Gespräch - Deutsches Lackinstitut
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Gespräch - Deutsches Lackinstitut
Lack im Gespräch t Nr. 115 Juni I n f o r m a t i o n s d i e n s t D e u t s ch e s L a ck i n s t i t u t 2013 Konjunkturerwartung 2013 Lack- und Druckfarbenindustrie leidet unter Mini-Wachstum in Deutschland Das schleppende Wirtschaftswachstum in den ersten Monaten 2013 belastet den Lack- und Druckfarbenabsatz in Deutschland. Insgesamt rechnet die Branche im laufenden Jahr mit rückläufigen Absatzmengen bei Lacken, Farben und Druckfarben um ein bis zwei Prozent. Der Jahresumsatz wird 2013 auf 7,7 Milliarden Euro steigen. Besonders enttäuschend verlief die Konjunktur bei den Baufarben: Das ohnehin traditionell schwächere Win- terquartal verzeichnete wegen der sehr langen Kälteperiode im Fassadengeschäft Rückgänge von bis zu 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bei der Mitgliederversammlung des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. in München beurteilte Verbandspräsident Klaus Meffert den Monat März als „katastrophal“. Vor 130 Vertretern der Lack- und Druckfarbenindustrie machte er aber Mut: Die Auftragsbücher der Handwerker seien Lack-Verbrauch und BIP 1990 - 2013 Lack-Verbrauch 1.900 BIP real 2.400 1.800 2.200 F&L in 1.000 Tonnen 2.000 1.600 1.800 1.500 1.400 1.600 BIP in Milliarden Euro 1.700 1.300 1.400 1.200 2 01 0 2 01 1 2 01 2 2 01 3 9 20 0 0 20 0 1 20 0 2 20 0 3 20 0 4 20 0 5 20 0 6 20 0 7 20 0 8 20 0 9 8 19 9 19 9 6 7 19 9 4 5 19 9 19 9 19 9 2 3 19 9 1 19 9 19 9 19 9 1.1 00 0 1.200 Jahrzehntelang galt das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) als sicherer Hinweis auf eine gute Lack-Konjunktur. Etwa seit dem Jahr 2000 gilt dieser enge Zusammenhang nicht mehr: Das BIP ist in den letzten Jahren deutlich stärker gewachsen als der Absatz an Lacken und Farben. Berechnungen des Verbandes der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie zufolge muss das jährliche Wirtschaftswachstum in Deutschland mindestens zwei Prozent betragen, damit der Lackverbrauch nicht sinkt. Da für das laufende Jahr nur ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent vorhergesagt wird, sind auch die Aussichten für den Lackverkauf wenig erfreulich. gut gefüllt und bei gutem Wetter könnten manche Rückstände noch aufgeholt werden. Meffert kritisierte aber auch die „chaotische Förderpraxis“ der Bundesregierung in Sachen Wärmedämmung, die viele Immobilienbesitzer verunsichere. Die Rezession in Europa belastet auch den Absatz von Industrielacken: Möbel- und Holzlacke, Beschichtungssysteme für die Automobilindustrie oder auch Lacke für die Elektro oder Metall verarbeitende Industrie werden gegenwärtig von den Abnehmerindustrien nur zögernd nachgefragt. Für die Druckfarben wurde 2012 ein Rückgang der Umsätze um 3 Prozentpunkte festgestellt. Die Produktionsrückgänge bei Druckfarben liegen ausschließlich im Bereich der Publikationsdruckfarben. Die zunehmende Konkurrenz durch den Digitaldruck und die rückläufigen Auflagen vieler Titel hinterlassen hier deutliche Spuren. Der Absatz von Druckfarben wird neben diesen strukturellen Marktveränderungen im Inland auch von Exportrückgängen belastet. Ausfuhren in die EU-Länder waren viele Jahre lang eine wesentliche Stütze des Erfolgs deutscher Druckfarbenhersteller. Auch fünf Jahre nach der Krise wird die Lack- und Druckfarbenindustrie das Niveau des Jahres 2008 weder bei den Produktionsmengen noch bei den Umsätzen erreichen. 1 t Autofarben 2012 Weiß legt weiter zu, Braun ist wieder im Kommen Die Statistik des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigt: Zwei Farben dominieren wie in den Jahren zuvor das Straßenbild in Deutschland. Noch immer sind fast 60 Prozent der in Deutschland neu zugelassenen Autos schwarz oder silberfarben bzw. grau. An dritter Stelle folgen – wie in den beiden Vorjahren – weiß lackierte PKW. Mit einem Anteil von 15,7 Prozent aller Neuzulassungen legte Weiß, die Trendfarbe der vergangenen Jahre, gegenüber 2011 nochmals um 2,7 Prozentpunkte zu. Da in Deutschland die Farbe Weiß in den eigenen vier Wänden eine Renaissance erlebt, ist davon auszugehen, dass auch auf unseren Straßen der Anteil weißer Autos weiter zunehmen wird. Farbe ja, aber nicht irgendeine Neben Weiß lagen 2012 überraschenderweise Brauntöne wie Mokka-, Kaffeebraun und Bronze klar im Trend. Diese Farbtöne legten das fünfte Jahr in Folge fast unbemerkt stark zu. Waren es 2008 noch 39.766 Autos, wuchs die Zahl der braun lackierten neu zugelassenen Fahrzeuge 2012 auf 205.175 – das entspricht einem Marktanteil von 6,7 Prozent gegenüber 1,3 Prozent im Jahr 2 2008. Dagegen verliert Blau hierzulande weiter an Zuspruch bei den Autokäufern ( 0,8 Prozent), und auch der Anteil grüner Fahrzeuge ist weiterhin rückläufig. Dennoch ist auf unseren Straßen viel Farbe im Spiel: So legten Lackierungen in Gelb und Orange in der Gunst der Käufer leicht zu. Vor allem Kleinwagen sind in dieser Statistik vorn zu finden. Die Beliebtheit der Farbe Rot, Ende der achtziger Jahre noch Deutschlands beliebteste Autofarbe, ist mit 5,9 Prozent über alle Marken hinweg sogar hinter Braun zurückgefallen. t Werterhalt durch Korrosionsschutz Eine Aufgabe, die niemals endet In unserem Alltag ist der Rostfraß beinahe unsichtbar geworden, doch Korrosion wird auch im 21. Jahrhundert eines der großen Probleme bleiben. Betroffen von den zersetzenden chemischen Prozessen, die sich nicht allein als Rost zeigen, sind Stahlkonstruktionen wie Brücken oder Tragwerke, aber auch Industrieanlagen und Kraftwerke, Bahngleise, Rohrleitungen, Fahrzeuge und Maschinen. Die World Corrosion Organization schätzte 2009 die wirtschaftlichen Schäden durch Korrosion auf weltweit 1,8 Billionen US-Dollar. Grundsätzlich gilt: Korrosion lässt sich nicht vermeiden. Professioneller Korrosionsschutz kann jedoch der Zerstörung wertvoller Werkstoffe und Konstruktionen vorbeugen, sofern er systematisch überwacht und bei Bedarf zügig erneuert wird. Die Unternehmen der deutschen Lackindustrie leisten durch die Entwicklung zunehmend leistungsfähiger korrosionshemmender Beschichtungen schon seit langem einen elementaren Beitrag. Ohne ihre auf die jeweiligen Einsatzzwecke abgestimmten Beschichtungssysteme würden hierzulande jährlich Schäden in gigantischem Umfang entstehen. Über fünf Milliarden nur für Eisenbahnbrücken Die Deutsche Bahn muss von 2006 bis 2016 bis zu fünfeinhalb Milliarden Euro investieren, weil in diesem Zeitraum 70 Prozent der Stahl- und Eisenbrücken das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Hinzu kommen hohe ökologische Kosten: Etwa 16 Tonnen Stahl werden tagtäglich durch Korrosion vernichtet, müssen entsorgt und mit hohem Energieaufwand neu produziert werden. Wertvolle Ressourcen wie Trinkwasser oder Öl versickern aus korrodierten Leitungen im Boden. Experten schätzen, dass sich die wirtschaftlichen und ökologischen Schäden durch konsequentes Korrosionsmanagement jährlich um 25 bis 30 Prozent reduzieren ließen, doch hierfür fehlen oft die Mittel. Daher setzen sich Fachorganisationen weltweit Ein teurer und gefährlicher Gegner Korrosion kommt Staat und Wirtschaft teuer zu stehen: Defekte Teile müssen repariert oder ersetzt werden, währenddessen liegen Anlagen und Infrastruktur lahm. Schreitet der Zerfall zu weit fort, sind Unfälle eine zwangsläufige Folge: Brücken oder Gebäude stürzen ein, aus defekten Anlagen treten schädliche Stoffe aus, marode Schiffe sinken. Die jährlichen durch Korrosion verursachten Kosten belaufen sich in den Industriestaaten auf bis zu vier Prozent des Bruttoinlandsproduktes, in Deutschland also auf bis zu 1,4 Milliarden Euro. Gäbe es keinen wirksamen Korrosionsschutz, würden allein hierzulande jährlich Schäden in Höhe von rund 100 Milliarden Euro entstehen. dafür ein, das Wissen über Korrosionsschutz auf allen Ebenen zu erweitern und international gültige Standards zu entwickeln. Große Herausforderungen auch durch den Klimawandel Solange wir Eisen, Stahl und andere metallische Werkstoffe nutzen, müssen wir uns mit Korrosion auseinandersetzen. Insbesondere die Industrie steht vor gewaltigen Aufgaben, denn bei unzähligen Bauten und Anlagen steht aktuell die Prüfung und Erneuerung des Korrosionsschutzes an. Daraus ergeben sich stets aufwändige Großprojekte, die höchste technische und logistische Anforderungen stellen. Daher werden Prozesse und Verfahren zum Korrosionsschutz kontinuierlich verbessert, um die Lebensdauer wertvoller Wirtschaftsgüter stetig zu verlängern. Höheres Verkehrsaufkommen sorgt für stärkere Belastung Der Korrosionsschutz muss gleichzeitig mit den sich permanent verändernden Rahmenbedingungen Schritt halten. Vor allem Brücken werden durch ein immer höheres Verkehrsaufkommen zusätzlich strapaziert, so dass die bei der Planung errechnete Belastungsgrenze wesentlich schneller erreicht und überschritten wird und damit ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleistet ist. Eine hohe Belastung hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Korrosionsanfälligkeit der Werkstoffe. Neue Materialien, Prozesse und Standorte (z.B. OffshoreWindanlagen) verlangen daran angepasste neue Korrosionsschutzkonzepte. Dazu fordern veränderte Einflussfaktoren ihren Tribut, wie die Auswirkungen des Klimawandels: Extremwetterlagen mit Starkregen, Hagel und Sturm, höheren UV-Belastungen und strengerem Frost erfordern mittelfristig neue Strategien zum Schutz unserer Infrastruktur. Die Unternehmen der deutschen Lack- und Farbenindustrie werden mit der Entwicklung und Bereitstellung von optimierten Hochleistungsbeschichtungen ihren Beitrag leisten, den stetig neuen Herausforderungen beim Kampf gegen die Korrosion nachhaltig zu begegnen. 3 t Farbtrends und Farbempfinden Farbe lässt Produkte wirken druck des Objektes als bei einer rauen Oberfläche. Und damit ändert sich auch die Farbwahrnehmung des Objektes. Die Lackierung kann also die subjektive Gesamterscheinung eines Möbelstücks erheblich verändern und sollte immer in Betracht gezogen werden, wenn eine Neuanschaffung ansteht. Weitere Informationen zu aktuellen Farbtrends und zu allen weiteren Themen rund um Farben und Lacke sind auf der Webseite des Deutschen Lackinstituts unter www.lacke-und-farben.de zusammengestellt. Möbel selbst lackieren Die Farbe macht ein Möbelstück zu einem individuellen Wohnobjekt – ganz nach Gefühl und Geschmack. Bei neuen Produkten achten Designer ganz besonders auf die Farbgestaltung der Oberflächen, denn Farbtöne beeinflussen das menschliche Wohlbefinden. Dazu kommt die neue Erkenntnis, dass bestimmte Farben akustisch „laut“ wirken, andere eher „leise“. Das Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen fand in einem Versuch mit 250 Probanden heraus, dass weiß lackierte Autos leise bis extrem leise wirkten, grüne Autos dagegen eher als laut empfunden wurden – obwohl alle Wagen baugleich waren und mit der gleichen Geschwindigkeit fuhren. Rot und schwarz lackierte Autos hinterließen einen sportlichen Eindruck, silberfarbene dagegen einen trägen. Das Farbdesign ist unbestritten ein wichtiger Faktor für das Gesamtempfinden – egal in welchem Produktbereich. Wer mit der Zeit gehen will, sollte darauf achten, welche Farbe sein neues Produkt hat. Das gilt besonders für Möbel. 4 Helle Töne stehen für hohe Wertigkeit Im Bereich der Inneneinrichtung ist Weiß bei vielen Menschen die Farbe der Wahl. Wuchtiges Mobiliar tritt in heller Ausführung dezent in den Hintergrund. Weiß gilt als unaufdringlich, elegant und ist sowohl mit farbenfrohen als auch mit neutralen Dekorationsobjekten gut zu kombinieren. Glänzender Weißlack ist nach wie vor ein wichtiges Gestaltungsmittel für Innentüren und wird gerade in Altbauten gern eingesetzt. Farbe und Gefühl im Einklang Ein Gegenstand definiert sich allerdings nicht allein über Form und Farbe. Auch die Beschaffenheit der Oberfläche und deren Haptik müssen damit harmonieren. Die Haptik beschreibt, wie sich eine Sache anfühlt. Wird beispielsweise ein glatter Glanzlack verwendet, entsteht ein ganz anderer Gesamtein- Farbig lackierte Möbel liegen im Trend. Wer seine alte Kommode, das Schuhregal oder das Beistellschränkchen in seiner Wunschfarbe lackieren möchte, sollte darauf achten, den Untergrund fachgerecht vorzubereiten. Holz muss zuerst abgeschliffen werden. Schäden in der Oberfläche sind vor dem Auftragen des Lacks zu verspachteln. Ganz wichtig ist es, beim Arbeiten mit Lack für ausreichende Belüftung zu sorgen. Eine möglichst staubfreie Umgebung verhindert Fussel und Einschlüsse im Lack. t Farbforschung Senioren brauchen kräftige Farben Je älter wir werden, desto stärker nimmt unsere Fähigkeit ab, Farben voneinander unterscheiden zu können. Vor allem Pastelltöne können von Senioren auf Grund schwindender Sehkraft schlechter differenziert werden. Für ältere Menschen ist deshalb eine kontrastreiche Farbgestaltung ihrer Umgebung wichtig: Die pastelligen Trendfarben der letzten Jahre wie zartes Grün, blasses Violett oder Sandtöne sind für die Gestaltung von Wohnräumen nicht empfehlenswert. Mit zunehmendem Alter verändert sich das Sehvermögen, die Sehkraft nimmt stetig ab, auch die Farbeindrücke werden anders wahrgenommen. Was für einen 35-Jährigen beispielsweise eindeutig als Rosa erkennbar ist, nimmt ein 70 Jähriger unter Umständen als Beige wahr. Ältere Menschen sehen anders Die Sehkraft kann sich im Alter auf vielfältige Weise verändern. Eiweißablagerungen färben die Linse gelb, wodurch Farben viel matter erscheinen und Farbtöne ohne Gelbanteil schlechter wahrge- nommen werden. So lassen sich blaue, blaugrüne oder violette Farbtöne mit der Zeit immer weniger unterscheiden. Der Graue Star, von dem rund 75 Prozent der über 65-Jährigen betroffen sind, bewirkt eine Eintrübung der Augenlinse. Die Umgebung wird wie durch Milchglas wahrgenommen, das Bild ist kontrastärmer, farbloser und matter. Zudem verkleinert sich zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr der Durchmesser der Pupillen um rund 60 Prozent. Dadurch fällt viel weniger Licht auf die Netzhaut; die gesamte Umgebung wird dunkler. Das heißt: Ein 70-Jähriger benötigt etwa dreimal so viel Licht wie ein 20-Jähriger. Farbe ja, aber bitte mit Kontrast Im Jahr 2030 wird bereits etwa jeder Vierte in Deutschland über 65 Jahre alt sein. Spezielle Farbkonzepte für Senioren werden daher an Bedeutung gewinnen – sei es in Seniorenresidenzen, öffentlichen Institutionen und Räumen oder auch in Pflegeeinrichtungen. So kann eine farblich zwar geschmackvoll, aber kontrastarm gestaltete Wohnanla- ge für Senioren dazu führen, dass sich die Bewohner nicht gut zurechtfinden. Unterschiedliche, kontraststarke Farben auf einzelnen Etagen können bei der Orientierung helfen. Noch wichtiger wird die Bedeutung von Farben bei Demenzkranken. Je weiter die Krankheit fortschreitet, desto geringer ist die Erinnerungsfähigkeit des Gehirns. Viele Patienten reagieren nicht mehr auf Sprache, weil sie die Bedeutung der Worte schlicht nicht mehr begreifen. Symbole hingegen gewinnen stark an Bedeutung und werden leichter verstanden. Besitzen diese Symbole kräftige, kontrastreiche Farben, erleichtern sie in vielen Fällen das tägliche Leben der Betroffenen. Die in den vergangenen Jahren über Alterskrankheiten wie Demenz gewonnenen Erkenntnisse gilt es nun, unter anderem mit Farbe, in patientengerechte Konzepte umzusetzen. Bereits heute gibt es Wohnanlagen für Demenz-Patienten, die mit unterschiedlichen, klar voneinander getrennten Farbthemen in Wohnund Aufenthaltsräumen für eine deutlich bessere Orientierungshilfe sorgen. 5 t Farb-sehen Ein Goldfisch sieht mehr Für die Mehrzahl der Menschen sind Farben ein selbstverständlicher Bestandteil ihres täglichen Lebens. Aber warum können wir überhaupt Farben sehen, und wie funktioniert das? Hunde, Katzen oder Stiere können es nicht und finden sich offensichtlich trotzdem ganz gut in der Welt zurecht. Dass wir Farben erkennen und unterscheiden können, verschafft uns eine Reihe von Vorteilen, die das Überleben unserer Vorfahren in freier Wildbahn sicherten, aber auch unsere Orientierung in der modernen Zivilisation erheblich vereinfachen. Der Vorgang des Farben sehens selbst und die Tatsache, warum wir mit Sicherheit bestimmen können, welche Farbe ein Gegenstand hat, ist ein recht aufwändiger Prozess. Wellenlänge trifft auf unser Auge und durchdringt Hornhaut, Iris, Pupille, Linse und Glaskörper, bis es auf die Retina trifft. Auf der lichtabgewandten Seite der Netzhaut befinden sich zwei unterschiedliche Arten so genannter Photorezeptoren. Das sind rund 120 Millionen Stäbchen und etwa sechs Millionen Zapfen. Die Stäbchen sind sehr lichtempfindlich und für das Hell-Dunkel-Sehen verantwortlich, die weniger lichtempfindlichen Zapfen hingegen für das Farben sehen. Nicht im Auge, im Gehirn entsteht die Farbe Zunächst einmal ist festzustellen, dass unsere Augen in physikalisch optischer Hinsicht nichts Überragendes leisten. Das Bild unserer Umgebung, das auf die Netzhaut (Retina) projiziert wird, hat keine besonders gute Qualität: Es ist räumlich und farblich verzerrt, recht unscharf und steht auch noch auf dem Kopf. Erst das Gehirn rekonstruiert aus den Informationen der Augen mittels biochemischer Prozesse und bereits gespeicherter Informationen ein Bild von unserer Umwelt, wie wir es gewohnt sind und in der wir uns sicher bewegen können. Das heißt übrigens auch, dass jenes farbige Bild, das wir wahrnehmen, unter Zuhilfenahme unseres gespeicherten Wissens, unserer Erfahrung, unserer Interessen und nicht zuletzt unserer persönlichen Stimmung und Befindlichkeit entsteht. Damit wird klar, warum zwei Menschen im selben Moment zwar dasselbe sehen, es aber mit großer Wahrscheinlichkeit unterschiedlich wahrnehmen. Unsere Augen liefern neben der reinen Projektion auf die Netzhaut noch mehr Informationen, die für das Entstehen eines farbigen Bildes entscheidend sind. Elektromagnetische Strahlung in Form von Licht unterschiedlicher 6 Das Gehirn als Farbmischapparat Drei verschiedene Zapfenarten (L, M, und S) absorbieren jeweils einen spezifischen Wellenbereich des Lichts. Dabei nehmen die sogenannten „LongZapfen“ den Bereich wahr, den unser Gehirn anschließend als Rot interpretiert, während die Medium- bzw. Short-Zapfen den Anteil von Grün und Blau registrieren. Sie verdanken ihre spezifische Empfindlichkeit für den jeweiligen Spektralbereich bestimmten Pigmenten, die unter Lichteinwirkung ihre Molekülstruktur verändern. Sie lösen Signale aus, die die Sinneszelle in Form eines biochemischen elektrischen Impulses an eine Ganglienzelle des Nervensystems weiterleitet. Diese empfängt die Signale der unterschiedlichen Zapfentypen und verrechnet sie gegeneinander. Aus diesen Informationen mit den jeweiligen Anteilen der drei Basis-Farbinformationen kann unser Gehirn die genaue Mischung und damit den richtigen Farbton bestimmen, schneller und besser als ein Computer es könnte. Die Informationen der Stäb- chen hingegen benötigt unser Gehirn, um mittels der Schwarz-Weiß-Anteile des Lichts räumliche Tiefe und Kontraste zu erkennen. Da die Stäbchen sehr lichtempfindlich sind, ermöglichen sie uns auch bei wenig Licht die Orientierung. Wenn es dunkel ist, übernehmen sie die meiste Arbeit, die Zapfen sind dann nicht mehr aktiv. Daher sehen wir im Dunkeln keine Farben. Unterschiedliche Farben durch unterschiedliches Licht Die entscheidende Voraussetzung, um Farben sehen zu können, ist Licht. Gegenstände erstrahlen in ihrer Farbe, weil sie unterschiedlich langwelliges Licht entweder absorbieren oder reflektieren. Der Farbanteil des Lichts, der am stärksten reflektiert wird, bestimmt die Wellenlänge, die im Auge mit Farbe in Zusammenhang gebracht wird. So erscheint uns beispielsweise Wasser blau, weil die roten, gelben und grünen Anteile des Sonnenlichts sehr schnell absorbiert werden und der blaue Anteil am stärksten reflektiert wird. Im Grunde genommen entsteht der Farbeindruck durch die Eigenschaft der Oberfläche eines Gegenstandes, bestimmte Anteile des Lichts stärker zu reflektieren als andere. Ändert man die Farbe bzw. Wellenlänge des Lichts, beispielsweise durch Filter, ändert sich auch die Farbe des beleuchteten Gegenstands. So erscheint ein roter Apfel in grünem Licht schwarz. Das menschliche Auge kann Licht der Wellenlängen von 380 bis 780 Nanometer wahrnehmen. Das ist nur ein kleiner Bereich des gesamten elektromagnetischen Strahlungsspektrums. 60 Prozent der im Sonnenlicht enthaltenen Wellenlängen können wir nicht sehen, beispielsweise UV-Licht. Darin sind uns viele Vögel überlegen, da sie zum Teil über vier Farbrezeptoren verfügen. Auch ein Goldfisch verfügt über ein breiteres Farbsehspektrum als der Mensch. Auf welche Weise Auge und Gehirn in jedem Moment diese ungeheuer große Menge an Informationen verarbeiten, damit wir sehen können, ist übrigens bis heute noch nicht vollständig erforscht. t Fotowettbewerb „Putz-Blitz“ entschieden Kreative Gestaltung im Fokus „Putz-Blitz“ – unter diesem Titel hatte die Fachgruppe Putz & Dekor im Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. vergangenes Jahr zu einem Fotowettbewerb rund um das Thema verputzte Fassaden und Innenwände aufgerufen. Der Einsatz farbiger Putze bietet viele schöne Möglichkeiten, unsere Häuser individuell und phantasievoll zu gestalten. Um die Gestaltungsvielfalt in all ihren Facetten zu dokumentieren, bot sich die Ausschreibung eines Fotowettbewerbes an. Gefragt waren interessante Bilder von möglichst originell verputzten und gestalteten Fassaden und Innenwänden. Unter einer Vielzahl von Einsendungen hat die Jury – führende Hersteller von Fassadenputzen auf Dispersions-, Silikat- und Silikonharzbasis sowie namhafte Anbieter von Bindemitteln für Putze – nun die Gewinner ausgewählt. Drei herausragende Arbeiten wurden für die Vergabe der Hauptpreise ermittelt und darüber hinaus 20 Anerkennungspreise vergeben. Mit dem dritten Preis wurde Simon Bausen aus Boppard ausgezeichnet, der für seine klare, in Rot und Weiß ausgeführte Fassade eines Wohnhauses in innerstädtischer Hanglage belohnt wurde. Auf dem 2. Platz landete Klaus Kopka aus Kevelaer. Er hatte ein freistehendes Einfamilienhaus mit moderner Putztechnik farbenfroh und kreativ in Szene gesetzt. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury von den Arbeiten des Malermeisters Thomas Hoehns aus dem niedersächsischen Springe. Meister Hoehns, der im Jahr 2000 den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, hat nicht nur „ein Auge für Farbe“, sondern auch für perfekt gestaltete Putzfassaden, wie die eingereichten Fotos eines Wohnhauses mit farblich und geometrisch klar akzentuierten Putzflächen zeigen. Alle Siegerfotos sind auf der Internetseite der Fachgruppe Putz & Dekor unter www.putz-dekor.org zu sehen. Mit dem Hauptpreis des Fotowettbewerbs „Putz-Blitz“ der Fachgruppe Putz & Dekor ausgezeichnet: Die von Malermeister Thomas Hoehns mit farblich und geometrisch klar akzentuierten Putzflächen perfekt gestaltete Fassade eines Wohnhauses. 7 t Druckfarben Keine Blüten im Mai Seit Anfang Mai 2013 bringt die Europäische Zentralbank neue EuroBanknoten in Umlauf. Die Geldscheine weisen eine Vielzahl unterschiedlichster Sicherheitsmerkmale auf. Etliche davon basieren auf Farben und speziellen Druckverfahren. Bargeld ist aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken. Trotz Online-Banking, Internet-Shops und Kreditkarten bezahlen wir tagtäglich viele unserer Einkäufe mit Euro-Banknoten und Münzen. Dass wir dabei echte Scheine über den Ladentisch geben und keine Fälschungen, ist für uns selbstverständlich – kaum einer macht sich vor dem Bezahlen Gedanken darüber, ob er wohl Falschgeld in den Händen hält. Dennoch bringen Geldfälscher Jahr für Jahr Blüten in Umlauf, wie eine Statistik der Bundesbank zeigt. Danach registrierte das Institut 2012 gut 41.500 falsche Euro-Banknoten und damit rund 6,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor (39.000). Weil Kriminelle zunehmend auf kleine Scheine wie den 20er setzen, blieb der Gesamtschaden jedoch mit 2,2 Millionen Euro auf dem niedrigen Vorjahresniveau. Nahezu fälschungssicher: Unsere Banknoten Damit Fälscher keine Chance haben, lassen sich die Hersteller von Banknoten immer kompliziertere und komplexere Produktionsverfahren einfallen. Das fängt bereits beim Papier für die Geldscheine an. Dieser spezielle Bedruckstoff wird bei Banknoten Substrat genannt. Dabei handelt es sich um Papier, das meist auf Basis von Samenhaaren der Baumwolle hergestellt wird. Substrate aus Baumwolle haben den Vorteil, dass sie durch versehentliches Waschen nicht kaputt gehen. Auch die Haptik, also das Gefühl beim Anfassen, unterscheidet sich deutlich von anderen Papiersorten wie beispielsweise handelsüblichem Brief- oder Druckerpapier. Für Euro-Banknoten wird ein spezielles Baumwollpapier verwendet, das langfaseriger und fester ist als normales Papier. Die genaue Zusammensetzung ist geheim.Unsere Euro-Banknoten weisen darüber hinaus eine Vielzahl von Sicherheitsmerkmalen auf. Einige davon sind mit bloßem Auge zu erkennen, andere wiederum nur mit Hilfe einer 8 Lupe oder UV-Licht. Und dann gibt es Merkmale, die gar nicht erst öffentlich gemacht werden. Viele der sichtbaren Sicherheitsmerkmale werden mit Druckfarben in speziell entwickelten Druckverfahren auf die Geldscheine aufgebracht. Welche Möglichkeiten die Hersteller von Banknoten heutzutage allein mit Druckfarben haben, die Scheine fälschungssicher zu machen, wird schon beim oberflächlichen Betrachten deutlich. Filigrane Muster, schimmernde Farben sowie Zahlen, die den Farbton wechseln, sind auffällige Merkmale, die selbst dem Laien die Echtheit des Scheins auf den ersten Blick bestätigen. Wer genauer hinsieht und eine Lupe zur Hand nimmt, erkennt gestochen scharfe Mikroschrift, die kein Kopierer oder Scanner hundertprozentig exakt reproduzieren kann. Ein Sicherheitsmerkmal der Banknoten ab 50 Euro aufwärts ist der Farbwechsel der Wertzahl. Je nachdem, wie das Licht auf den Schein fällt, wechselt die Farbe der Zahl 50 auf dem Weißfeld des 50-Euro-Scheins von violett zu oliv. Diesen Effekt erzielt die Druckerei durch so genannte optisch variable Druckfarben. Sie enthalten Pigmente, die das einfallende Licht brechen, streuen oder reflektieren und so den für uns sichtbaren Farbeindruck verändern. Ein weiteres Merkmal sind irisierende Druckeffekte. Sie basieren auf leuchtenden Spezialfarben, die beim Kippen einer Banknote ihre Farbe verändern, so dass das gedruckte Motiv sichtbar oder unsichtbar wird. Auch hier ist der Winkel des Lichteinfalls für die Wirkung entscheidend. Der irisierende Effekt verdankt seine Wirkung winzigen Glimmerplättchen, die einem transparenten Farblack beigemischt werden. Wird dieser Lack im Siebdruckverfahren auf das Papier der Banknote aufgebracht, richten sich diese Plättchen aus, und es wird der irisierende Effekt sichtbar. Effektfarben kombinieren die Hersteller mit ausgefallenen Designs. So lassen sich die unterschiedlichsten Sicherheitsmerkmale kreieren – ganz nach Wunsch der Zentralbank. Alle diese Effekte lassen sich äußerst vielseitig einsetzen und ermöglichen Sicherheitselemente, die sich für die tiefer gehende Echtheitsprüfung einer Banknote eignen, ohne dass dafür ein besonderes Prüfgerät nötig ist. Fluoreszierende Farben und dreidimensionale Effekte Häufig erleben wir, dass die Kassiererin im Supermarkt unseren 50-EuroSchein unter ein kleines Gerät hält. Sie prüft damit die Echtheit der Banknote mit Hilfe von UV-Licht. Beim Druck der Banknoten setzen die Hersteller Farbe ein, die fluoreszierende Pigmente enthält. Alternativ mischt man dem Papier schon bei dessen Herstellung Melierfasern bei, die mit fluoreszierenden Farben eingefärbt sind. Bestrahlt man die Banknote mit kurzwelligem UV-Licht, werden je nach Wellenlänge des Lichts unterschiedliche Farben oder Muster sichtbar. Ein weiteres, mit Druckfarbe erzeugtes Sicherheitsmerkmal ist das Durchsichtsregister. Hierbei handelt es sich um ein sich ergänzendes Muster, das jeweils in Teilen auf die Vorder- und Rückseite der Banknote gedruckt ist. Im Fall unserer Geldscheine ist es die Wertzahl auf dem Euro. Ein Durchsichtsregister vervollständigt sich im Gegenlicht; beide Seiten ergänzen sich exakt. t Techniker der Farb- und Lacktechnik Chancenvielfalt durch Weiterbildung Durchsichtsregister sind sehr schwierig zu reproduzieren, da beim beidseitigen Druck höchste Genauigkeit erforderlich ist. Weitere drucktechnisch hergestellte Muster sind Hologramme und Kinegramme. Dabei handelt es sich um aufgebrachte oder in das Papier eingearbeitete Folienelemente, die ein zweidimensionales (Kinegramm) oder dreidimensionales Erscheinungsbild haben. Je nach Blickwinkel ändert sich die Abbildung; auch Bewegungsabläufe lassen sich darstellen. Kopiert man Hologramme und Kinegramme, ist der Effekt nicht mehr sichtbar. Die Entwicklung geht weiter Die Hersteller von Banknoten, aber auch von Sicherheitsdokumenten wie Personalausweis oder Reisepass, stehen vor der großen Herausforderung, potenziellen Fälschern immer mindestens einen Schritt voraus sein zu müssen. Daher forschen sie unentwegt an neuen Verfahren und entwickeln bestehende weiter. Immer öfter nimmt man dabei Anleihen bei der Natur, die sich über Jahrmillionen der Evolution immer weiter perfektioniert hat. Für die Fälschungssicherheit von Banknoten und Ausweisen hat man in den vergangenen Jahren intensiv eine Bakterienart erforscht, die über ein Protein verfügt, dass unter bestimmten Voraussetzungen seine Farbe von purpurrot nach gelb verändert, wenn Licht auf das Protein fällt. Dieser Farbwechsel geschieht in Sekundenschnelle und ist so deutlich, dass er untrüglich als Echtheitsmerkmal eines Geldscheins oder Ausweises dienen kann. Inzwischen sind die Forscher so weit, dieses Protein in größeren Mengen gewinnen zu können. Über ein spezielles Verfahren wird es Druckfarben beigemischt und kann so als Sicherheitsmerkmal auf Ausweise oder Banknoten aufgebracht werden. Und die Forscher sind sich sicher, dass die Natur weitere Möglichkeiten bereithält, unsere Banknoten noch fälschungssicherer zu machen. Denn eines steht fest: Auch in Zukunft wird Bargeld aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken sein. Eine fundierte Ausbildung sichert die Qualifikation für einen guten Start in das Berufsleben oder die Aufnahme eines Studiums. Doch auch nach einer erfolgreich absolvierten Ausbildung ist es wichtig, durch Weiterbildung „am Ball“ zu bleiben, um seine Einsatzmöglichkeiten in anspruchsvollere Arbeitsfelder hinein auszuweiten und mehr Verantwortung für betriebliche Abläufe übernehmen zu können. Dies kann beispielsweise durch eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker der Fachrichtung Farb- und Lacktechnik am Berufskolleg Alsdorf erfolgen, die 2011 ins Leben gerufen wurde. Im September 2013 startet der zweite Fortbildungsgang mit einer neuen Eingangsklasse und Präsenzunterricht am Abend, für den man sich jetzt schon anmelden kann. Die zukünftigen Absolventen entwickeln und erproben Farben, Lacke, Fest- und Flüssigkunststoffe bzw. planen, steuern und überwachen Produktionsabläufe zur Herstellung dieser Beschichtungsstoffe. In verarbeitenden Betrieben planen sie die Arbeitsabläufe z.B. beim Lackieren von Erzeugnissen aus Metall, Holz oder Kunststoff bzw. für den Schutz und die farbliche Gestaltung von Bauwerken aus Naturstein, Beton oder Stahl. Weiterhin sorgen sie für die Bereitstellung der Betriebsmittel und überwachen Beschichtungsanlagen und -geräte. Staatlich geprüfte Techniker der Fachrichtung Farb- und Lacktechnik können in der Farben- und Lackindustrie sowie bei Herstellern von Farbstoffen und Pigmenten tätig werden oder auch eine eigene Firma gründen. Darüber hinaus können sie auch als baufachliche Sachverständige tätig sein. Weiterhin kommen Betriebe des Fahrzeug- oder Elektromaschinenbaus, des Maschinen- und Anlagenbaus, aber auch Möbelhersteller als mögliche Arbeitgeber infrage. Zusätzliche Beschäftigungsfelder bietet die öffentliche Verwaltung. Interessenten können diese Weiterbildung neben ihrer beruflichen Tätigkeit absolvieren. Voraussetzung für die Teilnahme sind eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem für die Fachrichtung einschlägigen Beruf wie Maler/ Lackierer oder Fahrzeuglackierer, Hauptschulabschluss und eine mindestens einjährige Berufserfahrung. Diese kann auch parallel zum Unterricht erworben werden. Davon abweichend kann an der Weiterbildung auch teilnehmen, wer eine einschlägige Berufstätigkeit von mindestens fünf Jahren nachweist. Der Unterricht findet an drei Abenden in der Woche ab jeweils 18:00 statt. Daneben erarbeiten sich die Studierenden zu Hause u.a. die Lehrinhalte des europäischen Computer-Führerscheins, des Ausbildereignungsscheins und des Qualitätsmanagements. Kontakt Berufskolleg Alsdorf der StädteRegion Aachen Heidweg, 52477 Alsdorf Tel.: +49 2404 / 5791 0 E-Mail: [email protected] www.bk-aldorf.de 9 t Nachhaltigkeit in der Außendarstellung Grüner Schein oder grünes Sein? Auch auf europäischer Ebene beschäftigen sich die Lack- und Druckfarbenindustrie und ihre nationalen Verbände mit dem großen Thema Nachhaltigkeit. Der europäische Dachverband der Branche, CEPE (Conseil Européen de l’Industrie des Peintures des Encres d’Imprimerie et des Couleurs d’Art), ist hier schon lange an vielen „Fronten“ aktiv. Nach Veröffentlichung seiner Nachhaltigkeits-Charta wurde im September 2012 der Leitfaden über umweltbezogene Produktaussagen bei Bautenfarben („Guidance on Self-Declared Environmental Product Claims for Decorative Coatings“) publiziert. Bei vielen Konsumgütern werden heute ökologische Argumente als Instrument für Marketing und Verkaufsförderung genutzt, so auch bei Farben für den Heimwerker-Markt. Die Tendenz der europäischen Verbraucher, Produkte mit positiven Umwelteigenschaften zu kaufen, nimmt stetig zu. Dieser Trend wird europaweit durch diverse politische Initiativen wie Ökodesign, umweltorientiertes öffentliches Beschaffungswesen oder die verstärkte Nutzung von Umweltzeichen, wie zum Beispiel der „Blaue Engel“ in Deutschland gefördert. Neben den von unabhängiger Seite definierten Kriterien für Nachhaltigkeit (z.B. in der ISO-Norm 14021 oder bei Zertifizierungen durch neutrale Institutionen) werden herstellerseits zunehmend eigene Aussagen zum Anspruch des Unternehmens in Sachen Umweltverantwortung kommuniziert – ohne Überprüfung oder Zertifizierung durch einen Dritten. Häufig verwendete Begriffe und Aussagen sind z.B. „Abfallvermeidung“, „recycelbar“ bzw. „aus recyceltem Material“, „Einsatz von erneuerbarer Energie“, „Rohstoffe natürlichen Ursprungs“, „geringerer Verbrauch“, „vollständig abbaubar“, „frei von umweltbelastenden Stoffen“, „erweiterte Nutzungsdauer“ etc. Für die eigenen Angaben der Unternehmen zu ihrem Anspruch an Nachhaltigkeit existieren keine gesetzlichen Vorgaben seitens der EU. Für die Anbieter bildet dieser Aspekt der Kommunikation oft die einzige Möglichkeit, Die Aussage sollte einen sinnvollen, d.h. nicht selbstverständlichen, sondern zusätzlichen Nutzen für die Umwelt widerspiegeln. Beispiel: Die Aussage „enthält keine Substanz X“ bietet für ein spezifisches Lackprodukt keinen produktbezogenen Umweltvorteil, wenn der Einsatz dieser Substanz ohnehin verboten ist und die Nichtverwendung lediglich auf der Einhaltung bestehender Gesetze beruht. In diesem Fall ist die Angabe nicht sinnvoll, sondern sogar irreführend für den Verbraucher. Aussagen zu Produkteigenschaften, die messbar bzw. nachprüfbar sind, sollten mittels wissenschaftlicher Standards oder anderer Nachweise unterlegt sein. innovative Produkte werblich zu unterstützen, die nicht den Kriterien und Vorgaben von Umweltzeichen oder anderen neutralen Zertifizierungen entsprechen. Dennoch hält es CEPE für unerlässlich, sich bei der Kommunikation von Nachhaltigkeits-Aspekten im Bereich der Bautenfarben auf gemeinsame Regeln zu einigen, wie solche Aussagen zu formulieren sind. Unter Berücksichtigung aller bestehenden Leitlinien wurden die vier folgenden „Regeln“ definiert: Die Aussagen des Unternehmens sollten in einer ehrlichen, klaren und konkreten Form formuliert werden. 10 Beispiel: Die alleinigen Aussagen „umweltfreundlich“ oder „nachhaltig“ sind nicht ausreichend. Angegeben werden sollte, welcher Umwelt-Aspekt mit dem jeweiligen Produkt verbessert wird (z.B. „Verringerung der VOC-Emissionen“, „ressourcenschonende Produktion“, „erhöhte Haltbarkeit bzw. Lebensdauer“ usw.). Beispiel: Die Aussage „biologisch abbaubar“ für eine spezifische DIY Holzlasur sollte nur dann getroffen werden, wenn geeignete und anerkannte Tests durchgeführt wurden, um die biologische Abbaubarkeit des Produkts fundiert belegen zu können. t Umwelt-Produktdeklarationen Gemeinsames Engagement für nachhaltige Produkte Bei umweltbezogenen Produktaussagen sollte stets der gesamte Lebenszyklus eines Produkts berücksichtigt werden. Ökologisch positive Produktleistungen sollten nicht isoliert betrachtet und kommuniziert werden, wenn dabei andere Aspekte des Produkts, z.B. die Verwendung gefährlicher Zutaten bzw. knapper Ressourcen oder Fertigungsprozesse mit negativen Auswirkungen auf die Umwelt, vernachlässigt werden. Beispiel: Die Herausstellung eines Nachhaltigkeitsanspruchs für eine Farbe, die einen natürlich vorkommenden, nachwachsenden Rohstoff als Ersatz für einen petrochemischen enthält, macht Sinn, da nicht erneuerbare fossile Ressourcen geschont werden. Wenn die Erzeugung dieses spezifischen Rohstoffes allerdings sehr hohe Mengen an Wasser, Pestiziden, Energie usw. erfordert, können die negativen Auswirkungen auf die Umwelt in der Gesamtbilanz nachteiliger sein als der Einsatz des petrochemischen Rohstoffes und den Umweltvorteil dadurch ins Gegenteil verkehren. Im Sinne einer einheitlichen Sprachregelung innerhalb der europäischen Industrie hat CEPE ein Glossar von Begriffen zur Kommunikation über Nachhaltigkeit erstellt, das auf der Website www.cepe.org eingesehen werden kann. CEPE empfiehlt allen Mitgliedsunternehmen, die hier genannten Prinzipien zu respektieren, um das Vertrauen der Verbraucher zu fördern und dazu beizutragen, den vorgetragenen Anspruch an nachhaltige – „grüne“ – Produkte nicht als bloße Werbeformel erscheinen zu lassen. In einem wegweisenden Gemeinschaftsprojekt haben die Deutsche Bauchemie, der Industrieverband Klebstoffe und der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie Umwelt-Produktdeklarationen (EPDs) für unterschiedliche Produkte rund um das Gebäude erarbeiten lassen. Die offizielle Übergabe von insgesamt acht Muster-EPDs durch das Institut für Bauen und Umwelt (IBU) an Vertreter der drei Verbände erfolgte im Rahmen der internationalen Fachmesse BAU 2013 in München. Baustoffe und deren Verarbeitung bestimmen maßgeblich die Nachhaltigkeit eines Bauwerks. Um diese bewerten zu können, sind detaillierte Angaben zu den einzelnen Bestandteilen von elementarer Bedeutung. Dieser Anspruch wird mit einer Umwelt-Produktdeklaration (engl. Environmental Product Declaration = EPD) erfüllt, deren Konzept federführend vom Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) entwickelt wurde. Als umfassendes, international gültiges und neutrales Informationsformat umfasst die EPD alle umweltrelevanten Eigenschaften eines Bauprodukts und bildet damit sowohl für Gebäudezertifizierer als auch für Planer und Architekten die Datengrundlage für die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden. Besonders bewährt haben sich in diesem Zusammenhang sogenannte Muster-EPDs. Dabei handelt es sich um Musterdeklarationen, die auf der Basis von Rahmenrezepturen ausgearbeitet werden. Sie werden von den Verbänden in Auftrag gegeben und von den Mitgliedsfirmen genutzt. Dies war eine wesentliche Zielsetzung des Gemeinschaftsprojekts der drei beteiligten Industrieverbände. Dahinter steht die Erkenntnis, dass viele der Produkte, mit denen sich die Verbände beschäftigen, sehr ähnlich und in ihren Ökobilanzen vergleichbar sind. Da Lacke, Farben, Klebstoffe und bauchemische Produkte weniger als ein Prozent der Masse eines Gebäudes betragen, macht es aus Sicht der Verbände wenig Sinn, für bauchemische Produkte, Klebstoffe und Bautenfarben jeweils eigene EPDs zu erstellen. Bei den Anfang 2013 auf der BAU in München an die Geschäftsführer der drei Verbände übergebenen MusterEPDs handelt es sich um acht Deklarationen für unterschiedliche Produktgattungen. Sie enthalten jeweils eine Reihe verschiedener Textmodule, mit denen die unterschiedlichen technischen Anwendungen beschrieben werden. Neben den eigentlichen Umweltprodukterklärungen, die im Internet veröffentlicht werden, existiert ein verbandsinterner Leitfaden zur Einstufung der Produkte. Übergabe der Muster-EPDs auf der Fachmesse BAU 2013 in München an die Geschäftsführer der drei beteiligten Industrieverbände. Von links: Norbert Schröter (Deutsche Bauchemie), Klaus Winkels (Industrieverband Klebstoffe) und Michael Bross (Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie). 11 t Abziehbare und selbstheilende Lacke Clever schützen mit intelligenten Lacken Sie heißen „Smart Coatings“ und bieten eine Vielzahl von Funktionen, die weit über das klassische Anwendungsspektrum von Lacken hinausgehen: innovative Polyurethan-Beschichtungen mit „intelligenten“ Eigenschaften. Sie werden beispielsweise für den Schutz empfindlicher Elektronikgeräte eingesetzt, bieten spezifische Sicherheitsfunktionen oder reagieren selbsttätig auf äußere Einflüsse. Solche funktionalen Beschichtungen begünstigen Produktionsprozesse oder erhöhen die Leistungsfähigkeit vieler Produkte aus unterschiedlichsten Industriebereichen. Dadurch verschaffen sie den Herstellern dieser Erzeugnisse attraktive Wettbewerbsvorteile. und Startformulierungen für umweltverträgliche Beschichtungen entwickelt, die diese befristete Schutzfunktion übernehmen. Nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt haben, lassen sie sich einfach und rückstandsfrei wieder abziehen. Diese Funktionsbeschichtungen werden von Elektronik- und IT-Unternehmen in Asien bereits in der Serienfertigung eingesetzt. Sie decken die Beschichtungen während der anodischen Oxidation von Aluminium-Logos und Beschriftungen ab oder bewahren empfindliche Displays während des CNC-Schneideprozesses vor Schäden. Temporäre Funktionsbeschichtungen sind auch für andere Industriebereiche wie beispielsweise Automobilhersteller oder die Möbelbranche von Interesse. Zwei prinzipiell unterschiedliche Möglichkeiten der Formulierung sind verfügbar: Wässrigen Ein-KomponentenBeschichtungen stehen Systeme gegenüber, die unter UV-Licht in wenigen Sekunden aushärten. Die Applikation kann auf verschiedene Weise erfolgen. Weil sie auch aufgesprüht werden können, bilden sie selbst um Objekte mit starken Wölbungen oder Kanten eine sichere Schutzhülle, die sich nach Bedarf leicht entfernen lässt. Die Unternehmen der deutschen Lackindustrie haben den Trend zu intelligenten Lacken maßgeblich mit begründet, denn viele Grundlagen und Technologien wurden hierzulande entwickelt. Ein Anwendungsbeispiel sind vorübergehend aufgetragene funktionale Beschichtungen für mobile Elektronikgeräte wie Smartphones, Tablet-PCs oder Notebooks. Während der Produktion dieser Geräte gibt es Verfahrensschritte, bei denen bereits hergestellte Oberflächen vor Chemikalien, mechanischen Schäden oder Staub geschützt werden müssen. Hierfür wurden Dispersionen 12 Zu den „Smart Coatings“ zählen auch Polyurethan-Dispersionen für wässrige Lacke mit so genannter Selbstheilungsfunktion. Dank der elastischen Umkehrbarkeit der WasserstoffBindungen kann die Lackschicht nach einer Beschädigung durch Kratzer wieder die ursprüngliche Gestalt annehmen – die Schrammen verschwinden. Da sich diese Dispersionen sowohl für Kunststoff- als auch für Metallbeschichtungen eignen, werden sie unter anderem in der Elektronik- und der Automobilindustrie eingesetzt. „Smart“ sind auch Beschichtungen, die eine Oberfläche nicht nur schützen und hochwertig aussehen lassen, sondern ihr auch zu einem angenehmen und weichen Tasteindruck verhelfen. Solche „Softfeel-Lacke“ lassen sich ebenfalls mit speziellen Dispersionen realisieren. Die zur Herstellung eingesetzten Rohstoffe erlauben es, lösemittelfreie Systeme zu formulieren, die hinsichtlich Hydrolyse-, Vergilbungs- und Chemikalienbeständigkeit hohen Anforderungen gerecht werden. t Neues Bündnis in der Bauwirtschaft Gefahrstoffverarbeitung effizient kommunizieren Die Verbände der Hersteller, Händler und Arbeitgeber der Bauwirtschaft haben sich gemeinsam mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt sowie den Berufsgenossenschaften auf eine Branchenlösung „Gefahrstoff-Kommunikation in der Lieferkette“ geeinigt. Das neue Bündnis präsentierte sich im März 2013 im Bundespresseamt. Auch der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie unterstützt die neue Gefahrstoff-Kommunikation zwischen Herstellern und Verarbeitern. Heute existieren zehntausende gefahrstoffhaltige Produkte zur Verwendung am Bauwerk, deren Sicherheitsdatenblätter aufgrund rechtlicher Vorgaben zunehmend komplexer werden. Vielen Unternehmen ist es kaum noch möglich, diese Informationsflut zu bewältigen. Dennoch ist die umfassende Kenntnis obligatorisch, damit Baustoffe sicher verarbeitet werden können. Mit der neuen Branchenlösung wird nun allen Herstellern, Händlern und Anwendern der Bauwirtschaft ein zentraler Pool der rechtlich notwendigen Sicherheitsdatenblätter für gefahrstoffhaltige Baustoffe bereitgestellt. Ergänzende Informationen der Berufsgenossenschaften geben zudem gut verständliche Hinweise, wie die Produkte sicher zu verarbeiten sind. Diese Informationen stammen vom Gefahrstoff-Informationssystem der BG BAU (GISBAU) und haben sich bereits bewährt. Die Bundesministerien für Arbeit und Soziales (BMAS), für Wirtschaft und Technologie (BMWi) sowie für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) unterstützen die Zusammenarbeit und betonen den zukunftsweisenden Charakter dieser Initiative. Probleme gibt es auch in anderen Branchen, denn die gewerbliche Wirtschaft arbeitet in vielen Bereichen mit Gefahrstoffen. Nach Auffassung der Initiatoren der Branchenlösung ist die Bauwirtschaft jedoch die erste Branche mit einer breit angelegten Selbstverpflichtung aller beteiligten Branchen und Organisationen. Die verbindlich vorgeschriebenen Sicherheitsdatenblätter wurden insbe- sondere durch die Vorgaben der europäischen Chemikalien-Verordnung REACH (Registration, Evaluation, Authorization and Restriction of Chemicals) zunehmend unübersichtlich. Für die betriebliche Praxis sind diese Dokumente ohne Erläuterungen kaum zu gebrauchen. Das vom Gefahrstoff-Informationssystem der BG BAU (GISBAU) entwickelte Branchenportal erfüllt die besonderen Anforderungen der REACH-Verordnung zur rechtskonformen Übermittlung von Sicherheitsdatenblättern. Mit dieser Branchenlösung wird zudem ein weite- Sicherheitsdatenblätter und die GISBAUInformationen übermittelt die BG BAU über die BauDatenbank automatisch an den Baustoff-Fachhandel. Dieser ist bereits gut aufgestellt: Nahezu 80 Prozent der in der Branche eingesetzten Software für Warenwirtschaft und Logistik sind bereits für die Übermittlung der Gefahrstoff-Informationen eingerichtet. res Problem bewältigt: Alle Beteiligten der Lieferkette – 400 Hersteller, 2.500 Baustoff-Fachhändler und 460.000 Unternehmen der Bauwirtschaft – sind verpflichtet, die Sicherheitsdatenblätter zehn Jahre aufzubewahren. Die Informationsmenge ist enorm, der Verwaltungsaufwand gewaltig. Die Lösung bietet das zentrale Branchenportal, betrieben durch die BG BAU, in dem alle Informationen über Gefahrstoffe systematisch erfasst sind. Somit werden alle Beteiligten in der Lieferkette von ihrer Pflicht zur Aufbewahrung der Sicherheitsdatenblätter entbunden. Das entlastet vor allem die vielen Klein- und Mittelbetriebe der Bauwirtschaft. Von praxisgerechten Verfahren und Erläuterungen profitiert zudem der Arbeitsschutz, weshalb die Branchenlösung auch vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) unterstützt wird. Alle Nutzer des Branchenportals haben kostenlosen Zugang zu den Sicherheitsdatenblättern sämtlicher Baustoffe sowie zahlreiche GISBAUProduktinformationen. Der individuelle Informationsfluss verläuft einfach und unkompliziert, so dass Verwaltungsaufwand eingespart und die gewonnene Zeit in den Unternehmen beispielsweise dafür genutzt werden kann, die weiteren Anforderungen des Gefahrstoffrechts zu erfüllen und die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Gefahren und Schutzmaßnahmen zu unterweisen. Die Daten für den Baustoff-Fachhandel werden nun erstmals mit einfachen und verständlichen UnternehmerInformationen und Betriebsanweisungen von GISBAU ergänzt. Die Fachhändler wiederum geben die Gefahrstoff-Informationen aus dem Branchenpool an ihre Kunden weiter. Dadurch erfahren die Unternehmen und vor allem die vielen Kleinbetriebe der Branche mehr über die Risiken bei der Arbeit mit Gefahrstoffen und werden über notwendige Schutzmaßnahmen informiert. Die Betriebe erhalten somit die Möglichkeit, ein rechtskonformes Gefahrstoff-Management mit deutlich weniger Aufwand zu betreiben. Das Branchenportal befindet sich derzeit im Aufbau und wird voraussichtlich ab Januar 2014 zur Verfügung stehen. Allerdings funktioniert das System nur dann, wenn sich alle Akteure der Lieferkette aktiv an der Pflege des Branchenportals beteiligen. Hersteller und Lieferanten sollen ihre Informationen über Gefahrstoffe online an den zentralen Datenpool senden und kontinuierlich aktualisieren. Neue bzw. geänderte 13 t 60 Jahre Dispersionsputz Ein hochmoderner Klassiker Die Erfolgsgeschichte organisch gebundener Oberputze begann im Jahre 1952, als der Schweizer Malermeister Silvio Pietroboni den ersten Fassadenputz herstellte, der eine Kunstharzdispersion enthielt – den Kunstharzputz. Heute sind in allen Klimazonen der Welt Millionen an Quadratmetern Wandflächen mit Kunstharz- bzw. Dispersionsputzen beschichtet. Sie widerstehen den widrigsten Klimabedingungen und schützen Gebäude vor dem sintflutartigen Regen tropischer Stürme ebenso wie den extremen Temperatureinflüssen im europäischen Alpenraum. Dispersionsputz ist als Oberputz auf zahlreichen Untergründen wie beispielsweise auf WärmedämmVerbundsystemen (WDVS) nicht mehr wegzudenken. Wann immer robuste Oberflächen mit großer Gestaltungs- und 14 Farbtonvielfalt gefragt sind, bietet Dispersionsputz die ideale Lösung. Seine mechanische Widerstandsfähigkeit ist eines der herausragenden Merkmale. Dispersionsgebundene Systeme (organischer Unter- und Oberputz) im WDVS zeichnen sich durch Stoßfestigkeiten von bis zu 50 Joule aus. Starre Systeme dagegen erreichen weniger als 10 Joule. Dispersionsputze widerstehen starkem Hagelschlag und vielen anderen mechanischen Belastungen (z.B. Ballwürfe, angelehnte Fahrräder etc.). So bleibt die Optik einer Fassade lange erhalten und das Entstehen von Rissen und Abplatzungen wird minimiert. Das konventionelle Vorgehen durch Anbringen harter Putzträgerplatten („Vandalenplatten“) im unteren Bereich einer Fassade wird zunehmend durch Aufbauten mit dispersionsgebundenen Systemen abgelöst – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen. Je nach Polymeraufbau der Bindemitteldispersion können die Produkte von hart bis kälteelastisch formuliert werden. Sie garantieren auch bei niedrigen Temperaturen eine dauerhafte Rissüberbrückung und besitzen gleichzeitig eine hohe Verschmutzungsresistenz. Feine Untergrundrisse stellen somit für Dispersionsputze kein Problem dar. Weiterhin zeigen Dispersionsputze auf den unterschiedlichsten Untergründen wie mineralischen und pastösen Unterputzen und Spachtel, Span- und Hartfaserplatten, grundierten metallischen Untergründen oder bereits gestrichenen Flächen eine sehr gute Haftung. Ein weiterer Vorteil ist der effektive Feuchtschutz durch optimale bauphysikalische Eigenschaften. Bei möglichst geringer Wasseraufnahme ist gleichzei- t Die frühere Bezeichnung „Kunstharzputz“ führte leicht zur Assoziation „künstlich“. Doch der Dispersionsputz ist alles andere als das: Etwa 80 Prozent seiner Bestandteile – Pigmente und Füllstoffe – sind mineralischer Natur. Gebunden werden sie durch leistungsfähige, moderne wässrige Polymerdispersions-Bindemittel. Neben ihrem ausgezeichneten Bindevermögen zeichnen sich diese Dispersionen durch eine geringe Wasseraufnahme, hohe Alkalibeständigkeit, hohe Dehnfähigkeit, geringe Verschmutzungsneigung und weitere positive Eigenschaften aus. tig eine möglichst hohe Wasserdampfdiffusion gewährleistet. In Bezug auf ihre Brandschutzeigenschaften können Dispersionsputze so formuliert werden, dass sie schwer entflammbar sind und damit bis zu Gebäudehöhen von 22 Metern eingesetzt werden können. Prüft man das Brandverhalten nach der Europäischen Norm der EN 13501-1 auf WDVS, bestehend aus Mineralwolleplatten oder Lamellen, kann das System sogar als nicht brennbar eingestuft werden. Auch im Bereich der Verarbeitbarkeit bieten Dispersionsputze ein großes Plus. Sie werden gebrauchsfertig auf der Baustelle angeliefert, die Verarbeitung kann manuell – vom Eimer an die Wand – oder maschinell erfolgen. Der Einsatz von Silo- und Maschinentechnik ermöglicht ein rationelles und wirtschaftliches Arbeiten bei großen und auch kleineren Objekten. Das Material kann über Nacht in der Maschine belassen und die Arbeit am nächsten Tag sofort fortgesetzt werden. Dispersionsputze trocknen rein physikalisch durch Wasserverdunstung. Dadurch verläuft die Durchtrocknung bei warmem und trockenem Wetter schneller als bei feuchtem und kaltem Wetter. Mittlerweile sind speziell formulierte Dispersionsputze darauf ausgerichtet, auch bei Temperaturen bis +1° C und hoher Luftfeuchtigkeit gute Ergebnisse in der Frühregenfestigkeit zu erreichen. Die gestalterische Vielfalt beim Einsatz von organisch gebundenen Oberputzen ist nahezu grenzenlos: Kaum ein Farbtonwunsch des Kunden und kein Farbkonzept des Architekten lässt sich heute nicht mit Dispersionsputzen realisieren. Selbst dunkle, intensive Farbtöne sind in der Fassadengestaltung umsetzbar. Durch die gezielte Auswahl von Pigmenten und Systemkomponenten sind beim WDVS heute auch Hellbezugswerte von weniger als 20 realisierbar. Weiterhin lassen sich neben den traditionellen Strukturen wie beispielsweise Kratz-, Scheiben-, Rillen-, Roll-, Modellier-, Filz- oder Spritzputzstruktur in Kornstärken von kleiner 1 bis 6 mm auch neuartige, effektvolle Oberflächen realisieren, beispielsweise durch das Einblasen von dekorativen Materialien wie Glimmer oder natürlichen und kolorierten Körnungen sowie Siliziumcarbid. Im Hinblick auf Ökologie und Nachhaltigkeit ist festzustellen, dass Dispersionsputze auf Basis wässriger Bindemittel formuliert sind und heute nur noch sehr geringe bis gar keine Anteile an organischen, aromatenfreien Lösemitteln enthalten. Meist sind nur noch in Außenputzen geringe Anteile an Filmbildungshilfsmitteln erforderlich, während im Innenbereich vorwiegend emissionsminimierte Dekorputze Anwendung finden. Die ökologische Bewertung von organischen Putzen kann beispielsweise mittels EPDs (Environmental Product Declaration) erfolgen. Architekten und Planer erhalten durch eine EPD Kennzahlen und Datensätze, die sie für die Berechnung von Energiebilanz oder Umweltverträglichkeit während Bauund Nutzungsphase eines Gebäudes benötigen. Moderne, leistungsstarke Dispersionsputze bieten für die Fassade und den Innenraum zugleich umfassenden Schutz und ansprechende Optik und erfüllen somit in vielerlei Hinsicht die heutigen Anforderungen an Nachhaltigkeit. 15 t Nachhaltigkeit Der Kommentar Chemie³ geht an den Start Nur öffentlich ist gut! Die chemische Industrie bündelt ihre Kräfte unter einem Dach, um das Prinzip Nachhaltigkeit voranzutreiben. Mit der gemeinsamen Initiative Chemie3 arbeiten Wirtschaftsverband (VCI), Gewerkschaft (IG BCE) und Arbeitgeberverband (BAVC) daran, Nachhaltigkeit als Leitbild zu verankern. Nachhaltigkeit wird als Zukunftsstrategie gesehen, in der wirtschaftlicher Erfolg mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Verantwortung verknüpft ist. Kern der Initiative Chemie³ sind die 12 Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland. Als branchenspezifischer Rahmen geben die Leitlinien den Unternehmen und ihren Beschäftigten Orientierung für ihr Handeln, z.B. bei Investitionsentscheidungen. Mineralölreste in Lebensmittelverpackungen beschäftigen jetzt schon das Parlament. In einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung ging es um die „Verkehrsfähigkeit von Lebensmitteln, die durch gesundheitsschädliche Mineralölbestandteile aus der Verpackung belastet sind“. Auf sechs eng bedruckten Seiten wird vom zuständigen Verbraucherschutzministerium der Sachstand fein säuberlich aufgedröselt. In der Ausrichtung auf Nachhaltigkeit sieht die Branche den Schlüssel zur Sicherung ihrer Zukunftsfähigkeit. Die Entwicklung innovativer Lösungen für globale Herausforderungen trägt nach Ansicht des VCI dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Chemie zu stärken. Der Verband verwies auf die Bedeutung der Branche als Innovationsmotor für den Standort Deutschland. Eine starke, florierende Chemie sei unverzichtbar für das Erschließen neuer Energiequellen, für energiesparendes Bauen und Wohnen oder eine umweltfreundliche Mobilität. Um die Leistungen der Chemie zur nachhaltigen Entwicklung zu belegen, haben die Allianzpartner einen gemeinsamen Branchenbericht veröffentlicht. Zahlreiche Beispiele veranschaulichen den Beitrag der chemischen Industrie zur nachhaltigen Entwicklung und bieten Aufhänger für eine industriepolitische Diskussion über die Rahmenbedingungen von Nachhaltigkeit in Deutschland. Weitere Informationen: www.chemiehoch3.de 16 Unter anderem wird auch ausführlich darüber berichtet, dass das Umweltbundesamt in einem Forschungsvorhaben hat untersuchen lassen, „inwieweit eine Umstellung der Zusammensetzung der Zeitungsdruckfarben technisch möglich ist“. Dabei ergab sich – oh Wunder! – dass die Ergebnisse des Vorhabens erkennen lassen, dass „es grundsätzlich möglich ist, mineralölfreie Druckfarben im Zeitungsdruck einzusetzen, allerdings nicht ohne technische Anpassungen an den Druckmaschinen und den Druckfarben“. Um diese bahnbrechende Erkenntnis zu gewinnen, hätte das UBA kein Forschungsvorhaben durchführen lassen müssen. Die Forderung, die in Zeitungsdruckfarben enthaltenen Mineralöle durch Pflanzenöle zu ersetzen, ist ja nicht neu. Und die Fachgruppe Druckfarben im VdL hat dazu ausgeführt: „Mineralölfreie Zeitungsdruckfarben sind prinzipiell machbar, aufgrund mangelnder Nachfrage jedoch aktuell am Markt nicht verfügbar.“ Steht so im Internet. Ist also öffentlich zugänglich. Eines großartigen Forschungsvorhabens hätte es dazu nicht bedurft. Aber es ist ja das alte Lied: Wenn die Industrie etwas sagt, wird es noch lange nicht geglaubt. Zumindest so lange nicht, bis von einer „unabhängigen“ bürokratischen Stelle dasselbe Ergebnis mit öffentlichen Mitteln noch einmal ermittelt wird. Das Problem der Mineralöle in Recyclingverpackungen ist damit übrigens noch nicht gelöst. Auch hier gibt die Antwort der Bundesregierung Aufschluss: Eine vollständige Entfernung von Mineralöl sei nicht möglich, da Altpapierimporte und Verpackungen aus dem Ausland in den Recyclingkreislauf gelangen. Brauchen wir dazu auch noch ein öffentlich bezahltes Forschungsvorhaben? Ihr Michael Bross Impressum Herausgeber: Deutsches Lackinstitut GmbH Mainzer Landstraße 55, 60329 Frankfurt/Main Telefon: (0 69) 25 56 1412 Fax: (0 69) 25 56 17 12 http://www.lacke-und-farben.de Redaktion: Dirk Freudenberg, Michael Bross (verantw.) Fotos mit freundlicher Genehmigung von: VDL, Fachgruppe Putz & Dekor, FEMA Farben und Putze GmbH, meine möbelmanufaktur, Köngen Printed in Germany