Die schwarze Kammer
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Die schwarze Kammer
MASS & FIEBER Die schwarze Kammer Geistersingspiel aus dem Bürgerkrieg Premiere 23. Februar 2008 im THEATER SCHLACHTHAUS BERN Mit: Fabienne Hadorn, Malika Khatir, Nicole Steiner, Samuel Streiff, Martin Gantenbein, Markus Schönholzer Text: Brigitte Helbling, Niklaus Helbling Musik: Martin Gantenbein, Markus Schönholzer Regie: Niklaus Helbling Bühne: Dirk Thiele Choreographie: Salome Schneebeli Kostüme: Judith Steinmann Video: Elke Auer, Christina Peios Licht: Björn Salzer Ton: Mike Hasler Artwork: Thomas Rhyner Maske: Franziska Dolder Technische Leitung: Peter Affentranger Regieassistenz: Katharina Wiss Ausstattungsassistenz: Christina Peios Hospitanz: Luisa Beeli 1 Inhalt Ein junger Mann kommt im Auto von der Straße ab und findet Unterkunft in einem alten Haus. Mitten in der Nacht wacht er in einem verwirrenden Bürgerkrieg-Szenario auf: Scarlett O’Hara bittet zum Tanz. Dr. Schiwagos Geliebte Lara bügelt Laken im Lazarett. Und die Köchin Rosa singt aus ihrer Hetzfibel: „Töten, töten, Gesindel muss man töten ...“ Der junge Mann will sich heraushalten - „Eben war doch noch kein Krieg?“ – die Frauen bestehen auf ihr Spiel. „“Du musst dich entscheiden, zu wem du gehörst, zu ihnen oder zu uns.“ Was wollen sie von ihm? Wie ist er überhaupt hierher geraten? Und wie lange wird es dauern, bis er Partei ergreift und selbst zum Täter wird? „Die schwarze Kammer“ ist eine rabenschwarze éducation sentimentale, ist Geisteroper und Zombie-Ball, eine Hollywood-Groteske und hintersinnige Erzählung aus dem von Kriegen umzingelten Frieden unserer Zeit. Ein Stück über Bürgerkrieg Der Bürgerkrieg ist ein Albtraum der Moderne. Es gibt kaum noch konventionelle Kriege. Stattdessen stehen Religion gegen Religion, Stamm gegen Stamm, der Nachbar gegen den Nachbarn, Gegner, die keine übergeordneten staatlichen Instanzen und damit auch keine Völkerrechtskonventionen anerkennen. Wer in einen solchen Albtraum gerät, kann nur versuchen, die ihm aufgezwungenen Rollen zu erfüllen. Er wird Partei ergreifen und erkennen, dass es auf keiner Seite Gerechtigkeit oder Milde gibt. Es gibt nur Schuldige, die Opfer gewesen sind, Opfer, die im nächsten Augenblick schon zu Tätern werden können. Doch auch in dieser Welt, die das Korsett der Zivilisation abgestreift hat, gibt es Regeln – unzählige Regeln, die sich gegenseitig widersprechen. Mit Die schwarze Kammer knüpft MASS & FIEBER unter anderem an das Stück zur Expo02, „Red Cross Over“ an. Das Lehr- und Singspiel auf dem Schiff der Arteplage mobile du Jura erzählte vom Roten Kreuz und der Schweizer Neutralität: Sein Thema war der Krieg. Nun steht der Bürgerkrieg im Mittelpunkt und damit der Zustand von Frieden in einer von Kriegen umzingelten Welt. Das Stück ist auf Deutsch mit französischen und englischen Zwischentönen und gelegentlicher Simultanübersetzung. Eine Videoinstallation erweitert den Assoziations-Raum mit Filmausschnitten, die über drei Monitore in das Bühnenbild integriert sind und als eine Art „Hexentagebuch“ der drei Hauptfiguren gelesen werden können. Das Geistersingspiel Der Untertitel erzählt Genre: Die Geistergeschichte, die Horror-Story – eine Variation des Märchens von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen – nutzt zu ihrer Beschwörung historische Kriege und ihre Mythologisierung in Technicolor-Filmen und Literatur. Der Untertitel erzählt Form: Das „Singspiel“ macht Musik zum Teil von Text und Handlung. Die Eigenkompositionen erlauben eine enge Verschränkung von Spiel und Gesang, transportieren Emotionen und beschwören auch ruhige, oft unerwartet poetische Stimmungen. Im Albtraum des jungen Mannes klingt nicht selten Lieblichkeit an, das macht ihn umso unheimlicher. Hier wird einer verführt, und seine Verführerinnen arbeiten nicht martialisch, sondern sanft insistierend am Untergang ihres Opfers. Wir sind Pazifisten, Kriegsfilme sind unser Alltag, Videogames fordern dazu auf, Krieger zu sein: Was aber macht einer, den eine alternative, verführerische Realität nun auffordert, selbst den „Helden“ zu spielen? 2 Über MASS & FIEBER Seit Bambi als hyperaktives Huftier durch 12 Plastifikationsvorgänge hüpfte (BAMBIFIKATION, 1999), ist das Grundprinzip von MASS & FIEBER gleichgeblieben. Wir sind nicht gegen die einfachen Geschichten, wir wollen sie einfach nicht erzählen, sie entsprechen nicht der Welt, wie wir sie wahrnehmen. Unsere Welt ist eine der Assoziationen, der Informationsflut, der unsichtbaren Netze zwischen Bildern, Texten, Körpern, Klängen. Unsere Erkenntnisansätze speisen sich nicht aus der Reduktion, sondern aus der Vielfalt Text, Musik, Bewegung und die Raum- und Gerätekunst präsentieren sich im Spiel vielseitiger Darsteller und Musiker als Montage, die den Zuschauer intelligent unterhalten will. MASS & FIEBER wurde 1996 von Niklaus Helbling (Regisseur, Autor und Dramaturg, Hamburg), Martin Gantenbein (Komponist und Musiker, Zürich) und Walter Stulzer (Medientechnologe, Zürich) gegründet als Verein zur Förderung von anonymen Fiktionen, Kunstspielereien und Vernetzungen aller Art. 3 Was bisher geschah 2008: DIE SCHWARZE KAMMER. Geistersingspiel aus dem Bürgerkrieg. Premiere am 23. Februar 2008 im Theater Schlachthaus Bern. Die Kammer hat gespielt in und am Schlachthaus Theater Bern, Theater Rigiblick Zürich, Kaserne Basel, IETM Meeting Zürich, Festival Politik im freien Theater Köln, Schwankhalle Bremen und spielt Ende Mai in Berlin beim Theaterdiscounter zum vorläufig letzten Mal. 2008: CLUBABEND: WILDE DETEKTIVE. Hausmusik und eine Rückschau auf freies Theater im Geiste Roberto Bolaños für und am Theaterspektakel Zürich 2008. Everything you always wanted to know about free theatre but were afraid to ask! 2008: MASS & FIEBERs TIERPARK: Das Geländespiel. Wilde werden zivilisiert, dunkle Erdteile zur öffentlichen Schatzkammer erklärt: MASS & FIEBERS TIERPARK erkundet mit Zuschauern in einem Parcours und mit einer Mad Colonial Tea Party die europäische Kolonialgeschichte.4 Open-Air Veranstaltungen im Juli beim Zentrum Paul Klee, Bern, 2 Open-Air Veranstaltungen am Theaterspektakel Zürich. 2008: CLUBABEND: DASSELBE NOCHMAL IN SCHWARZ & WEIß. Ein Clubabend für den Helsinkiklub Zürich. MASS & FIEBER besucht mit einem aktuellen Best-Of-Programm zum Abschluss des KAMMER-Osterspecials am 24. März den schönen Klub in der Geroldstraße. 2007: FREITAGABEND ZIEHEN WIR DIE UHR AUF. Die 30-Minuten-Fassung eines Shandyistischen Club-Abends lief als Premiere zum 10-jährigen Geburtstag des Schlachthaus Bern. 2006: HOUDINI. Die Rock’n’Roll-Show der letzten Befreiung. Vom König der Handschellen bis zu den fliegenden Folterkammern von heute: Sicherheit liegt im Risiko! Premiere im Nachtclub Mascotte/Zürich am 23. Februar 2006. Bisher 26 Aufführungen in Deutschland und der Schweiz. 2006: DR. KROKOWSKIS SCHLAFTREPPE. Sleeper-Performance mit Zauberberg-Vortrag und Cowboy-Lullabies im Rahmen der Installation „Sanatorium“ im Schiffbau Zürich. 2 Aufführungen. 2005: KING PLACEBO. Eine Reise ins Pharmaland. Rocky-Horror-Pillen-Show mit Totentanz-Einlage. Auftragsarbeit „à la méthode de MASS & FIEBER“ mit dem Ensemble des Theater Basel. 16 Aufführungen. 2004: KRAZY KAT. Hörspiel für DeutschlandRadio. 2003: AUTODROM. Eine Expedition ins Leben mit den Autos. Koproduktion mit Theaterhaus Gessnerallee. Hallenspiel mit Motorenklängen und einer Endzeitwalzer-Fahrt in die ferne Zukunft. 25 Aufführungen in Deutschland und der Schweiz. 2002: BAD HOTEL. Einrichtung des Sleeper-Raums und des Villains-Raums, Inszenierung der HotelPagen.16 Overdrive-Aufführungen am Theaterhaus Gessnerallee Zürich. 2002: RED CROSS OVER. Ein Lehr- & Singstück über die Neutralität. Koproduktion mit der Expo.02/AMJ. Theater-Musik-Kreuzfahrt in 12 Bildern um Henry Dunant auf der Arteplage mobile du Jura mit Delegiertentraining, Kreuzrittern und einem Absprung ins kalte Wasser. 13 Aufführungen auf 3 Seen. 2 konzertante Aufführungen im Theaterhaus Gessnerallee Zürich (im Mai 2003) 2001: KRAZY KAT. Die Liebe im Zeichen des Pflastersteins. Koproduktion mit Theaterhaus Gessnerallee Zürich. Comic-Musik-Theater mit Anarchisten und Spuleneffekten. 41 Aufführungen in Deutschland, in der Schweiz und in Lissabon. 2000: DEAD COWBOYS RADIO SHOW. Mit der freien Hamburger Radiogruppe Ligna für RE_public, Grazer Kunstverein. Die 12-stündige Performance wurde als Spin-off von PRÄRIEPRIESTER an der Expo Hannover und beim steirischen herbst in Graz gespielt. 2000: PRÄRIEPRIESTER. Eine Westernprojektion. Koproduktion mit Theaterhaus Gessnerallee Zürich und Kampnagel Hamburg. Inszenierung mit Live-Video und Originalsongs. 43 Aufführungen in Deutschland und der Schweiz. 2000: BAMBIFIKATION. Hörspiel für DeutschlandRadio. Ausgezeichnet mit dem Prix Bohemia, Prag. 1999: BAMBIFIKATION. Plastikmenschen schauen dich an. Ein rehkranker Abends im Klubformat. Ausgezeichnet mit dem Hauptpreis und dem Publikumspreis des Impulse Festivals. 54 Aufführungen in Deutschland und der Schweiz. weiter und mehr: www.massundfieber.ch 4 Die schwarze Kammer: Kurzbiographien Fabienne Hadorn (Rosa) geboren 1975 in Muri, Schauspielakademie Zürich. Stilbildende MASS & FIEBER-Schauspielerin seit „Bambifikation“. Arbeitete u.a. mit Christoph Marthaler, Sebastian Nübling, Barbara Weber, Victor Giacobbo, Casinotheater Winterthur. Eigene Gruppe Kolypan gegründet 2001, tourt mit „Vladimir-Show“, „Heidi“, „Les Sirènes“ und „Pussy’n’Pimmel“ durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich und Japan. Malika Khatir (Marguerite) geboren 1969 in Aix en Provence. Ab 1989 Schauspielerin im Théâtre de la Ville in Aix en Provence, ab 1990 im Ensemble von François-Michel Pesenti in Marseille und Paris. Fernsehund Filmarbeiten in Paris. 1993–1998 Teil des Vokalensembles „Les Méchantes“ von Maggy Nicols. In Zürich seit 2000, Arbeiten u.a. mit Barbara Weber, Peter Kelting, Susanne-Marie Wrage, Kamilia Jubran, Sawsan Darwasan, Volker Hesse. Nicole Steiner (Katharina) geboren 1976 in Luzern, Schule/Tanzausbildung in Cannes, Schauspielakademie Zürich. 2003–2006 Ensemblemitglied Deutsches Nationaltheater Weimar. Arbeiten u.a. mit Stephan Märki, Michael Schulz, Nikola Weisse. Seit 2006 freie Schauspielerin in Zürich. Samuel Streiff (der junge Mann) geboren 1975 in Zug, Schauspielakademie Zürich. Ab 1989 Ensemblemitglied im Theater St. Gallen, ab 2001 am Deutschen Theater in Göttingen. 1999 Förderpreis der Armin Ziegler Stiftung für Nachwuchsschauspieler. In Zürich als freier Schauspieler seit 2004, Produktionen u.a. mit Samuel Schwarz, 400asa, Katja Gaub, Theaterdiscounter Berlin und Monika Neun, Kaserne Basel. www.samuelstreiff.ch. Martin Gantenbein (Komposition, Pfarrer, Produktion) geboren 1959 in Grabs, Phil-I-Studium in Basel und Zürich, seit 1974 Schlagzeuger und Komponist in diversen experimentellen Rock- und Jazzformationen. Seit 1992 Kompositionen und musikalische Leitung für Theater, Tanz und Hörspiel im In- und Ausland. 1996 Gründung von MASS & FIEBER mit Niklaus Helbling und Walter Stulzer, im Einsatz als Komponist, Schauspieler, Musiker, Zahlenmeister. Markus Schönholzer (Komposition, Blauhelmmajor) geboren 1962 in Buffalo/USA, aufgewachsen in Fontnas/SG. Seit 1980 Gitarrist, Sänger und Performer in diversen experimentellen Rock- und Jazzformationen, seit 1995 Kompositionen und Musiker im Theater- und Showbereich. MASS & FIEBERMusiker und -Schauspieler der ersten Stunde. Eigene Produktionen: „The Circus McGurkus“ (2003), „popfood“. www.markus-schoenholzer.ch. 5 Niklaus Helbling (Text, Regie, Produktion) geboren 1959 in Zürich, Phil-I-Studium in Zürich, Dramaturgie am Thalia Theater Hamburg 1988–1998, ab 1999 freier Regisseur. 1996Gründung von MASS & FIEBER mit Martin Gantenbein und Walter Stulzer, freie Theaterproduktionen ab 1998. Inszenierungen u.a. für Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Frankfurt, Thalia Theater Hamburg, Schauspielhaus Bochum, Nationaltheater Dresden, Burgtheater Wien. Dirk Thiele (Bühne) geboren 1963 in Oberhausen, Studium an der Kunsthochschule Köln, Sänger der Band „Supreme Machine“ mit drei LPs, seit 1994 Bühnenbildner und Maler. Kein MASS & FIEBER-Stück ohne Thiele-Bühnenbild. Konzeption und künstlerische Leitung der Installation „Bad Hotel“ in Zürich. Arbeiten u.a. für Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Frankfurt, Thalia Theater Hamburg, Schauspielhaus Bochum, Schauspiel Düsseldorf, Nationaltheater Dresden, Burgtheater Wien. . Brigitte Helbling (Text) geboren 1960 in Basel, Phil-I-Studium in Zürich, Dissertation in Hamburg, seit 1993 Autorin, Übersetzerin, Lektorin bei diversen Zeitungen, Zeitschriften, Verlagen. Song- und Theatertexte für MASS & FIEBER seit 2000. 2002/2003 Konzeption und künstlerische Leitung der Installation „Bad Hotel“ (mit Thiele), Theatertexte für Krähenbühl, Schneebeli. Salome Schneebeli (Choreographie) geboren 1962 in Meilen, Ausbildung an der Tanzakademie Amsterdam und in New York, seit 1989 Tänzerin, Choreographin und Performerin. Arbeiten mit MASS & FIEBER seit „Bambifikation“. Gründung der Gruppe „mama tanzt“ 1996, seit 2002 Stücke und Choreographien mit Salome Schneebeli Tanzproduktionen. In Vorbereitung „Villa Incognito“, „Dance Diary“. Thomas Rhyner (Artwork) geboren 1961 in Buchs/SG, Konzepter/Grafiker der Avantgarde, Kataloge, Kunstbücher, Kunst, ständiger Mitarbeiter Pipilotti Rist, Grafikkonzepte und visuelle Gestaltungen für Theaterund Tanzgruppen. Thomas Rhyner ist mit Sammelkarten, fiktiven Landkarten, Programmheften und Postern das grafische Gesicht von MASS & FIEBER seit 2002. Judith Steinmann (Kostüm) geboren 1968 in Nesslau, Ausbildung zur Schneiderin/Theaterschneiderin an der Modeco Zürich. Seit 2000 Kostümbildnerin und Kostümassistentin in Film und Theater, u.a. Burgtheater Wien, Schauspielhaus Zürich, Schauspielhaus Hamburg. Kostüme für MASS & FIEBER seit 2001. Björn Salzer-Tondorf (Licht) geboren 1966 in Berlin, Beleuchtungsmeister am Schauspielhaus Hamburg, seit 1996 Lichtdesign für Installationen und freie Gruppen, u.a. Rimini Protokoll, Salome Schneebeli, Arbeiten für MASS & FIEBER seit 2001. Elke Auer / Christina Peios (Video) Elke Auer arbeitet in Wien als Videokünstlerin, im Theater unter anderem für Burgtheater-Aufführungen von Helbling/Thiele. Christina Peios hat in Norwegen Bühnenbild und Ausstattung studiert und arbeitet für Produktionen in Berlin und Oslo. Mike Hasler (Ton) geboren 1977 in Winterthur, Tontechnikerausbildung Zepra, selbstständiger Tontechniker seit 2002, unter anderem für diverse Bands, Musikclubs, Hardstudios und Kulturbau Winterthur. Spieldaten 2008 BERN THEATER SCHLACHTHAUS: PREMIERE 23. Februar 2008, 20:30 Uhr weitere Vorstellungen: 27., 28., 29. Februar, 1. März ZÜRICH THEATER RIGIBLICK 20., 22., 23., 24., 27., 28., 29. März ; 2., 5. April BASEL KASERNE 25./26. April ZÜRICH IETM-FESTIVAL 7/8 November (Theater Rigiblick) KÖLN FESTIVAL POLITIK IM FREIEN THEATER 19/20/21 November BREMEN SCHWANKHALLE 27/29/30 November IN PLANUNG FÜR 2009: Aufführungen in Linz, Luzern, Lübeck, Jena, Berlin 6 PRESSESTIMMEN 2008 Simone Meier, Süddeutsche Zeitung, 16.4.08 Mass&Fieber, die bisher so schräg verspielte, Intertext- und Diskurs-fixierte PopProjekt-Theatertruppe des Regisseurs Niklaus Helbling, hat den Bürgerkrieg auf die Bühne gebracht... Premiere hatte das Stück in Bern, danach war es im Zürcher Theater Rigiblick zu sehen, einem Theaterhaus, das genauso niedlich ist, wie sein Name verspricht. Doch seine Lage ist bestechend: Es hockt weit oben am Berg, gerade wie das neu eröffnete Prachhotel Dolder, und nur wenige Meter vor seiner Pforte liegt das eingezäunte Grabmal von Georg Büchner, der wie kein Zweiter den Krieg und das Theater zusammendachte. ...das Plakat haben sie im Horror-Fundus geklaut: Als wären sie Tim Burtons „Sleepy Hollow“ oder „Sweeney Todd“ entsprungen, blicken drei Gothic-Megären auf eine schöne, junge, blonde Männerleiche. Ebenso filmisch saugt es die Zuschauer wie den jungen Mann (Samuel Streiff) im Theater in das Reich der bösen Weiber (Fabienne Hadorn, Malika Khatir, Nicole Steiner)... Immer packender, immer rabiater wird es auf der Bühne, Zombies tauchen auf und gemeine Kinderverse, selbst die Requisiten – Tische, Bürostühle, ein Schrank – nehmen teil an der Gewaltproduktion, werden zu Wällen, Schützengräben, Verstecken, die immer präsente Musik von Markus Schönholzer und Martin Gantenbein pendelt zwischen fiesem, hauchfeinem Elektro und handfesten Rock-Moritäten... Das Finale dieses eindringlichen Abends über die Mechanik der Gewalt gerät zum Inferno: Der junge Mann, zugerichtet in der Black Box des Schreckens, als das sich die schwarze Kammer, ein Zimmer in der Villa Unheimlich, erweist, legt Feuer. Dutzende von Kriegsflüchtlingen, die sich im Haus versteckt hatten, verbrennen. Das behaupten jedenfalls die drei Frauen. Auch der junge Mann ist jetzt einer von den Bösen. Und vielleicht applaudiert ja sogar Georg Büchner in seinem Grab. Kaa Linder, DRS2 Aktuell 25.2.08 Harmlos beginnen sie, die schlimmsten Märchen der Welt. Auch dieses. In epischer Ruhe zwischen schäbigen Küchentischen und geblümten Mottenschränken beginnt die Geschichte vom jungen Mann, der eines Nachts von der Straße abkam... Mass & Fieber erzählen von dem, was übrig bleibt, wenn außer Soldatengräbern, Witwen, Krüppeln und Alpträumen nichts mehr übrig bleibt ... zitieren Kunst- und Filmwelt, recylclen, was sich an Kriegsbildern längst auf unserer Netz- und Herzhaut festgebrannt hat. Brigitte und Niklaus Helbling für Text und Regie verantwortlich, operieren intelligent mit den Schlachtfeldern, die sich der sogenannt zivilisierte Mensch erschaffen hat... und so wird „Die Schwarze Kammer" bei aller Grausamkeit zum aktuellen und berührenden Lehrstück. Vier großartige und glaubwürdige Schauspielerinnen und Schauspieler, die auch singen können. Zwei Musiker, die auch Theater spielen können. Und Musik, die ist wie Balsam auf klaffenden Wunden. Dieses Geistersingspiel ist ein kleines Wunder. Trost im Theater - warum auch nicht. Der ganze Beitrag ist zu hören auf der Homepage von DRS2 Aktuell. 7 Daniel di Falco, Der Bund 25.02.08 Ein hässliches Wort, aber man kommt nur schwer darum herum: Mass & Fieber sind wirklich «Kult» ... «Die schwarze Kammer», am Samstag im Schlachthaus-Theater uraufgeführt, ist eine bühnenfüllende Collage aus Liedern und Geschichten aus den Kriegen dieser Welt... Antiimperialisten sprengen Briefkästen. Sonderbundskrieger erobern Wirtshäuser. Und dann ist da noch ein Mann mit blauer Mütze und UN-Weste (Markus Schönholzer, der zusammen mit Martin Gantenbein den Abend musikalisch bestückt), den sie «Schlumpf» nennen: Irgendwo zwischen Srebrenica und Ruanda hat er sich ein Trauma mit madenkrabbelnden Leichen und der Aussichtslosigkeit seines Amts geholt und verarbeitet das jetzt - so komisch wie beklemmend - in einem schaurig guten Rocksong. Wie all das zusammengeht? Schwer zu sagen, und eben darum ist dieser Abend eine bleibende Erfahrung... Es ist alles echt hier und doch nicht wirklich, und dem Zuschauer geht es bald wie dem unseligen Helden... Erst öffnen sie einem den Kopf, dann schrubben sie einem wie mit einer Fegbürste das Gehirn... «Die schwarze Kammer» ist ein Furor, dabei aber unheimlich präzis und konzentriert (Choreografie: Salome Schneebeli)... ein Tinguely-Apparat des Theaters, ein Teilchenbeschleuniger, in dem sich jeder Text, jeder Song und jedes Requisit in einer Batterie von Bildern entlädt... Dazu kommt eine elementare Spielfreude, und das heisst im Fall von Samuel Streiff, dass sein Hemd schon zur Halbzeit flächendeckend vollgeschwitzt ist. Alexandra von Arx, Berner Zeitung 25.02.08 ... Unmöglich ist nur, die hereinbrechende Informationsflut und Bildergewalt vollständig zu entschlüsseln. Darin gerade liegt eine Stärke der Inszenierung: Sie schafft Raum für eigene Bilder und Gedanken. Wie bei einem Feuer springt immer wieder ein Funke Erkenntnis in die schwarze Kammer des Kriegs hinein. Der Abend endet mit dem Song über einen Dichter, der mit seiner Sprache Verbrechen rückgängig machen kann. Ein Wunschtraum. Die Hoffnung darauf geht wie das Geisterhaus in Flammen auf. Katja Baigger, NZZ 22/23.3.08 Am Donnerstag ist viel Prominenz aus der Schweizer Kulturszene im Theater Rigiblick erschienen. Was ihr geboten wurde, war mehr als modisches Pop-Theater... ein pessimistisches Gruselspiel mit Nachwirkungen, die einen bis in die Träume verfolgen können. Thomas Bodmer, ZüriTipp, 19.03.08 Nun tun sie dies wieder, im achten Stück, das Brigitte und Niklaus Helbling für ihre Truppe Mass & Fieber geschrieben haben, im «Geistersingspiel aus dem Bürgerkrieg» mit dem Titel «Die schwarze Kammer». Wie immer bei den Helblings wuchern die Assoziationen wild, und es ist nicht wirklich alles verständlich. Aber ebenfalls wie immer gibt es Songs und Szenen, die einem in Erinnerung bleiben, und tolle schauspielerische Leistungen...Die Sprachen wechseln zwischen Deutsch, Französisch 8 und Englisch (wenn Schönholzer als überforderter Blauhelm-Offizier auftaucht), Gantenbein gibt einen guten Pfarrer ab, und jede der drei Frauen hat ihre Glanznummer. Richtig Gänsehaut bekommt man, wenn die Köchin beschreibt, was sie vom Fenster aus sieht: den Laden mit den Glückwunschkarten, der schon lange zu ist, den verkohlten Fahrer im ausgebrannten Jeep und die Tafel vor der Metzgerei, wo draufsteht: «Heute Spezial: Wurstsalat». Roland Erne, Aargauer Zeitung, 25.02.08 […] Das atemlos dichte Spiel des gesanglich wie darstellerisch einmal mehr brillanten Mass-&-Fieber-Ensembles erweitert dabei eine Videoinstallation (Elke Auer, Christina Peios) mit Filmausschnitten und Texteinblendungen auf drei fahrbaren Bildschirmen, die zum multifunktionalen Spielmaterial einer immer wieder durcheinandergewirbelten Bühnenlandschaft (Dirk Thiele) gehören... Und siehe da: Der junge Mann legt seine anfängliche Zurückhaltung ab, greift zum Gewehr. Es tönt nach «Nachbar-Aas im Gras». Lichterloh lodern Flammen. Die Schweiz ist halt auch keine Friedens- insel. Warum also nicht Abhauen › mit der Jüngsten. ... Damit lässt es Niklaus Helblings fulminante, auch grelle Bilder nicht scheuende Inszenierung in Horror-Trip-Manier indes nicht bewenden. «Einmal wird einer kommen, der die Verbrechen rückgängig macht», skandiert sein mittels Sprechgesang zuletzt für die Utopie entbranntes Team mit Inbrunst. Der ambitiösen Uraufführung im Berner Schlachthaus Theater brandet anhaltender Applaus entgegen. Adrian Ricklin, WOZ, 28. Februar 2008 ...ob solcher intelligentes Hypertext-Poptheater beim Publikum die Auseinandersetzung mit sozialen Konflikten fördert oder doch eher überblendet als erhellt? Der Rezensent, nachdem er das Theater verlassen hatte und an diesem vorfrühlingshaften Samstagabend durch die verdächtig ruhigen Gassen in der Berner Innenstadt bummelte, hatte nicht das Gefühl, soeben an einer Geisterfahrt teilgenommen zu haben, sondern vielmehr an der Einweihung einer gut geschmierten Unterhaltungsmaschine... Eine Betriebsstörung hätte gut getan. Dann wäre die Frage, die die Theatermacher an den Anfang ihrer Untersuchung gestellt haben, jene nämlich, wieviel es braucht, bis "unser friedensverwöhnter Schweizer Jedermann... bereit ist, mit dem Gewehr auf einen Nachbarn zu schießen," größer und klarer im Raum hängen geblieben, nachdem der enthusiastische Beifall des Premierenpublikums verklungen war. Wie sagte der junge Mann? "Ich dachte immer, dass Frieden eine Illusion sei. Jetzt weiß ich es, und ich bin froh darüber." Serge Kuhn, Werderberger & Obertoggenburger, 25.02.08 Mutig, wer Bürgerkrieg zum Thema eines Singspiels macht - umso mehr, wenn das Stück auch humoristische Passagen enthält. Im Falle der Theatergruppe Mass & Fieber hat sich der Mut gelohnt... in dem Stück gehen Tragik und Komik ineinander über. Szenen, in denen Rosa ihr Fallbeil schwingt, erinnern an den Musicalfilm "Sweeney Todd". Das Singspiel ist dennoch kein Musical, zumal mehr gesprochen als gesungen wird... "Die schwarze Kammer" endet - unerwartet - mit einem Song, der ein Gebet ist. Noch erstaunlicher: Es wird erhört. Der, "der alle Verbrechen ungeschehen macht, die Toten ungemordet, die Mädchen ungeschändet", ist schon bei uns. Der Messias im Stück trägt einen fremdländischen Namen und lebt in einer Hochhaussiedlung... 9 Simone von Büren, NZZ am Sonntag, 2. März 2008 Die neue Produktion von Mass & Fieber besticht durch ihre differenzierte Dramaturgie, inhaltliche Dichte und Präzision. Text- und Musikkompositionen fügen sich im neuen Geistersingspiel "Die schwarze Kammer" zu einer gleichermaßen verstörenden wie amüsierenden, poetischen Geistergeschichte. KONTAKT www.massundfieber.ch Niklaus Helbling Helene-Lange-Str. 7 D-20144 Hamburg +49/171/7596111[Mobile D] +41/79/2763059[Mobile CH] [email protected] Martin Gantenbein Risiweg 1 CH-8706 Meilen +41/79/66034 16 [Mobil CH] [email protected] 10