15.05.2009 - Alter Derrick-Kran am Weserufer von Abriss bedroht

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15.05.2009 - Alter Derrick-Kran am Weserufer von Abriss bedroht
Freitag, 15.05.2009 |
Alter Derrick-Kran am Weserufer von Abriss bedroht !
Bericht der "Deister-und Weserzeitung" zum geplanten Abriss:
Hameln (mafi). Alle Beteiligten hatten „von einer tollen Sache für Hameln“ gesprochen. Jetzt
ist jedoch die Gefahr groß, dass der historische Derrickkran auf dem früheren Holz-KönigGelände am Hamelner Weserufer in der Schrottverwertung endet – anstatt von jungen
Arbeitslosen restauriert und zum Blickfang für Touristen und Einheimische zu werden. Diese
Gefahr ist akut geworden, nachdem der Grundstückseigentümer begonnen hat, das
Brachgelände an der Ruthenstraße freizuräumen, um darauf bis auf weiteres Autos parken zu
lassen.
Der Rettungsplan für den markanten Kran ist noch nicht in Kraft, obwohl bereits vor drei
Jahren eine „Allianz“ geschmiedet worden war. Die benachbarte Jugendwerkstatt (JWH)
wollte die Maschine durch Auszubildende und Arbeitslose restaurieren lassen, das Job-Center
Hameln-Pyrmont hierfür die Personalkosten von rund 70 000 Euro übernehmen und die Stadt
Hameln die spätere Aufstellfläche an der Uferpromenade zur Verfügung stellen. Es sei nur
noch zu klären, ob die Stadtverwaltung die Kosten für Unterhalt und Haftung tragen kann,
hatte Rathaussprecher Thomas Wahmes betont. Das jedoch ist bis heute nicht geschehen, wie
Wahmes gestern einräumte. „Wir hatten dem Projekt keine Priorität gegeben.“ Jetzt allerdings
gelte es, schnell zu handeln „und den Kran zu sichern“.
Der historische Derrick-Kran auf dem ehemaligen Holz-König-Gelände. (Foto: © Bernhard
Mandla)
„Wir sehen den Wert als Baudenkmal, das mit Hameln und der Weser eng verbunden ist“,
sagt Wahmes. Die zuständigen Mitarbeiter im Rathaus wollten jetzt mit allen Beteiligten
sprechen, um Wege zum Erhalt des 54 Jahre alten Gerätes zu finden. Holger Reineke,
Vizechef des Job-Centers, bekräftigte gestern gegenüber der Dewezet das Angebot seiner
Behörde, den Derrickkran im Rahmen eines Förderprojektes auf Vordermann zu bringen.
„Wir sind gerne bereit, das zu unterstützen.“ Wichtig sei die Nachhaltigkeit, soll heißen: Der
Kran müsse einen bleibenden Platz im Stadtbild bekommen. Reineke: „Wir wollen eine
sinnvolle Beschäftigung fördern, bei der die Mitarbeiter hinterher sehen, was sie geschaffen
haben.“
Auch JWH-Leiter Klaus-Dieter Jösten steht mit seiner Metallwerkstatt „Gewehr bei Fuß“, wie
er sagt. Rund ein Dutzend Lehrlinge und mehrere ABM-Kräfte könnten ein Jahr lang mit
diesem Projekt beschäftigt werden. „Alt und Jung würden sich dabei gegenseitig etwas
beibringen“, ist Jösten überzeugt. Er favorisiert es, den Kran an Ort und Stelle zu sanieren.
Sollte jedoch das Versetzen auf den öffentlichen Grund nötig werden, müsste hierzu ein
Autokran organisiert werden. Eine kostengünstige Lösung dafür sei noch nicht gefunden.
Fachliche Hilfe bei der Restaurierung hatte bereits 2006 der Kranhersteller „Markus SchmidtTychsen“ angeboten. Mit Interesse blickt auch Bad Oeynhausen nach Hameln. In der Kurstadt
ist die Situation ähnlich wie weseraufwärts: Auf dem Gelände einer früheren Holzhandlung
stehen zwei Derrickkräne. „Wir arbeiten an ihrem Erhalt“, schildert Stadtsprecher Rainer
Printz. „Die Geräte haben einen hohen Symbolwert für die Weserschifffahrt und die
Holzindustrie.“ Und sie seien eine Attraktion für den vorbeiführenden Weserradweg.
Kommentar: Endlich anpacken!
Seit drei Jahren steht fest: Der historisch und touristisch interessante Kran am Weserradweg
in Hameln könnte im Rahmen eines Förderprojektes für junge benachteiligte Auszubildende
und Arbeitslose restauriert und damit gerettet werden. Die Kosten will das Job-Center tragen,
das letzte Wort jedoch hat die Stadtverwaltung. Die Mitarbeiter im Rathaus sind angeblich
begeistert – aber für ihre Entscheidungsfindung haben auch drei Jahre nicht gereicht. Erst
jetzt, wo dem Kran die Verschrottung droht und die Öffentlichkeit in Form der Zeitung
nachfragt, beginnen noch einmal die Überlegungen. Zu hoffen ist, dass hier nicht dieselben
„Experten“ am Zuge sind, die so große Schwierigkeiten haben, eine zu Hameln passende
Fußgängerzone zu gestalten, die ein äußerlich missratenes Einkaufs-Ufo in der Altstadt
landen ließen und die es nicht schaffen, ein funktionierendes Radwegenetz zu knüpfen.
„Packen wir’s an!“ – das wäre mal ein anderes Motto im Rathaus.
© Dewzet-Artikel von Marc Fisser vom 12.05.2009