Frauen und Männer - Webseiten der Mitarbeiter der Universität

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Frauen und Männer - Webseiten der Mitarbeiter der Universität
Mosaiksteinchen zu
Frauen in der Astronomie
Vom ersten Weltreich zum ersten Weltkrieg
Dr. B. Pfeiffer
Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz,
Astronomische Gesellschaft
Volkshochschule Mainz: Besondere astronomische Themen
VHS-Sternwarte im Turm der Anne-Frank-Schule
31.05.2005 19:30
Vortrag 3.5.05
Vorbemerkung
Ich hatte nur wenig Zeit für die Vorbereitung, so
musste ich mich auf Informationen aus dem
Internet beschränken. Deshalb als erstes eine
Warnung: Manches kann falsch sein!
Ich hoffe, eine Stenfreundin nimmt das Thema
noch einmal auf und kann tiefer einsteigen.
Hadith at madrassah at Bukhara, 1417
"It is the duty of every Muslim man and woman
to acquire knowledge."
Das Internet umfasst vorwiegend englische Seiten. Ich habe den Eindruck, dass damit auch
eine Vorauswahl an Themen und Interessengebieten und Biographien einhergeht.
Die meisten Namen von Frauen in der Wissenschaft aus dem Internet sind aus dem „abendländischen Kulturkreis“ im allgemeinen und dem angelsächsischen im besonderen.
In außereuropäischen Kulturen gab es sicher auch Frauen, die sich am
wissenschaftlichen Leben beteiligt haben. So werden mehrere Frauen in der
Vedischen Literatur Indiens erwähnt, wie Gargi. Doch oft kennen wir auch
keine Männer. So wurde die gesamte Literatur Mittelamerikas vernichtet.
Merit Ptah, ca. 2700 V.Chr
1. Ärztin, III. Dynastie
Es gibt noch viel zu erforschen!
B.P. 2005
Warum nicht „Frauen in der Wissenschaft“?
• Zum einen heißt der Kurs „Besondere Astronomische Themen“ und
• zum zweiten ist die Astronomie die älteste Wissenschaft. Und wenn man die eng
damit verflochtene Mathematik und Naturphilosophie mit einschließt,
erfasst man praktisch alle Wissenschaftlerinnen.
In einer modernen Beschreibung der Alchemie fand ich die Behauptung, dass
Frauen schon immer in der Alchemie voll gleichberechtigt waren.
Allerdings fand ich bei (zugegebenermaßen) nicht allzu intensiver Suche fast immer nur
den Hinweis auf
Maria die Jüdin / Hebræa / Judaica / Prophetissa
Tribikos
Kerotakis
Manchmal wird sie als Schwester des Moses bezeichnet. Dann heißt es, sie
müsse vor Demokrit gelebt haben, da sie seine Naturphilosophie nicht zitiert.
Andere sagen, sie lebte im 1. Jahrhundert in der jüdischen Gemeinde von
Alexandria.
Die meisten Webseiten erwähnen nur, sie habe die Salzsäure gefunden.
Andere schreiben ihr erste Destillationsapparate zu. Sulfide (die sich am Rückflussapparat „Kerotakis“ ablagern) heißen „Schwarz der Maria“. Das Wasserbad
wird „Balneum Mariæ”, “Marias Bad”, genannt.
Die Techniken babylonischer Parfümherstellerinnen (Tapputi-Belatekallin ca. 1250
v.Chr.) wurden von den Hellenisten weiterentwickelt. Weitere Alchemistinnen sind
Kleopatra VII, Paphnutia die Jungfrau, Theosebeia, Schwester des Zosimus (der
ältere Arbeiten, auch von Frauen, unter seinem Namen veröffentlichte).
Am Beginn der Chemie steht dann wieder eine Frau: Marie de Lavoisier (1758-1836).
B.P. 2005
Beginn der Astronomie ?
Mondphasen
Canchal Mahona,
Spanien
Die Anfänge der Astronomie verlieren sich im Dunkel
der Zeit. Und sicher haben sich Frauen und Männer
gleichermaßen damit beschäftigt. Doch über mehrere
Zehntausend Jahre haben wir keine Kenntnis von
individuellen Beiträgen zum Fortschritt der Erkenntnis,
sei es nun von Männern oder Frauen.
Erst seit der Erfindung der Schrift in den frühen Hochkulturen können wir erste Personen erkennen, wenn
auch oft nur sehr schemenhaft.
ORION ?
Schwäbische Alb
Plejaden in Lascaux?
Venus von Willendorf Löwenmensch, ca. 30000 J.
Schwäbische Alb
B.P. 2005
Time Lords
or
Time Ladies?
En Hedu‘Anna (ca. 2354 v.Chr.)
Tochter von Sargon von Akkad, dem Begründer des ersten Imperiums.
Oberpriesterin des Mondgottes Nanna in Ur, eine bedeutende Position.
48 hymnische Gedichte sind überliefert.
Aganice (1878 v.Chr. ?)
Griechische Naturphilosophin, die ein System zur Vorhersage von Planetenpositionen entwickelte. Andere sagen, sie sei eine Tochter des Pharaos Sesostris I.
Königin Sonduk von Korea (ca. 630 v.Chr.)
Errichtete den „Turm der Sonne und des Mondes“ in Kyongju (Südkorea), Hauptstadt der Silla Dynastie. War berühmt als Schamanin.
Pan Chao [Ban Zhao] (50 – 112)
Wirkte am Hof von Kaiser Ho. Kapitel über Astronomie im „Han Shu“.
Diatoma
War Lehrerin des Sokrates. Rede wird in Platos „Symposium“ zitiert.
Arate von Cyrene
Eine Zeitgenossin von Sokrates, war Leiterin einer eigenen Philosophenschule.
B.P. 2005
Weitere Griechinnen: Hipparchia, Lasthenia, Perictione, Themista.
Theano und Damo
Nach Menagius „Historia Mulierum Philosopharum“ gab es 28 Frauen an der Schule des
Pythagoras in Kroton (Süditalien).
Theanos Vater, Milon von Kroton, ein Philosoph, Arzt und 12-facher Olympiasieger, förderte
die Ansiedlung der Schule des Pythagoras in seiner Heimatstadt in Süditalien.
Die Schule wurde erst von Pythagoras Ehefrau Theano und dann von der Tochter Damo, der
er alle seine Aufzeichnungen übergeben hatte, fortgeführt.
Theano soll das Buch über den Goldenen Schnitt verfasst haben.
Die Diskriminierung der Frauen begann dann mit Plato / Aristoteles, auf den sich
die Männer bis heute berufen.
B.P. 2005
Aglaonice aus Thessalonien
Lebte im 5. Jahrhundert vor Christus (?).
Wurde laut Plutarch (einem Priester am Orakel von
Delphi) als Hexe betrachtet, da sie den
„Mond vom Himmel holen konnte“.
Sie konnte also Finsternisse vorausberechnen!
Aglaonice
(63 km Durchmesser)
Danilova
Impaktkrater auf der Venus werden
nach bedeutenden Frauen benannt.
• Maria Danilova (ca. 1793) russische
Balletttänzerin
• Julia Howe (1819-1910) amerikanische
Dichterin
Howe
Einschlagkrater auf Venus
B.P. 2005
Berenike II
Pharao und Göttin
(nach 270 – 221 v.Chr.)
Es gibt nur ein Vorbild für die gleichberechtigte Darstellung eines Pharaonenpaares: Nofretete und Echnaton
Eine Vorschrift des Kanopus-Dekrets
vom 7. März 238 v.Chr. betrifft den
Kalender. Ptolemaeus III Euergetes und
Berenike II ersetzen den altägyptischen
Kalender mit 365 Tagen durch einen
Sonnenkalender von 365,25 Tagen, damit
die Feiertage mit den Jahreszeiten synchron laufen.
Volk und Priesterschaft boykottierten
die Neuerung.
Sternbild und offener
Sternhaufen
Coma Berenices
Haar der Berenike
Etwa 200 Jahre später schlug der Astronom Sosigenes von
Alexandria diese Schaltjahrregelung Cäsar vor, der sie dann
46 v.Cr. In Rom einführte.
Der Historiker Poseidipp berichtet, dass Berenike bei den
Olympischen Spielen ein Wagenrennen gewann.
B.P. 2005
Eingeführt 247 v.Chr. durch Conon von Samos
Hypatia (ca. 370 – März 415)
Tochter Theons von Alexandria, letzte Leiterin der Akademie
Alle eigenständigen Werke verloren, nur noch bekannt aus Zitaten:
Kommentare zu Diophantus Arithmetica und Apollonius Kegelschnitten
Überliefert Arbeiten mit ihrem Vater: Kommentare zu
Syntaxis Mathematica (Buch III) von Ptolemaeus und Neuausgabe
von Euklids Elementen
Idealisiertes Bild
Sie gilt as Erfinderin des Astrolabs (?).
Ihr Schüler Synesius von Syrene,
Bischof von Ptolemais, fragt in einem
Brief um Rat zur Fertigung eines
Astrolabs. Dieses Gerät wurde dann von
den Arabern weiterentwickelt und
nach Europa vermittelt.
Hypatia geriet in einen Machtkampf zwischen dem Präfekten Orestes und dem Patriarchen
St. Cyril und wurde von einem christlichen Mob hingeschlachtet. Darauf verließen fast alle
Philosophen die Stadt und beendeten die 700 jährige Tradition als Zentrum des Wissens.
B.P. 2005
Kaiserin Eudocia
(396 – 460)
Mehrere Webseiten behaupten, Eudocia habe bedeutende Beiträge zur Astronomie
geleistet.
Doch welche?
Sie wurde geboren als Athenaïs, Tochter des heidnischen Philosophen Leontius, und erhielt
durch ihn eine solide Ausbildung. Sie ließ sich taufen als Eudocia, damit sie den Kaiser
Theodosius II heiraten konnte.
Viele Webseiten sagen, dass er sich lieber mit Mathematik und Astronomie beschäftigte,
als zu regieren. Das überließ er seiner Schwester Pulcheria und seiner Frau.
St. Katharina von Alexandria (vom Berg Sinai)
Teilweise die gleichen Webseiten nennen auch Katharina als Astronomin. Nach Auffassung
vieler Gelehrte hat sie nie gelebt. Sie ist vielleicht ein christliches Spiegelbild der heidnischen
Hypatia, mit der sie viele Attribute teilt wie Gelehrsamkeit, Tugendhaftigkeit, Schönheit.
Manche Webseiten spekulieren, ob im Katharinenkloster am Berg Sinai nicht am Ende
Hypatia begraben liegt, deren Leichnam von den fanatischen Wüstenmönchen mitgenommen
wurde, damit St. Cyril verbreiten konnte, sie sei gar nicht ermordet worden, sondern besuche
einige alte Schüler (darunter hohe Würdenträger der Kirche).
B.P. 2005
Zeit der „gelehrten Äbtissinnen“
Im frühen Mittelalter ermöglichten
nur die Klöster Zugang zu Bildung,
und das galt für Frauen und Männer
gleichermaßen.
Hildegard von Bingen
(1098 – 1179)
Das Weltall aus dem verschollenen
Rupertsberger Scivias-Kodex der
seligen Hildegard von Bingen
(1141 – 1151)
In ihrem 1163 bis 1174 entstandenen Werk "Liber divinorum operum simplicis homini" gibt sie ihr kosmologisches Modell auf und beschreibt die Aristotelischen Sphären. Die Kenntnisse der antiken Astronomen
gelangten gerade zu ihrer Lebenszeit erst über das maurische Spanien wieder nach Mitteleuropa, z.B.
über Übersetzungen der arabischen Literatur. Um 1150 entstand auch das Lehrbuch „Theoricae
Planetarum“ des Gerard von Cremona, der in Spanien lebte. Hildegard hatte anscheinend Kenntnis von
den topaktuellen Entwicklungen in der Wissenschaft.
M. A. Álvarez and Á. I. Díaz Women in the History of Astronomy Astrophysics and Space Science 263 (1999) 401
B.P. 2005
Herrad von Landsberg
(ca. 1127 – 1195)
Herrad war in der Zeit von 1167 bis 1195 Äbtissin des Klosters Hohenburg
auf dem Odilienberg (Elsass) und erlangte große Berühmtheit als Autorin
und Illustratorin des Hortus deliciarum (Garten der Wonnen).
Der Hortus Deliciarum, der das geistliche und profane Wissen des
Hochmittelalters für die Klosterschwestern des Hohenburger Klosters in
lateinischer Sprache zusammenfasste, war die erste nachweislich
von einer Frau verfasste Enzyklopädie.
Enthalten sind Illustrationen des Tierkreises und ein
Paschalzyklus für die Jahre 1175 bis 1706.
Komputistik nach Dionysius Exiguus.
Herrad von Landsberg
Selbstbildnis aus dem
Hortus deliciarum,
um 1180
Das Original wurde beim Brand von Straßburg während der Belagerung im
Deutsch-Französischen Krieg 1870/1 vernichtet.
B.P. 2005
Margaret Cavendish, Duchess of Newcastle
(1623 - 1673)
„First Lady of Science“
"I cannot publicly preach, teach, declare or explain [my work] by word of mouth, as most of the
famous philosophers have done, who thereby made their philosophical opinions more famous
than I fear mine will ever be."
Cavendish war die erste Aristokratin in England, die unter ihrem eigenen Namen veröffentlichte.
Und sie war die einzige, die zu ihrer Zeit mehr als 1 Buch publizierte (14 insgesamt).
Sie glaubte, Materie setze sich aus intelligenten
Atomen zusammen und daher benötige man
keinen Gott, um die Natur zu beleben. Viele
wollten sie am liebsten als Atheistin verbrennen.
Ihr Buch „A Blazing New World“ gilt als erstes
Werk der Science-Fiction Gattung.
1667 gelang es ihr (trotz heftiger Gegenwehr) zu
einer Sitzung der Royal Society zugelassen
zu werden. Robert Boyle führte Experimente vor.
B.P. 2005
Wohlhabende Frauen, Familienangehörige
Sofie Brahe (1556 – 1643)
Schwester und Assistentin von Tycho Brahe in Uraniborg.
Maßgebliche Beiträge zum Sternkatalog.
Marie Cunitz (1610 – 1664)
„Urania Propitia… Das ist: Newe und langgewünschete, leichte Astronomische Tabelln“
Überarbeitung der Rudolfinischen Tafeln, die sie
für praktische Anwendungen brauchbar
machten.
Elisabeth Hewelke, geb. Koopman (1647 – 1693)
Verbesserte das Werk von Cunitz
Nach dem Tod von Hevelius veröffentlichte sie „Firmamentum Sobieskanum“
und „Prodromos Astronomicae“; Sternkatalog mit 1888 Objekten
B.P. 2005
Jeanne Dumée
(? -1706)
Jeanne Dumée begann als 17jährige Witwe, sich mit der Astronomie und anderen Naturwissenschaften zu befassen. In ihrer Schrift „Entretiens sur l’opinion de Copernic touchant
la mobilité de la terre“ (um 1680) beschrieb sie anhand von Beobachtungen der Venus und
der Monde des Jupiter die Bewegung der Erde und somit die Richtigkeit der Theorien des
deutschen Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473–1543) und des italienischen Mathematikers, Physikers und Astronomen Galileo Galilei (1564–1642).
Die Inhaltsangabe des umfangreichen Werkes wurde im „Journal des Savants“ veröffentlicht.
Doch wurde es nie gedruckt. Die Bibliothèque Nationale in Paris verwahrt ein Manuskript.
B.P. 2005
Astrologische Almanache
Sarah Jinner aus London und Mary Holden aus Sudbury
(Biographische Daten unbekannt?
Jinner war vermutlich Hebamme)
Sarah Jinner, The Woman’s Almanack: Or, Prognostication For ever, Shewing
the nature of the Planets, with the Events that shall befall Women and children
born under them. With several Predictions very useful for the Female Sex (1659)
„Sarah Jinner’s almanac is the only existing one written by a woman during this time period. Like Culpeper,
Jinner also gives advice on conception and pregnancy and provides recipes for gynecological medicines.“
Mary Holden: "The Womans Almanack for the Year of our Lord, 1688";
"The Woman's Almanack: or, an Ephemerides For the Year of Our Lord, 1689".
Alle Almanache/Kalender enthielten astrologische Vorhersagen. Sie waren sehr einflussreich,
da sie oft die einzige Literatur waren, die in den Haushalten gelesen wurden.
B.P. 2005
Mit dem Bürgerkrieg in England treten Frauen verstärkt an die Öffentlichkeit.
Sie schreiben sogar Petitionen ans Parlament.
Schon Gutenberg
druckte Kalender/Almanache mit astronomisch/
astrologischen Angaben für medizinische
Anwendungen, wie den Aderlasskalender für
das Jahr 1457.
Bibliothèque Nationale de France
Kalender für das Jahr 1499 des Baseler
Druckers Lienhart Ysenhut,
bearbeitet vom Baseler Stadtarzt
Joh. Rom. Wonecker.
Magdalena Zeger (ca. 1491 – 1568)
Um 1560 verfasste Magdalena Zeger Kalender für Nordeutschland/Dänemark. Die Bestimmung
der Osterfeiertage erforderte astronomische Kenntnisse.
B.P. 2005
Fortdauer bis heute!
Die Tradition der Almanache wird z.B. von
dem seit 1792 erscheinenden „Old Farmer‘s
Almanac“ aufrechterhalten, der von dem FBI
kürzlich für ein Handbuch für Terroristen
gehalten wurde. Neben astronomischen
Tabellen enthält er auch Wetterprognosen
für die Bundesstaaten (Al Manac bedeutet
im modernen Arabisch das Wetter). Im Vorwort
besteht die Herausgeberin darauf, dass die
80% Trefferquote auf wissenschaftlichen
Methoden beruhe. Der Gründer, Robert B.
Thomas, hat um 1790 eine Geheimformel entwickelt, in die u.a. Sonnenfleckenhäufigkeiten
eingehen.
Quellen für die Formel wollte sie mir aber nicht verraten!
Angebote der AZ
Im Vortrag vom 23.3.04, „Kosmische Strahlung- Boten aus dem All“
http://www.staff.uni-mainz.de/bpfeiffe/Vhs04f-w.pdf
hatte ich Veröffentlichungen von Wilhelm Herschel um 1800 erwähnt,
in denen er eine Beziehung zwischen Sonnenflecken und Getreidepreisen in England herstellte.
In England lachte man darüber,
woanders nahm man sie vielleicht ernst.
Der spätere Präsident der USA, Benjamin Franklin, gab seit 1733 unter Pseudonym den
„Poor Richard‘s Almanack“ heraus.
B.P. 2005
Kalender im „Familienbetrieb“
Maria Margarethe Winkelmann (1670-1720)
Christfried (1694-1740)
Gottfried Kirch (1639-1710)
Christine (1696-1782)
Gottfried Kirch ist ein bedeutender Astronom des 17. Jahrhunderts, der (noch) nicht die zustehende Anerkennung
fand. Insbesondere fand er keinen Gönner, der ihm einen festen Posten verschaffte. Bis 1700, als er als Astronom
an die gerade gegründete „Brandenburgische Societät der Wissenschaften“ berufen wurde, ernährte er sich und
seine Familie mit der Erstellung von Kalendern, manchmal 13 verschiedene in einem Jahr.
Es ist hervorzuheben, dass er seine Familie sowohl bei seinen Beobachtungen als auch den Berechnungen der
Ephemeriden für die Kalender beteiligte. Nach seinem Tod führte seine Frau die Arbeit an dem offiziellen
Kalender für Preußen fort. Der Sohn Christfried folgte ihm 1716 als Astronom in Berlin. Als nach dem 1. Schlesischen Krieg Kalender für Schlesien berechnet werden mussten, stellte man die Tochter Christine mit einem
ansehnlichen Gehalt an.
Kirch wurde als beobachtender Astronom bekannt durch den 1. mit einem Teleskop entdeckten
Kometen C/1680 V1, den Kugelsternhaufen M11 1681 und dir Variabilität von Chi Cygni 1686.
M11
Bei der gemeinsamen Beobachtung des von Margarethe entdeckten „Kometen von 1702“ fanden sie
den offenen Sternhaufen M5. Margarethe fand Anerkennung durch die Beschreibung der Nordlichter
in 1707.
M5
Erst in letzter Zeit erkennt man die Bedeutung der Kirchschen Kalender für die Verbreitung des Pietismus
und der Gedanken der Frühaufklärung.
B.P. 2005
Leibnitz hatte die Societät ursprünglich in Mainz gründen wollen.
Einige Beispiele für Kalender des Familienbetriebs Kirch
Christen-, Jüden- und TürckenKalender, 1677
Zigeuner-Kalender für 1676
Christen-, Jüden- und Türcken-Kalender, 1686
Astronomischer Wunder-Kalender für 1683
B.P. 2005
K.-D. Herbst; Beiträge zur Astronomiegeschichte 7 (2004) 115
„Teutsche Stern=Gesellschafftt“
Oder: Wie kommuniziere ich mit der Welt?
Heute verbreiten sich Nachrichten in Windeseile um die Welt.
Früher war es recht schwierig, eine Beobachtung / neue Theorie
den anderen Astronomen mitzuteilen (entsprechend auf dem
laufenden zu bleiben), da es noch keine internationalen Journale
gab. Dieses Problem stellte sich für Männer und Frauen, für letztere
aber war es fast unüberwindlich.
Kirch z.B. fügte astronomische Beobachtungen in seine Kalender ein.
Während eines Aufenthaltes bei Hevelius in Danzig bemerkte er, dass
Hevelius als ein international bekannter Astronom mit vielen Kollegen
in Briefwechsel stand. Wichtig war auch, dass er als Mitglied der
Royal Society zugang zu deren Publikationen hatte, wie den „PhiloChristen-, Jüden- und Türckensophical Transactions“ (erscheinen seit 1665).
Kalender, Gottfried Kirch, 1685
In der deutschen Kleinstaaterei gab es keine zentralen Institutionen wie in Britannien und Frankreich. Kirch schlug deshalb die Gründung einer Astronomen aus aller Welt zugänglichen „Astronomischen Societät in Teutschland“ mit Sitz in Frankfurt vor, die Beobachtungen sammeln und
publizieren sollte. Auch Weigels „Collegium Artis Consultorum“, das die Einführung des „Reichskalenders“ in den protestantischen Staaten 1700 vorbereiten sollte, kam nicht zustande.
Der Kurmainzer Revisionsrat Leibniz schlug nach einem Parisaufenthalt die Gründung einer
Akademie in Mainz vor. 1700 wurde sie dann nach Fürsprache durch Kurfürstin Sophie Charlotte
in Berlin gegründet, mit einer Sternwarte.
B.P. 2005
K.-D. Herbst; Beiträge zur Astronomiegeschichte 5 (2002) 115
Women in Astronomy - Bio-Notes
http://users.erols.com/njastro/barry/pages/womenbio.htm
Eine umfangreiche, sehr hilfreiche Web-Seite. Leider fehlen noch die meisten Kurzbiographien. Viele der aufgeführten Frauen haben nur im weitesten Sinne eine
Beziehung zur Astronomie.
Bryan, Margaret
(1770?-1816+)
British Educator/Author
Ran a boarding school and seminary for girls at Blackheath, England. In August, 1797, she published
her lecture notes, in book form, as "A Compendious System of Astronomy". The popularity of her first
work encouraged her to publish "Lectures on Natural Philosophy" in 1806, and later that same year
"An Astronomical and Geographical Class Book for Schools".
Marcet, Jane Haldimand
(1769-1858)
Swiss/British Author/Popularizer
Born in geneva to Anthony and Jane Haldimand. Husband was Alexander Marcet. In 1806 she published
"Conversations on Chemistry". In 1819 Jane published "Conversations on Natural Philosophy", a physics
book of which two-thirds of the text actually deals with astronomy and related topics. She authored many
other popular books right up until her death.
B.P. 2005
http://www.a-i-f.it/STORIA/Download/PDF/Gabbiani%202001.pdf
B.P. 2005
Marie-Jeanne Lalande (1768-1832) war die Nichte von Joseph-Jérôme Lalande (1732–1804), des Direktors
des Pariser Observatoriums. Sie verarbeitete die Beobachtungen an zehntausend Sternen zu einer Sammlung
von Stundentabellen und berechnete zahlreiche Sternbewegungstabellen.
Diese Abhandlung, leider in italienisch, behandelt auch ausführlich die „Neuzeit“,
die ich nicht abhandeln will!
B.P. 2005
Maria Clara Müller, geb. Eimmart (1676 – 1707)
Maria Clara Eimmart
Astronomie-Illustratorin und
Malerin
geboren am 27. Mai 1676
in Nürnberg
gestorben am
28. Oktober 1707
in Altdorf (Mittelfranken)
Maria Clara Eimmart gehörte einer berühmten Maler- und Kupferstecherfamilie an und wurde von ihrem
Vater Georg Christoph Eimmart (1638–1705) unterrichtet. Außer Zeichnen und Malen lernte sie auch
Sprachen, Mathematik und Astronomie. Früh half sie ihrem Vater bei astronomischen Beobachtungen.
Sie stellte Zeichnungen von 250 Mondphasen her und illustrierte das von ihrem Vater verfasste Werk
„Micrographica Stellarum Phases Lunae Ultra 300“ aufgrund von teleskopischen Beobachtungen.
Ihr gebührt die Ehre, eine der ersten Astronomie-Illustratorinnen gewesen zu sein. Maria stellte Kometen,
Sonnenflecke, Finsternisse und Mondgebirge dar. Außerdem malte und zeichnete sie vor allem
Blumen, Vögel und Früchte und stach Figuren in Kupfer. 1706 heiratete sie den „Professor der Mathematik
und Physik“ Johann Heinrich Müller und starb ein Jahr später im Wochenbett.
B.P. 2005
Emilie Marquise de Châtelet
(17.12.1706 – 10.9.1749)
Voltaire: „Eléments de la Philosophie de Newton“,
Amsterdam, 1738
Eine Frau lenkt die von der Muse Urania ausgehenden Strahlen
auf den Autor. Voltaires verschlüsselter Hinweis darauf, dass die
Abschnitte über Newtons Mathematik von Emilie stammen.
Obwohl als adelige Dame in der „feinen“ Gesellschaft integriert, konnte sie
Gelehrte nicht in den Pariser Cafés besuchen. Aus Protest kam sie einmal
in Männerkleidung, um mit Maupertius zu diskutieren.
„Two wonders have occurred. One that Newton was able to write this work,
the other that a woman could translate and explain it.“
Voltaires Vorwort zur Übersetzung von Newtons „Principia“.
Dies ist bis heute die einzige französische Übersetzung, darüber hinaus
noch kommentiert.
B.P. 2005
Sie starb bei der Geburt einer Tochter, die auch nicht überlebte.
Nicole-Reine Lépaute
(1723-1788)
Erste Arbeiten betrafen die Schwingungen von Pendeln verschiedener Länge,
erschienen 1755 im "Traité d'horlogerie" ihres Mannes, des königlichen Uhrmachers.
Sie erwarb sich bald den Ruf, eine der besten astronomischen Rechnerinnen ihrer Zeit zu sein.
In Vorbereitung der erwarteten Rückkehr des Halleyschen Kometen beauftragte Jérome Lalande den
Mathematiker Alexis Clairaut mit der Neuberechnung der Kometenbahn unter Berücksichtigung der Störungen
durch Jupiter und Saturn. Dafür mussten die Bahnen der Gasplaneten für die letzten 200 Jahre neu berechnet
werden.
Clairaut wiederum erbat sich die Unterstützung von Nicole Lépaute.
Während 6 Monaten kamen sie oft nicht mal zum Essen. Sie erwarteten den Periheldurchgang für April 1759.
Ihre Fähigkeiten wurden bald wieder gebraucht: zur Berechnung des Durchgangs der Venus im Jahre
1761 und 1762 und zur Berechnung der kommenden Sonnenfinsternis 1764. Für 1764 veröffentlichte sie
Tabellen, die den Verlauf der Finsternis für jede Viertelstunde für ganz Europa angaben. Von 1759 bis 1774
war Nicole Lépaute zusammen mit Lalande für die Jahrespublikation der Akademie der Wissenschaften
"Connaissance des Temps" verantwortlich, von 1774
bis 1783 brachte sie die "Ephemeris" - Tabellen mit den
Positionen der verschiedenen Himmelskörper für jeden
Tag des Jahres heraus und machte fast sämtliche
Positionsberechnungen für Sonne, Mond und Planeten
selbst.
Zu ihren Ehren wurde inzwischen ein Mondkrater nach
ihr benannt.
B.P. 2005
Karoline Lukretia Herschel
(1750 – 1848)
Gegen den Widerstand der Mutter
förderte der Vater die Bildung auch
seiner Töchter.
Neben den Arbeiten für ihren Bruder Wilhelm (inklusive
Haushalt) fand sie noch Zeit für eigene Beobachtungen,
so der „First Lady‘s Comet“ am 1.8.1786, und Veröffentlichungen.
Daraufhin erhielt auch sie ein königliches Gehalt und
gab ihre Karriere als Sängerin auf.
Gold Medal and Honorary Membership
of the Royal Astronomical Society
Nach dem Tode Wilhelms 1822 kehrte sie nach
Hannover zurück. Als ihr Neffe John sie vor der
Caroline Herschel taking notes as her brother William observes.
Reise ans Kap besuchte, sagte sie: „Wäre ich
This engraving by P. Fouché was meant to illustrate the pair on
20 Jahre jünger, käme ich mit!“
March 13, 1781, the night William discovered Uranus.
B.P. 2005
„Designed by a Lady“
1825 erschien in London „Urania‘s Mirror“, 32 Karten mit
dem nördlichen Sternhimmel, begleitet von einer Einführung
in die Astronomie von J. Aspin.
Die Karten basieren auf J.E. Bodes „Vorstellung der Gestirne“
und „Uranographia“. In der Einleitung werden die Karten
einer „young Lady“ zugeschrieben.
Und seit fast 2 Jahrhunderten versucht man herauszufinden,
wer diese junge Dame denn war. Selbst die damals schon
75jährige Karoline Herschel geriet in Verdacht, wie auch die
in der Himmelsmechanik arbeitende Mary Somerville.
P.D. Hingley, Archivar der Royal Astronomical Society, fand eine
Notiz über die Aufnahme von Reverend Richard Rouse Bloxam,
D.D., in die Gesellschaft 1830, worin er als Autor von "Urania's
Mirror" genannt wird.
Außer dass Bloxam (ca.1765-1840) bis 1828 Lehrer an der Schule
in Rugby war ist wenig über sein Leben bekannt, insbesondere
sind keine Publikationen unter seinem Namen überliefert.
„Atelier Typographique“
Catherine Tennant
The Box of Stars : A Practical Guide
to the Mythology of the Night Sky
„Urania's Mirror, a 170-year old mystery solved?“
Journal of the British Astronomical Association
JBAA 104 (1994) 238
Gab es noch eine „Urania‘s Mirror“ oder war die „young Lady“ ein Werbetrick?
B.P. 2005
http://www.kernchemie.uni-mainz.de/~pfeiffer/aag/cetus.htm
Hofrätin Wilhelmine von Witte (1777 – 1854)
Minna Mädler, geb. von Witte (1804 – 1891)
Wilhelmine war eine Autodidaktin aus Hannover. Sie beobachtete den Mond aus einem eigenem
Observatorium mit drehbarer Kuppel und bestimmte Höhen und Tiefen aus der Länge der
Schatten. Da ihr die damaligen Mondkarten nicht anschaulich genug waren, fertigte sie nach
den Karten von Johann Heinrich Mädler einen Mondglobus mit überhöhten Reliefs.
1839 stellte sie den Globus in Pyrmont bei einem Treffen der Naturforscher vor. Mädler war nicht
nur sehr angetan von dem Globus, sondern heiratete auch gleich die mitgereiste Tochter Minna.
Minna ist bis heute als Dichterin bekannt. Doch hatte sie auch eine Ausbildung als Astronomin
erhalten. In Dorpat assistierte sie ihrem Mann bei den Beobachtungen. Ihr Salon war der Ort des
Austauschs unter den Professoren an der Universität.
http://www.uni-potsdam.de/u/romanistik/humboldt/frames/inh58_2.htm
Der Globus der Frau Witte befindet sich im
Archiv des Museums am Hohen Ufer in
Hannover. Man konnte mir kein Bild geben.
Er könnte demjenigen im Heimatmuseum
Wiesbaden-Naurod gleichen, den Dietz für
v. Lade 1897 anfertigte.
Mädler
Gutenberg
In Mädler/Beer „Mappa Selenographica“
von 1837 wird auch ein Mondkrater nach
Gutenberg benannt.
Nicht allzuweit entfernt vom Krater
„Mädler“.
B.P. 2005
http://www.kernchemie.uni-mainz.de/~pfeiffer/cragut.html
Aufnahme von Dr. O. Nickel
Dr. h.c. Sophie Germain (1776-1831)
Alias Monsieur LeBlanc
Sie studierte mit Vorlesungsmitschriften der „Ecole Polytechnique“.
Kontakt zu anderen Gelehrten konnte sie nur schriftlich aufnehmen,
indem sie sich als M. LeBlanc ausgab.
Sie (alias LeBlanc) korrespondierte z.B. seit 1804 mit Carl Friedrich
Gauss. Bei der Belagerung Braunschweigs 1806 war er überrascht,
als der napoleonische General Pernety ihm eröffnete, dass Mlle. Germain ihn gebeten habe,
Gauss zu beschützen, damit es ihm nicht so ergehe wie Archimedes.
Neben Himmelsmechanik arbeitete sie auch lange über die Chladnischen Klangfiguren. Ihre Beiträge zur Theorie der Elastizität wurden teilweise von der Académie preisgekrönt.
Ihre wesentlichen Arbeiten sind auf dem Gebiet der Zahlentheorie. Germains Theorem war für 100
Jahre der einzige Beitrag zu „Fermats letztem Theorem“, was sehr viel später (1994) Andrew Wiles
bei seinem Beweis half.
Ihr Hauptproblem war die wissenschaftliche Isolation. Insbesondere als unverheiratete Frau hatte
sie kaum Möglichkeiten zu persönlichen Kontakten mit Gelehrten. Man(n) traf sich in der „Académie“
oder im Kaffeehaus, zu beiden hatte Sophie keinen Zutritt. Die Preisfragen der Akademie wurden
schriftlich abgewickelt. Als sie der Sekretär zu unpersönlich für eine Verleihung einlud, blieb sie der
Ehrung fern, zum Bedauern der Männer, die sich schon auf das „Spektakel“ freuten.
Lehrbuch mit Aussage über Stabilität von Orbitalen und Einfluss von Störungen war eine Anregung für den
jungen John C. Adams zu seinen Berechnungen der Störung des Uranus. Eine weitere Inspiration folgt auf der
nächsten Folie.
B.P. 2005
Gauß bewog einige Monate nach dem Tod von Sophie die Göttinger Universität,
ihr den Ehrendoktortitel zu verleihen.
Mary Somerville (1780 – 1872)
Sie wurde berühmt durch ihre Abhandlung über Laplaces „Mécanique Céleste“.
J.C. Adams sagte ihr, dass ihre Annahme, die Bahnabweichungen des Uranus könnten von
einem unbekannten Planeten verursacht sein, ihn zu seinen Rechnungen anregten.
Da Frauen nicht in wissenschaftliche
Gesellschaften aufgenommen wurden,
erhielt sie (mit Karoline Herschel) die
Honorary Fellowship of the
Royal Astronomical Society.
Da ihr Ehemann Mitglied war, hatte sie
schon zuvor Zugang zu den Sitzungen
und die Möglichkeit zum Kontakt mit
den Gelehrten in London (und auch in
Paris). Ganz im Gegensatz zur ledigen
Sophie Germain.
Mary Fairfax Somerville
(The frontispiece of her book,
On Molecular and Microscopic Science)
B.P. 2005
Mary Somerville.
The connection of the physical sciences.
Philadelphia: Key and Biddle, 1834
Ein neugegründetes College für Frauen in Oxford
wurde 1878 nach ihr benannt.
Mary Somerville machte Ada Lovelace mit Charles Babbage bekannt.
Augusta Ada King, Countess of Lovelace
(1815 – 1852)
Modell der „CPU“ der nie gebauten
Analytical Engine
Kommentierte Übersetzung von
Luigi Federico Manabreas (1809-1896):
„Notions sur la machine analytique
de Charles Babbage“
... elaborations on the points made by Menabrea,
together with some complicated programs of her
own, the most complex of these being one to
calculate the sequence of Bernoulli numbers.
B.P. 2005
B0 = 1
Bernoulli numbers
Charles Babbage (1791-1871)
Maria Mitchell
(1818 - 1889)
1847 entdeckte sie einen neuen Kometen und wurde dafür mit der
Goldmedaille des dänischen Königs ausgezeichnet. Sie galt seitdem
als führende Astronomin in Amerika und wurde 1848 in die
"American Academy of Arts and Science" und 1850
in die "American Association for the Advancement of Science" gewählt.
Ab 1849 arbeitete sie für den "American Ephemeris and Nautical Almanac"
und die Küstenwache. Sie berechnete u.a. die Positionen der Venus.
1861 wurde sie Professorin am Vassar College, dem ersten für Frauen. Sie lehrte Astronomie und war
Direktorin des Observatoriums.
Mitchell mit ihren Studentinnen vor dem Observatorium
Ihre Nachfolgerin Mary Withney (1847-1921) hatte am Vassar College und in Zürich studiert.
Sie arbeitete auf dem Gebiet der Kometen, Asteroide und Doppelsterne. 1899 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der „American Astronomical Society“.
B.P. 2005
Camille Flammarion (1842-1925)
Sylvie Petiaux (1837-1919)
Gabrielle Renaudot (1877-1962)
Camille Flammarion war ein begnadeter
Popularisierer, sowohl der Astronomie als
auch der Meteorologie. Immer voll eingebunden in seine Arbeiten waren seine Ehefrauen (Gabrielle ab 1919). Die von ihm 1887
gegründete „Société Astronomique de France”
wurde nach seinem Tod von Gabrielle geleitet.
Allen bekannt sein dürfte der
Holzschnitt rechts. Er ist zwar
auf mittelalterlich gemacht,
doch stammt er von
Flammarion.
1879
B.P. 2005
Frauen als „Computer“
1887 beschlossen 18 Observatorien eine Himmelsdurchmusterung mit Hilfe der neuen Astrophotographie durchzuführen: Projekt „La Carte du Ciel“.
Es sollten die Positionen von 100 Millionen Objekten erfasst werden.
Für die Routinearbeiten (Ausmessen der Photoplatten, Berechnung der Positionen) setzte
man Frauen ein. Der Vatikan griff auf Nonnen zurück, die anderen zahlten geringe Gehälter.
In Paris waren 35, in Melbourne 33, in Helsinki 19, usw. Frauen am Werk.
Les „calculatrices“ à Toulouse.
Right, observator Georg Dreijer inspecting a photographic plate;
left, Nanny Helin doing computations. (Helsinki, around 1904).
Nach 60 Jahren wurden die Arbeiten unvollendet eingestellt. Zwischendurch war die „moderne“ Astrophysik
von den nicht beteiligten Observatorien (z.B. in den USA) in Beschlag genommen worden.
B.P. 2005
Pickerings „Harem“
Amerikanische Observatorien beteiligten sich nicht am Projekt „Carte du Ciel“, da man in den
USA sich der Astrophysik zugewandt hatte.
Die Witwe des Medizinprofessors und „Amateur“astronomen Henry Draper stiftete Geld zur
Erstellung eines Sternkatalogs mit Spektraltypen. E.C. Pickering vom Harvard College Observatory wollte mit dem Geld möglichst viele Astronomen anstellen, deshalb bot er die Arbeit Frauen
an, die für gleiche Arbeit weniger Lohn erhielten.
Einige der jungen Damen konnten dann akademische Karrieren einschlagen:
Williamina P. Fleming
Henrietta S. Leavitt
Annie J. Cannon
Antonia Maury
Pickering mit seiner „Mannschaft“ 1912
B.P. 2005
Henrietta Swan Leavitt
(1868 – 1921)
P-L-Relation der Cepheiden
B.P. 2005
Das Observatory hatte eine Außenstelle in Peru mit Blick
auf die Magellanschen Wolken. Die Photoplatten wurden
dann in den USA von den Damen ausgewertet. Leavitt
katalogisierte veränderliche Sterne in den Magellanschen
Wolken und veröffentlichte 1908 eine Liste mit 1777 Sternen.
Bei etwa 2 Dutzend stellte sie eine Beziehung zwischen
Leuchtkraftunterschied und Periode fest:
Haben neidische Männer Henrietta den Ruhm gestohlen?
Vor etwa 2 Jahren wandte sich eine Journalistin, die einen Artikel über Leavitt schrieb, an die Historiker in
der „Vereinigung der Sternfreunde“ mit der Bitte um Unterstützung bei der Literatursuche und gegenlesen
der astronomischen Aussagen. Von den USA aus versuchte ich zu helfen, Zugang zum Internet hatte ich
während der Nachtschichten.
Allerdings gelang es mir nur mit großem Aufwand,
die ursprüngliche Veröffentlichung zu finden, da
sie damals nur unter Pickering in den Datenbanken aufgelistet war.
Dass man die P-L-Relation zu Entfernungsbestimmungen anwenden könnte, wird nur nebenbei erwähnt. Ich konnte keinen Hinweis finden, dass am
Harvard Observatory darauf gearbeitet wurde,
weder von Frauen noch von Männern. Die
Aussage der Journalistin, die männlichen Kollegen
hätten ihr die Sache aus der Hand genommen, erscheint mir daher sehr fraglich.
Das Problem war (und ist bis heute) die Kalibration
mit Cepheiden bekannter Entfernung. Hertzsprung
verschob irgendwie ein Komma und diskreditierte das
Verfahren. Shapley verwandte die Entfernung zu den
Hyaden, allerdings mit fragwürdigen Methoden.
Er vermass Kugelsternhaufen und vermutete das
Galaktische Zentrum in Richtung SAGITTARIUS.
B.P. 2005
PASP 30, 42 (1918)
Dieser Artikel gibt einen Vortrag wieder. In der Referenzliste fehlt Leavitt. Im Text erwähnt Shapley die „allen
bekannten Arbeiten von Frau Leavitt“.
The Scale of the Universe
William Ellery Hale Foundation,
Washington, 26.4.1920
(„Die große Debatte“)
Harlow Shapley
Bulletin of the National Research Council 2,
pp. 171 – 217 (1921)
H. Shapley:
• Milchstrasse ca. 300.000 LJ
• Sonnensystem ca. 50.000 LJ vom
Zentrum entfernt
• Spiralnebel Teil der Milchstrasse
Heber D. Curtis
H.D. Curtis:
• Milchstrasse kleiner als 30.000 LJ
• Sonne im Zentrum
• Spiralnebel extragalaktisch
• Universum 10 – 100 Millionen LJ
http://antwrp.gsfc.nasa.gov/htmltest/gifcity/cs_nrc.html
Die Arbeit Leavitts ermöglichte es zu erkennen, dass die Milchstrasse nur eine unter
Myriaden von Galaxien ist und dass das All wahrlich eine enorme Ausdehnung hat.
Ob sie bei der „Grossen Debatte“ anwesend war, konnte ich nicht herausfinden.
Vielleicht verhinderte dass ihr Gesundheitszustand, sie verstarb 1921.
B.P. 2005
Siehe Vortrag 19.4.05: „Über Größen und Entfernungen“
http://www.staff.uni-mainz.de/bpfeiffe/vhs05-ld-w.pdf
Cecilia Payne-Gaposchkin
(1900 – 1979)
Sie arbeitete für ihre Doktorarbeit an der Harvard University, doch die Arbeit
„Stellar Atmospheres, A Contribution to the Observational Study of High Temperature
in the Reversing Layers of Stars“, die als eine der besten Doktorarbeiten in der Astornomie gilt,
musste sie 1925 an der „Frauenuniversität“ Radcliffe einreichen.
Später wurde sie zur ersten Vollprofessorin an der Harvard University.
B.P. 2005
Mileva Einstein-Marić (1875 – 1948)
"Wie glücklich bin ich, dass ich in Dir eine
ebenbürtige Kreatur gefunden habe, die gleich
kräftig und selbständig ist wie ich selbst!
Außer mit Dir bin ich mit allen allein."
(Albert Einstein an Mileva Maric, 3. Oktober 1900).
In einem Brief vom 27. März 1901 schreibt Einstein an Mileva:
"Wie stolz und glücklich werde ich sein, wenn wir beide
zusammen unsere Arbeit über die Relativbewegung siegreich
zu Ende geführt haben. Wenn ich so andre Leute sehe,
da kommt mir's so recht, was an Dir ist!"
B.P. 2005
Marie Curie-Sklodowska (1867-1934)
1. 1. Frau, die einen Nobelpreis erhielt: 1903 in Physik
2. Eine der wenigen Menschen mit 2 Preisen: 1911 in Chemie
Sie kam aus dem damals
russischen Warschau nach
Paris, da man in ihrer Heimat
als Frau keinen Zugang zu
Universitäten hatte.
Prix Nobel de physique remis à Pierre et Marie Curie en décembre 1903.
Ce prix, décerné conjointement à eux et à Henri Becquerel, récompense
la découverte de la radioactivité et l'étude du rayonnement qui l'accompagne
B.P. 2005
Dr.-Ing. Ida Noddack-Tacke
Ida Noddack, geborene Tacke
deutsche Chemikerin
geboren am 25. Februar 1896
auf Haus Wohlgemuth bei Lackhausen
gestorben am 24. September 1978
in Bad Neuenahr
Ida Noddack studierte als eine der ersten Frauen in Deutschland seit 1915 Chemie in Berlin. Zusammen mit
ihrem Ehemann Professor Dr. Walter Noddack (1893–1960) entdeckte sie 1929 die chemischen Elemente
Rhenium und Masurium.
Großes Aufsehen erregte 1934 Idas These, dass Urankerne bei Neutronenbeschuss in größere Bruchstücke
zerfallen können. Vier Jahre später glückte die Kernspaltung.
Das Forscherehepaar Noddack wurde durch seine „Allgegenwartstheorie“ der chemischen Elemente von
1936 zum Mitbegründer der Geochemie.
Durch ihre Untersuchungen von Meteoriten gehört Ida Noddack auch zu den Initiatoren der Kosmochemie.
Aus aktuellem Anlass:
Idas Arbeiten zur Kosmochemie in Berlin wurden nach dem Krieg in der Abteilung
für Kosmochemie des MPI für Chemie in Mainz erfolgreich fortgeführt,
bis zur Schließung mit dem heutigen Tag.
Über neuere Entwicklungen zur Kontroverse um Masurium (heute Technetium)
http://www.hypatiamaze.org/ida/tacke.html
B.P. 2005
Lise Meitner (1878 – 1968)
1906 war sie war die zweite Frau, die promovierte. Sie wirkte von 1912 bis 1938 am
Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem.
Trotz jahrelangem Bemühen gelang es
nicht, für Meitner einen Nobelpreis zu
erhalten. Jedoch wurden alle drei 1966
als erste Nichtamerikaner von Präsident
Johnson mit der Enrico-Fermi-Medaille
ausgezeichnet.
Mainz, 9.7.1956
L. Meitner, O.R. Frisch, Nature 143 (1939) 239-240
B.P. 2005
Ehrungen
Gerade im Fall Hahn – Meitner wird heute oft gesagt, dass Frauen bei wissenschaftlichen
Ehrungen benachteiligt werden, dass sie auch einen Nobelpreis verdient hätte.
Doch gerade Nobelpreise sind so eine Sache.
July 1971, Fowler‘s 60th birthday
Diese 4 Wissenschaftler sind Autoren der so genannten „Bibel“ der Nukleosynthese. Den Nobelpreis dafür
erhielt nur einer.
Alle vier erhielten die angesehene Bruce Medaille
der „Astronomical Society of the Pacific“
Diese Auszeichnung wird seit 1898 vergeben. Mir fielen nur
vier Frauen darunter auf:
1957: Ira S. Bowen
1982: E.M. Burbidge
1990: Charlotte E.M. Sitterly
2003: Vera C. Rubin
B.P. 2005
Kein Schlusspunkt
Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts haben Frauen zumindest in den meisten
„westlichen“ Gesellschaften Zugang zu den höheren Lehranstalten.
Frauen müssen damit nicht mehr im stillen Kämmerlein Selbststudium betreiben,
Hauslehrer anstellen, ihre Werke durch Männer veröffentlichen lassen, sich
als Männer ausgeben und sogar verkleiden, usw.
Ich will daher den kurzen Überblick zu diesem Zeitpunkt beenden.
Das soll keine Missachtung der vielen Kolleginnen sein, die in den
letzten 100 Jahren hervorragende Arbeit leisteten
und bis heute erbringen.
Und leider findet man in der Literatur auch kaum eine Erwähnung der vielen
engagierten und kompetenten Amateurastronominnen.
Und man sollte auch nicht die Lebensgefährten/innen der Astronomen vergessen,
die oft wenig von ihren Liebsten zu sehen bekommen.
B.P. 2005
Mit Frauen-Power zum Mars?
Nachtrag zum Vortrag „Star Trek – Reisen durch Raum und Zeit“
von Jörg Schuster am 10.05.05
Lichtbogentriebwerk:
30.000 Grad heißer Treibstoff
Laut Homepage des IRS
handelt es sich bei dem
oben abgebildeten Antrieb
um ein mit Argon betriebenes MPD.
Raketengleichung:
Hohe Gasgeschwindigkeit und
hohes Verhältnis Start- zu Endmasse bedeuten hohe Geschwindigkeit
Der Referent hatte auch die Lichtbogentriebwerke vorgestellt. Am 21.5.05 berichtete Spiegel On-Line von
einer meist weiblichen Forschergruppe am „Institut für
Raumfahrtsysteme“ (IRS) an der Univ. Stuttgart.
Forscherin mit Triebwerk: Zum Mars in 15 Jahren?
Die Gruppe um Prof. Monika Auweter-Kurtz, stellvertretende Leiterin des IRS, entwickelt und testet thermische
Lichtbogentriebwerke und auch Magnetoplasmadynamische Triebwerke - so genannte MPD-Antriebe – für
künftige Flüge zu Mond und Mars. Das 100 kW-Modell rechts oben ist nur 30 cm lang.
2009 sollen die Triebwerke einen Institutssatelliten zum Mond befördern.
B.P. 2005
http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltraum/0,1518,356730,00.html
Nächster Vortrag
Dienstag 7. Juni 2005 um 19:30
Ergebnisse der
Mars-Missionen
Dr. Ulrich Rieth
OPPORTUNITY
Astronomische Arbeitsgemeinschaft Mainz
3d Bild von Olympus Mons
HRSC auf MARS EXPRESS
Aufnahmen von Mars Global Surveyor
Mars Express
Mars Express
Mars Odyssey
Mars Odyssey
Volkshochschule Mainz: Besondere astronomische Themen
VHS-Sternwarte im Turm der Anne-Frank-Schule 07.06.2005 19:30