Wunschpunsch und sein Wunsch - ein Vampir auf Reisen -

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Wunschpunsch und sein Wunsch - ein Vampir auf Reisen -
Wunschpunsch und sein Wunsch
- ein Vampir auf Reisen von den Erzählstudenten der Geschichtenwerkstatt der Valentin Senger Schule:
Emily, Johanna, Katharina, Lenny, Luc, Marie 1 und Marie 2
Es war einmal ein junger Vampir namens Wunschpunsch. Er war der letzte Vampir auf der Welt und
lebte in einer alten, verlassenen und schon etwas baufälligen Kirche. Wie das? werdet ihr fragen.
Vampire zerfallen zu Staub, wenn sie ein Kreuz sehen und Kirchen sind gewöhnlich voller Kreuze.
Aber in dieser Kirche gab es keine Kreuze. Jemand hatte sie allesamt weg geräumt.
Bild 1: Luc
Dieser Jemand war ein 12jähriges Mädchen namens Elisabeth. Sie hatte Wunschpunsch auf einer
Halloween-Party kennengelernt und erst sehr spät gemerkt, dass er nicht einfach ein als Vampir
verkleideter Junge war, sondern ein echter Vampir. Elisabeth besuchte Wunschpunsch oft in der
verfallenen Kirche. Natürlich nur nachts. Tagsüber schlafen Vampire ja bekanntlich. Das Problem
war, dass Elisabeth nach diesen nächtlichen Treffen tagsüber immer sehr müde war und regelmäßig
in der Schule einschlief. Vorzugsweise im Matheunterricht. Ihre Lehrerin war sehr wütend darüber,
aber Elisabeth konnte natürlich nicht verraten, warum sie so müde war.
Bild 2: Marie 1
Fest stand, dass es so nicht weiter gehen konnte. Elisabeth und Wunschpunsch suchten nach einer
Lösung. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder würde Wunschpunsch Elisabeth beißen - dann
wäre sie auch ein Vampir. Aber das wollte sie verständlicherweise nicht, denn dann hätte sie ihre
Familie nur noch nachts sehen können. Also blieb nur, dass Wunschpunsch ein Mensch würde. Aber
wie sollte das gehen?
Bild 3: Johanna
"Vielleicht kann uns Professor Hempelsheim helfen", sagte Wunschpunsch. Er kannte den Professor
nur aus Erzählungen von früher. Ein verrückter Typ, von dem niemand wusste, was er eigentlich
war. Ein Mensch? Ein Vampir? Eine Maschine? Seine eigene Erfindung? Es heißt, er hätte
abschraubbare Ohren und eine Nase zum Abnehmen, Teleskopaugen, die sich ausfahren ließen,
elektrische Falten und elektrische Unterwäsche. Seine Haare standen wirr vom Kopf weg und wenn
er über ein Problem nachdachte, wuchsen riesige Pickel aus seinem Gesicht, die immer dann
verschwanden, wenn er die Lösung für das Problem gefunden hatte. Niemand wusste, wo sich der
Professor aufhielt und ob er überhaupt noch lebte.
Bild 4: Katharina
Eines nachts - Wunschpunsch und Elisabeth spielten in der alten Kirche Verstecken - fanden sie eine
verstaubte Truhe, die ihnen vorher nie aufgefallen war. Sie öffneten sie. In der Truhe lag eine
vergilbte Schriftrolle, doch als sie sie auseinander rollten, war keine Schrift darauf - dafür fing die
Rolle mit einer knarzenden Stimme an zu sprechen:
Guten Abend, gute Nacht, habt euch schön ins Bett gemacht. Wer das hört, hat einen Wunsch frei.
Aber dafür müsst ihr zu mir kommen, was nicht ganz einfach ist.
Ihr fahrt zuerst nach Thailand, dann nach Indonesien,
kurzer Zwischenstopp in Washington mit Butterbrötchen,
dann weiter nach Vampirius, in die Vampiriusstraße, Hausnummer 16, Stockwerk 16,
Zimmernummer darf ich nicht verraten.
Und das war's auch schon. Euer Professor Hempelsheim, Ende gut, alles gut!
Wunschpunsch und Elisabeth trauten ihren Ohren nicht. Sie hörten sich die Schriftrolle noch einmal
an. Es war wirklich und wahrhaftig eine Nachricht vom Professor.
Sie beschlossen, Professor Hempelsheim zu suchen. Sie warteten bis zu den Sommerferien.
Elisabeth erzählte ihren Eltern, dass sie mit einer Freundin nach Italien fahren würde, aber in
Wahrheit machte sie sich mit Wunschpunsch auf den Weg zu Professor Hempelsheim.
Bild 5: Emily
Sie klauten den weiß-blau gestreiften Heißluftballon, der immer auf der Dorfwiese parkte. Sie
packten alles ein, was man für so eine Reise braucht: Taschenlampe, Navigationsgerät, zwei
Butterbrötchen für den Zwischenstopp in Washington, eine Mütze, einen Reisesarg für
Wunschpunsch, ein Vampirkostüm für Elisabeth, die zahme Eule Huipuh, die auch in der Kirche
wohnte und ein Seil. "Wofür denn ein Seil?" fragte Wunschpunsch. "Das brauchen wir doch nicht."
"Doch, ich bestehe darauf," sagte Elisabeth. "Mein Papa sagt, man sollte immer ein Seil dabei
haben." Und so packten sie auch das Seil ein.
Bild 6: Luc
Sie flogen los. Nachts steuerte Wunschpunsch und tagsüber Elisabeth, denn sobald die Sonne
aufging musste sich Wunschpunsch in den Reisesarg zurückziehen. Sie flogen nach Thailand, dann
nach Indonesien, machten den kurzen Zwischenstopp in Washington, aßen ihre Butterbrötchen und
gaben dann Vampirius in ihr Navigationssystem ein.
Fehlanzeige! Das Navigationssystem kannte kein Vampirius. Also flogen sie nach Gefühl weiter.
"Da lang!" sagte Wunschpunsch und so flogen sie Da lang!
Bild 7: Johanna
Es wurde dunkler und dunkler. Irgendwann war es so dunkel, dass Elisabeth kaum noch die Hand
vor Augen sehen konnte. Plötzlich rief Wunschpunsch. "Da! Da vorne ist es!" Elisabeth konnte
nichts erkennen. Erst als sie schon ganz nah dran waren, sah sie es auch. Oder besser, sie spürte es:
Da war ein tiefes, schwarzes Loch im Himmel. Sie flogen ganz dicht an das Loch heran und
schauten hinunter. "Da müssen wir hin!" rief Wunschpunsch. "Ganz da unten. Das ist Vampirius!"
Gut, dass sie das Seil eingepackt hatten, denn der Ballon passte nicht durch das Loch und so
mussten sie sich abseilen. Sie hatten Angst, das Seil wäre zu kurz, aber immer, wenn sie dachten, es
wäre zu Ende, wurde es wieder ein Stückchen länger und zwar genau so lang, bis sie auf dem
Boden von Vampirius standen.
Bild 8: Marie 2
Sie sahen sich um. Es sah aus wie in einer ganz normalen Stadt. Straßen, Häuser. Aber nirgendwo
war jemand zu sehen. Vampirius war ausgestorben.
Sie banden das Seil an einem Straßenschild fest und machten sich auf den Weg. Die
Vampiriusstraße war leicht zu finden und die Hausnummer 16. Sie stiegen alle 16 Stockwerke hoch.
"Und jetzt?" fragte Elisabeth. Aber da entdeckte sie ganz am Ende des Ganges eine Tür auf der
stand: Darf ich nicht verraten. Das musste es sein.
Bild 9: Katharina
Sie klopften an die Tür. Eine knarzige Stimme, die ihnen sehr bekannt vorkam, rief unwillig: "Wer
stört mich denn schon wieder?" Vorsichtig öffnete Wunschpunsch die Tür. Da stand er! Professor
Hempelsheim. Und er sah genau so aus, wie Wunschpunsch ihn Elisabeth beschrieben hatte.
Offensichtlich war er gerade mit einem schwerwiegenden Problem beschäftigt, denn unzählige
Pickel schossen wie spitze Pilze aus seiner Haut.
Bild 10: Luc
"Wir wollten nicht stören", begann Wunschpunsch vorsichtig. Aber wir sind wegen dem Wunsch
hier." "Welcher Wunsch?", brummte der Professor unwirsch. "Na wir haben die Sprechrolle
gefunden," sagte Elisabeth. "Die Rolle mit Ihrer Stimme. Sie sind doch Professor Hempelsheim?"
"Der hochberühmte Professor Hempelsheim", ergänzte Wunschpunsch. Der Professor schien
geschmeichelt. "Und was wollt ihr?" knarzte er. "Wir haben einen Wunsch!" rief Elisabeth. "Das
heißt: Wunschpunsch hat einen Wunsch! Er will ein Mensch werden!" "Zu kompliziert," raunte der
Professor und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. "Aber Professor," versuchte es Wunschpunsch
jetzt etwas dringlicher. "Wir haben den ganzen Weg bis hierher gemacht. Können Sie uns nicht
wenigstens einen Tipp geben?"
Und dann erzählte ihnen Professor Hempelsheim, dass es für diese Art Wünsche nur eine Lösung
gab. Sie mussten den Stein finden auf dem Wunschpunschs Name stand. Es gab irgendwo auf der
Welt für jeden einen solchen Namensstein. Aber mit der Zeit waren die Namen verblasst und nicht
mehr zu erkennen. Deswegen fand kaum jemand seinen persönlichen Stein und wenn doch, wusste
derjenige oft gar nicht, dass es sein Wunschstein war.
"Ihr müsst zurück in die Steinzeit." Da kann man die Namen noch lesen, schlug Hempelsheim vor.
"Na großartig!" rief Elisabeth halb belustigt und halb verzweifelt. "Und wie sollen wir in die
Steinzeit kommen?" "Ganz einfach," antwortete der Professor. "Ihr nehmt die Zeitmaschine, die ich
gerade erfunden habe. Sie ist allerdings noch nicht getestet." Wunschpunsch sah Elisabeth an.
"Worauf wartest du?" fragte er ungeduldig. "Nicht ohne das Seil!" sagte Elisabeth. "Aber das dauert
doch jetzt viel zu lange. Das Seil hängt noch am Ballon," wehrte Wunschpunsch ab. "Dann holen
wir es eben," beharrte Elisabeth. "Nein. Wir brauchen bestimmt kein Seil!" "Doch!" "Nein!"
"Doch!" "Nein!" "Doch!" Schließlich gab Wunschpunsch nach und sie schickten Huipuh, die Eule,
los, um das Seil zu holen. Sie fand es sofort und biss es am oberen Ende durch. Der Ballon
verschwand im Himmel.
Bild 11: Marie 2
Sobald Huipuh mit dem Seil zurück war, kletterten Wunschpunsch, Elisabeth und die Eule in die
Zeitmaschine. "Gibt's keine Sicherheitsgurte?" fragte Elisabeth. "Mmmmm." brummte Professor
Hempelsheim und das hieß offensichtlich NEIN. Aber bevor sich Elisabeth noch groß Gedanken
machen konnte, fing die Maschine auch schon an ganz fürchterlich zu knattern und zu rauchen.
Bild 12: Johanna
Alles wackelte, bebte, zitterte, qualmte und machte ein fürchterliches Getöse. "Au!" schrie
Wunschpunsch plötzlich. Er war mit dem Kopf gegen die Armaturen geknallt. "Ich habe einen
meiner Schneidezähne verloren!", rief er aufgeregt. "Wie soll ich denn ein Vampir sein, wenn mir
einer meiner wertvollen Schneidezähne fehlt?" "Mach dir nichts draus", tröstete Elisabeth ihn.
"Bald bist du doch ein Mensch und dann brauchst du deine Vampirzähne nicht mehr."
Wunschpunsch wurde ein bisschen nachdenklich. "Schenkst du mir den Zahn?" fragte Elisabeth, um
ihren Freund abzulenken. Er nickte und Elisabeth wickelte den Zahn sorgfältig in das
Butterbrotpapier und steckte ihn in die Hosentasche.
Bild 13: Katharina
Endlich hörte das Geknatter und Gewackel auf. "Ich glaube, wir sind da," sagte Elisabeth. Sie
stiegen aus. Und wirklich. Um sie herum gab es nichts als Sand und Steine. Das musste die
Steinzeit sein. "Und wie sollen wir unter all den Steinen den mit meinem Namen finden?" fragte
Wunschpunsch. "Ich glaube, wir haben ihn schon gefunden," antwortete Elisabeth und fügte leise
hinzu: "Allerdings gibt es da ein kleines Problem." Wunschpunsch blickte in die Richtung, in die
Elisabeth starrte. Und da sah er ihn: Einen riesigen, grünen Feuerdrachen mit roten Stacheln, der auf
einem monströsen Stein saß. Und ihr könnt euch denken, was auf dem Stein stand. Richtig!
WUNSCHPUNSCH!
Bild 14: Marie 1
Wunschpunsch starrte ungläubig auf den Drachen. "Wie sollen wir jetzt an den Stein kommen?"
Elisabeth überlegte. Dann lächelte sie siegessicher. "Ich glaube, ich habe eine Idee!" Sie pfiff leise
durch die Zähne und Huipuh kam angeflogen und setzte sich auf ihre Schulter. "Huipuh und ich
werden den Drachen ablenken. In der Zwischenzeit holst du den Stein." Und bevor Wunschpunsch
etwas sagen konnte, schnappte Elisabeth das eine Ende des Seils und rannte auf den Drachen zu.
Huipuh flog ihr hinterher, das andere Ende des Seils fest im Schnabel. Kurz vor dem riesigen Maul
des Drachens stoppte Elisabeth und begann wie wild herumzuhopsen. Der Drache zögerte nicht
lange, sondern tat, was alle Drachen tun, wenn sie 12jährige Mädchen sehen, die vor ihrer Nase
herumhopsen. Er schnappte nach ihr. Aber statt Elisabeth zu erwischen, bekam er nur das Seil zu
fassen, das sie ihm im letzten Augenblick hinwarf. Sobald er zugeschnappt hatte, begann Huipuh
mit dem anderen Ende des Seils im Schnabel wilde Spiralen zu fliegen. Der Drache, der
seltsamerweise das Seil nicht mehr loslassen konnte, wurde eingewickelt wie ein Christbaum.
Bild 15: Emily
"Los!" schrie Elisabeth. "Hol dir den Stein!" "Aber der ist doch viel zu groß! Das schaffe ich nie!"
brüllte Wunschpunsch zurück. "Doch! Das schaffst du! Du musst nur dran glauben!", ermutigte ihn
Elisabeth. Und wirklich: je näher Wunschpunsch dem Stein kam, umso kleiner schien er zu werden.
Und als er direkt vor ihm stand, war der Stein nur noch so groß wie ein Tennisball. Wunschpunsch
schnappte ihn, warf ihn hoch in die Luft, klatschte fünf Mal in die Hände und rief so laut er konnte:
"Ich will ein Mench sein, ich will ein Mensch sein, ich will ein Mensch sein!"
Bild 16: Marie 2
Kaum hatte der Stein den Boden wieder berührt, begann sich Wunschpunsch zu verändern. Er warf
seinen Vampirmantel fort und stand plötzlich in Jeans und gestreiften Socken da. Nur sein neues
Gesicht konnte man noch nicht sehen.
Bild 17: Luc
Doch im nächsten Augenblick war auch die Vampirmaske verschwunden und Elisabeth blickte in
das Gesicht eines lachenden Jungen mit blonden Haaren und blauen Augen. Sie riss die Arme in die
Luft und rief freudestrahlend: "Es hat geklappt! Du bist ein Mensch!" Wunschpunsch grinste. "Ich
kann es noch gar nicht glauben". Aber die Freunde hatten keine Zeit zu verlieren. Sie mussten
schnell zurück in die Zeitmaschine. "Nicht ohne das Seil!" grinste Elisabeth. "Na gut. Ich hab's
kapiert!" antwortete Wunschpunsch. "Man kann zwar nie wissen wofür, aber irgendwann braucht
man unbedingt ein Seil." "Genau!" Und sie schnappten sich das Ende des Seils, das Huipuh noch
immer fest hielt. "Auf drei!" rief Elisabeth. "Eins! Zwei! Drei!" Gemeinsam zogen sie mit einem
kräftigen Ruck an dem Seil und der Drache begann sich rollend wieder auszuwickeln. "Schnell! Wir
müssen laufen!" rief Wunschpunsch und sie rannten so schnell sie konnten zurück zur
Zeitmaschine!
Bild 18: Marie 2
Kurz bevor sie die Maschine erreicht hatten, stolperte Elisabeth und fiel der Länge nach hin. Direkt
vor ihrer Nase lag ein Namensstein. "Das gibt's doch nicht" rief sie und vergaß vor lauter Aufregung
völlig, dass ihnen der inzwischen wieder vollständig ausgewickelte Drache auf den Fersen war. "Da
steht ja mein Name drauf. Wunschpunsch! Sieh nur! Ich habe auch meinen Wunschstein gefunden!"
Und wirklich. Auf dem Stein stand deutlich lesbar: Elisabeth. "Wir müssen weiter!" rief
Wunschpunsch. "Beeil dich!"
Elisabeth packte den Stein, rappelte sich hoch und stürzte im letzten Moment durch die Luke der
Zeitmaschine. Sie drückten den Zurückhebel ganz nach unten. Und wieder begann die Maschine zu
rauchen und zu knattern. Durchs Fenster konnten sie den wütenden Drachen sehen. Aber sie waren
in Sicherheit.
Die Fahrt zurück in die Gegenwart war genauso holprig wie die Hinfahrt. Als Wunschpunsch,
Elisabeth und Huipuh im Labor das Professors angekommen waren, schien der nicht im mindesten
gespannt auf ihr Abenteuer. Im Gegenteil. Er hatte schon wieder völlig vergessen, wer sie waren
und war offensichtlich mit einem neuen schwierigen Problem beschäftigt, denn die Pickel in seinem
Gesicht waren noch größer geworden. "Lass uns nach Hause fahren," sagte Elisabeth. "Nach
Hause?" fragte Wunschpunsch ungläubig. "Und womit? Der Ballon ist fort" "Wir haben das Seil,
und wir haben Huipuh," sagte Elisabeth zuversichtlich. "Wir finden bestimmt eine Lösung" Und da
hatte Huipuh das Seil auch schon an beiden Enden geschnappt und eine Schaukel daraus geformt.
Sie blinkerte zwei Mal mit ihren Eulenaugen, als wollte sie sagen: "Bitte einsteigen!" Elisabeth und
Wunschpunsch setzten sich in die Seilschlaufe. "Aber wir sind doch viel zu schwer!" sagte
Wunschpunsch. "Du musst dran glauben!" erwiderte Elisabeth. "Hast du das schon wieder
vergessen?" "Ich versuche es," antwortete Wunschpunsch und schloss die Augen. Da erhob sich
Huipuh mit den beiden Kindern und flog zurück nach Hause und es schien ihr so leicht zu fallen, als
hätte sie nur einen Zweig im Schnabel.
"Ich habe noch einen Wunsch frei," sagte Elisabeth, als sie wieder vor der alten Kirche standen.
"Verrätst du ihn mir?", fragte Wunschpunsch. "Ja, aber nur wenn ich dich ab jetzt Luc nennen darf."
"Einverstanden," antwortet Wunschpunsch, der jetzt Luc hieß und aussah wie ein ganz normaler
Junge. "Ich wünsche mir, dass wenn ich nach Hause komme, du in die Wohnung einziehen wirst,
die grade über uns frei geworden ist. Die neuen Mieter wünschen sich glaube ich schon lange ein
Kind."
Und so geschah es. Wunschpunsch, der jetzt Luc hieß, lebte mit seinen neuen Eltern fortan in der
frei gewordenen Wohnung über Elisabeth. Es waren noch zwei Wochen bis die Schule wieder los
ging und diese Zeit verbrachten Luc und Elisabeth fast ausschließlich im Schwimmbad.
Bild 19: Emily
Nichts erinnerte mehr daran, dass der blonde Junge mit den blauen Augen, der jetzt im gleichen
Haus wie Elisabeth wohnte und mit dem sie sich so gut verstand, als wären sie schon ewig
befreundet, einst ein Vampir gewesen war. Nur der Zahn, den Elisabeth seit der Reise in die
Steinzeit an einer Kette um ihren Hals trug und den sie hütete wie einen Schatz, ließ sie noch
manchmal an dieses unwirkliche Abenteuer denken. Was Elisabeth jedoch nicht ahnte: Derjenige,
der diesen Zahn trug, würde sich einmal im Jahr, und zwar genau an Halloween, für eine Nacht in
einen Vampir verwandeln. Aber das ist eine andere Geschichte und die müssen wir erst noch
erfinden...