Entrückung, Harpadso, Rapture.sfw
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Verschiedene Standpunkte über die Lehre von der Entrückung Siegfried F. Weber Inhaltsverzeichnis 1. Der aufregendste Augenblick der Weltgeschichte ................................. 4 1.1. Die Millionen fehlen ......................................................................................5 1.2. Ordnung schafft Durchblick ..........................................................................7 1.3. Intention einer Entrückungsbotschaft ............................................................9 1.4. Eschatologische Texte auslegen ................................................................. 12 1.5. Der Begriff „Entrückung“ im Neuen Testament ....................................... 15 1.6. Fakten schaffen Klarheit ............................................................................. 20 2. Untersuchung von 1.Kor. 15, 51 – 52 ................................................ 22 3. Untersuchung von 1.Thess. 4, 13 – 18 .............................................. 24 4. A n h a l t s p u n k t e f ü r Entrückung und Wiederkunft .............................. 29 5. Unterschiede zwischen Entrückung und Wiederkunft .......................... 37 5.1. Graphik „Entrückung und Wiederkunft“ .................................................. 37 5.2. Unterschiede zw. Entrückung u. Wiederkunft nach William Blackstone 38 5.3. Unterschiede zw. Entrückung u. Wiederkunft nach Edward E. Hindson . 39 5.4. Die eschatologischen Posaunen ................................................................ 44 6. Die biblische Lehre von der Entrückung - Graphik............................... 46 7. Zur Geschichte der Entrückungslehre................................................. 47 8. Verschiedene Entrückungstheorien .................................................... 53 8.1. Verschiedene Auffassungen und Hinweise ............................................... 53 8.2. Die Lehre der TEIL-ENTRÜCKUNG ...................................................... 54 8.3. Entrückung mitten aus der Trübsal (Mitt-Tribulationismus) .................. 58 8.4. Entrückung vor dem Zorn-Gericht („Pre-Wrath-Rapture“) ...................... 61 8.5. Die Lehre von der NACH – ENTRÜCKUNG (Posttribulationismus) .... 66 8.6. Die Lehre von der VOR-ENTRÜCKUNG (Der Prätribulationismus) .. 76 8.7. Unterschiede zwischen Vorentrückung und Nachentrückung .................. 85 8.8. Modifizierte Entrückungstheorien............................................................. 86 8.9. René Pache: Die Wiederkunft Jesu Christi .............................................. 87 8.10. Pre-Trib Research Center – Forschungszentrum Prätribulationismus .... 89 8.11. Wenn die Posaune erschallt ..................................................................... 89 Seite 2 8.12. Apostasie als Entrückung? ...................................................................... 91 9. Der Tag des HERRN (1.Thess. 5)....................................................... 93 10. Zeitpunkt der Entrückung nach Offb. 3,10........................................ 98 11. Grundgedanken zu 2. Thess. 2, 1-12 ............................................. 100 12. Literatur und Hinweise .................................................................. 117 © by Siegfried F. Weber, Großheide, 2008 (meine Manuskripte dürfen für private und schulische Zwecke verwendet werden). Seite 3 1. Der aufregendste Augenblick der Weltgeschichte „Die Entrückung ist eines der aufregendsten, erschütterndsten, geheimnisvollsten und unmittelbar bevorstehenden Ereignisse in der gesamten Weltgeschichte“.1 Die Gemeinde Jesu ist seit der Himmelfahrt ihres HERRN eine wartende Gemeinde, eine Braut ohne Bräutigam, ein Leib ohne Haupt. Sie muss durch viele Anfechtungen, Versuchungen und Verfolgungen gehen, bis sie endlich zur Erlösung gelangt. Aber diese Leiden dienen zur Reife, zur Entschlackung und zur Veredlung der Frucht. Die Kirche Christi lebt jetzt noch von der Hoffnung, dann aber bei der Parusie des HERRN im Schauen. Jetzt lebt sie im Vorletzten – dann im Letzten (Bonhoeffer). Jetzt befindet sie sich im gegenwärtigen Zeitalter – dann im zukünftigen. Die Gemeinde ist eine Pilgerin. Ihre Heimat ist nicht diese vergängliche Welt, sondern der Himmel („versetzt in die himmlische Sphäre“ Eph. 2,6). Mit dieser Gewissheit lebt die Kirche seit 2000 Jahren. Aber der Tag wird kommen, da holt der Bräutigam die Braut heim. Diese Zuversicht entnehmen wir den Verheißungen und Zusagen des Neuen Testaments. Die Frage, die sich die Christen immer wieder stellen, ist die Frage nach dem Zeitpunkt der Heimholung der Brautgemeinde. Es gibt wohl verstreute Hinweise über die Ankunft des Bräutigams und über die Heimführung der Braut. Aber bringen wir diese Aussagen in das richtige eschatologische System? Zudem müssen wir eingestehen, dass über den Zeitpunkt wenig gesagt wird und wenn, dann nur indirekt. Ein Datum will die Schrift nicht festlegen, denn die Gemeinde soll sich in jedem Eschaton2 für ihren HERRN bereit machen. Weil wir kaum etwas über den Zeitpunkt wissen, Theologen und Bibelleser sich aber dennoch darüber Gedanken machen, gibt es nun aber verschiedene Antworten, die sich im Laufe der Jahrhunderte in verschiedenen theologischen Systemen konstituiert haben. 1 sfw Jedes Jahrhundert ist ein „Eschaton“, also die letzte Zeit, Endzeit, so wie es bereits der Apostel Johannes konstituiert hat: „Kindlein, es ist die letzte Stunde“ (1.Joh. 2,18). 2 Seite 4 Die Frage, die sich die Exegeten immer wieder zudem gestellt haben, ist die, ob es berechtigt ist, Entrückung und Wiederkunft Jesu auf die Erde in einem Zeitpunkt zusammenzusehen, oder sie voneinander zu trennen. In den dogmatischen Werken und in den Theologien zum Neuen Testament (sprich in der systematischen Theologie) findet man kaum etwas über die Lehre von der Entrückung, da sie entweder in dem Gebiet der Eschatologie nur sporadische Erwähnung findet oder aber sie fällt mit dem Datum der sichtbaren Wiederkunft Christi zusammen, so dass die Entrückung als gesonderte Lehre kategorisch wegfällt. Somit bleibt die Lehre von der Entrückung das Generalthema vor allem der dispensationalistischen und der prämillennialistischen Literatur, von der es in den Vereinigten Staaten eine unüberschaubare Menge gibt, womit sich ganze Bibliotheken füllen lassen würden. Das Manuskript wurde im Fach der Heilsgeschichte an der Bibel- und Missionsschule erstellt. Es soll als Studienmaterial innerhalb der Eschatologie der Gemeinde Jesu seine Verwendung finden. Das bedeutet, dass der Verfasser die verschiedenen Standpunkte darstellt, ohne sogleich eine biblische Beurteilung abzugeben, bzw. er behält sich eine Stellungnahme vor. Der/die Leser/in soll sich selbst eine Meinung während des Studiums bilden können. Aber so viel möchte ich schon einmal verraten: Das Studium von der Entrückung wird eine aufregende und spanende Forschung innerhalb der Eschatologie sein – solange, bis der Tag Jesu Christi anbricht! 1.1. Die Millionen fehlen In der Werkstatt steht seit langem eine alte Holzkiste mit verschiedenen Nägeln und Schrauben aus Metall. Man hat sie in der Ecke stehen lassen. Staub und Dreck haben sich wie ein Teppich darüber breit gemacht. Manche haben sogar ihren Müll dort hineingeworfen, Papiertücher, Strohhalme, Öllappen, Gummidichtungen. Auf einmal fordert der Meister, dass die Kiste entrümpelt werden soll. Dabei sollen alle Nägel und Schrauben aussortiert werden, denn er möchte sie wieder verwenden. Wie soll man so etwas anstellen? Die Lösung ist ganz einfach: Man nehme ein sehr starkes und großes Magnet und halte es darüber. Innerhalb eines kurzen Augenblicks, ja während eines Augenzwinkerns, werden alle Metallteile an dem Seite 5 Magnet kleben. Und dabei bleibt auch noch der ganze Dreck, der Staub und der Müll zurück. So schnell hat man den Inhalt der Kiste sortiert. Wir erinnern uns an den Bibelvers, wo es heißt, dass unser Leben in Christus jetzt auf der Erde noch verborgen ist, das heißt noch nicht sichtbar. Wer nimmt sich schon das Recht, die „ecclesia visibilis“ (die sichtbare Kirche) von der „ecclesia invisibilis“ (der unsichtbaren Kirche) zu unterscheiden? Wer will sagen, der eine sei wiedergeboren, der andere nicht, nur weil er eine andere dogmatische Auffassung vertritt. Das können wir nicht und das sollen wir auch nicht. Dann aber, wenn Christus in der Luft erscheint, dann werden nur diejenigen zu ihm hingezogen, die zu einem neuen Leben mit Christus wiedergeboren worden sind, die „in Christus“ sind, seine Kinder, seine Erwählten. Und dann wird sogleich das Leben in Christus offenbar sein, sichtbar werden. Mit anderen Worten: Nun wird auch die „ecclesia invisibilis“ die eine „ecclesia visibilis“ sein. An dieses Geschehen erinnert uns der Apostel Paulus in Kol. 3,3-4: „Denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott. Wenn aber Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit.“ In ähnlicher Weise wie in der Metapher vom Magnet wird die Entrückung stattfinden. Der HERR JESUS Christus wird vom Himmel herabfahren und alle, die ihm angehören, werden von ihm innerhalb eines kurzen Augenblicks von der ganzen Erde angezogen werden. Blitzschnell werden Millionen Christen die Erde verlassen müssen (!)3 und sie werden mit ihm vereinigt sein (2.Thess. 2,1 evpisunagwgh/j). Alle aber, die ihm nicht gehören, die keine Kinder Gottes sind, werden zurückbleiben. Die Zurückgebliebenen werden erstaunt, entsetzt, erschrocken sein. Sie werden verunsichert sein, zornig über ihre Verwandten und Freunde, von denen sie sich im Stich gelassen fühlen. Sie werden Suchaktionen durchführen, Vermisstenanzeigen aufgeben und die täglichen Nachrichten verfolgen, die aber mehr Verwirrung als Klarheit stiften werden. Eine wissenschaftliche Erklärung bleibt in der Schwebe und lässt viele Fragen offen. Metaphysische, spirituelle und mysteriöse 3 Vgl. die Passiva „entrückt werden“ in 1.Thess. 4,17 und „verwandelt werden“ in 1.Kor. 15,51f. Seite 6 Beweisführungen gibt es ohnehin wie Sand am Meer. Andere aber werden sich vielleicht an das Zeugnis mancher Christen oder an die Predigten in den Kirchen erinnern. War nicht von einer Entrückung, einer plötzlichen Wegnahme, von Christen die Rede? Habe ich mich nicht immer als Christ bezeichnet? Warum bin ich nicht dabei? Fragen über Fragen, die man schon längst hätte klären lassen sollen. Man hat die Sache mit JESUS ja immer vor sich hingeschoben, aber man hat nie eine persönliche Entscheidung für ihn treffen wollen. Und nun ist es zu spät. Der „Fahrstuhl“ zum Himmel ist hochgefahren. Darum mahnt die Bibel immer wieder: „Heute, so ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht! (Hebr. 3,7-8; 4,7). 1.2. Ordnung schafft Durchblick Es gibt verschiedene Fachausdrücke, die sich im Laufe der Jahrhunderte in Bezug auf die Lehre von der Entrückung gebildet haben. Ganz kurz wollen wir die Synonymen beschreiben und erläutern. Das englische Wort für Trübsal heißt „Tribulation“ (Trübsal, Kummer, Bedrängnis). Für „Entrückung“ steht im Englischen der Begriff „Rapture“ und im Griechischen „harpadso“. Der Terminus für „Prae-Tribulationismus“ (auch „Prätribulationismus“, engl. „Pre-Triubulationism“ oder „Pre-Trib-Rapture“) bedeutet, dass die Entrückung vor der Trübsalszeit statt findet, deutsch: „Vor-Entrückung“. Post-Tribulationismus (auch „Posttribulationismus“, engl. „PostTribulationism“) bedeutet, dass die Entrückung sich nach der Trübsal vollziehen wird, deutsch: „Nach-Entrückung“. Mitt-Tribulationismus heißt: Die Entrückung wird inmitten der Trübsal stattfinden. Englisch: „Mid-Week-Rapture“; auch „Mid-Tribulationism“, verdeutscht mit dem Begriff „Mid-Tribulationismus“ (eher dt. u. lat.) oder Seite 7 latinisiert „Meditribulationismus“. In der Literatur finden wir auch den Begriff „Intratribulationismus“, was bedeuteten würde, dass die Entrückung „innerhalb“, bzw. „mitten in“ (lat. „intra“) der Trübsal stattfinden könnte. „Pre-Wrath-Rapture“ (Three-Quarters Rapture Theory, Drei-ViertelEntrückungstheorie) will sagen, dass sich die die Entrückung vor dem Zorngericht Gottes ereignet. Das Zorngericht beginne im letzten Drittel der Trübsalszeit. Kurz vorher würde die Gemeinde entrückt werden. Teilentrückung (Teil-Entrückung, engl. „Partial Rapture“, dt.-lat. „partielle Entrückung“) meint, dass eine Entrückung nach der anderen stattfindet, und zwar zu verschiedenen Zeitpunkten. Seite 8 1.3. Intention einer Entrückungsbotschaft Was ist der Inhalt einer Entrückungsbotschaft? Worauf sollten wir hinweisen? 1) Wir werden dadurch aufgefordert, in ständiger Wachsamkeit im Hinblick auf Sein Kommen zu leben (1.Thess. 5,4-6). LUT 1 Thessalonians 5:4 Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. LUT 1 Thessalonians 5:5 Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. LUT 1 Thessalonians 5:6 So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein. Von der Rückkehr eines Freundes Mit einem lieben Freund (oder einer lieben Freundin) haben wir fröhliche Stunden der Gemeinschaft verbracht. Lange Abende bei einer warmen Tasse Darjeeling Tee dienten des gemeinsamen Austauschens von Gedanken, Sorgen, Nöten und Ängsten. Er stand mir oft mit Rat und Tat zur Seite. Er hat mir geholfen, wenn andere sich zurückgezogen hatten. Er besuchte mich selbstverständlich in den Tagen meiner Krankheit. Er hatte sogar den Mut, mir die Wahrheit zu sagen und mich somit zu korrigieren. Aber er tröstete mich auch und gab mir immer wieder Mut und Hoffnung. Dann aber begab sich mein Freund auf eine große Reise und zog außer Landes. Über viele Jahre bleibt er nun fort. Ich erinnere mich aber gerne an ihn und ich muss oft an ihn denken. Noch immer schätze ich ihn. Gerne würde ich meinen Freund einmal wiedersehen und wie in früheren Zeiten mit ihm plaudern. Vielleicht habe ich einen Gegenstand der Erinnerung, ein Foto etwa, von ihm, welches ich vor Augen Seite 9 habe – oder einen Brief. Und dann erhalte ich plötzlich die Nachricht, dass mein Freund wiederkommt und dass er mich besuchen möchte. Wie freue ich mich da! Ich bin schon in großer Aufregung! Wie wird er jetzt aussehen? Was wird er sagen? Der Tag seines Besuches kommt immer näher. Ich richte alles her, putze, räume auch, dekoriere und schmücke das Wohnzimmer mit Blumen. Kurzfristig entwerfe ich noch ein Banner aus einem alten Bettlaken und schreibe darauf einen Willkommensgruß. Sodann hänge ich es vor dem Haus auf. Und dann? Ja, dann endlich steht er vor der Tür ... 2) Christen werden motiviert, vor dem Hintergrund seines unmittelbar bevorstehenden Kommens ungläubigen Menschen gegenüber ihren Glauben zu bezeugen (Joh. 9,4). LUT John 9:4 Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. 3) Die Gemeinde wird zu einem Wandel in Heiligkeit in einer Welt der Unmoral aufgefordert (1.Joh. 3,3), denn sie erwartet die Rückkehr des HERRN. LUT 1 John 3:3 Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist. 4) Die Heiligen werden getröstet, indem sie an ihre ewige Bestimmung in Christus erinnert werden (Joh. 14,1-3). Seite 10 LUT John 14:1 ¶ Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich! LUT John 14:2 In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn's nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? LUT John 14:3 Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wieder kommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin. 5) Diese Botschaft ist für uns eine Warnung vor dem kommenden Gericht über diejenigen, die die Erlösung durch Christus ablehnen (2.Thess. 1,8-9). LUT 2 Thessalonians 1:8 in Feuerflammen, Vergeltung zu üben an denen, die Gott nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. LUT 2 Thessalonians 1:9 Die werden Strafe erleiden, das ewige Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht, 6) Durch diese Botschaft werden Christen aufgefordert, trotz aller Widerstände durchzuhalten, und zwar im Lichte Seiner Belohnung (2.Tim. 4,1-8). Denn wenn JESUS erscheint, werden diejenigen, die seine Erscheinung erwarten, die Krone der Gerechtigkeit erhalten. 7) Sünder werden aufgefordert, umzukehren und den HERRN anzunehmen, solange es noch Zeit ist (Apg. 3,19-21).4 In dem Abschnitt der Apostelgeschichte ist von der Wiederkunft Jesu die Rede. Es besteht für alle Menschen die Möglichkeit, umzukehren und JESUS aufzunehmen, solange, bis ER kommt! Grant R. Jeffrey: „Die Kirche des frühen Mittelalters und die Entrückung vor der Trübsal“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 133. 4 Seite 11 1.4. Eschatologische Texte auslegen Ich werde nicht auf alle Voraussetzungen für eine Auslegung von eschatologischen Texten eingehen, sondern nur diejenigen erwähnen, die für das Studium der Entrückung relevant erscheinen.5 1) Wenn wir die Bibel als göttliches Offenbarungsbuch, das heißt als inspiriertes Werk vom Heiligen Geist anerkennen, dann rechnen wir mit der Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit der prophetischen Aussagen. Dies trifft dann auch im Bereich der Eschatologie zu. 2) Die Bibel ist zudem ein heilsgeschichtliches Buch. Der HERR hat nicht alle seine Pläne an einem Ort, zu einem Zeitpunkt und in einem einzigen Buch der Bibel geoffenbart. Der Heilsplan Gottes läuft chronologisch (nacheinander), manchmal auch bipolar (für eine gewisse Zeit nebeneinander)6 ab. Der Heilsplan ist ein großes Mosaikwerk, dass zusammengesetzt werden will. Mit bereits erfüllten Verheißungen gelingt uns dies leichter, mit noch nicht erfüllten Prophezeiungen ist es etwas schwieriger. 3) Es gibt heilsgeschichtliche Etappen (Ökonomien; Heilszeitalter; Dispensationen), die eindeutig in der Schrift bezeugt werden: Garten Eden; Zeit Noahs; Zeit Abrahams; Zeit des Gesetzes; Zeit der Gemeinde; Tausendjähriges Reich. Das Zeitalter der Gemeinde hat einen Anfang und ein Ende. Das Ende ist mit der Entrückung festgelegt. Es gibt heilsgeschichtliche Abläufe, die in das Zeitalter der Gemeinde hineingehören, aber es gibt dann auch prophezeite Ereignisse, die außerhalb des Gemeindezeitalters liegen. Berthold Schwarz konstatiert: Wenn die Bibel normative Offenbarungsurkunde Gottes ist und wenn wir die wörtliche Auslegungsmethode anwenden, dann kommen wir automatisch zu dem Schluss, dass es eine Entrückung geben muss, unabhängig 5 Ausführlich zu den Auslegungsregeln von eschatologischen Texten vgl. H. Stadelmann / B. Schwarz: Heilsgeschichte verstehen, Dillenburg, 2008; J. D. Pentecost: Bibel und Zukunft, Dillenburg, 1993 (Teil I: Auslegung der Prophetie, Kapitel 1: Die Methoden der Auslegung). 6 Stadelmann und Schwarz vergleichen das Nebeneinander von heilsgeschichtlichen Ereignissen als „Staffellauf“. Dies trifft vor allem auf das jetzige und zukünftige Zeitalter zu. Wir leben schon jetzt in der Endzeit und doch ist sie noch nicht da. Wir sind schon jetzt erlöst, aber doch erst auf Hoffnung. Helge Stadelmann / Berthold Schwarz: Heilsgeschichte verstehen, Dillenburg, 2008, 51f. Seite 12 davon, wann sie stattfinden wird.7 4) Es gibt die Kontinuität (Fortsetzung), Diskontinuität und die Modifikation von heilsgeschichtlichen Abläufen. Das haben wir auch in eschatologischen Texten zu berücksichtigen. Zur Kontinuität gehört z. B. der Thron Davids, der auch in der Zukunft eine Rolle spielen wird. Dagegen sind die alttestamentlichen Opfer durch das eine Opfer auf Golgatha abgelöst worden (Hebr. 9,1-28; 10,10-18). 5) Bei der Auslegung verwenden wir die wörtliche Methode. „Die wörtliche Auslegung geht davon aus, dass die in einem biblischen Text ausgedrückten Bedeutungen der Wahrheit entsprechen und einen Bezug zur Wirklichkeit haben, wenn der Kontext nicht eine andere Deutung zulässt“, schreibt Elliot E. Johnson.8 6) Die goldene Regel der Auslegung lautet: „Wenn der offenkundige Sinn eines Bibeltextes eine normale Bedeutung ergibt, dann soll man nicht nach einer anderen Bedeutung streben“, konstatiert David Cooper.9 7) Kontext und Parallelstellen sind zu beachten. Der unmittelbare Kontext schafft Klarheit. Aber auch der Kontext eschatologischer Texte in den Büchern Daniel, Hesekiel und Sacharja sind bei der Auslegung eschatologischer neutestamentlicher Perikopen wie in den Evangelien und in der Offenbarung des Johannes zu berücksichtigen. 8) Das Prinzip der doppelten Erfüllung beachten. Prophezeiungen können sich zweimal zu unterschiedlichen Zeiten erfüllen. So ist z. B. Jes. 9,5-6 eine Weissagung über die Geburt des Sohnes Gottes, Vers 5 bezieht sich jedoch auf die erste Ankunft und Vers 6 auf die Wiederkunft des Sohnes Gottes. 9) Synchronisation von biblischen Prophetien beachten. Ereignisse, die an verschiedenen Orten beschrieben werden, können dasselbe bedeuten. Beachte dabei die Aussagen über die Entrückung oder über die Wiederkunft. In Mt 24,30 wird die Wiederkunft Christi erwähnt (Zeichen am Himmel), in Apg. 1,911 (er kommt auf einer Wolke), in Offb. 14,14 (Menschensohn auf der Wolke) B. Schwarz: „Kann die ‚Vor-Entrückungslehre“ biblisch plausibel dargestellt werden?“ in: BuG 2/2008, 48f. (Der Abschnitt wurde von mir resümiert und mit meinen eigenen Worten dargestellt). 8 Elliott E. Johnson: „Wörtliche Auslegung – ein Plädoyer für den Konsens“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 236. 9 Elliott E. Johnson, ebd., 234. 7 Seite 13 und in Offb. 19,11 (auf einem weißen Pferd). Verschiedene Bibelstellen, unterschiedliche Beschreibungen und doch handelt es sich stets um dasselbe Ereignis, nämlich um die Parusie Christi. Könnte es sein, dass es mehrere Bibelstellen mit unterschiedlichen Beschreibungen über die Entrückung gibt? Seite 14 1.5. Der Begriff „Entrückung“ im Neuen Testament GNT Matthew 7:15 Prose,cete avpo. tw/n yeudoprofhtw/n( oi[tinej e;rcontai pro.j u`ma/j evn evndu,masin proba,twn( e;swqen de, eivsin lu,koi a[rpagejÅ LUT Matthew 7:15 Seht euch vor - vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. 10 GNT Matthew 11:12 avpo. de. tw/n h`merw/n VIwa,nnou tou/ baptistou/ e[wj a;rti h` basilei,a tw/n ouvranw/n bia,zetai( kai. biastai. a`rpa,zousin auvth,nÅ LUT Matthew 11:12 Aber von den Tagen Johannes des Täufers bis heute leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalttätigen reißen es an sich. GNT Matthew 12:29 h' pw/j du,natai, tij eivselqei/n eivj th.n oivki,an tou/ ivscurou/ kai. ta. skeu,h auvtou/ a`rpa,sai( eva.n mh. prw/ton dh,sh| to.n ivscuro,nÈ kai. to,te th.n oivki,an auvtou/ diarpa,seiÅ LUT Matthew 12:29 Oder wie kann jemand in das Haus eines Starken eindringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken fesselt? Erst dann kann er sein Haus berauben. GNT Matthew 13:19 panto.j avkou,ontoj to.n lo,gon th/j basilei,aj kai. mh. sunie,ntoj e;rcetai o` ponhro.j kai. a`rpa,zei to. evsparme,non evn th/| kardi,a| auvtou/( outo,j evstin o` para. th.n o`do.n sparei,jÅ LUT Matthew 13:19 Wenn jemand das Wort von dem Reich hört und nicht versteht, so kommt der Böse und reißt hinweg, was in sein Herz gesät ist; das ist der, bei dem auf den Weg gesät ist. GNT Matthew 23:25 Ouvai. u`mi/n( grammatei/j kai. Farisai/oi u`pokritai,( o[ti kaqari,zete to. e;xwqen tou/ pothri,ou kai. th/j paroyi,doj( e;swqen de. ge,mousin evx a`rpagh/j kai. avkrasi,ajÅ 10 Computer Konkordanz zum Novum Testamentum Graece, hrsg. v. Institut für neutestamentliche Textforschung und vom Rechenzentrum der Universität Münster, Walter de Gruyter, Berlin, New York, 19852, Sp. 221 f. Ferner: Bible Works 7.0 (BW), Hermeneutika bible Research Software, Big Fork, Montana, 2007. Seite 15 LUT Matthew 23:25 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier! GNT Luke 11:39 ei=pen de. o` ku,rioj pro.j auvto,n( Nu/n u`mei/j oi` Farisai/oi to. e;xwqen tou/ pothri,ou kai. tou/ pi,nakoj kaqari,zete( to. de. e;swqen u`mw/n ge,mei a`rpagh/j kai. ponhri,ajÅ LUT Luke 11:39 Der Herr aber sprach zu ihm: Ihr Pharisäer, ihr haltet die Becher und Schüsseln außen rein; aber euer Inneres ist voll Raubgier und Bosheit. GNT Luke 18:11 o` Farisai/oj staqei.j pro.j e`auto.n tau/ta proshu,ceto( ~O qeo,j( euvcaristw/ soi o[ti ouvk eivmi. w[sper oi` loipoi. tw/n avnqrw,pwn( a[rpagej( a;dikoi( moicoi,( h' kai. w`j ou-toj o` telw,nhj\ LUT Luke 18:11 Der Pharisäer stand für sich und betete so: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. GNT John 6:15 VIhsou/j ou=n gnou.j o[ti me,llousin e;rcesqai kai. a`rpa,zein auvto.n i[na poih,swsin basile,a( avnecw,rhsen pa,lin eivj to. o;roj auvto.j mo,nojÅ LUT John 6:15 Als Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn ergreifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein. GNT John 10:12 o` misqwto.j kai. ouvk w'n poimh,n( ou- ouvk e;stin ta. pro,bata i;dia( qewrei/ to.n lu,kon evrco,menon kai. avfi,hsin ta. pro,bata kai. feu,gei kai. o` lu,koj a`rpa,zei auvta. kai. skorpi,zei LUT John 10:12 Der Mietling aber, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -, GNT John 10:28 kavgw. di,dwmi auvtoi/j zwh.n aivw,nion kai. ouv mh. avpo,lwntai eivj to.n aivw/na kai. ouvc a`rpa,sei tij auvta. evk th/j ceiro,j mouÅ Seite 16 LUT John 10:28 und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. GNT John 10:29 o` path,r mou o] de,dwke,n moi pa,ntwn mei/zo,n evstin( kai. ouvdei.j du,natai a`rpa,zein evk th/j ceiro.j tou/ patro,jÅ LUT John 10:29 Mein Vater, der mir sie gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus des Vaters Hand reißen. GNT Acts 8:39 o[te de. avne,bhsan evk tou/ u[datoj( pneu/ma kuri,ou h[rpasen to.n Fi,lippon kai. ouvk ei=den auvto.n ouvke,ti o` euvnou/coj( evporeu,eto ga.r th.n o`do.n auvtou/ cai,rwnÅ LUT Acts 8:39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich. GNT Acts 23:10 Pollh/j de. ginome,nhj sta,sewj fobhqei.j o` cili,arcoj mh. diaspasqh/| o` Pau/loj u`pV auvtw/n evke,leusen to. stra,teuma kataba.n a`rpa,sai auvto.n evk me,sou auvtw/n a;gein te eivj th.n parembolh,nÅ LUT Acts 23:10 Als aber die Zwietracht groß wurde, befürchtete der Oberst, sie könnten Paulus zerreißen, und ließ Soldaten hinabgehen und Paulus ihnen entreißen und in die Burg führen. GNT 1 Corinthians 5:10 ouv pa,ntwj toi/j po,rnoij tou/ ko,smou tou,tou h' toi/j pleone,ktaij kai. a[rpaxin h' eivdwlola,traij( evpei. wvfei,lete a;ra evk tou/ ko,smou evxelqei/nÅ LUT 1 Corinthians 5:10 „Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen in dieser Welt oder die Geizigen oder Räuber oder Götzendiener; sonst müsstet ihr ja die Welt räumen.“ Vgl. auch 1.Kor. 5,11; 6,10. GNT 2 Corinthians 12:2 oi=da a;nqrwpon evn Cristw/| pro. evtw/n dekatessa,rwn( ei;te evn sw,mati ouvk oi=da( ei;te evkto.j tou/ sw,matoj ouvk oi=da( o` qeo.j oi=den( a`rpage,nta to.n toiou/ton e[wj tri,tou ouvranou/Å Seite 17 LUT 2 Corinthians 12:2 Ich kenne einen Menschen in Christus; vor vierzehn Jahren - ist er im Leib gewesen? ich weiß es nicht; oder ist er außer dem Leib gewesen? ich weiß es auch nicht; Gott weiß es -, da wurde derselbe entrückt bis in den dritten Himmel. GNT Philippians 2:6 o]j evn morfh/| qeou/ u`pa,rcwn ouvc a`rpagmo.n h`gh,sato to. ei=nai i;sa qew/|( LUT Philippians 2:6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, GNT 1 Thessalonians 4:17 e;peita h`mei/j oi` zw/ntej oi` perileipo,menoi a[ma su.n auvtoi/j a`rpaghso,meqa evn nefe,laij eivj avpa,nthsin tou/ kuri,ou eivj ave,ra\ kai. ou[twj pa,ntote su.n kuri,w| evso,meqaÅ LUT 1 Thessalonians 4:17 Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. GNT Hebrews 10:34 kai. ga.r toi/j desmi,oij sunepaqh,sate kai. th.n a`rpagh.n tw/n u`parco,ntwn u`mw/n meta. cara/j prosede,xasqe ginw,skontej e;cein e`autou.j krei,ttona u[parxin kai. me,nousanÅ LUT Hebrews 10:34 Denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wißt, dass ihr eine bessere und bleibende Habe besitzt. GNT Jude 1:23 ou]j de. sw,|zete evk puro.j a`rpa,zontej( ou]j de. evlea/te evn fo,bw| misou/ntej kai. to.n avpo. th/j sarko.j evspilwme,non citw/naÅ LUT Jude 1:23 andere reißt aus dem Feuer und rettet sie; anderer erbarmt euch in Furcht und hasst auch das Gewand, das befleckt ist vom Fleisch. ELB Offb. 12:5 Und sie gebar einen Sohn, ein männliches Kind, der alle Nationen hüten soll mit eisernem Stab; und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron. Seite 18 BGT Offb. 12:5 kai. e;teken ui`o.n a;rsen( o]j me,llei poimai,nein pa,nta ta. e;qnh evn r`a,bdw| sidhra/|Å kai. h`rpa,sqh to. te,knon auvth/j pro.j to.n qeo.n kai. pro.j to.n qro,non auvtou/Å Das Wort „harpadso“ (a`rpa,zw) hat primär die Bedeutung von „rauben, reißen, wegreißen.“ In Bezug auf die Entrückung von Menschen wird es als ein „plötzliches Hinwegreißen“ verwendet. Ergebnis der Wortstudie „harpadso“ Joh. 6,15 könnte angefügt werden, wo JESUS sich selbst von der Menge hinweg reißt, aber Das griechische Wort wohl nicht im Sinne von einer plötzlichen „harpadso“ hat primär die Bedeutung von Entrückung. „rauben, reißen, In Bezug auf ein plötzliches Hinwegreißen an wegreißen.“ einen anderen Ort, bzw. in den Himmel bleiben dann noch folgende neutestamentliche Stellen übrig: Apg. 8,39 (Philippus!); 2.Kor. 12,2 (Paulus!); 1.Thess. 4,17 (Gemeinde!); Offb. 12,5 (JESUS!). Seite 19 1.6. Fakten schaffen Klarheit Die Entrückung bezieht sich auf das plötzliche Hinwegreißen von Personen, und zwar in unterschiedlicher Weise: 1) Entrückung von Personen im alttestamentlichen Zeitalter direkt zu Gott, indem sie den Tod nicht sehen. Sie wurden sogleich „verwandelt“: a) Henoch: Gen. 5,24 (LXX11 metatithemi); Hebr. 11,5 (hier steht in Anlehnung an die Septuaginta das Verb „metatithemi“ = hinwegnehmen) b) Elia: 2.Kö. 2,11 („Elia fuhr mit einem Windsturm zum Himmel“).12 2) Entrückung von Personen zu einem anderen Ort auf der Erde: Philippus (Apg. 8,39 griech. „harpadso“). 3) Entrückung des Apostels Paulus (im Geist oder leiblich) in den dritten Himmel (2.Kor. 12, 2-4). Hier steht wieder das Verb „harpadso“ (hinwegrauben, hinwegreißen). 4) Entrückung der Gemeinde plötzlich in einem Augenblick (1.Kor. 15,52) dem Herrn Jesus entgegen in die Luft (1.Thess. 4,17). Es ist wichtig zu bemerken, dass es sich um die weltweite Gemeinde handelt, also um den Leib Christi (nicht um die Lokalgemeinde in Bezug auf einzelne Konfessionen) zu allen Zeiten: von Pfingsten an (Geburtsstunde der Gemeinde: Apg. 2) bis zum Datum der Entrückung. Es betrifft alle wiedergeborenen Christen. 5) Entrückung Jesu zum Himmel (Offb. 12,5) Entrückung ist biblische Lehre der neutestamentlichen Theologie und der Eschatologie innerhalb der Dogmatik. Auch Posttribulationisten rechnen mit der Entrückung, wenn auch zeitgleich mit der Wiederkunft Christi. „In unlösbarer Verbindung mit der Parusie des Auferstandenen steht die Erhöhung der christusgläubigen Gemeinde zu ihrem Kyrios“, schreibt Walter Künneth in seiner 11 LXX = Septuaginta, die griechische Übersetzung des hebräischen Alten Testaments (200 v. Chr.). Mark Hitchcock führt im alttestamentlichen Sinne noch den Propheten Jesaja an, der bei seiner Berufung vor dem HERRN stand (Jes. 6,1-3). Aber handelt es sich wirklich um eine Entrückung? Oder haben wir es nicht vielmehr mit einer Vision zu tun wie sie auch andere Propheten (wie Hesekiel in Hes. 1 und 10, der die Herrlichkeit Gottes gesehen hat) erlebt haben?! Man müsste dann ja auch Offb. 4-5 anführen, wo der Apostel Johannes die Herrlichkeit Gottes im Himmel sieht. Vgl. Mark Hitchcock: Könnte die Entrückung heute stattfinden?, 2005, 51. 12 Seite 20 „Theologie der Auferstehung“.13 Auf derselben Seite nennt Künneth „Parusie“, „Entrückung“ und „erste Auferstehung“ in einem Atemzug. „Diese erste Auferstehung bezieht sich auf die Christusgemeinde, sowohl auf die schon ‚entschlafenen Glieder‘, die sich im ‚Zwischenzustand‘ schon ‚daheim bei dem Kyrios‘ befinden, aber auf ihre Vollendung in der Auferstehung noch warten, als auch auf die ‚lebenden Glieder‘.“14 „Die Christusgemeinde selbst gehört zu den ‚eschatologischen‘ Ereignissen und den ‚letzten Dingen‘ und geht einer speziellen Vollendung entgegen.“15 13 Walter Künneth: Theologie der Auferstehung, 1982, 285. Ders., a.a.O., 286. 15 Ders., a.a.O., 287 14 Seite 21 2. Untersuchung von 1.Kor. 15, 51 – 52 GNT 1 Corinthians 15:51 ivdou. musth,rion u`mi/n le,gw\ pa,ntej ouv koimhqhso,meqa( pa,ntej de. avllaghso,meqa( (V. 52): evn avto,mw|1)( evn r`iph/| ovfqalmo 2), evn th/| evsca,th| sa,lpiggi3)\ salpi,sei ga,r kai. oi` nekroi. evgerqh,sontai a;fqartoi kai. h`mei/j avllaghso,meqaÅ Drei temporale Angaben: 1) blitzschnell (atomare Zeit). 2) während eines Augenzwinkerns. 3) Während der letzten Posaune. Bei den Verben „auferwecken, verwandeln“ handelt es sich um Passiva, d. h. der Mensch trägt zur Tat nichts bei. Übersetzung: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis (Mysterion): wir werden nicht alle entschlafen, aber alle verwandelt werden: blitzschnell, während eines Augenzwinkerns, zur Zeit der letzten Posaune. Denn er wird posaunen und die Toten werden auferweckt werden, unverweslich und wir werden verwandelt werden.“ (Übersetzung sfw). Attributiva zur Entrückung 1.3. Die Frage stellt sich, ob 1.Kor. 15,51-52 überhaupt von der Entrückung spricht. Könnte die Perikope sich nicht auf das Ende beziehen, also auf die sichtbare Wiederkunft Christi auf Erden? 1.4. Manche Exegeten nehmen das an und beziehen die „letzte Posaune“ aus 1.Kor. 15,52 auf Offb.10,7; 11,15. Wie ist aber die Aussage „wir werden nicht alle entschlafen“ (pa,ntej ouv koimhqhso,meqa Futur Passiv) aus 1.Kor. 15,51 zu verstehen? Bezieht sie sich auf die Wiederkunft, dass dann die lebenden Christen sofort verwandelt werden oder bezieht sie sich auf 1.Thess.4, 13-18, wo von der Entrückung die Rede ist? Seite 22 1.5. Die Verwandlung ist ein Geheimnis in Bezug auf den Zeitpunkt und in Bezug auf den Vorgang (während des Zeitpunktes und nach dem Zeitpunkt in Bezug auf die Reaktion der Zurückbleibenden). 1.6. Der Tod wird als Schlaf bezeichnet: Der Körper ruht, die Seele wacht. 1.7. Bei der Wiederkunft Jesu findet eine Verwandlung der Leiber statt, und zwar sowohl der Verstorbenen als auch der Lebenden. In 2.Kor. 5, 1-10 wird diese Verwandlung ausführlich beschrieben. Die Verwandlung dient dazu, dass der Auferstandene, einen Herrlichkeitsleib und einen ewigen Leib bekommt, womit er für immer bei Gott im Lichte wandeln kann, ein geistlicher Leib, der unverweslich ist (1.Kor. 15, 53).16 1.8. Der zeitliche Ablauf der Verwandlung ist von sehr kurzer Dauer: Die Zeit wird in einer „Atom-Einheit“ wiedergegeben (evn avto,mw ). Das Atom ist das kleinste Teilchen. Der Ablauf der Verwandlung geschieht so blitzschnell, dass er nicht zu messen sein wird. Der Mensch kann sich deshalb auch nicht auf die Ankunft vorbereiten.17 1.9. Zur Zeit der letzten Posaune Es ist die Posaune Gottes. Darf sie mit der siebten Posaune in Offb. 10,7; 11,15 in Übereinstimmung gesetzt werden? 18 1.10. Die Toten werden auferstehen. Im Kontext von 1.Kor. 15 spricht Paulus von der Auferstehung. Gemeint sind hier die Toten, die quer durch das Gemeindezeitalter hindurch, als wiedergeborene Christen starben. 16 Eckhard J. Schnabel bezieht 1.Kor. 15,51f. auf den Jüngsten Tag, also auf den Tag der sichtbaren Wiederkunft Christi. Vgl. E. J. Schnabel: Der erste Brief des Paulus an die Korinther, Wuppertal 2006. Reihe: Historisch Theologische Auslegung, hrsg. v. G. Maier u.a., S. 981 – 984. Idem Heiko Krimmer: Erster Korintherbrief, Neuhausen-Stuttgart, 1985. Reihe: Edition-C-Bibelkommentar, hrsg. v. G. Maier, S. 373. 17 Meine Mutter hielt früher das Haus am Sonntag in einem sehr ordentlichen Zustand. Sie begründete das damit, dass der HERR augenblicklich kommen könnte. Ein gutes Bild dafür, dass wir unser geistliches Haus (unser Herz) rein halten sollen, damit wir als Vorbereitete auf die Entrückung zugehen. 18 Rabbi Aqiba (Alphabet-Midrasch) sagt, dass die letzte Posaune siebenmal geblasen werde: Beim e r s t e n Posaunenstoß erbebt die ganze Erde; beim z w e i t e n Posaunenstoß sondert sich der Staub ab von der ihn umgebenden Erde; beim d r i t t e n Posaunenstoß werden ihre Knochen zusammengebracht; beim v i e r t e n Posaunenstoß erwärmen sich die Gliedmaßen; beim f ü n f t e n Posaunenstoß zieht sich ihre Haut darüber; beim s e c h s t e n Posauenstoß gehen die Geister und Seelen in ihre Körper ein; beim s i e b t e n Posaunenstoß werden sie lebendig und stellen sich auf ihre Füße in ihren Kleidern. Quelle: H. L. Strack u. P. Billerbeck : Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch, Bd. 3, München, 21926, 481. Seite 23 3. Untersuchung von 1.Thess. 4, 13 – 18 Zunächst der Bibeltext: 13 Ouv qe,lomen de. u`ma/j avgnoei/n( avdelfoi,( peri. tw/n koimwme,nwn( i[na mh. luph/sqe kaqw.j kai. oi` loipoi. oi` mh. e;contej evlpi,daÅ 14 eiv ga.r pisteu,omen o[ti VIhsou/j avpe,qanen kai. avne,sth( ou[twj kai. o` qeo.j tou.j koimhqe,ntaj dia. tou/ VIhsou/ a;xei su.n auvtw/|Å 15 Tou/to ga.r u`mi/n le,gomen evn lo,gw| kuri,ou( o[ti h`mei/j oi` zw/ntej oi` perileipo,menoi eivj th.n parousi,an tou/ kuri,ou ouv mh. fqa,swmen tou.j koimhqe,ntaj\ 16 o[ti auvto.j o` ku,rioj evn keleu,smati( evn fwnh/| avrcagge,lou kai. evn sa,lpiggi qeou/( katabh,setai avpV ouvranou/ kai. oi` nekroi. evn Cristw/| avnasth,sontai prw/ton( 17 e;peita h`mei/j oi` zw/ntej oi` perileipo,menoi a[ma su.n auvtoi/j a`rpaghso,meqa evn nefe,laij eivj avpa,nthsin tou/ kuri,ou eivj ave,ra\ kai. ou[twj pa,ntote su.n kuri,w| evso,meqaÅ 18 {Wste parakalei/te avllh,louj evn toi/j lo,goij tou,toijÅ Übersetzung 13 Wir wollen nicht, dass ihr unwissend bleibt, Brüder, in Bezug auf die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die übrigen, die gar keine Hoffnung haben. 14 Denn wenn wir (beständig) glauben, dass Jesus (einmal) gestorben und (einmal) auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. 15 Denn dies sagen wir euch mit einem Wort des HERRN, dass wir, die Lebenden, die Übriggebliebenen, bei der Ankunft (Parusie) des HERRN auf keinen Fall (verstärkte Verneinung) den Entschlafenen zuvor kommen werden. 16 Denn er selbst, der HERR, wird mit einem Kommandoruf, mit einer Stimme eines Erzengels und mit einer Posaune Gottes herabkommen von dem Himmel und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst; 17 danach wir, die Lebenden, die Übriggebliebenen, werden zugleich mit ihnen entrückt werden in den Wolken zur Einholung des HERRN in der Luft. Und so werden wir für immer bei dem HERRN sein. 18 So tröstet einander mit diesen Worten. (Übersetzung sfw). Seite 24 Bemerkungen: 1.11. Die ersten Christen lebten in der Naherwartung, d.h. sie rechneten mit der baldigen Wiederkunft Jesu. Inzwischen waren einige von ihnen gestorben. Nun waren sie unsicher geworden, was denn mit den verstorbenen Christen bei der Parusie ihres HERRN geschehen würde. Phil. 4,5; 1.Thess. 5,2. 1.12. Traurig haben nicht die Christen zu sein, sondern jene Menschen ohne Christus denn sie haben für die Zukunft keine Hoffnung, kein bleibendes Lebensziel. Eine schaurige Lebensphilosophie. Keine Hoffnung, irgendwann einmal aus dem Leid herauszukommen. Ihre Lebensphilosophie platzt wie eine Seifenblase, wenn es ernst wird. 1.13. Gemeint sind hier die Hellenen, die mit ihrer griechischen Religion einer ungewissen Zukunft entgegen gingen, denn nach dem Tod erwartete sie ein Schattendasein. Sie wussten nicht, was auf sie zukommt. 1.14. Jesus ist gestorben, aber auch wieder auferstanden (punktueller Aspekt = einmaliges Geschehen). Jesus ist uns Christen vorausgegangen. Wenn er auferstanden ist, dann werden auch wir auferstehen. Das glauben wir (durativer Aspekt = bleibende Hoffnung). 1.15. In Vers 15 bekräftigt Paulus die eschatologische Anschauung als Offenbarung Jesu: ein Wort des HERRN – keine menschlichen Phantastereien. Vielleicht denkt er an das Wort des Herrn aus Joh. 14, 2-3 oder Joh. 17, 24. 1.16. Zudem tröstet er die Christen von Thessalonich, dass die Entschlafenen keinen Nachteil in Bezug auf die Parusie Jesu haben. 1.17. Er selbst, der HERR! Jesus schickt nicht seine Engel, um die Gläubigen zu holen. Er kommt selbst. Er ist der Bräutigam und seine Gemeinde ist die Braut. Die Ankunft des großen Königs wird mit drei lauten Rufen angekündigt: mit einem Kommandoruf; mit der Stimme eines Erzengels und Seite 25 mit einer Posaune Gottes. Ob alle Menschen die Rufe hören werden oder nur die Christen, bleibt unerwähnt. 6) Der Kommandoruf fordert dazu auf, sich unverzüglich ohne längere Vorbereitungen, bereit zu machen. Es bleibt keine Zeit zum Überlegen. Sofortige Bereitschaft ist gefordert (vgl. die Kürze der Zeit in 1.Kor. 15, 51-52: blitzschnell und mit einem Augenzwinkern). 7) Stimme eines Erzengels. In der Bibel wird Michael als der Erzengel bezeichnet (Jud. 9). Es ist die Stimme, die auch die Toten hören (cf. Joh. 5, 2729; 11, 43). 8) Posaune Gottes: Gemeint ist nicht die Gerichtsposaune (Offb. 8,2 u. 10,7), sondern die Posaune19, die zum Sammeln aufruft! Es gibt drei sogenannte „Versammlungsposaunen“: a) Im AT hatte die Posaune die Aufgabe, das Volk Israel zusammenzurufen, und zwar soll es sich zum Aufbruch bereit machen (Num. 10, 1 - 5). b) Nach der weltweiten Zerstreuung Israels wird wiederum eine Posaune ertönen, um Gottes Volk zu sammeln und es in das Heilige Land zurückzuführen (Jes. 27,13; Matth. 24,31). c) In derselben Weise soll sich im ntl. Zeitalter das Volk Gottes – die Gemeinde – bereit halten zur weltweiten Versammlung und zum Aufbruch in die himmlische Heimat, wenn die Posaune Gottes erschallt. 9) Die Herabkunft vom Himmel beschreibt die Parusie, also die Wiederkunft Jesu. Bei der Entrückung kommt Jesus jedoch noch nicht sichtbar auf die Erde. In 1.Thess 4 kündigt die Posaune die Heils- und Heimkehrzeit an, sagt Helmut Egelkraut: „Die Bedeutung von 1.Thess. 4,13 für eine Umschreibung christlicher Zukunftserwartung“ in: Maier, Hrsg.: Zukunftserwartung in biblischer Sicht, 93 19 Seite 26 Das geschieht erst nach der Trübsalszeit, wenn seine Füße auf dem Ölberg stehen werden (Sach. 14,4). 10) Bei der Entrückung haben wir es u. a. mit einer Auferstehung zu tun, und zwar mit einer Auferstehung zum ewigen Leben. Sie wird in der Bibel auch als die „erste Auferstehung“ bezeichnet (Offb. 20,6). 11) Nachdem die Toten in Christus auferstanden sind, kommen die noch lebenden Christen an die Reihe. Beide Gruppen zusammen werden nun entrückt, und zwar in den Wolken. Die Wolken stehen für die Himmelfahrt, für die Fahrt in die Heimat. „Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus, der unsern nichtigen Leib verwandeln wird, dass er gleich werde seinem verherrlichten Leibe nach der Kraft, mit der er sich alle Dinge untertan machen kann.“ (Phil 3, 20 –21) 12) Dem HERRN entgegen in der Luft! Das Ziel ist Jesus. Darauf hat die Gemeinde schon solange gewartet. Jesus wartet nicht im Himmel auf die Gemeinde, sondern er kommt, um sie heimzuholen. Die Gemeinde tritt ihm entgegen in dem Luftraum. Jesus kommt also nicht auf die Erde nieder. Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Entrückung von der sichtbaren Wiederkunft auf die Erde zu trennen ist! 13) „Dem Herrn entgegen“ (avpa,nthsin). Das Wort „Apantesis“ ist als terminus technicus (feststehender Ausdruck) für einen staatsrechtlich geübten Brauch der Antike aufzufassen, wonach hochgestellte Personen von der Bürgerschaft der Stadt feierlich eingeholt werden. Zur Einholung in die Stadt werden die Straßen geschmückt und das Volk reiht sich am Straßenrand auf. Mit Jubel und Musikkorps wird der König (der Kyrios oder auch ein Minister) feierlich empfangen. Seite 27 Noch heute werden in der Lutherischen Landeskirche Pastoren, die ihr Amt antreten, von der Kirchengemeinde an der Grenze abgeholt. Bei der Apantesis holen die Christen, indem sie die Tore der Welt verlassen, in der Luft den Kyrius (Titel!) Jesus Christus ein.20 14) Bei dem HERRN sein allezeit (durativ)! Die Gemeinde ist für immer untrennbar mit Jesus verbunden. Die Zeit des Abendmahls, in der sie an die Zeit der Kreuzigung und Wiederkunft Jesu dachte, also an die Zeit ohne ihren sichtbaren HERRN, ist vorbei. Das Hochzeitsmahl im Himmel steht bevor (Offb. 19,9). 15) Tröstet euch! Das griechische Wort „parakaleo“ (parakalew ) hat mehrere Bedeutungen: „trösten, ermutigen, ermahnen, erbauen.“ Derjenige, der im Leid steckt, braucht den Trost in Bezug auf die Ankunft Jesu. Der, der gleichgültig geworden ist, braucht eine Ermahnung. Und der, der ein wenig müde geworden ist, hat eine Ermutigung nötig. 20 Peterson in: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament (ThWNT), hrsg. v. G. Kittel, 11 Bde., Kohlhammer, Stuttgart, 1933-1979, Bd. I, 1956, 380. Vgl. auch zur „Apantesis“: „Entrückung biblisches Studium“ in: Lexikon zur Endzeit, 2004, 128. Seite 28 4 . Anhaltsp unkte für E n t r ü c k u n g u n d W i e d e r k u n f t 1) Wir wollen die wichtigsten Bibelstellen, die von der Wiederkunft Jesu sprechen, auflisten. 2) Dabei kann es vorkommen, dass eine Bibelstelle sowohl die Gemeinde meint als auch die Gläubigen aus allen Zeitaltern, wenn es z. B. darum geht, dass der HERR für die Gläubigen eine Stätte bereitet (Joh. 14, 1-3). 3) Ebenfalls ist es nicht immer klar ersichtlich, ob sich eine Aussage auf die Entrückung oder auf die Wiederkunft Jesu auf die Erde bezieht oder ob beides gemeint ist. 4) Zudem fließen bewusst oder unbewusst die Entrückungstheorien mit hinein und legen den Vers dann entsprechend aus!21 5) Es gibt für die Wiederkunft und für die Entrückung drei griechische Worte im griechischen NT: a) Parusie (Wiederkunft) b) Epiphanie (Erscheinung) c) Apokalypse (Offenbarwerden) Das Wort Parusie kommt 24mal im NT vor: Schon in der profanen Umwelt wird der Begriff „Parusie“ verwendet. Er steht für die Ankunft eines hohen Beamten, eines Königs oder eines Kaisers. Vor der Herrscherparusie war die ganze Stadt auf den Beinen. Es wurde geputzt, repariert, Straßen wurden ausgebessert, die Häuser mit Kränzen und Blumen geschmückt. Dazu wurde eigens Steuern erhoben. Sogar „Adventsmünzen“ wurden mit dem Bild des Herrschers gedruckt (in Korinth gibt es eine Adventsmünze des römischen Kaisers Nero). Dem römischen Kaiser Hadrian wurde sogar vor seiner Parusie in Athen der sog. Hadrianstor gebaut.22 Craig A. Blaising spricht an dieser Stelle von “preunderstanding”, also von einer “Vormeinung”, die der Ausleger mitbringt. C. A. Blaising: Premillennialism in: Gundry / Bock: Three Views on the Millennium and Beyond, 164. 22 Oepke in: ThWNT, a.a.O., Bd. V, 858 21 Seite 29 Im Neuen Testament nun bezieht sich die Parusie auf die „Ankunft Christi in messianischer Herrlichkeit“.23 Dabei bekommt der Begriff eine ganz neue Akzentuierung, denn wenn Christus kommt als König der Herrlichkeit, dann müssen zuvor keine Steuergelder erhöht werden, damit die Welt geschmückt werden kann. Christus kommt, um die Seinen zu holen. Er selber ist die Herrlichkeit, die Doxa und sie muss ihm nicht unterbreitet werden. Die Aussage „Ankunft Christi in messianischer Herrlichkeit“ knüpft an das Alte Testament an, weil bereits dort mit der Ankunft des Messias gerechnet wurde. Parusie bedeutet also historisch-prophetisch „Ankunft“ und nicht „Wiederkunft“!24 Manche Stellen im Neuen Testament beziehen sich auf die Ankunft des Paulus in einer Stadt. Wir greifen aber diejenigen heraus, die sich auf die Ankunft JESU beziehen: 1.Kor. 15,23: Es geht um die Auferweckung derjenigen, die Christus angehören, bei der Ankunft Jesu Christi. Dabei kann es sich um alle Gläubigen aus dem Zeitalter der Gemeinde und aus der Trübsalszeit handeln! GNT 1 Corinthians 15:23 e[kastoj de. evn tw/| ivdi,w| ta,gmati\ avparch. Cristo,j( e;peita oi` tou/ Cristou/ evn th/| parousi,a| auvtou/( LUT 1 Corinthians 15:23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; ELB 1 Corinthians 15:23 Jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; sodann die, welche Christus gehören bei seiner Ankunft; In 1.Thess. 2,19 geht es um die Arbeit an den Gläubigen. Paulus hat nicht vergeblich gearbeitet, wenn Christus kommt, um die Seinen zu holen. Hier mag man an die Entrückung denken, doch die Aussage „vor unserem Herrn Jesus bei seiner Parusie“ ist eine allgemeine undatierte Feststellung. Der „Ruhmeskranz“ 23 Ders., a.a.O., 863 Von der Wortbedeutung her signiert “Parusie” eindeutig “Ankunft”. Wenn man dann jedoch das erste Kommen JESU in Bethlehem (sein Leiden, Sterben, Auferstehen, Himmelfahrt) hinzunimmt, dann mag man im eschatologischen Sinne auch von der „Wiederkunft“ Christi sprechen, wie Jesus das selber in Joh. 14,3 tut („ich komme wieder“ pa,lin e;rcomai). Nur muss der Ausleger wissen, dass diese Nuance nicht im eigentlichen Sinne in dem Begriff „Parusie“ enthalten ist. 24 Seite 30 könnte ja auch erst bei der sichtbaren Ankunft Christi ausgeteilt werden. GNT 1 Thessalonians 2:19 ti,j ga.r h`mw/n evlpi.j h' cara. h' ste,fanoj kauch,sewj h' ouvci. kai. u`mei/j e;mprosqen tou/ kuri,ou h`mw/n VIhsou/ evn th/| auvtou/ parousi,a|È LUT 1 Thessalonians 2:19 Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder unser Ruhmeskranz - seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus, wenn er kommt? ELB 1 Thessalonians 2:19 Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Ruhmeskranz - nicht auch ihr? - vor unserem Herrn Jesus bei seiner Ankunft ? In 1.Thess 4,15 geht es um die Entrückung der Gemeinde bei der Parusie Jesu (über den Zeitpunkt wird nichts gesagt). In 1.Thess 5,23 (Segensspruch) könnte es sich um die Entrückung handeln. Aber sollen nicht alle Gläubigen bis zur sichtbaren Ankunft Christi bewahrt bleiben? Also hier trifft wieder beides zu: Entrückung und sichtbare Ankunft. Da Paulus in 2.Thess 2,1 von der Vereinigung der Christen mit Jesus spricht, ist wohl die Entrückung gemeint. Die Brautgemeinde geht dem Bräutigam entgegen. Sie soll mit JESUS zusammengeführt (evpisunagwgh/j) werden. Diese Zusammenführung geschieht bei der Parusie JESU! GNT 2 Thessalonians 2:1 VErwtw/men de. u`ma/j( avdelfoi,( u`pe.r th/j parousi,aj tou/ kuri,ou h`mw/n VIhsou/ Cristou/ kai. h`mw/n evpisunagwgh/j evpV auvto,n LUT 2 Thessalonians 2:1 Was nun das Kommen unseres Herrn Jesus Christus angeht und unsre Vereinigung mit ihm, so bitten wir euch, liebe Brüder, ELB 2 Thessalonians 2:1 Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, Seite 31 Auch in der Endzeitrede Jesu in Matth. 24 müssen wir zwischen der Entrückung (wenn sie denn indirekt erwähnt wird) und der Ankunft differenzieren: In Matth. 24, 3 ist ganz allgemein von der Ankunft (Parusie) Jesu die Rede (über das Wie, Wann und Wo wird nichts ausgesagt). In Matth. 24,27 kann die Entrückung, aber auch die sichtbare Ankunft gemeint sein. Es kommt darauf an, ob die Entrückung während der Trübsal statt findet oder nicht. Wenn man V. 15 zum Kontext hinzunimmt, dann bezieht sich V. 27 wohl eher auf die zweite Ankunft. Wenn man wiederum V. 27 zu V. 29 u. 30 zieht, dann bezieht er sich eindeutig auf die Ankunft Jesu in Israel. V. 37 und 39 beziehen sich m. E. ganz allgemein auf die Zeit vor der Ankunft Christi. Der Abfall nimmt zu und die Menschen achten immer weniger auf die Botschaft Gottes und davon ist ja auch schon das Zeitalter der Gemeinde Jesu betroffen. Von daher gesehen, können sich die Verse 37-41 auf die Entrückung beziehen, aber auch auf die zweite Ankunft Christi, denn auch dann werden manche angenommen und andere nicht. 1.Thess 3,13 bezieht sich wohl eher auf die Ankunft auf die Erde, da davon die Rede ist, dass die Heiligen mit dabei sein werden (Sach. 14,5; vgl. 2.Thess. 1,10) GNT 1 Thessalonians 3:13 eivj to. sthri,xai u`mw/n ta.j kardi,aj avme,mptouj evn a`giwsu,nh| e;mprosqen tou/ qeou/ kai. patro.j h`mw/n evn th/| parousi,a| tou/ kuri,ou h`mw/n VIhsou/ meta. pa,ntwn tw/n a`gi,wn auvtou/( Îavmh,nÐÅ LUT 1 Thessalonians 3:13 damit eure Herzen gestärkt werden und untadelig seien in Heiligkeit vor Gott, unserm Vater, wenn unser Herr Jesus kommt mit allen seinen Heiligen. Amen. ELB 1 Thessalonians 3:13 um eure Herzen zu stärken, untadelig in Heiligkeit zu sein vor unserem Gott und Vater bei der Ankunft unseres Herrn Jesus mit allen seinen Heiligen. Seite 32 In 2.Thess 2,8 wird klar von der zweiten Ankunft Jesu auf die Erde gesprochen, denn er wird den Antichristen umbringen durch den Hauch seines Mundes. Geduld ist gefordert bis zur Parusie unseres Kyrios, des HERRN JESUS (Jak. 5,7), denn sie ist nahe (Jak. 5,8). Das könnte sich wieder auf die Entrückung beziehen, weil von der unverhofften Ankunft die Rede ist. 2.Petr 1,16 bezieht sich auf das erste Kommen Christi in Bethlehem. 2.Petr. 3, 4.12 sprechen wieder allgemein von der Ankunft. In 1.Joh 2,28 werden die Christen dazu ermahnt, in IHM zu bleiben, damit sie vorbereitet sind, wenn ER kommt. Apokalypse Das Wort Apokalypse bedeutet „Offenbarung, Erscheinung“. Der verborgene Christus offenbart sich bei seiner Wiederkunft. Der Unsichtbare wird sichtbar. Der Bräutigam wird nun endlich für die Braut erkennbar. Das Wort Apokalypse mit der Bedeutung „Wiederkunft“ kommt in folgenden Stellen vor: 1.Kor. 1,7 („ihr wartet auf die Offenbarung des Herrn“); Kol. 3,4 („wenn Christus erscheint, ... dann werden auch wir offenbar werden in Herrlichkeit“); 1.Petr. 1,7 („unser Glaube soll bewährt sein bei der Offenbarung Jesu Christi“); 1.Petr. 1,13(„die Lenden umgürtet halten bis auf die Offenbarung Jesu Christi“); 1.Petr. 4,13 („in den Leiden ausharren bis auf die Offenbarung seiner Herrlichkeit“). Diese Durchhalte-Parolen gelten allen Gläubigen bis zur Erscheinung Christi, sowohl der jetzigen Ekklesia als auch der gläubigen „Trübsalsschar“25, wenn es denn eine solche gibt. Ich spreche von der “Trübsalsschar”, weil in der Offb. d. Joh. immer wieder von den „Heiligen“ und „Gläubigen“ in der Trübsal die Rede ist (7, 9-17; 8,3; 9,4; 12,17; 13,7.8.10; 14,12; 20,4). 25 Seite 33 Nach 2.Thess 1,7 erscheint JESUS mit seinen Engeln. Damit ist seine sichtbare Erscheinung auf der Erde, dem Ölberg, gemeint (vgl. Mt 25,31). Lk 17,30 ist eine Parallele zu Matth. 24: Es ist von den Zeiten Lots und Sodoms die Rede und von Lots Frau. Ähnliche Zeiten und Zeichen wird es vor dem Erscheinen des Messias geben. Epiphanie Das Wort Epiphanie bezeichnet das erste Kommen Jesu (Lk 1,79; 2.Tim. 1,10), aber auch seine Wiederkunft (1.Tim 6,14: me,cri th/j evpifanei,aj tou/ kuri,ou h`mw/n VIhsou/ Cristou/. 2.Tim. 4,8: pa/si toi/j hvgaphko,si th.n evpifa,neian auvtou/Å) und die Wiederkunft auf die Erde (2.Tim 4,1: Gericht über die Lebenden und die Toten). Titus 2,13 ist allgemein zu verstehen. Über den Zeitpunkt der Entrückung wird nichts ausgesagt. Vertreter der Vorentrückung verstehen unter 1.Tim. 6,14; 2.Tim. 4,8 die Entrückung, aber wörtlich ist davon nicht die Rede. Natürlich wird der HERR seiner Gemeinde bei der Entrückung erscheinen, sichtbar werden, sich offenbaren, aber der Zeitpunkt bleibt offen! Der Tag Die Wiederkunft Christi wird temporal periphrasiert mit den Worten „der Tag des Herrn Jesu Christi“ (1.Kor. 1,8); „der Tag Christi“ (Phil. 1,6); „der Tag Christi“ (Phil. 2,16); „Tag des Herrn“ (2.Thess. 2,2 nach Codex Sinaiticus, Alexandrinus, Vaticanus, Claramontanus) oder als „der Tag Christi“ (2.Thess. 2,2 nach dem byzantinischen Mehrheitstext). In den meisten Versen geht es um die Standhaftigkeit und um die Treue zum HERRN bis zu seiner Ankunft. Dabei wird nicht gesagt, wann er kommt. Für die Gemeinde ist es der Tag der Entrückung, wobei die Frage offen bleibt, wann sie stattfindet. Manche Prätribulationisten unterscheiden den „Tag Christi“ von dem „Tag des HERRN“. Der „Tag Christi“ beziehe sich auf die Entrückung der Gemeinde vor der Trübsal. Der „Tag des HERRN“ bedeute im Anschluss alttestamentlicher Seite 34 Prophetie im Sinne des „Jom Jahweh“ das Gericht Gottes über die Völker in der letzten Zeit, sprich in der Trübsalszeit.26 In diesem Sinne benutzt 1.Thess. 5,2 den „Tag des HERRN“ als Gerichtstag, der unverhofft kommt (Vers 2), der finster ist (Vers 4) und der den Zorn Gottes offenbart (Vers 9). Manche nehmen an, dass 1.Thess. 5 chronologisch auf 1.Thess. 4 folgt, d. h. dass die Entrückung (als Tag Christi) dem Gericht Gottes in der Trübsalszeit (als den Tag des HERRN, hebr. „Jom Jahweh“) vorausgeht. JESUS bereitet die Wohnungen JESUS sagt in Joh. 14,2, dass es im Hause seines Vaters „viele monastische Zellen“ (monai. pollai,) gibt, also Zimmer (im Plural!). JESUS geht nun hin (Himmelfahrt), um seinen Jüngern (u`mi/nÅ „euch“!) einen Ort (to,pon Singular) zu bereiten. In Vers 3 sagt der HERR, dass ER wiederkommen (pa,lin e;rcomai !) wird, um seine Jünger zu sich zu nehmen (paralh,yomai u`ma/j pro.j evmauto,n), „damit, wo ich bin, ich bin, auch ihr seid“ (i[na o[pou eivmi. evgw,( kai. u`mei/j h=teÅ). Manche beziehen nun diesen johanneischen Skopus auf die Entrückung der Gemeinde und bezeichnen ihn als die erste Erwähnung dieser Tatsache. Dabei erkannten die Jünger damals nicht, dass es nach Joh. 14 einen differenzierten und chronologischen Unterschied zwischen Entrückung (unsichtbare Ankunft Jesu in der Luft) und sichtbare Wiederkunft Christi auf Erden gibt, gesteht selbst John F. Walvoord ein (Walvoord: Brennpunkte, 1992, 242). M. E. redet der HERR zu den J ü n g e r n und das bedeutet „zu den Gläubigen“. Von Gemeinde ist hier noch nicht die Rede. Allen Gläubigen bereitet der HERR eine Wohnstätte zu. Seine Ankunft wird ganz allgemein beschrieben, der Zeitpunkt wird nicht determiniert und das sollten wir auch nicht tun. M. E. werden zu vorschnell vom Standpunkt des Prätribulationismus aus Z i r k e l s c h l ü s s e gezogen, so dass Bibelstellen zur Lehrauffassung herangezogen werden, die diese jedoch bei genauerer Betrachtung n i c h t unterstreichen. 26 Vgl. Walvoord: Brennpunkte, 1992, 245 Seite 35 Weitere Begriffe für die Rückkehr Christi In Hebr. 10,37 wird Christus als „der Kommende“ (~O evrco,menoj) tituliert. JESUS sagt selbst voraus, dass er „kommen wird“ (e;rcomai): Mt 24,30; Jh 14,3; 2.Thess. 1,10; Jud. 14; Offb. 1,7; 22,20. JESUS wird „heruntersteigen“ (katabh,setai) vom Himmel. ER „wird kommen über dich (Gemeinde Sardis) wie ein Dieb“ (h[xw evpi, se w`j kle,pthj): Offb. 3,3. JESUS wird „offenbar werden“ / „erscheinen“ (eva.n fanerwqh/|): 1.Joh. 3,2. JESUS wird in vollem Licht „erscheinen“ (Verb „epipheino“: scheinen, leuchten): 2.Thess. 2,8 (th/| evpifanei,a|). Alle werden die Krone der Gerechtigkeit empfangen, die seine Erscheinung lieb haben (pa/si toi/j hvgaphko,si th.n evpifa,neian auvtou): 2.Tim. 4,8. JESUS wird zum zweiten Mal „sichtbar werden“ zum Heil für diejenigen, die auf ihn warten (evk deute,rou ... ovfqh,setai ... eivj swthri,anÅ): Hebr. 9,28 Dabei ist festzuhalten, dass alle diese Stellen über die Wiederkunft Christi nichts über den Zeitpunkt aussagen. Er wird zwar kommen wie ein Dieb, das heißt plötzlich, unerwartet, schnell, aber es gibt keine Hinweise über eine „Vorentrückung“ oder „Nachentrückung“.27 Der biblische Zeitpunkt: 1) Das Reich Gottes steht unmittelbar bevor (Mt 10,23; Mk 9,1). 2) Das Ende zieht sich lange hin (Mt 24,14; 25,14ff; Mt 13,1ff). 3) Der Zeitpunkt der Wiederkunft ist unbekannt (Mt 25,13; Lk 12,35-36). Das gesteht auch Edward E. Hindson ein: „Entrückung und Wiederkunft. Zwei Aspekte der Rückkehr Christi“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 168. 27 Seite 36 5. Unterschiede zwischen Entrückung und Wiederkunft 5.1. Graphik „Entrückung und Wiederkunft“ Entrückung Wiederkunft „unsichtbare“ Parusie in der Luft für die Gemeinde Sichtbare Ankunft auf die Erde (für Israel auf dem Ölberg) Ob es sich bei der Entrückung um eine unsichtbare Ankunft des HERRN handelt, wird ja gar nicht gesagt. Ob es eine zeitliche Differenz zwischen der Entrückung und der Wiederkunft gibt, wird auch nicht gesagt. Man könnte gar annehmen, dass Entrückung und Wiederkunft ein und dasselbe seien. Erste Unterschiede fallen aber doch auf: Bei der Entrückung lesen wir von der Ankunft in der Luft und davon, dass die Toten in Christus (sprich Gemeinde) auferweckt werden. Von einer Wiederkunft auf dem Ölberg in Israel und für Israel (wie das die atl. Propheten betonen), ist hier nicht die Rede. Seite 37 5.2. Unterschiede zw. Entrückung u. Wiederkunft nach William Blackstone Unterschiede zwischen Entrückung und Wiederkunft hat bereits William E. Blackstone (1841-1935) in seinem Buch „Jesus is Coming“ (1878) herausgearbeitet. Auch wenn nicht alle Unterschiede überzeugend und logisch nachzuvollziehen sind, wollen wir sie dennoch an dieser Stelle nennen28: Entrückung Wiederkunft 1 Wegnahme aller Gläubigen in Christus (1.Thess. 4,16.17) Offenbarung des Sohnes Gottes (Sach. 14,4; Offb. 19,11ff) 2 In der Luft (1.Thess. 4,17) Auf dem Ölberg (Sach. 14,4) 3 Heimholung der Braut Christi (1.Thess. 4,16.17) JESUS kommt mit seinen Heiligen (Jud. 14) 4 Wegnahme der Gemeinde und Einleitung der Trübsal Sieg u. Aufrichtung des Millenniums (Offb. 20) 5 Entrückung zu jeder Zeit Der Wiederkunft gehen Zeichen voraus 6 Entrückungsbotschaft bringt Trost (1.Thess. 4,18) Wiederkunft leitet Gericht ein 7 Entrückung bezieht sich auf den Wiederkunft bezieht sich auf den Heilsplan Heilsplan für die Gemeinde für Israel 8 Ein Geheimnis (1.Kor. 15,51) In beiden Testamenten vorausgesagt 9 Die Gläubigen werden beurteilt (1.Kor. 3,12-15; 2.Kor. 5,10) Nationen und Israel werden gerichtet (Mt 25,31 ff) 10 Keine Veränderung der Schöpfung Umgestaltung der Schöpfung (Jes. 2,2; Sach. 14,4-5.8.10; Hes. 47) 11 Nationen sind von der Bei der Wiederkunft werden die Nationen 28 Nach W. E. Blackstone: Jesus is coming, New York: Fleming H. Revell, 1932, 75-80 in: J. D. Pentecost: Bibel und Zukunft, 227f. Siehe auch Mark Hitchcock: Könnte die Entrückung heute stattfinden?, 2005, 70 f. Vgl. auch Edward E. Hindson: „Entrückung und Wiederkunft: Zwei Aspekte der Rückkehr Christi“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 171. Seite 38 12 Entrückung nicht betroffen gerichtet (Mt 25, 31 ff.) Bei der Entrückung gehen Israels Bundschlüsse nicht in Erfüllung Bei der Wiederkunft werden alle Bundschlüsse erfüllt (abrahamitischer Bund, Landverheißung, Davidischer Bund, der neue Bund) 13 Keine besondere Beziehung im Heilsplan zum Bösen Das Böse wird gerichtet (2.Thess. 2,8; Offb. 19, 19-21) 14 Vor dem Tag des Zorns (Offb. 3,10; 2.Thess. 2,1-12) Wiederkunft nach d. Tag des Zorns (Mt 24,29.30) 15 Nur für die Gläubigen bestimmt Wiederkunft hat Auswirkungen auf alle (1.Thess. 4,16.17) Menschen 16 Der HERR ist nahe (Phil. 4,5) Das Reich ist nahe (Mt 24,14) 17 In die Gegenwart des HERRN (1.Thess. 4,17) Aufnahme in das Reich (Mt 25, 31 ff.) 5.3. Unterschiede zw. Entrückung u. Wiederkunft nach Edward E. Hindson Auch Edward E. Hindson29 unterscheidet zwischen Entrückung und Wiederkunft. Manche Bibelstellen ordnet er der Entrückung zu, andere der Wiederkunft. Zur Entrückung gehören Bibelstellen, die von der Gemeinde reden, denn die Gemeinde wartet ja auf die Wiederkunft des Bräutigams, der seine Braut zu sich nimmt.30 Wenn Christus direkt auf die Erde zurückkommt, dann folgt das Gericht. 29 Edward E. Hindson, a.a.O, 170 Mal Couch führt in diesem Sinne elf Indikatoren zur Entrückung an: 1) Die Auferstehung der Christen (1.Kor. 15,23-24.51-52; 1.Thess. 4,13-18; 5,1-11); 2) Texte, die von Hoffnung und Trost sprechen (Jh 14,1-3; Jak. 5, 7-9; 1.Thess. 1, 9b-10; 2,17-19; 4,13-18; 5,1-11; 2.Thess. 2,1-2; 1.Kor. 15,23-24.51-52; Phil. 3,20-21; Tit. 2,13; 1.Jh. 2,28; 3,2-3); 3) Die Verwandlung (1.Thess. 4, 13-18; 1.Kor. 15,51-52; Phil. 3,20-21; 1.Jh. 3, 2-3); 4) Entrückung in den Himmel (Jh 14, 1-3; 1.Thess. 1, 9b-10; 3,13; 4,13-18; 5,1-11; 2.Thess. 2,1; Phil. 3,20); 5) Persönlich sehen, wenn er kommt (Jh 14, 1-3; Jak. 5,7-9; 1.Thess. 1,9b-10; 2,17-19; 4,13-18; 5,1-11; 2.Thess. 2,1-2; Phil. 3,20-21; Tit. 2,13; 1.Jh. 2,28; 3,2-3); 6) Ein gottesfürchtiges Leben führen, weil er kommt (Jak. 5, 5-7; 1.Thess. 5, 1-11; 5,23; 1.Tim. 6,14; Tit. 2, 1214; 1.Jh. 2,28; 3,2-3); 7) Die Fürwörter „Wir, Ihr und Uns“ als Beweis, dass die Entrückung in der Generation des Paulus hätte stattfinden können (Jh 14, 1-3; Jak. 5,7-9; 1.Thess. 1,9-10; 2,17-19; 3,13; 4, 13-18; 5, 1-11; 5,23; 2.Thess. 2,1-2; 1.Tim. 6,14; 1.Kor. 15, 51-52; Phil. 3,20-21; Tit. 2,13; 1.Jh. 2,28; 3,2-3); 8) Verwendung des Spezialbegriffs „Parousia“ für die Entrückung (Jak. 5,7-8; 1.Thess. 2,17-19; 3,13; 4,13-18; 5,23; 2.Thess. 2,1-2; 1.Kor. 15, 23-24; 1.Jh. 2,28; 3,2-3); 9) Andere Begriffe für das 30 Seite 39 Bibelstellen also, die vom Gericht Gottes sprechen oder von Israel, betreffen demzufolge die Parusie Christi auf dem Ölberg. Bibeltexte über die Entrückung Bibeltexte über die Wiederkunft Jh 14, 1-3 Jud. 21 Dan. 2, 44-45 Apg. 1, 9-11 1.Kor. 15, 23-24 Offb. 2,25 Dan. 7, 9-14 Apg. 3, 19-21 1.Kor. 15, 51-53 Offb. 3,10 Dan. 12, 1-3 1.Thess. 3,13 Phil. 3,20-21 Sach. 14, 1-15 2.Thess. 1, 6-10 Kol. 3,4 Mt 13, 41 2.Thess. 2,8 1.Thess. 1,10 Röm. 8,19 1.Thess. 4,13-18 1.Kor. 1,7-8 1.Thess. 5, 9-10 1.Kor. 16, 22b Maranatha Mt 24, 15-31 2.Petr. 3, 1-14 2.Thess. 2,1 1.Thess. 2,19 Mt 26,64 Jud. 14-15 Hebr. 9,28 1.Thess. 5,23 Mk 13, 14-27 Offb. 1,7 Jak. 5,7-9 1.Tim. 6,14 Mk 14, 62 Offb. 19, 11 – 20,6 1.Petr. 1,7.13 Tit. 2,13 Lk 21, 25-28 Offb. 22, 7.12.20 1.Jh. 2,28 – 3,2 2.Tim. 4,1 Manche Bibelstellen sind de facto eindeutig, das heißt sie lassen sich der Entrückung oder der Wiederkunft zuordnen. Vor allem sprechen die alttestamentlichen Propheten von der Wiederkunft Christi auf die Erde (Daniel und Sacharja). Die Entrückung hatten die alttestamentlichen Propheten noch nicht geoffenbart bekommen. Im Neuen Testament gibt es viele Hinweise auf die Ankunft JESU, aber es gibt nur einen direkten Abschnitt, der von der Entrückung spricht. Von der Entrückung handelt allein der Text aus 1.Thess. 4,13-18. Diesem Abschnitt wären dann weitere Abschnitte hinzuzufügen, in denen Aussagen über die Ankunft Christi gemacht werden, die eventuell auf die Entrückung zutreffen würden: Kommen des HERRN (Jh 14,1-3; Jak. 5,7-9; 1.Thess. 4,16; 5,23-24; 2.Thess. 2,1-3; Tit. 2,13; 1.Jh. 2,8; 3,2-3); 10) Zum Vater gebracht werden (Jh 14, 1-3; 1.Thess. 3,13; Tit. 2,13); 11) „In Christus“ oder Anspielungen auf die „Gemeinde“ (1.Thess. 2,17-19; 4,13-18; 5, 1-11; 2.Thess. 2,1-2; 1.Kor. 15, 2324.51-52; Tit. 2,13). Quelle: Mal Couch: „Die wichtigsten Begriffe und Bibeltexte über die Entrückung“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 33f. Seite 40 Jh 14,1-3 JESUS geht in den Himmel, um den Jüngern eine Stätte zu bereiten. Er wird wiederkommen und sie zu sich nehmen. JESUS wird bei der Entrückung die Gemeinde zu sich nehmen. Für sie wäre dann Vers 3 erfüllt. Aber was ist mit den übrigen Gläubigen, z. B. aus der Trübsalszeit, wenn es eine Entrückung vor der Trübsal geben würde? Natürlich bereitet JESUS auch für sie eine Stätte zu. JESUS spricht ja in Jh 14 zu seinen Jüngern – die Gemeinde existiert noch nicht. Man darf also nicht einzelne Bibelabschnitte vorschnell auf die Entrückung allein projizieren, weil man eine eschatologische Aussage dadurch zu stark eingrenzt. JESUS spricht weder von der Entrückung noch von dem Zeitpunkt seiner Wiederkunft. 1.Kor. 15,23-24 „die Gläubigen, die Christus angehören, werden auferstehen bei seiner Ankunft“. 1.Kor. 15, 51-52 “die Gläubigen werden verwandelt werden plötzlich in einem Augenblick”. Phil. 3,20-21 “wir warten auf die Ankunft unseres Heilandes vom Himmel, der dann unseren nichtigen Leib verklären wird”. Kol. 3,4 “wenn Christus sich offenbaren wird, dann werden auch wir offenbar werden mit ihm in Herrlichkeit“. 1.Thess. 1,10 “wir warten auf seinen Sohn vom Himmel, der uns vor (evk31) dem zukünftigen Zorn erretten (entreißen32) wird”. Das griechische Wort „ryomai“ (r`u,omai) hat die Grundbedeutung von „entreißen, wegziehen vor oder aus der Gefahr“. Insofern hätten wir neben 1.Thess. 4, 17 eine weitere direkte Bibelstelle über Entrückung. 1.Thess. 5,9-10 “Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern das Heil zu gewinnen durch unseren HERRN JESUS Christus, der für uns gestorben ist, auf dass, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollen“. 2.Thess. 2,1 „unsere Vereinigung mit ihm“ (Braut mit dem Bräutigam). Die griechische Präposition „ek“ kann Bedeutung „aus“ haben, aber auch „vor“. Vgl. dazu die Ausführungen zu Offb. 3,10. 32 Franz Passow: Handwörterbuch der Griechischen Sprache, Bd. 2/2, Darmstadt, 1983 (1857), 1351. 31 Seite 41 Hebr. 9,28 „JESUS erscheint denen, die auf ihn warten, zum Heil“. Jak. 5,7-9 „der HERR kommt ... der HERR kommt bald“ (Entrückung, Wiederkunft). 1.Petr. 1,7 „...wenn Wiederkunft). offenbart wird JESUS Christus“ (Entrückung, 1.Petr. 1,13 „... umgürtet euch ... und setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade , die euch dargeboten wird in der Offenbarung JESU Christi“ (Entrückung, Wiederkunft). 1.Jh 2,28 – 3,2 „wir freuen uns, wenn er kommt... wenn ER erscheint, werden wir ihm ähnlich sein“. Jud. 21 „wartet auf die Barmherzigkeit unseres HERRN JESUS Christus zum ewigen Leben“ (Entrückung, Wiederkunft). Offb. 2,25 Thyatira: „was ihr habt, das haltet, bis ich komme“ (Entrückung, Wiederkunft). Offb. 3,10 Sardes: „ich will dich bewahren vor der Stunde der Versuchung“ (wann aber ist die Stunde der Versuchung?). Viele Abschnitte kündigen einfach nur die Ankunft Christi an, ohne darauf hinzuweisen, ob die Entrückung oder die Wiederkunft gemeint ist (siehe dazu auch Punkt 4: „Anhaltspunkte für Entrückung und Wiederkunft“). Diejenigen Stellen, die nur von der Ankunft Christi sprechen, sollte man offen stehen lassen und nicht unbedingt katalogisieren, wenn keine eindeutige Aussage vorhanden ist. Dies aber tun sowohl Prätribulationisten also auch Posttribulationisten. Dabei sagen viele Stellen gar nichts über den Zeitpunkt (!) aus: Röm. 8,19 „Kreatur sehnt sich nach der Erlösung und der Offenbarung der Kinder Gottes“. 1.Kor. 1,7-8 „der Tag unseres HERRN JESUS Christus“ (Zeitpunkt offen). 1.Kor. 16,22b Die Interjektion „Maranatha“ gilt bis zur sichtbaren Ankunft Seite 42 Christi. 1.Thess. 2,19 „wenn ER kommt“ (Zeitpunkt nicht genannt). 1.Thess. 5,23 „ER aber, der Gott des Friedens heilige euch... bis auf die Ankunft unseres HERRN JESUS Christus“: Gilt allen Gläubigen bis zur sichtbaren Wiederkunft Christi. 1.Tim. 6,14 „halte das Gebot ... bis zur Erscheinung unseres HERRN JESUS Christus“ : Gilt allen Gläubigen bis zur sichtbaren Wiederkunft Christi. Tit. 2,13 „warten auf die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Christus JESUS“ (Zeitpunkt offen). Einen Vers aus 2.Tim. 4,1 wollen wir noch zitieren: „So ermahne ich dich inständig vor Gott und Christus Jesus, der da kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich.“ Edward E. Hindson ordnet diese Stelle der Entrückung zu. Davon ist aber in dieser Perikope nicht die Rede. Im Gegenteil: Der Abschnitt spricht von Gericht, von der Erscheinung Christi und seinem Reich. Diese Aussage deutet vielmehr auf die sichtbare Wiederkunft auf die Erde hin, denn dann richtet JESUS sein Reich auf! Seite 43 5.4. Die eschatologischen Posaunen Die Frage lautet: Wie sind die Posaunen aus den eschatologischen Texten (1.Thess. 4,16; 1.Kor. 15,52; Offb. 10,7; 11,15; Mt 24,31) zeitlich einzuordnen? Sagen sie alle dasselbe aus? Sprechen sie vom gleichen Inhalt? Dann könnte man alle 5 Stellen zusammenfassen und auf die Wiederkunft Christi auf die Erde beziehen (Entrückung und Wiederkunft würden demzufolge zusammenfallen). Diesem Vorschlag folgen die Posttribulationisten. Andere wiederum behaupten, dass die Entrückung vor der siebten Posaune (Offb. 10,7) stattfinden würde (dazu gehöre auch 1.Kor. 15,52. Das ist die Auffassung von „Pre-Wrath-Rapture“). Die Inhalte aber der Bibeltexte sind doch so verschieden, dass nicht alle fünf zeitlich zusammenzulegen sind. Inhaltlich gehören zunächst einmal 1.Thess. 4,16 und 1.Kor. 15,52 zusammen. Beide Perikopen sprechen von der Entrückung (Zeitpunkt offen). Offb. 10, 7 gehört thematisch zu Offb. 11,15. Es ist die Zeit der Trübsal, denn es folgen noch die sieben Zornesschalen. Es ist von Gericht die Rede. Vor allem haben wir es mit einer Vorausschau auf den Sieg Christi zu tun und mit der Aufrichtung seines Reiches. Die Vollendung des Geheimnisses Gottes (evtele,sqh to. musth,rion tou/ qeou/) wird in der Ewigkeit (Offb. 11,15) ihren Fortgang finden. Auch wenn mit dem Geheimnis die Gemeinde gemeint sein könnte (Eph. 3,4), so wird nichts über den Zeitpunkt der Entrückung gesagt, sondern es ist nur von ihrer Vollendung die Rede. Vollendung bedeutet jetzt: Antritt in die Ewigkeit. Schließlich bleibt noch der Abschnitt von Mt 24,31 übrig, der sich nun eindeutig auf die sichtbare Wiederkunft Christi bezieht, nach der Trübsal (Mt 24,29). Seite 44 1.Thess. 4,16 1.Kor. 15, 52 Offb. 10,7 Offb. 11,15 Mt 24,31 Der 7. Engel posaunt Seine Engel (Pl.) werden laut posaunen Der HERR wird mit Befehl, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes Zur Zeit der letzten Posaune Der 7. Engel wird posaunen heruntersteigen... Posaune Gottes Die Posaune Posaune des 7. Engels (Gerichtsengel) Blitzschnell während eines Augenzwinker Posaune des 7. Mehrere Engel Engels und mehrere (Gerichtsengel) Posaunen In den Tagen (Pl.) Nach der Trübsal (24,29) ns Toten in Christo werden auferstehen. JESUS erscheint in der Luft. Auferstehung Vollendung des Geheimnisses und Verwandlung Gottes (Ewigkeit). Aufhebung der Zeit (10,6) / d. Die Reiche der Welt gehören nun Christus Wiederkunft Christi in den Wolken auf die Erde Die Toten werden gerichtet (11,18) Sammlung seiner Auserwählten, die leben (gläubigen Juden) Entrückung Frist Entrückung Vorausschau auf Parenthese / die Vollendung: Vorausschau: Kontext: 10,1Gericht Entrückung 11! Die Zornesschalen folgen noch Lohn Parusie Christi. Danach Aufrichtung des Reiches Seite 45 6. Die biblische Lehre von der Entrückung - Graphik 1. Kor. 15, 52 1.Thess. 4, 13 – 18 Ein Wort des HERRN Der Kommandoruf Mit der Stimme des Erzengels Posaune Gottes In den Wolken Verwandlung Verstorbenen Plötzlich ! Lebenden In Christus ! Seite 46 7. Zur Geschichte der Entrückungslehre Bei den Kirchenvätern wird der Begriff noch nicht verwendet. Sie rechneten in den ersten zwei Jahrhunderten mit der bevorstehenden Ankunft Christi (Naherwartung), aber es gibt kaum eindeutige Aussagen über die Entrückung. Im römischen Reich gab es immer wieder Verfolgungen und somit dachten die Christen, dass sie bereits in der Zeit der Trübsal leben. Das römische Reich entsprach dem vierten Tier der Vision des Propheten Daniels (Dan. 7). Eine Erlösung der Christenheit konnte somit aus oder am Ende der Trübsal heraus stattfinden. Zu den heutigen Sichtweisen über die Entrückung gibt es bei den Kirchenvätern kaum eindeutige Aussagen.33 Bestehen bleibt also in der frühen Christenheit die Naherwartung – näher umschrieben wird sie nicht. Erst später findet sich eine Predigt, die dem Ephraem Syrus (306-373 n. Chr.)34 zugeschrieben wird. Hierin wird betont, dass die Gemeinde vor der Trübsal zum HERRN hin versammelt werden wird. „Denn alle Heiligen und Auserwählten Gottes werden gesammelt, vor der Drangsal, die kommen muss, und werden zum Herrn weggenommen, damit sie nicht die Verwirrung erleben, die wegen unserer Sünde die Welt überwältigen wird.“35 Doch solche prätribulationistischen Ansichten haben sich kaum ausgebreitet, da ab dem 4. Jh. durch die sogenannte konstantinische Wende sich die „ReichsEschatologie“ durchsetzte. Das Christentum wurde zur Staatsreligion erklärt. Es herrschte Frieden und Wohlstand. Mehr und mehr wurde der Gedanke an ein Das zeigt die Untersuchung von Larry V. Crutchfield: „Selige Hoffnung und Trübsal bei den apostolischen Vätern“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 93 – 113. Weitere Literatur: Thomas Lea: „A Survey of the Doctrine of the Return of Christ in the Ante-Nicene Fathers“ in: „Journal of the Evangelical Theological Society, 29 (Juni 1986), 163-177. Hippolytus, Tertullian, Lactantius u. a. lehrten wohl den Posttribulationismus. 34 Ephraem Syrus wurde bei Nisbis, dem heute in der Türkei gelegenen Edessa, in der römischen Provinz Syrien geboren. 35 Ephraem Syrus: “Von den letzten Zeiten, dem Antichristen und von dem Ende der Welt”, 373 n. Chr. Es ist nicht genau sicher, ob Ephraem Syrus dieses Werk verfasst hat. Manche sprechen deshalb auch vom Pseudo-Ephraem, also einem anonymen Verfasser, der unter dem Namen des Kirchenvaters geschrieben hat. Dennoch bleibt das Zeugnis der Vorentrückung aus diesem Buch bestehen. 33 Seite 47 Tausendjähriges Reich verdrängt. Die Kirche stelle jetzt das Reich Christi auf Erden dar. Der christliche Kaiser Konstantin sorgt für Frieden und Ruhe. Die Wiederkunft Christi rückte in weite Ferne. Zudem wurde im Mittelalter die wörtliche Auslegungsmethode durch die allegorische ersetzt. Außerdem setzte sich mit Augustinus (354-430) der Amillennialismus durch, der die Theologie des Abendlandes über 1000 Jahre lang prägte. Erst nach der Reformationszeit beginnen einzelne Theologen intensiver über eine Eschatologie Israels und der Gemeinde nachzudenken, weil die wörtliche Auslegungsmethode (sensus literalis) neu angewandt wurde und weil die Reformatoren die Papstkirche als das antichristliche Reich darstellten. Von daher gesehen, konnte die Kirche nicht das Millennium darstellen. Hinzu kam die Anwendung der grammatikalisch-historischen Exegese seit der Reformationszeit.36 Bereits 1627 konstatierte der reformierte Theologe Johann Heinrich Alsted (1588-1638), dass Offb. 20 wörtlich auszulegen sei.37 Aus England ist Joseph Mede (1586-1638) zu nennen, der einen „Schlüssel zur Offenbarung des Johannes“ (Clavis Apocalypticae 1627) herausgab. Er rechnet mit der Wiederkunft Christi, mit der Mitregentschaft der Braut Christi auf der Erde während des Millenniums. Ferner betont er die „Gleichzeitigkeit der Prophetie“ (z.B. sind die 1260 Tage mit den 42 Monaten und den 3 ½ Zeiten gleichzusetzen). Vor allem betont er, dass die Heiligen vor der Feuersbrunst in die Luft erhoben werden (eine frühe Formulierung der Entrückungslehre). Der Hugenottenflüchtling Pierre Jurieu (1637-1713) rechnete in seinem Buch „Approaching Deliverance of the Church“ (Die herannahende Befreiung der Gemeinde 1687) mit der Ankunft Christi in der Luft vor der Schlacht von Harmagedon, um die Heiligen zu entrücken. 36 Vgl. Craig A. Blaising: Premillennialism in: Stanley N. Gundry (series editor): Three Views on the Millennium and Beyond, Grand Rapids, Michigan, Zondervan, 1999, 174 – 181. 37 Craig A. Blaising, a.a.O., S. 179. Johann Heinrich Alsted wurde 1588 in Ballersbach bei Herbon geboren. 1610 wurde er in Herborn Professor für Philosophie an der Philosophischen Fakultät, 1619 Professor für Theologie daselbst. 1629 folgte ein Ruf an die neugegründete Universität in Weißenburg (Siebenbürgen). Alsted war reformierter Theologe, rechnete aber dennoch in der Schrift „Tractatus de mille annis“ mit dem Tausendjährigen Reich, das 1694 anbrechen sollte. Quelle: http://www.bautz.de/ vom 7.10.2008. Seite 48 Philip Doddridges Kommentar des Neuen Testaments (1738) gebraucht den Begriff „Entrückung“ und bezeichnet sie als nahe bevorstehend. Ein weiterer Verweis auf die Entrückung kommt von dem Baptisten Morgan Edwards (1722-1792)38, der in den Jahren 1742-1744 eine abgesonderte Entrückung dreieinhalb Jahre vor dem Beginn des Tausendjährigen Reiches lehrte.39 An mehreren Stellen spricht er in seiner Abhandlung „Millennium – LastNovelties“ („Tausendjähriges Reich – letzte Neuigkeiten“) davon, dass die Gläubigen Christus in der Luft begegnen werden. 1748 lehrte der calvinistische Theologe John Gill in seinem Kommentar über den 1.Thessalonicherbrief die Entrückung, dass sie plötzlich und ohne Vorzeichen geschehen könne.40 Die klassische Vor-Entrückungslehre wird dann von John Nelson Darby (1800-1882)41 in England innerhalb der Brüderbewegung entwickelt. In seiner Schrift „Das Kommen des Herrn“, schreibt er in der Auslegung von Offb. 12 über die Entrückung folgendes: „Im Hinblick auf die Erfüllung der Prophezeiungen Gottes sehen wir also, dass die Versammlung zuvor von diesem Schauplatz gänzlich verschwinden muss; denn Gottes Wege mit den Völkern in der letzten Jahrwoche können unmöglich ihren Anfang nehmen, solange die Entrückung der Heiligen, um Erben mit Christus zu sein, noch nicht zur vollendeten Tatsache geworden ist.“42 Die Versammlung stellt die Gemeinde Jesu Christi dar. Sie muss erst entrückt werden, damit dann die letzte Jahrwoche, also die siebenjährige Trübsalszeit, Morgan Edwards gründete die Brown-Elite-Universität (engl. „Ivy League“: Ivy = Efeu Liga = Elite Universitäten im Osten der USA). 39 Thomas Ice: “Morgan Edwards” in: Lexikon zur Endzeit, 2004, 114-116. 40 Über eine Vorentrückung macht Gill keine Aussagen wie es Grant R. Jeffrey zu behaupten wagt: Grant R. Jeffrey: „Die Kirche des frühen Mittelalters und die Entrückung vor der Trübsal“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 131f. 41 Biographische Notizen über das Leben J. N. Darbys: Floyd Elmore: „John Nelson Darby in seinen frühen Jahren“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 137 – 163. 42 Darby: „Das Kommen des Herrn“: http://www.bibelkommentare.de/pdf/334.pdf , S. 36, vom 03.03.2007. 38 Seite 49 beginnen kann. Somit vertritt Darby den Prätribulationismus, die Lehre von der Vorentrückung. Immer wieder wird behauptet, dass es die Vorentrückungslehre erst seit Darby geben würde und dieser hätte seine Ansichten von der dubiosen Visionärin Margaret Macdonalds43 oder von Edward Irving (Wegbereiter der katholischapostolischen Kirche) übernommen. Diese falschen Behauptungen sind inzwischen historisch widerlegt worden. Entrückungstheorien gab es schon wie oben gezeigt vor Darby. Und außerdem hatte Darby keinerlei Verbindung zu Margaret Macdonalds. Die Ansichten von Edward Irving teilte er in keiner Weise.44 Schnell verbreitete sich von nun an die Entrückungslehre auf Bibelkonferenzen (Niagara Bible Conference 1878-1909), durch Publikationen The Truth und Our Hope, ferner durch die Lektüre von William E. Blackstone (1841-1935) „Jesus is Coming“ (1878), die mit einer Auflage von 1,3 Millionen Exemplaren in 47 Sprachen übersetzt worden ist. Blackestone kristallisierte die Unterschiede zwischen Entrückung und Wiederkunft deutlich heraus.45 Blackstone war sich der kommenden siebenjährigen Trübsal so sehr bewusst, dass er Kisten mit Bibeln in den Höhlen von Edom lagerte, damit die Juden, die sich dort vor dem Antichristen verstecken würden, das Evangelium Abbildung 1 von JESUS Christus lesen könnten.46 Weitere Verbreitung fand die Vorentrückungslehre durch die ScofieldStudienbibel (1909), hrsg. v. Cyrus I. Scofield (1843-1921, Abbildung 1), - im deutschsprachigen Raum wurde diese Studienbibel durch Gertrud Wasserzug gebräuchlich. Noch heute werden in den USA die „Scofield Prophecy Studies“ (www.scofieldprophecystudies.org/) durchgeführt. So noch von Marvin Rosenthal behauptet in der Zeitschrift „Zion’s Fire“ (08/09 1990). Quelle: Gerald B. Stanton: „Die Lehre von der Nähe der Rückkehr Christi – ist sie biblisch?“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 251. Idem Roland Hardmeier: „Zukunft, Hoffnung, Bibel“, 2007, 304. 44 Berthold Schwarz: Exkurs: „Die Zukunft hat begonnen“ in: Christian Herrmann (Hrsg.): Wahrheit und Erfahrung. Themenbuch zur Systematischen Theologie, Bd. 3, Wuppertal, 2006, 429f. 45 Siehe Punkt 6: Differenzen zwischen Entrückung und Wiederkunft. 46 W. J. Grier: Plötzlich in einem Augenblick, 1978, 48. 43 Seite 50 Ferner war Lewis Sperry Chafer (1871-1952, Abbildung 2), der Begründer des Dallas Theological Seminary (Texas), an der Verbreitung und der exegetischen Begründung der VorAbbildung 2 Entrückungslehre stark beteiligt. In den Fußstapfen von Lewis S. Chaffer gingen dann John F. Walvoord, J. Dwigth Pentecost, Dwigth L. Pentecost, Charles C. Ryrie, Arnold G. Fruchtenbaum. Fruchtenbaum ist der Begründer von „Ariel Ministries“ (1977). Auch das Moody-Bible-Institut sowie das Philadelphia Bible-College vertreten die Vor-Entrückungslehre. Hal (Harold Lee) Lindsey trug mit seinem Buch „Alter Planet Erde wohin?“ (engl. „The Late Great Planet Earth“, 1991: 20. Auflage, Gesamtverbreitung bis dahin weltweit 20 Millionen Exemplare) zur Verbreitung der VorEntrückungslehre bei. Heute verbreitet Lindsey seine Botschaften über das Fernsehen und via Internet (Hal Lindsey Ministries). In neuerer Zeit ist Malcom Ollie Couch, der Gründer des Tyndale Theological Seminary in Texas zu nennen, der das Lexikon zur Endzeit (engl. Dictionary of Premillennial Theology 1996, deutsch 2004) herausgab. Die Roman-Serie „Left Behind“ von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins sowie der dreiteilige Spielfilm „Left Behind. The Movie“, „Left Behind. Tribulation Force“, „Left Behind. World at war“ tragen ebenfalls stark zur Verbreitung der VorEntrückungslehre bei. Im deutschsprachigen Raum trugen und tragen zur Verbreitung der VorEntrückungslehre bei: Erich Sauer (1898-1959, Brüderbewegung: Wiedenest), Seite 51 Wim Malgo (1922-1992, Gründung des Missionswerkes Mitternachtsruf), Gertrud Wasserzug (Beatenberg; Scofield-Studienbibel in dt. Übersetzung), Bibelcenter Breckerfeld, die christliche Verlagsgesellschaft (CV) der Brüderbewegung in Dillenburg, die Christliche Schriftenverbreitung (CSV, Arend Remers) in Hückeswagen, Beröa-Verlag der Brüderbewegung in der Schweiz. Seite 52 8. Verschiedene Entrückungstheorien Nachdem wir uns einige Bibelverse näher in Bezug auf die Entrückung und auf die Wiederkunft Jesu angeschaut haben, wollen wir nun die Vertreter der Entrückungstheorien und ihre Argumente kennen lernen. Beim Studium der Bibeltexte haben wir allerdings festgestellt, dass es nicht immer einfach ist, einzelne Verse präzise zuzuordnen. John F. Walvoord hat ein Buch von 300 Seiten über die Entrückung geschrieben: „The Rapture Question“ („Die Frage nach der Entrückung“; siehe Literaturliste im Anhang). Am stärksten Vertreten sind die Darstellungen der Prätribulationisten und Posttribulationisten. 8.1. Verschiedene Auffassungen und Hinweise 1) Die Wiederkunft Jesu gehört zum überragenden und bedeutenden Thema innerhalb der eschatologischen Lehre des Neuen Testaments (D. Guthrie: Theology, 1981, 803). 2) Weder für die Wiederkunft noch für die Entrückung steht ein Datum fest. 3) Wir haben nur wenige Bibelstellen, die von der Entrückung der Gemeinde sprechen. John F. Walvoord stellt richtig fest, dass es in den alttestamentlichen Schriftpropheten keinen Hinweis auf die Entrückung der Gemeinde gibt (Walvoord: Brennpunkte, 1992, 241). 4) Von daher gesehen, können wir keine klaren Fakten in Bezug auf den Zeitpunkt der Entrückung erstellen (vgl. unsere Untersuchung in Bezug auf 1.Kor 15 und 1.Thess. 4). 5) Die Bibel spricht oft von der Wiederkunft Jesu. Aber meint sie damit seine Ankunft auf dem Ölberg oder die Entrückung? Das wird nicht gesagt. Wir müssen von daher jede Bibelstelle, die von der Wiederkunft Jesu spricht, genau untersuchen, ob die Entrückung oder die sichtbare Wiederkunft gemeint ist. Von daher ist es nicht verwunderlich, wenn manche meinen, dass die Seite 53 Entrückung und die Wiederkunft zeitlich zusammentreffen. 6) Weil die genauen Zeitangaben in der Bibel nicht genannt werden, kommt es zu unterschiedlichen Datierungen in Bezug auf die Entrückung. Manche meinen, die Entrückung findet vor der siebenjährigen Trübsal statt, andere meinen, sie findet während der Trübsal statt. Und es gibt noch weitere Meinungen (s.u.). Äußere Umstände helfen dazu, die Entrückung genauer zu datieren, wie das Kommen des Antichristen und die Bewahrung der Gemeinde vor der großen Versuchung usw., aber man muss sich die Fragen gefallen lassen, ob man diese äußeren Umstände auch richtig auf die Entrückung anwendet oder ob diese gar nichts mit ihr zu tun haben?! 7) Wir wollen in den folgenden Ausführungen die Argumente einzelner Entrückungstheorien abwägen. 8) Außerdem wollen wir die wichtigsten Bibelstellen in Bezug auf die Wiederkunft Christi untersuchen. 9) Ich werde nur die wichtigsten, bedeutendsten, einflussreichsten und bekanntesten (fünf) Entrückungstheorien darstellen. Es mögen in abgeschiedenen Winkeln theologischer Eremiten-Behausungen noch weitere Entrückungstheorien bestehen oder neu entstehen. Sie werden höchstens die bestehenden Theorien noch ergänzen oder modifizieren. 8.2. Die Lehre der TEIL-ENTRÜCKUNG Sie beschäftigt sich nicht mit dem Zeitpunkt der Entrückung, sondern mit den Beteiligten. Sie behauptet, dass nicht alle Gläubigen bei der Entrückung der Gemeinde gesammelt werden, sondern nur diejenigen, die im Hinblick auf dieses Ereignis "wachen" und "warten" und ein gewisses "Maß an Geistlichkeit" erreicht haben. Die Lehre kam Mitte des 19. Jh. auf. In England war die Hauptpublikation mit dem Titel „Dawn“ (Die Dämmerung) in Umlauf. Einige Vertreter im 20. Jh. sind zu Seite 54 nennen wie Robert Govett (“Entrance into the Kingdom”, London, 1923); G. H. Lang („Firstborn Sons Their Rights and Risks, London, 1943); D. M. Panton (“The Letters to the Seven Churches”, London, 1912); Gerald B. Stanton (“Kept from the Hour”, Miami Springs, 1991). Gerald B. Stanton schreibt: „Alle Gläubigen werden vom gleichen Zug nach Hause gebracht werden, aber nicht alle werden bei der ersten Fahrt dabei sein.“47 Ein weiterer Vertreter dieser Lehre namens Thomas Waugh schreibt: "Doch es gibt nicht wenige mit der Annahme - einige davon aufgrund tiefgründigen Schriftstudiums unter Gebet - dass dann nur ein zubereiteter und erwartungsvoller Teil der Gläubigen entrückt werden wird!“ 48 Die These der Teilentrückung gründet sich auf Mt 24,41-42; 25, 1-13 (10 Jungfrauen); Lk 21,36; 1.Kor. 15,23 („ein jeder nach seiner Ordnung“); Phil. 3,20; 1.Thess. 5,6; Tit. 2,13; 2.Tim. 4,8 u. Hebr. 9,28; 1.Joh. 2,28.49 SCH Luke 21:36 Darum wachet jederzeit und bittet, dass ihr gewürdigt werdet, zu entfliehen diesem allem, was geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn! SCH Philippians 3:20 Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch als Retter den Herrn Jesus Christus erwarten. SCH 1 Thessalonians 5:6 So lasset uns auch nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein! SCH 2 Timothy 4:8 hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird, 47 Gerald B. Stanton: Kept form the Hour. Miami Springs, FL: Schoettle Publishing Co., 1991, 166 in: Mark Hitchcock: Könnte die Entrückung heute stattfinden?, 59. Thomas Waugh: „When Jesus Comes“, 1901, S. 108 in: J.D.Pentecost, Bibel u. Zukunft, S. 181. Auf der Gnadauer Pfingstkonferenz im Jahre 1908 trat Th. Krawielitzki für die Teilentrückungs-Lehre ein (vgl. Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, I, 497). 48 49 Seite 55 nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben. SCH Hebrews 9:28 so wird auch Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum zweitenmal ohne Sünde denen erscheinen, die auf ihn warten, zum Heil. SCH 1 John 2:28 ¶ Und nun, Kindlein, bleibet in ihm, damit, wenn er erscheint, wir Freudigkeit haben und uns nicht schämen müssen vor ihm bei seiner Wiederkunft. Die lehrmäßigen Schwierigkeiten: a) Die Unvollständigkeit des Opfertodes Jesu Christi. b) Die Teilung des Leibes Christi. c) Die Leugnung, dass alle Gläubigen bei der Entrückung auferstehen werden. d) Die Stellung vor Gott würde von Werken abhängen. e) Lk 21,36 gilt für Israel, nicht für die Gemeinde. Graphik „Teilentrückung“50: Teilentrückung Wiederkunft Gemeindezeitalter 50 7jähr. Trübsalszeit Millennium Ewigkeit Graphik „Teilentrückung“ wurde von S.F.Weber entworfen. Seite 56 Die Lehre von der Teilentrückung gibt es in verschiedenen Variationen. Es gibt die zusätzliche Auffassung, dass diejenigen, die im Lichte wandeln, nicht schlafen und ein geheiligtes Leben führen, bereits vor der Trübsal entrückt werden. Die übrigen Christen müssten durch die Trübsal und würden gelegentlich verwandelt, wenn sie denn bereit sind. Eine weitere Variation ist die „Multiple-Rapture“, die „multiplikative Entrückung“, das heißt es gibt eine Vielzahl von Entrückungen. Entrückungen finden zu verschiedenen Zeitpunkten statt und der Herr würde diejenigen entrücken, die bereit sind. Seite 57 8.3. Entrückung mitten aus der Trübsal (Mitt-Tribulationismus) Man nimmt an, dass die Entrückung genau nach den ersten 3 1/2 Jahren der Trübsalszeit stattfinden wird. Das ist die Lehre des Mitt-Tribulationismus („MidWeek-Rapture“).51 Die Vertreter dieser Position meinen, dass die Entrückung der Gemeinde mit der siebten Posaune (Offb. 11,15) und der Entrückung der zwei Zeugen (Offb. 11, 11.12) zusammenfällt. Die zwei Zeugen symbolisieren "eine größere Gemeinschaft von Zeugen", nämlich die Gemeinde, so sagt man. Sie behaupten, dass die Siegel und die Posaunen kein Ausdruck göttlichen Zorns sind. Graphik „Mitt-Tribulationismus“52: Mitt-Tribulationismus Wiederkunft Gemeindezeitalter 7jähr. Trübsalszeit Millennium Ewigkeit 51 Literatur aus der Sicht des Mitt-Tribulationismus: Jerome Gerbasi: The Prophetic Harmony oft he Lamp of God, 2006. Carl W. Denson: The first and the second Epistles of Paul the Apostle to the Thessalonians – the Midweek Commentary Series, 2005. Ders.: Paul’s Gathering or Prewrath Perversion?, 2004. Ders.: The Hour of the Gathering, 2004. Ders.: The secret appearance of the Lord Jesus Christ, 2004. P.J. Hanley: The final Generation, 2000. Karl Kemp: The Mid-Week-Rapture, 1991. 52 Graphik „Mitt-Tribulationismus“ wurde von S.F.Weber kreiert. Seite 58 In Bezug auf die 70ste Jahrwoche Daniels schreibt Norman B. Harrison: "Dies sollte uns außerdem vor dem weitverbreiteten Fehler bewahren, von der Trübsal als einem siebenjährigen Zeitraum zu sprechen. Die Bibel erwähnt sie nie auf diese Weise. Vielmehr beginnt die Trübsal in der Mitte der sieben Jahre. Sie umfasst die letzten dreieinhalb Jahre. Alles ihr Vorausgehende erwähnt Jesus nur als >Anfang der Wehen<.“53 Zwar bezieht sich Matth. 24,21 auf die zweite Hälfte der Trübsalszeit, doch lesen wir nirgendwo von zwei zusammenhanglosen Hälften mit jeweils verschiedener Charakterisierung. Offb. 4 - 11 beziehe sich auf die erste Hälfte und Offb. 12 - 19 auf die zweite Hälfte der 70sten Woche, so glauben Vertreter dieser Position. Außerdem identifiziert man die siebente Posaune aus Offb. 11,15 mit der letzten Posaune aus 1.Kor. 15,52 und 1.Thess. 4,16. Harrison schreibt: "Paulus, inspiriert vom Geist, ordnet die Auferstehung und Entrückung der Heiligen beim Kommen des Christus >der letzten Posaune< (1.Kor. 15,52) zu. Das ist eine spezifische Ortsbestimmung des Ereignisses. Zweifellos offenbarte der Heilige Geist diese Tatsache und inspirierte deren Aufzeichnung. Wie wagt sich da jemand, sie anderweitig zu lokalisieren?"54 Wir halten fest: Da sich der Plan für die Gemeinde von dem für Israel unterscheidet, kann jeder durch das Blasen einer Posaune mit der zweckmäßigen Bezeichnung letzte Posaunen abgeschlossen werden, ohne die Posaunen gleichzusetzen und zeitlich parallel ertönen zu lassen. Es gibt keine Begründung, die beiden Posaunen gleichzusetzen. In 1.Thess. 4 ist von der Posaune Gottes die Rede, in Offb. 11 von der Posaune eines Engels. Es ist ein Gerichtsengel. Zu Offb. 11,15 gehört Offb. 10,7. Dort heißt 53 Norman B. Harrison, The End, p. 229 in: J.D.Pentecost, Bibel und Zukunft, S. 205 54 N. B. Harrison, The End, p. 75 in: J. D. Pentecost, Bibel und Zukunft, S. 209 Seite 59 es "in den Tagen" und nicht wie in 1.Kor. 15,52 in einem Augenblick" (griech: "in Atom-Kürze"). Schließlich wird noch Offb. 7,14 als Beleg genommen. Wäre aber dann nicht die Entrückung datierbar? Seite 60 8.4. Entrückung vor dem Zorn-Gericht („Pre-Wrath-Rapture“) Dargestellt wird die Theorie von Marvin Rosenthal in seinem Buch "The PreWrath-Rapture of the Church" (Nashville, 1990) – in Deutsch erschienen unter dem Titel: "Was glauben Sie über die Wiederkunft Christi? Ein neues Verständnis der Entrückung, der Trübsal und des zweiten Kommens Jesu" (Gottfried Bernhard Verlag, Solingen,1994). Marvin Rosenthal ist messianischer Jude und Direktor von „Zion’s Hope“. 25 Jahre lang war er überzeugter Prätribulationist, und er verkündigte diese Lehre in der ganzen Welt. Dann aber trat er in Verbindung mit dem Verleger Robert Van Kampen. Dieser überzeugte ihn in vielen Gesprächen von der Entrückung vor dem Tag des HERRN. Schließlich änderte auch Marvin Rosenthal seine Meinung. Er überdachte die Bibelstellen noch einmal und kam zu dem Ergebnis, dass die Entrückung vor dem Zorngericht erfolgen muss. Einige weitere Vertreter der „Pre-Wrath-Rapture“ sind Charles Cooper, William Frederick und Don Montgomery.55 Die Grundthesen sind nach Marvin Rosenthal ganz einfach: 1) Die Entrückung der Kirche wird unmittelbar vor dem Beginn des Tages des Herrn erfolgen. 2) Der Tag des Herrn beginnt irgendwann innerhalb der zweiten Hälfte der siebzigsten Woche.56 3) Die kosmischen Erschütterungen, die mit dem siebten Siegel in Verbindung stehen, kündigen das Herannahen des Tages des Herrn an. Vertreter der „Pre-Wrath-Rapture“ in Auswahl: Charles Cooper: God’s elect and the great Tribulation, 2008. William Frederick: The Coming Epiphany, 2007. Jeffrey Horton: The mystery of the last Days, 2007. Roland Rasmussen: The Post-Tribulation / Pre-Wrath-Rapture, 1996. Robert Van Campen: The Sign. Second Revised Expanded Edition, 1999 (1992). Ders.: The Rapture Question. Answered, plain and simple, 1997. Ders.: The Pre-Wrath Rapture Position explained, 1999. Craig Raid: The kingdom of heaven is at hand, 2003. Steven L. Sherman: The last Days Calendar, 2003. Charles Pretlow: Revelation six, 2005. Donald A. Salerno, Jr.: Revelation unsealed, 2004. H. L. Nigro: Bevore God’s Wrath, 2002. Don Montgommery: Rapture: Post-Tribulation and Pre-Wrath, 1999 (1995). Eine beliebte Internetseite mit weiteren Links lautet: http://www.hello-newman.com/Times/prewrath.html und: http://www.prewrath.com/ 55 Arnold G. Fruchtenbaum bezeichnet diese Anschauung als die „Drei-Viertel-Theorie“: A. Fruchtenbaum: „Gibt es eine Entrückung vor der Zeit des Zornes?“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 408. 56 Seite 61 4) Der Tag des Herrn beginnt mit der Eröffnung des siebten Siegels (Offb. 8,1).57 Die 70ste Jahrwoche aus Daniel 9 wird geteilt58: Die erste Hälfte beinhaltet wohl die Geburtswehen der Bedrängnis (Mt 24,4-8) und die ersten vier Siegel (Offb. 6,1-8). Die zweite Abteilung besteht aus der Großen Trübsal (Mt 24,21), bzw. wird das fünfte Siegel (Offb. 6,9-11) bilden. Sie wird in der Mitte der siebzigsten Jahrwoche beginnen und irgendwann zwischen ihrer Mitte und ihrem Ende abbrechen. Die Gemeinde (die große Volksmenge aus Offb. 7,9-17) wird zwischen dem sechsten und siebten Siegel von der Erde entrückt werden (nach der Großen Trübsal und vor dem Tag des HERRN). Die dritte Abteilung der siebzigsten Jahrwoche wird im „Tag des HERRN“ bestehen. Er wird ungefähr nach fünfeinhalb Jahren der siebzigsten Jahrwoche beginnen. Der „Tag des HERRN“ stellt die Zorngerichte Gottes dar. Die Gemeinde wird vor diesen Zorngerichten bewahrt bleiben. Der „Tag des HERRN“ beginnt mit dem Brechen des siebten Siegels (Offb. 8,1). Rosenthal weist darauf hin, dass dann, wenn die Bedrängnis so groß wird, dass kein Gläubiger durchkommen könnte, die Tage für die Auserwählten verkürzt werden (vgl. Mt 24,22). 57 Marvin Rosenthal: Was glauben Sie über die Wiederkunft Christi?, 1994, 68. Vgl. Renald E. Showers: „Entrückung vor dem kommenden Zorn“ in: Lexikon zur Endzeit, 2004, 148153. 58 Seite 62 Entrückung vor dem Zorn nach Marvin Rosenthal59: Die Zeichen seines Kommens nach Marvin Rosenthal60: 59 60 Marvin Rosenthal: Was glauben Sie über die Wiederkunft Christi?, 1994, 69 Marvin Rosenthal, a.a.O., 129 Seite 63 Die Ereignisfolge vor dem 7. Siegel nach Marvin Rosenthal61: Die Gemeinde wird, so die Verfechter dieser Theorie, zwischen dem sechsten und siebten Siegel gemäß Offb. 7,9-17 entrückt werden. Mit dem siebten Siegel beginnt der „Tag des HERRN“, d.h. also das eigentliche Zorngericht. Stellungnahme: 1) Es ist einzuwenden, dass die Bibel sowohl den „Tag des HERRN“ (Joel 2,12) als auch die „Große Trübsal“ (Dan. 12,1; Mt 24,21) als eine Zeit der Bedrängnis kennzeichnet. 2) Die Hl. Schrift verbindet die Trübsal mit dem Tag des göttlichen Zorns. Bereits die ersten sechs Siegel beschreiben den Zorn Gottes: Das zweite Siegel nimmt den Frieden von der Erde (im Alten Testament ein Zeichen des Zornes Gottes), Teuerung (3.Siegel), Hunger und Tod (4.Siegel) sind 61 Marvin Rosenthal, a.a.O., 243 Seite 64 ebenfalls Zeichen des Zornes Gottes und schließlich ist sogar vom Zorn des Lammes (Offb. 6,16.17) die Rede.62 3) Und außerdem ist eine dreifache Teilung der siebzigsten Jahrwoche von der Schrift her nicht haltbar und durchführbar. 4) Es ist ebenfalls biblisch nicht übereinstimmend, dass alle Posaunen- und Schalengerichte in das letzte Drittel der Trübsalszeit fallen sollen.63 Die ganze Theorie der „Pre-Wrath-Rapture“ sowie die exakte Einordnung aller eschatologischen Aussagen zwischen dem sechsten und siebten Siegel ähnelt einem monumentalen exegetischen Kunstgriff und signiert eindeutig die dünne Eisfläche zeitlicher Zuordnungen und Bestimmungen von apokalyptischen Bildern. Siehe Renald E. Showers: „Entrückung vor dem kommenden Zorn Gottes“ in: Lexikon zur Endzeit, 2004, 148-153. Zwar versucht Rosenthal, die ersten sechs Siegel dem menschlichen Zorn zuzuordnen, doch zeigen alttestamentliche exegetische Untersuchungen, dass Hunger, Pest, Schwert und Teuerung immer schon Zeichen göttlichen Zorns gewesen sind. Man lese die alttestamentlichen Propheten Jeremia, Amos u.a. 62 In gleicher Weise Arnold G. Fruchtenbaum: „Gibt es eine Entrückung vor der Zeit des Zornes?“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 407 – 439. Der Prätribulationist Fruchtenbaum (Selbstbezeichnung Fruchtenbaums, S. 415) widerlegt mit scharfen biblischen Argumenten die Hypothesen der „Pre-Wrath-Rapture“ – Theorie. 63 Seite 65 8.5. Die Lehre von der NACH – ENTRÜCKUNG (Posttribulationismus) Die These des Posttribulationismus (Post-Tribulationismus) nimmt an, dass die Gemeinde bis zum zweiten Kommen am Ende der Trübsalszeit auf Erden bleiben wird.64 Entrückung und Wiederkunft werden als ein und dasselbe Ereignis betrachtet!65 Die posttribulationistische Sicht wird sehr stark von der reformatorischen Theologie vertreten (Luther, Calvin, Paul Althaus, u.a.). Von daher gesehen gehören auch die Vertreter des Amillennialismus zum Posttribulationismus. Dazu gehört z. B. W. J. Grier.66 Graphik „Post-Tribulationismus“67: Post-Tribulationismus Gemeindezeitalter 7jähr. Trübsalszeit Entrückung Wiederkunft Millennium Ewigkeit 64 Autoren, die den Standpunkt des Post-Tribulationismus vertreten in Auswahl: David A. Duke: After the Tribulation, 2008. Monica Bennett-Ryan: Tribulation. It’s not what you think!, 2007. Robert H. Gundry: The Church and the Tribulation, 1973. Roland Hardmeier: “Zukunft, Hoffnung, Bibel”, 2007, 310-323. George Eldon Ladd: The Blessed Hope, 1965. John K. McKee: When will the Messiah Return?, 2003. Norman S. McPherson: Triumph Through Tribulation. Otego, New York, 1944. Richard H. Perry: On the last Days, 2003. W. Larry Phar: The Rapture Examined, 2007. Alexander Reese: The Approaching Avent of Christ, Grand Rapids, International Publication, 1975. George L. Rose: Tribulation Till Translation. Glendale. California: Rose Publishing Company, 1943. Bruce Tuker: The Posttribulational Rapture of the church, 2001. Lynn R. Kern: Jesus is Coming – but When?, 1999. Ron Walker: The Rapture. Fact or Fiction, 2006. 65 Roland Hardmeier: Zukunft, Hoffnung, Bibel, 2007, 311 W. J. Grier schreibt in seinem Buch „Plötzlich – in einem Augenblick“ („The Momentous Event“), dass er jahrelang ein Vertreter des Postmillennialismus gewesen sei, dann aber zum Lager des Amillennialismus übertrat (S. 25). Offb. 20,1-6 verlagert Grier in den Himmel. 67 Graphik „Post-Tribulationismus“ stammt von S.F.Weber 66 Seite 66 Die frühe Kirche (1.-4. Jh. n. Chr.) Die Lehre von der Nach-Entrückung wurde vor allem schon in der frühen Kirche gelehrt, so die Vertreter des Posttribulationismus. Doch ist dem entgegenzuhalten, dass die frühe Kirche weder eindeutig die Vorentrückung noch die Nachentrückung lehrte. Sie rechnete mit der unmittelbaren Wiederkunft Christi, mit der Trübsal und mit dem Tausendjährigen Reich. Naherwartung Vor allem wurden seitens des Posttribulationismus Argumente gegen die Naherwartung Christi (1.Thess. 1,10; 5,1-8; 2.Thess. 2,1-2; Phil. 4,5; 2.Petr. 3,810; Jak. 5,8; Offb. 22,12) postuliert: „Der große Abfall der letzten Tage braucht Zeit, um sich zu entwickeln. Der Bräutigam im Gleichnis von den zehn Jungfrauen verzieht sein Kommen.“68 Aber wenn der HERR von seiner baldigen Wiederkunft spricht, so enthält er sich von irgendwelchen Zeitangaben. Die Gemeinde soll eine wartende Gemeinde sein und den Zeitpunkt seines Erscheinens nicht berechnen. J. D. Pentecost beschreibt die wesentlichen Grundlagen des Posttribulationismus 69: a) Leugnung des Dispensationalismus b) Kein Unterschied zwischen Israel und der Gemeinde. c) Der Zorn Gottes in der Trübsalszeit würde auch die Gemeinde treffen. d) Es gäbe keinen Unterschied zwischen Entrückung und zweites Kommen Jesu. e) Leugnung der Naherwartung. f) Mt 24 und Par. müssen auf die Gemeinde bezogen werden. Weitere Argumente gegen die Naherwartung siehe: Elmer L. Towns: „Entrückung nach der Trübsal“ in: Lexikon zur Endzeit, 2004, 140-142. Zur Auseinandersetzung mit den Argumenten der Posttribulationisten in Bezug auf die Naherwartung siehe: Gerald B. Stantan: „Die Lehre von der Nähe der Rückkehr Christi – ist sie biblisch?“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 243255. 69 J. D. Pentecost (ein Vertreter des Prätribulationismus): Bibel und Zukunft, 1993, 186 f. Vgl. auch den Artikel im Lexikon zur Endzeit, 2004: „Entrückung nach der Trübsal“, 137 – 146 (von Elmer L. Towns). 68 Seite 67 g) Mt 24,14 bezieht man ebenfalls auf die Gemeinde („das Evangelium vom Reich muss zum Zeugnis für alle Völker verkündigt werden, dann wird das Ende kommen“). Die Punkte a) und b) treffen m. E. nicht für alle Posttribulationisten zu. Man kann mit der Entrückung am Ende der Trübsal rechnen und trotzdem Israel und die Gemeinde unterscheiden, nämlich darin, dass Israel eine besondere Stellung im Tausendjährigen Reich inne hat. Ebenfalls können Posttribulationisten mit verschiedenen Dispensationen im Alten Testament rechnen (Paradies, Zeit des Gewissens, Zeit des Gesetzes usw.). Nur würde die Dispensation der Gemeinde bis zum Ende der Trübsal andauern. Zu c) Das ist zunächst richtig. Die Gemeinde unterliegt nicht dem Zorn Gottes. Harold Ockenga konstatiert: „Die Gemeinde unterliegt nicht dem Zorn Gottes, sondern dem Zorn der Nationen.“70 Die Frage bleibt dennoch: Hat die Gemeinde nicht diesen Zorn der Nationen in der Trübsal zu ertragen? Ist das wirklich ein Argument gegen die Nachentrückung wie Pentecost es postuliert? Der Punkt d) trifft zu (kein Unterschied zwischen Entrückung und Parusie). Zu f) und g) Beide Punkte könnten sowohl auf die Gemeinde als auch auf Israel zutreffen. Prätribulationisten allerdings beziehen Mt 24 komplett auf Israel und nicht auf die Gemeinde! Das Ende Natürlich ist auch der Begriff „das Ende“ (to. te,loj) zu klären. Bezieht er sich auf den Zeitpunkt der Entrückung oder auf die Wiederkunft Christi oder auf das Ende der Welt? Aus dem Begriff an sich kann man keine Deutung herleiten, sondern man ist immer auf den jeweiligen Kontext angewiesen. Werden nicht doch die Christen verfolgt? 70 Obwohl Harold J. Ockenga kein Prätribulationist ist, hat er doch diese Feststellung gemacht, dass die Gemeinde nicht unter dem Zorn Gottes steht: Harold J. Ockenga: „Will the Church Go Through the Tribulation? Yes“ in: Christian Life, 1955, zitiert von Elmer L. Towns in: Lexikon zur Endzeit, 2004, 142. Seite 68 Aus Joh. 15, 18-19 (Verfolgung. Hass der Welt) 16, 1-2.33 (Verfolgung) schließt man, dass die Gemeinde durch die Trübsal des Antichristen muss. Für W. J. Grier gehört 1.Thess. 4, wo es um die Heimholung der Gläubigen geht, inhaltlich und zeitlich zu 1.Thess. 5, wo es um den Tag des Herrn geht. Beide Kapitel gehören nach Grier zusammen und beide beschreiben zeitlich die sichtbare Wiederkunft Christi auf die Erde. Nach Grier gibt es überhaupt keine Entrückung, sondern nur eine Auferstehung aller Gläubigen zum Zeitpunkt der Ankunft Christi.71 Der Begriff „Trübsal“ Doch müssen wir bedenken, dass der Begriff "Trübsal/Drangsal" (gr. "Thlipsis" qli/yij) in der Schrift in mehreren Varianten gebraucht wird. Er kann fach-neutral, d.h. nicht-eschatologisch auf jede Zeit der Leiden oder der Prüfung verwendet werden (Mt 13,21; Mk 4,17; Joh. 16, 33! Apg. 14,22! Röm. 5,3; 12,12; 2.Kor. 1,4; 2.Thess. 1,4; Offb. 1,9). Als eschatologischer Ausdruck wird er in Bezug auf die siebenjährige Trübsalszeit gebraucht (Offb. 2,22; Mt 24,21.29).72 Posttribulationisten beziehen Mt 24, 31.40-41 auf die Entrückung Dazu konstatiert W. A. Grier: „Begegnet uns hier nicht die Lehre von der ‚Entrückung‘? Lesen wir hier nicht: ‚Einer wird angenommen, der andere wird verworfen werden‘ (Matthäus 24,40)? Wir sollten doch darauf achten, dass dieser Abschnitt nicht von einer ‚geheimen Entrückung‘ spricht. Sein Kommen wird das Gegenteil von geheim sein. Es wird sein wie der Blitz, es wird sichtbar sein, die Sammlung seiner Auserwählten wird W. A. Grier: Plötzlich - in einem Augenblick, 1978, 51-53. Idem R. Hardmeier: „Zukunft, Hoffnung, Bibel, 2007, 316-318. Allerdings rechnet Hardmeier mit einer Entrückung, zeitgleich jedoch mit der Wiederkunft Christi. 72 Weitere Hinweise siehe: J. Randall Price: „Alttestamentliche Begriffe für die Zeit der Trübsal“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 63 – 91. 71 Seite 69 geschehen ‚mit hellen Posaunen‘ (Matthäus 24, 26.27.30.31).“73 John F. Walvoord schreibt: „Einige Posttribulationisten wollen in Matthäus 24,40.41, wo der eine genommen und der andere verlassen wird, die Entrückung der Gemeinde sehen. Es geht jedoch aus dem Textzusammenhang eindeutig hervor, dass der eine, der genommen wird, gerichtet wird, ähnlich wie die Menschen, die außerhalb der Arche umkamen, wie es auch im vorausgehenden Kontext illustriert wird (Matthäus 24,39). Auch nach Lukas 17,37 werden diejenigen, die genommen werden, getötet, und Geier fressen ihr Fleisch. Dies ist das ganze Gegenteil der Entrückung“.74 Stanley D. Toussaint hat sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigt. Er stellt zunächst fest, dass es vier verschiedene Auslegungen über Mt 24 gibt75: 1) Die liberale Auslegung (wenig Rede Jesu, sondern Gemeindetradition). 2) Erfüllung von Mt 24 in der Vergangenheit, 70 n. Chr. (Präterismus). 3) Erfüllung im Verlauf eines Zeitalters (zwischen Geburt Christi und Wiederkunft). 4) Entrückung nach der Trübsal; Wiederkunft Christi vor dem Millennium. Toussaint setzt sich vor allem mit Robert H. Gundry76 auseinander, der als Posttribulationalist die Entrückung in Mt 24 zu erkennen glaubt. Gundry argumentiert, dass Israel bereits in den Kapiteln 21 – 23 gerichtet und beiseite gestellt worden ist, so dass es nun in der Ölbergrede um die Gläubigen aus Juden und Heiden geht, also um die Gemeinde.77 Gundry hat deshalb keine Bedenken, Mt 24,31 mit 1.Thess. 4,16-17 und 2.Thess. 2,1 gleichzusetzen (Gundry, 1973, 137-139). Er beruft sich auf das Verb „versammeln“ (griech. „evpisuna,gw“), das 73 W. A. Grier, a.a.O., 47. Auch René Pache bezieht diese Verse aus Mt 24 auf die Entrückung, rechnet aber dennoch mit einer Vorentrückung („Die Wiederkunft Jesu Christi“, 1985, 86 u. 89f.). 74 Walvoord: Brennpunkte, 1992, 268 (Unterstreichung von sfw). Stanley D. Toussaint: „Werden Gemeinde und Entrückung in Matthäus 24 erwähnt?“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 257 – 273. 76 Robert H. Gundry: „The Church and the Tribulation“, Grand Rapids: Zondervan Publishing House, 1973. 77 Gundry, a.a.O, 1973, 131-132. 75 Seite 70 sowohl in Mt 24,31 als auch in 2.Thess. 2,1 (wo es eindeutiger um die Entrückung, bzw. Heimholung der Gemeinde Jesu geht) verwendet wird. Toussaint hält dagegen, dass die Begriffe aus dem Kontext von Mt 24 wie „Gräuel der Verwüstung“, „Tempel“ und „Sabbat“ eindeutig auf das Volk Israel hinweisen und nicht auf die Gemeinde. Toussaint versteht Mt 24,40-41 als eine plötzliche Hinwegnahme zum Gericht, nicht zum Heil (ähnlich wie Walvoord). Termini für Entrückung und Wiederkunft Posttribulationisten heben hervor, dass die Begriffe „parousia, apokalypsis und epiphania“ an sich keinen Unterschied zwischen Entrückung und Wiederkunft markieren, was auch stimmt. Parusie für die Gemeinde (1.Thess. 4,15), Parusie zum Gericht (2.Thess. 2,8). Apokalypse für die Gemeinde (1.Petr. 4,13), Apokalypse zum Gericht (2.Thess. 1,7).78 Dan. 9,27 „Die Vertreter der Nach-Entrückung deuten Dan. 9,27 nicht auf die Trübsalszeit des Antichristen. Sie behaupten, dass sich die 70ste Jahrwoche zur Zeit Johannes d. Täufers erfüllte.“79 Diese Aussage mag auf einige Vertreter der Nach-Entrückung wie George Rose80, den Pentecost an dieser Stelle zitiert, zutreffen. Manche Posttribulationisten rechnen aber sehr wohl mit einer kommenden Trübsal. Auferstehungsargument Offb. 20,4-6! Von der Ein- und Zuordnung von Offb. 20,4-6 hängt so ziemlich alles ab. Die Vertreter des Post-Tribulationismus sagen, dass immer dort, wo von der ersten Auferstehung gesprochen wird, zugleich die Entrückung gemeint sei.81 So z.B. in Offb. 20,4-6. Und hier geschieht sie nach der Trübsal. So argumentieren MacPherson; George Eldon Ladd und Alexander Reese. Sie lehnen eine 78 Siehe R. Hardmeier: Zukunft, Hoffnung, Bibel, 2007, 311. Oder mit dem Tod des Stephanus: Lexikon zur Endzeit, 2004, 143 80 George L. Rose: Tribulation Till Translation,1943, 46-47. 81 Norman S. McPherson: Triumph Through Tribulation. Otego, New York, 1944, 41. 79 Seite 71 „dualistische Parusieerwartung“ ab.82 Sogar John Nelson Darby aus der Brüderbewegung, ein Vertreter der VorEntrückung, meinte, dass die erste Auferstehung immer mit der Entrückung zusammenfällt. Doch ein Bibelstudium zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Es gibt eine erste Auferstehung für die Gemeinde und zu einem anderen Zeitpunkt die Auferstehung der alttestamentlich Gläubigen. Ferner nimmt man an, dass sich die erste Auferstehung aufgrund von Joh. 5,28-29; 11,24 an einem einzigen Tag vollziehen muss. Doch wissen wir, dass der "letzte Tag“ eine Zeitperiode beschreiben kann (vgl. 2.Petr. 3,10).83 Beide Lager befinden sich an dieser Stelle in einem „Zirkelschluss“ (bzw. einem Syllogismus): Wenn es keinen Unterschied zwischen Entrückung und erste Auferstehung gibt, dann fallen selbstverständlich beide punktuell zusammen. Hat der Apostel Paulus aber doch in 1.Thess. 4 und 2.Thess. 2 einen anderen Zeitpunkt der Entrückung gemeint, dann ist sie selbstverständlich von der ersten Auferstehung zu trennen. In Offb. 20,4 ist nur davon die Rede, dass die Märtyrer aus der Trübsalszeit auferstehen und diejenigen, die nicht das Zeichen des Tieres angenommen hatten. Sie werden lebendig und regieren mit Christus 1000 Jahre auf der Erde. Von der Auferstehung der Gemeinde ist nicht die Rede! Wann also werden, bzw. wurden die Christen auferweckt? Mit dem Thema der Entrückung hat sich auch intensiv der Rechtswissenschaftler Thomas Zimmermanns in der Zeitschrift „Bibel und Gemeinde“ beschäftigt.84 Zunächst stellt er die verschiedenen Standpunkte über die Entrückung dar. Sodann widerlegt er sie, vor allem den Prätribulationismus. Vorzugsweise argumentiert er mit der „Zeit der Urgemeinde“, die ja vom Jahre 33 n. Chr. an bis zum Jahre 70 n. Chr. mit Israel parallel lief. Folglich könnten beide heilsgeschichtlichen Institutionen auch in der letzten Zeit, also während der Trübsalszeit, parallel nebeneinander existieren. Letztendlich entscheidet Zimmermanns sich für den 82 In gleicher Weise R. Hardmeier: Zukunft, Hoffnung, Bibel, 2007, 311. J. D. Pentecost: Bibel und Zukunft, 1993, 195 ff. 84 Thomas Zimmermanns: „Die Entrückung der Gemeinde“ in: Bibel und Gemeinde (BuG), Zeitschrift des Bibelbundes, 1/2006, 17-38. 83 Seite 72 Posttribulationismus. Er identifiziert Mt 24,40f mit der Entrückung. In gleicher Weise setzt er 1.Thess. 4 mit Offb. 20,1-6 in Parallelität: JESUS kommt wieder und besiegt den Antichristen. „Dann folgt die Auferstehung der Gläubigen (1Thess 4,16b; Offb 20,4) und zwar zeitgleich mit der Entrückung der dann noch lebenden Gläubigen (1Thess 4,17a). Dann kehrt die auferstandene und zu Jesus entrückte Gemeinde gemeinsam mit Jesus Christus auf die Erde zurück, um dort mit ihm im angebrochenen Millennium zu herrschen (Offb 20,6).“85 Matth. 13, 24-30 Die Vertreter der Nach-Entrückung sagen, dass nach der Trübsalszeit der Weizen (Gemeinde) durch die Entrückung vom Unkraut (Welt) getrennt wird. Doch müssen wir wissen, dass sich Matth. 13 nicht nur auf die Gemeinde bezieht, sondern auf das Reich Gottes. In Matth. 13 wird der Heilsplan des Reichs während der Abwesenheit des Königs von der Erde vermittelt. Die 13 Himmelreichs-Gleichnisse beschreiben die Ereignisse des gesamten Zeitraums zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft Jesu. Die Gemeinde aber existiert nur von Pfingsten (Apg. 2) bis zur Entrückung. John F. Walvoord (ein Prätribulationist) hat ein Buch von 160 Seiten geschrieben, in dem er sich mit dem Posttribulationismus auseinandersetzt: „The Blessed Hope and the Tribulation“ („Die selige Hoffnung und die Trübsal“). Er stellt fest, dass der wesentliche Unterschied darin besteht, wie die „Gemeinde“ (die Ekklesia) definiert wird: Die Gemeinde besteht seit Pfingsten und sie findet ihr Ende in der Entrückung. Die Heiligen der Trübsalszeit gehören nicht mehr zum Leib Christi, so Walvoord (siehe unseren Abschnitt über den „Prätribulationismus“). Ebenfalls gibt es differenzierte Unterschiede in der Deutung der Trübsal. Innerhalb des Posttribulationismus gibt es vier verschiedene Standpunkte in Bezug auf das Verständnis der Trübsal86: 85 Thomas Zimmermanns, a.a.O., 37. Beachte dazu die Gegendarstellung aus prätribulationistischer Sicht von Berthold Schwarz: „Kann die ‚Vor-Entrückungslehre‘ biblisch plausibel dargestellt werden?“ in BuG 2/2008 und 3/2008. 86 John F. Walvoord: Brennpunkte, 260 - 263 Seite 73 1) Klassischer Posttribulationismus Die Trübsal wird vergeistigt. Sie hat mit Jesu erste Ankunft bereits begonnen. 2) Halbklassischer Posttribulationismus Viele Gerichte der Trübsal werden vergeistigt. Doch eine Endzeit mit dem Auftreten eines Weltherrschers wird angenommen. 3) Futuristischer Posttribulationismus Die Trübsal wird wörtlich verstanden. Trotzdem bestehen sie auf die Entrückung nach der Trübsalszeit. 4) Dispenstationalistischer Posttribulationismus Die Gemeinde ist zwar von den Heiligen in der Trübsal zu unterscheiden, aber dennoch befindet auch sie sich darin. Walvoord konstatiert: „Die Definition der Trübsal ist darum ein wichtiger Aspekt bei der Frage, ob die Gemeinde durch die Trübsal geht. Obwohl einige Menschen unbeschadet durch diese Zeit hindurchgehen, wie es durch die 144000 aus Offenbarung 7 und 14 illustriert wird, werden viele andere getötet werden, wie es die Märtyrer verdeutlichen, die in Offenbarung 7, 9-17 im Himmel gesehen werden. Dies sind Menschen, die während der Großen Trübsal sterben. Je wörtlicher man die Trübsal nimmt, desto weniger anziehend wird die Vorstellung einer Entrückung, die nach der Trübsal stattfindet. Die Chance, die Trübsal zu überleben, ist so gering – der größte Teil der Erdbevölkerung wird sterben -, dass es nicht der biblischen Hoffnung auf die Entrückung entspricht, auf die man eifrig und freudig wartet“ (Walvoord: Brennpunkte, 1992, 265f.). Seite 74 Walvoord hält außerdem fest, dass den Posttribulationisten ein Bibeltext oder ein Bibelvers als Indiz ihrer Beweisführung fehlt. In gleicher Weise halten die Posttribulationisten dagegen mit dem Argument, dass die Prätribulationisten den exakten Bibelvers nicht parat haben (Thomas Zimmermanns, W.J.Grier, Ernst Modersohn).87 Thomas Zimmermanns: „Die Entrückung der Gemeinde“ in BuG 1/2006, 35; W.J. Grier: „Plötzlich – in einem Augenblick“, 1978, 8; Ernst Modersohn: „Er führet mich auf rechter Straße“, 5. Aufl., 1948, 174 f. in: Th. Zimmermanns, a.a.O., 37. 87 Seite 75 8.6. Die Lehre von der VOR-ENTRÜCKUNG (Der Prätribulationismus) Die Lehre vom Prätribulationismus (oder „Prae-Tribulationismus, engl. auch PreTrib-Rapture) will besagen, dass die Entrückung der Gemeinde Jesu vor (prae) der siebenjährigen Trübsalszeit stattfindet. Walvoord konstatiert, dass die Lehre von der Vor-Entrückung nur vom Standpunkt des Prämillennialismus aus plausibel erklärt werden kann (Walvoord: Brennpunkte, 1992, 254f.). Vertreter des Prätribulationismus sind u. a. Christian Briem, Mal Couch, J. N. Darby, Arnold G. Fruchtenbaum, Tim LaHaye, Mark Hitchcock, Joachim Langhammer, Norbert Lieth, Hal Lindsey, Charles Henry Mackintosh, J.D. Pentecost, Charles Caldwell Ryrie, Erich Sauer, John F. Walvoord, Tim LaHaye, Thomas Ice, Gertrud Wasserzug; - ferner einige Verlage wie Mitternachtsruf, CV (Christliche Verlagsgesellschaft in Dillenburg), CSV (Christliche Schriftenverbreitung in Hückeswagen), Beröa (Schweiz).88 88 Prätribulationistische Literatur in Auswahl: Christian Briem: Die Entrückung der Gläubigen. J.N. Darby: „Das Kommen des Herrn“. Arno Froese: The Great Mystery of Rapture. Arnold G. Fruchtenbaum: Handbuch der biblischen Prophetie. Hendrik Leendert Heijkoop: Die Zukunft. Mark Hitchcock: Könnte die Entrückung heute stattfinden?. Thomas Ice / Timothy Demy: Wenn die Posaune erschallt. Adolf Küpfer: „Die Entrückung der Brautgemeinde“. Tim F. LaHaye / Jerry B. Jenkins: Left Behind. Joachim Langhammer: Was wird aus dieser Welt?. Norbert Lieth: Die Entrückung. Hal Lindsey: Die Entrückung. Charles Henry Mackintosh. J.D. Pentecost: Bibel und Zukunft. Charles Caldwell Ryrie: Die Bibel verstehen. Erich Sauer: Der Triumph des Gekreuzigten. Hermanus Cornelius Voorhoeve: „Die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus“. Voorhoeve, H.C.: Der Unterschied. John F. Walvoord: Brennpunkte biblischer Prophetie. Ders.: The Rapture Question. Gertrud Wasserzug: Die Entrückung der Gemeinde ist sehr nahe. Seite 76 Graphik: Prae-Tribulationismus89: Prae-Tribulationismus Gemeindezeitalter 89 7jähr. Trübsalszeit Wiederkunft Millennium Ewigkeit Graphik „Prae-Tribulationismus“ wurde von S.F.Weber entworfen. Seite 77 Graphik „Zeichen der Zeit deuten“90 Die siebzigste Jahrwoche a) Das Wesen der 70sten Woche Die 70ste Jahrwoche beschreibt den Zorn Gottes über die Nationen. Es ist von dem Zorn des Lammes die Rede (Offb. 6, 16-17). Für die Gemeinde aber trug der HERR JESUS den Zorn (Joh. 3,36). Die Gemeinde hat wohl den Zorn der Nationen zu ertragen, nicht aber den Zorn Gottes, den JESUS am Kreuz stellvertretend für sie getragen hat. Mark Hitchcock beschreibt das Wesen der Trübsalszeit als ein Zorngericht 90 Graphik „Zeichen der Zeit deuten“: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 26. Seite 78 Gottes: „Tag des Grimms“ (Zeph. 1,15); „Tag der Verwüstung“ (Zeph. 1,15); „Tag der Finsternis und der Dunkelheit“ (Zeph. 1,16); „Tag des Verderbens“ (Ob. 1214); „der Zorn“ (1.Thess. 5,9; Offb. 11,18); „der Zorn Gottes“ (Offb. 15,1.7.; 14,10.19;16,1); „Stunde der Versuchung“ (Offb. 3,10); „Bedrängnis“ (Mt 24,29); „große Bedrängnis“ (Mt 24,21; Offb. 2,22; 7,14). 91 Die 70steWoche beschreibt das Gericht Gottes (Offb. 14,7; 15,4 u.a.), die Stunde der Versuchung (Offb. 3,10), die Zeit der Drangsal (Jer. 30,7), die Verwüstung (Joel 1,15), Finsternis (Joel 2,2; Zeph. 1,14-18; Amos 5,18). b) Der Geltungsbereich der 70sten Woche Es ist eine "Zeit der Drangsal" für Jakob (Jer. 30,7)! Die 7jährige Trübsalszeit ist bestimmt über "dein Volk", sagt der Engel zu Daniel (Dan. 9,24). Beide Bibelstellen sagen aus, dass die Trübsal Israel treffen wird und nicht die Gemeinde. c) Gottes Ziel mit der 70sten Woche In Bezug auf die Gemeinde Jesu heißt es: "Ich werde dich vor der Stunde der Versuchung bewahren, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen" (Offb. 3.10). Die Trübsalszeit ist das Gericht über die Nationen. Für Israel ist sie eine Prüfzeit mit dem Ziel der Errettung. Gemeinde ist nicht bestimmt zum Zorn Paulus schreibt: „Denn Gott hat uns nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Seligkeit durch unseren Herrn Jesus Christus“ (1.Thess. 5,9). Vgl. auch 1.Thess. 1,10; Offb. 3,10. 91 Mark Hitchcock stellt tabellarisch das Wesen der Trübsal nach dem Alten und Neuen Testament dar, in: „Könnte die Entrückung heute stattfinden?“, 2005, 81-82 Seite 79 Der Botschafter wird zurückgerufen Edward E. Hindson weist darauf hin, dass Botschafter sofort aus dem Ausland zurückgezogen werden, wenn es in Turbulenzen und kriegerischen Auseinandersetzungen zerfällt. Da die Christen als Botschafter Christi bezeichnet werden (2.Kor. 5,20), werde der König seine Boten vor der Trübsal zu sich ziehen.92 G e me i n d e f e h l t i n d e n A b s c h n i t t e n d e r O f f e n b a r u n g Der Begriff und somit auch das Thema „Gemeinde“ (griech. „Ekklesia“) kommt sehr häufig in Kapitel 1-3 der Offenbarung des Johannes vor (z. B. 1,4.11.20; 2,1.7-29; 3,1.6.7.13.14.22.). Das letzte Mal also wird sie in Offb. 3,22 erwähnt. Danach nicht mehr. Ab Kapitel 4 „fehlt“ die Gemeinde. In den Kapiteln, wo es um die Trübsal und um die Gerichte Gottes geht, wie 6-19, fehlt die Gemeinde vollständig. Sie wird erst wieder und das zum letzten Mal in 22,16 registriert. Robert Gromacki macht darauf aufmerksam, dass in Offb. 4,3 die Edelsteine Jaspis und Sarder erwähnt werden im Zusammenhang mit dem Thron Gottes. Da der erste Stein in der Brusttasche des Hohepriesters ein Jaspis war und der letzte ein Sarder und das Ephod nur eine Bedeutung für Israel hatte, sei daraus zu schließen, dass die folgenden Kapitel in der Offenbarung ebenfalls nur Israel betreffen würden.93 Die Struktur der Offenbarung im Kontext von Dan. 9,27 und den Evangelien John McLean hat eine Dissertation über die Struktur der Offenbarung des Johannes im Kontext von Dan. 9,27 und den Evangelien (Mt 24; Mk 13; Lk 21; Lk 23) geschrieben.94 Er erkennt zwischen diesen eschatologischen Texten einen Zusammenhang. Die siebzigste Jahrwoche aus Dan. 9,27 taucht in Mt 24; Mk 13; Lk 21 und 23 sowie in den Kapiteln 6-19 der Offb. d. Joh. wieder auf. Da von der Gemeinde Jesu in diesen Texten überhaupt nicht die Rede ist, muss folglich die Entrückung vor der Trübsal stattgefunden haben. Ich gebe einen Abschnitt von Edward E. Hindson: „Entrückung und Wiederkunft. Zwei Aspekte der Rückkehr Christi“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 175. 93 Robert Gromacki: “Wo befindet sich die Gemeinde in Offenbarung 4 – 19?” in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 389. 94 John A. McLean: The Seventieth Week of Daniel 9,27 as a Literary Key for Understanding the Structure of the Apocalypse of John (Dissertation, University of Michigan, 1990). 92 Seite 80 John McLean wieder, wo er von der Mitte der Trübsalszeit schreibt: Folgende Wechselbeziehungen in den Texten bestimmen den Umfang und chronologischen Rahmen der siebzigsten Woche aus dem Buch Daniel: Der Gräuel der Verwüstung aus Dan. 9,27 ist gleichzusetzen mit Mt 24,15-19, Mk 13,14-17 und Lk 21,20-21. Die Menschen fliehen vor der Verfolgung: Mt 24,15-19; Mk 13,14-17; Lk 21,20-21 = Lk 23,29-31. Die Menschen bitten die Felsen, sie zu verbergen: Lk 23,29-31 = Offb. 6,12-1. Daraus folgt: Dan. 9,27 ist gleichzusetzen mit Offb. 6,12-17. „Wenn diese Wechselbeziehung korrekt ist, dann kann man eine strukturelle Markierung feststellen, und zwar ist das sechste Siegel die Mitte der siebzigsten Woche aus dem Buch Daniel. Die Apokalypse hat diesen Rahmen, der durch die synoptischen Evangelien in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21 erweitert wurde, weiter verstärkt. Die ersten fünf Siegel sind bemerkenswerte Parallelen und zeitliche Anschlüsse an die ‚Geburtswehen‘ der Synoptiker, und somit besteht die Möglichkeit, das sechste Siegel als Trennungslinie der siebzigsten Woche anzusehen. Die häufig vorkommenden Parallelen sind ein überzeugender Beleg für die chronologische und inhaltliche Reihenfolge der Offenbarung. Somit könnten auch weitere Beziehungen zwischen der siebzigsten Woche aus dem Buch Daniel und den Synoptikern im letzten Teil der Gerichtstexte in der Offenbarung festgestellt werden.“95 Seine Abhandlungen schließt McLean mit den Worten: „Eine Entrückung vor dem Zorn muss vor der siebzigsten Woche stattfinden oder nach historischem Verständnis vor der Trübsal. Der Zorn Gottes beginnt in Offenbarung 4 bis 5 mit der vorbereitenden Vision über den Richterstuhl Gottes. Jesus Christus vollstreckt den Zorn Gottes, indem Er die Siegelgerichte öffnet. Die ersten fünf Siegel sind Bestandteile der ersten Hälfte der sieben Jahre dauernden Trübsalszeit (Offb. 6). Das sechste Siegel ist der Mittelpunkt und gleichzeitige Übergang mit der Vollstreckung des Gräuels der Verwüstung. Das siebte Siegel, das aus den sieben Posaunen- und Schalengerichten besteht John McLean: „Chronologie und Struktur in der Offenbarung des Johannes“, in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 356f. (Unterstreichung sfw). 95 Seite 81 (Offb. 7 bis 18) steigert die Intensität des göttlichen Zornes in der zweiten Hälfte der Trübsal, bis hin zum Kommen Jesu Christi in Offenbarung 19. Nur eine Entrückung vor der siebzigsten Woche oder vor der Trübsal steht wirklich in Einklang mit den Verheißungen in 1.Thessalonicher 1,10 und 5,9.“96 Dennoch halten wir fest, dass eine chronologische Einteilung der Ereignisse innerhalb der Offenbarung nicht leicht durchzuführen ist, da manche Begebenheiten r e k ap i t u l i s t i s c h beschrieben werden, d. h. sie w i e d e r h o l e n sich, wie z. B. die Wiederkunft Christi in 11,15; 14,14; 19,11. Gläubige außerhalb der Gemeinde Wenn die Entrückung der Gemeinde vor der Trübsal statt finden wird, dann ist zu klären, ob es überhaupt noch möglich ist, dass ein Mensch nach der Entrückung zum Glauben an Christus kommen kann? Das muss möglich sein, denn in der Offenbarung des Johannes ist immer wieder von Gläubigen und Heiligen die Rede: 7, 9-17; 9,4; 12,17; 13,7.10; 14,12.97 Dazu schreibt John F. Walvoord: „Der Prämillenarismus rechnet damit, dass nach der Entrückung Juden und Heiden errettet werden, die ins Millennium in ihrem natürlichen Leib eintreten werden. Es sind dies Menschen, die die Trübsal überleben und dann ins Tausendjährige Reich kommen. Sie werden nicht entrückt. Sie haben noch ihren sündigen Leib. Sie können also noch sündigen und sterben. Das trifft nicht auf die zu, die entrückt werden“ (Walvoord: Brennpunkte, 1992, 258). Die Zeit zwischen Entrückung und Wiederkunft Nach der Entrückung der Gemeinde findet das „Preisgericht“ statt (1.Kor. 3, 12-15; 2.Kor. 5, 10).98 Da nun die Braut (Gemeinde) mit dem Bräutigam (JESUS) vereint 96 John McLean, a.a.O., 378. Mark Hitchcock versteht unter den „Heiligen“ in der Offenbarung gläubige Juden. Mark Hitchcock: Könnte die Entrückung heute stattfinden?, 2005, 125 f. 98 Zur Beschreibung des Richterstuhls (griech. bema) Christi vgl. Pentecost: Bibel u. Zukunft, 1993, 239 ff.: „Die Gemeinde nach der Entrückung“. 97 Seite 82 (2.Thess. 2,1) ist, findet nun das Hochzeitsmahl statt (Offb. 19,7). John S. Feinberg argumentiert, dass in Offb. 19, 1-10 das Hochzeitsmahl des Lammes beschrieben wird. Der Bräutigam ist Christus und die Braut die Gemeinde (vgl. Eph. 5). Ab Offb. 19,11ff. wird die Wiederkunft Christi auf die Erde geoffenbart. Das würde bedeuten, dass die Gemeinde als Braut Christi schon vorher entrückt worden sein muss.99 Chronologie von 2.Thess. 2 Ein wichtiges Argument des Prätribulationismus ist die Chronologie von 2.Thess.2, 1 – 12. Zunächst ist von der Vereinigung der Gläubigen mit JESUS bei seiner Parusie die Rede (Vers 1). Danach wird chronologisch die Trübsalszeit beschrieben (Verse 2 – 12). Außerdem wird gesagt, dass der Mensch der Gesetzlosigkeit, der Sohn des Verderbens (also der Antichrist) erst dann kommen kann, wenn derjenige weggenommen wird, der ihn jetzt noch aufhält. Prätribulationisten verstehen unter dem „Aufhaltenden“ den Hl. Geist, der in der Gemeinde Jesu präsent ist. Ist die Gemeinde entrückt, dann ist auch der Hl. Geist fort und dann kann der Antichrist offenbar werden. Lehre von der Naherwartung Die Entrückung kann zu jedem Zeitpunkt stattfinden. Es gibt keine Zeichen, auf die die Gemeinde warten müsste. Die Gemeinde soll eine wartende und wachende Schar sein (Phil. 3,20; 1.Thess. 1,10; 1.Tim. 6,14). Das Gleichnis von den 10 Jungfrauen weist auf die unverhoffte Ankunft des Bräutigams hin. JESUS selbst verkündigt im letzten Buch der Bibel, dass er bald kommen werde (1.Thess. 5,1-8; 2.Thess. 2,1-2; Phil. 4,5; 2.Petr. 3,8-10; Jak. 5,8; Offb. 22,12).100 John S. Feinberg: „Argumente für die Entrückung – Methoden der Beweisführung“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 212. 100 Pentecost: Bibel und Zukunft, 1993, 224; Hitchcock: Könnte die Entrückung heute stattfinden?, 2005, 106-111 (Kap. 11: Unmittelbarkeit: Die Entrückung ist jederzeit möglich). Ferner: Gerald B. Stantan: „Die Lehre von der Nähe der Rückkehr Christi – ist sie biblisch?“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 243-255. Berthold Schwarz: „Kann die ‚Vor-Entrückungslehre‘ biblisch plausibel dargestellt werden?“ in: BuG 3/2008, 13f. 99 Seite 83 Die 24 Ältesten Prätribulationisten erkennen in den 24 Ältesten aus Offb. 4 und 5 (4,4.10; 5,8; 11,16; 19,4) die Repräsentanten der 12 Erzväter des Alten Bundes (Israel) und die 12 Jünger des Neuen Bundes (die Gemeinde). Da es sich in Offb. 4 und 5 um einen Einblick in den Himmel handelt und die 24 Ältesten schon dabei sind, muss folglich die Entrückung bereits stattgefunden haben. Folglich sei die Gemeinde in Offb. 4 – 18 nicht mehr auf Erden zu finden (Walvoord: Brennpunkte, 1992, 253). Alle Gerichte in dieser Periode, die Trübsalszeit und die Zeit des Antichristen treffen auf die Gemeinde nicht zu. Doch müssen wir hinzufügen, dass es sich bei dieser Konklusion ausgehend von Offb. 4 in Bezug auf die 24 Ältesten um eine indirekte Beweisführung handelt, bzw. um eine syllogistische Schlussfolgerung101 und nicht um ein Faktum expressis verbis.102 Es handelt sich um Vermutungen, um Mutmaßungen, aber nicht um klare Tatsachen. Robert Gromacki allerdings hält vehement an der Identifizierung der Ältesten mit der Gemeinde Jesu fest. Folgende Argumente führt er an: Die „weißen Gewänder“ (siehe Offb. 3,5: Gemeinde Sardes und 3,18: Gemeinde Laodicea) deuten auf Gläubige der Gemeinde Jesu hin. Ferner die „Kronen“ (nur den Gläubigen der Gemeinde werden Kronen zugesprochen: Offb. 2,10; 2,11; 1.Kor. 9,25; 1.Thess. 2,19; 2.Tim. 4,8; Jak. 1,12). Engel tragen keine Kronen. Auch der Begriff „Älteste“ wird in der Bibel nicht für Engel verwendet. Also resümiert Robert Gromacki, dass die 24 Ältesten im Himmel die entrückte Gemeinde symbolisieren.103 101 Syllogismus a priorie: die Ältesten stellen die Gemeinde dar - die Ältesten sind im Himmel anzutreffen - Konklusion heißt nun: Die Gemeinde ist schon entrückt. 102 Expressis verbis: im wörtlichen Sinne des Wortes. 103 Robert Gromacki: „Wo befindet sich die Gemeinde in Offenbarung 4 – 19“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 384 – 387. Seite 84 8.7. Unterschiede zwischen Vorentrückung und Nachentrückung Prätribulationismus (Vorentrückung) Posttribulationismus (Nachentrückung) Entrückung vor der Trübsal. Entrückung nach der Trübsal. Gemeinde wird vor der Stunde der Gemeinde erfährt Offb. 3,10 nach der Versuchung bewahrt (Offb. 3,10). Trübsal. Der „Tag des HERRN“ beginnt mit der Der „Tag des HERRN“ beginnt am Trübsal. Ende der Trübsal 1.Thess. 5,2-3 ereignet sich zu Beginn 1.Thess. 5,2-3 ereignet sich gegen Ende der Trübsal. der Trübsal. 144.000 Erlöste zu Beginn der Trübsal. 144.000 am Ende der Trübsal. Entrückung und Wiederkunft durch Entrückung und zweites Kommen siebenjährige Trübsalszeit voneinander Christi sind ein einziges Ereignis getrennt Lebende Israeliten werden beim zweiten Kein Gericht über lebende Israeliten. Kommen Christi gerichtet. Lebende Heiden werden beim zweiten Lebende Heiden werden nach dem Kommen Christi gerichtet. Millennium gerichtet. Die Eltern der Bevölkerung des Die Eltern der Bevölkerung des Tausendjährigen Reiches sind die Tausendjährigen Reiches kommen aus Überlebenden der Gerichte über lebende den 144.000 Juden. Juden und Heiden. Gläubige des Gemeindezeitalters werden zwischen Entrückung und zweitem Kommen Christi im Himmel beurteilt (sog. Preisgericht). 104 Gläubige des Gemeindezeitalters werden nach dem zweiten Kommen am Ende des Tausendjährigen Reiches beurteilt.104 Elmer L. Towns: „Entrückung nach der Trübsal“ in: Lexikon zur Endzeit, 2004,138. Seite 85 8.8. Modifizierte Entrückungstheorien Der Amillennialismus hat seine eigene Entrückungstheorie, wenn man überhaupt von einer Entrückungslehre sprechen kann. Vern S. Poythress vom Westminster Theological Seminary in Chestnut Hill stellt auf Grund von 2.Thess. 1, 3-12 fest, dass die „Entrückung“ mit der Wiederkunft (Vers 7) und dem Gericht über die Nichtgläubigen (Verse 8 und 9) zeitlich zusammenfällt.105 Genau zu diesem Zeitpunkt wird der HERR für die Heiligen herrlich erscheinen (Vers 10). Es ist weder von einem Millennium die Rede noch von einer Entrückung vor der Trübsal, in oder nach der Trübsal, so Poythress. Nimmt man diese Perikope für sich separat, ohne auf den neutestamentlichen Kontext zu achten, dann könnte man tatsächlich den amillennialistischen Auslegern folgen.106 Doch darin liegt gerade der Fehler einer Exegese, wenn nicht der gesamtbiblische Kontext mitberücksichtigt wird. Ferner gibt es die „Non-Rapture Theory“107, also die „Nicht-Entrückungstheorie“. Die Vertreter der „Nicht-Entrückungstheorie“ sind der Auffassung, dass es keine Entrückung gibt, sondern nur eine einzige Wiederkunft Christi auf die Erde und eine Auferstehung. Diese Ansicht mag wiederum von nicht wenigen Amillennialisten vertreten werden. Sie ist aber auch im Bereich der Liberalen Theologie und der röm.- kath. Dogmatik108 zu lokalisieren. „Secret Rapture“ meint die „geheime Entrückung“, das heißt nicht, dass sich die Entrückung geheim ereignen würde, sondern, dass das Datum der Entrückung ein 105 http://www.frame-poythress.org/poythress_articles/19952Thessalonians.htm vom 30.10.2008. Siehe auch Roland Hardmeier: Zukunft, Hoffnung, Bibel, 2005, 22f. 106 Vgl. Dazu die Ausführungen von dem Amillennialisten Anthony Hoekema: “The “rapture” of all believers now takes place. Believers who have just been raised from the dead, together with living believers who have just been transformed, are now caught up in the clouds to meet the Lord in the air (1 Thess. 4:17). That there will be such a “rapture” the Bible clearly teaches. But I have put the word rapture between quotation marks in order to distinguish the amillennial conception of the rapture from the dispensationalist view. Dispensationalists teach that after the rapture the entire church will be taken up to heaven for a period of seven years while those still on earth are undergoing the great tribulation.” Quelle: Amillennialism: Part III - A Brief Sketch of Amillennial Eschatology by Anthony Hoekema. http://www.graceonlinelibrary.org/etc/printer-friendly.asp?ID=637 vom 30.10.2008. 107 Vgl. http://www.exorthodoxforchrist.com/no_rapture_-_theory.htm 108 http://www.davidmacd.com/catholic/raptured_catholics.htm Seite 86 Geheimnis ist, weil die Schrift darüber keine Aussagen macht. Die „Multiple Rapture“ (Vielzahl Teilentrückungslehre zugeordnet.109 von Entrückungen) habe ich der „Pan-Trib-Position“: Das Neue Testament sagt nichts aus über das Verhältnis von Entrückung und Trübsal. Niemand weiß, wann die Entrückung stattfinden wird. Sicher ist aber, dass irgendwie alle am Ende von der Erde weggezogen („pan out“) werden. 8.9. René Pache: Die Wiederkunft Jesu Christi Der Jurist René Pache, der ab 1933 auf dem väterlichen Hof in La Chapelle VD (Schweiz) internationale Bibel-Treffen für Studierende durchführte, schrieb Bücher zu verschiedenen Themen, die international bekannt wurden: „Inspiration und Autorität der Bibel“; „der Heilige Geist“; „das Jenseits“; „die Wiederkunft Jesu Christi“. Das erste Werk von „der Wiederkunft Jesu Christi“ umfasste in seiner Erstauflage 1948 insgesamt 507 Seiten. Später wurde es wegen dem großen Umfang zugunsten des Lesers auf 350 Seiten gekürzt. Einige Themen lauten: „Verheißung der Wiederkunft Christi“, „Die siebenfache Schau des Reiches Gottes“, „Der Zeitpunkt der Wiederkunft Christi“, „Die Zeichen der Wiederkunft Christi“, „Die Gemeinde und die Wiederkunft Christi“, „Die Welt und die Wiederkunft Jesu Christi“, „Der Antichrist“, „Der falsche Prophet“, „Das große Babylon“, 109 Siehe Gary D. Patch: The Multiple Rapture Theory, Trafford Publishing, 2004. Seite 87 „Die große Trübsal“, „Israel und die Wiederkunft Christi“, „Das Tausendjährige Reich“. René Pache vertritt die Lehre von der Vor-Entrückung und nennt dafür 18 Gründe (u. a. Offb. 3,10: Bewahrung vor der Stunde der Versuchung; Offb. 6,16: der Zorn des Lammes trifft nicht die Gemeinde; 2.Thess. 2,6-8: der Aufhaltende ist die Gemeinde; die 24 Ältesten aus Offb. 4 und 5). Das 10. Argument beschreibt die Zeit von „Henoch und Noah“ sowie die „Zeit Lots“. Es lohnt sich, diesen 10. Punkt zu zitieren: „Jesus sagt: ‚Wie es geschah zu den Zeiten Lots: sie aßen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie pflanzten, sie bauten. An dem Tag aber, da Lot aus Sodom ging, da regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte sie alle um. Auf diese Weise wird’s auch gehen an dem Tage, wenn des Menschen Sohn soll offenbart werden... Gedenket an des Lots Weib!... Ich sage euch: In derselben Nacht werden zwei auf einem Bette liegen; einer wird angenommen, der andere wird verlassen werden‘ (Luk. 17,28-29.30.32.34). Vor der Vernichtung Sodoms hieß der Würgeengel Lot hinausgehen und wies ihm einen Zufluchtsort an. Er sprach zu ihm: ‚Eile und rette dich dahin; denn ich kann nichts tun, bis dass du hineinkommst‘ (1.Mose 19,22). Aber Lots Weib sah hinter sich und kam mit den Gottlosen um. Sodom wurde also sofort nach Lots Weggang dem Gericht ausgeliefert, da nicht einmal zehn Gerechte mehr darin waren. So sind auch nach der Entrückung der Gläubigen auch nicht mehr genug geistliche Kräfte auf Erden, um das Strafgericht aufzuhalten. Dann wird die große Trübsal über die Gottlosen und über die Scheingläubigen hinbrausen, die gezögert hatten, sich von der Welt zu lösen. ‚Aber gleichwie es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes‘ (Mt 24,37). Auch Noah wurde von Gott erst in Sicherheit gebracht, bevor die Katastrophe begann. Immerhin musste er, trotz der göttlichen Bewahrung, durch die Wasser der Sintflut hindurch. Von da aus gesehen, ist es interessant, seine Erfahrung mit der des Henoch zu vergleichen: Henoch wurde, nach einem Wandel mit Gott, vor den Gerichten von der Erde weggenommen (1.Mose 5,24) und wäre so das Symbol der Gläubigen, die v o r der großen Trübsal lebend entrückt werden. Noah dagegen, inmitten der Sintflut bewahrt, wäre der Seite 88 Hinweis auf die Heiligen (aus Israel und den Völkern), die wohl die große Trübsal erdulden müssen, aber das Siegel Gottes tragen. Und von diesen Heiligen schreibt Johannes: ‚Und ich sah einen anderen Engel, der sprach: Beschädigt die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume, bis dass wir versiegeln die Knechte Gottes an ihren Stirnen‘ (Offb. 7,2-3).110 8.10. Pre-Trib Research Center – Forschungszentrum Prätribulationismus Die Lehre von der Vor-Entrückung hat in den USA viele Anhänger. Allein 200 namhafte Theologen stellen sich für apologetische Beiträge in der Zeitschrift „PreTrib Perspectives“ zur Verfügung. 1992 trafen sich zum ersten Mal 35 Vertreter der Vor-Entrückung in Dallas, und zwar auf Einladung und unter Vorsitz von Dr. Tim LaHaye. Man beschloss, die „Pre-Trib Study Group“ (PTSG) ins Leben zu rufen. Daraus entstand 1993 das „Pre-Trib Research Center“ (PTRC), zunächst noch unter Vorsitz von Tim LaHaye in Washington D. C., dann später unter dem Vorsitz von Dr. Thomas Ice. Unter der Leitung von Dr. Thomas Ice hat das Forschungszentrum für den Prätribulationismus nun seinen Sitz in Lynchburg (Virginia, USA). Adresse: http://www.pre-trib.org/index.php Das „Pre-Trib“- Forschungszentrum führt regelmäßig „Pre-Trib“-Konferenzen durch sowie Bibeltage in Gemeinden. In ihrem Archiv auf der Homepage kann man eine Fülle von Artikeln zu verschiedenen eschatologischen Themen als pdfDatai kostenlos herunterladen. 8.11. Wenn die Posaune erschallt Thomas Ice (Direktor des Forschungszentrums für den Prätribulationismus in Lynchburg, Virginia, USA) hat zusammen mit Timothy Demy (Militärgeistlicher) 1995 ein Standartwerk des Prätribulationismus herausgebracht. Der Titel lautet „When The Trumpet Sounds“ (dt. „Wenn die Posaune erschallt“, Verlag 110 René Pache: Die Wiederkunft, 1985, 94f. Seite 89 Mitternachtsruf, 2000). In 21 Artikeln auf über 500 Seiten nehmen Vertreter des Prätribulationismus Stellung zu den verschieden Anfragen und Vorwürfen, die es von „nichtprätribulationistischen“ Autoren gibt. Inhalt des Buches „Wenn die Posaune erschallt“ Kapitel 1 Thomas Ice Zurück zur Zukunft Kapitel 2 Mal Couch Die wichtigsten Begriffe und Bibeltexte über die Entrückung Kapitel 3 J. Randall Price Alttestamentlichen Begriffe für die Zeit der Trübsal Kapitel 4 Larry V. Crutchfield Selige Hoffnung u. apostolischen Vätern Kapitel 5 Grant R. Jeffrey Kirche des frühen Mittelalters Entrückung vor d. Trübsal Kapitel 6 Floyd Elmore John Nelson Darby in seinen frühen Jahren Kapitel 7 Edward E. Hindson Entrückung und Wiederkunft: Zwei Aspekte des Kommens Jesu Kapitel 8 J. Dwight Pentecost Die Beziehung der Gemeinde zum Reich Gottes Kapitel 9 John S. Feinberg Argumente für die Entrückung – Methoden der Beweisführung Kapitel 10 Elliot E. Johnson Wortwörtliche Auslegung – ein Plädoyer für den Konsens Kapitel 11 Gerald B. Stanton Die Lehre von der Nähe der Rückkehr Christi – ist sie biblisch? Kapitel 12 Stanley Toussaint Kapitel 13 John F. Walvoord 1.Thess. 4: Entrückung Kapitel 14 H. Wayne House Der Begriff „Apostasia“ in 2.Thess. 2,3: Abfall od. Entrückung? Trübsal bei den u. die D. Werden Gemeinde und Entrückung in Matth. 24 erwähnt? ein Schlüsseltext über die Seite 90 Kapitel 15 Paul D. Feinberg 2.Thess. und die Entrückung Kapitel 16 John McLean Chronologie u. Struktur in der Offb. d. Johannes Kapitel 17 Robert Gromacki Wo befindet sich die Gemeinde in Offb. 4 bis 19? Kapitel 18 Jeffrey L. Townsend Die Entrückung in Offb. 3,10 Kapitel 19 Arnold Fruchtenbaum Kapitel 20 Robert L. Thomas Eine Kritik an der progressivdispensationalistischen Hermeneutik Kapitel 21 Tim LaHaye Zwölf Gründe, warum unsere Generation die letzte sein könnte G. Gibt es eine Entrückung vor der Zeit des Zorns? 8.12. Apostasie als Entrückung? In 2.Thess. 2,3 kommt das Substantiv „Apostasie“ vor, das allgemein mit „Abfall“ übersetzt wird. Kann das Wort aber nicht auch „Hinwegnehmen“ bedeuten, so dass man in Anlehnung von 2.Thess. 2,6.7 von der Entrückung sprechen könnte? LUT 2 Thessalonians 2:3 Lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbart werden, der Sohn des Verderbens. BGT 2 Thessalonians 2:3 Mh, tij u`ma/j evxapath,sh| kata. mhde,na tro,ponÅ o[ti eva.n mh. e;lqh| h` avpostasi,a prw/ton kai. avpokalufqh/| o` a;nqrwpoj th/j avnomi,aj( o` ui`o.j th/j avpwlei,aj( H. Wayne House hat sich ausführlich mit dem Begriff „Apostasia“ in 2.Thess. 2,3 auseinandergesetzt. Eigentlich wird Apostasie von den Kommentatoren mit „Abfall, Abweichung, Rebellion“ übersetzt. Als Substantiv (feminin) kommt der Begriff in Apg. 21,21 (Paulus lehre den Abfall von Mose) und in 2.Thess. 2,3 vor; als maskuline Form in Mt 5,31;19,7; Mk 10,4 (Apostasie = Scheidebrief). Seite 91 Ansonsten kommt das Substantiv im Neuen Testament nicht mehr vor. Als verbale Konstruktion findet das Wort häufiger Erwähnung, u. a. in 1.Tim. 4,1 (avposth,sontai, von avfi,sthmi : „abfallen“), Hebr. 3,12 („abfallen vom lebendigen Gott“). Das Verb hat aber auch die Bedeutung von „weichen, abtreten, wegtreten, sich entfernen, sich trennen“. H. Wayne House hat eine große Anzahl von Wörterbüchern untersucht sowie die Septuaginta und außerbiblische Literatur. Er ist mit Stanley Ellisen, J.D. Pentecost, E. Schuyler English, Allan A. MacRae und Kenneth S. Wuest der Auffassung, dass „Apostasie“ in 2.Thess. 2,3 die Bedeutung von „Wegnehmen“ hat.111 Somit werde mit dem Begriff „Apostasie“ in 2.Thess. 2,3 die Entrückung der Gemeinde periphrasiert. Doch spricht m. E. schon der Kontext gegen eine solche diffizile Auffassung. Der Apostel Paulus will in einem Atemzug sagen: Der Tag Christi kann erst dann offenbar werden, wenn zuvor der Abfall, der Mensch der Sünde, der Sohn des Verderbens, gekommen sind.112 Diese Trilogie (Abfall, Mensch der Sünde, Sohn des Verderbens) gehört auch grammatikalisch zusammen (es handelt sich jeweils um Nominative).113 H. Wayne House: „Der Begriff Apostasia in 2.Thessalonicher 2,3: Abfall oder Entrückung?“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 285 – 320. 111 Einige Ausleger sprechen sogar an dieser Stelle von einer Identität von „dem Abfall“ und „dem Menschen der Sünde“. „Der Abfall“ wäre eine Apposition zum „Menschen der Sünde“ („Appositionelle Auslegung“). So schon Chrysostomus und Theophylakt (siehe H. Wayne House: „Der Begriff ‚Apostasia‘ in 2.Thess. 2,3“ in: Ice / Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 286 f. James Moffatt hält „Apostasia“ sogar für ein griechisches Synonym für „Belial“ (LXX: 1.Kö. 21,13 A und Aquilla Ausgaben): Siehe H. Wayne House, a.a.O., 287. 113 Selbst John F. Walvoord spricht sich gegen die Deutung von „Apostasie im Sinne von „Entrückung“ aus (J. F. Walvoord: The Blessed Hope and the Tribulation, Grand Rapids, Zondervan, 1976, 125) in: Ice / Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 303. Idem Robert Gundry (in: Ice / Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 303) und Paul D. Feinberg (in: Ice / Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 334-337). 112 Seite 92 9. Der Tag des HERRN (1.Thess. 5) Man könnte meinen, dass es sich bei 1.Thess. 5 um eine Fortsetzung von 1.Thess. 4 handelt und dass dasselbe Thema erörtert würde. Doch in 1.Thess. 5, 1 – 11 geht es um ein anderes Ereignis. In Kap. 5 geht es um den Tag des HERRN und nicht um die Entrückung. Das sind zwei verschiedene Schuhe. Bibeltext: GNT 1 Thessalonians 5:1 Peri. de. tw/n cro,nwn kai. tw/n kairw/n( avdelfoi,( ouv crei,an e;cete u`mi/n gra,fesqai( STE 1 Thessalonians 5:1 Peri. de. tw/n cro,nwn kai. tw/n kairw/n avdelfoi, ouv crei,an e;cete u`mi/n gra,fesqai LUT 1 Thessalonians 5:1 Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; ELB 1 Thessalonians 5:1 Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, dass euch geschrieben wird. SCH 1 Thessalonians 5:1 Von den Zeiten und Stunden aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. Hinweise: Die Einleitung von 1.Thess. 5,1 mit den Worten „Aber in Bezug auf...“ (Peri. de) stellt einen Gegensatz zu den bisherigen Ausführungen dar (so auch in 1.Kor. 7,1.25; 8,1; 12,1; 16,1.12; 1.Thess. 4,9). Diese Konjunktion weist zwar auf eine Verbindung zum vorherigen Abschnitt hin, deutet aber zugleich auf ein neues Seite 93 Thema.114 Paul D. Feinberg macht noch darauf aufmerksam, dass ein Wechsel des Pronomens stattfindet, von „wir“ in Kapitel 4 zu „sie“ und „ihr“ in Kapitel 5.115 Interessant sind die verwendeten Zeit-Begriffe: 1) „Kronoi“ (cro,noi) beschreibt die menschliche Zeit, die physikalisch messbare (daher „Chronologie). Sie wir eingeteilt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 2) „Kairos“ (karo ) dagegen ist die Zeit Gottes. Sie ist ewig und unabhängig von Raum und Zeit. Sie ist auch nicht messbar in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. „1000 Jahre sind vor dem HERRN wie ein Tag.“ Paulus teilt der Gemeinde Thessalonich mit, dass er es nicht nötig hat, über den Tag des HERRN zu schreiben. Warum nicht? Weil die Thessalonicher – Christen sich selber über den Tag des HERRN im Alten Testament (AT) informieren können (hebr. „Jom Jahweh“ : hw"hy> ~Ay ). Über die Entrückung der Gemeinde konnten sie sich nicht informieren, weil davon im AT nichts steht. Deshalb hat Paulus dieses Thema näher ausgeführt. Aber den Tag des HERRN braucht er nicht eingehend erläutern, weil sie den Begriff kennen. Außerdem: Der Tag des HERRN ist messbar („Kronoi“ [cro,noi] ), denn er hat mit globalen und kosmologischen Phänomen zu tun, die sichtbar sind. Die Entrückung aber ist nicht messbar. 1.Thess. 5, 2 NT 1 Thessalonians 5:2 auvtoi. ga.r avkribw/j oi;date o[ti h`me,ra kuri,ou w`j kle,pthj evn nukti. ou[twj e;rcetaiÅ STE 1 Thessalonians 5:2 auvtoi. ga.r avkribw/j oi;date o[ti h` h`me,ra kuri,ou w`j kle,pthj evn nukti. ou[twj e;rcetai Paul D. Feinberg: „2.Thess. 2 und die Entrückung“ in: Ice / Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 326. Das sehen Posttribulationisten anders. Sie erkennen in 1.Thess. 5 eine Fortsetzung von 1.Thess. 4. Zwar geht es in Kap. 4 um die Entrückung, aber sie findet mit der Wiederkunft am Ende der Trübsal (1.Thess. 5) zeitgleich statt. So R. Hardmeier: Zukunft, Hoffnung, Bibel, 2007, 316-318. 115 Ders., ebd. 114 Seite 94 LUT 1 Thessalonians 5:2 denn ihr selbst wisst genau (Akribie), dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. ELB 1 Thessalonians 5:2 Denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn so kommt wie ein Dieb in der Nacht. SCH 1 Thessalonians 5:2 Denn ihr wisset ja genau, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Der Tag des HERRN beschreibt den großen Gerichtstag über die Nationen. Er findet nicht an einem einzigen Tag statt, sondern über einen längeren Zeitraum. Vor allem umfasst er die 7jährige Trübsalszeit. 1.Thess. 5,3: Wieso kommt der Tag des HERRN wie ein Dieb (kle,pthj) in der Nacht? Weil die Welt sich nicht vorbereitet hat. Sie sagen: „es ist Friede, es hat keine Gefahr“ (Dan. 8,25). Sie rechnen nicht mit dem Gericht Gottes über diese Welt. Aber wenn der Tag kommt, dann kommt er global und niemand wird entfliehen (Amos 5, 16 – 20). 1.Thess. 5, 4-5: Für die Christen kommt dieser Tag nicht unerwartet. Warum? Weil sie Kinder des Tages sind, d. h. weil sie auf das prophetische Wort achten: LUT: 2 Peter 1:19 „Um so fester haben wir das prophetische Wort, und ihr tut gut daran, daß ihr darauf achtet als auf ein Licht, das da scheint an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern aufgehe in euren Herzen.“ M. E. beginnt der Tag des HERRN bereits mit Wehen schon vor der Trübsalszeit. In diese Vorbereitungszeit lege ich Matth. 24, 4-12 u. Offb. 6, 1 – 8. Seite 95 1.Thess. 5, 8 Drei geistliche Waffen benötigen die Christen für ihre tägliche Ausrüstung, um in dieser Zeit des Abfalls nüchtern zu bleiben (wachsam): 1) den Panzer des Glaubens „Doch wenn der Menschensohn kommen wird, meinst du, er werde Glauben finden auf Erden?“ (Luk. 18,8). „Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen.“ (1.Tim. 4,1) 2) die Liebe (vgl. Matth. 24, 12: die Liebe wird in vielen erkalten) 3) Helm der Hoffnung zur Errettung: der Helm bietet unserem Kopf (Verstand) Sicherheit gegen alle Angriffe des Feindes, der Zweifel streuen will. Es ist bemerkenswert, dass der Apostel gerade diese drei geistlichen Waffen der Waffenrüstung Gottes erwähnt. In Eph. 6 wird uns einen Einblick in die Waffenkammer Gottes gewährt. Dort ist vom Panzer der Gerechtigkeit die Rede. Wie könnten die Aussage aus 1.Thess. 5 und Eph. 6 koppeln und von der Glaubensgerechtigkeit des Christen sprechen. Die Liebe wird zwar in der Waffenrüstung von Eph. 6 nicht erwähnt, gehört aber dennoch zur inneren Zurüstung eines jeden Christen. Ferner ist in Eph. 6 von dem Helm des Heils die Rede, das ist die Heilsgewissheit. Die Heilsgewissheit wiederum schafft Hoffnung (1.Tess. 5). Auf jeden Fall bleibt dies festzuhalten: Alle drei Komponenten aus 1.Thess. 5,8 werden in 1.Kor. 13,13 erwähnt. 1.Thess. 5,9 In diesem Vers wird noch einmal ausdrücklich betont, dass der Tag des HERRN die Christen nicht treffen wird. Denn der Tag des HERRN ist ein Tag Seite 96 des Zorns. So wird er auch schon im AT beschrieben (Ps. 110,5; Spr. 11,4; Jes. 13,9.13; Klg. 1,12; Hes. 7,19, Zeph. 1,18; 2,2; Röm. 2,5; Offb. 6,17). Jesus aber trug stellvertretend für uns den Zorn Gottes (Joh. 3,36). Mal Couch erkennt in 1.Thess. 5,9-10 die Entrückung.116 In Vers 10 heißt es: „der für uns gestorben ist, auf dass, wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben sollten.“ Mal Couch: „Die wichtigsten Begriffe und Bibeltexte über die Entrückung“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 36. 116 Seite 97 10. Zeitpunkt der Entrückung nach Offb. 3,10 GNT Revelation 3:10 o[ti evth,rhsaj to.n lo,gon th/j u`pomonh/j mou( kavgw, se thrh,sw evk (tereso ek) th/j w[raj tou/ peirasmou/ th/j mellou,shj e;rcesqai evpi. th/j oivkoume,nhj o[lhj peira,sai tou.j katoikou/ntaj evpi. th/j gh/jÅ LUT Revelation 3:10 Weil du mein Wort von der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf Erden wohnen. ELB Revelation 3:10 Weil du das Wort vom Harren auf mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde wohnen. SCH Revelation 3:10 Weil du das Wort meiner Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, zu versuchen, die auf Erden wohnen. Hinweise: 1. Die Präposition „ek“ (evk ) hat die Grundbedeutung „aus, heraus“. Man könnte meinen, dass die Errettung aus der Trübsal heraus geschieht (also nach 3½ Jahren). Aber „ek“ (evk) kann auch eine zeitliche Bedeutung haben (Mt 10,20; Jh. 9,32).117 Die Präposition kann genau so die Bedeutung „vor“ haben (vgl. Joh. 12,27; 17,11; Hebr. 5,7; Jak. 5,20).118 2. Die Errettung betrifft die Zukunft. 3. Die Errettung bezieht sich nicht primär auf die Gemeinde Philadelphia, sondern auf alle Gläubigen des ganzen Weltkreises: das griech. Wort „ökumene“(s.o. den griechischen Text) bezeichnet den ganzen Weltkreis, die ganze Erde (vgl. Mt 24,14; Apg. 17,31). 117 E.G.Hoffmann, H.v.Siebenthal, Griechische Grammatik zum NT, Immanuel-Verlag, CH-Riehen, 1985, § 184 h. 118 W.Haubeck, H.v.Siebenthal, Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griech. NT, Röm.-Offb., Bd. 2, Brunnen, Giessen, 1994, S. 369. Seite 98 4. Errettung wovon? Von der Versuchung (griech. „peirasmos“). „Peirasmos“ bedeutet119: a) Prüfung, Erprobung b) Anfechtung c) Versuchung, Verlockung (zur Sünde) 5. Die Versuchung wird diejenigen treffen, die auf Erden wohnen. 6. Die Stunde der Versuchung: Das griech. Wort („hora“ w[ra ) kann die Stunde, die Tageszeit, einen Zeitmoment, aber auch einfach „die Zeit“ (vgl. Offb. 14,15) bedeuten. In Bezug auf unseren Text ist die Zeit der Trübsal gemeint. Jeffrey L. Townsend hat Offb. 3,10 gründlich untersucht und kommt zu dem Schluss: „Im Hinblick auf die Auslegung von ‚tereo ek‘120 in Offenbarung 3,10 kann man aufgrund dieser Erkenntnis die Lehre von einer Entrückung vor der Trübsal als grammatische Möglichkeit annehmen. Die Deutung von ‚tereo ek‘ als Anspielung auf eine Bewahrung in einer Position ausserhalb eines Objektes oder einer Situation befindet sich durchaus im Bereich der sprachgeschichtlichen Entwicklung und Anwendungsweise von ‚ek‘.“121 M. E. sagt der HERR, dass ER die Gemeinde vor der Stunde der Versuchung bewahren will, die über den ganzen Erdkreis kommen wird. Er sagt aber nicht, wann diese Stunde der Versuchung eintreffen wird. Der Zeitpunkt bleibt offen. Sie kann die Trübsal darstellen, die zweite Hälfte der Trübsal oder vielleicht auch am Ende der Trübsal, wenn das Gericht kommt. 119 Walter Bauer: Griechisch-Deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur, Walter de Gruyter-Verlag, Berlin, New York, 51971, Sp.1270 f. 120 „tereo ek“ = bewahren vor. 121 Jeffrey L. Townsend: „Die Entrückung in Offenbarung 3,10“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 400. Seite 99 11. Grundgedanken zu 2. Thess. 2, 1-12 Apostasie geht der Parusie voraus – der Aufhaltende muss hinweg genommen werden Hinführung In Kapitel 1 sprach Paulus bereits von der Wiederkunft Jesu (1, 7-10). Nun stellt sich die Frage, wann denn Jesus wiederkommt, zur Entrückung der Gemeinde (1.Thess. 4) und sichtbar auf die Erde (1.Thess. 5). Gibt es bestimmte Anzeichen für die Wiederkunft Christi, wie dies durch den HERRN selbst in seiner Endzeitrede vorausgesagt worden ist? Die Christen in Thessalonich mögen mit der baldigen Ankunft des HERRN gerechnet haben. Paulus weist jedoch darauf hin, dass Christus nicht eher wiederkommt, bis dass der Abfall und der Gesetzlose sich offenbart haben. Der Parusie Jesu geht die Trübsalszeit mit der antichristlichen Herrschaft voraus (wie dies schon in der Endzeitrede Jesu angedeutet wurde). Vers 1 Paulus spricht hier zur Gemeinde. Die Gemeinde hat starkes Interesse an der Wiederkunft ihres HERRN, denn darauf wartet sie, dafür leidet sie, dafür arbeitet sie. Es ist von der Parusie Jesu die Rede. Der Begriff „Parusie“ kann sowohl für die Entrückung als auch für die sichtbare Wiederkunft Jesu auf die Erde verwendet werden. Beides kann also zutreffen. Die Zusammenführung (evpisunagwgh/j: vgl. „Synagoge“ = Zusammenkunft) der Gemeinde (unsere: h`mw/n) mit JESUS. Diese findet bei der Entrückung statt (1.Thess 4.). Seite 100 Vers 2 a) In Bezug auf dieses Ereignis (Zusammenführung der Gemeinde Jesu bei seiner Parusie) sollen wir uns nicht durcheinander bringen lassen. b) Worin sollen wir uns nicht zerstreuen lassen? In Bezug auf den Zeitpunkt: „... als wenn der Tag des HERRN schon da sei.“ c) Zeitpunkt in Bezug auf Endzeitdatierungen und Verbreitung der Endzeitphobie. d) Endzeit ist eigentlich schon jetzt – das gegenwärtige Zeitalter (1.Jh 2,18: „Kinder, es ist die letzte Stunde....“). e) Jesus kann zu jeder Zeit kommen (Naherwartung). Auch wenn es Zeichen der Zeit gibt, die Gemeinde soll zu jeder Zeit mit der Ankunft ihres HERRN rechnen. Sie ist seit Pfingsten eine wartende Gemeinde. Wir sollen uns nicht durcheinander bringen lassen: a) weder durch Geist (pneuma): Etwa so: „der Geist Gottes hat mir gesagt...“ b) weder durch Wort: Endzeitdatierungen anhand der Bibel c) noch durch Briefe: Pseudepigraphie / Apokalypsen Der Tag des HERRN / Der Tag Christi Manche Handschriften (Hss.) haben „Tag des HERRN“: a, A, B, D*, u. a. Manche Hss. haben „Tag Christi“: M, D2. Manche Kommentatoren sehen zwischen beiden Tagen einen Unterschied. Sie meinen, dass der Tag des HERRN sich auf die sichtbare Wiederkunft beziehe und der Tag Christi auf die Entrückung. Im AT bedeutet der Tag des HERRN (hebr. Jom Jahweh) den Gerichtstag Gottes über Israel (zeitgeschichtlich), dann aber vor allem das Gericht über die Weltvölker (eschatologisch). Dabei handelt es sich nicht um einen einzigen Tag, sondern um eine längere Periode (Trübsalszeit). Der Tag Christi kann im NT die Entrückung bedeuten (1.Kor. 1,8; Phil. 1,6; 2,16). Seite 101 Welcher Tag ist nun in 2.Thess. 2 gemeint? Ist es der Tag der Entrückung oder ist die Trübsalszeit kurz vor der sichtbaren Erscheinung Christi gemeint? Beides trifft hier zu: Christus kommt zur Entrückung seiner Gemeinde (Vers 1) und er kommt wieder, um der Erscheinung des Gesetzlosen ein Ende zu bereiten (V. 8). Unser Kontext behandelt den gesamten Zeitraum der Endzeit, sowohl die Entrückung als auch die Wiederkunft. Allerdings könnte man auf Grund von Vers 3 behaupten, dass die Entrückung erst nach dem Abfall und der Erscheinung des Gesetzlosen statt findet (wenn Entrückung und Wiederkunft zusammentreffen). Hierbei dürfen wir aber nicht vergessen, dass die Endzeitereignisse einen längeren Zeitraum umfassen. Die eschatologischen Tage können mit der Apostasie (Abfall) beginnen , sowie mit einigen Zeichen der Zeit (Mt 24, 1- 12), dann findet die Entrückung statt und dann agiert der Gesetzlose. Wir wissen von der alttestamentlichen Prophetie her, dass mehrere Ereignisse, die zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden sollen, in einem Vers zusammen gefasst werden können. Ob Entrückung und Wiederkunft zusammenfallen, wird nicht gesagt. Zu einer solchen vorsichtigen Schlussfolgerung kommt auch Paul D. Feinberg, wenn er resümiert: „Zusammenfassend können wir sagen, dass es sicherlich angebracht gewesen wäre, wenn wir in dem untersuchten Text eine eindeutige Aussage über den Zeitpunkt der Entrückung als Antwort auf die Irrlehre finden könnten. Aber das war vom Heiligen Geist nicht beabsichtigt, und Spekulationen über die Gründe führen uns nicht weiter. Wenn das Fehlen einer eindeutigen Aussage zu einem Problem wird, dann haben sowohl für die Befürworter der Entrückung nach der Trübsal als auch die Vertreter anderer Auslegungen damit zu kämpfen.“122 Der Apostel Paulus macht in unserer Perikope keine große Unterscheidung in Bezug auf die Parusie, nämlich dass erst die Entrückung erfolge und dann nach der Paul D. Feinberg: „2.Thessalonicher 2 und die Entrückung“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 331. 122 Seite 102 Erscheinung des Gesetzlosen die sichtbare Wiederkunft Christi auf Erden. Das Datum der Entrückung bleibt eben ein Mysterion (ein Geheimnis). Vers 3 Was geht der Parusie voraus? Zweierlei wird über den Zeitpunkt der Parusie gesagt: 1) Der Tag des HERRN123 ist noch nicht da! 2) Die Parusie findet nicht statt, wenn nicht zuvor der Abfall (Apostasie) stattfindet! Noch einmal weist der Apostel darauf hin, dass wir uns auf keinerlei Art und Weise täuschen lassen sollen. Der Parusie gehen mehrere Ereignisse voraus: 1) Die Apostasie (Abfall)124: Vom Glauben (1.Tim. 4,1) Vom lebendigen Gott (Hebr. 3,12) Damit verbunden sind die 18 Endzeitsünden aus 2.Tim. 3, 1-9 Die Spötter treten auf (2.Petr. 3,3) Falsche Christusse und Propheten (Mt. 24,24; V. 9-11 in unserer Perikope) 2) Mensch der Gesetzlosigkeit Es wird der Mensch der Gesetzlosigkeit ans Licht treten / sich offenbaren / sich enthüllen (als wenn er schon existiert und dann agiert). Prätribulationisten würden natürlich lieber den „Tag Christi“ aus dem Mehrheitstext (in Bezug auf Vers 2) vorziehen. Sie würden dann darin die Entrückung erkennen. Das bedeutet, der Abfall und der Gesetzlose können erst dann erscheinen, wenn zuvor der „Tag Christi“, also die Entrückung, stattgefunden hat. 124 Charles Ryrie verlegt den Abfall innerhalb der bekennenden Gemeinde, denn es heißt ja in der Ölbergrede Jesu, dass die Liebe in vielen erkalten wird (idem Louis Berkhof). Anders Lewis Sperry Chafer, der den Abfall auf die Nichtchristen bezieht, d. h. die Gottlosigkeit nimmt in der Endzeit zu (idem L. Howard Marshall). F. F. Bruce erkennt in der Apostasie die Auflehnung, bzw. die Rebellion gegen die Obrigkeit, die ja von Gott eingesetzt worden ist, also zugleich Rebellion gegen Gott (der Antichrist wird also die bisherige Staatsordnung eleminieren). Der messianische Jude Marvin Rosenthal deutet den Abfall auf die Juden, die mit dem Antichristen einen falschen Bund eingehen. Siehe: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 287-291. 123 Seite 103 Er hebt das Gesetz Gottes auf, den Dekalog (Ehe, Sonntag etc.). Er macht sich selbst zum Gesetz. Es herrscht Anarchie: Es gibt keine Werte mehr, keine Moral, keine Gottesfurcht, keine Autorität. Kein Satz der Bibel hat noch Gültigkeit. Mensch der Sünde: Handschriften wie A, D, F, G, M, lat., syr.; Ir.lat., Euseb. Mensch der Gesetzlosigkeit: a, B, u. a. Inhaltlich meinen beide Ausdrücke ja dasselbe! 3) Sohn des Verderbens Der, der in die Verlorenheit, Verdammnis führt, also in den Tod, in die Gehenna (ewige Verlorenheit). 4) Widersacher / Streiter (VERS 4) Er ist der Feind Gottes. Er stellt sich gegen Gott, gegen Israel und gegen die Gemeinde. Er ist der Streiter. Er streitet gegen alles, was sich auf der Seite Gottes befindet. Er ist der Widersacher des Heilsplanes Gottes. Diesen will er zerstören. Er streitet gegen das Evangelium. Er sucht überall Streit, was zur Sphäre Gottes gehört. 5) Der sich über jedes einzelne (pa,nta) Wort Gottes (lego,menon qeo.n) überhebt a) Er ordnet sich der Bibel nicht unter. Er erkennt es nicht als Autorität an. b) Er erkennt es weder als historisches Dokument an, noch als Heilsdokument. c) Kein einzelnes Wort der Bibel lässt er stehen. d) Er versucht alle Offenbarungen in der Schrift zu widerlegen (vor allen Dingen, Kreuz, Auferstehung Jesu, d. h. den soteriologischen Aspekt). e) Seit der Aufklärung benutzt er die historisch-kritische Methode, um alles, ja auch alles, in der Bibel zu hinterfragen und in Frage zu stellen, damit den Menschen das Vertrauen genommen wird. f) Oder er versucht, das Wort Gottes zu verdrehen (wie dies die Sekten tun). Seite 104 g) Oder er versucht, das Wort Gottes auf dieselbe Stufe mit den Scheinoffenbarungen anderer Religionen zu stellen wie dies in der Ökumene bereits propagiert wird. Wir erkennen anhand dieser Auflistung den langen historischen Werdegang der Apostasie, der sich nach und nach steigert, wie zu einer Spitze einer Pyramide, der in der Erscheinung des Antichristen gipfelt, der sich dann selbst als das Wort Gottes darstellt! In Bezug auf unseren Kontext ist es wichtig zu erkennen, dass die Apostasie nicht an einem Tag stattfindet, sondern eine längere Periode beschreibt, welche der Parusie Jesu vorausgeht. Inmitten dieser Periode kann dann schon m. E. die Entrückung stattfinden. 6) Der sich über das Heiligtum erhebt Sein Ziel ist es, den Gottesdienst zu zerstören, denn er duldet neben sich keine andere Religion. Sein Ziel ist es zudem, den Tempeldienst in Jerusalem aufzuheben (vgl. Dan. 9,27). Ökumenische Bestrebungen laufen bereits darauf hinaus, dass man verschiedene Heiligtümer aus den Religionen akzeptiert und die verschiedenen Gottesdienstformen in einem synkretistischen Gottesdienst vermengt (Kirchentage etc.) – bis dann der Antichrist alle Gottesdienstformen aufhebt, um sich selbst anbeten zu lassen. 7) Der sich in den Tempel Gottes setzt a) Der Antichrist hat ein politisches Programm, nämlich die Weltherrschaft (Offb. 13,7). b) Er hat auch ein Wirtschaftsprogramm, nämlich die globale Ökonomie zu beherrschen (Offb. 13, 16-17). Seite 105 c) Er hat auch ein religiöses Programm und das lautet: Er will seinen Thron da aufrichten (vgl. Offb. 2, 13), wo Gott gegenwärtig ist. Er will in den Tempel Gottes. Da auch die Gemeinde Jesu der Tempel Gottes ist, will er auch dort seine Herrschaft aufrichten. Die Versuchungen und Verführungen sind in Lokalgemeinden da. Doch wird ihm das nicht mit dem Leib Christi gelingen. In 2.Thess. 2,4 ist der Tempel zu Jerusalem gemeint (vgl. Dan. 9,27). Der Widersacher will sich Gott gleich machen, „Sein-Wollen-Wie-Gott“ (Gen. 3). Er will sich anbeten lassen (Matth. 4,9) und damit Gott ersetzen (Offb. 13,15). Das griech Wort „naos“ (nao,j) im Neuen Testament: Tempel in Jerusalem (Mt 23, 16.17.21.35; 26,61; 27, 5.40.51; Mk 14,58; 15,38; 15,29; Lk 1,21f; 23,45; Jh 2,20; Apg. 7,48; Apk. 11,2; 2.Thess. 2,4). Das himmlische Heiligtum (Apk. 7,15; 11,19b; 14,15.17; 15,6.8; 16,1.17).125 Tempel überhaupt (Apg. 17,24; 19,24). Der Leib Christi (Jh 2,19). Der Leib der Christen (1.Kor. 6,19). Gemeinde (1.Kor. 3,16.17; 2.Kor. 6,16; Eph. 2,21).126 Vers 6 - 7: Der Aufhaltende und der Festgehaltene In der Offenbarung kommt „naos“ an folgenden Stellen vor: Offb. 3,12 (Himmel); 7,15 (Himmel); 11,1.2 (Tempel in Jerusalem auf der Erde); 11,19 (2x, Himmel); 14,15 (Himmel). 17 (Himmel); 15,5.6.8 (2x, Himmel); 16,1.17 (Himmel); 21,22 (2x, Gott ist der Tempel und das Lamm). 126 Das Wort „naos“ kommt in den Briefen nur an wenigen Stellen vor: 1.Kor. 3,16.17 (2x); 6,19; 2.Kor. 6,16 (2x); Eph. 2,21; 2.Thess. 2,4. Auch wenn in den paulinischen Briefen „naos“ eine geistliche Bedeutung hat und für Gemeinde steht (1.Kor. 3,16.17; 6,19; 2.Kor. 6,16; Eph. 2,21), so ist das noch kein Argument dafür, dass dieses Wort nun auch in 2.Thess. 2,4 eine geistliche Bedeutung haben müsste, denn in einem einzigen Vers kann ein Begriff eine andere Nuance haben als in den Parallelstellen. Außerdem muss man zur Beachtung den ganzen Kontext des Neuen Testaments hinzunehmen. 125 Seite 106 Ihr wisst es! Hatte Paulus es ihnen bei der Gemeindegründung gesagt, wie dies in Vers 5 angezeigt wird? Hatte es die Gemeinde zeitgeschichtlich zu verstehen oder eschatologisch? Auf jeden Fall wird der Gesetzlose noch aufgehalten, noch zurückgehalten, bzw. noch im Abyssos festgehalten („katechon“: aufhalten, zurückhalten, festhalten: kate,con). Anscheinend ist der Gesetzlose schon da, er existiert schon, nämlich im Abyssos, dem Abgrund (Offb. 17,8). Er wird sich offenbaren zu seiner eigenen Zeit (V. 6b): Hier ist von der Zeit Gottes die Rede (Kairos). Die Zeit wird von Gott bestimmt. Er kann nicht von sich aus die Zeit bestimmen. Jetzt wird er noch festgehalten (wie die Engel am Euphrat). Jetzt wird er noch im Abyssos zurückgehalten, bis er dann zu einem bestimmten Zeitpunkt losgelassen wird, um nur für eine befristete Zeit zu agieren. Vers 7: Es wacht schon auf das Geheimnis (Mysterion). So wie wenn jemand am frühen Morgen seine ersten Glieder streckt und sich im Bett hin und her wälzt, aber noch nicht aufsteht, bis der Wecker klingelt, so regt sich bereits im gegenwärtigen Zeitalter das Geheimnis der Gesetzlosigkeit. Am Ende der Tage aber steht der Gesetzlose auf. Dann ist die Spitze der Pyramide erreicht. Dann ist seine Zeit gekommen. Nun stellen wir uns natürlich die Frage, was (V. 6 Partizip Präsens Akkusativ Neutrum: to. kate,con) oder wer (V. 7 Partizip Präsens Nominativ Maskulin: o` kate,cwn) das/der Aufhaltende ist. Darüber haben sich schon viele Exegeten seit der frühen Kirchengeschichte den Kopf zerbrochen. Hätten doch die Thessalonicher ihr Verständnis uns schriftlich hinterlassen (V. 6), dann könnten wir uns 100te von Seiten in der Auslegungsgeschichte sparen. Nun wollen wir aber der Frage kurz nachgehen. Dabei wollen wir zuerst die patristische Literatur untersuchen, dann bei den Reformatoren nachschauen, danach die neuere Kirchengeschichte, darauf einige Kommentare aus der Gegenwart betrachten und zuletzt die Standpunkte mit eigenem Resümee zusammenfassen. Seite 107 Exkurs: Der Aufhaltende in der patristischen Literatur, bei den Reformatoren und in der neueren Kirchengeschichte Einen Exkurs über „den Aufhaltenden“, bzw. über „den Festgehaltenen“ bietet D. G. Wohlenberg anhand der Literatur innerhalb der Kirchengeschichte.127 A. Patristische Literatur 1) Irenäus (150 n. C.) versteht unter dem Aufhaltenden die Herrschaft. Erst müsse die Herrschaft abgetan werden (nämlich das Römische Reich / zeitgeschichtlich) und erst dann könne der Antichrist aus dem Stamme Dan (gemäß Jer. 8,16) kommen. 2) Hippolytus (200 n. C.) versteht darunter ebenfalls das Römische Reich. Die Kirchenväter lebten ja noch z. Zt. des Römischen Reiches und meinten, wenn das Römische Reich aufhört, dann komme der Antichrist. Hippolytus meinte, dass 6000 Jahre bis zur Wiederkunft Christi vergehen müssen, und das 5500 bereits verstrichen seien. Auch er meint, dass der Antichrist aus dem Judentum käme. 3) Tertullian (200 n. C.) ist sich nicht ganz sicher, vermutet aber ebenfalls hinter dem Aufhaltenden Rom. 4) Ambrosiaster (ein anonymer Kommentar zu den Pls.-Br. aus dem 4.Jh.) versteht unter der Apostasie das Römische Reich und die Erscheinung des Antichristen sei eine Inkarnation Satans. Das Sichregen der Bosheit stellt sich in den Christenverfolgungen dar von Nero bis Julian. 5) Auch für Lactantius (300 n. C.) ist das Römische Reich mit seiner gesetzlichen Verfassung und Ordnung diejenige Macht, welche die Ankunft des Antichristen aufhält. Den Antichristen aber erwartet er von Syrien her (gemäß der Daniel- 127 D. G. Wohlenberg, der erste u. zweite Thess., A. Deichert`sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig, 19092, S. 177 – 218 in: Kommentar zum NT, hrsg. v. Th. Zahn, Bd. XII. Vgl. auch die Dissertation von Paul Metzger: „Katechon – 2.Thess. 2,1-12 im Horizont apokalyptischen Denkens, Walter de Gruyter, Berlin, 2005. Seite 108 Weissagung über Antiochus Epiphanes). Das Millennium Christi wird anbrechen, wenn 6000 Jahre der Weltschöpfung vergangen sind. 6) Augustin (5. Jh.) ist in seinem civitate dei (Gottesstaat) zunächst zurückhaltend und meint, wenn es auch die Thessalonicher wissen, er wisse es nicht. Er stellt aber dann Vermutungen an. Der Apostel rede vom Römischen Reich. „Das Geheimnis der Bosheit“ könne auf Nero hindeuten. Einige glauben, Nero selbst werde wieder auferstehen und als Antichrist auftreten. Manche meinen, Nero sei überhaupt nicht getötet, sondern der Öffentlichkeit entrissen worden. Zum anderen weist Augustin auch auf die Kirche hin: Das Böse reife auch innerhalb der Kirche heran, bis die abgefallene Kirche dem Antichristen gehörig werden würde. 7) Für Origenes (200 n. C.) ist der Antichrist eine Person oder auch ein unpersönliches, geistiges Prinzip. Über den Aufhaltenden sagt er nichts. 8) Cyrillus von Jerusalem128 (4. Jh.) meint, dass der Abfall schon da sei. Das vierte Tier bei Daniel sei das Römische Reich, über welches der Antichrist regieren wird. Unter dem Tempel versteht er nur den jüdischen. Der Antichrist gebe vor, dass er aus dem Geschlecht Davids stamme (falsche Messiasse), der gekommen sei, um den Tempel des Herrn zu bauen. 9) Theodorus von Mopsuestia (400 n.C.) bemerkt zum Abfall (Apostasie), dass damit die Zeit des Widersachers bezeichnet werde, weil dann fast alle von der Frömmigkeit abweichen und sich dem Antichristen anschließen werden. Der Antichrist werde allen Götzendienst zerstören und allem Sektenwesen ein Ende machen, um alle zur Anbetung seiner Person zusammenzuschließen. Die hemmende Macht ist nach Theodorus der Ratschluss Gottes, nicht spiritus gratiarum (Geist der Gnade), denn dieser wird nie ganz aufhören, auch nicht in der Zeit des Antichristen. Wenn der Apostel den Hl. Geist gemeint hätte, dann hätte er sich nicht so unbestimmt ausgedrückt. Es hätte überdies schon der Antichrist erscheinen müssen, da ja die Charismata längst geschwunden seien. Unter dem Geheimnis der Bosheit verstehe Paulus den Kaiser Nero. 128 Bei seinen eschatologischen Studien berücksichtigt er den Propheten Daniel, die Endzeitrede Jesu und 2.Thess. 2, aber nicht die Offb. d. Joh., die er nicht als kanonisch gelten lässt. Seite 109 10) Theoderet von Cyrus (400 n. C.) hält fest, dass einige unter dem Aufhaltenden das Römische Reich verstehen und andere den Hl. Geist. Aber undenkbar sei es, dass der Hl. Geist je aufhöre; und das Römische Reich soll ja das letzte sein und gerade innerhalb dieses 4.Reiches nach Daniel das kleine Horn sich erheben, welches Krieg führen wird mit den Heiligen, und davon rede der Apostel. Das Aufhaltende kann also nur das göttliche Dekret sein, also der göttliche Ratschluss. 11) Nach Ephraem, dem Syrer (300 n.C.) käme der Mensch der Sünde aus dem Judentum, und zwar aus dem Stamme Juda, der sich in die Kirche setzen werden, um sich als Gott anbeten zu lassen. Der Aufhaltende ist der jüdische Tempel mit seinem Kultus, daneben auch die apostolische Predigt. B. Die Reformatoren Je mehr die Kirche säkularisierte und das Papsttum mehr und mehr an politische Macht zunahm, desto lauter wurden die Stimmen, die in diesem klerikalen System die antichristliche Institution erkannten. 1) John Wiclif (1328- 1384) beschrieb den Papst als Antichristen. 2) Martin Luther (1483 – 1546) erklärt in dem Büchlein „an den Adel“, dass das rechte Dan. 2,44 verkündete Römische Reich längst ein Ende genommen habe, und es sein ein leeres Fündlein des Papsttums, wenn behauptet werde, dass der Papst das Heilige Römische Reich von dem griechischen Kaiser genommen habe. Schärfer geht Luther in dem im Oktober 1520 veröffentlichten Büchlein de captivitate babylonica (über die babylonische Gefangenschaft der Kirche) vor. Er ist des gewiss geworden, dass das Papsttum „das Reich Babylons und der Macht des gewaltigen Jägers Nimrod“ sei. In den Schmalkaldischen Artikeln II,4 („vom Papsttum“) äußert sich Luther so: „Dieses Stück (dass nämlich der Papst sich anmaßt, dass kein Christ, ohne ihm Gehorsam zu leisten, selig werden könne) zeiget gewaltiglich, dass er der rechte Antichrist oder Widerchrist sei, der sich über und wider Christum gesetzt und Seite 110 erhöhet hat,....wie S. Pl sagt 2 Th 2, 4. Solches tut dennoch der Türk noch Tartar nicht, wie große Feinde sie der Christen sind.“ 3) Calvin (1509 – 1564) meint zu 2.Thess. 2, dass manche meinen, Nero sei der Antichrist, während Paulus unter letzterem nicht eine Einzelperson, sondern das vom Satan beherrschte Reich verstehe. Pauli Weissagung von der Errichtung des Greuelsitzes mitten im Tempel Gottes sei erfüllt im Papsttum. Das Aufhaltende („to katechon“: Neutrum Vers 6: to. kate,con) sei die Predigt des Evangeliums in aller Welt. Davon zu unterscheiden sei die maskuline Verwendung mit „ho katechon“ (der Aufhaltende) in Vers 7 (o` kate,cwn), womit der Antichrist selbst gemeint sei, so dass dieses Partizip futurischen Sinn habe. Wenn also der Antichrist hinweg getan ist, dann kann die Parusie Jesu erfolgen. C. Neuere Kirchengeschichte Die nachreformatorischen Exegeten sowie die Exegeten des Pietismus brachten keine neuen Erkenntnisse zum Vorschein, da doch die patristischen Ausleger schon so ziemlich alles aus dem Text von 2.Thess. 2 herausgeschöpft hatten. Die Exegese der neueren Zeit ist überwiegend durch die Theologie der Aufklärung geprägt. Entweder wurde 2.Thess. 2 rein zeitgeschichtlich ausgelegt (die Zeit des Paulus betreffend) oder die Perikope wurde ganz verworfen (kerygmatische oder existentiale Auslegung). Eschatologisch wurde der Text nicht eingeordnet. Exkurs Ende Wohlenberg selbst, der Autor des Exkurses, versteht unter dem Aufhaltenden den Geist Gottes. Seite 111 Neuere Kommentare Wie deuten die Kommentare „den Aufhaltenden“? 1) Edition-C-Bibelkommentar: Die Verkündigung des Evangeliums (Matth. 24,14).129 2) Craig S. Keener: Manche meinen, dass der röm. Kaiser Claudius gemeint wäre, weil sein Name „hemmen, verzögern“ bedeutet.130 3) Walvoord / Zuck – Kommentar: Der Hl. Geist in der Gemeinde.131 4) W. Barclay: Das römische Reich. Denn nachdem es Rom nicht mehr gab, versank die Welt in eine Anarchie.132 (Zeitgeschichtliche Auslegung). 5) Das römische Reich (V. 6) und der römische Kaiser (V. 7), Claudius, Nero u.a.133 (F.F.Bruce). (Zeitgeschichtliche Auslegung). 6) NTD: Die römische Staatsordnung.134 (Zeitgeschichtl. Auslegung). 7) Was die Bibel lehrt (Thomas W. Smith): In Vers 6 steht das Neutrum. Es geht also um eine Sache. Die aufhaltende Sache ist die Gemeinde. In Vers 7 geht es um eine Person und das ist der Heilige Geist.135 8) „Es steht ihm aber noch ein Hindernis im Weg, das zuerst beseitigt werden muss, und dieses Hindernis entsteht durch das Dasein und die Macht eines 129 Eberhard Hahn: Erster und zweiter Thessalonicher-Brief, Neuhausen-Stuttgart, 1993 (Reihe: EditionC-Bibelkommentar, hrsg. v. G. Maier). 130 Craig S. Keener, Kommentar zum Umfeld des NT, Bd. 3, Neuhausen-Stuttgart, 1998 (The IVP Bible Background Commentary, Inter Varsity Press, Illionois, USA, 1993). Keener seinerseits lässt eine Lösung offen. 131 Thomas L. Constable:1. u. 2. Thessalonicher, in: Das NT erklärt u. ausgelegt, hrsg. v. J.F.Walvoord u. R.B.Zuck, Bd. 5, Holzgerlingen, 32000, S. 287 f. (Amerikanische Ausgabe: „The Bible Knowledge Commentary“, SP-Publications, Colorado Springs, 1983). 132 William Barcley: Auslegung des NT, Phil., Kol., Thess., Neukirchen Vluyn, 41991 (1969), S. 228. (Englische Ausgabe: „The Daily Study Bible“, The Saint Andrew Press, Edinburgh, 1959-1966, 1.-4. Aufl.). 133 F.F.Bruce in: Kommentar zur Bibel, hrsg. v. Donald Guthrie u. J.Alec Motyer, Brockhaus, Wuppertal, 4 1998, S. 447. (Angelsächsische Ausgabe: „The New Bible Commentary Revised“, Inter-Varsity Press, Leicester, England, 1970). 134 Albrecht Oepke: „Die Briefe an die Thessalonicher“ in: NTD, Bd. 8:“ Die kleinen Briefe des Apostels Paulus“, V&R, Göttingen, 1935, S. 137. Thomas W. Smith: „Der zweite Thessalonicherbrief“ in: Was die Bibel lehrt, Dillenburg, 1989, 152 u. 155 (engl. „What the Bible teaches, John Ritchie Ltd., Schottland, 1983). 135 Seite 112 Menschen, dessen Zeit zuerst zu Ende gehen muss. Wenn Paulus von Israel erwartete, dass der Antichrist aus ihm hervorgehe, so wird er das Hindernis, das ihm widersteht, in der Macht des römischen Kaisertums sehen, das den jüdischen Trotz noch beugt und ihm das Letzte verwehrt.“ 136 (Adolf Schaltter) 9) Werner de Boor sieht in der aufhaltenden Sache (Vers 6) den römischen Staat. Aber wer ist die aufhaltende Persönlichkeit aus Vers 7? An dieser Stelle folgt Werner de Boor dem lutherischen Theologen Johann Christian Konrad von Hofmann (1810-1877). Hofmann schlug vor, in der eschatologischen Auslegung immer dem Buch Daniel zu folgen. Diese hermeneutische Gesetzgebung müsse man auch auf die Thessalonicherbriefe beziehen. In Daniel 10 ist von einem Engel die Rede, der zusammen mit dem Engel Michael gegen den „Engelfürsten“ von Persien kämpft. Die aufhaltende Persönlichkeit aus 2.Thess. 2,7 kann also ein Engelfürst sein, oder die himmlische Engelwelt überhaupt, meint Hofmann, woran sich Werner de Boor anschießt.137 Wer ist der Aufhaltende? Unser Fazit 1) Schon zur Zeit des Apostels Paulus regte sich das Geheimnis der Gesetzlosigkeit. Johannes schreibt, dass es schon viele Antichristusse gegeben hat (1.Joh. 2,18). Doch der eigentliche Antichrist, der die Welt beherrschen wird, kommt erst dann, wenn der weggenommen wird, der ihn noch aufhält. 2) Im Griechischen Grundtext steht in Vers 7 der maskuline Artikel („der“). 3) Damit stimmen alle Handschriften überein. Es gibt keine Fußnote im Textapparat. 4) Der Artikel kann sich demnach nicht auf die Gemeinde beziehen, denn „Ekklesia“ ist im Griechischen feminin. 5) Der Artikel könnte sich auf Gott beziehen, doch wird Gott von der Erde hinweggetan? 136 Schlatter, Erläuterungen zum NT, Bd. 2,Verlag der Vereinsbuchhandlung, Calw u. Stuttgart, 1909, S. 733 f. 137 Werner de Boor: Die Briefe des Paulus an die Thessalonicher, Wuppertaler Studienbibel, Wuppertal, 6 1979 (1960), 139-142. Seite 113 6) Der Artikel könnte sich auf Jesus beziehen. Doch ist Jesus bereits seit der Himmelfahrt von der Erde weggenommen. Paulus schreibt aber diese Zeilen nach der Himmelfahrt. 7) Beim ersten Hinschauen kann sich der Artikel auch nicht auf den Hl. Geist beziehen, denn dieser ist im Griechischen Neutrum („das“, griech. ). Interessant ist es aber festzustellen, dass es in V. 6 heißt „und was es nun noch aufhält, wisst ihr.“ Hier haben wir auch im Griechischen Text das Neutrum: kai. nu/n to. kate,con oi;date. 8) M. E. können wir den Artikel summa summarum auf den Hl. Geist beziehen, weil der Hl. Geist eine Person ist. Im Joh.-Ev. bekommt der Hl. Geist ebenfalls einen maskulinen, also personalen, Artikel: Joh. 16, 13.14 (evkei/noj( to. pneu/ma th/j avlhqei,aj). Dort wird er auch der Tröster genannt (Joh. 15,26). Nur Personen können als Tröster bezeichnet werden (1.Joh. 1,2). Der Hl. Geist verlässt die Erde bei der Entrückung der Gemeinde. Das heißt nun nicht, dass er fortan passiv bleiben wird. Er wirkt auch in der Trübsal weiter, aber mehr sporadisch, so wie früher im Zeitalter des Alten Testaments. Zu einem Endergebnis können wir nicht gelangen. Dazu fehlt uns das Wissen der Thessalonicher. Vielleicht ist ja auch in Vers 6 die Gemeinde gemeint und in Vers 7 der Heilige Geist. Das Wirken des Geistes Gottes in der Gemeinde ist wiederum im göttlichen Heilsratschluss (Dekret) festgelegt, so dass der Aufhaltende de facto als das göttliche Dekret bezeichnet werden kann. Im göttlichen Heilsratschluss sind nämlich die Zeiten festgelegt, wann die letzte Zeit anbricht, wann der Gesetzlose kommen wird, wie lange er wirken wird und wann derjenige weggenommen wird, der ihn noch aufhält, bzw. festhält. Das göttliche Dekret hält ihn jetzt noch fest, bis die Zeit sich erfüllt und er zur Tat schreiten kann (Vers 8). In sachlicher Diskretion konstatiert Paul D. Feinberg: „Der Text im zweiten Thessalonicherbrief enthält, wie andere Texte, keine Aussage, dass die Gemeinde dazu berufen ist, das Offenbarwerden des Menschen der Sünde aufzuhalten. Wir sollen Salz der Erde und Licht der Welt sein, aber es ist unwahrscheinlich, dass Jesus damit das Zurückhalten der letzten Erscheinungsform des Bösen Seite 114 gemeint hat. Wenn das der Fall ist, entspricht jede Sichtweise über die Entrückung den Anforderungen dieses Textes. Der Heilige Geist wird während der Trübsalszeit wirken, und die Gemeinde ist bestenfalls eines von mehreren Werkzeugen, das gebraucht wird, um das Offenbarwerden des Menschen der Gesetzlosigkeit aufzuhalten. Wir können annehmen, dass aufgrund der besonderen Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und der Gemeinde eine Entrückung vor der Trübsal der Bedeutung des Textes am ehesten entspricht, aber meiner Meinung nach ist diese Auslegung hier nicht die einzig denkbare. Deshalb sollten Befürworter der Lehre von der Entrückung vor der Trübsal mit diesem Argument vorsichtig umgehen und es nicht überstrapazieren.“138 In Vers 9 – 12 wird die Wirksamkeit des Gesetzlosen beschrieben. Bei seiner Parusie (V. 9a: hier ist die Ankunft des Antichristen gemeint) wird der Gesetzlose in der Macht Satans auftreten. Der Begriff „Parusie“ könnte sich darauf beziehen, dass Paulus darauf hinweisen will, dass der Antichrist schon da gewesen ist (Offb. 17,8), dann nicht mehr da war, bzw. im Abyssos (Abgrund) festgehalten wird, um dann inkarniert auf der Erde wieder aufzutreten. Dann wird er durch Kräfte, Zeichen und Wunder viele verführen, und zwar wird er diejenigen verführen, die JESUS nicht als den Retter und den Sohn Gottes angenommen haben. Über sie kommt das Gericht Gottes. Der Abfall, die Verführung und die Verbreitung der Irrlehren sind Zeichen des göttlichen Gerichts über die Gottlosen. Weil sie die Wahrheit (JESUS selbst) nicht angenommen haben, kommen die Irrlehren. Doch hat der Gesetzlose nicht das letzte Wort. Denn Christus kommt wieder (bei seiner Erscheinung: Vers 8), um ihn nicht in einem gewaltigen Kampf zu überwinden, sondern ihn nur mit dem Hauch (Geist) seines Mundes zu beseitigen. So mächtig ist der HERR JESUS. Paul D. Feinberg: „2.Thessalonicher und die Entrückung“ in: Th. Ice / T. Demy: Wenn die Posaune erschallt, 2000, 333f. 138 Seite 115 JESUS ist immer noch größer und behält den Sieg! Marana-tha – Unser Herr kommt – mara,na qa,Å Maran-atha – Unser Herr: komm! - Mara.n avqa,Å Finale – Telos – Das Eschaton: ELB Revelation 3:11 Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme! LUT Revelation 3:11 Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme! SCH Revelation 3:11 Ich komme bald; halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme! BNT Revelation 3:11 e;rcomai tacu,\ kra,tei o] e;ceij( i[na mhdei.j la,bh| to.n ste,fano,n souÅ Seite 116 12. Literatur und Hinweise Hinweise zu den Übersetzungen und den verwendeten Schriftfonds: Wenn nicht anders erwähnt, wurde die Martin Luther Übersetzung von 1984, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, verwendet. Die übrigen verwendeten Bibelausgaben, Übersetzungen, Konkordanzen, sowie die Schriftfonds der zitierten Verse entstammen „bible works 7.0“ (2007), distributet by Hermeneutika Bible Research Sotfware, Big Fork, Montana, USA. Der Text wurde mit Microsoft Word 2007 (Microsoft Corporation für nichtkommerzielle Verwendung) erstellt und formatiert. Standpunkte der Autoren in Klammern hinzugefügt. Siehe auch vorliegendes Manuskript, vor allem die Fußnoten. 1) Gleason L. Archer, Jr. (Editor), Stanley N. Gundry (Series Editor): Three Views on the Rapture – Pre-, Mid-, or Post-Tribulationale?, Grand Rapids, Michigan, Zondervan, 1996: Gleason L. Archer, Jr. (Mitttribulationist): “The Case For The Mid-SeventiethWeek Rapture Position”. Stanley N. Gundry Posttribulationist). (Series Editor, früher Prätribulationist, jetzt Paul D. Feinberg (Contributor, Prätribulationist), Artikel: “The Case For The Pretribulation Rapture Position”. Douglas J. Moo (Contributor, Posttribulationist), Artikel: “The Case for the Posttribulation Rapture Position”. Richard R. Reiter (Contributor): Historical overview. 2) Eduard Buess: „Maranatha – Unser Herr kommt. Sinn und Aktualität der urchristlichen Naherwartung“, Neukirchen-Vluyn, 1992. Seite 117 5 3) Bibel-Panorama, hänssler, Neuhausen, 1979. (CV, Dillenburg, 1974). 4) Christian Briem: Die Entrückung der Gläubigen, CSV (160 S.). 5) Bernd Damisch: Wie sieht der Rettungsplan Gottes für die Menschen der Endzeit aus?, Unterlosa, 1996, überarbeitet 2005 (pdf-Datei vom 31.10.2008). (Prätribulationist). 6) Harry James Sr. Fisher: The Truth about the Rapture, Authorhouse, 2007. 7) Arno Froese: The Great Mystery of Rapture (Foreword Tim F. LaHaye), Olive Press, 2000 (1999. Foreword by Hal Lindsey). 8) Arnold G. Fruchtenbaum: Handbuch der biblischen Prophetie, Schulte & Gerth, Asslar, 1984: Teil II: die Eschatologie der Gemeinde. (Prätribulationist). 9) W. J. Grier: Plötzlich in einem Augenblick. Überlegungen zur Wiederkunft Christi, Witten, 1978 (engl. Titel: „The Momentous Event“, Verlag: The Banner of Truth Trust, Edingburgh, 1. Auflage 1945, 71976, Reprint 1997). (Posttribulationist). 10) Robert H. Gundry: The Church and the Tribulation, Grand Rapids: Zondervan Publishing House, 1973. (Gundry konvertierte vom Prätribulationisten zu einem Posttribulationisten). 11) Stanley N. Gundry (series editor) and Darrell L. Bock (general editor): Three Views on the Millennium and Beyond, Grand Rapids, Michigan, Zondervan, 1999 (Kenneth L. Gentry Jr.: Postmillennialism / Robert B. Strimple: Amillennialism / Craig A. Blaising: Premillennialism). 12) Donald Guthrie: New Testament Theology, Inter-Varsity Press, Leicester (GB), 1981: The Future Coming of Christ, 803 – 810. 13) Roland Hardmeier: Zukunft, Hoffnung, Bibel. Endzeitmodelle im biblischen Vergleich, Bethanien Verlag, Oerlinghausen, 2007 (570 S.), („Mein Buch oHG Verlag, 2005, Untertitel: Evangelikale und das Ende). (Mit einem Vorwort von H. Egelkraut). (Amillennialist, Posttribulationist). 14) Mark Hitchcock: Könnte die Entrückung heute stattfinden? (Could the Rapture happen today?, 2005), Christlicher Mediendienst, Hünfeld, 1.Aufl., Seite 118 2008, 168 S. (Verschiedene Entrückungs-Modelle werden beschrieben). (Prätribulationist). 8 15) Fritz Hubmer: Der Heilsplan Gottes, hänssler, Neuhausen, 1987: F: Die Heilserfüllung: III. Die Wiederkunft Christi: 2. Die Entrückung. 16) Karl Huhn: Die Entrückung der Gemeinde Jesu und der Tag des Herrn, Verlagsbuchhandel Bethel, 1951 17) Tim F. LaHaye / Jerry B. Jenkins: Left Behind (12 Romane), Tyndale House, 1995 ff. (dt.: Finale. Die letzten Tage der Erde. Mehrere Bde., Gerth Medien). Drei DVD’s: 1) “Left Behind. The Movie”. 2) “Left Behind. Tribulation Force”. 3) ”Left Behind. World at war“. Siehe auch die Homepage: http://www.leftbehind.com/ 18) Tim F. LaHaye: Die Entrückung, Dillenburg, 2004 („The Rapture: Who Will Face the Tribulation?”, Harvest House Publishers, 2002). (Prätribulationist). 19) Thomas D. Ice und Timothy Demy (Hrsg.): Wenn die Posaune erschallt, Verlag Mitternachtsruf, Pfäffikon, 2000. („When The Trumpet Sounds“, Harvest House Publishers, Eugene, Oregon, USA, 1995). (Prätribulationisten). 20) Thomas Ice und Tim LaHaye: Der Countdown zum Finale der Welt. Ein Bildführer zum Verständnis der biblischen Prophetie, CV, Dillenburg, 2003. (Prätribulationisten). 21) Joachim Langhammer: Was wird aus dieser Welt?, Evangeliums Mission, Bad Salzuflen, 1998: Die Wiederkunft Jesu Christi: 1. Die Wiederkunft Jesu Christi für seine Gemeinde. (Prätribulationist). 22) Lexikon der Endzeit, hrsg. v. Mal Couch, CV, Dillenburg, 2004. Stichwort „Entrückung“. 2 23) Norbert Lieth: Die Entrückung, Verlag Mitternachtsruf, Pfäffikon, 2003. (pdf- Datei vom 31.10.2008). (Prätribulationist). 24) Hal Lindsey: Die Entrückung, Schulte & Gerth, 1986. (Prätribulationist). 25) Charles Henry Mackintosh: Gedanken über das Kommen des Herrn, CSV, Hückeswagen (139 S.). (Prätribulationist). Seite 119 2 26) Dave MacPherson: The Rapture Plot, Millennium III Publishers, 2000 (1994). Er stellt den historischen Werdegang des Prätribulationismus aus journalistischer Sicht dar. (Posttribulationist). 27) Gerhard Maier (Hrsg.): Zukunftserwartung in biblischer Sicht. Beiträge zur Eschatologie. (Referate der 3. Theologischen Studienkonferenz des Arbeitskreises für evangelikale Theologie), Wuppertal und Gießen, 1984: Wege und Irrwege christlicher Eschatologie (Friedrich Beißer): Das Wesen biblischer Prophetie (Felix Flückiger) Die biblische Zukunftserwartung (Gerhard Maier) Säkulare Zukunftserwartungen heute (Wolfart Schlichting) Die Bedeutung von 1.Thess. 4,13 ff. für eine Umschreibung christlicher Zukunftserwartung (Helmut Egelkraut) Einige exegetische Bemerkungen zu 1.Kor. 15 (Heinzpeter Hempelmann) Hermeneutischer Ansatz für die Eschatologie mit beispielhafter Anwendung auf 2.Thess. 2 (Erich Lubahn) Der zweite Petrusbrief und die Eschatologie (Rainer Riesner) Das Zeugnis der Johannesoffenbarung vom Tausendjährigen Königreich Christi auf Erden (Helge Stadelmann) 28) Albrecht Oepke: „parousi,a“ in: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament (ThWNT), hrsg. v. G. Kittel, Bd. V., Stuttgart, 1954. 29) René Pache: „Die Wiederkunft Christi“, Darmstadt, 10 1985 (1948). Vierter Teil: Die Gemeinde und die Wiederkunft Jesu Christi. (Prätribulationist). 30) J.D. Pentecost: Bibel und Zukunft, CV, Dillenburg, 1993 (Prätribulationist): Kapitel X: Die Position der Teil-Entrückung Kapitel XI: Die Lehre der Nach-Entrückung Kapitel XII: Die Position der Entrückung während der Trübsal Kapitel XIII: Die Lehre von der Vor-Entrückung. Seite 120 31) „Pre-Trib Research Centre“ (Forschungszentrum in Lynchburg, Virginia, USA): http://www.pre-trib.org/index.php 32) Richard R. Reiter et al.: The Rapture. Pre-, Mid-, or Post-Tribulational? Grand Rapids, Zondervan, 1984. 33) Samuel Rice: Das Wiederkommen von Jesus Christus und die Drangsalszeit, CSV. (Prätribulationist). 34) Marvin J. Rosenthal: Was glauben Sie über die Wiederkunft Christi?, Verlag Gottfried Bernhard, Solingen, 1994 („The Pre-Wrath Rapture of the Church“, Nashville, 1990). Homepage: http://www.prewrathministries.org/ 35) Charles Caldwell Ryrie: Die Bibel verstehen, CV, Dillenburg, 1996 (Prätribulationist): Kapitel 83: Die Reihenfolge der künftigen Ereignisse (Teil II: Die Entrückung der Gemeinde) Kapitel 85: Die Entrückung der Gemeinde Kapitel 86: Der Prätribulationismus Kapitel 87: Die Bevölkerung des Tausendjährigen Reiches Kapitel 88: Der Mitt-Triubulationismus Kapitel 89 Der Posttribulationismus 36) Carles Caldwell Ryrie: Come Quickly, Lord Jesus: What You Need to Know about the Rapture. Eugene, Oreg, Harvest House, 1996. 37) Erich Sauer: Der Triumph des Gekreuzigten, Verlag „der Rufer“ Hermann Werner, Wuppertal-Barmen, 1937: Zweiter Teil: Die Gemeinde der Erstgeborenen: III.Abschnitt: Die Hoffnung der Gemeinde. (Prätribulationist). 38) Berthold Schwarz: „Kann die ‚Vor-Entrückungslehre‘ biblisch plausibel dargestellt werden?“ in „Bibel und Gemeinde“ (BuG), Zeitschrift des Bibelbundes, 2/2008 und 3/2008. (Prätribulationist). Seite 121 39) Hilton Sutton: Rapture. Get Right or get Left, Harrison House, 1997 (1991). 40) Jack Van Impe: The Great Escape. Preparing for the Rapture, Thomas Nelson, 1999. 41) Voorhoeve, H.C.: Der Unterschied: Ankunft des Herrn / Erscheinung in Herrlichkeit, CSV, Hückeswagen (22 S.). (Prätribulationist). 42) F. Wallace: Noch heute?, CSV, Hückeswagen (61 S.). (Prätribulationist). 43) John F. Walvoord: Brennpunkte biblischer Prophetie, Neuhausen-Stuttgart, 1992 (Grand Rapids, Michigan, 1991). Kap. 23: Die Entrückung der Gemeinde. (Prätribulationist). 44) Ders.: The Rapture Question, Grand Rapids, Zondervan, 1955. 45) Ders.: The blessed hope and the Tribulation. A historical and biblical Study of Posttribulationism, Grand Rapids, Eerdmans Publishing, 1976 (Walvoord widerlegt den Posttribulationismus Punkt für Punkt. Er selber ist Prätribulationist). 46) Gertrud Wasserzug: Die Entrückung der Gemeinde ist sehr nahe, Schriftenmission Bibelheim Böblingen, 1984. (Prätribulationistin). 47) Th. Wendel: „Entrückung“ in: Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde, Bd. 1, Wuppertal, 21998, 497-498. 48) www.bibelkommentare.de Stichwort „Entrückung“ (Kommentare zur Bibel von J. N. Darby, William Kelly, C.H. Mackintosh u.a. von der Brüderbewegung). Download: a) J.N. Darby: „Das Kommen des Herrn“ (Vorträge von 1868): 105 S.: http://www.bibelkommentare.de/pdf/334.pdf vom 03.03.2007. b) Adolf Küpfer: „Die Entrückung der Brautgemeinde“ (39 S.). http://www.bibelkommentare.de/pdf/314.pdf vom 08.04.2007. c) Hendrik Leendert Heijkoop: Die Zukunft (101 S., pdf-Version). http://www.bibelkommentare.de/pdf/30.pdf vom 10.09.2007 d) Hermanus Cornelius Voorhoeve: „Die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus“ (108 S., pdf-Version). http://www.bibelkommentare.de/pdf/353.pdf vom 13. 10. 2007. Seite 122 49) Weitere Endzeit-Literatur in Fülle unter: http://www.armageddonbooks.com (World’s Largest Bible Prophecy Bookstore). Dort befindet sich eine lange Autorenliste mit Endzeitthemen. Die Themen und die Autoren werden dogmatisch (also millennialistisch, tribulationalistisch) katalogisiert. (Man kann also unter dem Stichwort „Post-Tribulationismus“ alle dazugehörigen Autoren und Titel ausfindig machen). 50) Zeitschrift „Gemeindegründung“ (Konferenz für Gemeindegründung) KfG 1/08, Nr. 93: Sieben positive Auswirkungen der Entrückungslehre von Mark Hitchcock. „50 Argumente für eine Entrückung vor der Trübsal“ von John F. Walvoord (siehe auch Mark Hitchcock, a.a.O., 149 ff.). 51) Thomas Zimmermanns: „Die Entrückung der Gemeinde“ in: Bibel und Gemeinde (BuG), Zeitschrift des Bibelbundes, 1/2006, 17-38. (Posttribulationist). Seite 123