DEUTSCHLAND | 28. Mai - 9. Juni

Transcription

DEUTSCHLAND | 28. Mai - 9. Juni
DEUTSCHLAND | 28. Mai - 9. Juni
Die offizielle Gedenkschrift zum ersten Besuch Seiner
Heiligkeit, des XVII. Karmapa Ogyen Trinle y Dorje in Europa
Hommage
Das Gift und der Feind dieser Welt,
so erklärte er, ist das Anwachsen von Gift in unserem Geist.
Er durchschnitt diese Wucherung mit dem Schwert der Weisheit.
Der Vater und die Mutter dieser Welt,
so verkündete er, sind die zahllosen Lebewesen,
und er nährte sie mit Liebe und Mitgefühl.
Das Glück und das Leid dieser Welt,
so sagte er, sind die Früchte unseres eigenen Karmas,
und er zeigte uns die Wege, wie wir es bereinigen können.
Die Zuflucht und Führung dieser Welt,
so erkenne ich, ist der Prinz der Sakyas,
Cover & Inside Cover image: James Gritz ©2008 by Karmapa Foundation
und ich verneige mich voller Demut zu seinen Füßen.
©Filip Wolak Photography
Botschaft Seiner Heiligkeit Karmapa 2014
In vielen europäischen Ländern gibt es zahlreiche buddhistische Praktizierende, die mit
der Karma-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus verbunden sind. Es gibt auch viele
Menschen, die eine direkte Verbindung mit dem Karmapa haben und während der letzten
rund 20 Jahre ihren Wunsch geäußert haben, dass ich nach Europa komme. Dies ist zu einem
sehr wichtigen Anliegen in meinem Leben geworden. Seit meiner Kindheit habe ich diesen
Herzenswunsch und dieses Jahr gibt es die große Hoffnung, dass es mir möglich sein wird,
Europa zu besuchen. Das ist eine gute Nachricht für mich und für alle, die mich eingeladen
haben. Ich hoffe, dass sich in diesem Jahr alle unsere Erwartungen und Wünsche für ein
Zusammentreffen in Europa erfüllen werden.
Ich bin Euch allen sehr dankbar, allen Zentren und Schülern, die so lange Zeit mit Gebeten
und guten Wünschen vorbereitet haben, dass ich kommen kann. Daher hoffe ich, dass ich
Europa nicht nur in diesem Jahr, sondern auch viele Male in der Zukunft besuchen werde.
Es ist sehr schwer, sich an frühere Leben zu erinnern. Auch wenn wir schon zahllose Leben
gelebt haben, erinnern wir uns nicht notwendigerweise daran. Es gibt viele komplizierte
Hürden zwischen den unterschiedlichen Leben und viele karmische Verdunkelungen. Als ich
noch sehr jung war, habe ich mir oft Kinderbücher aus Europa angeschaut. Davon inspiriert,
hatte ich manchmal das Gefühl, in einer natürlichen Umgebung im alten Europa zu sein, wo
ich sehr zufrieden und glücklich lebte.
Ich denke, für mich ist es das Wichtigste, den Fußspuren des XVI. Karmapa zu folgen.
Ich möchte alle Aktivitäten weiterführen, die er begonnen hat und allen Eindrücken und
Prägungen folgen, die er mit Körper, Rede und Geist in Europa und den Menschen in Europa
hinterlassen hat, indem ich seine Aktivitäten fortsetze und meinen Schülern hier eine gute
Grundlage vermittle. Das ist mein vorrangiger Wunsch.
Darüber hinaus hoffe ich, als buddhistischer Lehrer, der im 21. Jahrhundert lebt, nicht
nur zu äußerem materiellem Fortschritt, sondern zum inneren Glück und Wohlergehen
der Menschen dieser Welt beitragen zu können. Einen Weg zu finden, wie man äußere
Bedingungen schaffen kann, damit innerer Frieden und Glück entstehen, das wünsche ich
mir und dafür setze ich mich ein.
Es ist nicht nur so, dass ich die westliche Kultur sehr mag, ich habe auch eine große
Wertschätzung für die westliche Zivilisation. Besonders bewundere ich westliche
Technologie, Dichtung und vieles, was in Europa entstanden ist. Ich finde die Geschichte
Europas sehr bewegend und studiere sie fortwährend mit großem Interesse.
©Filip Wolak Photography
Ich glaube, dass alle Religionen versuchen, die Menschen der Welt aus dem Nebel der
Unwissenheit herauszuführen und sie näher zur wahren Natur der Wirklichkeit zu bringen.
Ich habe volles Vertrauen, dass das Christentum wie alle anderen Religionen auch darauf
hinwirkt, die Samen für das Wohlergehen und Glück der Menschheit zu säen. Als Buddhist
und menschliches Wesen betrachte ich Liebe, Herzlichkeit, Freundschaft und Zuneigung zu
anderen als die wichtigsten und natürlichsten Qualitäten menschlichen Lebens. Ich denke,
dass alle Religionen darauf hinwirken, diese Qualitäten in den Lebewesen zu entwickeln;
dass sie positives Verhalten fördern und Menschen inspirieren möchten. Daher denke ich,
dass sie sicher alle von großem Nutzen sind.
Ich sehe, dass die Welt mit großer Geschwindigkeit zusammenrückt. Kommunikation ist
sehr schnell geworden und der gegenseitige Austausch zwischen Ost und West wächst.
Aufgrund dieser Entwicklung wird die Vorstellung, dass die Welt ein Ganzes ist, zunehmend
erfahrbar. Daher wird es sehr wichtig für uns alle, die Welt als Ganzes zu betrachten und
uns zu bemühen, für das Wohlergehen aller Lebewesen zu wirken. Ich selbst versuche auch,
soviel wie möglich für dieses Ziel zu tun. Ich denke, diese Entschlossenheit ist das, was wir
als Menschen dieser Zeit jetzt brauchen.
Ich habe kein besonderes Bestreben, den Buddhismus zu verbreiten, dennoch habe ich
natürlich die Verantwortung und Pflicht, denen die Dharmapraxis zu vermitteln, die eine
Verbindung mit der buddhistischen Lehre haben. Ich bin bereit und darauf eingestellt, für
buddhistische Praktizierende vollkommen da zu sein und sie dem Dharma entsprechend
anzuleiten. Ob man es jedoch Dharma nennt oder nicht, ich glaube, das Wichtigste ist, ein
guter Mensch zu sein, gute Gedanken zu haben , positiv zu handeln und zur Quelle von
Wohlergehen für alle Lebewesen zu werden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es nicht
sehr nützlich ist, den Namen einer Religion – in diesem Fall Buddhismus - zu verwenden, da
das den Eindruck erweckt, dass es sich um etwas Begrenztes und Exklusives handelt.
Diese Welt ist eine riesige Familie mit Millionen von Mitgliedern, die alle voneinander
abhängen. Es ist wichtig, dass wir einander respektieren und schätzen, indem wir die
Wichtigkeit des Anderen anerkennen. Wir sollten versuchen, eine Welt voller Herzlichkeit
und Liebe zu erschaffen. Ich denke, in der Zukunft werden wir alle die Verantwortung für
eine Welt mit mehr Gleichheit und Liebe teilen. Dafür möchte ich mich mit allen meinen
Fähigkeiten einsetzen. Ich meine, dass es wichtig ist, dass wir alle genau das tun.
Ogyen Trinley Dorje
Der XVII. Karmapa
Image by Darshanaphotoart.co.uk
Den Karmapa willkommen hei ß en
Vom 28. Mai bis zum 9. Juni wird Seine Heiligkeit, der XVII. Karmapa Ogyen Trinley Dorje, seine
erste Europareise unternehmen. Dabei wird er das Kamalashila Institut, seinen europäischen Sitz
in Deutschland, und die Hauptstadt Berlin besuchen. Seine Schüler und Anhänger haben lange
auf dieses besondere Ereignis gewartet und bereiten sich nun voller Freude darauf vor, Seine
Heiligkeit willkommen zu heißen. Wir hoffen, dass dies zu einem alljährlichen Ereignis werden
wird, so dass Seine Heiligkeit genügend Gelegenheit hat, jeden Winkel Europas zu besuchen und
seine tiefe Weisheit und sein umfassendes Mitgefühl mit uns zu teilen.
S.H. Karmapa ist einer der höchsten und verehrtesten spirituellen Meister und religiösen
Führungspersönlichkeiten Tibets. Seine Linie reicht zurück ins zwölfte Jahrhundert, zum ersten
Karmapa Düsum Khyenpa (Kenner der drei Zeiten, 1110-1193). Seither haben alle Karmapas
ihre Wiedergeburt selbst vorhergesagt und dadurch in Tibet die Tradition der bewussten
Reinkarnation hoher Lehrer (Tulkus) begründet, die weltweit einzigartig ist. Des Weiteren sind
die Karmapas nicht nur Oberhaupt einer der Hauptschulen des Tibetischen Buddhismus, sondern
sie sind auch Linienhalter der meisten Weisheitstraditionen, die in Tibet bewahrt werden.
Die Karmapas führen ein Leben als authentische Meister, verkörpern die Aktivitäten eines Buddhas
und nutzen allen Lebewesen. Historisch betrachtet hatten viele Karmapas eine große Gefolgschaft
sowohl innerhalb als auch außerhalb Tibets, aber sie haben niemals politische Macht ausgeübt,
obwohl ihr Einfluss sehr weitreichend war. Einige Karmapas waren Lehrer von Kaisern und Königen
von China, der Mongolei, Bhutan, Nepal und anderen Regionen im indischen Teil des Himalaya.
Seine Heiligkeit, der XVI. Karmapa, Rangjung Rigpe Dorje, bereiste weite Teile Europas und
Amerikas und teilte die tiefgründige Weisheit, die er verkörperte. Menschen, die ihn nur ein
einziges Mal treffen konnten, sprechen von dieser Gelegenheit als einem der wichtigsten
Augenblicke ihres Lebens. Er hinterließ einen starken Eindruck bei allen, denen er begegnete
und selbst bei vielen, die ihn nie persönlich trafen. So wurde er zu einem der wichtigsten
Lehrer, die den Buddhismus in den Westen brachten.
Der XVII. Karmapa ist bekannt für seinen Mut und sein Mitgefühl, für seine Hingabe,
Kreativität und Gelehrsamkeit. Vor und nach seiner spektakulären Flucht aus Tibet wurde er
umfassend in all den Weisheitstraditionen ausgebildet, die vor mehr als tausend Jahren nach
Tibet kamen. Er ist zu einem großen Meister geworden, gerne bereit, sein Wissen zu teilen
und immer offen dafür, Neues zu lernen.
Der Besuch Karmapas in Europa wird die wachsende Zusammenarbeit zwischen der
spirituellen Weisheit des Ostens und der hochentwickelten Wissenschaft und Technologie
des Westens zusätzlich fördern. Dieser Austausch, der so wesentlich für das 21. Jahrhundert
ist, wird weiterhin für beide Seiten neue Perspektiven eröffnen und so die Pionierarbeit
fortführen, die Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, begonnen hat.
Wenn wir Seine Heiligkeit, den XVII. Karmapa, aus ganzem Herzen und mit großer Freude
willkommen heißen, dann möchten wir uns auch bei allen seinen Lehrern, und insbesondere
bei Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, für seine väterliche Zuneigung und die fortwährende
Unterstützung, die er dem jüngeren Karmapa zu teil werden ließ, bedanken. Wir möchten
auch der indischen Regierung und dem indischen Volk danken, die Karmapa als Ehrengast
in ihrem Land willkommen hießen, und die ihre Türen für diesen Besuch geöffnet haben.
Darüber hinaus schätzen wir sehr die Unterstützung der tibetischen Zentralverwaltung bei
den gesamten Vorbereitungen.
Zum Schluss möchten wir der deutschen Regierung unseren herzlichen Dank aussprechen,
sowohl den lokalen als auch den zentralen Behörden, deren Unterstützung diesen Besuch
erst möglich gemacht hat.
Ringu Tulku
Offizieller Koordinator, Karmapa Europa-Reise 2014
Images: ©Clemens Kuby
Seine Heiligkeit, der XVII. Karmapa
Ogyen Trinley Dorje
BEWAHRER DER BUDDHA-AKTIVITÄTEN
Der erste Karmapa Düsum Khyenpa (1110 – 1193) führte vor 900 Jahren das System des
Erkennens reinkarnierter Lamas (Tulkus) in Tibet ein, indem er seine eigene Wiedergeburt
vorhersagte. „Karmapa“ bedeutet auf Tibetisch: derjenige, der die Aktivitäten der Buddhas
ausführt. Karmapa begründete auch den Zweig der Karma Kagyüpas innerhalb der KagyüSchule des tibetischen Buddhismus. Jeder der 16 Karmapas war ein Meister mit besonderen
Qualitäten, hoch geachtet und verehrt in den unterschiedlichen Schulen des tibetischen
Buddhismus und von allen Menschen in Tibet und der Himalaya-Region. Einige der
Karmapas wurden sogar Lehrer der mongolischen und chinesischen Kaiser. Als der XVI.
Karmapa aus Tibet floh und in Sikkim eintraf, schenkte ihm der sikkimesische König Land für
den Bau eines großen monastischen Zentrums, das später zum Kloster Rumtek wurde.
S. H. der XVII. Karmapa, Ogyen Trinley Dorje, wurde 1985 in einem entlegenen Gebiet
in Ost-Tibet in einer Nomadenfamilie geboren. Er wurde anhand der Instruktionen in
dem Prophezeihungsbrief aufgefunden, den der XVI. Karmapa hinterlassen hatte. Seine
Identität wurde nicht nur von Tai Situ Rinpotsche und Gyaltsab Rinpotsche bestätigt (seinen
Linienhaltern und Herzenssöhnen), sondern auch von S.H. dem XIV. Dalai Lama. 1992 wurde
Karmapa in Tsurphu, dem traditionellen Sitz der Karmapa-Linie in Tibet, inthronisiert.
Schon in frühen Jahren zeigte sich, dass er ein Meister von großer Kraft und Gelehrtheit
werden würde. Im Alter von 8 Jahren gab er seine erste öffentliche Einweihung und
meisterte bald alle Lehren, die die Mönche in Tsurphu ihm vermitteln konnten. Er begann
die Renovierung des Klosters Tsurphu zu leiten, die seinerzeit bereits im vollen Gange war.
Er ließ auch eine Shedra dort bauen, eine Klosteruniversität, und übernahm gleichzeitig
die Leitung von Klöstern und Zentren in der ganzen Welt. Der junge Karmapa wurde zu
einem Magneten für Schüler und Anhänger aus ganz Tibet und vielen fremden Ländern. Er
begann auch damit, die Reinkarnationen anderer bedeutender Kagyü Lamas wie z. B. Jamgön
Kongtrul Rinpotsche zu erkennen.
Im Alter von 14 Jahren beschloss Karmapa, die sehr gefährliche und schwierige Flucht aus
Tibet nach Indien zu unternehmen. Seine hauptsächlichen Gründe dafür waren zum einen,
dass ihm nicht erlaubt wurde, seine Lehrer aus Indien nach Tibet einzuladen, was seine
traditionelle Ausbildung als spiritueller Meister verhinderte. Des Weiteren sah Karmapa
Anzeichen dafür, dass er gegen S. H. den Dalai Lama ausgespielt werden sollte.
©Filip Wolak Photography
Die Welt staunte bewundernd, als der 14-jährige Karmapa in den ersten Tagen des 21.
Jahrhunderts in Dharamsala eintraf und Zuflucht zu Füßen S.H. des Dalai Lama suchte. Die
Regierung und die Menschen Indiens nahmen ihn als Ehrengast auf und seit dieser Zeit lebt
Karmapa im Kloster Gyütö bei Dharamsala. Dort erhält er eine traditionelle monastische
Ausbildung und alle notwendigen Übertragungen unter der Leitung von Kagyü Meistern
und S.H. Dalai Lama, der Khenchen Thrangu Rinpotsche als seinen hauptsächlichem Tutor
eingesetzt hat.
Images: ©Kagyu Office
Karmapa ist nicht nur ein Gelehrter und Meister in allen Bereichen tibetisch-buddhistischer
Studien, auch seine Gedichte, Gemälde, Kalligraphien und besonders seine Theaterstücke
und Lieder, die er mit den Künstlern des Tibetan Institute of Performing Arts (TIPA) aufführt,
erfahren hohe Anerkennung. Er studiert gerne die Sprachen und Kulturen unterschiedlicher
asiatischer und westlicher Zivilisationen und lernt Sanskrit, Hindi, Chinesisch, Koreanisch,
Vietnamesisch und Englisch. Er ist auch an modernen Wissenschaften interessiert und hat
aktiv an den „Mind and Life“-Konferenzen mit S.H. Dalai Lama teilgenommen.
Karmapa übernahm schon in jungen Jahren die Verantwortung der Leitung der Karma Kagyü
Schule und hat innerhalb kurzer Zeit sehr viele Reformen und Fortschritte im Studium und
der Disziplin der Karma Kagyü Mönchs- und Nonnenklöster bewirkt. Als hauptsächliche
Plattform seiner Aktivitäten hat er das Kagyü Mönlam gewählt. Dieses jährliche Gebetsfest
in Bodhgaya zieht Tausende Mönche, Nonnen und Laienanhänger aus der ganzen Welt an,
vor allem aus der Himalaya-Region. Karmapa begann seine Reformen damit, dass er Mönche
und Nonnen darin unterwies, wie sie sich kleiden, sitzen, bewegen und korrekt verneigen
sollten, gefolgt von Anleitungen für Meditation und Gebet. Das Internationale Kagyü
Mönlam Chenmo ist ein wahres Wunder – nicht nur wegen seiner inspirierenden Gebete,
sondern auch wegen der dort praktizierten Disziplin und der internationalen Beteiligung.
Die Gebete und Unterweisungen werden simultan in 12 Sprachen übersetzt und gleichzeitig
weltweit im Internet übertragen.
2007, nachdem er sich selbst bereits mehrere Jahre vegetarisch ernährt hatte, bat Seine
Heiligkeit seine Klöster, in ihren Speisesälen keinerlei Fleischgerichte mehr zu servieren.
Er erklärte, wenn wir wahres Mitgefühl für Tiere entwickeln möchten und den Wunsch
haben, ihr Leiden zu lindern, sollten wir das auch praktisch umsetzen. Am Ende seiner
Unterweisung hoben Tausende Mönche, Nonnen und Laien die Hände, um sich zu
verpflichten, Vegetarier zu werden. Dies ist ein wunderbares Beispiel, wie Karmapa lehrt,
indem er selbst ein Vorbild ist.
Karmapa hat auch große Veränderungen in der Ausbildung an den Klosteruniversitäten
bewirkt. Er hat die Struktur der jährlichen Winter-Debatten, Kagyü Günchö genannt,
verändert, bei denen Vertreter der Klosteruniversitäten sich für einen Monat versammeln,
um buddhistische Philosophie zu studieren und zu debattieren. Heutzutage findet während
Images: ©Filip Wolak Photography
der Winterdebatte ein Wettbewerb statt mit Auszeichnungen für die besten Universitäten,
die besten Debattierer und die Studenten mit der größten Begeisterung. Seine Heiligkeit
lehrt während des Günchö jedes Mal über einen bedeutenden philosophischen Text der
Kagyü- Tradition und auf die Debatten folgt eine dreitägige Konferenz.
2014 hat Karmapa eine historische Entwicklung eingeleitet, indem er ein jährliches „Arya
Kshema Winter Dharma Treffen“ für Karma Kagyü Nonnen einführte, mit dem er Nonnen
einen Zugang zu einer gründlichen Ausbildung ermöglichte. Rund 300 Nonnen nahmen
daran teil. Die Nonnen debattierten nicht nur, sondern übernahmen alle Aktivitäten wie das
Anleiten von Ritualen, Rezitationen und das Disziplinieren der ganzen Versammlung. Dies
ist nur ein Beispiel dafür, wie Karmapa darauf hinarbeitet, Frauen in ihrer monastischen
Stellung zu stärken.
2009, bei einer TED Konferenz (Conference on Technology, Entertainment, Design) in
Mysore erklärte Karmapa, dass es die Verantwortung spiritueller Meister ist, eine führende
Rolle zu übernehmen beim Ansprechen sozialer Themen wie der Umweltkrise und der
Gleichstellung der Frauen. Er selbst widmet sich vollkommen diesen Aufgaben und inspiriert
andere, ihm zu folgen.
Karmapa betrachtet den Schutz unserer Umwelt als gleichbedeutend mit Dharmapraxis. Er
sagte, er wünsche sich letztlich, dass buddhistische Klöster in ihren eigenen Gemeinschaften
Umweltprojekte anleiten, zumal sich die Gemeinschaften im Himalaya zunehmend mit den
enormen Konsequenzen der Klimaveränderung konfrontiert sehen.
2009 gründete Karmapa „Khoryug“ (tibetisch: Umwelt), einen Zusammenschluss von ökologisch
engagierten buddhistischen Klöstern im Himalaya, den er selbst leitet. Das Netzwerk besteht
aus über 55 buddhistischen Mönchs- und Nonnenklöstern, die Umweltschutzprojekte in
der Himalaya Region einführen. Es hat Umweltschutzrichtlinien und ein beliebtes Buch
herausgegeben mit dem Titel: „108 Dinge, die Du tun kannst, um die Erde zu schützen“.
Über die Himalaya-Region hinaus ermutigt es Menschen insbesondere in den entwickelten
Industrieländern, weniger Ressourcen zu verwenden und ein einfacheres Leben zu führen.
Karmapa ist ein regelmäßiger und gerne gesehener Gast in tibetischen Schulen und
Universitäten. Er wurde zum Vorbild für Mut, Hingabe und die starke Bewahrung
authentischer Traditionen, während er gleichzeitig offen ist für positive moderne Einflüsse
auf Tibeter allgemein und ihre Jugendlichen im Besonderen. Tibeter in Tibet nennen
den Dalai Lama, Panchen Lama und Karmapa die Sonne, den Mond und den Stern von
Tibet. Aus Karmapas Gesprächen mit der jüngeren Generation sind zwei wichtige Bücher
hervorgegangen: „Die Zukunft ist jetzt“ und „Das edle Herz“. Karmapa hat immer wieder
betont, dass er eine starke Verbindung mit Jugendlichen empfindet und gerne mit ihnen
diskutieren und im Dialog bleiben möchte.
©Filip Wolak Photography
Tashi Paljor ©Tsurphu Labrang Media
Gyalwang Karmapa hat auch an vielen interreligiösen Dialogen und buddhistischen
Konferenzen teilgenommen, bei denen er sich für Umweltschutz, die Gleichstellung
der Geschlechter und nicht-sektiererisches Verhalten einsetzt sowie die Achtung aller
spirituellen Wege vermittelt.
In seinem Vorgehen ist er traditionell, authentisch, innovativ und künstlerisch. So führte
er z.B. im Januar 2014 in Bodhgaya den Guru Padmasambhava Lamatanz auf – ganz genau,
authentisch traditionell. Gleichzeitig jedoch lud er Nonnen ein, an den heiligen Tänzen
teilzunehmen – das hatte es in der Karma-Kagyü-Tradition noch nie gegeben! Diese
Tänze gehören zu den segensreichsten und prächtigsten Aufführungen in der tibetischbuddhistischen Kultur.
©Filip Wolak Photography
S.H. der XVI. Karmapa besuchte viele Orte in Europa und Amerika und gründete dort
viele Zentren und Gruppen. Seine Anhänger und Unterstützer baten den XVII. Karmapa
wiederholt, sie zu besuchen. Im Mai 2008 unternahm er seine erste Reise in den Westen, in
die USA, wo er in vielen Dharmazentren lehrte, die unter seiner Leitung stehen, sowie in
öffentlichen Sälen und Veranstaltungsräumen für ein großes interessiertes Publikum. 2011
konnte er die Vereinigten Staaten erneut besuchen.
2014 wird er zum ersten Mal nach Europa reisen und sich seinen lang gehegten Wunsch
erfüllen, diesen Kontinent zu besuchen. Wie sein Vorgänger empfindet der XVII. Karmapa
eine starke persönliche Verbindung mit Europa. Er sagte oft, in einer seiner früheren
Inkarnationen habe er als Landwirt in Europa gelebt.
Für weitere Informationen über Seine Heiligkeit, den XVII. Karmapa, besuchen Sie bitte:
James Gritz ©2008 by Karmapa Foundation
www.karmapafoundation.eu und www.kagyuoffice.org
Images: ©Filip Wolak Photography
Dharma-Unterweisungen Seiner Heiligkeit, des XVII. Karmapa
Die Essenz des Buddhismus
Die Essenz der buddhistischen Lehre kommt im folgenden Vers zum Ausdruck:
Begehe keinerlei schlechte Handlungen,
Tue vortrefflich Gutes
Und zähme deinen eigenen Geist Das ist die Lehre des Buddha.
Die ganze buddhistische Lehre kann durch die Unterweisung zusammengefasst werden: Gib
auf, anderen Menschen zu schaden und stattdessen nütze ihnen! ... Für die Menschen im
Allgemeinen und besonders für die Anhänger einer spirituellen Tradition ist die wichtigste
Vorbedingung dafür, Buddhist zu sein, eine Motivation hervorzubringen, die auf das Wohl
der anderen ausgerichtet ist. … Ein Übender auf dem spirituellen Weg benötigt einen
friedvollen und heiteren Geist und eine altruistische Einstellung. Wenn gleichzeitig eine
bestimmte Sicht einer spirituellen Tradition aufrechterhalten wird, ist man in der Lage,
sowohl sich selbst als auch vielen anderen Nutzen zu bringen.
(Herzensrat des Karmapa)
Unser gemeinsames Fundament
In jedem von uns schlägt ein edles Herz. Dieses Herz ist die Ursache unserer besten
Bestrebungen, mögen diese uns selbst oder anderen gelten. Es verleiht uns die Kraft und den
Mut, unseren Hoffnungen nachzugehen. Mag unser Edelmut auch manchmal verdeckt sein
von kleinlichen Gedanken oder blockiert durch verwirrte und verwirrende Gefühle, unser
edles Herz schlägt trotzdem weiter in uns, bereit sich zu öffnen und der Welt dargeboten
zu werden. Unser Ziel ist es, dieses edle Herz in uns zu entdecken und uns mit ihm zu
verbinden, sodass es zum Ausgangspunkt all unseres Tuns und Fühlens wird. Wenn wir alle
Blockierungen überwinden, kann dieses Herz die Welt verändern.
(Das edle Herz)
Mahamudra entsteht spontan
Bei der Übung des Dharma geht es nicht darum, sich mit Körper und Rede gut in Szene zu
setzen, sondern unseren Geist mit dem Dharma zu durchdringen, unseren verhärteten Geist
zu zähmen und die störenden Gefühle zu vermindern. … Wir sollten den Dharma nicht aus
unserem täglichen Leben fernhalten.
Die Mahamudra-Unterweisungen besagen, dass man den Geistesgiften nicht folgen sollte.
Wenn sie entstehen, sollte man sich aber auch nicht ihretwegen beunruhigen. Es ist wie bei
einer Reise, wenn wir verschiedenartige Landschaften sehen. Wir brauchen uns nicht dem
zu verschließen, was wir wahrnehmen, und brauchen auch nicht deswegen alarmiert zu sein.
Die Reise kann einfach weitergehen. Wir neigen dazu, das, was uns auf dem Weg begegnet,
für uns zu vereinnahmen. Aber bei dieser Reise kommt es darauf an, die störenden Gefühle
zu bemerken und auf ihre grundlegende Natur zu schauen …. Indem wir die Geistesgifte
füttern, stärken wir sie. … Wenn wir sie nicht unterhalten, lösen sie sich von alleine auf. …
Alle Dharmas richten sich auf den gleichen Punkt. Alle tiefgründigen Unterweisungen zielen
darauf ab, unsere Geistesgifte zu entwurzeln. …
Wenn wir mit ganzem Herzen und beständig den Dharma in unser tägliches Leben
integrieren, ist das die praktische Umsetzung der Übung des Dharma.
©Filip Wolak Photography
(Unterweisung Seiner Heiligkeit Karmapa im Root Institute in Bodhgaya/Indien, Februar 2014)
Mitgefühl ist die Wurzel aller Übungen
Die Wurzeln buddhistischer Übung sind die Haltungen von Altruismus und Nicht-Verletzen. In
anderen Worten, die Wurzeln buddhistischer Übung sind Herzenswärme und Mitgefühl.
Von diesen beiden Qualitäten steht, denke ich, das Mitfühlen an erster Stelle: im Allgemeinen
entwickeln wir Herzlichkeit in Abhängigkeit von Mitgefühl. So ist am Anfang in gewissem Sinn
das Mitgefühl wichtiger. Unser Mitgefühl muss eine breite Ausrichtung haben, muss nicht nur
uns, sondern alle fühlenden Wesen einschließen. ... Nach den Lehren des Mahayana sind alle
Wesen „unsere Eltern der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“. Das bedeutet, dass von
allen Wesen einige unsere Eltern in der Vergangenheit waren, einige unsere gegenwärtigen
Eltern sind, und einige unsere Eltern in der Zukunft sein werden. Aus diesem Grund sind alle
fühlenden Wesen durch Zuneigung mit uns verbunden. ... alle diese fühlenden Wesen sind
Individuen, mit denen wir verbunden sind. … Wenn unser Mitgefühl echt und tief geworden ist,
werden unsere Handlungen zum Wohl der anderen mühelos und frei von Zweifeln sein.
(Herzensrat des Karmapa)
Image by Darshanaphotoart.co.uk
Sinnvolles Leben
Ich glaube, dass uns das Leben nur dann sinnlos erscheint,
wenn wir es als auf uns persönlich begrenzt wahrnehmen.
Blickte ich so auf mein eigenes Leben, könnte es mir recht
bedeutungslos erscheinen. Diesen großen Namen zu tragen,
aus Tibet zu flüchten und all die Anstrengungen seither − all
dies wäre bedeutungslos, ginge es nur um eine Person: um
mich! Doch wenn ich mein Leben als etwas Umfassenderes
betrachte und erkenne, dass ich in der Lage bin, Glück und
Freude, und sei es nur in das Leben einer einzigen anderen
Person zu bringen, weiß ich, dass mein Leben sinnvoll ist.
(Das edle Herz)
Geschlechteridentitäten: Es findet alles im Geist statt
Image by Darshanaphotoart.co.uk
Obwohl wir über ein unbegrenztes Potential verfügen, kann
es passieren, dass wir uns eingesperrt in einer bestimmten
Rolle sehen, die ein ganz bestimmtes Verständnis davon
beinhaltet, wer wir sind. Wie kann das geschehen? Wir
begrenzen uns selbst, wenn wir bestimmte Identitäten
annehmen und dann glauben, das wären wir und so müssten
wir sein. Genau dies geschieht mit Geschlechterrollen.
Oft scheint das Geschlecht unseren Platz in der Welt und unsere
Lebenserfahrungen zu bestimmen, obwohl es nichts anderes
ist als eine sozial konstruierte Identität. Unsere Vorstellungen
davon, was es bedeutet, ein Mann oder eine Frau zu sein - und
das sind unsere Geschlechterkonstrukte -, sind in unserem
alltäglichen Leben mit ganz bestimmten Bedeutungen
aufgeladen. Geschlechteridentitäten durchdringen so viele
unserer Erfahrungen, und man könnte leicht vergessen, dass
es sich nur um Vorstellungen handelt - Vorstellungen, um
Menschen zu kategorisieren. … Geschlechteridentitäten haben
keine inhärente, aus sich selbst heraus existierende Wirklichkeit.
… Anders gesagt, es gibt gemachte männliche Ich- Identitäten
und gemachte weibliche Ich-Identitäten - und beide sind
lediglich Vorstellungen, die wir selbst geschaffen haben.
©International Kagyu Monlam
(Das edle Herz)
Mein Körper ist männlich, aber mein Geist hat viele
weibliche Eigenschaften. So empfinde ich mich sowohl
ein bisschen männlich als auch ein bisschen weiblich. Und
obwohl ich natürlich den hohen Anspruch habe, zum Wohle
aller Lebewesen zu wirken, fühle ich mich doch besonders
verpflichtet, für das Wohlergehen von Frauen und
insbesondere von Nonnen zu arbeiten Solange ich dieses
Leben habe, möchte ich eins-gerichtet und gewissenhaft
für ihre Sache arbeiten. Ich habe die Verantwortung als
Oberhaupt dieser (Karma-Kagyü-)Schule des Buddhismus
und aus dieser Sicht heraus verspreche ich, dass ich
versuchen werde, mein Bestes dafür zu tun, dass die
Gemeinschaft der Nonnen alle notwendigen PraxisUnterweisungen bekommen wird, damit sie Fortschritte
machen kann und die richtige Förderung erhält. Ich werde
mein Bestes geben.
(Rede S. H. Karmapa im Nonnenkloster Tilokpur, 2007)
Images: Tashi Paljor ©Tsurphu Labrang Media
Umweltschutz: Neue Gefühle für die
Erde entwickeln
Heutzutage scheinen viele Menschen die Erde wie ein Objekt zu betrachten, das benutzt
und ausgebeutet werden kann, wie es uns gefällt – als wäre es nur ein Felsklumpen und
geschmolzenes Metall, das die Sonne umkreist. Die Erde ist ein lebender Organismus,
ein Netzwerk von Millionen Lebensformen … sie ist die Quelle des Lebens und unseres
Wohlergehens … Wenn unsere Mutter Erde überleben soll, können wir nicht wie bisher
weiter machen. Wir müssen unsere Einstellung und unser Verhalten radikal ändern und bei
uns selbst beginnen ... Als Einzelne können wir uns entscheiden, einfacher zu leben und
mit Weniger zufrieden zu sein. … Eine Alternative ist fast nicht denkbar. Stell Dir vor, was
geschehen würde, wenn wir die Erde, unser einziges Zuhause, verlieren würden. Wir können
nirgendwo anders hingehen.
(Environmental Calendar, 2014)
Wir teilen diesen Planeten mit zukünftigen Generationen. Wie herausfordernd es auch sein
mag – wir sind dafür verantwortlich, die Gewohnheitsmuster unseres Konsumverhaltens so
zu verändern, dass menschliches Leben auf dieser Erde erhalten werden kann, jetzt und in
den folgenden Jahrhunderten. ...
Als ich aus Tibet floh und nach Indien kam, nannte mich ein Magazin „Asiatischer Held des
Jahres“. Sie benennen jedes Jahr mehrere Helden, da sie davon ausgehen, dass Asien und
die Welt viele Helden brauchen. Um wahre Helden zu sein, müssen wir eine edle Bestrebung
entwickeln. … Ein wahrhaft edler Beschluss kann edles Verhalten hervorbringen. Wir alle
können unsere Handlungen in unserem edlen Herzen begründen und zu Helden werden.
(Das edle Herz)
Unseren Fleischkonsum überdenken
Die Ressourcen dieses Planeten zur Viehwirtschaft zu nutzen, reduziert in dramatischer
Weise die Ressourcen, die wir viel effektiver für die Ernährung von viel mehr Menschen
einsetzen könnten. Daher müssen wir uns selbst kritisch befragen, ob Fleischverzehr
zukunftsfähig ist, wenn wir den Welthunger bekämpfen wollen. …
Auf den eigenen Fleischkonsum kann jeder von uns direkt Einfluss nehmen. Vegetarismus
berührt nicht nur viele ethische Fragen, sondern auch die des Umweltschutzes. Unser
Fleischverzehr ist eine Ursache für den Klimawandel, für Entwaldung und Umweltverschmutzung. Ca. 20 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen werden durch
Viehhaltung verursacht. Das emittierte Methangas der Kühe trägt dazu mehr bei als die
CO2-Emissionen. Ein Wandel hin zum Vegetarismus könnte allein schon die globale
Erwärmung drastisch reduzieren.
(Das edle Herz)
Tashi Paljor ©Tsurphu Labrang Media
Die Jugend von Heute ermächtigen:
Die Zukunft beginnt Jetzt
Die Zukunft unserer Gesellschaft hängt von der heutigen Jugend ab. Wenn junge Menschen
begeistert sind für Bildung, Ethik und Frieden, haben wir eine solide Grundlage für
Fortschritt. Wenn nicht, fehlt die Basis für eine gute Zukunft.
Unsere Hoffnung auf eine bessere Zukunft legt eine schwere Verantwortung auf die
junge Generation. Wie kann sie dieser Herausforderung begegnen? Versucht, Euch selbst
in Bereichen auszubilden, die der Gesellschaft nutzen werden. Übt Euch in spirituellen
Disziplinen, die Euer Herz und Euren Geist öffnen. Kooperiert mit anderen und geht
harmonische Beziehungen mit allen Menschen ein, unabhängig von ihrer ethnischen
Zugehörigkeit, ihrem Geschlecht oder Alter. Tut alles, was Ihr könnt, um den Missbrauch
unserer natürlichen Ressourcen und die sinnlose Zerstörung unserer Umwelt aufzuhalten.
Mit ethischem Urteilsvermögen erschafft Ihr, die Jugendlichen von heute, Wohlergehen für
die Welt und die Menschheit.
Ob Ihr in eine gute Richtung geht oder nicht, hängt vollkommen von Euch selbst ab. Ihr
könnt Euer eigener Lehrer sein und versuchen herauszufinden, was Ihr braucht, um Eure
Ziele zu verwirklichen. ... Übernehmt Verantwortung für Euch selbst. Nur Ihr selbst kennt
Eure Geheimnisse: kein anderer kann Euren Geist lesen. Wenn Ihr etwas verändern möchtet,
macht Euch nicht von der Hilfe anderer abhängig, ohne selbst Initiativen zu ergreifen.
(Die Zukunft beginnt jetzt)
Tashi Paljor ©Tsurphu Labrang Media
Konflikte lösen – eine Verbindung
von Herz zu Herz aufbauen
Die Vorstellung von einer Verbindung von Herz zu Herz oder von Geist zu Geist scheint mir
interessant, da ich als spiritueller Lehrer immer versuche, mein Herz für andere zu öffnen
und wahrhaft offen zu sein für eine Verbindung von Herz zu Herz und von Geist zu Geist.
Gleichzeitig wurde mir jedoch immer geraten, Intelligenz über die Verbindung von Herz zu
Herz zu stellen, da es für jemanden in meiner Position gefährlich werden könnte, wenn ich
nicht vorrangig auf Intelligenz vertraue.
Das ist ein interessantes Paradoxon. Als mich eine Gruppe aus Afghanistan besuchte und
wir ein sehr anregendes Gespräch führten, machte ich eine erstaunliche Erfahrung. Wir
sprachen schließlich über die Buddhas von Bamiyan, die, wie Ihr wisst, vor einigen Jahren in
Afghanistan auseinander gesprengt wurden. Eigentliches Thema unseres Gespräches war der
unterschiedliche Zugang zu Spiritualität in muslimischen und buddhistischen Traditionen.
Natürlich findet man im Islam aufgrund der Lehren zu Götzenverehrung nicht viele
Darstellungen des Göttlichen oder der spirituellen Befreiung. In der buddhistischen
Tradition gibt es dagegen zahlreiche Statuen des Buddha, die sehr verehrt werden. Wir
sprachen also über solche Unterschiede zwischen den Traditionen und dass viele Menschen
die Zerstörung der Buddhas von Bamiyan als Tragödie wahrnahmen.
Ich regte an, dass wir vielleicht auch dieses Ereignis positiv sehen könnten. Was wir
bei der Zerstörung der Bamiyan Buddhas erlebten, war der Abbruch von Materie, das
Auseinanderfallen und Auflösen von fester Substanz. Das könnten wir ja vielleicht ähnlich
wie den Fall der Berliner Mauer betrachten. Eine Grenze, die zwei Gruppen von Menschen
voneinander ferngehalten hatte, brach zusammen und öffnete das Tor für weiterführende
Kommunikation. Ich denke, auf diese Weise ist es immer möglich, eine positive Sichtweise zu
finden, die uns helfen kann, einander besser zu verstehen.
(Seine Heiligkeit Karmapa bei der TED Conference, Indien 2009)
Soziales Handeln: für alle Sorge tragen
Soziales Handeln ist eine besondere Art, für andere zu sorgen. Die Tatsache, dass
Menschen in Gesellschaften zusammenleben, beweist, dass wir unsere gegenseitige
Fürsorge brauchen.
… Da wir alle sehr tief miteinander verbunden sind, ist das Wohlergehen einer einzelnen
Person ganz eng mit dem Wohlergehen ihrer Gemeinschaft verknüpft. Wenn wir soziale
Systeme schaffen, die unser grundlegendes Vernetztsein anerkennen, wird unsere
Gesellschaft mit der Wirklichkeit unserer Existenz in Einklang kommen. Das wird uns die
Grundlage für eine Gesellschaft schaffen, die stabil ist und menschliches Glück fördert.
Dass wir in einer Gemeinschaft leben, sollte uns täglich daran erinnern, wie viel wir
voneinander bekommen und wie viel wir einander verdanken. Ein klares Bewusstsein
für diese Verpflichtung, die aus der Freundlichkeit anderer hervorgeht, kann eine stabile
Grundlage für soziales Engagement bereitstellen. Unsere Handlungen können in dem
einfachen Wunsch gegründet sein, für andere zu sorgen, so wie wir selbst von der Welt
versorgt wurden.
(Seine Heiligkeit Karmapa bei der TED Conference, Indien 2009)
Liebe, die bleibt
Ich möchte etwas mit Ihnen teilen, das mich bewegt. Ich habe das Gefühl, dass meine Liebe
nicht in den Grenzen meines Lebens und meines Körpers verbleiben muss. Ich stelle mir
vor, dass selbst wenn ich nicht mehr in der Welt bin, meine Liebe immer noch da sein kann.
Ich möchte meine Liebe zum Mond schicken, und der Mond möge meine Liebe halten. Er
möge sie bewahren und sie jedem Menschen darbieten, so wie der Mond sein Licht sendet,
das die Erde umfängt.
©Filip Wolak Photography
(Das edle Herz)
Danksagung
Veranstalter
Die Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland e.V.
Der Karma Kagyü Verein wurde 1978 in München gegründet. Seine hauptsächliche Aufgabe
ist es, das Studium und die Praxis des Tibetischen Buddhismus der Karma-Kagyü-Tradition zu
ermöglichen und zu fördern. Daneben soll aber auch der Kontakt zu anderen buddhistischen
Traditionen und der interreligöse Dialog gepflegt werden, ebenso soll die Auseinandersetzung
mit den wissenschaftlichen, kulturellen und sozialen Aspekten des Buddhismus gefördert werden.
Im Jahre 2001 wurde der Verein in Karma-Kagyü- Gemeinschaft umbenannt. Sie steht unter der
Schirmherrschaft S.H. des XVII. Karmapa Ogyen Trinley Dorje.
www.karma-kagyu-verein.de
Das Kamalashila Institut®
Das Kamalashila Institut® ist der europäische Hauptsitz Seiner Heiligkeit, des XVII. Karmapa, des
Oberhauptes der Karma-Kagyü-Schule des tibetischen Buddhismus. Schwerpunkt des Institutes sind
die Lehren und Meditationsübungen der Karma Kagyü Tradition, wie sie seit dem 10. Jahrhundert
von Kagyü-Linienmeistern übertragen wurden. Das Institut wurde 1981 gegründet. Es ist ländlich
gelegen, nahe Köln, Bonn und Koblenz und steht unter der spirituellen Leitung von Dzogchen Pönlop
Rinpoche. Die Residentlamas sind Acharya Lama Sönam Rabgye and Acharya Lama Kelzang Wangdi.
www.kamalashila.de
Bodhicharya Deutschland e.V. Berlin
ist eine gemeinnützige Bildungs- und Kulturvereinigung, die von Ringu Tulku Rinpotsche
gegründet wurde. Ihre Aktivitäten umfassen das Sammeln, Niederschreiben, Übersetzen und
Veröffentlichen von Texten über die buddhistische Lehren und die Unterstützung von Bildungsund Gesundheitsprojekten weltweit. Das Zentrum Bodhicharya Berlin wurde 2001 in Nachfolge des
früheren Berliner Karma-Kagyü-Zentrums gegründet.
www.bodhicharya.de
Karmapa Foundation Europe
Die Karmapa Foundation Europe (KFE) ist eine internationale Stiftung, deren Hauptquartier in
Brüssel ist. Sie wurde 2010 vom Ehrwürdigen Ringu Tulku Rinpotsche gegründet, der auf Wunsch
Seiner Heiligkeit, des XVII. Karmapa Ogyen Trinley Dorje, des Oberhauptes der Karma Kagyü Schule
des tibetischen Buddhismus, sein offizieller Repräsentant in Europa ist. Ziel der Stiftung ist es,
Seine Heiligkeit, den XVII. Karmapa und seine Aktivitäten in Europa und aus europäischer Sicht
zu unterstützen. Die Aktivitäten der Karmapa Foundation Europe reichen von der Unterstützung
des Besuchs Seiner Heiligkeit in Europa zum Verbreiten seiner spirituellen Lehren in Europa, der
finanziellen Unterstützung seiner vielfältigen Projekte und der Vertretung seiner rechtlichen
Interessen in Europa.
K A R M A PA F O U N D AT I O N
E U R O P E
www.karmapafoundation.eu
Wir möchten allen engagierten Helfern, großzügigen Sponsoren und der Administration Seiner
Heiligkeit, des Karmapa (Tsurphu Labrang) für ihre Unterstützung und ihre Beiträge danken, die
dieses Projekt möglich gemacht haben. Herzlichen Dank auch an edition steinrich, den Kagyü
Dharma Verlag, die Mandarava Edition des Sequoyah-Verlages und TED für die Erlaubnis, Texte
aus ihren Veröffentlichungen und Aufzeichnungen abzudrucken und an das Internationale Kagyü
Mönlam und alle Fotografen, die ihre Aufnahmen mit uns geteilt haben.
Herausgegeben von Rosi Findeisen,
Jo Gibson, Michelle Martin und
Dorothea Nett
Graphische Gestaltung
Paul O´Connor, Judo Design
Druck: Marpa Institute Poland
Veröffentlichungen S.H., des XVII. Karmapa
Das edle Herz
Die Welt von innen verändern
2011 verbrachten sechzehn amerikanische College-Studenten einen ganzen Monat in Indien, zusammen mit
einem der inspirierendsten Meister des tibetischen Buddhismus, S.H. dem XVII. Karmapa und diskutierten
Themen wie Nahrungsgerechtigkeit, Geschlechteridentität und nachhaltiges Mitgefühl. Obgleich der Karmapa nur
wenige Jahre älter als sie war, veränderte das, was sie hörten, ihr Leben. Wenn Du bereit bist, die Herausforderung
anzunehmen, kann dieses Buch auch Dein Leben verändern – von innen nach außen.
Edition steinrich, 2014
DIE ZUKUNFT IST JETZT
108 Ratschläge, um eine bessere Welt zu schaffen
„Die Zukunft ist Jetzt“ ist Karmapas erste Veröffentlichung für ein größeres Publikum. Es verbindet
zeitgenössische Fotografien mit 108 Aphorismen für ein mitfühlenderes und bewussteres Leben. Karmapa gibt Rat
für universelle und persönliche Themen wie soziale Werte, die Umwelt, Freiheit, Verantwortung, Einsamkeit und
Zufriedenheit. Frische, kühne, zeitgemäße Fotos und direkte, offene Texte machen die traditionellen Lehren des
Buddhismus jedem zugänglich.
Edition Mandarava im Sequoyah Verlag
Herzensrat des Karmapa
Erschienen anlässlich seines ersten Besuches in Amerika, vermittelt „Der Herzensrat des Karmapa“ einige der
Einsichten und die Weisheit des XVII. Karmapa Ogyen Trinley Dorje zum Wohle der Lebewesen in der ganzen
Welt. Durch Dharma-Unterweisungen, Interviews, Poesie und Lieder bietet dieser jugendliche Meister zeitgemäße
Lehren zu einem weiten Spektrum von Themen: die Umwelt schätzen, liebende Güte und Mitgefühl anwenden,
Karma verstehen, Harmonie mit anderen religiösen Traditionen pflegen. Diese Sammlung enthält auch eine
Auswahl von Liedern, Essays und Gedichten früherer Karmapas und ermöglicht einen Einblick in das reiche
Vermächtnis dieser lebenden Buddhas über die Jahrhunderte hinweg.
Kagyü Dharma Verlag, 2010
Ngöndro für unsere heutige Zeit
Eine kurze Praxis der Vorbereitenden Übungen mit Anleitungen
In diesen einprägsamen Unterweisungen, die S.H., der XVII. Karmapa, in Bodhgaya gab, werden Praktizierende
durch eine gekürzte Version der auf Mahamudra vorbereitenden Übungen geleitet, die Seine Heiligkeit zum Wohl
von Schülern in den westlichen Industrieländern verfasst hat, die oft ein sehr geschäftiges Leben führen. Das
Buch enthält die vollständige Praxis, in kurzen Rezitationen in Englisch, Tibetisch und tibetischer Lautschrift und
Anleitungen zu drei der vier Besonderen Vorbereitenden Übungen, mit Ausnahme des Guru Yoga. Seine Heiligkeit
führt Praktizierende durch die Details jeder Praxis, einschließlich der Visualisation der Zuflucht, Vajrasattva-Reinigungspraxis und Mandala-Opferungen, oft unterbrochen durch seinen erfrischenden Humor.
Nur auf Englisch, veröffentlicht bei KTD Publications 2010
Die Reise auf dem Pfad des Mitgefühls
Ein Kommentar zu den siebenunddreißig Verhaltensweisen eines Bodhisattvas
„Die Reise auf dem Pfad des Mitgefühls“ ist ein Kommentar des XVII. Karmapa Ogyen Trinley Dorje zur
Lebenspraxis von Bodhisattvas, wie sie von dem berühmten tibetischen Meister Thogme Sangpo in 37 Aspekten
dargelegt wurde. Sie gibt ein Beispiel seiner Art zu lehren: In kraftvoller, direkter Weise und mit frischem Blick
führt er uns ständig zur Notwendigkeit einer inneren Wandlung hin und zeigt die Relevanz der Aussagen dieses
hoch verehrten Werkes für unser tägliches Leben an dem Ort, wo wir heute stehen.
Edition Mandarava im Sequoyah Verlag, 2010
Deer Park Calligraphies
Dieses Buch beinhaltet schöne Reproduktionen von 19 Original-Kalligraphien, die der XVII. Karmapa während
eines Aufenthaltes in Sarnath, Indien gefertigt hat. Die gesamten Einnahmen aus diesem Buch gehen an das neue
Bauprojekt von Karma Triyana Dharmachakra.
Nur auf Englisch, veröffentlicht bei KTD Publications 2004
DEUTSCHLAND | 28. Mai - 9. Juni
Der erste Besuch Seiner Heiligkeit
des XVII. Karmapa Ogyen
Trinley Dorje in Europa
Kamalashila Institute®
ESTREL CONVENTION CENTER
Kirchstr. 22a, D-56729 Langenfeld
Sonnenallee 225, D-12057 Berlin
M A I 16:00 Begrüßung Seiner Heiligkeit Karmapa im
JUNI 19:30 Vortrag: Ursprüngliche Weisheit für die Moderne Welt.
JUNI 09:30 Einweihung des Stupa (Nur geladene Gäste)
JUNI 09:00 Besuch im Bodhicharya Berlin (Nur geladene Gäste)
28
01
Kamalashila Institut® (Nur geladene Gäste)
Nürburgring Bitburger Event-Center
05
06
Otto-Flimm-Str., D-53520 Nürburg
M A I 09:30 Unterweisung: Kurzes Ngöndro - 1
29
11:00 Unterweisung: Kurzes Ngöndro - 2
15:00 Unterweisung: Guru Yoga Praxis
11:00 Unterweisung: Das Mahamudra Liniengebet - 2
15:00 Einweihung: Die 84 Mahasiddhas
M A I 09:30 Einweihung: Dorje Sempa
31
14:00 Einweihung: Medizin-Buddha
14:30 Unterweisung: Geistestraining
- Den Geist zähmen und Herzlichkeit verbreiten
19:30 Vortrag: Buddhismus und Umwelt
- Ein Leben in Harmonie mit unserem Planeten
JUNI 14:30 Vortrag: Die Welt von Innen nach Außen verändern
07
M A I 09:30 Unterweisung: Das Mahamudra Liniengebet - 1
30
Herzensrat für ein sinnerfülltes Leben
- Liebe und Mitgefühl in der globalisierten Welt
19:30 Unterweisung: Inneren Frieden erlangen
- Die Kunst der Meditation; mit Kulturveranstaltung
JUNI 10:00 Einweihung: Karma Pakshi
08
14:00 Junge Leute treffen den Karmapa:
Die Zukunft Ist Jetzt - die Jugend von Heute ist die
Hoffnung für ein besseres Morgen
Veranstalter: Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland e.V., Kirchstr. 22a • 56729 Langenfeld • Amtsgericht Koblenz VR 20991
www.karmapafoundation.eu
www.karmapa-germany.de