschlossen. Die Kunst war
seit frühester Kindheit ein
Teil des Lebens von José.
Weil er zunächst kein Englisch sprach,
wurde er von seinen Mitschülern gehänselt. "Er schwor, eines Tages besser sprechen zu können, als alle anderen, und ich
kann das bestätigen... er sprach wunderschön", sagt Carla Maxwell in einem Interview über José Limón. Er konnte auch
wunderbar schreiben, fügt die heutige
Künstlerische Leiterin des Ensembles hinzu.
Aus ihrer Sicht war Limón sein ganzes
Leben lang auch damit beschäftigt, seine
mexikanischen Wurzeln mit dem amerikanischen Potpourri, in dem er lebte, zu versöhnen.
Limón gehörte eine Zeit lang zum 'DreamTeam', wie Maxwell sagt, das das TanzProgramm an der renommierten Juilliard
School unter der Leitung von Martha Hill
mit zusammenstellte. Auch Martha Graham gehörte zu dieser Gruppe. Limón unterrichtete den ganzen Tag und probte
dann die ganze Nacht mit seinem Ensemble. "Er war eine Anomalie seiner eigenen
Zeit", sagt Maxwell.
Das Wichtigste an einem Tänzer war für
Limón dessen Musikalität. Maxwell erinnert sich, dass Limón immer sagte, "Wenn
du draußen in einem Feld stehst – ohne
Bühne, ohne Dekoration, ohne Kostüme –
und auch ohne Musik, dann müssen die
Zuschauer immer noch verstehen, was du
da tanzt und die Musik muss aus deinem
Körper kommen." Für Limón musste Tanz
auch leidenschaftliches Theater sein – auch
ohne Geschichte. Er war bekannt dafür,
auf jegliche Requisiten zu verzichten, um
sich selbst dazu zu bringen, noch kreativer zu sein. In den Anfängen hatte Martha
Graham versucht, Limón zu ihrem ersten
männlichen Tänzer zu machen. Aber Doris
Humphrey – nicht nur eine Förderin von
Limón, sondern auch eine Rivalin von Graham, riet ihrem Schützling davon ab. Martha würde ihn 'auffressen', soll Humphrey
gesagt haben.
Bis zu seinem Tode ging es Limón bei seinem Werk um die Erforschung der Stärken
und Schwächen des menschlichen Charakters. Vielleicht war dieser Ansatz, der zur
Lebensaufgabe wurde, darin begründet,
dass Limón als Kunststudent zunächst an
der University of California und danach in
New York City versagte, weil er sich lieber
mit der klassischen Malerei als mit progressiveren Varianten auseinandersetzte – vielleicht war es aber auch die Nähe zu den
modernen Künsten in New York, die seine
Versuche, ein Maler zu werden, im Atelier
zurück ließen, als er 1930 ein Studium des
Tanzes bei Doris Humphrey und Charles
Weidman, zwei weiteren Ikonen des Modern Dance in den USA, aufnahm.
Der Impuls dazu kam offenbar durch den
Besuch einer Vorstellung des expressionistischen deutschen Tänzers Harald Kreutzberg, der als Mitglied des Max-ReinhardtEnsembles, erstmals im Winter 1927/28
mit einem Kammertanzabend durch die
USA tourte und eine Vielzahl von Vertretern des Modern Dance in Amerika mit seiner Technik und Ausstrahlungskraft faszinierte. Viele Jahre später soll dieses Erlebnis
weitergereicht worden sein: Pina Bausch
entschied sich offenbar nach einem Besuch einer Vorstellung von José Limón dazu,
selbst Tanz zu studieren.
Innerhalb der folgenden zehn Jahre wurde
Limón zu einem der führenden Tänzer des
Ensembles von Humphrey und Weidman
in New York – und vom Publikum in der
Stadt geliebt. Limón ist bei denen, die ihn
auf der Bühne erlebt haben, als Legende
in Erinnerung geblieben – sowohl bei anderen Tänzern als auch beim Publikum: Limóns Charisma eroberte viele Herzen. Als
einer der besten Tänzer seiner Zeit war er
auch bei den Kritikern beliebt, die unter
anderem über ihn schrieben, dass er die
Präzision, die Kraft und die Beweglichkeit
eines Panthers habe.
Limón hat viel von seiner Technik auf der
Basis seines Studiums bei Doris Humphrey
abgeleitet, ihr Mitstreiter Weidman lehrte
Limón zusätzlich Pantomime und Ausdruck. Über die Jahre hinweg perfektioniert Limón das Gelernte und würzt diesen
Stil mit seiner Persönlichkeit, seinem Temperament und seiner Herkunft.
Limón sieht sich selbst in der Linie des bereits existierenden modernen Tanzes, dem
er seine eigenen expressiven Interessen beimischt. In späteren Jahren nennt er sowohl
Isadora Duncan als auch Harald Kreutzberg
als seine primären stilistischen Einflüsse.
Dem eigenen Stil
eine Ära.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konzentrierte Limón sich
dann auf seine eigene Tanzcompany, die er 1946 gründete.
Er engagierte Humphrey als künstlerische Leiterin. Die José
Limón Dance Company war das erste Ensemble, das mit
staatlicher Förderung (durch das internationale Kultur-Austausch-Programm des US-Innenministeriums) 1954 durch
Südamerika tourte – es folgten Europa, Lateinamerika und
Fernost – überall hatte Limón großen Erfolg. Neben Gastspielreisen durch die USA stand auch die wiederholte Zusammenarbeit mit der nationalen Tanz-Akademie in
Mexiko auf dem Programm.
Bereits seine erste große eigene Choreografie, »The Moor’s
Pavane« (1949 zu Musik von Henry Purcell entwickelt) ist
möglicherweise auch seine berühmteste – eine Aussage,
die immer dann nahe liegt, wenn ein Künstler mit einem
sehr eigenen, ausgeprägten Stil zum ersten Mal die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Nur wenigen gelingt es, sich
immer wieder selbst zu übertreffen – Limón hat es über
Jahrzehnte hinweg geschafft, seinen selbst gesetzten
Standard zu halten.
Bis zu seinem Tode ging
es Limón
bei seinem Werk
um die Erforschung
der Stärken
und Schwächen
des menschlichen
Charakters.
»The Moor's Pavane« ist und bleibt ein Beispiel für seine erzählende, sehr bildhafte Form des Tanzes, die eine literarische Vorlage in den Mittelpunkt stellt und diese mit einer
Mischung aus modernen – aber auch klassischen und barocken – Tanzelementen sowie zum Kontext passenden Kostümen und Charakteren umsetzt. Auch die Kunst der
Pantomime kommt nicht zu kurz. Für Limón standen die
natürlichen Gesten immer im Mittelpunkt, um Themen aus
Geschichte, Literatur und Religion aufzugreifen und umzusetzen. Seine Choreografien hatten alle eine sehr klare
Struktur und Form.
Die Limón Dance Company überlebte den Tod ihres Gründers und ist bis heute weltweit unterwegs, um das Andenken an den großen Choreografen und seinen Stil und die
von ihm entwickelte Tanztechnik zu pflegen und zu erhalten.
Die rund 90 Werke von Limón haben inzwischen Generationen berührt – ein Ende ist nicht abzusehen.
Ein Mann
für die Ewigkeit.
José Limón
L
imóns Choreografien sind von
einem Hang zum Schauspiel geprägt, unterstützt von einer nicht
nur subtil nachvollziehbaren, getanzten Handlung, die auf einer erzählenden Dramaturgie aufbaut, klar definierbare
Personen einbezieht und Geschichten logisch entwickelt. Nicht zuletzt deshalb sind
es nicht nur Körper und Füße, die bei Limóns Werken im Mittelpunkt stehen – sondern auch Hände und Gesichtsausdrücke.
Nichtsdestoweniger strotzen die Choreografien vor Kraft und sehr komplizierten
Bewegungen, gerahmt von einer sanft erzählten Geschichte.
Als Tanz-Lehrer hat Limón zunächst maßgeblich dazu beigetragen, dass der Stil von
Doris Humphrey in Europa populär wurde.
Nicht ausgelassen hat er in seinen TanzStunden aber die Bedeutung der Emotionen und schauspielerischen Motivationen
seiner Schüler, ohne dabei die Technik aus
dem Blick zu verlieren.
Heute ist das Limón Institute die offizielle
Schule der Limón Dance Company – und
seines unverwechselbaren Stils. Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt auf dem natürlichen Rhythmus des Fallens und WiederAufstehens, einer bewussten Nutzung des
Atems und dem Beziehungsspiel von Gewicht und Leichtigkeit.
Diejenigen, die Limón kannten, sagen, seine
Art zu tanzen hatte eine Qualität, die als
'moralische Leidenschaft' bezeichnet werden kann. In diesem Zusammenhang ist
seine Arbeit ein wichtiger Hintergrund für
diejenigen, die sich mit nicht-abstraktem,
erzählendem und sozial engagiertem Tanz
beschäftigen wollen.
Es sind nicht nur
Körper und Füße,
die bei Limóns Werken
im Mittelpunkt stehen –
sondern auch Hände
und Gesichtsausdrücke.
Der Kritiker der New York Times schrieb im Jahre 1949 über
Limón, als dieser 41 Jahre alt war:
"Es gibt keinen anderen männlichen Tänzer,
der auch nur in die Nähe kommt".
The Limón Da nce Company
GRÜNDER
JOSÉ LIMÓN UND DORIS HUMPHREY
Doris Humphrey (1895-1958) gehört auch zu denen, die die Basis des Modern Dance in den USA gebildet haben. Sie legte in ihren Choreografien großen Wert auf das Verhältnis des Körpers zwischen Schwerelosigkeit und
Gewicht. Viele ihrer Werke sind Klassiker des Modern Dance. Sie selbst stand
mit der Humphrey-Weidman Company von 1928 bis 1944 als Tänzerin auf der
Bühne. José Limón war einer ihrer Tanzschüler im Ensemble.
KÜNSTLERISCHE LEITUNG
CARLA MAXWELL
Carla Maxwell ist seit 1965 Mitglied der Company. Sie wurde noch unter
José Limón selbst schnell zu einer Ersten Solotänzerin im Ensemble und nach
Limóns Tod zur Assistentin der damaligen künstlerischen Leiterin Ruth Currier
– das war 1975. Drei Jahre später übernahm sie selbst die Leitung der Company. Unter ihr hat sich das Ensemble als eine der besten Repertoire-Companys
der Welt etabliert. 1995 wurde sie mit dem Dance Magazine Award und 1998
mit einem Bessie (dem Äquivalent zum Tony für Broadway-Produktionen und
dem Oscar in der Filmindustrie) ausgezeichnet. Aus der Begründung: "Sie hat
eine kreative Gegenwart im Kontext einer hoch verehrten Vergangenheit gefunden und dabei vielen Generationen von Künstlern die Möglichkeit gegeben,
choreografische Möglichkeiten für sich zu entdecken." Maxwell hat viele
Hauptrollen in den von Limón geschaffenen Stücken getanzt – bis hin zur »Carlota«, im letzten Stück des Meisters, das er speziell für sie choreografiert hatte.
Maxwell ist auch für viele der Rekonstruktionen von Limón-Original-Choreografien für die Company verantwortlich. Außerdem hat sie natürlich auch eigene Choreografien für das Ensemble geschaffen.
STELLVERTRETENDE
KÜNSTLERISCHE LEITERIN UND TÄNZERIN
ROXANE D’ORLÉANS JUSTE
Roxanne D'Orléans Juste wurde im kanadischen Montreal (Quebec) geboren und ist seit 1983 bei der Limón Dance Company. Sie hat auch mit der Eleo
Pomare Dance Company und mit Annabelle Gamson Dance Solos getanzt.
D’Orléans Justes eigene Choreografien wurden von Toronto Danceworks, Shoenberg Dancycle, Dia Center for the Arts, L’Agora de la Danse, The Yard und im
Musée du Québec präsentiert. Sie wurde mit dem Canadian Dance Award und
dem Prix Jacqueline Lemieux ausgezeichnet und bekam mehrfach Förderungen
des Canada Council for the Arts und der Foundation for Creation in Fine Arts. Als
aktive Meisterlehrerin ist sie auch für Neuinszenierungen von Limón-Choreografien überall in der Welt zuständig.
PROGRAMM
CARLA MAXWELL
CHOREOGRAFIEN
Etude
"Wir präsentieren Ihnen heute Abend ein Programm, das mehr als sechs Jahrzehnte
großartigen Tanz-Schaffens umfasst. Wir würdigen das Genie José Limón als Choreografen und in seiner Rolle als Teil der Geschichte des Modern Dance in den USA, indem
wir Meisterwerke aus der Vielzahl seiner Kreationen ausgewählt haben und indem wir
darüber hinaus Stücke tanzen, die zukünftige Generationen von kreativen Künstlern
noch beeinflussen werden. Diese Werke repräsentieren Tanz-Meisterstücke aus dem
20. und 21. Jahrhundert und es ist unser Vergnügen, Sie mit Ihnen zu teilen.
Die Choreografien stehen für die Lebendigkeit und die Originalität der menschlichen
Ausdruckskraft von José Limón und auch für die Tiefe und den Atem unserer Gründer."
Länge etwa 5 Minuten
(2002)
Choreografie CARLA MAXWELL
Musik FRANZ SCHUBERT
Lichtdesign TED SULLIVAN
Tänzer KRISTEN FOOTE, ELISE DREW LEON, DANIEL FETECUA
SOTO, FRANCISCO RUVALCABA, AARON SELISSEN / BRENNA
MONROE-CLARKE, LOGAN FRANCIS KRUGER, DANTE PULEIO,
ROSS KATEN, DURELL R. COMEDY
Come With Me
Carla Maxwells choreografischer 'Lobgesang' an José Limón destilliert sein Handwerk, seinen Stil und seine Leidenschaft für die
Bewegung ursprünglich in ein kurzes Solo. Es basiert auf Bewegungen aus drei Limón-Choreografien (»Dances for Isadora«,
»Psalm« und »A Choreographic Offering«). In dieser Version wird
es allerdings von einer Gruppe getanzt. Leidenschaft und Kraft
vereinigen sich fließend zu den Liedern von Schubert. Das Stück
entstand für das Rahmenprogramm der Olympischen Winterspiele 2002 und wurde an der Weber State University in Ogden
(Utah) uraufgeführt.
Länge etwa 27 Minuten
Chaconne
Länge etwa 10 Minuten
Choreografie JOSÉ LIMÓN
Musik JOHANN SEBASTIAN BACH
Lichtdesign STEVE WOODS
Neu-Inszenierung SARAH STACKHOUSE
Tänzer ROXANNE D’ORLÉANS JUSTE / KATHRYN ALTER /
RAPHAËL BOUMAILA
Die 'Chaconne' als Tanzform stammt – nach Ansicht vieler Musikwissenschaftler – eigentlich aus New Spain, jetzt Mexiko, und ist
ein robuster und rauer Tanz. Bach nutzte die strikte musikalische
Form der 'Chaconne', bereicherte sie aber um sehr starke emotionale Verwicklungen. Limón hat versucht, sowohl die formellen
Entbehrungen als auch das tief greifende Gefühl der Musik festzuhalten. »Chaconne« gilt als erstes wichtiges Solo, das von Limón
geschaffen wurde. Die erste Aufführung war am 27. Dezember
1942 im Humphrey-Weidman Studio Theater in New York City.
(1942)
(2012)
Choreografie RODRIGO PEDERNEIRAS
Originalmusik von PAQUITO D’RIVERA »Bombardino«,
»Ladies in White«, »Dreams« und »Freedom Dance«
Kostüme MARIA LUIZA MAGALHÃES
Lichtdesign GABRIEL PEDERNEIRAS
Tänzer DAS ENSEMBLE
Mit dieser Choreografie wurde zum 65. Geburtstag der Limón
Dance Company der Brasilianer Rodrigo Pedernairas, Direktor der
Grupo Corpo beauftragt. Die Musik für dieses Werk wurde zunächst von der Bewegung Las Damas de Blanco (Die Frauen in
Weiß) inspiriert. Diese revolutionäre Gruppe von Frauen demonstriert seit dem Jahr 2003 in Havannas Straßen für Demokratie,
Freiheit und mehr Gerechtigkeit der Kubaner.
Die Frauen sind ganz in Weiß gekleidet und tragen Gladiolen. Ihr
Ziel ist es, die Regierung dazu zu bewegen, Familienmitglieder
und Dissidenten, die wegen politisch kontroverser Ansichten (aus
Sicht der kubanischen Regierung) im Gefängnis sitzen, freizulassen. Der kubanische Komponist D’Rivera beschäftigte sich dann
in weiteren Stücken noch mit zwei anderen Freiheits-Bewegungen
seines Landes. Uraufführung dieses Stücks war am 19. Juni 2012
im Joyce Theater, New York City.
PAUSE
Psalm
Länge etwa 33 Minuten
(1967)
Fast schon ein Ritual aus Rhythmus und Melodien,
das den virtuosen Ensemble-Tanz der Company in
den Mittelpunkt stellt. "Eine Beschwörung der heldenhaften Kraft des menschlichen Geistes, die selbst
über den Tod triumphiert…"
Eine alte jüdische Legende besagt,
dass es auf der Welt immer 36
Gerechte gibt, um derentwillen
Gott die Welt nicht untergehen
lässt, egal wie viele Sünden passieren. Diese Männer sind Normalsterbliche und sich oft ihrer
Situation nicht bewusst.
Dem Glauben zufolge stirbt die
Menschheit aus, wenn auch nur
einer von ihnen fehlt, weil das
Leiden der Welt dann unser aller Seelen vergiftet. Niemand jedoch weiß, wer zu diesen 36
Männern gehört.
In dieser Choreografie wird durch abstrakte Bewegungen der Blick auf einen dieser 36 Gerechten gerichtet. »Psalm« wurde von Limón 1967 geschaffen
und 2002 von Carla Maxwell zu einer neuen Musik
von Jon Magnussen wieder auf die Bühne gebracht.
Die erste Aufführung fand am 19. August 1967 im
Rahmen des American Dance Festivals in New London (Connecticut) statt. Die Neufassung hatte ihre
Uraufführung am 13. Februar 2001 an der Weber
State University in Ogden (Utah).
Choreografie
Musik (Original)
(Neu)
Kostüme
Lichtdesign
JOSÉ LIMÓN
EUGENE LESTER,
JOHN MAGNUSSEN
MARION WILLIAMS
STEVE WOODS
Tänzer
RAPHAËL BOUMAILA / DANTE PULEIO,
ROXANNE D’ORLÉANS JUSTE und
KRISTEN FOOTE / KATHRYN ALTER
und BRENNA MONROE-COOK,
DAS ENSEMBLE
Tänzerinnen und Tänzer
KATHRYN ALTER
BRENNA MONROE-COOK
ist in Juneau (Alaska) aufgewachsen. Nach dem Besuch der Interlochen Arts Academy im Staate Michigan schloss sie 2011
das Conservatory of Dance der State University of New York in
Purchase mit höchsten Auszeichnungen ab. Seit 2003 tanzt
Alter in der Limón Dance Company. Sie ist auch Lehrerin am
Limón Institute und hat viele Kurse und Klassen in den USA und
in Mexiko gegeben. Außerdem hat Alter das Riedel Dance
Theater mitgegründet und in Projekten von Alan Danielson
und dem Kazuko Hirabayashi Dance Theater mitgearbeitet.
ist aus Oak Park, einem Vorort von Chicago (Illinois). Ihre Tanzausblidung begann an der Academy of Movement and Music
und der Ruth Page Foundation. Sie hat einen Abschluss der Juilliard School unter Benjamin Harkavy. Monroe-Cook war bereits
von 2003 bis 2007 Tänzerin bei Limón – im Anschluss machte
sie einen Abschluss an der University of Washington in Seattle
und war Tanzlehrerin am Cornish College, für Dance Fremont, an
der Pacific Northwest Ballet School und an der University of Washington. Monroe-Cook unterrichtet auch international und
studiert Choreografien von Limón mit anderen Ensembles ein.
Seit 2013 ist sie wieder Mitglied der Company.
RAPHAËL BOUMAÏLA
hat einen Abschluss des Conservatoire National Supérieur Musique et Danse aus Lyon und ist zunächst in Frankreich aufgetreten – und mit Red Notes, der Andy Degroat Company aus
New York, bevor er Mitglied des Limón West Dance Projects in
Kalifornien wurde. Zusammen mit Nina Watt hat er in den
USA und in anderen Ländern Duette getanzt. Boumaïla unterrichtet, und er hat Limón-Choreografien in den Niederlanden,
in Argentinien und an Universitäten in den USA rekonstruiert.
Seit 1998 ist er Mitglied der Limón Dance Company.
DURELL R. COMEDY
stammt aus Prince Georges County (Maryland) und hat mit
sechs Jahren angefangen, mit der Spirit Wings Dance Company
zu tanzen. Seinen Abschluss machte er im Visual & Performing
Arts Programm an der Suitland High School im Jahre 2004 und
an der George Mason University im Fach 'Tanzperformance' im
Jahre 2008. Seither hat er mit der Mark Morris Dance Group,
dem Metropolitan Opera Ballet, Troy Powell, Matthew Rushing,
CorbinDances, Roger C. Jeffrey und Subtle Changes sowie Kyle
Abraham und Abraham.In.Motion getanzt. Die New York Times
hat ihn mal als "skrupellosen Tänzer mit einem wirklich ernst
zu nehmenden Sprung" bezeichnet. Comedy war Solotänzer
in der Produktion »Aida« der Baltimore Opera Company und
Erster Tänzer in der Produktion »Show Boat« der Washington
National Opera. Nach einer Zeit an der Ailey School kam Comedy 2009 zur Limón Dance Company.
KRISTEN FOOTE
stammt aus dem kanadischen Toronto (Ontario), wo sie beim
Canadian Children’s Dance Theatre (CCDT) trainiert hat. Sie ist
seit dem Jahr 2000 bei Limón und fand sich 2005 auf der Top25-Liste der Tänzerinnen, deren Entwicklung man 'gut beobachten sollte' – veröffentlicht vom Dance Magazine – wieder.
Die gleiche Fachzeitschrift kategorisierte Foote fünf Jahre später als eine der 'besonders beeindruckenden' Tänzerinnen. Sie
war auch eine 'Rockette', ein Mitglied im Ensemble der New
Yorker Radio City Music Hall und tanzte mit der Mark Morris
Dance Group, mit Pajarillo Pinta’o und Dance Heginbotham.
ROSS KATEN
kommt ursprünglich aus dem Staate Oregon im Nordwesten
der USA. Dort absolvierte er die Arts & Communication Magnet
Academy. Es folgten weitere Ausbildungsetappen – an der Juilliard School, beim Nashville Ballet, dem Jacob’s Pillow Dance Festival und am Tanzzentrum SEAD (Salzburg Experimental
Academy of Dance). Ross hat außerdem einen Abschluss der
zur New York University gehörenden Tisch School of the Arts im
Fach 'Tanz'. Während dieses Studiums hat er unter anderem
in Stücken von James Sutton, Cherylyn Lavignino, Alex Ketley
und Mark Morris getanzt. Zuvor bereits für Dana Katz, John
Magnus, Donald McKayle, Chuck Wilt, Chihiro Shimizu und
Iain Rowe. Katen ist seit 2013 bei der Limón Dance Company.
The Limón Da nce Company
Tänzerinnen und Tänzer
LOGAN FRANCES KRUGER
wurde in Atlanta (Georgia) geboren und ist dort auch aufgewachsen. Unter anderem trainierte sie mit Annette Lewis und
Pamala Jones-Malavé. Kruger war von 1993 bis 2003 Mitglied
von Good Moves, einer Modern-Dance-Repertoire-Company
mit einem Programm für Kinder, unter der Leitung von Lewis.
Ihren Abschluss im Fach 'Tanz' machte sie an der Juilliard
School unter Larry Rhodes. Kruger hat sehr viel mit Michelle
Mola zusammengearbeitet, auch für das Ensemble The Troupe,
das von Mola und Zack Winokur geleitet wird. Außerdem ist
sie mit weiteren Companys unterwegs gewesen und hat für
viele Choreografen getanzt, darunter Adam H. Weinert, Shen
Wei Dance Arts und Jonah Bokaer. Kruger ist seit 2009 bei
Limón.
ELISE DREW LEON
hat Vorfahren aus Puerto Rico und kommt aus Oxford (Connecticut). Ihr erstes Tanztraining absolvierte sie an der Brass
City Ballet School. Sie war Mitglied von TAKE Dance und HopeBoykinDance und ist mit Camille A. Brown and Dancers, an der
Santa Fe Opera, mit der Seán Curran Company und mit dem
Luna Negra Dance Theater in Chicago aufgetreten. Ihren Abschluss hat sie vom Ailey/Fordham BFA Program im Fach 'Tanz'.
Drew ist seit 2010 bei Limón.
DANTE PULEIO
ist aus New Jersey. Er begann erst im Alter von 19 Jahren mit
dem Tanzen. Puleio trainierte in London und Leeds, bevor er
sein Studium in Philadelphia abschloss. Er kam erstmals im
Jahr 2000 zu Limón, versuchte es zwei Jahre später nochmals
mit seiner 'ersten Liebe', dem Musical-Theater. Obwohl ihm
diese Zeit sehr gut gefallen hat, begann er, Limón zu vermissen. 2008 kam er zurück und ist nun glücklicher, als je zuvor.
chen der Alten Musik. Seinen Abschluss hat er von der Juilliard
School. Ruvalcaba tanzte zuvor bereits in Choreografien von
José Limón, Paul Taylor, Mark Morris, Jirí Kylián, Benjamin Harkarvy und Agnes De Mille. Seit 1996 ist er in der Company.
AARON SELISSEN
kommt aus Green Bay (Wisconsin). Er machte seinen Abschluss im Fach 'Tanz Performance' an der Butler University.
2002 ging er nach Indianapolis und wurde Mitglied bei David
Hochoy’s Dance Kaleidoscope. Mehrere Jahre in Folge wurde er
auch zum Oregon Shakespeare Festival eingeladen, bevor Selissen 2005 nach New York City zog, wo er mit dem Martha
Graham Ensemble tanzte. Es folgten Engagements bei der
Carolyn Dorfman Dance Company, Janis Brenner & Dancers
sowie Isabel Gotzkowsky & Friends. 2008 gründete er mit
Kyla Barkin zusammen das Barkin/Selissen Project. Seine eigenen Choreografien wurden unter anderem im Staller Center for the Arts Main Stage at Stony Brook University, beim
Jacob’s Pillow Festival, im Alvin Ailey Theater, dem Flea Theater, dem Cunningham Theater, an der Sam Houston State University, dem Grand Space in Brooklyn, der Flushing Town Hall,
im John Ryan Theater, den City Center Studios und im Manhattan Movement Arts Center getanzt.
DANIEL FETECUA SOTO
wurde in Bogotà (Kolumbien) geboren und hat einen Abschluss der Folkwang-Hochschule Essen in Deutschland. Er war
Gasttänzer in »Le Sacre du Printemps« und »Tannhäuser« bei
Pina Bausch in Wuppertal. Fetecua hat auch mit dem katalanischen Performance-Theater La Fura Dels Baus gearbeitet und
mit Kuo Chu Wu. Er ist Gewinner eines Salsa-Preises bei den
europäischen Salsa-Meisterschaften 2004.
Fetecua ist auch der Gründer und künstlerische Leiter von Pajarillo Pinta’o, einer Tanzcompany, die kolumbianische Folklore
und Modern Dance zusammenbringt, und die zugleich in
New York und in Deutschland zuhause ist. Seit 2006 ist Fetecua Mitglied der Limón Dance Company.
The Limón Da nce Company
FRANCISCO RUVALCABA
wurde in San Diego (Kalifornien) geboren und tanzte unter
anderem am Lincoln Center Institute, beim Festival Nacional é
Internacional de Danza en México und den Innsbrucker Festwo-
Modern Dance.
Standortbestimmung.
Mehr als 100 Jahre sind vergangen, seit José Arcadio
Limón am 12. Januar 1908 im mexikanischen Culiacán (Sinaloa) geboren wurde – aber auch sein Tod
vor mehr als 40 Jahren am 2. Dezember 1972 in Flemington im US-Bundesstaat New Jersey liegt schon
wieder so weit zurück, dass sich die Bedeutung der
von ihm entwickelten Tanz-Technik alleine schon
daran messen lässt, dass sie bis heute ein fester Bestandteil der modernen Tanzausbildung in vielen
Ländern überall auf der Welt ist. Dass die Limón
Dance Company nach wie vor in New York existiert,
unterstreicht die Wichtigkeit darüber hinaus noch
einmal – auch wenn dies alleine kein Grund wäre,
was das Vermächtnis anderer berühmter und weltbewegender Choreografen, wie zum Beispiel Merce
Cunningham – dessen Company zwei Jahre nach
seinem Tod abgewickelt wurde – beweist.
Martha Graham
José Limón, Merce Cunningham, Martha
Graham: drei der wichtigsten und einflussreichsten Choreografen des Modern Dance
in und aus den USA. So unterschiedlich
diese Ausnahmekünstler auch waren – sie
alle haben den Modern Dance entscheidend
beeinflusst und ihn mit ihren Ensembles um
die Welt getragen und getanzt. Sie begleiteten – und ihnen folgten – viele Andere!
Wer zu jenen gehört, die sich gerne Tanz auf der
Bühne anschauen, aber »Schwanensee« einem
Merce-Cunningham-Abend vorziehen würden,
kann sich vielleicht vorstellen, wie schwer es diese
Künstler zu Lebzeiten, insbesondere bis zur Mitte
des vorangegangenen Jahrhunderts hatten – und
sollte einen Moment darüber nachdenken, dass Isadora Duncan bereits im Jahre 1868 Ballett für
"Schnee von vorgestern" erklärt hat.
The Limón Da nce Company
Wenn auch die großen, berühmten
und weltweit einflussreichen Choreografen
nicht mehr unter uns sind, so ist die
Limón Dance Company zumindest
ein lebendiges Stück Tanzgeschichte!
Denn anders als zum Beispiel bei Merce Cunningham lebt das Werk, die Idee und vor allem die TanzTechnik des José Limón in der von ihm aufgebauten
Company – und nicht nur in der Erinnerung – weiter.
Wo sonst, wenn nicht in New York, hat – und hatte
– der Tanz seine vielfältigste Spielfläche in Nordamerika?! Es braucht schon eine Stadt wie New York City,
um solch wichtige, für Jahrhunderte die Tanzlandschaft bestimmende, Strömungen einzuführen. Um
diese zu etablieren, braucht es ausreichend Förderer,
Publikum und Ausdauer – und zugleich eine Gesellschaft, die Platz für Vieles hat. Dabei war und ist
New York oft auch nur der Rückzugs- und RückkehrOrt für viele Künstler. Für andere war und ist es Ausgangsbasis, und manch einer hat diese Stadt auch
noch nie verlassen...
Nicht nur dank eines berühmten Liedes gilt New
York als Maßstab für weltweiten Erfolg – die Stadt ist
zugleich Trainingslager. Ohne sie würden es viele gar
nicht schaffen, nirgendwo!
MODERNE MEISTER
NAMEN DEFINIEREN STILE
DIE MUTTER
Martha Graham (1894-1991)
Auch wenn sie die Bezeichnung 'Mutter' nicht unangefochten trägt: Graham hat ihr Ensemble 1926 gegründet (vier
Jahre bevor José Limón seine Begeisterung für den Tanz
überhaupt entdeckte – aber 40 Jahre, nachdem Isadora
Duncan als Neunjährige ihre Ballettstunden geschmissen
und erklärt hatte, dass Ballett für sie nicht viel mit Tanzkunst
zu tun habe: "Affektierte Anmut und auf Zehen laufen"
waren die Worte, die sie dafür als Kind benutzte.
Viel später, in ihrer Autobiografie, fand Duncan andere,
wenn auch nicht weniger deutliche, Worte für das Ballett:
Man werde im Training zu "artikulierten Puppen... die
künstliche, mechanische Bewegungen reproduzieren –
einer Seele nicht würdig". Duncan war zunächst und vor
allem eine extravagante Solistin. Dazu später mehr.
Zurück zu Graham: Ihre Choreografien kommen aus einer
sehr emotionalen, persönlichen Ecke – und dies bestimmt
auch die Graham-Technik im Tanz.
Man braucht den ganzen Körper – also bis hin zu den
Eingeweiden – um Graham zu tanzen, und das verbindet
auch mit den innersten Gefühlen, sagt Virginie Mécène,
Direktorin der Martha Graham School of Contemporary
Dance. Drei ganz besondere Bewegungen definieren
die Graham-Technik: das (in sich) Zusammenziehen,
die Freigabe (als Antwort darauf) und die Spirale, nicht
zuletzt, um wieder in die neutrale Ausgangsposition zu
gelangen. Kombinationen dieser drei Bewegungen, erlauben es dem Tänzer, in den endlosen Raum zu ragen,
sagt Mécène.
Die Graham-Legende ist heute so frisch wie am ersten
Tag. Die von Graham gegründete Company ist nach wie
vor auf Tour. Die meisten Studenten der Martha Graham
School starten ihre Karriere in der Graham Company, sie
haben aber auch überall sonst in der Welt große Chancen
auf einen Vertrag.
So vielfältig moderner Tanz inzwischen ist –
seine Wurzeln lassen sich auf eine Handvoll
Choreografinnen und Choreografen
zurückführen: die Technik von
Martha Graham, José Limón, Isadora Duncan,
Lester Horton und Merce Cunningham.
DER GRENZENLOSE
José Limón (1908-1972)
José Limón zog es mit 20 Jahren nach New York, wo er
bei weiteren Pionieren des Modern Dance studierte –
Doris Humphrey und Charles Weidman. Mit seiner eigenen Company entwickelte er dann auch einen eigenen
Stil. "Die Limón-Technik hat kein festgelegtes Vokabular,
es gibt keine Bewegungen oder Positionen, die immer
getanzt werden", sagt Alan Danielson, Direktor der
Schule am Limón Institute. "Für José ging es immer um
die unbegrenzten Möglichkeiten des Tanzes." In einer
Limón-Tanzstunde wird großer Wert auf das Atmen mit
dem Körper gelegt – und darauf, den Radius der Bewegungen immer zu erweitern.
Die Limón Dance Company ist regelmäßig auf Tournee –
in allen Teilen der Welt. Viele ehemalige Mitglieder
haben inzwischen eigene Tanz-Ensembles, in denen die
Limón-Technik ebenfalls lebendig gehalten wird. Viele
Absolventen der Limón-Schule finden dort einen Job.
Das berühmteste Werk von Limón – »The Moor’s Pavane« aus dem Jahre 1949, das auf der Geschichte von
Othello basiert – wird auch immer wieder von anderen
großen Tanz-Companys auf die Bühne gebracht, zum
Beispiel vom American Ballet Theatre und dem Pacific
Northwest Ballet.
MODERNE MEISTER
NAMEN DEFINIEREN STILE
DER MODERNE
Merce Cunningham (1919-2009)
Merce Cunningham studierte an der School of American Ballet und tanzte im Ensemble von Martha Graham, bevor er
1953 seine eigene Company aufbaute. Seine Choreografien legen großen Wert auf Klarheit, Kontrolle, eine unglaublich dynamische Breite und die parallele Nutzung des
Raums in mehreren Richtungen. Das zeichnet auch seine
Technik aus. "Merce nutzte jede Klasse, die er gab, um mit
den Tänzern zu experimentieren und neue Möglichkeiten
zu entdecken", sagt Robert Swinston, der Choreografische
Direktor der Merce Cunningham Dance Company. In einer
Cunningham-Klasse mussten der obere und der untere Teil
eines Körpers völlig unterschiedliche Dinge machen. "Er arbeitete mit den Beinen völlig unabhängig vom Oberkörper", so Swinston. "Es gibt Bewegungen der Beine bei ihm,
die sehr klassisch anmuten – aber dann bewegte sich der
Oberkörper konträr dazu – und sehr modern."
Auch wenn die Merce Cunningham Company im Dezember
2011 – zwei Jahre nach Cunninghams Tod – aufhörte zu
existieren, leben sein Stil und seine Technik in vielen neuen
Tanz-Ensembles weiter, die von ehemaligen CunninghamTänzern gegründet und aufgebaut wurden. Auch in Europa
wird die Cunningham-Technik von vielen Ensembles als
Basis benutzt.
Cunningham selbst hat zu Lebzeiten übrigens oft mit berühmten Künstlern aus anderen Bereichen zusammengearbeitet – unter anderem mit Andy Warhol, John Cage and
Robert Rauschenberg.
DER UNBEKANNTE
Lester Horton (1906-1953)
Lester Horton startete sein Ensemble, die Lester Horton
Dancers im Jahre 1932, und man stolpert sofort über die
Namen seiner größten Stars – Alvin Ailey und Carmen de
Lavallade. "Hortons Ziel war es, eine Technik des Modern
Dance zu schaffen, die anatomische Veränderungen
des Körpers durch den Tanz wieder korrigiert", sagt Ana
Marie Forsythe, die Vorsitzende der Horton-Abteilung an
der Ailey School. "Seine Studien des Balletts und anderer
Tanztechniken lehrten ihn, dass Tanz einen Körper normalerweise kaputtmacht. Er wollte dies Problem richten."
Die Horton-Technik umfasst gerade Rücken, seitliches
Strecken und Schwingungen der Beine. "Schüler lernen,
wie sie eine Position halten können, ohne sich dadurch
zu verletzen", so Forsythe. "Selbst das Fallen ist dramatisch und aufregend, aber es gibt ein Sicherheits-Netz für
jeden Fall." Auch die Horton-Technik lebt in vielen anderen Ensembles weiter, allen voran im Alvin Ailey American
Dance Theater. Aileys Choreografie »Revelations« hat die
größte Nähe zur Horton-Technik.
Isadora Duncan vers 1900, par Paul Berger, coll. BNF
"…die Frau, die das Wort
'Modern' zum Begriff Modern Dance geliefert hat",
schrieb der Tanz-Kritiker und
Journalist Jack Anderson in
der New York Times im Jahre
2008. Dies vorab, als Einordnung. Duncan wird oftmals
nicht erwähnt, wenn es um
die Basis des Modern Dance
in den USA geht.
Isadora Duncan war eine Pionierin des Tanzes in Amerika.
Auch sie wird oft als 'Mutter des modernen Tanzes' bezeichnet. Duncan lebte, zeigte und tanzte von Anfang an
ihren Stil und wurde so zu einer Art Revolutionärin, die
ihren Einfluss nicht nur in den USA, sondern auch quer
durch Europa und bis hin nach Russland 'tanzte'. Dort, wo
sie auftrat, war die Sensation perfekt. Duncan verpönte das
Ballett, was ihr viel zu reglementiert war. Stattdessen setzte
sie alles daran, ein Freigeist zu sein – und auch entsprechend zu tanzen – ohne dabei auf die Ideale des antiken
Griechenlands zu verzichten: Schönheit, Philosophie und
Menschlichkeit. Duncan brachte der Welt eine völlig neue
Form des Tanzens. Unangefochten ist, dass sie die Grundlagen für das geschaffen hat, was eines Tages als Modern
Dance bekannt wurde, auch wenn dieser Begriff sich erst
später etablierte.
Welche Rolle spielte Isadora Duncan ? (1877-1927)
Weite, leichte und um den Körper 'fliegende' Kostüme gehören ebenso zum Duncan-Stil, wie offenes
Haar und nackte Füße. Inspiriert von den alten Griechen, klassischer Musik, dem Wind und dem Meer.
Duncan verhalf dem Tanz wieder zu hohem Ansehen
unter den Künsten, sie brachte diese Disziplin zurück
zu ihren Wurzeln – zurück zu einer heiligen Kunst.
Sie ignorierte das Korsett der viktorianischen Zeit
komplett und nutzte das Vokabular des Balletts allenfalls als Steinbruch. Duncan hatte eine Vision für
den Tanz der Zukunft und trug diese aus dem Studio
hinaus zu anderen Künstlern, zu Philosophen und
Schriftstellern, um wiederum von ihnen etwas zu lernen.
Einige im Publikum waren von ihren Auftritten schockiert,
andere inspiriert. Duncans Herausforderung war es, den eingefahrenen und konservativen Geist der Zeit aus den Fugen
zu heben. Zugleich war sie auch vorne mit dabei, wenn es
um die Rechte von Frauen in der Gesellschaft ging. Viele
sahen eine glänzende Zukunft in Duncans Choreografien.
Isadora Duncan
Duncan wurde als jüngstes von vier Kindern 1877 in San
Francisco (Kalifornien) geboren, drei Jahre, bevor sich ihre
Eltern scheiden ließen und die Mutter mit den Kindern auf
die andere Seite der Bucht, nach Oakland zog. Dort versuchte sie ,als Klavierlehrerin, die Familie am Leben zu halten. Abends las die Mutter ihren Kindern aus den Werken
von Shakespeare, Shelley, Keats, Dickens und Whitman vor
– Samen, die bei Isadora auf fruchtbaren Boden fielen. Mit
18 Jahren zog Isadora Duncan zuerst nach Chicago, von
dort aus weiter nach New York und dann nach Europa, um
ihren Hunger nach Kunst und Leben zu stillen.
Isadora hatte schon als Zehnjährige damit begonnen, anderen Kindern Tanzstunden zu geben. In Europa wurde sie
als 'Letzter Schrei aus Kalifornien' angekündigt, das Publikum reagierte oft distanziert. Ihren Durchbruch in Europa
hatte sie 1902 in Budapest, wo sie von einem kompletten
Orchester begleitet wurde. Die Aufführung lief 30 Tage am
Stück und war immer ausverkauft. Als Zugabe tanzte Duncan zum »Donauwalzer« von Johann Strauss. Drei Jahre
später ließ sich Duncan im Grunewald, vor den damaligen
Toren Berlins, nieder. Dort eröffnete sie ihre erste TanzSchule und startete ihr eigenes Ensemble. Weitere drei
Jahre sollten vergehen, bis José Limón in Mexiko geboren
wurde. Fast ein ganzes Leben später schaffte Limón einen
Tanzabend mit dem Titel »Dances for Isadora«, womit
1971 ein Kreis geschlossen wäre. Ein Jahr vor seinem Tod.
Limón hat Duncan als seine 'Tanz-Mutter' bezeichnet. Das
Lesen von Duncans Autobiographie war eine der ersten Erfahrungen mit dem Tanz für ihn gewesen. »Dances for Isadora« war sein Tribut an die Frau, deren Geschichte und
Arbeit ihn unglaublich beeinflusst haben. Der Abend besteht aus fünf Solo-Stücken für fünf verschiedene Tänzerinnen und sollte so unter anderem auch die Vielfalt des
Charakters von Duncan darstellen. Limón beschrieb seine
Beziehung zu Duncan rückblickend als "Teil meines Lebens..." und nach einer kurzen Pause als "…mein ganzes
Leben". Auch andere Künstler gaben Duncans Einfluss
einen ähnlichen Stellenwert: "(Duncan) ist nicht die zehnte
Muse, sondern sie ist alle neun Musen in einer", sagte Lorado Taft, ein Bildhauer und Zeitgenosse Duncans. "Wenn
wir Isadora tanzen, tanzen wir die ganze Welt. Unser Planet
braucht das", schrieb die Tanz-Kritikerin Alice Bloch im
Dance Magazine (2008).